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Sonntagspresse

Bauern würden grüne Bundesratskandidatur unterstützen ++ Magglingen: Neue Vorwürfe gegen Turnverband ++ Schweizer zahlen über 100 Millionen zu viel für Bio

Die wichtigsten Themen aus der Sonntagspresse im Überblick.

Bauern signalisieren Unterstützung für grüne Bundesratskandidatur

Die Chancen der Grünen auf einen Bundesratssitz steigen. Die Bauernlobby deutet an, sie würde eine grüne Kandidatur unterstützen, sollte die SP keine genehmen Kandidaten aufstellen: «Die Grünen müssen eine spannende Alternative bieten, und zwar nicht den Linken, sondern uns Bürgerlichen», sagt Bauernverbandspräsident Markus Ritter in der « NZZ am Sonntag ».

Markus Ritter, Präsident des Bauernverbands.
Bild: Peter Klaunzer / KEYSTONE

«Wenn da moderate Leute drauf sind, wird es interessant.» Allerdings gelten diese Gedankenspiele nur unter einem Vorbehalt. «Zuerst kommen die Wahlen», sagt Ritter. «Die werden zeigen, ob sich ein Bundesratssitz für die Grünen rechtfertigen lässt.»

Fest steht: Die Grünen meinen es ernst mit ihren Ambitionen für den Bundesrat. Sämtliche Fraktionsmitglieder wurden angefragt, ob sie sich eine Kandidatur vorstellen könnten, heisst es. «Wir werden Anspruch auf einen Bundesratssitz erheben, ausser wir fallen bei den Wahlen weit unter zehn Prozent», sagt Fraktionschefin Aline Trede. Sie hofft auf bäuerlichen Support: «Wir arbeiten oft und eng mit den Bauern zusammen», sagt Aline Trede dazu. «Wir hoffen darum, dass die Bauernfraktion eine Kandidatin oder einen Kandidaten von uns unterstützt.»

An möglichem Personal, das die Bauern überzeugen könnte, fehlt es den Grünen nicht. Im Vordergrund stehen der Glarner Ständerat Mathias Zopfi oder der Freiburger Bauernsohn und Unternehmer Gerhard Andrey. Bereits abgesagt hat die Baslerin Maya Graf: «Ich stehe nicht zur Verfügung für eine Bundesratskandidatur.»

WM-Entscheid «absurd»: Sepp Blatter teilt gegen Gianni Infantino aus

Der Entscheid der Fifa, die Fussball-WM 2030 auf drei Kontinenten austragen zu lassen, stösst auf Kritik. Nun äussert sich auch erstmals Gianni Infantinos Vorgänger. Sepp Blatter (87) präsidierte den Verband von 1998 bis 2016. Gegenüber SonntagsBlick sagt er: «Es ist absurd, das Turnier in dieser Form auseinanderzureissen.»

Sepp Blatter, ehemaliger Präsident des Weltfussballverbands FIFA.
Bild: Andrea Zahler

In seiner Ära fand ebenfalls eine WM in mehreren Ländern statt, 2002 in Südkorea und Japan. Für Blatter sind die Lehren aus den letzten Jahrzehnten eindeutig: «Die WM-Endrunde muss ein kompakter Anlass sein.» Das sei wichtig für die Identität des Events, für die Organisation und für die Fans. «Abgesehen davon», so Blatter weiter, «hätte die Weltmeisterschaft 2030 historisch bedingt ausschliesslich nach Südamerika gehört».

Hundert Jahre zuvor, 1930, fand in Uruguay die erste Fussballweltmeisterschaft statt. Für Insider ist der Hintergrund klar: Würde der Anlass 2030 in Südamerika ausgetragen, wäre 2034 Nordafrika dran. Indem nun Marokko mitmacht, wird dieser Anspruch nichtig, und die Bahn wird frei für einen anderen Bewerber, für den sich Infantino erwärmt: Saudi-Arabien.

Magglingen: Neue Vorwürfe gegen den Turnverband

Livia Chiariello galt als hoffnungsvollste Gymnastin der Schweiz, aber ihrer Karriere droht ein frühzeitiges Ende. Mehrere Ärzte führen ihre vielen Stressfrakturen darauf zurück, dass ihr im Training in aller Regel kein Unterboden zur Verfügung steht. Das geht aus Chiariellos Krankenakte hervor, aus der die « NZZ am Sonntag » zitiert.

