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Tschetschenien

Blutiger Rebellenangriff auf Parlament erschüttert Tschetschenien

Ein Angriff auf das tschetschenische Parlament in Grosny hat am Dienstag die russische Kaukasusrepublik erschüttert. Rebellen töteten drei Menschen und nahmen mehrere Abgeordnete als Geiseln. Darauf stürmten Spezialkräfte das Gebäude und töteten die bis zu vier Angreifer.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur ITAR-TASS waren die islamistischen Rebellen am frühen Morgen in einem Fahrzeug dem Auto eines Abgeordneten gefolgt und hatten so die Sicherheitssperren um das Parlamentsgebäude durchbrochen.

Beim folgenden Angriff wurden nach Angaben der Ermittler ein Parlamentsmitarbeiter sowie zwei Polizisten getötet, die als Wachleute im Einsatz waren. Zudem seien 17 Menschen verletzt worden.

Unter der persönlichen Leitung von Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow stürmten schliesslich Spezialeinheiten das Gebäude. Dabei kamen nach unterschiedlichen Angaben drei bis vier Rebellen ums Leben. Sie wurden entweder erschossen oder sprengten sich selber in die Luft.

Fast zeitgleich mit dem Überfall griff eine zweite Gruppe Aufständischer das Landwirtschaftsministerium an, das im selben Gebäudekomplex wie das Parlament untergebracht ist. Auch dort kam es zu einem Feuergefecht mit Sicherheitskräften.

"Alle Abgeordneten sind am Leben und wurden aus dem Parlamentsgebäude in Sicherheit gebracht", sagte Kadyrow nach Ende des Einsatzes der Nachrichtenagentur Interfax.

Erfolg oder Ohrfeige?

Der russische Präsident Dmitri Medwedew wurde im französischen Deauville über den Angriff informiert, wo er sich mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel traf.

Russlands Innenminister Raschid Nurgalijew, der sich am Dienstag in Grosny aufhielt, bezeichnete den Einsatz der Spezialkräfte gegen die Rebellen als Erfolg. Tschetschenien sei trotz des jüngsten Angriffs "stabil und sicher". Die Rebellen seien "wie immer" gescheitert, sagte er bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen im tschetschenischen Innenministerium.

Der Kaukasus-Experte Alexej Malaschenko vom Carnegie-Institut in Moskau bezeichnete die Ereignisse vom Dienstag jedoch als "Ohrfeige" für die russische Regierung. Der Krieg in Tschetschenien sei noch nicht beendet.