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Magdeburg-Newsblog

Hunderte bei Mahnwache in Magdeburg ++ Bundesamt erhielt Hinweis zu Tatverdächtigem

Dramatische Szenen auf dem Weihnachtsmarkt in Sachsen-Anhalt: Ein Autofahrer fährt in die Menschenmenge, es gibt Tote und Verletzte. Alle News dazu finden sie hier in unserem Newsblog.

Ein Auto war am frühen Freitagabend auf einem Weihnachtsmarkt in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt in die Menschengruppe gerast.

Bei dem noch am Abend festgenommenen Verdächtigen handelt es sich um einen Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt. Der Mann ist als islamkritischer Aktivist bekannt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bezeichnet sich der 50-jährige Arzt, der seit 2006 in Deutschland lebt, selbst als Ex-Muslim.

Es gab mehrere Tote und viele Verletzte.

13:23 Uhr

Sonntag, 22. Dezember

Hunderte bei Mahnwache in Magdeburg

Nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt sind Trauer und Anteilnahme in der Stadt weiter gross. Sonntagmittag kamen mehrere hundert Menschen zu einer Mahnwache an der Johanniskirche zusammen, dem zentralen Ort der Trauer in Magdeburg. Familien waren dabei, Menschen jeden Alters. Viele hatten Tränen in den Augen, hielten sich gegenseitig im Arm. Sie standen schweigend mit Blick auf das stetig wachsende Blumenmeer.

Ein Auto war am Freitagabend über den Weihnachtsmarkt gerast und hatte mehr als 200 Menschen verletzte. Der mutmassliche Täter sitzt in Untersuchungshaft.

Am Nachmittag will Frankreichs beigeordneter Minister für Europa, Benjamin Haddad, einen Kranz für die Opfer des Anschlags am Magdeburger Dom niederlegen, wie die Staatskanzlei ankündigte. Es sollen unter anderen Sachsen-Anhalts Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) und Vertreter der Stadt Magdeburg dabei sein. (dpa)

10:57 Uhr

Sonntag, 22. Dezember

Bundesamt erhielt Hinweis zu Tatverdächtigem

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat nach eigenen Angaben vor der Attacke auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt einen Hinweis zu dem mutmasslichen Täter erhalten. Der Hinweis sei im Spätsommer letzten Jahres über die Social-Media-Kanäle eingegangen, schrieb das Bamf am Samstag auf der Plattform X. «Dieser wurde, wie jeder andere der zahlreichen Hinweise auch, ernst genommen.»

Da das Bundesamt keine Ermittlungsbehörde sei, sei die hinweisgebende Person, wie in solchen Fällen üblich, direkt an die verantwortlichen Behörden verwiesen worden, hiess es.

Im Netz kursieren derzeit Screenshots, die Nachrichten einer Person mit Warnungen vor dem mutmasslichen Täter Taleb A. an das Bamf zeigen sollen. Die Echtheit dieser Screenshots war zunächst nicht zu verifizieren.

Der mutmassliche Täter Taleb A. stammt aus Saudi-Arabien und war 2006 nach Deutschland gekommen. In sozialen Medien und Interviews erhob er zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden. Er hielt ihnen unter anderem vor, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen. Nachdem er vor Jahren mit seiner Unterstützung für saudische Frauen, die aus ihrem Heimatland fliehen, an die Öffentlichkeit gegangen war, schrieb er später auf seiner Website in englischer und arabischer Sprache: «Mein Rat: Bittet nicht um Asyl in Deutschland.» (dpa)

06:10 Uhr

Sonntag, 22. Dezember

Todesfahrt von Magdeburg: Tatverdächtiger muss in U-Haft

Nach der tödlichen Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg muss der Tatverdächtige in Untersuchungshaft - die Suche nach seinem Tatmotiv steht derweil weiter im Fokus. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg beantragte einen Haftbefehl gegen den 50-Jährigen. Er müsse wegen des Vorwurfs fünffachen Mordes, mehrfachen versuchten Mordes und mehrfacher gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft, teilte die Polizei am frühen Sonntagmorgen mit.

Das Auto war am Freitagabend mit hoher Geschwindigkeit in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast. Nach Behördenangaben wurden vier Frauen im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren sowie ein neunjähriger Junge getötet. Weitere 200 Menschen wurden verletzt. Viele von ihnen erlitten schwere und schwerste Verletzungen, deswegen könnte die Zahl der Todesopfer weiter steigen. Der Verdächtige ist ein als Islam-Kritiker bekannter Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt und seit 2006 in Deutschland lebt.

