Die islamistische Hamas im umkämpften Gazastreifen lehnt eine Niederlegung ihrer Waffen entschieden ab, solange es keinen unabhängigen palästinensischen Staat gibt.
Schock-Video: In einem Propaganda-Film der Hamas ist der bis auf die Knochen abgemagerte 24-jährige Evjatar David in einem engen Tunnel in Gaza zu sehen, wie er sein «eigenes Grab» schaufelt.
Nach Angaben der israelischen Militärbehörde Cogat erreichten in den vergangenen sieben Tagen 23’000 Tonnen Hilfsgüter die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen auf dem Landweg.
15:04 Uhr
Mittwoch, 6. August
Israels Opposition: Gaza-Einnahme «sehr schlechte Idee»
Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid hat Überlegungen der Regierung zur kompletten Eroberung des Gazastreifens als «sehr schlechte Idee» bezeichnet. Dies habe er Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einer Besprechung wissen lassen, sagte Lapid vor Journalisten. «Man schickt Israel nicht in den Krieg, wenn die Mehrheit der Bevölkerung nicht hinter einem steht – und das israelische Volk hat an diesem Krieg kein Interesse.»
Israel werde für die Ausweitung der Kämpfe in dem Küstengebiet einen «hohen Preis» bezahlen, sagte Lapid weiter. Er bezog sich dabei sowohl auf die Zahl der Opfer, die die militärische Eroberung weiterer Gebiete wahrscheinlich mit sich bringen würde, als auch auf die möglichen Kosten einer Besatzung.
Das israelische Sicherheitskabinett soll nach Medienberichten am Donnerstag über einen Plan zur Einnahme des gesamten Gazastreifens entscheiden. Die Armeeführung warnt demnach vor einem solchen Schritt, zu dem Regierungschef Benjamin Netanjahu tendiere. Der israelische Rundfunk berichtete, Armeechef Ejal Zamir habe in einer Vorbesprechung mit Netanyahu vor einer «Falle» sowie tödlicher Gefahr für Geiseln und Soldaten gewarnt. (dpa)
13:35 Uhr
Mittwoch, 6. August
Gaza-Krieg: EU-Fraktionschefs werfen Israel Genozid vor
Mehrere Fraktionsvorsitzende des Europäischen Parlaments werfen Israel Völkermord vor und drängen mit Blick auf die «katastrophale Situation» im Gazastreifen auf eine sofortige Reaktion der EU-Spitzen. Die Situation könnte nicht länger als blosser Notfall betrachtet werden, heisst es in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, an den EU-Ratspräsidenten António Costa und an die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas: «Es gibt eindeutige Beweise dafür, dass in Gaza ein Genozid begangen wird.»
Das Schreiben stammt von den Fraktionsvorsitzenden der sozialdemokratischen S&D, Iratxe García, der Grünen, Terry Reintke und Bas Eickhout, sowie der Linken, Martin Schirdewan und Manon Aubry. Es liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. «Wir können uns keine weiteren Verzögerungen leisten. Wir können uns kein weiteres Blutvergiessen leisten. Die Geschichte wird Schweigen angesichts von Massenleiden und Straflosigkeit nicht verzeihen», heisst es darin.
Aussetzung von Abkommen gefordert
Die Vorsitzenden fordern mit Blick auf die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen und im Westjordanland unter anderem die sofortige Aussetzung eines Partnerschaftsabkommens zwischen der EU und Israel sowie gezielte Sanktionen. Darüber hinaus sprechen sie sich dafür aus, bestimmte Projekte des Forschungsförderungsprogramm Horizon Europe zu beenden.
Ende Juli hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die Beteiligung Israels am Forschungsförderungsprogramm Horizon Europe unverzüglich teilweise auszusetzen. Dafür braucht es aber eine ausreichende Mehrheit im Rat der Mitgliedsstaaten - die gab es bei einer ersten Aussprache zunächst nicht. Länder wie Österreich und Ungarn äusserten sich kritisch und Länder wie Deutschland, Italien, Litauen und Kroatien wollten mehr Bedenkzeit oder stellten Fragen zur technischen Umsetzung. (dpa)
12:05 Uhr
Mittwoch, 6. August
Bericht: 20 Tote bei Umsturz von Lastwagen mit Hilfsgütern in Gaza
Mindestens 20 Menschen sind einem Medienbericht zufolge getötet worden, als ein mit Hilfsgütern beladener Lastwagen auf eine Menge im Gazastreifen gestürzt ist. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete unter Berufung auf medizinische Kreise, bei dem Vorfall im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens seien ausserdem Dutzende Menschen verletzt worden. Details zu dem Vorfall - ob es ein Unfall war oder Hilfesuchende den Lkw umgestürzt haben - blieben unklar.
Zahlreiche hungernde Zivilisten hätten sich versammelt, um humanitäre Hilfe zu erhalten, hiess es in dem Bericht. Der Lastwagen sei von der israelischen Armee auf eine unsichere Route gezwungen worden. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. Das Fahrzeug habe sich überschlagen und sei in die Menge gestürzt.
Nach UN-Angaben werden die meisten Lastwagen nach der Einfahrt in den Gazastreifen geplündert, bevor sie ihren Zielort erreichen - von hungrigen Zivilisten und Bewaffneten. Dabei kommt es oft zu chaotischen und gefährlichen Szenen. Nach UN-Angaben droht in dem umkämpften Gebiet mit zwei Millionen Einwohnern eine Hungersnot, obwohl Israel seit mehr als einer Woche wieder mehr Hilfslieferungen zulässt. Auch in der Nähe von Hilfszentren kommt es immer wieder zu tödlichen Vorfällen. (dpa)
09:12 Uhr
Mittwoch, 6. August
Israel veröffentlicht Räumungsaufruf für Süden der Stadt Gaza
Noch vor Beratungen über eine Ausweitung des Gaza-Kriegs hat die israelische Armee einen Räumungsaufruf für Wohngebiete im Süden der Stadt Gaza veröffentlicht. Der Militärsprecher in arabischer Sprache forderte die Einwohner des Viertels Al-Saitun dazu auf, sich sofort in Richtung Süden in die humanitäre Zone in Al-Mawasi zu begeben. Entsprechend vorheriger Warnungen weite die Armee ihren Einsatz in Richtung Westen aus, hiess es weiter in der Mitteilung.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor 22 Monaten nach dem beispiellosen Hamas-Massaker in Israel ist fast die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens zu Binnenvertriebenen geworden. Viele Menschen mussten seitdem bereits mehrfach flüchten. Auch in der humanitären Zone Al-Mawasi kam es immer wieder zu tödlichen Angriffen. (dpa)
21:17 Uhr
Montag, 4. August
Berichte: Netanyahu strebt Einnahme von ganz Gaza an
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu soll sich laut Medienberichten entschieden haben, den Gazastreifen vollständig einzunehmen. Dafür wolle er sich in den nächsten Tagen Rückendeckung des Kabinetts und der Militärführung holen, soll er zu Ministern seines Kabinetts gesagt haben. Das Nachrichtenportal «ynetnews.com» zitierte einen Offiziellen, der ihm nahe steht, mit den Worten: «Die Würfel sind gefallen - wir beabsichtigen, den Gazastreifen vollständig zu besetzen.»
Netanyahu selbst hatte zuvor nur so viel gesagt, dass er in dieser Woche das Sicherheitskabinett einberufen werde, um über das weitere Vorgehen in dem abgeriegelten und grossflächig zerstörten Küstenstreifen am Mittelmeer zu entscheiden. In einer Video-Botschaft am Sonntag hatte er dargelegt, dass die islamistische Hamas, die dort vor 18 Jahren die Macht an sich gerissen hatte, aus seiner Sicht zu keiner Verhandlungslösung bereit sei.
Das israelische Militär hat sich in der Vergangenheit gegen eine Komplett-Besatzung des Gazastreifens ausgesprochen. Die Beseitigung sämtlicher Hamas-Tunnel und -Bunker könne Jahre dauern, beschrieb die «Times of Israel» die Bedenken der Armeeführung. Auch könnten demnach Geiseln in Gefahr geraten und getötet werden, sollten israelische Truppen den Orten ihrer Gefangenschaft zu nahe kommen.
Den Medienberichten zufolge würde aber Netanyahu nunmehr dieses Risiko eingehen. «Es wird Militäreinsätze auch in Gebieten geben, in denen Geiseln festgehalten werden», zitierte «ynetnews» den Offiziellen weiter. «Wenn der Generalstabschef (Ejal Zamir) damit nicht einverstanden ist, dann soll er zurücktreten.» (dpa)
20:55 Uhr
Montag, 4. August
Handgreiflichkeiten und Chaos bei Abwurf von Hilfsgütern in Gaza
Der Abwurf von Hilfsgütern über dem Gazastreifen hat zu Prügeleien unter Palästinensern geführt. Die Menschen jubelten, als Flugzeuge am Montag Lebensmittelpakete an Fallschirmen über Suweida abwarfen. Als die Pakete am Boden ankamen, gab es jedoch ein verzweifeltes Gerangel, wie Aufnahmen der Nachrichtenagentur AP zeigten. Hunderte Menschen stürmten los, es kam zu Handgreiflichkeiten. Einige Männer schwangen Schlagstöcke.
Viele abgeworfene Lebensmittelpakete fielen ins Mittelmeer oder landeten in sogenannten roten Zonen, aus denen das israelische Militär die Menschen zur Evakuierung aufgefordert hat. In beiden Fällen riskieren Palästinenser ihr Leben, wenn sie versuchen, dort an Mehl und andere Grundnahrungsmittel heranzukommen. Mindestens ein Paket fiel auf ein Zelt, in dem Vertriebene Zuflucht gesucht hatten, und verletzte einen Mann, der ins Krankenhaus gebracht wurde. Sein Zustand war zunächst nicht bekannt.
Der Gazastreifen mit seinen mehr als zwei Millionen Einwohnern ist nach Ansicht von Experten von einer Hungersnot bedroht. Israel hatte die Zufuhr von Hilfsgütern wochenlang blockiert. Nach internationalem Druck lässt das Militär wieder Hilfstransporte in den Gazastreifen, die nach Angaben von Hilfsorganisationen aber bei Weitem nicht ausreichen. Ausserdem kommt es immer wieder zu tödlichen Tumulten, wenn Menschen versuchen, an Hilfsgüter heranzukommen.
Das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis gab bekannt, dass es zehn Leichen aus Morag und weitere fünf Leichen von Menschen erhalten habe, die in der Nähe einer Hilfsstation getötet worden seien. Am späten Sonntagabend wurden laut Aufzeichnungen des Schifa-Krankenhauses mindestens 16 Menschen in der Nähe des von Israel kontrollierten Grenzübergangs Zikim getötet. Ausserdem gab es mehr als 130 Verletzte.
Die Umstände waren zunächst unklar, aber am Grenzübergang Zikim sind in den vergangenen Tagen wiederholt Schüsse gefallen, für die Zeugen und Krankenhausvertreter die israelischen Streitkräfte verantwortlich machten. Das Militär gab zunächst keinen Kommentar ab.
Angesichts der wachsenden internationalen Besorgnis haben mehrere Länder Hilfsgüter über dem Gazastreifen abgeworfen. Die UN und Hilfsorganisationen bezeichnen solche Abwürfe als kostspielig und gefährlich. (dpa)
19:43 Uhr
Montag, 4. August
Netanyahu will kompletten Gazastreifen besetzen
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu will den kompletten Gazastreifen besetzen. Das teilte sein Büro am Montagabend mit, wie die « Jerusalem Post » berichtet. Es sind demnach auch Operationen in Gebieten geplant, in denen Geiseln festgehalten werden.
Netanjahus Büro soll zudem diese Botschaft an Militär-Stabschef Eyal Zamir übermittelt haben: «Wenn Ihnen das nicht passt, sollten Sie zurücktreten.» (hkl,watson,ch)
16:58 Uhr
Montag, 4. August
Sorge vor Krieg im Libanon – ein Toter nach israelischem Angriff
Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon ist nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums erneut ein Mensch getötet worden. Vier weitere Personen seien verletzt worden. Laut libanesischen Sicherheitskreisen soll es sich um ein Mitglied der Hisbollah gehandelt haben. Das israelische Militär äusserte sich zunächst nicht.
Im Libanon wächst die Sorge vor einem weiteren Krieg mit Israel. Für Dienstag ist eine Kabinettssitzung angesetzt. Dabei soll es um die Kontrolle aller Waffen durch den libanesischen Staat und die damit einhergehenden Entwaffnung der Hisbollah gehen. Die Hisbollah weigert sich bisher, einer verbindlichen Entwaffnung mit konkretem Zeitplan zuzustimmen.
Seit Ende November besteht zwischen Israel und der Hisbollah eine Waffenruhe. Dennoch greift das israelische Militär weiterhin nahezu täglich im Nachbarland an und tötet dabei regelmässig Menschen. Solange die Angriffe fortgesetzt werden, will die Hisbollah keiner Entwaffnung zustimmen. Israelische Soldaten sind weiterhin an fünf Posten im Südlibanon stationiert.
Der libanesische Staat selbst steht unter Druck, die Entwaffnung durchzusetzen. Sie gilt als eine zentrale Forderung Israels und der USA, als Vermittler und Verbündeter des jüdischen Staats.
Beobachter rechnen nicht damit, dass es am Dienstag zu einer Einigung kommt. Es wird befürchtet, der Libanon könnte erneut in eine politische Krise schlittern, sollten Mitglieder der Hisbollah - die auch politische Partei ist – die Regierung verlassen. (dpa)
11:43 Uhr
Montag, 4. August
Ehemalige israelische Sicherheitschefs fordern Kriegsende
Ehemalige israelische Sicherheitschefs haben sich in einem Videoaufruf energisch für ein sofortiges Ende des Gaza-Kriegs ausgesprochen. «Dieser Krieg hat als ein gerechter Krieg begonnen», sagte der ehemalige Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ami Ajalon.
Es sei zunächst ein Verteidigungskrieg gewesen. «Aber nachdem wir alle militärischen Ziele erreicht haben, nachdem wir einen glänzenden militärischen Sieg über alle unsere Feinde erzielt haben, ist dies kein gerechter Krieg mehr», sagte er. Dem Staat Israel drohe nun der Verlust seiner Sicherheit und seiner Identität.
Weitere Personen in dem Video sind der ehemalige Generalstabschef und Ministerpräsident Ehud Barak, die ehemaligen Generalstabschefs Mosche Jaalon und Dan Chalutz sowie drei ehemalige Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad. Insgesamt 19 Ex-Sicherheitschefs fordern ein Ende des Kriegs, der ihrer Ansicht nach nur noch aus politischen Gründen fortgesetzt werde.
«Wir stehen vor einer Niederlage», warnte der ehemalige Mossad-Chef Tamir Pardo. Mehrere der Repräsentanten sagten, Israel werde von einer fundamentalistischen, extremistischen Regierung angeführt, die nicht mehr den Rückhalt der Mehrheit habe. Sie forderten eine Rückführung aller 50 Geiseln in einem einzelnen Schritt. (dpa)
10:48 Uhr
Montag, 4. August
Iran richtet neuen Verteidigungsrat ein
Der Iran hat einem staatlichen Medienbericht zufolge einen Verteidigungsrat unter Leitung von Präsident Massud Peseschkian gegründet. Der Oberste Nationale Sicherheitsrat des Landes - das höchste Gremium für Sicherheitsfragen im Iran -, habe die Einrichtung des Obersten Nationalen Verteidigungsrats beschlossen, hiess es am Montag. Der neue Rat solle sich um Pläne für die Verteidigung und bessere Fähigkeiten der iranischen Streitkräfte kümmern.
Als Mitglieder des neuen Gremiums sind dem Bericht zufolge auch der Parlamentspräsident, der Chef der Justiz, Chefs von Militärabteilungen und Leitungen damit verbundener Ministerien vorgesehen. Details wurden nicht genannt, es wird aber erwartet, dass die Ministerien für Verteidigung, Geheimdienste und Auswärtiges im Rat vertreten sein werden.
Im Juni hatten die USA und Israel Luftangriffe auf den Iran geflogen, die auf wichtige Atomeinrichtungen des Landes zielten. Über einen Zeitraum von zwölf Tagen sollen dabei knapp 1100 Menschen getötet worden sein, darunter Militärchefs und Kommandeure. Inzwischen ist eine Waffenruhe in Kraft.
Im Krieg zwischen dem Irak und dem Iran in den 1980er Jahren gab es bereits ein ähnliches Gremium. (AP)
05:05 Uhr
Montag, 4. August
Netanyahu beschwört Sieg – «Hamas will keinen Deal»
Angesichts schockierender Videos von abgemagerten Geiseln der islamistischen Hamas erwägt Israels Regierung Medienberichten zufolge eine Ausweitung des Gaza-Krieges zur Befreiung der Entführten. Regierungschef Benjamin Netanyahu strebe danach, die Freilassung der Geiseln «auf dem Weg eines militärischen Sieges» zu erreichen, zitierten israelische Medien einen namentlich nicht genannten Beamten. «Ich verstehe genau, was die Hamas will. Sie will keinen Deal», sagte Netanyahu in einer Video-Botschaft.
Er sei nun noch entschlossener, die Geiseln zu befreien, die Hamas zu eliminieren und dafür zu sorgen, dass vom Gazastreifen nie wieder eine Gefahr für Israel ausgeht, sagte Netanyahu gemäss englischer Übersetzung der «Times of Israel». Einzelheiten nannte er nicht. Das Forum der Geisel-Familien übte deutliche Kritik an seinen Äusserungen. «Seit 22 Monaten wird der Öffentlichkeit die Illusion verkauft, dass militärischer Druck und intensive Kämpfe die Geiseln zurückbringen werden», zitierte die Zeitung eine Erklärung der Gruppe.
Hamas: Rotes Kreuz darf Geiseln unter Bedingungen versorgen
Die Hamas ist nach eigenen Angaben bereit, das Rote Kreuz die Geiseln mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen zu lassen – jedoch nur unter weitreichenden Bedingungen. So müsse Israel eine umfassende und dauerhafte Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglichen, teilte ein Sprecher der Al-Kassam-Brigaden, des militärischen Arms der Terrororganisation, auf Telegram mit. Zudem müsse Israel jegliche Luftaufklärung während der Zeit einstellen, in der Hilfe zu den Geiseln gelangt.
Kurz zuvor hatte Israels Regierungschef Netanyahu nach Angaben seines Büros mit dem regionalen IKRK-Delegationsleiter Julien Lerisson gesprochen und ihn gebeten, sich dafür einzusetzen, dass das Rote Kreuz die Entführten unverzüglich mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen möge.
Israel meldet Eintreffen von 23'000 Tonnen Hilfsgütern
Nach Angaben der israelischen Militärbehörde Cogat erreichten in den vergangenen sieben Tagen 23'000 Tonnen Hilfsgüter die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen auf dem Landweg. Sie seien von UN- und anderen Organisationen übernommen worden. Laut Helfern und Augenzeugen werden die meisten Lkws von Bewohnern geplündert. UN-Organisationen beklagen zudem, dass die derzeit etwa 200 Lkw-Ladungen am Tag nicht ausreichten. Nach UN-Angaben droht eine Hungersnot. Netanyahu hatte dagegen jüngst gesagt, es gebe in dem abgeriegelten Küstengebiet gar keinen Hunger.
Mindestens 20 Geiseln sollen noch am Leben sein
Von den knapp 150 Geiseln, die bislang freikamen, wurden nur sieben durch erfolgreiche Kommandoaktionen der Streitkräfte befreit. Die anderen kamen fast ausschliesslich im Zuge von Waffenruhe-Vereinbarungen frei. Nach israelischer Darstellung befinden sich noch 50 Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer Terrorgruppen. Mindestens 20 von ihnen sollen noch leben. (dpa)
21:35 Uhr
Sonntag, 3. August
Hamas: Rotes Kreuz darf Geiseln unter Bedingungen versorgen
Die islamistische Hamas im Gazastreifen ist nach eigenen Angaben bereit, das Rote Kreuz die von ihr festgehaltenen israelischen Geiseln mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen zu lassen – jedoch unter weitreichenden Bedingungen. Man werde ein diesbezügliches Ersuchen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) positiv beantworten, teilte ein Sprecher der Al-Kassam-Brigaden, des militärischen Arms der Terrororganisation, in deren Telegram-Kanal mit.
Bedingung sei aber, dass Israel eine umfassende und dauerhafte Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglicht. Zudem müsse Israel jegliche Luftaufklärung während der Zeit einstellen, in der Hilfe zu den Geiseln gelangt.
Kurz zuvor hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Angaben seines Büros mit dem regionalen IKRK-Delegationsleiter Julien Lerisson gesprochen und ihn darum gebeten, sich dafür einzusetzen, dass das Rote Kreuz die israelischen Geiseln unverzüglich mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen möge.
Die Hamas hält die letzten schätzungsweise 20 lebenden Geiseln in ihren Tunneln im Gazastreifen unter unmenschlichen Bedingungen gefangen. In den letzten Tagen veröffentlichte sie Videos, in denen zwei dieser Geiseln, zwei junge Männer, im Zustand akuter Unterernährung, schwindender körperlicher Kraft und emotionaler Gebrochenheit gezeigt wurden. (dpa)
15:01 Uhr
Sonntag, 3. August
Israelische Truppen töten 23 Nahrungsmittelsuchende in Gaza
Israelische Truppen haben nach Angaben von Krankenhauspersonal und Zeugen mindestens 23 Palästinenser erschossen, die auf der Suche nach Nahrungsmitteln waren. Die Mehrzahl der Opfer sei auf dem Weg zu Verteilstationen der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) getötet worden, teilten das Nasser- und das Awda-Krankenhaus am Sonntag mit. Unterdessen starben nach Angaben des von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums sechs weitere Erwachsene an den Folgen von Unterernährung.
Das Nasser-Krankenhaus im Süden des Gazastreifens teilte mit, ihm seien Tote aus der Nähe mehrerer Verteilungsstellen gebracht, darunter acht aus Teina, etwa drei Kilometer von einer GHF-Verteilstelle in Chan Jounis entfernt. Eine weitere Leiche sei aus Schakusch gebracht worden, einem Gebiet, das ein paar Hundert Meter nördlich eines anderen GHF-Standorts in Rafah liegt.
Neun weitere Menschen seien von Soldaten in der Nähe des Morag-Korridors getötet worden, als sie auf Lastwagen warteten, die über einen israelischen Grenzübergang in den Gazastreifen einfuhren, hiess es.
Drei palästinensische Augenzeugen, die in Teina und Morag auf der Suche nach Lebensmitteln waren, berichteten der Nachrichtenagentur AP, die Schüsse auf dem Weg zu den Verteilstellen gefallen, die in von israelischen Streitkräften gesicherten Militärzonen stehen. Soldaten hätten das Feuer auf hungrige Menschenmengen eröffnet, die sich den Truppen näherten.
Weiter nördlich, im Zentrum des Gazastreifens, schilderten Krankenhausbeamte einen ähnlichen Vorfall: Israelische Truppen hätten am Morgen das Feuer auf Menschenmassen eröffnet, die versuchten, die vierte und nördlichste Verteilerstelle von GHF zu erreichen. «Die Truppen versuchten, die Menschen am Weiterkommen zu hindern. Sie eröffneten das Feuer und wir flohen», sagte Hamsa Matter, einer der Hilfesuchenden. «Einige Menschen wurden erschossen.» Nach Angaben des Awda-Krankenhauses wurden mindestens fünf Menschen am GHF-Standort in der Nähe des Netzarim-Korridors getötet und 27 weitere verwundet.
Das israelische Militär und die GHF reagierten zunächst nicht auf Anfragen. Die GHF hat früher erklärt, ihr Sicherheitspersonal setze lediglich Pfefferspray ein und feuere Warnschüsse ab, um tödliches Gedränge zu verhindern. Das israelische Militär hat mitgeteilt, es gebe ebenfalls nur Warnschüsse ab. Beide nennen die Zahl der Todesopfer zudem übertrieben. (dpa)
13:38 Uhr
Sonntag, 3. August
Fotos aus Hilfsflügen für Gaza zeigen dortige Zerstörung
Einer Fotoreporterin der US-Zeitung «Washington Post» sind während zweier Flüge der jordanischen Luftwaffe mit Hilfsgütern für den Gazastreifen Aufnahmen von der dortigen Zerstörung durch israelische Bombardierungen gelungen. Die seltenen Fotos und Videos von Heidi Levine zeigten das Ausmass der Zerstörung und Vertreibung im Gazastreifen, schrieb die Zeitung. Sie veröffentlichte die Aufnahmen in einer Foto- und Videostrecke. Wo früher Schulen, Moscheen oder bekannte Gebäude gestanden hätten, seien jetzt zwischen vereinzelten Ruinen nur noch Trümmer und zerbombte Plätze oder Zeltstädte der Vertriebenen zu sehen. Sogar am Strand hätten Menschen aus Platzmangel anderswo ihre Zelte aufbauen müssen, schrieb die Zeitung.
Adel, der Pilot der jordanischen Maschine, sagte der Zeitung zufolge, der Anblick von Gaza aus der Luft «hat mich schockiert». Er sehe deutlich die wachsende Zerstörung im Vergleich zu den ersten Hilfsflügen, die er 2024 geflogen sei. Seinen Familiennamen wollte er nicht nennen, da er kein autorisierter Sprecher sei. Das UN-Nothilfebüro Ocha hatte im Frühjahr berichtet, etwa 70 Prozent der Gebäude im Gazastreifen seien zerstört oder stark beschädigt. Besonders gross seien die Zerstörungen und Beschädigungen in Gaza-Stadt, Chan Junis und Teilen von Rafah mit über 80 bis 90 Prozent. (dpa)
10:21 Uhr
Sonntag, 3. August
Israels Polizeiminister ruft zu Wiederbesetzung von Gaza auf
Bei einem provokativen Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem hat der rechtsextreme israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir zu einer Wiederbesetzung des Gazastreifens aufgerufen. In einem Video äusserte Ben-Gvir sich zu jüngsten Videos ausgehungerter israelischer Geiseln im Gazastreifen. Damit versuche die islamistische Hamas, Druck auf Israel auszuüben. Als Reaktion müsse Israel aber vielmehr «noch heute den ganzen Gazastreifen besetzen, Souveränität im ganzen Gazastreifen erklären», sagte Ben-Gvir. Gleichzeitig müsse man die palästinensische Bevölkerung zu «freiwilliger Auswanderung ermutigen».
Israel wird immer wieder vorgeworfen, es plane eine «ethnische Säuberung» des umkämpften Küstenstreifens. Ben-Gvirs Besuch auf dem Tempelberg kam anlässlich des jüdischen Fasten- und Trauertags Tischa Beav. An dem Tag erinnern Juden an die Zerstörung der beiden antiken Tempel in Jerusalem. Der Polizeiminister betete dabei auch demonstrativ. Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Für Juden ist der Tempelberg mit der Klagemauer die heiligste Stätte, weil an dem Ort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. (dpa)
06:42 Uhr
Sonntag, 3. August
Gaza: «Wenn Israel wollte, hätte jedes Kind zu essen»
Der Brite Alex de Waal forscht seit Jahrzehnten über Hungersnöte und Hunger als Waffe in Kriegen. Was er momentan im Gazastreifen beobachtet, nennt er einen Genozid, obschon er nicht glaubt, «dass es Israels Plan ist, alle Menschen im Gazastreifen durch Hunger zu töten». Er sei sich aber ziemlich sicher, sagt De Waal im Interview mit der «SonntagsZeitung» , dass Israel die palästinensische Gesellschaft zerstören wolle. Und dabei spiele die menschengemachte Hungersnot eine wichtige Rolle. Denn Hunger gefährde nicht nur Menschenleben, er sei auch ein Mittel, um Gemeinschaften zu demütigen. «Wenn Israel wollte, dass jedes Kind in Gaza übermorgen etwas zu essen hat, dann wäre das möglich», so De Waal. «(has)»
06:18 Uhr
Sonntag, 3. August
Hamas: Keine Entwaffnung ohne Palästinenserstaat
Die islamistische Hamas im umkämpften Gazastreifen lehnt eine Niederlegung ihrer Waffen entschieden ab, solange es keinen unabhängigen palästinensischen Staat gibt. Der bewaffnete Widerstand könne nur dann aufgegeben werden, wenn die Rechte der Palästinenser vollständig verwirklicht seien, insbesondere die Errichtung eines unabhängigen und vollständig souveränen palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt, heisst es in einer Erklärung der Terrororganisation.
Die Hamas reagierte damit auf Äusserungen des US-Sondergesandten Steve Witkoff, der Medienberichten zufolge bei einem Treffen mit Angehörigen der im Gazastreifen weiterhin festgehaltenen Geiseln gesagt haben soll, dass die Hamas nach eigenen Aussagen zur Entmilitarisierung bereit sei. «Wir stehen kurz vor dem Ende dieses Krieges», sagte Witkoff einer Mitteilung des Forums der Geiselfamilien zufolge bei dem Treffen in der israelischen Stadt Tel Aviv. «Wir haben einen Plan, den Krieg zu beenden und alle nach Hause zu bringen.» «Keine stückweisen Deals» Der US-Nachrichtenseite «Axios» und israelischen Medien zufolge will die US-Regierung ihre Gaza-Politik ändern.
Statt wie bisher zunächst nur über eine Waffenruhe und die stufenweise Freilassung der Geiseln zu verhandeln, strebe US-Präsident Donald Trump jetzt einen umfassenden Deal an, der den Krieg beendet und alle verbleibenden Geiseln auf einmal zurückbringt, hiess es. Das habe Witkoff auch den Geiselfamilien bei ihrem Treffen in Tel Aviv gesagt. «Keine stückweisen Deals. Das funktioniert nicht», wurde der US-Sondergesandte zitiert. Seine Äusserungen seien ein Eingeständnis, dass die monatelangen Bemühungen, durch indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas eine Waffenruhe herbeizuführen und die Freilassung der Geiseln zu bewirken, gescheitert sind, schrieb «Axios». Bei einer Massendemonstration in Israel forderten die Teilnehmer einen Deal zur Freilassung aller Geiseln.
Hamas schockiert mit Gräuel-Video
In einem zuvor veröffentlichten Propaganda-Video der Hamas ist der bis auf die Knochen abgemagerte 24-jährige Evjatar David in einem engen Tunnel in Gaza zu sehen, wie er sein «eigenes Grab» schaufelt. «Beenden Sie diesen Alptraum, der seit 666 Tagen andauert. Unterzeichnen Sie ein umfassendes Abkommen, das alle 50 Geiseln zurückbringt und die Kämpfe beendet», forderte das Forum der Angehörigen der Geiseln.
Mindestens 20 der Geiseln sollen noch am Leben sein. Das Forum sprach von 60.000 Teilnehmern an der Protestkundgebung. Laut örtlichen Medienberichten war es eine der grössten der vergangenen Wochen. An einer Stelle im Propaganda-Video der Hamas sagte Evjatar David an Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu gewandt: «Ich bin von Ihnen, mein Premier, völlig verlassen worden, von Ihnen, der sich um mich und all die anderen Gefangenen kümmern müsste.»
Netanyahu traf sich am Abend laut Mitteilung seines Büros mit den Familien von David und einer weiteren Geisel. «Während der Staat Israel humanitäre Hilfe für die Bewohner des Gazastreifens zulässt, lassen die Terroristen der Hamas unsere Geiseln absichtlich hungern und dokumentieren sie auf zynische und bösartige Weise», wurde Netanyahu zitiert.
Armee: Wieder Raketenbeschuss aus Gaza
Israel und die USA seien sich einig, dass es angesichts der Haltung der Hamas nötig sei, zu einem Rahmen für die Freilassung aller Geiseln, die Entwaffnung der Hamas und die Entmilitarisierung des Gazastreifens überzugehen, zitierte «Axios» einen israelischen Beamten. Eine endgültige Entscheidung darüber gebe es aber nicht. Ein Vorschlag für eine 60-tägige Waffenruhe im Gegenzug für die Freilassung von zehn lebenden Geiseln liege weiterhin auf dem Tisch. Derweil fing Israels Luftabwehr in der Nacht nach Militärangaben eine aus dem südlichen Gaza abgefeuerte Rakete ab. Zuvor hatten die Warnsirenen geheult.
Mehrere arabische Staaten, darunter Ägypten und Katar, die in den indirekten Gesprächen zwischen den Kriegsparteien vermitteln, hatten kürzlich bei einer UN-Konferenz in New York ein Ende der Hamas-Herrschaft in dem Küstengebiet gefordert. «Im Rahmen der Beendigung des Krieges im Gazastreifen muss die Hamas ihre Herrschaft im Gazastreifen beenden und ihre Waffen mit internationalem Engagement und Unterstützung an die Palästinensische Autonomiebehörde übergeben», heisst es in einem Dokument.
Hamas besteht auf Recht zum Widerstand
Darauf schien sich Witkoff bei seinem Treffen in Tel Aviv mit Angehörigen der Geiseln zu beziehen, hiess es in israelischen Medienberichten. Dabei soll er auch gesagt haben, die Hamas sei bereit, sich zu entmilitarisieren. In ihrer Stellungnahme verwies die Terrororganisation jedoch darauf, dass der Besitz von Waffen und Widerstand das legitime Recht eines besetzten Volkes sei. Die Hamas beansprucht das gesamte historische Palästina - also einschliesslich des heutigen Staatsgebietes Israels.
In einem Grundsatzpapier von 2017 akzeptiert die Gruppe jedoch einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 - das heisst bestehend aus dem Westjordanland, dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem. Das Existenzrecht Israels erkennt die Hamas nicht an. Israels Regierung ist ebenfalls gegen eine Zweistaatenlösung. Dort herrscht die Ansicht vor, dass das Westjordanland und Ost-Jerusalem aus historischen und religiösen Gründen Israel zustehen. (dpa)
13:54 Uhr
Freitag, 1. August
Deutsche Hilfsflüge für Gazastreifen haben begonnen
Deutsche Transportflugzeuge hätten 34 Paletten mit knapp 14 Tonnen Lebensmitteln und medizinischer Ausrüstung über dem Gebiet abgeworfen, teilte das Verteidigungsministerium mit.
Der Gazastreifen steht nach UN-Angaben unmittelbar vor einer Hungersnot. Israel kontrolliert alle Zugänge zu dem Küstengebiet am Mittelmeer und liess über mehrere Monate keine oder nur wenige Hilfslieferungen passieren. So sollte nach israelischer Darstellung der Druck auf die islamistische Hamas erhöht werden, die letzten der am 7. Oktober 2023 entführten Geiseln freizulassen.
Seit vergangenem Sonntag - nach weltweit wachsender Kritik an der entsetzlichen Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung - lässt Israel wieder grössere Lieferungen auf dem Landweg zu und unterstützt die Abwürfe von Hilfsgütern durch verbündete Staaten wie Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).
Deutschland beteiligt sich an der Aktion mit zwei Flugzeugen, die auf einer Militärbasis in Jordanien beladen werden und dringend benötigte Nahrungsmittel und Ausrüstung über dem Gazastreifen abwerfen.
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte, die Hilfsflüge könnten nur einen sehr kleinen Teil beitragen und das Allernötigste zu den Menschen bringen. «In Gaza fehlt es in diesen Tagen vor allem an Nahrung und Medikamenten. Für viele Menschen – auch für viele Kinder – geht es ums nackte Überleben.» Er erwarte, dass Israel die umfassende humanitäre Versorgung der seit Monaten leidenden Menschen sicherstelle.
Auch Aussenminister Johann Wadephul betonte, es werde unter Hochdruck daran gearbeitet, auch den humanitären Landweg mit erfahrenen UN-Organisationen wieder aufzubauen. Hilfsflüge könnten diese Lieferungen nicht ersetzen, nur über Land könnten ausreichend Hilfsgüter zu den Menschen gelangen.
«Deswegen fordern wir in unseren Gesprächen die israelische Regierung dringend auf, den UN und den internationalen Hilfsorganisationen sicheren Zugang und vor allem auch sichere Verteilung zu ermöglichen.» (dpa)
20:04 Uhr
Donnerstag, 31. Juli
Witkoff will in Gazastreifen reisen
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff und der amerikanische Botschafter in Israel, Mike Huckabee, werden sich morgen im Gazastreifen ein Bild von der Lage vor Ort machen. Das erklärte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, in Washington. Die beiden wollen am Freitag demnach Verteilungsstellen für Hilfslieferungen inspizieren und einen Plan für weitere Hilfslieferungen ausarbeiten. Zudem gehe es darum, von den Menschen dort «aus erster Hand mehr über die dramatische Lage vor Ort zu erfahren».
Witkoff hatte am Donnerstag in Israel bereits den rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu getroffen. Bei ihrem Gespräch soll es Medienberichten zufolge um die katastrophale Lage im Gazastreifen, die israelischen Geiseln in der Gewalt der palästinensischen Terrororganisation Hamas sowie um den Iran gegangen sein.
Örtliche Medien hatten bereits berichtet, dass Witkoff auch den Gazastreifen besuchen könnte. Er wolle sich dort ein Bild von der umstrittenen Verteilung von Hilfsgütern durch die von Israel unterstützte Gaza Humanitarian Foundation (GHF) machen. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt auf mehr Lebensmittel für die notleidenden Palästinenser im abgeriegelten Gazastreifen gepocht. (dpa)
14:05 Uhr
Donnerstag, 31. Juli
US-Sondergesandter Witkoff beginnt Gespräche in Israel
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff hat politische Gespräche in Israel aufgenommen. Er traf zunächst mit dem rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu zusammen, wie Netanjahus Büro mitteilte. Bei dem Gespräch soll es nach Medienberichten um die katastrophale Lage im Gazastreifen, die israelischen Geiseln in der Gewalt der palästinensischen Terrororganisation Hamas sowie um das Thema Iran gehen.
Das israelische Nachrichtenportal «ynet» berichtete, Witkoff könnte auch den Gazastreifen besuchen. Er wolle sich dort ein Bild von dem umstrittenen Verteilungsmechanismus der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) von Hilfsgütern für die Palästinenser machen. US-Präsident Donald Trump hatte auf mehr Lebensmittel für die Bevölkerung im Gazastreifen gepocht.
Die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg waren zuletzt ins Stocken geraten. Witkoff hatte vor etwa einer Woche mitgeteilt, dass die USA ihr Verhandlungsteam aus Katars Hauptstadt Doha zurückrufen. Er begründete das mit einem mangelnden Willen der Hamas, eine Waffenruhe erreichen zu wollen. Die USA fungieren gemeinsam mit Katar und Ägypten als Vermittler zwischen Israel und Hamas, da die beiden Kriegsparteien nicht direkt miteinander reden.
