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Erstes Halbjahr

Abflachung, aber keine Trendwende in Sicht: Arbeitslosenquote verharrt im Juni bei rekordtiefen 1,9 Prozent

Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz verharrt im Juni bei rekordtiefen 1,9 Prozent. Obwohl sich die Erholung des Arbeitsmarktes abflacht, sieht der Bund derzeit «keine Anzeichen für eine Trendwende».
Bereits 2022 sank die Arbeitslosenquote in der Schweiz auf ein 20-Jahres-Tief. Nun setzt sich die Erholung im ersten Halbjahr fort.
Bild: Heini Schwendener

Im Mai war die Arbeitslosenquote erstmals seit der Pandemie wieder unter die Zwei-Prozent-Marke gefallen. Nun, zur Jahresmitte, verharrt diese schweizweit bei 1,9 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mitteilte. Allerdings «fehlten nur ein paar Dutzend Arbeitslose weniger», damit die Quote im Juni um einen weiteren Zehntel auf 1,8 Prozent gesunken wäre, wie Boris Zürcher vom Seco vor den Medien sagte.

Sprich: Der Schweizer Arbeitsmarkt erholt sich nach der Pandemie weiter, wenn auch verlangsamt. Die Arbeitslosenquote liegt inzwischen deutlich unter der 20-Jahres-Bestmarke von 3 Prozent im vergangenen Jahr .

Weniger Arbeitslose – erst Recht gegenüber 2022

«Die Rückgänge der Arbeitslosigkeit im laufenden Jahr sind allerdings deutlich schwächer verlaufen als 2022», analysierte Boris Zürcher die aktuelle Situation. Das deutet laut dem Seco-Spitzenmann auf eine anhaltende Verlangsamung der Erholung hin. Doch: «Bislang sind keine Anzeichen für eine Trendwende in Sicht», beruhigt Zürcher.

Konkret waren Ende Juni 85’099 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos eingeschrieben. Laut Seco entspricht dies innert Monatsfrist einem Minus von 2977 Personen. Gegenüber dem Vorjahresmonat verringerte sich die Arbeitslosigkeit laut Seco sogar um 7412 Personen oder 8 Prozent.

Weniger Stellensuchende und offene Jobs

Sowohl die Jugendarbeitslosigkeit als auch jene in der Kategorie der 50- bis 64-Jährigen hat im vergangenen Monat wie auch im Vorjahresvergleich abgenommen. In beiden Kategorien bleibt die Arbeitslosigkeit damit laut Boris Zürcher unterdurchschnittlich.

Insgesamt waren im Juni bei den RAV 150’618 Stellensuchende registriert. Gegenüber dem Vormonat sank deren Zahl damit um 2850 Personen, gegenüber dem Vorjahresmonat sogar um 18’326 Personen. Auch die Zahl der bei den RAV gemeldeten offenen Stellen hat sich laut Seco im Juni um 76 Stellen leicht verringert – auf noch 51’731 offene Jobs. Von diesen Stellen unterlagen 33‘840 der seit 2018 geltenden Meldepflicht.

Tiefste Arbeitslosenquote seit 20 Jahren

Die Erholung am Schweizer Arbeitsmarkt nach der Coronapandemie hatte bereits im vergangenen Jahr rasch wieder Fahrt aufgenommen. Und so lag die Arbeitslosenquote Ende 2022 bereits bei 2,2 Prozent. Dies ist die tiefste jährliche Arbeitslosenquote seit 20 Jahren, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) im Januar mitteilte . Zum Vergleich: Noch 2021 hatte die schweizweite Arbeitslosenquote pandemiebedingt bei 3 Prozent gelegen.

Die Arbeitslosenzahl lag vergangenes Jahr im Schnitt bei 99’577 Personen. Das sind 38’037 Personen oder 27,6 Prozent weniger als 2021. Im Schnitt suchten letztes Jahr 175’549 Personen eine Stelle – das sind mit einem Minus von 23,3 Prozent ebenfalls deutlich weniger als 2021.

CS-Entlassungen: Bund rechnet wegen UBS-Deal nicht mit Anstieg der Arbeitslosenquote

Nach der Credit-Suisse-Übernahme plant die UBS einen Stellenabbau. Potentiell droht allein hierzulande Tausenden Bankangestellten die Entlassung. Auch wenn der Umfang der bevorstehenden Massenentlassung noch nicht klar ist, rechnet der Bund deswegen dennoch nicht mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote.
«Dieser Stellenabbau wird für den Schweizer Arbeitsmarkt verkraftbar sein», sagt Boris Zürcher. Seine Zuversicht schöpft er einerseits aus dem Umstand, dass in einem solchen Fall ein Sozialplan vorgeschrieben ist. Das helfe, die Spitze zu brechen, so landeten nicht alle Entlassenen gleichzeitig beim RAV.
Andererseits könnten von der Umstrukturierung betroffene Mitarbeitende im neuen Unternehmen oder ausserhalb wieder einen Job finden. «Eine allfällige Massenentlassung verteilt sich damit laut unseren Erfahrungen auf ein bis zwei Jahre», sagte Zürcher. Damit müsse das Seco, auch wenn im konkreten Fall hierzulande mit äusserst vielen Entlassungen zu rechnen sei, die Prognose nicht speziell anpassen. (sat)