Livia Maria Chiariello.
Bild: Akud4s 

Auch andere Sportlerinnen sollen deswegen immer wieder verletzt sein. Die Verletzungen sind eine Folge der Massnahmen nach den Enthüllungen über Missstände im Nationalen Sportzentrum. Es ging um Grenzüberschreitungen, psychischen und physischen Druck. In der Folge hatte der Schweizerische Turnverband (STV) 2021 die Nationalkader-Gruppe der Gymnastinnen in Magglingen aufgelöst, der Unterboden wurde abgebaut.

Fortan sollten die Athletinnen in den regionalen Leistungszentren trainieren – bloss haben diese keine solchen Spezialböden. Besonders frappierend an Chiariellos Schicksal: Der STV hat bereits 2018 festgestellt, wie gefährlich Trainings auf zu harten Böden in der rhythmischen Gymnastik sind. Das geht aus einem unveröffentlichten Untersuchungsbericht hervor. Er wirft dem Gremium vor, jahrelang nicht adäquat auf Missstände reagiert zu haben.

Groupe-Mutuel-CEO fordert weniger Leistungen in der Grundversicherung

Thomas Boyer, CEO des drittgrössten Schweizer Krankenversicherers Groupe Mutuel, will eine Gesundheits-Taskforce nach dem Vorbild derer während der Covid-Pandemie. Das fordert er im Interview mit SonntagsBlick . Um die Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen, schlägt Boyer nicht nur eine Spitalplanung durch den Bund und tiefere Medikamentenpreise vor, sondern auch eine Verkleinerung des Leistungskatalogs in der Grundversicherung: «Chinesische Medizin brauchen wir nicht in der Grundversicherung», sagt der Krankenkassen-Chef. Boyer erhofft sich vom Abgang von Alain Berset (SP) und dem Wechsel an der Spitze des Gesundheitsdepartements eine neue Dynamik in der Gesundheitspolitik.

CS-Kollaps: Finanzministerin Keller-Sutter muss vor PUK antraben

Wie der SonntagsBlick aus dem Umfeld der PUK erfahren hat, muss FDP-Bundesrätin Karin Keller-Sutter am 11. Oktober als Auskunftsperson zum ersten Hearing der PUK erscheinen. Sie wird Fragen zu den Umständen des Zusammenbruchs, der Rettung und des Verkaufs der Credit Suisse an die UBS beantworten. Und muss wahrheitsgetreu Auskunft geben. Falsche Aussagen können strafrechtliche Folgen haben.

Bisher war das Gremium vor allem mit organisatorischen und konzeptionellen Vorarbeiten beschäftigt. Die Erwartungen an die Parlamentarische Untersuchungskommission sind enorm. Der Schlussbericht der PUK wird nicht vor Sommer 2024 erwartet.

Armenien kritisiert die Schweiz

Die armenische Regierung kritisiert die Schweiz wegen der engen wirtschaftlichen Beziehungen zu Aserbaidschan. «Die Verantwortung für Frieden und Stabilität liegt auch bei den Wirtschaftsunternehmen und Konzernen», sagt eine Sprecherin des armenischen Aussenministeriums zu SonntagsBlick. «Wir haben klare und unwiderlegbare Beweise für eine Politik der ethnischen Säuberung und massenhafte Gräueltaten. Die Achtung der Menschenrechte sollte Vorrang vor allen geschäftlichen Überlegungen haben.»