Auch Israel hatte seine Delegation vergangene Woche zurückgerufen. Israelische Medien berichteten, Israel habe Änderungsforderungen der Hamas mit Blick auf einen Vermittlungsvorschlag für eine Waffenruhe zurückgewiesen. (dpa)
12:45 Uhr
Donnerstag, 31. Juli
Schweden: Handelsabkommen mit Israel einfrieren
Schweden fordert mit Blick auf die humanitäre Krise im Gazastreifen, den Handel der EU mit Israel vorübergehend auf Eis zu legen. Die Situation in Gaza sei absolut entsetzlich und Israel komme seinen grundlegendsten Verpflichtungen und Vereinbarungen zur Nothilfe nicht nach, schrieb der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson auf der Plattform X.
«Schweden fordert deshalb, dass die EU den Handelsteil des Assoziierungsabkommens so bald wie möglich einfriert. Der wirtschaftliche Druck auf Israel muss steigen», schrieb er. In dem besagten Abkommen wird die Zusammenarbeit zwischen Israel und der EU geregelt.
Die israelische Regierung müsse ungehinderte humanitäre Hilfe in Gaza zulassen, forderte Kristersson. Zugleich mahnte er an, auch den Druck auf die islamistische Hamas zu erhöhen, damit die beim Terrorangriff am 7. Oktober 2023 Geiseln sofort und bedingungslos freigelassen würden. (dpa)
11:16 Uhr
Donnerstag, 31. Juli
Israelische Siedler greifen Dörfer an - Ein Toter
Bei einem Angriff israelischer Siedler auf palästinensische Dörfer im Westjordanland ist nach palästinensischen Angaben ein Mann getötet worden. Der 45-Jährige sei an Brandrauch erstickt, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Siedler hätten in dem Ort Silwad zwölf Fahrzeuge und ein Haus in Brand gesetzt. Auch in weiteren Dörfern in der Nähe von Ramallah seien Autos angezündet worden. Ein israelischer Armeesprecher sagte auf Anfrage, man prüfe den Bericht. (dpa)
11:14 Uhr
Donnerstag, 31. Juli
200 deutsche Prominente fordern Waffenstopp für Israel
Mehr als 200 deutsche Schauspieler, Musiker und Medienleute von Ski Aggu bis Katharina Thalbach drängen Kanzler Friedrich Merz zum Stopp der Waffenlieferungen an Israel und zu weiteren Sanktionen.
In einem offenen Brief verweisen die Künstler auf das Leid von Kindern im Gazastreifen und betonen: «Auch wir verurteilen die grauenvollen Verbrechen der Hamas aufs Schärfste. Aber kein Verbrechen legitimiert es, Millionen von unschuldigen Menschen auf brutalste Weise kollektiv zu bestrafen.»
Zu den Erstunterzeichnern gehören unter vielen anderen die Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, die Musikerin Shirin David und der Musiker Zartmann, die Schauspielerinnen Jessica Schwarz, Heike Makatsch und Liv Lisa Fries, die Schauspieler Benno Führmann, Daniel Brühl und Jürgen Vogel sowie der Autor Marc-Uwe Kling. Organisiert hat die Aktion nach eigenen Angaben die Kampagnengruppe Avaaz.
Im Gazastreifen hungerten und stürben Kinder, die nicht Teil des Krieges seien und doch dessen Last trügen, heisst es in dem offenen Brief. «Mehr als 17.000 wurden bereits getötet. Hunderttausende sind verletzt, traumatisiert, vertrieben, hungern.»
Die Unterzeichnenden würdigen, dass Merz in den vergangenen Tagen mit Kritik an der israelischen Regierung Stellung bezogen habe. Doch drängen sie den Christdemokraten zu weiteren Schritten: den Stopp aller deutschen Waffenexporte an Israel , Unterstützung für das Aussetzen des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel und die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand und einen ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe.
«Diese Schritte stehen in tiefem Einklang mit den europäischen Werten und würden der israelischen Regierung unmissverständlich klarmachen, dass selbst ihre engsten Verbündeten das Leiden nicht mehr hinnehmen können und Worte nicht mehr reichen», heisst es in dem offenen Brief. (dpa)
09:15 Uhr
Donnerstag, 31. Juli
Israel : Weitere Lastwagen mit Hilfsgütern erreichen Gaza
Weitere Hilfstransporte für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen haben nach israelischen Angaben den umkämpften Küstenstreifen erreicht. 270 weitere Lastwagenladungen seien am Mittwoch in den Gazastreifen eingefahren, teilte die zuständige Cogat-Behörde auf X mit. Sie warteten nun auf Übernahme und Verteilung durch die Vereinten Nationen, ebenso wie Hunderte weitere Lastwagen.
Am Mittwoch seien ausserdem mehr als 200 Lastwagenladungen von UN- und anderen Organisationen übernommen und verteilt worden. Überdies seien zwei Tankfahrzeuge mit Treibstoff in den Gazastreifen eingefahren. Diese sollten dem Betrieb «essenzieller humanitärer Systeme» dienen. Zudem seien 32 Paletten mit Lebensmitteln in Zusammenarbeit mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Jordanien über dem abgeriegelten Küstenstreifen abgeworfen worden. (dpa)
06:19 Uhr
Donnerstag, 31. Juli
Auch Kanada will Palästina als Staat anerkennen
Der Druck auf Israel wegen der verheerenden Lage in Nahost wächst. Nun will nach Frankreich auch Kanada Palästina anerkennen. «Kanada beabsichtigt, den Staat Palästina in der 80. Sitzung der UN-Vollversammlung im September 2025 anzuerkennen», sagte Ministerpräsident Mark Carney. Er begründete den Schritt mit zunehmend schlechteren Aussichten auf eine Zweistaatenlösung in Nahost und prangerte die Lage im Westjordanland sowie die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen an. Unter dem Begriff Zweistaatenlösung wird verstanden, dass Israel und ein unabhängiger Palästinenserstaat friedlich Seite an Seite existieren.
Kanada schliesst sich damit als erstes G7-Land der französischen Ankündigung von vergangener Woche an. Auch Grossbritannien drohte Israel zuletzt offen mit einer Anerkennung Palästinas, falls die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu den Gaza-Krieg und das Leiden der Palästinenser nicht beenden sollte.(dpa)
Auf Nachfrage stellte Carney klar, dass es sich um eine Absichtserklärung seiner Regierung handle. Theoretisch sei ein Szenario möglich, dass er seine Entscheidung wieder zurücknehme, auch wenn er sich das zurzeit nicht vorstellen könne, sagte Carney. «Wenn es kein Szenario gäbe, würden wir sofort handeln.» (dpa)
06:22 Uhr
Donnerstag, 31. Juli
Medien: US-Sondergesandter Witkoff reist nach Israel
Die Bevölkerung im Gazastreifen braucht mehr Lebensmittel - das hat US-Präsident Trump zuletzt mehrfach betont. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff reist deshalb Medienberichten zufolge nach Israel, um über die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen zu sprechen.
Der Sender NBC News und das Portal «The Hill» berichteten jeweils unter Berufung auf einen Regierungsbeamten, dass Witkoff sich am Donnerstag auf den Weg mache. Die US-Nachrichtenseite «Axios» hatte ein paar Stunden zuvor berichtet, es werde erwartet, dass der Sondergesandte am Mittwoch nach Israel reise.
US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt auf mehr Lebensmittel für die Bevölkerung im Gazastreifen gepocht. «Ob man nun von Aushungern spricht oder nicht - das sind Kinder, die hungern», sagte er am Dienstag auf dem Rückflug aus Schottland in die US-Hauptstadt Washington. Die Kinder müssten Nahrungsmittel erhalten, man werde ihnen diese bringen, erklärte er. (dpa)
21:52 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
Klinik: 48 Palästinenser an Grenzübergang im Gazastreifen getötet
Im Gazastreifen sind laut der Mitteilung eines Krankenhauses mindestens 48 Palästinenser getötet worden, als sie an einem Grenzübergang auf Lebensmittellieferungen warteten. Die Schifa-Klinik in der Stadt Gaza, in die die Opfer gebracht wurden, teilte mit, die Menschen hätten sich am Mittwoch am Grenzübergang Sikim im Norden des Küstengebiets versammelt. Es war unklar, wer das Feuer eröffnete. Das israelische Militär, das den Grenzübergang kontrolliert, gab keine Stellungnahme ab.
Aufnahmen der Nachrichtenagentur AP zeigten, wie Leichen in Krankenwagen und auf Holzkarren vom Ort der Schüsse weggebracht wurden. Das Al-Saraja-Feldlazarett, in dem kritische Fälle stabilisiert werden, bevor sie in die Kliniken gebracht werden, gab an, mehr als 100 Tote und Verletzte aufgenommen zu haben. Fares Awad, Leiter des Rettungsdienstes des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen, sagte, einige Leichen seien in andere Krankenhäuser gebracht worden. Das deutet darauf hin, dass die Zahl der Opfer noch steigen könnte. (AP)
19:32 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
«Hamas-Propaganda»: Israel kritisiert Medien, die Bilder eines kranken Kleinkindes aus Gaza zeigen
Die «New York Times» hat auf ihrer Titelseite ein Foto eines ausgemergelten Buben veröffentlicht – um auf die Hungersnot in Gaza aufmerksam zu machen. Nun muss sie den Artikel korrigieren. (chm)
19:25 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
Israel: Weitere Lebensmittel aus der Luft über Gaza abgeworfen
Nach israelischen Angaben sind den vierten Tag in Folge Hilfsgüter aus der Luft über dem Gazastreifen abgeworfen worden. Die Lieferungen umfassten 32 Paletten mit Lebensmitteln, die in den vergangenen Stunden an Fallschirmen von jordanischen, emiratischen und ägyptischen Flugzeugen abgeworfen wurden, wie die israelische Armee mitteilte.
Die drei Länder koordinieren demnach ihre Abwürfe mit den israelischen Behörden. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen will auch Deutschland mit dem Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft beginnen. Zwei Transportflugzeuge der Bundeswehr seien dafür bereits entsandt worden. Auch andere Länder kündigten an, solche Abwürfe von Hilfsgütern zu starten.
Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu rief unterdessen weitere Länder auf, sich an den Abwürfen zu beteiligen. Hilfsorganisationen halten diese Methode wegen der relativ geringen Mengen jedoch für ineffektiv und auch teuer - etwa im Vergleich zu Lastwagentransporten. Die Paletten könnten ausserdem die wartenden Menschen am Boden verletzen oder töten. Kritiker sprechen von einer symbolischen Geste, die mehr dem eigenen Image diene als den rund zwei Millionen grösstenteils notleidenden Palästinensern im Gazastreifen. (dpa)
19:12 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
Israelischer Minister deutet Annexion von Teilen Gazas an
Israel könnte einem Mitglied des Sicherheitskabinetts zufolge mit einer teilweisen Annexion des Gazastreifens drohen, um den Druck auf die islamistische Hamas bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe zu erhöhen. Als Grund führte Minister Seew Elkin im öffentlich-rechtlichen Kan-Sender an, die Hamas zögere die Verhandlungen hinaus.
«Das Schmerzhafteste für unsere Feinde ist der Verlust von Land», sagte er weiter. Es bestehe daher die Möglichkeit, der Hamas ein Ultimatum zu setzen, um eine Einigung zu erzielen. Ein solches Ultimatum sei ein bedeutendes Druckmittel. Israel würde deutlich machen, dass die Hamas «in dem Moment, in dem sie mit uns Spielchen treibt, Land verlieren wird, das sie nicht zurückbekommen wird».
Israelische Medien berichteten bereits vor wenigen Tagen, die Regierung berate unter anderem über die Androhung einer stufenweisen Annexion von Teilen des Gazastreifens, um den Druck auf die Hamas zu erhöhen. Zuletzt gab es Unmut von rechtsextremen Ministern der Regierung von Benjamin Netanyahu über die Wiederaufnahme grösserer Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Israelischen Kommentatoren zufolge will Netanyahu mit solchen Plänen auch seine ultrarechten Koalitionspartner beschwichtigen.
Waffenruhe-Verhandlungen ins Stocken geraten
Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas sind Berichten zufolge ins Stocken geraten. Auf dem Verhandlungstisch lag demnach zuletzt ein Vorschlag für eine 60 Tage lange Waffenruhe. Während dieser Zeit sollte die Hamas zehn der noch lebenden Geiseln aus dem Gazastreifen freilassen. Es wird vermutet, dass noch 20 Geiseln am Leben sind.
Der TV-Sender N12 und der Journalist Barak Ravid berichteten, Israel habe den Vermittlern am Dienstag eine Antwort auf die jüngsten Forderungen der Hamas übergeben. Details gab es zunächst nicht. (dpa)
18:58 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
UN: Hunger und Tote trotz Kampfpausen in Gaza
Nach Beginn der Kampfpausen des israelischen Militärs beklagen die Vereinten Nationen weiter Todesfälle und grosses Leid unter der Zivilbevölkerung. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros (OCHA) kommt es weiterhin zu Opfern unter den Menschen, die dringend benötigte Hilfe suchen. Zudem sterben demnach weiterhin Kinder und Erwachsene an Hunger und Mangelernährung. «Eltern kämpfen weiterhin darum, ihre hungernden Kinder zu retten», sagte Sprecher Farhan Haq.
Die Bedingungen für die Lieferung von Hilfsgütern blieben weiterhin unzureichend, es käme nicht genügend Hilfe in das Gebiet. Als Beispiel dafür nannte der Sprecher die Herausforderungen am Grenzübergang Kerem Schalom. Dieser sei ein umzäuntes Areal, zu dem Fahrer nur mit Genehmigung der israelischen Behörden Zugang erhielten. Die Behörden müssten die Fahrt zunächst bewilligen, sichere Routen festlegen, Bewegungen in bestimmte Bereiche mehrfach freigeben, währenddessen Luftangriffe aussetzen und schliesslich die Tore öffnen, um die Einreise zu ermöglichen, erklärte er.
Der Gazastreifen steht nach UN-Angaben unmittelbar vor einer Hungersnot. Nach Angaben lokaler Behörden, die von der Hamas kontrolliert werden, sind bereits mehr als 100 Menschen verhungert. Die Vereinten Nationen halten die Berichte für glaubwürdig. Israel kontrolliert alle Zufahrtsstrassen nach Gaza und hat das Küstengebiet abgeriegelt. (dpa)
16:48 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
Gaza-Behörde: Mehr als 100 Tote in 24 Stunden
Im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben mehr als 100 Menschen an einem Tag infolge von israelischen Angriffen ums Leben gekommen. Die von der islamistischen Terrororganisation Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde meldete 104 Tote sowie 399 Verletzte in den vergangenen 24 Stunden. Das Ministerium unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. Die Angaben lassen sich derzeit nicht verifizieren.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs sind nach palästinensischen Angaben in Gaza mehr als 60'100 Menschen getötet worden. Mehr als 146'200 wurden verletzt. (dpa)
15:21 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
Diese Sanktionen will die EU jetzt gegen Israel verhängen – deutscher Kanzler Merz hat den Stichentscheid
Als Reaktion auf Israels Kriegsführung in Gaza hat die EU Sanktionen gegen Israel auf den Tisch gebracht. Für eine Mehrheit ist die Stimme Deutschlands entscheidend. Bundeskanzler Friedrich Merz sagt nicht grundsätzlich Nein, hat sich aber noch etwas Bedenkzeit ausbedungen. (chm)
13:51 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
Kliniken melden 46 Tote durch israelischen Beschuss im Gazastreifen
Bei israelischen Luftangriffen und durch Schüsse israelischer Soldaten sind nach Angaben von Krankenhäusern im Gazastreifen erneut 46 Palästinenser getötet worden. Mehr als 30 von ihnen kamen demnach ums Leben, als sie versuchten, an Hilfsgüter zu gelangen. Dutzende weitere wurden den Kliniken zufolge verletzt. Von israelischer Seite lagen dazu zunächst keine Stellungnahmen vor.
Wie das Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza am Mittwoch mitteilte, wurden dort unter anderem die Leichen von zwölf Menschen eingeliefert, die Dienstagnacht getötet worden sind. Sie hätten gemeinsam mit vielen anderen auf Hilfslieferungen am Grenzübergang Zikim gewartet, als israelische Soldaten das Feuer eröffnet hätten, hiess es. 13 weitere Tote meldete die Klinik nach Luftangriffen auf Dschabalija, Beit Lahia und Beit Hanun.
Das Nasser-Krankenhaus im Süden des Gazastreifens teilte mit, dass dort ebenfalls die Leichen von 16 Menschen hingebracht worden seien, die nahe dem neu eingerichteten Morag-Korridor auf Hilfsgüter gewartet hätten. Ein weiterer Toter sei nach einem Luftangriff auf ein Zelt in Chan Junis in die Leichenhalle gebracht worden.
Das Awda-Krankenhaus in Nuseirat erklärte, dorthin seien vier Leichen gebracht worden, die nahe einem Hilfsgüter-Verteilungszentrum der Organisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) im Netzarim-Korridor erschossen worden seien.
Das von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium meldete am Mittwoch zudem den Tod von sieben Menschen, darunter ein Kind, durch Mangelernährung in den 24 Stunden zuvor. Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen sind demnach insgesamt 89 Kinder an Unterernährung gestorben - seit Ende Juni, als das Ministerium mit einer detaillierteren Zählung begann, auch 65 palästinensische Erwachsene. (AP)
13:02 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
Deutschland bremst bei EU-Israel-Sanktionen
Deutschland und mehrere andere EU-Staaten blockieren einen Vorschlag zur sofortigen Sanktionierung Israels wegen der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen. Bei Beratungen im Ausschuss der ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten konnte deswegen das Entscheidungsverfahren nicht eingeleitet werden, wie die Deutsche Presse-Agentur von Diplomaten in Brüssel erfuhr.
Konkret hatte die EU-Kommission am Montagabend empfohlen, die Teilnahme Israels am Forschungsförderungsprogramm Horizon Europe unverzüglich teilweise auszusetzen. Damit soll der Druck auf das Land erhöht werden, eine bessere humanitäre Versorgung der notleidenden Menschen im abgeriegelten Gazastreifen zu ermöglichen, wo Israel die islamistische Hamas bekämpft. Israelischen Unternehmen könnten durch die Strafmassnahme den Zugang zu Zuschüssen in Millionenhöhe verlieren.
EU ist gespalten
Bei der Sitzung in Brüssel gehörte Deutschland laut Diplomaten zu den Ländern, die eine weitere Analyse des Vorschlags für nötig halten und die Entwicklungen im Gazastreifen in den kommenden Tagen abwarten wollen. Seit dem Wochenende lässt Israel wieder Hilfstransporte in grösserem Umfang in das Küstengebiet einfahren, zuletzt fuhren nach Angaben der Militärbehörde Cogat am Mittwoch rund 220 Lkw über den Grenzübergang. Einige Delegationen äusserten sich den Angaben zufolge auch kritisch, da sie befürchten, dass Sanktionen gegen Israel den notwendigen Dialog mit den israelischen Behörden erschweren könnten.
Für die Umsetzung des Sanktionsvorschlags müssen nach Angaben der EU-Kommission 15 der 27 EU-Staaten zustimmen, die zusammen mindestens 65 Prozent der Bevölkerung der teilnehmenden Mitgliedstaaten repräsentieren.
Lässt Israel EU-Beobachter zu?
Als entscheidende Länder gelten im Fall der Israel-Sanktionen Deutschland und Italien. Alle anderen grossen EU-Staaten und viele kleinere hatten sich zuletzt aufgeschlossen gegenüber Strafmassnahmen gezeigt. Von Diplomaten hiess es nach der Sitzung, viele Delegationen hätten ihre Unterstützung für den Sanktionsvorstoss zum Ausdruck gebracht, um den Druck auf die israelischen Behörden zu erhöhen.
Israelische Medien berichteten unterdessen, dass die israelische Regierung zur Abwehr der Sanktionsinitiative Zugeständnisse machen könnte. Demnach wird in Erwägung gezogen, Experten der EU eine Beobachtung der Lage vor Ort zu ermöglichen. In Brüssel war zuletzt auch kritisiert worden, dass israelische Zusagen für mehr Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen bislang nur unzureichend umgesetzt worden seien. Bei ihnen geht es nach EU-Darstellung unter anderem darum, dass pro Tag mindestens 160 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Küstenstreifen gelassen werden sollen.
Konkrete Gespräche darüber könnte es auch mit dem deutschen Aussenminister Johann Wadephul (CDU) geben. Er will an diesem Donnerstag zu einer Reise in die Region aufbrechen und noch einmal versuchen, Israel diplomatisch zu einem Umdenken zu bewegen.
EU-Kommission: Israel verstösst gegen Menschenrechte
Der Sanktionierungsvorschlag der EU-Kommission sieht im Detail vor, die Beteiligung von israelischen Einrichtungen an Tätigkeiten auszusetzen, die über den Europäischen Innovationsrat (EIC) finanziert werden. Getroffen würden demnach zum Beispiel Start-ups und kleine Unternehmen, die im Bereich Cybersicherheit, Drohnen und künstliche Intelligenz arbeiten. Die Teilnahme israelischer Universitäten und Forscher an Kooperationsprojekten und Forschungsaktivitäten im Rahmen von Horizon bleibe von der vorgeschlagenen Massnahme unberührt, hiess es.
Zur Begründung heisst es in dem Entwurf für den Rechtstext, Israel verstosse mit seinem Vorgehen im Gazastreifen und der daraus resultierenden humanitären Katastrophe gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht. Damit werde ein wesentliches Prinzip der Zusammenarbeit zwischen der EU und Israel im Rahmen des geltenden Assoziierungsabkommens verletzt.
Ausdrücklich erwähnt werden auch Tausende zivile Todesopfer und eine rasant steigende Zahl von Fällen extremer Unterernährung, insbesondere bei Kindern. Israel verteidigt sein Vorgehen hingegen als notwendige Reaktion auf den Terror der islamistischen Hamas, die weiter Dutzende Geiseln im Gazastreifen festhält.
Droht auch juristischer Streit?
Zum weiteren Vorgehen hiess es nach den Beratungen von Diplomaten, die zuständige Arbeitsgruppe des Rates der Mitgliedstaaten solle sich nun um die Klärung technischer Fragen zum Sanktionsvorschlag kümmern. Der Ausschuss der ständigen Vertreter werde dann bei Fortschritten wieder zusammenkommen.
Möglich ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch, dass juristische Streitigkeiten das Verfahren verzögern. Denn einige Mitgliedstaaten bezweifeln, ob der Sanktionsvorschlag wie von der EU-Kommission angegeben per Mehrheitsbeschluss angenommen werden kann. (dpa)
12:19 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
Israel: Weitere 220 Lkw mit Hilfsgütern erreichen Gaza
Rund 200 Lastwagen fahren nun täglich in den abgeriegelten Küstenstreifen. UN-Organisationen zufolge reichen aber Lieferungen in diesem Umfang immer noch nicht aus, um eine Hungersnot abzuwenden. anderen Organisationen übernommen worden, um die humanitäre Hilfe zu verteilen. Israel hatte am Sonntag erstmals seit Monaten die Einfuhr von Hilfslieferungen in grösserem Stil zugelassen. (dpa)
02:01 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
Malta will Staat Palästina anerkennen
Malta will die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staats unterstützen. Malta werde den Staat Palästina ab September offiziell anerkennen, teilte Ministerpräsident Robert Abela in einem Beitrag in den sozialen Medien mit. Man habe die Vereinten Nationen während der derzeit in New York stattfindenden UN-Konferenz darüber informiert. «Die Position unseres Landes spiegelt unser Engagement wider, eine Lösung für einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten zu finden», schrieb der maltesische Regierungschef.
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni erklärte unterdessen, Italien unterstütze grundsätzlich einen palästinensischen Staat, aber der Zeitpunkt für eine Anerkennung sei noch nicht gekommen. Der Druck, den Staat offiziell anzuerkennen, hat zugenommen, seit der französische Präsident Emmanuel Macron vergangene Woche angekündigt hat, dass Frankreich dies im September umsetzen werde. (dpa)
05:00 Uhr
Mittwoch, 30. Juli
«Davor hat die Regierung richtig Angst»: Dem Iran geht das Wasser aus
Der Iran leidet unter extremer Dürre, Stromausfällen und dem Zusammenbruch der Wasserversorgung – nun denkt Präsident Massud Peseschkian sogar darüber nach, die Hauptstadt Teheran umzusiedeln. Experten warnen vor sozialen Unruhen. (chm)
21:56 Uhr
Dienstag, 29. Juli
Trump: Kinder im Gazastreifen hungern
US-Präsident Donald Trump hat erneut auf mehr Lebensmittel für die Bevölkerung im Gazastreifen gepocht. «Ob man nun von Aushungern spricht oder nicht - das sind Kinder, die hungern», sagte der Republikaner auf dem Rückflug aus Schottland in die US-Hauptstadt Washington. «Man sieht die Mütter, wie sehr sie ihre Kinder lieben.»
Ein Journalist hatte Trump gefragt, ob er mit seiner Ehefrau Melania über das Thema spreche. «Sie sieht dieselben Bilder wie Sie, wie wir alle», antwortete der US-Präsident. «Ich denke, jeder - es sei denn, er ist ziemlich kaltherzig oder noch schlimmer: verrückt - kann nichts anderes sagen, als dass es schrecklich ist, diese Kinder zu sehen.» Sie müssten Nahrungsmittel erhalten, und man werde ihnen diese bringen, gab Trump an.
Bereits zuvor hatte er die israelische Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu öffentlich dazu aufgefordert, die hungernde Bevölkerung im Gazastreifen mit mehr Lebensmitteln zu versorgen. Der US-Präsident hat seinen Ton bei dem Thema merkbar verschärft.
USA sehen Verantwortung bei Hamas
Die Linie der US-Regierung bleibt dennoch, dass die islamistische Hamas die Hauptverantwortung für das Leid im Gazastreifen trägt. Laut der Sprecherin des Aussenministeriums, Tammy Bruce, lenke die Hamas bei den Verhandlungen möglicherweise auch deshalb nicht ein, weil sie hoffe, «dass das Leid so lange andauert, bis die Welt ihren Forderungen nachgibt». Letztlich gebe es «eine Gruppe, die von den Bildern und der Realität des Grauens profitiert, und das ist die Hamas».
Israel hatte seit März nur noch vereinzelt Hilfslieferungen in das abgeriegelte Küstengebiet zugelassen. In der Folge verschärfte sich die humanitäre Lage dramatisch. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte vor einer tödlichen Hungerkrise. Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen werfen Israel vor, die Bevölkerung gezielt auszuhungern - und werten dies als Kriegsverbrechen. Die israelische Regierung weist die Vorwürfe zurück.
In den vergangenen Tagen wurden erstmals seit Monaten wieder grössere Hilfslieferungen in das Küstengebiet gebracht. Auch Deutschland will sich an Hilfsflügen mit Abwürfen aus der Luft beteiligen. Kritiker bezweifeln allerdings, dass die gelieferten Mengen ausreichen. (dpa)
19:59 Uhr
Dienstag, 29. Juli
Israel kritisiert Ankündigung Grossbritanniens
Israel hat die Ankündigung Grossbritanniens kritisiert, unter bestimmten Umständen einen Staat Palästina anzuerkennen. «Die Änderung des Standpunkts der britischen Regierung zu dieser Zeit, nach dem französischen Schritt und internem politischen Druck, stellt eine Belohnung für die Hamas dar und schadet den Bemühungen, eine Waffenruhe im Gazastreifen und einen Rahmen für die Freilassung von Geiseln zu erreichen», teilte das israelische Aussenministerium am Dienstag auf der Plattform X mit.
Der britische Premierminister Keir Starmer hatte angekündigt, dass Grossbritannien im September einen Staat Palästina anerkennen werde, sollte Israel sich nicht auf eine Waffenruhe im Gazastreifen, UN-Hilfslieferungen in das Gebiet und andere Schritte in Richtung langfristigen Frieden einlassen. Vergangene Woche hatte der französische Präsident Emmanuel Macron angekündigt, im September die Anerkennung offiziell zu machen. (dpa/AP)
18:19 Uhr
Dienstag, 29. Juli
Starmer droht Israel mit Anerkennung von Staat Palästina
Wie Frankreich könnte auch Grossbritannien Palästina als Staat anerkennen. Man werde den Staat Palästina im September vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen anerkennen, sofern die israelische Regierung nicht wesentliche Schritte unternehme, um die entsetzliche Situation im Gazastreifen zu beenden und sich zu einem langfristigen, nachhaltigen Frieden bekenne, teilte der britische Premier Keir Starmer nach einer Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts mit.
Zu diesen Schritten zähle unter anderem, den Vereinten Nationen zu gestatten, die Versorgung der Bevölkerung im Gazastreifen mit humanitärer Hilfe zur Beendigung des Hungers unverzüglich wiederaufzunehmen, hiess es in einer Mitteilung aus der Downing Street. Ausserdem müsse Israel einer Waffenruhe zustimmen und klarstellen, dass es keine Annexionen im Westjordanland geben werde.
Forderungen auch an die Hamas
Zugleich sagte Starmer in der Kabinettssitzung, dass die Forderungen an die islamistische Hamas bestehen blieben: Die Hamas müsse alle Geiseln freilassen, ebenfalls einer Waffenruhe zustimmen, akzeptieren, dass sie keine Rolle beim Regieren des Gazastreifens spielen werde und ihre Waffen niederlegen.
Im Vorfeld der UN-Generalversammlung werde man dann beurteilen, inwieweit die Parteien die Schritte umgesetzt hätten, sagte Starmer. Danach werde man eine finale Entscheidung treffen. Zugleich machte die Downing Street aber auch deutlich, dass eine Anerkennung eines Staates Palästina allein die Situation vor Ort nicht ändern werde.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte vergangene Woche die Anerkennung Palästinas als Staat angekündigt und damit scharfe Kritik Israels und der USA auf sich gezogen.
Fast 150 UN-Mitgliedstaaten erkennen Palästina als Staat an. Wichtige westliche Länder wie etwa die UN-Vetomacht USA gehören aber nicht dazu. Auch Deutschland erkennt Palästina nicht als Staat an. Israel wird etwa von Saudi-Arabien, dem Irak und Syrien nicht anerkannt. (dpa)
17:00 Uhr
Dienstag, 29. Juli
Luftbrücke statt Einreiseverbote: Friedrich Merz will den Palästinensern helfen, um Israel nicht verärgern zu müssen
Auch in Deutschland werden die Stimmen lauter, die einen härteren Kurs gegenüber dem israelischen Staat fordern. Der Kanzler hält sich mit Kritik zurück und kündigt humanitäre Hilfen für Gaza an. (chm)
13:58 Uhr
Dienstag, 29. Juli
Gaza-Behörde: Mehr als 60'000 Palästinenser im Krieg getötet
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast 22 Monaten sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang 60'034 Palästinenser ums Leben gekommen. 145'870 weitere Menschen erlitten demnach Verletzungen, wie es in einer Mitteilung der Behörde hiess. Demnach soll es sich bei der Mehrheit der Opfer um Frauen, Minderjährige und ältere Menschen handeln.
Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen und unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern. Sie werden aber von UN-Organisationen als weitgehend zuverlässig angesehen.
Auslöser des Gaza-Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Israel reagierte auf das bislang beispiellose Massaker mit einer Militäroperation, um die Geiseln zu befreien und die Hamas zu zerschlagen. Der Grossteil der Verschleppten gewann im Zuge von zeitweisen Waffenruhen die Freiheit wieder. Derzeit hält die Hamas nach israelischen Angaben noch 50 Geiseln fest, von denen 20 noch am Leben sein sollen.
Der Gaza-Krieg brachte ein enormes Mass an Zerstörung über das abgeriegelte Küstengebiet, das in etwa so gross ist wie das Stadtgebiet von München. 90 Prozent der zwei Millionen Palästinenser wurden nach Angaben von Hilfsorganisationen durch die Kampfhandlungen teils mehrfach in die Flucht getrieben. Die zivile Infrastruktur - Krankenhäuser, Schulen, Moscheen, Betriebe - wurde demnach weitgehend zerstört. Ein weiterer Vorwurf lautet, dass israelische Blockaden das palästinensische Gebiet an den Rand einer Hungersnot gebracht hätten. Israel bestreitet das.
Israel wirft der Hamas im Gegenzug vor, dass sich ihre Kämpfer hinter der Zivilbevölkerung verstecken und Schulen, Krankenhäuser, Moscheen, Universitäten als Operationsbasen missbrauchen.
Israels Armee gibt die Zahl der eigenen gefallenen Soldaten mit 454 an. Diplomatische Bemühungen um die Herbeiführung einer weiteren 60-tägigen Waffenruhe stecken derzeit fest. (dpa)
08:29 Uhr
Dienstag, 29. Juli
Palästinenser: Dutzende Tote bei israelischen Angriffen
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben im Morgengrauen Dutzende Menschen getötet worden. Medizinische Quellen im Al-Awda-Krankenhaus in Nuseirat im Zentrum des abgeriegelten Küstengebiets berichteten, es seien 30 Leichen eingeliefert worden. Wegen ihres Zustands sei die Identifizierung der Toten schwierig.
Bei mindestens acht der Opfer handele es sich um Mitglieder einer Familie, hiess es. Augenzeugen berichteten von mehreren israelischen Angriffen auf Wohngebiete nördlich von Nuseirat. Unabhängig prüfen liess sich dies zunächst nicht. Vonseiten der israelischen Armee gab es dazu vorerst keine Angaben.
Unter dem Eindruck weltweiter Kritik an ihrer Vorgehensweise in dem Palästinensergebiet hatte die Armee am Wochenende überraschend angekündigt, bis auf Widerruf jeden Tag von 10.00 bis 20.00 Uhr Ortszeit eine selbst erklärte humanitäre Feuerpause in Teilen des Gazastreifens einzuhalten. Sie gelte in den Gebieten, in denen die Armee nicht im Einsatz sei: in Al-Mawasi im Südwesten, in Deir al-Balah im Zentrum sowie in der Stadt Gaza im Norden. (dpa)
06:41 Uhr
Dienstag, 29. Juli
Helfer: Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft «sinnlos» und zynisch
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft über dem Gazastreifen scharf kritisiert. Diese Methode sei nicht nur ineffektiv, sondern berge auch Gefahren für die wartenden Menschen am Boden, sagte Jean Guy Vataux, der Notfallkoordinator der Organisation im Gazastreifen. «Humanitäre Hilfsgüter aus der Luft abzuwerfen ist eine sinnlose Initiative, die nach Zynismus riecht.» Es sei viel effektiver, Hilfsgüter in Lastwagen in das Küstengebiet zu bringen, erklärte Vataux.
«Es gibt Strassen, die Lastwagen sind da, die Lebensmittel und Medikamente sind da - alles ist bereit, um humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen.» Luftabwürfe umfassten weit weniger als 20 Tonnen Hilfsgüter, die man ohne Komplikationen mit einem einzigen Lkw transportieren könnte, so Vataux. «Das Einzige, was es jetzt braucht, ist die Entscheidung der israelischen Behörden, die Einfuhr über den Landweg zu ermöglichen.»
Aufgrund von Evakuierungsbefehlen des israelischen Militärs sind ihm zufolge zudem zahlreiche Menschen in einem kleinen Gebiet versammelt. «Wenn in diesem kleinen Gebiet etwas landet, werden unweigerlich Menschen verletzt», warnte Vataux weiter.
UN: Tropfen auf den heissen Stein
Seit Sonntag werfen Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate in Koordination mit der israelischen Armee Hilfsgüter aus der Luft über dem Gazastreifen ab. Nach israelischen Angaben wurden seit Beginn der Aktion knapp 50 Paletten mit Lebensmitteln an Fallschirmen über dem Küstenstreifen abgeworfen.
Auch Deutschland plant zusammen mit Jordanien eine Luftbrücke zur Versorgung des Gazastreifens mit humanitären Hilfsgütern.
Israel hatte am Sonntag auch erstmals seit Monaten die Einfuhr grösserer Hilfslieferungen zugelassen. Aus Sicht internationaler Organisationen reichen diese jedoch nicht aus. UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher bezeichnete sie etwa als einen Tropfen auf den heissen Stein. (dpa)
19:20 Uhr
Montag, 28. Juli
Deutschland und Jordanien starten Luftbrücke nach Gaza
Deutschland will zusammen mit Jordanien eine Luftbrücke zur Versorgung des Gazastreifens mit humanitären Gütern aufbauen. Dieser Schritt werde «umgehend» erfolgen, sagte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts in Berlin.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) werde sich dabei eng mit Frankreich und Grossbritannien abstimmen, die ebenfalls bereit seien, an einer Luftbrücke für Lebensmittel und humanitäre Güter mitzuwirken. «Wir wissen, dass das für die Menschen in Gaza nur eine ganz kleine Hilfe sein kann. Aber immerhin ist es ein Beitrag, den wir gerne leisten wollen», sagte Merz. (dpa)
15:26 Uhr
Montag, 28. Juli
Hamas-Ministerium meldet 14 Hungertote im Gazastreifen
Innerhalb von 24 Stunden sollen im Gazastreifen 14 Menschen infolge von Unterernährung gestorben sein. Das berichtete das von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium des Küstengebiets am Montag. Laut dem Ministerium waren zwei Kinder unter den Opfern. Insgesamt seien seit dem Kriegsausbruch am 7. Oktober 2023 unter Kindern 88 Todesfälle im Zusammenhang mit Unter- oder Mangelernährung dokumentiert worden, hiess es. Seit Anfang Juli seien zudem 59 Erwachsene infolge von Unterernährung gestorben. Das Ministerium erhebt erst seit Anfang Juli Daten zu Hungertoten im Erwachsenenalter.
Trotz seiner Zugehörigkeit zur Hamas-Regierung sehen die Vereinten Nationen und internationale Organisationen das Ministerium als die zuverlässigste Quelle für Opferzahlen im Gazastreifen an.
Das israelische Militär hatte am Sonntag bis auf weiteres tägliche Kampfpausen zwischen 10 und 20 Uhr (Ortszeit) in Al-Mawasi, Deir al-Balah und der Stadt Gaza angekündigt, unter anderem, um den Abwurf von Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung aus der Luft zu erleichtern und sichere Transportrouten für Hilfslieferungen am Boden zu etablieren. Die erste Kampfpause begann am Sonntag. Der internationale Druck auf Israel hatte angesichts einer sich immer stärker abzeichnenden Hungerkrise zugenommen. (dpa)
13:19 Uhr
Montag, 28. Juli
Mindestens 36 Tote bei Angriffen im Gazastreifen
Bei israelischen Angriffen sollen im Gazastreifen mindestens 36 Menschen getötet worden sein. Das berichteten Krankenhäuser und die Hilfsorganisation Roter Halbmond am Montag. Unter den Opfern sollen erneut auch Menschen sein, die sich um Hilfslieferungen bemühten.