Was könnte das Tatmotiv sein?

Der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens hatte am Samstag gesagt, das Motiv des mutmasslichen Täters könnte Unzufriedenheit über den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland gewesen sein. In sozialen Netzwerken präsentierte sich der Festgenommene als vehementer Kritiker des Islams und des repressiven Machtapparats in Saudi-Arabien. Zugleich setzte er sich für die Belange vor allem von Frauen aus seinem erzkonservativ geprägten Heimatland ein. In sozialen Medien und Interviews erhob er zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden und hielt ihnen unter anderem vor, nicht genug gegen Islamismus zu unternehmen.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sagt der Tatverdächtige über sich selbst, er sei früher Muslim gewesen, habe sich inzwischen aber vom Glauben abgewandt. Im Februar 2016 stellte er einen Asylantrag, der im Juli desselben Jahres positiv beschieden wurde. Der saudische Staatsbürger erhielt damals Asyl als politisch Verfolgter.

Erst vor rund zehn Tagen veröffentlichte die amerikanische Plattform «RAIR», die sich selbst als antimuslimische Graswurzel-Organisation beschreibt, ein mehr als 45 Minuten langes Interview mit dem Arzt. Darin warf er der deutschen Polizei vor, das Leben saudischer Asylsuchender, die sich vom Islam losgesagt hätten, gezielt zu zerstören. Zudem präsentierte er sich als Fan von X-Inhaber Elon Musk, der inzwischen Positionen der amerikanischen Rechten vertritt, und der AfD, die die gleichen Ziele wie er verfolge. Gleichzeitig bezeichnete er sich aber politisch als links.

BKA: Kein Hinweis auf islamistisch motivierten Anschlag

BKA-Chef Holger Münch sagte im ZDF-«heute journal», es gebe - anders als bei ähnlichen Taten in der Vergangenheit - keinen Hinweis auf einen islamistisch motivierten Anschlag. Auch der Generalbundesanwalt sage noch nicht eindeutig, wie der Sachverhalt einzuordnen sei. Der Tatverdächtige habe eine islamfeindliche Einstellung, er habe sich auch mit rechtsextremen Plattformen beschäftigt, sagte der Chef des Bundeskriminalamts. Es sei aber noch nicht abschliessend möglich zu sagen, dass die Tat politisch motiviert gewesen sei.

Diskutiert wird nun wie häufig in solchen Fällen die Frage, ob die Sicherheitsbehörden nicht früher hätten handeln können oder müssen. Der Terrorismusexperte Peter Neumann sagte im ZDF, der Tatverdächtige habe nicht in ein bestimmtes Raster gepasst. «Er war eben kein typischer Islamist. Er war ein Saudi, der sich gegen den Islam gewendet hat. Das passt für Behörden nicht so richtig in die gängigen Schema rein.» Zudem habe man heute eine Flut von Informationen von Tausenden von Leuten, die im Internet ähnliche Botschaften sendeten. «Und es ist ganz, ganz schwierig zu unterscheiden: Wer meint es ernst, und wer ist nur auf dem Internet und macht Sprüche?»

Debatte über Sicherheitskonzept

Der mutmassliche Täter soll mit seinem Wagen über einen Flucht- und Rettungsweg auf den Weihnachtsmarkt gelangt sein, wie Magdeburgs Polizeiinspektions-Direktor Tom-Oliver Langhans berichtete. Diskutiert wurde danach, ob der Markt ausreichend geschützt war. Ronni Krug, Beigeordneter für Personal, Bürgerservice und Ordnung der Stadt, sagte dazu: Das Sicherheitskonzept für den Markt sei «nach bestem Wissen und Gewissen» erstellt und zuletzt im November verschärft worden.

