Was war passiert?
In der österreichischen Stadt Graz kam es am Dienstag an einer Schule zu einem Amoklauf. Gegen 10.00 Uhr soll ein junger Mann das Feuer eröffnet haben. Sofort seien Spezialeinheiten alarmiert worden, das Gebäude wurde evakuiert. Laut Behörden waren 300 Polizeikräfte im Einsatz. Die Bevölkerung wurde laut Polizei zwischenzeitlich angehalten, den Bereich rund um die Bildungseinrichtung zu meiden und den Anweisungen der Sicherheitskräfte vor Ort Folge zu leisten. Die Eltern und die unverletzten Schüler wurden nach Angaben der Stadt in umliegenden Hallen untergebracht und von Kriseninterventionsteams betreut.
Auf Bildern und Videos ist zu sehen, wie zahlreiche Rettungskräfte, Polizeikräfte und Beamte der Spezialeinheit das Schulgebäude umringen. Wie ein Sprecher des örtlichen Roten Kreuzes sagte, waren mehr als 160 Retter im Einsatz. Auch mehrere Rettungshubschrauber seien angefordert worden. Ein spezieller Alarmplan des Landes für die Versorgung zahlreicher Verletzter wurde aktiviert.
Was ist über die Opfer bekannt?
Nach dem Amoklauf ist ein weiteres Opfer gestorben. Eine erwachsene Frau, die in das Universitätsklinikum Graz eingeliefert worden war, sei ihren schweren Verletzungen erlegen, berichtete die österreichische Agentur APA unter Berufung auf das Krankenhaus. Damit hat der Täter zehn Menschen umgebracht. Der 21-jährige Österreicher beging nach Polizeiangaben anschliessend Suizid.
Der österreichische Innenminister Gerhard Karner teilte ursprünglich am Nachmittag mit, dass neun Menschen getötet und zwölf teils schwer verletzt wurden. Nun hat eine Frau ihre schweren Verletzungen nicht überlebt.
Was weiss man über den Täter?
Gemäss Mitteilung der österreichischen Behörden am Abend soll es sich um einen 21-Jährigen aus dem Raum Graz handeln. Der Amokläufer hat die beiden verwendeten Waffen legal besessen. Das teilten die Behörden mit. Er habe eine Waffenbesitzkarte gehabt, so der Landespolizeidirektor der Steiermark Gerald Ortner. Es sei eine Lang- und eine Kurzwaffe verwendet worden.
Der 21-Jährige sei ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums gewesen, der aber keinen Abschluss gemacht habe, sagte Innenminister Gerhard Karner. Über den Hintergrund könne aktuell jedoch nur spekuliert werden, sagte Karner. Die Ermittlungen würden auf Hochtouren laufen.
Laut Medienberichten soll die Polizei in der Wohnung des verstorbenen Täters einen Abschiedsbrief gefunden haben. Details über den Inhalt sind nicht bekannt.
Was war das Motiv des Täters?
Nach der Tat steht die Suche nach dem Motiv des 21-jährigen Österreichers im Fokus. Ein Abschiedsbrief des 21-Jährigen geht nach Darstellung der Polizei nicht auf etwaige Gründe für seinen Amoklauf ein. Allerdings gewinnt auch in den Augen von Experten die These, dass jahrelanges Mobbing zu Rachegelüsten geführt hat, an Plausibilität.
Grundsätzlich sei an Schulen zu beobachten, dass eine steigende Zahl an jungen Menschen sich nicht mehr ausreichend wahrgenommen fühle, was zu latenter oder offener Gewalt führen könne, sagt der Leiter des Schulärztlichen Dienstes der Steiermark, Josef Zollneritsch.
Was sind die Reaktionen?
Österreichs Bundeskanzler Christian Stocker bezeichnete die Bluttat als eine «Tragödie, die unser gesamtes Land tief erschüttert». Durch die unfassbare Tat seien Jugendliche plötzlich aus dem Leben gerissen worden, das sie noch vor sich gehabt hätten. «Es gibt keine Worte für den Schmerz und für die Trauer, die wir alle - ganz Österreich - gerade fühlen», hiess es in der auf der Online-Plattform X verbreiteten Erklärung Stockers. «Heute geht es vor allem um Mitgefühl. Und darum, füreinander da zu sein. In dieser schweren Zeit ist Menschlichkeit unsere stärkste Kraft.»
Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb ebenfalls auf X: «Dieser Horror ist nicht in Worte zu fassen. Was heute in einer Schule in Graz passiert ist, trifft unser Land mitten ins Herz.»
Auch die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter kondoliert den Opfern von Graz in einem Posting auf dem Kurznachrichtendienst X. Sie habe mit grosser Bestürzung vom Amoklauf erfahren, schreibt sie und fügt an: «Meine Gedanken sind bei den Angehörigen aller Opfer dieser schrecklichen Tat.». Den Verletzten wünsche sie eine rasche Genesung.
Für Donnerstagmorgen ist eine landesweite Trauerminute angekündigt. Alle öffentlichen Gebäude sind auf halbmast geflaggt und es gibt eine dreitägige Staatstrauer.
(zen/cri/phh/luk/dpa)