Das Al-Awda-Krankenhaus meldete die Annahme von sieben Leichen. Die Palästinenser seien am Montag in der Nähe einer Hilfsgüter-Verteilungsstelle der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) getötet worden. 20 weitere Menschen seien verletzt worden. Die GHF reagierte nicht unmittelbar auf eine Bitte um Stellungnahme.
Die Hilfsorganisation Roter Halbmond berichtete von einem Luftangriff mit 13 Todesopfern auf ein Haus im Gebiet Al-Mawasi, westlich von Chan Junis, darunter auch eine Frau im siebten Monat ihrer Schwangerschaft. Die Hilfsorganisation meldete zunächst, der Fötus sei bei einer komplexen Notoperation auf die Welt gebracht worden. Später teilte das Krankenhaus mit, das Kind sei gestorben.
Das Nasser-Krankenhaus meldete elf Tote bei einem Angriff in einem Viertel von Chan Junis. Mehr als die Hälfte der Opfer seien Frauen und Kinder, erklärte die Klinik, die die Leichen aufnahm. Mindestens fünf weitere Menschen wurden nach Angaben lokaler Krankenhäuser bei Angriffen andernorts im Gazastreifen getötet.
Das israelische Militär gab zunächst keine Stellungnahme zu den Angriffen ab, die sich ausserhalb der am Sonntag ausgerufenen täglichen Kampfpausen für Al-Mawasi, Deir al-Balah und die Stadt Gaza ereigneten. Mit den Feuerpausen zwischen 10.00 und 20.00 Uhr (Ortszeit) soll die Lieferung von Hilfsgütern erleichtert werden, um die sich immer stärker zuspitzende humanitäre Krise zu bekämpfen. (dpa/AP)
06:00 Uhr
Montag, 28. Juli
Palästinenserhilfswerk fordert «Flut» an Gaza-Hilfen
UN-Organisationen begrüssen die Wiederaufnahme grösserer Hilfslieferungen in den Gazastreifen, doch reichten diese bei weitem nicht aus. Es brauche eine «Flut» an Hilfsgütern, um eine Verschärfung der Hungerkrise unter der Bevölkerung in dem abgeriegelten Küstenstreifen zu verhindern, erklärte das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA auf der Plattform X und forderte die Öffnung aller Grenzübergänge in das Kriegsgebiet.
Die Unterernährung unter den rund zwei Millionen Bewohnern habe «alarmierende Ausmasse», warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Derweil setzte Israels Armee in der Nacht ihre Angriffe laut Augenzeugen und Rettungskräften fort. Bei einem Luftangriff auf ein Wohnhaus westlich von Chan Junis im Süden des Küstengebiets seien mindestens 12 Menschen getötet und 20 weitere verletzt worden, hiess es. Unabhängig prüfen liess sich dies zunächst nicht. Vonseiten der israelischen Armee gab es dazu vorerst keine Angaben.
Israels Militär hatte in der Nacht zuvor angekündigt, in Gebieten, in denen die Streitkräfte derzeit nicht im Einsatz seien, bis auf Widerruf jeden Tag zwischen 10.00 und 20.00 Uhr Ortszeit eine selbsterklärte humanitäre Feuerpause einzuhalten. Sie gelte in Al-Mawasi im Südwesten, in Deir al-Balah im Zentrum sowie in der Stadt Gaza im Norden des Gebiets. Abgesehen davon würden die Kämpfe gegen die islamistische Hamas jedoch fortgesetzt, hiess es.
Trump findet die Situation im Gazastreifen «schrecklich»
US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Situation in dem Kriegsgebiet als «schrecklich». Es sei «ein Chaos. Dieser ganze Ort ist ein Chaos.» Trump stellte in Aussicht, dass die USA mehr Hilfe leisten werden, nannte aber keine Details. Die USA hätten gerne, dass sich auch andere Länder beteiligten, betonte er. Das Welternährungsprogramm (WFP) erklärte auf X, ausreichend Lebensmittel in der Region oder auf dem Weg dorthin zu haben, um die Versorgung der gesamten Bevölkerung des Gazastreifens für drei Monate sicherzustellen. «Jetzt ist es Zeit, zu handeln», schrieb WFP-Direktorin Cindy McCain auf X.
Das israelische Militär hatte angekündigt, neben den täglichen Feuerpausen auch Korridore von 6.00 bis 23.00 Uhr Ortszeit einzurichten, um die sichere Durchfahrt von Konvois der UN- sowie anderer Hilfsorganisationen zu ermöglichen. Am Sonntag fuhr bereits eine Kolonne von rund 100 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen. UN-Nothilfechef Tom Fletcher sprach auf X von einem «Fortschritt». Um eine Hungersnot und eine katastrophale Gesundheitskrise im Gazastreifen abzuwenden, würden jedoch grosse Mengen weiterer Hilfsgüter benötigt. Nach Angaben von UNRWA sind mindestens 500 bis 600 Lastwagen nötig. Und zwar jeden Tag.
WHO: Unterernährung nimmt «alarmierende Ausmasse» an
Nach WHO-Angaben gab es in dem abgeriegelten Küstengebiet im Juli einen signifikanten Anstieg der Todesfälle im Zusammenhang mit Unterernährung. Besonders besorgniserregend ist demnach die Lage in der Stadt Gaza im Norden des Gebiets. Dort sei jedes fünfte Kind unter fünf Jahren akut unterernährt. Auch in Chan Junis im Süden sei die Situation verheerend.
«Die Krise bleibt komplett vermeidbar. Die absichtliche Blockade und Verzögerung von Nahrungsmittel-, Gesundheits- und humanitärer Hilfe in grossem Massstab hat viele Menschenleben gekostet», beklagte die WHO. Israel hatte unabhängige Hilfslieferungen für Gaza monatelang weitestgehend blockiert und ist deswegen massiver internationaler Kritik ausgesetzt. Dass Israels Militär nun Schritte zur erleichterten Lieferung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen ankündigte, stösst wiederum in der eigenen Regierung auf Kritik.
Der rechtsextreme Minister Itamar Ben-Gvir bezeichnete den Schritt auf X als Schlag ins Gesicht israelischer Soldaten, die gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen kämpfen. Die Lieferung humanitärer Hilfe sei gleichbedeutend mit der «Lebenserhaltung des Feindes», schrieb Ben-Gvir. Er wandte sich dabei direkt an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und forderte den Stopp der jüngsten Hilfslieferungen. Ben-Gvir ist Verfechter der Idee, den Gazastreifen vollständig einzunehmen und die palästinensische Bevölkerung zu vertreiben.
Paris: Arabische Länder werden Hamas verurteilen
Bei einer heute in New York beginnenden internationalen Konferenz zur Zweistaatenlösung erwartet der französische Aussenminister Jean-Noël Barrot die erstmalige Verurteilung der Hamas durch arabische Staaten. Dies werde die endgültige Isolation der Islamistenorganisation besiegeln, sagte Barrot der französischen Zeitung «La Tribune». Die Hamas hatte 2007 de facto die Macht im Gazastreifen an sich gerissen. Nach dem Überfall der Hamas und anderer Terrorgruppen auf Israel und den Massakern an Zivilisten am 7. Oktober 2023 begann Israels Armee mit ihrem Einsatz in Gaza, um die Hamas zu zerschlagen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Donnerstag verkündet, dass sein Land - als erster Staat der G7 - bei der UN-Generalversammlung im September einen palästinensischen Staat anerkennen werde. Bei der heute beginnenden zweitägigen Konferenz in New York werde man «einen Appell starten, um weitere Länder dazu zu bewegen, sich uns anzuschliessen», sagte Barrot. Die Hälfte der europäischen Länder habe dies bereits getan.
Grossbritannien und Deutschland folgten Macrons Vorstoss zunächst nicht. Israels Regierung lehnt ihn strikt ab. Sie sieht darin eine «Belohnung» für den Terror der Hamas. Nach ihrer Darstellung unterstützt ein Grossteil der Palästinenser die Hamas - und hat deshalb keinen eigenen Staat «verdient». (dpa)
23:11 Uhr
Samstag, 26. Juli
Israel kündet eine Kampfpause an – aus diesem Grund
Israel hat für den Sonntagmorgen eine «humanitäre Pause» in Teilen des Gazastreifens angekündigt, um die Verteilung von Hilfsgütern zu ermöglichen. Die Kampfpause solle für humanitäre Korridore und belebte Zentren gelten, hiess es in einer Mitteilung des israelischen Aussenministeriums auf der Plattform X.
Unmittelbar zuvor hatte das israelische Militär angekündigt, den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft wieder aufzunehmen und über humanitäre Korridore die Lieferung von Nahrungsmitteln und Medizin durch die Vereinten Nationen in den Gazastreifen zu ermöglichen. (dpa)
21:50 Uhr
Samstag, 26. Juli
Tausende demonstrieren in Tel Aviv für Waffenruhe
Mehrere tausend Menschen haben in Tel Aviv für eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der verbliebenen Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas demonstriert. Bei der Kundgebung richtete Or Levy, der selbst als Geisel 491 Tage im Gazastreifen in Gefangenschaft gewesen war, einen Appell an US-Präsident Donald Trump. «Ich bitte Sie dringend: Bitte nutzen Sie alle Mittel, alle Einflussmöglichkeiten, um sie alle nach Hause zu holen. Ein umfassendes Abkommen ist der einzige Weg nach vorn, und nur Sie können es möglich machen.»
Am Donnerstag hatten Israel und die USA ihre Verhandlungsteams von den indirekten Gesprächen in Katar über eine weitere Feuerpause zurückgerufen. «In diesen Tagen – Tagen der Verwirrung, des Misstrauens, der Pausen, der Brüche in den Gesprächen – möchte ich Ihnen eines ganz klar machen: Jedes Mal, wenn die Gespräche abgebrochen werden, jedes Mal, wenn ein Abkommen platzt, sind die Geiseln diejenigen, die den Preis dafür zahlen», sagte Levy, ehe die Demonstration zur US-Botschaft zog.
Im Gazastreifen befinden sich noch rund 50 Geiseln, von denen noch mindestens 20 am Leben sein sollen. Terroristen der Hamas und andere Islamisten hatten bei ihrem Angriff am 7. Oktober 2023 mehr als 250 Menschen aus Israel in den Gazastreifen verschleppt. Mehr als 1200 Menschen wurden getötet.
Israel reagierte darauf mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden dabei im Gazastreifen seither Zehntausende Menschen getötet. (dpa)
12:16 Uhr
Samstag, 26. Juli
25 Tote bei nächtlichen Angriffen im Gazastreifen
Bei israelischen Angriffen sollen im Gazastreifen in der Nacht mindestens 25 Menschen getötet worden sein. Das berichteten Krankenhausvertreter und der Rettungsdienst des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums am Samstag.
Mitarbeiter des Schifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza, das viele der Leichen aufnahm, erklärten, die meisten der Opfer seien mit Schüssen getötet worden, als sie in der Nähe des Grenzübergangs Zikim auf Lastwagen mit Hilfsgütern gewartet hätten. Krankenhausmitarbeiter und der Rettungsdienst erklärten, das israelische Militär habe zudem Luftangriffe auf das Palästinensergebiet geflogen. Dabei seien unter anderen vier Menschen in einem Wohngebäude in Gaza ums Leben gekommen. (dpa)
22:30 Uhr
Freitag, 25. Juli
Trauernde bestatten Opfer von Luftangriff im Gazastreifen
In der Stadt Gaza sind die Opfer eines Luftangriffs auf ein zur Vertriebenenunterkunft umfunktioniertes Schulgebäude bestattet worden. Mindestens fünf Menschen kamen nach Angaben des Schifa-Krankenhauses ums Leben, darunter ein elfjähriger Junge. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP sah die Leichen.
Dutzende Trauernde trugen die Leichen am Freitag vom Krankenhaus zum Begräbnisort. «Genug!», schrie Taradschi Adwan, deren Sohn und Enkelsohn getötet wurden. «Stoppt den Krieg! Unsere Kinder sterben an Hunger, Unterernährung, Dehydrierung, Nahrungsmangel, Angriffen und vor Angst und Zerstörung. Genug, Hamas! Genug, Israel! Genug, Welt!» (dpa)
22:27 Uhr
Freitag, 25. Juli
Briten planen Evakuierung schwer kranker Kinder aus dem Gazastreifen
Die britische Regierung will schwer kranke Kinder aus dem Gazastreifen im Vereinigten Königreich behandeln lassen. Angesichts der «humanitären Katastrophe» verstärke Grossbritannien die Bemühungen, «Kinder aus Gaza zu evakuieren, die dringend medizinische Hilfe benötigen», sagte Premierminister Keir Starmer in einer auf der Plattform X verbreiteten Videobotschaft. Weitere Details zu dem Plan nannte Starmer nicht. Die Lage für die Bevölkerung dort sei «absolut erschreckend».
Zudem kündigte der Premier an, in Zusammenarbeit mit Jordanien britische Hilfslieferungen aus der Luft über dem Gazastreifen abwerfen zu wollen. Daran werde mit Hochdruck gearbeitet. Die Lieferung über den Luftweg gilt allerdings Hilfsorganisationen zufolge als die teuerste und ineffektivste Form humanitärer Hilfslieferungen - auch, weil es dabei meist um relativ geringe Mengen geht.
Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Palästinenser, die grösstenteils dringend auf Hilfe angewiesen sind. Trotz heftiger internationaler Kritik lässt Israel aktuell nur sehr wenig Hilfe in den Küstenstreifen. Israel will jüngsten Berichten zufolge wieder das Abwerfen von Hilfslieferungen aus der Luft erlauben. (dpa)
22:19 Uhr
Freitag, 25. Juli
Jordanien will Gaza-Hilfen aus der Luft abwerfen
Jordanien will den kriegsgeplagten Gazastreifen aus der Luft mit Hilfsgütern versorgen. Ein jordanischer Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, begründete das Vorhaben am Freitag mit der prekären Lage in dem Küstengebiet. Es werde sich in erster Linie um Milchpulver und Lebensmittel handeln. Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, das Militär werde die Luftabwürfe koordinieren. Der Beginn des Einsatzes werde in den kommenden Tagen erwartet. Finalisiert waren die Pläne nach Angaben beider Gewährspersonen noch nicht. (dpa)
22:04 Uhr
Freitag, 25. Juli
Israel fängt Rakete aus dem Jemen ab
Nach Angaben des israelischen Militärs ist am Abend eine Rakete aus dem Jemen auf Israel abgefeuert worden. Im Süden Israels sowie im Westjordanland schrillten die Sirenen. Kurz darauf gab das Militär Entwarnung: Das israelische Luftabwehrsystem habe die Rakete erfolgreich abgefangen. Zu möglichen Schäden durch herabstürzende Teile gab es zunächst keine Informationen. (dpa)
06:51 Uhr
Freitag, 25. Juli
Kritik an Macrons Palästina-Plan – Deal für Gaza ungewiss
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat mit seiner Ankündigung, Palästina als Staat anerkennen zu wollen, scharfe Kritik Israels und seines Verbündeten USA auf sich gezogen. «Ein solcher Schritt belohnt Terror», hiess es in einer Stellungnahme des Büros von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. US-Aussenminister Marco Rubio schrieb auf der Plattform X: «Diese rücksichtslose Entscheidung dient nur der Hamas-Propaganda und wirft den Frieden zurück». Derweil ist ungewiss, wie es mit den Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen weitergeht. Die USA und Israel riefen ihre jeweiligen Verhandlungsdelegationen aus Katar zurück.
Macrons Ankündigung sei ein Schlag ins Gesicht der Opfer des Massakers der islamistischen Hamas und anderer Terrorgruppen am 7. Oktober 2023 in Israel, schrieb Rubio. Der Überfall, bei dem mehr als 250 Menschen nach Gaza verschleppt und mehr als 1.200 Menschen getötet wurden, war Auslöser des Kriegs. Macron hatte kurz zuvor auf X angekündigt, er werde im September auf der UN-Generalversammlung die Anerkennung Palästinas als Staat verkünden. Die Hamas begrüsste Macrons Pläne und rief alle Staaten auf, ihm zu folgen.
US-Gesandter: Hamas will keine Waffenruhe
Die Islamistenorganisation sei nicht gewillt, eine Waffenruhe im Gazastreifen zu erreichen, schrieb der US-Sondergesandte Steve Witkoff auf X. Obwohl die Vermittler grosse Anstrengungen unternommen hätten, scheine die Hamas nicht koordiniert oder ehrlich vorzugehen. «Es ist eine Schande, dass die Hamas so egoistisch gehandelt hat», schrieb Witkoff. «Wir werden nun andere Optionen prüfen, um die Geiseln nach Hause zu bringen und versuchen, eine stabilere Lage für die Menschen in Gaza zu schaffen». Auch Israel will jetzt über das weitere Vorgehen beraten. Stunden zuvor hatte die Hamas den Vermittlern eine Antwort auf einen Vorschlag für eine 60-tägige Waffenruhe übermittelt.
Ein Vertreter der Terrororganisation reagierte denn auch überrascht auf Witkoffs Äusserungen. Nach Ansicht der Islamisten waren die Gespräche in Katar positiv verlaufen. Noch kurz vor dem Rückruf des US-Verhandlungsteams hatte es aus Hamas-Kreisen geheissen, bei einer zügigen Antwort Israels könne innerhalb von Tagen der Weg zu einer Vereinbarung beschritten werden. Nun hoffe man auf Erläuterungen der Vermittler, um zu verstehen, was passiert sei, hiess es. In einer Stellungnahme betonte die Islamistenorganisation ihre Bereitschaft, die Verhandlungen zum Erreichen einer Waffenruhe fortzusetzen.
Macron hält Frieden für möglich
«Frieden ist möglich», schrieb Macron auf X im Zusammenhang mit seiner Ankündigung, Palästina als Staat anzuerkennen. Es sei dringend notwendig, den Krieg in Gaza zu beenden, der Zivilbevölkerung Hilfe zu leisten und die Entmilitarisierung der Hamas sicherzustellen. Israels Regierungschef wetterte, Macrons Vorgehen riskiere die Schaffung eines iranischen Stellvertreterstaates, wie es der Gazastreifen unter der Hamas geworden sei. «Ein palästinensischer Staat unter diesen Bedingungen wäre eine Startrampe zur Vernichtung Israels», so Netanjahu.
Auch Norwegen sowie die EU-Länder Irland und Spanien wollen Palästina als Staat anerkennen. Fast 150 UN-Mitgliedstaaten tun dies bereits. Wichtige westliche Länder gehören aber nicht dazu, darunter auch die UN-Vetomächte USA und Grossbritannien. Auch Deutschland erkennt Palästina nicht als Staat an. «Ein palästinensischer Staat wird ein Hamas-Staat sein», schrieb Israels Aussenminister Gideon Saar auf X in Reaktion auf Macrons Ankündigung. Israel wird wiederum etwa von Saudi-Arabien, dem Irak und Syrien nicht anerkannt.
Demonstranten in Israel fordern Ende des Kriegs
Wie es nun im Krieg zwischen Israels und der Hamas weitergeht, bleibt abzuwarten. Auf dem Verhandlungstisch lag ein Vorschlag für eine 60-tägige Waffenruhe, in deren Zuge die Hamas zehn der noch lebenden Geiseln freilassen würde. In Tel Aviv gingen erneut Tausende Menschen für ein Ende des Kriegs und die Freilassung aller Geiseln in der Gewalt der Islamisten auf die Strasse. «Wir stehen vor schwierigen Entscheidungen», sagte der Vater eines im Krieg getöteten israelischen Soldaten: «Wir können den Weg des Krieges, des Hungers und des Todes wählen. Wir müssen uns für das Leben entscheiden.»
Das Forum der Familien der Geiseln teilte mit, die Angehörigen der Entführten seien tief besorgt über die Rückkehr des israelischen Verhandlungsteams aus der katarischen Hauptstadt Doha. «Eine weitere verpasste Gelegenheit, alle 50 Geiseln freizulassen, wäre unverzeihlich», hiess es in einer Stellungnahme. «Es wäre ein weiteres moralisches, sicherheitspolitisches und diplomatisches Versagen in einer endlosen Kette von Versäumnissen», erklärte das Forum.
Bericht: Hamas fordert Freilassung von Massaker-Beteiligten
Im Gazastreifen befinden sich nach israelischen Angaben noch 50 Geiseln in der Gewalt der Hamas, von denen noch mindestens 20 am Leben sein sollen. Einem Bericht des israelischen Senders KAN zufolge soll die Hamas in ihrer Antwort auf den Waffenruhe-Vorschlag erstmals die Freilassung von Terroristen verlangt haben, die an dem Massaker am 7. Oktober 2023 beteiligt waren.
Anderen Medienberichten zufolge soll die Terrororganisation verlangt haben, dass im Gegenzug für die Freilassung von zehn in Gaza festgehaltenen Geiseln Israel 200 zu lebenslanger Haft verurteilte Palästinenser freilässt. Ausserdem müsse Israel 2.000 Palästinenser, die seit Beginn des Krieges festgenommen worden waren, gehen lassen, hiess es unter Berufung auf Vermittlerkreise. (dpa)
21:26 Uhr
Donnerstag, 24. Juli
Macron: Frankreich wird Palästina als Staat anerkennen
Frankreich wird nach den Worten seines Präsidenten Emmanuel Macron Palästina als Staat anerkennen. «Ich werde dies im September dieses Jahres vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen feierlich verkünden», teilte Macron auf der Plattform X mit. «Frieden ist möglich», schrieb er weiter. Es liege an den Franzosen, dies gemeinsam mit den Israelis, den Palästinensern, den europäischen und internationalen Partnern zu zeigen.
Macron betonte in seinem Post, dass es dringend notwendig sei, den Krieg im Gazastreifen zu beenden und der Zivilbevölkerung Hilfe zu leisten. Ausserdem müsse die Entmilitarisierung der Hamas gesichert werden. Macron schrieb, dass die Lebensfähigkeit eines Staates Palästina gesichert werden müsse. «Es gibt keine Alternative», lautet es fett hervorgehoben in dem Beitrag.
Der französische Präsident teilte in seinem Post einen Brief an den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas. Angesichts der Zusagen, die Abbas ihm gegenüber gemacht habe, habe er ihm seine Entschlossenheit zum weiteren Vorgehen schriftlich mitgeteilt, schrieb Macron dazu. (dpa)
20:03 Uhr
Donnerstag, 24. Juli
USA rufen Gaza-Verhandlungsteam aus Doha zurück
Inmitten der Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg rufen die USA ihr Verhandlungsteam aus Katars Hauptstadt Doha zurück. Die Hamas sei nicht gewillt, eine Waffenruhe zu erreichen – man wolle nun andere Optionen prüfen, um die Geiseln nach Hause zu bringen, schrieb der US-Sondergesandte Steve Witkoff auf der Plattform X. (dpa)
13:31 Uhr
Donnerstag, 24. Juli
Israelische Einsätze kosten im Gazastreifen fünf Menschen das Leben
Israelische Einsätze im Gazastreifen haben laut Klinikangaben mindestens fünf Menschen das Leben gekostet. Das Leichenschauhaus des Al-Aksa-Krankenhauses teilte am Donnerstag in Deir al-Balah mit, die Toten seien ihm am Mittwochabend gebracht worden.
Zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, wurden den Angaben zufolge östlich von Deir al-Balah durch israelischen Panzerbeschuss getötet. Eine weitere Person kam bei Schüssen israelischer Soldaten im Flüchtlingslager Bureidsch ums Leben. Zwei weitere Getötete waren Teil einer Gruppe von Menschen, die in Sawaida von einem israelischen Angriff getroffen wurden. Das israelische Militär, das in den vergangenen Tagen seine Einsätze ausweitete, reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme. (dpa)
09:01 Uhr
Donnerstag, 24. Juli
Israelischer Vertreter: Hamas-Vorschlag ist praktikabel
Ein israelischer Vertreter hat den jüngsten Vorschlag der militant-islamistischen Hamas für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg als praktikabel bezeichnet. Der Vertreter, der anonym bleiben wollte, sagte am Donnerstag, der Vorschlag werde nun geprüft.
Die Hamas teilte in der Nacht mit, sie habe ihre Antwort auf einen Vorschlag für eine Waffenruhe an die Vermittler übergeben. In einer Erklärung aus dem Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu wurde der Eingang der Hamas-Reaktion am Donnerstag bestätigt. Zum Inhalt wurde nichts mitgeteilt. (dpa)
06:28 Uhr
Donnerstag, 24. Juli
Hamas: Antwort auf Gaza-Vorschlag liegt vor
Die islamistische Hamas hat den Vermittlern im Gaza-Krieg eine Antwort auf einen Vorschlag für eine Waffenruhe übermittelt. Das teilte die Terrororganisation auf Telegram mit. Wie die israelische Nachrichtenseite «ynet» unter Berufung auf informierte Kreise berichtete, handelt es sich um eine aktualisierte Fassung. Über den Inhalt war zunächst nichts bekannt.
Die US-Nachrichtenseite «Axios» berichtete nach der Übermittlung der Hamas-Antwort, dass der US-Sondergesandte Steve Witkoff nun heute in Rom mit Israels Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, und einem Vertreter Katars zusammentreffen werde. Sollten ausreichende Fortschritte erzielt werden, werde Witkoff gegen Ende der Woche von Rom in Katars Hauptstadt Doha reisen, um zu versuchen, das Waffenruhe-Abkommen zu besiegeln, hiess es unter Berufung auf eine US- und eine israelische Quelle.
Die USA fungieren gemeinsam mit Katar und Ägypten als Vermittler zwischen Israel und Hamas, da die beiden Kriegsparteien nicht direkt miteinander reden. Auf dem Verhandlungstisch liegt ein Vorschlag für eine 60-tägige Waffenruhe, in deren Zuge die Hamas zehn der noch lebenden Geiseln freilassen würde.
Nach Beginn der Waffenruhe sollen Gespräche aufgenommen werden, um den Krieg dauerhaft zu beenden. Medienberichten zufolge gab es zuletzt noch strittige Punkte, unter anderem über das Ausmass des israelischen Truppenabzugs vor allem aus dem Süden Gazas. Israel besteht darauf, dass seine Armee in einer Pufferzone entlang der Grenze zu Ägypten verbleibt. (dpa)
18:17 Uhr
Mittwoch, 23. Juli
Hilfsorganisationen verlangen Zugang zu Hungernden in Gaza
In einem gemeinsamen Appell haben mehr als 100 Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen Zugang zu hungernden Menschen im Gazastreifen gefordert. «Direkt vor den Toren Gazas, in Lagerhäusern – und sogar im Gazastreifen selbst – liegen Tonnen von Lebensmitteln, sauberem Wasser, medizinischen Hilfsgütern, Unterkünften und Treibstoffen ungenutzt herum, da humanitäre Organisationen keinen Zugang zu ihnen haben und sie nicht ausliefern können», heisst es in dem Schreiben der Organisationen.
Zu den 109 Unterzeichnern gehören unter anderem Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen, Caritas Deutschland, die Welthungerhilfe und Save the Children.
Die Einschränkungen der israelischen Regierung und die andauernde Belagerung des Küstenstreifens hätten Chaos, Hunger und Tod verursacht. «Das Aushungern von Zivilisten als Kriegsmethode ist ein Kriegsverbrechen», heisst es in dem Appell.
Die internationalen Regierungen sollten einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand fordern. Die von den Vereinten Nationen geleitete und finanzierte humanitäre Hilfe müsse wiederhergestellt werden, so die Organisationen. (dpa)
11:47 Uhr
Mittwoch, 23. Juli
Israelisches Militär: Mehrere Hamas-Kämpfer bei Luftangriff getötet
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff im Gazastreifen mehrere Kämpfer der militant-islamistischen Hamas getötet. Zur Zahl der getöteten Extremisten bei dem Angriff in Dschabalia machte die Armee am Mittwoch zunächst keine Angaben. Israelische Truppen seien in der Stadt Gaza und dem nördlichen Teil des Küstengebiets im Einsatz, hiess es. Am Dienstag seien mehr als 120 Ziele im gesamten Gazastreifen angegriffen worden, darunter militante Zellen, Tunnel und mit Sprengfallen versehene Gebäude. (dpa)
11:15 Uhr
Mittwoch, 23. Juli
Palästinenser melden mindestens 21 Tote bei Angriffen im Gazastreifen
Bei Angriffen des israelischen Militärs sollen im Gazastreifen zwischen Dienstagabend und Mittwoch mindestens 21 Menschen getötet worden sein. Im Nordwesten der Stadt Gaza wurde nach Angaben des Schifa-Krankenhauses ein Haus getroffen. Mindestens zwölf Menschen seien dabei ums Leben gekommen, erklärte die Klinik, die die Leichen aufnahm. Laut einer Liste des von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums waren sechs Kinder und zwei Frauen unter den Opfern.
Bei einem weiteren Angriff wurde nach Ministeriumsangaben eine Wohnung im Gebiet Tal al-Hawa getroffen. Unter den gemeldeten sechs Toten waren demnach drei Kinder und zwei Frauen. Eine der beiden Frauen sei schwanger gewesen, hiess es. Acht weitere Menschen seien verletzt worden. Ein dritter Angriff schlug nach Angaben des Schifa-Krankenhauses in einem Zelt im Viertel Nasser von Gaza ein. Dabei seien drei Kinder getötet worden.
Das israelische Militär reagierte nicht umgehend auf eine Bitte um Stellungnahme. Es wirft der Hamas vor, absichtlich in zivilen Gebieten zu operieren. (dpa)
17:33 Uhr
Dienstag, 22. Juli
Unruhen an der syrischen Küste kosteten 1400 Menschen das Leben
Die tagelangen blutigen Unruhen an der syrischen Küste im März haben laut offiziellen Angaben mehr als 1400 Menschen das Leben gekostet. Ein Untersuchungsausschuss der Regierung teilte am Dienstag mit, es gebe keine Beweise dafür, dass die neue syrische Militärführung Angriffe auf die Minderheit der Alawiten angeordnet habe. Der gestürzte syrische Präsident Baschar al-Assad gehörte der alawitischen Gemeinde an.
Seit den Unruhen wurden fast 300 Verdächtige identifiziert, die an Mord, Raub, Folter, Plünderung und Brandstiftung beteiligt gewesen sein sollen, wie Beamte Journalisten sagten. 37 Menschen wurden festgenommen. Die Beamten machten keine Angaben dazu, wie viele der Verdächtigen den Sicherheitskräften angehörten.
Die Auseinandersetzungen waren die ersten grösseren nach dem Sturz Assads im Dezember. Sie begannen am 6. März, als bewaffnete, Assad-treue Gruppen Sicherheitskräfte der neuen Regierung angriffen und 238 von ihnen töteten, wie der Ausschuss mitteilte. Daraufhin drangen Sicherheitskräfte aus anderen Landesteilen an die Küste vor, denen sich Tausende bewaffneter Zivilisten anschlossen. Insgesamt wurden dem Ausschuss zufolge etwa 200'000 bewaffnete Männer mobilisiert.
In Wohnvierteln und Dörfern hätten einige von ihnen - darunter auch Angehörige militärischer Gruppen - schwere Übergriffe auf Zivilisten begangen, sagte der Sprecher des Ausschusses, Jasser al-Farhan. In einigen Fällen fragten bewaffnete Männer Zivilisten zuvor, ob sie der alawitischen Minderheit angehörten. Der Ausschuss erklärte jedoch, dass die Motive meist auf Rache und nicht auf Ideologie zurückzuführen seien.
Richter Dschumaa al-Ansi, der Vorsitzende des Ausschusses, sagte, es gebe keine Beweise dafür, dass die militärische Führung Befehle zur Begehung von Straftaten gegeben habe. Die Ermittler hätten auch keine Berichte über die Entführung von Mädchen oder Frauen erhalten. Menschenrechtsgruppen, darunter auch eine Kommission der Vereinten Nationen, haben Fälle von Entführungen alawitischer Frauen in den Monaten seit den Gewalttaten dokumentiert. Auch Berichte über Tötungen, Raub und Erpressung von Alawiten gibt es immer wieder, wenn auch vereinzelt. Zehntausende Angehörige der Minderheit sind in den benachbarten Libanon geflohen.
Derzeit drohen neuerliche gewaltsame Auseinandersetzungen, die Erholung des Landes von einem fast 14 Jahre andauernden Bürgerkrieg zu gefährden. In den vergangenen zwei Wochen kam es zu Unruhen in der Provinz Suwaida im Süden des Landes zwischen sunnitischen Beduinen und bewaffneten Gruppen der Minderheit der Drusen. Sicherheitskräfte der Regierung stellten sich schliesslich auf die Seite der Beduinen. Mitglieder der Sicherheitskräfte sollen drusische Zivilisten getötet und Häuser geplündert und niedergebrannt haben. Bewaffnete drusische Gruppen verübten Racheangriffe auf Beduinengemeinden.
Hunderte Menschen kamen bereits ums Leben. Mehr als 128'000 wurden laut UN-Angaben vertrieben. Nach einer Waffenruhe hat die Gewalt nachgelassen.
Der Ausschussvorsitzende sagte, die Gewalt in Suwaida sei schmerzlich für alle Syrer, liege aber ausserhalb der Zuständigkeit seines Ausschusses. «Die Zeit wird zeigen, was passiert ist und wer dafür verantwortlich ist», sagte er.
Alawiten und Drusen sind Abspaltungen vom schiitischen Islam. Mehr als die Hälfte der rund eine Million Drusen und Drusinnen weltweit lebt in Syrien, die anderen im Libanon und in Israel. Alawiten leben ebenfalls hauptsächlich in Syrien, aber auch im Libanon, in Israel und der Türkei. (dpa/AP)
14:34 Uhr
Dienstag, 22. Juli
UN-Einrichtungen gestürmt? Israel bestätigt Festnahmen
Israels Armee hat sich zu Vorwürfen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geäussert, das Militär habe in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens ihre Einrichtungen gestürmt und Mitarbeiter festgenommen. In der Gegend seien am Montag Schüsse auf israelische Soldaten gefeuert worden, teilte das Militär mit. Die Soldaten hätten darauf mit Beschuss in die Richtung reagiert, aus der die Schüsse gekommen seien. Die Armee sagte aber nicht explizit, ob die Schüsse aus Einrichtungen der WHO abgegeben wurden.
Die WHO hatte zuvor mitgeteilt, dass am Montag eine Mitarbeiterunterkunft angegriffen worden sei. Bereits am Sonntag wurde den Angaben nach zudem ein zentrales Warenlager der Organisation bei einem Angriff beschädigt.
Die israelische Nachrichtenseite «ynet» meldete unter Berufung auf einen Militärsprecher, der Armee seien Berichte bekannt, dass eine Wohnanlage von WHO-Mitarbeitern getroffen worden sei. Nach Erkenntnissen des israelischen Militärs habe es keine Opfer unter den Beschäftigten gegeben, hiess es in dem Bericht weiter.
Armee bestätigt Festnahmen
Israels Armee teilte mit, Soldaten hätten in Deir al-Balah mehrere Personen festgenommen, «die der Beteiligung am Terrorismus verdächtigt wurden». Ob es sich dabei um Beschäftigte der WHO oder deren Angehörige handelte, wie die Organisation gesagt hatte, liess die Armee offen. Die meisten der Betroffenen wurden Armeeangaben zufolge nach Vernehmungen vor Ort wieder freigelassen. Zu einer laut WHO weiterhin festgenommenen Person äusserte sich Israels Militär nicht explizit.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte am Montag in einer Mitteilung auch gesagt, dass männliche WHO-Mitarbeiter und männliche Angehörige in Handschellen gelegt, ausgezogen, vor Ort verhört und mit vorgehaltener Waffe durchsucht worden seien. Das israelische Militär sagte dazu nun: «Bei Vernehmungen vor Ort ist es für Personen, die terroristischer Aktivitäten verdächtigt werden, zeitweise erforderlich, Teile ihrer Kleidung abzulegen, um sicherzustellen, dass sie keine Sprengstoffgürtel oder andere Waffen verbergen.» Verdächtige würden im Einklang mit dem Völkerrecht behandelt, erklärte Israels Armee.
Ghebreyesus hatte weiterhin kritisiert, dass Frauen und Kinder der WHO-Mitarbeiter dazu gezwungen worden seien, zu Fuss inmitten von Kampfhandlungen zu fliehen. Die israelische Armee betonte, sie habe vor ihrem Einsatz in dem Gebiet die Zivilbevölkerung dazu aufgerufen, die Gegend zu verlassen. Sie sei auch «in Kontakt mit den dort tätigen internationalen Organisationen» gewesen, auch um «die sichere Evakuierung» des Personals zu ermöglichen.
Das israelische Militär war jüngst in den Südwesten von Deir al-Balah eingerückt, um dort eigenen Angaben nach die Hamas und andere Terrororganisationen zu bekämpfen. Die WHO sagte unterdessen, ihre Arbeit im Gazastreifen sei inzwischen stark eingeschränkt. (dpa)
10:21 Uhr
Dienstag, 22. Juli
Berichte: Wieder Opfer bei Angriffen Israels im Gazastreifen
Bei Angriffen des israelischen Militärs soll es palästinensischen Berichten zufolge wieder viele Tote im Gazastreifen gegeben haben. Allein im Flüchtlingsviertel Al-Schati der Stadt Gaza im Norden des Gebiets seien mindestens 16 Palästinenser getötet und Dutzende verletzt worden, als dort Zelte von Vertriebenen getroffen worden seien, meldeten mehrere palästinensische Medien.
Unter den Opfern seien auch Frauen und Minderjährige, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee äusserte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Berichten.
In palästinensischen und sozialen Medien verbreitete Aufnahmen sollen zeigen, wie Rettungskräfte in der Nacht Opfer aus einem Zeltlager holen. Zu sehen sind auch verletzte Kinder. Die Echtheit der Aufnahmen konnte zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete unter Berufung auf medizinische Kreise im Gazastreifen zudem, dass Israels Armee erneut sieben Hilfesuchende getötet habe. Bei dem Vorfall im Zentrum des Gazastreifens in der Nähe des sogenannten Netzarim-Korridors seien auch mehrere Palästinenser verletzt worden, die auf humanitäre Hilfe gewartet hätten. Weitere Einzelheiten, etwa wie genau die Menschen getötet worden sein sollen, wurden zunächst nicht genannt.
In der Gegend gibt es eine Verteilstelle der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF). Es war zunächst aber unklar, ob die Menschen dort Hilfsgüter abholen wollten. Israels Militär äusserte sich auch zu diesem Bericht zunächst nicht auf Anfrage. Auch von der GHF gab es zunächst keine Stellungnahme.
