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Energie

«Da haben wir gemerkt, wir müssen etwas machen»: Windbefürworter schliessen sich schweizweit zusammen

Acht Kantonalsektionen gibt es bereits, weitere acht stehen in Gründung: Pro Wind will eine Bürgerbewegung sein, die sich für Windkraftanlagen einsetzt. 
An ihnen scheiden sich die Geister: Windräder haben in der Schweiz einen schweren Stand.
Bild: Bild: zvg

«Wir schiessen wie Pilze aus dem Boden», sagt Stefan Mischler in den Hörer und lacht. Der Thurgauer ist Präsident eines kantonalen Vereins Pro Wind – und tatsächlich: Solche werden derzeit am Laufmeter gegründet. Zuerst in Neuenburg, das war im Juni 2022. Darauf folgten die Ostschweiz, Bern, die Waadt. Die letzte Gründung datiert von Anfang Februar: Vor zwei Wochen schlossen sich in Sursee 75 Personen zu Pro Wind Luzern zusammen – inzwischen zählt der Verein bereits über 200 Mitglieder.

«Ich weiss von acht kantonalen Vereinen, die derzeit in Gründung stehen», sagt Mischler und zählt auf: «Schaffhausen, die beiden Basel, das Glarnerland, Aargau, Jura, Freiburg, Genf und Graubünden.» In diesen Tagen soll die Medienmitteilung verschickt werden, dass sich die einzelnen Sektionen zur nationalen Dachorganisation Pro Wind Schweiz zusammenschliessen. Aber was treibt sie an?

«Im Kanton Luzern haben wir beobachtet, dass bei jedem neuen Windprojekt immer die gleiche Gegnerschaft aufmarschiert», sagt der dortige Präsident Josef Schuler. Die Rede ist von Freie Landschaft Schweiz, einer sehr erfolgreichen Bewegung bei der Bekämpfung neuer Windkraftanlagen. Pro Wind will das Gegengewicht dazu sein: eine Bürgerbewegung ohne direkten Bezug zu einzelnen Windprojekten. Der Verein finanziert sich über Spenden – würde aber Zuwendungen auch von Energieversorgungsunternehmen nicht ablehnen.

Vertreter aller Parteifarben

Auffällig an den Windbefürwortern ist ihre Überparteilichkeit. Im Luzerner Ableger engagieren sich gemäss Schuler – selber SP-Kantonsrat –Politikerinnen und Politiker aller Couleur, von Grünen bis SVPlern. Ähnlich sieht es auch im Thurgau aus: Im Vorstand finden sich Vertreter der Mitte, Grünliberale, sogar der WWF und Pro Natura.

Abgrenzen möchte sich Pro Wind auch von Suisse-Eole, dem Branchenverband der Windenergiewirtschaft. Dessen Vizepräsidentin, Mitte-Nationalrätin Priska Wismer, freut sich über die neue Bewegung: «Ich unterstütze den Verein ideell, bin aber weder im Vorstand noch sonst in einer Funktion tätig.»

Die Häufung der Vereinsgründungen ist kein Zufall. Windenergie wird derzeit heiss diskutiert, zahlreiche Projekte gehen in den nächsten Monaten und Jahren an den Start. Für Schuler ausschlaggebend war aber auch die nahende Abstimmung über das Stromgesetz. Das Referendum gegen das als Mantelerlass bekannt gewordene Strom-Paket wurde ebenfalls von Wind-Gegnern angeführt: «Da merkten wir: Jetzt müssen wir vorwärtsmachen», sagt Schuler.