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Ukraine-Newsblog

Alle News zum Krieg in der Ukraine bis zum 11. Oktober 2024

Seit Ende Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Alle Neuigkeiten und Reaktionen dazu erfahren Sie in unserem Newsblog.

15:06 Uhr

Freitag, 11. Oktober

Scholz sagt Ukraine umfangreiche neue Waffenlieferung zu

Deutschland hat der bedrängten Ukraine bei einem Besuch von Präsident Wolodimir Selenski ein weiteres Waffenpaket von 1,4 Milliarden zugesagt. Dazu gehörten Luftverteidigungssysteme, Artillerie und Drohnen, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz vor dem Treffen mit Selenski im Bundeskanzleramt in Berlin. Das Paket solle bis zum Jahresende zusammen mit Belgien, Norwegen und Dänemark geliefert werden.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat der Ukraine weitere Militärhilfe zugesagt.
Bild: Clemens Bilan / EPA

«Deutschland steht weiter fest an der Seite der Ukraine», sagte Scholz. Er verurteilte die Angriffe Russlands auf die Infrastruktur der Ukraine, die zum Ziel hätten, den Widerstandswillen der Bevölkerung zu brechen. Das neue Hilfspaket zeige zum einen: «Die Ukraine kann sich auf uns verlassen.» Zweitens sei es ein Signal an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, dass dessen Spiel auf Zeit nicht funktionieren werde.

Scholz: Keinen Diktatfrieden akzeptieren

Er und Selenski seien sich einig, dass es eine weitere Friedenskonferenz geben werde, an der auch Russland teilnehmen solle, sagte Scholz und fügte hinzu: «Klar ist, eine Verwirklichung des Friedens kann nur auf Basis des Völkerrechts geschehen. Das wird noch enorme Anstrengung erfordern.» Richtschnur des gemeinsamen Handelns bleibe das Bemühen um einen gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine. «Wir werden keinen Diktatfrieden Russlands akzeptieren», betonte Scholz.

Selenski: Krieg könnte schon 2025 vorbei sein

Selenski sagte, er wolle in Berlin «realistische Schritte» für einen Weg zum Frieden vorstellen. Russland müsse zum Frieden gezwungen werden, dann könnte der Krieg auch schon 2025 vorbei sein. Auch in London, Paris und Rom hatte er zuvor diese Pläne vorgestellt.

Es ist der zweite Deutschland-Besuch des ukrainischen Präsidenten innerhalb von fünf Wochen und das dritte persönliche Gespräch mit Scholz in diesem Zeitraum. In Berlin war auch ein Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geplant. In der Hauptstadt herrschten wegen Selenskis Besuch scharfe Sicherheitsvorkehrungen.

Eigentlich wollte Selenski am Samstag an einem Ukraine-Gipfel mit 50 verbündeten Ländern auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein teilnehmen. Nach der Absage von US-Präsident Joe Biden wegen des Hurrikans «Milton» wurde der Gipfel aber verschoben. Stattdessen ging Selenski auf die Tour zu seinen wichtigsten europäischen Verbündeten.

Neues Paket mit Flugabwehr

Deutschland ist nach den USA der zweitgrösste Waffenlieferant für die bedrängte Ukraine. Zum neuen Hilfspaket sollen weitere Luftverteidigungssysteme vom Typ Iris-T und Skynex, Flakpanzer Gepard, Panzer- und Radhaubitzen, Kampfpanzer, geschützte Fahrzeuge, Kampfdrohnen, Radare und Artilleriemunition gehören, sagte Scholz.

13:10 Uhr

Freitag, 11. Oktober

EU will Montag neue Iran-Sanktionen verhängen

Gegen den Iran sollen an diesem Montag neue EU-Sanktionen verhängt werden. Nach Angaben von Diplomaten wollen die Mitgliedstaaten mit den Strafmassnahmen auf die Lieferung von ballistischen Raketen an Russland reagieren. Dieser Schritt wird wegen des anhaltenden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine als ein neuer Tabubruch gesehen. «Die Europäische Union hat den Iran wiederholt nachdrücklich vor der Weitergabe ballistischer Raketen an Russland gewarnt», hiess es bereits Mitte September in einer Erklärung der EU-Staaten.

Die Sanktionen sollen unter anderem Unternehmen und Personen treffen, die an Irans Programm für ballistische Raketen und der Lieferung dieser und anderer Waffen an Russland beteiligt sind. Namen hält die EU bislang geheim. Hintergrund ist unter anderem, dass die Strafmassnahmen vorsehen, in der EU vorhandene Vermögenswerte einzufrieren. Eine Vorabinformation könnte es deswegen Betroffenen ermöglichen, Vermögen in Sicherheit zu bringen.

Als wahrscheinlich gilt, dass gegen die staatliche Fluggesellschaft Iran Air Sanktionen verhängt werden. Unter anderem Deutschland und Frankreich hatten bereits Arbeiten an Strafmassnahmen gegen die staatliche Airline angekündigt. Die Regierung in Teheran hat Berichte über die Lieferung ballistischer Raketen an Russland bislang zurückgewiesen.

Der formelle Beschluss für die Sanktionen soll am Montag in Luxemburg von den Aussenministerinnen und Aussenministern der Mitgliedstaaten getroffen werden. Sie kommen dort zu ihrer Oktober-Tagung zusammen. Thema werden dabei auch der Nahost-Konflikt und die aktuelle Lage in der Ukraine sein. So soll es per Videokonferenz auch einen informellen Gedankenaustausch mit dem neuen ukrainischen Aussenminister Andrij Sybiha geben. Weitere Sanktionen sind gegen Akteure geplant, denen einen Destabilisierung der in die EU strebenden Republik Moldau vorgeworfen wird. (dpa)

13:08 Uhr

Freitag, 11. Oktober

Papst Papst Franziskus empfängt Selenski im Vatikan

Papst Franziskus hat den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski im Vatikan zu einem privaten Gespräch empfangen. Über die Gesprächsinhalte wurde zunächst nichts bekannt. Der Heilige Stuhl teilte jedoch mit, dass das Treffen eine halbe Stunde lang andauerte und Selenski dem katholischen Kirchenoberhaupt ein Gemälde mit dem Titel «Das Massaker von Butscha» überreichte, das ein Mädchen zwischen Trümmern zeigt.

Es ist Selenskyjs dritter Besuch im Vatikan. Franziskus erinnert öffentlich immer wieder an die «gemarterte Ukraine». In der Vergangenheit stiessen jedoch seine Äusserungen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und Friedensappelle in Kiew auf scharfe Kritik. (dpa)

10:52 Uhr

Freitag, 11. Oktober

Putin will in Turkmenistan iranischen Präsidenten treffen

Der russische Präsident Wladimir Putin ist am Freitag zu einem Besuch in Turkmenistan eingetroffen. Der Kreml teilte mit, Putin werde in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabad an einem internationalen Forum mit führenden Politikern Zentralasiens teilnehmen. Geplant sei auch ein Gespräch mit dem iranischen Präsidenten Massud Peseschkian über die Lage im Nahen Osten.

In seiner Eröffnungsrede bekräftigte Putin, dass er mit Russlands Freunden und Partnern eine neue Weltordnung aufbauen wolle, wie aus einem vom Kreml veröffentlichten Video hervorging. An der Konferenz nahmen weitere führende Politiker der Region teil, darunter der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari und die Staatsoberhäupter der anderen zentralasiatischen Länder Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan.

Moskau und Teheran unterzeichneten nach der russischen Invasion in die Ukraine eine Vereinbarung im Umfang von umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro, wonach der Iran Drohnen nach Russland exportiert, die im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden. Die USA glauben, dass der Iran auch ballistische Kurzstreckenraketen an Russland lieferte. (dpa)

10:00 Uhr

Freitag, 11. Oktober

Tote nach russischem Raketenbeschuss im Gebiet Odessa

Bei neuen russischen Raketenangriffen im südukrainischen Gebiet Odessa sind nach Behördenangaben mindestens vier Menschen getötet worden. Bei dem Angriff mit ballistischen Raketen sei ein Haus zerstört worden, unter den Toten sei auch ein 16 Jahre altes Mädchen, teilte der Gebietsgouverneur Oleh Kiper auf der Plattform Telegram mit. Zehn Menschen seien verletzt worden, davon vier schwer. Unter den Trümmern werde nach Verschütteten gesucht, hiess es.

In dem zerstörten Gebäude hätten Zivilisten gelebt und gearbeitet, sagte Kiper. Drei Menschen seien tot aus den Trümmern gezogen worden, eine Frau sei ihren Verletzungen im Krankenhaus erlegen.

Russland führt seit mehr als zweieinhalb Jahren Krieg gegen die Ukraine, die sich mit westlicher Unterstützung gegen die Invasion wehrt. Das russische Militär greift dabei auch immer wieder das Gebiet Odessa mit Raketen und Drohnen an. In den vergangenen Tagen gab es wiederholt Tote und Verletzte. Betroffen ist regelmässig die Hafeninfrastruktur der Schwarzmeerregion. Der Hafen ist für die Ukraine von grosser Bedeutung, auch für den Export für Getreide. (dpa)

06:26 Uhr

Freitag, 11. Oktober

Berlin statt Ramstein: Selenski bei Scholz und Steinmeier

Auf seiner Tour durch Europa besucht der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski nach London, Paris und Rom heute Berlin. Bei seinen Gesprächen mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird es um die weitere Unterstützung der Ukraine mit Waffenlieferungen für den Abwehrkampf gegen die russischen Invasoren gehen, aber auch um die Bemühungen um eine Friedenslösung. Am Donnerstagabend traf Selenski in Rom Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Für Freitagmorgen ist noch eine Audienz bei Papst Franziskus im Vatikan geplant.

Eigentlich wollte Selenski am Samstag an einem Ukraine-Gipfel mit 50 verbündeten Ländern auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein teilnehmen. Nach der Absage von US-Präsident Joe Biden wegen des Hurrikans «Milton» wurde der Gipfel aber verschoben. Statt Biden kommt nun Selenski zu einem bilateralen Besuch nach Berlin.

Es ist der zweite Deutschland-Besuch des ukrainischen Präsidenten innerhalb von fünf Wochen und das dritte persönliche Gespräch mit Scholz in diesem Zeitraum. Anfang September hatte Selenski an einem Verteidigungsministertreffen der Verbündeten in Ramstein teilgenommen und Scholz in Frankfurt am Main getroffen. Nur drei Wochen später kamen die beiden dann noch einmal kurz vor der UN-Generalversammlung in New York zu einem Gespräch zusammen.

Selenski will bis Dezember Veränderungen in Richtung Frieden

Selenski wirbt auf seiner Europatour für seinen sogenannten «Siegesplan», von dem bisher nicht viel bekannt ist. Es gehe darum, Bedingungen «für ein gerechtes Ende des Krieges» zu schaffen, sagte er am Donnerstag in London. Zuvor hatte er bei einem Ukraine-Südosteuropa-Gipfel im kroatischen Dubrovnik deutlich gemacht, dass er die nächsten Monate für entscheidend hält. «Im Oktober, November und Dezember haben wir eine reale Chance, die Dinge in Richtung Frieden und dauerhafter Stabilität hin zu verändern.» Die Situation auf dem Schlachtfeld erlaube es, den Krieg spätestens 2025 zu beenden.

Unter einem gerechten Kriegsende versteht Selenskyj den Rückzug russischer Truppen aus den besetzten Gebieten. Die ukrainische Staatsführung wies einen italienischen Medienbericht zurück, wonach Kiew zu einem Waffenstillstand entlang der derzeitigen Frontlinie bereit sei. «Eine Feuereinstellung ist kein Thema unserer Beratungen mit den Verbündeten, und wir sprechen nicht darüber», sagte Selenskyj nach seinen Gesprächen mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron in Paris. Auf russischer Seite gibt es ebenfalls keine Anzeichen dafür, im Krieg gegen die Ukraine zurückzuweichen.

Russische Truppen rücken in Ostukraine weiter vor

Russische Truppen setzen nach Kiewer Militärangaben ihre Offensive im Osten der Ukraine mit grosser Wucht fort. Am Donnerstag habe es 114 Angriffe gegeben, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit. Allein 30 Angriffe wurden am Frontabschnitt bei Lyman gezählt. Der Eisenbahnknotenpunkt liegt im Gebiet Donezk. Zu dem Frontabschnitt gehören aber auch die letzten Dörfer des Gebietes Luhansk, die Russland noch nicht besetzt hat. Weitere Schwerpunkte der Angriffe waren demnach die Abschnitte Pokrowsk und Kurachiwe. Die Zahlen des Militärs sind nicht im Detail überprüfbar, lassen aber einen Rückschluss auf die Intensität der Gefechte zu.

59 Prozent wünschen sich Telefonat von Scholz und Putin

Deutschland ist der zweitwichtigste Waffenlieferant der Ukraine nach den USA. Der Kanzler wirbt in den vergangenen Wochen aber auch verstärkt für einen Friedensprozess. Er hat immer wieder deutlich gemacht, dass er dafür nach fast zwei Jahren Funkstille auch grundsätzlich bereit ist, wieder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sprechen. Eine klare Mehrheit der Deutschen hält das für richtig. Nach einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur wünschen sich 59 Prozent ein Telefonat der beiden, in Ostdeutschland sind es sogar 68 Prozent.

Gespalten sind die Deutschen in der Frage, ob die Ukraine für Frieden mit Russland auf einen Teil ihres Staatsgebiets verzichten sollte. 39 Prozent sagen, sie sollte keinen Zentimeter preisgeben. 22 Prozent meinen dagegen, die Ukraine sollte auf die bereits 2014 von Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim verzichten. Weitere 23 Prozent plädieren sogar dafür, dass Kiew neben der Krim auch Gebiete aufgeben sollte, die seit der Invasion im Februar 2022 von Russland besetzt wurden. Zusammen sind also 45 Prozent für einen Gebietsverzicht.

Uneinigkeit bei Erlaubnis für weitreichende Waffen

Uneinigkeit besteht auch in der Frage, ob die Ukraine die Erlaubnis erhalten sollte, mit weitreichenden westlichen Waffen bis tief in russisches Territorium zu schiessen. 42 Prozent sind eher dafür und 43 Prozent eher dagegen.

Der ukrainische Präsident fordert von den westlichen Verbündeten schon seit langem eine solche Erlaubnis. Scholz sieht das skeptisch. Anders als die USA, Grossbritannien und Frankreich hat Deutschland weitreichende Waffen erst gar nicht geliefert. Den Marschflugkörper «Taurus» mit einer Reichweite von 500 Kilometern will Scholz nicht bereitstellen, weil er befürchtet, dass Deutschland und die Nato dann in den Krieg hineingezogen werden könnten.

Forderungen nach «Taurus» verstummen nicht

Die Forderungen nach einer Lieferung weitreichender Waffen auch aus Deutschland verstummen aber nicht. Der Grünen-Europapolitiker Anton Hofreiter sagte der «Rheinischen Post» vor dem Treffen von Scholz und Selenski: «Wir müssen deutlich mehr Luftverteidigung, Munition und weitreichende Waffen an die Ukraine liefern. Reichweitenbeschränkungen gelieferter Waffen tragen nicht zur Deeskalation bei, sondern ermöglichen weitere russische Angriffe.»

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europaparlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), kritisierte, dass Scholz anders als die USA, Grossbritannien und Frankreich auf die Lieferung weitreichender Waffen verzichtet. «Die Ukraine ist im Begriff zu ertrinken, und nach wie vor werfen wir ihr nur Rettungsringe zu, um sie vor dem Ertrinken zu retten», sagte sie.

Auch der CDU-Verteidigungsexperte Johann Wadephul erneuerte seine Forderung, der Ukraine deutsche Marschflugkörper zur Verfügung zu stellen. «Die Lieferung von Taurus wäre eine wichtige Hilfe. Das zeigen die erfolgreichen ukrainischen Angriffe auf russische Depots weit im Hinterland durch Marschflugkörper mit vergleichbarer Schlagkraft.» (dpa)

19:37 Uhr

Donnerstag, 10. Oktober

Ukrainische Journalistin stirbt in russischer Haft

Die ukrainische Journalistin Viktoria Roschtschyna ist in russischer Gefangenschaft umgekommen. Das bestätigte der Leiter des Koordinationsstabs für Gefangenenbelange, Petro Jazenko, im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. Die Umstände des Todes seien bislang nicht bekannt.

Die Journalistin stand kurz, davor ausgetauscht zu werden. «Dass sie von Taganrog nach Moskau verlegt wurde, war eine Etappe bei der Vorbereitung für ihre Freilassung», sagte Jazenko. Nach Medienberichten war die Gefangene in einem langen Hungerstreik gewesen.

Roschtschyna verschwand im August 2023 in den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten. Sie war aus dem von der Regierung kontrollierten Teil der Ukraine über Polen in die besetzten Gebiete gereist. 2022 war sie in der von russischen Truppen kontrollierten südukrainischen Hafenstadt Berdjansk schon einmal festgenommen, aber später wieder freigelassen worden. Zuletzt hatte Roschtschyna als freie Autorin unter anderem für das Nachrichtenportal Ukrajinska Prawda gearbeitet. (dpa)

16:05 Uhr

Donnerstag, 10. Oktober

Ukraine weist Medienbericht zu möglichem Waffenstillstand zurück

Die ukrainische Staatsführung hat einen italienischen Medienbericht entschieden zurückgewiesen, wonach sie zu einem Waffenstillstand mit Russland entlang der derzeitigen Frontlinie bereit sei. «Das ist unwahr», sagte Dmytro Lytwyn, Berater und Redenschreiber von Präsident Wolodimir Selenski, gemäss einer Meldung der Agentur Interfax-Ukraine.

Die Ukraine halte weiter an der im Herbst 2022 veröffentlichten Friedensformel fest, die auf einem kompletten Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Staatsgebiet basiert, betonte er. «Der Siegesplan, der in diesen Tagen Grossbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland präsentiert wird, ist ein Instrument, das die Situation zur Umsetzung der Friedensformel hin treibt.»

Zuvor hatte die italienische Tageszeitung «Corriere della Sera» ohne Quellenangabe geschrieben, dass Selenski zu einem Waffenstillstand an der aktuellen Frontlinie bereit sei, ohne diese als offizielle Grenze anzuerkennen. Im Gegenzug solle der Westen sich zu Sicherheitsgarantien und einem schnellen EU-Beitritt der Ukraine verpflichten.

«Es gibt ganz sicher kein Konzept eines Austauschs «Land gegen Sicherheitsgarantien». Oder andere Tauschformate», schrieb auch Mychajlo Polojak, Berater des Präsidialamtschef Andrij Jermak, im Online-Netzwerk X. «Ohne eine Niederlage Russlands gibt es keine effektiven Sicherheitsgarantien, und niemand wird sich hergeben, sie zuzusagen.»

In westlichen Medien erscheinen regelmässig Berichte, die für mögliche Verhandlungen einen Waffenstillstand entlang der derzeitigen Frontlinie ins Spiel bringen. Kiew weist diese immer wieder zurück.

Auch in Moskau sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow, Russland habe keine derartigen Signale aus der Ukraine erhalten. Es gebe viel Gerede. «Aber niemand unternimmt etwas in dieser Richtung», sagte er russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Die Ukraine wehrt sich mit westlicher Hilfe seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen die russische Invasion. (dpa)

13:01 Uhr

Donnerstag, 10. Oktober

Moskau: 92 ukrainische Drohnen abgeschossen – Dorf evakuiert

Die russische Flugabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums 92 ukrainische Drohnen abgefangen. Besonders betroffen von den Angriffen war demnach diesmal der Nordkaukasus, darunter die russische Teilrepublik Adygeja. Republikchef Marat Kumpilow teilte bei Telegram mit, dass nach dem Ausbruch eines Brandes ein Dorf evakuiert werde. Details nannte er nicht. Allerdings gab es in den sozialen Netzwerken Videos und Berichte von Augenzeugen, nach denen der Militärflugplatz Chanskaja nahe dem Dorf getroffen wurde.

Es gebe keine Verletzten, teilte Kumpilow weiter mit. Er schrieb nicht, wie viele Menschen aus dem betroffenen Dorf Rodnikowy in Sicherheit gebracht werden mussten wegen des Feuers. Eine offizielle Bestätigung dafür, dass der Flugplatz unweit der Hauptstadt Maikop getroffen wurde, gab es nicht. (dpa)

12:59 Uhr

Donnerstag, 10. Oktober

Selenski zu Gesprächen in London eingetroffen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ist am Donnerstag zu einem Besuch am Sitz der britischen Regierung in London eingetroffen. Dort wollte er mit Vertretern der britischen Regierung sowie der Nato über seinen Plan für das weitere Vorgehen im Krieg gegen Russland sprechen. Geplant waren Treffen mit Premierminister Keir Starmer und Nato-Generalsekretär Mark Rutte, bevor Selenski zu Gesprächen nach Berlin und Paris reist.

Der ukrainische Präsident wollte seinen Plan eigentlich am Wochenende bei einem Ukraine-Gipfel in Ramstein vorstellen. Das Treffen wurde jedoch abgesagt, weil US-Präsident Joe Biden wegen Hurrikan «Milton» die Vereinigten Staaten nicht verlassen wollte. Selenski sagte am Mittwoch, er hoffe, dass das Treffen bald nachgeholt werden könne.

Die Einzelheiten von Selenskis Plan sind bislang nicht öffentlich bekannt, aber Grundzüge wurden bereits deutlich. Selenski sagte am Mittwoch in Kroatien während eines Treffens mit Staats- und Regierungschefs der südosteuropäischen Staaten, der Plan ziele darauf ab, die Ukraine sowohl geopolitisch als auch auf dem Schlachtfeld zu stärken, bevor es zu einem Dialog mit Russland komme. «Die Schwäche eines unserer Verbündeten wird (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin ermutigen», sagte er. «Deshalb bitten wir sie, uns zu stärken, in Form von Sicherheitsgarantien, in Form von Waffen, in Form unserer Zukunft nach diesem Krieg. Meiner Meinung nach versteht er (Putin) nur Gewalt.»

Kiew wartet immer noch auf eine Antwort der westlichen Partner auf seine wiederholten Bitten, die von ihnen bereitgestellten Langstreckenwaffen einsetzen zu können, um Ziele tief in Russland zu treffen. Während einige Partner, darunter Grossbritannien, dazu bereit sein sollen, hält sich Biden aus Sorge um eine mögliche Eskalation des Konflikts zurück. (dpa)

10:45 Uhr

Donnerstag, 10. Oktober

Sieben Tote nach russischem Raketenangriff im Gebiet Odessa

Nach dem russischen Raketenangriff auf Hafeninfrastruktur im Gebiet Odessa ist die Zahl der Toten nach Behördenangaben auf sieben gestiegen. «Heute früh starb ein 46-jähriger Hafenarbeiter im Krankenhaus», teilte Gouverneur Oleh Kiper bei Telegram mit. Am Vorabend war zunächst von sechs Toten die Rede gewesen. Gut ein Dutzend Menschen wurde verletzt. Zum genauen Ort des Angriffs machte Kiper keine Angaben.

Zuvor hatten Beobachter von einer ballistischen Rakete in Richtung des Hafens Tschornomorsk nahe Odessa geschrieben. In örtlichen Gruppen in sozialen Netzwerken gab es Aufrufe für Blutspenden. In der südostukrainischen Industriestadt Krywyj Rih wurden zudem bei einem russischen Drohnenangriff mindestens zwei Menschen verletzt, als dort ein fünfstöckiges Wohnhaus beschädigt wurde. (dpa)

06:32 Uhr

Donnerstag, 10. Oktober

EU schickt neues Geld in die Ukraine

Die EU-Staaten haben neue Finanzhilfen zugunsten der Ukraine organisiert. Eine in Brüssel erzielte Grundsatzeinigung sieht vor, für das von Russland angegriffene Land ein Darlehen von bis zu 35 Milliarden Euro zu arrangieren, wie die Vertretung der Mitgliedstaaten mitteilte. Dieses soll dann mit Zinserträgen aus eingefrorenen Vermögenswerten der russischen Zentralbank zurückgezahlt werden.

Das Geld soll Teil eines noch grösseren Unterstützungspakets werden, das im Sommer von der Gruppe der grossen westlichen Industriestaaten (G7) beschlossen worden war. Es sieht mit russischen Geldern finanzierte Darlehen in Höhe von bis zu 50 Milliarden US-Dollar (ca. 46 Mrd. Euro) vor.

Im Rahmen der von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen sind seit Februar 2022 rund 210 Milliarden Euro an Vermögenswerten der russischen Zentralbank eingefroren worden. Die ausserordentlichen Zinseinnahmen daraus werden derzeit auf bis zu 2,5 bis 3 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. In der EU liegt der Grossteil der weltweit immobilisierten Vermögenswerte.

Selenski tourt quer durch Europa

US-Präsident Joe Biden verschob wegen des Hurrikans «Milton», der den Südosten der USA bedroht, seine Reise nach Deutschland, wo unter anderem über die weitere Hilfe für die Ukraine beraten werden sollte. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski kommt aber trotzdem nach Berlin. In der Nacht zum Donnerstag flog er von Dubrovnik zunächst einmal Richtung Grossbritannien. In Kroatien hatte er zuvor an einem Gipfel der Balkanstaaten teilgenommen.

Zwölf südosteuropäische Staaten und die Türkei einigten sich dort darauf, dass ein Rückzug Russlands aus allen besetzten Gebieten in der Ukraine Bedingung für einen Frieden sei. Sie sprachen sich für den Friedensplan Selenskis aus sowie für eine Aufnahme der Ukraine in die Nato. Das geht aus der Abschlusserklärung des Gipfeltreffens hervor.

Erst Starmer und Macron, dann Scholz und Steinmeier

Der britische Premier Keir Starmer empfängt Selenski dann heute in London, zudem ist ein Gespräch mit dem neuen Nato-Generalsekretär Mark Rutte geplant, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. Es werde um breit angelegte strategische Diskussionen während dieser wichtigen Zeit gehen, zitierte PA einen Regierungssprecher.

Später am Tag wird der ukrainische Präsident in Paris bei Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron erwartet. Im Élyséepalast dürfte es Selenski um weitere militärische Unterstützung für die Abwehr des russischen Angriffskriegs gehen. Erst am Mittwoch hatte Frankreich die bereits zugesagte Lieferung von Mirage-Kampfjets für das erste Quartal 2025 in Aussicht gestellt. Die Ausbildung von ukrainischen Piloten und Mechanikern für die Maschinen läuft bereits in Frankreich.

Am Freitag reist Selenski dann zu Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Berlin. Die separaten Reisen von Selenski nach London, Paris und Berlin folgen auf die Verschiebung des grossen Ukraine-Solidaritätsgipfels in Ramstein, der eigentlich am Samstag geplant war. (dpa)

22:31 Uhr

Mittwoch, 9. Oktober

Sechs Tote bei russischem Raketenangriff auf Odessa

Mindestens sechs Menschen sind nach Behördenangaben in der südukrainischen Hafenstadt Odessa durch einen russischen Raketenschlag ums Leben gekommen. Acht weitere wurden verletzt, vier davon schwer. «Ziel des Feindes war erneut die Hafeninfrastruktur», schrieb der Militärgouverneur der Region, Oleh Kiper, auf Telegram. Seinen Angaben nach wurde ein ziviler Containerfrachter unter der Flagge Panamas getroffen. Die Opfer sind ukrainische Staatsbürger.

Nach Angaben Kipers ist es bereits der dritte Angriff auf ein ziviles Schiff innerhalb der letzten vier Tage. Damit versuche Russland den von der Ukraine eingerichteten Getreidekorridor zu blockieren. Bereits zu Beginn seines Angriffskriegs riegelte Russland die ukrainischen Seehäfen ab. Wegen der Bedeutung der Ukraine für den weltweiten Agrarmarkt einigten sich beide Länder für eine begrenzte Zeit auf die Einrichtung eines Getreidekorridors. Im Juli 2023 liess Moskau die Abmachung auslaufen. Später organisierte Kiew selbst eine Seeroute - auch durch die Vertreibung russischer Kriegsschiffe aus dem westlichen Schwarzmeer. (dpa)

21:44 Uhr

Mittwoch, 9. Oktober

Ukraine attackiert Drohnenlager in Südrussland

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben ein Drohnenlager in der südrussischen Region Krasnodar angegriffen und zerstört. Nach einem Volltreffer sei eine weitere Explosion verzeichnet worden, teilte der Generalstab in Kiew mit. Demnach wurden in dem angegriffenen Gebäude etwa 400 Drohnen des iranischen Typs Shahed gelagert. «Die Vernichtung des Lagers für Shahed-Drohnen wird die Fähigkeit der russischen Besatzer, friedliche Bewohner ukrainischer Städte und Dörfer zu terrorisieren, erheblich verringern», hiess es.

Russische Behörden haben zumindest einen Brand in einem Lagerhaus nahe der Ortschaft Oktjabrski bestätigt. Das Gelände sei weiträumig abgesperrt, etwa 800 Quadratmeter Fläche stünden in Flammen, teilte der regionale Operationsstab im Gebiet Krasnodar mit. Die Koordinaten stimmen mit dem von Kiew vermeldeten Drohnenschlag überein. Der Operationsstab machte aber keine Angaben zur Brandursache und den dort gelagerten Objekten. (dpa)

17:34 Uhr

Mittwoch, 9. Oktober

Russische Truppen erobern angeblich Dörfer im Gebiet Kursk

Das Moskauer Militär hat nach eigenen Angaben zwei kleine Dörfer im russischen Gebiet Kursk von der ukrainischen Armee zurückerobert. Das russische Verteidigungsministerium nannte die Orte Pokrowski und Nowaja Sorotschina. Landkarten zufolge sind beides nur Weiler mit wenigen Häusern. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti veröffentlichte auch ein Video des angeblichen Vordringens.

Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es nicht. Ukrainische Militärblogger änderten ihre Karten des Frontverlaufs nicht. Der Generalstab in Kiew äussert sich im Detail nicht zur Offensive auf russischem Gebiet. Im Lagebericht für Mittwochmorgen hiess es lediglich, die russische Luftwaffe bombardiere dort die eigenen Ortschaften.

Die angeblich zurückeroberten Dörfer liegen aber mehrere Kilometer tief auf Gebiet, dass die ukrainischen Militärbeobachter als besetzt annehmen. Dies könnte bedeuten, dass die anfangs langsame russische Gegenoffensive die Ukrainer doch allmählich verdrängt.

Selenski nennt Kursk-Offensive wichtig

Präsident Wolodimir Selenski hatte noch am Dienstagabend die Bedeutung des Vordringens auf russisches Gebiet betont, um Moskau unter Druck zu setzen. Die Offensive gehe schon in den dritten Monat. Ukrainische Truppen waren am 6. August über die Grenze vorgestossen und hatten den Bodenkrieg damals erstmals auf russisches Staatsgebiet getragen. Nach Kiewer Angaben sind etwa 1000 Quadratkilometer besetzt. (dpa)

13:31 Uhr

Mittwoch, 9. Oktober

Selenski trifft zu Gesprächen in Kroatien ein

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ist zu Gesprächen in Kroatien eingetroffen. «Mit Ministerpräsident (Andrej) Plenkovic werden wir eine weitere Verteidigungszusammenarbeit, die Behandlung von unseren verwundeten Kämpfern und auch den Wiederaufbau der Ukraine diskutieren», schrieb der Staatschef auf der Plattform X. Dazu werde er am Ukraine-Südosteuropa-Gipfel mit gut einem Dutzend südosteuropäischen Staaten teilnehmen.

Dabei sollen die Umsetzung des Friedensplans und die Integration der Ukraine in die Europäische Union und das Militärbündnis Nato besprochen werden. (dpa)

13:09 Uhr

Mittwoch, 9. Oktober

Ukraine-Gipfel in Ramstein wird verschoben

Nach der Verschiebung des Deutschland-Besuchs von US-Präsident Joe Biden wird auch der ursprünglich für Samstag geplante Ukraine-Gipfel auf dem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein verschoben. Ankündigungen über künftige Treffen der Kontaktgruppe für die Verteidigung der Ukraine werden folgen, wie das US-Kommando in Ramstein mitteilte. (dpa)

07:22 Uhr

Mittwoch, 9. Oktober

Ukraine-Treffen wegen Bidens Absage in der Schwebe

Der Hurrikan «Milton» in den USA und die Verschiebung des Deutschlandbesuchs von US-Präsident Joe Biden wirbeln die westlichen Strategie-Treffen zur Unterstützung der Ukraine durcheinander. Das Weisse Haus sagte wegen des erwarteten Wirbelsturms die Reise des Präsidenten nach Berlin am kommenden Wochenende ab. Auch an einem Treffen der militärischen Unterstützer der Ukraine im US-Stützpunkt Ramstein am Samstag werde Biden nicht persönlich teilnehmen, teilte das Pentagon mit. Zu diesem Treffen mit vielen Staats- und Regierungschefs wurde bislang auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski erwartet, um dort über seinen sogenannten Siegesplan zu sprechen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte Verständnis für Bidens Entscheidung. «Wenn in meinem Land solche Unwetter wüteten, dann würde ich auch diese Entscheidung treffen», sagte er in der Sendung «RTL Direkt spezial – Am Tisch mit Olaf Scholz». Es wäre «ein sehr wichtiges Treffen» geworden, aber es werde ja nachgeholt. Biden kündigte ein Telefonat mit Scholz an, um einen Ersatztermin zu finden. Wie der US-Präsident sagte auch Aussenminister Antony Blinken seine Reise nach Deutschland ab.

Für den südlichen Teil der Ukraine begann die Nacht auf Mittwoch erneut mit Luftalarm, weil nach Angaben des Militärs zahlreiche russische Kampfdrohnen in der Luft waren. Auf die Grossstadt Charkiw im Osten der Ukraine warfen russische Flugzeuge am Dienstagabend erneut Gleitbomben ab. Am Tag waren durch Angriffe mit diesen schweren Bomben mindestens zwei Menschen getötet und etwa zwei Dutzend Menschen verletzt worden.

Wann bekommt Selenski eine Antwort auf seinen «Siegesplan»?

Selenskis sogenannter Siegesplan ist nicht im Detail öffentlich. Er sieht aber vor, dank westlicher Hilfe den militärischen Druck auf Russland zu erhöhen. Moskau solle erkennen, dass der Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht zu gewinnen sei. Deshalb fordert Kiew, dass es weitreichende Waffen aus den USA und Grossbritannien auch gegen Militärziele im russischen Rückraum einsetzen darf. Auch erhofft sich die Ukraine die Aufnahme in die Nato oder ähnlich starke Sicherheitsgarantien.

Doch die internationalen Treffen mit einer Antwort der Unterstützerländer entfallen wegen Bidens Absage, oder ihr Format ist unklar. In Berlin hätten nicht nur der Bundeskanzler und der US-Präsident konferieren sollen. Die Regierung in London bestätigte, dass für Samstagmorgen in Berlin eigentlich ein Vierertreffen mit Biden, Scholz, dem britischen Premier Keir Starmer und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron geplant war. Für Ramstein hatten vor der Biden-Absage auch der polnische Präsident Andrzej Duda und der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau ihr Kommen angekündigt.

Kiew erwartet Friedensgipfel nicht mehr für November

Militärisch ist die Ukraine unter Druck, im Osten rücken russische Truppen trotz hoher Verluste in eine Ortschaft nach der anderen vor. Zugleich hofft die Ukraine mit diplomatischen Initiativen voranzukommen, solange in Washington noch der ihr wohlgesonnene Biden amtiert. Allerdings rechnet Kiew bereits mit einer Verschiebung des für November erhofften zweiten Friedensgipfels. Eine Beraterin im Präsidialamt, Darija Sariwna, sagte dem Nachrichtenportal «Telegraf», dass ein Novembertermin wohl nicht zu halten sei. Derzeit liefen Konferenzen zur inhaltlichen Vorbereitung. Der Gipfeltermin könne erst danach festgelegt werden.

Zu einem ersten Friedensgipfel Mitte Juni in der Schweiz hatte die Ukraine mehr als 100 Länder und Organisationen versammelt. Russland lehnte eine Teilnahme von vornherein ab und war deshalb nicht eingeladen. Das Nachfolgetreffen - diesmal möglichst mit Moskau - sollte eigentlich noch vor der US-Wahl am 5. November stattfinden. Sollte Ex-Präsident Donald Trump wieder ins Weisse Haus einziehen, ist unsicher, ob und wie stark er dem von Russland angegriffenen Land helfen wird. (dpa)

22:26 Uhr

Dienstag, 8. Oktober

Selenski: «Halten in Kursk Druck auf Russland aufrecht»

Der Vorstoss ukrainischer Truppen in das russische Gebiet Kursk bleibt nach Worten von Präsident Wolodimir Selenski für sein Land strategisch wichtig. «Die Kämpfe in der Region Kursk gehen jetzt in den dritten Monat», sagte Selenski in seiner abendlichen Videobotschaft in Kiew. «Wir halten den notwendigen Druck auf Russland in diesem Gebiet aufrecht.»

Mobile Einheiten der ukrainischen Armee waren am 6. August über die Grenze in die Region Kursk vorgestossen und hatten am 8. August die Kleinstadt Sudscha erobert. Damit wurden die Bodenkämpfe erstmals in mehr als zwei Jahren Krieg auf russisches Staatsgebiet getragen. Die Ukrainer halten nach eigenen Angaben mehr als 1.000 Quadratkilometer besetzt. Russlands Präsident Wladimir Putin ordnete eine Rückeroberung des Gebiets an, die aber kaum vorankommt. Selenski betrachtet die Eroberung als Faustpfand für einen möglichen Tausch. (dpa)

17:33 Uhr

Dienstag, 8. Oktober

Tote und Verletzte nach russischen Luftangriffen auf Charkiw

Bei russischen Luftangriffen auf die ostukrainische Grossstadt Charkiw sind nach Behördenangaben mindestens zwei Menschen getötet worden. Ein Gleitbombenangriff habe ein mehrstöckiges Wohnhaus getroffen, teilte Bürgermeister Ihor Terechow bei Telegram mit. Mindestens drei Menschen seien verletzt worden. Die Bomben fielen demnach in einem dicht besiedelten Stadtteil im Norden der Grossstadt.

Zuvor waren bereits bei einer anderen russischen Attacke mindestens 21 Menschen verletzt worden. 17 davon wurden laut Terechow in Krankenhäusern behandelt. Es habe mehrere Einschläge auf dem Gelände eines zivilen Unternehmens im industriell geprägten Südosten der Stadt gegeben. Infolgedessen sei ein Brand ausgebrochen. Den Angaben des Bürgermeisters nach wird noch untersucht, welcher Waffentyp dabei eingesetzt wurde. Ursprünglich war von Raketen die Rede. Der Stadtbezirk liegt gut 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. (dpa)

11:42 Uhr

Dienstag, 8. Oktober

Russische Truppen dringen in Ostteil von Torezk vor

In der Ostukraine sind russische Truppen in den Ostteil der seit langem umkämpften Stadt Torezk vorgedrungen. «Die Kämpfe finden in Torezk selbst statt. Die Situation ist instabil, es wird buchstäblich um jeden Hauseingang gekämpft», sagte die Pressesprecherin der zuständigen Armeegruppierung, Anastassija Bobownikowa, im Nachrichtenfernsehen. Die russischen Einheiten haben sich demnach bereits in Richtung des zentralen Kohlebergwerks der Stadt vorgekämpft.

In der Bergbaustadt im Gebiet Donezk lebten vor dem russischen Einmarsch noch über 30.000 Menschen. Trotz der Kämpfe sollen noch Tausende im stark zerstörten Stadtgebiet ausharren.

Dem ukrainischen Generalstab zufolge tobten ebenfalls schwere Kämpfe vor allem im Frontabschnitt zwischen Pokrowsk und Kurachowe. Militärbeobachtern beider Seiten zufolge geraten die ukrainischen Truppen dort bei der Stadt Selydowe zunehmend in Bedrängnis. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen die russische Invasion. (dpa)

11:41 Uhr

Dienstag, 8. Oktober

Nordkorea wird wohl Truppen in die Ukraine schicken

Südkoreas Verteidigungsminister geht davon aus, dass Nordkorea höchstwahrscheinlich Truppen zur Unterstützung Russlands in die Ukraine entsenden wird. «Da Russland und Nordkorea einen gegenseitigen Vertrag unterzeichnet haben, der einem Militärbündnis gleichkommt, ist die Möglichkeit eines solchen Einsatzes sehr wahrscheinlich», sagte Kim Yong Hyun nach Angaben der Nachrichtenagentur Yonhap bei einer Anhörung im südkoreanischen Parlament.

Seine Aussage spielt auf ein im Juni geschlossenes Abkommen zwischen Russland und Nordkorea an, in dem beide Staaten unter anderem einen gegenseitigen Beistand für den Fall eines militärischen Angriffs durch einen Drittstaat vereinbart haben.

Südkoreas Geheimdienst hat in den vergangenen Monaten mehrfach berichtet, dass das nordkoreanische Regime die russische Armee beim Krieg in der Ukraine mit grossflächigen Waffenlieferungen unterstützt. Dabei soll es sich vor allem um Artilleriegeschosse und Kurzstreckenraketen handeln. (dpa)

06:36 Uhr

Dienstag, 8. Oktober

Harris: Keine Gespräche mit Putin ohne Ukraine-Beteiligung

Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris will Kremlchef Wladimir Putin im Falle eines Wahlsiegs nicht ohne Vertreter aus Kiew treffen. Auf die Frage, ob sie mit Putin zusammenkommen würde, um eine Lösung für den Krieg in der Ukraine auszuhandeln, sagte sie in der TV-Sendung «60 Minutes»: «Nicht bilateral, ohne die Ukraine. Nein, die Ukraine muss ein Mitspracherecht bei der Zukunft der Ukraine haben.»

Ausweichend antwortete die US-Vize auf die Frage nach einer Nato-Mitgliedschaft der Ukraine. «Das sind alles Fragen, mit denen wir uns befassen werden, falls und wenn es so weit ist», sagte die 59-Jährige mit Blick auf das Sicherheitsbündnis. «Im Moment unterstützen wir die Fähigkeit der Ukraine, sich gegen die unprovozierte Aggression Russlands zu verteidigen.»

Die USA sind unter Präsident Joe Biden der wichtigste Unterstützer der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russlands Angriffskrieg. Ex-Präsident Donald Trump hat für den Fall einer Wiederwahl signalisiert, die Unterstützung für Kiew dramatisch zurückzufahren oder ganz einzustellen. Ausserdem behauptet er wiederkehrend, er könnte den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden. (dpa)

06:34 Uhr

Dienstag, 8. Oktober

Odessa meldet Toten nach Beschuss mit ballistischen Raketen

Die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer meldet neue Angriffe mit russischen ballistischen Raketen. Eine Rakete sei in einem zivilen Schiff eingeschlagen, ein 60 Jahre alter Ukrainer sei dabei getötet worden, teilte der Militärgouverneur des südukrainischen Gebietes Odessa, Oleh Kiper, im sozialen Netzwerk Telegram mit. Fünf Ausländer seien verletzt worden. Das Schiff sei unter der Flagge des pazifischen Inselstaates Palau gefahren. Ziel der russischen Angriffe war den Behörden zufolge erneut die Hafeninfrastruktur.

Der getötete Ukrainer habe sich für eine Privatfirma um die Fracht des Schiffes gekümmert, sagte Kiper. Zur Fracht selbst und zur Identität der verletzten Ausländer gab es zunächst keine Details.

Bereits in der Nacht zum 6. Oktober wurde den Behörden zufolge ein ziviles Schiff bei russischen Drohnenangriffen beschädigt. Während die Ukraine betont, dass es sich um zivile Schiffe handele, spricht das russische Verteidigungsministerium von einem Beschuss militärischer Ziele. Russland behauptet, dass die zivilen Schiffe verdeckt Waffen für den Krieg in der Ukraine transportierten. Beweise dafür gibt es nicht. (dpa)

23:13 Uhr

Montag, 7. Oktober

Selenski wirbt vor Ramstein-Treffen für mehr Waffen

Vor dem Spitzentreffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein hat Präsident Wolodimir Selenski die Verbündeten des Landes dringend zu deutlich mehr Waffenlieferungen aufgerufen. Es seien für die kommenden Herbstmonate genügend Lieferungen für die Front, Ausrüstung für die Brigaden und Langstreckenwaffen nötig, um Russland zu stoppen und in Richtung eines Friedens zu zwingen, sagte Selenski in seiner in Kiew verbreiteten Videobotschaft. In Ramstein wolle er die Partner an diesem Samstag überzeugen von der «dringenden Notwendigkeit einer erheblichen Verstärkung unserer Fähigkeiten und Positionen», betonte er.