Laut Wafa gab es weitere, teils tödliche Angriffe Israels im Gazastreifen. Die Angaben liessen sich allesamt zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israels Armee teilte unterdes mit, dass am Montag ein Soldat im Süden des Gazastreifens getötet worden sei. (dpa)
22:01 Uhr
Montag, 21. Juli
Iran testet nach Krieg mit Israel wieder eine Satellitenrakete
Der Iran hat erstmals seit dem zwölftägigen Krieg mit Israel Mitte Juni wieder eine Satellitenträgerrakete gestartet. Der Test der «Ghased»-Rakete habe dazu gedient, «einige neue Technologien in der Raumfahrtindustrie des Landes zu bewerten», meldete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Montag. Ziel sei es, die Funktion der iranischen Satelliten und Raumfahrtsysteme zu verbessern. Die Rakete sei nicht in eine Erdumlaufbahn gelangt. Weitere Einzelheiten wurden nicht gemeldet.
Der Test war der jüngste im Rahmen eines Programms, das nach Ansicht westlicher Staaten Teherans ballistische Raketen verbessert. Der Iran startet von Zeit zu Zeit Raketen, die Satelliten ins All bringen. Die «Ghased» ist eine Feststoff- und Flüssigtreibstoffrakete und wurde erstmals 2020 von der Revolutionsgarde genutzt, als sie einen Militärsatelliten in die Umlaufbahn brachte.
Israel hatte während des Krieges im Juni auch iranische Raketen ins Visier genommen. (dpa)
20:21 Uhr
Montag, 21. Juli
UNRWA-Chef: Verteilzentren für Hilfe in Gaza sind «Todesfallen»
Der Leiter des UN-Hilfswerks für die Palästinenser (UNRWA), Phillipe Lazarrini, hat die Verteilzentren der Stiftung GHF für Hilfsgüter im Gazastreifen als «sadistische Todesfallen» bezeichnet. «Heckenschützen eröffnen das Feuer willkürlich auf Menschenmengen, als hätten sie die Lizenz zum Töten. Eine massive Menschenjagd, bei völliger Straflosigkeit», schrieb er auf der Plattform X. Die GHF wird von Israel und den USA unterstützt.
Lazzarini bezog sich damit auf Berichte, wonach es im Umfeld von Verteilzentren der Stiftung erneut zu tödlichen Schüssen israelischer Soldaten auf Zivilisten gekommen ist. Die Stiftung hat solche Berichte wiederholt als falsch zurückgewiesen. Seit Ende Mai ist es im Gazastreifen nach Angaben der Vereinten Nationen bereits zu Hunderten Todesfällen bei Verteilstationen der GHF gekommen.
Israel hatte den neuen Verteilmechanismus nach eigenen Angaben eingeführt, um zu verhindern, dass die islamistische Hamas Hilfsgüter abzweigt. Kritiker hingegen werfen Israel eine parteiische Instrumentalisierung lebensnotwendiger Hilfe vor. Zuvor hatten die UN für die rund zwei Millionen Palästinenser rund 400 Verteilstationen betrieben. Diese funktionieren weiterhin kaum, weil Israel deren Belieferung so gut wie gar nicht zulässt.
«Humanitäre Hilfe ist kein Job für Söldner», schrieb Lazzarini unter Anspielung auf den Umstand, dass die GHF-Verteilzentren von privaten amerikanischen Sicherheitsfirmen bewacht werden. Die UN und ihre Partner hätten die Erfahrung, Expertise und die Ressourcen, um humanitäre Hilfe «auf sichere und würdige Weise und in grossem Massstab» zu den bedürftigen Menschen zu bringen, fügte er hinzu. (dpa)
17:51 Uhr
Montag, 21. Juli
Augenzeugen: Israel rückt in Deir al-Balah im Gazastreifen ein
Das israelische Militär ist Augenzeugen zufolge erstmals im laufenden Gaza-Krieg mit Bodentruppen in Teile von Deir al-Balah eingerückt. Israelische Soldaten sollen Gebäude im Südwesten der Stadt im mittleren Gazastreifen unter ihre Kontrolle gebracht und Scharfschützen auf den Dächern positioniert haben, wie Bewohner der Stadt berichteten. Die israelische Armee äusserte sich zunächst nicht dazu.
Am Sonntag hatte die Armee eine Räumungsaufforderung für mehrere Wohnblöcke im Südwesten der Stadt erlassen. Die Bewohner sagten, sie hätten ihre Wohnstätten am frühen Montagmorgen verlassen. Örtliche palästinensische Journalisten berichteten der britischen BBC, israelische Panzer seien dort begleitet von Luft- und Artillerieangriffe eingerückt. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israel hatte sich bislang in Deir al-Balah militärisch zurückgehalten, weil dort von der Hamas verschleppte Geiseln vermutet werden. Das israelische Forum der Geisel-Familien zeigte sich bestürzt über das Vorrücken der israelischen Truppen. Die politischen Entscheidungsträger hätten es verabsäumt, den Sorgen der betroffenen Familien wegen der ernsthaften Bedrohung des Lebens ihrer Angehörigen entgegenzutreten, hiess es in einer Stellungnahme des Forums.
«Das israelische Volk wird niemandem verzeihen, der die Geiseln - die lebenden wie die toten - wissentlich in Gefahr bringt», so die Geisel-Familien. Nach israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen in Gaza festgehalten, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. (dpa)
16:27 Uhr
Montag, 21. Juli
«Ein Verrückter», «er bombardiert ständig alles»: Trump-Berater verlieren die Geduld mit Benjamin Netanyahu
Die Regierung von Präsident Donald Trump ist unzufrieden über einen engen Verbündeten: Zwei israelische Aktionen in der vergangenen Woche sorgen für Kritik. Bricht Trump nun mit Benjamin Netanyahu? (chm)
16:07 Uhr
Montag, 21. Juli
25 Staaten fordern sofortiges Ende des Gaza-Krieges
Grossbritannien, Frankreich und 23 weitere Staaten haben ein sofortiges Ende des Gaza-Krieges gefordert. Zudem müsse sich Israel an internationales Recht halten, verlangten die Aussenminister der 25 Staaten, zu denen auch Australien, Kanada und Japan gehören, am Montag. Sie verurteilten die nach ihren Angaben nur «tropfenweise Versorgung mit Hilfsgütern», sowie eine «unmenschliche Tötung von Zivilisten» auf der Suche nach Lebensmitteln. (dpa)
14:32 Uhr
Montag, 21. Juli
Palästinenser: Mehr als ein Dutzend Tote bei Gaza-Angriffen
Bei israelischen Angriffen sollen in der Nacht und am Montag mehr als ein Dutzend Menschen im Gazastreifen getötet worden sein. Unter den laut Krankenhausvertretern und Hamas-Behörden mindestens 13 Todesopfern waren den Angaben zufolge zwei Frauen und fünf Kinder.
Dr. Mohammed Selmijah, der Direktor des Schifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza, erklärte, mindestens zwei Menschen seien am Montagmorgen getötet worden, als Menschenmengen, die im Gebiet des Netzarim-Korridors auf Hilfslastwagen gewartet hätten, von israelischen Soldaten beschossen worden seien.
Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium erklärte, in der Nacht sei ein Zelt im Gebiet Al-Muwasi attackiert worden. Mindestens fünf Menschen seien dabei getötet worden - zwei Eltern, zwei ihrer Kinder und eine mit ihnen verwandte Person. In dem Gebiet, in das sich viele vertriebene Palästinenser zurückgezogen haben, gab es demnach weitere Angriffe. In der Stadt Gaza sei ein Wohnhaus unter Beschuss geraten, hiess es.
Das israelische Militär kommentierte die einzelnen Angriffe zunächst nicht. Es wirft der Hamas vor, absichtlich in zivilen Gebieten zu operieren. (dpa)
13:47 Uhr
Montag, 21. Juli
Hamas-Ministerium: Mehr als 59'000 Kriegstote im Gazastreifen
Die Zahl der palästinensischen Todesopfer im Gaza-Krieg ist nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen auf mehr als 59'000 geklettert. Das Ministerium unterscheidet in seinen Angaben nicht zwischen Zivilisten und Extremisten, gibt aber an, dass mehr als die Hälfte der Getöteten Frauen und Kinder seien.
Trotz seiner Zugehörigkeit zur Hamas-Regierung sehen die Vereinten Nationen und internationale Organisationen das Ministerium als die zuverlässigste Quelle für Opferzahlen im Gazastreifen an. (dpa)
05:00 Uhr
Montag, 21. Juli
«Es ist Zeit, diesen absurden Krieg sofort zu beenden»: Vatikan ist entsetzt über den israelischen Angriff auf eine Kirche in Gaza
Nach der Bombardierung einer katholischen Pfarrei im Gaza-Streifen herrscht zwischen dem Vatikan und Jerusalem Eiszeit. In Rom glaubt man nicht, dass es sich um ein Versehen handelte. (chm)
21:16 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Konvoi mit Hilfsgütern erreicht syrische Stadt Suwaida
Nach tagelangen Kämpfen sind dringend benötigte Hilfsgüter im südlichen Syrien eingetroffen. Ein Konvoi des Syrischen Roten Halbmonds erreichte die Stadt Suwaida, wie Aktivisten meldeten. Die 32 Lastwagen brachten vor allem Lebensmittel, Wasser und Arzneimittel in die Provinz.
Durch die Kämpfe wurden nach UN-Angaben mehr als 80'000 Menschen vertrieben. Zudem wurden die Versorgung mit Strom und Wasser abgeschnitten und Kommunikationsnetze gestört. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versuchte vorerst vergeblich, trotz der schlechten Sicherheitslage ebenfalls Hilfsgüter zu liefern.
Im südlichen Syrien kämpfen seit gut einer Woche drusische Milizen gegen sunnitische Stammesgruppen, die von der Regierung in Damaskus unterstützt werden. Menschenrechtsaktivisten zufolge wurden mehr als 1000 Menschen getötet.
Der Konflikt hat auch Auswirkungen auf Hilfslieferungen. Der geistliche Drusenführer Hikmat al-Hidschri verweigerte laut Aktivisten einer Delegation aus Damaskus, die einen Konvoi mit Hilfsgütern des Gesundheitsministeriums begleitete, die Einfahrt nach Suwaida. Die Fahrzeuge mussten umkehren.
Die Regierung beschuldigte al-Hidschri und die «mit ihm verbündeten, verbotenen Milizen», den Konvoi behindert zu haben. Die 20 Krankenwagen des Gesundheitsministeriums hatten nach Darstellung aus Damaskus unter anderem Arzneimittel und Babynahrung dabei. Al-Hidschri hat zum Widerstand gegen die Truppen der Regierung aufgerufen. (dpa)
20:28 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Israels Armeechef Zamir sieht «Potenzial» für Geisel-Deal
Israels Generalstabschef Ejal Zamir hält eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und ein Abkommen zur Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas für zunehmend möglich. «Eure Erfolge im Feld (...) lassen die Niederlage der Hamas näher rücken und erzeugen das Potenzial für einen Geisel-Deal», sagte er nach Militärangaben bei einem Truppenbesuch im Gazastreifen.
Bei indirekten Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha ringen Israel und die islamistische Hamas seit Monaten um Kompromisse, die eine 60-tägige Waffenruhe und eine Freilassung von Geiseln ermöglichen sollen. Diplomaten aus Katar, Ägypten und den USA fungieren als Vermittler. Israelische Medien berichteten zuletzt von Fortschritten. Ein Durchbruch scheint aber noch nicht in Sicht.
Zamir sagte, die Armeeführung sei auf alle Szenarien vorbereitet. «Wir werden neue operative Formate anwenden, die unsere Stärken hervorheben, Schwachstellen reduzieren und operative Gewinne vertiefen», sagte er - ohne diese strategischen Optionen näher auszuführen. Die Szenarien würden der politischen Führung zur Entscheidung vorgelegt, fügte er hinzu.
Nach israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen im Gazastreifen festgehalten, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. Ihre Freilassung - im Gegenzug für die Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen - soll den Plänen zufolge gestaffelt erfolgen. Während der zeitlich befristeten Feuerpause sollen die Konfliktparteien dann über die Beendigung des Gaza-Kriegs und die Freilassung der letzten Geiseln verhandeln. (dpa)
19:13 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Hunger im Gazastreifen: Krankenhäuser schlagen Alarm
Krankenhäuser im Gazastreifen haben am Sonntag auf die sich verschärfende Hungerkrise in dem Palästinensergebiet aufmerksam gemacht. Vor drei grossen Krankenhäusern liessen am Morgen Krankenwagen ihre Sirenen ertönen, um auf das Problem der Mangel- und Unterernährung hinzuweisen. Das von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium veröffentlichte in sozialen Medien Fotos von Ärzten mit Protestschildern, die auf unterernährte Kinder und einen Mangel an Medikamenten hinwiesen.
Ministeriumssprecher Saher al-Wahidi erklärte, dass seit einer von Israel im März verhängten Blockade von Lieferungen in das Küstengebiet mindestens neun Kinder unter fünf Jahren an Unterernährung gestorben seien. Es sei schwierig, die genaue Zahl der Hungertoten zu ermitteln, da einige an anderen Krankheiten leiden könnten, die durch Hunger verschlimmert würden, sagte al-Wahidi.
Der Direktor des Schifa-Krankenhauses im Norden des Gazastreifens, Abu Selmijah, berichtete, dass seine Klinik im Juni 79 Todesfälle aufgrund von Unterernährung registriert habe. (dpa)
17:50 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Warum Trump die Israelis in die Schranken gewiesen hat – und einen früheren Al-Kaida-Terroristen unterstützt
Nach Angriffen der israelischen Armee auf Syriens Hauptstadt Damaskus ruhen nun die Waffen. Wegen Trump – und massivem Druck der arabischen Investoren. (chm)
17:32 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Israels Armee sieht weite Teile der Stadt Gaza als Kampfzone
Die israelische Armee hat weite Teile der Stadt Gaza und das nördliche Grenzgebiet zu Israel zur Kampfzone erklärt. Der Aufenthalt in diesen Gebieten sei verboten, die israelischen Streitkräfte würden dort «mit extremer Gewalt» vorgehen, teilte das Militär auf der Plattform X mit.
Betroffen von der Räumungsaufforderung sind demnach die Gaza-Stadtteile Altstadt, Daradsch Tuffah, Dschabalija, Sedschaija und Al-Saitun sowie die nördlichen Grenzorte Beit Lahia und Beit Hanun. Die Warnung richte sich an alle Palästinenser, die in letzter Zeit in die genannten Gebiete zurückgekehrt seien oder künftig dorthin zurückkehren wollten, hiess es in der Mitteilung.
Räumungsaufrufe der israelischen Armee sind nicht selten, doch handelt es sich diesmal um ein unüblich grosses Gebiet. Allerdings haben infolge des Kriegs, den Israel gegen die islamistische Hamas-Miliz führt, die meisten Menschen die Stadt Gaza und das Gebiet zwischen ihr und der Nordgrenze zu Israel schon lange verlassen.
Einige waren zurückgekehrt, nachdem sich das israelische Militär während einer Feuerpause zu Beginn dieses Jahres aus weiten Teilen des Gazastreifens, so auch aus der Stadt Gaza, zurückgezogen hatte. Die Stadt Gaza gilt wegen des Kriegs als weitgehend zerstört. (dpa)
17:23 Uhr
Sonntag, 20. Juli
UN im Unklaren über Folgen neuer Gaza-Evakuierungen für Hilfseinsätze
Nach neuen Evakuierungsanordnungen des israelischen Militärs im Zentrum des Gazastreifens rätseln die Vereinten Nationen über die Folgen für Hilfseinsätze. Aus UN-Kreisen verlautete am Sonntag, man stehe in Kontakt mit den israelischen Behörden, um zu klären, ob UN-Einrichtungen im Südwesten von Deir al-Balah von dem Evakuierungsbefehl betroffen sind. Von früheren Evakuierungen seien UN-Einrichtungen teils ausgenommen worden.
In dem betroffenen Gebiet sind viele internationale Hilfsorganisationen aktiv, die Lebensmittel verteilen. Die neue Evakuierungsanordnung erstreckt sich von einem zuvor bereits geräumten Gebiet bis zur Küste des Gazastreifens. Sie dürfte die Bewegungsfreiheit von Zivilisten und Hilfsorganisationen erheblich einschränken. Die Stadt Deir al-Balah wird von den südlichen Städten Rafah und Chan Junis abgeschnitten.
Die mehr als zwei Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser im Gazastreifen leiden infolge des Krieges unter einer schweren humanitären Krise. Ausgelöst wurde der Gaza-Krieg vom Terrorangriff der militant-islamistischen Hamas und anderer Extremisten auf Israel am 7. Oktober 2023. Die Angreifer töteten bei Massakern rund 1.200 Menschen, überwiegend Zivilisten, und verschleppten 251 weitere als Geiseln. Etwa 50 befinden sich noch in der Gewalt der Extremisten, doch wird angenommen, dass nur noch weniger als die Hälfte davon am Leben ist. (dpa)
15:13 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Israels Ministerpräsident Netanyahu hat Darmentzündung
Nach dem Verzehr verdorbener Lebensmittel ist bei Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu eine Darmentzündung diagnostiziert worden. Der Regierungschef habe sich in der Nacht unwohl gefühlt und sei von einem Arzt zu Hause untersucht worden, teilte sein Büro mit. Netanjahus Zustand ist den Angaben nach aber gut. Er werde sich in den kommenden drei Tagen ausruhen und von zu Hause aus arbeiten, hiess es weiter.
Netanyahu wurde in der Vergangenheit öfter wegen gesundheitlicher Probleme im Krankenhaus behandelt. Im vergangenen Jahr wurde der 75-Jährige an der Prostata sowie wegen einer Hernie operiert. Im Sommer 2023 war ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt worden. (dpa)
14:21 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Hamas-Ministerium: 73 Tote bei Angriffen auf Hilfesuchende
Bei Angriffen auf Hilfesuchende sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen mindestens 73 Menschen getötet worden. Die Todesopfer warteten nach Angaben des Ministeriums an verschiedenen Orten in dem Palästinensergebiet auf Hilfsgüter.
Die meisten Toten wurden aus dem nördlichen Teil des Küstengebiets gemeldet. Das Gesundheitsministerium und lokale Krankenhäuser erklärten, 67 Menschen seien getötet worden, als sie versucht hätten, Hilfsgüter zu erreichen, die über einen Grenzübergang mit Israel in das Küstengebiet gebracht wurden. Krankenhäuser sprachen von mehr als 150 Verletzten.
Es war zunächst unklar, ob die Menschen vom israelischen Militär oder bewaffneten Banden getötet wurden. Einige mutmassliche Augenzeugen berichteten jedoch von Schüssen des israelischen Militärs auf Hilfesuchende. Das Militär gab zunächst keine Stellungnahme ab. (dpa)
13:56 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Hilfskonvois erreichen syrische Stadt Suweida
N ach mehr als einwöchigen Gefechten zwischen drusischen Milizen und sunnitischen Beduinenclans haben erstmals Hilfskonvois die Stadt Suweida im Süden Syriens erreicht. Die Hilfsorganisation Roter Halbmond schickte nach eigenen Angaben 32 Lastwagen mit Lebensmitteln, Medizin, Wasser, Treibstoff und anderen Hilfsgütern in das Gebiet. Syrische Staatsmedien vermeldeten die Ankunft des Konvois am Sonntagmorgen.
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana warf dem Drusenführer Scheich Hikmat al-Hidschri und seinen bewaffneten Unterstützern vor, eine Regierungsdelegation zurückgewiesen zu haben, die einen weiteren Konvoi begleitete. In einer Mitteilung ging al-Hidschri nicht direkt auf die Vorwürfe ein, erklärte aber, dass er jede Hilfe für Suweida begrüsse. Medien warf er eine Kampagne vor.
Die bewaffneten Beduinenclans hatten zuvor am Sonntag im Rahmen einer von den USA vermittelten Waffenruhe ihren Rückzug aus Suweida verkündet. (AP)
11:27 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Bericht: Dutzende Hilfesuchende im Gazastreifen getötet
Im Gazastreifen sollen israelische Soldaten laut palästinensischen Berichten erneut Menschen getötet haben, die auf humanitäre Hilfe gewartet haben. Allein im Norden des Gazastreifens seien 58 Palästinenser durch israelischen Beschuss am Morgen ums Leben gekommen und mindestens 60 weitere verletzt worden, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa.
Die Opfer seien unbewaffnet gewesen, hiess es unter Berufung auf Augenzeugen. Viele Leichen lägen noch immer auf den Strassen im Nordwesten der Stadt Gaza. Mehreren Berichten zufolge warteten die Menschen in der Nähe eines Grenzübergangs zu Israel auf Lastwagen mit Hilfsgütern. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.
Laut Wafa wurden zwei weitere Menschen bei einem weiteren Angriff nördlich der Stadt Rafah im Süden des Gebiets getötet. Auch sie hätten auf Hilfe gewartet. In der Gegend gibt es palästinensischen Angaben zufolge eine Verteilstelle der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF). Es war zunächst aber unklar, ob die Menschen auf Hilfspakete der Stiftung gewartet haben.
Von der GHF gab es zunächst keine Stellungnahme. Auch Israels Armee äusserte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Vorfällen.
Aufnahmen zeigen toten Jungen
In palästinensischen und sozialen Medien verbreitete Aufnahmen sollen mehrere Leichen nach dem israelischen Beschuss im Nordwesten der Stadt Gaza zeigen. Zu sehen sind auch ein toter Junge sowie seine verzweifelten Angehörigen. Die Echtheit der Aufnahmen konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist nach Angaben der UN und internationaler Hilfsorganisationen katastrophal. Organisationen warnen vor einer Hungerkatastrophe in dem umkämpften Gebiet. Die mehr als zwei Millionen Einwohner sind zum Überleben fast ausschliesslich auf Hilfe von aussen angewiesen. Seit Ende Mai sind laut UN-Angaben bereits Hunderte Menschen bei Verteilzentren und rund um Hilfskonvois getötet worden.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unterdes weitere Angriffe Israels im Norden des Gazastreifens seit dem Morgen mit mehreren Toten. Auch diese Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. (dpa)
09:51 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Israel weitet Einsätze im Zentrum des Gazastreifens aus
Israels Armee weitet nach eigenen Angaben ihre Einsätze in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens aus. Sie gehe in der Region weiterhin gegen Terrororganisationen vor und dehne nun «ihre Aktivitäten auf neue Gebiete aus», heisst es in der Mitteilung eines Armeesprechers, die auch in arabischer Sprache veröffentlicht wurde. Dort sei das Militär bislang nicht im Einsatz gewesen. Die «Times of Israel» sprach von den ersten Bodeneinsätzen in der Gegend seit Beginn des Gaza-Kriegs.
Der Militärsprecher rief Anwohner aus mehreren südwestlich gelegenen Vierteln der Stadt zur Flucht auf, darunter auch Menschen, die dort in Zelten untergekommen sind. Sie sollten sich nach Al-Mawasi begeben, heisst es in dem Aufruf. Al-Mawasi im Südwesten des umkämpften Gebiets wurde während des Gaza-Kriegs von Israel als «humanitäre Zone» ausgewiesen. In der Vergangenheit hatte das israelische Militär aber auch dort mehrfach angegriffen. Ziel waren Armeeangaben zufolge dabei etwa Hamas-Einrichtungen.
Die Familien der noch immer von Islamisten im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln reagierten mit Sorge und Entsetzen auf die Armeemitteilung. «Kann uns irgendjemand versprechen, dass diese Entscheidung nicht zum Verlust unserer Angehörigen führen wird?», heisst es in einer Stellungnahme des Forums der Geisel-Angehörigen. Die grosse Mehrheit der Israelis wünsche sich ein Ende des Kriegs und ein Abkommen, dass die Freilassung der Entführten ermögliche. Die Familien der Verschleppten forderten deshalb: «Genug!».
Die «Times of Israel» schrieb, die israelische Armee vermeide Bodeneinsätze in Gebieten im Gazastreifen, in denen sie Geiseln vermute, um die aus Israel entführten Menschen nicht zu gefährden. (dpa)
08:54 Uhr
Sonntag, 20. Juli
Berichte: Lage im syrischen Suwaida unter Kontrolle
Nach den tagelangen blutigen Unruhen in Syrien zwischen drusischen Milizen und sunnitisch-muslimischen Beduinenstämmen ist die Lage in der Stadt Suwaida Berichten zufolge vorerst unter Kontrolle. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete auf Telegram unter Berufung auf das Innenministerium, die Stadt sei von allen Stammeskämpfern geräumt, die Zusammenstösse in den Stadtvierteln seien beendet. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte schrieb auf X von vorsichtiger Ruhe.
Die Stadt Suwaida ist mehrheitlich von Drusen bewohnt. Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam entstanden ist. Sie leben in Israel, Jordanien, dem Libanon und Syrien. US-Aussenminister Marco Rubio forderte auf der Onlineplattform X die sofortige Einstellung aller Kämpfe in der Unruheregion im Süden Syriens. Die andauernden Vergewaltigungen und das «Abschlachten unschuldiger Menschen» müssten ein Ende haben, schrieb er.
Den Unruhen fielen laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bislang fast 1.000 Menschen zum Opfer. Überprüfen lässt sich dies nicht, die Angaben der Beobachtungsstelle, die den Konflikt in Syrien mit einem Netzwerk aus Informanten verfolgt, gelten aber als in der Regel verlässlich.
Die Gewalt im Süden Syriens war vor rund einer Woche ausgebrochen. Truppen der syrischen Übergangsregierung griffen ein. Als Reaktion bombardierte Israel Regierungsgebäude in Damaskus und Konvois der Regierungsarmee auf dem Weg nach Suwaida mit dem erklärten Ziel, die Drusen in Syrien zu schützen.
Nach dem Sturz von Syriens Ex-Machthaber Baschar al-Assad im Dezember 2024 und Jahren des Bürgerkriegs bleibt die Lage im ethnisch und religiös vielfältigen Syrien weiterhin fragil. Seit dem Sturz Assads kam es mehrfach zu Gewalt in verschiedenen Landesteilen mit teils Hunderten Toten. (dpa)
22:15 Uhr
Samstag, 19. Juli
Tausende Israelis demonstrieren für Freilassung der Geiseln
Tausende Menschen haben in Tel Aviv und anderen israelischen Städten für die Freilassung aller Geiseln demonstriert, die noch im Gazastreifen von der islamistischen Hamas festgehalten werden. «Vor sechs Wochen sah ich die Sonne wieder nach 471 Tagen in den Tunneln der Hamas und ich nahm einen ersten Atemzug, der nicht nur aus Angst bestand», sagte die ehemalige Geisel Doron Steinbrecher als Rednerin auf der zentralen Kundgebung in Tel Aviv einem Bericht der Zeitung «Times of Israel» zufolge.
«Jetzt, sechs Monate später, kann ich immer noch nicht ganz ohne Angst atmen», fügte sie hinzu. «Das braucht Zeit. Und der erste Schritt ist, dass jeder zurückkommt.» Die Menge zog am Samstagabend vom sogenannten Geiselplatz im Zentrum von Tel Aviv zur Aussenstelle der US-Botschaft in der Hajarkon-Strasse. In Sprechchören forderten die Kundgebungsteilnehmer US-Präsident Donald Trump dazu auf, Druck auf den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu zu machen, die indirekten Waffenruhe-Gespräche mit der Hamas erfolgreich zu einem Ende zu bringen.
Die Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha verlaufen seit Wochen eher schleppend. Als Vermittler fungieren Diplomaten aus Katar, Ägypten und den USA. Trump hatte tags zuvor in Washington angekündigt, dass zehn Geiseln «sehr bald» freikommen würden. Es war aber nicht unmittelbar klar, worauf sich sein Optimismus gründete.
Mob greift Auto eines Abgeordneten an
In Nes Ziona, einem Vorort von Tel Aviv, attackierte ein rechtsradikaler Mob das Auto des arabischstämmigen Parlamentsabgeordneten Aiman Auda. Videos, die in sozialen Medien kursieren, zeigen, wie aufgehetzte Personen mit Fäusten und Handflächen auf das Fahrzeug einschlagen. Nach Angaben des Politikers wurde die Windschutzscheibe beschädigt. Seine geplante Ansprache auf der örtlichen Geisel-Solidaritätsdemonstration vermochte er nicht zu halten, weil ihn die Polizei nicht schützen konnte oder wollte, berichteten Medien.
Staatspräsident Izchak Herzog und der deutsche Botschafter in Tel Aviv, Steffen Seibert, verurteilten die Gewalt gegen Auda.
Nach offiziellen israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen im Gazastreifen festgehalten, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. Im Zuge der angestrebten 60-tägigen Waffenruhe sollen zehn Geiseln freigelassen und die sterblichen Überreste mehrerer Verschleppter übergeben werden. Im Gegenzug sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden. Während der Feuerpause sollen die Konfliktparteien dann über die Beendigung des Gaza-Kriegs (dpa)
17:00 Uhr
Samstag, 19. Juli
Vorurteile und Fake News zu Israel: Reise durch den «Apartheidstaat»
Diskriminiert Israel die Palästinenser systematisch? Der Vorwurf, es herrsche im Judenstaat ein Apartheidsystem, ist weit verbreitet. Wer das Land bereist, erhält aber ein anderes Bild. (chm)
15:46 Uhr
Samstag, 19. Juli
Palästinensische Angaben: Elf Tote bei israelischen Luftangriffen
Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums und eines Krankenhauses elf Palästinenser ums Leben gekommen. Das Auda-Nusseirat-Krankenhaus im Zentrum des Gebiets teilte am Samstag mit, bei einem Angriff seien neun Menschen getötet worden. Der Chef des Rettungsdiensts des Gesundheitsministeriums im Norden das Gazastreifens, Fares Awad, sagte, bei einem Angriff in der Stadt Gaza seien zwei Menschen ums Leben gekommen. Dabei sei ein Zelt in einem Lager für Vertriebene getroffen worden.
Das israelische Militär gab zunächst keinen Kommentar zu einzelnen Angriffen ab. Es berichtete aber, es habe im Laufe des vergangenen Tages rund 90 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Es seien Extremisten getötet und sogenannte Terror-Infrastruktur im Norden des Gebiets und in der Stadt Gaza ins Vier genommen worden. (AP)
15:24 Uhr
Samstag, 19. Juli
Aktivisten: Fast 1000 Tote bei Gewalt in Syrien
Bei den blutigen Unruhen im Süden Syriens sind nach Angaben von Aktivisten fast 1000 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten sei inzwischen auf 940 gestiegen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Organisation mit Sitz in Grossbritannien, die sich auf ein Netz von Informanten vor Ort stützt, zählte mindestens 406 Tote in der Provinz Suwaida, darunter 80 Zivilisten. Überprüfen lassen sich die Zahlen nicht, die Angaben der Beobachtungsstelle gelten aber als in der Regel verlässlich.
Dem Bericht zufolge wurden bei den Kämpfen 330 Sicherheitskräfte der Übergangsregierung getötet. Diese wiederum hätten 182 Menschen hingerichtet, darunter 26 Frauen und sechs Kinder. Die Beobachtungsstelle berichtete von grausamen Zuständen in der Provinz. Trotz Verkündung einer Waffenruhe kam es am Samstag zu neuen Kämpfen in der gleichnamigen Provinzhauptstadt Suwaida.
Auch Nachbarland in den Konflikt verwickelt
Die neue Gewalt im Süden Syriens war vor knapp einer Woche ausgebrochen. Es kam zu tödlichen Zusammenstössen zwischen drusischen Milizen und sunnitisch-muslimischen Beduinenstämmen. Truppen der syrischen Übergangsregierung griffen ein. Als Reaktion bombardierte Israel zur Unterstützung der Drusen Regierungsgebäude in Damaskus und Konvois der syrischen Regierungsarmee auf dem Weg nach Suwaida.
Die Drusen sind eine religiöse Minderheit und leben in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien. Nach dem Sturz der Assad-Herrschaft im Dezember 2024 und Jahren des Bürgerkriegs bleibt die Lage im ethnisch und religiös vielfältigen Syrien weiterhin fragil. (dpa)
13:47 Uhr
Samstag, 19. Juli
Israel: Syriens Präsident gibt Drusen Schuld an Gewalt
Israels Aussenminister Gideon Saar hat nach der Verkündung einer Waffenruhe dem syrischen Präsidenten Ahmed al-Scharaa vorgeworfen, in einer Rede «dschihadistische Angreifer» in Südsyrien unterstützt zu haben. Zugleich habe Syriens Präsident der «angegriffenen drusische Minderheit» die Schuld an dem Konflikt gegeben, schrieb Saar auf der Plattform X. «Die Quintessenz: In al-Scharass Syrien ist es sehr gefährlich, einer Minderheit anzugehören.»
Al-Scharaa hatte zuvor in einer Rede «die edlen Werte und Prinzipien» der sunnitischen Beduinenstämme in Syrien gelobt und Verständnis dafür aufgebracht, dass einige Gruppen sich gegen Bedrohungen gewehrt hätten. Die Wahrung der Sicherheit sei aber die Aufgabe des Staats, betonte er zugleich. Er forderte die Stämme auch dazu auf, die Waffenruhe einzuhalten. Über die religiöse Minderheit der Drusen sagte er, Syrien dürfe aufgrund der Handlungen einer kleinen Gruppe nicht die gesamte drusische Gemeinschaft verurteilen.
Fast eine Woche lang war es in Südsyrien zu tödlichen Zusammenstössen zwischen drusischen Milizen und Beduinenstämmen gekommen. Truppen der syrischen Übergangsregierung griffen ein. Dutzende drusische Zivilisten wurden dabei nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Grossbritannien von Sicherheitskräften hingerichtet. Als Reaktion bombardierte Israel zur Unterstützung der Drusen unter anderem Regierungsgebäude in Damaskus. Syriens Übergangsregierung hat inzwischen eine von den USA unterstützte Waffenruhe mit Israel bestätigt. (dpa)
13:38 Uhr
Samstag, 19. Juli
Syrischer Interimspräsident ermahnt Beduinen-Stämme
Der syrische Interimspräsident Ahmed al-Scharaa hat Beduinen-Stämme zur Einhaltung einer Waffenruhe im Konflikt mit Drusen-Milizen aufgefordert. In einer im Fernsehen übertragenen Ansprache warf Al-Scharaa am Samstag «bewaffneten Gruppen aus Suweida» vor, die Kämpfe mit «Vergeltungsangriffen gegen die Beduinen und deren Familien» neu angefacht zu haben. Das Einschreiten Israels habe Syrien zudem «in eine gefährliche Phase» gerückt, sagte er.
In dem Konflikt sind Hunderte Menschen ums Leben gekommen. Die erneuten Kämpfe waren am Donnerstagabend in der südsyrischen Provinz Suweida ausgebrochen. Syrische Regierungstruppen wurden deshalb erneut stationiert. Die Truppen wurden ursprünglich entsandt, um für Ordnung zu sorgen, stehen aber auf Seiten der Beduinen. Wegen der Gewalt hat das Nachbarland Israel Luftangriffe gegen syrische Truppen geflogen. Israel begründete die Angriffe mit Unterstützung für die Drusen, die eine grosse Gemeinschaft in Israel bilden.
Der US-Gesandte für Syrien, Tom Barrack, hatte am Samstag bekannt gegeben, dass sich Israel und Syrien auf eine Waffenruhe geeinigt hätten. Al-Scharaa erwähnte das in seiner Rede aber nicht direkt. Er erklärte aber, dass amerikanische sowie arabische Vermittler aktiv geworden seien, um für Ruhe zu sorgen. Al-Scharaa versprach, alle Minderheiten in Syrien zu beschützen. Drusen seien ein wichtiger Teil Syriens, sagte er. (AP)
12:43 Uhr
Samstag, 19. Juli
Vatikan zieht israelische Angaben in Zweifel
Der Vatikan hat Zweifel an der israelischen Darstellung geäussert, wonach der Angriff auf eine katholische Kirche im Gazastreifen ein Versehen war. Die Nummer zwei des Kirchenstaats, Kardinal Pietro Parolin, forderte im italienischen Fernsehsender Rai von Israel volle Aufklärung über den Beschuss der Kirche, bei dem am Donnerstag drei Menschen ums Leben kamen. Man könne «berechtigterweise bezweifeln», dass es sich tatsächlich um einen Fehler des Militärs gehandelt habe.
Parolin äusserte sich nach einem Telefonat von Papst Leo XIV. mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, der zuvor schon «tiefes Bedauern» geäussert hatte. Der Kardinalstaatssekretär machte deutlich, dass der Vatikan mit den bisherigen Erläuterungen nicht zufrieden ist. Bei dem Angriff auf die Kirche der Heiligen Familie in Gaza-Stadt wurden neun Menschen verletzt, auch der italienische Pfarrer der Gemeinde. In dem Gotteshaus waren nach palästinensischen Angaben etwa 600 Vertriebene untergebracht.
Kardinal: Fehler kann man «berechtigterweise bezweifeln»
Mit Blick auf Israel sagte Parolin: «Wir sollten ihnen die Zeit geben, die notwendig ist, um uns zu sagen, was tatsächlich geschehen ist: ob es sich wirklich um einen Fehler handelte, was man berechtigterweise bezweifeln kann, oder ob es der Wille war, eine christliche Kirche zu treffen, da man weiss, wie sehr die Christen ein Element der Mässigung im Nahen Osten sind.» Als Kardinalstaatssekretär ist der Italiener die Nummer zwei im Vatikan. Im Frühjahr war Parolin auch selbst als möglicher neuer Papst gehandelt worden. (dpa)
12:14 Uhr
Samstag, 19. Juli
Augenzeugen und Krankenhaus: Mehr als 30 Tote im Gazastreifen D
Nach Augenzeugen- und Krankenhausangaben sind bei israelischem Beschuss nahe Verteilungszentren der Organisation Gaza Humanitarian Foundation im Gazastreifen mindestens 32 Menschen ums Leben gekommen. Den Berichten zufolge eröffneten israelische Truppen am Samstag das Feuer auf eine Menschenmenge, die im Süden des Gebiets an Lebensmittel kommen wollte. Die meisten Todesfälle soll es in der Gegend Teina, etwa drei Kilometer von einem GHF-Verteilungszentrum östlich der Stadt Chan Junis entfernt, gegeben haben.
Das israelische Militär teilte mit, es habe nahe Rafah Warnschüsse abgegeben, nachdem sich Verdächtige Soldaten genähert und Warnungen missachtet hätten, sich fernzuhalten. Zu Berichten über Opfer werde ermittelt, doch der Vorfall habe sich über Nacht ereignet, als das Verteilungszentrum noch geschlossen gewesen sei.
Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) teilte mit, es habe keine Vorfälle an oder in der Nähe ihrer Verteilungszentren gegeben. Die gemeldeten Schüsse seien weit weg gefallen und mehrere Stunden vor Öffnung der Verteilungsstellen. «Wir haben Hilfesuchende wiederholt gewarnt, nicht über Nacht und in den frühen Morgenstunden zu unseren Stellen zu reisen», hiess es.
Das Militär ist nicht direkt an den Verteilungszentren im Einsatz, aber sorgt aus einer gewissen Entfernung für deren Sicherheit. Es lässt wissen, dass es lediglich Warnschüsse abgebe, wenn Menschen den Truppen zu nahe kämen. Die von den USA und Israel unterstützte GHF setzt private Wachleute ein.
Der Augenzeuge Mahmud Mokeimar sagte, er sei mit anderen Menschen in der Gegend Teina in Richtung des Verteilungszentrums zu Fuss unterwegs gewesen. Truppen hätten Warnschüsse abgegeben, als die grösstenteils jungen Männer vorangerückt seien. Dann hätten die Soldaten in Richtung der Marschierenden geschossen. «Es war ein Massaker», sagte er. Er habe mindestens drei regungslose Körper am Boden gesehen.
Der Augenzeuge Akram Aker berichtete, Soldaten hätten zwischen fünf und sechs Uhr morgens (Ortszeit) mit Maschinengewehren auf Panzern und Drohnen geschossen. «Sie haben uns eingekreist und angefangen, direkt auf uns zu schiessen», sagte Aker. Er habe viele Menschen am Boden liegen sehen. Die 55-jährige Sanaa al-Dschaberi sagte, sie habe bei ihrer Flucht aus der Gegend viele Tote und Verletzte gesehen. «Wir haben geschrien: «Essen, Essen», aber sie haben nicht mit uns gesprochen», sagte Al-Dschaberi. «Sie haben einfach das Feuer eröffnet.»
Das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis teilte mit, dort seien 25 Leichen eingeliefert worden. Der örtliche Arzt Mohammed Saker sagte der Nachrichtenagentur AP, es seien 70 Verletzte dorthin gebracht worden. Die meisten Opfer seien in den Kopf und in die Brust geschossen worden. Einige seien auf die bereits ausgelastete Intensivstation gebracht worden.
In der Gegend Schakusch, einige hundert Meter nördlich einer GHF-Verteilungsstelle in der Stadt Rafah, seien sieben weitere Menschen getötet worden, darunter eine Frau, teilte das Krankenhaus mit. Das von der im Gazastreifen regierenden Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium bestätigte die Angaben. (dpa)
10:57 Uhr
Samstag, 19. Juli
Syriens Übergangsregierung bestätigt Waffenruhe
Syriens Übergangsregierung hat nach den blutigen Unruhen im Süden des Landes eine von den USA unterstützte Waffenruhe mit Israel bestätigt. In einer Erklärung rief die syrische Präsidentschaft alle Konfliktparteien auf, die Kämpfe unverzüglich einzustellen. Unterdessen entsandte die Regierung Sicherheitskräfte in die südliche Provinz Suwaida, die seit fast einer Woche Schauplatz einer brutalen Eskalation neuer Gewalt ist.
Der US-Botschafter in der Türkei und Sondergesandte für Syrien, Thomas Barrack, hatte die Waffenruhe zwischen Syrien und Israel zuvor verkündet. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der syrische Präsident Ahmed al-Scharaa hätten dieser zugestimmt, hiess es.
In einer Rede am Samstag bekräftigte al-Scharaa, Minderheiten in Syrien schützen zu wollen. Die Lage sei stabilisiert. Israel warf er vor, das Land durch Interventionen und «unverhohlene Bombardierungen» in eine gefährliche Phase gestürzt zu haben, die Syriens Stabilität gefährde.
Israelische Luftangriffe in Damaskus
Die neue Gewalt im Süden Syriens war vor knapp einer Woche ausgebrochen. Es kam zu tödlichen Zusammenstössen zwischen drusischen Milizen und sunnitisch-muslimischen Beduinenstämmen. Truppen der syrischen Übergangsregierung griffen ein. Dutzende drusische Zivilisten sollen von Sicherheitskräften hingerichtet worden sein. Als Reaktion bombardierte Israel zur Unterstützung der Drusen Regierungsgebäude in Damaskus und Konvois der syrischen Regierungsarmee auf dem Weg nach Suwaida.
Die Drusen sind eine religiöse Minderheit und leben in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien. Nach dem Sturz der Assad-Herrschaft im Dezember 2024 und Jahren des Bürgerkriegs bleibt die Lage im ethnisch und religiös vielfältigen Syrien weiterhin fragil. (dpa)
08:48 Uhr
Samstag, 19. Juli
Palästinenser: Erneut Tote nahe einem Hilfszentrum in Gaza
Israelische Soldaten sollen nach palästinensischen Angaben erneut mindestens 25 Menschen nahe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfe im Gazastreifen getötet haben. Zudem seien etwa 70 Menschen bei dem Vorfall im Gebiet von Chan Junis im Süden des abgeriegelten Küstengebiets verletzt worden, hiess es aus medizinischen Kreisen im örtlichen Nasser- Krankenhaus. Die Zahl der Opfer dürfte sich noch erhöhen, hiess es. Vonseiten der israelischen Armee gab es zu dem Vorfall zunächst keine Angaben.
Für die Verteilung von Lebensmitteln im Gazastreifen ist derzeit die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF) zuständig. Die von Israel und den USA unterstützte Stiftung hatte Ende Mai ihre Arbeit nach einer monatelangen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen. Die UN kritisieren unter anderem, dass die Stiftung zu wenige Verteilzentren betreibe, und dass Menschen dort und auf dem Weg dahin grossen Gefahren ausgesetzt seien.
Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfällen in der Nähe von Verteilzentren. Seit Ende Mai sind nach UN-Angaben bereits Hunderte Menschen bei Verteilzentren und rund um Hilfskonvois getötet worden. (dpa)
11:19 Uhr
Freitag, 18. Juli
Syrische Regierungstruppen beziehen Stellung nahe Suwaida
Nach den tagelangen Kämpfen mit Hunderten Toten und Berichten über Exekutionen von Zivilisten wachsen die Spannungen in der syrischen Provinz Suwaida wieder.
Sicherheitskräfte der syrischen Übergangsregierung bezogen erneut Stellung an den Rändern der gleichnamigen Provinzhauptstadt, wie die Deutsche Presse-Agentur von Augenzeugen vor Ort und aus syrischen Sicherheitskreisen erfuhr. Demnach bereiteten sie sich darauf vor, erneut nach Suwaida einzurücken. Nach Angaben aus Damaskus sollen die Regierungstruppen lokale Konfliktparteien auseinanderhalten.
Angeblich 83 drusische Zivilisten hingerichtet
Den Truppen der Regierung werden schwere Verbrechen in Suwaida vorgeworfen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Grossbritannien, die sich auf ein Netz von Informanten vor Ort stützt, sprach von 83 hingerichteten drusischen Zivilisten in den vergangenen Tagen. Präsident Ahmed al-Scharaa machte «gesetzlose Banden» für diese Übergriffe verantwortlich.
Insgesamt sollen bei den Auseinandersetzungen mehr als 500 Menschen getötet worden sein. Die Stadt ist nach Angaben der Beobachtungsstelle von wichtigen Versorgungsdienstleistungen wie Wasser und Strom abgeschnitten. Auch Nahrungsmittel seien knapp.
Flucht beduinischer Einwohner
In Suwaida kam es in den vergangenen Tagen zu schweren Spannungen zwischen drusischen Milizen und sunnitischen Beduinen. Die Regierungstruppen hatten auf Seite der Beduinen in die Kämpfe eingegriffen, bevor Israel zur Unterstützung der Drusen Regierungsgebäude in Damaskus und andere Ziele in Syrien angriff. Unter Vermittlung der USA, der Türkei und arabischer Staaten kam es zu einer Waffenruhe und die Regierungstruppen zogen sich am Donnerstag aus der Stadt zurück. Drusische Milizen übernahmen die Kontrolle, was zur Flucht beduinischer Einwohner führte.
Suwaida ist eine grösstenteils von Drusen bewohnte Stadt mit knapp 400'000 Einwohnern. Die Drusen sind Mitglieder einer religiösen Gemeinschaft, die sich vor Jahrhunderten aus dem schiitischen Islam entwickelt hat, aber schon lange als eigenständige Religion gilt. Sie leben in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien. In der Provinz Suwaida genossen sie während des Bürgerkriegs teils weitgehende Autonomie. Viele stehen der von sunnitischen Islamisten geführten Übergangsregierung in Damaskus mit Skepsis gegenüber.
Der geistliche Führer der Drusen in Syrien, Hikmat al-Hidschri, lehnt es ab, dass Regierungstruppen erneut die Stadt betreten. Auch Vertreter arabischer Stammesmilizen, die zur Unterstützung der Beduinen nach eigenen Angaben Zehntausende Kämpfer aus ganz Syrien in Bewegung gesetzt hatten, warnten die Regierung vor einem Eingreifen.
Netanyahu hat Schutz «drusischer Brüder» als rote Linie ausgegeben
In Israel nehmen die Drusen eine Sonderstellung ein, weil sie anders als muslimische und christliche Araber Militärdienst leisten und eine wichtige Rolle in der Armee spielen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Schutz der «drusischen Brüder» als rote Linie ausgegeben. Syriens Übergangspräsident al-Scharaa hingegen hatte Israel vorgeworfen, sein Land in einen Krieg hineinziehen zu wollen. (dpa)
21:52 Uhr
Donnerstag, 17. Juli
Netanyahu äussert Bedauern über Beschuss von Kirche in Gaza
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat sein Bedauern über den Beschuss der einzigen katholischen Kirche im Gazastreifen geäussert. Ein israelisches Geschoss war am Donnerstag auf dem Anwesen der Kirche eingeschlagen, wobei laut der Wohltätigkeitsorganisation Caritas Jerusalem drei Menschen getötet wurden. Der Pfarrer der Gemeinde und neun weitere Menschen sollen verletzt worden sein. Netanyahu teilte mit, Israel bedauere «zutiefst, dass eine verirrte Munition die Kirche der Heiligen Familie in Gaza getroffen hat».
Nach dem Beschuss erneuerte Papst Leo XIV. seine Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe im Gaza-Krieg zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas. In einem Telegramm übermittelte er sein Beileid.
Der geschäftsführende Direktor des Al-Ahli-Krankenhauses, wo die Opfer eingeliefert wurden, sagte, auf dem Kirchengelände seien Christen und Muslime untergebracht gewesen, unter ihnen Kinder mit Behinderungen.
Das israelische Militär erklärte, es sei über den Vorfall informiert und untersuche ihn. Man unternehme «alle möglichen Anstrengungen, um Schäden an Zivilisten und zivilen Einrichtungen, einschliesslich religiöser Stätten, zu minimieren». (AP)
19:42 Uhr
Donnerstag, 17. Juli
Slowenien: Zwei ultrarechte israelische Minister unerwünschte Personen
Als erstes EU-Land hat Slowenien zwei ultrarechte israelische Minister zu unerwünschten Personen erklärt. Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich hätten zu schweren Menschenrechtsverletzungen und Gewalt an Palästinensern aufgerufen, sagte die slowenische Aussenministerin Tanja Fajon der staatlichen Nachrichtenagentur STA zufolge. Als Persona non grata dürfen sie nicht mehr nach Slowenien einreisen.
Falls sich die Lage im Gazastreifen nicht verbessere, erwäge Slowenien weitere Sanktionen, sagte Fajon weiter. Ben-Gvir und Smotrich «befürworten öffentlich die Ausweitung illegaler israelischer Siedlungen im Westjordanland, die Zwangsumsiedlung von Palästinensern und rufen zur Gewalt gegen die palästinensische Zivilbevölkerung auf», hiess es in einer Erklärung der Regierung in Ljubljana. Dies komme «ethnischen Säuberungen» gleich.
Bereits Mitte Juni hatten Kanada, Australien, Neuseeland, Grossbritannien und Norwegen Sanktionen gegen Ben-Gvir und Smotrich beschlossen.
Der Schritt Sloweniens folgte auf ein EU-Treffen am Dienstag, bei dem sich die Aussenminister nicht auf Massnahmen gegen Israel wegen Menschenrechtsverletzungen einigen konnten. Ministerpräsident Robert Golob hatte bereits vor dem Treffen erklärt, Slowenien werde gemeinsam mit anderen gleichgesinnten Mitgliedstaaten Massnahmen ergreifen, sollte dies nicht EU-weit gelingen.
Smotrich und Ben-Gvir gehören der rechten israelischen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an - aber nicht dessen Partei. Beide sind Vertreter ultrarechter Parteien in der Regierungskoalition und unterstützen tatkräftig den Ausbau jüdischer Siedlungen. (dpa)
17:12 Uhr
Donnerstag, 17. Juli
Netanyahu: Israel lässt keine Streitkräfte südlich von Damaskus zu
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu will keine syrischen Regierungstruppen südlich der Hauptstadt Damaskus zulassen. «Wir werden syrischen Streitkräften nicht erlauben, in die Region südlich von Damaskus einzudringen», sagte Netanyahu in einer Videoansprache. Eine weitere rote Linie sei «der Schutz unserer Brüder, der Drusen». Israel werde weiterhin militärische Mittel einsetzen, um seine roten Linien durchzusetzen, betonte Netanyahu.
Aufgrund des Eingreifens des israelischen Militärs in Syrien sei eine Waffenruhe in Kraft getreten und die syrischen Streitkräfte hätten sich nach Damaskus zurückgezogen, sagte Netanyahu weiter. Die Feuerpause sei «mit Stärke erreicht worden. Nicht durch Bitten, nicht durch Appelle – mit Stärke», betonte er.
Nach Ausbruch von Gewalt zwischen drusischen Milizen und sunnitischen Beduinen in der Provinz Suwaida hatte die syrische Regierung Truppen und andere Sicherheitskräfte geschickt. Israel griff daraufhin nach eigenen Angaben zum Schutz der drusischen Minderheit ein. Am Mittwoch hatte die israelische Luftwaffe auch Ziele in der Hauptstadt Damaskus bombardiert, unter anderem auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums, wo das militärische Hauptquartier liegt, sowie ein Ziel in der Nähe des Präsidentenpalastes. (dpa)
14:42 Uhr
Donnerstag, 17. Juli
Nach tagelangen Kämpfen: Syrische Stadt Suwaida im Chaos
Die syrische Stadt Suwaida ist nach Tagen tödlicher Kämpfe von wichtigen Versorgungsleistungen abgeschnitten. Einwohner beschreiben eine Stadt unter Schock. Die Hochburg der drusischen Minderheit war zum Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen zwischen Drusenmilizen einerseits und sunnitischen Beduinen und Regierungstruppen andererseits geworden.
Mindestens 374 Menschen kamen dpa-Informationen zufolge bei den Auseinandersetzungen ums Leben, neben Kämpfern starben auch etliche Zivilisten, darunter Frauen, Kinder und alte Menschen.
Auch nach dem Ende der Kämpfe war nach Angaben von Menschen vor Ort die Wasser- und Stromversorgung abgeschnitten. Das Krankenhaus in der Stadt musste nach Angaben des Leiters der lokalen Gesundheitsbehörde wegen Schäden geschlossen werden. Auch Bäckereien und Märkte blieben zunächst zu.
Beduinen auf der Flucht
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte machte die syrischen Regierungstruppen für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich, darunter die Exekution von 27 Menschen. Ihre Leichen seien an Strassenrändern hinterlassen worden, teils gefesselt oder verbrannt. «Überall waren Leichen», sagte ein freiwilliger Helfer des Zivilschutzes in der Stadt.
Sunnitische Beduinen sollen aus Furcht vor Vergeltungsaktionen von Drusen mehrere Stadtviertel verlassen haben. «Beide Seiten leben in Angst und Unsicherheit in Suwaida», sagte der Leiter der in Grossbritannien ansässigen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman.
Drusen spielen wichtige Rolle in Israels Armee
Israel hatte auf Seite drusischer Milizen in den Konflikt eingegriffen und unter anderem Regierungsgebäude in Damaskus bombardiert. Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa warf Israel vor, sein Land in einen Krieg verwickeln zu wollen. In einer Ansprache teilte er mit, die Regierungstruppen hätten die Verantwortung wieder an lokale Milizen übergeben und versprach, die Täter von Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen.
Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam entstanden ist. Sie leben in Israel, Jordanien, dem Libanon und Syrien. In Israel leisten sie anders als die meisten muslimischen und christlichen Araber Militärdienst und spielen dort eine bedeutende Rolle in der Armee. In ihrer syrischen Hochburg Suwaida genossen sie während des Bürgerkriegs teils weitgehende Autonomie. Der von sunnitischen Islamisten geführten neuen Zentralregierung in Damaskus stehen viele Drusen skeptisch gegenüber. (dpa)
14:14 Uhr
Donnerstag, 17. Juli
Kirche bei Angriff getroffen – Papst fordert Gaza-Waffenruhe
Papst Leo XIV. hat nach neuen Angriffen im Gazastreifen, bei denen auch eine katholische Kirche getroffen wurde, einen sofortigen Waffenstillstand verlangt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche bestätigte in einem vom Vatikan veröffentlichten Beileidstelegramm, dass es dabei auch Todesopfer gab. Nach Angaben des lateinischen Patriarchats in Jerusalem kamen zwei Menschen ums Leben. Nach Informationen der italienischen Nachrichtenagentur Ansa wurden elf Menschen verletzt.
Das neue Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken hatte in den vergangenen Wochen schon mehrfach einen Waffenstillstand gefordert. In dem Telegramm mahnte er zu «Dialog, Versöhnung und dauerhaftem Frieden». Zugleich beklagte er den Verlust von Menschenleben. Das lateinische Patriarchat in Jerusalem hatte zuvor bestätigt, dass die katholische Kirche der Heiligen Familie im Zentrum der Stadt Gaza bei einem Angriff getroffen wurde. Dabei wurde auch der Pfarrer der Gemeinde verletzt.
Israels Aussenministerium teilte mit, die Umstände des Vorfalls seien noch unklar. «Israel äussert tiefes Bedauern über die Schäden an der Kirche der Heiligen Familie in der Stadt Gaza und über jegliche zivile Opfer», hiess es in einer Mitteilung. «Israel greift niemals Kirchen oder religiöse Stätten an.» Im Gazastreifen leben rund 1000 Christen, bei insgesamt mehr als zwei Millionen Einwohnern. Papst Leo XIV. wurde in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo über den Vorfall informiert, wo er derzeit Urlaub macht. (dpa)
12:32 Uhr
Donnerstag, 17. Juli
Syrische Truppen ziehen sich aus Drusengebiet zurück
Syrische Regierungstruppen haben sich nach tagelangen heftigen Kämpfen mit drusischen Milizen weitgehend aus der Provinz Suweida zurückgezogen. Im Rahmen des Waffenruheabkommens vom Vortag seien drusische Gruppierungen und Geistliche damit beauftragt, die innere Sicherheit in Suweida im Süden des Landes aufrechtzuerhalten, sagte der syrische Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa in einer am frühen Donnerstagmorgen ausgestrahlten Ansprache.
Konvois der Regierungstruppen begannen über Nacht mit dem Rückzug aus der Stadt Suweida. Syrische Staatsmedien meldeten, der Abzug stehe im Einklang mit dem Waffenruhevertrag. Die Militäroperation gegen die drusischen Gruppierungen sei beendet. (dpa)
11:18 Uhr
Donnerstag, 17. juli
Berichte: Israelischer Angriff trifft Kirche in Gaza
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen ist palästinensischen Berichten zufolge eine Kirche getroffen worden. Das lateinische Patriarchat in Jerusalem bestätigte, die katholische Kirche der Heiligen Familie im Zentrum der Stadt Gaza sei bei einem Angriff getroffen worden. Es habe mehrere Verletzte, darunter den Pfarrer der Gemeinde, und Schäden am Gotteshaus gegeben.
Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete unter Berufung auf die Umgebung des Patriarchen, zwei Frauen, die nach dem Angriff zunächst für tot gehalten wurden, weil sie keine Lebenszeichen mehr von sich gegeben hätten, hätten reanimiert werden können. Sie seien nun im Krankenhaus und schwebten in Lebensgefahr. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa hatte zuvor gemeldet, zwei Frauen seien getötet worden. Zwei Männer mussten laut Ansa ebenfalls mit schweren Verletzungen in eine Klinik eingeliefert werden.
Israels Aussenministerium teilte mit, die Umstände des Vorfalls seien noch unklar. «Israel äussert tiefes Bedauern über die Schäden an der Kirche der Heiligen Familie in der Stadt Gaza und über jegliche zivile Opfer», hiess es in einer Mitteilung der Behörde weiter. «Israel greift niemals Kirchen oder religiöse Stätten an.»
Israels Armee erklärte, ihr seien die Berichte über Schäden an der Kirche sowie Opfer in der Gegend bekannt. Die Umstände des Vorfalls würden geprüft. Das israelische Militär unternehme «alle möglichen Anstrengungen», um Zivilisten zu schonen und Schäden an zivilen Gebäuden, darunter religiöse Einrichtungen, zu begrenzen. Die Armee bedaure jeglichen Schaden, hiess es in einer Stellungnahme weiter.
In dem Gotteshaus sind laut Wafa Vertriebene untergebracht. Im Gazastreifen leben rund 1000 Christen, bei insgesamt mehr als zwei Millionen Einwohnern. Papst Leo XIV. wurde nach Angaben aus dem Vatikan in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo über den Vorfall informiert.
Meloni: «Die Angriffe sind inakzeptabel»
Auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni äusserte sich zu dem Vorfall. «Die Angriffe gegen die Zivilbevölkerung, die Israel seit Monaten demonstriert, sind inakzeptabel», so Meloni. Israels Armee betont stets, sie gehe gegen die Hamas und andere Terrororganisationen vor und unternehme Massnahmen, um die Zivilbevölkerung im Gazastreifen dabei zu schonen.
Das lateinische Patriarchat in Jerusalem veröffentlichte ein Foto der Kirche, auf dem Schäden am Dach des Gotteshauses zu sehen sind.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete weitere teils tödliche Angriffe Israels im Gazastreifen seit dem Morgen. Die Angaben liessen sich allesamt zunächst nicht unabhängig überprüfen. (dpa)
10:57 Uhr
Donnerstag, 17. Juli
Syrer sind nach Gewaltausbruch nach Israel geflohen
Menschen aus Syrien ist es nach dem Gewaltausbruch im Süden des Landes gelungen, nach Israel zu fliehen. Die Nachrichtenseite «ynet» schrieb, Hunderte Menschen hätten aus dem Nachbarland die Grenze nach Israel überquert. Auch aus israelischen Sicherheitskreisen hiess es, syrische Drusen seien nach Israel gekommen. Um wie viele Menschen es sich dabei handelte, wurde nicht mitgeteilt. Israelische Sicherheitskräfte seien dabei, die Zivilisten ins Nachbarland zurückzubringen, hiess es weiter.
Israels Armee habe in der Nacht Dutzende Syrer zurück ins Nachbarland gebracht, berichtete die Nachrichtenseite «ynet». Die meisten seien Angehörige der religiösen Minderheit der Drusen. Derzeit gebe es Bemühungen, weitere Syrer ausfindig zu machen.
Die «Times of Israel» berichtete, es sei derzeit unklar, wie viele syrische Drusen sich noch in Israel aufhielten. Die Zeitung zitierte einen Syrer mit den Worten, er wolle in Israel bleiben und nicht in seine Heimat zurückkehren. Er sei am Mittwoch ins Land gekommen. Dem Bericht zufolge hat er auch seinen kleinen Sohn dabei.
Bericht: Rund 1000 Drusen übertraten Grenze nach Syrien
Laut israelischen Sicherheitskreisen holte Israels Armee in der Nacht zugleich Dutzende Zivilisten aus Israel aus Syrien zurück. Laut «ynet» übertraten am Mittwoch rund 1.000 Drusen aus Israel die Grenze, um anderen Drusen in Syrien zu helfen, sich vor Gewalt zu schützen. Viele Drusen aus Israel haben Angehörige im Nachbarland. Der «Times of Israel» zufolge sind weiterhin mehrere Dutzend Drusen aus Israel in Syrien.
Derzeit werden Löcher im Grenzzaun repariert, meldete das Blatt unter Berufung auf die Armee weiter. Sicherheitskreisen zufolge sollen in der Region in den kommenden Tagen auch die Barrieren an der Grenze verstärkt werden, um weitere Grenzübertritte auf beiden Seiten zu verhindern. Die Armee warnte, die Grenzübertritte seien Straftaten.
Berichten zufolge übertraten auch Abgeordnete des israelischen Parlaments, die Angehörige der religiösen Minderheit sind, den Grenzzaun, um Drusen aus Israel nach Hause zu holen. (dpa)
06:00 Uhr
Donnerstag, 17. Juli
Aktivisten: 360 Tote bei Gewalt in Syrien
Nach tagelanger Gewalt im Süden Syriens haben Regierungstruppen nach Angaben von Aktivisten mit dem Abzug aus dem mehrheitlich von Drusen bewohnten Ort Suwaida begonnen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte zudem in der Nacht, dass die Zahl der Todesopfer seit Ausbruch der Gewalt am Wochenende auf 360 gestiegen sei. Unabhängig überprüfen lässt sich die Zahl nicht. Die Angaben der Beobachtungsstelle mit Sitz in Grossbritannien, die den Konflikt in Syrien mit einem Netz aus Aktivisten verfolgt, gelten aber als in der Regel verlässlich.
Die Regierung teilte laut Medienberichten mit, gemäss einer neuen Vereinbarung über eine Waffenruhe alle militärischen Einsätze sofort einzustellen. In einer Erklärung des Verteidigungsministeriums zum Abzug der Truppen aus Suwaida sei der Abzug anderer Sicherheitskräfte aus der Stadt allerdings nicht erwähnt worden, hiess es. Ein Ausschuss aus Regierungsvertretern und drusischen Geistlichen soll laut den Berichten die Umsetzung der Waffenruhe überwachen.
USA erwarten Ende der Gewalt
Zuvor hatte US-Aussenminister Marco Rubio mitgeteilt, die USA hätten mit allen Beteiligten des Konflikts gesprochen. Man habe sich auf «konkrete Schritte geeinigt, die dieser beunruhigenden und entsetzlichen Situation» später am Mittwochabend ein Ende setzen sollten. Alle Parteien müssten die von ihnen eingegangenen Verpflichtungen einhalten, schrieb Rubio auf der Plattform X.
Nach Ausbruch der Gewalt zwischen drusischen Milizen und sunnitischen Beduinen in der Provinz Suwaida hatte die syrische Regierung Truppen und andere Sicherheitskräfte geschickt. Sie erklärte, für Stabilität sorgen und Zivilisten schützen zu wollen. Nach Erkenntnissen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kämpften die Truppen und Sicherheitskräfte aber an der Seite der Beduinen und gegen drusische Milizen.
Israel griff daraufhin nach eigenen Angaben zum Schutz der drusischen Minderheit ein. Am Mittwoch bombardierte die israelische Luftwaffe dann auch noch Ziele in der Hauptstadt Damaskus, unter anderem auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums, wo das militärische Hauptquartier liegt, sowie ein Ziel in der Nähe des Präsidentenpalastes. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden 15 Angehörige des syrischen Verteidigungs- und Innenministeriums bei den israelischen Luftangriffen getötet.
Israel droht mit weiteren Angriffen
Er habe eine weitere Aufstockung der Aufklärungs- und Angriffskapazitäten angeordnet, um nach Bedarf verstärkt zuschlagen und die Übergriffe auf die Drusen in Syrien stoppen zu können, erklärte der israelische Generalstabschef Ejal Zamir bei einer Lagebesprechung auf den Golanhöhen. Israel fühlt sich dem Schutz der Drusen verpflichtet, auch weil viele von ihnen im israelischen Militär dienen. Sie sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam hervorging. Sie leben mehrheitlich in Syrien, aber auch in Israel, dem Libanon und Jordanien. Die syrische Provinz Suwaida im Süden ist ihre Hochburg.
Am Mittwoch versuchten erneut einige Drusen aus Israel, die Grenze zu Syrien zu überqueren, um andere Drusen dort zu unterstützen. Laut Israels Armee versuchten zugleich «Dutzende Verdächtige» von Syrien aus auf israelisch kontrolliertes Gebiet zu gelangen. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte handelte es sich um Drusen, die in Israel Schutz suchten.
UN-Generalsekretär fordert Ende der Kämpfe
UN-Generalsekretär António Guterres forderte ein Ende der Kämpfe. «Er verurteilt unmissverständlich jegliche Gewalt gegen Zivilisten, einschliesslich Berichte über willkürliche Tötungen und Taten, die konfessionelle Spannungen anfachen», sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric. Die Vorfälle nähmen dem syrischen Volk nach vierzehn Jahren brutalen Konflikts die Chance auf Frieden und Versöhnung. Guterres verurteile auch Israels Angriffe in dem Nachbarland und fordere ein sofortiges Ende aller Verletzungen syrischer Souveränität.
Zunächst herrschte Verwirrung darüber, ob die Waffenruhe zwischen Drusen, Beduinen und Regierungstruppen tatsächlich von allen Seiten akzeptiert wurde. Aus der drusischen Führung gab es dazu widersprüchliche Angaben. Einer ihrer geistlichen Führer, Jusuf al-Dscharbu, veröffentlichte die Bedingungen der Waffenruhe. Demnach soll Suwaida in die Strukturen des Staats integriert werden und Damaskus die Kontrolle über die gesamte Provinz erhalten.
Verwirrung um Waffenruhe
Gleichzeitig widersprach der geistliche Drusenführer Hikmat al-Hidschri Angaben, wonach so eine Waffenruhe vereinbart worden sei. Er rief Kämpfer dazu auf, weiterhin Widerstand gegen «kriminelle Gangs» zu leisten, die in Suwaida Tod und Zerstörung anrichteten. Suwaida müsse «bedingungslos» von diesen Kräften befreit werden. Es gebe keine Verhandlungen und auch keine Einigung mit «bewaffneten Gangs, die sich selbst als Regierung bezeichnen». Schon am Dienstag war eine Waffenruhe in Syrien verkündet worden, der al-Hidschri aber widersprochen hatte. Bald darauf war es zu neuen Kämpfen gekommen. (dpa)
22:59 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
UN-Nothilfechef: Für Israel gelten selbe Massstäbe wie für alle Staaten
UN-Nothilfechef Tom Fletcher hat Israel vor dem UN-Sicherheitsrat angesichts der desaströsen humanitären Lage in Gaza in die Pflicht genommen. «Israel ist als Besatzungsmacht verpflichtet sicherzustellen, dass die Menschen Nahrung und medizinische Versorgung erhalten. Aber das geschieht nicht», sagte Fletcher in New York. «Stattdessen sind Zivilisten Tod und Verletzungen ausgesetzt, werden gewaltsam vertrieben, ihrer Würde beraubt.»
Er sprach von dramatischen Zuständen: «Uns fehlen die Worte für die Lage in Gaza.» Die Nahrung gehe aus, Menschen würden erschossen beim Versuch, Essen zu finden. «Menschen sterben, während sie versuchen, ihre Familien zu ernähren», sagte er.
Mit Blick auf jüngste Äusserungen israelischer Regierungsmitglieder zum bewussten Nahrungsentzug für Palästinenser warnte Fletcher: «Den Hunger von Zivilisten als Methode der Kriegsführung zu nutzen, wäre natürlich ein Kriegsverbrechen.»
Zudem forderte er: «Wir müssen uns nicht entscheiden – und dürfen uns auch nicht entscheiden – zwischen der Forderung nach einem Ende der Hungersnot unter Zivilisten in Gaza und der bedingungslosen Freilassung aller Geiseln.» Antisemitismus müsse bekämpft werden, doch: «Wir müssen Israel auch an denselben Prinzipien und Gesetzen messen wie alle anderen Staaten.» (dpa)
21:43 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
US-Aussenminister weckt Hoffnung auf Ende der Gewalt in Syrien
US-Aussenminister Marco Rubio stellt ein baldiges Ende der Gewalt im Süden Syriens in Aussicht. Die USA hätten mit allen an den «Zusammenstössen» in Syrien beteiligten Parteien gesprochen, schrieb er auf der Plattform X. Man habe sich auf «konkrete Schritte geeinigt, die dieser beunruhigenden und entsetzlichen Situation» später am Mittwochabend ein Ende setzen sollten. Alle Parteien müssten dazu die von ihnen eingegangenen Verpflichtungen einhalten. Das erwarteten die USA von ihnen, mahnte er. Mehr Details dazu nannte er nicht. (dpa)
20:39 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Israelische Luftabwehr fängt Rakete aus dem Jemen ab
Die israelische Luftabwehr hat eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen. Das teilte ein Armeesprecher mit. Zuvor schrillten im Süden Israels die Sirenen. Am Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wurden wegen der Rakete einem Bericht des Portals «ynet» zufolge Starts und Landungen vorübergehend ausgesetzt.
Seit März haben die vom Iran unterstützten Huthi-Milizen im Jemen mehr als 60 Raketen und mindestens 15 Drohnen auf Israel abgefeuert. (dpa)
20:09 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
USA: Gruppe im Jemen stoppt iranische Waffenlieferung für Huthi-Miliz
Kämpfer im Jemen haben nach US-Angaben eine riesige Waffenlieferung aus dem Iran sichergestellt, die für die Huthi-Miliz in dem Bürgerkriegsland bestimmt war. Wie das zuständige US-Regionalkommando (Centcom) auf der Plattform X mitteilte, handelt es sich um mehr als 750 Tonnen Munition und Ausrüstung, darunter Hunderte moderne Marschflugkörper, Schiffsabwehr- und Flugabwehrraketen, Drohnentriebwerke und Radarsysteme.
Durchgeführt wurde die Aktion den Angaben zufolge von den Jemenitischen Nationalen Widerstandskräften (NRF) unter der Führung von Tarek Saleh, einem Neffen des früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh. Die Kräfte sind nicht eingegliedert in die international anerkannte Regierung. Es gibt aber militärische Absprachen, weil beide die Huthi-Rebellen als gemeinsamen Feind haben.
Centcom-Kommandeur Michael Erik Kurilla erklärte, die abgefangene Lieferung zeige, «dass der Iran nach wie vor der destabilisierendste Akteur in der Region ist». Für die regionale Sicherheit, Stabilität und die Freiheit der Schifffahrt sei es entscheidend, die iranische Unterstützung für die Huthis einzuschränken.
Die Miliz greift seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 unter anderem Handelsschiffe mit angeblichem Bezug zu Israel an. Erklärtes Ziel ist die Unterstützung der islamistischen Hamas im Gazastreifen. (dpa)
19:44 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
UN-Generalsekretär fordert Ende der Kämpfe in Syrien
UN-Generalsekretär António Guterres ist angesichts der anhaltenden Gewalt im Süden Syriens alarmiert. «Er verurteilt unmissverständlich jegliche Gewalt gegen Zivilisten, einschliesslich Berichte über willkürliche Tötungen und Taten, die konfessionelle Spannungen anfachen», erklärte UN-Sprecher Stéphane Dujarric.
Die Vorfälle nähmen dem syrischen Volk nach vierzehn Jahren brutalen Konflikts die Chance auf Frieden und Versöhnung. Es brauche sofortige Deeskalation sowie ungehinderten humanitären Zugang, so Dujarric weiter. Guterres verurteile zudem israelische Luftangriffe auf Suwaida, Daraa und Damaskus. Er forderte ein sofortiges Ende aller Verletzungen syrischer Souveränität.
Laut Menschenrechtsaktivisten kamen seit Sonntag mehr als 300 Menschen bei tagelanger Gewalt zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen in der Region Suwaida ums Leben. Das syrische Innenministerium sprach zuletzt von einer Einigung auf eine Waffenruhe. (dpa)
19:42 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Israels Premier Netanyahu verliert Regierungspartner
Streng religiöse Männer waren in Israel lange von der Wehrpflicht befreit. Eine Neuregelung dieser Ausnahme gelang der Regierung nicht. Die streng religiösen Parteien setzen nun Netanyahu unter Druck. (dpa)
18:31 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Verwirrung um angebliche Waffenruhe in Syrien
In Syrien gibt es nach tagelanger Gewalt im Süden weiter Bemühungen um eine Waffenruhe. Aus dem Innenministerium in der Hauptstadt Damaskus hiess es, die Konfliktparteien in Suwaida hätten sich auf eine Waffenruhe und die Errichtung von Kontrollpunkten in dem Ort geeinigt. Zugleich herrschte aber Verwirrung, ob die Waffenruhe zwischen drusischen Milizen, sunnitischen Beduinen und Regierungstruppen tatsächlich von allen Seiten akzeptiert wurde.
Aus der drusischen Führung gab es dazu widersprüchliche Angaben. Einer ihrer geistlichen Führer, Jusuf al-Dscharbu, veröffentlichte die Bedingungen der Waffenruhe. Demnach soll Suwaida voll in die Strukturen des syrischen Staats integriert werden und Damaskus Kontrolle über die gesamte Provinz erhalten.
Auch Institutionen der Regierung und öffentliche Dienste sollen demnach wiederhergestellt werden. Die Regierungstruppen sollen sich zurückziehen und die Schnellstrasse nach Damaskus wieder geöffnet werden.
Gleichzeitig widersprach der geistliche Drusenführer Hikmat al-Hidschri, der laut Berichten Israel nahesteht, dass solch eine Waffenruhe vereinbart worden sei. Er rief Kämpfer dazu auf, weiterhin Widerstand gegen «kriminelle Gangs» zu leisten, die in Suwaida Tod und Zerstörung anrichteten. Suwaida müsse «bedingungslos» von diesen Kräften befreit werden. Es gebe keine Verhandlungen und auch keine Einigung mit «bewaffneten Gangs, die sich selbst als Regierung bezeichnen».
Bei Kämpfen im südlichen Syrien wurden seit Sonntag nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mehr als 300 Menschen getötet. Schon am Dienstag war eine Waffenruhe verkündet worden, der al-Hidschri aber widersprach. Bald darauf kam es zu neuen Kämpfen. (dpa)
18:18 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Israels Premier Netanyahu verliert Regierungspartner
Im Streit um die Wehrpflicht für streng religiöse Männer in Israel hat Ministerpräsident Benjamin Netanyahu einen weiteren Regierungspartner verloren. Die ultraorthodoxe Schas-Partei teilte nach Angaben israelischer Medien mit, sie gebe alle ihre Posten in der Regierung auf. Sie schliesse sich im Parlament aber nicht der Opposition an. Was das für die Mehrheit von Netanyahu im Parlament bedeutet, war zunächst unklar. (dpa)
18:00 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Netanyahu verliert Mehrheit im Parlament – ultraorthodoxe Partei verlässt Regierung
Die ultraorthodoxe Partei Israels hat ihren Austritt aus Benjamin Netanjahus Regierungskoalition erklärt. Dadurch verfügt der israelische Ministerpräsident nur noch über eine Minderheit im Parlament.
