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Sonntagspresse

Retter leiden nach Bergunglücken, neue Erkenntnisse zur CS und Gewalt in Bundesasylzentren

Notfalleinsätze für verirrte Tourengänger haben sich verfünffacht, das hat auch Folgen für die Retter, die Gewalt in Bundesasylzentren nimmt zu, während Flüchtlinge «unmenschliche» Zustände erleben und weitere Details zum CS-Debakel - die Sonntagsnews. 

Das Bergunglück im Wallis hat zu heftigen Debatten über die richtige Vorbereitung und Ausrüstung für Bergsportler geführt. Wie Zahlen zeigen, wird der «Faktor Mensch» zunehmend zur Ursache für Notfälle am Berg. So haben sogenannte Blockierungen am Berg stark zugenommen. Dabei sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, ihre Tour fortzusetzen oder umzukehren, weil sie sich verirrt haben oder feststecken.

Bergunglücke nehmen zu und haben auch Folgen für die Retter.
Bild: Bild: Keystone

Wie aus der Bergnotfallstatistik des Schweizer Alpen-Clubs hervorgeht, benötigten im Jahr 2022 deutlich mehr blockierte Personen (1008) Nothilfe als im Vergleich zum zehnjährigen Durchschnitt (607). Insbesondere auf Skitouren haben Blockierungen gegenüber den Vorjahren um mehr als das Doppelte zugenommen. Während 2020 noch 26 Touren-Notfälle verzeichnet wurden, waren es 2022 mit 122 Fällen bereits fast fünfmal so viele.

Marcel Kraaz, Ressortleiter Breitensport beim SAC und Bergführer, sieht eine Zunahme der Leistungsfähigkeit im Bergsport als mögliche Ursache für die steigende Zahl der Notfälle. «Man will alles optimieren», sagt er zu SonntagsBlick. Raphael Wellig, ein erfahrener Bergsteiger, sagt: «Man hatte früher viel grösseren Respekt vor der Natur.» Heutzutage verlasse man sich zu sehr auf die Technik – und wiege sich in vermeintlicher Sicherheit.

«Es gibt Bergretter, die irgendwann sagen: Ich kann nicht mehr»

Wenn Bergretter ausrücken, haben sie es oft mit Tragödien zu tun wie vor einer Woche beim Drama im Wallis. Das zeigt eine eine Umfrage des Verbands Alpine Rettung Schweiz (ARS). Danach gaben 70 Prozent der Einsatzkräfte an, dass sie schon mindestens ein Mal einen traumatischen Einsatz hatten, wie die SonntagsZeitung berichtet. Bei Rettern, die häufig ausrücken, sind es sogar 85 Prozent.

«Typischerweise handelt es sich dabei um Lawinenabgänge, Felsabstürze oder wenn die Retter Leichen vorfinden», sagt Psychiater Christian Mikutta, Oberarzt an der Privatklinik Meiringen. Die Betroffen würden unter «extremer Erschöpfung», «Suizidgedanken» und «Flashbacks» leiden. Unter Mikuttas Leitung wird jetzt an Rettungsstationen in der Schweiz ein Pilotprojekt aufgestartet, um Einsatzkräfte nach belastenden Erlebnissen Unterstützung durch speziell geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bieten. Bergführer Markus Adank, der selbst 17 Jahre als Bergretter im Einsatz war, unter anderem für die Rega, kennt die Belastungen am Berg. Er weiss: «Es gibt Retter, die irgendwann sagen: Ich kann nicht mehr.»

Gewalt in den Bundesasylzentren hat sich verdoppelt

Mehr als dreimal pro Tag ist 2023 in einem Bundesasylzentrum die Gewalt eskaliert. Seit 2020 hat sich die Zahl der sogenannten sicherheitsrelevanten Vorfälle von 672 auf 1368 verdoppelt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Staatssekretariats für Migration (SEM), die der «NZZ am Sonntag» vorliegt. Die SVP-Nationalrätin Martina Bircher ist alarmiert: «Mir macht das Angst, denn viele dieser Menschen werden für immer in der Schweiz bleiben.» Die Gewaltzunahme zeige, dass das Schweizer Asylsystem nicht funktioniere. «Unser Rechtsstaat kapituliert vor diesen Leuten und hat keine Antworten. Ausser ein paar Stunden in der Arrestzelle passiert nichts.»