Der Extremismus-Experte Hans-Jakob Schindler äusserte in den ARD-«Tagesthemen» hingegen Zweifel am Sicherheitskonzept des Magdeburger Weihnachtsmarkts. Es sei seit Jahren bekannt, dass Fahrzeuge und Menschenansammlungen eine sehr gefährliche Kombination darstellten. Es sei daher «schwer zu erklären, wieso es einem Fahrzeug gelungen ist, auf einen Weihnachtsmarkt in Deutschland zu gelangen», sagte er. (dpa)

20:31 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Viele Menschen beteiligen sich an Gedenken in Magdeburg

Einen Tag nach der Todesfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt haben sich zahlreiche Menschen zu einem Gedenkgottesdienst im Magdeburger Dom versammelt. Die Trauerandacht war vor allem für Angehörige von Opfern, Rettungskräften sowie für andere geladene Gäste gedacht. Allein vor dem Dom beteiligten sich nach ersten Schätzungen der Polizei mehr als 1000 Menschen am Gedenken für die fünf Toten und 200 Verletzten des Angriffs. Für sie war eine grosse Videoleinwand aufgebaut, auf die der Gottesdienst übertragen wurde.

Vor dem Seitenportal des Doms stellten Menschen Dutzende leuchtende Kerzen auf und legten Blumen nieder. Weil der Eingang vor Beginn des Gottesdienstes mit Gittern abgesperrt worden war, trugen Polizisten die Kerzen zu dem Portal.

In das Gedenken in der Magdeburger Innenstadt mischten sich am Samstagabend aber auch rechte Parolen. Etwa 1.000 Teilnehmer versammelten nach einer ersten Schätzung der Polizei auf einem zentralen Platz der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Zu sehen waren dort unter anderem ein Transparent mit dem Wort «Remigration» sowie sogenannte Heimat-Fahnen. Rufe wie «Wir sind das Volk» waren zu hören.

Vielerorts legten Menschen in Magdeburg Blumen ab und zündeten Kerzen für die Opfer an. In Magdeburg war ein Auto am Freitagabend auf einem Weihnachtsmarkt in die Menschenmenge gerast. Der festgenommene Verdächtige ist ein als Islam-Kritiker bekannter Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt. (dpa)

18:42 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Todesfahrt von Magdeburg: Biden drückt Mitgefühl aus

US-Präsident Joe Biden hat nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit mindestens fünf Toten sein Beileid erklärt. «Keine Gemeinschaft - und keine Familie - sollte ein solch abscheuliches und düsteres Ereignis ertragen müssen, insbesondere wenige Tage vor einem Fest der Freude und des Friedens», hiess es in der Mitteilung des Weissen Hauses.

Biden erklärte, man stehe im engen Kontakt mit den deutschen Behörden und werde «bei Bedarf alle verfügbaren Ressourcen und Hilfe anbieten». Die Attacke in Magdeburg und ihre Hintergründe würden noch untersucht, aber eines gelte ganz klar: «Die Vereinigten Staaten werden immer an der Seite unserer Verbündeten gegen gewalttätigen Terror stehen.» (dpa)

17:11 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Was wir wissen - und was nicht

Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Auto in die Menschenmenge gefahren. Über den Verdächtigen wird immer mehr bekannt, auch über sein mögliches Motiv.

16:41 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Der Tatverdächtige war nicht im Fokus der Polizei

Den Tatverdächtigen habe man nicht im Fokus gehabt mit Blick darauf, dass er eine solche Straftat begehen könnte. Er habe in Deutschland eine Straftat begangen, aber es zeigte sich nicht, dass es sich um einen «islamistische Gefährder» handeln könnte, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens.

Der Tatverdächtige befindet sich gegenwärtig in polizeilichem Gewahrsam und er hat sich laut Noppens zum Tatmotiv geäussert. Was davon stimmt, müsse nun ausgewertet werden. Ob es ein Terroranschlag war, könne derzeit nicht gesagt werden. (cwu)

16:27 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Sicherheitskonzept sei abgestimmt gewesen

«Mit dem Fall konnten wir in seiner Dimension nicht rechnen und er war vielleicht auch nicht zu verhindern», sagte Ronni Krug, Zuständiger für Bürgerservice und Ordnung von der Stadt Magdeburg. Das Sicherheitskonzept des Magdeburger Weihnachtsmarkt sei nach «bestem Wissen und Gewissen erarbeitet worden» und sei immer wieder überarbeitet worden. «Ich halte unser Sicherheitskonzept für gut, weil es abgestimmt ist. Wir haben hier mit einem Fall zu tun, mit dem kein Veranstalter rechnen konnte.» Sperren seien vorhanden gewesen.