«Wir laden unsere Partner ein, zu definieren, wie sie sich das Ende dieses Krieges, den Platz der Ukraine in der globalen Sicherheitsarchitektur und die gemeinsamen Schritte vorstellen, die diesen Krieg zu einem Ende führen können», sagte Selenski. Erstmals kommen in Ramstein die Staats- und Regierungschefs der Ukraine-Unterstützerländer zusammen, darunter auch US-Präsident Joe Biden, der Ende dieser Woche Deutschland besucht. In der Vergangenheit trafen sich auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz in erster Linie die Verteidigungsminister der Länder.

Bei der Zusammenkunft solle es auch um Investitionen in die ukrainische Waffenproduktion gehen, sagte Selenski. Es gehe vor allem um die Produktion von Drohnen und Systemen der elektronischen Kriegsführung. Der Staatschef hatte immer wieder erklärt, die Ukraine zu einem der grössten Waffenproduzenten der Welt machen zu wollen.

Selenski kündigte ausserdem an, bei dem Treffen jenen Ländern, die die Ukraine stärken und einen Frieden näher bringen können, seinen «Siegesplan» zu präsentieren. Bisher ist der seit Monaten immer wieder von Selenski beworbene Plan öffentlich nicht bekannt. Klar ist aber, dass das Land etwa die Erlaubnis zum Einsatz von Langstreckenwaffen gegen russisches Staatsgebiet und die Einladung zu einer Nato-Mitgliedschaft vom Westen erwartet.

Nach Darstellung Selenski hielt sich ein Team der ukrainischen Führung in den USA auf, um in Washington die militärischen und militärisch politischen Details des «Siegesplans» zu erörtern. Selenski selbst hatte sein Vorhaben bei einem US-Besuch im September mit Präsident Biden besprochen. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren mit westlicher Hilfe gegen den russischen Angriffskrieg. (dpa)

15:45 Uhr

Montag, 7. Oktober

Kreml sieht keine Grundlage für angebliche Friedenspläne

Der Kreml sieht keine Grundlage für angebliche Pläne des Westens, den Krieg in der Ukraine durch eine vorläufige Aufteilung zu beenden. Zu diesem Thema gebe es derzeit viele Veröffentlichungen und Überlegungen, «aber bislang hat keine dieser Überlegungen eine reale Grundlage», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau.

Er sprach von einem «deutschen Szenario», weil nach Medienberichten angeblich Berlin in diese Richtung denkt. Dies hatte die italienische Zeitung «La Repubblica» im September berichtet. Demnach würde bei einem Ende der Kämpfe Russland vorläufig einen Teil der Ukraine besetzt halten, der Rest der Ukraine würde dafür Nato-Mitglied oder bekäme ähnlich starke Sicherheitsgarantien. Die Bundesregierung hat dies nicht kommentiert.

Selenski: Frieden «ohne Handel mit Territorien»

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski lehnte eine solche Lösung ab. Die Ukraine fordere alle besetzten Gebiete zurück. Sein Land brauche einen Frieden «ohne jeglichen Handel mit Souveränität oder Handel mit Territorien», sagte Selenski. Für Russland wiederum ist ein Ziel seines Angriffskrieges, die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine zu verhindern.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat zuletzt betont, man müsse die Möglichkeiten für einen Frieden ausloten. Es gab auch Berichte über ein angeblich geplantes Telefonat mit Russlands Staatschef Wladimir Putin. Der Kreml beschied aber, es gebe keine Themen für ein solches Gespräch. Mehr Klarheit über die westliche Ukraine-Strategie wird vom Besuch des US-Präsidenten Joe Biden in Deutschland am kommenden Wochenende erwartet. (dpa)

15:21 Uhr

Montag, 7. Oktober

US-Bürger in Moskau als ukrainischer Söldner verurteilt

Ein russisches Gericht hat einen US-Amerikaner wegen Kriegsdienstes für die Ukraine zu sechs Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Das berichtete das russische Investigativmedium Mediazona. Der Prozess fand demnach hinter verschlossenen Türen in Moskau statt.

Medienberichten zufolge lebte der aus Michigan stammende 72-Jährige seit 2014 in der Ukraine. Nach der russischen Invasion soll er sich im Februar 2022 der Territorialverteidigung in der ostukrainischen Stadt Isjum angeschlossen haben für einen Sold von umgerechnet etwa 1.000 US-Dollar. Dies legte ihm die russische Staatsanwaltschaft als Söldnertum aus. Isjum im Gebiet Charkiw wurde kurz nach Kriegsbeginn von russischen Truppen erobert. Dabei kam der US-Amerikaner in russische Kriegsgefangenschaft.

Der US-Bürger Stephen Hubbard bei der Gerichtsverhandlung in Moskau.
Bild: Moscow City Court Press Service / EPA

Die Staatsanwaltschaft hatte den Angaben zufolge eine Strafe von sieben Jahren gefordert. Der Anwalt des Verurteilten kündigte laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass an, Berufung einzulegen. (dpa)

11:49 Uhr

Montag, 7. Oktober

Hacker greifen russisches Staatsfernsehen an

Ein Hackerangriff hat Medienberichten zufolge zu massiven Beeinträchtigungen bei der russischen staatlichen Fernseh- und Rundfunkgesellschaft WGTRK geführt. WGTRK sei von der Hackergruppe sudo rm -RF angegriffen worden, die bereits früher im Interesse der Ukraine tätig gewesen sei, berichtete die Internetzeitung gazeta.ru unter Berufung auf russische Geheimdienstkreise.

Betroffen von den Störungen sind nach Angaben des Mediums die Online-Ausstrahlung des Programms sowie innere Dienste, selbst die Internet- und Telefonanschlüsse des Unternehmens. Tatsächlich war am Vormittag der Nachrichtensender Rossija-24 über Internet nicht erreichbar.

Den unterschiedlichen Berichten zufolge wurden die Server ausser Gefecht gesetzt und wichtige Informationen gelöscht. Die Wiederherstellung sei sehr zeitaufwendig, heisst es. Das Staatsfernsehen hat die Berichte über den Hackerangriff bislang nicht kommentiert. (dpa)

11:03 Uhr

Montag, 7. Oktober

Drohnenangriff setzt Tanklager auf der Krim in Brand

Durch einen ukrainischen Drohnenangriff ist ein grosses Tanklager auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim in Brand gesetzt worden. Der Generalstab in Kiew bestätigte den nächtlichen Angriff. Anwohner in der Stadt Feodossija verbreiteten in sozialen Netzwerken Videos des Feuers, auch sie gingen von Drohnen als Ursache aus. Die Rauchsäulen über der Südküste der Krim waren weithin zu sehen. Die örtlichen russischen Behörden bestätigten den Brand, äusserten sich aber nicht zu dem Drohnenangriff.

Dabei herrschte in der Nacht Luftalarm über der Halbinsel. Explosionen und Flugabwehrfeuer wurden aus der Hafenstadt Sewastopol und von den russischen Luftwaffenstützpunkten Belbek und Saki gemeldet. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, in der Nacht auf Montag seien 21 ukrainischen Drohnen abgefangen worden, davon 12 über der Krim. Die Ukraine greift in ihrer Abwehr der russischen Invasion Ölanlagen hinter der Front an, um die Treibstoffversorgung des Gegners zu stören.

Seinerseits griff Russland die Ukraine in der Nacht ebenfalls mit Kampfdrohnen an. Am Morgen wurden auch drei Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) abgefeuert, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte. Zwei dieser Raketen seien im Gebiet Kiew abgefangen worden. Trümmerteile stürzten an mehreren Stellen der Hauptstadt Kiew ab, richteten aber nur geringe Schäden an. Ziel des Kinschal-Angriffs war demnach der wichtige ukrainische Luftwaffenstützpunkt Starokostjantyniwka im Westen des Landes. (dpa)

06:23 Uhr

Montag, 7. Oktober

Niederländischer Verteidigungsminister in Charkiw

Der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans teilte auf der Plattform X mit, sein Land habe die ersten von 24 F-16-Kampfjets an die Ukraine geliefert. «Dies ist dringend notwendig. Bei meinem Besuch in Charkiw habe ich die Schäden der russischen Luftangriffe gesehen, und die Luftschutzsirenen gingen häufig los, schrieb er. Die restlichen Kampfjets würden in den kommenden Monaten folgen. Brekelmans hatte am Sonntag überraschend die ostukrainische Grossstadt Charkiw besucht, die nur knapp 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt ist, aber in Reichweite russischer Artillerie und Luftangriffe liegt.

«Zerstörte Wohnungen. Stromknappheit. Kinder, die in Bunkern zur Schule gehen», schrieb Brekelmanns. «Die Ukraine kann sich dagegen nur wehren, indem sie Russland auf grössere Distanz hält.»

Die Niederlande gehören zu den grossen Unterstützern des ukrainischen Abwehrkriegs gegen Russland. Unter anderem wurden Kiew 24 F-16-Kampfjets zugesagt. Zuletzt hatten die Niederlande den ukrainischen Streitkräften Teile eines Patriot-Flugabwehrsystems übergeben, denen in Kürze nach Medienberichten drei Abschussrampen folgen sollen.

Brekelmans traf sich später mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Rustem Umerow. Dieser erklärte auf Facebook, dass die F-16 am Himmel der Ukraine «ein Beweis für die unerschütterliche Unterstützung» durch Volk und Regierung der Niederlande seien. Die beiden Minister vereinbarten demnach weitere Zusammenarbeit der «Flugzeug-Koalition». (dpa)

06:21 Uhr

Montag, 7. Oktober

Selenski hebt Bedeutung der Kursk-Offensive hervor

Zwei Monate nach Beginn der ukrainischen Offensive über die Grenze hinweg in die westrussische Region Kursk hat Präsident Wolodimir Selenski die Bedeutung dieser Operation unterstrichen. «Dies ist eine sehr wichtige Phase des Krieges, eine, die unserem Land sehr geholfen hat und weiterhin helfen wird», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Seine Truppen hätten damit erwiesen, «dass sie den Krieg bis nach Russland tragen können».

Ukrainische Truppen hatten in einem überraschenden Vorstoss über die Grenze grössere Gebiete vor Kursk erobert. Aktuell kontrollieren sie dort zwischen 1.000 und 1.300 Quadratkilometer Fläche.

Russische Gegenangriffe sind bisher weitgehend erfolglos geblieben. Das ursprüngliche Ziel der Offensive, die russischen Militärs zu einer Umgruppierung und damit zu einem Nachlassen der Angriffe im Donbass zu zwingen, hat Kiew allerdings nicht erreicht. Die russischen Truppen haben dort ihre Angriffe bisher nicht eingestellt und erobern weitere Gebiete.

Dennoch zeigte sich Selenski optimistisch. «Mit ausreichender Unterstützung unserer Partner werden wir in der Lage sein, genau den richtigen Druck auf Russland auszuüben, um ihm (dem russischen Präsidenten Wladimir Putin) das Gefühl zu geben, dass der Krieg ihm nichts bringen wird.» Die Ukraine werde noch mehr Druck auf Russland ausüben, «denn nur mit Gewalt können wir den Frieden näher bringen». (dpa)

20:01 Uhr

Sonntag, 6. Oktober

Bericht: Nach Ermordung von Kriegsgefangenen gefasst

Die ukrainischen Truppen haben im Osten einen russischen Soldaten gefangen genommen, der an der Erschiessung ukrainischer Kriegsgefangener beteiligt gewesen sein soll. Wie ukrainische Medien berichteten, hatten drei ukrainische Soldaten Anfang September bei Kämpfen in der Region Donezk die Waffen gestreckt und sich ergeben. Sie seien aber umgehend von russischen Soldaten erschossen worden, doch sei diese Tat von einer Drohne beobachtet und gefilmt worden. Die Täter seien auf dem Video klar erkennbar.

Nun aber sei einer dieser russischen Soldaten in ukrainische Gefangenschaft geraten. Bei seiner Vernehmung habe er über wiederholte Hinrichtungen ukrainischer Soldaten durch seine Landsleute berichtet. Allerdings würden auch russische Soldaten von eigenen Truppen hingerichtet, wenn sie sich weigerten, sich an Massenangriffen gegen ukrainische Stellungen zu beteiligen.

Der russische Soldat sei inzwischen der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft übergeben worden. Unter Berufung auf die Ermittlungsbehörde berichtete die «Ukrainska Prawda», dass der Staatsanwaltschaft inzwischen 93 Fälle von Erschiessungen ukrainischer Kriegsgefangener bekannt seien. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew hatte erst am Mittwoch berichtet, das russische Militär habe 16 ukrainische Kriegsgefangene im Gebiet Donezk getötet. (dpa)

11:48 Uhr

Sonntag, 6. Oktober

Medien: Russischer Oppositioneller in Ukraine gefallen

Der russische Oppositionsaktivist Ildar Dadin ist nach Medienangaben während eines Einsatzes aufseiten der ukrainischen Armee gefallen. Er sei bei Kämpfen um das Gebiet Charkiw ums Leben gekommen, schrieb die Journalistin Xenja Larina am Samstagabend auf der Plattform X.

Offiziell gibt es aus Kiew keine Bestätigung für seinen Tod. Dadin erlangte Bekanntheit, als er das weit verbreitete System von Misshandlungen und Folter in russischen Gefängnissen an die Öffentlichkeit brachte.

Dadin wurde 2015 in Russland wegen wiederholter nichtgenehmigter Proteste zu drei Jahren Haft verurteilt. Er hatte friedlich einzeln gegen die Politik des Kreml demonstriert. Zum Verhängnis wurde ihm ein Gesetz von 2014, das die mehrfache Teilnahme an solchen Kundgebungen unter Strafe stellt. Dadin war der erste, der danach verurteilt wurde.

In der Haft erlebte er beinahe tägliche Folter, die er in Briefen an seine damalige Frau öffentlich machte. Nach 15 Monaten wurde das Urteil gegen ihn revidiert und er kam frei. 2023 ging er in die Ukraine und schloss sich dem Russischen Freiwilligenkorps an, um gegen Russland im Krieg zu kämpfen. (dpa)

10:37 Uhr

Sonntag, 6. Oktober

Russland beruft Botschafter aus Washington ab

Russland hat seinen langjährigen Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, aus den USA abberufen. «Der russische Botschafter in den USA Anatoli Iwanowitsch Antonow beendet seinen Aussendienst in Washington und kehrt nach Moskau zurück», bestätigte das russische Aussenministerium eine entsprechende Anfrage der Nachrichtenagentur Interfax. Der 69 Jahre alte Diplomat war seit 2017 Botschafter in den USA.

Antonow galt als Hardliner. Vor seiner Zeit als Diplomat war er stellvertretender Verteidigungsminister in Russland. Den Angriffskrieg seines Landes gegen die Ukraine verteidigte Antonow auch auf seinem diplomatischen Posten vehement und mit harten verbalen Attacken gegen den Westen. (dpa)

06:19 Uhr

Sonntag, 6. Oktober

Ramstein-Treffen: Selenski rechnet mit historischer Woche

Mit Blick auf das bevorstehende Treffen der Ukraine-Partner in Ramstein erwartet der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski eine historische Woche. Sowohl die Ukraine als auch die USA und weitere Partner bereiteten für dieses Treffen am 12. Oktober «bedeutende Entscheidungen» vor, berichtete Selenski in seinem abendlichen Videobeitrag. «Diese Woche kann positiv für unsere Verteidigung sein, für unsere Vision, wie der Krieg enden soll.»

Er gehe davon aus, dass die Zusammenkunft auf Einladung von US-Präsident Joe Biden auf dem amerikanischen Stützpunkt in Rheinland-Pfalz «in vielerlei Hinsicht historisch» sein werde, sagte Selenski. Ziel sei, der Ukraine einen dauerhaften Frieden und Sicherheit zu garantieren. «Dies ist nur auf der Grundlage des Völkerrechts und ohne jeglichen Handel mit Souveränität oder Handel mit Territorien möglich», sagte er.

Kurz zuvor hatte die «Financial Times» über einen möglichen Friedensschluss mit einem Handel «Land gegen Nato-Mitgliedschaft» spekuliert. Demnach würde Russland seine Truppen weiter in den besetzten Gebieten belassen, die Lösung dieser Frage würde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Die Ukraine würde wiederum eine sofortige Mitgliedschaft in der Nato erhalten, mit einer begrenzten Beistandsklausel. Das Blatt unterstrich jedoch, dass eine Zustimmung von Selenski oder Kremlchef Wladimir Putin kaum zu erwarten sei.

Selenski verwies darauf, dass auch die ukrainischen Soldaten an der Front ihren Beitrag zu dem Treffen in Ramstein leisteten. «Das heisst, sie demonstrieren, was Ukrainer tun können, wenn sie genügend Waffen und genügend Reichweite haben», sagte er und hob vor allem den Einsatz der Drohnen-Truppe hervor.

Jede zerstörte russische Militärbasis, jeder zerstörte russische Flugplatz, jedes zerstörte Lagerhaus mit Bomben bedeute die Rettung ukrainischer Leben und eine «echte Unterstützung» für die Front. Allerdings wolle die Ukraine ihre Partner davon überzeugen, «dass Drohnen allein nicht ausreichen». Damit deutete er an, dass Kiew weiter um eine Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen aus westlichen Lieferungen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet bitten wolle. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

Russische Drohnenschwärme überziehen Ukraine

Russlands Militär überzog am späten Abend erneut Teile der Ukraine mit Schwärmen von Kampfdrohnen. Attacken von Shaheds wurden aus Sumy, Charkiw und Tschernyhyw sowie aus Cherson gemeldet, wo auch die Flugabwehr in Aktion trat. In der südukrainischen Stadt Cherson wurde ein Mann beim Einschlag einer Drohne getötet, berichtete die regionale Militärverwaltung. Bei einem weiteren Drohneneinschlag seien vier Personen verletzt worden.

Keine Atempause bei russischen Angriffen bis Jahresende

Nach den Gebietseroberungen der vergangenen Wochen dürften die russischen Truppen nach Meinung eines ukrainischen Militärexperten auch in den kommenden Wochen ihre Angriffe fortsetzen. «Wir sollten vor dem Winter nicht damit rechnen, dass der Feind stehen bleibt und diese zahlreichen Infanterieangriffe aufhören», sagte Olexander Musijenko, Leiter des Zentrums für Militärrechtliche Studien in Kiew.

Nach der Eroberung von Wuhledar werde sich das russische Militär nun sicherlich in Richtung Kurachowe orientieren, zugleich auch gegen Pokrowsk und Kupjansk. «Eine Verlangsamung der feindlichen Offensiven vor dem Winter ist nicht zu erwarten», sagte der Militärexperte. Grösster Pluspunkt des russischen Militärs sei aktuell die Infanterie, die in pausenlosen Wellen und unter hohen Verlusten gegen die ukrainischen Linien anstürme. (dpa)

17:47 Uhr

Samstag, 5. Oktober

Ukrainer erwarten russische Angriffe bei Saporischschja

Die russischen Truppen bereiten sich nach Dafürhalten der ukrainischen Militärführung zu einem baldigen Angriff in Richtung der Grossstadt Saporischschja vor. Mit diesem Vorstoss sollten unter anderem die Versorgungslinien in die östlichen Verteidigungsabschnitte rund um den Donbass gekappt werden, mutmasste der für die Region zuständige Militärvertreter Wladislaw Woloschin im Fernsehen.

«Dass die Lage dort sehr schwierig ist, zeigt allein die Tatsache, dass der sogenannte Gegenbatterie-Krieg als auch der Beschuss unserer Stellungen sowie die Angriffe auf unsere Linien fortdauern», sagte er. Mit Gegenbatterie-Krieg ist der Artilleriebeschuss erkannter gegnerischer Artilleriestellungen gemeint. Zudem gebe es an diesem südlich von Saporischschja gelegenen Frontabschnitt heftige Luft- und Raketenangriffe. «Die Lage dort ist ziemlich turbulent.»

Russische Einheiten haben zuletzt rund um den Donbass im Osten der Ukraine weitere Dörfer und Siedlungen erobert. Moskau hat die besetzten Gebiete in der Ukraine völkerrechtswidrig annektiert und an das Staatsgebiet Russlands integriert, kontrolliert diese Regionen aber nicht vollständig innerhalb der Verwaltungsgrenzen.

In der Region Saporischschja haben russische Truppen den Süden des Gebiets mit dem gleichnamigen Atomkraftwerk besetzt, nicht aber die Grossstadt selbst. (dpa)

16:21 Uhr

Samstag, 5. Oktober

Ukraine: Russen schiessen eigenen Kampfjet ab

Die russische Flugabwehr hat nach einem Bericht der ukrainischen Militärführung irrtümlich einen eigenen Kampfjet abgeschossen. Die Maschine habe sich über besetztem Gebiet im Donbass befunden, um gelenkte Gleitbomben auf ukrainische Stellungen abzuwerfen, als sie von Raketen der russischen Flugabwehr getroffen wurde, berichtete die «Ukrainska Prawda» unter Berufung auf die Luftwaffenführung in Kiew.

Dazu wurden Videoaufnahmen eines abgeschossenen russischen Kampfjets vom Typ Su-25 veröffentlicht. Unklar war jedoch, ob es sich dabei tatsächlich um das erwähnte Flugzeug handelt, das von den eigenen Truppen abgeschossen wurde.

Nach einer Liste, in der die ukrainischen Militärs die angeblichen Verluste russischer Truppen veröffentlichen, hat Russland seit Kriegsbeginn vor über zweieinhalb Jahren bereits 368 Flugzeuge verloren. Die Angaben können nicht unabhängig geprüft werden. (dpa)

14:49 Uhr

Samstag, 5. Oktober

Moskaus Militär meldet Einnahme weiteren Orts in der Ukraine

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben eine weitere Ortschaft im ostukrainischen Gebiet Donezk erobert. Einheiten der Heeresgruppe Süd hätten die Siedlung Schelanne Druhe eingenommen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Schelanne Druhe hatte vor dem Krieg einmal mehr als 200 Einwohner. Die Ortschaft liegt am Ostufer des Flusses Wowtscha, nur wenige Kilometer von der strategisch wichtigen Stadt Kurachowe entfernt. (dpa)

06:29 Uhr

Samstag, 5. Oktober

Selenski wirbt in Sumy für «Siegesplan» gegen Russland

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat bei einem Besuch in Frontnähe in der Grenzregion Sumy im Nordosten des Landes bei Gesprächen mit Bewohnern und Militärs für seinen «Siegesplan» im russischen Angriffskrieg geworben. «Der Plan besteht darin, Russland dazu zu zwingen, den Krieg auf diplomatischem Weg zu beenden», sagte Selenski einer Mitteilung des Präsidentenamtes zufolge in Sumy. Dafür brauche das Land eine starke Position, um Moskau an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Die Region Sumy wird aus russischer Nachbarschaft immer wieder besonders stark beschossen, weil Moskau dort den ukrainischen Truppenaufmarsch und Gegenangriffe verhindern will. Selenski dankte den Menschen dort, dass sie das für die Ukraine wichtige Gebiet vor einer russischen Besatzung bewahrten. «Nun müssen wir zusammenstehen, um alles zu verteidigen», sagte Selenski mit Blick auf die andauernden Angriffe von russischer Seite.

Details zu seinem «Siegesplan», den Selenski Ende September auch US-Präsident Joe Biden präsentiert hatte, gab das Präsidentenamt in Kiew zunächst einmal nicht bekannt. Klar ist aber, dass Selenski von den westlichen Verbündeten etwa die Freigabe von Waffen mit hoher Reichweite erwartet, um damit militärische Ziele auch im russischen Hinterland anzugreifen.

«Es gibt Entscheidungen, um die Region und andere grenznahe Gebiete zu unterstützen», sagte der Staatschef in einer Videobotschaft. Er beriet sich demnach dort auch mit der Militärspitze und dem Energieminister. Dabei sei es vor allem um Flugabwehr und den Schutz von Energieanlagen gegangen. Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.

Orden für Ukrainer und Lob für Kursk-Operation

Teil des Besuchs waren Ordensverleihungen an Soldaten der im benachbarten russischen Gebiet Kursk eingesetzten 82. Brigade. «Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass die Kursker Operation eine reale strategische Sache ist, welche die Partner motiviert, der Ukraine beizustehen», betonte Selenski. Der Druck auf Russland sei nötig, um den Krieg «gerecht» zu beenden.

Angesichts der im Raum Kursk besetzten russischen Orte und Flächen hofft Selenski, Moskau an den Verhandlungstisch zu zwingen. Die russische Führung hatte das zurückgewiesen und eine baldige Befreiung der Region angekündigt.

Das Gebiet Sumy wird insbesondere nach dem ukrainischen Vorstoss von Anfang August in die benachbarte russische Grenzregion Kursk täglich bombardiert und mit Drohnen angegriffen. Nach Angaben der Militärverwaltung von Sumy wurde die Region auch am Freitag im Tagesverlauf rund 50 Mal von den Russen beschossen. Es seien 84 Explosionen registriert worden. Ein Mensch wurde den Angaben zufolge verletzt. Die Ukraine wehrt sich seit zweieinhalb Jahren gegen die russische Invasion, die Kremlchef Wladimir Putin im Februar 2022 begonnen hatte.

Erneute Drohnenangriffe auf russisches Gebiet Woronesch

Russische Behörden meldeten in der Nacht erneut ukrainische Drohnenangriffe auf das Gebiet Woronesch im Südwesten Russlands nahe der Grenze zur Ukraine. Einige Drohnen hätten auf Unternehmen gezielt, die zivile Produkte herstellen, teilte Gouverneur Alexander Gussew bei Telegram mit. In einem der angegriffenen Unternehmen sei ein Mann verletzt worden, in einem Gebäude sei Feuer ausgebrochen. In einem weiteren Unternehmen, das unter Beschuss geraten war, habe es weder Schäden noch Verletzte gegeben, so Gussew. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Westliche Beamte: keine Aussicht auf Verhandlungen

Westliche Regierungsbeamte sehen «in naher Zukunft» keine Aussicht auf Verhandlungen in der Ukraine. «Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass Präsident Putin von seinem Hauptziel, der Unterwerfung der Souveränität der Ukraine, abrückt», hiess es bei einem Hintergrundgespräch für Journalisten in einer westlichen Metropole. Es sei auch unwahrscheinlich, dass die Ukraine die jüngsten Erfolge Russlands in der Ostukraine rückgängig machen könne.

Moskau werde vermutlich in den kommenden Wochen versuchen, in der Umgebung der gerade eroberten strategisch wichtigen Stadt Wuhledar weiter an Boden zu gewinnen. Allerdings sei Russland nicht in der Lage, «aus diesen Erfolgen grundsätzlich Kapital zu schlagen», hiess es. «Wir werden keinen plötzlichen Durchbruch und einen schnellen Vorstoss von Russland nach Westen erleben. Es wird einfach weiterhin dieses langsame, mühsame Vorgehen sein.»

Im vergangenen Monat habe die Ukraine mit Angriffen auf Militärlager in Russland etwa 100.000 Tonnen Munition zerstört sowie den «grössten Verlust an Munition aus nordkoreanischer Lieferung» seit Kriegsbeginn verzeichnet, hiess es. Überprüfbar von unabhängiger Seite sind die Angaben nicht.

Bericht über Protest ukrainischer Soldaten

In Wosnessensk im südukrainischen Gebiet Mykolajiw haben einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Fernsehens nach knapp 100 Soldaten eine Protestversammlung abgehalten. Die Soldaten beklagten eine unzureichende Ausbildung und fehlende Waffen. Daher verweigerten sie die Befehle und verliessen ihre Kaserne, hiess es. Die Einheit sollte demnächst in das Kampfgebiet im ostukrainischen Donbassgebiet verlegt werden.

Nach offiziell nicht bestätigten Informationen soll es sich um das 187. Bataillon der 123. Territorialverteidigungsbrigade handeln. Das 186. Bataillon dieser Brigade hatte sich nach inoffiziellen Angaben vorher bei Wuhledar von der Front abgesetzt, wodurch die Russen durchbrechen konnten und die Stadt fiel. Der Bataillonskommandeur soll sich erschossen haben und soll an diesem Samstag im Gebiet Mykolajiw beigesetzt werden. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht.

Kiew meldet viele getötete ukrainische Gefangene

In Kiew berichtete ein leitender Vertreter der Generalstaatsanwaltschaft im Fernsehen von fast 100 ukrainischen Kriegsgefangenen, die von russischer Seite getötet worden seien, die meisten von ihnen in diesem Jahr. «Aktuell haben wir Informationen über den Tod von 93 unserer Kämpfer, die auf dem Schlachtfeld hingerichtet wurden», zitierte die staatliche ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform den Leiter der Kriegsabteilung der Generalstaatsanwaltschaft, Jurij Beloussow.

Der Staatsanwalt beklagte, dass sich der Umgang der russischen Streitkräfte mit den ukrainischen Gefangenen seit November vorigen Jahres zunehmend verschlechtert habe. Zwar hat es schon zahlreiche Gefangenenaustausche zwischen Moskau und Kiew gegeben. Immer wieder gibt es aber auch Berichte über die Tötung von Kriegsgefangenen.

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft hatte erst am Mittwoch berichtet, das russische Militär habe 16 ukrainische Kriegsgefangene im Gebiet Donezk getötet. Generalstaatsanwalt Andrij Kostin sprach vom bisher grössten bekannten Massenmord an ukrainischen Kriegsgefangenen an der Frontlinie. (dpa)

11:48 Uhr

Freitag, 4. Oktober

Autobombe tötet Mitarbeiter des AKW Saporischschja

Durch eine Autobombe ist ein Sicherheitsmitarbeiter des russisch besetzten Kernkraftwerks Saporischschja in der Südukraine getötet worden. Wie das Staatliche Ermittlungskomitee Russlands mitteilte, zündete ein versteckter Sprengsatz, als der Mann sich in seine Auto setzte. Der Anschlag habe sich in der Stadt Enerhodar ereignet, in der die Kraftwerksmitarbeiter wohnen.

Der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigte den Anschlag und nannte den Toten einen Kollaborateur. Er habe sich an Repressalien gegen Mitarbeiter des AKW beteiligt, die loyal zur Ukraine stehen. Der Mann sei auch Vorsitzender des von der Besatzungsmacht eingesetzten Stadtparlaments in Enerhodar gewesen.

Das Kernkraftwerk Saporischschja, die grösste Nuklearanlage Europas, ist seit März 2022 von russischen Truppen besetzt. Die sechs Reaktoren stehen still, müssen aber weiterhin gekühlt und betreut werden. In und um das Werk hat es immer wider Explosionen gegeben, für die beide Seiten sich gegenseitig verantwortlich machen. Mitarbeiter der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA sind vor Ort und beobachten die Lage. (dpa)

06:35 Uhr

Freitag, 4. Oktober

Die Nacht auf Freitag im Überblick

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den Besuch von Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Kiew nur zwei Tage nach dessen Amtsantritt als «richtungsweisend» gewürdigt. «Jetzt geht es darum, diese Priorität mit Entscheidungen zu füllen», sagte Selenski in seiner Videoansprache. Vor allem müssten alle Vereinbarungen mit den Partnern der Ukraine zur Unterstützung der Verteidigung seines Landes vollständig umgesetzt werden, betonte Selenski mit Anspielung auf bisher nicht erfüllte oder umgesetzte Zusagen.

«Die Frontlinie muss gestärkt werden», nannte Selenski eine der Prioritäten. Daneben müssten die Partner der Forderung Kiews nach einer Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet zustimmen. «Jeder im Bündnis ist sich über den Bedarf im Klaren», sagte der Präsident.

Selenski nannte zudem die Luftverteidigung als weitere Priorität. Trotz vieler Fortschritte bei der Bekämpfung von russischen Raketen und Drohnen sei noch kein vollständiger Schutzschirm aufgebaut worden. Selenski kritisierte dabei fehlende Entscheidungen der Nato-Nachbarn zu einer gemeinsamen Abwehr russischer Luftangriffe

«Was am Himmel des Nahen Ostens funktioniert und zur Verteidigung Israels beiträgt, kann auch am Himmel unseres Teils von Europa - der Ukraine - funktionieren und helfen, Leben zu retten», sagte Selenski. «Heute haben wir mit Mark Rutte unter anderem darüber gesprochen, und wir werden weiterhin alle unsere Partner davon überzeugen, was umgesetzt werden muss - was für einen wirksamen Schutz des Luftraums erforderlich ist.»

Rutte und Selenski hatten demnach auch über die Aussichten eines Nato-Beitritts der Ukraine gesprochen. Es gehe der Ukraine dabei nicht nur um Stärke, sondern vielmehr darum, durch einen Beitritt zum euro-atlantischen Bündnis «die alte und kriminelle russische Versuchung, die Lebensordnung in Europa zu stören, zuverlässig ausschalten zu können». Geopolitische Gewissheit sei ein ausserordentlicher Wert für die Ukraine und für ganz Europa und eine verlässliche Grundlage für den Frieden.

Bei einem gemeinsamen Auftritt mit Selenski hatte Rutte erklärt, es sei wichtig, dass er Kiew zu Beginn seines Mandats besuche, «um allen Beobachtern klarzumachen», dass die Nato an der Seite der Ukraine stehe. Rutte betonte zudem, dass das Land dem Bündnis näher sei als je zuvor. Die Ukraine werde diesen Weg fortsetzen, bis es Mitglied der Nato werde.

Russen setzen Attacken in Ostukraine fort

Russische Truppen setzten unterdessen ihre Angriffe gegen die ukrainischen Verteidigungslinien im Osten des Landes fort. Im Mittelpunkt der schwersten Kämpfe lag einmal mehr die Region Pokrowsk am Rande des Donbass. Insgesamt seien im Tagesverlauf 20 russische Angriffe an verschiedenen Punkten abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mit.

Auch bei Kurachowe lieferten sich die Kriegsparteien erbitterte Gefechte. Nach ukrainischer Darstellung wurden an diesem Frontabschnitt 18 russische Attacken abgewehrt. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Verletzte in Grenzregion Sumy

Im grenznahen Gebiet Sumy im Nordosten der Ukraine wurden unterdessen am Donnerstag acht Menschen bei einem russischen Drohnenangriff verletzt. Das teilte die regionale Militärverwaltung bei Telegram mit. Auch in der Nacht zum Freitag gab es in weiten Teilen des Landes Luftalarm, die ukrainische Luftabwehr war aktiv. Es gab Berichte über Explosionen. Zu Opfern oder Schäden in der Nacht gab es zunächst keine Angaben.

Brand in russischem Gebiet Woronesch

Im grenznahen russischen Gebiet Woronesch schoss die Luftabwehr offiziellen Angaben zufolge in der Nacht mehrere ukrainische Drohnen ab. Eine von ihnen sei auf dem Gelände eines Öldepots gelandet, teilte der Gouverneur des Gebiets, Alexander Gussew, bei Telegram mit. Dabei sei es zum Brand eines leeren Tanks gekommen. Ersten Informationen zufolge habe es keine Verletzten gegeben. Woronesch war in den vergangenen Tagen mehrfach das Ziel ukrainischer Drohnenangriffe. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Ukrainische Rüstungsschau zu Kriegszeiten

Das ukrainische Verteidigungsministerium sucht indes ausländische Investoren für die Rüstungsindustrie des Landes. Dazu wurde an einem nicht genannten Ort der Ukraine eine spezielle Rüstungsschau für Interessenten aus dem Ausland organisiert, berichtete die Agentur «Ukrinform». Der stellvertretende Verteidigungsminister Dmytro Klimenkow stellte dabei eine Reihe ukrainischer Waffen vor, deren Effektivität sich bereits auf dem Schlachtfeld erwiesen haben soll.

Neben einem Panzerabwehrraketen-System seien auch ein selbstfahrendes Artilleriesystem sowie unbemannte Kamikaze-Fahrzeuge und Minenräumfahrzeuge gezeigt worden. Auch die verschiedenen Drohnen, die seit einiger Zeit von den ukrainischen Militärs in grossen Zahlen gegen Ziele in Russland eingesetzt werden, gehörten zu der Rüstungsschau.

Klimenkow unterstrich die Bedeutung von ausländischen Investitionen in die ukrainische Rüstungsindustrie. «Wir verfügen über einzigartige Entwicklungen, die bereits im Kampfeinsatz getestet und von den Entwicklern bis zu einem gewissen Standard verfeinert wurden», sagte er.

Nach Angaben von «Ukrinform» hat das ukrainische Verteidigungsministerium bereits vier Milliarden Dollar in die Rüstungsindustrie investiert und hofft, noch mehr Investitionen von internationalen Partnern anzuziehen. (dpa)

22:15 Uhr

Donnerstag, 3. Oktober

Ukrainische Rüstungsschau zu Kriegszeiten

Das ukrainische Verteidigungsministerium sucht ausländische Investoren für die Rüstungsindustrie des Landes. Dazu wurde an einem nicht genannten Ort der Ukraine eine spezielle Rüstungsschau für Interessenten aus dem Ausland organisiert, berichtete die Agentur Ukrinform. Der stellvertretende Verteidigungsminister Dmytro Klimenkow stellte dabei eine Reihe ukrainischer Waffen vor, deren Effektivität sich bereits auf dem Schlachtfeld erwiesen haben soll.

Neben einem Panzerabwehrraketen-System seien auch ein selbstfahrendes Artilleriesystem sowie unbemannte Kamikaze-Fahrzeuge und Minenräumfahrzeuge gezeigt worden. Auch die verschiedenen Drohnen, die seit einiger Zeit von den ukrainischen Militärs in grossen Zahlen gegen Ziele in Russland eingesetzt werden, gehörten zu der Rüstungsschau.

Klimenkow unterstrich die Bedeutung von ausländischen Investitionen in die ukrainische Rüstungsindustrie. «Wir verfügen über einzigartige Entwicklungen, die bereits im Kampfeinsatz getestet und von den Entwicklern bis zu einem gewissen Standard verfeinert wurden», sagte er.

Nach Angaben von Ukrinform hat das ukrainische Verteidigungsministerium bereits vier Milliarden Dollar in die Rüstungsindustrie investiert und hofft, noch mehr Investitionen von internationalen Partnern anzuziehen. (dpa)

15:27 Uhr

Donnerstag, 3. Oktober

Russischer Beschuss: Mehrere Städte im Donbass ohne Wasser

Nach russischem Beschuss ist nach Behördenangaben für etwa 260.000 Menschen im Norden des ukrainischen Gebietes Donezk die Wasserversorgung «auf unabsehbare Zeit» ausgefallen. Betroffen seien die Städte Slowjansk, Kramatorsk, Druschkiwka, Kostjantyniwka und umliegende Ortschaften, teilte Gouverneur Wadym Filaschkin bei Telegram mit.

Vergangene Woche Mittwoch sind zwei Anlagen des örtlichen Wasserversorgers stark beschädigt worden. Technisch sei eine Wiederaufnahme der Arbeit derzeit nicht möglich. Es werde an alternativen Möglichkeiten der Wasserversorgung gearbeitet. (dpa)

13:52 Uhr

Donnerstag, 3. Oktober

Neuer Nato-Generalsekretär Mark Rutte zu Besuch in Kiew

Der neue Nato-Generalsekretär Mark Rutte besucht nur zwei Tage nach seinem Amtsantritt die Ukraine. Das Land müsse weiter in seinem Kampf gegen Russland unterstützt werden, weil «ihre Sicherheit für unsere Sicherheit wichtig ist», sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski in Kiew. Gemeinsam habe man die Bereiche erörtert, in denen die Ukraine weitere Unterstützung benötige und die Art und Weise, in der die Nato daran arbeite, diese zu leisten. Das Bündnis stehe an der Seite der Ukraine.

Rutte betonte zudem, dass die Ukraine der Nato näher sei als je zuvor. Das Land werde diesen Weg fortsetzen, bis es Mitglied der Nato werde. Selenski unterstrich in einem Beitrag auf X, dass das wichtigste Ziel der Ukraine sei, ein vollwertiges Mitglied der Allianz zu werden.

Der ehemalige niederländische Ministerpräsident Rutte übernahm den Posten des Nato-Generalsekretärs am Dienstag vom Norweger Jens Stoltenberg, der rund zehn Jahre im Amt war. Rutte war im Frühsommer von den 32 Nato-Mitgliedstaaten auserwählt worden. Er soll den Spitzenposten mindestens vier Jahre innehaben, danach könnte sein Mandat erneuert werden.

Besuch als wichtiges Signal

Der Besuch von Rutte ist ein wichtiges Signal für Kiew. Ruttes Vorgänger Stoltenberg warb in der Vergangenheit beharrlich für eine grösstmögliche Unterstützung der Ukraine mit westlichen Waffensystemen. Die Ukraine kann darauf hoffen, dass Rutte diesen Kurs fortsetzt.

Rutte hatte schon vor seinem Amtsbeginn bei der Nato mehrfach klargemacht, dass die Ukraine westliche Waffensysteme aus seiner Sicht ohne Einschränkungen gegen Russland nutzen können sollte. So wurde in seiner Amtszeit als Ministerpräsident der Niederlande auch beschlossen, der Ukraine niederländische F-16-Kampfflugzeuge zur Verfügung zu stellen. Unter Berücksichtigung der Wirtschaftskraft gehörten die Niederlande unter seiner Führung auch zu den Ländern, die die Ukraine am stärksten militärisch unterstützten. (dpa)

12:42 Uhr

Donnerstag, 3. Oktober

Ukraine greift russischen Militärflugplatz mit Drohnen an

Ukrainische Kampfdrohnen haben in der Nacht zum Donnerstag den russischen Militärflughafen Borissoglebsk im Gebiet Woronesch angegriffen. Ziel seien dabei Arsenale mit Gleitbomben, Kampfjets des Typs Suchoi und Treibstoffdepots gewesen, berichteten mehrere ukrainische Medien parallel unter Berufung auf Quellen beim Geheimdienst SBU. Konkrete Angaben zu Schäden machten sie nicht. Der Luftwaffenstützpunkt liegt gut 340 Kilometer von ukrainisch kontrolliertem Gebiet entfernt.

Zuvor hatte der Gouverneur des Gebiets Woronesch, Alexander Gussew, bei Telegram über ukrainische Drohnenangriffe informiert. Dabei sollen etwa 30 abgefangen worden sein. Infolge abstürzender Trümmerteile habe es Schäden an mehr als einem Dutzend Häusern gegeben. Eine Frau sei mit Splitterverletzungen mittleren Grades in ein Krankenhaus eingeliefert worden. (dpa)

08:24 Uhr

Donnerstag, 3. Oktober

Tote und Verletzte nach Angriff auf Belgorod

Bei ukrainischen Granatenangriffen auf das grenznahe russische Gebiet Belgorod sind Behördenangaben zufolge drei Zivilisten getötet und vierundzwanzig weitere verletzt worden. Unter den Verletzten waren laut dem regionalen Gesundheitsminister Andrej Ikonnikow auch zwei Kinder. Der Angriff am Mittwoch habe auf Wohngebiete gezielt, teilte der Minister laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass bei Telegram mit. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine klagen grenznahe Regionen in Russland über zunehmenden Beschuss aus dem Nachbarland. Die Zahl der Opfer und das Ausmass der Schäden stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den von Moskau angerichteten Zerstörungen in der Ukraine. (dpa)

05:57 Uhr

Donnerstag, 3. Oktober

Selenski fordert Koalition für Ukraine wie im Fall Israel

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat angesichts der schwierigen militärischen Lage im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg vom Westen eine entschlossenere Hilfe wie im Fall Israels gefordert. «Jedes Mal im Nahen Osten während der brutalen iranischen Angriffe sehen wir die Zusammenarbeit der internationalen Koalition», sagte Selenski in seiner in Kiew veröffentlichten abendlichen Videoansprache. Er dankte allen Staaten, die dabei helfen, die ukrainische Flugabwehr zu stärken. Aber es sei mehr möglich.

«Und wir können eine noch grössere Wirksamkeit erreichen. Wir können dem russischen Terror ein Ende setzen, indem wir Shahed-Drohnen abschiessen, indem wir in Zusammenarbeit Raketen abschiessen», sagte Selenski mit Blick auf russische Angriffe auch nahe der Grenze von Nato-Mitglied Rumänien. Dort hätten die russischen Drohnen zivile Infrastruktur, einen Fährhafen, Lastwagen und eine Lagerhalle mit Getreide im Visier gehabt.

Es sei nötig, die Partner im Westen von jenen Schritten zu überzeugen, die die militärische Lage radikal und strategisch ändern können. Dafür brauche es Waffen mit grosser Reichweite, sagte Selenskyj. Er fordert bereits seit Monaten vom Westen die Freigabe der Waffen für Angriffe auf Ziele weit im russischen Hinterland, um Moskau in dem Krieg zu schwächen. «Wir brauchen wirklich diese Entschlossenheit von unseren Partnern», betonte er.

Verletzte nach Bombentreffer in Wohnviertel in Charkiw

Unterdessen wurden bei einem neuen russischen Bombenangriff auf das Wohnviertel Saltiwka im Norden der ostukrainischen Grossstadt Charkiw mindestens zehn Menschen verletzt, darunter ein drei Jahre altes Kind. Die Bombe habe ein fünfstöckiges Wohngebäude getroffen, teilte der ukrainische Rettungsdienst in der Nacht bei Telegram mit. Dabei wurden den Angaben zufolge die Fassade und mehrere Wohnungen in den oberen Stockwerken schwer beschädigt. Es brach ein Brand aus. Auch mehrere Autos fingen demnach Feuer.