Auch die Gewalt in den Bundesasylzentren nimmt zu.
Bild: Bild: GettyImages

Der FDP-Ständerat Damian Müller fordert derweil ein Migrationsabkommen mit Marokko, um zwangsweise Rückführungen per Sonderflug zu ermöglichen. Wie das SEM schreibt, gehen 70 Prozent der Vorfälle auf das Konto von Asylsuchenden aus den Maghrebstaaten. Gesuche aus dieser Region haben seit 2021 stark zugenommen, sie sind meist aussichtslos. Das Amt dementiert, dass man nichts gegen das Problem unternommen habe, und verweist darauf, dass die Zahl der Vorfälle pro Übernachtung gar abgenommen habe: «Der starke Anstieg der Übernachtungszahlen überkompensiert die Zunahme der sicherheitsrelevanten Vorfälle in absoluten Zahlen.» Für die SP-Nationalrätin Samira Marti ist dies der Beweis, dass sich die Situation nicht verschlechtert, sondern verbessert hat. «Wir haben ein geordnetes Asylwesen, die SVP-Propaganda vom Asylchaos ist falsch.»

«Unmenschlich»: Hunderte Geflüchtete wohnen in Bunkern

Unterdessen wird kritisiert, dass die Unterkünfte für Asylsuchende absolut unzureichend seien. Allein in denen des Bundes wohnen rund 500 Flüchtlinge in Zivilschutzbunkern, darunter viele Frauen und Kinder. Dazu kommen mehrere weitere unterirdische Unterkünfte in den Kantonen. Die Anlagen bieten keinerlei Privatsphäre, die oft bereits traumatisierten Menschen sind grossem psychischen Druck ausgesetzt.

In Zürich wehren sich jetzt Anwohner mit einer Petition. «Eine solche Unterkunft, beengt und ohne Tageslicht, ist schlicht unmenschlich», sagt eine Sprecherin zur SonntagsZeitung. Auch von der Nationalen Kommission zur Verhütung von Folter und der Flüchtlingshilfe kommt scharfe Kritik. Trotzdem droht sich die Situation mit den steigenden Flüchtlingszahlen noch zu verschärfen.

Credit Suisse: Neue Erkenntnisse zu den Ursachen des Debakels

Die Credit Suisse erlebte ihren Niedergang aufgrund von exzessiver Gier und Missmanagement. Das war schnell einmal klar. Nun zeigen Recherchen der SonntagsZeitung und bisher unveröffentlicht Berichte, wie das ging. Über Jahre hinweg bedienten sich Manager und Aktionäre und sogen trotz mangelnder Gewinne Milliarden aus dem Unternehmen. Sogar Boni wurden finanziert, indem Schulden gemacht wurden. Das Unternehmen zahlte Dividenden aus, obwohl es eigentlich Verluste verzeichnete.

Das Debakel um die Credit Suisse bringt immer neue Details ans Licht.
Bild: Bild: Keystone

Unter dem Duo Tidjane Thiam und Urs Rohner musste die Bank beträchtliche Kapitalverluste hinnehme, die ihre Ursachen teilweise im überbezahlten Kauf der US-Bank DLJ im Jahr 2000 hatten. Die Bank hatte dadurch zu wenig Kapital und hätte sich die ausbezahlten Dividenden und Boni eigentlich nicht leisten können. Darum pumpte sie Geld aus Tochtergesellschaften und die Ausgabe hochverzinslicher Anleihen (AT1) in die Holding, um trotzdem die exorbitanten Managerlöhne und die Dividenden zahlen zu können. Diese Praktiken wurden von den Ratingagenturen bemerkt und führten zu einer Abwertung des Ratings.

Die Bank verlor schliesslich Milliarden durch den Zusammenbruch von Archegos und Greensill, was zu einem Vertrauensverlust führte. Dann wurde selbst die Substanz des Unternehmens wurde verkauft, um kurzfristige Liquidität zu erzielen. Das schreiben die UBS-Anwälte in einem Bericht, mit dem auf die Klagen von geschädigten CS-Investoren antworten. Die Legalität dieser Vorgänge wird noch immer untersucht, wie das Finanzdepartement mitteilt. (has)