Die ultraorthodoxe Shas-Partei erklärte am Mittwoch, sie werde die Regierung aufgrund eines langjährigen Streits über die Wehrpflicht verlassen, wie israelische Medien berichten. (watson.ch)
17:47 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Neue Waffenruhe zwischen syrischer Regierung und Drusen
Die syrische Regierung und Vertreter der religiösen Minderheit der Drusen haben Berichten zufolge eine erneute Waffenruhe bekannt gegeben. Ob sie halten wird, war am Mittwoch zunächst unklar. Bereits am Dienstag war eine Feuerpause angekündigt worden, die aber schnell scheiterte.
Die neue Waffenruhe wurde von der staatlichen Nachrichtenagentur Sana und einem führenden Vertreter der Drusen bekannt gegeben. Zuvor hatte das Nachbarland Israel mehrere Luftangriffe auf die syrische Hauptstadt Damaskus geflogen, um nach eigenen Angaben die Drusen zu verteidigen und Extremisten aus der Grenzgegend zu vertreiben. (AP)
17:44 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Ultraorthodoxe Schas-Partei verlässt Netanyahus Koalition
Ein wichtiger Koalitionspartner des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, die ultraorthodoxe Schas-Partei, hat den Rückzug aus der Regierung bekannt gegeben. Damit hat Netanjahus Koalition künftig nur noch eine Minderheit im Parlament. Die Partei begründete ihr Ausscheiden aus der Koalition am Mittwoch mit Meinungsverschiedenheiten um einen Gesetzesvorschlag zur Wehrpflicht.
Bereits tags zuvor war die ultraorthodoxe Partei Vereinigtes Tora-Judentum (UTJ) wegen des Streits um die Wehrpflicht aus der Koalition ausgeschieden. (AP)
17:00 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Israel bombardiert Damaskus: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Eskalation in Syrien
Bei schweren Zusammenstössen zwischen Drusen und lokalen Beduinen in Südsyrien sind seit Sonntag mehr als 250 Menschen getötet worden. Zu einer Verschärfung der Kampfhandlungen kam es nach mehreren Interventionen der israelischen Luftwaffe, die am Mittwochnachmittag das syrische Verteidigungsministerium in Damaskus mehrfach bombardierte. (chm)
16:52 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Dutzende Tote im Gazastreifen – 20 Opfer an GHF-Verteilungsstelle
Bei israelischen Angriffen und einer Massenpanik an einer Verteilungsstelle für humanitäre Hilfsgüter sollen im Gazastreifen Dutzende Menschen ums Leben gekommen sein. Die umstrittene Hilfsorganisation GHF, die von den USA und Israel unterstützt wird und im US-Bundesstaat Delaware registriert ist, meldete am Mittwoch 20 Tote im Umfeld einer ihrer Verteilungsstellen zwischen den südlichen Städten Chan Junis und Rafah. 19 der Opfer seien bei einer Massenpanik ums Leben gekommen, eine Person sei erstochen worden.
Die GHF warf der militant-islamistischen Hamas vor, Panik geschürt und Fehlinformationen verbreitet zu haben. Es sind die ersten Todesopfer, die die GHF an einer ihrer Einrichtungen eingeräumt hat. Nach Angaben des Menschenrechtsbüros der Vereinten Nationen und des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen sind seit Mai 875 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet worden, während sie auf Hilfen warteten. 674 davon kamen den Angaben zufolge in der Nähe von GHF-Einrichtungen ums Leben.
Krankenhäuser meldeten zudem insgesamt 41 Todesopfer bei israelischen Angriffen in verschiedenen Teilen des Küstengebiets. Im nördlichen Gazastreifen kamen demnach 22 Menschen ums Leben, darunter elf Kinder - und 19 weitere Menschen in Chan Junis.
Das israelische Militär teilte mit, es habe binnen 24 Stunden mehr als 120 Ziele im Gazastreifen angegriffen, darunter Tunnel und Waffenlager der Hamas. Israel wirft den Extremisten vor, Waffen in Wohngebieten zu verstecken. Zudem gab das Militär am Mittwoch die Eröffnung eines neuen Korridors zur Teilung von Chan Junis bekannt.
Die GHF wurde im Februar ins Leben gerufen. Seit sie den Betrieb aufnahm, haben Palästinenser immer wieder von Schüssen des israelischen Militärs auf Menschenmengen berichtet, die sich durch von Israel ausgewiesene Militärzonen in Richtung von Hilfsausgaben bewegten. (AP)
16:16 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Türkei verurteilt israelischen Angriff auf Damaskus als «Sabotageakt»
Israels Angriffe auf Damaskus untergraben aus Sicht der Türkei die Friedensbemühungen in dem ehemaligen Bürgerkriegsland Syrien. Sie stellten einen «Sabotageakt gegen die Bemühungen Syriens um Frieden, Stabilität und Sicherheit dar», teilte das Aussenministerium in Ankara mit. Das syrische Volk habe eine historische Chance auf Frieden, alle Beteiligten müssten die Bemühungen der syrischen Regierung dahin gehend unterstützen.
Israel hatte nach tagelanger Gewalt zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen im Süden Syriens mehrere Ziele in der Hauptstadt Damaskus bombardiert, unter anderem das Gelände des Verteidigungsministeriums. Die Türkei unterhält enge Beziehungen zur syrischen Übergangsregierung unter Präsident Ahmed al-Scharaa. (dpa)
15:41 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Israelischer Angriff unterbricht syrische Live-Sendung
Der israelische Luftangriff auf den syrischen Generalstab am Sonntag hat während einer Live-Übertragung die Sendung unterbrochen. Mehrere Gebäude in Damaskus wurden getroffen, was die Spannungen zwischen Israel und Syrien erneut erhöht. Die genauen Hintergründe sind noch unklar.
14:10 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Drusen aus Israel überqueren Grenze nach Syrien
Angehörige der religiösen Minderheit der Drusen aus Israel haben die Grenze zu Syrien überquert, um andere Drusen nach dem Gewaltausbruch im Nachbarland zu unterstützen. Zugleich gibt es Berichte, dass Drusen aus Syrien versuchen, nach Israel zu gelangen, um dort Schutz zu suchen.
Laut der israelischen Zeitung «Haaretz» versucht Israels Militär, Hunderte Durchbrüche auf beiden Seiten der Grenze zu verhindern. Die Armee teilte mit, mehreren Zivilisten aus Israel sei der Grenzübertritt nach Syrien in der Gegend der Stadt Madschdal Schams, die in den von Israel annektierten Golanhöhen liegt, gelungen.
Das israelische Militär versucht eigenen Angaben nach, die Menschen sicher nach Israel zurückzubringen. Es handle sich bei dem Grenzübertritt um eine Straftat, die die Soldaten sowie die Öffentlichkeit gefährde. Bereits am Dienstag hatten Dutzende Drusen aus Israel die Grenze zu Syrien überquert. Das israelische Militär brachte sie Berichten zufolge zurück.
Israels Armee teilte ausserdem mit, «Dutzende Verdächtige» hätten zugleich versucht, aus dem Gebiet des Orts Hader in Syrien auf israelisch kontrolliertes Gebiet zu gelangen. Von der Syrischen Beobachtungsstelle mit Sitz in Grossbritannien erfuhr die Deutschen Presse-Agentur, sie habe Informationen darüber, dass es sich um syrische Drusen handle, die in Israel Schutz suchen wollten. Hader liegt nur wenige Kilometer Luftlinie von Madschdal Schams entfernt.
In einer offiziellen Erklärung der Gemeinde der religiösen Minderheit in Israel hiess es, alle Drusen sollten sich auf einen Grenzübertritt vorbereiten, um ihren «ermordeten Brüdern in Syrien zu helfen». Anführer der Drusen riefen zudem zu einem Generalstreik und einem Marsch auf die von Israel annektierten und an Südsyrien grenzenden Golanhöhen auf. Die Drusen in Israel machen Druck auf die dortige Führung, in den Konflikt im Nachbarland einzugreifen.
Israel werde die Drusen nicht im Stich lassen, hatte zuvor der israelische Verteidigungsminister Israel Katz gesagt. In Israel dienen viele Drusen freiwillig in der Armee – der jüdische Staat sieht sie als Verbündete.
Bei Zusammenstössen zwischen sunnitischen Beduinen und Angehörigen der drusischen Minderheit waren in den vergangenen Tagen viele Menschen ums Leben gekommen. Daraufhin rückten Regierungstruppen in die Gegend ein.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, Angehörige der drusischen Minderheit seien durch Regierungstruppen und die mit ihnen verbündeten Kämpfer hingerichtet worden. Insgesamt sollen bei der Gewalt seit Sonntag insgesamt etwa 250 Menschen ums Leben gekommen sein. (dpa)
14:08 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Irans oberster Führer schliesst Diplomatie nicht aus
Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei schliesst vor dem Hintergrund militärischer Spannungen und dem Atomstreit Diplomatie nicht aus. «Wir verfügen über alle notwendigen Mittel wie Logik und militärische Stärke», sagte der 86-Jährige in einer von seinem Büro verbreiteten Rede. Der Iran werde deshalb, «ob auf dem Feld der Diplomatie oder des Militärs», mit Selbstbewusstsein und Stärke auftreten. Es war das zweite Mal nach dem Krieg, dass Chamenei in seinem Machtzentrum in Teheran vor Regierungsmitgliedern auftrat.
Einem Bericht der US-Nachrichtenseite «Axios» zufolge haben die USA, Deutschland, Frankreich und Grossbritannien der iranischen Führung eine Frist bis Ende August gesetzt, um ein neues Atomabkommen zu erreichen. Danach droht die Wiedereinführung harter, alter UN-Sanktionen. Die iranische Regierung signalisierte zuletzt Gesprächsbereitschaft, sofern bestimmte Vorbedingungen erfüllt werden – darunter eine Garantie, während der Verhandlungen nicht angegriffen zu werden, sowie die Anerkennung des zivilen Atomprogramms.
Vor dem zwölftägigen Krieg mit Israel im Juni hatten Washington und Teheran rund zwei Monate lang über Irans umstrittenes Nuklearprogramm verhandelt. Die Gespräche gerieten jedoch ins Stocken. Die USA forderten ein Ende der iranischen Urananreicherung – eine rote Linie für Teheran. Der Westen wirft dem Iran vor, nach Atomwaffen zu streben, was die iranische Regierung bestreitet. Teheran erhofft sich von den Verhandlungen unter anderem die Aufhebung strikter Wirtschaftssanktionen. Beobachter sehen auch die Möglichkeit, dass der Krieg zwischen Israel und Iran wieder ausbrechen könnte. (dpa)
12:55 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Israel greift Militärhauptquartier in Damaskus an
Israels Armee hat eigenen Angaben nach den Eingang zum Militärhauptquartier der syrischen Führung im Raum Damaskus angegriffen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Grossbritannien handelte es sich um das Hauptquartier des Generalstabs. Die Aktivisten meldeten zwei Verletzte bei zwei Angriffen mit Kampfflugzeugen in der Gegend des Hauptquartiers. Das israelische Militär setzte den Angriff in Zusammenhang mit den Ereignissen in Südsyrien: Man beobachte das Vorgehen der Führung des Nachbarlandes gegen drusische Zivilisten in der Region, hiess es.
Israel will die religiöse Minderheit eigenen Angaben zufolge angesichts des Gewaltausbruchs im Süden des Nachbarlandes unterstützen. Viele Drusen dienen in Israel freiwillig in der Armee – der jüdische Staat sieht sie als Verbündete.
Bei Zusammenstössen zwischen sunnitischen Beduinen und Angehörigen der drusischen Minderheit waren in den vergangenen Tagen viele Menschen ums Leben gekommen. Daraufhin rückten Regierungstruppen in die Gegend ein.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, Angehörige der drusischen Minderheit seien durch Regierungstruppen und die mit ihnen verbündeten Kämpfer hingerichtet worden. Insgesamt sollen bei der Gewalt seit Sonntag insgesamt etwa 250 Menschen ums Leben gekommen sein . (dpa)
11:32 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Dutzende Tote im Gazastreifen - 20 Opfer an Verteilungsstelle
Bei israelischen Angriffen und einer Massenpanik an einer Verteilungsstelle für humanitäre Hilfsgüter sollen im Gazastreifen Dutzende Menschen ums Leben gekommen sein. Die umstrittene Hilfsorganisation GHF, die von den USA und Israel unterstützt wird und im US-Bundesstaat Delaware registriert ist, meldete am Mittwoch 20 Tote im Umfeld einer ihrer Verteilungsstellen in der südlichen Stadt Chan Junis. 19 der Opfer seien bei einer Massenpanik ums Leben gekommen, eine Person sei erstochen worden.
Die GHF warf der militant-islamistischen Hamas vor, Panik geschürt und Fehlinformationen verbreitet zu haben. Es sind die ersten Todesopfer, die die GHF an einer ihrer Einrichtungen eingeräumt hat. Nach Angaben des Menschenrechtsbüros der Vereinten Nationen und des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen sind seit Mai 875 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet worden, während sie auf Hilfen warteten. 674 davon kamen den Angaben zufolge in der Nähe von GHF-Einrichtungen ums Leben.
Krankenhäuser meldeten zudem insgesamt 41 Todesopfer bei israelischen Angriffen in verschiedenen Teilen des Küstengebiets. Im nördlichen Gazastreifen kamen demnach 22 Menschen ums Leben, darunter elf Kinder - und 19 weitere Menschen in Chan Junis.
Das israelische Militär teilte mit, es habe binnen 24 Stunden mehr als 120 Ziele im Gazastreifen angegriffen, darunter Tunnel und Waffenlager der Hamas. (dpa)
11:24 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Aktivisten: Zahl der Todesopfer in Syrien steigt auf über 200
Trotz einer vorübergehenden Waffenruhe im südlichen Syrien kommt es dort weiterhin zu tödlicher Gewalt. Bei Kämpfen und durch «Hinrichtungen» in der Provinz Suwaida seien seit Dienstag rund 150 Menschen getötet worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Damit sind den Angaben zufolge seit Sonntag insgesamt etwa 250 Menschen ums Leben gekommen.
Darunter seien rund 130 Angehörige der Truppen und anderer Sicherheitskräfte der Regierung in Damaskus und etwa 20 sunnitische Beduinen. Zudem seien rund 70 Anwohner der mehrheitlich von Drusen bewohnten Provinz getötet worden.
Truppen der Armee antworten weiterhin auf Beschuss im Ort Suwaida, teilte das Verteidigungsministerium in Damaskus mit. Ihr Ziel sei, Anwohner zu beschützen und eine sichere Rückkehr für diejenigen zu ermöglichen, die ihre Heimat wegen der tagelangen Gewalt verliessen. Zivilisten wurden aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben. Unter den Opfern sind der Beobachtungsstelle zufolge auch Frauen und Kinder.
Beobachtungsstelle berichtet von «Schnell-Hinrichtungen»
Die Opferzahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Angaben der Beobachtungsstelle mit Sitz in London, die den Konflikt in Syrien mit einem Netz aus Informanten verfolgt, gelten aber als in der Regel verlässlich. Das syrische Innenministerium berichtete am Montag zunächst von 30 Toten.
Die Beobachtungsstelle berichtete von «Schnell-Hinrichtungen» durch die Regierungstruppen und die mit ihnen verbündeten Kämpfer. Die Truppen hätten in mehreren Dörfern der Provinz Eigentum zerstört, gestohlen und Feuer gelegt. Aus Angst vor Beschuss und Diebstahl hätten die meisten Ladenbesitzer ihre Geschäfte geschlossen. Weil Strassen gesperrt seien, gebe es ernsthafte Sorgen über eine Knappheit an Lebensmitteln und auch Medikamenten.
Familien flüchten in benachbarte Dörfer
Viele Menschen flüchteten aus der Gegend, um sich in Sicherheit zu bringen. Im Internet verbreitete Fotos und Videos zeigten Familien, die Suwaida in Richtung benachbarter Dörfer verliessen.
Die Gewalt zwischen sunnitischen Beduinen und Angehörigen der drusischen Minderheit war am Sonntag ausgebrochen. Die Regierung in Damaskus schickte Truppen nach Suwaida im Versuch, im Land wie versprochen für Stabilität und Sicherheit zu sorgen. In vergangenen Monaten kam es im Land mehrfach zu konfessionell motivierter Gewalt.
Israels Verteidigungsminister: Lassen Drusen «nicht im Stich»
Nachbar Israel, das sich dem Schutz der Drusen verpflichtet fühlt, griff erneut Ziele in Syrien an. «Das syrische Regime muss die Drusen in Suwaida in Ruhe lassen und seine Truppen abziehen», teilte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz mit. Sein Land werde die Drusen «nicht im Stich lassen». Israels Militär werde seine Angriffe auf die syrischen Truppen noch verstärken, «wenn die Botschaft nicht ankommt».
Am Dienstag hatte sich die Lage nach Verkündung einer Waffenruhe zeitweise beruhigt. Syriens Verteidigungsminister Marhaf Abu Kasra sprach von einer «vollständigen Waffenruhe nach einer Einigung mit den Würdenträgern». Nach dem angekündigten Abzug der Regierungstruppen kam es aber zu neuer Gewalt und die Kämpfe dauerten auch heute an. (dpa)
10:12 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
GHF: 20 Tote bei Unruhen bei einer Verteilstelle in Gaza
Bei einer Verteilstelle für Hilfsgüter im Gazastreifen sind laut der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) am Morgen 20 Menschen bei Unruhen getötet worden. «Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand wurden 19 der Opfer niedergetrampelt und eines erstochen», teilte die Stiftung mit. «Wir haben glaubwürdige Gründe für die Annahme, dass bewaffnete und mit der Hamas verbundene Elemente innerhalb der Menge die Unruhen gezielt angefacht haben.» Der Vorfall ereignete sich den Angaben nach bei einer Verteilstelle in der Stadt Chan Junis.
Mitarbeiter der GHF hätten Schusswaffen in der Menge identifiziert, hiess es in einer Stellungnahme der Stiftung. Ein US-amerikanischer Mitarbeiter sei während des Vorfalls von einer Person in der Menge mit einer Schusswaffe bedroht worden. Die Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Von der Hamas gab es zunächst keine Stellungnahme.
Die von Israel und den USA unterstützte Stiftung GHF hatte Ende Mai ihre Arbeit nach einer monatelangen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen. Die UN kritisieren unter anderem, dass die Stiftung zu wenige Verteilzentren betreibe, und dass Menschen dort und auf dem Weg dahin grossen Gefahren ausgesetzt seien.
Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe von Verteilzentren. Meist wird der israelischen Armee vorgeworfen, Schüsse abgegeben zu haben. Seit Ende Mai sind im Gazastreifen nach UN-Angaben bereits Hunderte Tote bei Verteilstationen der GHF registriert worden. (dpa)
10:09 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Israel etabliert neue Route zur Teilung von Chan Junis im Gazastreifen
Israels Armee hat im Süden des Gazastreifens nach eigenen Angaben eine neue Route etabliert, die die Stadt Chan Junis und die umliegende Gegend durchschneidet. Auf vom Militär veröffentlichten Aufnahmen ist zu sehen, wie der sogenannte «Magen Oz Korridor» das Gebiet in eine östliche und eine westliche Hälfte teilt. Chan Junis ist die zweitgrösste Stadt im Gazastreifen. Die Route ist laut Armee 15 Kilometer lang.
Die israelische Armee sprach von einem «Schlüsselelement, um Druck auf die Hamas auszuüben». Ziel sei es, die «endgültige Niederlage» der Brigade der Islamisten in Chan Junis zu erreichen.
Die neu errichtete Route grenzt mittig an den weiter südlich gelegenen, sogenannten «Morag-Korridor», der wiederum die Städte Rafah ganz im Süden und das etwas weiter nördlich gelegene Chan Junis voneinander trennt.
Druckmittel für die Verhandlungen?
Die israelische Nachrichtenseite «ynet» mutmasste, der neue Korridor könne ein Druckmittel in den derzeit stattfindenden Gaza-Verhandlungen sein. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte in der Vergangenheit gesagt, die Teilung des Gazastreifens erhöhe den Druck auf die Hamas und dieser werde so lange verstärkt, bis die Islamistenorganisation die Geiseln freilasse.
Israel beharrt in den derzeit stattfindenden Gaza-Verhandlungen darauf, dass die israelische Armee auch nach einer möglichen Waffenruhe im Süden des Küstengebiets bleibt. Es besteht zugleich bislang darauf, dass sie in einem relativ grossen Gebiet verbleibt. Die Hamas verlangt den Rückzug der israelischen Streitkräfte auf die Positionen, die diese vor dem Zusammenbruch der vorherigen Waffenruhe im März eingenommen hatten.
Im Zentrum des Gazastreifens kontrolliert Israels Armee den Netzarim-Korridor, der das Gebiet in eine nördliche und südliche Hälfte trennt. (dpa)
09:01 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Iran spricht mit China über Krieg gegen Israel
Irans Aussenminister hat sich mit seinem chinesischen Kollegen über den Krieg gegen Israel ausgetauscht. Abbas Araghtschi informierte Chinas Aussenminister Wang Yi über den neuesten Stand der Entwicklungen nach Inkrafttreten der Waffenruhe, wie sein Ministerium mitteilte. Die Diplomaten berieten sich am Rande eines Aussenministertreffens der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) demnach auch über «Chancen und Potenziale zur Entwicklung der Beziehungen».
Nach dem zwölftägigen Krieg zwischen Israel und dem Iran im Juni wolle Teheran offenbar die militärische Zusammenarbeit mit China ausbauen, heisst es in einer aktuellen Analyse des Instituts für Kriegsstudien (ISW). Medienberichten zufolge prüft die iranische Regierung konkret den Kauf chinesischer Kampfflugzeuge zur Modernisierung der veralteten Luftwaffe. Berichte über den Erwerb chinesischer Flugabwehrsysteme wies das Aussenministerium in Peking hingegen zurück.
Wegen harter internationaler Sanktionen hat Irans Führung in den vergangenen Jahren neben dem Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie vor allem auf militärische Kooperation mit Russland gesetzt. Seit langem bemüht sich Teheran um den Erwerb moderner russischer Su-35-Kampfjets – bislang ohne Erfolg. Eine umfassende militärische Partnerschaft zwischen China und dem Iran gilt unter Beobachtern noch als unwahrscheinlich. (dpa)
06:28 Uhr
Mittwoch, 16. Juli
Bericht: USA und Europäer eignen sich auf Frist für Iran-Abkommen
US-Aussenminister Marco Rubio hat sich einem Medienbericht zufolge mit seinen Amtskollegen aus Deutschland, Frankreich und Grossbritannien darauf verständigt, Ende August als Frist für das Erreichen eines Atomabkommens mit dem Iran zu setzen. Die Aussenminister der vier Länder hätten sich darauf in einem Telefonat am Montag geeinigt, berichtete die US-Nachrichtenseite «Axios» unter Berufung auf drei mit dem Gespräch vertraute Personen.
Die Sprecherin des US-Aussenministeriums, Tammy Bruce, hatte am Montag mitgeteilt, es sei in dem Gespräch darum gegangen, dass der Iran keine Atomwaffe haben dürfe. Genauere Details nannte sie jedoch nicht.
Was geplant ist, falls die Frist nicht eingehalten wird
«Axios» zufolge planen die drei europäischen Länder mit dem sogenannten Snapback-Mechanismus Sanktionen gegen Teheran auszulösen, sollte es bis zum Ende der Frist kein Abkommen geben. Das Wiener Abkommen von 2015 zum iranischen Atomprogramm läuft formal diesen Oktober aus. Als Mitunterzeichner haben die Europäer bis dahin die Möglichkeit, über den Snapback-Mechanismus frühere und strenge UN-Sanktionen gegen den Iran ohne grossen Widerstand wieder in Kraft zu setzen.
Bundesaussenminister Johann Wadephul (CDU) hatte vor ein paar Wochen bereits gesagt, dass die Europäer darauf zurückgreifen könnten. «Wir haben einen echten Trumpf. Das weiss man in Washington, und das werden wir gemeinsam abgestimmt nutzen», sagte er Ende vergangenen Monats im ZDF. Er bekräftige in dem Zuge auch das Ziel einer Verhandlungslösung.
Nach Informationen von «Axios» haben die Europäer vor, sich in den nächsten Tagen und Wochen mit der Botschaft an den Iran zu wenden, dass das Land die Auslösung der Sanktionen vermeiden könne, wenn es Schritte unternehme, um die Welt mit Blick auf sein Atomprogramm zu beruhigen.
Trump: Iran will mit USA sprechen
US-Präsident Donald Trump sagte am Abend (Ortszeit) vor Journalisten, dass der Iran reden wolle, er es aber nicht eilig habe. Der Republikaner begründete das mit seinem bekannten Standpunkt, dass die USA die Atomanlagen des Iran bei ihren Angriffen vor ein paar Wochen zerstört hätten. Das Ausmass der Schäden an den drei wichtigsten iranischen Atomanlagen ist allerdings bis heute nicht abschliessend geklärt. (dpa)
17:55 Uhr
Dienstag, 15. Juli
Ultraorthodoxe steigen aus – für Netanyahu könnte es brenzlig werden
In Israel bahnt sich eine Regierungskrise an. Der Grund ist, einmal mehr, die offene Frage, ob Mitglieder der ultraorthodoxen Gemeinschaft in Israel den Wehrdienst leisten müssen oder ob sie wie bislang davon ausgenommen bleiben.
14:37 Uhr
Dienstag, 15. Juli
Gewalt in Syrien: Regierung verkündet Waffenruhe
Nach neuer Gewalt in Syrien mit Dutzenden Toten hat sich die Lage vorerst beruhigt. Die Regierung in Damaskus verkündete nach dem Einmarsch ihrer Truppen in Suwaida im Süden eine «vollständige Waffenruhe nach einer Einigung mit den Würdenträgern». Die Truppen würden «nur auf Beschuss antworten» und sich «um Angriffe verbotener Gruppen kümmern», teilte Verteidigungsminister Marhaf Abu Kasra mit.
Suwaida wurde seit Sonntag von Gewalt zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit und sunnitischen Beduinen-Clans erschüttert. Die örtliche Gesundheitsbehörde bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass an drei Tagen mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen und 300 verletzt worden seien. Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die den Konflikt von London aus verfolgt, berichtete von mehr als 100 Todesopfern sowie rund 200 Verletzten.
Kämpfer ziehen sich nach Waffenruhe aus Suwaida zurück
Regierungstruppen rückten in Suwaida ein, Anwohner berichteten daraufhin von Explosionen und Schüssen. Laut Beobachtungsstelle griffen die Truppen das Gebiet mit Mörsern und Raketen an, von denen einige in Wohngegenden niedergegangen seien. Gleichzeitig wurde eine Ausgangssperre verhängt. Bald darauf kündigte das Verteidigungsministerium die Waffenruhe an und die Lage stabilisierte sich. Die Kämpfer zogen sich laut Anwohnern mit Fahrzeugen aus der Stadt zurück.
Begonnen hatte die Gewalt in der südlichen Provinz nach einem Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen auf der Schnellstrasse zwischen Damaskus und Suwaida. Zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen kam es daraufhin zu weiteren Entführungen und schliesslich zu Gewalt. (dpa)
14:31 Uhr
Dienstag, 15. Juli
Netanyahu und Katz: Angriffe in Syrien zum Schutz der Drusen
Israel will die religiöse Minderheit der Drusen in Syrien schützen und hat deshalb Ziele im Süden des Nachbarlandes angegriffen. Der Schritt folgte auf den Einzug syrischer Soldaten in den mehrheitlich von Drusen bewohnten südlichen Ort Suwaida.
Israel wolle verhindern, dass Syriens Regierung der drusischen Minderheit Leid zufüge, hiess es in einer gemeinsamen Stellungnahme von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Israel Katz. Zudem wolle das Land eine Entmilitarisierung des grenznahen Gebiets sicherstellen. Die syrischen Regierungstruppen und ihre Waffen stellten eine Gefahr für Israel dar.
Die Armee sei nach Damaskus’ «Angriff auf die Drusen in Syrien» angewiesen worden, syrische Soldaten und Waffen in der Gegend ins Visier zu nehmen, hiess es weiter. Israels Armee teilte mit, sie habe mehrere Militärfahrzeuge sowie Zufahrtsstrassen angegriffen, um die Ankunft eines Konvois der syrischen Führung zu stören. (dpa)
13:20 Uhr
Dienstag, 15. Juli
UN kritisieren Israels Pläne für Lager im Gazastreifen
Das UN-Menschenrechtsbüro hat Pläne der israelischen Regierung für ein Lager für vertriebene Palästinenser im Süden des Gazastreifens kritisiert. Israel spricht von einer «humanitären Stadt». Palästinenser dorthin zu beordern käme einer nach internationalem Recht verbotenen Zwangsumsiedlung gleich, sagte ein Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros in Genf.
Zudem liefen Menschen dort Gefahr, festgenommen zu werden. Auch könne keine Rede sein von einer freiwilligen Ausreise, die Israel aus dieser Zone in Drittländer vorschlägt. Wenn die Lebensgrundlagen vor Ort zerstört würden, hätten die Menschen keine Optionen, die sie frei wählen könnten.
Der Chef des Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, schrieb vor ein paar Tagen auf der Plattform X über die geplante Zone in Rafah an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten: «Dies würde de facto massive Konzentrationslager schaffen.» (dpa)
06:20 Uhr
Dienstag, 15. Juli
Israel hat neuen Vorschlag für Gaza-Waffenruhe
Israel ist bei den zähen Vermittlungsgesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen laut einem Medienbericht zu einem umfangreicheren Truppenrückzug als bisher angeboten bereit. Israel habe einen entsprechenden neuen Vorschlag vorgelegt, berichtete die «Times of Israel» unter Berufung auf einen arabischen Diplomaten. Es sei aber zu bezweifeln, dass dieses Zugeständnis einen Durchbruch bei den indirekten Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha bringen wird, hiess es. Israels Beharren auf dem Verbleib seiner Armee im Süden des Küstengebiets steht laut Berichten mit umstrittenen Plänen der Regierung im Zusammenhang, dort ein riesiges Lager für Hunderttausende Palästinenser errichten zu wollen.
Kritiker sprechen von einem Internierungslager, das langfristig auf eine Zwangsdeportation hinauslaufen könnte. Israel spricht von einer «humanitären Stadt» als Ausgangsbasis für eine «freiwillige Ausreise» der Bewohner von Gaza. Die «New York Times» zitierte Husam Badran, ein ranghohes Mitglied der islamistischen Hamas, der die Errichtung eines solchen Lagers als «absichtlich behindernde Forderung» bezeichnete, die die ohnehin schon schwierigen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg weiter erschweren würde.
Oppositionspolitiker zu Plan für Lager: «Verrückt»
Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid bezeichnete den Plan der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu laut der «Times of Israel» als «verrückt – selbst nach den Massstäben dieser Regierung». Der von Verteidigungsminister Israel Katz kürzlich vorgestellte Plan sieht vor, dass auf den Trümmern der Stadt Rafah eine Zone errichtet wird, in der zunächst 600.000 Menschen aufgenommen werden sollen. Laut «Times of Israel» sollen später dann alle der mehr als zwei Millionen Bewohner Gazas dort hinein. Wer einmal eingelassen wird, darf die «humanitäre Stadt» nicht mehr verlassen.
«Wird es einen Zaun geben? Einen normalen Zaun? Einen Elektrozaun? Wie viele Soldaten werden ihn bewachen?», zitierte die Zeitung Lapid. «Was werden die Soldaten tun, wenn Kinder die Stadt verlassen wollen? Wer wird sie ernähren? Wer wird für Wasser und Strom verantwortlich sein? Was wird passieren, wenn es zu Epidemien und Krankheiten kommt? Wer wird sie behandeln?». Laut israelischen Medienberichten gibt es auch aus der Armee deutliche Kritik an dem Plan. Demnach gibt es allerdings selbst unter den an der Planung beteiligten Personen Zweifel daran, ob das Lager je errichtet wird.
Alles nur Verhandlungstaktik?
In Israel wird spekuliert, dass es sich bei dem Plan vielmehr um eine Verhandlungstaktik handeln könnte, um die Hamas zu Zugeständnissen zu bewegen oder die rechtsextremen Koalitionspartner von Regierungschef Netanyahu dazu zu bringen, einer Waffenruhe zuzustimmen. Letzteres sehe auch der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir so, berichtete die «New York Times». Ben-Gvir lehnt einen dauerhaften Waffenstillstand in Gaza strikt ab. Netanyahu, gegen den ein Korruptionsprozess läuft, ist für sein politisches Überleben auf die Hardliner in seiner Koalition wie Ben-Gvir angewiesen.
Die indirekten Verhandlungen Israels mit der Hamas kamen in Doha zuletzt nicht von der Stelle. Ein Hauptgrund sind unterschiedliche Auffassungen über das Ausmass des israelischen Truppenabzugs vor allem aus dem Süden des Gazastreifens. Israel hatte bislang darauf bestanden, dass seine Streitkräfte in einem relativ grossen Gebiet verbleiben. Dieses würde eine drei Kilometer breite Pufferzone entlang der Grenze zu Ägypten bei Rafah sowie den sogenannten Morag-Korridor einschliessen, der Rafah von der Stadt Chan Junis trennt.
Die Hamas verlangt den Rückzug der israelischen Streitkräfte auf die Positionen, die es vor dem Zusammenbruch der vorherigen Waffenruhe im März eingenommen hatte. Der neue Vorschlag Israels, über den die «Times of Israel» unter Berufung auf einen arabischen Diplomaten berichtete, sieht demnach vor, dass das israelische Militär nur mehr noch eine zwei Kilometer breite Pufferzone entlang der Südgrenze bei Rafah beanspruchen würde.
UN-Chef: Gewalt in Gaza untergräbt Menschenwürde
Auslöser des Gaza-Krieges war der beispiellose Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden. Seither wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 58.000 Palästinenser in Gaza getötet. Die kaum überprüfbare Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.
UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete die Zahl der getöteten Palästinenser als beispiellos in der jüngeren Geschichte. «Das untergräbt die grundlegendsten Voraussetzungen für die Menschenwürde der Bevölkerung Gazas, ungeachtet des enormen Leids, das sie erleiden», sagte Guterres in New York. Er betonte, dass er auch die «fürchterlichen Angriffe» der Hamas vom 7. Oktober immer wieder verurteilt habe.
Der UN-Chef hält derweil an einer Zweistaatenlösung fest. Mit Blick auf eine Ende des Monats geplante Konferenz bei den UN in New York sagte er: Eine Lösung könne es nur geben, wenn sowohl Palästinenser als auch Israelis einen Staat haben, in dem sie ihre Rechte ausüben können. Die Konferenz soll vom 28. bis 30. Juli auf Ministerebene stattfinden und wird von Frankreich und Saudi-Arabien organisiert. Mit einem Durchbruch wird jedoch nicht gerechnet. (dpa)
15:02 Uhr
Montag, 14. Juli
Mehr als 60 Tote bei Zusammenstössen in Syrien
Die Zahl der Todesopfer bei Zusammenstössen im Südwesten Syriens ist nach Angaben von Beobachtern auf mehr als 60 gestiegen. Die in Grossbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach am Montag von mindestens 64 Toten, darunter zwei Kinder, eine Frau und sechs Mitglieder der syrischen Sicherheitskräfte. Das Innenministerium hatte zunächst mehr als 30 Tote und fast 100 Verletzte bestätigt.
Das israelische Militär teilte mit, es habe in die Gefechte eingegriffen und Panzer der syrischen Regierungstruppen unter Beschuss genommen. Das syrische Innenministerium hatte zuvor mitgeteilt, Soldaten seien in die Provinz Suweida geschickt worden, um die Ordnung wiederherzustellen.
Laut Beobachtungsstelle lieferten sich sunnitische Beduinenclans dort Zusammenstösse mit bewaffneten Gruppen der drusischen Minderheit. Syrische Einheiten hätten teils aktiv aufseiten der Beduinen in die Gefechte eingegriffen. Den Zusammenstössen gingen nach Angaben der Beobachter Entführungen zwischen beiden Gruppen voraus. Begonnen habe alles damit, dass Mitglieder eines Beduinenstamms in dem Gebiet einen Kontrollposten errichtet und dort einen jungen Drusen angegriffen und beraubt hätten. (dpa/AP)
13:52 Uhr
Montag, 14. Juli
Israel beschiesst syrische Militärpanzer
Das israelische Militär hat im Süden Syriens nach eigenen Angaben Panzer der Armee unter Beschuss genommen. Sunnitische Beduinenclans lieferten sich in der Provinz Suweida Zusammenstösse mit bewaffneten Gruppen der drusischen Minderheit, wie die in Grossbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Die syrischen Behörden hatten am Montagmorgen mitgeteilt, Regierungstruppen seien ebenfalls in das Gebiet geschickt worden, um die Ordnung wiederherzustellen.
Laut dem syrischen Innenministerium wurden mehr als 30 Menschen getötet und fast 100 weitere verletzt. Die Beobachtungsstelle sprach von mindestens 50 Todesopfern bei den Zusammenstössen, darunter zwei Kinder und sechs Mitglieder der syrischen Sicherheitskräfte. (AP)
13:43 Uhr
Montag, 14. Juli
Ultraorthodoxe Parteien drohen mit Koalitionsaustritt
Im Streit um die Wehrpflicht für streng religiöse Männer in Israel drohen ultraorthodoxe Parteien Medienberichten zufolge damit, das rechts-religiöse Regierungsbündnis von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu noch in dieser Woche zu verlassen. Die israelische Zeitung «Haaretz» berichtete unter Berufung auf Kreise der Parteien, dass sie einen Austritt planten, sollte es in den kommenden Stunden keinen neuen Entwurf für die Wehrpflicht, die eine Ausnahmeregelung für ultraorthodoxe Männer vorsieht, geben. Es ist nicht das erste Mal, dass die streng religiösen Parteien mit einem Ausscheiden aus der Koalition drohen.
Die Regierung verfügt bislang über eine Mehrheit von 68 von 120 Sitzen im Parlament. Die ultraorthodoxe Schas-Partei hat elf Sitze, das Vereinigte Tora-Judentum sieben. Netanjahus Regierung würde ohne beide die Mehrheit im Parlament verlieren. Medien zufolge wollen die Parteien die Regierung aber nicht stürzen. Die Ende Juli beginnende Sommerpause des Parlaments würde Netanjahu Zeit geben, die Krise mit den ultraorthodoxen Parteien zu lösen, schrieb die «Times of Israel».
