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Nach langen Spekulationen

Dalai Lama verkündet: Stiftung in der Schweiz soll seine Nachfolge bestimmen

Kurz vor seinem 90. Geburtstag am kommenden Sonntag hat der aktuelle Dalai Lama bekannt gegeben, dass er nicht der Letzte sein wird. Es soll eine Nachfolge geben. Die Suche danach obliegt einer Stiftung mit Sitz im Kanton Zürich.
Anlässlich der Feierlichkeiten zu seinem 90. Geburtstag gab der Dalai Lama bekannt, dass es eine Nachfolge geben wird.
Bild: Ashwini Bhatia

Der Dalai Lama will nicht das letzte geistliche Oberhaupt der Tibeter sein. Am Mittwoch kündigte der Dalai Lama an, dass die jahrhundertealte tibetisch-buddhistische Institution auch nach seinem Tod weiterbestehen werde. Damit beendete der religiöse Führer jahrelange Spekulationen, die begannen, als er andeutete, dass er die letzte Person sein könnte, die diese Rolle innehat.

Jetzt sagte das mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete spirituelle Oberhaupt in einer aufgezeichneten Erklärung anlässlich der Gebetsfeiern zu seinem 90. Geburtstag am Sonntag, «die Institution des Dalai Lama wird fortbestehen». Die Suche nach einem zukünftigen Dalai Lama sollte «in Übereinstimmung mit der vergangenen Tradition» erfolgen.

Dalai-Lama-Stiftung mit Sitz in Zürich soll Nachfolge bestimmen

Der Dalai Lama betonte, der Prozess, seine Reinkarnation und damit seinen Nachfolger zu finden und anzuerkennen, obliege allein der Stiftung Gaden Phodrang - einer von ihm 2015 gegründeten gemeinnützigen Organisation, die sich um die Angelegenheiten des spirituellen Führers und des Instituts des Dalai Lama kümmert. «Niemand sonst hat die Befugnis, sich in diese Angelegenheit einzumischen», betonte er.

Gaden Phodrang Foundation
Die Stiftung Gaden Phodrang Foundation of the Dalai Lama wurde von Tenzin Gyatso, dem 14. Dalai Lama von Tibet, im Jahr 2015 gegründet und hat ihren Sitz im Kanton Zürich. Sie wurde errichtet, um die Tradition und Institution des Dalai Lama im Hinblick auf die religiösen und spirituellen Aufgaben des Dalai Lama zu erhalten und zu unterstützen.
Die Stiftung wird von einem Stiftungsrat geleitet, dem der 14. Dalai Lama vorsteht.

Der Dalai Lama hat darauf bestanden, dass sein Nachfolger ausserhalb Chinas wiedergeboren werden soll. Peking, das ihn als Separatisten betrachtet, hat erklärt, es sei allein befugt, zu bestimmen, wer die Reinkarnation des Dalai Lama ist.

Der Präsident der tibetischen Exilregierung, Penpa Tsering, begrüsste die Entscheidung des Dalai Lama und warnte China, sich in die Suche nach einem Nachfolger einzumischen. «Wir würden das niemals akzeptieren», sagte er. Die meisten tibetischen Buddhisten, sowohl in Tibet als auch im Exil, lehnen die strenge Kontrolle Chinas über Tibet ab.

China protestiert gegen Ankündigung

Kritik und Widerspruch nach der Ankündigung des Dalai Lamas kamen umgehend aus China. Eine Sprecherin des Pekinger Aussenministeriums bekräftigte, dass nur die chinesische Regierung das Recht habe, über die Reinkarnation des Dalai Lama zu entscheiden. Die Auswahl müsse in China erfolgen. China betrachtet den im indischen Exil lebenden Dalai Lama bis heute als Separatisten.

Die tibetischen Buddhisten glauben, dass der Dalai Lama den Körper wählen kann, in den er reinkarniert wird, was seit der Gründung der Institution im Jahr 1587 bereits 14 Mal geschehen ist. Die Suche nach der Reinkarnation beginnt erst nach dem Tod des Amtsinhabers. In der Vergangenheit wurde der Nachfolger von hochrangigen Mönchsschülern auf der Grundlage spiritueller Zeichen und Visionen bestimmt. Es kann mehrere Jahre dauern, bis der nächste Dalai Lama als Baby identifiziert und auf die Übernahme der Führung vorbereitet ist.

Tenzin Gyatso wurde 1940 zur 14. Reinkarnation des Dalai Lama erklärt. Er floh aus Tibet, als chinesische Truppen 1959 einen Aufstand in der tibetischen Hauptstadt Lhasa niederschlugen, und lebt seitdem im indischen Exil in Dharamshala. (dpa/ala)