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Medien

Berlusconi ante portas

Die italienische Mediengruppe Media For Europe will die deutsche TV-Gruppe ProSiebenSat.1 Media übernehmen. Und was hat dies mit der Schweiz zu tun?

«Pro7», «Sat.1» und «Kabel 1» sind Fernsehkanäle, die auch in der Schweiz ihr Publikum haben. «Germany's Next Topmodel» oder «Promi Big Brother» gehören zum beständigen Trash-Repertoire der Sender. Nun wollen Berlusconis Erben die Mehrheit der deutschen Gruppe übernehmen – was die ganze ökonomische Verzweiflung der Branche zeigt.

Silvio Berlusconi, der europäische Prototyp des Rechtspopulisten, hatte sich einst mit Hilfe seiner TV-Kanäle an die Spitze des italienischen Staates gespielt. Das Schreckgespenst Berlusconi hat zwar an Wirkung verloren. Zum einen, weil seine Erben zwar Silvios politisches Credo, nicht jedoch dessen politischen Exhibitionismus teilen. Vor allem aber, weil sich das europäische Privatfernsehen im Krebsgang befindet.

Zur Anschauung: In den vergangenen zwanzig Jahren halbierte sich die Tagesreichweite von «SF 1» auf gut 30 Prozent. In derselben Zeit sanken die Reichweiten von «Sat.1» und «Pro7» in der Deutschschweiz um zwei Drittel auf unter 10 Prozent.

Die Berlusconi-Familie kauft zu, um in der schieren Grösse Rentabilität zu finden. Viele deutsche Anleger sind zu verkaufen bereit, weil sich für einen Ausstieg kein besseres Angebot findet. Der Deutsche Journalisten Verband hat jedoch den Mahnfinger erhoben und fürchtet eine rechtspopulistische Agenda für die deutschen Sender. Sollten sich diese Kassandrarufe bestätigen, ist dies kein innerdeutsches Problem: Auch bei sinkender Bedeutung bleibt der «Pro7»-/«Sat.1»-Zuspruch in der Schweiz beachtlich.