Rettungsarbeiten bei einem getroffenen Wohnblick in Charkiw am 3. Oktober 2024.
Bild: Sergey Kozlov / EPA

Selenski hatte am Abend im sozialen Netzwerk X ein Video von dem Vorfall veröffentlicht, auf dem unter anderem schwere Zerstörungen und ein brennendes Auto zu sehen waren.

Rettungskräfte seien im Einsatz, um nach möglichen weiteren Betroffenen zu suchen, hiess es. «Damit solche russischen Angriffe aufhören, muss die Ukraine die erforderliche und vor allem ausreichende Unterstützung aus der Welt, von Partnern, erhalten», sagte Selenskyj. Die Staatenführer wüssten genau, was zu tun ist und müssten noch entschlossener handeln, meinte er.

Selenski: Schwierige Lage im Gebiet Donezk

Der Präsident räumte nach Gesprächen mit dem Oberkommandierenden der Streitkräfte, Olexander Syrskyj, erneut ein, dass die Lage besonders im Gebiet Donezk schwierig sei für das Militär. Zuvor hatte die ukrainische Armee den Verlust der strategisch wichtigen und seit langem umkämpften Stadt Wuhledar bestätigt.

Der Präsident betonte in Kiew, dass nun auf allen Ebenen und in jedem Bereich Vorbereitungen getroffen würden, um in diesem Herbst noch maximale Ergebnisse zu erreichen. Am 12. Oktober ist ein grosses Treffen der Ukraine-Unterstützergruppe im rheinland-pfälzischen Ramstein geplant. Die Ukraine will laut Selenskyj dort erklären, welche Chancen es noch gebe. Zudem informierte er über personelle Veränderungen beim Auslandsgeheimdienst, um diesen weiter zu stärken.

Selenski trifft erneut USAID-Chefin

Selenski traf in Kiew erneut die Leiterin der Behörde für internationale Entwicklung USAID, Samantha Power, mit der er erst Ende September in den USA Gespräche über den Wiederaufbau des Landes geführt hatte. Bei dem jetzigen Treffen sei es um die Stärkung des Energiesystems der Ukraine und um den Bau von Schutzbunkern für Schulkinder gegangen, teilte er auch im sozialen Netzwerk X mit.

Viele Kinder lernen in Schulräumen unter der Erde wegen der russischen Bombardierungen. Die Ukraine braucht nach eigenen Angaben vor allem auch zur Vorbereitung auf den Winter Hilfe bei der Instandsetzung der nach russischen Angriffen zerstörten Energie-Infrastruktur.

«Wir wissen die gesamte Unterstützung der Vereinigten Staaten für die Ukraine - militärisch, politisch, wirtschaftlich und humanitär - sehr zu schätzen», sagte Selenskyj bei dem Treffen mit Power. «Gemeinsam verteidigen wir nicht nur die Ukraine, sondern jede Nation, die in Freiheit, Demokratie und Frieden leben möchte.»

Selenski: Waffenproduktion wächst beachtlich

Nach einem Treffen mit Spitzenvertretern von Rüstungskonzernen in Kiew kündigte Selenski weitere Kooperationen mit den Unternehmen zur Stärkung des ukrainischen Verteidigungssektors an. Schon seit Beginn der russischen Invasion vor mehr als zweieinhalb Jahren habe die Waffenproduktion ein beachtliches Wachstum gezeigt, sagte er.

«Wir brauchen ausländisches Fachwissen, Zugang zu Lieferketten und Technologie, um dieses Wachstum fortzusetzen», sagte Selenski. Er hatte immer wieder angekündigt, das Land zu einem der führenden Waffenproduzenten der Welt machen zu wollen. Dagegen hat Russland das Kriegsziel genannt, das in die Nato strebende Nachbarland auch «entmilitarisieren» zu wollen.

Nach Selenskis Angaben waren Vertreter aus mehr als 30 Ländern und von fast 300 Unternehmen nach Kiew gekommen, um am zweiten internationalen Forum der Verteidigungsindustrie teilzunehmen. Die Ukraine hatte zuletzt vor allem ihre Drohnenproduktion deutlich ausgebaut, um auch Ziele auf russischem Staatsgebiet zu treffen. Dabei waren zuletzt immer wieder grosse russische Munitions- und Treibstoffdepots zerstört worden. (dpa)

22:11 Uhr

Mittwoch, 2. Oktober

Selenski fordert Koalition für Ukraine wie im Fall Israel

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat angesichts der schwierigen militärischen Lage im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg vom Westen eine entschlossenere Hilfe nach dem Vorbild Israels gefordert. «Jedes Mal im Nahen Osten während der brutalen iranischen Angriffe sehen wir die Zusammenarbeit der internationalen Koalition», sagte Selenski in seiner in Kiew veröffentlichten abendlichen Videoansprache. Er dankte allen Staaten, die dabei helfen, die ukrainische Flugabwehr zu stärken. Aber es sei mehr möglich.

«Und wir können eine noch grössere Wirksamkeit erreichen. Wir können dem russischen Terror ein Ende setzen, indem wir Shahed-Drohnen abschiessen, indem wir in Zusammenarbeit Raketen abschiessen», sagte Selenski mit Blick auf russische Angriffe auch nahe der Grenze von Nato-Mitglied Rumänien. Dort hätten die russischen Drohnen zivile Infrastruktur, einen Fährhafen, Lastwagen und eine Lagerhalle mit Getreide im Visier gehabt.

Es sei nötig, die Partner im Westen von jenen Schritten zu überzeugen, die die militärische Lage radikal und strategisch ändern können. Dafür brauche es Waffen mit grosser Reichweite, sagte Selenski. Er fordert bereits seit Monaten vom Westen die Freigabe der Waffen für Angriffe auf Ziele weit im russischen Hinterland, um Moskau in dem Krieg zu schwächen. «Wir brauchen wirklich diese Entschlossenheit von unseren Partnern», betonte er. (dpa)

13:49 Uhr

Mittwoch, 2. Oktober

Ukrainische Armee bestätigt Verlust von Wuhledar

Die ukrainische Armee hat den Verlust ihres Vorpostens Wuhledar im Osten des Landes offiziell bestätigt. Das Oberkommando habe den Rückzug aus der lange umkämpften Stadt genehmigt, «um Personal und militärische Ausrüstung zu retten», teilte die zuständige Armeegruppe auf ihrem Telegram-Kanal mit.

Militärbeobachter beider Seiten hatten schon am Dienstag berichtet, dass russische Truppen die Bergarbeiterstadt im Gebiet Donezk erobert hätten. Wuhledar war zwei Jahre lang eine stark befestigte Verteidigungsanlage der ukrainischen Armee. Russische Truppen hatten mehrmals und unter hohen Verlusten versucht, die Stadt einzunehmen. Zuletzt gelang ihnen ein Vorstoss an den Flanken, der die Verteidiger der Stadt fast eingekreist hätte. (dpa)

12:47 Uhr

Mittwoch, 2. Oktober

Russland verurteilt junge Kriegsgegner wegen Sabotage

Wegen Sabotage sind 13 junge Kriegsgegner in Russland zu drakonischen Strafen verurteilt worden. Ein Militärgericht in der Stadt Tschita im Fernen Osten des Landes verhängte bis zu 23 Jahre Haft gegen die Männer, die zum Zeitpunkt ihrer Festnahme im Frühjahr 2023 zwischen 17 und 20 Jahren alt waren. Das Gericht befand sie einer Mitteilung nach für schuldig, 13 Anschläge auf Anlagen der russischen Eisenbahn und der Energieversorgung begangen zu haben.

Die Taten seien zwischen Dezember 2022 und Januar 2023 in Moskau sowie im sibirischen Gebiet Krasnojarsk verübt worden. Ausserdem habe die Gruppe die Zerstörung eines strategischen Bombers auf einem Luftwaffenstützpunkt im Fernen Osten geplant. (dpa)

21:28 Uhr

Dienstag, 1. Oktober

Ukraine vermutet Mord an 16 Kriegsgefangenen durch Russland

Die ukrainische Justiz vermutet anhand eines Videos die Ermordung von 16 ukrainischen Kriegsgefangenen durch die russische Armee. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew sprach von einem mutmasslichen Kriegsverbrechen. Sie teilte mit, auf Telegram-Kanälen sei ein Video am Dienstag aufgetaucht. Es sei angeblich an der Front nahe der umkämpften Stadt Pokrowsk aufgenommen worden. In der Region rücken russische Kräfte vor.

«Auf dem Video ist zu sehen, wie die gefangenen ukrainischen Soldaten unter feindlicher Kontrolle aus einem Waldstück herauskommen», heisst es in der Mitteilung. «Nachdem sie sich in einer Reihe aufgestellt hatten, eröffneten die Besatzer absichtlich das Feuer auf sie. Verwundete, die noch Lebenszeichen von sich gaben, wurden aus nächster Nähe mit einer automatischen Waffe getötet.»

Andere Quellen zu diesem Vorgang gab es nicht. Das Material werde geprüft, teilte die Justiz mit. Sollte sich der Fall bewahrheiten, sei es nach Einschätzung von Generalstaatsanwalt Andriy Kostin der schlimmste Fall der Tötung ukrainischer Kriegsgefangener an der Front.

Einem aktuellen UN-Bericht zufolge haben die Soldaten beider Seiten im Moment ihrer Gefangennahme das höchste Risiko, misshandelt oder getötet zu werden. Danach aber behandele die Ukraine die russischen Kriegsgefangenen gemäss Völkerrecht. Ehemalige ukrainische Gefangene berichteten hingegen von andauernder Misshandlung und Folter in Russland. (dpa)

19:05 Uhr

Dienstag, 1. Oktober

Berichte: Russische Truppen erobern Wuhledar

Russische Truppen haben nach inoffiziellen Berichten die ostukrainische Bergarbeiterstadt Wuhledar erobert. Russische Militärblogs veröffentlichten am Nachmittag Fotos von russischen Flaggen auf mehreren Gebäuden der Stadt, die seit 2022 ein stark befestigter Vorposten der ukrainischen Armee war. Auch ukrainische Militärbeobachter markierten auf ihren Karten Wuhledar als russisch kontrolliert.

Der Gouverneur des Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, berichtete schon am Mittag, dass russische Truppen bis ins Stadtzentrum vorgerückt seien. «Die Kämpfe finden im Stadtgebiet statt. Daher ist es fast nicht mehr möglich, humanitäre Hilfe hinzubringen», sagte er einem ukrainischen Nachrichtensender. Von den vor dem Krieg knapp 15.000 Einwohnern seien noch 107 im Stadtgebiet geblieben.

Eine offizielle Kiewer Bestätigung für den Fall der Stadt gab es zunächst nicht. Indirekt liess sich die Entwicklung aus den Lageberichten des ukrainischen Generalstabs herauslesen. Er erwähnte morgens noch Kämpfe um Wuhledar, im Bericht für den Nachmittag schon nicht mehr.

Die russische Armee hatte mehrmals vergeblich versucht, die Stadt einzunehmen, aber jedes Mal hohe Verluste erlitten. Zuletzt gelang es den russischen Truppen, das zur Festung ausgebaute Wuhledar im Osten und Westen zu umgehen und mit Umzingelung zu bedrohen.

Auch zwei Dörfer unter russischer Kontrolle

Parallel meldete das russische Militär die Eroberung von zwei weiteren Ortschaften. Wyschnewe im Gebiet Charkiw an der Grenze zur Region Luhansk sei eingenommen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Im ukrainischen Generalstabsbericht hiess es jedoch, dass russische Angriffe in diesem Abschnitt abgewehrt wurden. Dazu ist nach russischen Angaben das Dorf Krutyj Jar im Donezker Gebiet unter russischer Kontrolle. Ukrainische Militärbeobachter kennzeichnen den Ort zwar bereits seit mehreren Tagen als russisch kontrolliert, jedoch dauern die Kämpfe dem ukrainischen Generalstab zufolge auch um den Ort weiter an.

Russische Truppen sind seit Monaten in der Ostukraine auf dem Vormarsch. Die Situation hat sich seit dem ukrainischen Vorstoss ins russische Grenzgebiet Kursk im August und der Verlegung von mehreren Brigaden aus der Ostukraine in das neue Operationsgebiet noch weiter verschlechtert. Mehrere Kleinstädte konnten seither von russischen Truppen erobert werden. Die Ukraine wehrt seit mehr als zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab. (dpa)

14:50 Uhr

Dienstag, 1. Oktober

Nato-Generalsekretär Rutte: Ukraine hat oberste Priorität

Zu seinem Amtsantritt fordert der neue Nato-Generalsekretär Mark Rutte weiter volle Unterstützung für den Abwehrkampf der Ukraine gegen die russische Invasion. «Wir müssen dafür sorgen, dass die Ukraine als souveräne, unabhängige, demokratische Nation bestehen kann», sagte der Niederländer im Hauptquartier der Allianz in Brüssel. «Es ist richtig, die Ukraine zu unterstützen. Sie ist auch eine Investition in unsere eigene Sicherheit.» Denn eine unabhängige, demokratische Ukraine kämpfe für Frieden und Stabilität in Europa. Wenn Russland in der Ukraine gewinne, würde sich «unsere Sicherheitslage in einem viel schwierigeren Zustand befinden».

Mit Blick auf die anstehende US-Präsidentenwahl im November äusserte Rutte sich entspannt. «Ich respektiere sie beide sehr», sagte er über die dortigen Kandidaten Kamala Harris und Donald Trump. Er sei zuversichtlich, dass beide in der Frage nach der weiteren Unterstützung der Ukraine «sehen, was notwendig ist».

Rutte: Trump hatte mit Warnungen von China recht

Der Niederländer fand lobende Worte für Trump. Er betonte, dass die Verbündeten ihre Verteidigungsausgaben seit 2018 - «dank ihm» - erhöht hätten. Er bezog sich dabei auf einen Nato-Gipfel, bei dem der ehemalige US-Präsident die Verbündeten zu höheren Ausgaben drängte. Zudem habe der republikanische Präsidentschaftskandidat der USA recht, wenn er die Verbündeten vor den Herausforderungen durch China warne. «Ich denke, dass viele von uns das verstanden haben», sagte Rutte. (dpa)

12:39 Uhr

Dienstag, 1. Oktober

Sechs Tote in Cherson bei russischem Beschuss

In der südukrainischen Grossstadt Cherson sind am Morgen nach offiziellen Angaben mindestens sechs Menschen durch russischen Beschuss ums Leben gekommen. Sechs weitere Zivilisten wurden verletzt. «Ein weiterer barbarischer russischer Schlag gegen Cherson, gegen gewöhnliche Menschen an einer Bushaltestelle», kommentierte der ukrainische Aussenminister Andrij Sibyha den Angriff auf der Plattform X, wo er auch die Bilder Leichen veröffentlichte. Er forderte weitere militärische Unterstützung vom Westen, um Russland zu stoppen.

Das Stadtzentrum sei gegen 9.00 Uhr morgens Ortszeit (8.00 Uhr MESZ) von der Artillerie unter Feuer genommen worden, teilte derweil die Staatsanwaltschaft des Gebiets mit. Einschläge habe es rund um einen Markt und an einer Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs gegeben. Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst sogar von sieben Toten geschrieben, später wurde diese Zahl korrigiert.

Cherson ist Hauptstadt des gleichnamigen Gebiets in der Südukraine und liegt am Dnipro. Russische Truppen eroberten Cherson kurz nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs. Sie mussten sich aber im Herbst 2022 nach einer ukrainischen Gegenoffensive hinter den Dnipro zurückziehen. Seither wird die Stadt wieder von der Ukraine kontrolliert. Trotzdem erklärte Putin Cherson ebenso wie die Gebiete Donezk, Luhansk und Saporischschja zu russischem Gebiet.

Wegen der unmittelbaren Nähe zur Front wird die Stadt häufig von russischem Militär beschossen. Immer wieder gibt es dabei auch zivile Opfer. (dpa)

20:32 Uhr

Montag, 30. September

Ukraine verärgert über Schweizer Position zu Friedensplan

Die Ukraine hat ihren Unmut über die Schweizer Unterstützung für einen von China und Brasilien vorgelegten Friedensplan für ein Ende des russisch-ukrainischen Krieges geäussert. «Alle Initiativen, die keinen eindeutigen Verweis auf die UN-Charta enthalten und nicht die vollständige Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine garantieren, sind inakzeptabel», schrieb das Aussenministerium in Kiew in einem Kommentar. Derartige «Friedensinitiativen» seien nur dazu da, um eine Illusion von Dialog zu erzeugen. Kiew zeigte sich ebenso verärgert darüber, dass ohne die Ukraine über die Ukraine geredet werde.

Medienberichten zufolge hatte die Schweiz an einem von Brasilien und China organisierten Treffen am Rande der UN-Generalversammlung vergangene Woche teilgenommen. Dabei sei ein sechs Punkte umfassender Plan für ein Ende des seit 2022 währenden Krieges vorgestellt worden. Kern solle ein Waffenstillstand entlang der aktuellen Frontlinie sein nach dem Vorbild des Koreakrieges. Die USA und ihre europäischen Verbündeten lehnten den Plan ab, weil ihm der Bezug auf die UN-Charta und damit auf die territoriale Unversehrtheit der Ukraine fehle. Dies spiele dem Kreml in die Hände.

Das Schweizer Aussenministerium teilte mit, man habe auf den fehlenden Bezug hingewiesen. Es sei aber trotzdem eine Initiative, die zu einem Waffenstillstand und zu einer politischen Lösung des Konflikts aufrufe, wurde Sprecher Nicolas Bideau von der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA zitiert. Es sei eine Alternative, weil von Russland und der Ukraine bei den Vereinten Nationen - wie er sagte - nur kriegerische Reden gekommen seien.

Im Juni hatte die Schweiz noch einen ersten Friedensgipfel ohne Moskauer Vertreter auf dem Bürgenstock am Vierwaldstättersee für die Ukraine ausgerichtet. Gegenstand der Diskussionen war ein vom ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski im Herbst 2022 vorgelegter Friedensplan. Dieser basiert auf einem kompletten Abzug russischer Truppen von ukrainischem Staatsgebiet. Ein zweiter Gipfel soll möglichst mit Russland stattfinden. (dpa)

15:28 Uhr

Montag, 30. September

Kreml dämpft Befürchtungen vor Atomwaffeneinsatz

Nach der Aufregung um Änderungen an der russischen Nukleardoktrin legt der Kreml die Latte für einen möglichen Einsatz von Atomwaffen wieder höher. Das Kampfgeschehen im Ukraine-Krieg sollte nicht immer gleich in Verbindung mit einer nuklearen Reaktion Russlands gebracht werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau.

Die russische Flugabwehr hatte nach unbestätigten Militärangaben am Sonntag 125 ukrainische Drohnen abgewehrt. Peskow ging am Montag auf die Frage ein, ob dies nicht einen massiven Luftangriff darstelle, auf den Russland laut neuer Doktrin mit Atomwaffen antworten könnte.

Krieg gegen die Ukraine «geht seinen Gang»

«Man sollte sich nicht zu sehr auf dieses Dokument beziehen, es ist ein wichtiges Dokument», sagte er über die Nukleardoktrin. «Es sind wichtige Beschlüsse gefasst worden, sie werden entsprechend festgeschrieben. Aber die militärische Spezialoperation geht ihren Gang, ohne dass man dauernd irgendwelche Verbindungen ziehen muss», sagte er der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Staatschef Wladimir Putin hatte vergangene Woche in bedrohlichem Tonfall erweiterte Regeln für den möglichen Einsatz von Atomwaffen angekündigt. Danach könnte Russland auch Luftangriffe auf sein Gebiet als existenzielle Gefahr werten oder Angriffe durch ein nicht nuklear bewaffnetes Land, das aber von Atommächten unterstützt wird. Die Gefährlichkeit dieser Atomdrohung wird von westlichen Sicherheitsexperten unterschiedlich beurteilt. Bislang komme aus Moskau nur Rhetorik, schrieb der in Oslo forschende deutsche Militärexperte Fabian Hoffmann auf X. Es seien keine Anzeichen zu beobachten, die auf die Vorbereitung für einen Atomwaffeneinsatz hindeuten. «Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Putin niemals zu Nuklearwaffen greifen wird, weil die Risiken zu hoch sind.» (dpa)

09:25 Uhr

Sonntag, 29. September

Ukraine: Verletzte nach Luftschlägen gegen Saporischschja

Ukrainische Behörden haben nach neuen massiven russischen Luftschlägen gegen die Industriestadt Saporischschja im Süden des Landes schwere Schäden an zivilen Gebäuden gemeldet. Mindestens sieben Menschen seien verletzt worden, teilte der Chef der Gebietsverwaltung, Iwan Fjodorow, bei Telegram mit. Er veröffentlichte auch Bilder von Zerstörungen an Häusern. Unter den Trümmern könnten sich noch Menschen befinden, hiess es. Demnach gab es mehr als zehn Luftschläge. Es seien mehrere Brände ausgebrochen.

Der Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, beklagte, dass nun eine weitere Grossstadt durch russische Bombenschläge terrorisiert werde. Nötig seien mehr Waffen für die Ukraine, appellierte er an die Verbündeten im Westen. Zudem müssten die Bemühungen der gesamten Welt auf den wirtschaftlichen Niedergang Russlands gerichtet sind, um dem Land die Grundlage für den Krieg zu nehmen.

Die ukrainische Flugabwehr meldete zudem 22 russische Drohnenangriffe, von denen 15 abgewehrt worden seien. Das Land verteidigt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. (dpa)

07:08 Uhr

Sonntag, 29. September

Selenski: «Oktober ist Zeit der Entscheidungen»

Nach der Präsentation seines sogenannten Siegesplans in den USA will der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski die daraus resultierenden Schritte beim bevorstehenden Ukraine-Gipfel im rheinland-pfälzischen Ramstein diskutieren. «Ich habe den Siegesplan vorgestellt und wir haben vereinbart, dass wir unsere nächsten Schritte bald mit unseren Verbündeten in Deutschland im Ramstein-Format besprechen werden. Oktober ist die Zeit der Entscheidungen», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache, die auf der Plattform X veröffentlicht wurde.

US-Präsident Joe Biden reist Mitte Oktober nach Deutschland und will dort am 12. Oktober auf Ebene der Staats- und Regierungschefs ein Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe veranstalten, die von den USA geführt wird. Auch Selenski soll dabei sein. Zur Ukraine-Kontaktgruppe gehören etwa 50 Staaten, Deutschland ist auch beteiligt. Normalerweise nehmen an den regelmässigen Gesprächen die Verteidigungsminister der Mitgliedsländer teil. Die USA und Deutschland sind die grössten Waffenlieferanten der Ukraine.

Selenski hatte bei seinen Gesprächen in Washington einen von ihm konzipierten «Siegesplan» vorgestellt. Nach Medienberichten geht es um ein Papier aus vier bis fünf Punkten, die sich weniger wie ein Plan, als vielmehr wie eine weitere der regelmässig von Kiew vorgelegten Listen mit Wünschen an die westlichen Partner lesen - unter anderem zur Lieferung spezifischer Waffen und einer Ausweitung der westlichen Finanzhilfen.

Klingbeil pocht auf besonnenes Agieren

Selenski fordert von den Verbündeten die Erlaubnis, von ihnen gelieferte weitreichende Waffen gegen Stellungen auch auf russischem Territorium einzusetzen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Lieferung deutscher Marschflugkörper in die Ukraine abgelehnt und sich zuletzt dagegen ausgesprochen, die Regeln für den Einsatz der von Deutschland gelieferten Waffen durch die ukrainischen Streitkräfte weiter zu lockern.

Mit Blick auf Selenskis Forderung pocht SPD-Chef Lars Klingbeil auf «besonnenes Agieren». «Bundeskanzler Olaf Scholz ist dazu im engen Austausch mit unseren westlichen Partnern wie der USA», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Wir akzeptieren, wenn andere das anders entscheiden. Aber für Deutschland ist die Entscheidung klar.»

Kiew hofft auf Einlenken der Partner

Zum Hauptanliegen Selenskis während seines USA-Besuchs, die Erlaubnis zum Einsatz der vom Westen gelieferten weitreichenden Waffen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet, gab es weiter keine klare Erklärung. «Dies würden als Erste die Russen erfahren», sagte Selenskis Pressesprecher Serhij Nikiforow im ukrainischen Fernsehen. «Und danach gibt es eine öffentliche Erklärung dazu.» Zwar gebe es noch keine «eindeutige Lösung», doch hoffe Kiew weiter auf ein Einlenken seiner Partner.

Anders sah dies Russlands Aussenminister Sergej Lawrow bei einer Pressekonferenz nach seinem UN-Auftritt in New York. Er wertete das Schweigen des Westens als Zeichen dafür, «dass man den Aussagen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin zur Nukleardoktrin genau zugehört hat». Wie es diese Länder dann verstünden, könne er aber nicht beurteilen.

Der Kremlchef hatte nach einer Anpassung dieser Doktrin erneut mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Demnach werde jeder konventionelle Angriff auf Russland, der von einer Atommacht unterstützt wird, als gemeinsamer Angriff dieser Länder angesehen.

Selenski dankt Biden

Selenski dankte in seiner Videoansprache Präsident Biden für das neueste militärische Hilfepaket und die weitere Unterstützung mit einem Gesamtumfang von knapp acht Milliarden Dollar. US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die Biden nach der Wahl im November an der Spitze der Regierung ablösen will, versprach Selenski ebenfalls Unterstützung und warnte indirekt vor einem Wahlsieg ihres republikanischen Kontrahenten Donald Trump.

Selenski sagte weiter, die Treffen mit Harris und Trump, seien wichtig für die Ukraine gewesen. Er hielt sich jedoch von einer eigenen Bewertung der Gespräche zurück und versuchte, Neutralität zu wahren. Trump hat mehrfach durchblicken lassen, dass er kein Befürworter der massiven US-Unterstützung für Kiews Abwehrkrieg gegen Russland ist.

Selenski sagte, sein Land habe die volle Unterstützung für die Strategie, Frieden durch Stärke zu schaffen. Die Einheit der Verbündeten sei wichtig, um Russland und diesen Krieg zu stoppen und einen echten, ehrlichen Frieden zu garantieren. «Den Frieden, den die Ukraine mehr als jeder andere auf der Welt will und der mit Sicherheit kommen wird.»

Weiter schwere Kämpfe in der Ostukraine

Im Osten der Ukraine lieferten sich die Kriegsparteien weiterhin schwere Kämpfe. Im Tagesverlauf seien an den diversen Frontabschnitten 66 bewaffnete Zusammenstösse mit unterschiedlicher Intensität registriert worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mit.

Knapp ein Drittel dieser Gefechte seien in der Region Pokrowsk am Rande des Donbass ausgetragen worden. Dort hätten russische Truppen 24 Versuche unternommen, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Die Angriffe seien abgewehrt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Russische Drohne tötet Richter des Obersten Gerichts

Ein Richter des Obersten Gerichts der Ukraine wurde bei einem russischen Drohnenangriff getötet. Der 61-jährige Leonid Lobojko sei ums Leben gekommen, als eine Drohne sein Privatauto in einem Vorort der ostukrainischen Grossstadt Charkiw traf, berichtete der regionale Militärverwalter Oleh Synjehubow auf Telegram. Lobojko sei auf der Stelle tot gewesen.

Drei Frauen, die sich in dem Auto befanden, wurden schwer verletzt. Lobojko war in der Region unterwegs, um humanitäre Hilfe zu verteilen. Das Oberste Gericht bestätigte den Tod seines Mitglieds auf Facebook und sprach der Familie sein Beileid aus. (dpa)

10:38 Uhr

Samstag, 28. September

Tote durch russischen Angriff auf Krankenhaus in Sumy

Durch einen russischen Luftangriff auf ein Krankenhaus in der ukrainischen Stadt Sumy sind nach offiziellen Angaben mindestens sechs Menschen getötet worden. Demnach wurde die Stadt im Nordosten der Ukraine nachts von russischen Kampfdrohnen angegriffen.

Innenminister Ihor Klymenko sprach auf Telegram von einem doppelten Schlag: Nach dem ersten Treffer habe es einen zweiten Angriff auf Rettungskräfte gegeben, die Patienten in Sicherheit bringen wollten. Diese Darstellung war nicht unabhängig überprüfbar, allerdings ist die russische Taktik doppelter Schläge auf ein Ziel bekannt. Solche Angriffe der russischen Armee auf Rettungskräfte haben sich auch in Syrien beobachten lassen.

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, die russische Armee habe in der Nacht auf Samstag 73 Kampfdrohnen und 4 Raketen gegen die Ukraine eingesetzt. 69 Drohnen und 2 Raketen seien abgefangen worden. Die Ukraine wehrt seit über zweieinhalb Jahren eine grossangelegte russische Invasion ab. (dpa)

06:08 Uhr

Samstag, 28. September

Selenski zufrieden mit USA-Besuch

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski hat sich zum Abschluss seines Besuchs in den USA zufrieden über seine Gespräche geäussert. «Jede Diskussion ist so gelaufen wie nötig», sagte er in seiner abendlichen Videoansprache, die auf der Plattform X veröffentlicht wurde. Der ukrainische Friedensplan sei in Amerika vorgestellt worden. «Jetzt müssen unsere Teams an der Umsetzung eines jeden Schrittes und jeder Entscheidung arbeiten.»

In Washington hatte sich Selenski unter anderem mit US-Präsident Joe Biden und dessen Stellvertreterin Kamala Harris, der Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, getroffen, um für die anhaltende Unterstützung seines Landes bei der Verteidigung gegen Russland zu werben. Ein Treffen hatte er auch mit dem Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Donald Trump, in New York. «Wir haben die gemeinsame Ansicht, dass der Krieg in der Ukraine gestoppt werden muss», sagte Selenski nach dem Gespräch mit Trump.

«Es muss aufhören», sagte Trump mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Das Land gehe durch die Hölle, die Situation sei schrecklich. Wenn er die US-Wahl gewinne, werde der Krieg schnell enden, behauptete Trump einmal mehr. Der Ex-Präsident sagt seit langem, er könnte den Konflikt innerhalb von 24 Stunden beilegen - auch dank seiner Kontakte zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Biden sagte Selenski ein weiteres Paket mit milliardenschweren Hilfen zu und gab 2,4 Milliarden US-Dollar (rund 2,15 Milliarden Euro) militärische Hilfe für Kiew frei. Biden sagte, er habe sichergestellt, dass bereits zugesagte Hilfen in Milliardenhöhe nicht verfielen und bis zum Ende seiner Amtszeit im Januar auch eingesetzt würden. Nach Angaben des Weissen Hauses handelt es sich dabei um 5,5 Milliarden Dollar.

Alle für die Ukraine wichtigen Punkte seien mit den Partnern auf den Tisch gelegt worden, sagte Selenski. Entgegen seinen Erwartungen erhielt Selenski bei seinem USA-Besuch aber nicht die Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen aus US-Hilfepaketen gegen strategische Einrichtungen auf russischem Staatsgebiet.

Nunmehr bereite sich die Ukraine auf das nächste hochrangig besetzte Treffen in Ramstein am 12. Oktober vor, sagte Selenski. Auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz wollen die Unterstützer der Ukraine über weitere Hilfe für die Ukraine beraten. «Zusammen mit unseren Partnern müssen wir sicherstellen, was den Frieden näher bringt.»

Russischer Angriff mit Kampfdrohnen abgewehrt

Eine mit Kampfdrohnen ausgerüstete ukrainische Brigade schlug nach eigener Darstellung bei Kämpfen im Osten des Landes einen Angriff einer gepanzerten russischen Einheit zurück. Von den rund 50 Fahrzeugen seien rund 40 zerstört oder beschädigt worden, berichtete die Agentur Ukrinform. Neben Panzern und Schützenpanzern seien auch gepanzerte Mannschaftswagen zerstört worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. Russische Einheiten hatten versucht, bei Kupjansk durch die ukrainischen Verteidigungslinien zu stossen.

Erneut schwere Kämpfe in der Ostukraine

Ukrainische und russische Truppen lieferten sich weiter schwere Kämpfe in der Ostukraine. Im Mittelpunkt der Gefechte lag einmal mehr das Gebiet um Pokrowsk, gegen das russische Einheiten schon seit Monaten anstürmen.

Im Tagesverlauf seien 19 russische Vorstösse gegen die ukrainischen Verteidigungslinien abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mit. «Die ukrainischen Verteidiger halten dem Ansturm stand», hiess es dazu.

Auch in der Region um Kurachowe tobten schwere Kämpfe. Nach ukrainischer Darstellung wurden im Tagesverlauf rund 17 russische Attacken zurückgeschlagen. Die Angaben zu allen Kampfhandlungen konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Russland führt seit über zweieinhalb Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das russische Militär hält knapp ein Fünftel des Nachbarlandes besetzt. (dpa)

21:08 Uhr

Freitag, 27. September

Selenski hatte ein «sehr produktives Treffen mit Trump»

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski schreibt auf X von einem «sehr produktiven» Gespräch mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in New York. Beide seien sich einig, dass der Krieg beendet werden müsse: «Wir sind beide der Ansicht, dass der Krieg in der Ukraine beendet werden muss. Putin darf nicht gewinnen.» Eine Stellungnahme von Trump gibt es bisher nicht. (zen)

19:07 Uhr

Freitag, 27. September

Selenski und Trump treffen sich im Trump Tower

Der ukrainische Staatschef Wolodimir Selenski hat sich bei seiner USA-Reise mit dem früheren US-Präsidenten und republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump getroffen. Beide kamen in Trumps Hochhaus Trump Tower in New York zusammen. «Wir haben die gemeinsame Ansicht, dass der Krieg in der Ukraine gestoppt werden muss», sagte Selenski. Trump sagte, es sei eine «Ehre, den Präsidenten bei uns zu haben». Die Beziehung zwischen ihm und Selenski sei «grossartig».

Trump hatte das Treffen am Vorabend bei einer Pressekonferenz angekündigt. Selenski habe darum gebeten, so der Republikaner. (dpa)

16:56 Uhr

Freitag, 27. September

Ukraine-Gipfel mit Biden in Ramstein

Der Ukraine-Gipfel mit US-Präsident Joe Biden am 12. Oktober findet auf dem westdeutschen US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz statt. Das gab Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin bekannt. An dem Treffen sollen etwa 50 Nato-Mitgliedstaaten und weitere Verbündete der Ukraine teilnehmen, teilweise auf Ebene der Staats- und Regierungschefs.

Solche Treffen hat es seit der russischen Invasion in der Ukraine immer wieder in Ramstein gegeben, aber bisher nur auf Ebene der Verteidigungsminister. Es geht dabei darum, die militärische Hilfe der Ukraine unter den Verbündeten abzustimmen.

Biden wird vorher vom 10. bis 12. Oktober in Berlin sein und dort Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier treffen. Es ist der erste bilaterale Besuch Bidens in Deutschland in seiner knapp vierjährigen Amtszeit. (dpa)

13:37 Uhr

Freitag, 27. September

Lukaschenko droht mit Atomwaffen und drittem Weltkrieg

Der Machthaber der Ex-Sowjetrepublik Belarus, Alexander Lukaschenko, hat der Nato Angriffspläne auf sein Land unterstellt und mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. «Ein Angriff auf Belarus bedeutet den Dritten Weltkrieg», sagte der belarussische Staatschef der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge bei einem Auftritt vor Studenten in Minsk. Sowohl Belarus als auch das verbündete Russland würden in dem Fall Atomwaffen einsetzen. Lukaschenko dankte in dem Zusammenhang Kremlchef Wladimir Putin für die jüngste Änderung der russischen Atomdoktrin.

Bei seiner Rede in der Staatsuniversität für Informatik und Radioelektronik behauptete Lukaschenko, die Nato hege konkrete Angriffspläne gegen Belarus. «Amerikaner und Polen haben sich schon entlang der Grenze aufgestellt, besonders an der polnischen. Wir wissen, dass sich die polnische Führung schon die Hände reibt», sagte er. Man sei auf den Fall vorbereitet und werde augenblicklich reagieren. Da die Nato auf den Einsatz von Atomwaffen mit eigenen Atomschlägen reagieren könne, werde Russland sein ganzes Arsenal einsetzen. Zu einer solchen Eskalation sei der Westen nicht bereit, erklärte Lukaschenko.

Lukaschenko ist nicht Herr über die Atomwaffen

Belarus ist nicht selbst Atommacht; auf seinem Territorium sind aber seit Ende 2023 taktische Atomwaffen aus Russland stationiert. Lukaschenko sprach im April von mehreren Dutzend Atomsprengköpfen. Belarus erhielt zudem russische Iskander-Raketen, die nuklear bestückt werden können. Kampfjets Su-25 wurden ebenfalls zu Trägerwaffen umgerüstet. Während Moskau die Befehlsgewalt über die in Belarus stationierten Atomwaffen für sich in Anspruch nimmt, hat Lukaschenko bereits den Einsatz von Nuklearwaffen in die Militärdoktrin seines Landes aufnehmen lassen.

Putin hatte vor zwei Tagen erklärt, dass Russland seine Militärdoktrin an die internationale Sicherheitslage angepasst habe. Russlands Liste militärischer Bedrohungen, gegen die Atomwaffen zur Abschreckung genutzt werden können, sei erweitert worden, sagte der 71-Jährige bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrats in Moskau.

Die Änderung gilt als Reaktion auf die Debatte um die Freigabe weitreichender Waffen an die Ukraine bei ihrer Verteidigung gegen Russlands Angriffskrieg. Mit der neuen Doktrin erhöht sich vor allem für westliche Atommächte wie die USA und Frankreich die Gefahr, Ziel eines russischen Gegenschlags zu werden, sollten sie kernwaffenfreie Länder wie die Ukraine bei einer Aggression gegen Russland unterstützen. (dpa)

06:39 Uhr

Freitag, 27. September

Nach Visite im Weissen Haus: Selenski trifft Trump

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump will sich heute mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski in New York treffen. Das kündigte Trump an.

Selenski hatte bereits vor ein paar Tagen ein solches Gespräch mit dem früheren US-Präsidenten in Aussicht gestellt. Trump liess sich jedoch länger bitten. Der Republikaner steht weiteren US-Hilfen für die Ukraine kritisch gegenüber und hatte Selenski zuletzt öffentlich dafür kritisiert, dass er keinen Deal mit Russland eingehen wolle.

In Washington traf Selenski zunächst den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden, der dem Ukrainer wenige Monate vor seinem Abschied aus dem Weissen Haus weitere Milliardenhilfen für sein Land mit auf den Weg gab. US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die Biden nach der Wahl im November an der Spitze der Regierung ablösen will, versprach Selenski ebenfalls Unterstützung und warnte indirekt vor einem Wahlsieg ihres Kontrahenten Trump.

Harris warnt vor Folgen für Ukraine bei Wahlniederlage

Harris mahnte in Anspielung auf Trumps Äusserungen, dass über ein Ende des Kriegs nicht ohne die Ukraine entschieden werden dürfe. In den USA gebe es aber «einige», die das wollten. Deren Plan sei es, die Ukraine zu zwingen, grosse Teile ihres Staatsgebiets aufzugeben, einen neutralen Status ihres Landes zu akzeptieren und auf die Sicherheitszusagen anderer Staaten zu verzichten.

«Diese Vorschläge sind die gleichen wie die von (Russlands Präsident Wladimir) Putin, und wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass es sich nicht um Vorschläge für den Frieden handelt», sagte Harris. «Es sind vielmehr Vorschläge für eine Kapitulation, die gefährlich und inakzeptabel ist.» Die Unterstützung der USA für die Ukraine sei kein wohltätiger Akt, sondern sicherheitspolitisch im ureigenen Interesse Amerikas.

06:29 Uhr

Freitag, 27. September

Selenski in Washington – Biden sagt Milliardenpaket zu

US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine bei einem Besuch von Präsident Wolodimir Selenski in Washington ein weiteres Paket mit milliardenschweren Hilfen zugesagt. Biden, der im Januar aus dem Amt scheiden wird, versprach Selenski, die USA stünden jetzt und in Zukunft an der Seite der Ukraine. Russland werde nicht siegen. Ausserdem kündigte Biden an, bei einem Deutschland-Besuch im Oktober ein Ukraine-Gipfeltreffen auszurichten.

Sorge vor einer zweiten Trump-Amtszeit

Selenski stellte bei seinen Gesprächen in Washington einen von ihm konzipierten «Siegesplan» gegen Moskau vor. Für ihn tickt mit Blick auf die US-Wahl die Uhr - in der Ukraine gibt es Befürchtungen, dass die USA als wichtigster Unterstützer des Landes im Abwehrkampf gegen Russland weitgehend ausfallen könnten, falls der Republikaner Donald Trump die Präsidentenwahl im November gewinnen sollte.

Für die Demokraten tritt bei der Wahl Bidens Stellvertreterin Kamala Harris an, die dagegen den Kurs der bisherigen Regierung fortsetzen will. Bidens Regierung hat die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland in den vergangenen zweieinhalb Jahren massiv unterstützt.

Biden gab nun 2,4 Milliarden US-Dollar (rund 2,15 Milliarden Euro) militärische Hilfe für die Ukraine frei und sagte, er habe sichergestellt, dass bereits zugesagte Hilfen in Milliardenhöhe nicht verfielen und bis zum Ende seiner Amtszeit im Januar auch eingesetzt würden. Nach Angaben des Weissen Hauses handelt es sich dabei um 5,5 Milliarden Dollar.

Zu dem neuen Hilfspaket gehören ein weiteres Patriot-Flugabwehrsystem, Gleitbomben mit hoher Reichweite sowie Drohnen. Der Grossteil der Hilfe kommt aus Beständen des US-Militärs. Die gut zwei Milliarden Euro werden über ein Programm bereitgestellt, das es der US-Regierung erlaubt, Waffen für die Ukraine von Unternehmen zu kaufen.

Ausserdem wollen die USA die Ausbildung weiterer 18 ukrainischer Piloten an Kampfjets vom Typ F-16 unterstützen. Die Jets amerikanischer Bauart werden von anderen Ländern bereitgestellt. Die US-Regierung beteiligt sich aber am Trainingsprogramm.

Ukraine-Treffen in Deutschland

Biden will ausserdem weitere internationale Unterstützung für die Ukraine organisieren. Er reist Mitte Oktober nach Deutschland und will dort auf Ebene der Staats- und Regierungschefs ein Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe veranstalten, die von den USA geführt wird. Das Format nennt sich auch Ramstein-Gruppe, weil die Treffen häufig auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz stattfinden. Einen Ort in Deutschland für das hochrangige Ukraine-Treffen nannte das Weisse Haus zwar nicht - Ramstein wäre aber eine naheliegende Möglichkeit.

Zur Ukraine-Kontaktgruppe gehören etwa 50 Staaten. Normalerweise nehmen an den regelmässigen Gesprächen die Verteidigungsminister der Mitgliedsländer teil. Die USA und Deutschland sind die grössten Waffenlieferanten der Ukraine.

Selenski dankte den USA für das neue Paket. «Das wird sehr helfen», sagte der ukrainische Präsident bei dem Treffen im Weissen Haus. Die Amerikaner hätten seit dem Beginn des schrecklichen Kriegs an der Seite seines Landes gestanden.

Hochrangige Gespräche - nur mit einem nicht

Der ukrainische Präsident traf sich in Washington auch mit hochrangigen Mitgliedern des US-Kongresses, unter anderem mit den Spitzen beider Parteien im Senat, dem Demokraten Chuck Schumer und dem Republikaner Mitch McConnell. Auch mit Harris wollte er sich treffen.

Eigentlich hatte er angekündigt, auch Trump treffen zu wollen. So ein Treffen gilt mittlerweile aber als unwahrscheinlich. Trump hatte sich am Mittwoch bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat North Carolina abschätzig über Selenski geäussert: «Wir geben weiterhin Milliarden von Dollar an einen Mann, der sich weigert, einen Deal einzugehen», beklagte Trump und kritisierte den Ukrainer dafür, keine Abmachung mit Moskau zu treffen, um den Krieg zu beenden.«Jeder Deal, selbst der schlechteste Deal, wäre besser gewesen als das, was wir jetzt haben», sagte Trump.

«Selenskis Siegesplan»

Biden hatte Anfang der Woche in New York gemeinsam mit internationalen Partnern die Entschlossenheit bekräftigt, der Ukraine beim Wiederaufbau zur Seite zu stehen. Schon bei einer Begegnung in New York hatte Selenski mit Biden nach Angaben des Weissen Hauses über den von ihm konzipierten «Siegesplan» gesprochen.

Nach Medienberichten geht es um ein Papier aus vier bis fünf Punkten, die sich weniger als ein Plan, als vielmehr wie eine weitere der regelmässig von Kiew im Westen vorgelegten Wunschlisten lesen. Den unbestätigten Berichten zufolge geht es darin unter anderem um die Lieferung spezifischer Waffen. Selenskyj hatte in den vergangenen Wochen regelmässig auf eine Freigabe für den Einsatz von weitreichenden Raketen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet gedrängt - bisher ohne Erfolg.