Streng religiöse Juden sehen Wehrdienst als Bedrohung
Streng religiöse Männer waren in Israel jahrzehntelang von der Wehrpflicht befreit. Diese Ausnahmeregelung lief jedoch im vergangenen Jahr aus. Der israelischen Regierung gelang es bislang nicht, ein neues Gesetz zu verabschieden, um diesen Sonderstatus für die Ultraorthodoxen zu zementieren. Der Oberste Gerichtshof erliess schliesslich im Sommer 2024 ein Urteil, wonach ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst einzuziehen sind.
Viele ultraorthodoxe Juden empfinden den Militärdienst als Bedrohung ihres frommen Lebensstils, unter anderem weil Frauen und Männer gemeinsam dienen.
Medien zufolge sind Netanjahus streng religiöse Koalitionspartner aktuell erbost darüber, dass eine Abstimmung über einen neuen Gesetzentwurf zur Wehrpflicht in einem Parlamentsausschuss in der vergangenen Woche von der Tagesordnung gestrichen wurde. (dpa)
08:43 Uhr
Montag, 14. Juli
Mehr als 30 Tote bei Zusammenstössen in Syrien
Bei Zusammenstössen zwischen lokalen Milizen und Clans in der syrischen Provinz Suweida sollen mehr als 30 Menschen getötet und fast 100 weitere verletzt worden sein. Regierungstruppen seien in das Gebiet geschickt worden, um die Ordnung wiederherzustellen, teilten die Behörden mit.
Die in Grossbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von mindestens 37 Todesopfern, darunter zwei Kinder, bei Gefechten zwischen bewaffneten Gruppen der drusischen Minderheit und sunnitischen Beduinenclans. Das Militär sei angewiesen worden, Sicherheits-Checkpoints zu verstärken.
Laut Beobachtungsstelle gingen den Zusammenstössen Entführungen zwischen beiden Gruppen voraus. Begonnen habe alles damit, dass Mitglieder eines Beduinenstamms in dem Gebiet einen Kontrollposten errichtet und dort einen jungen Drusen angegriffen und beraubt hätten. (AP)
03:36 Uhr
Montag, 14. Juli
Trump zu Gaza-Deal: Vielleicht nun diese Woche
Bei den indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen zeichnet sich weiterhin kein Durchbruch ab. «Wir reden miteinander und werden das hoffentlich im Laufe der nächsten Woche klären können. Mal sehen, was passiert», sagte US-Präsident Donald Trump am Sonntag vor Journalisten. In den vergangenen Wochen hatte Trump wiederholt solche Zeitspannen für eine mögliche Einigung genannt, die jedoch allesamt ergebnislos verliefen. Die USA, Katar und Ägypten fungieren als Vermittler zwischen Israel und Hamas.
Delegationen Israels und der Hamas befinden sich weiterhin in der katarischen Hauptstadt Doha, um indirekt über eine mögliche 60-tägige Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln zu verhandeln. Laut der israelischen Zeitung «„Yedioth Achronot» hat sich die Stimmung jedoch von Optimismus zu «Pessimismus und Vorsicht» gewandelt. Das Ausmass des israelischen Truppenabzugs aus Gaza während der Feuerpause stelle weiterhin einen zentralen Streitpunkt dar.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte zu Beginn vergangener Woche gesagt, Israel wolle im südlichen Gazastreifen eine «humanitäre Stadt» für 600'000 durch den Krieg vertriebene Palästinenser errichten. Kritiker sprechen von einem Internierungslager, mit dem langfristig eine Zwangsdeportation verbunden sein könnte. Israel spricht davon, Palästinensern eine «freiwillige Ausreise» zu ermöglichen. Für die Hamas ist ein Verbleib israelischer Truppen in einem derart grossen Gebiet inakzeptabel.
Kein Treibstoff: Kommunen in Gaza müssen Dienste einstellen
Mehrere Gemeinden im mittleren und südlichen Abschnitt des Gazastreifens kündigten unterdessen wegen ausbleibender Treibstoffversorgung die Einstellung der kommunalen Dienstleistungen an. In einer gemeinsamen Erklärung hielten die Gemeinden fest, dass sie gezwungen seien, wegen der von Israel verhängten Einfuhrbegrenzungen für Benzin und Diesel den Betrieb von Brunnen, Kläranlagen und Müllfahrzeugen einstellen zu müssen. Dies drohe, die ohnehin schon prekäre Gesundheitslage zu verschlechtern, hiess es.
UN-Organisationen warnen vor Kollaps humanitärer Hilfe
Bereits zuvor hatten sieben UN-Organisationen, die in Gaza humanitäre Hilfe leisten, vor den potenziell katastrophalen Folgen des Treibstoffmangels gewarnt. «Ohne adäquate Treibstoffversorgung steuert Gaza auf den Zusammenbruch der humanitären Hilfe zu», hiess es in der Stellungnahme, die die Organisationen, darunter das Palästinenserhilfswerk UNRWA und die Weltgesundheitsorganisation WHO, gemeinsam veröffentlichten.
In den Krankenhäusern würden schon jetzt die Lichter ausgehen, Geburten- und Intensivstationen ausfallen, Krankenwagen nicht mehr ausfahren können. Auch Bäckereien und Gemeinschaftsküchen seien für ihren Betrieb auf Treibstoff angewiesen, ebenso die Wasseraufbereitungs- und Kläranlagen. Es drohe eine Situation zu entstehen, die «die Familien dem Ausbruch tödlicher Krankheiten ausliefert und die meisten verwundbaren Menschen in Gaza dem Tod noch näher bringt». Israel kontrolliert alle Zugänge zum Gazastreifen. (dpa)
15:09 Uhr
Sonntag, 13. Juli
Mehr als 58'000 Palästinenser im Gazakrieg getötet
Die Zahl der palästinensischen Todesopfer im seit gut 21 Monaten andauernden Gazakrieg ist nach Angaben des von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf mehr als 58'000 gestiegen. Das Ministerium unterschied bei der am Sonntag bekanntgegebenen Zahl nicht zwischen Zivilpersonen und Kämpfern. Es erklärte jedoch, mehr als die Hälfte der Toten seien Frauen und Kinder. (dpa)
06:55 Uhr
Sonntag, 13. Juli
Gaza-Gespräche stocken – Streit um israelischen Truppenabzug
Die indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas über eine 60 Tage lange Waffenruhe im Gaza-Krieg sind informierten Kreisen zufolge ins Stocken geraten. Beide Seiten machen sich demnach gegenseitig für den mangelnden Fortschritt verantwortlich. Ziel der Gespräche in der katarischen Hauptstadt Doha ist eine Waffenruhe und die Freilassung von zehn lebenden Geiseln aus der Gewalt der Hamas sowie die Übergabe von Leichen mehrerer Verschleppter.
Wie die Deutschen Presse-Agentur in Kairo aus Hamas-Kreisen erfuhr, stellt das Ausmass des israelischen Truppenabzugs aus Gaza während der Feuerpause einen zentralen Streitpunkt dar. Die israelische Delegation in Doha habe diesbezüglich «neue Landkarten» auf den Tisch gelegt, sagte ein Hamas-Vertreter. Israelischen Medienberichten zufolge besteht die israelische Führung darauf, das Militär in einem weitflächigen Areal im Süden des Gazastreifens zu belassen.
«Humanitäre Stadt» – oder Internierungslager?
Israels Verteidigungsminister Israel Katz hatte erst zu Wochenbeginn gesagt, dass Israel im südlichen Gazastreifen - auf den Trümmern der Grenzstadt Rafah - eine «humanitäre Stadt» für 600.000 durch den Krieg vertriebene Palästinenser errichten wolle. Kritiker sprechen von einem Internierungslager, mit dem langfristig eine Zwangsdeportation verbunden sein könnte. Israel spricht davon, Palästinensern eine «freiwillige Ausreise» zu ermöglichen.
Für die Hamas ist ein Verbleib israelischer Truppen in einem derart grossen Gebiet inakzeptabel. Bei früheren Waffenruhen hatte sich Israels Militär schrittweise aus allen Bevölkerungszentren im abgeriegelten Küstengebieten zurückgezogen. Es verblieb in einer etwa einen Kilometer breiten Pufferzone entlang der Grenzen des Gazastreifens.
Die Hamas verlangte ursprünglich, dass Israel auch bei der neuen Waffenruhe seine Truppen auf diesen Stand zurückzieht. Ein Hamas-Vertreter sagte der dpa, seine Organisation habe in Doha in dieser Frage «Flexibilität» bewiesen und Bereitschaft zur Akzeptanz eines ausgedehnteren Verbleibs israelischer Streitkräfte in Gaza signalisiert - wenn auch nicht in dem Ausmass, wie von Israel gefordert.
Landkarten für den Verhandlungstisch
Am späten Samstagabend verdichteten sich Hinweise, dass Israel am Sonntag mit einer veränderten Landkarte zu den Vermittlern in Doha gehen könnte. Dies berichtete der israelische Fernsehsender Channel 12 unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Offiziellen eines anderen Landes. Ob sich damit die Differenzen bei den Verhandlungen überbrücken lassen, war zunächst nicht klar. Als Vermittler fungieren Diplomaten aus Katar, Ägypten und den USA.
Israel hatte der Hamas zuvor vorgeworfen, durch ihre «kompromisslose Haltung» die Gespräche in Doha zu «sabotieren», zitierte die israelische Zeitung «Jediot Achronot» einen israelischen Offiziellen. «Israel zeigte Bereitschaft zu Flexibilität, während die Hamas (...) in Positionen verharrt, die es den Vermittlern nicht erlauben, zu einem Abkommen zu gelangen», sagte der Beamte dem Blatt zufolge. Die Verhandlungen würden aber weitergeführt, fügte er hinzu. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben beider Konfliktparteien ist derzeit nicht möglich.
Tausende demonstrieren für Geiselfreilassung
Tausende Menschen demonstrierten unterdessen in Tel Aviv und anderen israelischen Städten für die Freilassung aller Geiseln, die die Hamas im Gazastreifen festhält. «Das Zeitfenster, um alle 50 Geiseln, die Lebenden und die Toten, nach Hause zu bringen, ist jetzt offen - aber nicht mehr lange», sagte Eli Scharabi als Redner auf der zentralen Kundgebung in Tel Aviv einem Bericht der Zeitung «Haaretz» zufolge.
Scharabi (53) war selbst 16 Monate lang Geisel in den Tunneln der Hamas in Gaza. Nach seiner Freilassung Anfang Februar dieses Jahres musste er erfahren, dass seine Frau und seine beiden kleinen Töchter beim Massaker der Terroristen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober 2023 ermordet wurden. Die Familie hatte im Kibbuz Beeri gewohnt, nahe der Gaza-Grenze im Süden Israels. Der Leichnam seines entführten Bruders Jossi wird noch in Gaza festgehalten.
Politiker sollen Demut an den Tag legen
An Israels Regierungspolitiker gewandt, sagte Scharabi in seiner Ansprache: «Ihr wurdet gewählt, um diesem Volk zu dienen. Mit Demut, mit Bescheidenheit. Es war Arroganz, die das Unheil über uns brachte - und wir dürfen nicht mehr zu diesem Verhaltensmuster zurückkehren.»
Nach offiziellen israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen im Gazastreifen festgehalten, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. Die Proteste richteten sich gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, weil diese aus Sicht der Demonstranten den Prozess der Geiselfreilassung in die Länge zieht.
Erst im Laufe der angestrebten 60-tägigen Feuerpause sollen die Seiten über eine dauerhafte Einstellung der Kampfhandlungen und die Freilassung der letzten Geiseln verhandeln. Eine Aussicht auf Freilassung haben diese nur, wenn es dabei zu einer Einigung kommt.
Netanyahus Koalitionszwänge
Kritiker werfen Netanyahu vor, ein Kriegsende hinauszuzögern und so sein eigenes politisches Überleben sichern zu wollen. Seine Regierungskoalition schliesst rechtsextreme und ultra-religiöse Parteien ein, die eine militärische Besatzung des Gazastreifens fordern, um dort israelische Siedlungen zu errichten.
Kein Ende des Blutvergiessens in Gaza
Israel setzte derweil seine Angriffe gegen Stellungen, Bunker, Tunnel und Waffenlager der Hamas an mehreren Stellen des Gazastreifens mit grosser Intensität fort. Allein im nördlichen Grenzort Beit Hanun bombardierten Dutzende Kampfjets 35 «Terrorziele» der Islamisten, wie es in einer Mitteilung der israelischen Armee hiess.
Seit Samstagmorgen seien mindestens 129 Palästinenser bei israelischen Angriffen getötet worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am späten Samstag unter Berufung auf die Krankenhäuser in Gaza. 33 Menschen seien beim Versuch, an humanitäre Hilfe zu gelangen, ums Leben gekommen. Auch diese Angaben, die nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern unterscheiden, liessen sich nicht unabhängig überprüfen. Das israelische Militär bestritt in einer früheren Mitteilung, dass seine Soldaten auf Hilfesuchende geschossen hätten.
15:56 Uhr
Samstag, 12. Juli
Viele Tote in Gaza – auch bei Hilfszentren
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen hat es palästinensischen Angaben zufolge erneut viele Tote gegeben. Seit den frühen Morgenstunden seien mindestens 46 Menschen in dem abgeriegelten Küstengebiet ums Leben gekommen, hiess es aus medizinischen Kreisen in der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen und verifizieren.
Unter den Toten seien 27 Menschen, die bei Verteilstellen für humanitäre Hilfe auf Lebensmittel gewartet hätten, hiess es weiter. Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe solcher Ausgabezentren. Seit Ende Mai sind im Gazastreifen nach UN-Angaben bereits 798 Menschen bei Verteilzentren für Hilfsgüter und rund um Hilfskonvois getötet worden.
Von der israelischen Armee gab es dazu zunächst keine Angaben. Das Militär teilte jedoch mit, in den vergangenen Tagen Ziele von terroristischen Organisationen in der Nähe der Stadt Gaza sowie Beit Hanun im Norden des Gazastreifens angegriffen zu haben. Dabei wurden demnach auch Terroristen getötet. Auch diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. (dpa)
13:56 Uhr
Samstag, 12. Juli
Spital: Mindestens vier Kinder bei israelischen Angriffen getötet
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Krankenhausangaben mindestens 28 Menschen getötet worden. Allein in Deir al-Balah seien 13 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen vier Kinder und zwei Frauen, als israelische Flugzeuge die Gegend unter Beschuss genommen hätten, teilten Vertreter des Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhauses am Samstag mit. Weitere 15 starben nach Angaben des Nasser-Krankenhauses bei israelischen Luftangriffen in Chan Junis im Süden des Gazastreifens.
Das israelische Militär äusserte sich zunächst nicht zu zivilen Todesopfern. Es erklärte, die Truppen hätten in den vergangenen 48 Stunden etwa 250 Ziele im Gazastreifen angegriffen, darunter militante Kämpfer, mit Sprengfallen versehene Gebäude, Waffenlager, Abschussrampen für Panzerabwehrraketen, Scharfschützenposten, Tunnel und weitere Infrastrukturanlagen der militant islamistischen Hamas. (dpa)
06:41 Uhr
Samstag, 12. Juli
Bewohner des Gazastreifens müssen für Bargeld enorme Gebühren zahlen
Weil das Bankensystem zusammengebrochen ist, zählt im Gazastreifen nur Cash. Fast alle Bankfilialen und Geldautomaten sind allerdings ausser Betrieb. Bargeld ist für die meisten Bewohner des palästinensischen Gebiets nur noch über ein unkontrolliertes und sehr mächtig gewordenes Netzwerk von Händlern zu bekommen. Für einfache Transaktionen verlangen diese inzwischen Gebühren von bis zu 40 Prozent.
«Wenn ich 60 Dollar brauche, dann muss ich 100 Dollar überweisen», sagt Mohammed Baschir al-Farra, der ganz im Süden des Gazastreifens lebt. «Es ist für uns die einzige Möglichkeit, um lebensnotwendige Dinge wie Mehl und Zucker zu kaufen. Wir verlieren fast die Hälfte unseres Geldes, nur um es ausgeben zu können.»
Die finanzielle Lage ist extrem angespannt. Die Inflation im Gazastreifen erreichte im Jahr 2024 laut Zahlen der Weltbank etwa 230 Prozent. Die Arbeitslosigkeit in dem isolierten Gebiet lag der Weltbank zufolge Ende 2024 bei etwa 80 Prozent, inzwischen dürfte sie noch höher sein. Die, die noch einen Job haben, werden meist über direkte Einzahlungen auf ein Konto entlohnt. Familien, die gar keine finanziellen Mittel mehr haben, müssen auf humanitäre Hilfe hoffen. (dpa)
22:40 Uhr
Freitag, 11. Juli
USA räumen Treffer bei Angriff Teherans auf US-Stützpunkt im Juni ein
Das Pentagon hat einen Treffer bei einem iranischen Angriff auf den grössten US-Militärstützpunkt im Nahen Osten im Juni eingeräumt. Ministeriumssprecher Sean Parnell bestätigte am Freitag, dass eine ballistische Rakete den Stützpunkt Al-Udeid in Katar getroffen habe. Der Angriff habe «minimale Schäden» an Ausrüstung und einigen Gebäuden verursacht, sagte Parnell. Der Stützpunkt sei weiterhin vollständig einsatzbereit und in der Lage seine Mission zu erfüllen, um gemeinsam mit den katarischen Partnern «Stabilität und Sicherheit in der Region» zu gewährleisten.
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur AP Satellitenaufnahmen von Planet Labs PBC veröffentlicht und analysiert, die die Zerstörung einer Kuppel zeigen, in der Vorrichtungen zur sicheren Kommunikation untergebracht waren. Auch an einem nahegelegenen Gebäude sind Schäden sichtbar. Auf Bildern vom Morgen des 23. Juni, Stunden vor dem iranischen Vergeltungsangriff für das US-Bombardement der iranischen Atomanlagen, ist die Kuppel noch zu sehen. Auf Bildern, die am 25. Juni aufgenommen wurden, ist sie verschwunden.
Die katarische Regierung reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme zu den Schäden. (dpa)
19:02 Uhr
Freitag, 11. Juli
Libanesischer Präsident will keine Normalisierung mit Israel
Der libanesische Präsident Joseph Aoun strebt keine Normalisierung der Beziehungen mit Israel an. Für den Libanon sei aktuell wichtig, keinen Krieg mit Israel zu führen, sagte er am Freitag laut einer Mitteilung seines Büros. «Frieden ist ein Zustand ohne Krieg, und das ist, was für uns im Libanon aktuell wichtig ist.» Die Frage nach einer Normalisierung der Beziehungen mit Israel sei kein Bestandteil der derzeitigen Aussenpolitik seines Landes. Nur der libanesische Staat werde in Zukunft Waffen haben, erklärte Aoun mit Blick auf die militant-islamistische Hisbollah. Ob das Land in einen Krieg ziehe oder nicht, entscheide künftig die Regierung.
Eine von den USA vermittelte Waffenruhe beendete im November 2024 einen mehr als einjährigen Krieg zwischen der Hisbollah und Israel. Das israelische Militär hält jedoch weiter fünf strategisch wichtige Grenzpunkte im Libanon besetzt und fliegt fast täglich Luftangriffe. Am Wochenende hatte Hisbollah-Chef Naim Kassem die Weigerung der Schiitenmiliz bekräftigt, vor einem vollständigen Abzug des israelischen Militärs aus dem Süden des Libanons die Waffen niederzulegen.
Die US-Regierung arbeitet an einer Ausweitung der sogenannten Abraham-Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und mehreren arabischen Staaten, die Präsident Donald Trump in seiner ersten Amtszeit auf den Weg gebracht hatte. (dpa)
15:35 Uhr
Freitag, 11. Juli
Palästinenser: Wieder Tote nahe einem Hilfszentrum in Gaza
Israelische Soldaten sollen nach palästinensischen Angaben mindestens zehn Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfe im Gazastreifen getötet haben. Zudem seien etwa 70 Menschen bei dem Vorfall in der Nähe der Stadt Rafah im Süden des umkämpften Küstengebiets verletzt worden, hiess es aus medizinischen Kreisen der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde.
Die israelische Armee ging auf Anfrage nicht konkret auf den Vorfall ein. «Infolge von Zwischenfällen, bei denen Zivilisten an den Verteilungseinrichtungen Beichten zufolge Schaden erlitten hätten, wurden gründliche Untersuchungen (...) eingeleitet und den Truppen vor Ort Weisungen erteilt, die die daraus gezogenen Lehren berücksichtigen», hiess es in der Antwort.
Für die Verteilung von Lebensmitteln im Gazastreifen ist derzeit die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF) zuständig. Die von Israel und den USA unterstützte Stiftung hatte Ende Mai ihre Arbeit nach einer monatelangen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen. Die UN kritisieren unter anderem, dass die Stiftung zu wenige Verteilzentren betreibe, und dass Menschen dort und auf dem Weg dahin grossen Gefahren ausgesetzt seien.
Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfällen in der Nähe von Verteilzentren. Seit Ende Mai sind im Gazastreifen nach UN-Angaben bereits 798 Menschen bei Verteilzentren für Hilfsgüter und rund um Hilfskonvois getötet worden. Davon sind aktuellen Zahlen der UN zufolge 615 Tötungen an oder in der Nähe von Verteilstationen der GHF registriert worden, wie UN-Menschenrechtssprecherin Ravina Shamdasani in Genf mitteilte. (dpa)
06:47 Uhr
Freitag, 11. Juli
Erste UN-Treibstofflieferung für Gaza seit 130 Tagen
Die Vereinten Nationen haben eigenen Angaben zufolge erstmals nach 130 Tagen wieder Treibstoff in den Gazastreifen geliefert. 75'000 Liter seien in den abgeriegelten Küstenstreifen, wo Hunderttausende Menschen bittere Not leiden, gebracht worden, teilte UN-Sprecher Stéphane Dujarric mit.
Er betonte jedoch, dass es täglich Hunderttausende Liter Treibstoff für lebensrettende und lebenserhaltende Massnahmen brauche. «Das bedeutet, dass die gestern gelieferte Menge nicht einmal ausreicht, um den Energiebedarf eines Tages zu decken.» Israel hat den Gazastreifen abgeriegelt und kontrolliert die Zugänge zu dem Gebiet. Treibstoff wird zum Beispiel für den Betrieb von Generatoren für Krankenhäuser oder Bäckereien benötigt.
Die US-Regierung hatte zuletzt ihre Hoffnung auf eine 60-tägige Waffenruhe bis Ende dieser Woche geäussert – Präsident Donald Trump hält inzwischen aber nach eigenen Worten auch die nächste Woche für möglich. Nach Beginn der Waffenruhe sollen Gespräche aufgenommen werden, um den Krieg dauerhaft zu beenden, sagte Israels Regierungschef Netanjahu nach Angaben seines Büros in einer Stellungnahme zum Abschluss seines viertägigen USA-Besuchs.
06:00 Uhr
Freitag, 11. Juli
Netanyahu: «Werden diese Monster besiegen»
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat während der laufenden Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen den Sieg über die islamistische Hamas beschworen. «Wir werden diese Monster besiegen und unsere Geiseln zurückholen», sagte Netanyahu dem ultrakonservativen US-Sender Newsmax. Er hoffe, dass «in wenigen Tagen» im Rahmen einer 60-tägigen Waffenruhe, über die in Katar mit Hilfe von Vermittlern verhandelt wird, zehn der noch lebenden Geiseln freikämen. Die Hamas hat der Freilassung von zehn Geiseln nach eigenen Angaben bereits zugestimmt, sieht bei den Verhandlungen über die Waffenruhe aber noch ungelöste Streitpunkte.
Unterdessen wurden bei israelischen Angriffen palästinensischen Angaben zufolge erneut Dutzende Menschen getötet. In medizinischen Kreisen in Gaza war von mindestens 55 Toten die Rede. Unabhängig liess sich dies nicht überprüfen. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa wurden allein in der zentral gelegenen Stadt Deir al-Balah 16 Menschen getötet, darunter nach Krankenhausangaben zehn Minderjährige. Laut Klinik wurden bei dem Angriff Menschen getroffen, die auf Lebensmittelhilfe warteten. Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell äusserte sich entsetzt über die Berichte.
14:13 Uhr
Donnerstag, 10. Juli
Kliniken melden Dutzende Tote im Gazastreifen – Soldat ebenfalls tot
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben örtlicher Krankenhäuser vom späten Mittwochabend bis Donnerstag mindestens 34 Palästinenser getötet worden. Das israelische Militär teilte mit, dass auch ein Soldat im Gazastreifen ums Leben gekommen sei.
Das Nasser-Krankenhaus meldete am Donnerstag 21 Tote in der Stadt Chan Junis und dem nahe gelegenen Küstengebiet Al-Mawasi. Unter den Toten seien drei Kinder und ihre Mutter sowie zwei weitere Frauen, hiess es. In der Stadt Deir al-Balah seien zudem mindestens 13 Menschen getötet, darunter zehn, die am Donnerstagmorgen an einer Klinik auf Nahrungsergänzungsmittel gewartet hätten, teilte die Betreiberorganisation der Klinik, Project Hope, mit. Unter diesen Toten waren demnach zwei Frauen und fünf Kinder.
«Dies ist einfach nur eine Tragödie und ein Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht. Kein Kind, das auf Nahrung und Medikamente wartet, sollte dem Risiko ausgesetzt sein, bombardiert zu werden», sagte Mithqal Abutaha, der Projektleiter der Gruppe, der sich zum Zeitpunkt des Angriffs in einer anderen Klinik aufgehalten hatte. «Es war ein schrecklicher Anblick.» Er sagte, die Klinik werde für mehrere Tage geschlossen bleiben.
Das israelische Militär teilte mit, es habe nahe der Klinik einen Extremisten töten wollen, der an dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 beteiligt gewesen sei. Der Zwischenfall werde untersucht.
Die Streitkräfte teilten auch mit, dass am Mittwoch in Chan Junis ein Soldat getötet worden sei. Extremisten seien aus einem Tunnel gekommen und hätten versucht, ihn zu entführen. Der Soldat sei dabei getötet worden, seine Kameraden hätten die Angreifer beschossen und mehrere von ihnen getroffen, hiess es. (AP)
13:59 Uhr
Donnerstag, 10. Juli
EU: Israel akzeptiert mehr Hilfe für Gazastreifen
Israel akzeptiert nach Angaben der EU eine bessere Versorgung der notleidenden Zivilbevölkerung im abgeriegelten Gazastreifen. Wie die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas mitteilte, wurde eine entsprechende Vereinbarung geschlossen. Darin geht es unter anderem um eine deutliche Erhöhung der Zahl der täglichen Lebensmittellieferungen und anderer Hilfsgüter per Lastwagen. Von der israelischen Regierung gab es zunächst keine Bestätigung.
Konkret sollen mehr Grenzübergänge zu dem Küstengebiet öffnen und die jordanischen und ägyptischen Hilfsrouten wieder genutzt werden können. Bäckereien und öffentliche Küchen im Gazastreifen sollen Lebensmittel verteilen können. Auch ist vorgesehen, dass wieder Treibstoff an Hilfsorganisationen geliefert wird. Helfer sollen geschützt und die Reparatur und Arbeit an Infrastruktur wie der Stromversorgung und einer Wasserentsalzungsanlage erleichtert werden.
Die Massnahmen sollen nach EU-Angaben in den kommenden Tagen in Kraft treten. Dabei solle auch sichergestellt werden, dass keine Hilfe an die Hamas umgeleitet werde.
Druck auf Israel zuletzt erhöht
EU-Staaten hatte ihren Druck auf die israelische Regierung in den vergangenen Wochen deutlich erhöht. Auslöser war ein interner Bericht des Auswärtigen Dienstes, nach dem Israel mit seinem Vorgehen im Gazastreifen gegen festgelegte Grundsätze für eine enge Zusammenarbeit mit der EU verstösst. Mitgliedsstaaten wie Spanien forderten zuletzt sofortige Konsequenzen wie das Aussetzen des seit 2000 gültigen Partnerschaftsabkommens zwischen der EU und Israel.
Humanitäre Lage im Gazastreifen katastrophal
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist nach Angaben der UN und internationaler Hilfsorganisationen katastrophal. Organisationen warnen vor einer Hungerkatastrophe in dem umkämpften Gebiet. Die Not in der Bevölkerung ist gross. In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über Plünderungen von Lagern oder Lastwagen mit Hilfsgütern.
Für die Verteilung von Hilfsgütern ist derzeit die von Israel und den USA unterstützte Gaza Humanitarian Foundation (GHF) zuständig. Diese hatte im Mai nach einer fast dreimonatigen israelischen Blockade von Hilfslieferungen ihren Einsatz begonnen. Dieser sollte eine Alternative zum Einsatz der UN und von Hilfsorganisationen darstellen. Israel und die USA wollen so verhindern, dass sich die Hamas humanitäre Hilfsgüter aneignet. (dpa)
12:57 Uhr
Donnerstag, 10. Juli
Bericht: Viele Tote bei israelischen Angriffen im Gazastreifen
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen hat es palästinensischen Angaben zufolge erneut viele Tote gegeben. Seit den Morgenstunden seien mindestens 30 Menschen in dem Küstengebiet ums Leben gekommen, meldete die Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf medizinische Kreise. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Das israelische Militär habe in verschiedenen Gebieten des umkämpften Küstenstreifens Angriffe geflogen, meldete Wafa. 14 Tote gab es demnach in der zentral gelegenen Stadt Deir al-Balah, darunter waren nach Angaben aus medizinischen Kreisen zehn Kinder. Weitere tödliche Angriffe habe es auch in Chan Junis im Süden sowie in der Stadt Gaza im Norden gegeben.
Israels Armee berichtete indes von intensiven Truppeneinsätzen im Bereich von Chan Junis. Dabei sei etwa ein 500 Meter langer unterirdischer Tunnel entdeckt und zerstört worden. In der vergangenen Woche seien zudem Dutzende «Terroristen» getötet sowie «terroristische Infrastruktur» zerstört worden, hiess es weiter. Auch diese Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Unterdessen laufen die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg auf Hochtouren. Zwischen Israel und der Hamas gibt es Medienberichten zufolge jedoch noch Klärungsbedarf bei einigen Streitpunkten. Die US-Regierung hatte zuletzt ihre Hoffnung auf eine Waffenruhe bis Ende dieser Woche geäussert. Präsident Donald Trump hält nun aber auch die nächste Woche für möglich. (dpa)
12:13 Uhr
Donnerstag, 10. Juli
Operation «Aspides»: Weitere Seeleute im Roten Meer gerettet
Rettungsmannschaften haben im Roten Meer vier weitere Besatzungsmitglieder des von der jemenitischen Huthi-Miliz versenkten Schiffes «Etermity C» aus den Fluten geholt. Dies teilte die EU-Militäroperation «Aspides» mit. Damit stieg die Zahl der geretteten Seeleute auf zehn. 15 Besatzungsmitglieder würden noch vermisst, teilte ein Sprecher der «Aspides» auf X mit.
Die Rettungsaktion führe ein Privatunternehmen durch, hiess es. Es seien 22 Besatzungsmitglieder und drei Sicherheitsleute an Bord des versenkten Schiffes gewesen. Angaben zu Festgenommenen oder Getöteten machte «Aspides» nicht. Das Hauptquartier von «Aspides» befindet sich in Griechenland.
Die Huthi-Miliz greift seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 unter anderem Handelsschiffe mit angeblichem Bezug zu Israel an. Erklärtes Ziel ist dabei die Unterstützung der Hamas im Gazastreifen. Diese wird wie die Huthi-Miliz vom Iran unterstützt. (dpa)
10:12 Uhr
Donnerstag, 10. Juli
Huthi-Rebellen beschiessen Israel mit Rakete
Die Huthi-Miliz im Jemen hat erneut Israel attackiert. Man habe eine Rakete abgefeuert, teilten die Rebellen mit, die einen grossen Teil des Jemen kontrollieren und vom Iran unterstützt werden. Das israelische Militär erklärte, das Geschoss sei abgefangen worden.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen im Oktober 2023 greifen die Huthi Israel immer wieder mit Raketen und Drohnen an - nach eigenen Angaben als Ausdruck ihrer Solidarität mit der Hamas, die ebenfalls mit dem Iran verbündet ist. (dpa)
05:29 Uhr
Donnerstag, 10. Juli
Hamas stimmt Geiselfreilassung zu
Die islamistische Hamas stimmt der Freilassung von zehn Geiseln zu, sieht bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg aber weiter ungelöste Streitpunkte. Man habe sich bei den laufenden indirekten Verhandlungen bereit erklärt, zehn Geiseln freizulassen, teilte die Terrororganisation mit. Weiter verhandelt würden jedoch noch die Frage der Bereitstellung von Hilfsgütern, der Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen und «echte Garantien für einen dauerhaften Waffenstillstand».
Trotz der derzeitigen Schwierigkeiten bei den Verhandlungen «aufgrund der Unnachgiebigkeit» Israels arbeite man «weiter ernsthaft und positiv mit den Vermittlern zusammen, um die Hindernisse zu überwinden», erklärte die Hamas in einer Mitteilung auf Telegram. Israels Regierungschef Netanyahu sagte unterdessen laut der «Times of Israel» in Washington, dass weder er noch US-Präsident Trump einem Abkommen «um jeden Preis» zustimmen würden.
Er und Trump hätten ein gemeinsames Ziel, sagte Netanyahu. Nach israelischem Erkenntnisstand sind noch mindestens 20 Geiseln in Gaza am Leben. Hinzu kommen die Leichen von 28 Verschleppten.
Wieder Raketenalarm in Israel
Unterdessen gab es am frühen Morgen in Israel wieder Raketenalarm. Es sei erneut eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen worden, teilte die israelische Armee mit. Die Huthi-Miliz im Jemen greift seit Beginn des Gaza-Kriegs immer wieder Israel sowie Handelsschiffe mit angeblichem Bezug zu Israel an. Erklärtes Ziel ist dabei die Unterstützung der Hamas im Gazastreifen.
Huthi im Jemen versenkt weiteres Schiff
Nach US-Angaben versenkte die Miliz im Roten Meer das Handelsschiff «Eternity C» und tötete dabei Menschen. Die genaue Zahl ist unklar. Zudem seien «viele überlebende Crewmitglieder» festgenommen worden, hiess es in einer Nachricht der diplomatischen Vertretung der USA im Jemen auf X. «Wir fordern ihre sofortige und bedingungslose Freilassung.» Die wie die Hamas mit dem Iran verbündete Huthi teilten mit, mehrere Besatzungsmitglieder des Schiffes seien «gerettet» und an einen «sicheren Ort» gebracht worden.
Berichte über weitere Tote in Gaza
Laut Wafa wurden bei einem weiteren Angriff in der Stadt zudem elf Menschen getötet und weitere verletzt. Erneut sei das Haus einer Familie getroffen worden. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, sie habe bei dem Angriff in der Nacht Mitglieder der Hamas in der Gegend getroffen. Das Militär habe vor dem Angriff Massnahmen getroffen, um die Zivilbevölkerung zu schonen. Wafa meldete darüber hinaus weitere tödliche Angriffe in dem Küstenstreifen. Die Angaben liessen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen.
Bundesaussenminister Johann Wadephul will heute in Wien mit seinem israelischen Kollegen Gideon Saar sowie Österreichs Aussenministerin Beate Meinl-Reisinger über Gaza und das iranische Nuklearprogramm sprechen.
Israels Armee teilte derweil mit, sie habe mit der Umstellung der Stadt Beit Hanun im Norden Gazas begonnen. «Die Truppen sind im Einsatz, um Terroristen auszuschalten und die terroristische Infrastruktur sowie die militärischen Kapazitäten der Hamas in dem Gebiet zu zerstören.» Auch dies liess sich nicht überprüfen. In Beit Hanun waren am Montag fünf israelische Soldaten durch eine am Strassenrand platzierte Bombe getötet worden. (dpa)
23:00 Uhr
Mittwoch, 9. Juli
Netanyahu: «Trump und ich haben gemeinsame Strategie für Gaza-Deal»
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu ist sich nach eigenen Angaben mit Präsident Donald Trump über Wege zu einer Waffenruhe im Gaza-Krieg einig. «Präsident Trump und ich haben ein gemeinsames Ziel», erklärte Netanyahu am Mittwoch vor einem Treffen mit ranghohen Senatoren im Kapitol in Washington. «Ich will die Freilassung unserer Geiseln erreichen. Wir wollen die Herrschaft der Hamas im Gazastreifen beenden. Wir wollen sicherstellen, dass der Gazastreifen keine Bedrohung mehr für Israel darstellt.»
Weiter sagte Netanjahu: «Trump will einen Deal, aber nicht um jeden Preis. Ich will einen Deal, aber nicht um jeden Preis.» Israel habe Sicherheitsbedürfnisse und andere Anforderungen. Gemeinsam arbeite man daran, diese zu erfüllen. Am Dienstag war Netanyahu im Weissen Haus mit Trump zusammengetroffen. (dpa)
22:50 Uhr
Mittwoch, 9. Juli
Hamas sieht weiter drei ungelöste Fragen bei Gaza-Gesprächen
Die islamistische Hamas sieht bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg nach eigenen Angaben weiter ungelöste Streitpunkte. Dies seien die Bereitstellung von Hilfsgütern, der Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen sowie «echte Garantien für einen dauerhaften Waffenstillstand», teilte die Terrororganisation mit. Über diese drei Kernfragen werde weiterhin verhandelt.
Die Terrororganisation widersprach damit Medienberichten, wonach die meisten Streitpunkte inzwischen bereits geklärt worden seien. Die weiterhin ungelöste Frage sei der teilweise Rückzug der israelischen Streitkräfte während der Waffenruhe, hatten die US-Nachrichtenseite «Axios» sowie die «Times of Israel» gemeldet. Israel hat den Berichten zufolge inzwischen aber eine neue Karte vorgelegt, die einen weitergehenden Rückzug seiner Streitkräfte darstellt, als zuvor präsentiert. Dadurch sei ein bedeutender Fortschritt in den Gesprächen erzielt worden, hiess es.
Bereits vor Beginn der Gaza-Gespräche in der katarischen Hauptstadt Doha, die bereits seit einigen Tagen andauern, hatte die Hamas erklärt, sie sehe noch Klärungsbedarf in den drei besagten Punkten. Die Islamistenorganisation arbeite «weiter ernsthaft und positiv mit den Vermittlern zusammen, um die Hindernisse zu überwinden», teilte die Hamas weiter mit. (dpa)
18:30 Uhr
Mittwoch, 9. Juli
Palästinenser: Wieder Tote bei Angriffen Israels in Gaza
Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind palästinensischen Berichten zufolge wieder mehrere Menschen getötet worden. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unter Berufung auf medizinische Kreise, am Nachmittag seien drei Palästinenser ums Leben gekommen, darunter ein Kleinkind, als ein Wohnhaus in der Stadt Gaza getroffen worden sei. Israels Armee äusserte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Bericht.