Dort wo der Tatverdächtige in den Markt einfuhr, habe es jedoch keine Sperren gegeben, weil es ein Rettungsweg war. Vor Ort befand sich jedoch ein Polizeiwagen. (cwu)

16:17 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Vorwurf: Fünffacher Mord und versuchter Mord in 200 Fällen

Die Staatsanwaltschaft Magdeburg ermittelt gegen den mutmasslichen Täter vom Weihnachtsmarkt bislang wegen fünffachen Mordes. Wie der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens sagte, lautet der Tatvorwurf darüber hinaus versuchter Mord in 200 Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. (dpa)

16:11 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Neunjähriges Kind unter den fünf Toten

Um 16 Uhr informierten die Behören in Magdeburg. Fünf Menschen starben bei der Attacke auf den Weihnachtsmarkt, 200 wurden verletzt, 41 davon schwer. Die Opfer wurden in 15 verschiedene Kliniken gefahren. «Man kann in der Stadt keinen Weihnachtsmarkt mehr abhalten», sagte Ronni Krug von der Stadt Magdeburg. Sicher bis Weihnachten werde der Mark geschlossen, was danach geschehe, sei noch offen.

Auch Tom-Oliver Langhans, der Direktor der Polizeiinspektion Magdeburg, spricht vor den Medien. Um 19.02 Uhr kam der Notruf bei der Zentral rein, um 19.05 Uhr konnte der Täter festgenommen werden. «Wir reden von einem Zeitfenster von zirka drei Minuten», sagte Langhans. Er schildert den Ablauf des Anschlagsszenarios. Der Tatverdächtige habe sich vor allem in den Rettungsgassen bewegt.

Nach einer Frage aus dem Saal handelt es sich bei den Toten um ein 9-jähriges Kind und vier Erwachsene, sagt Horst Nopens von der Staatsanwaltschaft. Die Motivation des Tatverdächtigen werde derzeit geklärt, er werde momentan vernommen. Laut Noppens könnte der Hintergrund eine Unzufriedenheit mit dem Umgang von saudi-arabischen Geflüchteten in Deutschland gewesen sein. Dies werde nun noch abgeklärt. Die Ergebnisse der körperlichen und medizinischen Untersuchungen liegen derzeit noch nicht vor. (cwu)

15:53 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Selenski zeigt Anteilnahme nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt

Nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat der ukrainische Präsident Wolodymir Selenski seine Anteilnahme ausgedrückt. Gewalt dürfe sich nirgendwo durchsetzen, schrieb er auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch beim Kurznachrichtendienst X. «Wir stehen an der Seite der Menschen in Magdeburg und aller Deutschen an diesem dunklen Tag. Bleibt stark, liebe deutsche Freunde.» (dpa)

15:52 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Saudi-Arabien warnte vor Tatverdächtigem

Saudi-Arabien hat Deutschland saudischen Sicherheitskreisen zufolge vor dem mutmasslichen Täter der Attacke auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, Taleb A., gewarnt. Das Königreich habe seine Auslieferung beantragt, darauf habe Deutschland nicht reagiert, hiess es. Der Mann stammt demnach aus der Stadt Al-Hofuf im Osten Saudi-Arabiens. Er sei Schiit gewesen. Nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung in dem mehrheitlich sunnitischen Land sind schiitisch. Es gibt immer wieder Berichte über Diskriminierungen gegenüber Schiiten im Land.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin hatte es vor rund einem Jahr eine Art Warnhinweis zu dem Mann an die deutschen Behörden gegeben.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser verwies bei einem Statement in Magdeburg darauf, dass derzeit Ermittlungen liefen. Details nannte sie nicht. Was es möglicherweise an Warnungen gegeben habe oder nicht, obliege den Ermittlungsbehörden, betonte die SPD-Politikerin.

Tatverdächtiger aus Saudi-Arabien

Der Tatverdächtige stammt aus Saudi-Arabien und kam 2006 nach Deutschland. Nach dpa-Informationen stellte der Arzt im Februar 2016 einen Asylantrag, über den im Juli desselben Jahres entschieden wurde. Der saudische Staatsbürger erhielt damals Asyl als politisch Verfolgter.

In sozialen Medien und Interviews erhob er zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden. Er hielt ihnen unter anderem vor, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen. Nachdem er vor Jahren mit seiner Unterstützung für saudische Frauen, die aus ihrem Heimatland fliehen, an die Öffentlichkeit gegangen war, schrieb er später auf seiner Website in englischer und arabischer Sprache: «Mein Rat: Bittet nicht um Asyl in Deutschland.»