Dem Vernehmen nach will Kiew auch den westlichen Segen für weitere Bodenoperationen im russischen Grenzgebiet Kursk - um so den Verhandlungsdruck auf Russland zu erhöhen. Zudem soll die Liste auch eine Ausweitung der westlichen Finanzhilfen beinhalten. Zumindest letzterem kam Biden nun nach. (dpa)

19:44 Uhr

Donnerstag, 26. September

ZFF streicht Vorführung des Dokumentarfilms «Russians at War»

Das ZFF wird den umstrittenen Dokumentarfilm über Russlands Soldaten in der Ukraine nun doch nicht öffentlich zeigen. Die Sicherheitsbedenken seien zu gross.

17:21 Uhr

Donnerstag, 26. September

Das steckt hinter der Änderung der russischen Atomdoktrin durch Putin

Der Kreml hat nach den Worten von Präsident Wladimir Putin die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen gesenkt: Eine Atommacht, die den Angriff eines anderen Landes mit konventionellen Waffen auf Russland unterstützt, wird neu als mögliches Ziel definiert.

15:03 Uhr

Donnerstag, 26. September

Biden lädt zu Ukraine-Treffen in Deutschland

US-Präsident Joe Biden lädt zu einem hochrangigen Ukraine-Treffen im Oktober in Deutschland ein. Bei dem Treffen der US-geführten Kontaktgruppe zur Unterstützung der Ukraine wolle Biden die Bemühungen der mehr als 50 Länder koordinieren, die Kiew in ihrem Abwehrkampf unterstützten, teilte das Weisse Haus mit.

Biden reist Mitte Oktober nach Deutschland. Es wird erwartet, dass er in Berlin Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier trifft und anschliessend den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein besucht.

Auch wenn das Weisse Haus keine Angaben zum Ort des hochrangigen Ukraine-Treffens machte, ist davon auszugehen, dass es in Ramstein stattfinden dürfte. Das Format wird auch als Ramstein-Gruppe bezeichnet und wird in der Regel von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin geleitet. Die USA und Deutschland sind die grössten Waffenlieferanten der Ukraine. (dpa)

10:41 Uhr

Donnerstag, 26. September

Pistorius: Für Russland ist die Ukraine nur der Anfang

Der Verteidigungsminister von Deutschland Boris Pistorius hat in einer Rede vor dem litauischen Parlament vor Gefahren durch die Aufrüstung Russlands gewarnt. «Wir erleben, wie Russland schnell seine Waffenproduktion hochfährt und seine Streitkräfte dramatisch aufbaut. All das lässt keinen Zweifel: Für Russland, für (Wladimir) Putins Russland, ist die Ukraine nur der Anfang», sagte der SPD-Politiker in der litauischen Hauptstadt Vilnius.

Er versicherte zudem: «Die deutschen Streitkräfte sind bereit, eine zentrale Säule der konventionellen Abschreckung und Verteidigung in Europa zu werden.» Dabei nannte er auch die Rolle als Drehscheibe, um Truppen schnell vom Atlantik an die Ostflanke verlegen zu können.

Die Bundesregierung hat dem Nato-Partner Litauen zugesagt, einen gefechtsbereiten und eigenständig handlungsfähigen Kampfverband fest in Litauen zu stationieren. Diese Brigade soll bis 2027 einsatzfähig sein. Der Schritt ist eine Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und trägt der veränderten Sicherheitslage in Europa Rechnung.

Vorgesehen ist eine dauerhafte Präsenz von bis zu 5.000 Soldaten, deren feste Standorte Rudninkai und Rukla sein sollen. Zunächst soll eine Übergangslösung in litauischen Kasernen nahe der Hauptstadt Vilnius greifen. Es gab wiederholt Zweifel, ob Litauen mit seinen eigenen Vorbereitungen im Zeitplan liegt. (dpa)

10:25 Uhr

Donnerstag, 26. September

Selenski trifft Biden und Harris - Trump kritisiert Ukraine-Hilfe

Begleitet von herber Kritik der Republikaner - allen voran Donald Trump - an der massiven Unterstützung der USA für die Ukraine besucht Präsident Wolodimir Selenski am (heutigen) Donnerstag das Weisse Haus. Die Vizepräsidentin und demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, die Selenski ebenso treffen wird wie Amtsinhaber Joe Biden, hat versprochen, im Falle ihres Wahlsiegs die militärische Hilfe für die Ukraine fortzusetzen.

Die Beziehung Selenskis zum Ex-Präsidenten und republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump ist allerdings angespannt. Dieser beschwerte sich, dass die USA weiterhin Milliarden Dollar an einen Mann gäben, «der sich weigert, einen Deal einzugehen», um den Krieg zu beenden.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 ist Selenski in Washington nicht so viel Unmut entgegengeschlagen wie diesmal. Der Ukraine ist natürlich daran gelegen, auch gute Beziehungen zu Trump zu wahren, falls dieser Präsident werden sollte. In der heissen Phase des US-Wahlkampfs gehen die Emotionen aber gerade beim Thema Ukraine hoch.

Auch ein «schlechter Deal» mit der Abgabe von Territorium wäre besser gewesen für die Ukraine als die jetzige Situation, sagte Trump bei einer Wahlkampfkundgebung am Mittwoch in North Carolina. Dann würden Menschen noch leben und Gebäude noch stehen. Doch jetzt sei die Ausgangslage eine andere. «Welchen Deal können wir eingehen? Sie ist zerstört», sagte er über die Ukraine. «Die Leute sind tot. Das Land liegt in Trümmern.»

Selenski brüskierte zuletzt die Republikaner, indem er J. D. Vance, Trumps Vizekandidaten, als «zu radikal» kritisierte, weil er vorgeschlagen hatte, dass die Ukraine einige Gebiete abgeben müsse, um den Krieg zu beenden. Selenski wies auch Trumps Prahlereien zurück, dass er schnell eine Lösung zur Beendigung des Krieges aushandeln könnte, und sagte: «Mein Gefühl ist, dass Trump nicht wirklich weiss, wie man den Krieg stoppt, auch wenn er vielleicht denkt, dass er es weiss.»

Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, forderte während Selenskis USA-Reise, dass dieser den ukrainischen Botschafter in Washington entlassen solle. Ausserdem behauptete der Spitzenrepublikaner, Selenskis Reise, die ihn auch in eine Munitionsfabrik nach Pennsylvania, einen möglicherweise wahlentscheidenden Bundesstaat, führte, sei «darauf ausgelegt, den Demokraten zu helfen und eindeutig Wahlbeeinflussung».

Johnson wird sich am Donnerstag nicht mit Selenski treffen, wenn dieser vor dem Weissen Haus das Kapitol besucht, den Sitz des US-Kongresses. Selenski wird jedoch voraussichtlich mit einigen Mitgliedern des Repräsentantenhauses sprechen, darunter den republikanischen Vorsitzenden mehrerer Ausschüsse. Er ist auch zu einem Treffen mit Senatoren in einer parteiübergreifenden Sitzung eingeladen, die von Senatsmehrheitsführer Chuck Schumer geleitet wird.

Selenskis Besuch in der US-Hauptstadt fällt mit der Generaldebatte der Vereinten Nationen in New York zusammen. Dort sprach der ukrainische Staatschef am Mittwoch. (dpa)

06:00 Uhr

Donnerstag, 26. September

Selenski will Biden Details zu Friedensplan vorstellen

Der ukrainischen Präsident Wolodimir Selenski will US-Präsident Joe Biden bei einem Besuch in Washington Einzelheiten zu seinem Friedensplan für die Ukraine darlegen. Am Donnerstag (19.45 Uhr MESZ) wird Selenski von Biden und dessen Stellvertreterin Kamala Harris im Weissen Haus empfangen. Bei dem Plan geht es darum, wie aus Sicht Selenskis ein Sieg der Ukraine im Krieg gegen den Angreifer Russland und ein gerechter Frieden erreicht werden können.

Schon bei einer Begegnung am Rande der UN-Generalversammlung in New York hätten Selenski und Biden über den Plan gesprochen, teilte das Weisse Haus mit. In Washington wolle man diesen weiter erörtern. Biden habe Selenski auch gesagt, dass er eine Aufstockung der US-Militärhilfe für die Ukraine veranlasst habe, die er am Donnerstag bekanntgegeben wolle und die der Ukraine zum Sieg verhelfen werde. Weitere Details nannte das Weisse Haus nicht. Es blieb offen, um welche Art von Hilfe es sich handelt.

Neues Militärpaket mit Streumunition

Die USA gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland und unterstützen das Land in grossen Stil. Das US-Aussenministerium teilte am Mittwoch mit, dass die USA der Ukraine weitere Militärhilfe aus eigenen Beständen zur Verfügung stellen, unter anderem umstrittene Streumunition. Das neue Paket habe einen Umfang von rund 375 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 337 Millionen Euro). Die Bomben sind international geächtet, wurden in der Vergangenheit aber trotzdem eingesetzt.

Kurz zuvor hatte Biden in New York gemeinsam mit internationalen Partnern die Entschlossenheit bekräftigt, der Ukraine beim Wiederaufbau zur Seite zu stehen. «Wir sind entschlossen, der Ukraine die Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die sie braucht, um stärker zu werden als zuvor», sagte er am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Die Ukraine sei wirtschaftlich widerstandsfähig.

Friedensplan schon Thema bei den UN in New York

Russland war im Februar 2022 in das Nachbarland einmarschiert. Selenski thematisierte seinen Friedensplan auch in New York. Bei der UN-Generaldebatte drängte er zur Umsetzung seines Plans und erteilte jeglichen Initiativen, die nicht dem Vorhaben seiner Regierung entsprechen, eine Absage - so auch einer chinesisch-brasilianischen Friedensinitiative, die ein Einfrieren des Krieges entlang der aktuellen Frontlinie vorsieht.

Zuvor schon hatte Selenski im UN-Sicherheitsrat seine Verbündeten beschworen, gemeinsam ein Ende des russischen Angriffskriegs zu erzwingen. Kremlchef Wladimir Putin habe «so viele internationale Gesetze und Regeln gebrochen, dass er nicht von allein damit aufhören wird. Russland kann nur zum Frieden gezwungen werden, und genau das ist nötig», sagte er in einer Sitzung des höchsten UN-Gremiums.

Russland erweitert Doktrin zum Einsatz seiner Atomwaffen

Aus Russland gab es indes neue Drohgebärden: Die Atommacht passte ihre Doktrin zum Einsatz von Nuklearwaffen nach Angaben Putins der gespannten internationalen Lage an. Russlands Liste militärischer Bedrohungen, gegen die Atomwaffen zur Abschreckung genutzt werden können, sei erweitert worden, sagte Putin bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrats im Kreml in Moskau.

Mit der neuen Doktrin erhöht sich vor allem für westliche Atommächte wie die USA und Frankreich die Gefahr, Ziel eines russischen Gegenschlags zu werden, sollten sie etwa die atomwaffenfreie Ukraine bei einer Aggression gegen Russland unterstützen.

Trump tadelt Selenski: «Er weigert sich, Deal einzugehen»

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump warf Selenski in einer Rede vor, keine Abmachung mit Moskau zu treffen, um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu beenden. «Wir geben weiterhin Milliarden von Dollar an einen Mann, der sich weigert, einen Deal einzugehen», sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in North Carolina. Es gebe «so viele Tote», so der Ex-Präsident. «Jeder Deal, selbst der schlechteste Deal, wäre besser gewesen als das, was wir jetzt haben.»

In der Ukraine gibt es Befürchtungen, dass die USA als wichtigster Unterstützer des Landes im Abwehrkampf gegen Russland weitgehend ausfallen könnten, falls Trump die Präsidentenwahl im November gewinnen sollte.

Selenski will US-Parlamentarier treffen - auch Treffen mit Trump?

Am Donnerstag stehen Gespräche zwischen Selenski und Mitgliedern des US-Parlaments auf dem Programm. Medienberichten zufolge wollte der ukrainische Präsident während seiner Zeit in den USA eigentlich auch Trump treffen. «Politico» berichtete allerdings, eine solche Zusammenkunft gelte mittlerweile als unwahrscheinlich. Das Nachrichtenportal schrieb unter Berufung auf einen Mitarbeiter von Trumps Wahlkampfteam, bisher sei kein Termin vereinbart worden.

Unterdessen hat der Bundestag am Mittwoch zugestimmt, die Mittel für die militärische Unterstützung der Ukraine um rund 400 Millionen Euro zu erhöhen. «Damit können weitere Luftverteidigung, Panzer, Drohnen, Munition und Ersatzteile beschafft werden, die die ukrainischen Streitkräfte bei der Verteidigung ihres Landes wirksam verstärken werden», teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. (dpa)

20:00 Uhr

Mittwoch, 25. September

Russland erweitert Doktrin zum Einsatz seiner Atomwaffen

Die Atommacht Russland passt ihre Doktrin zum Einsatz von Nuklearwaffen nach Angaben von Kremlchef Wladimir Putin der gespannten internationalen Lage an. Russlands Liste militärischer Bedrohungen, gegen die Atomwaffen zur Abschreckung genutzt werden können, sei erweitert worden, sagte Putin bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrats im Kreml in Moskau.

Mit der neuen Doktrin erhöht sich vor allem für westliche Atommächte wie die USA und Frankreich die Gefahr, Ziel eines russischen Gegenschlags zu werden, sollten sie etwa die kernwaffenfreie Ukraine bei einer Aggression gegen Russland unterstützen.

Wörtlich sagte Putin: «Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit noch auf etwas anderes lenken: In der aktualisierten Fassung des Dokuments wird vorgeschlagen, dass eine Aggression gegen Russland durch einen Nicht-Kernwaffenstaat, aber mit Beteiligung oder Unterstützung eines Kernwaffenstaates, als gemeinsamer Angriff auf die Russische Föderation betrachtet werden sollte.» Der Kreml veröffentlichte ein Video der Rede Putins zu Beginn des Treffens des Sicherheitsrats-Gremiums zur atomaren Abschreckung.

Putin hatte im Zuge seines Krieges immer wieder mit den Nuklearwaffen gedroht und das Arsenal auch in erhöhte Bereitschaft versetzt. Russland diskutiert vor dem Hintergrund der Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine seit längerem eine Änderung seiner Atomdoktrin. Im Gespräch war immer wieder auch die Möglichkeit eines Präventivschlags. Bisher erlaubt die Doktrin ausschliesslich den Einsatz von Atomwaffen bei einer Gefahr für Russlands Souveränität. Putin betonte, dass Russland stets verantwortungsbewusst mit dem Thema Atomwaffen umgegangen sei. (dpa)

19:08 Uhr

Mittwoch, 25. September

Trump: Kein Treffen mit Selenski

Das Treffen zwischen Wolodimir Selenski und dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump kommt wohl nicht zustande. Das ist nicht die einzige schlechte Nachricht für die Ukraine.

18:11 Uhr

Mittwoch, 25. September

Tote nach russischem Bombenangriff auf Kramatorsk

Bei einem russischen Angriff mit Gleitbomben sind in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk mindestens zwei Menschen getötet worden. Gut ein Dutzend Menschen sei zudem verletzt worden, darunter drei Minderjährige, teilte der Gouverneur des Donezker Gebiets, Wadym Filaschkin, bei Telegram mit. Insgesamt seien drei russische Bomben zentrumsnah eingeschlagen. Dabei seien mehrere Wohnhäuser und ein Geschäft beschädigt worden. Kramatorsk ist immer wieder Ziel russischer Angriffe. (dpa)

17:46 Uhr

Mittwoch, 25. September

Biden und Harris treffen Selenski in Washington

US-Präsident Joe Biden empfängt seinen ukrainischen Kollegen Wolodimir Selenski am Donnerstag im Weissen Haus. Selenski will Biden und dessen Vize Kamala Harris bei gemeinsamen Treffen einen Plan vorstellen, wie ein Sieg der Ukraine im russischen Angriffskrieg und ein gerechter Frieden erreicht werden können.

Am Donnerstag stehen zudem Gespräche zwischen Selenski und Mitgliedern US-Kongresses auf dem Programm. Medien zufolge wollte Selenski während seiner Zeit in den USA eigentlich auch den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump treffen. «Politico» berichtete allerdings, dass eine solche Zusammenkunft mittlerweile als unwahrscheinlich gelte. (dpa)

14:45 Uhr

Mittwoch, 25. September

Kreml: Russland lässt sich nicht zum Frieden zwingen

Der Kreml hat den Auftritt des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski vor dem UN-Sicherheitsrat scharf kritisiert. «Die Position, die auf dem Versuch beruht, Russland zum Frieden zu zwingen, ist ein absolut fataler Fehler», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Russland sei ein Anhänger des Friedens, aber nur unter der Bedingung, dass seine Sicherheit gewährleistet sei. Zudem müssten die Ziele erreicht sein, deretwegen die Militäroperation in der Ukraine gestartet worden sei.

Russland fordert von der Ukraine die Abtretung von Gebieten, den Verzicht auf einen Nato-Beitritt und eine sogenannte Entnazifizierung, worunter der Kreml wohl die Einsetzung einer von Moskau abhängigen Regierung versteht. (dpa)

11:00 Uhr

Mittwoch, 25. September

Verletzte nach ukrainischem Angriff auf Belgorod

Bei einem Angriff auf die westrussische Stadt Belgorod nahe der Grenze zur Ukraine sind nach Behördenangaben fünf Menschen verletzt worden. Vier davon seien ins Krankenhaus eingeliefert worden, teilte der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, auf Telegram mit. Seinen Angaben nach wurden durch den grossflächigen Angriff ein Hochhaus und 75 kleinere Wohnhäuser beschädigt. Zudem seien Dutzende Fahrzeuge, Wasser- und Gasleitungen in Mitleidenschaft gezogen worden. Der ukrainische Beschuss ist nach Ansicht unabhängiger Beobachter die Antwort Kiews auf einen Luftangriff der Russen gegen die ukrainische Grossstadt Charkiw.

Auch vier andere Ortschaften des Gebiets Belgorod sind nach Angaben Gladkows in der Nacht beschossen worden. Dabei habe es vorläufigen Angaben zufolge aber nur Sachschäden gegeben. Das russische Belgorod und das ukrainische Charkiw liegen nur etwa 70 Kilometer voneinander entfernt. Beide Städte sind schwer vom Krieg getroffen.

Russland attackiert seit Beginn seines Angriffskriegs auch systematisch zivile Ziele in der Ukraine. Vor allem Objekte der Energieversorgung sind immer wieder im Visier russischer Drohnen, Raketen und Marschflugkörper. Auf der anderen Seite klagen auch grenznahe Regionen in Russland über zunehmenden Beschuss aus der Ukraine. Die Zahl der Opfer und das Ausmass der Schäden stehen aber in keinem Verhältnis zu den von Moskau angerichteten Zerstörungen. ( anm )

06:20 Uhr

Mittwoch, 25. September

Selenski: Müssen Moskau zu einem Ende des Kriegs zwingen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat im UN-Sicherheitsrat seine Verbündeten beschworen, gemeinsam ein Ende des russischen Angriffskrieges zu erzwingen. Kremlchef Wladimir Putin habe «so viele internationale Gesetze und Regeln gebrochen, dass er nicht von allein damit aufhören wird. Russland kann nur zum Frieden gezwungen werden, und genau das ist nötig», sagte Selenski in einer Sitzung des höchsten Gremiums der Vereinten Nationen in New York. Dort wird er heute auch in der UN-Generaldebatte das Wort ergreifen und versuchen, politische und militärische Unterstützung für sein Land zu mobilisieren.

Aus der Heimat kamen unterdessen schlechte Nachrichten. Nach einem russischen Luftangriff mit Gleitbomben auf die Stadt Charkiw stieg die Zahl der Opfer bis Dienstagabend auf mindestens 3 Tote und 34 Verletzte. Bei den Bodenkämpfen im Osten der Ukraine sind die Verteidiger weiter unter schwerem Druck. Russische Truppen rücken an der Stadt Wuhledar im Gebiet Donezk vor und drohen sie einzukreisen. In der Nacht auf Mittwoch herrschte in der Osthälfte der Ukraine Luftalarm. In den Gebieten Sumy, Poltawa sowie in der Hafenstadt Odessa waren nach Behördenangaben Explosionen zu hören.

Selenski arbeitet auf Siegesplan hin

Selenski nutzte den Auftritt im UN-Sicherheitsrat, um die diplomatische Initiative vorzubereiten, die Ziel seiner US-Reise ist. Er will am Donnerstag beim scheidenden US-Präsidenten Joe Biden einen Plan vorstellen, wie ein Sieg der Ukraine und ein gerechter Frieden erreicht werden kann. Auch dessen mögliche Nachfolger Kamala Harris und Donald Trump sollen informiert werden.

Russland begehe mit dem Krieg ein internationales Verbrechen, sagte Selenski. «Deshalb kann dieser Krieg nicht einfach verschwinden. Deshalb kann dieser Krieg nicht durch Gespräche beruhigt werden.» Er fügte hinzu: «Es muss gehandelt werden.» Er sei «allen Nationen dankbar, die wirklich auf eine Weise helfen, die das Leben unserer Menschen rettet». Während Selenski sprach, blätterte der russische Botschafter Wassili Nebensja demonstrativ in seinen Unterlagen und schaute aufs Handy. In seiner Erwiderung warf Nebensja dem ukrainischen Präsidenten vor, sein eigenes Land und Volk zu zerstören.

Ukraine will keine vorübergehende Besatzung akzeptieren

Die einzelnen Schritte, die Selenski vorschlagen will, sind bislang nicht bekannt. Dazu gehört aber die Forderung nach einem Nato-Beitritt der Ukraine, wie Selenskis Stabschef Andrij Jermak bei einem Auftritt in New York sagte. Ein weiterer «obligatorischer Punkt» sei, dass die Ukraine auf dem Weg zu einem Frieden keine vorübergehende russische Besatzung ihrer Gebiete akzeptieren werde. Das teilte das Aussenministerium in Kiew mit. Russland müsse vollständig aus dem international anerkannten Hoheitsgebiet der Ukraine abziehen. Russland hält etwa ein Fünftel des Nachbarlandes besetzt und beansprucht mindestens fünf Verwaltungsgebiete im Südosten des Landes und die schon 2014 annektierte Halbinsel Krim.

Militärisch bittet die Ukraine seit Monaten die USA darum, die Beschränkungen für den Einsatz gelieferter Waffen bis mehrere hundert Kilometer tief nach Russland hinein aufzuheben. Dort liegen Munitionsdepots, Kommandostellen und Luftwaffenstützpunkte, von denen aus russische Kampfjets zu Bombenabwürfen auf die Ukraine starten. In Selenskis Überlegungen dürfte die Besetzung von etwa 1000 Quadratkilometern im russischen Gebiet Kursk durch seine Armee ein Faustpfand für die Räumung ukrainischer Gebiet sein.

Bombentreffer auf Charkiw

Durch den Einschlag mehrerer russischer Gleitbomben in der ostukrainischen Grossstadt Charkiw gab es zivile Opfer. «Die Ziele russischer Bomben sind ein Wohnhaus, eine Brotfabrik, ein Stadion. Das heisst, das normale Leben einfacher Leute», schrieb Selenski auf Telegram. Mindestens drei Menschen seien getötet worden. Ausserdem gab es 34 Verletzte. Bürgermeister Ihor Terechow sprach von Bombeneinschlägen in vier Stadtvierteln und von zwei beschädigten Hochhäusern. Die Millionenstadt Charkiw liegt nur etwas mehr als 20 Kilometer von der russischen Grenze entfernt und wird nahezu täglich vom russischen Militär mit Raketen und Bomben angegriffen.

Russlands Haushalt 2025 auf Krieg ausgerichtet

Ungeachtet westlicher Sanktionen setzt Russland bei seiner Haushaltsplanung für 2025 auf hohe Öl- und Gaserlöse. Ministerpräsident Michail Mischustin sagte in Moskau, die staatlichen Einnahmen sollten um 12 Prozent auf 40,3 Billionen Rubel (etwa 390 Milliarden Euro) steigen. Der Anteil des Energiesektors an den Einnahmen werde auf knapp drei Viertel wachsen. Die Ausgabenseite solle weniger stark wachsen auf 41,4 Billionen Rubel (etwa 400 Milliarden Euro). So sei ein Defizit von 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu erwarten.

Nach Medienberichten ist auch der künftige Haushalt auf den Krieg gegen die Ukraine und eine grosse Rüstungsproduktion ausgerichtet. Für das Militär seien 13,2 Billionen Rubel eingeplant, berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg aus Moskau. Insgesamt seien 40 Prozent aller Ausgaben für Verteidigung und Sicherheit vorgesehen - mehr als die Ausgaben für Bildung, Gesundheit, Soziales und Wirtschaft in Russland zusammen.

Das wird heute wichtig

Bei UN-Generaldebatte in New York werden unter anderem Selenski und der französische Präsident Emmanuel Macron sprechen.

13:22 Uhr

Dienstag, 24. September

Kreml: Krieg endet erst bei Erreichen aller Ziele

Moskau hält trotz Kiews Streben nach Verhandlungen an den Kriegszielen in der Ukraine fest. «Sobald diese Ziele auf die eine oder andere Weise erreicht worden sind, wird die spezielle Militäroperation abgeschlossen sein», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Er reagierte der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge auf Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, der während seiner US-Reise erklärte, dass ein Kriegsende näher sei, als von vielen erwartet. Selenski stellt in den USA seinen von ihm so bezeichneten Siegesplan vor, mit dem er Moskau zu Verhandlungen drängen will.

Dagegen hatte Moskau stets erklärt, dass es keine Alternative zu einem russischen Sieg gebe. Russland will mit seinem seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden Angriffskrieg vor allem einen Nato-Beitritt der Ukraine verhindern. Zu den weiteren Kriegszielen gehören auch die komplette Einnahme und die Besetzung der bisher nur teils von Moskau kontrollierten ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson. (dpa)

06:00 Uhr

Dienstag, 24. September

Die Nacht auf Dienstag im Überblick

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski geht davon aus, dass der Krieg in seinem Land gegen den Angreifer Russland im kommenden Jahr beendet werden kann. «Entschlossenes Handeln kann ein faires Ende der russischen Aggression gegen die Ukraine im nächsten Jahr beschleunigen», schrieb Selenski auf der Plattform X nach einem Treffen mit einer überparteilichen Delegation des US-Kongresses. «Unser Siegesplan wird dazu beitragen, Russland praktisch zum Frieden zu zwingen.»

Selenski will sein Vorhaben rund um den UN-Gipfel in New York in Gesprächen und möglicherweise auch öffentlichen Reden vorstellen. Damit will er sich zusätzliche politische und militärische Unterstützung der Verbündeten sichern. Einem Bericht der britischen «The Times» zufolge enthält der Plan die Forderung nach westlichen Sicherheitsgarantien ähnlich denen einer Nato-Mitgliedschaft. Zudem sollen nicht näher genannte Waffen und weitere Finanzhilfen angefordert werden.

Selenski soll heute an der Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur Ukraine-Frage teilnehmen und am Mittwoch voraussichtlich in der UN-Generalversammlung sprechen. US-Präsident Joe Biden wird ihn zudem im Weissen Haus empfangen.

Selenski sagte nach dem Treffen mit der Delegation des US-Kongresses: «Jetzt, am Ende des Jahres, haben wir eine echte Chance, die Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und den Vereinigten Staaten zu stärken.» Er sei dem US-Kongress, beiden Parteien und Kammern, für ihr unerschütterliches Engagement dankbar.

«Putin wird niemals die Zukunft der Welt stehlen»

Selenski sagte bei seiner Rede auf dem Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen im UN-Hauptquartier in New York am Montag, derzeit werde der zweite Friedensgipfel vorbereitet. Er lade alle Staats- und Regierungschefs und Nationen ein, die gemeinsamen Bemühungen um eine gerechte und friedliche Zukunft weiterhin zu unterstützen. «Putin hat schon viel gestohlen, aber er wird niemals die Zukunft der Welt stehlen. Dessen bin ich mir sicher», betonte Selenski.

Moskau lehnt eine Teilnahme an dem Friedensgipfel weiter ab. Im Juni hatten Dutzende Staaten ohne Russland und China an einem ersten Treffen in der Schweiz teilgenommen. Selenski plant ein zweites Treffen im November.

Kiew nennt Lage im Osten der Ukraine angespannt

Im Osten des Landes steht das ukrainische Militär nach eigenen Angaben weiter unter Druck. «Die Lage im Raum Pokrowsk und Kurachowe bleibt angespannt», teilte der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mit. Von den insgesamt 125 russischen Angriffen entlang der Front seien mehr als 50 in diesem Abschnitt geführt worden.

Während den Ukrainern selbst von unabhängigen Beobachtern bescheinigt wird, den Vormarsch der Russen auf das strategisch wichtige Pokrowsk abgebremst zu haben, bleibt die Lage nahe dem weiter südlich gelegenen Kurachowe gefährlich für die Verteidiger. Durch Vorstösse russischer Truppen bei der Bergarbeiterstadt Hirnyk droht dort mehreren Einheiten die Einkesselung.

Eine ähnliche Umgehung der Verteidigungsstellungen deutet sich auch noch weiter südlich nahe der Stadt Wuhledar an, die die Russen in der Vergangenheit vergeblich durch frontale Sturmangriffe einzunehmen suchten.

Russische Angriffe aus der Luft

Am Abend und in der Nacht startete Russland zudem weitere Angriffe auf das ukrainische Hinterland. Luftalarm gab es in mehreren ukrainischen Regionen. Im südukrainischen Gebiet Saporischschja wurde nach Behördenangaben ein Objekt der kritischen Infrastruktur getroffen. Zudem sei ein Geschoss in einem Wohnhaus eingeschlagen, eine Person ums Leben gekommen und zwei weitere seien verletzt worden, schrieb der Militärgouverneur von Saporischschja. (dpa)

10:05 Uhr

Montag, 23. September

Russische Bomben treffen ukrainische Stadt Saporischschja

Bei einem russischen Luftangriff auf die südukrainische Grossstadt Saporischschja sind nach örtlichen Behördenangaben 16 Menschen verletzt worden. Es war nach ukrainischen Medienberichten das erste Mal, dass die Stadt mit sogenannten Gleitbomben beschossen wurde. 13 Wohnhäuser, 2 Kindergärten und mehrere Autos seien durch den nächtlichen Angriff beschädigt worden, teilte die ukrainische Polizei mit.

Gleitbomben werden von russischen Kampfjets in Frontnähe abgeworfen und dann über Dutzende Kilometer ins Ziel gelenkt. Solche Bomben mit mehreren Hundert Kilogramm Sprengstoff haben bereits in der ostukrainischen Stadt Charkiw und an anderen Stellen schwere Schäden angerichtet. Um diese Angriffe zu unterbinden, bittet die Ukraine darum, westliche Waffen gegen russische frontnahe Luftwaffenstützpunkte einsetzen zu dürfen. (dpa)

05:45 Uhr

Montag, 23. September

Selenski hofft in den USA auf Zustimmung für seinen Plan

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht den Herbst als entscheidende Phase für den weiteren Verlauf und die Beendigung des Kriegs an. «Zusammen mit unseren Partnern können wir unsere Position so stärken, wie es nötig ist für unseren gemeinsamen Sieg - für einen wirklich gerechten Frieden», sagte Selenski in seiner täglichen Videoansprache. Ein gerechtes Ergebnis ist seinen Angaben nach, wenn sich Russland für den Angriffskrieg verantworten muss und dessen Folgen spürt. Selenski hielt seine Rede diesmal an Bord eines Flugzeugs. Kurz darauf veröffentlichte der Pressedienst des Präsidenten Bilder von dessen Landung in den USA.

In seiner Videoansprache kündigte Selenski an, den sogenannten Siegesplan US-Präsident Joe Biden, den beiden Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump sowie beiden Parteien im Kongress vorstellen zu wollen. Er werde den Plan, dessen Details er bisher nicht bekanntgegeben hatte, auch anderen Staatsführern präsentieren, sagte er.

Auftritt vor der UN-Generalversammlung

Anlass der Reise Selenskis ist der UN-Zukunftsgipfel. Heute will der ukrainische Präsident beim Zukunftsgipfel im UN-Hauptquartier sprechen. Am Dienstag ist nach Angaben aus seinem Büro Selenskis Teilnahme an der Sitzung des UN-Sicherheitsrates zur Ukraine-Frage geplant und am Mittwoch wird er voraussichtlich in der UN-Generalversammlung sprechen.

Am Rande der Veranstaltung will Selenski Gespräche mit internationalen Staats- und Regierungschefs führen. Dabei ist auch ein Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz geplant.

Wichtige Reise für Selenski

Abseits von der UN-Grossveranstaltung nutzt Selenski die Reise aber auch, um in Washington bei beiden Parteien vor der anstehenden US-Präsidentenwahl noch einmal für Unterstützung zu werben. Empfangen wird er dabei unter anderem von Präsident Biden im Weissen Haus.

Die USA sind militärisch der wichtigste Unterstützer der Ukraine, die sich seit zweieinhalb Jahren eines russischen Angriffskriegs erwehrt. Während sich Kiew des weiteren Beistands aus Washington bei einem Sieg der Demokraten relativ sicher sein kann, ist der aussenpolitische Kurs des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Trump bezüglich der Ukraine unklar. Im Wahlkampf erklärte er mehrfach, er wolle einen schnellen Frieden erreichen, sagte dabei aber nicht, wie und zu welchen Bedingungen.

Lage in der Ukraine schwierig

Während Selenski im Ausland nach weiterer Hilfe sucht, bleibt die Lage in der Heimat weiter schwierig. In der Nacht gab es weitere russische Angriffe auf die Ukraine. In Ternopol fiel in der Nacht der Strom in Teilen der Grossstadt aus. Medien berichteten zuvor von einer Explosion an einem Umspannwerk. Verletzte gab es offiziellen Angaben zufolge aber nicht.

Explosionen meldete auch der Gouverneur der südukrainischen Region Saporischschja, Iwan Fjodorow. Zuvor hatte die Flugabwehr vor dem Abwurf russischer Gleitbomben gewarnt. Nähere Angaben zu den Folgen gab es zunächst nicht. Immer wieder wird auch das Hinterland der Ukraine mittels Drohnen, Raketen und gelenkten Bomben attackiert.

An der Front halten derweil die Kämpfe mit unvermittelter Härte an. Nach Angaben des Generalstabs in Kiew gab es im Tagesverlauf weit mehr als 100 Zusammenstösse zwischen russischen und ukrainischen Truppen. Die intensivsten Angriffe habe das russische Militär dabei einmal mehr zwischen den Städten Pokrowsk und Kurachowe im ostukrainischen Gebiet Donezk geführt, hiess es im abendlichen Lagebericht. (dpa)

22:45 Uhr

Sonntag, 22. September

Selenski: Herbst entscheidend für weiteren Kriegsverlauf

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht den Herbst als entscheidende Phase für den weiteren Verlauf und die Beendigung des Kriegs an. «Zusammen mit unseren Partnern können wir unsere Position so stärken, wie es nötig ist für unseren gemeinsamen Sieg - für einen wirklich gerechten Frieden», sagte Selenski in seiner täglichen Videoansprache. Ein gerechtes Ergebnis ist seinen Angaben nach, wenn sich Russland für den Angriffskrieg verantworten und dessen Folgen spüren würde. Selenski hielt seine Rede diesmal an Bord eines Flugzeugs. Kurz darauf veröffentlichte der Pressedienst des Präsidenten Bilder von dessen Landung in den USA.

In seiner Videoansprache kündigte Selenski an, den sogenannten Siegesplan US-Präsident Joe Biden, den beiden Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump sowie beiden Parteien im Kongress vorstellen zu wollen. Er werde den Plan, dessen Details er bisher nicht bekanntgegeben hatte, auch anderen Staatsführern präsentieren, sagte er.

Selenski will im Rahmen seiner US-Reise bei der UN-Generalversammlung in New York auftreten und am Rande Gespräche mit internationalen Staats- und Regierungschefs führen. Einzeln geplant sind zudem Treffen im Weissen Haus mit Präsident Biden und führenden US-Politikern. (dpa)

06:26 Uhr

Sonntag, 22. September

Selenski besteht weiter auf Freigabe weitreichender Waffen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski beharrt auf einer Freigabe weitreichender westlicher Waffen für den Einsatz gegen Ziele tief im russischen Staatsgebiet. «Wir sind dabei, unsere Partner zu überzeugen und werden das auch in der nächsten Woche fortsetzen, dass die Ukraine eine vollwertige Reichweitenfähigkeit benötigt», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Das sei nicht mit den eigenen Drohnen oder den eigenen Raketen möglich, die bisher keine ausreichende Reichweite haben. Kommende Woche reist Selenski zu Gesprächen in die USA und wird dort unter anderem US-Präsident Joe Biden treffen.

Der Staatschef dankte dem Militär für ein erfolgreich angegriffenes Munitionslager in Russland. «Das nächste Arsenal in Russland wurde geschädigt und das war ein bedeutendes Arsenal für den Besatzer», unterstrich der Präsident. Zudem hob er hervor, dass dem Geheimdienst SBU ein Schlag gegen ein russisches Arsenal mit taktischen Raketen und Gleitbomben geglückt sei.

«Alles das, was Russland für seinen Terror gegen unsere Städte einsetzt», betonte Selenski. Für die Angriffe seien ausschliesslich Waffen aus ukrainischer Produktion eingesetzt worden. «Ohne die Mittel, die unsere Partner bereitstellen und die das Ende dieses Krieges durch die Zerstörung des russischen Offensivpotenzials bedeutend beschleunigen könnten», sagte Selenski im Hinblick auf die von ihm bemängelte unzureichende Unterstützung durch die westlichen Partner.

Zuvor waren Munitionsdepots im zentralrussischen Gebiet Twer und im südrussischen Gebiet Krasnodar mehrere Hundert Kilometer entfernt vom ukrainisch kontrollierten Gebiet von Drohnen angegriffen worden. Die russische Armee hatte zwar die Drohnenangriffe eingeräumt, aber die Schäden heruntergespielt und von Bränden ausgelöst durch abgestürzte Drohnentrümmer gesprochen.

Verletzte bei Luftangriff auf Charkiw

Durch russischen Beschuss eines Wohnblocks in der grenznahen Grossstadt Charkiw wurden nach ukrainischen Angaben mehr als 20 Menschen verletzt. Unter ihnen seien auch ein achtjähriges Kind und zwei Jugendliche, teilte der zuständige Gouverneur Oleh Synjehubow in der Nacht bei Telegram mit. Auch der Bürgermeister der Stadt berichtete auf Telegram von dem Luftangriff. Mehrere Autos stünden in Flammen, Dutzende Menschen seien evakuiert worden, schrieb Ihor Terechow.

Moskau lehnt Teilnahme an Selenskis Friedensgipfel weiter ab

Im Aussenministerium in Moskau reagierte man ablehnend auf Selenskis Absicht, Vertreter Russlands zu einem zweiten sogenannten Friedensgipfel einzuladen. Vertreter Russlands würden nicht teilnehmen, unterstrich Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa. Es sei dabei keine reale Regelung des Konflikts um die Ukraine beabsichtigt. Doch Russland verweigere sich nicht einer politischen und diplomatischen Beilegung der Krise und sei bereit zur Diskussion tatsächlich ernsthafter Vorschläge, betonte Sacharowa. Dabei seien jedoch die Situation «am Boden» und die Interessen Russlands zu berücksichtigen. Sie warf dabei Kiew und dem Westen vor, an einer Fortsetzung des Krieges interessiert zu sein.

Im Juni hatten Dutzende Staaten ohne Russland und China an einem ersten Treffen in der Schweiz teilgenommen. Auf den Kriegsverlauf hatte das Gipfeltreffen keinen Einfluss. Selenskyj plant ein zweites Treffen bereits im November, zu dem auch Vertreter Russlands eingeladen werden sollen.

Ukrainische Vorwürfe zu russischen Angriffsplänen auf Atomanlagen

Die Ukraine warf Russland Planungen von Raketenangriffen vor dem Winter auf Atomenergieanlagen vor. «Das betrifft insbesondere offene Verteileranlagen in Atomkraftwerken und Umspannwerken, die für den sicheren Betrieb der Kernenergie entscheidend sind», schrieb Aussenminister Andrij Sybiha auf der Plattform X. Ein Zwischenfall bei den Atomkraftwerken könnte globale Auswirkungen haben. Die Informationen der ukrainischen Geheimdienste seien bereits der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) übermittelt worden.

Russische Raketen- und Drohnenangriffe zielten wiederholt auf Energieanlagen ab. Ukrainischen Angaben nach wurden dabei seit März Kraftwerksanlagen mit einer Erzeugungskapazität von mehr als neun Gigawatt beschädigt oder zerstört. Deshalb kommt es immer wieder zu stundenlangen Stromausfällen im Land. Die drei in Betrieb befindlichen ukrainischen Atomkraftwerke in den westukrainischen Gebieten Riwne und Chmelnyzkyj und in der südukrainischen Region Mykolajiw haben zusammen eine Leistung von etwa 7,8 Gigawatt. Damit wird gut die Hälfte des ukrainischen Stroms erzeugt.

Nach dem Einmarsch in die Ukraine hatte Russland bereits das grösste Atomkraftwerk Europas nahe dem südukrainischen Saporischschja besetzt. Die sechs Reaktoren mit einer Gesamtleistung von sechs Gigawatt wurden aus Sicherheitsgründen komplett heruntergefahren. In der Umgebung des Kraftwerks werden immer wieder Artillerie- und Drohnenangriffe verzeichnet. Mehrere ukrainische Rückeroberungsversuche scheiterten.

Die russischen Besatzungsbehörden hatten erst am Freitag von einem neuerlichen angeblichen Drohnenangriff auf Transformatoren eines Umspannwerks am Kraftwerk berichtet. Den vor Ort befindlichen IAEA-Inspektoren wurden die Folgen gezeigt. Das ukrainische Energieministerium rief parallel dazu die IAEA auf, auch die Umspannwerke an den drei in Betrieb befindlichen ukrainischen Atomkraftwerken durch IAEA-Mitarbeiter überwachen zu lassen.

Die Ukraine wehrt mit westlicher Unterstützung seit Februar 2022 eine russische Invasion ab. (dpa)

15:51 Uhr

Samstag, 21. September

Russland: Mehr als 100 Drohnen abgeschossen – Dorf evakuiert

Russlands Flugabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums mehr als 100 Drohnen in verschiedenen Regionen des Landes abgeschossen. Im grenznahen Gebiet Krasnodar hätten Trümmer einer abgeschossenen Drohne einen Brand ausgelöst, ein Dorf müsse wegen der Explosionsgefahr evakuiert werden, teilten die Behörden mit. Details gab es zunächst nicht.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums schoss die Flugabwehr allein im Gebiet Brjansk 53 Drohnen ab. Im Raum Krasnodar wurden demnach 18 Drohnen abgefangen, in den verschiedenen Regionen insgesamt 101.

Der Krasnodarer Gouverneur Weniamin Kondratjew teilte mit, dass in der Stadt Tichorezk eine Notunterkunft für Menschen eingerichtet worden sei, die ihre Häuser verlassen mussten. Demnach waren mehr als 1200 Menschen betroffen. Was genau brannte und explodierte, sagte er nicht. Ukrainische Medien berichteten unter Berufung auf Militäranalysten, dass ein Depot mit Raketen in Brand geraten sei, darunter auch Lieferungen aus Nordkorea.

Im Gebiet Twer wurde nach einem neuen Drohnenangriff eine Autobahn rund fünf Stunden auf einer Länge von rund 100 Kilometern gesperrt. Auf einer Bahnstrecke kam es zu Zugverzögerungen. Passagiere des Bahnhofs und Personal seien in Sicherheit gebracht worden, hiess es. Ukrainische Medien meldeten unter Berufung auf Kiews Streitkräfte, dass auch dort ein Munitionsdepot getroffen worden sei und es Explosionen gebe.

Die Angaben der Kriegsparteien sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Die Ukraine hat in ihrem Abwehrkampf gegen den seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden Moskauer Angriffskrieg immer wieder Ziele in Russland angegriffen, darunter Munitionslager und Treibstoffdepots, um den militärischen Nachschub zu stoppen. (dpa)

08:41 Uhr

Samstag, 21. September

Ukraine meldet Tote und Verletzte nach russischen Angriffen

Bei neuen russischen Raketenangriffen auf die Stadt Krywyj Rih im Süden der Ukraine sind nach örtlichen Behördenangaben mindestens drei Menschen getötet und drei weitere verletzt worden. Unter den Toten sei auch ein zwölf Jahre alter Junge, teilte der Gouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, bei Telegram mit. Der Angriff mit Iskander-M-Raketen und Lenkwaffen sei mitten in der Nacht erfolgt. Lyssak veröffentlichte mehrere Bilder von in Trümmern liegenden Häusern. Es werde nach Verschütteten gesucht, hiess es.

