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Ukraine-Newsblog

Alle Meldungen zum Krieg in der Ukraine bis zum 31. August 2024

Seit Ende Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Alle Neuigkeiten und Reaktionen dazu erfahren Sie in unserem Newsblog.

12:52 Uhr

Samstag, 31. August

Nato-Chef Stoltenberg sieht den Vorstoss der Ukraine als legitim

Die Nato war nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg nicht in die geplanten Angriffe der Ukraine auf die russische Region Kursk eingeweiht. «Die Ukraine hat ihre Planung für die Kursk-Offensive nicht vorher mit der Nato abgesprochen, und die Allianz spielte keine Rolle», sagte Stoltenberg der «Welt am Sonntag».

Im Gebiet Kursk marschierten Anfang August 10.000 Soldaten ein, die dort Dutzende Ortschaften und nach Angaben der Militärführung in Kiew mehr als 1.000 Quadratkilometer Fläche unter ihrer Kontrolle haben. Moskau wirft den Nato-Staaten vor, die Ukraine bei dem Einmarsch in Russland unterstützt zu haben - nicht nur durch die Lieferung von Waffen und Munition, sondern vor allem durch die Bereitstellung von Daten.

Die Angriffe auf russisches Gebiet selbst sieht Stoltenberg als gerechtfertigt an. Die Ukraine habe das Recht, sich zu verteidigen. «Und gemäss dem internationalen Recht hört dieses Recht an der Grenze nicht auf», sagte er. (dpa)

09:36 Uhr

Samstag, 31. August

Charkiw und Belgorod melden nach Angriffen mehr Opfer

Nach dem russischen Luftangriff auf die Stadt Charkiw im Osten der Ukraine ist die Zahl der Opfer deutlich gestiegen. Militärgouverneur Oleh Synjehubow zufolge wurden mindestens 97 Verletzte gezählt, darunter 22 Minderjährige. Sieben Menschen kamen ums Leben, unter ihnen ein 14-jähriges Mädchen. Gelenkte Fliegerbomben trafen nach offiziellen Angaben unter anderem ein zwölfstöckiges Wohnhaus. Zuvor war von sechs Toten und deutlich weniger Verletzten die Rede gewesen.

In der grenznahen russischen Grossstadt Belgorod wurden nach offiziellen Angaben fünf Menschen durch Beschuss von der ukrainischen Seite getötet. Ausserdem gebe es mindestens 46 Verletzte, unter ihnen 7 Kinder, teilte Gebietsgouverneur Wjatscheslaw Gladkow bei Telegram mit. Er hatte die Zahl der Verletzten am Freitag zunächst niedriger angegeben. Weil die russische Armee das Grenzgebiet Belgorod als Ausgangspunkt ihrer Angriffe auf Charkiw nutzt, wird die Region häufig von ukrainischer Seite beschossen. (dpa)

06:28 Uhr

Samstag, 31. August

Selenski entlässt Oberbefehlshaber der Luftwaffe

Die ukrainische Luftwaffe bekommt nach dem Verlust eines Kampfjets vom Typ F-16 eine neue Führung. Präsident Wolodimir Selenski entliess den bisherigen Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk. Zwar wurde offiziell kein Grund genannt, allerdings lag der Zusammenhang mit dem Verlust der wertvollen westlichen Maschine mitsamt dem Piloten nahe. Kommissarisch wurde Anatolij Krywonoschko zum Kommandeur bestimmt, wie der Generalstab mitteilte.

«Ich würde wahrscheinlich sagen, dass dies eine Rotation ist, aber es ist bedauerlich», sagte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow in einem Interview mit dem Sender CNN auf die Frage, ob die Entlassung mit dem Verlust des Kampfjets zu tun habe. Es handle sich dabei um zwei «unterschiedliche Angelegenheiten». Umjerow betonte, dass die Untersuchung zur Ursache noch laufe. «Ich möchte keine Vermutungen anstellen.»

Erst am Donnerstag hatte der Generalstab bestätigt, dass eine der wenigen Maschinen F-16 im Einsatz gegen einen massiven russischen Luftangriff am Montag verloren gegangen sei. Die Rede war von einem Absturz. Allerdings schlossen ukrainische Abgeordnete und Aktivisten einen versehentlichen Abschuss durch die eigene Flugabwehr nicht aus.

Bei einem russischen Luftangriff auf die Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine kamen am Freitag mindestens sechs Menschen ums Leben. Kurz darauf wurde von der anderen Seite der Grenze aus der russischen Stadt Belgorod berichtet, dass dort fünf Menschen durch ukrainischen Beschuss getötet worden seien.

Auch die Nacht auf Samstag begann für den frontnahen Nordosten der Ukraine mit Luftalarm. Nach Angaben der Luftwaffe flogen russische Kampfdrohnen über der Ukraine. Das Land wehrt seit zweieinhalb Jahren eine grossangelegte russische Invasion ab.

Wurde die ukrainische F-16 von eigener Flugabwehr getroffen?

«Ich habe mich entschlossen, den Kommandeur der Luftwaffe der Ukraine zu entlassen», sagte Selenski am Freitag in seiner abendlichen Videoansprache. Er danke allen Angehörigen der Luftwaffe, die wirklich Resultate für die Ukraine erzielten. «Das gilt auch für die Kommandoebene. Wir müssen stärker werden. Und unsere Leute bewahren.»

Kurz vor seiner Entlassung kritisierte Oleschtschuk noch eine Abgeordnete, die die offizielle Version des Absturzes in Zweifel zog. Sie leiste russischer Propaganda Vorschub, schrieb er und drohte, sie vor Gericht zu bringen. Der Verlust der Maschine werde aufgeklärt, auch in Zusammenarbeit mit dem Herstellerland USA. Die Verteidigungspolitikerin Marjana Besuhla hatte im sozialen Netzwerk X geschrieben, die Maschine sei wegen fehlender Koordination von einem ukrainischen Patriot-Flugabwehrsystem getroffen worden.

Tote in Charkiw wie in Belgorod

In der grenznahen russischen Grossstadt Belgorod wurden nach offiziellen Angaben am Freitag mindestens fünf Menschen durch Beschuss von der ukrainischen Seite getötet. Ausserdem gebe es mindestens 37 Verletzte, unter ihnen 6 Kinder, teilte Gebietsgouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit. Weil die russische Armee das Grenzgebiet Belgorod als Ausgangspunkt ihrer Angriffe auf Charkiw nutzt, wird die Region häufig von ukrainischer Seite beschossen.

In Charkiw kamen durch einen russischen Luftangriff sechs Menschen ums Leben, unter ihnen ein 14-jähriges Mädchen. Nach Angaben von Militärgouverneur Oleh Synjehubow wurden mindestens 40 Verletzte gezählt. Gelenkte Fliegerbomben trafen nach offiziellen Angaben unter anderem ein zwölfstöckiges Wohnhaus, das teilweise einstürzte.

«Ein Schlag, den es nicht gegeben hätte, wenn unsere Verteidigungskräfte die Möglichkeit hätten, russische Militärflugzeuge dort zu zerstören, wo sie stationiert sind», sagte Selenski in einer Nachricht bei Telegram. Er forderte angesichts der Zerstörungen einmal mehr die Freigabe weitreichender westlicher Waffen gegen Ziele in Russland.

USA wollen bei Flugabwehr helfen

Wegen dieser Frage führen Selenskis Stabschef Andrij Jermak und Verteidigungsminister Umjerow Gespräche in Washington mit den USA. Umerow sagte nach einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin im Pentagon, dass die USA die Argumente der Ukrainer analysierten und er hoffe, gehört worden zu sein. Austin sagte nach dem Treffen aber vor allem, dass die Flugabwehr der Ukraine gestärkt werden solle. Dafür wollten sich die Vereinigten Staaten beim nächsten Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein kommende Woche starkmachen.

Der Fernsehsender CNN hatte vorab berichtet, die ukrainische Seite wolle der US-Regierung auch eine Liste von potenziellen Zielen in Russland vorlegen. Mit Treffern auf russische Befehlsstellen, Flugplätze, Munitionslager und Kasernen könnte die Ukraine viele Attacken schon im Ansatz abwehren. Bislang beschränken die USA den Einsatz ihrer Waffen gegen Russland auf die Abwehr der russischen Offensive gegen Charkiw.

Wo bilden die EU-Staaten ukrainische Soldaten aus?

Die EU-Staaten haben sich ein neues Ziel für die Ausbildung ukrainischer Streitkräfte gesetzt. Nach Angaben des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell sollen bis Jahresende weitere 15.000 Soldaten in der Europäischen Union trainiert werden. Zusammen mit den bereits ausgebildeten Soldaten werde man dann auf eine Gesamtzahl von 75.000 kommen, sagte der Spanier nach einem Verteidigungsministertreffen in Brüssel.

Weiter keine einheitliche Position gibt es nach Angaben von Borrell zur Frage, ob ukrainische Soldaten künftig auch in der Ukraine selbst ausgebildet werden sollten. Mehrere EU-Staaten hatten sich zuvor offen dafür gezeigt. «Wir müssen militärische und politische Überlegungen berücksichtigen, aber wir schliessen diese Möglichkeit nicht aus», sagte der schwedische Verteidigungsminister Pål Jonson. Ein Training in der Ukraine ist eine Sicherheitsfrage für die Ausbilder aus EU-Staaten. Einige Staaten wiederum wie Polen halten eine Ausbildung auf ihrem Gebiet für zu aufwendig. (dpa)

19:33 Uhr

Freitag, 30. August

Selenski entlässt Chef der Luftwaffe

Die Ukraine hat ihren ersten Kampfjet des Typs F-16 verloren. Diese waren erst diese Woche geliefert worden. Der Pilot, genannt «Moonfish», war bekannt und beliebt gewesen. Der 30-Jährige kam ums Leben.

Jetzt wird bekannt, dass der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski den Chef seiner Luftwaffe entlassen hat. Das berichten verschiedene Medien. Demnach teilte Selenski via Telegram mit, dass er sich entschlossen habe, den Kommandanten der Luftwaffe, Mykola Oleschtschuk zu ersetzen. (chm)

17:36 Uhr

Freitag, 30. August

Ukraine verliert den ersten F-16-Jet im Einsatz

Zuerst war es nur ein Gerücht aufgrund der Todes­anzeige eines hochdekorierten Kampfpiloten, von dem man wusste, dass er an der F-16 ausgebildet worden ist. Inzwischen ist die offizielle Bestätigung seitens der Behörden erfolgt: Die Ukraine hat diese Woche ihren ersten der soeben erst neu gelieferten F-16-Kampfjets verloren.

Laut einer Mitteilung des Generalstabs am späten Donnerstagabend stürzte die Maschine bei der Abwehr des schweren russischen Raketen- und Drohnenangriffs vom vergangenen Montag ab. Der Pilot, Oberstleutnant Oleksii Mes, kam dabei ums Leben. Der Tod des populären 30-jährigen Fliegeroffiziers, der weitum unter seinem Rufnamen «Moonfish» bekannt war, sorgte in der ukrainischen Bevölkerung für Bestürzung.

In zahlreichen Beileidsbekundungen in den sozialen Medien wurde er als Volksheld tituliert, dem man ewig gedenken werde. Gleichzeitig zeigt sein Absturz, wie die Kriegspropaganda auf beiden Seiten funktioniert. Mes habe bei seinem letzten Einsatz noch drei russische Marschflugkörper und eine Kamikazedrohne abgeschossen, ehe seine Maschine niederging, hiess es von Seiten ukrainischer Analysten, was die Luftwaffe in den sozialen Medien bestätigte.

Russische Militärblogger behaupteten dagegen wahlweise, entweder sei er von einem SU-57-Jet aus weiter Entfernung mit einer Lenkwaffe abgeschossen worden, oder Mes habe die Kontrolle über seinen Jet verloren, noch bevor er eine einzige der anfliegenden russischen Drohnen ins Visier nehmen konnte. Eine offizielle Absturzursache wurde nicht angegeben, eine Untersuchung sei im Gange.

Der ukrainische Generalstab berichtete lediglich, der Kontakt zu seiner Maschine sei abgerissen, ehe sie im Westen des Landes abstürzte. Oleksii Mes wurde am Donnerstag in seiner Heimatstadt Luzk beerdigt und posthum zum Oberst befördert.

Zweifellos stellt der Verlust dieser F-16 einen empfindlichen Rückschlag für die Ukraine dar. Wie viele der Jets aus US-Produktion bereits im Einsatz stehen, wird geheim gehalten. Präsident Wolodimir Selenski präsentierte bei der Vorstellung am 4. August auf einem geheimen Stützpunkt lediglich zwei Flugzeuge. Laut US-Quellen sind bisher nicht mehr als sechs F-16 aus niederländischen Beständen im Land angekommen. (Bojan Stula)

21:40 Uhr

Donnerstag, 29. August

Luftangriff - Ukraine nimmt vier Reaktoren vom Netz

Wegen eines russischen Luftangriffs hat die Ukraine nach offiziellen Angaben vier Atomreaktoren zeitweise abschalten müssen. Diese Angaben machte die Regierung in Kiew in einem Schreiben an die Internationale Atomenergie-Behörde in Wien. Die IAEA veröffentlichte wie erbeten den Brief eines Mitgliedslandes, äusserte sich aber bislang nicht zum Sachverhalt.

Bei dem schweren russischen Luftangriff am vergangenen Montag hätten morgens zunächst die Reaktoren 1, 3 und 4 im AKW Riwne vom Netz genommen werden müssen, hiess es. Die Leistung im AKW Südukraine sei dafür erhöht worden. Wegen der Spannungsschwankungen im Netz sei nachmittags dann der dritte Reaktorblock dieser Anlage abgeschaltet worden.

«Die Russische Föderation zielt weiter absichtlich auf die Energieinfrastruktur der Ukraine und will die Arbeit der Kernkraftwerke unterbrechen, die den meisten Strom für die Ukraine liefern», hiess es in dem Brief. Unabhängige Aussagen dazu gab es nicht.

Russland hat mit Bombardements aus der Luft schon viele Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerke zerstört oder beschädigt. Auf die AKWs unter ukrainischer Kontrolle gab es keine Angriffe, sie sind aber von den Schwankungen im Stromnetz betroffen. Das grösste ukrainische AKW Saporischschja ist von der russischen Armee besetzt und liegt still. Die IAEA appelliert an beide Seiten, die Sicherheit von Nuklearanlagen nicht zu gefährden. (dpa)

20:19 Uhr

Donnerstag, 29. August

Ukraine verliert Kampfjet F-16 - Pilot tot

Ein neuer Kampfjet F-16 der Ukraine ist nach Militärangaben bei der Abwehr des schweren russischen Luftangriffs vom Montag abgestürzt. Der Pilot sei getötet worden, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew mit. Er bestätigte damit US-Medienberichte. Die erst vor kurzem gelieferten Flugzeuge aus US-Produktion hätten sich bei dem Einsatz als sehr wertvoll erwiesen und vier russische Lenkraketen abgeschossen, hiess es. Beim Weiterflug zum nächsten Ziel sei der Kontakt zu einer Maschine abgerissen. «Sie verunglückte, der Pilot kam ums Leben.»

Die ukrainische Luftwaffe bestätigte, dass der tote Pilot Oleksij Mes mit Rufzeichen Moonfish war, der als einer der ersten Ukrainer auf der F-16 ausgebildet worden war. Er sei heute beerdigt worden. Nach monatelangem Warten der Ukraine hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj Anfang August die ersten Maschinen vorgestellt. Nach US-Angaben, zitiert im «Wall Street Journal», handelte es sich um sechs früher niederländische Kampfflugzeuge. (dpa)

14:37 Uhr

Donnerstag, 29. August

Baerbock: Putin bereitet noch massiveren «Kältekrieg» vor

Aussenministerin Annalena Baerbock wirft Russlands Präsident Wladimir Putin Vorbereitungen für einen neuen «Kältekrieg» gegen die Ukraine vor. In den vergangenen Wochen und Monaten seien bereits ganz gezielt die Infrastruktur zur Wärme- und Wasserversorgung angegriffen worden, sagte die Grünen-Politikerin bei Beratungen mit Amtskollegen in Brüssel. «Mit dem Ziel, dass im Winter dann die Menschen im Zweifel erfrieren.» Putin ziele auf einen noch massiveren Kältekrieg ab als in den Jahren zuvor.

Antwort der EU soll nach Angaben von Baerbock ein neuer «Schutzschirm» für die Ukraine sein. Sie verwies darauf, dass Deutschland bis Jahresende vier weitere Flugabwehrsysteme vom Typ IRIS-T sowie zusätzliche Flugabwehrkanonenpanzer vom Typ Gepard liefern wolle. «Die Luftabwehr ist weiterhin das Allerallerwichtigste, um Menschenleben vor Ort in der Ukraine zu schützen.» (dpa)

10:33 Uhr

Donnerstag, 29. August

Selenski: Mehr Kontrolle im Raum Kursk – Druck in Pokrowsk

Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrer Invasion im russischen Gebiet Kursk nach Angaben von Präsident Wolodimir Selenski weitere Gebiete unter ihre Kontrolle genommen. Es gehe um Flächen an der Grenze zur Ukraine, sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Details nannte der Staatschef nicht. Er sagte aber auch, dass erneut der Bestand an russischen Kriegsgefangenen aufgefüllt worden sei für einen weiteren möglichen Austausch.

«Danke Soldaten! Das ist das, was uns hilft, unsere Leute nach Hause zurückzuholen aus russischer Gefangenschaft», sagte Selenski. Zuletzt hatte es vorige Woche einen Gefangenenaustausch gegeben. Die ukrainischen Truppen waren am 6. August in Russland einmarschiert.

Russland führte indes im Gebiet Kursk in der Stadt Kurtschatow, wo das Atomkraftwerk steht, Zugangsbeschränkungen ein. Demnach wurden Kontrollposten auf den Strassen eingerichtet. Auch der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), Rafael Grossi, hatte sich bei einem Besuch im AKW Kursk am Dienstag besorgt gezeigt, dass der Meiler Schäden nehmen könnte durch Beschuss im Zuge der Kämpfe. Er warnte vor der Gefahr eines atomaren Zwischenfalls.

Nach Darstellung Selenskis verhindert die Kursk-Offensive, dass Russland den ohnehin hohen Druck auf die ostukrainische Region Donezk noch weiter erhöhen kann, weil es sich auf die Verteidigung auf seinem Gebiet konzentrieren muss. Der Druck im Gebiet Donezk sinkt demnach aber bisher nicht. Westliche Militärbeobachter bescheinigten den russischen Truppen im Kreis Pokrowsk Fortschritte. Auch Selenski räumte Probleme ein.

Schwierige Lage im ukrainischen Gebiet Pokrowsk

«Im Donezker Gebiet ist es äusserst schwierig, die wichtigsten russischen Anstrengungen und die grössten Kräfte sind genau dort konzentriert», sagte Selenski. «Sehr wichtig ist jetzt die Widerstandsfähigkeit jeder unserer Einheiten, unsere Fähigkeit, den Besatzer zu vernichten.»

Die Menschen in Pokrowsk sind zur Flucht aufgerufen. Die Behörden haben die Evakuierung der Stadt angeordnet angesichts des drohenden Vormarsches der russischen Truppen. Demnach sind noch 38.000 Menschen in der Stadt, darunter 1.900 Kinder. Der Chef der Donezker Militärverwaltung, Wadym Filaschkin, teilte mit, dass von Montag an alle Banken schliessen in Pokrowsk. Dann funktionierten nur noch Geldautomaten.

Für Russland gilt die Einnahme der wegen eines Bahnknotenpunktes wichtigen Stadt als nächstes Etappenziel in dem seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ein Hauptziel Moskaus ist es, das bisher grösstenteils besetzte Gebiet Donezk komplett unter russische Kontrolle zu bringen. Die russischen Truppen hatten in der Ostukraine zuletzt immer wieder Ortschaften eingenommen.

Drohnenangriffe in der Nacht

In der Nacht wehrten Russlands Streitkräfte nach eigenen Angaben mehrere ukrainische Drohnenangriffe ab. In der Grenzregion Brjansk seien unbemannte Fluggeräte abgeschossen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf den Gouverneur des Gebiets. Verletzt wurde demnach niemand, Schäden habe es auch nicht gegeben.

Zudem habe das russische Militär einen ukrainischen Angriff auf Sewastopol im Süden der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim abgewehrt. Zwei Drohnen seien über dem Meer abgeschossen worden, teilte der Gouverneur Michail Raswosschajew laut Tass mit. Zivile Einrichtungen in der Hafenstadt seien dabei nicht beschädigt worden.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte unterdessen mit, Artillerieeinheiten hätten ein ukrainisches Drohnen-Kontrollzentrum samt Startvorrichtung und Soldaten des Feindes ausgeschaltet. Zum Ort des Geschehens wurden keine Angaben gemacht.

In der Ukraine gab es in weiten Teilen des Landes Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe warnte vor grösseren russischen Angriffen mit Kampfdrohnen. Unter anderem in der Hauptstadt Kiew sei die Luftabwehr aktiv gewesen, hiess es. (dpa)

12:45 Uhr

Mittwoch, 28. August

Deutlicher Vormarsch der Russen in der Ostukraine

Die russischen Truppen rücken nach Einschätzung von Militärbeobachtern an dem Frontabschnitt Pokrowsk in der Ostukraine mit hohem Tempo vor. Sie hätten innerhalb weniger Tage den grössten Teil der südöstlich von Pokrowsk gelegenen Ortschaft Nowohrodiwka unter Kontrolle gebracht, heisst es in einem Bericht des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW).

Laut ISW konzentriere sich die russische Armee nun darauf, sich entlang einer Eisenbahnlinie in Richtung Pokrowsk vorzukämpfen. Der vergleichsweise schnelle russische Vormarsch in Nowohrodiwka im Gebiet Donezk sei nach Einschätzung der Experten wahrscheinlich wegen eines ukrainischen Rückzuges aus der Gegend möglich gewesen.

Selenski beschliesst Verstärkung für die Region

Angesichts des russischen Vormarschs auf Pokrowsk hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski mitgeteilt, bei einem Treffen mit der Militärführung eine Verstärkung für die Region beschlossen zu haben. Die russischen Truppen hatten im Raum Donezk zuletzt immer wieder die Einnahme ganzer Ortschaften verkündet.

Die ukrainischen Behörden haben auch weitere Evakuierungen angeordnet. Wegen der verschlechterten Sicherheitslage sei die Zone für Zwangsevakuierungen ausgeweitet worden. Kinder und ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten müssten ihre Häuser verlassen, hatte der Gouverneur von Donezk mitgeteilt. Insgesamt wurden 27 Ortschaften im Raum Kostjantyniwka und Selydowe aufgelistet. Zuvor war wegen des Vorrückens der russischen Truppen bereits im Raum Pokrowsk eine Evakuierung von Dörfern angeordnet worden. (dpa)

09:22 Uhr

Mittwoch, 28. August

Nato-Ukraine-Rat kommt zusammen

Auf Bitten Kiews hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg eine Sitzung des Nato-Ukraine-Rats einberufen. Bei dem Treffen heute wird es nach Angaben von Bündnissprecherin Farah Dakhlallah um die Lage auf dem Schlachtfeld und die wichtigsten militärischen Bedürfnisse des von Russland angegriffenen Landes gehen. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow soll per Videokonferenz zugeschaltet werden.

Als Hintergrund des Treffens nannte die Nato-Sprecherin die jüngsten schweren Angriffswellen Russlands auf ukrainische Infrastruktur und Zivilisten. Der Nato-Ukraine-Rat war zum ersten Mal im vergangenen Jahr beim Nato-Gipfel in Litauen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs zusammengekommen. Das neue Gremium wurde für den Austausch in Krisensituationen geschaffen.

Russland hat die Ukraine in den vergangenen Nächten mit schweren Luftangriffen überzogen. Dabei wurden nach ersten Überblicken der ukrainischen Behörden mindestens vier Menschen getötet - zwei Menschen durch einen Raketentreffer auf ein Hotel in Krywyj Rih und zwei weitere durch Drohnenangriffe auf Saporischschja. Auch in der Nacht zum Mittwoch gab es in vielen Regionen der Ukraine Luftalarm, vor allem im Osten des Landes und auf der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski schrieb auf X: «Wir werden unzweifelhaft Russland auf diese und alle anderen Attacken antworten.»

Berichte: Brände in russischen Öldepots

In der Nacht kam es im russischen Gebiet Rostow nach Explosionen zu mehreren Bränden in Öllagern, wie russische und ukrainische Medien berichteten. Der Gouverneur des an die Ukraine grenzenden Gebiets, Wassili Golubew, berichtete auf seinem Telegram-Kanal, es seien vier feindliche Drohnen abgeschossen worden. Es gebe keine Verletzten. Zu möglichen Schäden äusserte er sich zunächst nicht. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen.

Weiter schwere Kämpfe in der Ostukraine

Russische Truppen setzten unterdessen ihre Sturmangriffe rund um den Donbass in der Ostukraine fort. Bei Torezk tobten schwere Kämpfe in der Umgebung der Siedlung Nju Jork (New York), wie der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht mitteilte. Neun Angriffe seien abgeschlagen worden. Bei Pokrowsk wurden 25 russische Angriffe registriert. Auch diese Attacken seien abgewehrt worden, hiess es. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Die Lage dort sei «bei Weitem nicht einfach», sagte Selenski. «Sie sind 100.000, wir sind 100.000», beschrieb er die Kräfteverhältnisse. Den russischen Soldaten bleibe keine Wahl, als weiter anzugreifen. «Denn wenn sie sich zurückziehen, werden sie erschossen, von der russischen Armee.»

Auch bei Tschassiw Jar dauerte der blutige Schlagabtausch russischer Angreifer und ukrainischer Verteidiger an. «Früher erlebten wir täglich zwischen 10 und 20 Angriffe russischer Sturmtruppen», sagte Oleh Kalaschnikow, Pressesprecher der dort eingesetzten ukrainischen Brigade. «Jetzt ist es etwas weniger geworden, aber die Intensität hat sich gesteigert.» Tschassiw Jar sei inzwischen ein einziger Trümmerhaufen.

Der frühere Kommandeur der US-Truppen in Europa, General Ben Hodges, sah in dem langsamen Vorrücken der russischen Truppen von Awdijiwka nach Pokrowsk keine besondere Gefahr für die Ukraine. Russland habe das 50 Kilometer entfernte Awdijiwka im Februar eingenommen und sei erst jetzt, knapp sechs Monate später, in die Nähe von Pokrowsk gekommen. «Und das bei fast 1.000 Toten pro Tag», sagte Hodges der ukrainischen Agentur RBK. «Das sind nicht gerade die schnellen Schläge von Marschall Schukow.» Georgi Schukow hatte im Zweiten Weltkrieg die Rote Armee zu Erfolgen in den Schlachten um Moskau, Stalingrad und Berlin geführt.

Der russische Generalstab sei sicherlich entschlossen, sich auf seine Offensive in Richtung Pokrowsk und Torezk zu konzentrieren. «Sie könnten das tun, was ihre Grossväter vor 80 Jahren taten, nämlich einige Durchbrüche in anderen Teilen der Front zulassen und darauf warten, später zuzuschlagen», sagte Hodges. «Aber ich glaube nicht, dass sie die Kompetenz oder die Mittel ihrer Grossväter haben, und viele der besten sowjetischen Soldaten waren natürlich Ukrainer.»

