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Café Fédéral

Bern ist nicht Versailles – aber immer noch besser als Hamburg

Beim Galadiner für Emmanuel Macron in Bern zeigte der Bundesrat, was solides Schweizer Mittelmass auf der kulinarischen Ebene bedeutet.
Santé! Bundespräsident Alain Berset prostet in Bundesbern beim Galadiner dem französischen Staatschef Emmanuel Macron zu.
Bild: Bild: Peter Klaunzer / EPA, 15. 11. 2023

Als das englische Königspaar Charles und Camilla im September für einen Staatsbesuch nach Frankreich reiste, liess sich Gastgeber Emmanuel Macron nicht lumpen. 160 Gäste wurden zum grossen Diner ins Schloss Versailles geladen, darunter Promis wie Mick Jagger oder Catherine Deneuve. Aufgetischt wurden unter anderem blauer Hummer und ein in Champagner mariniertes Bressehuhn.

Das Galadiner, das der Bundesrat am Mittwoch zu Ehren von Emmanuel und Brigitte Macron ausrichtete, fiel deutlich bescheidener aus. Nur achtzig Personen waren dabei, der Hauptgang bestand aus Rindsfilet und Rösti. Das Menü hatte einige Zutaten aus der Freiburger Heimat von Bundespräsident Alain Berset zu bieten: Gruyère und Vacherin beim Käsegang, Büschelibirne und Mousse von Chocolat Villars beim Dessert.

Die Zutaten liessen sich durchaus sehen, aber auf Extravaganz hat man verzichtet. Auch beim Wein: Selbst die Grand-Cru-Editionen der drei ausgeschenkten Schweizer Weine kosten weniger als 100 Franken. Ob die Sparsamkeit daher rührt, dass das Diner im Bernerhof, dem Amtssitz der gestrengen Finanzministerin Karin Keller-Sutter stattgefunden hat?

Noch sparsamer gab sich der deutsche Kanzler Olaf Scholz, davor langjähriger Kassenwart der Bundesrepublik, als Macron und sein gesamtes Kabinett im Oktober in Hamburg eine gemeinsame Sitzung mit der deutschen Regierung abhielten: Der nüchterne Hanseate Scholz drückte Macron und seiner Ministerschar Fischbrötchen in die Hand, gegessen wurde im Stehen. Bon appétit!