Die Industriestadt Krywyj Rih, in der Präsident Wolodimir Selenski geboren wurde, ist immer wieder Ziel russischer Angriffe in dem seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden Moskauer Angriffskrieg.

In der Nacht meldeten mehrere Regionen der Ukraine erneut Luftalarm wegen russischer Angriffe. Die ukrainische Flugabwehr sprach von 25 Attacken insgesamt. 5 Raketen und 11 Drohnen seien abgefangen worden, hiess es. (dpa)

14:24 Uhr

Freitag, 20. September

Bericht: Russland hatte womöglich Hinweise auf Vorstoss in Kursk-Region

Behörden und Militär in der russischen Region Kursk sollen einem Bericht zufolge womöglich Hinweise auf einen ukrainischen Vorstoss gehabt haben.

Das berichtete der «Guardian» unter Berufung auf angebliche russische Dokumente, die das ukrainische Militär bei seiner Kursk-Offensive entdeckt haben will.

«Der «Guardian» konnte die Echtheit der Dokumente nicht unabhängig überprüfen, sie tragen aber die typischen Merkmale echter russischer Armeekommunikationen», hiess es in dem Bericht. Der grösste Teil der Dokumente soll von Einheiten der 488. Motorisierten Infanteriedivision stammen.

Warnungen gehen angeblich zurück bis Januar

Demnach gab es innerhalb russischer Behörden und dem Militär Warnungen über konkrete ukrainische Vorstösse auf russisches Gebiet, die sich als begründet herausstellen sollten. Sie gehen demnach zurück bis zum Januar 2024.

Den Unterlagen zufolge wurden bereits Mitte März Massnahmen angeordnet, um die Verteidigung der Grenze zu verstärken. Doch noch im Juni soll es Beschwerden gegeben haben, dass die Einheiten dort durchschnittlich nur 60 bis 70 Prozent ihrer Mannschaftsstärke hatten und vornehmlich aus Reservisten mit schwachem Training bestanden. Ukrainische Einheiten drangen Anfang August in einem Überraschungsangriff in die Region Kursk ein. (dpa)

13:22 Uhr

Freitag, 20. September

Von der Leyen will neue EU-Milliardenhilfen für Ukraine

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will der Ukraine gegen Widerstand aus Ungarn neue EU-Finanzhilfen in Höhe von bis zu 35 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Das kündigte sie während eines Besuchs beim ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski in Kiew auf der Plattform X an. Das Geld soll Teil des von der G7-Gruppe geplanten Unterstützungspakets werden, das insgesamt bis zu 50 Milliarden Dollar umfassen soll. (dpa)

08:41 Uhr

Freitag, 20. September

Von der Leyen verspricht in Kiew Hilfe für den Winter

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski den Wintervorbereitungsplan der Kommission für die Ukraine vorlegen. «Es handelt sich um eine zusätzliche Unterstützung in Höhe von rund 160 Millionen Euro, die dazu beitragen wird, über 25 Prozent des Strombedarfs des Landes zu decken», sagte von der Leyen in Kiew einem Journalisten, der für den European Newsroom (enr) und andere Journalisten auf der Reise berichtete. «Mein achter Besuch in Kiew findet zu einem entscheidenden Zeitpunkt statt. In zwei Wochen beginnt die Heizsaison, und die unerbittlichen Angriffe Russlands auf die zivile Energieinfrastruktur der Ukraine zielen darauf ab, grösstmöglichen Schaden anzurichten.»

Die Internationale Energieagentur hatte zuvor mitgeteilt, dass die Energieinfrastruktur der Ukraine angesichts zunehmender russischer Angriffe auf Kraftwerke, Heizwerke und Übertragungsnetze unter grossem Druck stehe. Regelmässig komme es zu Stromausfällen und Problemen bei der Wasserversorgung, und die Situation könnte sich noch verschärfen, wenn die Tage kürzer und kälter werden. Die Ukraine wehrt seit über zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab.

Von der Leyen kündigt ausserdem an, mit Selenski über vereinbarte G7-Darlehen sprechen zu wollen. «Diese werden den ukrainischen Haushalt in einer Zeit der Not erheblich entlasten.» Die EU werde sich in vollem Umfang an den vorgesehenen Darlehen beteiligen. (dpa)

06:16 Uhr

Freitag, 20. September

Selenski: Äusserst schwierige Lage im Donezker Gebiet

Die ukrainischen Streitkräfte haben die Schlagkraft der russischen Armee im Gebiet Donezk nach Angaben von Präsident Wolodimir Selenski erheblich geschwächt. Dennoch sagte der Staatschef in seiner per Video verbreiteten Abendansprache, dass die Situation äusserst schwierig bleibe. Schwere Kämpfe gebe es täglich in den Abschnitten Kurachowe und Pokrowsk. Es werde alles dafür getan, die Kampfkraft der eingesetzten Brigaden aufrechtzuerhalten.

Selenski hob auch die seit August währenden Kämpfe im russischen Grenzgebiet Kursk hervor. Dort seien zehntausende russische Soldaten gebunden und auch zahlreiche Gefangene gemacht worden, sagte er. Die Angaben beider Kriegsparteien zum Geschehen auf dem Schlachtfeld lassen sich in der Regel kaum unabhängig überprüfen.

EU-Kommissionspräsidentin in Kiew erwartet

An diesem Freitag wird EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kiew erwartet. Selenski kündigte Gespräche mit ihr über die Vorbereitungen auf den Winter an. «Natürlich ist die Energiefrage eine dringende Priorität», sagte er. Auch die Lage an der Front, Waffenlieferungen und gemeinsame Rüstungsprojekte sollen seinen Worten zufolge erörtert werden - ebenso wie der Weg der Ukraine in die EU sowie weitere finanzielle Unterstützung für das von Russland angegriffene Land.

Selenski will in USA «Siegesplan» vorstellen

Selenski selbst wird in der kommenden Woche von US-Präsident Joe Biden im Weissen Haus empfangen. Das - auch von Selenskis Büro bestätigte - Treffen sei für Donnerstag geplant, teilte die US-Regierung mit. Der ukrainische Gast werde auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris treffen, die als Kandidatin der Demokraten bei der Wahl im November antritt. Selenski hatte vor Tagen angekündigt, er wolle Biden in Washington einen «Plan für den Sieg» im Krieg gegen Russland vorstellen.

Selenski will nach Angaben seines Büros zunächst bei der UN-Generalversammlung in New York sprechen und dort am Rande Gespräche führen. Ausserdem sei neben der Zusammenkunft mit Biden und Harris in Washington ein Treffen mit dem republikanischen Präsidentschaftsanwärter und Ex-Präsidenten Donald Trump geplant.

UN warnt vor langen Stromsperren im Winter

Die Vereinten Nationen warnten unterdessen vor langen Stromabschaltungen im Winter infolge der russischen Raketenattacken auf die ukrainische Energieinfrastruktur. Befragte Experten gingen von Stromsperren zwischen 4 und 18 Stunden pro Tag aus. Auswirkungen werde das vor allem auf Bewohner von Hochhäusern haben, die in den oberen Etagen auf elektrisch betriebene Pumpen für die Wasser- und Zentralheizungsversorgung angewiesen seien.

Der Strommangel kann dem Bericht zufolge auch massive Auswirkungen auf den Betrieb von Kanalisationssystemen und Kläranlagen haben. Im schlimmsten Szenario mit Stromausfällen von über drei Tagen werde ungeklärtes Abwasser in Flüsse geleitet werden müssen, um Rückstaus zu vermeiden. Der massenhafte Einsatz von mit Diesel und Benzin betriebenen Notstromern verschlechtere zudem die Luftqualität in den ukrainischen Städten. Besonders betroffen vom Strommangel seien Alte, Kranke, Menschen mit Behinderungen, Binnenflüchtlinge und andere einkommensschwache Haushalte.

Zwischen März und September habe das russische Militär in neun Wellen systematisch Kraftwerke, Stromnetze und Anlagen für die Stromverteilung angegriffen. Der Strombedarf im Winter wurde im Bericht für Spitzenzeiten mit über 18 Gigawatt angegeben. Ukrainische Schätzungen gehen von einer Eigenproduktion von 14 bis 15 Gigawatt und einem Defizit von bis zu 4 Gigawatt aus, das nicht vollständig durch Importe aus der EU oder dem Nachbarland Moldau gedeckt werden kann. (dpa)

18:01 Uhr

Donnerstag, 19. September

Opfer in Altenheim nach russischem Bombenangriff auf Sumy

Bei einem russischen Bombenangriff auf die nordöstliche ukrainische Grossstadt Sumy hat es in einem Altenheim Opfer gegeben. «Zum jetzigen Zeitpunkt ist leider ein Mensch umgekommen und neun wurden verletzt», sagte Gebietsgouverneur Wolodymyr Artjuch im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. Die Verletzten seien in ein Krankenhaus gebracht worden. Fernsehbilder zeigten Helfer mit alten Menschen in Rollstühlen und auf Tragen. In dem Altenheim befanden sich Artjuch zufolge mehr als zweihundert teils pflegebedürftige Menschen.

Das russische Militär griff in den vergangenen Tage wiederholt Objekte der kritischen Infrastruktur im Gebiet Sumy und dabei insbesondere in der Gebietshauptstadt mittels Raketen, Gleitbomben und Drohnen an. In Sumy gibt es seither Probleme mit der Strom- und Wasserversorgung. (dpa)

14:42 Uhr

Donnerstag, 19. September

EU-Parlament: Ukraine Waffen-Einsatz in Russland erlauben

Das Europaparlament fordert die EU-Mitgliedsstaaten auf, der Ukraine den Einsatz von westlichen Waffen gegen Militärziele auf russischem Boden zu erlauben. Die Ukraine müsse die Möglichkeit haben, sich vollständig zu verteidigen, teilte das Parlament mit. Ohne eine Aufhebung von Beschränkungen sei dies nicht in vollem Umfang möglich.

Eine entsprechende - rechtlich unverbindliche - Resolution haben die Parlamentarier in Strassburg mit 425 Ja-Stimmen, 131 Nein-Stimmen und 63 Enthaltungen angenommen. Das Parlament appelliert darin an alle EU-Staaten, ihre Hilfen für die Ukraine aufzustocken, anstatt sie zu kürzen. Die Abgeordneten fordern die Mitgliedsstaaten ausserdem dazu auf, ihre Zusage vom März 2023, eine Million Schuss Munition an die Ukraine zu liefern, einzuhalten und grundsätzlich die Lieferung von Waffen zu beschleunigen.

Das Parlament will zudem, dass EU-Sanktionen gegen Russland und Weissrussland sowie gegen den Iran und Nordkorea wegen deren Unterstützung der illegitimen Kriegsanstrengungen Russlands aufrechterhalten und ausgeweitet werden. Zudem sollen Regelungen geschaffen werden, um die Ukraine mit beschlagnahmtem russischen Staatsvermögen für die Zerstörung zu entschädigen, fordert das Parlament. (dpa)

13:49 Uhr

Donnerstag, 19. September

Ukrainisches Parlament benennt mehr als 300 Ortschaften um

Das ukrainische Parlament hat insgesamt 327 Ortschaften im Land umbenannt. Die Massnahme diene dazu, das Land vom sowjetischen und russischen Erbe zu befreien, teilte einer der Autoren des Gesetzes, Roman Losynskyj, auf Facebook mit. Er schrieb von einer «historischen Entscheidung», der allerdings noch weitere Umbenennungen folgen sollen.

Für die Gesetzesinitiative stimmten nach Angaben des Abgeordneten Jaroslaw Schelesnjak 281 Parlamentarier. Insgesamt gibt es 450 Abgeordnete.

Als Beispiele für die jetzt beschlossenen Umbenennungen führte Losynskyj unter anderem Nowomoskowsk, Krasnohrad, Druschba und Perwomajsk an, die künftig Samar, Berestin, Chutir-Mychajliwskiyj und Sokolohirsk heissen sollen. Während bei einigen Siedlungen auf die vorrevolutionären Bezeichnungen zurückgegriffen wurde, bekam etwa das an Moskau erinnernde seit 1794 so heissende Nowomoskowsk einen völlig neuen Namen.

Schon in den vergangenen Jahren wurden einige Städte umbenannt, die an sowjetische Parteiführer erinnerten. So wurde aus der Millionenstadt Dnipropetrowsk - zu Ehren des des damaligen Vorsitzenden des Obersten Sowjets der Ukrainischen Sowjetrepublik, Grigori Petrowski - Dnipro, aus Kirowohrad (nach dem Parteiführer Sergej Kirow) Kropywnyzkyj und aus Artjomowsk (nach dem Revolutionär Artjom) Bachmut.

Die Kampagne zur Umbenennung, die den Worten ihrer Verfasser nach der Befreiung vom kolonialen Erbe Russlands dienen soll, ist nicht unumstritten. Am Dienstag noch hatten bei der Debatte mehrere Abgeordnete das Rednerpult blockiert, um die Abstimmung zu verschieben. (dpa)

12:54 Uhr

Donnerstag, 19. September

EU sagt Ukraine weitere Hilfe bei Energieversorgung im Winter zu

Die Europäische Union (EU) hat der Ukraine vor dem bevorstehenden Winter weitere Unterstützung bei der Energieversorgung zugesagt. «Während die Temperaturen sinken, ist die Europäische Union bereit, ihre Unterstützung für die Ukraine zu verstärken», sagte EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen in Brüssel. «Wir bereiten uns gemeinsam auf den Winter vor.» Sie wolle sich am Freitag in der Hauptstadt Kiew mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen, unter anderem um über die Energieversorgung im Winter zu sprechen, kündigte von der Leyen an.

Das von Russland angegriffene Land werde weitere EU-Hilfen im Umfang von 160 Millionen Euro erhalten. Das Geld solle in die Reparatur der beschädigten Energieversorgung, den Ausbau erneuerbarer Energien, mobile Heizgeräte und Unterkünfte fliessen.

Energieversorgung der Ukraine steht unter Druck

Für die Unterstützung werde erstmals auf eingefrorene russische Vermögenswerte in der EU zugegriffen, sagte von der Leyen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs seien bereits rund zwei Milliarden Euro an EU-Unterstützung in den Energiesektor der Ukraine geflossen. Mit EU-Unterstützung könnten aber nur rund 25 Prozent des Strombedarfs der Ukraine gesichert werden. Es werde schwierig, die übrige Energiemenge in der Ukraine zu erzeugen. (dpa)

12:52 Uhr

Donnerstag, 19. September

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen reist in die Ukraine

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reist zu einem Besuch in die Ukraine. Sie wolle sich am Freitag in der Hauptstadt Kiew mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski treffen, kündigte von der Leyen bei einer Pressekonferenz in Brüssel an. Dabei soll es unter anderem um Hilfe bei der Energieversorgung der Ukraine vor dem Winter gehen.

«In zwei Wochen beginnt die Heizperiode», sagte die Kommissionspräsidentin. «Während die Temperaturen sinken, ist die Europäische Union bereit, ihre Unterstützung für die Ukraine zu verstärken. Wir bereiten uns gemeinsam auf den Winter vor.» (dpa)

12:51 Uhr

Donnerstag, 19. September

Berlin stellt mehr Geld für Waffenlieferungen an die Ukraine bereit

Für die militärische Unterstützung der Ukraine will die deutsche Regierung kurzfristig rund 400 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen.

Das geht aus einem Schreiben des Finanzministeriums an den Haushaltsausschuss des Bundestags hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Das Geld diene der Beschaffung militärischer Ausrüstung für die ukrainische Armee - insbesondere bei Luftverteidigung, Drohnen und Schutzausrüstung.

Finanzstaatssekretär Florian Toncar (FDP), der den Brief unterzeichnet hat, warnt darin vor der Gefahr, «dass die Ukraine ohne signifikant gesteigerte materielle Unterstützung in ihrem Verteidigungskampf unterliegt».

Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums werden zur Unterstützung der Ukraine bis Jahresende noch rund 1,42 Milliarden Euro benötigt. Das sind 397 Millionen Euro als im Haushalt vorgesehen, weshalb die Zustimmung des Bundestags erforderlich ist.

Der FDP-Abgeordnete Karsten Klein signalisierte bereits Unterstützung für das Vorhaben. «Wir halten unser Wort», versicherte das Mitglied des Haushaltsausschusses. «Die Ukraine benötigt dringend weiteres militärisches Material und militärische Ausrüstung um ihre Freiheit und unsere Werte zu verteidigen.» (dpa)

12:49 Uhr

Donnerstag, 19. September

IEA: Stromversorgung der Ukraine im Winter in Gefahr

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat die Partner der Ukraine vor dem Winter zur Unterstützung bei der Energieversorgung aufgerufen, um die Versorgung der Bevölkerung mit Strom und Wärme zu gewährleisten. Angesichts zunehmender russischer Angriffe auf ukrainische Kraftwerke, Heizwerke und Übertragungsnetze stehe die Energieinfrastruktur des Landes unter grossem Druck, teilte die IEA in Brüssel mit.

Regelmässig komme es zu Stromausfällen und Problemen bei der Wasserversorgung und die Situation könnte sich noch verschärfen, wenn die Tage kürzer und kälter werden. Die Stromversorgung von Krankenhäusern, Schulen und anderen wichtigen Einrichtungen könne im Winter noch stärker beeinträchtigt werden und die Wärmeversorgung der ukrainischen Grossstädte sei gefährdet, teilte die IEA mit.

«Dieser Winter wird bei weitem härteste Prüfung»

Die Partner der Ukraine müssten den Schutz der Energieinfrastruktur vor Angriffen und Cyberattacken verstärken, die Lieferung von Ersatzteilen für Reparaturen, die Dezentralisierung der Stromversorgung beschleunigen sowie die Kapazität für Strom- und Gasimporte aus der Europäischen Union erhöhen, betonte die Energieagentur. Die Massnahmen müssten so gestaltet werden, dass sie die Grundlage für ein modernes, widerstandsfähiges und nachhaltiges ukrainisches Energiesystem bilden, das in Europa integriert ist.

«Das ukrainische Energiesystem hat die letzten beiden Winter dank der Widerstandsfähigkeit, des Mutes und des Einfallsreichtums der ukrainischen Bevölkerung und der grossen Solidarität ihrer internationalen Partner überstanden. Aber dieser Winter wird bei weitem seine bisher härteste Prüfung sein», sagte IEA-Direktor Fatih Birol. Dabei könnten die von der IEA vorgeschlagenen Hilfsmassnahmen, wenn sie schnell und effektiv umgesetzt werden, einen grossen Unterschied machen. (dpa)

05:59 Uhr

Donnerstag, 19. September

Selenski und Putin drücken bei Rüstung aufs Tempo

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die westlichen Partner zu mehr Tempo bei den versprochenen Lieferungen zur Stärkung der Flugabwehr aufgefordert. «Bis jetzt sind noch nicht alle Versprechen zur Flugabwehr, die beim Gipfel in Washington gemacht worden, umgesetzt», mahnte er in seiner abendlichen Videoansprache. Gerade zu Herbstbeginn sei es jedoch wichtig, eine effiziente Flugabwehr zu haben, sagte er mit Blick auf die systematischen russischen Angriffe gegen die Energie- und Wärmeversorgung.

Selenski wandte sich einmal mehr gegen ein Einfrieren des Konflikts. Die Ukraine und ganz Europa bräuchten langfristig Sicherheit. Das sei nur durch einen gerechten Frieden zu erreichen.

Zur Lage an der Front äusserte er sich nicht detailliert. Gleich zu Beginn lobte er den Drohnenangriff auf ein Munitionsdepot bei der nordwestrussischen Kleinstadt Toropez.

In der Nacht zuvor war es durch einen ukrainischen Drohnenangriff Medienberichten zufolge zu einer Serie von Explosionen in dem Depot gekommen. Wegen des auf die nahegelegene Stadt Toropez übergreifenden Feuers mussten die Bewohner in Sicherheit gebracht werden. Es gab Behördenangaben zufolge mehrere Verletzte.

Selenski: Alles läuft nach Plan in Kursk

Die Kämpfe in der westrussischen Region Kursk, wo Moskauer Truppen versuchten, die ukrainische Gegenoffensive zu kontern, verlaufen seinen Angaben zufolge nach dem Plan Kiews. Unabhängigen Militärbeobachtern zufolge konnten die Ukrainer die russischen Angriffe tatsächlich vorerst stoppen. Unklar hingegen ist, ob der darauffolgende ukrainische Vorstoss zur Einschliessung russischer Truppenteile erfolgreich war.

Den von russischen Truppen bedrängten Verteidigern der Städte Pokrowsk, Torezk und Kurachowe im ostukrainischen Gebiet Donezk versprach er baldige Verstärkung. Seiner Darstellung nach sind inzwischen neue Brigaden aufgebaut, allerdings noch nicht vollständig mit Waffen ausgerüstet.

Schwere Kämpfe im Osten der Ukraine

Der Generalstab in Kiew wiederum kennzeichnete in seinem abendlichen Lagebericht die Kämpfe speziell zwischen Pokrowsk und Kurachowe als schwer. Mehr als die Hälfte der über 150 russischen Angriffsversuche des Tages hätten in dem Frontabschnitt stattgefunden. Mehrere dieser Attacken liefen noch, hiess es.

Putin hält Sitzung zur Lage des Militärs und Rüstungssektors ab

Derweil hat Kremlchef Wladimir Putin eine Videokonferenz mit ranghohen Militärs und Beamten aus der Rüstungswirtschaft abgehalten. Darin begründete er auch die jüngst befohlene Anhebung der Truppenstärke. Dies sei für die neuen Wehrbezirke notwendig, sagte er. Für die dort entstehenden Truppenteile würden gut an Waffen ausgebildete neue Soldaten gebraucht. «Eben zur Lösung dieser Aufgabe wurde vor Tagen das Dekret über die Festlegung der Truppenstärke der Streitkräfte veröffentlicht», so Putin.

Am Montag hatte Putin per Dekret befohlen, die Streitkräfte auf etwa 2,4 Millionen Mann aufzustocken, darunter 1,5 Millionen Soldaten - seit dem Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 wurde die Sollstärke des Militärs damit zum dritten Mal erhöht.

Reaktion auf Nato-Erweiterung

Die Schaffung neuer Wehrbezirke für die Regionen Leningrad - für das Umland von St. Petersburg wird in Russland immer noch der sowjetische Name Leningrad verwendet - und Moskau hatte der Kreml Ende 2023 verkündet. Damit einher geht der Aufbau neuer Militärstützpunkte und Truppenteile. Die Notwendigkeit der Wehrbezirke hatte der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow damals unter anderem mit dem Nato-Beitritt von Schweden und Finnland begründet. Auf den Auslöser dieser Vorgänge, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, ging Gerassimow nicht ein.

In der Videokonferenz forderte Putin Aufrüstung und Militarisierung weiter zu forcieren. In Zukunft werde die russische Armee neue moderne Waffen nicht mehr stückweise, sondern in Serie bekommen, kündigte er an. In den Waffenschmieden und Raketenlabors sollten auch die Erkenntnisse aus dem Krieg genutzt werden, sagte der Kremlchef, der am Donnerstag eine Waffenfabrik in St. Petersburg besuchen will. (dpa)

14:34 Uhr

Mittwoch, 18. September

Russische Stadt nach Beschuss von Munitionsdepot evakuiert

Die Kleinstadt Toropez im nordwestrussischen Gebiet Twer ist nach offiziellen Angaben wegen eines durch Drohnenbeschuss ausgelösten Grossbrandes zum Teil evakuiert worden. «Für die Sicherheit der Bürger hat Gouverneur Igor Rudenja eine Teilevakuierung der Bevölkerung von den Territorien angeordnet, wo die Flugabwehr im Einsatz ist und das Feuer bekämpft wird», teilte der Pressedienst der Gebietsregierung per Telegram mit.

Die Lage sei unter Kontrolle, heisst es. Während nach offizieller Darstellung herabstürzende Drohnentrümmer den Brand in der Stadt ausgelöst haben, galt der Drohnenangriff Medienberichten zufolge einem nahegelegenen Munitionsdepot. Die dort ausgelösten Explosionen haben demnach zu dem Feuer geführt.

Es gibt mehrere Videos von schweren Explosionen, die von dem Munitionsdepot stammen sollen. Kiew hat die Einschläge bereits als Erfolg für sich in Anspruch genommen. Der Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, verbreitete eines der Videos mit dem Kommentar: «Russlands Demilitarisierung ist für die Beendigung des Terrors nötig.» Das russische Verteidigungsministerium machte keine Angaben zu über der Region Twer abgeschossenen Drohnen.

Unabhängig lassen sich die Aufnahmen nicht überprüfen. In der Nähe von Toropez gibt es aber mehrere Militäreinheiten. Im Mai soll es bereits einen Drohnenangriff auf eines der Objekte gegeben haben.

Toropez ist eine Kleinstadt mit etwa 13.000 Einwohnern, knapp 400 Kilometer Luftlinie nordwestlich von Moskau. (dpa)

19:48 Uhr

Dienstag, 17. September

Ukraine: Russische Munitionsdepots bei Mariupol zerstört

Das ukrainische Militär hat nach eigener Darstellung mehrere Nachschubdepots der russischen Streitkräfte in den besetzten ukrainischen Gebieten zerstört. Wie die Marineführung in Kiew mitteilte, hatten Aufklärer die Lager in der Umgebung der Hafenstadt Mariupol entdeckt. Diese seien schliesslich mit Raketen angegriffen und zerstört worden. Dabei seien Tonnen von Munition zerstört worden, hiess es. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. (dpa)

15:22 Uhr

Dienstag, 17. September

Deutschland: 100 Millionen Euro Zusatz-Winterhilfe für Ukraine

Deutschland stellt der Ukraine angesichts der andauernden russischen Angriffe auf die Infrastruktur zusätzlich 100 Millionen Euro bereit, um über den Winter zu kommen. Es stehe ein weiterer Winterkrieg Russlands bevor, bei dem Moskau das Ziel habe, «das Leben der Menschen in der Ukraine so furchtbar wie möglich zu machen», warnte Aussenministerin Annalena Baerbock bei der 5. Unterstützerkonferenz für die kleine ukrainische Nachbarrepublik Moldau in der Hauptstadt Chisinau. Die Hälfte der Energieinfrastruktur der Ukraine sei zerstört worden, sagte Baerbock.

Zahlreiche Partnerländer berieten etwa darüber, wie Moldau auf dem Weg in die Europäische Union unterstützt und besser gegen hybride russische Attacken gerüstet werden kann. «Die grösste Sorge hier der Menschen vor Ort ist, dass, wenn die Ukraine fällt, dann Moldau als nächstes Land dran ist», sagte Baerbock. Die Unterstützerplattform war im April 2022 von ihr zusammen mit Frankreich und Rumänien ins Leben gerufen worden. (dpa)

15:41 Uhr

Dienstag, 17. September

Kreml erklärt Truppenaufstockung mit äusserer Bedrohung

Der Kreml hat die jüngst befohlene Aufstockung der Truppenstärke bei den russischen Streitkräften mit einer Bedrohung des Landes vom Westen her begründet. «Das wurde hervorgerufen durch eine äusserst feindliche Lage an den westlichen Grenzen und Instabilität an den östlichen Grenzen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Am Montag hatte Russlands Präsident Wladimir Putin per Dekret befohlen, die Streitkräfte auf etwa 2,4 Millionen Mann aufzustocken, darunter 1,5 Millionen Soldaten.

Das ist die dritte Erhöhung der Truppenstärke seit Beginn des von Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Zur Begründung erklärte der Kremlchef damals unter anderem, der geplante Nato-Beitritt der Ukraine gefährde die nationale Sicherheit Russlands. Zu Kriegsbeginn hatte Russland rund eine Million Soldaten unter Waffen. (dpa)

14:35 Uhr

Dienstag, 17. September

Donezk-Funktionär: Verhalten der FIFA «eine Schande»

Generaldirektor Serhij Palkin vom ukrainischen Champions-League-Teilnehmer Schachtar Donezk kritisiert den Fussball-Weltverband FIFA mit scharfen Worten. Der 49-Jährige bemängelt ausgebliebene Solidarität in Kriegszeiten.

«Das schlimmste Beispiel geschah in der Zeit nach dem Kriegsbeginn, als die FIFA unsere Spieler einfach ablösefrei wechseln liess. Das hat uns viele Millionen Euro gekostet», sagt Palkin im Interview mit t-online. «Die ausländischen Spieler haben Verträge bei anderen Vereinen unterschrieben, die sie dann einige Zeit später verkauft haben. Das ist unfair. Sie haben diese Spieler nicht ausgebildet, nicht entwickelt und dennoch viel Geld für sie bekommen. Und die FIFA hat das auch noch unterstützt.» Der Weltverband ist für eine Stellungnahme angefragt.

Palkin ergänzt: «Sie haben uns ukrainische Vereine nicht einmal eingeladen, um Gespräche über mögliche Lösungen für dieses Problem zu finden. Wir haben mehrfach versucht, mit der FIFA in Kontakt zu treten, aber jede Tür wurde geschlossen. Das ist für mich die grösste Schande.» Man habe sich allein und von der FIFA im Stich gelassen gefühlt.

Palkin kritisiert zudem: «Es gab bis heute nicht einmal einen Anruf der FIFA, in dem sie uns Unterstützung zugesichert hat. Keinen einzigen. Ich hätte nicht gefordert, dass sie uns Millionen an Entschädigungen zahlt. Ich kann verstehen, dass das nicht so einfach zu machen wäre. Aber dieses Verhalten der FIFA ist eine Schande.» (dpa)

06:44 Uhr

Dienstag, 17. September

Selenski will den Russen echtes Bild vom Krieg verschaffen

Die ukrainische Staatsführung will der russischen Bevölkerung ein realistisches Bild vom Kriegsgeschehen verschaffen und damit die kremltreue Propaganda im Nachbarland aushebeln. «Für uns ist es wichtig, dass sich die Wahrnehmung des Krieges in Russland verschlechtert», sagte Präsident Wolodimir Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Die russische Gesellschaft müsse erfahren, welche negativen Ergebnisse die Politik von Kremlchef Wladimir Putin habe. Selenski sprach zugleich von einem «Siegesplan» seiner Regierung, den er bei seinem USA-Besuch in den nächsten Tagen dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden vorstellen wolle.

Akute militärische Fragen dürften nicht ausser Acht gelassen werden, sagte der Präsident. «Natürlich bereiten wir uns auch auf das vor, was Russland als Nächstes in den Kämpfen an der Front tut», sagte Selenski. Die ukrainische Führung arbeite etwa ständig daran, um über genügend Kräfte und Mittel zu verfügen, um Drohnen herzustellen und zu liefern. «Egal, wie sich die Lage in der Welt verändert, egal, wie sich die Umstände ändern: Die ukrainischen Soldaten müssen alles bekommen, was sie für unsere erfolgreichen defensiven und aktiven Aktionen brauchen.» Die Bereitstellung von Drohnen sei nicht nur eine taktische Frage, sondern eine strategische Priorität.

Die Ukraine hat in den vergangenen Monaten die Produktion von Drohnen forciert. Mit diesen Drohnen haben die ukrainischen Streitkräfte in den vergangenen Monaten verstärkt militärische und logistische Ziele auf russischem Staatsgebiet angegriffen, um die Versorgung der russischen Truppen an den Fronten in der Ukraine zu erschweren. Diese Kampfdrohnen haben jedoch nur geringe Sprengkraft, sind aber für Kiew aktuell die einzige Möglichkeit, Ziele innerhalb Russlands anzugreifen. Trotz wiederholter Bitten erlauben die Verbündeten Kiew bisher nicht, die von ihnen gelieferten weitreichenden Waffensysteme - Artillerieraketen und Marschflugkörper - für diese Angriffe zu verwenden.

In diesem Zusammenhang erwähnte Selenski den ukrainischen «Siegesplan», der «militärische, politische, diplomatische und wirtschaftliche Inhalte» habe. Die wichtigsten Schritte seien schon ausgearbeitet worden, «um dem Frieden - einem echten, gerechten Frieden - näherzukommen». «Zusammengenommen kann dieses Paket die richtige Entwicklung der Situation nicht nur für die Ukraine, sondern für alle Menschen in der Welt, die das Völkerrecht schätzen, sicherstellen.»

Kanzler Olaf Scholz hatte tags zuvor bei einem Besuch in Kasachstan betont, dass Deutschland die Ukraine weiter unterstützen werde, um sich gegen die russischen Angreifer zu verteidigen. Gleichzeitig bekräftigte er, dass er eine Friedenskonferenz unter Einbeziehung Russlands befürworten würde. Jetzt sei die Zeit, «zu gucken, was geht», sagte Scholz. Russland müsse aber einen Beitrag leisten, indem es seine Aggression einstelle.

Scholz wirbt seit Ende August offen für einen Friedensprozess. Im Juni hatten sich 93 Staaten zu einer ersten Friedenskonferenz in der Schweiz getroffen, zu der Russland aber nicht eingeladen war und die von Russlands wichtigstem Verbündeten China boykottiert wurde. Die Nachfolgekonferenz soll nun mit Russland stattfinden. Ort und Termin gibt es aber noch nicht.

Russische Truppen setzen Sturmangriffe in Ostukraine fort

Russische Truppen setzten unterdessen im Osten der Ukraine ihre Sturmangriffe fort. «Schwerpunkt des Tages» war die Umgebung von Kurachowe am Rande des Donbass, wie der ukrainische Generalstab am Abend in seinem Lagebericht mitteilte. Von den ukrainischen Verteidigern seien im Tagesverlauf insgesamt 26 russische Angriffe abgeschlagen worden.

Ähnlich schwere Gefechte wurden auch aus der Umgebung des seit Wochen umkämpften Pokrowsk gemeldet. Dort hätten russische Einheiten 24 Versuche unternommen, die ukrainischen Verteidigungslinien auszuhebeln. Auch diese Angriffe seien abgewehrt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Auch in der westrussischen Region Kursk, in die ukrainische Einheiten Anfang August in einem Überraschungsangriff eingedrungen waren, lieferten sich russische und ukrainische Einheiten erbitterte Kämpfe. «Wir verfügen über getrennte und detaillierte Informationen über die Operation Kursk, und wir handeln jeden Tag genau so, wie wir es geplant haben», sagte Selenski. Ukrainische Luftlandetruppen veröffentlichten auf Facebook ein Video, auf dem die Zerstörung eines russischen Panzers in einem namentlich nicht genannten Dorf in der Region gezeigt wird. Auch diese Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. (dpa)

21:58 Uhr

Montag, 16. September

Kasachstans Präsident zu Scholz: Russland ist unbesiegbar

Der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew hat beim Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz Russland als unbesiegbar bezeichnet und zu schnellen Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg aufgerufen. «Eine weitere Eskalation des Kriegs führt zu irreparablen Folgen für die ganze Menschheit und in erster Linie für alle Länder, die direkt an dem russisch-ukrainischen Konflikt beteiligt sind», sagte er kasachischen Nachrichtenagenturen zufolge. «Es ist Fakt, dass Russland in militärischer Hinsicht unbesiegbar ist.»

Scholz betonte, dass Deutschland die Ukraine weiter unterstützen werde, um sich gegen die russischen Angreifer zu verteidigen. Gleichzeitig bekräftigte er, dass er eine Friedenskonferenz unter Einbeziehung Russlands befürworten würde. Jetzt sei die Zeit, «zu gucken, was geht», sagte Scholz. Russland müsse aber einen Beitrag leisten, indem es seine Aggression einstelle. (dpa)

19:46 Uhr

Montag, 16. September

UN-Sonderberichterstatterin: Folter in Russland

In Russland werden die Menschenrechte nach einem UNO-Bericht immer stärker missachtet. «Es gibt jetzt ein strukturelles, staatlich gefördertes System von Menschenrechtsverletzungen», berichtete Mariana Katzarova. Die Bulgarin war 2023 vom UNO-Menschenrechtsrat als Sonderberichterstatterin über die Lage in Russland eingesetzt worden.

Das System sei darauf angelegt, die Zivilgesellschaft und politische Opposition zu unterdrücken, heisst es in ihrem Bericht.

Kritiker des russischen Krieges gegen die Ukraine und Andersdenkende würden immer schärfer verfolgt. Die Zahl der verurteilten politischen Gefangenen bezifferte Katzarova auf mindestens 1372. Diese Menschenrechtsverteidiger, Journalisten und Kriegskritiker seien unter fadenscheinigen Gründen angeklagt und zu langen Haftstrafen verurteilt worden. In Gewahrsam erlebten sie Folter. (dpa)

17:43 Uhr

Montag, 16. September

Russland wirft Ärzte ohne Grenzen raus

Die russische Regierung hat die Zweigstelle der Nichtregierungsorganisation Ärzte ohne Grenzen nach deren Angaben aus dem NGO-Register gestrichen und damit die weitere Arbeit im Land untersagt. Sie müsse daher ihre Aktivitäten in der Russischen Föderation einstellen, gab die Organisation in einer Pressemitteilung bekannt und berief sich auf einen Brief der russischen Regierung vom August.

Zuletzt hatte Ärzte ohne Grenzen Projekte unter anderem für Tuberkulose- und HIV-Patienten in den Grossstädten Moskau, St. Petersburg, Wladimir und der nordrussischen Region Archangelsk geführt. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 betreute die Hilfsorganisation auch Tausende ukrainische Flüchtlinge in den grenznahen russischen Gebieten Belgorod, Woronesch und Rostow.

Die Nichtregierungsorganisation war seit 1992 im Land aktiv und hatte nach eigenen Angaben 44 Vollzeitmitarbeiter. (dpa)

16:56 Uhr

Montag, 16. September

Pokrowsk: Kampf um die ukrainische Stadt

Die russischen Invasoren haben ihre Vorbereitungen für einen Grossangriff auf das ukrainische Logistikzentrum Pokrowsk noch nicht abgeschlossen. Offensichtlich wollen sie zuerst die Gebiete weiter südlich erobern.

15:07 Uhr

Montag, 16. September

Putin erhöht Truppenstärke des Militärs auf 2,4 Millionen

Russlands Präsident Wladimir Putin hat zum dritten Mal seit Beginn des von ihm befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Truppenstärke seiner Streitkräfte angehoben. Die Zahl der beim Militär Beschäftigten solle ab Dezember bei 2,389 Millionen Menschen liegen, darunter 1,5 Millionen Soldaten, hiess es in einem Dekret des Präsidenten.

Erst im Dezember vorigen Jahres hatte Putin die Soll-Truppenstärke bei den Streitkräften auf 2,2 Millionen Personen, darunter 1,33 Millionen Soldaten erhöht. Zu Kriegsbeginn 2022 lag die Zahl der Soldaten in Russland bei etwas mehr als einer Million. Das neue Ziel würde im Vergleich dazu eine Zunahme der Truppenstärke um 50 Prozent bedeuten. (dpa)

14:43 Uhr

Montag, 16. September

Kreml: Einladung an Rotes Kreuz zu Kursk-Besuch Provokation

Russland hat die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz gewarnt, an einer Inspektionsreise in das teilweise von ukrainischen Truppen kontrollierte westrussische Kursk teilzunehmen. «Wir rechnen damit, dass solche provokative Äusserungen von den Angesprochenen nicht berücksichtigt werden», kommentierte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow eine Einladung des ukrainischen Aussenministeriums an die Organisationen.

Zuvor hatte das Aussenministerium in Kiew erklärt, die ukrainischen Truppen hielten sich an die Menschenrechte und täten alles, um vor allem die Zivilbevölkerung vor den Auswirkungen der Kriegshandlungen im Gebiet Kursk zu schützen. Bei der Versorgung dieser Menschen mit humanitärer Hilfe bitte die Ukraine die UN um Hilfe. Auch das Internationale Rote Kreuz solle sich dieser Mission anschliessen, bat das Ministerium in dem auf der Webseite der Behörde veröffentlichten Brief. (dpa)

09:10 Uhr

Montag, 16. September

Selenski erbittet freie Hand für militärische Gegenangriffe

Die ukrainische Staatsführung hat nach dem jüngsten russischen Luftangriff auf die östliche Grossstadt Charkiw mit einem Todesopfer und 42 Verletzten erneut um freie Hand bei möglichen Gegenschlägen gebeten. «Dieser Terror kann nur durch eine systemische Lösung bekämpft werden, dies wäre eine Lösung mit langer Reichweite», sagte Präsident Wolodimir Selenski in seiner abendlichen Videoansprache - damit meint er die Erlaubnis zum Einsatz von Waffen mit grosser Reichweite gegen Ziele tief auf russischem Staatsgebiet.

Russische Militärflugzeuge dort zu zerstören, wo sie stationiert sind, sei eine «naheliegende, logische Lösung», sagte Selenski. Den Partnern seines Landes sei bereits mehrfach erklärt worden, warum die ukrainischen Streitkräfte eine ausreichende Reichweite ihrer Waffen benötigten.

«Jeder solche russische Angriff, jede Manifestation des russischen Terrors, wie heute gegen Charkiw, gegen unsere Region Sumy, gegen unsere Region Donezk, beweist, dass die Reichweite ausreichend sein muss», sagte Selenski. Die Ukraine erwarte entsprechende Entscheidungen in erster Linie von den Vereinigten Staaten, Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien - «von allen, die mit ihrer Entschlossenheit helfen können, Leben zu retten».

Die Verbündeten der Ukraine verweigern Kiew bisher die Erlaubnis, von ihnen gelieferte schwere Waffen mit grosser Reichweite gegen Ziele in Russland einzusetzen. Stattdessen setzt die Ukraine Drohnen aus eigener Produktion ein, die jedoch nur geringe Sprengkraft haben. Moskau hat zuletzt gedroht, es werde einen solchen Einsatz schwerer Waffen als Beteiligung der Nato am Krieg gegen Russland betrachten.

Selenski beklagt Waffenmangel

Die Ukraine hat nach den Worten Selenskis nicht einmal mehr genügend Waffen, um ihre Truppen vollständig auszurüsten. «Wir müssten 14 Brigaden ausrüsten, können aber von den bisher gelieferten Waffen gerade einmal vier Brigaden ausrüsten», sagte Selenski im Gespräch mit dem bekannten US-Journalisten Fareed Zakaria. Teile des Interviews wurden auf der Plattform Telegram und in ukrainischen Medien veröffentlicht. Selenski führte den Materialmangel auf zu langsame Lieferungen zurück.

Vor allem in der Zeit, in der US-Waffenlieferungen zu Jahresbeginn über Monate hinweg im Kongress in Washington blockiert waren, habe die Ukraine alle Reserven aufgebraucht, fuhr Selenski fort. «Wir haben alles gegeben, was wir in Reserve hatten, sowohl in Depots als auch bei Reserve-Einheiten», erklärte er. «Wir haben alle Waffen ausgegeben, die sie noch hatten.» Jetzt aber müssten diese Reserve-Einheiten aufgerüstet werden, betonte der ukrainische Präsident.

Selenski hatte zuletzt mehrfach darauf hingewiesen, dass zugesagte Waffenhilfe der Verbündeten oft mit grosser Verspätung geliefert werde. Dies erschwere die Kriegsführung, vor allem bei der Verteidigung von schwer umkämpften Regionen in der Ostukraine.

Selenski will Siegesplan in Washington vorstellen

In dem Interview kündigte Selenski ferner an, er werde in Kürze in Washington einen Siegesplan vorstellen. «Ich habe mehrere Punkte vorbereitet, vier von ihnen sind grundlegend», sagte er. Es gehe dabei um Sicherheit, um den geopolitischen Platz der Ukraine sowie um militärische und wirtschaftliche Unterstützung für sein Land. Näher ins Detail ging er nicht.

Die Umsetzung dieser Punkte, betonte Selenski, hänge ausschliesslich von US-Präsident Joe Biden ab, keineswegs von Kremlchef Wladimir Putin. Ein genauer Termin für Selenski Besuch in Washington steht nicht fest, ist aber rund um die UN-Generalversammlung Ende September zu erwarten.

Weiter schwere Kämpfe

Die ukrainischen Truppen liefern sich derweil weiter schwere Kämpfe mit russischen Einheiten in der westrussischen Region Kursk. Nach Berichten der Staatsagentur Tass erzielten russische Truppen im Laufe ihrer Gegenoffensive kleinere Geländegewinne. «Wir setzen unsere aktiven Operationen fort», sagte Selenski zum Stand an diesem Frontabschnitt.

Im Osten der Ukraine setzten russische Truppen ihre Angriffe gegen ukrainische Stellungen rund um den Donbass mit unverminderter Heftigkeit fort. Der Generalstab in Kiew berichtete von 23 russischen Sturmangriffen bei Pokrowsk im Tagesverlauf, bei Kurachowe seien 27 Attacken abgeschlagen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. (dpa)

06:42 Uhr

Sonntag, 15. September

Scholz lehnt Taurus-Lieferung erneut ab

In seinen Bemühungen um hochpräzise Waffen mit grosser Reichweite kann Kiew weiterhin nicht auf Bundeskanzler Olaf Scholz hoffen. Bei einem Bürgerdialog im brandenburgischen Prenzlau schloss der SPD-Politiker eine Lieferung weitreichender Präzisionswaffen an die Ukraine auch für die Zukunft und unabhängig von Entscheidungen der Bündnispartner aus.