Medwedew: Müssen neue Gebiete Russlands schützen

Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew zufolge muss die russische Armee die von ihr eroberten und inzwischen von Moskau annektierten Gebiete der Ukraine schützen. «Wir haben alle Möglichkeiten, diese Ziele zu erreichen», sagte der Vize-Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrats. Mit den «neuen Regionen der Russischen Föderation» meinte er die Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk. Russland hat diese vier Regionen sowie die Halbinsel Krim inzwischen annektiert und betrachtet sie als Staatsgebiet.

Die meisten Ziele der Spezialoperation, wie Moskau den Angriffskrieg gegen die Ukraine offiziell nennt, seien erreicht. «Und jetzt gibt es etwas andere Ziele, die auch reale Konsequenzen vor Ort haben», betonte Medwedew bei einer Parteiveranstaltung in Moskau. «Wir haben vier neue Subjekte der Föderation, das ist gut für unser Land, denn es ist unser Land.» Doch diese Regionen müssten verteidigt werden. Unklar war, ob Medwedew damit weitere Gebietseroberungen andeutete, um eventuell Pufferzonen rund um die annektierten Gebiete zu errichten. (dpa)

14:44 Uhr

Dienstag, 27. August

IAEA-Chef besichtigt russisches AKW Kursk

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat sich in Russland ein Bild von der Lage im frontnahen russischen Atomkraftwerk Kursk gemacht. Grossi habe das AKW in der Stadt Kurtschatow im Gebiet Kursk komplett besichtigt und auch das Gebiet um den Meiler herum, berichteten russische Medien. Von russischer Seite nahmen AKW-Direktor Alexander Uwakin und der Bürgermeister von Kurtschatow, Igor Korpunkow, an dem Treffen teil.

Russland hatte zuletzt beklagt, dass das AKW nach dem Einmarsch ukrainischer Truppen in Gefahr sei. Während des Besuchs gab es laut russischen Medien Luftalarm wegen angeblich möglicher Raketenschläge.

Grossi wollte laut russischen Medien im Anschluss nach Kiew reisen, um auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu sprechen. Schon vor seiner Ankunft in Russland hatte Grossi gesagt, angesichts der Kämpfe in der Nähe des Atommeilers sei die Situation «ernst». Die IAEA könne die Sicherheit der Anlage nur beurteilen, «wenn wir die Möglichkeit haben, unabhängig zu bewerten, was dort passiert». Grossi reiste mit einem Team in die Region Kursk.

Zivilschutz: Strahlenwerte im Normbereich

Nach Angaben des russischen Zivilschutzes lagen die Strahlenwerte im Normbereich. Die ökologische Situation werde rund um die Uhr überwacht, hiess es.

Das AKW in der Stadt Kurtschatow liegt etwa 30 Kilometer entfernt von dem äussersten belegten Vorstoss der Ukrainer. Vorige Woche hatte Russland die IAEA über eine abgewehrte Drohne im Gebiet des Kraftwerks informiert. Der russische Präsident Wladimir Putin warf der Ukraine einen versuchten Angriff auf die Atomanlage vor. Bislang ist jedoch unklar, ob das AKW ein Ziel des ukrainischen Vormarsches ist.

Grossi hat bereits mehrfach das russisch besetzte ukrainische AKW Saporischschja besucht und dort ein IAEA-Team stationiert. Die ständige Präsenz der internationalen Fachleute dient nicht nur der Beobachtung der Lage, sondern auch der Abschreckung von Kampfhandlungen, die einen Atomunfall auslösen könnten. (dpa)

14:29 Uhr

Dienstag, 27. August

Russland meldet versuchten ukrainischen Durchbruch an Grenze

Russische Behörden im Gebiet Belgorod melden versuchte ukrainische Vorstösse über die Grenze. Die Situation vor Ort bleibe schwierig, sei aber unter Kontrolle, schrieb der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, auf seinem Telegram-Kanal. Nach unbestätigten russischen Medienberichten gab es Gefechte bei dem Übergang Nechotejewka sowie bei Schebekino. Dort sollen mehrere Hundert ukrainische Soldaten zum Teil mit Panzern im Einsatz sein.

Die ukrainische Seite äusserte sich nicht zu angeblichen Angriffen. Bei Schebekino wäre ein ukrainischer Vorstoss schwierig, weil die russische Armee seit ihrer Offensive vom Mai ukrainisches Gebiet vor der Grenze besetzt hält und in der umkämpften Stadt Wowtschansk steht. ( dpa )

08:43 Uhr

Dienstag, 27. August

Neue russische Angriffe auf Ukraine: Mindestens fünf Tote

Russland hat die Ukraine die zweite Nacht in Folge mit schweren Luftangriffen verschiedener Waffentypen überzogen. Dabei wurden nach ersten Überblicken der ukrainischen Behörden mindestens fünf Menschen getötet - zwei Menschen durch einen Raketentreffer auf ein Hotel in Krywyj Rih und drei weitere durch Drohnenangriffe auf Saporischschja. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte die russische Armee erneut Langstreckenbomber ein, von denen aus Marschflugkörper starten. Auch Hyperschallraketen des Typs Kinschal wurden abgefeuert.

Die Angriffe richteten sich nach Einschätzung von Beobachtern erneut vor allem gegen das Energiesystem der Ukraine. Am Montag hatte Russland einen Angriff mit 127 Raketen und Marschflugkörper sowie mehr als 100 Kampfdrohnen gegen die Ukraine geflogen. Das war die höchste vom ukrainischen Militär gemeldete Zahl in zweieinhalb Jahren Krieg. ( dpa )

06:21 Uhr

Dienstag, 27. August

Selenski droht Russland mit Vergeltung nach Luftangriffen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat Vergeltung für die grossangelegten russischen Luftangriffe auf sein Land angekündigt. An der militärischen Antwort würden auch vom Westen gelieferte F-16-Kampfjets beteiligt sein, sagte Selenski in seiner abendlichen Videobotschaft. Russland hatte das Nachbarland nach Angaben aus Kiew binnen kurzer Zeit mit 236 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen attackiert. Die Angriffe galten vor allem der Energieinfrastruktur des Landes.

Die Luftangriffe töteten am Montag laut Behördenangaben mindestens sieben Menschen, 47 weitere wurden verletzt. Auch in der Nacht zum Dienstag gab es in der Ukraine erneut vielerorts Luftalarm. In der Grossstadt Krywyj Rih schlug nach Behördenangaben eine russische Rakete in einem Hotel ein. Es gebe mindestens zwei Todesopfer, berichteten ukrainische Medien unter Berufung auf die Militärverwaltungen der Stadt und des Bezirks. Bis zu fünf Menschen könnten unter den Trümmern des Gebäudes verschüttet sein, die Rettungsarbeiten liefen. Die Industriestadt Krywyj Rih im Gebiet Dnipropetrowsk ist die Geburtsstadt Selenskis.

Details zur angekündigten Vergeltung für die Luftangriffe vom Montag nannte Selenski nicht. Allerdings verwies er auch auf die seit drei Wochen laufende ukrainische Offensive im russischen Gebiet Kursk. Die ukrainischen Truppen hätten dort ihre Kontrolle ausgeweitet und erneut russische Kriegsgefangene genommen, was die Möglichkeiten für den Austausch von Gefangenen verbessere.

Selenski: Zerstörte Energie-Infrastruktur wird repariert

Nach den russischen Angriffen berichteten die Behörden in der Ukraine von massiven Schäden an der Energieinfrastruktur. Auch für Dienstag kündigten die Energieversorger stellenweise Stromabschaltungen an. «In einigen Orten hat der Terrorstaat zivile Ziele mit Streumunition angegriffen», teilte Selenski nach einem Treffen mit der Militärführung über Telegram mit. Bevor die Reparaturen am Energiesektor beginnen könnten, müssten die Streubomben entschärft werden.

Schon zuvor hatte der Präsident mit Blick auf die Schäden in einer Videobotschaft mehr Waffen von den Verbündeten gefordert und eine Freigabe reichweitenstarker westlicher Raketen für den Beschuss von Zielen auf russischem Gebiet im Hinterland. Bisher gelten Beschränkungen für deren Einsatz.

Russlands Vergeltung wegen Kiews Kursk-Offensive

In vielen Regionen der Ukraine gab es am Montag stundenlang Luftalarm. Die Bombardierungen, über die auch das russische Verteidigungsministerium ausführlich berichtete, gelten als Teil der Vergeltung für die ukrainische Offensive im Gebiet Kursk, die am 6. August begann. Die ukrainische Luftverteidigung wehrte nach eigenen Angaben 201 Angriffe ab.

Kremltreue Kräfte hatten zuletzt kritisiert, dass Moskau so lange warte mit einer Antwort. Experten gehen davon aus, dass die ukrainischen Kräfte die besetzten russischen Ortschaften über Monate hinweg kontrollieren können.

Selenski: Kursk-Offensive kompensiert fehlende Waffenfreigabe

Präsident Selenski begründete die Invasion im Gebiet Kursk auch damit, dass die westlichen Verbündeten bisher reichweitenstarke Waffen nicht für den Einsatz auf russischem Gebiet freigegeben haben. Die Präsenz der ukrainischen Truppen und ihre Anstrengungen, die russische Bedrohung zu eliminieren, seien ein Weg, die fehlende Erlaubnis zu kompensieren, sagte er.

Vor drei Wochen war die Ukraine mit rund 10.000 Soldaten in die Region Kursk einmarschiert. Selenski hatte auch davon gesprochen, dass damit der Druck auf Moskau erhöht werden solle, sich auf Verhandlungen für eine gerechte Friedenslösung in dem vor zweieinhalb Jahren vom Kreml initiierten Krieg einzulassen. Russland erklärte nach der Invasion seine Bereitschaft zu Gesprächen für nichtig.

Ukrainischer Oberkommandierender berät mit Nato-General

Der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrskyj, informierte im Nachrichtennetzwerk Telegram über ein Gespräch mit dem Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte in Europa, Christopher G. Cavoli. Dabei sei es um die Lage an der Front, um eine Stärkung der Luftverteidigung und um den «Schutz der Städte und kritischen Infrastruktur vor den ständigen Terroranschlägen der Russischen Föderation» gegangen. Syrskyj schilderte demnach den Bedarf an Waffen, weiterer Munition und militärischer Ausrüstung.

Abgesehen von den Geländegewinnen bei der Offensive im russischen Gebiet Kursk sind die ukrainischen Streitkräfte im Osten des eigenen Landes weiter massiv unter Druck. Angesichts des russischen Vormarschs in der Region Pokrowsk im Gebiet Donezk teilte Selenski mit, bei einem Treffen mit der Militärführung sei eine Verstärkung für die Region beschlossen worden. Die russischen Truppen hatten im Raum Donezk zuletzt immer wieder die Einnahme ganzer Ortschaften verkündet.

Region Donezk ordnet weitere Evakuierungen an

Die ukrainischen Behörden ordneten angesichts des russischen Vormarsches in der Gegend weitere Evakuierungen an. Wegen der verschlechterten Sicherheitslage sei die Zone für Zwangsevakuierungen ausgeweitet worden, Kinder und ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten müssten ihre Häuser verlassen, teilte der Gouverneur von Donezk mit. Insgesamt wurden 27 Ortschaften im Raum Kostjantyniwka und Selydowe aufgelistet. Zuvor war wegen des Vorrückens der russischen Truppen bereits im Raum Pokrowsk eine Evakuierung von Dörfern angeordnet worden.

Was am Dienstag wichtig wird

In dem umkämpften russischen Gebiet Kursk steht auch ein Atomkraftwerk, das Moskau durch die ukrainischen Angriffe in Gefahr sieht. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, will sich am Dienstag mit einem Team vor Ort ein Bild von der Lage machen. Angesichts der Kämpfe in der Nähe des Atommeilers sei die Situation als «ernst» einzustufen, sagte der Generaldirektor.

Das AKW in der Stadt Kurtschatow liegt etwa 30 Kilometer entfernt vom äussersten belegten Vorstoss der Ukrainer. Vorige Woche informierte Russland die IAEA über eine abgewehrte Drohne im Gebiet des Kraftwerks. Bislang ist jedoch unklar, ob das AKW ein Ziel des ukrainischen Vormarschs ist.

Grossi hat bereits mehrfach das russisch besetzte AKW Saporischschja in der Ukraine besucht und dort ein IAEA-Team stationiert. Die ständige Präsenz der internationalen Fachleute dient nicht nur der Beobachtung der Lage, sondern auch dazu, von Kampfhandlungen abzuschrecken, die eine Atomkatastrophe auslösen könnten. ( dpa )

21:19 Uhr

Montag, 26. August

Region Donezk ordnet weitere Evakuierungen an

Die ukrainischen Behörden haben angesichts des russischen Vormarsches im Raum Donezk weitere Evakuierungen angeordnet. Wegen der verschlechterten Sicherheitslage sei die Zone für Zwangsevakuierungen ausgeweitet worden, Kinder und ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten müssten ihre Häuser verlassen, teilte der Donezker Gouverneur Wadym Filaschkin mit.

Insgesamt wurden 27 Ortschaften im Raum Kostjantyniwka und Selydowe aufgelistet. Zuvor war wegen des Vorrückens der russischen Truppen bereits im Raum Pokrowsk eine Evakuierung von Dörfern angeordnet worden. (dpa)

20:10 Uhr

Montag, 26. August

Selenski: Zerstörte Energie-Infrastruktur wird repariert

Nach einem der grössten Bombardements der Ukraine seit Kriegsbeginn hat Russland nach Militärangaben aus Kiew 127 Raketen und Marschflugkörper sowie 109 Drohnen auf die Regionen des Nachbarlandes abgefeuert. Von den 236 Drohnen und Raketen habe die Flugabwehr 201 zerstört, teilten die Luftstreitkräfte in Kiew mit. Behörden berichteten von massiven Schäden an der Energieinfrastruktur.

«In einigen Orten hat der Terrorstaat zivile Ziele mit Streumunition angegriffen», teilte Präsident Wolodimir Selenski nach einem Treffen mit der Militärführung mit. Bevor die Reparaturen am Energiesektor beginnen könnten, müssten die Streubomben entschärft werden, sagte er.

Selenski erörterte auch mit Verantwortlichen die Wiederherstellung der zerstörten Energieanlagen. Für jede Region einzeln sei die Schlagkraft der Flugabwehr besprochen worden. Schon zuvor hatte er in einer Videobotschaft mehr Waffen gefordert und eine Freigabe reichweitenstarker westlicher Raketen für den Beschuss von Zielen auf russischem Gebiet im Hinterland. Bisher gelten Beschränkungen für deren Einsatz. (dpa)

19:49 Uhr

Montag, 26. August

Russischer Grossangriff: Luftschläge gegen ukrainische Kraftwerke

Russische Lenkwaffen und Drohnen haben grosse Schäden an ukrainischen Kraftwerken angerichtet. Explosionen waren in weiten Landesteilen zu hören.

15:41 Uhr

Montag, 26. August

Polen dokumentiert mögliche russische Luftraumverletzung

Im Zusammenhang mit den russischen Angriffen auf die Ukraine ist offenbar ein nicht näher definiertes «Flugobjekt» auf polnisches Gebiet geraten und vom polnischen Radar erfasst worden. Das gab Generał Maciej Klisz, der Einsatzkommandeur der polnischen Armee, in Warschau bekannt. Die Nachrichtenagentur PAP zitierte den stellvertretenden Verteidigungsminister Cezary Tomczyk anschliessend mit der Versicherung, dass für Polens Bevölkerung keine unmittelbare Gefahr drohe.

Mindestens drei Radarstationen hätten das vermutlich unbemannte Objekt erfasst, sagte Klisz bei einem Presse-Briefing. Es sei «vollständig unter Kontrolle» gewesen und hätte auch abgeschossen werden können, falls notwendig. Das Objekt habe um 6.43 Uhr nahe der ukrainischen Stadt Tscherwonohrad die polnische Grenze überquert. Tscherwonohrad sei wegen eines dort befindlichen Kraftwerks wiederholt Ziel von russischen Luftangriffen gewesen. Am Nachmittag war aber zunächst unklar, ob das Objekt den polnischen Luftraum bereits wieder verlassen hatte.

Schon am Morgen hatte PAP gemeldet, dass wegen der Nähe massiver russischer Luftangriffe zur polnischen Grenze das polnische Militär Abfangjäger aufsteigen lassen habe. An dem Einsatz waren den Angaben nach auch Flugzeuge anderer Verbündeter beteiligt. (dpa)

14:43 Uhr

Montag, 26. August

Russischer Treffer auf Wasserkraftwerk von Kiew

Das Wasserkraftwerk am Stausee von Kiew ist nach ukrainischen Medienberichten durch einen russischen Luftangriff beschädigt worden. Die Nachrichtenagentur Unian in Kiew meldete den Treffer, nachdem in russischen Telegramkanälen ein Video der Schäden aufgetaucht war.

Demnach brannte es im Turbinenraum des Wasserkraftwerks, die Strasse auf der Staumauer war beschädigt. «Es ist sinnlos, das zu verschweigen», schrieb die Nachrichtenagentur. Die Militärverwaltung des Kiewer Umlands bestätigte nach dem Luftangriff offiziell nur Schäden an zwei nicht näher bezeichneten Anlagen der Energieinfrastruktur.

Zugleich versuchten ukrainische Behörden, Befürchtungen vor einer möglichen Zerstörung der Staumauer zu zerstreuen. «Es gibt keine Bedrohung für den Damm des Kiewer Wasserkraftwerks. Es ist unmöglich, ihn mit Raketen zu zerstören», schrieb Andryj Kowalenko, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, auf Telegram. (dpa)

13:32 Uhr

Montag, 26. August

Russland bombardiert Energiesystem der Ukraine

Bei einem der schwersten Angriffe in zweieinhalb Jahren Krieg hat Russland die Ukraine massiv mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen aus der Luft beschossen. 15 der insgesamt 24 ukrainischen Regionen seien getroffen worden, teilte Ministerpräsident Denys Schmyhal auf Telegram mit. «Es gibt Tote und Verletzte.» Das Hauptziel der Angriffe sei einmal mehr das Energiesystem der Ukraine gewesen. In der Hauptstadt Kiew und in anderen Landesteilen kam es zu Stromausfällen und Notabschaltungen.

Weil die Angriffe den ganzen Vormittag andauerten, sammelten sich die Angaben zu Opfern und Schäden nur langsam. In ersten Behördenberichten war von 5 Toten und 17 Verletzten in verschiedenen Landesteilen die Rede. Das Bombardement traf die Ukraine, als die Menschen nach dem Wochenende mit dem Unabhängigkeitstag wieder zur Arbeit gingen.

In Kiew war der Luftalarm erst nach fast acht Stunden gegen 13.45 Uhr Ortszeit (12.45 Uhr MESZ) vorbei, weil bis dahin immer noch Schwärme russischer Kampfdrohnen im Luftraum registriert wurden. Videos zeigten, wie die Menschen in der Millionenstadt dicht gedrängt die U-Bahnstationen als unterirdische Zuflucht nutzten.

Notabschaltungen im ukrainischen Stromnetz

«Der Feind lässt nicht von seinen Plänen ab, den Ukrainern das Licht auszuschalten», schrieb Energieminister Herman Halutschschtenko auf Facebook. Die Lage sei schwierig. Der Stromversorger Ukrenerho und andere Energiefirmen versuchten, das Netz durch Notabschaltungen zu entlasten. Wo kein Strom ist, fällt meist auch die Versorgung mit Wasser aus.

Seit dem Jahreswechsel 2023/24 hat Russland mit mehreren kombinierten Luftangriffen versucht, Kraftwerke und die Energieinfrastruktur der Ukraine auszuschalten. Bei einem Angriff am 29. Dezember setzte die russische Armee nach Kiewer Zählung 122 Raketen und Marschflugkörper sowie 36 Drohnen ein. In der Ukraine waren mehr als 30 Tote zu beklagen. (dpa)

13:16 Uhr

Montag, 26. August

Selenski fordert freie Hand für Waffeneinsatz gegen Russland

Nach einem massiven russischen Luftangriff auf die Ukraine ruft Präsident Wolodimir Selenski die Welt zu entschiedenem Handeln gegen Moskau auf. «Schwäche, unzureichende Entscheidungen als Reaktion nähren den Terror», sagte er in einer kurzen Videobotschaft. Es seien energische Entscheidungen notwendig, um den Krieg fair zu beenden. Dazu gehöre, dass Beschränkungen für den Einsatz gelieferter westlicher Waffen gegen Russland aufgehoben werden. «Amerika, Grossbritannien, Frankreich und andere Partner haben die Macht, uns zu helfen, den Terror zu stoppen.»

Bislang darf die ukrainische Armee viele Waffen mit höherer Reichweite gemäss der westlichen Auflagen nicht gegen Ziele in Russland einsetzen.

Selenski sprach von einem der schlimmsten russischen Luftangriffe in zweieinhalb Jahren Krieg mit mehr als 100 Raketen verschiedener Typen und etwa 100 Kampfdrohnen. «Es gibt viele Schäden im Energiesektor», sagte er. Aufräum- und Reparaturarbeiten seien in Gang. (dpa)

09:00 Uhr

Montag, 26. August

Reuters-Mitarbeiter bei Angriff in Ukraine getötet

Mehrere westliche Journalisten sind offiziellen Angaben zufolge Opfer eines russischen Angriffs auf die ostukrainische Stadt Kramatorsk worden. Der für die Nachrichtenagentur Reuters tätige Sicherheitsberater Ryan Evans wurde bei der Attacke in der Nacht auf Sonntag in einem Hotel getötet, wie das Medienunternehmen berichtete. Die Leiche des Briten wurde nach Angaben der Behörden erst nach Stunden aus den Trümmern geborgen.

Vier Menschen wurden verletzt geborgen, wie der ukrainische Gouverneur der Region Donezk, Wadym Filaschkin, auf Telegram mitteilte. Zunächst hatte er nur zwei Verletzte erwähnt. Seinen Angaben nach ist unter den Verletzten auch ein Deutscher. Bei den Verletzungen handle es sich um eine Fraktur, Prellungen und Schnittwunden.

Die übrigen Opfer hätten die ukrainische, lettische und US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Alle seien Reuters-Mitarbeiter, schrieb Filaschkin. Die Nachrichtenagentur berichtete, in dem Hotel habe ein sechsköpfiges Team übernachtet und zwei Journalisten seien verletzt worden, einer davon schwer. Die ukrainische Staatsanwaltschaft teilte mit, das Gebäude sei von einer Rakete des Typs Iskander-M getroffen worden.

In prorussischen Blogs wurde der Angriff bestätigt. Demnach wurde Kramatorsk allerdings mit schweren Gleitbomben vom Typ FAB-1500 attackiert. Dort heisst es, dass eine Maschinenbaufabrik und mehrere militärische Objekte getroffen worden seien. (dpa)

08:53 Uhr

Montag, 26. August

Russland beschiesst die Ukraine massiv aus der Luft

Russland hat die Ukraine in den Morgenstunden massiv mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen aus der Luft beschossen. Beobachter in Kiew sprechen von einem der schwersten Luftangriffe in zweieinhalb Jahren Krieg. Explosionen wurden aus dem Umland der Hauptstadt und den Gebieten Schytomir, Chmelnyzkyj, Ternopil und Lwiw gemeldet, wie aus der offiziellen Luftalarm-App hervorgeht. In Kiew gibt es Probleme mit der Stromversorgung, wie Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram mitteilte.

Elf russische Langstreckenbomber in der Luft

Der ukrainischen Luftwaffe zufolge setzte die russische Armee zeitweise elf Langstreckenbomber Tu-95 ein, die Träger von Marschflugkörpern sind. Ausserdem wurden demnach Hyperschallraketen Kinschal auf die Ukraine abgefeuert. Auch aus dem Schwarzen Meer sei die Ukraine beschossen worden.

Einen Überblick über Opfer und Schäden gibt es bislang nicht. Ersten Informationen zufolge war erneut das ukrainische Energiesystem ein Hauptziel des Angriffs. (dpa)

06:31 Uhr

Montag, 26. August

Selenski verurteilt russische Attacke auf Journalisten

Nach dem tödlichen russischen Artilleriebeschuss eines Hotels mit ausländischen Journalisten in der Ukraine hat Präsident Wolodimir Selenski die Attacke scharf verurteilt. «Dies ist der tägliche russische Terror», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Die Welt müsse schnell und entschlossen handeln, um den Aggressor Russland zu stoppen. «Zeit bedeutet Verluste. Und je länger wir warten müssen, desto mehr Schaden wird Russland anrichten können.»

Bei dem Beschuss in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk war ein Hotel getroffen worden, in dem ein sechsköpfiges Team der Nachrichtenagentur Reuters übernachtete. Ein britischer Sicherheitsberater der Journalisten wurde getötet, seine Leiche konnte erst Stunden später geborgen werden. Daneben wurden zwei weitere Journalisten verletzt, unter ihnen ist ein Deutscher.

Im Tagesverlauf starben in der ostukrainischen Stadt Sumy ausserdem mindestens vier Menschen durch russischen Artilleriebeschuss. Weitere 13 Zivilisten wurden verletzt.

Selenski nahm diese Angriffe zum Anlass, die Weltgemeinschaft aufzurufen, mehr Druck auf den «terroristischen Staat» auszuüben, der seit zweieinhalb Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Neben der vollständigen Umsetzung der Sanktionen gegen Moskau forderte Selenski einmal mehr die Nutzung eingefrorenen russischen Geldes zugunsten seines Landes. Er erinnerte an einen Beschluss der sieben grossen westlichen Industriestaaten (G7), der Ukraine einen Kredit von 50 Milliarden Dollar zu gewähren, der durch Zinserträge aus eingefrorenem russischen Vermögen abgesichert werden soll.

Ukraine beobachtet Truppenaufmarsch in Weissrussland

Die ukrainische Regierung bestätigte die vom Nachbarland Weissrussland vor einer Woche angekündigte Truppenverstärkung an der Grenze. Nach Angaben des Aussenministeriums in Kiew wurden in der Region Gomel in Weissrussland neue Einheiten mit Panzern, Artillerie und Flugabwehr beobachtet. Daneben seien auch Söldner der ehemaligen russischen Wagner-Truppe erkannt worden.

Das ukrainische Aussenministerium rief die Verantwortlichen in Minsk auf, «unter dem Druck Moskaus keine für das eigene Land tragischen Fehler zu begehen» und die Truppen auf eine angemessene Entfernung von der gemeinsamen Grenze zurückzuziehen. Zugleich wurde in Kiew betont, man plane «keine wie auch immer gearteten feindlichen Aktionen» gegen das belarussische Volk.

Der weissrussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte erst vor wenigen Tagen Truppenverstärkungen in Richtung der Grenze zur Ukraine angekündigt. Als Grund dafür nannte er starke Truppenansammlungen auf ukrainischer Seite. Dort habe die Ukraine bis zu 120.000 Soldaten stationiert, behauptete er.

Das mit Russland verbündete Nachbarland ist nicht aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Allerdings hat Lukaschenko im Februar 2022 den Vorstoss russischer Truppen aus Belarus heraus in die Ukraine erlaubt. Nach schweren Rückschlägen und Verlusten beim versuchten Vorstoss gen Kiew mussten sich diese russischen Einheiten zurückziehen.

Lage an den Fronten der Ostukraine weiter angespannt

Im Osten der Ukraine dauern die schweren Kämpfe rund um den Donbass unvermindert an. Einmal mehr waren es die Orte Pokrowsk und Torezk, gegen die russische Truppen wiederholt vorstiessen. Zu der bereits angelaufenen Evakuierung der Zivilbevölkerung aus Pokrowsk gab es weiterhin keine konkreten Angaben.