Auch Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier kritisieren die engen Verflechtungen zwischen Baku und Bern. Alex Farinelli (FDP), Lisa Mazzone (Grüne), Stefan Müller-Altermatt (Mitte) und Carlo Sommaruga (SP) fordern Aussenminister Ignazio Cassis (FDP) in einem Brief zum Handeln auf. «Die Schweiz muss aus ihrer Trägheit erwachen und den militärischen Angriff Aserbaidschans sowie die ethnische Säuberung verurteilen», schreiben die Co-Präsidenten der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz-Armenien. Sie nehmen den aserbaidschanischen Energiekonzern Socar in die Pflicht: Die Geschäftstätigkeit von Socar diene der Kriegsführung und müsse reguliert

Nahostexperte Erich Gysling zum Angriff der Hamas: «Die militärische Antwort Israels wird massiv sein»

Der Journalist und Nahostexperte Erich Gysling hat mehrere Bücher über den Konflikt im Nahen Osten veröffentlicht. Die Bilder aus Israel am Samstagmorgen hat er mit «blankem Entsetzen» verfolgt, wie er im Interview mit der SonntagsZeitung sagt. Auch die Israelis seien offenbar von diesem Grad an explodierender Gewalt überrascht worden, so Gysling.

Nahostexperte Erich Gysling.
Bild: Christian H. Hildebrand

Die militärische Antwort Israels werde massiv sein. «Es wird alles unternehmen, um die gefangenen Bürger aus dem Gazastreifen zu befreien. Wie lange das dauert, ist Spekulation.» Gysling glaubt nicht, dass die Nachbarländer sich in den Konflikt einmischen würden. «Die Solidarität der arabischen Staaten mit den Palästinensern nahm in den vergangenen Jahren immer mehr ab. Gleichzeitig haben Qatar, Ägypten oder Jordanien ihre Beziehungen zu Israel normalisiert – zuletzt näherte sich auch Saudi-Arabien an», sagt Gysling.

Eine interessante Frage sei, wie sich die Hisbollah-Milizen im Süden des Libanon verhalten würden. «Wenn diese eingreifen würden, hätte man nochmals eine Eskalation auf einem ganz anderen Niveau», so Gysling.

Post verdient am Ärger ihrer Kunden Millionen

Der gelbe Riese verteilt in diesen Tagen tonnenweise Wahlpropaganda in die Briefkästen der Schweizer Haushalte. Manch einer ärgert sich grün und blau. Die Konsumentenschützerin bestätigt das. Denn: Auch wer einen Stopp-Werbe-Kleber auf seinem Briefkasten hat, bekommt all die Flyer, Prospekte und Wahlzeitungen zugestellt.

Die Post rechtfertigt die Missachtung des Klebers bei Wahlpropaganda mit demokratischen Argumenten. Der wahre Grund dürfte ein anderer sein: Der Staatsbetrieb verdient fast dreimal so viel Geld, wenn er die Sendungen auch an Haushalte mit Stopp-Werbung-Klebern verteilt, wie Recherchen der SonntagsZeitung zeigen.

Schweizer zahlen über 100 Millionen zu viel für Bioprodukte

Bioprodukte kosten bei Migros und Coop oft ungerechtfertigt viel mehr als konventionelle Produkte. Zu diesem Schluss kommt eine neue Analyse von Ökonomieprofessor Mathias Binswanger von der Fachhochschule Nordwestschweiz, die der SonntagsZeitung exklusiv vorliegt. Binswanger und sein Forscherteam haben besonders bei Kartoffeln, Eiern, Fleisch und Rüebli hohe Aufschläge festgestellt. Seinen Schätzungen zufolge haben Schweizerinnen und Schweizer im vergangenen Jahr über 100 Millionen Franken zu viel bezahlt für Produkte in Bioqualität.

Binswanger und der von ihm mitgegründete Verein Faire Märkte Schweiz warnen, diese hohen Aufschläge würden die Wirtschaftlichkeit von Bioprodukten gefährden und den ökologischen Wandel in der Landwirtschaft behindern. Sie fordern Coop und Migros auf, ihre Preispolitik zu überdenken und den Bauern gerechte Preise zu zahlen.

Die beiden Grossverteiler entgegnen, dass sie mit Bioprodukten keine höheren Margen erzielen als mit konventionellen. Um die Marktmacht von Migros und Coop einzudämmen, plädiert Binswanger zusammen mit dem Verein Faire Märkte Schweiz dafür, den Produzenten die Möglichkeit zu geben, sich gegenüber den grossen Detailhändlern zu behaupten. Dies würde eine aktive Rolle der Schweizer Politik und der eidgenössischen Wettbewerbskommission erfordern. Diese sieht jedoch derzeit keinen Grund, aktiv zu werden. Vizedirektorin Andrea Graber sagt, es gebe keine Anhaltspunkte, dass Migros und Coop ihre Marktmacht missbrauchten.

