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Deutschland

Offenbar Burnout: Deutscher Altkanzler Gerhard Schröder im Spital

Laut seinem Anwalt leidet der Sozialdemokrat unter Erschöpfung und Gedächtnisproblemen. Befragungen zu seiner Rolle als Lobbyist russischer Energiekonzerne könne sich Schröder «in absehbarer Zeit» nicht stellen.
Gerhard Schröder, hier im Oktober 2023 in Berlin.
Bild: Gregor Fischer/AP

Der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder befindet sich wegen eines Burnouts in Behandlung. Wie sein Rechtsanwalt am Dienstag bestätigte, hat sich Schröder in ein Spital begeben.

Über seinen Gesundheitszustand hatte es zuvor Spekulationen gegeben: Mitte Januar hatte der Sozialdemokrat, der Deutschland von 1998 bis 2005 regierte, einen Termin in einem Untersuchungsausschuss des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern abgesagt. Er hätte dort zum Bau der Pipeline Nord Stream 2 befragt werden sollen, durch die russisches Gas nach Deutschland hätte fliessen sollen. Schröder ist Verwaltungsratspräsident der Nord Stream 2 AG, die ihren Sitz im zugerischen Steinhausen hat.

Wie die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf Schröders Anwalt berichtet, bescheinigt ihm sein behandelnder Arzt ein «typisches Burnout-Syndrom mit dem Zeichen einer tiefgreifenden Erschöpfung und stark ausgeprägtem Energiemangel». Ausserdem leide der 80-Jährige an «Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten sowie Schlafstörungen». In absehbarer Zeit sei Schröder nicht in der Lage, sich einer Befragung durch einen Untersuchungsausschuss zu stellen. Sein Anwalt bat darum, die Privatsphäre seines Mandanten zu respektieren.

Der Altkanzler ist seit seinem Ausscheiden aus dem Amt als Lobbyist für russische Energiekonzerne tätig. Dafür steht er in Deutschland seit Jahren in der Kritik; seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 gilt er in weiten Teilen der Öffentlichkeit als Persona non grata.

Schröder, der den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Freund bezeichnet, weigerte sich lange, sich von diesem öffentlich zu distanzieren. Einige Wochen nach Kriegsausbruch flog er nach Moskau, angeblich, um einen Friedensschluss zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln. Dieser Versuch blieb allerdings ohne greifbares Ergebnis.

Seine Partei, die SPD, hat ein Ausschlussverfahren gegen Schröder angestrengt, das allerdings im Sande verlief: Im Mai 2023 bestätigte die Bundesschiedskommission der Partei Entscheide früherer Instanzen, wonach Schröder Sozialdemokrat bleiben darf. (hfm)