Gegner des Herrscherhauses sind sich durchaus bewusst, dass sie auch im Ausland weiter auf dem Radar der Behörden ihres Heimatlandes sind - spätestens seit dem Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul. US-Geheimdienste sehen den saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman als Drahtzieher hinter der Tat. Das Königshaus weist das zurück. (dpa)

14:29 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Orban: EU-Flüchtlingspolitik schuld an Magdeburger Attacke

Ungarns rechtspopulistischer Ministerpräsident Viktor Orban spricht nach der tödlichen Attacke in Magdeburg sein Mitgefühl aus, macht aber zugleich die Flüchtlingspolitik der EU für den Vorfall am Weihnachtsmarkt in Sachsen-Anhalts Hauptstadt mitverantwortlich. «Wir stehen in erster Linie an der Seite der Deutschen», sagte Orban in Budapest. Jedoch sei dies nicht nur die Angelegenheit der Deutschen.

Derartige Vorfälle gebe es «erst seit der Flüchtlingskrise» von 2015, sagte Orban. «Da gibt es einen Zusammenhang. Manche versuchen, diesen zu leugnen.» Ungarn dürfte «nicht zu einer Welt werden, in der so etwas (wie in Magdeburg) passieren kann». Orban sprach dabei von einem «Terrorakt».

Ungarn liegt unter Orbans Führung bei der Flüchtlingspolitik im Dauerstreit mit der EU. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte in diesem Sommer finanzielle Sanktionen gegen Ungarn verhängt, weil das Land Flüchtlingen die Möglichkeit verwehrt, Anträge auf Asyl zu stellen. (dpa)

14:27 Uhr

Samstag, 21. dezember

Mehr Schutz auf Weihnachtsmärkten in Österreich

Nach der Tragödie von Magdeburg haben Behörden in Österreich die Sicherheitsvorkehrungen an einigen Weihnachtsmärkten verschärft. In Linz hiess es, es gebe weitere «technische Sicherungsmassnahmen». In mehreren Bundesländern verkehren nun mehr Polizeistreifen.

In Wien wurden die Sicherheitsmassnahmen «auf hohem Niveau intensiviert», wie die Polizei mitteilte. Sie verwies darauf, dass in Österreich seit Oktober 2023 - nach dem Terrorangriff auf Israel - die Terror-Warnstufe 4 gelte. Das ist mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen verbunden. Vielerorts sind Beamte in Zivil im Einsatz.

Generell seien die Weihnachtsmärkte bereits gut geschützt, teilte das Innenministerium mit. Dies zeige ein Vorfall am Freitag in Wien, als eine bewaffnete Person mit finnischer Staatsbürgerschaft festgenommen worden sei. (dpa)

14:03 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Faeser: Täter von Magdeburg war islamfeindlich

Bundesinnenministerin Nancy Faeser geht davon aus, dass der mutmassliche Täter von Magdeburg islamfeindlich eingestellt war. «Wir können nur gesichert sagen, dass der Täter offensichtlich islamophob war», sagte die SPD-Politikerin in Magdeburg. Alles Weitere sei Gegenstand der Ermittlungen. Was es an Warnungen im Vorfeld gegeben habe oder nicht, obliege den Ermittlungsbehörden, betonte Faeser. Das Bundeskriminalamt sei eingeschaltet und unterstütze die Ermittlungen.

Faeser bezeichnete den Anschlag in Magdeburg als ein furchtbares Verbrechen. «Eine Tat, die uns in ganz Deutschland tief trifft.» Mehr als 500 Rettungskräfte seien im Einsatz gewesen. Nun gehe es darum, alle Tatumstände aufzuklären. «Da sind wir mit Hochdruck dran.» Was die Lage auf den Weihnachtsmärkten in Deutschland angehe, habe es eine Besprechung zwischen dem Bund und allen Bundesländern wegen Sicherheitsvorkehrungen gegeben. Lageabhängig würden die Vorkehrungen vor Ort verstärkt, sagte Faeser.

