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Taliban-Experte

«Der IS mobilisiert international, die Taliban bei den Stämmen»

Nach dem Massaker von Peschawar sagt der deutsche Taliban-Experte Christian Wagner, dass es einen Konkurrenzkampf zwischen Taliban-Gruppen gibt. Ein Teile fühlen sich dem IS hingezogen.

Führende Taliban waren neidisch auf die Erfolge der Terrormiliz «Islamischer Staat». War der Angriff auf eine Schule in Peschawar eine Verzweiflungstat, um der Welt zu zeigen: «Wir sind auch noch da! Und wir sind auch grausam!»?

Wie gross sind die Taliban-internen Grabenkämpfe?

Es gibt einen ideologischen Konkurrenzkampf, der direkt mit dem Erstarken des IS in Syrien und im Irak zusammenhängt: Der IS führt seinen Kampf gegen die Schiiten. Die pakistanischen Taliban richten ihre Angriffe in erster Linie gegen den pakistanischen Staat und nicht unbedingt gegen die schiitische Minderheit in Pakistan. Ein paar Taliban-Splittergruppen fühlen sich aber vom IS angezogen und haben den Kampf gegen die Schiiten bereits vor längerer Zeit nach Pakistan gebracht.

Der Angriff auf die Schule war äusserst brutal. Dient die damit erzeugte Aufmerksamkeit wie beim IS der Rekrutierung neuer Kämpfer?

Das scheint eher eine Spezialität des IS. Der Angriff auf die Schule in Peschawar wurde von den Kämpfern nicht medial begleitet. Bisher tauchten noch keine inszenierten Internet-Videos davon auf. Der IS mobilisiert international. Das steht bei den Taliban nicht im Vordergrund. Sie rekrutieren bei den eigenen Stämmen. Die Bevölkerung in den traditionellen Stammesgebieten verfügt über keinen Zugang zum Internet.

Wie finanzieren sich die Taliban in Pakistan?

Bislang hat man sich vor allem aus lokalen Geldtöpfen bedient. Früher wurden auch Geldquellen aus der Golfregion angezapft. Das könnte sich mit dem grossen Finanzierungsbedarf des IS zulasten der Taliban in Pakistan verändert haben. Auch Schmuggel, Entführungen und Lösegeld-Erpressungen sind wichtige Geldquellen.