Palästinensische und soziale Medien veröffentlichten ein Video, dass drei in Tücher und Decken gehüllten Leichen zeigen, darunter eine kleine, in einer Klinik zeigen sollen. Die Echtheit der Aufnahmen konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden.
Laut Wafa wurden in der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets zudem elf Menschen getötet und weitere verletzt. Auch bei diesem Angriff habe Israel das Haus einer Familie getroffen. Details zu den Opfern gab es zunächst nicht. Die israelische Armee sagte auf Anfrage, ihr seien die Berichte bekannt. Sie gehe diesen nach.
Die palästinensische Nachrichtenagentur meldete weitere tödliche Angriffe im Gazastreifen. Die Angaben liessen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen.
Israels Militär teilte derweil mit, sie habe mit der Umstellung der Stadt Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen begonnen. «Die Truppen sind im Einsatz, um Terroristen auszuschalten und die terroristische Infrastruktur sowie die militärischen Kapazitäten der Hamas in dem Gebiet zu zerstören.» Auch diese Angaben liessen sich zunächst nicht verifizieren. In Beit Hanun wurden am Montagabend fünf israelische Soldaten durch eine am Strassenrand platzierte Bombe getötet. (dpa)
12:58 Uhr
Mittwoch, 9. Juli
Israelische Truppen greifen Hisbollah-Stellungen im Libanon
Israelische Truppen haben nach Angaben der Armee Stellungen der Hisbollah auf libanesischem Gebiet angegriffen und zerstört. In mehreren Gebieten des Südlibanons seien durch Geheimdienstinformationen Waffen sowie «terroristische Infrastruktur» der proiranischen Miliz identifiziert worden, teilte das Militär mit. Truppen hätten deswegen «gezielte Spezialoperationen» in diesen Gebieten gestartet.
Die Armee berichtete von Einsätzen in verschiedenen Gegenden im Süden des Libanons. Bei einem Einsatz im Gebirgskamm Dschabal Balat sei etwa ein Gelände mit Waffendepots und mehreren Stellungen der Hisbollah entdeckt und zerstört worden. Bei einem weiteren Einsatz entdeckten die Soldaten demnach im dichten Gelände im Bereich von Labuneh versteckte Waffen - darunter Maschinengewehre und Sprengsätze - sowie ein unterirdisches Waffenlager.
Israel und die proiranische Hisbollah hatten im November vergangenen Jahres eine Waffenruhe vereinbart. Nach monatelanger Präsenz hatte Israel im Februar einen Grossteil seiner Stellungen in dem Nachbarland geräumt. Die libanesische Führung wertete den Verbleib israelischer Truppen an fünf strategischen Punkten jedoch als Verstoss gegen die Vereinbarung. Israels Luftwaffe greift trotz der Waffenruhe fast täglich Ziele in dem Nachbarland an.
Die Hisbollah sollte sich laut der Vereinbarung hinter den etwa 30 Kilometer nördlich der Landesgrenze gelegenen Litani-Flusses zurückziehen. Israel wirft der Miliz vor, immer wieder gegen diese Vorgabe zu verstossen. Ziel der jüngsten Spezialeinsätze auf libanesischem Gebiet war es nach Angaben des israelischen Militärs, durch die Zerstörung der Infrastruktur der Miliz eine Neuaufstellung der Hisbollah in der Region dauerhaft zu verhindern. (dpa)
12:55 Uhr
Mittwoch, 9. Juli
Palästinenser hoffen auf Durchbruch in Waffenruhe-Verhandlungen
Viele Palästinenser im Gazastreifen verfolgen die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg mit einem Gefühl der Beklommenheit. Besonders im Gebiet Al-Muwasi, wo viele Vertriebene in Zelten untergebracht sind, hoffen Familien verzweifelt auf ein Ende des Krieges.
Die anhaltenden Bombardierungen machten es schwer, ihre Familie mit ausreichend Wasser und Lebensmitteln zu versorgen, berichtet Abir al-Nadschdschar. «Ich bete zu Gott, dass es eine Pause gibt, und nicht nur eine Pause, in der sie uns einen oder zwei Monate lang belügen und dann wieder anfangen, uns das anzutun, was sie uns antun. Wir wollen einen vollständigen Waffenstillstand.»
Ihr Mann Ali al-Nadschdschar sagt, im Sommer sei das Leben besonders hart. Es gebe keinen Zugang zu Trinkwasser in dem überfüllten Zelt, in dem die Familie in der Hitze ausharrt und auf bessere Zeiten hofft. «Wir hoffen, dass dies das Ende unseres Leidens wird und wir unser Land wieder aufbauen können», sagt er, bevor er mit zwei Eimern losrennt und sich durch eine Menschenmenge drängt, um einen Wasserwagen zu erreichen. Als der Wagen einen anderen Standort ansteuert, laufen einige Menschen hinterher.
Der Wasserwagen komme alle vier Tage, sagt Amani Abu-Omar. Für ihre dehydrierten Kinder reiche das nicht aus. Sie klagt über Hautausschlag in der Sommerhitze. Sie sehne sich verzweifelt nach einer Waffenruhe, habe aber Angst, am Ende wieder enttäuscht zu werden, sagt sie. «Wir haben schon oft mit Waffenruhen gerechnet, aber es war umsonst.»
Unterdessen laufen die Bemühungen darum auf höchster Ebene weiter. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu traf sich am Dienstagabend ein zweites Mal in ebenso vielen Tagen mit US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus.
Erst vor wenigen Tagen erhielt die Nachrichtenagentur AP Einblick in einen Vorschlag, den die Vermittler in dem Konflikt der militant-islamistischen Hamas übermittelt haben. Daraus geht hervor, dass sich der US-Präsident im Erfolgsfall eines nicht nehmen lassen will: Sollte eine Waffenruhe vereinbart werden, will Trump die Einigung persönlich verkünden. (AP)
12:03 Uhr
Mittwoch, 9. Juli
Huthi veröffentlichen Video von sinkendem Handelsschiff
Die Huthi-Miliz hat nach ihrem Angriff auf die «Magic Seas» im Roten Meer ein Video des sinkenden Frachtschiffs veröffentlicht. Darauf sind Explosionen an mehreren Stellen des Rumpfs zu sehen. Danach sinkt das 200 Meter lange Schiff. Mutmasslich setzte die Huthi-Miliz, die den Angriff für sich beanspruchte, Drohnenboote ein oder sie befestigte Sprengsätze am Schiffsrumpf.
Ali al-Dalaimi, ein ranghohes Mitglied des Huthi-Politbüros, bezeichnete den Angriff als «klare Botschaft der Abschreckung» an Staaten und Unternehmen, die mit Israel kooperierten. Die Miliz greift seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 unter anderem Handelsschiffe mit angeblichem Bezug zu Israel an. Erklärtes Ziel ist dabei die Unterstützung der Hamas im Gazastreifen. Diese wird wie die Huthi-Miliz vom Iran unterstützt.
Nach Angaben der EU-Mission «Atalanta», die im Indischen Ozean gegen Piraterie vorgeht, näherten sich die bewaffneten Angreifer dem Frachter zunächst mit Kleinbooten. An Bord sei Feuer ausgebrochen, woraufhin die 22-köpfige Besatzung das Schiff aufgegeben habe und von einem Handelsschiff in der Nähe gerettet worden sei.
Durch den Golf von Aden und das Rote Meer führt eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den Welthandel. Viele Reedereien meiden weiterhin die Route wegen der Gefahr durch Huthi-Angriffe, bei denen teils Crewmitglieder getötet oder verletzt und Schiffe beschädigt oder versenkt wurden. Die Angriffe haben massive Auswirkungen auf den Schiffshandel und haben wirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe verursacht. (dpa)
05:19 Uhr
Mittwoch, 9. Juli
Ringen um Gaza-Deal – Trump und Netanyahu sprachen erneut
Die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg laufen auf Hochtouren. US-Präsident Donald Trump traf sich zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen im Weissen Haus mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Das Treffen, an dem auch US-Vizepräsident JD Vance teilnahm, habe 90 Minuten gedauert, berichteten US-amerikanische und israelische Medien. Zum Inhalt des Gesprächs wurde nichts offiziell mitgeteilt. Trump und Netanyahu hatten sich schon am Vortag zum Abendessen getroffen.
Trump hatte vor seinem erneuten Gespräch mit Netanyahu gesagt: «Er will eine Lösung, ich will eine Lösung und ich glaube, die andere Seite will eine Lösung.» Vor ihrem unerwartet erneutem Treffen war nach Informationen der US-Nachrichtenseite «Axios» eine Delegation aus Katar im Weissen Haus eingetroffen und habe mehrere Stunden lang mit ranghohen Vertretern des Weissen Hauses gesprochen. Katar fungiert zusammen mit den USA und Ägypten als Vermittler zwischen Israel und der islamistischen Hamas.
Netanyahu hält an Kriegszielen fest
Trumps Nahost-Sonderbeauftragter Steve Witkoff sagte in Washington: «Wir hoffen, dass wir bis zum Ende der Woche eine Vereinbarung haben werden, die eine 60-tägige Waffenruhe bringt.» Die «Times of Israel» zitierte allerdings in der Nacht einen arabischen Medienbericht, wonach eine weitere Runde der laufenden Vermittlungsgespräche in Katars Hauptstadt Doha ohne grosse Fortschritte verlief. Laut der «Times of Israel» verschob Witkoff seine Abreise nach Doha. Dies sei ein Zeichen dafür, dass ein Deal noch nicht reif sei.
Israels Ministerpräsident Netanyahu betonte in Washington, dass Israel seine Aufgabe in Gaza noch zu Ende bringen müsse. Israel sei entschlossen, «alle Ziele des Krieges in Gaza zu erreichen: alle unsere Geiseln zu befreien, die militärischen und staatlichen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören und sicherzustellen, dass von Gaza keine Bedrohung mehr für Israel ausgeht». Der Gazastreifen müsse «eine andere Zukunft» haben. «Es wird keine Hamas geben. Das muss verstanden werden», bekräftigte Netanyahu.
Bericht: Einigung über Hilfslieferungen
Ein Problem, das dagegen gelöst werden konnte, sei die Lieferung humanitärer Hilfe nach Gaza, zitierte «Axios» zwei informierte Quellen. Demnach sei vereinbart worden, dass die Hilfe in den Gebieten Gazas, aus denen sich Israels Armee zurückzieht, von UN- oder anderen internationalen Hilfsorganisationen geliefert wird. Das bedeute, dass die von den USA und Israel unterstützte umstrittene Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) ihre Aktivitäten in Gaza nicht ausweiten könne und möglicherweise sogar zurückfahren müsse.
Auch auf die Forderung der Hamas nach einer Garantie der USA, dass Israel nach Ablauf der 60-tägigen Waffenruhe nicht einseitig den Krieg wieder aufnehmen kann, sei eingegangen worden, berichtete «Axios». Demnach habe der US-Gesandte Witkoff über einen palästinensisch-amerikanischen Geschäftsmann eine Botschaft an die Hamas übermittelt, dass US-Präsident Trump zur Verlängerung der Waffenruhe entschlossen sei, sollten die Verhandlungen über die Beendigung des Krieges länger als 60 Tage dauern.
Bericht: USA streben Abkommen zwischen Syrien und Israel an
Trump und seine Berater bemühen sich laut einem israelischen Medienbericht auch um ein Abkommen mit Israels Nachbarland Syrien. Die USA hofften, einen Durchbruch noch während des Besuchs von Netanyahu zu erzielen, hatte die Zeitung «Israel Hajom» unter Berufung auf Kreise aus dem Umfeld des Weissen Hauses berichtet. Demnach geht Trump davon aus, dass ein Abkommen Netanyahu helfen könne, seine Position in den Gaza-Verhandlungen zu lockern.
Israel und Syrien befinden sich seit 1948 offiziell im Kriegszustand. Zuletzt hiess es aus informierten syrischen Kreisen, dass Israel und Syrien wieder direkte Gespräche über begrenzte Sicherheitsvereinbarungen sowie einen möglichen Rückzug israelischer Truppen aus Gebieten im Süden Syriens führen.
Netanyahu hatte bei seinem Abendessen mit Trump erneut angedeutet, dass es derzeit eine Gelegenheit gebe, Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen mit weiteren arabischen Ländern abzuschliessen. Der US-Präsident hatte 2020 während seiner ersten Amtszeit die sogenannten Abraham-Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und mehreren arabischen Staaten auf den Weg gebracht - damals ein historischer Durchbruch. (dpa)
21:11 Uhr
Dienstag, 8. Juli
Netanyahu: «Es wird keine Hamas geben»
Mitten im Ringen um eine Waffenruhe im Gazastreifen droht Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu der islamistischen Hamas. Israel sei entschlossen, «alle Ziele des Krieges in Gaza zu erreichen: alle unsere Geiseln zu befreien, die militärischen und staatlichen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören und sicherzustellen, dass von Gaza keine Bedrohung mehr für Israel ausgeht», sagte Netanyahu in Washington.
Nach den Worten des israelischen Regierungschefs bedeutet dies: «Es wird keine Hamas geben. Das muss verstanden werden.» Dies sei Teil einer bestimmten Strategie, auf die Netanyahu jedoch nicht weiter eingehen wollte. Er sagte jedoch, Schritte seien erforderlich, von denen einige für Israel schmerzhaft seien und einige für die Hamas sehr schmerzhaft sein würden. Das Ergebnis werde jedoch die Freilassung der Geiseln und die Zerschlagung der Hamas sein.
Netanyahu ist seit Montag für einen mehrtägigen Besuch in den USA. Unterdessen gehen in Katar die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg weiter. Netanyahu sagte im US-Kapitol, dies seien «bedeutsame Tage». Vor Journalisten erklärte er, man komme einem Abkommen näher. Details wollte er nicht nennen. (dpa)
19:45 Uhr
Dienstag, 8. Juli
Gaza-Krieg: USA hoffen auf Waffenruhe und zehn lebende Geiseln
US-Präsident Donald Trump hofft nach eigenen Angaben auf eine Vereinbarung über eine Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas bis Ende der Woche. Vor einem Gespräch mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Washington sagte der Republikaner: «Er will eine Lösung, ich will eine Lösung und ich glaube, die andere Seite will eine Lösung.» In dem Gespräch mit Netanjahu soll das Thema Gaza im Mittelpunkt stehen.
Die USA als Vermittler hoffen, dass bis Ende der Woche eine 60-tägige Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel vereinbart werden könnte. Wie Trumps Sonderbeauftragter für den Nahen Osten, Steve Witkoff, ergänzte, könnten zehn lebende Geiseln freigelassen werden, zudem könnten die Leichen von neun Geiseln übergeben werden. (dpa)
13:49 Uhr
Dienstag, 8. Juli
Fünf Tote: Hamas feiern Angriff
Die militant-islamistische Hamas hat den Tod von fünf israelischen Soldaten bei einem Angriff im Gazastreifen als Erfolg gefeiert. Für die «schwache» israelische Armee in der Gegend um Beit Hanun sei der Angriff ein weiterer Rückschlag gewesen, schrieb Hamas-Sprecher Abu Obeida am Dienstag auf Telegram und forderte den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu zum Rückzug auf. «Die dümmste Entscheidung, die Netanyahu treffen könnte, wäre, seine Streitkräfte im Gazastreifen zu belassen.»
Nach Angaben aus israelischen Sicherheitskreisen gerieten die Soldaten in Beit Hanun in eine Sprengfalle. Als ihre Kameraden die Verwundeten bergen wollten, eröffneten Extremisten demnach das Feuer.
Nach Angaben des israelischen Militärs wurden 14 Soldaten verletzt. Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 kamen 888 israelische Soldaten ums Leben. (dpa)
11:58 Uhr
Dienstag, 8. Juli
Iranischer Exil-Sender von Hackerangriff betroffen
Der Exil-Sender Iran International mit Sitz in London ist Berichten zufolge Ziel eines Hackerangriffs geworden. Staatsmedien der Islamischen Republik Iran, die den Sender als feindlich einstuft, berichteten über ein grosses Datenleck. Die Identität von 71.000 Informanten, die mit dem Oppositionsmedium in Kontakt standen, seien von einer Hackergruppe mit dem Namen «Handala» erbeutet worden, berichtete der staatliche Rundfunk.
Die Hacker veröffentlichten auf einem Telegram-Kanal auch angeblich private Fotos und Videos eines bekannten Journalisten von Iran International. Sie warfen dem Mann vor, mit dem israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad zu kooperieren. Die Gruppe kündigte an, entsprechende Beweise dafür vorzulegen. Die Echtheit der Daten liess sich zunächst nicht verifizieren. Der Sender selbst reagierte vorerst nicht und setzte seinen Betrieb fort.
Im Iran ist der Konzern hinter dem Exil-Medium als Terrororganisation eingestuft. In der Vergangenheit hatte die Staatsführung dem Sender vorgeworfen, im Auftrag von Saudi-Arabien negative Nachrichten über die Islamische Republik verbreiten zu wollen. Neu sind die Vorwürfe der Zusammenarbeit mit Israel. Journalisten des Exil-Mediums waren in der Vergangenheit Ziel von Einschüchterungen und versuchten Angriffen. (dpa)
10:36 Uhr
Dienstag, 8. Juli
Iran bestätigt 1060 Tote im Krieg mit Israel
Im Krieg mit Israel sind im Iran nach Angaben Teherans mindestens 1.060 Menschen ums Leben gekommen. Der Leiter der iranischen Stiftung für Märtyrer- und Veteranenangelegenheiten, Saeed Ohadi, bestätigte die neuen Todeszahlen in einem Interview mit dem iranischen Staatsfernsehen am Montagabend (Ortszeit). Aufgrund der schweren Verletzungen einiger Menschen, könne die Zahl auf 1.100 ansteigen, sagte er.
Während der zwölftägigen israelischen Angriffe auf den Iran hatte die Regierung die Auswirkungen noch heruntergespielt, das Ausmass der Zerstörung aber nach Beginn der Waffenruhe nach und nach eingeräumt. Mehrere iranische Atomwissenschaftler wurden getötet, die Luftabwehranlagen dezimiert, militärische Einrichtungen zerstört und drei Nuklearanlagen beschädigt. Wie viel Militärmaterial das Land dabei verloren hatte, blieb weiterhin unklar.
Die in Washington ansässige Menschenrechtsorganisation Human Rights Activists hat die Zahl der Toten im Iran mit 1190 beziffert, darunter 436 Zivilisten und 435 Mitglieder der Sicherheitskräfte. Weitere 4475 Menschen wurden bei den Angriffen verletzt. (dpa)
06:29 Uhr
Dienstag, 8. Juli
Netanyahu nominiert Trump für Friedensnobelpreis
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat US-Präsident Donald Trump für den Friedensnobelpreis nominiert. Zu Beginn eines gemeinsamen Abendessens im Weissen Haus lobte er in Anwesenheit von Journalisten Trumps «Streben nach Frieden und Sicherheit, das Sie in vielen Ländern, aber jetzt insbesondere im Nahen Osten, anführen». Trump schmiede «in diesem Moment Frieden, in einem Land, in einer Region nach der anderen».
Dann reichte Netanyahu Trump einen Brief, den er an das Nobelpreiskomitee geschickt habe, um den US-Präsidenten für den Friedenspreis zu nominieren.
«Sie haben ihn verdient, und Sie sollten ihn bekommen», sagte der israelische Regierungschef, der selbst weiter Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen führt. «Wow», erwiderte Trump. «Gerade von Ihnen ist das sehr bedeutungsvoll.» (dpa)
19:27 Uhr
Montag, 7. Juli
Israel plant Auffanglager für 600'000 Gaza-Bewohner
Israel Verteidigungsminister Israel Katz hat Medienberichten zufolge die Planung eines riesigen Auffanglagers für 600'000 vom Krieg vertriebene Palästinenser im südlichen Gazastreifens angeordnet. Damit soll die Macht der islamistischen Hamas über die Bevölkerung des abgeriegelten Küstengebiets geschwächt werden, sagte der Minister einer Gruppe israelischer Journalisten.
Katz sprach demnach von einer «Humanitären Stadt» auf den Trümmern der im Gaza-Krieg zerstörten Stadt Rafah. Dort sollen Hunderttausende Palästinenser Aufnahme finden, die derzeit in Zelten auf dem Gebiet von Al-Mawasi leben.
Das neue Lager soll während der 60-tägigen Feuerpause entstehen, über die derzeit Israel und die Hamas in der katarischen Hauptstadt Doha indirekt verhandeln, führte Katz weiter aus. Es soll nicht von der israelischen Armee, sondern von nicht näher genannten «internationalen Partnern» verwaltet werden. Das Militär würde das Umfeld sichern. Menschen, die sich in die «Humanitäre Stadt» begeben, würden einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen, um zu verhindern, dass sich Hamas-Kader unter sie mischen. Wer einmal dort eingelassen wird, darf die Einrichtung nicht mehr verlassen.
«Freiwillige» Emigration soll kommen
Das Lager werde auch dazu dienen, den Emigrationsplan für die Palästinenser umzusetzen. «Denn der wird kommen», zitierten Medien, deren Vertreter bei dem Briefing anwesend waren, den Minister. Israelische Regierungsvertreter hatten in der Vergangenheit mehrfach angekündigt, die «freiwillige» Emigration eines bedeutenden Teils der Bevölkerung von Gaza voranzutreiben.
In dem Küstengebiet leben knapp mehr als zwei Millionen Menschen. Die meisten von ihnen haben im Gaza-Krieg ihre Häuser und Wohnungen verloren.
Allerdings hat sich bislang kein einziges Land der Welt dazu bereit erklärt, eine nennenswerte Zahl von Palästinensern aufnehmen zu wollen. Auch am freiwilligen Charakter der angestrebten Massenauswanderung bestehen Zweifel. Radikalere Kräfte in Israel, so auch einige rechtsextreme Minister der rechts-religiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, sprechen offen von Zwangsdeportationen der Gaza-Bevölkerung und von der Errichtung jüdischer Siedlungen in dem Küstengebiet. (dpa)
17:23 Uhr
Montag, 7. Juli
Huthi-Miliz: Angegriffenes Handelsschiff gesunken
Die jemenitische Huthi-Miliz hat den Untergang eines Handelsschiffs im Roten Meer vermeldet. Zuvor hatten die Huthi einen Angriff auf die unter liberianischer Flagge fahrende «Magic Seas» für sich reklamiert. Huthi-Sprecher Jahja Sari begründete die Attacke in einer aufgezeichneten Stellungnahme damit, dass das Unternehmen, dem das Schiff gehöre, weiterhin israelische Häfen anlaufe. Die 22-köpfige Besatzung war bereits von Bord gegangen. Sie befand sich nach Behördenangaben in Sicherheit.
Von der griechischen Reederei, der das Schiff gehört, lag zunächst keine Stellungnahme zu der angeblichen Havarie vor. Auch Behörden äusserten sich zunächst nicht.
Die Seehandelsaufsicht der britischen Marine (UKMTO) hatte am Sonntagabend berichtet, in das Schiff dringe Wasser ein. Es sei bei der Attacke in Brand geraten. (dpa)
17:11 Uhr
Montag, 7. Juli
Palästinensische Agentur: Israel nimmt Chefredakteur fest
Das israelische Militär hat nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan deren Chefredakteur im Westjordanland festgenommen. Die israelischen Behörden ordneten an, Nasser Laham bis zum Donnerstag zu inhaftieren, berichtete Maan unter Berufung auf einen Anwalt. Die Festnahme sei in der Nacht zum Montag im Haus Lahams in der Ortschaft Al-Doha nahe Bethlehem erfolgt.
Das israelische Militär bestätigte auf Anfrage lediglich, dass eine «gesuchte Person» in Bethlehem gefasst worden sei. Angaben darüber, was dem Journalisten vorgeworfen wird, lagen zunächst nicht vor. Neben seiner Tätigkeit als Maan-Chefredakteur ist Laham auch Leiter des Bethlehemer Büros des libanesischen Fernsehesenders Al-Majadin. Dieser steht der proiranischen Hisbollah-Miliz im Libanon nahe. In Israel und den besetzten Gebieten ist der Sender verboten. (dpa)
15:59 Uhr
Montag, 7. Juli
Huthi reklamieren erstmals wieder Angriff auf Schiff für sich
Die Huthi-Miliz hat zum ersten Mal seit Wochen wieder einen Angriff auf ein Schiff im Roten Meer für sich reklamiert. Die «Magic Seas» sei mit Drohnen und Raketen angegriffen worden, erklärten die Huthi. Im Einsatz seien auch zwei «unbemannte Boote» gewesen.
Der Angriff soll sich nach Angaben der für Sicherheit der Handelsschifffahrt zuständigen britische Behörde UKMTO am Sonntag zugetragen haben. Demnach hatten Angreifer auf Kleinbooten ein Handelsschiff mit Panzerfäusten und anderen Waffen attackiert. Sicherheitskräfte hätten das Feuer erwidert. Wasser sei in das Schiff eingedrungen. Ein vorbeifahrendes Handelsschiff habe die Crew aufgenommen.
Erster Angriff auf Schiff seit Waffenruhe
Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz hat seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 immer wieder Schiffe im Roten Meer angegriffen – nach eigenen Aussagen, um die Palästinenser im Gazastreifen zu unterstützen. Nach schweren Luftangriffen der USA im Jemen hatten die Huthi Anfang Mai eigentlich einer Waffenruhe zugestimmt. Es ist der erste Zwischenfall dieser Art seit Inkrafttreten der Waffenruhe.
Die Huthi erklärten, der angegriffene Frachter habe gegen ein ausgesprochenes Einlaufverbot in israelische Häfen verstossen. Vorige Warnungen seien ignoriert worden, hiess es. Die Huthi kündigten an, weiter Schiffe mit Israel-Bezug angreifen zu wollen.
Durch den Golf von Aden und das Rote Meer führt eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den Welthandel. Viele Reedereien meiden weiterhin die Route wegen der Gefahr durch Huthi-Angriffe, bei denen teils Crewmitglieder getötet oder verletzt und Schiffe beschädigt oder sogar versenkt wurden. Die Angriffe haben massive Auswirkungen auf den Schiffshandel und haben wirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe verursacht. (dpa)
15:58 Uhr
Montag, 7. Juli
Irans Präsident: Israel hat versucht, mich umzubringen
Der iranische Präsident ist nach eigenen Worten im Krieg gegen Israel vor wenigen Wochen einem Mordanschlag entgangen. «Ich war in einer Besprechung. Wir haben darüber gesprochen, wie es weitergehen kann», beschrieb Massud Peseschkian in einem Interview des US-Talkmasters Tucker Carlson einen Kriegstag. «Sie haben versucht, das Gebiet zu bombardieren, in dem wir diese Besprechung abgehalten haben», sagte Peseschkian der englischen Übersetzung zufolge mit Blick auf israelische Angriffe in der Hauptstadt Teheran.
Es ist das erste Interview des iranischen Präsidenten nach dem Zwölftagekrieg. Am 13. Juni hatte Israel den Iran angegriffen und in der Folge militärische und zivile Ziele in weiten Landesteilen bombardiert. Irans Streitkräfte reagierten mit Raketenbeschuss auf Israel. Knapp eine Woche später traten die USA in den Krieg ein und attackierten drei wichtige iranischen Nuklearanlagen. Inzwischen gilt eine Waffenruhe. Vor Kriegsausbruch hatten Washington und Teheran knapp zwei Monate über das umstrittene Atomprogramm des Irans verhandelt.
«Wie sollen wir den Vereinigten Staaten vertrauen?»
Peseschkian bekräftigte in dem Interview die grundsätzliche Bereitschaft der iranischen Regierung, mit den USA zu verhandeln, zeigte sich aber auch skeptisch. «Wie sollen wir den Vereinigten Staaten vertrauen? Wenn wir erneut in die Verhandlungen eintreten – woher sollen wir dann wissen, dass dem israelischen Regime nicht wieder die Erlaubnis erteilt wird, uns mitten in den Gesprächen anzugreifen?», fragte der iranische Präsident. Israel warf er vor, die Verhandlungen zwischen Teheran und Washington torpediert zu haben.
Peseschkian betonte erneut, dass sein Land sich nicht atomar bewaffnen will. «Es war (Israels Regierungschef Benjamin) Netanyahu, der seit 1984 diese falsche Mentalität geschaffen hat, dass der Iran eine Atombombe anstrebt», sagte er. «Ich schlage vor, dass die US-Regierung davon absieht, sich in einen Krieg einzumischen, der nicht ihr Krieg ist, der nicht Amerikas Krieg ist.»
Tucker Carlson, ehemaliger Moderator von Fox News, gilt als konservativer Kommentator und Journalist. Mit seiner Arbeit polarisiert er regelmässig. Kritik erntete er unter anderem für ein Interview mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Vorwurf war, dass seine Fragen nicht kritisch genug gewesen seien. (dpa)
14:26 Uhr
Montag, 7. Juli
Waffenruhe im Gaza-Krieg: Das sieht der Trump-Vorschlag vor
US-Präsident Donald Trump setzt sich für eine Waffenruhe ein, die ein Ende des Krieges im Gazastreifen zur Folge haben könnte. Während in Washington ein Treffen des Republikaners mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu ansteht, wägen die Kriegsparteien ab, ob sie ihre Zustimmung erteilen. Die Nachrichtenagentur AP erhielt Einblick in den Vorschlag, den die Vermittler der militant-islamistischen Hamas übermittelt haben. Daraus geht hervor, dass sich der US-Präsident im Erfolgsfall eines nicht nehmen lassen will: Sollte eine Waffenruhe vereinbart werden, will Trump die Einigung persönlich verkünden.
Die Waffenruhe wird auf 60 Tage angelegt.
Zehn lebende Geiseln und die Leichen von 18 weiteren werden in verschiedenen Phasen der Feuerpause von der Hamas freigegeben.
Im Gegenzug für die Freiheit von Geiseln entlässt Israel palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen. Genaue Zahlen werden in dem Entwurf nicht genannt. - Das israelische Militär zieht sich in eine Pufferzone entlang der Grenzen des Gazastreifens mit Israel und Ägypten zurück. Seit dem Ende einer vorangegangenen Waffenruhe im März hat Israel grosse Geländegewinne erzielt.
Am ersten Tag der Waffenruhe sollen Verhandlungen über ein Ende des Krieges aufgenommen werden. Ein Zeitplan wird nicht genannt.
Die USA, Ägypten und Katar stellen als Vermittler sicher, dass beide Seiten in gutem Glauben verhandeln.
Der Entwurf enthält keine Garantie für eine Beendigung des Krieges, hält aber fest, dass Trump darauf besteht, dass die Gespräche während der Waffenruhe «zu einer dauerhaften Lösung des Konflikts» führen sollen. - Werden die Verhandlungen über ein Kriegsende nicht binnen 60 Tagen abgeschlossen, kann die Waffenruhe verlängert werden. (dpa)
11:09 Uhr
Montag, 7. Juli
Weisses Haus bestätigt Treffen von Trump und Netanyahu
Das Weisse Haus hat das Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu bestätigt. Trump werde Netanyahu heute Abend um 18.30 Uhr Ortszeit (00.30 MESZ/Dienstag) im Weissen Haus in Washington begrüssen und anschliessend zu einem Abendessen treffen, wie die Regierung mitteilte. Trump hatte am Sonntag (Ortszeit) mitgeteilt, er hoffe auf einen Deal für eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen noch in dieser Woche. Kurz vor seinem Abflug nach Washington bekräftigte Netanyahu aber seine Ablehnung jeglicher Vereinbarung, die dazu führen würde, dass die islamistische Hamas im Gazastreifen an der Macht bleibt. (dpa)
11:06 Uhr
Montag, 7. Juli
Bericht: Hamas hat Kontrolle über Grossteil Gazas verloren
Die islamistische Hamas hat einem Medienbericht zufolge die Kontrolle über 80 Prozent des Gazastreifens verloren. Bewaffnete Clans füllten das Machtvakuum, sagte ein hochrangiger Hamas-Offizier dem britischen Sender BBC unter der Bedingung, anonym bleiben zu können. «Der Grossteil der Führungsriege, etwa 95 Prozent, ist jetzt tot.» Das Hamas-Mitglied, den die BBC als Oberstleutnant bezeichnet, teilte dem Sender weiterhin mit, dass das Kommando- und Kontrollsystem der Hamas aufgrund der monatelangen israelischen Angriffe auf die Führung der Terrororganisation zusammengebrochen sei. Israel habe die Oberhand.
«Die Kontrolle der Hamas ist gleich null. Es gibt keine Führung, kein Kommando, keine Kommunikation», zitierte die BBC den Hamas-Offizier, der dem Sender mehrere Sprachnachrichten geschickt habe. Auch die Sicherheitslage im Gazastreifen sei völlig zusammengebrochen, sagte er dem Bericht zufolge. Selbst als Anwohner Gegenstände aus einem wichtigen Komplex der Hamas im Gazastreifen gestohlen hätten, seien Sicherheitskräfte der Hamas nicht eingeschritten. Der Offizier wurde laut BBC zu Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 verletzt und soll seitdem nicht mehr im Dienst sein. (dpa)
05:39 Uhr
Montag, 7. Juli
Trump erhofft Gaza-Deal diese Woche – Treffen mit Netanyahu
US-Präsident Donald Trump hofft auf einen Deal für eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen noch in dieser Woche. «Ich glaube, wir stehen kurz vor einer Einigung zu Gaza. Wir könnten es diese Woche schaffen», sagte der Republikaner vor Journalisten am Sonntag (Ortszeit). Laut Medien trifft er heute Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu im Weissen Haus. Kurz vor seinem Abflug nach Washington bekräftigte Netanyahu seine Ablehnung jeglicher Vereinbarung, die dazu führen würde, dass die islamistische Hamas im Gazastreifen an der Macht bleibt.
Trump äusserte sich vor seinem Gespräch mit Netanyahu zuversichtlich, dass man mit der Hamas die Freilassung weiterer Geiseln vereinbaren könne. «Wir denken, dass wir das noch diese Woche schaffen». Medienberichten zufolge sieht der jüngste Vorschlag des Vermittlers Katar für eine zunächst auf 60 Tage begrenzte Waffenruhe die Freilassung von zehn Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge vor. Nach israelischem Erkenntnisstand sind noch mindestens 20 in Gaza festgehaltene Geiseln am Leben. Der Status von zwei Entführungsopfern ist unklar. Hinzu kommen die Leichen von 28 Verschleppten.
Netanyahu: Hamas wird nicht mehr existieren
«Wir arbeiten daran, den viel diskutierten Deal zustande zu bringen, zu den Bedingungen, denen wir zugestimmt haben», sagte Netanyahu vor seinem Abflug. Kurz zuvor hatte er Forderungen der Hamas nach Änderungen an Katars Vorschlag als «inakzeptabel» bezeichnet, dennoch aber eine Delegation zu neuen indirekten Gesprächen über einen Deal in die katarische Hauptstadt Doha geschickt. «Ich glaube, dass das Gespräch mit Präsident Trump definitiv helfen kann, das Ergebnis voranzubringen, auf das wir alle hoffen», sagte er.
Er sei entschlossen, drei Ziele zu verwirklichen, sagte Netanyahu: Alle Geiseln nach Hause zu bringen, die lebenden wie die toten; die militärischen und administrativen Fähigkeiten der Hamas auszuschalten und die Terrororganisation aus dem Gazastreifen zu verbannen; und zu gewährleisten, dass der Küstenstreifen keine Bedrohung mehr für Israel darstellt. «Hamas wird nicht mehr existieren», betonte Netanyahu vor dem Abflug nach Washington.
Auch Iran Thema in Washington
Es ist bereits sein drittes Treffen mit US-Präsident Trump in sechs Monaten. Die verbündeten USA fungieren gemeinsam mit Katar und Ägypten als Vermittler zwischen Israel und der Hamas, da diese nicht direkt miteinander reden. Vor weniger als zwei Wochen mündete nach zwölf Tagen ein Krieg Israels mit dem Iran in einer Waffenruhe. Im Verlauf des Krieges hatten Israel und die USA zentrale Einrichtungen des iranischen Atomprogramms bombardiert. Israel begründete den Krieg mit der Bedrohung durch Irans Atomprogramm. Westliche Regierungen befürchten, dass Teheran nach Atomwaffen strebt. Die iranische Führung weist das zurück.
Die erfolgreichen Luftangriffe im Iran ermöglichten es, «den Kreis des Friedens auszudehnen, weit über das hinaus, was wir uns früher vorzustellen vermochten», sagte Israels Regierungschef. Die veränderten Realitäten brächten Israel und dem gesamten Nahen Osten eine «grosse Zukunft», sagte Netanyahu vor seinem Abflug in die USA. Derweil sagte Trump in Washington: «Wir arbeiten mit Israel an vielen Dingen, und eines davon ist wahrscheinlich ein dauerhaftes Abkommen mit dem Iran».
Israels Luftwaffe bombardiert Ziele im Jemen
Unterdessen griff Israels Luftwaffe nach eigenen Angaben in der Nacht militärische Einrichtungen der mit dem Iran verbündeten Huthi-Miliz im Jemen an. Ziele seien die Häfen von Ras Issa, Hudaida und Salif im Westen des Landes, teilte die Armee auf Telegram mit. Die Häfen würden von den Huthi genutzt, um Waffen aus dem Iran für Terroreinsätze gegen Israel und seine Verbündeten zu transportieren.
In Ras Issa sei auch das Handelsschiff «Galaxy Leader» getroffen worden, das im November 2023 von den Huthi gekapert worden war. Die Miliz habe auf dem Schiff ein Radarsystem installiert, um für Terroranschläge Schiffe im internationalen Seeverkehr zu verfolgen.
Angegriffen worden sei zudem das Kraftwerk Ras Kanatib in der Nähe der Hauptstadt Sanaa, teilte die israelische Armee weiter mit. «Wie ich gewarnt habe, wird der Jemen wie (die iranische Hauptstadt) Teheran behandelt», sagte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz. «Jeder, der versucht, Israel zu schaden, wird Schaden nehmen, jeder, der seine Hand gegen Israel erhebt, wird sie verlieren», schrieb Katz auf Telegram. Kurz darauf heulten in Israel erneut die Sirenen. Die Luftabwehr sei aktiviert worden, um zwei aus dem Jemen abgefeuerte Raketen abzufangen, teilte die Armee am Morgen mit.
Gaza-Krieg dauert schon 21 Monate
Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 greifen die Huthi Israel immer wieder mit Raketen und Drohnen an - nach eigenen Angaben als Ausdruck ihrer Solidarität mit der Hamas in Gaza. (dpa)