Bei ihrem Vorstoss in die westrussische Region Kursk erzielten die ukrainischen Verbände nach eigener Darstellung weitere Erfolge. «Wir rücken in der Region Kursk weiter vor - bis zu drei Kilometer», sagte Selenskyj. Die ukrainischen Truppen hätten zwei weitere Siedlungen unter ihre Kontrolle gebracht und weitere Kriegsgefangene genommen. (dpa)

21:08 Uhr

Sonntag, 25. August

Kiew bestätigt belarussischen Truppenaufmarsch an der Grenze

Die ukrainische Regierung hat die vom Nachbarland Belarus vor einer Woche angekündigte Truppenverstärkung an der Grenze bestätigt. Nach Angaben des Aussenministeriums in Kiew wurden in der Region Gomel in Belarus (ehemals Weissrussland) neue Einheiten mit Panzern, Artillerie und Flugabwehr beobachtet. Daneben seien auch Söldner der ehemaligen russischen Wagner-Truppe erkannt worden.

Das ukrainische Aussenministerium rief die Verantwortlichen in Minsk auf, «unter dem Druck Moskaus keine für das eigene Land tragischen Fehler zu begehen» und die Truppen auf eine angemessene Entfernung von der gemeinsamen Grenze zurückzuziehen. Kiew betonte zugleich, «keine wie auch immer gearteten feindlichen Aktionen» gegen das belarussische Volk zu planen. (dpa)

18:30 Uhr

Sonntag, 25. August

Britischer Journalist bei russischem Angriff getötet

Mehrere westliche Journalisten sind offiziellen Angaben zufolge Opfer eines nächtlichen russischen Angriffs auf die ostukrainische Stadt Kramatorsk worden. Ein britischer Journalist wurde dabei in einem Hotel getötet, sein Körper wurde nach Angaben der Behörden erst nach Stunden aus den Trümmern geborgen.

Vier Menschen wurden verletzt geborgen, wie der ukrainische Gouverneur der Region Donezk, Wadym Filaschkin, auf Telegram mitteilte. Zuvor hatte er zunächst nur von zwei Verletzten geschrieben. Seinen Angaben nach ist unter den Verletzten auch ein Deutscher. Bei den Verletzungen handle es sich um eine Fraktur, Prellungen und Schnittwunden.

Die übrigen Opfer hätten ukrainische, lettische und US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Alle seien, wie auch ihr getöteter Kollege, Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters, schrieb Filaschkin. Reuters berichtete, in dem Hotel habe ein sechsköpfiges Team übernachtet. Die ukrainische Staatsanwaltschaft teilte mit, das Gebäude sei von einer Rakete des Typs Iskander-M getroffen worden. (dpa)

13:56 Uhr

Sonntag, 25. August

Papst kritisiert Verbot von orthodoxer Kirche in der Ukraine

Papst Franziskus hat das Verbot der mit Russland verbandelten orthodoxen Kirche in der Ukraine kritisiert. Mit Blick auf das von Präsident Wolodimir Selenski erlassene Gesetz sagte der Pontifex in seinem Sonntagsgebet: «Keine christliche Kirche darf direkt oder indirekt abgeschafft werden. Die Kirchen dürfen nicht angetastet werden!»

Die Ukraine begründet das Verbot mit der Unterstützung des Moskauer Patriarchats für den russischen Angriffskrieg.

Dazu sagte der Papst vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz: «Man begeht nichts Böses, weil man betet. Wenn jemand seinem Volk etwas Böses antut, macht er sich schuldig. Aber er kann nichts Böses getan haben, weil er gebetet hat.»

Aus Kiew gab es schon mehrfach Vorwürfe gegen den Papst, für Russland Partei zu ergreifen. Der Vatikan wies dies zurück.

In der komplizierten Kirchenlandschaft der Ukraine war lange Zeit die ukrainisch-orthodoxe Kirche tonangebend. Bis 2022 gehörte sie dem Moskauer Patriarchat an, nach Kriegsbeginn hat sie offiziell die Verbindungen dorthin gekappt und den Krieg verurteilt. Dennoch wirft Kiew ihr vor, die russischen Verbrechen gegen das eigene Volk zu rechtfertigen und die russische Propaganda weiterzuverbreiten. Betroffen von dem Verbot sind geschätzt drei Millionen Gläubige. (dpa)

13:09 Uhr

Sonntag, 25. August

Selenski lobt neuen Raketentyp

Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Wolodimir Selenski eine neue schlagkräftige Waffe gegen Russland entwickelt. «Gestern gab es den ersten erfolgreichen Kampfeinsatz unserer neuen Waffe - einer ukrainischen weitreichenden Raketen-Drohne vom Typ «Paljanyzja»», schrieb Selenski auf Facebook. Dieser Hybrid sei in der Lage, die Flugplätze zu bekämpfen, von denen russische Kampfjets und Bomber aufstiegen, um ukrainische Städte und Ortschaften zu attackieren.

«In den zweieinhalb Jahren seines grossangelegten Angriffskriegs hat Russland fast 10.000 Raketen unterschiedlichen Typs und mehr als 33.000 Gleitbomben auf die Ukraine abgefeuert», erinnerte der Staatschef an die verheerenden russischen Angriffe aus der Luft. Nun habe die Ukraine etwas in der Hand, um das Offensivpotenzial der russischen Luftwaffe zu stoppen.

Die Entwicklung des Mixes aus Rakete und Drohne habe eineinhalb Jahre in Anspruch genommen, sagte Selenski. Er machte keine Angaben zur Reichweite der Paljanyzja. Er kündigte an, deren Produktion rasch auszuweiten. Schon am Vorabend hatte Selenski die Einführung der neuen Waffe angekündigt.

In der Vergangenheit hatte Kiew die westlichen Partner immer wieder um die Erlaubnis gebeten, weitreichende Waffensysteme gegen russisches Territorium einsetzen zu können. Damit sollten unter anderem auch Militärflugplätze in Russland beschossen werden. Westliche Staaten haben diese Erlaubnis verweigert. Sie sorgen sich, in den Krieg hineingezogen zu werden.

Selenski machte zwar keine Angaben dazu, wo der neue Hybrid aus Rakete und Drohne eingesetzt wurde. Nach Einschätzung von Militärexperten könnte die Paljanyzja aber das erste Mal zum Beschuss eines Munitionsdepots im Gebiet Woronesch eingesetzt worden sein. Am Samstag hatte es Berichte über den Brand eines Munitionsdepots im Landkreis Ostrogoschsk gegeben, der durch einen Drohneneinschlag ausgelöst worden sei. (dpa)

10:42 Uhr

Sonntag, 25. August

Tote und Verletzte durch ukrainischen Beschuss in Belgorod

In der Siedlung Rakitnoje im westrussischen Gebiet Belgorod sind nach offiziellen Angaben fünf Menschen durch ukrainischen Beschuss ums Leben gekommen. «Die Zahl der Verletzten hat sich auf 13 erhöht», schrieb zudem Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf seinem Telegramkanal. Unter den Verletzten sind demnach mehrere Minderjährige. Einige der Opfer sollen schwer verletzt sein. Zudem seien zwölf Wohnhäuser, zwei Geschäfte und sieben Pkw beschädigt worden.

Rakitnoje liegt nur etwas mehr als zehn Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. In der Siedlung leben etwa 10.000 Menschen. Der von Kremlchef Wladimir Putin befohlene Angriffskrieg gegen das Nachbarland fordert dort seit zwei Jahren täglich neue Opfer und hinterlässt immense Zerstörungen.

Aber auch die russischen Grenzregionen klagen zunehmend über die schweren Folgen ukrainischer Gegenangriffe. In der mit Belgorod benachbarten Region Kursk sind seit Anfang August erstmals seit Kriegsbeginn sogar ukrainische Bodentruppen vorgerückt. Allerdings hält das ukrainische Militär dort nur einen vergleichsweise kleinen Brückenkopf, während Russland einschliesslich der bereits seit 2014 annektierten Krim etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets besetzt hält. (dpa)

10:40 Uhr

Sonntag, 25. August

Russischer Beschuss trifft westliche Journalisten

Mehrere westliche Journalisten sind offiziellen Angaben nach durch nächtlichen russischen Beschuss der ostukrainischen Stadt Kramatorsk verletzt worden. Getroffen worden sei ein Hotel, zwei Menschen seien verletzt geborgen worden, eine Person liege noch unter den Trümmern, schrieb der ukrainische Gouverneur der Region Donezk, Wadym Filaschkin, auf Telegram. «Alle drei Opfer sind Journalisten, Bürger der Ukraine, der USA und Grossbritanniens.»

In prorussischen Blogs wurde der Angriff bestätigt. Demnach wurde Kramatorsk mit schweren Gleitbomben vom Typ FAB-1500 attackiert. Dort heisst es allerdings, dass eine Maschinenbaufabrik und mehrere militärische Objekte getroffen wurden. (dpa)

07:16 Uhr

Sonntag, 25. August

Unabhängigkeitstag der Ukraine: Verbündete sagen Hilfe zu

Zum Unabhängigkeitstag der Ukraine haben die westlichen Verbündeten der Regierung in Kiew weitere Unterstützung in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion versprochen. So sicherte Kanzler Olaf Scholz dem Präsidenten Wolodimir Selenski in einem Telefonat die «unverbrüchliche Solidarität» Deutschlands zu, ähnlich äusserten sich am Samstag die Regierungen der USA, Grossbritanniens und Polens.

In Kiew selbst gab es mehrere Feiern, zu denen auch Polens Präsident Andrzej Duda und die litauische Ministerpräsidentin Ingrida Šimonytė anreisten. Selenski stellte am Unabhängigkeitstag eine im Land selbst gefertigte neue Drohnen-Rakete vor.

Duda betonte, dass Polen der Ukraine weiter helfen werde: politisch, militärisch und anderweitig. «Wir haben keinen Zweifel daran, dass es unsere Pflicht als Bürger dieses Teils von Europa ist, die Ukraine auf ihrem Weg in die EU zu unterstützen», sagte er Präsident. Gleichermassen werde Warschau auch Kiews Weg in die Nato unterstützen.

Bundeskanzler Scholz tauschte sich laut Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit Selenski über «die militärische und humanitäre Lage in der Ukraine» aus. Dieser habe der Bundesregierung für die kontinuierliche militärische Unterstützung gedankt, insbesondere bei der Luftverteidigung.

US-Präsident Joe Biden sagte Selenski «Amerikas unerschütterliche Unterstützung für das ukrainische Volk» zu. Man werde dem angegriffenen Land «auch weiterhin bei jedem Schritt zur Seite stehen». Auch der britische Premierminister Keir Starmer sagte der Ukraine die dauerhafte Unterstützung seines Landes zu.

Konkrete Hilfe in Form neuer militärischer Hilfe erhielt die Ukraine von den USA und Litauen. Im neuen US-Hilfspaket im Umfang von rund 125 Millionen US-Dollar (rund 111 Millionen Euro) sind unter anderem Munition für Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars enthalten sowie Artilleriegeschosse und Kleinwaffenmunition - aber auch Krankenwagen und andere medizinische Ausrüstung, wie das US-Aussenministerium mitteilte.

Litauen will die Ukraine ebenfalls mit einem weiteren Militärpaket unterstützen. Regierungschefin Ingrida Šimonytė sagte dazu laut der Agentur Unian: «Die Position Litauens ist bekannt und einfach: Die Ukraine muss gewinnen, Russland muss verlieren.» Im Herbst soll Kiew aus Litauen rund 5000 Drohnen erhalten. Zuvor schon sollen neben Munition und Waffen auch Flugabwehrsysteme, Raketen sowie Ausrüstung zur Drohnenabwehr bis Anfang September geliefert werden. Zudem stelle Litauen 35 Millionen Euro für den Kauf von Radargeräten und Ausrüstung zur Minensuche zur Verfügung, sagte Šimonytė. Der Wert des neuen Militärpakets wurde nicht genannt. Litauen zählt zu den engagiertesten Unterstützern der Ukraine.

Selenski stellt neue Waffe vor

Ukraines Staatschef Selenski stellte eine neu entwickelte Waffe namens «Paljanyzja» vor, das ins Raketenprogramm aufgenommen werde. «Diese Drohnenrakete ist viel schneller als unsere Langstreckendrohnen - und leistungsfähiger.» Weitere Details nannte Selenski aus Sicherheitsgründen nicht. Unter «Paljanyzja» ist das traditionelle Weissbrot der Ukraine zu verstehen.

Die Ukraine ist in den vergangenen Monaten verstärkt zum Bau von Drohnen aller Art übergegangen. Diese relativ preiswerten Waffen können in grossen Stückzahlen hergestellt werden. Die ukrainischen Streitkräfte setzen vor allem Langstreckendrohnen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet ein, da ihnen die westlichen Partner bisher nicht den Einsatz schwerer Waffen - Raketen oder Marschflugkörper - für diese Angriffe erlauben.

Militärgeheimdienst hat bereits Pläne zur Krim-Befreiung

Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat bereits konkrete Pläne zur Rückeroberung der von Russland besetzten und annektierten Halbinsel Krim ausgearbeitet. Zudem gebe es auch bereits Pläne zur Zerstörung der von Russland gebauten Brücke von Kertsch, wie HUR-Vertreter Andrij Jussow im Fernsehen sagte. «Wir alle würden gerne auf die Uhr schauen und sagen, dass die Krimbrücke noch 15 Minuten leben wird, doch die Realität ist komplizierter», erklärte er und meinte damit die inzwischen von Russland rund um die Brücke aufgebauten Abwehrsysteme gegen Luft- oder Seeangriffe.

Wie genau die Ukraine vorgehen wollte, um diese Ziele zu erreichen, wollte Jussow allerdings nicht verraten. «Wir werden dazu keine Ankündigungen machen, so wie es auch bei früheren Gelegenheiten keine gab.»

Russische Truppen setzen Angriffe in Ostukraine fort

Das russische Militär hat die ukrainischen Verteidiger rund um den Donbass im Osten des Landes weiter unter Druck gesetzt. Einmal mehr waren die Orte Torezk und Pokrowsk die Brennpunkte, wie der Generalstab in Kiew am Abend mitteilte. Während bei Pokrowsk insgesamt 39 Angriffe abgewehrt worden seien, gab es bei Torezk neun Attacken russischer Truppen. Russische Luftangriffe mit Gleitbomben richteten erneut schwere Schäden an. (dpa)

13:55 Uhr

Samstag, 24. August

Selenski setzt Verbot für moskautreue Kirche in Kraft

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat das umstrittene Gesetz zum Verbot der mit Moskau verbandelten orthodoxen Kirche unterzeichnet. Das geht aus der offiziellen Gesetzesdatenbank der Ukraine hervor. Begründet wird das lange und kontrovers diskutierte Verbot mit der Unterstützung des Moskauer Patriarchats für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

In der komplizierten Kirchenlandschaft der Ukraine war lange Zeit die ukrainisch-orthodoxe Kirche tonangebend. Bis 2022 gehörte sie dem Moskauer Patriarchat an, nach Kriegsbeginn hat sie offiziell die Verbindungen dorthin gekappt und den Krieg verurteilt. Dennoch wirft Kiew ihr vor, die russischen Verbrechen gegen das eigene Volk zu rechtfertigen und die russische Propaganda weiterzuverbreiten. Dutzende Mitglieder des Klerus wurden verdächtigt, als Spione oder Artilleriebeobachter für Russland tätig gewesen zu sein.

Betroffen von dem Verbot sind geschätzt drei Millionen Gläubige. Das Oberhaupt der unabhängigen Orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Epifanij, hat sie bereits zum Übertritt aufgerufen. Epiphanijs Nationalkirche hat bereits jetzt mehr Gläubige als die mit Moskau verbandelte Kirche.

Moskau bleibt der Ansicht, dass die Ukraine auch kirchlich zu Russland gehört. Entsprechend äusserte sich die Sprecherin des Aussenministeriums, Maria Sacharowa schon nach der Entscheidung des ukrainischen Parlaments zu dem Verbot: «Das Ziel ist, die zutiefst kanonische, wahre Orthodoxie zu vernichten», sagte sie. Zudem hiess es aus Moskau, der ukrainische Staat verletze das Recht seiner Bürger auf Religionsfreiheit. (dpa)

10:54 Uhr

Samstag, 24. August

Medien: Russisches Munitionsdepot brennt nach Drohnenattacke

Die Ukraine hat bei Drohnenangriffen gegen Russland Medienberichten zufolge ein Munitionsdepot in der Region Woronesch getroffen. Ziel sei ein Lager in der Nähe der Kleinstadt Ostrogoschsk, etwa 100 Kilometer südlich von Woronesch, gewesen, berichtete das unabhängige Internetportal Astra. Offiziell ist zwar nicht von einem Munitionsdepot die Rede, doch Gouverneur Alexander Gussew ordnete die Verhängung des Notstands in drei Ortschaften an wegen der «Liquidierung der Folgen eines Brands und der Detonation explosiver Objekte» an.

Zwei Frauen seien durch die Explosionen verletzt worden, eine davon habe ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen, schrieb er auf Telegram. 200 Menschen mussten demnach in Sicherheit gebracht werden. Zwei Verletzte gab es offiziellen Angaben nach auch in der Nachbarregion Belgorod durch Drohnenangriffe.

Das russische Verteidigungsministerium hingegen meldete nur den Abschuss von insgesamt sieben Drohnen, fünf über der Region Woronesch und jeweils einer über Belgorod und Brjansk. Zu Folgeschäden machte die Behörde keine Angaben.

Auf der Gegenseite meldete das ukrainische Militär einen massiven russischen Raketenangriff auf die Schlangeninsel im Schwarzen Meer. Vier Marschflugkörper vom Typ X-22 seien dort eingeschlagen. Zudem seien Gleitbomben über dem Gebiet Cherson abgeworfen worden. Über Schäden gibt es keine Angaben. (dpa)

06:19 Uhr

Samstag, 23. August

Neue Sanktionen gegen Moskau und Hilfen

Zum Unabhängigkeitstag der Ukraine an diesem Samstag hat die US-Regierung ein umfangreiches Paket angekündigt, um das Land im Verteidigungskrieg gegen Russland weiter zu stärken. Verhängt werden Sanktionen gegen fast 400 Organisationen und Einzelpersonen, «die Russlands illegalen Krieg unterstützen», wie US-Präsident Joe Biden mitteilte. Zudem werde weitere Militärhilfe für Kiew bereitgestellt.

Biden erklärte, er habe mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski gesprochen, um «Amerikas unerschütterliche Unterstützung für das ukrainische Volk zum Ausdruck zu bringen». Man werde dem angegriffenen Land «auch weiterhin bei jedem Schritt zur Seite stehen». Auch der britische Premierminister Keir Starmer hat der Ukraine anlässlich des Nationalfeiertags die dauerhafte Unterstützung seines Landes versprochen.

Neues Paket aus Washington mit Himars-Raketenwerfern

In den vergangenen Monaten haben die USA Stück für Stück bereits mehrere Tranchen Militärhilfe bereitgestellt, nachdem der US-Kongress Ende April neue Mittel im Umfang von rund 61 Milliarden US-Dollar (56,2 Milliarden Euro) für Kiew freigegeben hatte. In dem neuen Hilfspaket im Umfang von rund 125 Millionen US-Dollar (rund 111 Millionen Euro) sind unter anderem Munition für Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars enthalten sowie Artilleriegeschosse und Kleinwaffenmunition - aber auch Krankenwagen und andere medizinische Ausrüstung, wie das US-Aussenministerium mitteilte.

Die Sanktionen betreffen sowohl Institutionen und Einzelpersonen in Russland als auch in Drittstaaten. Sie sollen die russische Kriegswirtschaft treffen und zielen unter anderem auf den russischen Energiesektor ab. Als Folge der neuen Sanktionen werden mögliche Vermögenswerte der Betroffenen in den USA gesperrt. US-Bürgern oder Menschen, die sich in den Vereinigten Staaten befinden, sind Geschäfte mit den sanktionierten Firmen und Personen untersagt. Auch internationale Geschäfte werden durch die Sanktionen für Betroffene meist deutlich schwieriger.

Selenski: Kampf an der Front mit Granaten, nicht Worten wie «bald»

Erst am Freitagabend hatte Selenski die westlichen Partner seines Landes eindringlich zur Lieferung versprochener militärischer Unterstützung aufgefordert. «An der Front wird mit Granaten und Ausrüstung gekämpft, nicht mit Worten wie «morgen» oder «bald»», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Nach seinen Worten warte die Ukraine auf Pakete mit Waffen oder Ausrüstung, «die angekündigt und beschlossen, aber noch nicht geliefert wurden». Details nannte er nicht.

Schon vor wenigen Tagen hatte Selenski die schnellstmögliche Lieferung ausstehender Waffen- und Munitionspakete angemahnt. Der Krieg kenne keine Ferien, unterstrich er seine Forderung. Die Ukraine erhält den Grossteil ihrer militärischen Unterstützung aus den USA. Auch Grossbritannien, Frankreich und Deutschland tragen wesentlich zu der internationalen Militärhilfe für Kiew bei.

Schwere Kämpfe im Osten der Ukraine dauern an

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben Dutzende Angriffe russischer Truppen abgewehrt. Insgesamt seien von den Fronten im Osten des Landes im Tagesverlauf 79 russische Angriffe, teilweise mit Artillerie- und Luftunterstützung, gemeldet worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem täglichen Lagebericht mit.

Absoluter Brennpunkt war einmal mehr die Umgebung von Pokrowsk am Rande des Donbass. Dort versuchten russische Einheiten, Gebietsgewinne vom Vortag zu befestigen und auch auszuweiten. Insgesamt seien die ukrainischen Verteidiger in diesem Bereich innerhalb weniger Stunden 20 Angriffen ausgesetzt gewesen.

Ähnlich schwere Gefechte wurden auch aus der Umgebung von Torezk gemeldet. Mehrere Attacken russischer Bodentruppen seien abgeschlagen worden. Russische Kampfflugzeuge griffen ukrainische Stellungen und Siedlungen mit Raketen an. Ziel der russischen Angriffe ist, die vollständige Kontrolle über die Umgebung des Donbass zu gewinnen.

Der Generalstab machte keine Angaben zum aktuellen Stand des ukrainischen Vorstosses in der westrussischen Region Kursk. Es hiess lediglich, die russische Luftwaffe habe in dem Gebiet mehrere Angriffe mit rund 20 Gleitbomben geflogen.

Selenskyj berichtete, dass russische Truppen allmählich aus der Region um die ostukrainische Grossstadt Charkiw zurückgedrängt würden. «Wir drängen die russische Armee zurück, Schritt für Schritt», sagte Selenskyj. «Der Besatzer wird Charkiw nicht unterwerfen, er wird die Ukraine nicht unterwerfen.»

Russische Truppen hatten im Mai über die Staatsgrenze hinweg eine Offensive in Richtung Charkiw gestartet, mit dem zunächst erklärten Ziel, entlang der Grenze eine Pufferzone zu errichten, um ukrainische Überfälle über die Grenze hinweg zu unterbinden. Die russische Offensive gilt inzwischen als gescheitert, ukrainische Einheiten haben inzwischen grössere Gebiete zurückerobert.

Rostow verbietet öffentliche Massenveranstaltungen

Nach wiederholten ukrainischen Angriffen mit Kampfdrohnen haben die Behörden der südrussischen Region Rostow öffentliche Massenveranstaltungen im Freien bis auf weiteres verboten. Gouverneur Wassili Golubjow erklärte auf der Plattform Telegram, dass Veranstaltungen in geschlossenen Räumen weiterhin erlaubt seien, allerdings «unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen». Die ukrainischen Streitkräfte haben in den vergangenen Monaten wiederholt Ziele wie Treibstofflager oder logistische Zentren des russischen Militärs in Rostow angegriffen. (dpa)

11:41 Uhr

Freitag, 23. August

Bedrohung an Nato-Flugplatz? Was wir wissen und was nicht

Die Nato hat auf ihrem Luftwaffenstützpunkt im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen den Schutz verschärft und Mitarbeiter nach Hause geschickt.

Was wir wissen

Um was es geht : Die Frühwarn- und Kontrolltruppe der Nato hat auf ihrem Luftwaffenstützpunkt in Geilenkirchen bei Aachen die Sicherheitsstufe erhöht, wie am Donnerstagabend bekannt wurde. Nun gilt die zweithöchste Stufe Charlie. Alle Mitarbeiter, die nicht für den Einsatz benötigt würden, seien als Vorsichtsmassnahme nach Hause geschickt worden, sagte ein Sprecher der Air Base. Hintergrund seien nachrichtendienstliche Informationen, die auf eine mögliche Bedrohung hinwiesen.

Was die Sicherheitsstufe Charlie ist : Diese bedeutet im Nato-Jargon, dass ein Zwischenfall eingetreten ist oder Erkenntnisse vorliegen, dass irgendeine Form von terroristischen Aktionen gegen das Bündnis sehr wahrscheinlich ist. «Dies ist kein Grund zur Besorgnis und eine reine Vorsichtsmassnahme, um sicherzustellen, dass wir unsere kritischen Operationen fortsetzen können», sagte der Sprecher der Air Base.

Die höchste Stufe ist Delta . Diese wird bei der Nato gemeinhin ausgerufen, wenn ein Terroranschlag erfolgt oder unmittelbar bevorsteht.

Der Luftwaffenstützpunkt : Die Nato hat in Geilenkirchen in der Nähe von Aachen das fliegende Frühwarnsystem Awacs stationiert. 14 umgebaute Boeing-707-Maschinen überwachen den Luftraum mit dem Ziel der Früherkennung möglicher Gefahren und der Vorwarnung des Bündnisses. Der multinational zusammengesetzte Verband leistet klassische Luft- und Seeraumüberwachung und wird in Einsätzen zum Führen von Kampfflugzeugen als eine Art fliegende Kommandozentrale eingesetzt.

Der Verband hat an zahlreichen Operationen wie auf dem Balkan und in Afghanistan teilgenommen. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine verlegte die Nato zeitweise Maschinen nach Rumänien.

Am Flughafen arbeiten dem Presseoffizier vor Ort, Christian Brett, zufolge etwa 1600 Menschen, derzeit wegen der Ferien deutlich weniger. Etwa die Hälfte der Beschäftigten sei nun wegen der Warnstufe zu Hause. Viele arbeiteten aber aus dem Homeoffice.

Ermittlungen : Die Polizei Köln übernahm am Abend die Ermittlungen. Weitere Details wurden nicht mitgeteilt, auch nicht die Zahl der Einsatzkräfte. Ein dpa-Reporter vor Ort beobachtete, dass Polizeiwagen auf dem Gelände waren.

Flugbetrieb in Geilenkirchen : Der Flugbetrieb laufe aber planmässig weiter, er sei auch am Donnerstag nicht unterbrochen worden, sagte Presseoffizier Brett. «Awacs-Flugzeuge starten und landen weiter.» Am Flughafen gebe es von Montag bis Freitag zwei bis drei Awacs-Flüge pro Tag. Am Wochenende werde nicht geflogen.

Sicherheitslage : Bereits im Juli herrschte auf US-Militärstützpunkten in Deutschland und anderen europäischen Ländern Medienberichten zufolge erhöhte Alarmbereitschaft wegen Terrorgefahr. Das Pentagon habe auf den Stützpunkten die zweithöchste Sicherheitsstufe Charlie ausgerufen, berichtete der US-Sender CNN damals unter Berufung auf zwei nicht namentliche genannte Regierungsvertreter. Unklar blieb die Art der angeblichen Bedrohung.

Auch in Geilenkirchen waren verdächtige Beobachtungen gemacht worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde zwischenzeitlich ein Mensch im Umfeld des Flughafens für Befragungen in Gewahrsam genommen, der Verdacht habe sich aber nicht erhärtet.

