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Banken ersetzen die Maestro-Karte mit einer neuen Art von Debitkarte: Das kann sie

Einkaufen im Internet, Billett in der SBB-App zahlen, Mietauto reservieren: Die neue Debit Mastercard steht einer Kreditkarte kaum nach. Doch sie kostet in der Regel auch mehr als Maestro.

So sieht die neue Debitkarte der Credit Suisse aus. Zentralschweizer Banken werden sie demnächst auch lancieren.
Bild: PD

Debitkarten sind beliebt. Über zehn Millionen Stück sind in der Schweiz im Umlauf. Sie sind mit einem Bankkonto verknüpft, und mit der Karte kann der Kunde am Geldautomaten Bargeld beziehen und in Läden bezahlen. Der Betrag wird umgehend dem Bankkonto belastet, dies im Unterschied zur Kreditkarte, mit der man auf Pump einkauft und einmal im Monat eine Rechnung erhält. Am verbreitetsten in der Schweiz ist Maestro, die Debitkarte von Mastercard. Daneben zirkuliert unter anderem auch V-Pay, das Pendant von Visa, das vor allem bei Raiffeisen und der UBS im Angebot ist.

Doch bald ist Schluss mit diesen beiden Debitkarten. Die Banken, der Finanzdienstleister SIX sowie die Kartengesellschaften Mastercard und Visa haben damit begonnen, sie durch neue, leistungsfähigere Debitkarten zu ersetzen.

Einkaufen im Internet und in Apps

Während Visa ab 2021 V-Pay nicht mehr herausgibt und vorsieht, diese durch Visa Debit zu ersetzen, ist Mastercard mit der neuen Debit Mastercard schon weiter. Bei der Regionalbank Valiant und diversen Kantonalbanken gibt es sie bereits, und seit dem 7. Juli auch bei der Grossbank Credit Suisse.

Der CEO der Luzerner Kantonalbank, Daniel Salzmann, hatte vor zehn Tagen im Interview mit unserer Zeitung angekündigt , dass die Bank diese Karte im Herbst lancieren werde. Damit sollen Online-Zahlungen und in Zukunft auch Peer-to-Peer-Zahlungen wie bei der Twint-App möglich sein. Die Kantonalbanken aus Zug und Nidwalden wollen die neue Debitkarte nächstes Jahr herausgeben, bei den restlichen drei Zentralschweizer Kantonalbanken ist die Einführung der neuen Debitkarte in Prüfung.

Der gegenüber Maestro grösste Vorteil der neuen Debitkarte: Mit ihr kann der Nutzer auch in Onlineshops einkaufen und bezahlen, im Internet ebenso wie in App Stores und in Apps. Die Debit Mastercard unterstützt auch mobile Bezahlsysteme wie Apple Pay, Google Pay oder Samsung Pay. Sodann kann man sie für Abonnement-Services wie Netflix oder Spotify verwenden, und man kann Hotelzimmer oder Mietautos reservieren, an Mautstellen zahlen usw.

Damit die Debit Mastercard online einsetzbar ist, muss der Kunde sie einmalig für das Sicherheitsverfahren 3-D Secure registrieren. Mit diesem muss der Kunde in vielen Onlineshops die Zahlung per Mobiltelefon bestätigen. An den paar wenigen Verkaufsstellen, die heute nur Maestro akzeptieren, aber keine Kreditkarten, funktioniert die neue Debitkarte derzeit noch nicht. Die Finanzbranche arbeitet aber daran, diese Lücken zu schliessen. Alternativ kann der Kunde mit Bargeld und oft auch mit Twint zahlen.

Überall dort, wo die Mastercard-Kreditkarte akzeptiert wird, funktioniert aber auch die neue Debit Mastercard. Das sind global rund 43 Millionen Verkaufsstellen – und damit zehn Millionen mehr, an denen die Maestro-Karte angenommen wird. Die Debit Mastercard lässt sich folglich zum Beispiel auch für Billettkäufe in der SBB-App verwenden. Das ging bisher nur mit Kreditkarten, der Bezahl-App Twint, auf Monatsrechnung oder mit den beiden Debitkarten Postfinance Card und Reka Card, nicht aber mit Maestro und V-Pay.

Postfinance wird ihre Debitkarte, von der als Nummer zwei im Markt drei Millionen Stück im Umlauf sind, weiterhin anbieten. Man beobachte den Markt sehr genau und prüfe laufend, um welche Funktionen die Postfinance Card erweitert werden könnte. Ob Kunden mit ihr später auch in ausländischen Geschäften und Onlineshops zahlen können, ist laut Postfinance-Sprecher Johannes Möri noch nicht entschieden.

Einsatz der neuen Debitkarte im Internet

Wer mit der neuen Debit Mastercard im Internet oder in einer App einkaufen oder seine Kartendaten hinterlegen will, muss beachten: Wählen Sie bei der Zahlungsart entweder «Debitkarte» oder «Mastercard» (Logo mit dem roten und gelben Kreis). Weil aber internetfähige Debitkarten in der Schweiz ganz neu sind, bieten nur die wenigsten Händler die Zahlungsart «Debitkarten» an. Wählen Sie deshalb «Kreditkarte» aus, die Zahlung wird trotzdem direkt Ihrem Bankkonto belastet.

Transaktionsgebühr im Ausland kann entfallen

Ein weiterer Unterschied zwischen der alten und der neuen Debitkarte: Mit der Maestro- Karte kosteten Einkäufe im Ausland bisher 1.50 Franken pro Transaktion. Diese Bearbeitungsgebühr fällt mit der Debit Mastercard zum Beispiel bei der Credit Suisse weg, bei anderen Banken aber bleibt sie. Je nach Bank kann auch die Jahresgebühr für die Karte steigen. So kostet die Maestro-Karte etwa bei der St. Galler Kantonalbank 40 Franken im Jahr, die Debit Mastercard indessen 50 Franken (ab 2021). «Dafür erhält der Kunde aber auch mehr Leistung», sagt Banksprecher Adrian Kunz. Ähnlich dürften auch die Banken aus der Zentralschweiz argumentieren.

Funktional ist die Debit Mastercard nahezu identisch mit einer Kreditkarte. Aber: Während die Kreditkarte die Teilnahme an einem Bonusprogramm ermöglicht oder bei gewissen Einkäufen oder Buchungen Versicherungsschutz bietet, gibt es solche Zusatzleistungen bei der Debitkarte nicht. Experten empfehlen, gerade auf Auslandreisen zur Sicherheit auch eine Kreditkarte dabei zu haben. Diese hat meist höhere Limiten als eine Debitkarte.

Wie läuft die Ablösung von Maestro durch die Debit Mastercard? Wie den Angaben von Credit Suisse zu entnehmen ist, bleiben aktuelle Maestro-Karten bis zum Ende ihres aufgedruckten Ablaufdatums gültig. Danach erhält der Kunde automatisch die neue Debit Mastercard. Wer diese schon früher wünscht, kann sie gegen eine Gebühr von 20 Franken bestellen. Bei anderen Banken dürften die Modalitäten ähnlich sein.

Dem Wechsel von den alten zu den neuen Debitkarten ist ein längeres Tauziehen zwischen den Banken und dem Handel vorausgegangen. Die Banken hatten es nicht sonderlich pressant, weil sie an Kreditkartenzahlungen mehr verdienen. Die Händler dagegen drängten auf tiefere Gebühren. Und sie sind sehr daran interessiert, dass die Debitkarten als verbreitetste Karten auch für Onlinekäufe geöffnet werden.