Scholz bekräftigte sein Nein zur Lieferung der Marschflugkörper Taurus mit einer potenziellen Reichweite von der Ukraine bis nach Moskau (etwa 500 Kilometer) mit der Begründung, dass dies «eine grosse Eskalationsgefahr» mit sich bringen würde.

«Da habe ich Nein gesagt. Und das gilt natürlich auch für andere Waffen, wenn wir sie geliefert hätten, die in dieser weiten Distanz dort hineinschiessen könnten», sagte Scholz. «Das bleibt so. (…) Auch wenn andere Länder anders entscheiden.»

Der frühere britische Premier Boris Johnson bat Scholz unterdessen, seine Haltung zu überdenken. «Wir brauchen definitiv auch eine Taurus-Lieferung, definitiv», sagte Johnson der «Süddeutschen Zeitung» bei einer Sicherheitskonferenz in Kiew. Mit blick auf die deutsche Geschichte könne er Scholz zwar verstehen, aber es gehe nun um eine klare Haltung in einer ganz entscheidenden Phase.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski bittet die Verbündeten immer wieder um weitreichende Waffen, um russische Logistik und Militärflugplätze der Luftwaffe weit hinter der Frontlinie auch auf russischem Territorium angreifen zu können.

Selenski berichtete in seiner abendlichen Videoansprache von einem Treffen mit US-Kongressabgeordneten in Kiew. «Es ist wichtig, dass unsere Partner auf allen Ebenen umfassend über unsere Bedürfnisse und unsere Positionen informiert werden», sagte er. Bei den Unterredungen habe er die Abgeordneten «über die aktuelle Lage und die Aussichten informiert».

Russische Drohungen

Die Nato-Partner USA, Grossbritannien und Frankreich haben der Ukraine bereits Marschflugkörper mit Reichweiten bis zu 300 Kilometern geliefert. Derzeit läuft eine Diskussion darüber, ob der Einsatz dieser Waffen gegen Ziele auf russischem Territorium grundsätzlich erlaubt werden soll. US-Präsident Joe Biden und der britische Premierminister Keir Starmer waren bei einem Treffen am Freitag in Washington zu keiner Entscheidung gekommen.

Kremlchef Wladimir Putin hatte zuvor erklärt, dass er den Einsatz weitreichender westlicher Präzisionswaffen gegen Ziele tief auf russischem Territorium als Kriegsbeteiligung der Nato werten würde. «Das wird bedeuten, dass die Länder der Nato, die USA, die europäischen Länder mit Russland kämpfen.»

G7 verurteilen iranische Raketen-Lieferungen an Russland

Nach Berichten über die Lieferung iranischer Raketen an Russland haben die wirtschaftsstarken westlichen Demokratien der G7 die Bereitstellung dieser Waffen scharf verurteilt. Dass Teheran trotz wiederholter internationaler Aufforderungen, die Lieferungen einzustellen, Moskau weiterhin mit Waffen versorge, stelle eine weitere Eskalation der militärischen Unterstützung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine durch den Iran dar, hiess es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Aussenminister von Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Grossbritannien und der USA sowie des Aussenbeauftragten der EU.

Russland setze iranische Waffen ein, um ukrainische Zivilisten zu töten und kritische Infrastruktur anzugreifen, hiess es. Zuletzt hatten Grossbritannien und die USA mitgeteilt, Russland habe ihren Informationen zufolge ballistische Raketen aus dem Iran erhalten. Die Regierung in Teheran wies die Vorwürfe zurück.

«Der Iran muss unverzüglich jegliche Unterstützung für Russlands illegalen und ungerechtfertigten Krieg gegen die Ukraine einstellen und die Lieferung von ballistischen Raketen, Drohnen und damit zusammenhängender Technologie, die eine direkte Bedrohung für das ukrainische Volk sowie die europäische und internationale Sicherheit darstellen, beenden», hiess es in der von der italienischen G7-Präsidentschaft veröffentlichten Mitteilung.

Russland: Drohnenangriffe in der Nacht abgewehrt

Die russische Luftabwehr fing unterdessen offiziellen Angaben zufolge in der Nacht erneut mehrere ukrainische Drohnenangriffe ab. Mindestens neun Drohnen seien in der Grenzregion Brjansk abgeschossen worden, teilte der Gouverneur des Gebiets, Alexander Bogomas, bei Telegram mit.

Auch in der westlich von Moskau gelegenen Region Smolensk wurden laut Gouverneur Wassili Anochin zwei Drohnen abgefangen. In beiden Gebieten soll es ersten Erkenntnissen zufolge weder Verletzte noch grössere Schäden gegeben haben. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen.

Wechselnde Erfolge bei Kämpfen um Kursk

Die ukrainischen Streitkräfte erzielten derweil bei ihrem Vorstoss in die westrussische Region Kursk neue Gebietsgewinne, verloren aber auch Gebiete bei russischen Gegenangriffen. Wie der regierungsnahe ukrainische Militärblog «Deep State» berichtete, eroberten die ukrainischen Einheiten drei weitere Siedlungen.

Russische Gegenangriffe wiederum drängten demnach die ukrainischen Truppen in der Umgebung der Ortschaft Snagost zurück. Auf einer bei «Deep State» veröffentlichten Karte ist ein tiefer Einbruch in die ukrainischen Verteidigungslinien zu erkennen. Die Angaben konnten unabhängig nicht überprüft werden.

Anfang August waren ukrainische Truppen ins russische Grenzgebiet bei Kursk eingedrungen und brachten nach eigenen Angaben rund 1.300 Quadratkilometer und etwa 100 Ortschaften, darunter die Kleinstadt Sudscha, unter ihre Kontrolle. Beobachter gehen von geringeren Geländegewinnen aus. In dieser Woche hat das russische Militär den ersten ernsthaften Versuch zur Vertreibung der ukrainischen Truppen unternommen.

Schweres Ringen am Rande des Donbass

An den Kriegsschauplätzen der Fronten innerhalb der Ukraine blieb die Umgebung von Pokrowsk am Rande des Donbass weiterhin Schauplatz schwerer Gefechte. Ukrainische Medien berichteten, dass im Verlauf eines russischen Artillerieüberfalls eine wichtige Brücke über Bahngleise zerstört wurde.

Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew versuchten russische Einheiten im Tagesverlauf die ukrainischen Abwehrlinien mit 23 Sturmangriffen zu überwinden. Die Angriffe seien abgeschlagen worden, ebenso wie die 37 russischen Vorstösse bei der nahe gelegenen Ortschaft Kurachowe. «Wir halten unsere Positionen, egal wie schwierig es ist», sagte Selenskyj zu der Lage. (dpa)

14:11 Uhr

Samstag, 14. September

Russland meldet weiteren Gefangenenaustausch mit der Ukraine

Russland und die Ukraine haben nach Angaben aus Moskau ein weiteres Mal Kriegsgefangene ausgetauscht. Jede Seite habe 103 Gefangene übergeben, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. «Alle russischen Soldaten befinden sich derzeit auf dem Gebiet der Republik Belarus, wo ihnen die nötige psychologische und medizinische Hilfe gewährt und zudem ermöglicht wird, mit ihren Angehörigen Kontakt aufzunehmen», heisst es in der Mitteilung. Die Soldaten würden in Kürze nach Russland zurückkehren. Später bestätigte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski den Austausch.

Moskau bedankte sich bei den Vereinigten Arabischen Emiraten für die Vermittlung in dem Fall. Auf russischer Seite sind demnach viele Wehrpflichtige freigekommen, die von der ukrainischen Gegenoffensive im westrussischen Gebiet Kursk überrascht und dort gefangen genommen wurden.

Bereits 50 Mal Gefangene ausgetauscht

Nach Angaben Selenskis kamen auf ukrainischer Seite 82 Soldaten und 21 Offiziere frei. Neben Angehörigen der regulären Streitkräfte seien auch Grenzschützer, Nationalgardisten und Polizisten dabei gewesen, schrieb er auf Telegram. Dazu postete er Bilder der Freigelassenen mit ukrainischen Flaggen.

Schon am Vortag hatte Kiew einen Gefangenenaustausch vermeldet. Präsident Selenski sprach von 49 Rückkehrern aus der Gefangenschaft, darunter vielen Frauen. Während die diplomatischen Kontakte auf anderen Gebieten kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als zweieinhalb Jahren abgebrochen sind und es derzeit keine Gespräche über ein mögliches Ende der Kampfhandlungen gibt, funktioniert der Gefangenaustausch weiterhin. Mehr als 50 Mal haben beide Seiten inzwischen Kriegsgefangene übergeben. (dpa)

10:58 Uhr

Samstag, 14. September

Moskau attackiert Ukraine nachts landesweit mit Drohnen

Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut grossflächig mit Drohnen angegriffen. Insgesamt seien etwa 70 der unbemannten Flugobjekte gestartet worden, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf seinem Telegramkanal. Demnach waren Objekte in den Gebieten Tscherkassy, Schytomyr, Winnyzja, Odessa, Sumy, Dnipropetrowsk, Poltawa, Cherson, Charkiw, Donezk, aber auch rund um die Hauptstadt Kiew Ziel der Attacken. Die Mehrzahl der Angriffe sei abgewehrt worden, teilte er mit - forderte allerdings zugleich erneut eine weitere Stärkung der Flugabwehr.

Die ukrainische Luftwaffe selbst meldete den Abschuss von 72 der insgesamt 76 gestarteten Drohnen. Über die Folgen des Angriffs machte die Luftwaffe keine Angaben.

Grössere Schäden wurden vor allem aus der Schwarzmeerregion Odessa gemeldet. In einem Vorort der Gebietshauptstadt seien durch Drohnentrümmer mehrere Gebäude, darunter auch ein Wohnhaus beschädigt worden, schrieb Militärgouverneur Oleh Kiper auf Telegram. Im Landkreis Ismajil, über den die Ukraine Teile ihres Getreides verschifft, wurden demnach Lagergebäude getroffen.

Auch in Kiew gingen Behördenangaben zufolge mehrere Trümmerteile nieder. Getroffen worden sei ein städtisches Unternehmen, ein Brand sei aber nicht ausgebrochen, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko. (dpa)

06:14 Uhr

samstag, 14. September

USA weisen Putin-Drohungen zurück - Keine Ansage zu Waffen

Nach einem Treffen von US-Präsident Joe Biden und dem britischen Premierminister Keir Starmer in Washington bleibt eine Freigabe weitreichender westlicher Waffen für ukrainische Angriffe im russischen Hinterland weiter ungewiss. Biden reagierte indes betont gelassen auf Drohungen von Kremlchef Wladimir Putin hinsichtlich eines möglichen ukrainischen Waffeneinsatzes. Auf die Frage eines Reporters, was er über die jüngsten Drohungen des russischen Präsidenten denke, sagte Biden bei dem Treffen mit Starmer im Weissen Haus, er denke nicht sehr viel an Putin. Zugleich betonte der US-Präsident, der Kremlchef werde nicht siegen in dem Krieg, sondern die Ukraine.

Putin hatte zuvor gesagt, dass der Einsatz weitreichender westlicher Präzisionswaffen gegen Ziele tief auf russischem Territorium als Kriegsbeteiligung der Nato zu werten sei. «Das wird bedeuten, dass die Länder der Nato, die USA, die europäischen Länder mit Russland kämpfen», sagte der Kremlchef auf die Frage eines Journalisten des Staatsfernsehens in St. Petersburg. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja verwies im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auf Russlands Atomwaffen.

Biden wollte bei dem Treffen mit Starmer über den Wunsch der Ukraine beraten, weitreichende westliche Waffen gegen Ziele in Russland einzusetzen. Das Weisse Haus hatte aber bereits vorab Erwartungen gedämpft, dass es dazu nach dem Treffen eine Ankündigung der USA geben könnte.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, hatte gesagt: «Ich würde nicht erwarten, dass heute eine Ankündigung über den Einsatz weitreichender Waffen innerhalb Russlands gemacht wird - ganz sicher nicht von den USA.» Es gebe keine Veränderung bei der Position der US-Regierung zu diesem Thema.

Starmer äusserte sich nach dem Treffen mit Biden ebenfalls eher vage. «Es geht hier nicht um eine bestimmte Entscheidung», sagte der britische Premier. Aber man werde das Thema natürlich in wenigen Tagen bei der UN-Generalversammlung in New York mit einer grösseren Gruppe von Personen wieder aufgreifen.

Washington zu Putin-Drohungen: Gefährlich, aber nicht neu

Putins Drohungen bezeichnete die US-Regierung unterdessen als «unglaublich gefährlich». Diese Rhetorik sei aber nicht ungewöhnlich oder neu, sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre. «Das ist die Art von Propaganda, die wir von Russland während dieses Krieges gehört haben», betonte Jean-Pierre mit Blick auf den seit mehr als zweieinhalb Jahre andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Selenski will weiter Freigabe für Einsatz im russischen Hinterland

Auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski zeigte sich unbeeindruckt von den Drohungen aus Russland. In seiner täglichen Videoansprache, in der er zunächst einen Gefangenaustausch zwischen Moskau und Kiew lobte, wiederholte er die Forderung nach der Freigabe weitreichender Waffen. «Diesen Krieg kann man gerecht nur aus einer Position der Stärke beenden», sagte der ukrainische Präsident.

Die vom Westen unterstützte Ukraine fordert seit längerem von den USA und Grossbritannien, den Einsatz weitreichender Raketen im russischen Hinterland zu erlauben. Ihr erklärtes Ziel ist es, die russische Logistik zu stören und Militärflugplätze der Luftwaffe weit hinter der russisch-ukrainischen Grenze anzugreifen.

Die USA beschränken den Einsatz ihrer Waffen gegen Russland nach offizieller Darstellung auf die Abwehr der russischen Offensive gegen die ostukrainische Stadt Charkiw. Die britische Regierung äussert sich bislang nicht konkret zur Frage, was sie der Ukraine mit den von ihr zur Verfügung gestellten Storm-Shadow-Marschflugkörpern genau erlaubt.

USA erheben schwere Vorwürfe gegen russischen Sender RT

Während dazu in Washington eine Entscheidung noch aussteht, soll es weitere Sanktionen gegen den russischen staatlichen Fernsehsender RT geben. Die US-Regierung hat erneut schwere Vorwürfe gegen RT erhoben und den Sender beschuldigt, sich in «die souveränen Angelegenheiten von Ländern auf der ganzen Welt» einzumischen.

Dank neuer Informationen wisse man, dass RT über Cyber-Fähigkeiten verfüge und sich an verdeckten Informations- und Beeinflussungsoperationen beteilige sowie Hand in Hand mit dem russischen Militär arbeite, sagte US-Aussenminister Antony Blinken. Der Sender betreibe zum Beispiel verdeckte Operationen, um russische Streitkräfte mit militärischer Ausrüstung auszustatten.

USA: RT unterstützt russisches Militär

Der Sender operiert dem US-Aussenministerium zufolge als ein «direkter Arm der russischen Regierung». RT sei nicht nur für die Verbreitung von Falschinformationen zuständig, sondern sei «ein vollwertiges Mitglied des Nachrichtendienstes und der Operationen der russischen Regierung im Krieg in der Ukraine». Ein Projekt sei ein grosses Online-Crowdfunding-Programm in Russland, das bei RT und über soziale Medienkanäle verbreitet werde, um russische Militäreinheiten in der Ukraine zu unterstützen und mit militärischer Ausrüstung und Waffen zu versorgen, sagte Blinken.

Angriffe in der Nacht

Auch in der Nacht zum Samstag gab es in der Ukraine wieder vielerorts Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe meldete etliche russische Angriffe mit Kampfdrohnen. In der Hauptstadt Kiew habe es nach einem Drohnenangriff Schäden gegeben, berichtete Bürgermeister Vitali Klitschko bei Telegram. Im Bezirk Obolon seien Trümmer einer Drohne auf das Gelände eines Versorgungsunternehmens gestürzt. Berichte über Explosionen gab es unter anderem auch aus Charkiw im Osten, Poltawa im Zentrum und Odessa im Süden der Ukraine.

Russland verlagert Angriffsrichtung in Ukraine nach Süden

Trotz der westlichen Unterstützung für Kiew ist das russische Militär an der Front deutlich besser mit Personal, Ausrüstung und Waffen ausgestattet als die ukrainischen Verteidiger. Darum bleiben die Ukrainer in der Defensive unter Druck.

Nach Angaben des ukrainischen Militärs halten die schweren Kämpfe vor allem im Osten des Landes weiter an. Es habe 115 Gefechte gegeben, teilte der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht am Freitag mit. «Am heissesten war heute die Lage in Richtung Kurachowe, daneben war der Feind auch in Richtung Lyman und Pokrowsk aktiv», heisst es. Im Raum Kurachowe hätten die ukrainischen Verteidiger bislang 30 Angriffe abgewehrt, 5 weitere liefen noch.

Kurachowe ist eine Kleinstadt südlich von Pokrowsk. Lange Zeit galt Pokrowsk als die Hauptangriffsrichtung der russischen Truppen. Zuletzt konnten die Russen in dem Raum allerdings nur noch wenig Geländegewinne erzielen. Stattdessen verbreiterten sie ihre Angriffsachse Richtung Süden.

Nahe Kurachowe versuchen sie nun die Bergarbeiterstadt Hirnyk einzunehmen, um ukrainische Kräfte so entweder einzuschliessen oder zur Aufgabe ihrer Stellungen zu zwingen. Der russische Militärblog Dwa Majora schrieb von grösseren Fortschritten in der Region für das Moskauer Militär.

Im russischen Gebiet Kursk konnten Moskaus Truppen hingegen bei Rückeroberungsversuchen nach Angaben Selenskis bisher kaum Fortschritte erzielen. «Sie wollten dort schnell durchbrechen. ... Ernsthafte Erfolge sehen wir bislang nicht», sagte der Staatschef bei einem Auftritt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. (dpa)

19:16 Uhr

Freitag, 13. September

USA blocken Fragen zu Waffenbeschränkungen für Ukraine ab

Das Weisse Haus hat sich zu einer möglichen Genehmigung eines ukrainischen Einsatzes weitreichender westlicher Waffen gegen Ziele im russischen Hinterland ausweichend geäussert. «Ich würde nicht erwarten, dass heute eine Ankündigung über den Einsatz weitreichender Waffen innerhalb Russlands gemacht wird - ganz sicher nicht von den USA», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, vor einem Treffen von US-Präsident Joe Biden und Grossbritanniens Premierminister Keir Starmer im Weissen Haus. Es gebe keine Veränderung bei der Position der US-Regierung zu diesem Thema.

Auf die Frage, ob die Ukraine überhaupt eine Erlaubnis der USA bräuchte, sagte Kirby lediglich, man spreche weiter mit Grossbritannien und Frankreich und anderen Verbündeten über «die Art der Fähigkeiten, die der Ukraine zur Verfügung gestellt werden». Auch auf die Frage, ob die US-Regierung es ankündigen würde, wenn es eine Änderung gebe, gab Kirby keine klare Antwort. «Ich werde mich nicht auf eine hypothetische Diskussion darüber einlassen, was wir zu einem bestimmten Zeitpunkt sagen oder nicht sagen werden.»

Ähnlich bedeckt hielt sich Kirby bei der Frage, ob sich eine Erlaubnis des Einsatzes der französisch-britischen Marschflugkörper des Typs Scalp/Storm-Shadow in Russland von einer Erlaubnis für ATACMS-Artillerieraketen aus US-Produktion unterscheide. Auch dazu sagte Kirby, er werde nicht auf hypothetische Fragen eingehe. (dpa)

19:00 Uhr

Freitag, 13. September

Russland warnt Nato im Sicherheitsrat

Unter Verweis auf seine Atomwaffen warnt Russland die Vereinigten Staaten und die Nato vor einem möglichen ukrainischen Einsatz weitreichender westlicher Präzisionswaffen gegen Ziele tief in russischem Territorium. «Das hier ist kein Spiel. Tatsache ist, dass die Nato direkt an Feindseligkeiten gegen eine Atommacht beteiligt sein wird. Ich denke, Sie sollten das nicht vergessen und über die Konsequenzen nachdenken», sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

«Das Nato-Militär wird Raketensysteme programmieren. Wir sprechen hier nicht davon, Kiew Langstreckenangriffe auf Russland zu erlauben, sondern vielmehr davon, eine Entscheidung für direkte Angriffe aus dem Westen zu treffen», so der Diplomat. Die Nato würde direkte Kriegspartei. Ähnlich hatte sich zuvor Russlands Präsident Wladimir Putin geäussert, dabei aber nicht auf das Arsenal an Atomwaffen verwiesen. (dpa)

17:13 Uhr

Freitag, 13. September

Selenski stellt Kriegsplan im September Washington vor

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat für den September ein Treffen mit US-Präsident Joe Biden angekündigt. «Ich werde ihm den Plan für den Sieg vorstellen», sagte der Staatschef bei einem Auftritt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Es gehe um ein System einander bedingender Entscheidungen, mit denen die Ukraine hinreichend Kräfte erhalte, um den Krieg auf einen Frieden hinzusteuern. «Solche Eroberungskriege können gerecht auf mehreren Wegen beendet werden: Entweder wird die Besatzungsarmee mit Gewalt oder mit Diplomatie herausgedrängt», erläuterte Selenski. Damit werde die reale Unabhängigkeit des Landes garantiert. Für die erforderliche starke Position sei Kiew jedoch auf die Unterstützung der Vereinigten Staaten angewiesen.

Seinen Plan wolle der Ukrainer auch den beiden Präsidentschaftskandidaten, Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump, sowie dem US-Kongress vorstellen. (dpa)

16:45 Uhr

Freitag, 13. September

Westliche Waffen gegen Russland: Putin droht der Nato mit Krieg

Die Ukraine könnte von Washington die Erlaubnis kriegen, mit westlichen Waffen Ziele tief in Russland anzugreifen. Im Zentrum steht der britische Marschflugkörper «Storm Shadow». Putin warnt, damit wäre die Nato im Krieg und lässt britische Diplomaten ausweisen.

14:48 Uhr

Freitag, 13. September

London: Iran lieferte Russland Raketen vom Typ Fath-360

Das britische Verteidigungsministerium hat Details zu den laut westlichen Angaben an Russland gelieferten iranischen Raketen veröffentlicht. Demnach handelt es sich um ballistische Kurzstrecken-Raketen vom Typ Fath-360, die auch als BM-120 bekannt sind.

Die Raketen, die 2020 erstmals vorgestellt wurden, können demnach einen 150 Kilogramm schweren Sprengkopf bis zu 120 Kilometer weit transportieren und ihr Ziel mit einer angeblichen Genauigkeit von 30 Metern treffen.

Der Iran habe bislang Hunderte sogenannte Kamikaze-Drohnen, Artilleriemunition und weitreichende Unterstützung für die Produktion von Kamikaze-Drohnen an Russland für seinen Krieg gegen die Ukraine geliefert, so die Briten weiter. US-Aussenminister Antony Blinken hatte bei einem Besuch in London in dieser Woche gesagt, dass Russland nach US-Informationen ballistische Raketen aus dem Iran erhalten hatte. Deutschland, Grossbritannien und weitere Verbündete kündigten daraufhin neue Sanktionen gegen den Iran an. (dpa)

14:36 Uhr

Freitag, 13. September

Ukraine und Russland tauschen Gefangene aus

In einem Austausch hat die Ukraine von Russland 49 Kriegsgefangene zurückerhalten. «Das sind Kämpfer der Streitkräfte der Ukraine, der Nationalgarde, der Polizei, des Grenzschutzdienstes und ebenfalls unsere Zivilisten», teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Telegram mit. Ein Teil davon sei bei der Verteidigung des Stahlwerkes Azovstal in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol zu Kriegsbeginn in Gefangenschaft geraten. Unter den Freigekommenen seien 23 Frauen, hiess es.

Wie viele Gefangene der russischen Seite übergeben wurden, wurde nicht mitgeteilt. Der Koordinationsstab für Kriegsgefangenenbelange schrieb jedoch von einem Austausch. Von russischer Seite gab es zunächst keine Angaben. (dpa)

08:53 Uhr

Freitag, 13. September

Russland weist sechs britische Diplomaten aus

Im zugespitzten Konflikt zwischen Russland und dem Westen wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine weist Moskau sechs britische Diplomaten wegen angeblicher Spionage aus. Das teilte zunächst der russische Inlandsgeheimdienst FSB mit, was unüblich ist. Das russische Aussenministerium, der eigentliche Ansprechpartner der Diplomaten, äusserte sich danach. Es stellte sich aber hinter die Entscheidung.

Der FSB schrieb, die Osteuropa-Direktorat im britischen Aussenministerium habe sich im Krieg in einen Geheimdienst verwandelt, der Russland eine strategische Niederlage zufügen wolle. Bei sechs Diplomaten der politischen Abteilung der britischen Botschaft habe es Anzeichen für Spionage und umstürzlerische Aktivitäten gegeben, hiess es ohne Details.

Moskau und London gehen traditionell eher ruppig miteinander um, Russland sieht Grossbritannien als seinen Hauptgegner in Europa. Aktueller Hintergrund der Ausweisung dürfte die Diskussion sein, ob Grossbritannien und die USA der Ukraine den Einsatz weitreichender Waffen gegen Russland erlauben. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte, dies wäre eine direkte Beteiligung der Nato am Krieg. Der britische Premier Keir Starmer erwiderte, Russland sei illegal in die Ukraine einmarschiert, Russland könne den Krieg mit einem Rückzug sofort beenden. (dpa)

06:56 Uhr

Freitag, 13. September

Wie mit Provokationen von Ungarns Regierungschef Viktor Orban umgehen?

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind sich uneinig. Einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zufolge nehmen an diesem Freitag und Samstag höchstens 10 von 27 Finanzministern an einem Treffen in Budapest teil – inklusive des ungarischen Ministers Mihaly Varga. Bei den vergangenen informellen Finanzministertreffen in Belgien, Spanien und Schweden waren Angaben der Ausrichter zufolge jeweils mindestens 25 Länder auf Ministerebene vertreten.

Die offiziellen Gründe für die Absage des deutschen Finanzministers Christian Lindner und vielen seiner EU-Amtskollegen sind unterschiedlich. Alleingänge von Orban spielen aber eine Rolle. Einige Länder wie Litauen, Schweden und Dänemark kündigten an, vorübergehend keine Ministerinnen und Minister zu Treffen nach Ungarn schicken. Auch aus Finnland, Estland und Lettland sind aus diesem Grund keine Finanzminister in Budapest zu erwarten.

Auf der anderen Seite steht unter anderem Luxemburg. Finanzminister Gilles Roth will den Angaben zufolge am Treffen in Budapest teilnehmen. Luxemburgs Regierungschef Luc Frieden sprach sich für mehr Dialog mit Ungarn aus. Aussenminister Xavier Bettel plädierte im Juli für eine Teilnahme an Treffen in Budapest, man müsse sich die Sachen «ehrlich ins Gesicht sagen». Auch aus Italien, Slowenien, Kroatien, Malta, Zypern, Belgien, Bulgarien und der Slowakei wollen die Finanzminister den Angaben zufolge zu dem Treffen anreisen.

Ungarn hat seit Juli die halbjährlich rotierende EU-Ratspräsidentschaft inne und ist so auch für die Ausrichtung von informellen Ministertreffen zuständig. Schon wenige Tage nach Beginn sorgte Orban für Aufruhr – mit einer nicht mit der EU abgestimmten Auslandsreise. Dabei traf er in Moskau Kremlchef Wladimir Putin und inszenierte dies als «Friedensmission» zur Lösung des Ukraine-Konflikts. Später reiste er zu Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sowie zum früheren US-Präsidenten Donald Trump. Jüngst provozierte Budapest erneut und drohte als Protest gegen die europäische Asylpolitik damit, Flüchtlinge und Migranten nach Brüssel zu bringen.

Die Reisen stiessen auf grossen Unmut in der EU - vor allem, weil der Kreml den Moskau-Besuch für seine Propaganda ausschlachten konnte und Orban bei der Reise in der Ukraine-Politik nicht klar die EU-Position vertrat. (dpa)

20:46 Uhr

Donnerstag, 12. September

Putin: Westliche Waffenfreigabe bedeutet Nato-Kriegsbeteiligung

Russlands Präsident Wladimir Putin hat einen möglichen ukrainischen Einsatz westlicher weitreichender Präzisionswaffen gegen Ziele tief auf russischem Territorium als Kriegsbeteiligung der Nato gewertet. «Das wird bedeuten, dass die Länder der Nato, die USA, die europäischen Länder mit Russland kämpfen», sagte der Kremlchef auf die Frage eines Journalisten in St. Petersburg.

Putin erklärte weiter, damit würde sich das Wesen des Krieges ändern. «Wir werden entsprechende Entscheidungen treffen, ausgehend von den Bedrohungen, denen wir ausgesetzt sein werden», sagte er, ohne Details zu nennen. (dpa)

17:16 Uhr

Donnerstag, 12. September

Selenski wirft Russland Angriff auf Rotes Kreuz vor

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat Russland ein weiteres Kriegsverbrechen vorgeworfen. Die Besatzer hätten in der Region Donezk ein Fahrzeug des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) angegriffen. Bei dem russischen Schlag seien drei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Selenski veröffentlichte dazu ein Foto von einem in Flammen stehenden Lastwagen des Roten Kreuzes. «In diesem Krieg ist alles absolut klar – Russland sät das Böse, die Ukraine verteidigt das Leben», teilte Selenski im sozialen Netzwerk X mit.

Das IKRK teilte mit, dass es sich bei den Toten und Verletzten um Mitarbeiter des Roten Kreuzes handelte. Die Verteilung der humanitären Güter, darunter Holz und Kohle zum Heizen im bevorstehenden Winter, hatte demnach noch nicht begonnen, deshalb seien keine Bewohner bei der Explosion zu Schaden gekommen.

14:36 Uhr

Donnerstag, 12. September

Spionage und Sabotage: Deutscher Militärgeheimdienst warnt vor Russen

Au dem neuen Jahresbericht des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) geht hervor, dass Russische Geheimdienste ihre Spionage in Deutschland verstärkt und verändert haben. Es geht um Lieferwege für Waffen und Munition, Einsatztaktiken im Ukraine-Krieg - und auch um Sabotage.

Laut MAD ist es für die Russen nun von vitalem Interesse, welche militärische Hilfe Deutschland der Ukraine gewährt.

Damit habe sich das vornehmlich strategische Interesse der russischen Dienste an Militärpolitik und -strategie in Deutschland «zunehmend auf die taktische Ebene verlagert», heisst es in dem Bericht. «Für die russische Seite ist es entscheidend, an Informationen zu gelangen, die den eigenen Streitkräften einen Vorteil auf dem Gefechtsfeld verschaffen.»

Mögliche Sabotage weiter eine ernste Bedrohung

Auch die Fähigkeiten der Bundeswehr selbst zur Landes- und Bündnisverteidigung sind demnach sind wieder verstärkt in den Fokus der russischen Nachrichtendienste gerückt. Weiter heisst es: «Zudem bleiben die Aufklärung und mögliche Sabotage von kritischer Infrastruktur und verteidigungswichtiger Anlagen in Deutschland eine weiterhin ernst zu nehmende Bedrohung.»

Die MAD-Präsidentin Martina Rosenberg schreibt in dem Report: «Gemeinsam stehen wir vor der grossen Aufgabe, die Fähigkeiten zur Abwehr bestehender Bedrohungen zu stärken.» Und: «Zentrales Ziel ist es, die Bundeswehr kriegstüchtig zu machen.»

«Fehlende Haushaltsmittel»: dreistellige Anzahl von Dienstposten unbesetzt

Der MAD ist der kleinste der deutschen Nachrichtendienste, untersteht dem Verteidigungsministerium und hat seinen Sitz in Köln. Das Bundesamt ist mit dem Schutz der Streitkräfte vor Spionage, der Abwehr von Extremisten sowie Sicherheitsüberprüfungen von Soldaten und Zivilbeschäftigten beauftragt.

Für seine Aufgaben hat der MAD zusätzliche Stellen bekommen, allerdings sind Posten wegen Geldmangels nicht besetzt. Seit dem 1. Januar 2024 verfüge der MAD über 2131 Dienstposten (2023: 1917 ). In dem Bericht heisst es dazu, «fehlende Haushaltsmittel» verhinderten die Besetzung einer «unteren dreistelligen Anzahl von Dienstposten».

Neues Extremismus-Thema: Unterstützung von Putins Krieg

Der Militärgeheimdienst verzeichnet zudem in der Bundeswehr eine steigende Zahl neuer Fälle, bei denen ein Verdacht auf Extremismus geklärt wird. Für 2023 gebe es ein Plus neuer Fallbearbeitungen auf 483 - gegenüber 390 im Vorjahr.

Im Bereich Rechtsextremismus wurden demnach im vergangenen Jahr 308 Fallbearbeitungen neu aufgenommen. Im Jahr 2022 waren 278 neue Verdachtsfälle auf den Tisch gekommen. In den vergangenen Jahren waren mehrere Vorfälle bekannt geworden, die grosse Wellen geschlagen hatten.

Mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine öffnete sich zudem ein neues Themenfeld im Phänomenbereich auslandsbezogener Extremismus, wo es einen deutlichen Anstieg auf insgesamt 65 neue Verdachtsfällen gab (2022: 18). «Ein Grossteil der Neuaufnahmen resultiert aus der Befürwortung und/oder Unterstützung des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine», heisst es in dem Bericht.

Dies stelle einen Anhaltspunkt für eine extremistische Bestrebung dar, da gegen den Gedanken der Völkerverständigung und das friedliche Zusammenleben der Völker verstossen werde. In dem Bericht gibt es keine konkrete Zuordnung der Fälle. Aus Militärkreisen hiess es zuletzt, dass es unter russlanddeutschen oder russischstämmigen Soldaten teils eine besorgniserregende Zustimmung für den aggressiven Kurs Putins gebe.

Im Jahr 2023 wurden laut Bericht 14 Menschen als erkannte Extremisten eingestuft, darunter 6 sogenannte Reichsbürger, 5 Rechtsextremisten und 3 Personen wegen verfassungsschutzrelevanter Delegitimierung des Staates.

Im Jahr 2022 waren insgesamt 12 erkannte Extremisten festgestellt worden: 7 Rechtsextremisten, 3 «Reichsbürger», ein Linksextremist und ein Fall von Ausländerextremismus.

Zusätzliche Aufgabe: Absicherung der deutschen Brigade in Litauen

Es wachse die Notwendigkeit einer «Refokussierung» der Fähigkeiten der Bundeswehr – auch des MAD – auf die Landes- und Bündnisverteidigung, heisst es in dem Bericht. Es würden auch für den Bündnisfall konzeptionelle und planerische Grundlagen geschaffen und mit den Nachrichtendiensten der Partner abgesprochen.

Zudem sei entschieden worden, mit der bis 2027 geplanten Stationierung einer gefechtsbereiten Brigade im Nato-Land Litauen dort auch eine MAD-Stelle einzurichten.

Ausländische Nachrichtendienste wollen Vorteil gegenüber Deutschland

«Spionage und ihre Abwehr sind grundsätzlich ein «leises» Geschäft», schreibt der MAD, der die Öffentlichkeit eher meidet. Ausländische Nachrichtendienste («AND») arbeiteten im Verborgenen und versuchen, möglichst unerkannt Informationen zu beschaffen, die politisch, wirtschaftlich oder militärisch relevant sind.

Der Militärgeheimdienst stellt fest: «Auch wenn Spionage durch vielfältige Filme und Serien romantisiert und als Abenteuer beschrieben wird, so verfolgen ausländische Staaten mit ihren Aktivitäten harte Ziele, um sich entscheidende Vorteile gegenüber der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Verbündeten zu verschaffen.»

7:06 Uhr

Donnerstag, 12. September

Verletzte durch russischen Drohnenangriff in der Ukraine

Bei einem russischen Drohnenangriff sind nachts nach Behördenangaben mindestens 14 ukrainische Zivilisten in der Stadt Konotop im Nordosten der Ukraine verletzt worden. Nach Angaben der regionalen Staatsanwaltschaft wurden mehrere Wohnhäuser, Schulen und Geschäfte beschädigt. Strom und Wasser fielen aus in der Stadt, die vor dem russischen Angriffskrieg knapp 90'000 Einwohner hatte. Reparaturtrupps versuchten, das Krankenhaus und das Wasserwerk wieder ans Stromnetz zu bringen, schrieb Bürgermeister Artem Semenichin auf Telegram. Wann Wohnhäuser wieder versorgt werden können, lasse sich nicht vorhersagen.

Angaben der ukrainischen Luftwaffe zufolge griff die russische Armee in der Nacht mit 5 Raketen und 64 Kampfdrohnen iranischer Bauart an. 44 Drohnen seien abgefangen worden. Die Militärangaben sind nicht im Detail überprüfbar, geben aber einen Überblick über das Ausmass des Angriffs. Auch im Umland der Hauptstadt Kiew war die Flugabwehr mehrfach im Einsatz, um anfliegende Drohnen abzuschiessen. Die Ukraine wehrt seit zweieinhalb Jahren eine grossangelegte russische Invasion ab. (dpa)

20:14 Uhr

Mittwoch, 11. September

Blinken: Tun alles für den Sieg der Ukraine

US-Aussenminister Antony Blinken hat in Kiew angekündigt, dass die USA alles für einen Sieg der Ukraine im russischen Angriffskrieg tun werden. «Wir wollen, dass die Ukraine gewinnt», sagte Blinken bei einer Pressekonferenz mit dem britischen Aussenminister David Lammy in der ukrainischen Hauptstadt. «Unsere Einheit wird nicht brechen», betonte er mit Blick auf Versuche Russlands, den Westen zu verunsichern in seiner Unterstützung für die Ukraine. Kremlchef Wladimir Putin dürfe nicht das Feld überlassen werden.

Die Ukraine fordert seit langen für den Kampf gegen die russische Invasion die Freigabe von reichweitenstarken Waffen des Westens für Schläge gegen das Staatsgebiet des Aggressorstaates. Dazu gab es weiter keine Entscheidung. Blinken deutete aber an, dass die Frage der Erlaubnis für den Einsatz von weitreichenden Waffen durch die Ukraine bei einem Treffen von Grossbritanniens Premierminister Keir Starmer mit US-Präsident Joe Biden am Freitag in Washington besprochen werden wird.

Staatschef Wolodimir Selenski hatte Ende August angekündigt, dass er im September Biden seinen Siegesplan vorstellen wolle. Selenski könnte das mit einem Besuch bei der UN-Generalversammlung in New York verbinden.

Blinken und Lammy kritisierten bei ihrem Auftritt auch, dass der Iran Russland für den Krieg ballistische Kurzstreckenraketen bereitgestellt habe. Der Iran bestreitet das. Die beiden Aussenminister warnten vor einer gefährlichen Eskalation in dem Krieg. Die Raketen würden die russische Aggression gegen die Ukraine noch einmal verstärken, sagte Blinken. Die Ukraine forderte mit Blick auf die mutmassliche Lieferung iranischer Raketen für Russland, dass nun auch der Westen seine Beschränkungen für die reichweitenstarken Waffen aufheben müsse.

«Wir bleiben dem ukrainischen Sieg verpflichtet», sagte Blinken. Die Nachricht an Putin sei klar, dass die Hilfe nicht nachlassen werde. Blinken kündigte neue US-Hilfen an. Für die Reparatur von Energie-Infrastruktur und Stromanlagen würden 325 Millionen US-Dollar (rund 295 Millionen Euro) bereitgestellt, zudem 290 Millionen US-Dollar humanitäre Hilfe etwa für Trinkwasser und Medizin und 102 Millionen US-Dollar für die Minenräumung. (dpa)

15:53 Uhr

Mittwoch, 11. September

Nordrussische Region Murmansk meldet Drohnenangriff

In der nordrussischen Region Murmansk hat es nach Angaben des Gouverneurs Andrej Tschibis einen Angriff feindlicher Drohnen gegeben. Er teilte bei Telegram mit, dass «alle drei Drohnen» abgeschossen worden seien. Auf den Flughäfen Murmansk und Apatity gebe es aus Sicherheitsgründen vorübergehend keine Starts und Landungen, teilte die Luftverkehrsbehörde Rosawiazija mit.

In der Region Murmansk befinden sich die russische Nordmeerflotte unter anderem mit atomar betriebenen Eisbrechern sowie ein Luftwaffenstützpunkt. Russlands Nordmeerflotte nimmt seit Montag auch an einem strategischen Grossmanöver der Kriegsmarine in den Gewässern der Arktis teil. Die zudem in anderen Gewässern des flächenmässig grössten Landes der Erde organisierte Führungs- und Stabsübung ist bis 16. September angesetzt und gilt als die grösste seit drei Jahrzehnten. (dpa)

14:36 Uhr

Mittwoch, 11. September

Ausländische Politiker reisen zu Krim-Gipfel nach Kiew

US-Aussenminister Antony Blinken und sein britischer Kollege David Lammy sind zu Gesprächen und der Teilnahme am vierten Gipfel der sogenannten Krim-Plattform in die Ukraine gereist. Örtliche Medien zeigten ihre Ankunft auf dem Bahnhof der Hauptstadt Kiew. Angekündigt waren unter anderem Gespräche mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und dem neuen Aussenminister Andrij Sybiha. Als wichtigstes Thema gilt die Forderung Kiews, weitreichende US-amerikanische und britische Waffen auch gegen Ziele auf russischem Territorium einsetzen zu dürfen.

Die sogenannte Krim-Plattform war von Kiew 2021 als regelmässiges Gipfeltreffen eingerichtet worden, um mehr internationale Aufmerksamkeit für die Situation um die 2014 durch Russland annektierte ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu wecken. Seit zweieinhalb Jahren wehrt die Ukraine zudem eine grossangelegte russische Invasion gegen weitere Gebiete ab. Erklärtes Ziel Kiews ist dabei auch eine Rückholung der Krim.

Zum Treffen der Krim-Plattform reisten auch der litauische Präsident Gitanas Nauseda, Kroatiens Ministerpräsident Andrej Plenkovic, Lettlands Regierungschefin Evika Silina und der Präsident des tschechischen Senats, Milos Vystrcil, nach Kiew. (dpa)

14:35 Uhr

Mittwoch, 11. September

Russland startet Gegenoffensive im Gebiet Kursk

Moskaus Militär hat nach eigenen Angaben im westrussischen Gebiet Kursk eine Gegenoffensive zur Vertreibung der dort eingedrungenen ukrainischen Truppen begonnen. «Die ukrainischen Streitkräfte sind aus beinahe zehn Ortschaften vertrieben worden», schrieb der Kommandeur der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat, Generalmajor Apti Alaudinow, auf seinem Telegramkanal.

Dazu leitete er ein Video weiter, das die Gefangennahme von acht ukrainischen Soldaten in der Region zeigen soll. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. Alaudinow ist auch Vizechef der politischen Hauptverwaltung der russischen Streitkräfte.

Die Ukraine war Anfang August überraschend in das Gebiet Kursk vorgestossen. Im Zuge dieser Offensive hatte Kiew mehr als 1000 Quadratkilometer erobert und viele russische Soldaten gefangen genommen. Ziel des Vorstosses war es, Moskau zumindest zum teilweisen Abzug von Soldaten aus dem ostukrainischen Gebiet Donezk zu zwingen, um die Region Kursk zu decken.

Dieses Kalkül ist nach Ansicht von Militärbeobachtern nicht aufgegangen. Die russische Militärführung hat zwar einige Einheiten aus der Ukraine zum Schutz von Kursk abgezogen, aber ihre Hauptangriffsachse dabei nicht geschwächt.

Putin will bislang nicht verhandeln

Kremlchef Wladimir Putin, der vor mehr als zweieinhalb Jahren den Befehl zum Angriffskrieg gegen die Ukraine gegeben hatte, bezeichnete die ukrainische Gegenoffensive, die erstmals russisches Territorium zum Kriegsgebiet macht, als Provokation. Die Angreifer würden auf jeden Fall vertrieben, kündigte er an. Vorherige Verhandlungen zur Beendigung des Kriegs lehnte er ab.

Der jetzige russische Gegenangriff ist der erste ernsthafte Versuch Moskaus, die ukrainischen Truppen aus Kursk zu verdrängen. Von unabhängigen Militärexperten wird bislang allerdings nur der Vorstoss einer Kolonne gepanzerter Fahrzeuge aus der Ortschaft Korenjewo in das südlich davon gelegene Slagost bestätigt. Auch das russische Verteidigungsministerium hat offiziell noch nicht die Rückeroberung von Ortschaften bekanntgegeben. (dpa)

06:17 Uhr

Mittwoch, 11. September

Die Nacht auf Mittwoch im Überblick

Die Aussenminister der USA und Grossbritanniens, Antony Blinken und David Lammy, werden heute Mittwoch gemeinsam in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erwartet. Mit diesem Besuch könnte die Erlaubnis näherrücken, dass die bedrängte Ukraine mit westlichen Waffen militärische Ziele auch tief auf russischem Gebiet angreifen darf.