Was wir nicht wissen

Was dahintersteckt : Warum schlussendlich die Sicherheitsstufe in Geilenkirchen erhöht wurde und was dahinterstecken könnte, darüber kann man zurzeit nur spekulieren. Die Polizei, das deutsche Verteidigungsministerium und Nato machten dazu keine Angaben.

Brett wies aber Spekulationen zu Drohnen-Überflügen über den Flugplatz zurück. «Das ist absurd.» Das Überfliegen der Air Base sei für nicht legitimierte Flugzeuge verboten. Drohnen seien von Werk so eingestellt, dass sie gar nicht in Flugverbotszonen navigieren könnten. Ausserdem werde der Luftraum natürlich - wie bei jedem Flughafen - genau beobachtet. «Hier ist nichts drübergeflogen.»

Mögliche Zusammenhänge : Am Donnerstag waren zuvor mehrere Drohnen nach Medienberichten über einem Industriegelände in Brunsbüttel gesichtet worden. Woher sie stammen und welches Ziel sie hatten, ist unbekannt. Ob dies in einem Zusammenhang mit der erhöhten Sicherheitsstufe in Geilenkirchen steht, ist nicht bekannt.

Ebenso wenig ist bekannt, ob der Sabotageverdacht an mehreren Bundeswehrstandorten vor rund einer Woche mit der erhöhten Sicherheitsstufe in Geilenkirchen zu tun hat. Damals wurde nach der Überprüfung aber Entwarnung gegeben. So ermittelten Polizei und Staatsschutz nach einem Sicherheitsvorfall am Wasserwerk der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn wegen des Verdachts, das Trinkwasser könnte verunreinigt worden sein.

Auch in Geilenkirchen waren verdächtige Beobachtungen gemacht worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde zwischenzeitlich ein Mensch im Umfeld des Flughafens für Befragungen in Gewahrsam genommen, der Verdacht habe sich aber nicht erhärtet. (dpa)

06:32 Uhr

Freitag, 23. August

Ukraine versenkt russische Fähre mit Öl im Hafen

Während die Offensive der ukrainischen Armee in der westrussischen Region Kursk weitergeht, ist ihr nun auch in Südrussland ein spektakulärer Schlag geglückt. In einem Hafen der südrussischen Region Krasnodar geriet offiziellen Angaben zufolge eine mit Treibstoffzisternen beladene Fähre durch ukrainischen Beschuss in Brand und sank. Insgesamt sollen laut der Kreisverwaltung 30 Zisternen an Bord der Eisenbahnfähre gewesen sein.

Der Angriff wurde von Anwohnern auf Videos festgehalten, in denen grosse Flammen und riesige schwarze Rauchwolken zu sehen sind, die aus einem Objekt im Hafen steigen. «Zum jetzigen Zeitpunkt konnten bereits 17 Besatzungsmitglieder gerettet werden», schrieb der Gouverneur der Region Krasnodar, Wenjamin Kondratjew, auf seinem Telegramkanal. Nach zwei Vermissten werde noch gesucht.

Schlag gegen Treibstoffversorgung russischer Truppen

Der Hafen Kawkas im Gebiet Krasnodar liegt gegenüber der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim und wird intensiv für die Versorgung der russischen Truppen im Angriffskrieg gegen die Ukraine genutzt. Auf der Krim gab es zeitgleich Raketenalarm.

Nach inoffiziellen Angaben aus Moskau und Kiew soll die Fähre mit einer Antischiffsrakete des ukrainischen Typs Neptun beschossen worden sein. Allerdings liegt die offizielle Reichweite dieser Waffe bei 300 Kilometer. Die Frontlinie liegt weiter entfernt.

Ukrainische Armee im Osten des Landes weiter unter Druck

Derweil gehen die schweren Kämpfe im Osten der Ukraine weiter. Nach Angaben des Generalstabs in Kiew gab es im Tagesverlauf mehr als 130 Zusammenstösse. Der Schwerpunkt der russischen Attacken liege im Raum Pokrowsk, hiess es im abendlichen Lagebericht. Von dort wurden mehr als 50 Angriffe gemeldet.

Weiter nördlich nahe der Kleinstadt Torezk gibt es laut Generalstab weiter Gefechte rund um die Ortschaft Nju-Jork, zu deren Eroberung Russlands Verteidigungsminister den russischen Truppen bereits am Vortag gratuliert hatte.

Auch in der westrussischen Region Kursk halten die Kämpfe weiter an. Dort versuchen die ukrainischen Kräfte russische Truppen südlich des Flusses von der Versorgung abzuschneiden.

Energiekrise: Ukraine befürchtet schwersten Winter

Die ukrainische Regierung geht angesichts der durch russische Angriffe zerstörten Strom- und Energieinfrastruktur des Landes von einem kalten und dunklen Winter aus. «Wir stehen vor dem härtesten Winter in unserer Geschichte», sagte Energieminister Herman Haluschtschenko bei einer Videokonferenz. Dieser Winter werde noch viel schwerer als der vorangegangene, weil sich die Schäden durch die andauernden russischen Angriffe summiert hätten. Die russische Armee kombiniere den Einsatz verschiedener Waffen, um möglichst grosse Zerstörung anzurichten.

Obwohl die Ukrainer versuchen, Kraftwerke zu reparieren und Strom aus den benachbarten EU-Ländern zu importieren, bleibt eine gewaltige Versorgungslücke zu dem von Haluschtschenko prognostizierten Bedarf von 18 bis 19 Gigawatt - abhängig davon, wie frostig der Winter wird. Die Ukrainer müssen daher in der kalten Jahreszeit mit massiven Stromabschaltungen und Heizungsausfällen rechnen.

Harris: Stehe fest zu Ukraine und Nato

Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat sich derweil klar zur Nato bekannt und auch versprochen, der von Russland angegriffenen Ukraine weiter beizustehen. «Ich werde fest an der Seite der Ukraine und unserer Nato-Verbündeten stehen», sagte sie in ihrer mit Spannung erwarteten Rede zum Abschluss des viertägigen Parteitags der Demokraten in Chicago. Ihr republikanischer Kontrahent Donald Trump hingegen habe damit gedroht, die Nato im Stich zu lassen, sagte Harris. Auch habe er den russischen Präsidenten Wladimir Putin dazu ermutigt, in der Ukraine einzumarschieren.

Das wird am Freitag wichtig

Indiens Ministerpräsident Narendra Modi besucht Kiew. Dabei steht ein Treffen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj im Mittelpunkt. Erst im Juli hatte der indische Ministerpräsident Moskau besucht. Bilder des Treffens, bei dem sich Modi und der russische Präsident Wladimir Putin umarmten, riefen in der Ukraine Kritik hervor. Indien bezeichnet sich als neutral. (dpa)

14:06 Uhr

Donnerstag, 22. August

Tusk: Indien könnte im Ukraine-Krieg vermitteln

Polens Regierungschef Donald Tusk sieht eine mögliche Vermittlerrolle seines indischen Amtskollegen Narendra Modi im Ukraine-Krieg positiv. «Ich freue mich sehr, dass der Premierminister seine Bereitschaft bekräftigt hat, sich persönlich für eine friedliche, gerechte und rasche Beendigung des Krieges einzusetzen», sagte Tusk in Warschau nach Gesprächen mit Modi. Das Vermittlungsangebot Modis sei besonders wichtig, weil dieser von Polen aus nach Kiew weiterreisen werde. Modi wird dort den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski treffen.

Indien verhält sich neutral zum russischen Angriffskrieg, trägt westliche Sanktionen gegen Moskau nicht mit und wirbt immer wieder für eine Konfliktlösung durch Dialog. «Indien ist fest davon überzeugt, dass kein Problem auf dem Schlachtfeld gelöst werden kann. Der Verlust unschuldiger Menschen auf Schlachtfeldern ist die grösste Herausforderung für die Menschheit», sagte Modi.

Erst im Juli hatte Modi Moskau besucht. Bilder des Treffens, bei dem sich Modi und der russische Präsident Wladimir Putin umarmten, gingen viral. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski verurteilte damals den Besuch.

Am Nachmittag soll der 73-Jährige noch mit Polens Präsidenten Andrzej Duda zusammentreffen. Es ist das erste Mal seit 1979, dass ein indischer Regierungschef Polen besucht.

Polen zählt zu den wichtigsten militärischen Unterstützern der von Russland angegriffenen Ukraine. Das EU- und Nato-Land spielt auch eine wichtige Rolle als logistische Drehscheibe für die Hilfe des Westens für Kiew. Von Russland wird Polen deshalb als Feind betrachtet. (dpa)

11:05 Uhr

Donnerstag, 22. August

Russen rücken in Ostukraine vor: Ort Nju-Jork erobert

Russische Truppen haben nach wochenlangen Kämpfen angeblich den kleinen Ort Nju-Jork in der Ostukraine erobert. Von ukrainischer Seite gab es dazu nur indirekte Eingeständnisse: Der Generalstab in Kiew beschrieb die Lage in seinem Bericht für Nju-Jork bei Torezk nicht mehr als umkämpft. Zuletzt war am Mittwochmorgen von russischen Angriffen auf den Ort im Gebiet Donezk die Rede gewesen. Auch einige ukrainische Militärblogger schlugen den Ort der russischen Seite zu.

Die Stadt Torezk, seit langem Ziel heftiger russischer Angriffe, gerät damit in noch grössere Gefahr. Der ukrainische Generalstab berichtete, dass um die Orte Piwnitschne, Salisne sowie um Torezk selber weiter gekämpft werde. Noch heftiger waren demnach russische Angriffe im Frontabschnitt Pokrowsk ein Stück südlicher.

In Moskau hat Verteidigungsminister Andrej Beloussow seinen Truppen bereits am Mittwochnachmittag zur Eroberung von Nju-Jork gratuliert. Der ungewöhnliche ukrainische Ortsname Nju-Jork (Neu-Jork) hat nichts mit der US-Metropole zu tun. Deutsche Siedler nannten ihre Neugründung im 19. Jahrhundert nach der alten Heimat, der Gemeinde Jork im Alten Land bei Hamburg. (dpa)

06:47 Uhr

Donnerstag, 22. August

Selenski: Ukraine wartet auf zugesagte Milliardenhilfe

Die Ukraine hofft nach den Worten von Präsident Wolodimir Selenski auf baldige Zuteilung der vom Westen zugesagten Milliardenhilfe, die auch mit Erträgen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen finanziert werden soll. Es gebe zwar viele politische Erklärungen von den Partnern Kiews und viele weitere seien zu erwarten, sagte Selenski in seiner allabendlichen Videoansprache. «Aber wir brauchen einen echten Mechanismus.» Sein Land benötige die Erlöse aus den Vermögenswerten Russlands für die Verteidigung gegen den Aggressor. «Die entsprechenden Diskussionen laufen schon viel zu lange, und wir brauchen endlich Entscheidungen.»

Die sieben grossen westlichen Industriestaaten (G7) hatten bei ihrem Gipfel im Juni neue Finanzhilfen für Kiew beschlossen. Der Kredit in Höhe von 50 Milliarden Dollar soll durch Zinserträge aus eingefrorenem russischen Vermögen abgesichert werden.

Weiter schwere Kämpfe

Russische Truppen setzten derweil ihre Angriffe zur Ausweitung ihrer Gebietseroberungen rund um den Donbass fort. Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew gab es rund um Pokrowsk schwere Kämpfe. Auch aus Torezk wurden heftige Gefechte gemeldet, in deren Verlauf die russischen Streitkräfte demnach von Luftangriffen mit Gleitbomben unterstützt wurden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

«Wir durchschauen die Bewegungen des Feindes und verstärken uns», sagte Selenskyj. Er ermahnte die westlichen Partner, rechtzeitig die zugesagten Waffen und Munition zu liefern. «Das ist für die Verteidigung von grundlegender Bedeutung.»

Kiew setzt Angriffe bei Kursk fort

Die ukrainischen Streitkräfte setzten indes ihren Vorstoss auf russisches Gebiet bei Kursk fort. «Wir kontrollieren bestimmte Gebiete», sagte Selenskyj, ohne weitere Details zu nennen. Er dankte zudem den bei Kursk eingesetzten ukrainischen Soldaten «für die weitere Aufstockung des Austauschfonds» - eine Umschreibung für die Gefangennahme weiterer russischer Soldaten, die als Faustpfand gegen ukrainische Staatsbürger in den Händen der Russen ausgetauscht werden sollen.

Russland und die Ukraine tauschen regelmässig Kriegsgefangene aus. Vor allem in der Anfangsphase der Operation hat die Ukraine viele Kriegsgefangene gemacht, zumal auf russischer Seite zunächst keine besonders erfahrenen und schlagkräftigen Einheiten im Einsatz waren.

Ukrainische Luftwaffe bombardiert Ziele bei Kursk

Der ukrainische Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk berichtete von erfolgreichen Einsätzen seiner Kampfflieger in der westrussischen Region Kursk. Dabei seien vor allem Präzisionsbomben gegen russische Stellungen und Truppenansammlungen eingesetzt worden. Auch diese Angaben konnten nicht überprüft werden.

Auch wenn russische Einheiten inzwischen dazu übergegangen seien, verlassene Häuser in ihre Verteidigungslinien zu integrieren, könnten sie sich den Angriffen nicht entziehen. «Wir sehen alles, wir wissen alles», schrieb Oleschtschuk auf der Plattform Telegram. «Unsere Präzisionsbomben finden Euch überall.»

Unter Präzisionsbomben sind Gleitbomben zu verstehen, die ins Ziel ferngesteuert werden können. Bei dem Vormarsch im Gebiet Kursk wurden unter anderem zwei wichtige Brücken über den Fluss Sejm von Kampffliegern zerstört.

Oleschtschuk machte keine Angaben dazu, welche Flugzeugtypen die Ukraine bei ihren Angriffen eingesetzt hat. Nach Überzeugung ukrainischer Militärexperten kamen die vom Westen zur Verfügung gestellten Kampfflugzeuge vom amerikanischen Typ F-16 bisher nicht zum Einsatz. Die Ukraine hat noch Kampfjets vom sowjetischen Typ Mig-29 in ihrem Bestand.

Nach ukrainischer Darstellung wurden in der Region russische Luftangriffe auf Ortschaften beobachtet, die sich noch unter der Kontrolle der russischen Streitkräfte befanden. Insgesamt habe es im Tagesverlauf 17 russische Luftangriffe mit 27 Gleitbomben gegen russische Dörfer gegeben, teilte der Generalstab in Kiew mit. Diese Angaben konnten ebenso wenig unabhängig geprüft werden. (dpa)

20:58 Uhr

Mittwoch, 21. August

Ukrainische Luftwaffe bombardiert Ziele bei Kursk

Der ukrainische Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk hat von erfolgreichen Einsätzen seiner Kampfflieger bei der Offensive in der westrussischen Region Kursk berichtet. Dabei seien vor allem Präzisionsbomben gegen russische Stellungen und Truppenansammlungen eingesetzt worden.

Auch wenn russische Einheiten inzwischen dazu übergegangen seien, verlassene Häuser in ihre Verteidigungslinien zu integrieren, könnten sie sich den Angriffen nicht entziehen. «Wir sehen alles, wir wissen alles», schrieb Oleschtschuk auf der Plattform Telegram. «Unsere Präzisionsbomben finden Euch überall.» Unter Präzisionsbomben sind Gleitbomben zu verstehen, die von Piloten ins Ziel ferngesteuert werden können. Bei dem Vormarsch im Gebiet Kursk waren unter anderem zwei wichtige Brücken über den Fluss Sejm von Kampffliegern zerstört worden.

Oleschtschuk machte keine Angaben dazu, welche Flugzeugtypen die Ukraine bei ihren Angriffen eingesetzt hat. Nach Meinung ukrainischer Militärexperten sind die vom Westen zur Verfügung gestellten Kampfflugzeuge vom amerikanischen Typ F-16 bisher nicht zum Einsatz gekommen. (dpa)

08:48 Uhr

Mittwoch, 21. August

Russland: Ukrainische Drohnen nahe Moskau abgeschossen

Im Gebiet Moskau wurden nach Behördenangaben in der Nacht zum Mittwoch elf ukrainische Drohnen abgeschossen, die in Richtung der russischen Hauptstadt unterwegs gewesen seien. Insgesamt habe die Luftabwehr 45 unbemannte ukrainische Fluggeräte gestoppt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Unabhängige Informationen oder Angaben der ukrainischen Streitkräfte dazu gab es zunächst nicht. Auch blieb unklar, um welche Art Drohnen es sich dabei gehandelt haben soll.

Einige der Drohnen gingen im Bezirk Podolsk nieder, der nur wenige Dutzend Kilometer südlich der Moskauer Stadtgrenze liegt, wie der Bürgermeister der russischen Hauptstadt, Sergej Sobjanin, mitteilte. Es sei der grösste Angriff dieser Art gewesen. Die meisten Drohnen - 23 - wurden dem Ministerium zufolge über dem Gebiet Brjansk abgeschossen. In allen Fällen habe es nach ersten Erkenntnissen keine Opfer oder Zerstörungen gegeben.

Die Ukraine ist seit dem russischen Überfall im Februar 2022 jede Nacht Luftangriffen ausgesetzt, die unter anderem wichtige Energie-Infrastruktur ins Visier nehmen. Auch in der Nacht zum Mittwoch wurden unter anderem Explosionen aus dem westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj gemeldet.

Ukrainischer Vorstoss geht weiter

In der westrussischen Region Kursk rückten unterdessen ukrainische Truppen nach eigenen Angaben weiter vor. Ihrem Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj zufolge kontrollieren sie inzwischen 1263 Quadratkilometer und 93 Ortschaften in der Region. Am Vortag hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski von 1250 Quadratkilometern und 92 Orten gesprochen.

Selenskis Lob für das Militär

Selenski lobte das Militär in seiner täglichen Videoansprache, die er diesmal in der zentralukrainischen Industriestadt Kropywnytzkyi hielt. Die Lage im Osten der Ukraine, speziell im Raum um die Städte Pokrowsk und Torezk, sei schwierig, bekannte der Präsident. Aber: «Die Verteidiger tun alles, um die Okkupanten zu vernichten», sagte er, ohne näher auf Details einzugehen.

Stattdessen hob er die Fortschritte im Gebiet Kursk hervor, wo die ukrainische Armee weiter Geländegewinne erziele. Die Ukraine erreiche ihre Ziele, Priorität habe die Gefangennahme russischer Soldaten, um sie später gegen ukrainische Gefangene auszutauschen, betonte der ukrainische Staatschef.

In dem seit über zwei Jahren währenden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist es Kiew mit seiner vor zwei Wochen begonnenen Offensive erstmals gelungen, den Krieg in das Land des Aggressors zurückzutragen. Die Lage in der Region Kursk ist nach Ansicht von Militärexperten schwierig für die dort stationierten russischen Truppen. Speziell Einheiten südlich des Flusses Sejm droht nach der Sprengung mehrerer Brücken die Einschliessung. Im Netz kursierten im Tagesverlauf mehrere Videos, in denen zu sehen war, wie ukrainische Drohnen Militärfahrzeuge zerstörten, die versuchten, Behelfsbrücken über den Fluss zu verlegen.

Pentagon: Russland tut sich mit Kursk-Gegenoffensive schwer

Auch nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums hat Russland Schwierigkeiten, auf die ukrainische Gegenoffensive in Kursk zu reagieren. Es gebe Anzeichen dafür, dass Moskau eine kleine Zahl an Einheiten in das Gebiet verlege, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder in Washington. «Generell würde ich aber sagen, dass Russland sich wirklich schwer damit tut, zu reagieren.» Die Ukraine habe ihren Gegner «eindeutig in Bedrängnis gebracht», betonte Ryder. Ukrainische Streitkräfte rückten demnach weiterhin in das Gebiet vor.

Auf die Frage, ob Washington den Vorstoss der Ukrainer öffentlich befürworte, antwortete Ryder nicht direkt, sondern verwies auf Präsident Selenski. Dieser habe gesagt, dass es darum gehe, eine Pufferzone zu schaffen, erläuterte der US-Sprecher. Man setze die Gespräche mit Kiew fort, um mehr über die genauen Ziele zu erfahren. Ryder betonte jedoch wie bereits eine Pentagon-Sprecherin am Tag zuvor, dass die ukrainische Gegenoffensive in Kursk nichts an der Unterstützung der USA für Kiew ändere.

Kremlchef Putin zieht Parallelen zu Terrorismus

Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich bislang ebenfalls schwergetan, eine passende Antwort auf den ukrainischen Vormarsch zu geben. Bei einer Reise in den Kaukasus versuchte er nun die Offensive in eine Reihe mit einer Massengeiselnahme vor 20 Jahren zu stellen. «Wir wissen sehr gut, dass aus dem Ausland nicht nur versucht wurde, das ungeheure Verbrechen zu rechtfertigen, sondern dass von dort den Terroristen auch jegliche Hilfe geleistet wurde: moralische, politische, informative und finanzielle», sagte Putin bei einer Gedenkveranstaltung in der Kleinstadt Beslan.

In Beslan hatten im September 2004 über 30 Terroristen mehr als 1100 Menschen - Kinder, Eltern und Lehrer - in einer Schule als Geiseln genommen. Beim Sturm der Schule kamen 334 Menschen ums Leben, mehr als die Hälfte davon Kinder. Gegen diese «Feinde Russlands», müsse Russland auch heute noch kämpfen. Nun würden sie Verbrechen im Gebiet Kursk und im Donbass verüben.

Doch genauso wie damals gegen die Terroristen werde Russland heute auch gegen die «Neonazis» siegen, versicherte der 71-Jährige. Beweise für eine Verbindung zwischen den tschetschenischen Terroristen damals und der sich gegen Moskaus Invasion verteidigenden Ukraine brachte er nicht.

Bei einer anschliessenden Reise nach Tschetschenien besuchte Putin mit dem dortigen regionalen Machthaber Ramsan Kadyrow unter anderem ein Zentrum für die Ausbildung von Spezialkräften, wo nun russische Soldaten für den Krieg trainiert werden.

17:23 Uhr

Dienstag, 20. August

Moskau fordert: Bürger in Kursk sollen Dating-Apps ausschalten

Das russische Innenministerium hat die Menschen in drei Regionen an der Grenze zur Ukraine aufgefordert, Datings-Apps und Online-Überwachungskameras zu deaktivieren. «Der Gegner identifiziert in grossem Umfang IP-Adressen auf unserem Territorium und verbindet sich aus der Ferne mit ungesicherten Kameras, die von privaten Höfen bis hin zu strategisch wichtigen Strassen und Autobahnen alles überwachen», teilte das Ministerium mit. Auch von der Benutzung von Online-Dating-Diensten wurde abgeraten, da diese ebenfalls zum Sammeln von Informationen genutzt werden könnten.

Verlieben verboten: Dating Apps sollen in drei grenznahen Regionen nicht mehr benutzt werden, fordert der Kreml.
Bild: Symbolbild: Tero Vesalainen / iStockphoto

Die Ukraine, die sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, hat vor rund zwei Wochen eine Gegenoffensive gestartet und ist dabei in das westrussische Gebiet Kursk vorgerückt. Erstmals hat Kiew damit den Krieg auf das Gebiet des Gegners verlagert. Russland hält dabei weiterhin grosse Teile im Osten und Süden der Ukraine besetzt.

Das Innenministerium riet den russischen Soldaten, generell keine Kurznachrichten von unbekannten Absendern zu öffnen. Auch sollten sie Chats mit Kameraden löschen, wenn diese in Kriegsgefangenschaft geraten sind. Bewohnern der grenznahen Regionen empfiehlt das Innenministerium, in sozialen Netzwerken keine Videoaufnahmen zu teilen, auf denen Militärkonvois zu sehen sind.

Soldaten, Polizisten und Geheimdienst-Mitarbeiter sollen zudem auf ihren Handys Fotos löschen, die sie als Angehörige dieser Dienste identifizieren. Auch sollen sie im Netz auf Spitznamen wie «Ljoscha FSB» verzichten. Der FSB ist der russische Inlandsgeheimdienst.

«Mitarbeiter der Energiewirtschaft, einschliesslich der Atomindustrie, sollten ihre berufliche Zugehörigkeit aus den sozialen Netzwerken entfernen, damit sie nicht in das Blickfeld feindlicher Nachrichtendienste geraten», heisst es weiter. (dpa)

16:25 Uhr

Dienstag, 20. August

Ukraine: Parlament verbietet moskautreue orthodoxe Kirche

Angesichts des russischen Angriffskrieges hat das Parlament der Ukraine den moskautreuen Ableger der orthodoxen Kirche im Land verboten. Der Gesetzentwurf, der tief in Kirche und Gesellschaft eingreift, war umstritten und wurde lange in der Rada in Kiew beraten. In zweiter und letzter Lesung fand er aber eine breite Mehrheit. Von 322 anwesenden Abgeordneten stimmten 265 für das Gesetz.

Begründet wird das Verbot mit der Unterstützung des Moskauer Patriarchats für den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dem Ableger dieser Kirche in der Ukraine wird vorgeworfen, die Verbrechen gegen das eigene Volk zu rechtfertigen oder sogar mit dem Feind zu paktieren. Offiziell dient das Gesetz dem Schutz der nationalen Sicherheit und der Religionsfreiheit. Präsident Wolodymir Selenski muss das Gesetz gegenzeichnen. Weil sein Präsidialamt das Verbot aber vorangetrieben hat, gilt es als unwahrscheinlich, dass Kritikpunkte noch aufgenommen werden.

Gemeinden müssen sich entscheiden

Das Gesetz trete einen Monat nach Veröffentlichung in Kraft, teilte der ukrainische Abgeordnete Jaroslaw Schelesnjak mit. Danach hätten die einzelnen Gemeinden neun Monate Zeit, sich von der Moskauer Kirche loszusagen. In der zersplitterten ukrainischen Kirchenlandschaft rechnen sich weniger als 10 000 Gemeinden noch zur moskautreuen Kirche. Das sind mehr Gemeinden, als die nationale Orthodoxe Kirche der Ukraine zählt. Diese hat aber mehr Gläubige.

Moskau bleibt bei der Haltung, dass die Ukraine auch kirchlich zu Russland gehört, und entsprechend äusserte sich die Sprecherin des Aussenministeriums, Maria Sacharowa zu dem Verbot: «Das Ziel ist, die zutiefst kanonische, wahre Orthodoxie zu vernichten», sagte sie. Der ukrainische Staat verletze das Recht seiner Bürger auf Religionsfreiheit, sagte die Chefin des Ausschusses für Kirchenfragen im russischen Parlament, Olga Timofejewa.

Kirche als «Agentennetz des Kremls»

«Wir haben heute den unvermeidlichen Weg eingeschlagen, das Agentennetz des Kremls, das sich seit Jahrzehnten hinter der Maske einer religiösen Organisation versteckt, von innen heraus zu säubern», schrieb hingegen der ukrainische Abgeordnete Roman Losynskyj auf Facebook.

Während das Gesetz beraten wurde, warnten aber westliche Partner die Ukraine, die religiöse Spaltung im Land nicht durch das Verbot noch zu vertiefen. «Mit dem Gesetz wird eine Stimmung gefördert, die sich gegen eine grosse Gruppe in der Gesellschaft richtet», sagte die Theologin Regina Elsner aus Münster der Deutschen Presse-Agentur. Es könnte sein, dass orthodoxe Gläubige, die ihrer Kirche nicht abschwören wollen, in den Untergrund gehen oder sich nur noch in Privatwohnungen treffen.