Knall beim Schweizer Tierschutz: Vize fordert Präsidentin zum Rücktritt auf

Der Schweizer Tierschutz (STS) kommt nicht zur Ruhe. Seit Monaten streiten Vorstandsmitglieder um Ausrichtung und Einfluss – jetzt eskaliert der Machtkampf. Gegenüber SonntagsBlick äussert sich zum ersten Mal Vizepräsident Piero Mazzoleni öffentlich zu den Missständen innerhalb des Verbands – und legt seiner Chefin Nicole Ruch den Rücktritt nahe.

Nicole Ruch ist Präsidentin Schweizer Tierschutz.
Bild: STS

«Die beste Lösung wäre, wenn die Präsidentin von sich aus gehen würde», sagt der Tessiner Rechtsanwalt. Es brauche jetzt einen Neuanfang. «Mit Nicole Ruch geht das nicht mehr, sie hat zu viel Vertrauen zerstört.» Mit der Rücktrittsforderung ihres eigenen Vizes steigt der Druck auf die Tierschutz-Chefin. Bereits andere Vorstandsmitglieder warfen ihr vor, den Verband intransparent und autoritär zu führen.

Die Basler Justiz ermittelt zudem wegen mutmasslicher finanzieller Unregelmässigkeiten. Mazzoleni: «Ich wünsche mir, dass Nicole Ruch Platz für eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten macht.» Bleibe sie im Amt, werde er selbst aus dem Vorstand zurücktreten.

Schweizer Firma baut ein AKW, das radioaktive Abfälle vernichten kann

Das welsche Start-up-Unternehmen Transmutex entwickelt einen neuartigen Reaktor-Typen, der statt mit Uran mit dem viel weniger problematischen Thorium betrieben wird. Dieser soll sogar den radioaktiven Atommüll der bestehenden AKW vernichten können. Und er sei viel sicherer als herkömmliche AKW, weil eine Kernschmelze physikalisch nicht möglich sei, so die Entwickler in der SonntagsZeitung.

Das neue AKW-Projekt stösst bei unabhängigen Experten auf Interesse. Selbst Marcos Buser, prominenter AKW-Gegner, Geologe und ausgewiesener Spezialist für die Entsorgung radio­aktiver Abfälle, hält viel von der neuen Schweizer Atomtechnologie. Er sagt: «Sie könnte eine massive Entschärfung des Abfallproblems mit sich bringen.» Allerdings müsse sich der Reaktor im industriellen Betrieb zuerst bewähren.

«Fall Läderach»: Sekte macht in Rumänien weiter

In den letzten Wochen geriet die evangelikale Gruppierung in die Schlagzeilen, die in ihrer Schule Domino Servite in Kaltbrunn SG Kinder geschlagen und missbraucht haben soll. Die beschriebenen Fälle liegen zumeist schon ein paar Jahre zurück. Doch jetzt zeigt sich nach Recherchen der SonntagsZeitung: Die Gruppe ist weiter aktiv, sie schart in Rumänien bis heute Familien aus der Schweiz um sich.

In einem Dorf im Westen des Landes betreibt sie eine Schule, die jener in Kaltbrunn ähnelt. Ihr Name: Domino Servite. Leiter ist der Prediger Hans Koller, der schon in Kaltbrunn der Gemeinde vorstand und der mit dem früheren Schoggi-Unternehmer Jürg Läderach geschäftlich verbunden war. Gemäss Zeugen werde in der rumänischen Gemeinde nach wie vor körperliche Züchtigung angewendet.

Schweiz soll internationale Biodiversitätskonferenz durchführen

Eigentlich sollte die nächste Uno-Biodiversitätskonferenz 2024 in der Türkei stattfinden. Doch wegen der Erdbeben hat sich die Republik als Gastland zurückgezogen. Nun soll die Schweiz kurzfristig einspringen. Das findet eine breite Allianz aus Universitäten, Umwelt- und Wirtschaftsverbänden, schreibt die « NZZ am Sonntag ».