Bundesjustizminister Volker Wissing (parteilos) sagte, dass der Generalbundesanwalt bereits Freitagabend ein Lagezentrum eingerichtet habe. Die nächsten Schritte würden mit Hochdruck geprüft. Der Generalbundesanwalt werde so schnell wie möglich eine Entscheidung darüber bekanntgeben. Bisher hat die Bundesanwaltschaft nicht verkündet, den Fall an sich zu ziehen. (dpa)

13:22 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Scholz nennt Attacke von Magdeburg eine «wahnsinnige Tat»

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die tödliche Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit fünf Toten und rund 200 Verletzten als «furchtbare, wahnsinnige Tat» bezeichnet. Es gebe keinen friedlicheren und fröhlicheren Ort als einen Weihnachtsmarkt, sagte Scholz am Tatort in Magdeburg. «Was für eine furchtbare Tat ist das, dort mit solcher Brutalität so viele Menschen zu verletzen und zu töten.» (dpa)

13:18 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Saudi-Arabien warnte vor Tatverdächtigem

Saudi-Arabien hat Deutschland saudischen Sicherheitskreisen zufolge vor dem mutmasslichen Täter der Attacke auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, Taleb A., gewarnt. Das Königreich habe seine Auslieferung beantragt, darauf habe Deutschland nicht reagiert, hiess es. Der Mann stammt demnach aus der Stadt Al-Hofuf im Osten Saudi-Arabiens. Er sei Schiit gewesen. Nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung in dem mehrheitlich sunnitischen Land sind schiitisch. Es gibt immer wieder Berichte über Diskriminierungen gegenüber Schiiten im Land.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin hatte es vor rund einem Jahr eine Art Warnhinweis zu dem Mann an die deutschen Behörden gegeben.

Der Tatverdächtige stammt aus Saudi-Arabien und kam 2006 nach Deutschland. In sozialen Medien und Interviews erhob er zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden. Er hielt ihnen unter anderem vor, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen. Nachdem er vor Jahren mit seiner Unterstützung für saudische Frauen, die aus ihrem Heimatland fliehen, an die Öffentlichkeit gegangen war, schrieb er später auf seiner Website in englischer und arabischer Sprache: «Mein Rat: Bittet nicht um Asyl in Deutschland.» (dpa)

13:17 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Haseloff: Fünf Tote und viele Schwerverletzte in Magdeburg

Nach der Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist die Zahl der Toten auf fünf gestiegen. «Wir haben fünf Menschenleben zu beklagen und über 200 Verletzte, davon viele schwerst und schwer verletzt», sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).

Die Bilanz sei noch schrecklicher als am Abend zunächst angenommen. Der Ort des Anschlages werde «auf immer mit der Geschichte der Stadt Magdeburg in Verbindung bleiben», erklärte ein sichtlicher erschütterter Haseloff am Ort des Geschehens. Er werde als Gedenkort Eingang in die Stadtgeschichte finden.

Der Ministerpräsident sprach von einer Dimension, die sich «keiner von uns vorstellen konnte». Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war nach Magdeburg zum Ort des Geschehens gereist.

Ein Auto war am frühen Freitagabend auf einem Weihnachtsmarkt in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt in die Menschengruppe gerast. Bei dem noch am Abend festgenommenen Verdächtigen handelt es sich um einen Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt. Der Mann ist als islamkritischer Aktivist bekannt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bezeichnet sich der 50-jährige Arzt, der seit 2006 in Deutschland lebt, selbst als Ex-Muslim. (dpa)

12:06 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Scholz und Faser in Magdeburg

Nach der Todesfahrt über den Magdeburger Weihnachtsmarkt sind Kanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD) heute in die Landeshauptstadt nach Sachsen-Anhalt gereist. Am Abend soll es im Dom eine Gedenkfeier geben.

Der Weihnachtsmarkt ist geschlossen, die Magdeburger unter Schock.
Bild: Keystone

11:30 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Zahl der Toten gestiegen

Inzwischen ist die Zahl der Toten auf vier gestiegen. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen wurden zudem 41 Menschen schwerst verletzt. Die «Bild»-Zeitung und weitere Medien berichteten von insgesamt mehr als 200 Verletzten. Zuvor war von zwei Toten die Rede, darunter ein Kleinkind. Die Polizei äusserte sich zunächst auf Anfrage nicht. Am Vorabend war zunächst die Rede von mehr als 60 Verletzten gewesen. (dpa)

07:08 Uhr

Samstag, 21. Dezember

Täter soll allein gehandelt haben

Momentan gehen die Ermittlungsbehörden laut Polizei von einem Einzeltäter aus. Der 50-Jährige aus Saudi-Arabien war am Tatort von Einsatzkräften gestellt und festgenommen worden. Der Verdächtige sei Arzt, lebe und arbeite in Bernburg, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Nach bisherigen Erkenntnissen sei er den Behörden nicht als Islamist bekannt. Der Täter raste laut Haseloff mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt. Nach Angaben der «Bild» unter Berufung auf die Polizei erstreckte sich die Fahrt auf dem Gelände über 400 Meter. (dpa)