Blinken sagte vor der Reise in London, sein Kollege und er wollten erkunden, wie die Ukraine in der gegenwärtigen Lage am besten unterstützt werden kann. Dies wollten sie ihren Chefs für deren Treffen am Freitag berichten. US-Präsident Joe Biden empfängt dann in Washington den britischen Premierminister Keir Starmer. Im Kern geht es um den Einsatz von ATACMS-Artillerieraketen aus US-Produktion und britischen Storm-Shadow-Raketen.

In Kiew sei ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski und ranghohen Regierungsvertretern geplant, teilte das US-Aussenministerium mit. Die Reise komme zu einem kritischen Zeitpunkt für die Ukraine, sagte Blinken. Russland intensiviere seine Aggression gegen Zivilisten, wichtige Infrastruktur und das ukrainische Militär. «Wir sehen, wie es seine Angriffe auf Städte, Menschen und im Besonderen die Energieinfrastruktur vor den kalten Monaten erhöht», sagte der US-Aussenminister.

Die Ukraine wehrt seit mehr als zweieinhalb Jahren eine grossangelegte russische Invasion ab. Ministerpräsident Denys Schmyhal sagte in Kiew, wegen der Schäden am Energiesystem stehe die Ukraine wahrscheinlich vor dem bislang schwierigsten Kriegswinter. Auch in der Nacht auf Mittwoch meldete das ukrainische Militär wieder russische Luftangriffe.

Fällt die Einsatzbeschränkung für US-Waffen?

Bislang haben die USA den Einsatz ihrer Waffen gegen Russland auf die Abwehr der russischen Offensive gegen die ostukrainische Stadt Charkiw beschränkt. Doch die Ukraine bittet seit längerem darum, dass sie weitreichende Waffen aus US-Produktion auch gegen Ziele weit hinter der russischen Grenze einsetzen darf. Nur so könnten russische Militärflugplätze getroffen werden, von denen Kampfjets aufsteigen, um Gleitbomben abzuwerfen oder Raketen abzufeuern. Diese treffen grosse Städte wie Charkiw, aber auch ukrainische Schützengräben an der Front. In Washington forderten mehrere Politiker der Republikaner Präsident Biden in einem Brief auf, die Beschränkungen aufzuheben.

Allerdings verfügen die bisher von Washington bereitgestellten ATACMS-Raketen nur über eine Reichweite von gut 300 Kilometern. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin räumte kürzlich in Ramstein auch ein, dass das russische Militär seine Kampfflugzeuge bereits seit einiger Zeit auf weiter entfernte Flugfelder verlegt hat. Bislang setzt die Ukraine für Angriffe im russischen Hinterland nur eigene Drohnen ein, die aber vergleichsweise wenig Sprengstoff tragen.

Deutschland hat der Ukraine keine Waffen mit vergleichbaren Reichweiten geliefert. Es wird stillschweigend akzeptiert, dass die Ukraine deutsche Panzer oder Artilleriegeschütze zum Beispiel bei ihrer Offensive im russischen Gebiet Kursk einsetzt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lehnt es aber strikt ab, die stärkste deutsche Waffe zu liefern, den Marschflugkörper Taurus. Dieser könnte mit 500 Kilometer Reichweite auch Moskau erreichen.

Kiewer Regierung rechnet mit schwierigem Winter

Ministerpräsident Schmyhal sprach in Kiew von einer Herausforderung, in der kommenden Heizsaison eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten. «Wir haben drei Heizperioden erfolgreich überstanden.» Der kommende Winter werde «nicht weniger schwierig, sondern vielleicht sogar der schwierigste» sein.

Russland begann seinen Krieg gegen das Nachbarland im Februar 2022, als ebenfalls noch geheizt wurde. Darauf folgten zwei Winter, die die Ukraine trotz zahlreicher Stromausfälle überstand. Durch Russlands systematischen Beschuss auf Strom- und Heizkraftwerke ist in diesem Jahr aber ein Grossteil der ukrainischen Energieproduktion lahmgelegt worden.

Die Ukraine bekomme aus der ganzen Welt Ausrüstung für ihren Energiesektor, sagte Schmyhal. Man versuche, beschädigte Kraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen. Um das Energiesystem weniger anfällig zu machen, werde es dezentraler organisiert.

Selenski verlangt mehr Einsatz von seinen Diplomaten

Präsident Selenski fordert von seinen Diplomaten ein energischeres Eintreten für die Interessen des von Russland angegriffenen Landes. Der neue Aussenminister Andrij Sybiha solle die ukrainische Diplomatie so umgestalten, «dass wir und unsere Partner viel aktiver auf Herausforderungen reagieren können». Das sagte Selenski in seiner abendlichen Videobotschaft. Vorher hatte er Sybiha im Aussenministerium als neuen Minister vorgestellt.

Selenski erwähnte den bisherigen Aussenminister Dmytro Kuleba nicht, der vergangene Woche einer Kabinettsumbildung zum Opfer gefallen war. Doch seine Äusserungen liessen sich als Kritik an der bisherigen ukrainischen Diplomatie verstehen. Wer sich auf die geforderte Weise für das Land einsetze, sei willkommen, sagte er. «Jeder, der dieses Niveau nicht erreicht, sollte sich überlegen, ob er wirklich im System des Aussenministeriums sein sollte.»

12:27 Uhr

Dienstag, 10. September

Russlands Militär erklärt weitere Orte für erobert

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben vier weitere Ortschaften im ostukrainischen Gebiet Donezk erobert. Die Heeresgruppe Süd habe Krasnohoriwka und Hryhoriwka eingenommen, die Heeresgruppe Ost Wodjane und die Heeresgruppe Zentrum Halyzyniwka, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. Ukrainische Militärbeobachter haben immerhin drei der betreffenden Ortschaften - alle ausser Hryhoriwka - als besetzt markiert.

Die Ukraine steht im Osten des Landes an der Front schwer unter Druck. Am kompliziertesten ist die Lage im Raum zwischen den Städten Pokrowsk und Kurachowe. Dort haben die russischen Truppen nach dem Fall der ukrainischen Festung Awdijiwka zu Jahresbeginn deutliche Geländegewinne erzielt.

In einem Bogen zwischen Krasnohoriwka und der Stadt Ukrajinsk, westlich der nun eroberten Ortschaft Halyzyniwka, droht derzeit eine Einkesselung ukrainischer Truppen oder nach deren Rückzug der Verlust weiterer Gebiete. Russische Truppen sind in diesem Frontbogen bereits an die Bergarbeiterstadt Hyrnik herangerückt. ( dpa )

12:11 Uhr

Dienstag, 10. September

Russlands Militär erklärt weitere Orte für erobert

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben vier weitere Ortschaften im ostukrainischen Gebiet Donezk erobert. Die Heeresgruppe Süd habe Krasnohoriwka und Hryhoriwka eingenommen, die Heeresgruppe Ost Wodjane und die Heeresgruppe Zentrum Halyzyniwka, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. Ukrainische Militärbeobachter haben immerhin drei der betreffenden Ortschaften - alle ausser Hryhoriwka - als besetzt markiert.

Die Ukraine steht im Osten des Landes an der Front schwer unter Druck. Am kompliziertesten ist die Lage im Raum zwischen den Städten Pokrowsk und Kurachowe. Dort haben die russischen Truppen nach dem Fall der ukrainischen Festung Awdijiwka zu Jahresbeginn deutliche Geländegewinne erzielt.

In einem Bogen zwischen Krasnohoriwka und der Stadt Ukrajinsk, westlich der nun eroberten Ortschaft Halyzyniwka, droht derzeit eine Einkesselung ukrainischer Truppen oder nach deren Rückzug der Verlust weiterer Gebiete. Russische Truppen sind in diesem Frontbogen bereits an die Bergarbeiterstadt Hyrnik herangerückt. (dpa)

08:36 Uhr

Dienstag, 10. September

Drei Moskauer Flughäfen melden Ausfälle wegen Drohnengefahr

Nach den Drohnenattacken im Moskauer Gebiet haben drei Hauptstadtflughäfen über Stunden keine Starts und Landungen mehr zugelassen. Betroffen gewesen seien die Airports Wnukowo, Domodedowo und Schukowski, teilte die russische Luftverkehrsbehörde Rosawiazija in Moskau mit. Demnach lief der Betrieb nur am grössten Hauptstadt-Flughafen Scheremetjewo ungehindert weiter.

An den anderen drei Airports gab es den Angaben zufolge über sechs Stunden lang bis zum Morgen keine Starts und Landungen. Die Zahl der Flugausfälle war zunächst unklar. Gegen 8.00 Uhr morgens (7.00 Uhr MESZ) gab es Entwarnung. Die Einschränkungen seien aufgehoben, hiess es. Zuvor wurden laut russischen Angaben im Moskauer Gebiet mehr als ein Dutzend Drohnen abgeschossen.

«Die Flugzeugbesatzungen, Fluglotsen und Flughafendienste ergriffen alle erforderlichen Massnahmen, um die Flugsicherheit zu gewährleisten - dies hat oberste Priorität», sagte ein Rosawizija-Sprecher. Auch in der Vergangenheit gab es an den Moskauer Flughäfen nach Drohnenattacken zeitweise Stopps von Starts und Landungen.

Diese neuen Einschränkungen dürften die grössten seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor mehr als zweieinhalb Jahren gewesen sein. Die Ukraine greift in ihrem Abwehrkampf auch immer wieder Ziele in Russland an.

Auch in Kasan, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tatarstan, gab es erneut keine Starts und Landungen auf dem Flughafen. Dort will Kremlchef Wladimir Putin sich im Oktober als Gastgeber des Brics-Gipfels aufstrebender Industrieländer präsentieren. Brics steht abgekürzt für die Gründungsmitglieder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Es gehören inzwischen aber weitere Länder dazu. Es ist das mit Abstand grösste politische Ereignis in Russland in diesem Jahr. ( dpa )

06:47 Uhr

Dienstag, 10. September

Russland meldet Drohnenangriffe Richtung Moskau

Die russische Flugabwehr hat in der Nacht offiziellen Angaben zufolge zahlreiche Drohnen mit dem Ziel Moskau abgefangen. Die Luftverteidigung habe mehr als ein Dutzend Drohnen in der Hauptstadt und im Umland abgeschossen, teilten Bürgermeister Sergej Sobjanin und der Gouverneur des Moskauer Gebiets, Andrej Worobjow, mit.

In Ramenskoje nahe der Hauptstadt sei eine 46 Jahre alte Frau getötet worden, als nach einem Drohnenangriff dort die elfte und zwölfte Etage eines Wohnhauses in Brand gerieten, hiess es. Es gebe auch drei Verletzte.

Allein Worobjow sprach von 14 Drohnenangriffen in verschiedenen Teilen des Moskauer Gebiets. Dutzende Menschen mussten demnach bei Evakuierungen in Sicherheit gebracht werden. An den Moskauer Flughäfen kam es zu Verspätungen und Ausfällen.

Auch in anderen Landesteilen wurden Drohnenangriffe gemeldet, insgesamt mehrere Dutzend. In der Grenzregion Brjansk seien 59 Drohnen abgeschossen worden, teilte Gouverneur Alexander Bogomas mit. Es habe keine Schäden oder Verletzte gegeben.

Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. ( dpa )

06:51 Uhr

Dienstag, 10 September

Selenski mahnt zur Eile bei Waffenlieferungen

Die ukrainische Staatsführung ruft dazu auf, die beschlossenen Hilfsvereinbarungen mit dem Westen schnellstmöglich in die Tat umzusetzen. «Der Kriegsverlauf hängt direkt von der Qualität der Logistik bei den Lieferungen und der Erfüllung aller Versprechen der Partner ab», sagte Präsident Wolodimir Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Waffen und Gerät müssten rechtzeitig ankommen, um Erfolg zu haben. «Was im September gebraucht wird, muss im September an unsere Truppen geliefert werden.»

Die Ukraine wehrt seit zweieinhalb Jahren mit westlicher Unterstützung eine grossangelegte russische Invasion ab. Dabei ist Kiew massiv unter Druck geraten, nachdem die Hilfslieferungen aus den USA durch einen innenpolitischen Streit in Washington monatelang gestockt hatten. Auch weil Waffen und Material fehlten, konnten die ukrainischen Truppen einige wichtige und gut befestigte Frontabschnitte nicht halten. Bis jetzt konnte der Generalstab in Kiew speziell die Lage im Osten nicht vollständig stabilisieren.

Schwere Kämpfe im Gebiet Donezk halten an

So sind russische Truppen inzwischen bis auf wenige Kilometer an die Stadt Pokrowsk herangerückt. In dem Gebiet habe es erneut schwere Kämpfe gegeben, teilte der Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit. Die Angreifer hielten den Druck auf die ukrainischen Stellungen aufrecht, hiess es.

Pokrowsk sei für die russischen Streitkräfte ein wichtiges Teilziel, erklärte der Kommandeur der dritten Sturmbrigade der ukrainischen Armee, Maxym Schorin. Die Einnahme der Stadt würde den Russen mehrere Wege eröffnen. Sie könnten dann versuchen, Richtung Westen weiter vorzustossen, um bis an die Gebietsgrenze von Donezk oder sogar ins benachbarte Dnipropetrowsk zu gelangen, oder nach Süden einschwenken, um dort weiter Gelände zu gewinnen, sagte Schorin der Nachrichtenagentur Unian.

Nach Angaben des unabhängigen Militäranalysten Jan Matwejew sind die russischen Soldaten zuletzt im Raum Pokrowsk aber kaum noch vorangekommen. Auch weil ein Teil der Kräfte schon zuvor Richtung Süden abgebogen sei - in Richtung Kurachowe. Dort meldete der Generalstab in seinem Lagebericht ebenfalls schwere Kämpfe.

Raketenlieferungen: Kiew bestellt iranischen Gesandten ein

Die materielle Überlegenheit an der Front verdankt Russland Berichten zufolge nicht nur der hochgefahrenen eigenen Rüstungsindustrie, sondern auch Lieferungen von Verbündeten wie dem Iran. Wegen der angeblichen Lieferung ballistischer Raketen an Russland bestellte das ukrainische Aussenministerium nun den iranischen Gesandten ein. Diesem sei in «harter Form» eine Warnung an die iranische Staatsführung übermittelt worden, teilte das Ministerium in Kiew mit. Sollten sich die Berichte bestätigen, werde das «verheerende und nicht wiedergutzumachende Folgen» für die bilateralen Beziehungen haben.

Zuvor hatten US-amerikanische Zeitungen unter Berufung auf Quellen in Washington berichtet, dass Teheran ballistische Kurzstreckenraketen an Russland geliefert habe. Moskau greift Ziele in der Ukraine bereits seit Herbst 2022 regelmässig mit Kampfdrohnen iranischer Bauart an. Teheran streitet Waffenlieferungen jedoch immer wieder ab.

Lawrow: Westen will nicht ehrlich verhandeln

Russland warf den Unterstützern der Ukraine Unehrlichkeit vor. «Der Westen will nicht ehrlich verhandeln», sagte Aussenminister Sergej Lawrow nach einem Treffen mit arabischen Kollegen des Golfkooperationsrats in Riad. Westliche Staatschefs klammerten sich an die für Moskau unannehmbare Initiative des ukrainischen Präsidenten Selenski. Das bedeute, dass der Westen weiterhin alles tue, um Russland eine strategische Niederlage auf dem Schlachtfeld zuzufügen. Die Initiative Selenskis sieht als eine Forderung den Abzug russischer Truppen von ukrainischem Gebiet vor.

Lawrow ging in seiner Kritik auch auf einen Vorstoss von Bundeskanzler Olaf Scholz ein. Nach dessen Worten über die Notwendigkeit einer diplomatischen Lösung gebe es in der deutschen Presse Andeutungen darüber, dass eine Lösung die russischen Eroberungen berücksichtigen müsse. Es gehe aber nicht um Territorien, behauptete Lawrow. «Wir haben niemals fremden Boden gewollt, wir wollten nur, dass man den Menschen, die Teil der russischen Welt, der russischen Kultur, russischen Sprache, Geschichte, Religion sind, human begegnet, wie dies das internationale Recht, viele Menschenrechts- und Minderheitskonventionen und vor allem die Satzung der Vereinten Nationen fordert», sagte der Minister. ( dpa )

14:18 Uhr

Montag, 9. September

Britische Daten zeigen: russische Luftwaffenbasis schwer getroffen

Als ukrainische Drohnen die russische Luftwaffenbasis Marinowka trafen, spielte der örtliche Gouverneur die Schäden herunter. Satellitenfotos der Briten zeichnen ein anderes Bild.

Ein Luftwaffenstützpunkt in der russischen Region Wolgograd hat nach britischen Geheimdienst-Informationen schwere Schäden bei einem ukrainischen Angriff erlitten.

Bei dem Angriff auf die Marinowka-Luftwaffenbasis am 22. August seien vier Hangars zerstört und drei weitere beschädigt worden, heisst es in dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London auf X. Ebenfalls zerstört wurde demnach eine Radarkuppel sowie weitere Gebäude und Lagerkapazitäten unter freiem Himmel.

Als Beweis veröffentlichten die Briten Satellitenbilder, auf denen im Vorher-Nachher-Stil die Zerstörung zu erkennen ist. Auf dem Gelände waren russische Kampfjets vom Typ Su-24 stationiert. Die Fotos lieferten keinen Hinweis auf getroffene Flugzeuge.

Der russische Gebietsgouverneur Andrej Botscharow hatte die Schäden durch den ukrainischen Drohnenangriff damals heruntergespielt. Er hatte angegeben, durch den Absturz einer Drohne sei lediglich Feuer ausgebrochen.

06:43 Uhr

Montag, 9. September

Selenski will Erlaubnis, westliche Waffen auf russischem Gebiet einzusetzen

Die Ukraine wartet immer noch auf grünes Licht, um weitreichende Waffen gegen Ziele in Russland einsetzen zu dürfen. Bis dahin müssen Kampfdrohnen mit geringer Sprengkraft aushelfen.

Nach seinen Gesprächen mit Vertretern der US-Regierung während des Treffens der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein wartet der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski jetzt «sehr gespannt» auf Ergebnisse. Konkret hatte Selenski am Freitag von den Verbündeten weitreichende Waffen und die Erlaubnis zu deren Einsatz gegen militärische und logistische Ziele auf russischem Staatsgebiet gefordert. Bisher wurde diese Erlaubnis nicht erteilt.

Die Ukraine versuche, ihre Partner auf allen Ebenen vom Einsatz weitreichender Raketen zu überzeugen, betonte Selenski in seiner täglichen Videobotschaft und beklagte fehlende Entscheidungsbereitschaft.

«Wir arbeiten ständig mit Vertretern beider Parteien in den Vereinigten Staaten von Amerika zusammen - am Rande des Forums in Italien traf ich mit einer Delegation des US-Kongresses zusammen», berichtete Selenski von einem anschliessenden Besuch in Italien am Freitag. «Wir sprachen insbesondere über den Siegesplan für die Ukraine - über einige seiner Details.» Die Ukraine werde sowohl US-Präsident Joe Biden als auch die beiden Bewerber um seine Amtsnachfolge, Donald Trump und Kamala Harris, über Details informieren.

Bei dem Treffen in Ramstein waren Kiew weitere Waffen und sonstige militärische Unterstützung zugesagt worden.

Ukrainische Drohne trifft Treibstofflager in Russland

Die ukrainischen Streitkräfte haben bei einem Drohnenangriff auf die südrussische Region Belgorod ein Treibstofflager in Brand gesetzt. Unter Berufung auf Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow meldete die russische Staatsagentur Tass, dass eine Kampfdrohne das Lager im Bezirk Wolkonowsk getroffen habe. «Durch die Explosion sind die Tanks in Brand geraten.»

Die ukrainischen Streitkräfte sind zuletzt dazu übergegangen, logistische und militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet mit Kampfdrohnen anzugreifen. Immer wieder erzielen sie mit diesen Nadelstichen spektakuläre Ergebnisse. Die ukrainische Rüstungsindustrie hat in den vergangenen Monaten Tausende von Drohnen, die relativ preiswert sind, in verschiedenen Ausführungen und mit unterschiedlichen Reichweiten an die Streitkräfte geliefert.

Erneut schwere Kämpfe um Pokrowsk in der Ostukraine

Der seit Wochen andauernde Ansturm russischer Truppen gegen die ukrainischen Verteidigungslinien rund um Pokrowsk am Rande des Donbass sind mit aller Wucht fortgesetzt worden. Im Tagesverlauf seien in dem Abschnitt im Osten des Landes insgesamt 23 russische Angriffe abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht mit. «Die Lage im Sektor Pokrowsk bleibt angespannt», hiess es.

Ähnlich schwere Gefechte wurden auch aus dem nahe gelegenen Kurachowe gemeldet. Dort habe die russische Armee insgesamt 19 Mal versucht, die ukrainische Verteidigung auszuhebeln. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. Die russische Armee versucht seit Monaten, ihre Positionen rund um den Donbass auszuweiten.

Weitere Brücke in der Region Kursk beschädigt

Ukrainische Truppen haben eine weitere Brücke über den Sejm in der Region Kursk beschädigt. Die Brücke in der Nähe des Dorfes Karysch sei nur noch von leichten Personenwagen befahrbar, berichtete die Agentur Unian unter Berufung auf Militärquellen. Mit der Zerstörung von mehreren Brücken in der Region haben die ukrainischen Truppen die dort verteidigenden russischen Einheiten in eine schwierige Lage gebracht und von der Versorgung weitgehend abgeschnitten. (dpa)

12:32 Uhr

Sonntag, 8. September

Tote und Verletzte nach russischem Luftschlag gegen Ukraine

Bei einem neuen russischen Luftschlag gegen die Ukraine sind in der Stadt Sumy im Nordosten des Landes mindestens zwei Menschen getötet und vier weitere verletzt worden. Unter den Verletzten seien auch ein zwei Jahre altes Mädchen und ein achtjähriger Junge, teilten die ukrainischen Behörden mit. Bei den Toten handele es sich um ein älteres Ehepaar. Das Haus der 79 und 77 Jahre alten Leute sei zerstört worden bei dem nächtlichen Angriff, hiess es.

Die Stadt und die Region Sumy in russischer Nachbarschaft sind immer wieder Ziel von Attacken in dem seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Die ukrainische Luftverteidigung meldete am Morgen erneut die Abwehr zahlreicher russischer Schläge. Demnach zerstörte die Flugabwehr 15 von 23 Drohnen und eine von vier Raketen. Betroffen waren den Angaben nach die Gebiete Odessa, Charkiw und Dnipropetrowsk.

Selenski: Russland feuerte mehr als 800 Gleitbomben ab

Die Ukraine fordert vom Westen mehr Flugabwehrsysteme und Raketen, um sich noch besser vor den russischen Luftangriffen schützen zu können. Der ukrainische Präsident Wolodymir Selenski berichtete am Morgen, dass Russland allein in der vergangenen Woche mehr als 800 Gleitbomben, fast 300 Drohnen und mehr als 60 Raketen und Marschflugkörper gegen die das Land abgefeuert habe.

«Terror kann nur auf eine Weise verlässlich gestoppt werden: Indem russische Militärflughäfen, ihre Stützpunkte und die Logistik des russischen Terrors angegriffen werden», teilte Selenski auf X mit. «Wir müssen das erreichen», schrieb er. Selenski hatte zuletzt in Deutschland und auch in Italien gefordert, dass der Westen der Ukraine reichweitenstarke Waffen überlasse, um damit Ziele auf russischem Staatsgebiet zu zerstören. Bisher gelten für die Ukraine Beschränkungen für den Einsatz westlicher Waffen gegen Russland.

In Italien sprach Selenski auch von dem Ziel, die Ukraine unabhängiger von Waffenlieferungen aus dem Ausland machen. «Wir sind dabei unterirdische Waffenproduktionsanlagen einzurichten, so dass ukrainische Soldaten sich selbst verteidigen können, selbst dann, wenn sich der Nachschub unserer anderen Partner verzögern sollte,» sagte Selenski während eines Vortrages in Cernobbio in Norditalien. Die Ukraine habe ihre «eigenen neuen Drohnen und Raketen entwickelt,» und man sei bereit, diesen Krieg zurück nach Russland zu bringen, um Putin unter Druck zu setzen. (dpa)

19:35 Uhr

Samstag, 7. September

Ukraine warnt vor iranischen Raketen für Russland

Die Ukraine hat den Iran eindringlich aufgerufen, Russland unter keinen Umständen mit ballistischen Raketen für seinen Angriffskrieg auszustatten. Wenn Berichte internationaler Medien bestätigt würden, dass der Iran Russland mit diesen Raketen für Angriffe auf die Ukraine versorge, werde das schwere Folgen für die bilateralen Beziehungen zwischen Kiew und Teheran haben, teilte das Aussenministerium mit. Gemäss den Regeln der Vereinten Nationen und des internationalen Rechts sei Russland ein Aggressorstaat.

Gleichwohl bereite Sorgen, dass Teheran und Moskau ihre militärische Zusammenarbeit vertiefen und so die Sicherheit nicht nur der Ukraine, sondern ganz Europas, im Nahen Orten und in der Welt bedrohten, teilte das Aussenministerium in Kiew weiter mit. Die iranische Führung müsse durch Taten überzeugen, dass sie Russland Kriegsmaschine nicht unterstütze, hiess es. Kiew wirft Teheran schon seit langem vor, Moskaus Krieg zu unterstützen – am Anfang vor allem auch mit der Überlassung iranischer Drohnen oder den Plänen für den Bau der unbemannten Flugobjekte. (dpa)

18:06 Uhr

Samstag, 7. September

Explosionen im Gebiet Woronesch nach Kiewer Drohnenangriff

Nach einem ukrainischen Drohnenangriff haben Behörden im russischen Gebiet Woronesch von Explosionen im Kreis Ostrogoschsk berichtet und in der Region den Ausnahmezustand ausgerufen. Gouverneur Alexander Gussew teilte bei Telegram mit, dass mehrere Ortschaften in dem Kreis evakuiert würden. Demnach kam es an einem Objekt mit explosiven Materialien nach einem Brand zu Detonationen.

Hunderte Menschen seien in Sicherheit gebracht worden, sagte Gussew. Er teilte auch mit, dass die Autobahn auf einer Strecke von 54 Kilometern gesperrt worden sei, aus Sicherheitsgründen. Gemeint ist die Autobahn von Woronesch Richtung der ostukrainischen Stadt Luhansk, die schon seit 2014 nicht mehr unter Kontrolle Kiews ist. An der Trasse standen Flächen in Brand, durch die anhaltenden Explosionen gebe es Probleme beim Löschen, teilte der Gouverneur mit.

Gussew sagte nicht, um welche Art von Objekt es sich handelte. Ukrainische Medien berichteten, dass das Munitionslager im Dorf Soldatskoje im Westen Russlands getroffen worden sei. Von dort seien die russischen Truppen in der Ukraine versorgt worden, berichteten Medien in Kiew unter Berufung auf den ukrainischen Militärgeheimdienst SBU.

Nach Darstellung Gussews gab es zunächst keine Verletzten. Das Ausmass der Schäden war demnach nicht klar. Die meisten Bewohner würden bei Verwandten und Bekannten unterkommen, teilte er mit.

In dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beschiessen sich die beiden Kriegsparteien immer wieder gegenseitig mit Drohnen, um etwa auch Treibstoff- und Munitionsdepots für den militärischen Nachschub zu zerstören. Auch die Region Woronesch war im Zuge der seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden Invasion immer wieder Ziel von Gegenangriffen. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow lobte bei Facebook die Schlagkraft der Drohnen aus eigener Produktion.

Rada: Drohnenteile an ukrainischem Parlament

Die ukrainische Flugabwehr meldete am Morgen erneut den Abschuss zahlreicher russischer Drohnen. Insgesamt seien 58 von 67 russischen Drohnen abgeschossen worden, heiss es. Einzelne Drohnen seien auch auf das Gebiet der benachbarten Republik Belarus geraten, hiess es. Minsk hatte zuletzt wiederholt Luftraumverletzungen und den Abschuss von Flugobjekten gemeldet.

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew veröffentlichte das Parlament, die Oberste Rada, Fotos, auf denen nach den offiziellen Angaben Teile von abgeschossenen Drohnen zu sehen waren. Von unabhängiger Seite war das nicht überprüfbar. Schäden gab es den Angaben zufolge nicht. (dpa)

14:12 Uhr

Samstag, 7. September

Ukraine meldet Tote nach russischem Angriff im Gebiet Donezk

Bei neuem russischen Artilleriebeschuss sind in der Stadt Kostjantyniwka im ostukrainischen Gebiet Donezk nach offiziellen Angaben mindestens drei Menschen getötet worden. Drei Männer im Alter zwischen 24 und 69 Jahren seien ihren Verletzungen erlegen, teilte die ukrainische Militärverwaltung mit. Sie rief erneut die Bewohner auf, den Evakuierungsaufforderungen Folge zu leisten.

Bei dem morgendlichen Beschuss von russischer Seite seien ein mehrgeschossiges Wohnhaus, ein Verwaltungsgebäude, Läden, Autos und Stromleitungen beschädigt worden. Die strategisch wichtige Stadt Kostjantyniwka ist immer wieder Ziel russischer Angriffe.

Das Gebiet Donezk ist einschliesslich der gleichnamigen Gebietshauptstadt grösstenteils von Russland besetzt. Die russischen Truppen rücken dort weiter vor – und wollen das für seinen Bergbau bekannte Gebiet komplett unter ihre Kontrolle bringen.

Das russische Verteidigungsministerium meldete am Vormittag die Einnahme eines Dorfes mit dem Namen Kalynowe. Details nannte das Ministerium mit. Im Gebiet Donezk gibt es mehrere Dörfer mit diesem Namen in unterschiedlichen Kreisen. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es nicht.

Briten: Taktische Gewinne der Russen bei Wuhledar

Dem britischen Verteidigungsministerium zufolge machen die Russen auch Fortschritte bei Wuhledar, das südwestlich der Stadt Donezk liegt. Russland habe schon früher versucht, die Stadt anzugreifen, was zu schweren Verlusten, aber nur geringem Gebietsgewinn geführt habe, teilte das Ministerium in London mit.

Im August hätten russische Truppen allerdings Gewinne im Osten und Westen von Wuhledar gemacht. «Im nächsten Monat wird Russland wahrscheinlich weiter versuchen, bei Wuhledar Fortschritte zu machen und die Stadt selbst zu bedrohen», schrieben die Briten in ihrem regelmässigen Update auf der Plattform X.

Ein Ziel der seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden russischen Invasion ist nach Kremlangaben, das Gebiet Donezk sowie die ebenfalls annektierten Regionen Luhansk, Saporischschja und Cherson komplett unter Moskaus Kontrolle zu bringen. Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Militärhilfe gegen den Angriffskrieg und will alle ihre Gebiete von der russischen Besatzung befreien. (dpa)

09:09 Uhr

Samstag, 7. September

Explosionen im Gebiet Woronesch nach Kiewer Drohnenangriff

Nach einem ukrainischen Drohnenangriff haben Behörden im russischen Gebiet Woronesch von Explosionen im Kreis Ostrogoschsk berichtet und dort den Ausnahmezustand ausgerufen. Gouverneur Alexander Gussew teilte bei Telegram mit, dass mehrere Ortschaften in dem Kreis evakuiert würden. Demnach kam es an einem Objekt mit explosiven Materialien nach einem Brand zu Detonationen.

Gussew sagte nicht, um welche Art von Objekt es sich handelte. Ukrainische Beobachter gingen allerdings davon aus, dass ein Munitionslager im Westen Russlands getroffen worden sei. Nach Darstellung Gussews gab es zunächst keine Verletzten. Das Ausmass der Schäden war demnach nicht klar. Die meisten Bewohner würden bei Verwandten und Bekannten unterkommen, teilte er mit.

In dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beschiessen sich die beiden Kriegsparteien immer wieder gegenseitig mit Drohnen, um etwa auch Treibstoff- und Munitionsdepots für den militärischen Nachschub zu zerstören. Auch die Region Woronesch war in dem seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden Krieg immer wieder Ziel von Angriffen. Die ukrainische Flugabwehr meldete am Morgen erneut den Abschuss zahlreicher russischer Drohnen. (dpa)

14:03 Uhr

Freitag, 6. September

Viele Verletzte in Pawlohrad nach russischen Raketenschlägen

Nach mehreren russischen Raketenschlägen auf die südostukrainische Grossstadt Pawlohrad ist mindestens ein Mensch getötet worden. Mehr als 50 seien verletzt worden, teilte Gouverneur Serhij Lyssak bei Telegram mit. Armeeangaben zufolge hat das russische Militär fünf Iskander-Raketen auf Ziele in der Industriestadt abgefeuert. Behördenangaben nach wurden mehrere Wohnhäuser und die zivile Infrastruktur beschädigt. (dpa)

12:32 Uhr

Freitag, 6. September

Deutschland sagt Ukraine zwölf weitere Panzerhaubitzen zu

Deutschland wird der Ukraine zwölf weitere Panzerhaubitzen 2000 für 150 Millionen Euro liefern. Sechs der modernen Artilleriegeschütze mit einer Reichweite von mehr als 30 Kilometern würden noch in diesem Jahr geliefert, sechs weitere im nächsten Jahr, kündigte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein an. (dpa)

11:06 Uhr

Freitag, 6. September

Selenski in Deutschland - Gespräche mit Verbündeten

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ist zu Gesprächen in Deutschland mit westlichen Verbündeten über die weitere Unterstützung im Abwehrkampf gegen die russische Invasion eingetroffen. Selenski nahm am Morgen an der Eröffnungssitzung der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz teil. Ausser dem Präsidenten waren etwa auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vor Ort. Kiew drängt nach jüngsten verheerenden russischen Luftangriffen insbesondere auf stärkere Lieferungen von Flugabwehrsystemen.

Erwartet wurde, dass Selenski später am Freitag von Ramstein nach Frankfurt/Main fährt. Dort soll er sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) treffen. Beide wollen am frühen Nachmittag zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammenkommen, wie ein Regierungssprecher am Donnerstagabend bestätigte. Es ist Selenskis fünfter Besuch in Deutschland seit Kriegsbeginn. Zuletzt sprach er im Juni im Bundestag in Berlin. (dpa)

10:26 Uhr

Freitag, 6. September

Russische Angriffe treffen mehrere ukrainische Regionen

Schwere russische Angriffe haben in der Nacht und in den frühen Morgenstunden Schäden in mehreren Regionen der Ukraine angerichtet. In der Industrieregion Dnipropetrowsk seien zwei Menschen verletzt worden, schrieb der Militärgouverneur der Region, Serhij Lyssak auf Telegram. Getroffen habe es eine 62-jährige Frau und einen 65-jährigen Mann im Landkreis Nikopol. Rund ein Dutzend Wohnhäuser und mehrere Fahrzeuge seien beschädigt worden durch einen Beschuss von Drohnen und Artillerie. Auch andere Landkreise seien unter Feuer geraten.

Im westukrainischen Gebiet Lwiw sind offiziellen Angaben zufolge nach russischen Drohnenattacken mehrere Lagergebäude in Brand geraten. Rettungskräfte hätten das Feuer später gelöscht, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj auf seinem Telegramkanal mit. Der Militärgouverneur des Gebiets, Maxym Kosytzkyj, berichtete zudem von vier ausgebrannten Lkw. Tote und Verletzte hat es offiziellen Angaben nach nicht gegeben. Über die Höhe der Schäden gaben die Behörden keine Auskunft.

Der Flugabwehr zufolge hat Russland einen Marschflugkörper und eine Luft-Boden-Rakete sowie 44 Drohnen eingesetzt. 27 Drohnen seien abgeschossen, 8 weitere durch elektronische Funkabwehr zum Absturz gebracht worden, teilte das Militär mit. Über Folgen von Einschlägen gab es keine Angaben.

Im Gebiet Donezk ist zudem ein Feuerwehrfahrzeug ausgebrannt, als es laut Behörden auf eine vom russischen Militär verlegte Mine fuhr. Drei Feuerwehrleute wurden verletzt. Alle drei mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. (dpa)

04:34 Uhr

freitag, 6. September

Die Nacht auf Freitag im Überblick

Verteidigungsminister und Militärs aus aller Welt treffen sich heute auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz zu Gesprächen über die weitere Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg. Zu der Konferenz auf der grössten US-Airbase ausserhalb der Vereinigten Staaten hat US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die Mitglieder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe eingeladen.

Einem «Spiegel»-Bericht zufolge soll auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu den Gesprächen hinzustossen. Selenskyj trifft sich am frühen Nachmittag zudem mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Frankfurt am Main, wie ein Regierungssprecher am Abend sagte.

Erwartet werden in Ramstein etwa Beratungen darüber, wie die Flugabwehr der Ukraine gestärkt werden kann. Zur Kontaktgruppe gehören rund 50 Staaten, darunter Deutschland. Wie bei früheren Gesprächen auf dem Stützpunkt bei Kaiserslautern wurden auch Nicht-Nato-Staaten eingeladen. Es ist das 24. Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe, allerdings wurden die meisten Gespräche als Videokonferenzen geführt. Russland führt seit dem 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Der Westen unterstützt Kiew bei der Verteidigung unter anderem mit umfangreichen Waffenlieferungen.

Russische Angriffe in der Nacht

Auch in der Nacht zum Freitag meldete die ukrainische Luftwaffe wieder etliche russische Angriffe mit Kampfdrohnen und Raketen in weiten Teilen des Landes. Im Gebiet Charkiw im Osten, in der nordöstlichen Grenzregion Sumy sowie in Winnyzja im Westen waren Berichten zufolge Explosionen zu hören. Nahe der westukrainischen Grossstadt Lwiw habe es nach einem abgewehrten Drohnenangriff gebrannt, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj am Morgen bei Telegram mit. Zum Ausmass der Schäden oder zu Verletzten gab es zunächst keine Informationen.

Häuser in russischer Grenzstadt beschädigt

Offiziellen Angaben aus Russland zufolge beschossen die ukrainischen Streitkräfte am Abend dreimal die russische Grenzstadt Schebekino. Dabei seien 15 Privathäuser beschädigt worden, teilte der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, auf seinem Telegram-Kanal mit. Auch ein Fabrikdach wurde demnach beschädigt. An mehreren Orten habe es gebrannt. Das genaue Ausmass der Schäden solle bei Tageslicht begutachtet werden. Angaben zu möglichen Opfern gab es zunächst nicht.

Selenskyj berät mit Macron über Zusammenarbeit

Selenskyj beriet am Abend mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron über eine weitere Zusammenarbeit im Verteidigungssektor, über ein neues militärisches Hilfspaket Frankreichs und die Möglichkeit einer gemeinsamen Produktion bestimmter Waffen. Selenskyj verwies vor dem Ramstein-Treffen auf den Hauptbedarf im Krieg gegen Russland und nannte auf der Plattform X die Luftverteidigung, gepanzerte Fahrzeuge, Artillerie und Systeme zur elektronischen Kriegführung. Der ukrainische Präsident betonte ferner, dass sein Land dringend die Erlaubnis seiner Partner brauche, jene Flugplätze anzugreifen, von denen Russland Raketen auf die Ukraine abschiesse.

Kurz vor dem Treffen beschloss Rumänien, dem Nachbarland eines seiner Patriot-Flugabwehrsysteme zu überlassen. Selenskyj dankte dem rumänischen Staatschef Klaus Iohannis, der kurz zuvor den vom Parlament in Bukarest gefassten Beschluss unterzeichnet hatte. Dies sei ein bedeutender Beitrag zum Schutz der Ukraine «vor dem russischen Raketen-Terror».

«Wir erwarten von unseren Partnern, dass sie ein ganzes Paket von Beschlüssen zur Luftverteidigung und anderen Hilfen für die Ukraine umsetzen - das ist genau das Paket, das auf dem Nato-Gipfel in Washington im Juli beschlossen wurde», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache mit Blick auf das Ramstein-Treffen. (dpa)

02:31 Uhr

Freitag, 6. September

London liefert der Ukraine Hunderte Luftabwehr-Raketen

Grossbritannien liefert der Ukraine 650 Raketen zur Luftabwehr. Das teilte das Verteidigungsministerium in London vor einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz mit.

Verteidigungsminister John Healey werde das Luftabwehr-Paket im Wert von 162 Millionen Pfund bei dem Treffen verkünden, hiess es in einer Mitteilung. Finanziert werde es vornehmlich aus der drei Milliarden Pfund schweren jährlichen Unterstützung Grossbritanniens für die Ukraine. (dpa)

00:24 Uhr

Freitag, 6. September

«Cyberkrieg»: US-Justiz klagt mehrere Russen an

Die US-Justiz hat Anklage gegen mehrere Mitglieder des russischen Militärgeheimdienstes GRU erhoben. Ihnen wird vorgeworfen, hinter einem grossangelegten Hacker-Angriff auf die ukrainische Regierung im Januar 2022 zu stecken, also kurz vor dem russischen Einmarsch in das Land, wie das US-Justizministerium mitteilte. Später hätten sie auch Computersysteme in anderen Ländern attackiert, die Kiew unterstützten – unter anderem in den USA und anderen Nato-Staaten.

Den fünf GRU-Mitarbeitern wird zur Last gelegt, sich gemeinsam mit einem russischen Zivilisten an einer Verschwörung beteiligt zu haben, um sich vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine in Computersysteme der dortigen Regierung einzuhacken, Daten zu stehlen und weiterzugeben. Der russische Zivilist war in der Sache bereits zuvor angeklagt worden in den USA, die fünf Angehörigen des russischen Militärs kamen nun hinzu.

Je zehn Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt

Ein Vertreter der US-Bundespolizei FBI sagte, die Attacke damals könne als Auftakt des Ukraine-Krieges angesehen werden. Wo die sechs Russen sich derzeit aufhielten, sei nicht klar, sagten Mitarbeiter der US-Strafverfolgungsbehörden. Die Anklageschrift gehe an die internationale Polizeiorganisation Interpol. Falls die Männer in Russland seien, sässen sie dort nun fest. Falls sie anderswo seien, könnten sie sich nicht mehr sicher fühlen. Die USA setzten auch ein Kopfgeld von jeweils zehn Millionen Dollar (etwa neun Millionen Euro) aus für Informationen zu den sechs Männern und für Hinweise, um sie aufzuspüren. (dpa)

22:22 Uhr

Donnerstag, 5. September

Japanischer Spion in Belarus festgenommen

Der Geheimdienst von Belarus hat einen mutmasslichen japanischen Spion enttarnt und festgenommen. Der Mann soll militärische Geheimnisse ausspioniert und Truppenbewegungen an der Grenze zur Ukraine dokumentiert haben, berichtete die Staatsagentur Belta unter Berufung auf den Geheimdienst KGB. Zudem soll der Japaner versucht haben, Mitarbeiter diverser belarussischer Behörden anzuwerben oder Informationen von ihnen zu kaufen.

Für welchen ausländischen Dienst der Mann spioniert haben soll, wurde nicht erwähnt. Der KGB berichtete lediglich, der Japaner sei geständig und kooperiere «aktiv» mit den Ermittlern. (dpa)

14:47 Uhr

Donnerstag, 5. September

Neuer ukrainischer Aussenminister Andrij Sybiha bestätigt

Nach der Entlassung des ukrainischen Aussenministers Dmytro Kuleba hat das ukrainische Parlament dessen bisherigen Stellvertreter Andrij Sybiha als neuen Chefdiplomaten des Landes eingesetzt. Für die von Präsident Wolodimir Selenski eingereichte Kandidatur stimmten örtlichen Medien zufolge 258 Abgeordnete. 226 Stimmen wären notwendig gewesen. Von dem 49-Jährigen wird vor allem erwartet, dass er im Westen noch mehr Unterstützung für die Verteidigung gegen die russischen Angreifer einwirbt.

Sybiha arbeitete unter Kuleba bereits seit April als Vize im Aussenministerium. Davor war er seit 2021 als Stellvertreter von Büroleiter Andrij Jermak im Präsidentenbüro im internationalen Bereich tätig gewesen. Von 2016 bis 2021 war der Jurist zudem ukrainischer Botschafter in der Türkei. Nach seinem Studium der internationalen Beziehungen trat er bereits 1997 in den diplomatischen Dienst seines Heimatlandes ein.

Vorher war der international äusserst bekannte Kuleba nach einem Rücktrittsgesuch entlassen worden. (dpa)

14:28 Uhr

Donnerstag, 5. September

Nahende Front: Keine Evakuierungszüge mehr aus Pokrowsk

Angesichts der näherrückenden russischen Truppen hat die Ukraine Evakuierungen mit dem Zug aus der frontnahen Stadt Pokrowsk im Osten des Landes eingestellt. «Jetzt ist die Abfahrtsstation Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk», teilte der Gouverneur des Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, auf Telegram mit. Die örtlichen Behörden hätten nun die Aufgabe, für Flüchtlinge Busverbindungen zum Bahnhof von Pawlohrad einzurichten. Pawlohrad liegt gut 90 Kilometer westlich von Pokrowsk.