Vor zwei Wochen haben die Universität Zürich, die ETH Zürich, der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, das World Economic Forum (WEF), der WWF und viele andere einen Brief an Umweltminister Albert Rösti geschrieben. Sie fordern den Bundesrat darin auf, eine Kandidatur als Austragungsort für die wichtige internationale Konferenz zu prüfen.

Verfasst hat den Brief Michael Schaepman, der Rektor der Universität Zürich. Er sagt in der Zeitung, die Schweiz gehöre in der Biodiversitätsforschung zur Weltspitze. Eine internationale Konferenz, bei der Delegationen aus der ganzen Welt in die Schweiz reisten, böte die Gelegenheit, die hiesigen Forschungsmethoden weltweit bekannt zu machen.

«Wenn die Konferenz in der Schweiz stattfinden würde, würden die Universitäten selbstverständlich Räume anbieten sowie Workshops und Exkursionen durchführen.» Im Departement von Bundesrat Rösti hat man das Schreiben erhalten. Eine Sprecherin des Bundesamtes für Umwelt schreibt auf Anfrage der «NZZ am Sonntag» jedoch, man könne sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht dazu äussern.

Interview mit Arbeitsökonom: «Künstliche Intelligenz wird die Ungleichheit verringern»

David Autor, Professor für Wirtschaftswissenschaften am Massachusetts Institute of Technology, wurde am Donnerstag in Zürich mit dem renommierten Preis der Nomis-Stiftung für «bahnbrechende Grundlagenforschung» ausgezeichnet. Im Interview mit der SonntagsZeitung erklärt der Arbeitsökonom, wie sich der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) auf den Arbeitsmarkt auswirken wird. Das Computerzeitalter habe viele Arbeitsplätze mit mittlerem Qualifikationsniveau vernichtet.

«Ich denke, dass die KI genutzt werden kann, um diese Fähigkeiten wiederherzustellen und Menschen mit weniger formaler Ausbildung und Erfahrung in die Lage zu versetzen, wertvolle Aufgaben effektiver zu erledigen», sagt er. KI befähige die Menschen, bessere Entscheidungen zu treffen und Aufgaben zu übernehmen, für die sonst mehr Ausbildung und Erfahrung erforderlich wären.

«Künstliche Intelligenz wird die Ungleichheit verringern», glaubt David Autor. «Die Ungleichheit nimmt schon so lange zu, dass man denkt, es sei ein Naturgesetz, so wie Wasser bergab fliesst. Aber das ist eindeutig nicht wahr», sagt Autor.

Jeder fünfte russische Spion in Europa ist in der Schweiz

Laut dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB) ist ein Fünftel aller in Europa eingesetzten russischen Nachrichtendienst-Offiziere in der Schweiz stationiert. Wie die « NZZ am Sonntag » schreibt, eröffnete ein hoher NDB-Beamter den Mitgliedern der Aussenpolitischen Kommission (APK) des Nationalrates, dass es sich dabei um insgesamt über 80 Agenten handle.

Die Entwicklung habe auch damit zu tun, dass andere Staaten russische Diplomaten unter Spionageverdacht ausweisen. «Das steigert die Bedeutung der Schweiz für Russland», sagt der Historiker und Geheimdienst-Fachmann Adrian Hänni in der «NZZ am Sonntag». SP und Mitte wollen die russischen Spione konsequent ausweisen. «Diese ausländischen Agenten stellen eine Bedrohung für die innere und äussere Sicherheit der Schweiz dar», sagt der SP-Nationalrat Fabian Molina in der «NZZ am Sonntag».

Mitte-Präsident Gerhard Pfister sagt: «Wir sollten nicht naiv sein. Die Bedrohung durch russische Geheimdienste ist real.» SVP und FDP wollen an der toleranten Praxis festhalten. Das Aussendepartement (EDA) verteidigt die Zurückhaltung. «Der Bundesrat verhängt keine Sanktionen in Form von Aus­weisungen von Diplomaten», schreibt es. Hingegen gebe es Einreisesperren gegen russische Diplomaten, die aus anderen Staaten ausgewiesen wurden. Seit Kriegsausbruch wurden 270 solche Sperren verfügt. In diesem Zeitraum haben die Europäer allerdings 600 Ausweisungen ausgesprochen.