Medien berichteten zunächst von 11 Toten. Die Zahl wurde korrigiert.
Bild: Heiko Rebsch / dpa

23:55 Uhr

Freitag, 20. Dezember

Oberbürgermeisterin unter Tränen

Bei der Tat - fast auf den Tag genau acht Jahre nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche - kamen ein Erwachsener und ein Kleinkind ums Leben. Haseloff sagte: «Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland», so der Ministerpräsident.

Am Abend soll es eine Gedenkfeier für die Opfer im Magdeburger Dom geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris am Abend unter Tränen vor Journalisten. «Wir werden eine lange Zeit zum Trauern brauchen», sagte sie sichtlich fassungslos. «Wir werden das alles umfassend aufarbeiten.» Stadtsprecher Michael Reif sagte, es sei «ein Anschlag» gewesen. (dpa)

23:11 Uhr

Freitag, 20. Dezember

Scholz: Gedanken sind bei den Opfern

Bundeskanzler Scholz schrieb auf der Plattform X: «Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden.» Auch Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) zeigte sich entsetzt und sprach von einem feigen Anschlag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte den Rettungskräften und schrieb: «Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen.» (dpa)

Sanitäter auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg .
Bild: Keystone

22:12 Uhr

Freitag, 20. Dezember

Internationale Reaktionen

Nato-Generalsekretär Mark Rutte kontaktierte nach eigenen Worten Bundeskanzler Scholz und drückte ihm sein Mitgefühl aus. «Meine Gedanken sind bei den Opfern und deren Familien», schrieb Rutte auf der Plattform X. «Die Nato steht an der Seite Deutschlands.» Die Vereinten Nationen bekundeten ebenfalls ihr Beileid. Man sei schockiert, sagte Stéphane Dujarric, Sprecher des UN-Generalsekretärs. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilte die Attacke. «Meine Gedanken sind heute bei den Opfern der brutalen und feigen Tat in Magdeburg», schrieb sie auf der Plattform X.

Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X, Frankreich teile den Schmerz des deutschen Volks. Er sei zutiefst erschüttert über «den Horror», der den Weihnachtsmarkt heimgesucht habe. Die USA versicherten ihre Solidarität. Die USA seien bereit, Unterstützung zu leisten, hiess es vom Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller. Der designierte US-Vizepräsident J.D. Vance zeigte sich bei X ebenfalls betroffen: «Was für eine entsetzliche Attacke so kurz vor Weihnachten.»

Auch Saudi-Arabien verurteilte die tödliche Attacke. «Das Königreich bringt seine Solidarität mit dem deutschen Volk und den Familien der Opfer zum Ausdruck», schrieb das Aussenministerium in einer Mitteilung auf X. In der Stellungnahme erwähnte das Land den Verdächtigen, der aus Saudi-Arabien stammt, nicht. (dpa)

21:13 Uhr

Freitag, 20. Dezember

Video soll Festnahme des Verdächtigen zeigen

Eine dpa-Reporterin berichtete kurz nach der Tat, es wimmele auf dem Weihnachtsmarkt von Rettungswagen und Sanitätern. An einer grossen Weihnachtspyramide wurden demnach Verletzte versorgt. Mehrere verletzte Menschen wurden weggetragen.

Ein Handyvideo soll die Festnahme des Verdächtigen zeigen. In dem Clip ist zu sehen, wie ein Polizist seine Waffe auf den Verdächtigen richtet und ihm zuruft, sich hinzulegen: «Die Hände auf den Rücken!» und «Bleib liegen!» Der Mann legt sich neben einem schwarzen - sichtbar beschädigten - Auto auf den Boden und befolgt die Anweisungen. Schliesslich kommt Verstärkung, mehrere Polizisten springen aus dem Einsatzwagen und umkreisen den am Boden liegenden Verdächtigen. Der Polizist weist seine Kollegen an, «nicht so nah ran» zu gehen. (dpa)

19:14 Uhr

Freitag, 20. Dezember

Mann rast in Menschenmenge

In Magdeburg rast ein Mann in eine Menschenmenge, es gibt Verletzte und Tote. (dpa)