«Das Recht der Ukraine ist unbenommen, für ihre Sicherheit zu sorgen», sagte die Professorin für Ostkirchenkunde. Es gebe klare Fälle der Kollaboration mit Russland unter den Bischöfen und Priestern der Moskauer Kirche. Dagegen gehe die Ukraine bereits jetzt strafrechtlich vor. Doch einfache Gläubigen sollten nicht gezwungen werden, sich für oder gegen eine Kirche zu entscheiden.

Der Kirchenstreit in der Ukraine zeigt sich schon seit Jahren an den wichtigen Klöstern des Landes. Das moskautreue Höhlenkloster in Kiew gilt als architektonisches Gesamtdenkmal. Der Staat versucht, den Mönchen und Pilgern Gebäude um Gebäude wegzunehmen. Solche Schritte werden durch das neue Gesetz erleichtert. Auch im grossen Mariä-Entschlafens-Kloster Potschajiw in der Westukraine, dem westlichsten Vorposten der russischen Orthodoxie, deutet sich eine Enteignung an.

Langer Prozess der Ablösung von Moskau

Russland und weite Teile der Ukraine bildeten über Jahrhunderte einen einheitlichen Kirchenraum, der zum Moskauer Patriarchat gehörte. Seit der staatlichen Unabhängigkeit versuchte die Ukraine aber auch ihre kirchliche Unabhängigkeit zu erlangen.

2018 erkannte Weltpatriarch Bartholomäus in Konstantinopel eine Orthodoxe Kirche der Ukraine an, die nicht mehr Moskau untersteht. Die moskautreue Kirche in der Ukraine erklärte im Mai 2022 nach dem russischen Einmarsch ihre formale Loslösung von Russland. Der Staat glaubt ihr dies nicht - daher das Verbot. Tatsächlich stünden viele der vermeintlich moskautreuen Gemeinden und deren Gläubige sehr loyal zur Ukraine und hätten sich von Russland gelöst, berichtet Elsner von ihren Erfahrungen. Das neue Gesetz schere aber alle über einen Kamm. (dpa)

12:15 Uhr

Dienstag, 20. August

Russischer Luftangriff trifft ukrainischen Kraftstofftank

In einer Industrieanlage im Westen der Ukraine ist nach regionalen Behördenangaben durch einen nächtlichen russischen Luftangriff ein Feuer ausgebrochen. Die Flammen hätten einen Kraftstofftank ergriffen, sagte der Leiter des Zivilschutzes im Gebiet Ternopil, Wiktor Maslej, vor Journalisten. Niemand sei verletzt worden. Der Brand sei eingedämmt worden, die Löscharbeiten dauerten aber noch an. Den Angaben nach wurden keine erhöhten Schadstoffwerte gemessen. Die Bevölkerung wurde trotzdem aufgerufen, vorläufig die Fenster zu schliessen und Aufenthalte im Freien zu vermeiden.

Angaben zur Art des Luftangriffs wurden nicht gemacht. Nach offizieller Zählung der ukrainischen Luftwaffe setzte Russland in der Nacht 26 Kampfdrohnen und 5 Raketen gegen die Ukraine ein. 25 Drohnen und 3 Raketen seien abgefangen worden. Die Militärangaben waren nicht im Detail überprüfbar. Ein Teil des Angriffs richtete sich gegen die Hauptstadt Kiew. Alle Flugobjekte seien aber bereits im Umland abgeschossen worden.

Grosses russisches Tanklager bei Rostow brennt immer noch

Auf russischer Seite stand ein grosses Tanklager im Gebiet Rostow weiterhin in Flammen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Zum Löschen planten die Behörden den Einsatz von vier Löschflugzeugen. Die Anlage mit mehr als 70 Tanks war am Sonntagmorgen von ukrainischen Drohnen in Brand geschossen worden.

06:24 Uhr

Dienstag, 20. August

Selenski sieht Ukraine in Russland weiter auf dem Vormarsch

Die Ukraine hat bei ihrer Gegenoffensive in der russischen Region Kursk nach Angaben von Präsident Wolodimir Selenski weitere Geländegewinne erzielt. «Stand heute kontrollieren unsere Kräfte mehr als 1.250 Quadratkilometer Territorium des Feindes und 92 Ortschaften», sagte Selenski bei einem Auftritt vor ukrainischen Diplomaten und Beamten. Ein taktisches Ziel, die Gefahr für die ukrainische Grenzregion Sumy zu verringern, sei damit erreicht. Zudem sei die Offensive der grösste Erfolg bezüglich der Gefangennahme russischer Soldaten seit Kriegsbeginn, sagte Selenski.

Seinen Angaben nach sollen die Russen später gegen kriegsgefangene Ukrainer ausgetauscht werden. Im bisherigen Kriegsverlauf hat Russland nach Einschätzung von Beobachtern mehr Ukrainer gefangen genommen als umgekehrt.

Selenski: Offensive hätte niemand für möglich gehalten

Selenski bezeichnete die Offensive als grossen Erfolg. Vor ein paar Monaten habe dies niemand für möglich gehalten. Kritiker hätten allein Gedankenspiele dieser Art als Überschreiten der «rotesten aller roten Linien Russlands» abgelehnt, gab er zu bedenken. Darum seien die Vorbereitungen auch im Geheimen getroffen worden. Der jetzige Erfolg zeige aber deutlich Wladimir Putins Unfähigkeit, sein Territorium zu schützen vor solchen Gegenangriffen. Zudem habe der ukrainische Vorstoss auch zu einem Umdenken bei den westlichen Partnern geführt, meinte Selenski, der von seinen Diplomaten weiter ein aktives Einwerben von Waffenhilfe forderte.

Selenskis Angaben zu dem Vorstoss gehen über die meisten bisherigen Schätzungen von Militärbeobachtern hinaus. So hatte vor wenigen Tagen das unabhängige Internetportal «Meduza» auf Grundlage von Foto- und Videomaterial im umkämpften Gebiet Kursk die Geländegewinne auf 862 Quadratkilometer geschätzt. Allerdings räumen die meisten Experten selbst die Ungenauigkeit ihrer Schätzungen ein. Vor allem die ukrainischen Streitkräfte veröffentlichen sehr wenig, um ihren Vormarsch nicht zu gefährden.

Nach Einschätzung des Militäranalysten Jan Matwejew laufen die russischen Truppen südlich des Flusses Sejm zudem Gefahr, eingekesselt zu werden. Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben zwei Brücken über den Fluss zerstört oder zumindest schwer beschädigt. Zudem gibt es bislang offiziell noch unbestätigte Berichte über eine dritte zerstörte Brücke. Solche Schäden würden die Versorgung der russischen Truppenteile, aber zugleich auch einen eventuellen Rückzug massiv erschweren, argumentierte Matwejew.

Putin schliesst Verhandlungen mit der Ukraine derzeit aus

Während Kiew sich durch die Gegenoffensive eine bessere Verhandlungsposition erhoffen könnte, schaltet Kremlchef Wladimir Putin auf stur. Er will nach Angaben aus Moskau nicht mehr verhandeln. «Der Präsident hat sehr deutlich gesagt, dass nachdem die Angriffe, genauer gesagt die Invasion im Gebiet Kursk begonnen hat, von Verhandlungen keine Rede sein kann», sagte Russlands Aussenminister Sergej Lawrow am Rande von Putins Besuch in Aserbaidschan im russischen Staatsfernsehen. Putin werde zudem in Kürze eine Einschätzung der Lage geben, kündigte Lawrow an.

Berichte über Kontakte zwischen den Kriegsparteien, die von Mittlern wie Katar oder der Türkei hergestellt worden seien, seien nichts weiter als Gerüchte, erklärte Lawrow weiter.

Ukrainer im Osten unter Druck

Während die ukrainischen Truppen auf russischem Gebiet vorankommen, bleibt die Lage an der Front im Osten des eigenen Landes schwierig. Am Montag habe es auf ukrainischem Gebiet 154 Gefechte gegeben, meldete der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht. Wichtigste Angriffsrichtung der Russen bleibt dabei der Raum Pokrowsk im Gebiet Donezk, wo mehr als ein Drittel der Angriffe stattfanden. Laut Generalstab wurden allein dort mehr als 300 russische Soldaten getötet oder verletzt. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen.

Vor allem die Angriffe aus der Luft machen den ukrainischen Soldaten weiterhin zu schaffen. Im Lagebericht ist von 71 russischen Luftschlägen und dem Abwurf von 86 gelenkten Gleitbomben die Rede. Daneben seien zahlreiche Kamikaze-Drohnen gegen ukrainische Stellungen, aber auch Siedlungen eingesetzt worden, heisst es.

Washington: Vorstoss in Kursk-Region ändert nichts an Hilfe

Die ukrainische Gegenoffensive in der Region Kursk ändert nach Angaben des Pentagons nichts an der Unterstützung der USA für Kiew. US-Präsident Joe Biden habe «sehr deutlich gemacht, dass wir die Ukraine weiterhin und dauerhaft unterstützen und ihr zur Seite stehen werden, solange es nötig ist», sagte eine Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums. Das bedeute auch, dass sich die Art und Weise der Hilfe nicht geändert habe. Man unterstütze Kiew weiter vorrangig mit der Lieferung militärischer Ausrüstung.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe seinem ukrainischen Kollegen Rustem Umerow in einem Gespräch am Montag die weitere Unterstützung der USA zugesichert, sagte Sprecherin Sabrina Singh weiter. In dem Austausch habe Austin auch ein besseres Verständnis dafür bekommen, was die Ukraine mit der Gegenoffensive erreichen wolle. Die Sprecherin wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äussern, ob Washington Kiew zusätzliche Satelliteninformationen zur Verfügung stelle. Sie wolle nicht über öffentlich über einen Austausch von Geheimdienstinformationen mit den Ukrainern sprechen, sagte sie. «Aber wir haben diese Beziehung zu ihnen.»

Nächtliche Drohnenangriffe

Drohnenangriffe wurden auch in der Nacht wieder in zahlreichen ukrainischen Regionen weitab der Front gemeldet. Laut der Flugabwehr waren so die Gebiete Sumy, Poltawa, Cherson und Mykolajiw im Visier. Auch im Umland der Hauptstadt Kiew war die Flugabwehr im Einsatz. Die Gebietsverwaltung rief die Einwohner dazu auf, Schutzräume aufzusuchen. Schäden sind bislang nicht bekannt.

Das wird am Dienstag wichtig

Chinas Ministerpräsident Li Qiang kommt zu einem offiziellen Besuch nach Russland. Li Qiang ist vom 20. bis 22. August auf Einladung seines Kollegen Michail Mischustin in Moskau. Er soll auch von Putin empfangen werden. China gilt als wichtigster Partner Russlands. ( dpa )

21:56 Uhr

Montag, 19. August

Selenski: Kiew kontrolliert grosses Gebiet in Russland

Die Ukraine hat bei ihrer Gegenoffensive in der russischen Region Kursk nach Angaben von Präsident Wolodimir Selenski weitere Eroberungen erzielt. «Stand heute kontrollieren unsere Kräfte mehr als 1250 Quadratkilometer Territorium des Feindes und 92 Ortschaften», sagte Selenski bei einem Auftritt vor ukrainischen Diplomaten und Beamten. Ein taktisches Ziel, die Verringerung der Gefahr für die ukrainische Grenzregion Sumy, sei damit erreicht. Zudem sei die Offensive der grösste Erfolg bezüglich der Gefangennahme russischer Soldaten seit Kriegsbeginn, führte Selenski aus.

Seinen Angaben nach sollen die Russen später gegen kriegsgefangene Ukrainer ausgetauscht werden. Im bisherigen Kriegsverlauf hat Russland nach Einschätzung von Beobachtern mehr Ukrainer gefangen genommen als umgekehrt.

Selenski: Offensive hätte niemand für möglich gehalten

Selenski bezeichnete die Offensive als grossen Erfolg. Vor ein paar Monaten hätte dies niemand für möglich gehalten. Kritiker hätten allein Gedankenspiele dieser Art als Überschreiten der «rotesten aller roten Linien Russlands» abgelehnt. Darum seien die Vorbereitungen auch im Geheimen getroffen worden. Der jetzige Erfolg zeige aber deutlich, Wladimir «Putins Unfähigkeit, sein Territorium zu schützen» vor solchen Gegenangriffen. Zudem habe er auch zu einem Umdenken bei den westlichen Partnern geführt, meinte Selenski, der von seinen Diplomaten weiter ein aktives Einwerben von Waffenhilfe forderte.

Die Angaben von Selenski zu den Gebietsgewinnen gehen über die meisten bisherigen Schätzungen von Militärbeobachtern hinaus. So hatte vor wenigen Tagen das unabhängige Internetportal Meduza auf Grundlage von Foto- und Videomaterialien im umkämpften Gebiet Kursk die Geländegewinne auf 862 Quadratkilometer geschätzt. Allerdings räumen die meisten Experten selbst die Ungenauigkeit ihrer Schätzungen ein, da es wenig Bildmaterial gibt. Vor allem die ukrainischen Streitkräfte veröffentlichen sehr wenig, um ihren Vormarsch nicht zu gefährden. (dpa)

19:11 Uhr

Montag, 19. August

Putin schliesst Verhandlungen mit der Ukraine aus

Kremlchef Wladimir Putin will angesichts der ukrainischen Gegenoffensive auf russischem Gebiet nicht mit Kiew verhandeln. «Der Präsident hat sehr deutlich gesagt, dass nachdem die Angriffe, genauer gesagt die Invasion im Gebiet Kursk begonnen hat, von Verhandlungen keine Rede sein kann», sagte Russlands Aussenminister Sergej Lawrow am Rande von Putins Besuch in Aserbaidschan im russischen Staatsfernsehen. Putin werde zudem in Kürze eine Einschätzung der Lage geben, kündigte Lawrow an.

Berichte über Kontakte zwischen den Kriegsparteien, die von Mittlern wie Katar oder der Türkei hergestellt worden seien, seien nichts weiter als Gerüchte, erklärte Lawrow weiter.

Die Ukraine, die sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, hat vor rund zwei Wochen eine Gegenoffensive gestartet und ist dabei in das westrussische Gebiet Kursk vorgerückt. Erstmals hat Kiew damit den Krieg auf das Gebiet des Gegners verlagert. Russland hält dabei weiterhin grosse Teile im Osten und Süden der Ukraine besetzt.

Putin hatte vor dem ukrainischen Gegenschlag als Voraussetzung für Friedensverhandlungen von Kiew weitere Gebietsabtretungen gefordert. Das derzeitige Schweigen des russischen Präsidenten zur Krise des eigenen Militärs ist keine neue Erscheinung. Auch bei vorherigen Niederlagen der russischen Armee hat sich der Kremlchef erst nach längerer Pause und teilweise nach dem Aussitzen der Krise zu Wort gemeldet. (dpa)

12:54 Uhr

Montag, 19. August

Ukrainische Luftwaffe befürchtet schweren Angriff

In der Ukraine warnt die Luftwaffe vor einem möglichen schweren russischen Luftangriff. Im Norden Russlands vom Fliegerhorst Olenja bei Murmansk seien sechs strategische Bombenflugzeuge vom Typ Tupolew Tu-95 gestartet, teilte die Luftwaffe am späten Vormittag auf ihrem Telegramkanal mit. «Über Raketengefahr und den Start von Marschflugkörpern werden wir zusätzlich informieren. Bitte das Signal von Luftalarm nicht ignorieren!», hiess es.

Ein Angriff liess sich damit für Montagnachmittag Kiewer Zeit (MESZ + eine Stunde) erwarten. Auch die offizielle Luftalarm-App der Ukraine warnte vor den Fliegern in der Luft. Die Ukrainer und Ukrainerinnen informieren sich ständig über diese Kanäle.

Der Erfahrung von fast zweieinhalb Jahren des russischen Angriffskriegs zufolge beginnen schwere Luftangriffe meist mit dem Start von Bombern in Nordrussland oder an der Wolga. Nach mehreren Stunden Flug erreichen sie die Abschussgebiete, oft über dem Kaspischen Meer. Von dort fliegen die Marschflugkörper je nach Ziel zwischen 40 Minuten und einer Stunde bis in die Ukraine.

Bei kombinierten Angriffen sind oft auch Drohnen in der Luft, oder es steigen russische Kampfjets MiG 31 auf, von denen die Hyperschallraketen Kinschal gestartet werden. Meist werden solche Angriffe aber nachts geflogen. Der Start der Tu-95 am helllichten Tag war ungewöhnlich. Daher war nicht ausgeschlossen, dass der Flug zur Übung oder zur Überführung dient. Das russische Militär äussert sich nicht zu diesen Flügen. (dpa)

12:36 Uhr

Montag, 19. August

Musk dementiert Cybertruck-Geschenk an Kadyrow

Der tschetschenische Machthaber Kadyrow hat in einem Video mit einem angeblichen Geschenk von Tesla-Chef Musk geprahlt. Was sagt Musk zu der Behauptung?

Tesla-Chef Elon Musk hat zurückgewiesen, dem tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow einen Cybertruck des US-Konzerns geschenkt zu haben. «Sind Sie wirklich so zurückgeblieben, dass Sie glauben, ich hätte einem russischen General einen Cybertruck geschenkt?», antwortete er auf einen Post des US-Autors und Journalisten Seth Abramson auf Musks Plattform X. Die Behauptung sei «ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr die etablierten Medien lügen».

Kadyrow hatte zuvor in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram mit einem Cybertruck von Tesla geprahlt. Er habe das «Cyberbeast» von Musk erhalten, behauptete der Chef der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus. Nach einer Tour in der Hauptstadt Grosny zeigte sich der 47-Jährige in einem Video mit Geschosspatronen um den Hals an einem auf den Truck montierten Maschinengewehr. In dem Clip sagte Kadyrow: «Elon, danke!», obwohl nicht klar war, ob es sich um ein Geschenk handelte. Das «Cyberbeast» solle bald im russischen Krieg gegen die Ukraine Nutzen bringen.

Wie Hunderte Angehörige des russischen Machtapparats ist Kadyrow vom Westen mit Sanktionen belegt. Das Video ist daher auch ein Fingerzeig an den Westen, dass die Reichen und Mächtigen in Russland weiter an Luxusgüter kommen, die wegen der Strafmassnahmen gar nicht ins Land gelangen dürften. Organisiert werden solche Einfuhren über Mittelsmänner im Ausland. Der tschetschenische Machthaber etwa hat beste Verbindungen in die Vereinigten Arabischen Emirate.

Kadyrow steht international wegen schwerster Menschenrechtsverstösse in der Kritik. Bürgerrechtler werfen dem glühenden Unterstützer von Kremlchef Wladimir Putin auch Morde an politischen Gegnern, Folter von Gefangenen und Entführungen vor. Kadyrow besetzt öffentliche Ämter mit Verwandten und verstösst mit schweigender Billigung des Kremls immer wieder auch demonstrativ gegen Gesetze. (dpa)

11:29 Uhr

Montag, 19. August

Ukrainische Armee rückt in Kursk angeblich weiter vor

Ukrainische Truppen haben bei ihrem Vordringen im russischen Gebiet Kursk nach Angaben von Beobachtern weitere Ortschaften unter ihre Kontrolle gebracht. Der ukrainische Militärblog DeepState schrieb auf seiner Frontkarte die Orte Snagost und Apanassowka der ukrainischen Seite zu. Bei Olgowka seien die ukrainischen Truppen vorgerückt, hiess es. Diese Dörfer liegen am westlichen Rand der Zone, die das ukrainische Militär bei seiner Offensive über die Grenze seit dem 6. August erobert hat. Rückhalt der russischen Truppen dort ist die Kreisstadt Korenjewo.

Auch das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) bestätigte in seinem Bericht vom Sonntagabend Kämpfe in genau dieser Region. Solche Analysen haben keinen offiziellen Charakter. Sie stützen sich auf Fotos und Kurzvideos, die beide Kampfparteien in sozialen Netzwerken veröffentlichen. Deren Aufnahmeort und Aussagekraft muss jeweils genau bestimmt werden.

Angriffe auf Brücken am Fluss Sejm

Ausserdem gab es Berichte über einen weiteren versuchten Vorstoss der Ukrainer über die russische Grenze in das Gebiet Kursk ein Stück weiter westlich. Dort können russische Truppen den Landkreis Gluschkowo nur über den Fluss Sejm hinweg verteidigen. Allerdings hat die ukrainische Luftwaffe nach eigenen Angaben von drei Brücken über den Fluss eine bereits zerstört und eine zweite zumindest stark beschädigt. Für weitere inoffizielle Berichte über die Zerstörung auch der dritten Brücke gab es keine Bestätigung. Nach Angaben russischer und ukrainischer Militärblogger gab es Kämpfe bei der grenznahen Kleinstadt Tjotkino am Sejm. DeepState sah das Dörfchen Otruba auf dem anderen Flussufer unter Kontrolle ukrainischer Truppen.

Mit der seit zwei Wochen dauernden Offensive bei Kursk hat die Ukraine den Krieg gegen die russische Invasion erstmals auf das Gebiet des Gegners verlagert. Es ist auch das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass wieder ausländische Truppen auf russischem Staatsgebiet stehen. Trotzdem sind die russische Armee und die Sicherheitsbehörden schwerfällig bei der Gegenwehr.

Auf eigenem Gebiet stehen die ukrainischen Verteidiger weiter schwer unter Druck. Der Generalstab in Kiew berichtete von 145 russischen Sturmangriffen entlang der Front am Sonntag. Davon hätten sich allein 45 Angriffe gegen den Frontabschnitt Pokrowsk im ostukrainischen Gebiet Donezk gerichtet. Diese Zahlen sind nicht im Detail überprüfbar, liefern aber einen Hinweis auf die Intensität der Gefechte.

Die ukrainische Luftwaffe wehrte nach eigenen Angaben in der Nacht alle elf Kampfdrohnen ab, mit denen die russische Armee angriff. Das russische Verteidigungsministerium berichtete seinerseits, mehrere ukrainische Drohnen seien abgeschossen worden. (dpa)

11:45 Uhr

Montag, 19. August

Moskau: Stiftung von George Clooney ist unerwünscht

Die Stiftung von US-Schauspieler George Clooney ist in Russland zur unerwünschten Organisation erklärt worden. «Die Stiftung arbeitet im Hollywood-Stil daran, Russland zu diskreditieren», teilte die Generalstaatsanwaltschaft nach Angaben russischer Agenturen mit. «Sie unterstützt falsche Patrioten, die aus dem Land geflohen sind, sowie die Mitglieder verbotener extremistischer und terroristischer Vereinigungen.»

George Clooney in «Up in the Air».
Bild: KEYSTONE

Die Clooney Foundation for Justice kämpft gegen Menschenrechtsverletzungen. Der politisch engagierte Hollywoodstar hat die Stiftung mit seiner Ehefrau, der prominenten Anwältin Amal Clooney, gegründet.

Ukraine-Verbrechen: Clooney-Stiftung kontaktierte Bundesanwaltschaft

Im Oktober hatte sich die Stiftung wegen mutmasslicher russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine an die Bundesanwaltschaft gewandt. Ihre Experten sahen in drei Komplexen Kriegsverbrechen durch Berichte von Opfern oder ihren Familien und durch Fotos, Videos sowie Satellitenbilder belegt.

Dabei ging es einmal um einen Raketenangriff auf einen Touristenort in der Odessa-Region, bei dem im Sommer 2022 viele Zivilisten getötet und weitere schwer verletzt worden sein sollen. In einem zweiten Fall sollen russische Bodentruppen im damals besetzten Gebiet Charkiw zwischen März und September 2022 vier Männer gefoltert und hingerichtet haben. Ein dritter Vorgang identifizierte demnach Kommandeure russischer Einheiten, die während der Okkupation in der Region Kiew im März 2022 an Hinrichtungen, Folterungen, sexueller Gewalt und Plünderungen beteiligt gewesen sein sollen.

Nach dem Völkerstrafgesetzbuch ist es möglich, dass der Generalbundesanwalt bei bestimmten Verbrechen ermittelt, die nicht in Deutschland begangen wurden. Hintergrund ist das sogenannte Weltrechtsprinzip: Kriegsverbrecher sollen nirgendwo auf der Welt eine sichere Zuflucht finden.

Eine Erklärung zur «unerwünschten Organisation» kommt in Russland einem Verbot gleich. Kritisiert wird immer wieder, dass das russische Gesetz über unerwünschte Organisationen keinen rechtlichen Grundsätzen genüge, weil nicht klar sei, welche Handlungen zu einer Einstufung als unerwünscht führten. Russland hatte seit Kriegsbeginn zahlreiche Einrichtungen zu unerwünschten Organisationen erklärt, darunter auch Stiftungen und das international angesehene Deutsche Historische Institut. (dpa)

06:24 Uhr

Montag, 19. August

Selenski: Ukraine will Pufferzone in Russland schaffen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat erstmals ein konkretes Ziel für den Vorstoss seiner Truppen in der westrussischen Region Kursk genannt. «Die Schaffung einer Pufferzone auf dem Territorium des Aggressors», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Angesichts der schweren Kämpfe dort sowie im Osten der Ukraine bat er die westlichen Partner um schnellen Nachschub an Waffen und Munition. «Der Krieg kennt keine Ferien», sagte Selenski vor allem an die Adresse der USA, Grossbritanniens und Frankreichs.

Die ukrainischen Soldaten leisteten zwar «hervorragende Arbeit», so Selenski. «Aber wir müssen die Versorgung durch unsere Partner beschleunigen, wir bitten darum.» Die Ukraine brauche Lösungen, sie sei vor allem auf ein rechtzeitiges Eintreffen der zugesagten Hilfepakete angewiesen.

Ukrainer im Osten unter Druck

Vor allem in den Gebieten rund um den Donbass schienen die ukrainischen Einheiten schwer unter Druck zu geraten. Aus einigen Orten mussten sie sich bereits zurückziehen. Gerade die Umgebung von Torezk sei «mehr als nur Verteidigung für die Ukraine, es ist jetzt das Hauptziel unserer Verteidigungsmassnahmen im Allgemeinen, so viel wie möglich von Russlands Potenzial, dem Potenzial für einen Krieg, zu zerstören und ein Maximum an Gegenangriffsarbeit zu leisten», betonte Selenski.

Ukrainische Militärs räumten die Schwierigkeiten rund um Pokrowsk ein. «Wir können uns zurückziehen, eine kleine Siedlung aufgeben oder eine kleine Schlacht verlieren», sagte Serhij Zechozki, ein Offizier der dort eingesetzten Brigade im Fernsehen. «Aber die Hauptaufgabe besteht darin, den Krieg zu gewinnen.»

Aktuell rückten die russischen Soldaten bei Mykolajiwka vor, um die Versorgungsstrecke zwischen Pokrowsk und Karlowka zu unterbrechen. «Hier versuchen sie, etwas zu erreichen», sagte Zechozki. Doch genau an dieser Stelle erwarte das russische Militär «etwas Unerwartetes». Details nannte der Offizier nicht.

Lagebericht des Generalstabs in Kiew

Torezk und Pokrowsk sind die Dauer-Brennpunkte der vergangenen Wochen. Auch der ukrainische Generalstab berichtete von schweren Kämpfen rund um die Orte. Allein bei Pokrowsk seien im Tagesverlauf 24 russische Sturmangriffe registriert worden, teils mit Unterstützung von Kampfflugzeugen. Bei Torezk seien insgesamt 15 russische Attacken abgeschlagen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Zu den Kämpfen in der westrussischen Region Kursk machte die ukrainische Generalität in Kiew keine Angaben. Im Lagebericht heisst es lediglich, dass russische Artillerie und Kampfflugzeuge ukrainische Stellungen rund um Sumy im Osten des Landes angegriffen hätten. Sumy gilt als Zentrum des Nachschubs für die in der Region Kursk kämpfenden ukrainischen Truppen.

