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Bundesrat

Jurassische Regierung rührt die Werbetrommel für Baume-Schneider: «Sie kann den Röstigraben verkleinern»

Der Jura war noch nie im Bundesrat vertreten. Für die fünfköpfige Kantonsregierung ist es höchste Zeit, dass sich dies ändert. Sie stellt sich öffentlich hinter SP-Kandidatin Elisabeth Baume-Schneider.

Der Kanton steht hinter ihr: Die jurassische Bundesratskandidatin Elisabeth Baume-Schneider.
Bild: Bild: Peter Schneider / Keystone

Das Communiqué der jurassischen Kantonsregierung zur Bundesratskandidatur von Elisabeth Baume-Schneider liest sich wie ein Werbespot: Die SP-Ständerätin aus dem Jura weise eine «reichhaltige politische und berufliche Laufbahn» auf. Ihre «grossen Kompetenzen und Qualitäten» seien über die Parteigrenzen hinweg anerkannt. Bereits letzten Freitag tat die jurassische Exekutive mit diesen Worten ihre Unterstützung für Baume-Schneider kund – nur wenige Minuten, nachdem die 58-Jährige ihre Kandidatur angekündigt hatte.

Dass sich eine komplette Kantonsregierung öffentlich hinter eine Bundesratskandidatin stellt, hat Seltenheitswert. Wir haben beim höchsten Jurassier David Eray nach den Gründen für das Vorgehen gefragt. Er präsidiert als Vertreter der Unabhängigen Christlich-Sozialen Partei dieses Jahr die Regierung, in der zudem zwei SP-Frauen, ein Mitte-Vertreter und ein FDP-Mann sitzen.

David Eray, Regierungspräsident des Kantons Jura.
Bild: Bild: Laurent Gillieron / Keystone

Warum rührt die Regierung des Kantons Jura die Werbetrommel für Elisabeth Baume-Schneider?

David Eray: Unser Kanton war noch nie im Bundesrat vertreten. Die aktuelle Vakanz ist ideal, um dies zu ändern. Mit Elisabeth Baume-Schneider gibt es eine Kandidatin, die alle nötigen Kompetenzen mit sich bringt. Ihre Wahl würde die jurassischen Bürgerinnen und Bürger mit grossem Stolz erfüllen. Gewissermassen wäre es die Vollendung der Souveränität, die unser Kanton im Jahr 1978 erlangt hat.

Die Voraussetzungen sind aber ungünstig. Würde eine Jurassierin gewählt, wäre die Deutschschweiz im Bundesrat in der Minderheit . Ist das nicht ein Problem?

Nein, denn das Gleichgewicht im Bundesrat wandelt sich von Wahl zu Wahl. Bereits bei der nächsten Vakanz kann sich die Vertretung der Sprachregionen wieder ändern. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass der Kanton Jura eine spezielle Rolle einnimmt. Er ist die Brücke zwischen Romandie und Deutschschweiz.

Wie meinen Sie das?

Unsere Brückenfunktion über den Röstigraben zeigt sich nur schon daran, dass wir am traditionellen Sankt-Martinsfest im November Schweinsgerichte mit Rösti essen (lacht) . Aber im Ernst: Der Kanton Jura ist sowohl in der Konferenz der Westschweizer als auch in jener der Nordwestschweizer Kantonsregierungen vertreten. In Letzterer arbeiten wir mit den Kantonen Bern, Solothurn, Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Aargau zusammen. Elisabeth Baume-Schneider hat die Nordwestschweizer Regierungskonferenz während ihrer Zeit als jurassische Erziehungsdirektorin sogar präsidiert. Zudem spricht sie perfekt Schweizerdeutsch.

Mit anderen Worten: Baume-Schneider ist in Ihren Augen gar nicht als reine Westschweizer Kandidatur zu sehen?

Genau. Elisabeth Baume-Schneider kann dank ihres Verständnisses für die verschiedenen Sprachregionen sowie ihrer Herkunft aus einer Region ohne grosse städtische Zentren den nationalen Zusammenhalt fördern und den Röstigraben verkleinern. Dies ist umso wichtiger, als dass die Schweiz aktuell mit grossen Herausforderungen konfrontiert ist, etwa der ungeklärten Beziehung zur EU und der hohen Inflation. Mehrheitsschafferinnen im Bundesrat sind da dringend nötig.