In Pokrowsk sollen Behördenangaben nach noch gut 30'000 Menschen ausharren. Vor dem Krieg hatte die Stadt noch über 70'000 Einwohner. Die Frontlinie verläuft nur etwa neun Kilometer südöstlich der Bergarbeiterstadt. Regelmässig gerät der Verkehrsknotenpunkt unter Beschuss. (dpa)

11:45 Uhr

Donnerstag, 5. September

Ukrainisches Parlament entlässt Aussenminister Kuleba

Das ukrainische Parlament hat Aussenminister Dmytro Kuleba entlassen. Am Mittwoch hatte er im Zuge einer Regierungsumbildung seinen Rücktritt eingereicht. Designierter Nachfolger ist der bisherige Stellvertreter Andrij Sybiha, wie ukrainische Medien meldeten. (dpa)

11:03 Uhr

Donnerstag, 5. September

Dutzende russische Drohnen greifen Ziele in der Ukraine an

Das russische Militär hat nach ukrainischen Angaben mit 78 Kampfdrohnen iranischer Bauart Ziele im ukrainischen Hinterland angegriffen. 60 seien abgeschossen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe bei Telegram mit. 15 weitere seien durch elektronische Mittel vom Kurs abgebracht worden. Zwei Drohnen sollen nach Russland «zurückgekehrt» und eine in den belarussischen Luftraum geflogen sein. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe ist auch eine Iskander-Rakete von der besetzten Halbinsel Krim aus abgefeuert worden. Schäden oder Opfer soll es den Angaben nach nicht gegeben haben.

Der belarussische Generalstab bestätigte der staatlichen Nachrichtenagentur Belta den Vorfall und sprach vom Abschuss mehrerer Drohnen. Das soll ukrainischen Quellen zufolge über dem an die Ukraine grenzenden Gebiet Gomel erfolgt sein.

Durch die ständigen Drohnenflüge galt allein in der ukrainischen Hauptstadt Kiew in der Nacht ein mehr als neunstündiger Luftalarm. Am Morgen war kurz auch Flugabwehrfeuer zu hören. Schäden hat es Behördenangaben nach aber nicht gegeben. (dpa)

06:41 Uhr

Donnerstag, 5. September

AKW Saporischschja: Kühlturm wird wahrscheinlich abgerissen

Nach einem Brand am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine muss ein beschädigter Kühlturm laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wohl abgerissen werden. «Dieses grosse Gebäude ist künftig nicht mehr nutzbar. Daher wird es wahrscheinlich irgendwann in der Zukunft abgerissen», sagte IAEA-Chef Rafael Grossi bei einem Besuch des Atomkraftwerks. In einem Video, das Grossi auf der Plattform X verbreitete, ist zu sehen, wie der IAEA-Chef in Schutzkleidung und mit Helm zusammen mit seinem Team die Anlage begutachtet.

Der Kühlturm war bei einem Brand im August beschädigt worden. Die Ukraine warf der russischen Besatzung vor, den Brand ausgelöst zu haben. Die von Russland eingesetzte Kraftwerksleitung und die Verwaltung für den besetzten Teil des Gebiets Saporischschja sprachen dagegen von einem ukrainischen Drohnenangriff, der den Brand ausgelöst habe. Grossi sagte nach dem Vorfall, der Schaden am Kühlturm beeinträchtige die Sicherheit der sechs stillliegenden Reaktoren des AKW nicht. (dpa)

06:34 Uhr

Donnerstag, 5. September

Die Nacht auf Donnerstag im Überblick

In der Ukraine geht der von Präsident Wolodimir Selenski parallel zum Kampf gegen den russischen Angriffskrieg angekündigte Umbau der Regierung weiter. Nachdem Aussenminister Dmytro Kuleba seinen Rücktritt eingereicht hat, steht darüber noch immer eine Entscheidung im Parlament, der Obersten Rada, aus.

Als möglicher neuer Chefdiplomat der Ukraine ist der 49 Jahre alte bisherige stellvertretende Aussenminister Andrij Sybiha im Gespräch, wie das Kiewer Nachrichtenportal «Ukrajinska Prawda» unter Berufung auf die Präsidentenpartei «Sluha Naroda» meldete. Formell muss die Rada über den Rücktritt abstimmen.

Während einige der bisherigen Minister und Spitzenbeamten, die ihre Posten zur Verfügung gestellt hatten, in neue Regierungsämter kommen, ist Kulebas Zukunft unklar. Die bisherige Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk teilte mit, dass sie künftig stellvertretende Leiterin der Präsidialverwaltung werde. Sie soll künftig auch für Sozialfragen zuständig sein.

Die nach einem Rücktrittsgesuch entlassene Olha Stefanischyna ist erneut als Vizeregierungschefin für EU- und Natointegration vorgesehen und soll daneben auch das Justizministerium erhalten. Zuvor hatte die Rada das Rücktrittsgesuch von Justizminister Denys Maljuska angenommen.

Selenski: «Wir brauchen neue Energie»

Insgesamt sollen etwa die Hälfte der Ministerposten neu besetzt und auch einige Ressortzuschnitte geändert werden, heisst es. So wird etwa das Ministerium für Fragen der Reintegration der vorübergehend besetzten Gebiete als eigenständige Behörde aufgelöst. Die Aufgaben gehen in das Ministerium für die Entwicklung der Gemeinschaften und Gebiete der Ukraine über. Nicht betroffen von dem Umbau sind andere Schlüsselministerien wie das Finanz-, das Innen- und das Verteidigungsministerium.

Nach dem Bericht der «Ukrajinska Prawda» sind die Vorschläge für den grossen Umbau bei einer Sitzung der Präsidentenpartei unter Vorsitz von Rada-Fraktionschef David Arachamija vereinbart worden. Laut Arachamija war auch Präsident Selenski anwesend. Der Staatschef hatte den Regierungsumbau damit begründet, dass das Land einen Neustart brauche. «Wir brauchen neue Energie», sagte er.

In seiner abendlichen Videobotschaft verlor Selenski kein Wort über die beispiellose Neuaufstellung. Kritiker halten den Umbau für Augenwischerei und Aktionismus, um Veränderungen vorzutäuschen und von den Misserfolgen im Abwehrkampf gegen die russische Invasion abzulenken. Auch die Probleme bei der Energieversorgung durch die ständigen russischen Angriffe auf die Infrastruktur lassen die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der eigenen Führung wachsen.

Präsident pocht auf Ziele der Kursk-Offensive

In seiner Videobotschaft betonte der Präsident, dass vor allem die am 6. August begonnene ukrainische Invasion im russischen Gebiet Kursk erfolgreich verlaufe. «Es ist sehr wichtig, dass absolut alle für die Kursk-Operation ausgelegten Ziele auch umgesetzt werden», sagte Selenskyj. Er hob einmal mehr hervor, dass vor allem der Bestand an russischen Kriegsgefangenen für die nächsten Gefangenenaustausche aufgefüllt worden sei.

Selenskyj nannte keine Details über die Lage im umkämpften ostukrainischen Gebiet Donezk. Allerdings berichten Militärbeobachter, sowohl unabhängige als auch jene der Kriegsparteien, dass die russischen Truppen in der Region weiter vorrücken.

Dagegen hatte der russische Präsident Wladimir Putin erklärt, dass Russland die «Banditen» im Gebiet Kursk vernichten, die Ordnung wiederherstellen und seine Kriegsziele in der Ukraine trotzdem erreichen werde. Das russische Verteidigungsministerium meldet inzwischen täglich Gebietsgewinne und auch die Einnahme von Ortschaften im Raum Donezk.

Besonders in Pokrowsk – die Stadt ist ein strategisch wichtiger Bahnknotenpunkt – ist die ukrainische Armee unter Druck. In der Grossstadt haben die Behörden eine Evakuierung angeordnet. Noch immer sollen sich dort aber mehr als 20'000 Menschen aufhalten. (dpa)

16:38 Uhr

Mittwoch, 4. September

Tote und Verletzte nach ukrainischem Beschuss in Donezk

In der von Russland annektierten ostukrainischen Grossstadt Donezk sind nach Angaben der Besatzungsbehörden bei Artilleriefeuer auf einem Markt mindestens drei Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden. Ukrainische Truppen hätten den Markt beschossen, zwei Männer und eine Frau seien getötet worden, teilte der Chef der selbsternannten Donezker Volksrepublik, Denis Puschilin, bei Telegram mit.

Auf Videos und Fotos in russischen Staatsmedien waren schwere Verwüstungen des Marktes zu sehen. Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

Auch ein Linienbus sei getroffen worden, teilte Puschilin mit. Die Grossstadt Donezk wird schon seit 2014 immer wieder beschossen, seit sich bewaffnete prorussische Separatisten dort von der Zentralregierung in Kiew nach dem Sturz des moskaufreundlichen Präsidenten Viktor Janukowitsch losgesagt hatten. Die Ukraine versucht seit Jahren, dort die Kontrolle zurückzuerlangen. (dpa)

14:51 Uhr

Mittwoch, 4. September

Ukrainisches Parlament entlässt mehrere Minister

Mitten im Krieg mit Russland hat das ukrainische Parlament den von Präsident Wolodimir Selenski angekündigten Regierungsumbau eingeleitet und mehrere Minister entlassen. Mit klaren Mehrheiten wurde der Rücktritt von Vizeregierungschefin Olha Stefanischyna, Justizminister Denys Maljuska, Rüstungsminister Olexander Kamyschin und Umweltminister Ruslan Strilez angenommen, berichteten ukrainische Medien. Nur Maljuska und Kamyschin waren persönlich in der Obersten Rada erschienen und hatten über ihre Arbeit Bericht erstattet.

Die Entlassungen von Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk und von Witalij Kowal, Chef des Fonds für Staatseigentum, scheiterten vorerst an fehlenden Stimmen. Abgeordnete hatten kritisiert, dass die Abstimmung ohne vorherigen Rechenschaftsbericht der Entlassungskandidaten erfolgen sollte.

Am Dienstag waren Entlassungsgesuche mehrerer Minister im Parlament eingegangen. Am Morgen stellte auch Aussenminister Dmytro Kuleba sein Amt zur Verfügung.

Selenski hatte im Juli angekündigt, die Regierungsarbeit durch Neubesetzungen verbessern zu wollen. Der Fraktionschef der Präsidentenpartei Diener des Volkes, David Arachamija, erklärte, mehr als Hälfte der Ministerposten solle neu besetzt werden. Die Ukraine wehrt seit über zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab. (dpa)

14:20 Uhr

Mittwoch, 4. September

Schweiz verlängert Schutzstatus S

Die Schweiz bietet geflüchteten Menschen aus der Ukraine auch nächstes Jahr Schutz. Der Bundesrat verlängert den Schutzstatus S um ein weiteres Jahr. Das hat er am Mittwoch entschieden. Konkret werde der Status nicht vor dem 4. März 2026 aufgehoben, ausser die Situation in der Ukraine stabilisiere sich nachhaltig, heisst es in einer Mitteilung des Justizdepartements.

Der Bundesrat würde den Schutzstatus nach eigenen Angaben nur aufheben, wenn «eine schwere allgemeine Gefährdung» in der Ukraine nicht mehr gegeben sei. Das ist heute nicht der Fall. Auf dem gesamten Staatsgebiet der Ukraine müsse weiterhin mit kriegerischen Handlungen gerechnet werden. Mit dem Entscheid erhielten die Schutzsuchenden, Kantone, Gemeinden und Arbeitgeber Klarheit für die nächsten 18 Monaten. Der Entscheid war erwartet worden. Die EU hatte Ende Juni den Schutzstatus ausgeweitet. (rwa)

09:04 Uhr

Mittwoch, 4. September

Ukrainischer Aussenminister Kuleba reicht Rücktritt ein

Dmytro Kuleba hat seinen Rücktritt eingereicht.
Bild:  Efrem Lukatsky / AP

In einer grösseren Regierungsumbildung in der Ukraine hat nach Parlamentsangaben auch Aussenminister Dmytro Kuleba seinen Rücktritt erklärt. Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite ein Foto der handschriftlichen Bitte um Entlassung, die auf den heutigen Mittwoch datiert war. Eine andere Quelle gab es zunächst nicht. Stefantschuk kündigte an, das Gesuch auf einer der nächsten Sitzungen der Obersten Rada zu behandeln. Zuvor wurden weitere handschriftliche Rücktrittsgesuche auf der Facebook-Seite veröffentlicht.

Minister noch aus Vorkriegszeiten

Der Karrierediplomat Kuleba war seit 2020 noch vor Beginn des russischen Angriffskrieges Aussenminister. Seit Dienstag haben mehrere ukrainische Minister sowie zwei Vizeregierungschefinnen offiziell um ihre Entlassung aus der Regierung gebeten. Präsident Wolodimir Selenski hatte im Juli einen Umbau des Kabinetts angekündigt. Wie er sagt, soll dies die Regierungsarbeit unter der Last des Krieges effektiver machen. ( dpa )

08:53 Uhr

Mittwoch, 4. September

Erneut russische Luftangriffe - Tote und Verletzte in Lwiw

Die Ukraine ist nach Kiewer Militärangaben in der Nacht von Russland erneut mit Raketen und Drohnen bombardiert worden. In einigen Gebieten im Norden des Landes dauerte der Luftalarm auch morgens um 8.30 Uhr Ortszeit (7.30 Uhr MESZ) an, weil die Luftwaffe immer noch russische Kampfdrohnen in der Luft ortete. Besonders schwer getroffen von den Angriffen wurde die westukrainische Grossstadt Lwiw. Dort seien mindestens 7 Menschen getötet und mindestens 38 Menschen verletzt worden, wie Bürgermeister Andrij Sadowyj mitteilte. Drei der Toten seien Kinder.

Ein Wohnhaus im Zentrum nahe dem Bahnhof sei in Brand geraten. Auch zwei Schulen in der Stadt nur 70 Kilometer von Polen entfernt seien beschädigt worden. Die Bahn musste wegen Stromausfällen einige Züge in der Region mit Diesel-Lokomotiven versehen. ( dpa )

06:40 Uhr

Mittwoch, 4. September

Über 50 Tote: Ukraine trauert nach russischem Raketenangriff

In der Ukraine herrscht Trauer nach der verheerenden Raketenattacke auf die Grossstadt Poltawa - eine der folgenreichsten seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor zweieinhalb Jahren. Die Opferzahl stieg nach Angaben von Präsident Wolodimir Selenski bis in die Abendstunden auf 51 Tote und 271 Verletzte. Unter den Trümmern seien noch weitere Menschen, die Rettungskräfte arbeiteten unter Hochdruck. Zerstört wurde insbesondere ein Gebäude des Militärinstituts für Telekommunikation und Informatisierung in Poltawa - viele der Opfer sollen Soldaten sein.

Bei der Attacke auf die 280 Kilometer östlich von Kiew gelegene Stadt nutzte das russische Militär mutmasslich Iskander-Raketen. Auch wenn dieser Angriff besonders verheerende Folgen hatte: Der Beschuss von Städten und zivilen Objekten ist für die Menschen in der Ukraine bitterer Alltag - so wurde in der Nacht die Universität in der nordöstlichen Gebietshauptstadt Sumy durch einen weiteren Luftangriff zerstört.

Angesichts der Tragödie in Poltawa wiederholte Selenski seine Forderung an den Westen, schnellstmöglich die Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen gegen militärische Ziele auf russischem Gebiet zu geben. «Die russischen Schläge werden unmöglich, wenn es uns möglich wird, die Abschussrampen der Okkupanten dort zu vernichten, wo sie sind, und die russischen Militärflugplätze und die Logistik dazu», sagte Selenski in seiner täglichen Videoansprache.

Der ukrainische Staatschef dankte dem Nachbarland Rumänien für dessen Ankündigung, eine Batterie des Flugabwehrsystems Patriot zu liefern. Er habe auch mit Kanadas Premierminister Justin Trudeau telefoniert und mit ihm über die Notwendigkeit weiterer Flugabwehrsysteme und weitreichender Waffen geredet, sagte Selenski.

Regierungsumbildung in Kiew

Zudem kündigte Selenski den Umbau der Regierung an, um die aussen- und innenpolitischen Herausforderungen des bevorstehenden Herbstes zu meistern. Als eins der grössten Probleme gilt die Energieversorgung der Bevölkerung in der kalten Jahreszeit - durch die ständigen russischen Angriffe sind das Strom- und das Wärmenetz des Landes stark beschädigt. Schon jetzt müssen die Ukrainer mit häufigen Stromabschaltungen leben.

Mehrere Minister haben bereits ihren Rücktritt eingereicht. Medienberichten zufolge droht auch Aussenminister Dmytro Kuleba die Entlassung. Regierungschef Denys Schmyhal soll demnach aber im Amt bleiben.

Bei den zunächst bekanntgewordenen drei Rücktritten handelt es sich um die Demission des für die Rüstungsindustrie zuständigen Ministers sowie die Ressortchefs für Justiz und Umwelt. Auch der für Privatisierungen zuständige Chef des Fonds für Staatseigentum möchte aus dem Amt scheiden. Später wurden auch die Rücktrittsgesuche der Vizeregierungschefinnen Olha Stefanischyna und Iryna Wereschtschuk bekannt. Wereschtschuk ist für Flüchtlingsfragen, Stefanischyna für die europäische Integration der Ukraine verantwortlich. Sie soll dem Vernehmen nach aber einen anderen Posten in der Regierung bekommen.

Lage an der Front bleibt schwierig

Derweil stehen die ukrainischen Streitkräfte an der Front weiter unter Druck. Laut dem abendlichen Lagebericht des ukrainischen Generalstabs gab es erneut fast 200 Gefechte. Das Hauptziel der russischen Angriffsbemühungen bleibt dabei die Kleinstadt Pokrowsk im Gebiet Donezk, von wo allein rund 60 Zusammenstösse gemeldet werden. In dem Raum haben die russischen Truppen aufgrund personeller und materieller Überlegenheit und der Lufthoheit in den vergangenen Wochen stetig Geländegewinne erzielt.

Ukraine wirft Russland Erschiessung Kriegsgefangener vor

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft beschuldigt russische Soldaten, weitere Kriegsgefangene getötet zu haben. Es seien Ermittlungen wegen der Erschiessung dreier Ukrainer im Raum Torezk im ostukrainischen Gebiet Donezk aufgenommen worden, teilte die Behörde auf ihrem Telegram-Kanal mit. Den vorliegenden Informationen nach seien die Ukrainer mit erhobenen Händen aus einem Bunker gekommen. «Die Besatzer haben sie mit dem Gesicht nach unten auf die Erde gelegt und ihnen unmittelbar danach in den Rücken geschossen», schrieb die Behörde unter Berufung auf im Internet kursierende Videos.

Das wird am Mittwoch wichtig

Neben dem bevorstehenden Regierungsumbau wird in Kiew auch ein Besuch des irischen Regierungschefs Simon Harris erwartet. Er werde sich heute mit Präsident Selenski in Kiew treffen, teilte die Regierung in Dublin mit. Irland will rund 36 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau der Ukraine bereitstellen. ( dpa )

14:19 Uhr

Dienstag, 3. September

Selenski: 41 Tote bei russischem Raketenangriff auf Poltawa

Bei einem russischen Raketenangriff sind in der zentralukrainischen Stadt Poltawa nach Angaben von Präsident Wolodimir Selenski mindestens 41 Menschen getötet worden. «Mehr als 180 Menschen wurden verletzt», teilte Selenski auf Telegram mit. Zwei ballistische Raketen seien auf dem Gelände einer Hochschule und eines benachbarten Krankenhauses eingeschlagen.

Ein Gebäude des Instituts für Kommunikation sei stark zerstört worden. Selenski erneuerte die Aufforderung an die westlichen Verbündeten, schnell Waffen zur Raketenabwehr zu liefern. «Flugabwehrsysteme und zugehörige Raketen sind in der Ukraine erforderlich und nicht irgendwo in einem Lager», unterstrich der Staatschef.

Auf zunächst nicht überprüfbaren Bildern in sozialen Netzwerken waren Leichen vor einem stark zerstörten mehrstöckigen Gebäude zu sehen. Es soll sich dabei um das Militärinstitut für Telekommunikation und Informatisierung der Kiewer Polytechnischen Hochschule in Poltawa handeln. Angaben von Innenminister Ihor Klymenko zufolge wurden mindestens 25 Menschen aus den Trümmern gerettet. Im angrenzenden Wohngebiet seien durch die Druckwelle Fenster zerstört und Fassaden beschädigt worden, hiess es.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen die russische Invasion auch mit westlicher Militärhilfe. Selenski fordert fast täglich eine bessere Flugabwehr zum Schutz der Städte und reichweitenstarke Raketen, um auch Ziele im russischen Hinterland zu treffen.

Schon am Morgen hatten Behörden russische Luft- und Artillerieangriffe auf ukrainisches Gebiet sowie Tote und Verletzte gemeldet. In der Stadt Saporischschja schlugen nach einem Besuch von Selenski am Montagabend Geschosse ein und töteten zwei Menschen. Ein Opfer sei ein achtjähriger Junge, schrieb Gebietsgouverneur Iwan Fedorow auf Telegram.

In der Grossstadt Dnipro wurden durch Raketenbeschuss ein Mann getötet und sechs Menschen verletzt, wie die dortige Verwaltung mitteilte. In der Region gab es Berichten zufolge einen Treffer auf ein Umspannwerk. Im nordöstlichen Gebiet Sumy schlugen seit Montag in zahlreichen Orten russische Fliegerbomben und Artilleriegeschosse ein. Es gebe drei Verletzte. Durch die Region Sumy an der Grenze zu Russland läuft der Nachschub für die ukrainischen Truppen bei ihrer Offensive im russischen Gebiet Kursk. (dpa)

08:23 Uhr

Dienstag, 3. September

Tote und Verletzte in der Ukraine nach russischen Angriffen

Durch russische Luft- und Artillerieangriffe auf ukrainisches Gebiet sind nach Behördenangaben mehrere Zivilisten getötet und verletzt worden. In der Stadt Saporischschja schlugen nach einem Besuch von Präsident Wolodimir Selenski am Montagabend Geschosse ein und töteten zwei Menschen. Ein Opfer sei ein achtjähriger Junge, schrieb Gebietsgouverneur Iwan Fedorow auf Telegram. Ein Gebäude sei beschädigt worden. Selenskyj hatte sich in der frontnahen Stadt mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Dick Schoof getroffen.

In der Grossstadt Dnipro wurden durch Raketenbeschuss ein Mann getötet und sechs Menschen verletzt, wie die dortige Verwaltung mitteilte. In der Region gab es Berichten zufolge einen Treffer auf ein Umspannwerk. Im nordöstlichen Gebiet Sumy schlugen seit Montag in zahlreichen Orten russische Fliegerbomben und Artilleriegeschosse ein. Es gebe drei Verletzte. Durch die Region Sumy an der Grenze zu Russland läuft der Nachschub für die ukrainischen Truppen bei ihrer Offensive im russischen Gebiet Kursk.

Russische Drohnen abgeschossen

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, nachts seien 27 von 35 angreifenden russischen Kampfdrohnen iranischer Bauart abgeschossen worden. Die Ukraine wehrt seit zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab. (dpa)

06:07 Uhr

Dienstag, 3. September

Kiew fordert reichweitenstarke Waffen – Grossi besucht AKW

Unweit der Front hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in Saporischschja bei einem Treffen mit dem niederländischen Regierungschef Dick Schoof erneut reichweitenstarke Waffen gefordert. Nötig sei nicht nur die Freigabe von Waffen für Schläge gegen Ziele im russischen Hinterland, sondern auch die Lieferung dieser Raketen, sagte Selenski nur einige Dutzend Kilometer von der Front im Süden der Ukraine entfernt.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) reist an diesem Dienstag erneut nach Kiew und will auch das russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja besuchen. Derweil setzt Kremlchef Wladimir Putin einen brisanten Besuch fort.

Russland hat das Gebiet Saporischschja teils besetzt, nicht aber die gleichnamige Gebietshauptstadt, in der sich Schoof über den ukrainischen Verteidigungskampf informierte. Der Niederländer sicherte weitere Hilfe für die Ukraine zu.

Gesprochen worden sei über Wege, die Verteidigungskraft des Landes zu stärken, um einen gerechten Frieden zu erreichen, teilte Selenski mit. Dabei gehe es um Flugabwehr wie neue Patriot-Systeme, um die Stärkung der Luftwaffe mit von Partnern gelieferten F-16-Kampfjets, um mehr Munition und Ausrüstung sowie um weitere Sanktionen gegen Russland. «All diese Massnahmen sind wichtig, um zu verhindern, dass Russland in der Ukraine neue Fronten eröffnet», sagte Selenski. Er machte deutlich, dass er auf eine Freigabe reichweitenstarker Waffen hoffe und nannte dabei die Länder USA, Grossbritannien, Frankreich und Deutschland.

Kiew: Niederlande sollen bei Wiederaufbau helfen

«Wir haben auch die Möglichkeit erörtert, dass die Niederlande eine Schirmherrschaft über Saporischschja übernehmen, was die Unterstützung der Infrastruktur, den Schutz des normalen Lebens und die Lösung humanitärer Fragen einschliessen würde», teilte Selenski über das soziale Netzwerk X mit. So könne erreicht werden, dass noch mehr Menschen in die Stadt zurückkehrten.

Selenski besichtigte dort auch ein nach einem Raketenschlag im Oktober 2022 wiederaufgebautes Wohnhaus. «Schritt für Schritt werden wir alles, was zerstört wurde, wieder aufbauen. Wir werden unser Bestes tun, um sicherzustellen, dass alle unsere Städte und Gemeinden wiederbelebt werden», sagte er.

IAEA-Chef reist nach Kiew und Saporischschja

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren mit westlicher Hilfe gegen den russischen Angriffskrieg. Im Gebiet Saporischschja liegt auch Europas grösstes Atomkraftwerk, das von russischen Truppen besetzt ist. Die internationale Sorge um die Sicherheit des AKW in dem umkämpften Gebiet ist gross, der erneute Besuch des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde eine direkte Folge. Das Atomkraftwerk ist immer wieder Ziel von Angriffen und Sabotageakten, für die sich Moskau und Kiew gegenseitig die Schuld geben.

Mitte August hatten Kontrolleure berichtet, dass sich die Lage zugespitzt habe. In unmittelbarer Nähe der Sicherheitszone habe es eine Explosion gegeben, die nach Einschätzung von IAEA-Experten vor Ort von einer Drohne mit Sprengladung verursacht worden sei.

Gefahr für Atomkraftwerke im Kriegsgebiet

IAEA-Chef Rafael Grossi erklärte vorige Woche in Russland, dass Kiew um eine Ausweitung der Präsenz seiner Behörde in der Ukraine gebeten habe. Er hat das AKW Saporischschja bereits mehrfach besucht und dort ein Team aus IAEA-Experten stationiert. Die ständige Präsenz der internationalen Fachleute dient nicht nur der Beobachtung der Lage, sondern auch zum Abschrecken von Kampfhandlungen, die einen Atomunfall auslösen könnten.

Bei den Gesprächen in der Ukraine dürfte Grossi auch von seinem Besuch im russischen Atomkraftwerk Kursk in der vergangenen Woche berichten. Nach dem Einmarsch ukrainischer Truppen in der Region Kursk hatte der IAEA-Chef vor der Gefahr eines atomaren Zwischenfalls gewarnt und die Kriegsparteien aufgerufen, sich an die Regeln der nuklearen Sicherheit zu halten.

Die Kampfhandlungen in dem Gebiet riefen ernsthafte Besorgnis hervor, hatte Grossi gesagt. Die Reaktoren des AKW in der Stadt Kurtschatow hätten keine Schutzhülle, was sie besonders anfällig mache für Drohnenangriffe oder Artilleriebeschuss. Bislang laufe der Betrieb aber nahezu normal, sagte Grossi. Bei Kremlchef Putin bedankte er sich für die Einladung und die Möglichkeit, die Anlage zu besichtigen. (dpa)

22:11 Uhr

Montag, 2. September

Putin in der Mongolei: Ukraine fordert Konsequenzen

Die Ukraine hat die Regierung der Mongolei wegen des Empfangs des russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisiert und Folgen für das Land gefordert. Die Mongolei habe geholfen, dass der wegen des Verdachts von Kriegsverbrechen in der Ukraine gesuchte Putin der Strafjustiz entkomme, teilte der Sprecher des Aussenministeriums, Heorhij Tychyj, in Kiew mit. Damit mache sich das Land mitverantwortlich für Putins «Kriegsverbrechen». Putin traf am Montagabend in dem Land ein.

Putin traf am Montagabend in der Mongolei ein.
Bild: Natalia Gubernatorova/Sputnik/Kr / EPA

«Wir werden mit unseren Partnern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass dies Konsequenzen für Ulan Bator hat», sagte Tychyj. «Das Versäumnis der mongolischen Regierung, den verbindlichen Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshof gegen Putin zu vollstrecken, ist ein schwerer Schlag für den Internationalen Strafgerichtshof und das internationale Strafrechtssystem», teilte der Aussenministeriumssprecher bei X mit.

Der Haftbefehl gilt seit März vergangenen Jahres im Zusammenhang mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Putin ist nach Ansicht der Behörde für die Verschleppung ukrainischer Kinder nach Russland verantwortlich. Der Kremlchef will sich an diesem Dienstag mit dem mongolischen Präsidenten Uchnaagiin Chürelsüch treffen, auf dessen Einladung er in dem Land ist. Die Nachbarn wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen.

Russlands Nachbar erkennt den Strafgerichtshof an und müsste den Kremlchef bei dessen Aufenthalt in Ulan Bator eigentlich festnehmen. Moskau sieht wegen der freundschaftlichen Beziehungen beider Länder keine Gefahr für Putin, wie Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärt hatte. Es ist Putins erste Reise seit Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine in ein Land, das Mitglied des Gerichts in Den Haag ist. (dpa)

11:47 Uhr

Montag, 2. September

Putin lobt Tempo der russischen Eroberungen

Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei einem Auftritt vor Schülern das Tempo seiner Truppen bei der Besetzung neuer Territorien in der benachbarten Ukraine gelobt. Die Ukraine habe versucht, mit ihrem Gegenstoss im Gebiet Kursk den Vormarsch der russischen Truppen im Donbass aufzuhalten - vergeblich. «Wir reden jetzt nicht davon, dass wir 200 oder 300 Meter vorankommen», sagte Putin russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Es gehe stattdessen um mehrere Quadratkilometer. «So ein Tempo bei der Offensive im Donbass hatten wir lange nicht.»

Putin hat auf dem Weg in die Mongolei in der sibirischen Teilrepublik Tuwa einen Stopp eingelegt, um einen Unterricht im nach Kriegsbeginn neu eingeführten Fach «Gespräche über das Wichtige» zu halten. Der propagandistisch gefärbte Unterricht soll Kindern den politischen Kurs des Kremls näherbringen. Am ersten Schultag ist Putin auch in den vergangenen Jahren immer wieder in die Rolle des Oberlehrers geschlüpft.

Im öffentlichen Unterricht wiederholte er die Behauptung, der von ihm befohlene Angriffskrieg diene der Verteidigung des eigenen Landes. «Wir schützen sowohl die Menschen, die im Donbass leben, als unsere gemeinsame Zukunft - die Zukunft Russlands, denn wir können es uns nicht leisten, dass vor unserer Nase feindliche Strukturen geschaffen werden, die aggressive Pläne gegen unser Land hegen und ständig versuchen, Russland zu destabilisieren», sagte er. Der Kremlchef spielte damit auf den von Kiew erhofften Beitritt zur Nato an.

Während Putin damit den eigenen Angriff auf fremdes Staatsgebiet einmal mehr rechtfertigte, nannte er die am Gegenstoss auf das Gebiet Kursk beteiligten ukrainischen Soldaten «Banditen», mit denen Russland abrechnen müsse. Im Gebiet Kursk haben die ukrainischen Truppen weiter die Initiative, auch weil Russland darauf verzichtet, zur Abwehr des Angriffs Soldaten aus dem Hauptangriffsgebiet in Donezk abzuziehen. (dpa)

08:37 Uhr

Montag, 2. September

Russische Raketenangriffe fordern viele Verletzte

Russland hat in der Nacht die benachbarte Ukraine erneut mit schweren Drohnen- und Raketenangriffen überzogen. In der Hauptstadt Kiew seien zwei Menschen verletzt worden, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram mit. Schäden gab es demnach in mehreren Stadtteilen. Im Westen Kiews seien mehrere Brände ausgebrochen, die Häuser und Fahrzeuge beschädigt hätten. In einem U-Bahnhof seien die Scheiben zu Bruch gegangen, die Metro sei aber in Betrieb, schrieb Klitschko.

Nach Angaben der Militärverwaltung Kiews hat das russische Militär die Stadt mit Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen. Die Marschflugkörper seien aus der russischen Wolga-Region Saratow abgefeuert worden. Die ukrainische Flugabwehr habe jeweils etwa zehn Marschflugkörper und Drohnen über Kiew abgeschossen. Landesweit beziffert das Militär die Abschüsse auf 9 ballistische Raketen, 13 Marschflugkörper und 20 Drohnen.

Angriffe gegen mehrere Städte

Schwerer noch als Kiew traf es das an der Grenze zu Russland liegende Sumy. Dort gab es nach aktualisierten offiziellen Angaben 18 Verletzte durch russischen Raketenangriff, darunter 6 Kinder. Fünf Hochhäuser und eine Bildungseinrichtung seien zerstört worden, teilte die Polizei mit. Sumy liegt gegenüber dem russischen Gebiet Kursk, in das ukrainische Truppen Anfang August bei ihrer Gegenoffensive vorgedrungen waren.

Beschuss wurde auch aus anderen Regionen in der Ukraine gemeldet. Erneut traf es die grenznahe Grossstadt Charkiw. Durch einen Drohnen-Einschlag gegen in der Nacht sei eine Frau verletzt worden, teilte Gouverneur Oleh Synjehubow mit. Am frühen Morgen wurde der Industriebezirk der Stadt unter Feuer genommen. In einer Gartenanlage seien ein Wohnhaus und drei andere Gebäude abgebrannt. (dpa)

06:08 Uhr

Montag, 2. September

Selenski: «Russland muss den Krieg spüren»

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die jüngsten Drohnenangriffe seines Militärs gegen Ziele in Russland als Notwendigkeit bezeichnet. «Der terroristische Staat muss spüren, wie es ist, Krieg zu führen», sagte Selenski in seiner abendlichen Videobotschaft. Ukrainische Kampfdrohnen hatten in der Nacht zum Sonntag Ziele auf russischem Staatsgebiet angegriffen, unter anderem auch in der Hauptstadt Moskau. Die Planungsstäbe in Kiew arbeiteten nun daran, möglichst viele russische Militäreinrichtungen, russische Logistik und kritische Teile ihrer Militärwirtschaft in Reichweite der ukrainischen Waffen zu bringen.

Die ständigen russischen Angriffe gegen ukrainische Städte und dort vor allem gegen zivile Ziele führten nun zu den heftigen Gegenangriffen. «Wir müssen den Krieg nach Hause bringen, dorthin, von wo er in die Ukraine gebracht wird.» Dies gelinge nun mit dem Einsatz von Kampfdrohnen und mit dem neuen ukrainischen Raketenprogramm. «Mit unseren Drohnen und Raketen sind wir in der Lage, einen Teil der Aufgaben zu erfüllen.»

Dennoch benötige die Ukraine vom Westen die Erlaubnis, auch schwere Waffen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet einzusetzen, wiederholte Selenski eine altbekannte Forderung. «Um Russland zum Frieden zu zwingen, um von der falschen Rhetorik der Verhandlungen zu Schritten zur Beendigung des Krieges überzugehen, um unser Land von Besatzung und Besatzern zu befreien, dazu brauchen wir wirksame Instrumente», sagte er. Doch dies hänge von US-Präsident Joe Biden, dem britischen Premier Keir Starmer, dem französischen Staatschef Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz ab. «Keine einzige russische Rakete, kein einziger russischer Angriff sollte ohne gerechte Antwort bleiben.»

Erstmals in fast zweieinhalb Jahren Krieg hat die Ukraine mit einem massiven Drohnenangriff empfindliche Schäden in und um die russische Hauptstadt Moskau angerichtet. Im Südosten der Millionenstadt Moskau verursachte ein Treffer einen Brand in der grossen Raffinerie Kapotnja - nur 16 Kilometer Luftlinie vom Kreml entfernt. Auch ein Kraftwerk südlich von Moskau sowie ein Kraftwerk etwa 100 Kilometer entfernt im Gebiet Twer wurden nach russischen Berichten getroffen.

Forbes: Böse Überraschung für Russland

Das britische Wirtschaftsmagazin «Forbes» hat die ukrainischen Drohnenattacken gegen Ziele in Russland als Weg bezeichnet, den Russen ihre eigene Medizin zu verpassen. Angesichts des schlechten Zustands und der veralteten Technik der russischen Stromversorgung könnten die ukrainischen Angriffe der russischen Bevölkerung in diesem Winter grössere Probleme bereiten, als sie die Bewohner der Ukraine bisher erlebt hätten.

Mit einem Rückblick auf den fast zehnjährigen Krieg der Sowjets in Afghanistan, der mit zum Zerfall der Sowjetunion beigetragen hatte, stellte das Magazin Überlegungen dazu an, wie lange die russische Bevölkerung den Krieg gegen die Ukraine mittragen wolle. «Die spannendste Frage ist, ob die russische Diktatur überleben wird.» Denn sollte Russland verlieren, könnte die Unzufriedenheit in der Öffentlichkeit und den politischen Eliten zunehmen. «Anhaltende Wirtschaftssanktionen und militärische Verluste könnten Russland weiter belasten und der politischen Opposition oder Fraktionen innerhalb der Regierung die Möglichkeit geben, Putins Führung herauszufordern.»

Russische Angriffe gegen ukrainische Städte

Russische Artillerie und Kampfflugzeuge haben erneut Städte in der Ukraine angegriffen. In der zweitgrössten Stadt Charkiw wurden 47 Menschen verletzt, als eine russische Rakete in einem Einkaufszentrum einschlug. Erst am Vortag waren in Charkiw bei einem russischen Luftangriff mindestens sechs Menschen getötet und weitere 99 Personen verletzt worden. In Kurachewe in der Region Donezk starben drei Menschen bei einem russischen Raketenwerfer-Angriff, wie die örtlichen Behörden am Abend mitteilten. Neun Bewohner wurden dabei verletzt.

Auch aus der Region Sumy wurden von den Behörden wiederholte russische Artillerieangriffe gemeldet, in deren Verlauf mehrere Menschen verletzt wurden. Durch Sumy verläuft der gesamte Nachschub für die ukrainischen Truppen, die in die westrussische Region Kursk eingedrungen sind. (dpa)

10:18 Uhr

Sonntag, 1. September

Massiver ukrainischer Drohnenangriff trifft Moskau

Massive ukrainische Drohnenangriffe haben nach russischen Angaben eine Raffinerie in Moskau und zwei Kraftwerke getroffen. In der Raffinerie Kapotnja im Südosten der Hauptstadt brach ein Brand aus, den die Feuerwehr in die höchste Schwierigkeitsstufe einordnete, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete.

Offiziell bestätigt wurden Angriffe auf ein Kraftwerk am südlichen Stadtrand von Moskau sowie auf ein Kraftwerk im Gebiet Twer etwa 100 Kilometer nordöstlich der Metropole. Russische Internetmedien veröffentlichten unbestätigte Videos, die nahelegten, dass es auch in diesen Anlagen brennt. Trümmer von Drohnen fielen im Umland von Moskau nieder, wie Bürgermeister Sergej Sobjanin auf Telegram berichtete.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, nachts seien 158 ukrainische Drohnen über 15 verschiedenen russischen Regionen abgefangen worden. Die Zahl ist nicht unabhängig überprüfbar, es ist aber die höchste bislang gemeldete Zahl für einen ukrainischen Drohnenangriff. Russische Truppen sind vor zweieinhalb Jahren auf Befehl von Präsident Wladimir Putin in die Ukraine einmarschiert. Mit seinen weitreichenden Waffen hat Russland ausserdem ukrainische Kraftwerke weitgehend zerstört. Die Ukraine hat solche Waffen nicht. Sie wehrt sich aber mit Drohnen in hoher Anzahl, die russische Industrieanlagen angreifen. (dpa)

06:57 Uhr

Sonntag, 1. September

Selenski: Müssen russische Flugplätze angreifen

Nach den jüngsten russischen Luftangriffen gegen ukrainische Städte hat Präsident Wolodimir Selenski seinen Appell an den Westen zur Freigabe von Angriffen weit im russischen Hinterland erneuert. Die russischen Luftangriffe könnten nur mit Angriffen gegen die russischen Militärflugplätze tief auf russischem Staatsgebiet «und die Logistik des russischen Terrors» unterbunden werden, sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache.

Zu diesem Zweck führe eine ukrainische Delegation Gespräche mit den Verantwortlichen in Washington. Nach ukrainischen Medienberichten wurde der amerikanischen Seite sogar eine Liste mit den potenziellen Zielen dieser ukrainischen Angriffe mit Langstreckenwaffen auf amerikanischer oder anderer westlicher Produktion überreicht.

«Die Säuberung des ukrainischen Luftraums von russischen Lenkbomben ist ein wichtiger Schritt, um Russland zu zwingen, ein Ende des Krieges und einen gerechten Frieden anzustreben», sagte Selenski. Allein in Charkiw starben nach jüngsten ukrainischen Angaben sechs Menschen, weitere 99 Menschen wurden bei dem russischen Luftangriff verletzt, der ein mehrstöckiges Wohngebäude traf. «Und das ist nur in Charkiw, und dies ist nur ein Tag der russischen Angriffe», betonte Selenski.

«Ich appelliere an die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland: Wir müssen in der Lage sein, die Ukraine und die ukrainische Bevölkerung wirklich und umfassend zu schützen», sagte Selenski weiter. «Wir brauchen Langstreckengenehmigungen, und wir brauchen Ihre Langstreckengeschosse und -raketen.»

Die westlichen Partner haben der Ukraine bisher die Erlaubnis verweigert, mit den gelieferten schweren Waffen Ziele auf russischem Staatsgebiet anzugreifen. Das ukrainische Militär ist daher darauf angewiesen, diese Ziele mit Kampfdrohnen aus eigener Produktion anzugreifen. Die Sprengkraft dieser Drohnen ist jedoch relativ gering.

Ukraine wartet auf weitere Flugabwehr-Systeme

Zum bevorstehenden neuen Schuljahr wartet die Ukraine dringend auf bereits zugesagte zusätzliche Flugabwehr-Systeme. Diese seien nötig, so Selenskyj, «um unseren ukrainischen Kindern in den Schulen, in unseren Städten und in unserem Energiesektor mehr Sicherheit zu geben». Er hoffe daher auf schnelle Umsetzung bereits getroffener Absprache. Details dazu nannte Selenskyj jedoch nicht.

Viele Gefechte an Fronten in der Ukraine

Entlang der Fronten im Osten der Ukraine haben sich ukrainische Verteidiger und russische Angreifer eine Vielzahl an Gefechten geliefert. Der Generalstab in Kiew sprach am frühen Abend von insgesamt 109 bewaffneten Zusammenstössen im Tagesverlauf.

Im Mittelpunkt der Kampfhandlungen lag einmal mehr die Umgebung der Stadt Pokrowsk am Rande des Donbass. Dort stürmten russische Einheiten 23 Mal mit Artillerieunterstützung gegen die Verteidigungslinien der Ukrainer an. Die Angriffe seien abgeschlagen worden, hiess es. Auch aus der Umgebung des nahe gelegenen Ortes Kurachewe wurden russische Angriffe gemeldet. Diese Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Schwere russische Artillerieangriffe erschütterten nach diesen Angaben auch die Region Sumy. Mindestens 15 verschiedene Siedlungen seien beschossen worden. Durch Sumy laufen die Nachschublinien für die ukrainischen Truppen, die in die westrussische Region Kursk eingedrungen sind. Über den Verlauf dieser Offensive gab es von ukrainischer Seite keine Angaben.

Massive russische Artillerieüberfälle wurden auch aus der von Ukrainern besetzten Stadt Sudscha in der Region Kursk gemeldet. Das russische Militär zerstöre systematisch die eigene Stadt, in der noch rund 200 der ursprünglich 5.000 Bewohner lebten, kommentierten ukrainische Medien. «Auch wenn Sudscha bereits im Hinterland der Front liegt, wird die Stadt von den Russen dem Erdboden gleichgemacht», schrieb die Agentur Unian. Die Ukraine hat Sudscha zum Sitz ihrer Militärkommandantur für die Region Kursk erklärt. (dpa)