«Forbes»: Hohe Materialverluste bei Kursk

Das ukrainische Militär hat bei seinem Vorstoss bei Kursk ungewöhnlich hohe Verluste an wertvoller Technik erlitten, resümierte das Wirtschaftsmagazin «Forbes». Die Verluste an Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und schweren Waffen seien überaus hoch und stünden in keinem Verhältnis zu den gleichzeitigen Verlusten auf russischer Seite.

Bei dem Vordringen über offenes Gelände seien die Fahrzeuge vielfach Luft- und Artillerieangriffen ausgesetzt, entsprechend seien die Verluste«doppelt so hoch wie sonst», berief sich das Blatt auf Analysten. Allerdings, wenn die Ukraine das eroberte Gebiet halten könne, wäre dies die Verluste wert. Selenski hatte wiederholt über russische Raketen- und Artillerieangriffe aus dem Gebiet Kursk gegen Ziele im Osten der Ukraine geklagt.

Lukaschenko spricht von Truppenaufmarsch an Grenze

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat eigenen Angaben zufolge grössere Truppenverbände an die Grenze seines Landes zur Ukraine verlegen lassen. Als Grund dafür nannte er starke Truppenansammlungen auf ukrainischer Seite. Dort habe Kiew bis zu 120.000 Soldaten stationiert, behauptete er in einem Interview des russischen Fernsehkanals «Rossija», aus dem die Staatsagentur Belta zitierte. «Und angesichts dieser aggressiven Politik haben wir unser Militär entlang der gesamten Grenze stationiert, so wie es im Kriegsfall der Fall wäre.» Lukaschenko, der auch als letzter Diktator Europas bezeichnet wird, kooperiert eng mit Kremlchef Wladimir Putin.

Nach Ansicht der ukrainischen Grenztruppen greift Lukaschenko «zu aggressiven Aussagen, die nicht der Realität entsprechen». Von Verstärkungen auf belarussischer Seite sei zudem nichts erkennbar, sagte Andrij Demtschenko, Sprecher der Grenztruppen.

Minsk ist nicht aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Allerdings hat Lukaschenko im Februar 2022 den Vorstoss russischer Truppen aus Belarus heraus in die Ukraine erlaubt. Nach schweren Rückschlägen und Verlusten beim versuchten Vorstoss nach Kiew mussten sich diese russischen Einheiten zurückziehen.

16:44 Uhr

Sonntag, 18. August

Lukaschenko spricht von Truppenaufmarsch an Grenze

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat grössere Truppenverbände an die Grenze seines Landes zur Ukraine verlegen lassen. Als Grund dafür nannte er starke Truppenansammlungen auf ukrainischer Seite. Dort habe die Ukraine bis zu 120.000 Soldaten stationiert, behauptete er in einem Interview des russischen Fernsehkanals «Rossija», aus dem die Staatsagentur Belta zitierte. «Und angesichts dieser aggressiven Politik haben wir unser Militär entlang der gesamten Grenze stationiert, so wie es im Kriegsfall der Fall wäre.» Neben den regulären Truppen habe Belarus (ehemals Weissrussland) auch Spezialverbände im Einsatz an der Grenze.

Lukaschenko sah den Truppenaufmarsch der Ukraine als Reaktion Kiews auf zusätzliche russische Truppen, die Moskau für die Parade zum Tag der Unabhängigkeit in Minsk nach Belarus verlegt hatte. Den Tag der Unabhängigkeit feiert Belarus stets am 3. Juli. «Daraufhin musste ich fast ein Drittel der Armee verlegen, um die vorhandenen Kräfte zu verstärken», behauptete Lukaschenko, der als letzter Diktator Europas bezeichnet wird, und eng mit Kremlchef Wladimir Putin kooperiert. (dpa)

13:32 Uhr

Sonntag, 18. August

Kiews Luftwaffe trifft weitere Brücke im Gebiet Kursk

Die ukrainische Luftwaffe hat nach der Zerstörung der wichtigsten Brücke über den Fluss Sejm im russischen Gebiet dort einen weiteren Treffer an einer zweiten Brücke gemeldet. «Noch einmal minus eine Brücke», teilte Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk in seinem Telegramkanal mit und veröffentlicht erneut ein Video dazu.

Auf Bildern ist ein grosses Loch in der Fahrbahn zu sehen. Es soll sich um die Überführung nahe dem Dorf Swannoje handeln. Anders als die Brücke bei Gluschkowo, die am Freitag zerbombt worden war, stand das Bauwerk noch. Russische Militärblogger bestätigten die Schäden. Der Übergang sei noch für Fussgänger und vereinzelt für Autos nutzbar, hiess es im Telegram-Kanal Rybar.

«Die Luftstreitkräfte nehmen dem Feind mit Präzisionsschlägen die logistischen Möglichkeiten, was sich erheblich auf den Verlauf der Kampfhandlungen auswirkt», sagte Oleschtschuk. Details nannte er nicht. Die Brücke diente ebenfalls der Versorgung der russischen Streitkräfte.

Fehlende Brücken bringen Russen in schwierige Lage

Nach Angaben russischer Militärblogger gibt es nun nur noch eine Brücke im Kreis Gluschkowo für den Nachschub der Moskauer Truppen - und zwar bei dem Dorf Karysch. Der Militärbeobachter Jan Matwejew erklärte in einem Video, dass sich die Lage für russischen Truppen zunehmend verschlechtere in der Region. Sie könnten in eine Falle geraten, sagte er. «Wenn die russischen Soldaten nicht abrücken, dann werden sie umzingelt. Wenn sie abrücken, dann lassen sie ein grosses Gebiet ohne Schutz», sagte er.

Russland hatte die Zerstörung der Brücke bei Gluschkowo am Freitag bestätigt. Russischen Medien zufolge sind dadurch mehr als 30 Ortschaften in der Grenzregion zur Ukraine abgeschnitten vom übrigen Gebiet. Die Menschen sollen inzwischen in Sicherheit gebracht worden sein. Das russische Aussenministerium hatte kritisiert, dass die Infrastruktur unter Einsatz von Waffen aus Nato-Staaten zerstört werde. (dpa)

06:09 Uhr

Sonntag, 18. August

Atom-Kontrolleure: Lage am AKW Saporischschja spitzt sich zu

Die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) sieht die Sicherheit des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja nach einem Angriff in der Nähe akut bedroht. In unmittelbarer Nähe der Sicherheitszone habe es eine Explosion gegeben, die nach Einschätzung von IAEA-Experten vor Ort von einer Drohne mit Sprengladung verursacht wurde, teilte die Organisation mit.

«Wieder einmal sehen wir eine Eskalation der Gefahren für die nukleare Sicherheit am AKW Saporischschja», warnte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi. Er sei «nach wie vor äusserst besorgt» und rufe alle Seiten zur Zurückhaltung auf.

Heftige Kämpfe trotz aller Warnungen

Den IAEA-Beobachtern zufolge war die Umgebung des Kraftwerks in der vergangenen Woche stark umkämpft. Trotz aller Appelle zur Zurückhaltung gebe es bislang keine Anzeichen, dass die Kämpfe nachliessen, hiess es. In den vergangenen Tagen wurden in der Nähe des Kraftwerks mehrfach Schäden gemeldet.

«Atomkraftwerke sind widerstandsfähig gegenüber technischem oder menschlichem Versagen und auch extremen externen Einflüssen, aber sie sind nicht dafür gebaut, direkten militärischen Angriffen standzuhalten», sagte Grossi. Zuletzt hatte es auch an einem Kühlturm des AKW Saporischschja einen Brand gegeben.

Das Atomkraftwerk, das Russland im Zuge seiner vor fast zweieinhalb Jahren begonnenen Invasion besetzt hält, ist immer wieder Ziel von Angriffen und Sabotageakten. Moskau und Kiew geben sich dafür gegenseitig die Schuld.

Russische Atomagentur: Verschlimmerung der Lage in Kursk

Russlands staatliche Atomagentur Rosatom hatte Grossi zuvor über eine Verschlimmerung der Lage auch um das Kernkraftwerk Kursk informiert. Rosatom-Chef Alexej Lichatschow lud Grossi in einem Telefonat ein, sich im Gebiet Kursk in dem AKW und in der dortigen Stadt Kurtschatow selbst ein Bild von der Situation zu machen. Demnach gibt es dort wegen der Gefahr ukrainischer Angriffe täglich mehrfach Luftalarm. Nach russischen Angaben wurden auf dem AKW-Gelände zuletzt auch Raketenteile gefunden.

Rosatom und das russische Verteidigungsministerium teilten zudem mit, es gebe Hinweise darauf, dass die Ukraine eine gegen das AKW Kursk gerichtete Provokation vorbereite. Das Ministerium in Moskau drohte mit einer harten Reaktion, sollte es dazu kommen. Einzelheiten nannten die Stellen nicht.

Rosatom betonte, dass es nicht nur um eine Gefahr für die beiden Kraftwerke gehe, sondern generell um ein Risiko für die von der IAEA aufgestellten Grundsätze der nuklearen Sicherheit. Es könne zu einem nicht wiedergutzumachenden Schaden für den Ruf der Atomenergie auf dem Planeten kommen - einer von vielen Vorwürfen, die nach der Besetzung des AKW Saporischschja auch an Moskau gerichtet worden waren.

Die IAEA hatte angesichts des am 6. August begonnenen ukrainischen Vorstosses auf das russische Gebiet Kursk vor möglichen Gefahren für das dortige Kernkraftwerk gewarnt. Es ist weiter unklar, ob der ukrainische Vormarsch auf das AKW Kursk zielt. Russland hatte den Schutz der Atomanlage, die etwa 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt, bereits verstärkt. Zudem wurde vorübergehend ein Teil der Arbeiter aus dem Werk abgezogen, die dort an zwei neuen Reaktoren bauen.

Selenski: Kursk-Offensive läuft nach Plan

Selenski informierte nach einem Gespräch mit dem Oberkommandierenden der Streitkräfte, Olexander Syrskyj, über weitere Fortschritte in der Region Kursk. «Die Operation entfaltet sich genauso, wie wir es erwartet haben. Die Tapferkeit der Ukrainer erreicht Grosses. Nun verstärken wir unsere Positionen», sagte Selenski.

Die ukrainische Luftwaffe hatte zuvor über die Zerstörung einer wichtigen Autobrücke berichtet. Das Bauwerk am Fluss Sejm im Kreis Gluschkowo liegt in Trümmern - damit ist eine wichtige Versorgungsroute für die russischen Truppen zerstört. «Ukrainische Piloten führen Präzisionsschläge aus gegen die feindlichen Hochburgen, gegen Ansammlungen von Technik und gegen Logistikzentren und Nachschubrouten des Feindes», sagte Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk.

Nach Angaben russischer Militärblogger des Telegram-Kanals «Rybar» wurde die Brücke zunächst mit dem Mehrfachraketenwerfer vom US-Typ Himars beschossen und dann mit einer Gleitbombe zerstört. Das Aussenministerium in Moskau kritisierte den Einsatz von Waffen aus Nato-Staaten auf russischem Gebiet.

Selenski erwähnte auch, dass die Ukraine im Raum Kursk immer mehr russische Kriegsgefangene nehme, um den Faustpfand für den nächsten Austausch mit Russland zu vergrössern. Ziel sei es, Soldaten und Zivilisten aus russischer Gefangenschaft nach Hause zu holen.

Nach letzten Angaben aus Kiew kontrolliert die Ukraine mehr als 80 Ortschaften und 1.500 Quadratkilometer Fläche im Gebiet Kursk. Unabhängig überprüfbar sind die Angaben der Kriegsparteien nicht. Experten gehen von der Hälfte der von Kiew genannten Zahlen aus. Im Gebiet Kursk sollen rund 10.000 ukrainische Soldaten im Einsatz sein.

Selenski fordert erneut Waffen mit grösserer Reichweite

Selenski forderte den Westen erneut mit Nachdruck zur Lieferung von Waffen mit grösserer Reichweite auf. Die Frage der Fähigkeiten der ukrainischen Streitkräfte, solche Waffen gegen Russland einzusetzen, sei die strategisch wichtigste dieses Krieges, sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. Im Moment fehle es seitens der westlichen Verbündeten an den nötigen Entscheidungen, kritisierte Selenski. Als Beispiel nannte er Grossbritannien, das hier langsamer geworden sei.

Mut und Standhaftigkeit der ukrainischen Soldaten machten das Zögern der westlichen Partner derzeit noch wett, sagte der Präsident. «Und wir könnten dem Besatzer effektiv jede Möglichkeit nehmen, vorzurücken und Schaden anzurichten, wenn unsere Langstreckenfähigkeiten ausreichen würden.» Selenski fordert seit langem, seinen Streitkräften den Einsatz von Raketen und Marschflugkörpern gegen Ziele in Russland zu erlauben. Derzeit gelten dafür Beschränkungen.

Selenski informierte auch über die Lage im umkämpften ostukrainischen Gebiet Donezk. Dort gebe es weiter etliche Angriffe von russischer Seite. Auch Moskau berichtete über neue Attacken in der Region. Die russischen Einheiten hätten ihre Positionen im Donbas weiter verbessert, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Die Einheiten in der Ostukraine unternähmen alles, um die Attacken abzuwehren und den Feind vernichtend zu treffen, sagte Selenski. «Die Lage bleibt unter Kontrolle.» Derweil arbeite die Ukraine weiter daran, von ihren Partnern im Westen neue Zusagen für Waffenlieferungen zu erhalten.

Selenski will mit der Offensive den Druck auf Moskau erhöhen, die Kämpfe durch Verhandlungen zu beenden. Solche Verhandlungen sind allerdings aus russischer Sicht durch die ukrainische Offensive in noch weitere Ferne gerückt. (dpa)

14:55 Uhr

Samstag, 17. August

Ukraine: Stellungen in russischem Gebiet Kursk gestärkt

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht weitere Erfolge bei der Kiewer Offensive in der russischen Region Kursk. Der Oberkommandierende der Streitkräfte, Olexander Syrski, habe ihn über eine Stärkung der Stellungen in dem Gebiet informiert, teilte Selenski auf der Nachrichtenplattform X mit.

Auch sei die stabilisierte Fläche insgesamt grösser geworden, sagte Selenski unter Berufung auf den General. Anders als in den vergangenen Tagen gab es keine neuen konkreten Angaben zur Zahl der von Kiew nun kontrollierten Ortschaften und Fläche im Gebiet Kursk.

Nach letzten Angaben aus Kiew kontrolliert die Ukraine mehr als 80 Ortschaften und 1.500 Quadratkilometer Fläche im Gebiet Kursk. Überprüfbar sind die Angaben der Kriegsparteien nicht von unabhängiger Seite. Experten gehen jeweils von der Hälfte der von Kiew genannten Zahlen aus. (dpa)

09:19 Uhr

Samstag, 17. August

Kiews Luftwaffe zerstört wichtige Brücke im Gebiet Kursk

Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben eine strategisch wichtige Autobrücke bei ihrer Offensive im Gebiet Kursk zerstört. Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk veröffentlichte in einem Telegramkanal ein Video, das die Bombardierung einer Brücke zeigt. Experten halten das Video nach Auswertung der Geodaten für echt. Das Bauwerk am Fluss Sejm im Kreis Gluschkowo lag in Trümmern. Damit ist eine wichtige Versorgungsroute für die russischen Truppen zerstört. Russland hatte zuvor ebenfalls gemeldet, die schon seit Tagen von ukrainischen Streitkräften beschossene Brücke sei zerstört.

Die Luftwaffe nehme aktiv an den Kampfhandlungen der ukrainischen Streitkräfte in der Region Kursk teil, bestätigte Oleschtschuk. «Ukrainische Piloten führen Präzisionsschläge aus gegen die feindlichen Hochburgen, gegen Ansammlungen von Technik und gegen Logistikzentren und Nachschubrouten des Feindes», sagte der Kommandeur. «Danke an die Piloten und alle, die den Kampf der Luftwaffe garantieren!»

Russland kritisiert den Einsatz westlicher Waffen auf seinem Gebiet

Der Kursker Gouverneur Alexej Smirnow hatte am Freitagabend die Zerstörung der Brücke gemeldet. Nach Angaben russischer Militärblogger des Telegram-Kanals «Rybar» wurde die Brücke zunächst mit dem Mehrfachraketenwerfer vom US-Typ Himars beschossen und dann durch den Schlag mit einer Gleitbombe zerstört. Es seien schon bei vorherigem Beschuss mit einer «Totschka-U»-Rakete zwei Freiwillige getötet worden in einem Auto, die Menschen hätten in Sicherheit bringen sollten, hiess es.

Die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, kritisierte, dass die Ukraine westliche Waffen benutze, um zivile Infrastruktur im Kursker Gebiet zu zerstören. Die Verantwortlichen für das «unmenschliche Vorgehen» würden bestraft. (dpa)

06:17 Uhr

Samstag, 17. August

Selenski: Gegenangriff soll Russlands Reserven verbrauchen

Bei der Offensive ukrainischer Truppen in der westrussischen Region Kursk geht es nach Worten von Präsident Wolodimir Selenski auch um eine nachhaltige Schwächung der feindlichen Armee. Die Verluste Russlands seien «sehr nützlich» für die Verteidigung der Ukraine, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. «Es geht um die Zerstörung der Logistik der russischen Armee und um den Verbrauch ihrer Reserven», erklärte Selenski. «Wir müssen allen russischen Stellungen maximalen Schaden zufügen, und das tun wir auch.»

Die «Washington Post» berichtete von einem weiteren Vorstoss der Ukraine auf russisches Gebiet, und zwar in Richtung Belgorod. Dort seien die russischen Einheiten jedoch nach den Ereignissen in der Region Kursk schon in Bereitschaft gewesen, der ukrainische Angriff habe sich bereits im Grenzgebiet festgefahren.

Oberkommandeur Olexander Syrskyj erklärte, die ukrainischen Truppen seien bei Kursk weitere ein bis drei Kilometer vorgerückt. «Die Kämpfe gehen entlang der gesamten Frontlinie weiter», sagte er in einem am Abend verbreiteten Videoausschnitt. «Im Allgemeinen ist die Lage unter Kontrolle.»

Syrskyj habe ihm auch Bericht über die Lage an anderen Frontabschnitten erstattet, sagte Selenski. Dabei sei es vor allem um die Abschnitte bei Pokrowsk und Torezk am Rande des von Russland besetzten Donbass im Osten der Ukraine gegangen. Details nannte Selenski nicht.

Der Generalstab in Kiew berichtete von 23 Angriffen russischer Truppen bei Pokrowsk. «Die Verteidiger haben 17 Angriffe abgewehrt, weitere sechs Gefechte dauern noch an», hiess es am Abend. Bei Torezk seien acht russische Angriffe abgeschlagen worden. Während der Kämpfe habe die russische Luftwaffe sowohl Torezk als auch die kleineren Orte Nju Jork (New York) und Nelipiwka bombardiert. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Russland führt seit zweieinhalb Jahren einen unerbittlichen Angriffskrieg gegen die Ukraine und hat grössere Gebiete im Osten des Nachbarlandes erobert. Um weitere Eroberungen möglichst zu verhindern, hat das ukrainische Militär eine Gegenoffensive in die westrussische Region Kursk hinein gestartet. Damit soll möglicherweise auch die Verhandlungsposition bei eventuellen Gesprächen zwischen Moskau und Kiew verbessert werden.

Botschafter Lambsdorff: Moskau nicht verhandlungsbereit

Der deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, sieht derzeit keine Chancen auf Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg. «Im Moment lässt die russische Seite keine Verhandlungsbereitschaft erkennen, sondern pocht auf weit überzogene Vorbedingungen», sagte Lambsdorff, der seit rund einem Jahr Botschafter ist, in einem Interview des «Bonner General-Anzeigers».

Wenn der russische Präsident Wladimir Putin erkläre, er sei nur zu Gesprächen mit der ukrainischen Seite bereit, wenn diese sich zuvor vollständig aus allen Gebieten zurückziehe, die Russland seiner Meinung nach bereits annektiert habe - also auch aus den Teilen, die Russland gar nicht militärisch kontrolliere -, «dann ist ja klar, dass da keine Ernsthaftigkeit hinter steht», sagte Lambsdorff.

Die Arbeit der deutschen Botschaft in Moskau sei darauf ausgerichtet, präsent zu sein, um tätig werden zu können, falls sich die Haltung Moskaus ändern sollte. «Denn eines Tages muss auch Russland erkennen, dass es mit diesem Krieg deutlich weniger erreicht, als es sich zu Beginn vorgenommen hat, dass es sich international schweren Schaden zufügt und dass es sich in einer Kriegswirtschaft befindet, die völlig überhitzt ist und nicht durchzuhalten sein wird.»

Ukrainischer Vorstoss nach Kursk «böse Überraschung» für Russland

Der ukrainische Vorstoss in das russische Gebiet Kursk mit Bodentruppen habe Russland nervös gemacht, sagte Lambsdorff. Für die Grenzschutztruppen, den Geheimdienst, das Militär, die Zivilverteidigung und auch die Bevölkerung sei es eine böse Überraschung gewesen, dass den ukrainischen Truppen eine derartige Aktion gelingen konnte.

Leiter von Rekrutierungszentren festgesetzt

In der Ukraine sind indes die Leiter von zwei Rekrutierungszentren in der Nähe von Kiew wegen Annahme von Schmiergeldern für die Freistellung von Wehrpflichtigen festgesetzt worden. Die «Ukrajinska Prawda» berichtete, bei der Durchsuchung von Büros und Wohnungen in den Vororten Butscha und Boryspil seien Geldpakete entdeckt und beschlagnahmt worden. Die Leiter der Rekrutierungszentren und ihre Komplizen sollen insgesamt rund eine Million Dollar (umgerechnet etwa 900.000 Euro) für ihre Dienste kassiert haben.

Nach den bisherigen Ermittlungen sorgten die Leiter für gefälschte medizinische Gutachten, mit denen junge Männer für wehrunfähig erklärt und von der weiteren Registrierung ausgeschlossen wurden. Zunächst seien 20 Personen identifiziert worden, die versucht hätten, sich auf diese Weise vom Kriegsdienst befreien zu lassen.

Junge Ukrainer versuchen aus verschiedensten Gründen und auf verschiedenste Weise, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Vielfach versuchen sie einfach, sich über die grüne Grenze in Nachbarländer abzusetzen. Wegen der verschärften Kontrollen suchen inzwischen Schleuserbanden immer neue Wege, flüchtige Wehrpflichtige für hohe Summen ins Ausland - meist nach Rumänien - zu bringen.

Auch viele Russen entziehen sich dem Wehrdienst durch Flucht ins Ausland. Seit Kriegsbeginn haben bereits zehntausende Männer Russland verlassen und sich unter anderem in benachbarten Ex-Sowjetrepubliken niedergelassen. (dpa)

20:30 Uhr

Freitag, 16. August

Leiter von Rekrutierungszentren bei Kiew festgesetzt

In der Ukraine sind die Leiter von zwei Rekrutierungszentren in der Nähe von Kiew wegen Annahme von Schmiergeldern für die Freistellung von Wehrpflichtigen festgesetzt worden. Wie die «Ukrajinska Prawda» berichtete, wurden bei der Durchsuchung der Büros und Wohnungen in den Vororten Butscha und Boryspil Geldpakete entdeckt und beschlagnahmt. Die Leiter der Rekrutierungszentren und ihre Komplizen hatten insgesamt rund eine Million Dollar für ihre Dienste kassiert.

Nach den bisherigen Ermittlungen sorgten die Leiter für gefälschte medizinische Gutachten, mit denen junge Männer für wehrunfähig erklärt und von der weiteren Registrierung ausgeschlossen wurden. Zunächst seien 20 Personen identifiziert worden, die versucht hatten, sich auf diese Weise vom Kriegsdienst befreien zu lassen.

Junge Ukrainer bemühen sich auf verschiedenste Weise darum, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Vielfach versuchen sie einfach, über die grüne Grenze in die Nachbarländer zu verschwinden. Wegen der verschärften Kontrollen suchen inzwischen Schleuserbanden immer neue Wege, flüchtige Wehrpflichtige für hohe Summen ins Ausland - meist nach Rumänien - zu bringen. (dpa)

16:19 Uhr

Freitag, 16. August

Tote und Verletzte bei Angriff auf Einkaufszentrum in Donezk

Bei einem Angriff auf die ostukrainische Stadt Donezk ist nach Angaben der örtlichen Behörden ein Einkaufszentrum getroffen worden. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass sprach unter Berufung auf Einsatzkräfte von mindestens zwei Toten und sieben Verletzten. Auf Videoaufnahmen, die die russische Agentur Ria Nowosti verbreitete, waren dicken Rauchwolken zu sehen, die aus einem komplett ausgebrannten Gebäude quollen.

Der Brand in dem Einkaufszentrum «Galaktika» sei die Folge eines Angriffs der ukrainischen Streitkräfte, schrieb der Chef der von Russland annektierten Region Donezk, Denis Puschilin, auf seinem Telegram-Kanal. Eine Fläche von mehr als 10.000 Quadratmeter stehe in Flammen. Auch ein Krankenhaus sei getroffen worden. Nach Angaben der örtlichen Behörden war der Stadtteil, in dem sich das Einkaufszentrum befindet, Ziel eines Artilleriebeschusses der ukrainischen Armee. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Erst vor einer Woche waren bei einem russischen Raketenschlag gegen einen Supermarkt in der Stadt Kostjantyniwka in der Region Donezk nach Behördenangaben mindestens 12 Menschen getötet und 44 verletzt worden. (dpa)

06:13 Uhr

Freitag, 16. August

Selenski: Nachschub für Truppen in Ostukraine eingetroffen

Angesichts des zunehmenden Drucks russischer Truppen in der Ostukraine widmet Kiew der Verteidigung rund um den Donbass jetzt höchste Aufmerksamkeit. «Torezk und Pokrowsk, die meisten russischen Angriffe finden dort statt», sagte Präsident Wolodimir Selenski in seiner täglichen Videoansprache. Der dringend benötigte Nachschub sei bereits eingetroffen. «Alles, was jetzt gebraucht wird.» Selenskimachte jedoch keine Angaben dazu, ob auch zusätzliche Truppen in die schwer umkämpften Gebiete verlegt wurden.

Zu den Angriffen auf die Verteidigungsstellungen der Ukrainer rund um den Donbass teilte der Generalstab in Kiew am Abend mit, seit Tagesbeginn habe es 68 Gefechte gegeben. Schwerpunkt der Gefechte waren laut Lagebericht einmal mehr die seit Wochen umkämpften Orte Torezk und Pokrowsk. Die russischen Soldaten wurden den Angaben zufolge bei ihren Attacken von Kampffliegern unterstützt.

Der ukrainische Militäreinsatz in der westrussischen Region Kursk verläuft Selenski zufolge weiterhin zufriedenstellend. «Es gibt einen neuen Vorstoss», sagte er, ohne weitere Angaben zu machen. Die Stadt Sudscha unweit der Grenze sei inzwischen vollständig unter ukrainischer Kontrolle. Zudem seien weitere Ortschaften und Siedlungen eingenommen worden, insgesamt bereits über 80. Diese und ähnliche Angaben beider Seiten zum Kriegsgeschehen lassen sich kaum unabhängig überprüfen.

Die Kleinstadt Sudscha liegt nur wenige Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt. Der Ort hatte vor dem Krieg knapp 6.000 Einwohner und ist das Verwaltungszentrum des Bezirks Sudscha. Jetzt wird er zum Sitz der ersten ukrainischen Militärkommandantur auf russischem Gebiet. Generalmajor Eduard Moskaljow soll nach dem Willen Kiews in den besetzten Teilen Westrusslands für Recht und Ordnung sorgen.

Im Verlauf der Kämpfe machten die ukrainischen Truppen angeblich weitere Kriegsgefangene. Selenski begrüsste dies als «weiteren Zugang zum Austauschfonds», da Russland und die Ukraine immer wieder Kriegsgefangene austauschen. Entsprechend sei bei der Sitzung der Stawka, des Oberkommandos der Streitkräfte, eine nicht näher beschriebene Strategie für den nächsten Austausch samt Listen erarbeitet worden.

Selenski kündigt Vorgehen gegen Verräter an

Der ukrainische Staatschef kündigte zudem ein härteres Vorgehen gegen sogenannte Volksverräter an. «Wer (Kremlchef Wladimir) Putin dient oder seinen Krieg rechtfertigt oder dem Bösen hilft, hat es nicht verdient, alles zu behalten, womit der ukrainische Staat ihn oder sie geehrt hat», sagte Selenski. Dies gelte für Verräter, die nach dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 nach Russland geflohen seien, sowie für Kollaborateure in Kriegszeiten, kurzum: «Alle Verbrecher, die dem russischen Staat dienen.»

Ihnen müssten alle Titel und Auszeichnungen der Ukraine aberkannt werden, und zwar nicht nur per deklaratorischer Entscheidung über die Aberkennung, sondern auch per Gesetz, forderte Selenski. Entsprechende Gesetzesentwürfe seien bereits im Parlament vorgelegt worden.

Russische Generäle fühlen sich als bevorzugte Ziele

Nach Angaben der Führung in Moskau fühlen sich russische Generäle bei ihren Besuchen in den besetzten Gebieten der Ukraine als bevorzugte Ziele der ukrainischen Streitkräfte.«Sie sind ein begehrtes Ziel», sagte der stellvertretende russische Innenminister Wladimir Kubyschko laut der Staatsagentur Tass bei einer Tagung in Moskau. Sobald ein General in den besetzten Gebieten erscheine, beginne von ukrainischer Seite die Spionagetätigkeit zur Standortbestimmung, auf die dann Raketenbeschuss folge.

Tatsächlich scheint die elektronische Aufklärung der ukrainischen Streitkräfte gezielt nach Kommandostellen und Stäben der russischen Armee zu suchen, um diese auszuschalten. Bisher sind in der Ukraine mindestens sechs russische Generäle getötet worden. Die ukrainische Seite will gar mindestens ein Dutzend getötet haben. (dpa)

18:52 Uhr

Donnerstag, 15. August

Russischer Bomber über Sibirien abgestürzt

Die russische Luftwaffe hat einen Mittelstreckenbomber vom Typ Tu-22M3 (Nato-Code Backfire) bei einem Absturz in Sibirien verloren. Die Maschine sei bei einem Routineflug in der Nähe von Irkutsk auf unbewohntes Gebiet gestürzt, berichtete die Staatsagentur Tass. Die Besatzung habe sich mit dem Fallschirm retten können. Als Ursache für den Zwischenfall wurde ein technisches Problem des viersitzigen Überschallbombers angenommen.

Der Bomber wurde bereits Ende der 1960er-Jahre entwickelt und bis 1993 in verschiedenen Varianten gebaut. Ursprünglich als Langstreckenbomber konzipiert, fiel nach Abrüstungsverhandlungen der Tankstutzen weg, die Maschinen wurden dadurch zu Mittelstreckenbombern. Die Tu-22 kann mit Lenkwaffen, Marschflugkörpern und möglicherweise auch mit Hyperschallrakete «Kinschal» beladen werden. (dpa)

17:25 Uhr

Donnerstag, 15. August

US-Zeitung enthüllt: Selenskis Rolle in der Nord-Stream-Sprengung

Bis jetzt hat der ukrainische Präsident jegliche Beteiligung an der Sabotage der Erdgas-Pipeline in der Ostsee vor zwei Jahren abgestritten. Das «Wall Street Journal» schreibt nun, das alles ganz anders war.

14:55 Uhr

Donnerstag, 15. August

Nord-Stream-Anschlag: Ukrainer wird per Haftbefehl gesucht

Der Generalbundesanwalt sucht im Fall der Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines vor fast zwei Jahren einen Ukrainer, der sich von Polen in sein Heimatland abgesetzt haben soll. Die polnische Staatsanwaltschaft habe von der Bundesanwaltschaft einen Europäischen Haftbefehl zur Festnahme eines Verdächtigen erhalten, sagte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft in Warschau der Deutschen Presse-Agentur.

Ende September 2022 wurden drei der vier Stränge der Pipelines Nord Stream 1 und 2 sabotiert. Das Bild zeigt das ausströmende Gas in der Ostsee.
Bild: Swedish Coast Guard/Handout/EPA TT NEWS AGENCY

Bei dem Verdächtigen handelt es sich demnach um Wolodymyr Z., einen ukrainischen Staatsbürger, der sich zuletzt in Polen aufhielt. Die Ermittler hätten ihn jedoch an seinem Wohnort nicht angetroffen, sagte die Sprecherin. Sie fügte hinzu: «Der Mann hat Anfang Juli die Grenze zwischen Polen und der Ukraine überquert.» Laut «Tagesschau» waren die deutschen Strafverfolger im Juni mit einem Europäischen Haftbefehl auf die polnischen Behörden zugegangen.

Drei Verdächtige sollen Taucher sein

«Die Zeit», die «Süddeutsche Zeitung» und die ARD berichteten, der Mann sowie zwei weitere ukrainische Staatsangehörige - ein Mann und eine Frau - stünden unter Tatverdacht. Den Berichten zufolge sollen sie an den Anschlägen beteiligt gewesen sein. Sie könnten als Taucher die Sprengsätze an den Pipelines angebrachten haben, hiess es weiter. Die nun veröffentlichten Informationen stützen sich demnach auch auf «Hinweise eines ausländischen Nachrichtendienstes». Die Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu den Medienberichten äussern.

Mehrere Sprengungen hatten die beiden Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 Ende September 2022 beschädigt und unterbrochen. Die Explosionen wurden in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm registriert. Wenig später entdeckte man vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen der Nord-Stream-Pipelines. Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der folgenden politischen Streitigkeiten noch nicht in Betrieb.

Kein Eintrag in Schengen-Liste der Gesuchten

Möglich sei die Ausreise des Verdächtigen gewesen, weil von deutscher Seite kein Eintrag in das Schengen-Register erfolgt sei, in dem die mit Europäischem Haftbefehl Gesuchten geführt werden, sagte die Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft in Warschau. Sie fügte hinzu: «Wolodymir Z. hat die polnisch-ukrainische Grenze überquert, bevor es zur Festnahme kam, und der polnische Grenzschutz hatte weder die Informationen noch die Grundlage, um ihn festzunehmen, da er nicht als Gesuchter aufgelistet war.»

Bisherige Ermittlungen hatten eine Segeljacht im Visier gehabt, auf der im Juli 2023 Sprengstoffspuren entdeckt wurden. Es wurde vermutet, dass die «Andromeda» möglicherweise für den Transport des Sprengstoffs zum Einsatz kam. Berichten zufolge gehen die Ermittler davon aus, dass das Sabotage-Kommando an Bord des Bootes mutmasslich aus fünf Männern und einer Frau bestand. Das Boot soll die Gruppe unter Vorlage gefälschter Papiere angemietet haben.

Nur noch Deutschland ermittelt

Nach der Tat kam schnell die Frage auf, wie die Sprengladungen wohl angebracht wurden, um die Leitungen der Pipelines zu beschädigen. Experten hielten es für wahrscheinlich, dass ausgebildete Taucher Sprengsätze an den Orten angebracht haben könnten. Den Medienberichten zufolge soll der per Haftbefehl gesuchte Ukrainer Tauchlehrer sein. Die Behörden mehrerer Länder hatten nach dem Anschlag Ermittlungen aufgenommen. Dänemark und Schweden stellten die Verfahren allerdings inzwischen ein.

Zu den Tätern und den Drahtziehern kursierten lange unterschiedliche Spekulationen. In der Bundesregierung sowie bei den an den Ermittlungen beteiligten Behörden gab es über Monate nur einen kleinen Kreis von Menschen, die den jeweils aktuellen Stand der Nachforschungen kannten. Das mag auch damit zu tun haben, dass der Fall politisch hochbrisant ist. Schliesslich war das Projekt Nord Stream 2 von Anfang an höchst umstritten. Polen hatte den Bau der Nord-Stream-2-Pipeline, mit der Gas von Russland direkt nach Mecklenburg-Vorpommern hätte geliefert werden sollen, schon vor dem Angriff Russlands im Februar 2022 abgelehnt.

Bundesregierung betont Unterstützung für Ukraine

Die Ermittlungen des Generalbundesanwalts zu dem Anschlag hätten keine Auswirkungen auf die Unterstützung Deutschlands für die Ukraine, betonte der stellvertretende Regierungssprecher, Wolfgang Büchner, auf Nachfrage von Journalisten in Berlin. Er sagte, «dass hier die Ermittlungen nach Recht und Gesetz geführt werden auch ohne Ansehen der Person und auch völlig unabhängig davon, zu welchem Ergebnis solche Ermittlungen führen». Die Ermittlungen änderten «nichts an der Tatsache, dass Russland einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt», fügte er hinzu.

Die Aufklärung des Sabotageaktes habe für die Bundesregierung «höchste Priorität», sagte Büchner. Ob die polnischen Behörden dabei ausreichend kooperieren, wollte er nicht bewerten. (dpa)

13:32 Uhr

Donnerstag, 15. August

Russland: 12 Jahre Haft für US-Bürgerin wegen Ukraine-Hilfe

Ein Gericht in Jekaterinburg am Ural hat eine junge Frau mit US- und russischer Staatsbürgerschaft wegen angeblichen Landesverrats zu zwölf Jahren Haft im Straflager verurteilt. Das Urteil erging, weil die in der US-Metropole Los Angeles wohnhafte Frau Geld für eine ukrainische Organisation gesammelt und damit gegen die Sicherheit Russlands gearbeitet haben soll. Demnach soll die Frau Spenden für eine Organisation eingeworben haben, die anschliessend Material für die ukrainischen Streitkräfte angeschafft hat.

Der Anwalt der Frau, Michail Muschailow, sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass er das Urteil anfechten wolle. Er widersprach auch der Darstellung des Gerichts, dass seine Mandantin die Schuld vollumfänglich eingeräumt habe. Vielmehr gab sie demnach nur zu, Geld überwiesen zu haben, ohne sich über den antirussischen Zweck im Klaren gewesen zu sein.

Der Inlandsgeheimdienst FSB hatte im Februar die Festnahme der damals 33-Jährigen gemeldet, aber keine Beweise präsentiert. Laut der Mitteilung des FSB wurden für das Geld medizinische Artikel, Ausrüstung und auch Munition eingekauft. In den USA habe die Frau mehrfach an «öffentlichen Aktionen zur Unterstützung des Kiewer Regimes» teilgenommen.

US-Bürger kamen zuletzt bei Gefangenenaustausch frei

Russland steht in den USA immer wieder in der Kritik, Bürger des Landes gezielt zu verfolgen und in Haft zu nehmen, um sie dann gegen Gefangene auszutauschen. Kremlkritiker werfen dem Moskauer Machtapparat «Geiselnahmen» vor – mit dem Ziel, russische Gefangene im Ausland freizupressen. Moskau wiederum wirft Washington vor, überall auf der Welt Russen festnehmen und in die USA ausliefern zu lassen, die dann ebenfalls als Faustpfand für einen Tausch genutzt würden.

Kremlchef Wladimir Putin hatte so zuletzt am 1. August inhaftierte russische Kriminelle in den USA durch einen Austausch mit Amerikanern freibekommen, darunter der wegen Spionage verurteilte Journalist Evan Gershkovich. Im Zuge eines Gefangenenaustauschs, an dem sieben Staaten, darunter Deutschland, beteiligt waren, kam auch der in Berlin verurteilte sogenannte Tiergartenmörder auf freien Fuss.

Erst am Mittwoch hatten die russischen Sicherheitsbehörden in Moskau einen US-Staatsbürger unter dem Vorwurf der Gewaltanwendung gegen eine Polizistin festgenommen. Er wurde zunächst zu 15 Tagen Arrest verurteilt, ein weiteres Verfahren steht aber noch aus. Neben Rowdytum muss sich der Amerikaner in einem Strafverfahren auch wegen Gewaltanwendung gegen eine Vertreterin der Staatsgewalt verantworten. (dpa)

10:37 Uhr

Donnerstag, 15. August

Russland evakuiert weiteren Kreis im Gebiet Kursk

In der von ukrainischen Truppen teils kontrollierten russischen Region Kursk haben die Behörden die Evakuierung eines weiteren Kreises angeordnet. In Sicherheit gebracht werden sollen die Menschen im Kreis Gluschkowski, wie der Gouverneur Alexej Smirnow mitteilte. In dem Kreis etwa zehn Kilometer von der ukrainischen Grenze waren vor Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mehr als 17'500 Einwohner registriert. Smirnow meldete am Morgen auch erneut Luftalarm im Gebiet Kursk wegen drohender Raketenangriffe von ukrainischer Seite.

Menschen in der Grenzregion werden evakuiert.
Bild: Russisches Ministerium / EPA

«Liebe Landsleute, ich bitte Sie, mit Verständnis auf die aktuelle Lage zu reagieren und allen Empfehlungen der Sicherheitskräfte und der örtlichen Behörden zu folgen», sagte Smirnow. Der Kreis Gluschkowski liegt rund 150 Kilometer von der Gebietshauptstadt Kursk entfernt. Menschen in anderen Regionen mit Luftalarm forderte Smirnow auf, sich in Schutzbunkern in Sicherheit zu bringen - oder in Räumlichkeiten ohne Fenster.

Inzwischen sind laut Smirnow mehr als 120'000 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Russland hat seine grenznahen Gebiete Kursk, Belgorod und Brjansk zu Zonen für Anti-Terror-Operationen erklärt, damit setzt auch der Militärapparat mehr Personal und Mittel ein. In der Region Belgorod stufte Moskau den Ausnahmezustand wie zuvor im Raum Kursk zu einem Notstand von nationaler Bedeutung hoch.

Selenski: Kiews Truppen beachten humanitäres Recht

In Teilen des Gebiets Kursk gibt es nach Berichten von russischen Militärbloggern schwere Kämpfe zwischen Moskaus und Kiews Truppen. Die Ukraine hatte am 6. August eine Bodenoffensive auf russischem Gebiet gestartet – erstmals als Teil ihres Verteidigungskampfes gegen den russischen Angriffskrieg. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte betont, dass sich die Soldaten Kiews auf dem Gebiet in Russland an das internationale humanitäre Recht halten.

Kiew hatte auch am Vortag über Fortschritte bei der Offensive berichtet. Überprüfbar sind die Angaben von unabhängiger Seite nicht. Nach russischen Militärangaben sollen rund 12'000 ukrainische Soldaten in das Gebiet eingefallen sein, darunter Söldner. Eine Bestätigung dafür gibt es aus Kiew nicht.

Die Ukraine will nach Angaben Selenskis mit der Offensive den Druck auf Kriegsgegner Russland erhöhen, die Kämpfe zu beenden und Friedensverhandlungen zu beginnen. Dagegen meldeten die russischen Truppen im ukrainischen Gebiet Donezk die Einnahme weiterer Ortschaften. (dpa)

18:52 Uhr

Mittwoch, 14. August

Selenski: Halten uns an humanitäres Recht

Die ukrainischen Truppen halten sich bei ihrem Vormarsch in die westrussische Region Kursk nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj «strikt» an internationale Konventionen und humanitäres Recht. Dies sei bei einer Sitzung der ukrainischen Führung besprochen worden, berichtete Selenskyj auf der Plattform X. Für die Zivilbevölkerung der besetzten Gebiete sei humanitäre Hilfe vorbereitet worden. Vertretern internationaler Organisationen soll der Zugang zu den Gebieten erlaubt werden.

Die Betonung, dass humanitäres Recht eingehalten werde, geht auf Gräueltaten russischer Truppen bei ihrem Vormarsch auf Kiew vor knapp zweieinhalb Jahren zurück. Im Kiewer Vorort Butscha waren damals zahlreiche Zivilisten wahllos getötet worden, ehe das russische Militär in diesem Gebiet den Rückzug antreten musste.

Bei der Regierungssitzung wurde nach Angaben der ukrainischen Agentur Unian beschlossen, internationalen Organisationen den Zugang zu den besetzten Gebieten in Westrussland zu erlauben. Zu ihnen gehörten demnach das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, die Vereinten Nationen sowie andere internationale Organisationen im Dienste humanitärer Hilfe. (dpa)

16:15 Uhr

Mittwoch, 14. August

Serie russischer Angriffe in der Ostukraine

Weitab von der ukrainischen Offensive in der russischen Region Kursk erhöhen russische Truppen ihren Druck rund um den Donbass im Osten der Ukraine. Besonders intensiv waren die Angriffe auf die ukrainischen Stellungen in der Nähe von Pokrowsk etwa 60 Kilometer nordwestlich von Donezk, wie der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht mitteilte. Insgesamt seien 54 Vorstösse russischer Einheiten registriert worden. Dabei wurden die Bodentruppen auch von Luftangriffen unterstützt.

Auch bei Torezk 75 Kilometer nördlich von Donezk lieferten sich russische Angreifer und ukrainische Verteidiger Gefechte. Auch hier gab es russische Luftangriffe. Gekämpft wird weiterhin in der Gegend um die Grossstadt Charkiw. Dort kam es zu 13 Gefechten an verschiedenen Orten. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. (dpa)

10:41 Uhr

Mittwoch, 14. August

Auch russische Region Belgorod verhängt Ausnahmezustand

Im russischen Grenzgebiet zur Ukraine hat nun auch die Region Belgorod den Ausnahmezustand verhängt. Die Lage in der Region bleibe ziemlich schwierig und angespannt, sagte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow. Zuvor hatte nach dem Einmarsch ukrainischer Truppen das Gebiet Kursk einen Notstand von nationaler Bedeutung ausgerufen, eine Stufe höher als in Belgorod.

Die Region Belgorod meldete wie Kursk und andere Gebiete erneut Drohnen- und auch Raketenbeschuss von ukrainischer Seite. Das russische Verteidigungsministerium sprach von 117 abgewehrten Drohnenattacken und 4 zerstörten taktischen Raketen. Auch russische Militärflugplätze sollen angegriffen worden sein. Die Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar.

Ausnahmezustand soll Mittelfreigabe ermöglichen

Belgorod wird schon seit langem von ukrainischer Seite angegriffen. Im vergangenen Jahr rückten dort zeitweise selbsternannte Freiwilligenverbänden ein, in denen auch Russen auf ukrainischer Seite kämpfen. In der vergangenen Woche hatten sich ukrainische Soldaten kurzzeitig im Dorf Poros im Gebiet Belgorod aufgehalten, das an die Region Kursk grenzt, und dort ein Video mit einer Flagge aufgenommen. Gladkow berichtete nach einem Besuch in der Region, dass Bewohner aus dem Ort gerettet und die Uniformierten wieder abgezogen seien.

Es gebe täglich Beschuss von ukrainischer Seite, sagte Gladkow. Es gebe Tote und Verletzte unter den Zivilisten und zerstörte Häuser, sagte er. Der Ausnahmezustand ermögliche nun, zusätzliche Mittel freizugeben für den Schutz der Bevölkerung.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte mit Blick auch auf Kiews Bodenoffensive im Raum Kursk erklärt, dass Russland nun selbst den Krieg zu spüren bekommen solle. Kiew setzt für die Angriffe, die Teil des Verteidigungskampfes gegen den russischen Angriffskrieg sind, vor allem Drohnen und Raketen aus eigener Produktion ein. Die ukrainische Flugabwehr meldete erneut zahlreiche Drohnenangriffe von russischer Seite. Demnach wurden 17 von 23 Attacken abgewehrt. (dpa)

06:10 Uhr

Mittwoch, 14. August

Selenski: Vormarsch in Kursk bringt uns unserem Ziel näher

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht die Streitkräfte des Landes angesichts des Vormarsches im russischen Gebiet im Aufwind. «Die Ukraine kann ihre Ziele erreichen, ihre Interessen verteidigen und ihre Unabhängigkeit schützen», sagte Selenski in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Die ukrainische Armee habe inzwischen 74 Ortschaften im Gebiet Kursk eingenommen - doppelt so viele wie von russischer Seite behauptet. Überprüfbar sind beide Angaben nicht.

Nach Angaben des geschäftsführenden Gouverneurs der Region Kursk, Alexej Smirnow, sind 28 Orte unter Kontrolle des Gegners. Das ukrainische Projekt DeepState geht von etwa 44 russischen Ortschaften unter Kontrolle Kiews aus.

Der ukrainische Oberkommandierende Olexander Syrski berichtete im Gespräch mit Selenski, die eigenen Truppen seien in einigen Richtungen zwischen einem und drei Kilometern vorangekommen. Demnach eroberten die ukrainischen Streitkräfte zusätzliche 40 Quadratkilometer Fläche im Gebiet Kursk.

Syrski hatte zuvor berichtet, dass seit Beginn der Offensive am Dienstag vor einer Woche eine Fläche von etwa 1000 Quadratkilometern eingenommen worden sei. Das wäre mehr als das Doppelte des Gebiets, das die russische Armee nach eigenen Angaben bei den Kämpfen im Osten der Ukraine seit Jahresbeginn eingenommen hat. Auch diese Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Bei einem Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin hatte Smirnow am Montag erklärt, dass die ukrainischen Streitkräfte auf einer Breite von 40 Kilometern entlang der Grenze bis zu 12 Kilometer tief in das Kursker Gebiet vorgedrungen seien. Ukrainische Quellen sprachen von etwa 30 Kilometern Tiefe.

Ukraine verfolgt mehrere Ziele mit Kursk-Offensive

Mit der bisher beispiellosen Bodenoffensive auf russischem Gebiet verfolgt die Ukraine nach Angaben Selenskis gleich mehrere Ziele. Der Einfall seiner Truppen soll vor allem den Druck auf Moskau erhöhen, sich nach inzwischen fast zweieinhalb Angriffskrieg gegen die Ukraine auf Friedensverhandlungen einzulassen. Selenski sagte, ein gerechter Frieden komme auf diese Weise näher.

Die eroberten Flächen kann Kiew bei Verhandlungen als Faustpfand nutzen, weil es seine von den russischen Truppen besetzten Gebiete im Osten und Süden der Ukraine zurückhaben will. Das Aussenministerium in Kiew hatte betont, dass die ukrainische Seite anders als Russland kein fremdes Gebiet annektiere.

Deutlich machte Selenski zudem, dass er die neuen russischen Kriegsgefangenen für einen Austausch gegen Ukrainer brauche. Hunderte Russen hätten sich bereits in ukrainische Gefangenschaft begeben. Sie würden humaner behandelt als in der russischen Armee, sagte Selenski, der sich bei Auftritten in Kiew lächelnd und so gelöst zeigte wie seit Monaten nicht mehr. Kiew und Moskau haben bereits mehrfach Gefangene ausgetauscht.

Selenski lobte erneut die in Russland einmarschierten ukrainischen Soldaten und ordnete an, dass sie ihr Geld und alles, was sie brauchen, ordnungsgemäss erhalten. «Wir brauchen jetzt alle die gleiche Einheit und Effektivität, die wir in den ersten Wochen und Monaten dieses Krieges gezeigt haben, als die Ukraine die Initiative übernommen hatte und begann, das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden», sagte der Präsident. Mit dem Einmarsch in Kursk habe das Land erneut bewiesen, wozu es in der Lage sei.

Schwere Kämpfe in Region Kursk dauern an

In der Region Kursk setzten die Behörden inmitten andauernder schwerer Kämpfe die Evakuierungen fort. Zehntausende Menschen mussten ihre Wohnungen und Häuser verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen. Nach offiziellen Angaben gibt es bisher zwölf Tote unter Zivilisten. Mehr als 120 Menschen seien verletzt worden.

Der amtierende Gouverneur Smirnow sprach den Menschen Mut zu und verwies darauf, dass die Rote Armee vor 81 Jahren im Zweiten Weltkrieg in der berühmten Schlacht bei Kursk die Grossoffensive Nazideutschlands unter Diktator Adolf Hitler abgeschlagen habe. Sie galt als die grösste Panzerschlacht der Geschichte. Auch diesmal werde Russland den Sieg davontragen, sagte Smirnow. Er dankte zudem den Regionen Russlands, aus denen immer mehr humanitäre Hilfe komme.

Russische Militärblogger meldeten, dass die ukrainischen Streitkräfte ihre Versuche fortsetzten, in nördlicher Richtung gen Kurtschatow voranzukommen. Dafür nutzten sie Luftangriffe, berichtete der Kanal Rybar bei Telegram. Im Kreis Korenewo würden Attacken der ukrainischen Streitkräfte zurückgeschlagen; südwestlich der Stadt Sudscha hätten die russischen Truppen aber im Ort Plechowo die Kontrolle verloren. Das russische Verteidigungsministerium machte - ebenfalls nicht verifizierbare - Angaben dazu, dass die Armee weiter die Versuche der ukrainischen Streitkräfte zurückschlage, tiefer in das Gebiet Kursk vorzustossen. (dpa)

18:14 Uhr

Dienstag, 13. August

Ukraine erhält weitere EU-Milliarden für Wiederaufbau und Reformen

Die EU-Kommission hat der von Russland angegriffenen Ukraine rund 4,2 Milliarden Euro ausgezahlt. Das Geld sei dafür da, «um den ukrainischen Staat am Laufen zu halten, während er um sein Überleben kämpft», schrieb Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf X. Europa stehe fest an der Seite der Ukraine.

Die Mittel sind Teil der sogenannten Ukraine-Fazilität. Dieses EU-Hilfsprogramm wurde Anfang Februar beschlossen und soll bis Ende 2027 Finanzhilfen von 50 Milliarden Euro ermöglichen. 33 Milliarden Euro davon sollen als Darlehen gezahlt werden, der Rest in Form von Zuschüssen. Vergangene Woche hatten die EU-Staaten grünes Licht für die Auszahlung gegeben.

Mit den Finanzhilfen will die EU den ukrainischen Staat etwa unterstützen, das Land wiederaufzubauen, es zu modernisieren sowie wichtige Reformen für den EU-Beitritt umzusetzen. Die in EU und Nato strebende Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren mit westlicher Militärhilfe gegen eine russische Invasion. (dpa)

12:59 Uhr

Dienstag, 13. August

Ukraine meldet Raketenangriff auf Stadt Sumy

Die ostukrainische Grossstadt Sumy ist nach Behördenangaben in der Nacht Ziel eines russischen Raketenangriffs gewesen. Es seien Objekte der Infrastruktur getroffen worden, teilte die Militärverwaltung des Gebietes Sumy auf Telegram mit. Angaben über mögliche Treffer auf militärische Ziele macht die ukrainische Seite prinzipiell nicht. Über Sumy werden die ukrainischen Truppen versorgt, die seit mehr als einer Woche im russischen Nachbargebiet Kursk operieren.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte die russische Armee in der Nacht zwei ballistische Iskander-Raketen und 38 Kampfdrohnen gegen die Ukraine ein. 30 Drohnen seien abgefangen worden, hiess es. In weiten Teilen der Ukraine hatte nachts Luftalarm gegolten. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es seien in der Nacht 14 ukrainische Drohnen abgefangen worden - die meisten von ihnen über dem Gebiet Kursk. Die Militärangaben sind meist nicht unabhängig überprüfbar.

Ukraine sieht 1000 Quadratkilometer Feindgebiet unter ihrer Kontrolle

Der ukrainische Angriff auf dem Gebiet des Gegners bei Kursk ging weiter, ohne dass von Kiewer Seite dazu Angaben gemacht wurden. Der Morgenbericht des ukrainischen Generalstabs listete wie üblich die Lage an allen anderen Frontabschnitten auf und meldete für Montag 134 einzelne Gefechte - von Kursk war nicht die Rede. Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj hatte aber am Montag mitgeteilt, die Ukraine kontrolliere etwa 1000 Quadratkilometer im Gebiet Kursk.

Russische Militärbeobachter gehen davon aus, dass es den russischen Kräften allmählich gelingt, das ukrainische Vorrücken zu stoppen. Die Ukraine wehrt seit fast zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab und hat den Kampf erstmals auf feindliches Gebiet verlagert. (dpa)

06:24 Uhr

Dienstag, 13. August

Selenski: Operation bei Kursk dient als Sicherheitsmassnahme

( Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die Offensive seiner Truppen über die Grenzen hinweg in die westrussische Region Kursk als Sicherheitsmassnahme bezeichnet. Die bisher eroberten Gebiete dort seien Regionen, aus denen Russlands Streitkräfte die ostukrainische Region Sumy wiederholt angegriffen hätten. Allein seit Anfang Juni seien dort rund 2.100 Angriffe registriert worden. «Deshalb sind unsere Operationen eine reine Sicherheitsfrage für die Ukraine, um die Grenze vom russischen Militär zu befreien», sagte Selenski in seiner allabendlichen Videoansprache.

Kursk werde zum Symbol vom Anfang und Ende des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte Selenskimit Blick auf die Katastrophe beim Untergang des modernsten russischen Atom-U-Boots «Kursk», das im August 2000 mit 118 Besatzungsmitgliedern an Bord gesunken war. «Vor 24 Jahren gab es die Kursk-Katastrophe, die den symbolischen Beginn seiner Herrschaft darstellte; jetzt sehen wir das Ende davon - und es ist wieder Kursk.»

Ukrainischer Kommandeur berichtet von Gebietsgewinn

Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrem Vorstoss auf russisches Territorium nach eigener Darstellung bereits erhebliche Gebietsgewinne gemacht. Rund 1.000 Quadratkilometer seien bereits unter ukrainischer Kontrolle, sagte Oberkommandeur Olexander Syrskyj in einer Sitzung der Stawka, des Oberkommandos in Kiew. Der Beginn der Sitzung und Syrskyjs Worte wurden von Selenski auf der Plattform X übertragen.

Zuvor hatte bereits der amtierende Gouverneur der Region Kursk von Gebietsverlusten berichtet. Nach seinen Angaben drangen die ukrainischen Truppen auf einer Breite von 40 Kilometern etwa 12 Kilometer weit vor, was ungefähr der Hälfte der von Syrskyj angegeben Quadratkilometer-Zahl entspricht. Der russische Militärblog «Rybar» sprach von schweren Kämpfen und einer teilweise unübersichtlichen Lage. Unabhängig waren die Angaben beider Seiten zunächst nicht zu überprüfen.

Selenski wies die Innenbehörde der Ukraine und die Streitkräfte an, einen humanitären Plan für das Einsatzgebiet in Westrussland auszuarbeiten. Nach russischer Darstellung wurden nicht alle Zivilisten aus dem Kampfgebiet evakuiert.

Russland klagt über Einsatz westlicher Waffen

Die russischen Militärs warfen der Ukraine den Einsatz schwerer Waffen aus westlichen Lieferungen beim Kampf um die Region Kursk vor. Neben Artillerie und Raketenwerfern seien auf ukrainischer Seite auch gepanzerte Fahrzeuge im Einsatz, die Kiew von westlichen Partnern erhalten habe. Gegen die Verwendung dieser Waffen gibt es für die ukrainischen Streitkräfte allerdings von den westlichen Partnern keine Einschränkungen.

Selenski unterstrich einmal mehr, wie wichtig die von ihm erhoffte Erlaubnis zum Einsatz der vom Westen gelieferten Langstreckenwaffen gegen Ziele in Russland sei. «Wir brauchen entsprechende Genehmigungen unserer Partner für den Einsatz von Langstreckenwaffen», betonte Selenski. «Es ist nur fair, die russischen Terroristen dort zu vernichten, wo sie sind, wo sie ihre Angriffe starten - russische Militärflugplätze, russische Logistik.» Russland müsse gezwungen werden, Frieden zu schliessen, wenn Kremlchef Putin so erpicht darauf sei, weiterzukämpfen.

Kiew bemüht sich schon seit Wochen um die Erlaubnis, etwa weitreichende Raketen gegen Ziele in Russland einzusetzen. Bisher können die ukrainischen Streitkräfte für derartige Angriffe nur Drohnen aus eigener Produktion verwenden - mit deutlich geringerer Sprengkraft.

Schwere Kämpfe im Donbass

Fernab des Kriegsgeschehens um die westrussische Region Kursk haben russische Truppen ihre Angriffe rund um den Donbass im Osten der Ukraine fortgesetzt. Einmal mehr versuchten sie, die ukrainischen Stellungen rund um Torezk und Pokrowsk zu durchbrechen, wie der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mitteilte. Bei Torezk seien die russischen Bodentruppen auch von einem Dutzend Luftangriffe unterstützt worden.

Schwere Gefechte lieferten sich russische Angreifer und ukrainische Verteidiger rund um Pokrowsk. Insgesamt seien im Tagesverlauf rund 25 Vorstösse russischer Einheiten registriert worden, von denen ein Grossteil abgeschlagen worden sei. «Die feindlichen Verluste werden noch geklärt», hiess es seitens des Generalstabs. Nach russischer Darstellung wurden im Verlauf der Kämpfe mehrere ukrainische Siedlungen eingenommen. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. (dpa)

18:22 Uhr

Montag, 12. August

Ukrainischer Oberkommandeur berichtet von Gebietsgewinn bei Kursk

Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrem Vorstoss auf russisches Gebiet nach eigener Darstellung bereits erhebliche Gebietsgewinne gemacht. Insgesamt seien bereits rund 1.000 Quadratkilometer unter ukrainischer Kontrolle, sagte ihr Oberkommandeur Olexander Syrskyj in einer Videoschalte zu einer Sitzung der Stawka, des Oberkommandos in Kiew.

Zuvor hatte bereits der amtierende Gouverneur der Region Kursk, Alexej Smirnow, von Gebietsverlusten berichtet. Nach seinen Angaben waren die ukrainischen Truppen auf einer Breite von 40 Kilometern etwa 12 Kilometer weit vorgedrungen, was ungefähr der Hälfte der von Syrskyj angegeben Quadratkilometer-Zahl entspricht. Unabhängig waren die Angaben beider Seiten zunächst nicht zu überprüfen. (dpa)

16:07 Uhr

Montag, 12. August

Putin: Armee soll Ukrainer zurückdrängen

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Streitkräfte seines Landes aufgefordert, die in die Region um Kursk vorgestossenen ukrainischen Einheiten aus dem russischen Staatsgebiet zurückzudrängen. «Die Hauptaufgabe des Verteidigungsministeriums besteht nun darin, den Feind aus unseren Gebieten zu vertreiben und eine zuverlässige Grenzsicherung zu gewährleisten», sagte Putin nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen.

Die Führung in Kiew wolle mit dem Vorstoss auf russisches Gebiet ihre künftige Verhandlungsposition stärken, sagte Putin weiter. Er erteilte Verhandlungen aber eine Absage. «Über welche Art von Verhandlungen können wir überhaupt mit Leuten reden, die wahllos Zivilisten und zivile Infrastruktur angreifen oder versuchen, Atomkraftwerke zu gefährden?» Nach einem Brand am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja geben sich beide Seiten derzeit die Schuld an dem Feuer.

Russland führt seit fast zweieinhalb Jahren seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Ukraine startete in ihrem Verteidigungskampf am vergangenen Dienstag erstmals einen Überraschungsangriff mit eigenen Truppen auf russisches Gebiet. Die Lage in der russischen Region Kursk gilt als unübersichtlich. Berichten zufolge haben sich ukrainische Einheiten vielerorts festgesetzt. (dpa)

10:51 Uhr

Montag, 12. August

Angst vor weiterem Vorstoss: Russland räumt Region an Grenze

Aus Angst vor einem weiteren ukrainischen Vorstoss haben die Behörden im russischen Gebiet Belgorod die Evakuierung eines Landkreises direkt an der Grenze angeordnet. «Wir haben einen unruhigen Morgen, der Feind ist an der Grenze des Kreises Krasnaja Jaruga aktiv», sagte der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow. Zur Sicherheit sollten die Bewohner an andere Orte gebracht werden. Fahrzeuge seien unterwegs. «Ich bin überzeugt, dass alles organisiert verläuft. Hauptsache ruhig, ohne Panik», sagte Gladkow in einem Kurzvideo, das über soziale Netzwerke verbreitet wurde. Er sei sich sicher, dass die russische Armee alles tue, um mit der Bedrohung fertig zu werden.

Er machte keine Angaben, was die Ukrainer angeblich an diesem Grenzabschnitt unternehmen. Der russische Militärblog «Rybar» berichtete von einem Angriff auf den Grenzübergang Kolotilowka und dem Eindringen ukrainischer Sabotagetrupps durch ein Waldgebiet bei Terebreno. Bestätigungen dafür gab es nicht.

Der Landkreis Krasnaja Jaruga liegt im Nordwesten des Gebiets Belgorod und schliesst an das russische Gebiet Kursk an, in das ukrainischen Truppen am vergangenen Dienstag vorgedrungen sind. Dort hatte es heftige Kritik der Anwohner gegeben, dass die Behörden nicht vorbereitet gewesen seien. Zehntausende Bewohner aus den Orten an der Grenze flüchteten ungeordnet vor den Kämpfen.

Die Ukraine wehrt seit fast zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab und steht an den Fronten im eigenen Land stark unter Druck. Zum Ziel der Vorstösse auf russisches Gebiet schweigt die Führung in Kiew sich aus. Aber die Angriffe haben der ukrainischen Armee in den vergangenen Tagen mehr Bewegungsfreiheit verschafft und die russische Seite vor unerwartete Probleme gestellt. (dpa)

06:35 Uhr

Montag, 12. August

Brand im Kühlsystem von AKW Saporischschja gelöscht

In dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im südukrainischen Enerhodar ist am Abend nach russischer Darstellung ein Brand an der Kühlanlage ausgebrochen. Noch in der Nacht konnte das Feuer vollständig gelöscht werden, wie ein von Russland eingesetzter Beamter bei Telegram mitteilte.

Am Morgen teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Jewgeni Balizki, mit, die Sicherheitsvorkehrungen an allen Anlagen von strategischer Bedeutung in der Region seien auf Anordnung von Kremlchef Wladimir Putin erhöht worden.

Von russischer Seite hiess es, eine ukrainische Kampfdrohne habe erhebliche Schäden an der Infrastruktur des AKW verursacht. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyi wiederum warf Russland vor, Feuer in dem AKW gelegt zu haben. Die Strahlungswerte seien zwar normal, schrieb Selenskyi auf der Plattform X. «Aber solange die russischen Terroristen das Nuklearkraftwerk kontrollieren, ist und kann die Lage nicht normal sein.» Er forderte eine sofortige Reaktion der Weltgemeinschaft und der Atombehörde IAEA.

Russland hat das grösste Kernkraftwerk Europas kurz nach Beginn seines Angriffskriegs erobert und hält es seither besetzt. Beide Seiten machen sich gegenseitig für Angriffe auf das Kraftwerk oder Sabotage daran verantwortlich. Russland hat zuletzt immer wieder ukrainische Drohnenattacken beklagt. Wegen der Sicherheitsbedenken wurden die Reaktoren bereits 2022 heruntergefahren, müssen aber weiter gekühlt werden. Auf dem Gelände sind Beobachter der IAEA stationiert.

Ukrainer stossen bei Kursk weiter vor

Reguläre Truppen der Ukraine haben unterdessen ihren Vorstoss auf russischem Gebiet in der Region Kursk fortgesetzt. Genaue Ortsangaben über das Vordringen wurden weder von russischer noch ukrainischer Seite gemacht, doch berichteten russische Militärblogger vom weiteren Vorrücken der Ukrainer auf russisches Gebiet und von schweren Kämpfen um zahlreiche Siedlungen. Unter anderem bereiteten mobile Kampfgruppen der Ukrainer, die immer wieder Frontlücken zu schnellen Angriffen ausnutzten, den russischen Einheiten grosse Probleme und versetzten ihnen schwere Schläge.

Der amtierende Gouverneur der Region Kursk, Alexej Smirnow, berichtete auf der Plattform Telegram, dass weitere Mittel und Verstärkungen auf dem Weg seien. «Inzwischen unternehmen die Streitkräfte alles zum Schutz der Zivilbevölkerung.»

Zum eigentlichen Kampfgeschehen im Raum Kursk machte die Generalität in Kiew nur wenige Angaben. Im Lagebericht hiess es lediglich, dass russische Fernartillerie und Kampfflugzeuge das Gebiet um Sumy ins Visier nahmen. Diese Zone gilt als Aufmarschgebiet und Nachschubstrecke für die ukrainischen Verbände in der Region Kursk.

Weiter russischer Druck in der Ostukraine

Abseits der Kämpfe beim ukrainischen Vorstoss auf russisches Staatsgebiet bei Kursk haben russische Truppen ihre Angriffe im Osten der Ukraine fortgesetzt. Schwerpunkte der Kampfhandlungen lagen rund um Torezk und Pokrowsk, wie der ukrainische Generalstab in Kiew mitteilte.

Die heftigsten Kämpfe seien bei Pokrowsk am Rande des Donbass registriert worden. Insgesamt unternahmen die russischen Einheiten seit dem Morgen 26 Versuche, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Die Angriffe seien abgeschlagen worden. Eine unabhängige Bestätigung der Darstellungen war nicht mögliche.

Bei Torezk versuchten russische Truppen demnach einmal mehr, zur Ortschaft Nju Jork (New York) vorzustossen. Auch diese Angriffe seien abgewehrt worden, hiess es. Daneben sei die Stadt Torezk Ziel russischer Luftangriffe geworden.

Selenskyi: Russische Abschussorte genau registriert

Die Ukraine hat einen genauen Überblick über die Orte innerhalb Russlands, von denen aus Raketen, Artillerie oder Kampfdrohnen auf ukrainische Städte abgefeuert werden. «Wir registrieren alle Orte, von denen aus die russische Armee zuschlägt», sagte Präsident Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Dies gelte für die Regionen Woronesch, Kursk und Belgorod sowie andere Gebiete Russlands.

Allein seit Beginn dieses Sommers seien aus der Region Kursk fast 2.000 Angriffe auf die ukrainische Region Sumy erfolgt - Artillerie, Mörser, Drohnen. «Wir zeichnen jeden Raketeneinschlag auf, und jeder dieser Angriffe verdient eine angemessene Antwort.»

Selenskyi kündigte eine baldige Antwort auf diese Angriffe an. «Wir werden mit Langstreckenangriffen auf russische Raketenabschussbasen und mit der entsprechenden Zerstörung der russischen Militärlogistik antworten», sagte er.

Allerdings werde er erneut mit den Partnern der Ukraine sprechen müssen, um von ihnen die Erlaubnis zum Einsatz der von ihnen gelieferten schweren Waffen für Angriffe gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet zu erhalten. «So wie die Luftverteidigung Leben schützt, so wird die Aufhebung der Beschränkungen für Langstreckenschläge Tausende von Leben retten.»

Kiew ringt bereits seit Monaten mit den westlichen Partnern um die Erlaubnis, Raketen und andere schwere Waffen gegen militärische und logistische Ziele innerhalb Russlands einzusetzen. Bisher kann das ukrainische Militär lediglich Drohnen aus eigener Produktion für derartige Angriffe einsetzen. Diese unbemannten Flieger haben jedoch nur eine geringe Sprengkraft.

Russland hatte die Ukraine in der Nacht zum Sonntag sowohl mit Raketen als auch sogenannten Kamikaze-Drohnen angegriffen. Die ständigen nächtlichen Angriffe sorgen vielerorts für Unruhe unter der Zivilbevölkerung, immer wieder sind neben schweren Schäden auch Opfer zu beklagen. (dpa)

22:06 Uhr

Sonntag, 11. August

Brand in Kühlsystem des AKW Saporischschja

In dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im südukrainischen Enerhodar ist am Abend nach russischer Darstellung ein Brand an der Kühlanlage ausgebrochen. Der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Jewgeni Balizki, erklärte, zuvor habe es einen ukrainischen Angriff auf die Umgebung des Kraftwerks gegeben, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Es drohe allerdings keine Gefahr, da alle Blöcke des AKW abgeschaltet seien. Die Strahlungswerte seien im normalen Bereich.

Russland hat das grösste Kernkraftwerk Europas kurz nach Beginn seines Angriffskriegs erobert und hält es seither besetzt. Beide Seiten machen sich gegenseitig für Angriffe auf das Kraftwerk oder Sabotage daran verantwortlich. Russland hat zuletzt immer wieder ukrainische Drohnenattacken beklagt.

Wegen der Sicherheitsbedenken wurden die Reaktoren bereits 2022 heruntergefahren, müssen aber weiter gekühlt werden. Auf dem Gelände sind Beobachter der IAEA stationiert. (dpa)

18:14 Uhr

Sonntag, 11. August

Weiter russischer Druck in der Ostukraine

Abseits der Kämpfe beim ukrainischen Vorstoss auf russisches Staatsgebiet bei Kursk haben russische Truppen ihre Angriffe im Osten der Ukraine fortgesetzt. Schwerpunkte der Kampfhandlungen lagen rund um Torezk und Pokrowsk, wie der ukrainische Generalstab in Kiew mitteilte.

Zum eigentlichen Kampfgeschehen im Raum Kursk machte die Generalität in Kiew nur wenige Angaben. Im Lagebericht hiess es lediglich, dass russische Fernartillerie und Kampfflugzeuge das Gebiet um Sumy ins Visier nahmen. Diese Zone gilt als Aufmarschgebiet und Nachschubstrecke für die ukrainischen Verbände in der Region Kursk.

Die heftigsten Kämpfe seien bei Pokrowsk am Rande des Donbass registriert worden. Insgesamt unternahmen die russischen Einheiten seit dem Morgen 26 Versuche, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Die Angriffe seien abgeschlagen worden. Eine unabhängige Bestätigung der Darstellungen war nicht mögliche.

Bei Torezk versuchten russische Truppen demnach einmal mehr, zur Ortschaft Nju Jork (New York) vorzustossen. Auch diese Angriffe seien abgewehrt worden, hiess es. Daneben sei die Stadt Torezk Ziel russischer Luftangriffe geworden. (dpa)

14:13 Uhr

Sonntag, 11. August

Weissrussland meldet Verlegung von Panzern Richtung Ukraine

Nach dem angeblichen Abschuss mehrerer ukrainischer Kampfdrohnen in Weissrussland verlegt das Verteidigungsministerium in Minsk nach eigenen Angaben nun Panzer an die Grenze. Das Ministerium veröffentlichte im Nachrichtenkanal Telegram ein Video, auf dem die Verladung von Panzern auf einen Schienentransport zu sehen ist. Die Einheiten seien in Bereitschaft versetzt worden, um Befehle auszuführen.

Zuvor hatte Machthaber Alexander Lukaschenko die Verstärkung der Truppenteile im Raum Gomel und Mosyr im Südosten des Landes angeordnet. Sie sollten dort auf mögliche Provokationen von ukrainischer Seite reagieren.

Lukaschenko: Flugabwehr in voller Bereitschaft

Lukaschenko hatte am Samstag über den mutmasslichen Abschuss von mehreren ukrainischen Flugzielen informiert. Die Flugabwehr sei in volle Bereitschaft versetzt worden, weil etwa zehn Flugobjekte aus der Ukraine in den Luftraum von Weissrussland im Osten des Landes im Gebiet Kostjukowitschy eingedrungen seien.

Das Aussenministerium teilte mit, dies sei ein «gefährlicher Versuch, die derzeitige Konfliktzone in unserer Region auszuweiten».Weissrussland werde sein Recht auf Selbstverteidigung nutzen und auf jede Provokation oder feindliche Handlungen angemessen reagieren. Verteidigungsminister Viktor Chrenin hatte am Samstag mitgeteilt, dass auch eine Verlegung von ballistischen Raketen «Iskander» sowie «Polones»-Raketenwerfern in die Region befohlen worden sei. (dpa)

14:10 Uhr

Sonntag, 11. August

Selenski: Westen muss Beschränkungen für Waffen aufheben

Nach einem neuen tödlichen russischen Luftangriff in der Nähe von Kiew drängt der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski auf den Einsatz westlicher Raketen auf dem Gebiet des Nachbarlandes. Russland habe auch keine Einschränkungen für den Einsatz seiner Raketen, deshalb müsse die Ukraine uneingeschränkte Fähigkeiten erhalten, sagte er laut einer Mitteilung im Nachrichtennetzwerk X. Dabei verurteilte Selenski auch den neuen russischen Luftangriff in der Nähe von Kiew. Bei dem «absichtlichen Terrorschlag» seien ein Vierjähriger und sein Vater getötet und ein 12 Jahre alter Junge verletzt worden.

Während Selenski von einem möglichen russischen Angriff mit einer nordkoreanischen Rakete sprach, die nun untersucht werde, hatte sein Berater Andrij Jermak von einem Einschlag einer Drohne iranischer Bauart in dem Haus der Familie gesprochen. Rettungskräfte nannten in der Nacht auch einen Raketenschlag als Ursache.

Selenski: 800 russische Gleitbomben in einer Woche

Selenski beklagte, Russland habe allein in der vergangenen Woche 30 Raketen und 800 Gleitbomben auf die Ukraine abgefeuert. Die Ukraine sei zwar dankbar für die westliche Hilfe bei der Flugabwehr. «Aber, um den russischen Terror wirklich zu stoppen, brauchen wir nicht nur eine vollumfängliche Flugabwehr, die all unsere Städte und Gemeinden schützt, sondern auch starke Entscheidungen von unseren Partnern - Beschlüsse, die die Einschränkungen für unsere Verteidigungsaktionen beenden», meinte Selenski.

Die Ukraine hofft auf eine baldige Erlaubnis westlicher Verbündeter für den Einsatz von Raketen mit grösserer Reichweite gegen russisches Gebiet. Selenski hatte auch am Samstagabend gesagt, er habe grosse Erwartungen an die Entscheidungen dazu in den USA, Grossbritannien und Frankreich. Bisher gelten Beschränkungen für den Einsatz etwa von Raketen mit grösserer Reichweite gegen russisches Gebiet.

Wenn die Ukraine die Raketen mit grösserer Reichweite unbegrenzt einsetzen könne, sagte Selenski weiter, dann werde der Krieg beendet. «Wir werden das gerechte Ende wirklich näher bringen», betonte er. (dpa)

11:51 Uhr

Sonntag, 11. August

Ukraine: Russlands militärische Infrastruktur zerstören

Nach einem neuen tödlichen russischen Luftangriff in der Nähe von Kiew will die Ukraine Russlands militärische Infrastruktur dauerhaft vernichten. Um die Tötung von Zivilisten zu stoppen, sei es nötig, Russland die Fähigkeit zum Töten zu entziehen, sagte der Leiter des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, in Kiew. Er veröffentliche ein Video, das Einsatzkräfte in einem Trümmerfeld zeigte. Die Russen hätten mit dem Angriff ein vier Jahr altes Kind und seinen Vater getötet. Demnach schlug eine Drohne in das Haus der Familie ein. Zuvor hatten ukrainischen Behörden von einem russischen Raketenangriff berichtet.

«Es ist notwendig, seine militärische Infrastruktur zu zerstören, weil der Feind andere Argumente nicht akzeptiert», sagte Jermak über den russischen Angriffskrieg. Die Ukraine hofft dazu auf eine baldige Erlaubnis westlicher Verbündeter für den Einsatz von Raketen mit grösserer Reichweite auch gegen russisches Gebiet. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski gesagt, er habe grosse Erwartungen an die Entscheidungen dazu in den USA, Grossbritannien und Frankreich. «Wir freuen uns auf starke Beschlüsse, die den gerechten Frieden näherbringen.»

Der Präsident äusserte sich am Samstagabend erstmals auch direkt zum Einfall ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk. Damit solle der Druck auf Moskau erhöht werden. Im Gebiet Kursk haben sich ukrainische Einheiten vielerorts festgesetzt. Russland zieht immer mehr Kräfte zusammen, um den ukrainischen Vorstoss zurückzuschlagen. In der Stadt Kursk selbst wurden laut Behörden mindestens 13 Menschen in einem Wohnblock verletzt, als dort nach russischen Angaben eine ukrainische Rakete einschlug. (dpa)

11:48 Uhr

Sonntag, 11. August

Experten: Russland spielt Ernst der Lage in Kursk herunter

Nach dem Einfall ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk spielt der Kreml nach Einschätzung westlicher Militärexperten den Ernst der Lage in der Region herunter. Die Region an der Grenze zur Ukraine sei nur zu einer Zone für Anti-Terror-Operationen und nicht zu einem Kriegsgebiet erklärt worden, um womöglich Panik in der russischen Gesellschaft zu verhindern, hiess es in einer vom Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington veröffentlichten Analyse. Kremlchef Wladimir Putin scheue die Ausrufung des Kriegszustandes, weil er um die Stabilität im Land fürchte, hiess es.

Putin habe im Zuge seiner Invasion der Ukraine immer wieder gezeigt, dass er nicht bereit sei, die gesamte russische Gesellschaft in einen Kriegszustand zu versetzen, teilten die ISW-Experten mit. Der Kremlchef will demnach neuen Unmut im Land wie bei den Protesten gegen die Mobilmachung im Herbst 2022 aus dem Weg gehen - auch aus Angst um die Stabilität seines Systems. Aus Protest gegen die Zwangsrekrutierung von Reservisten für den Krieg hatten damals Hunderttausende das Land verlassen.

Russland hatte die Grenzgebiete Kursk, Belgorod und Brjansk in der Nacht zum Samstag zu Zonen für Anti-Terror-Operationen erklärt. Damit bekommen das Militär und anderen Teile des Sicherheitsapparats deutlich mehr Befugnisse, Personal, Ausrüstung und Mittel. Das gilt als eine Vorstufe zur möglichen Verhängung des Kriegsrechts. Russische Militärblogger und auch der vor knapp einem Jahr bei einem Flugzeugabsturz gestorbene Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatten immer wieder das Kriegsrecht gefordert, um schlagkräftiger zu werden.

ISW: Ukrainische Truppen halten Stellungen in Russland

Die Lage im Gebiet Kursk ist unübersichtlich. Die Behörden warnten vor Panik und forderten die Menschen auf, Ruhe zu bewahren. Vielerorts war Luftalarm zu hören, wie aus offiziellen Videos aus der Region hervorging. Der geschäftsführende Gouverneur, Alexej Smirnow, informiert auch in seinem Telegram-Kanal dauernd über den Raketenalarm und betonte, die Lage sei unter Kontrolle. Das russische Militär zog nach eigenen Angaben weitere Kräfte zusammen, um den ukrainischen Einmarsch zurückzuschlagen.

Nach Einschätzung der ISW-Experten verlangsamte sich der ukrainische Vormarsch angesichts der russischen Truppenkonzentration im Gebiet Kursk. Trotzdem hielten die ukrainischen Streitkräfte zuvor gemeldeten Stellungen und hätten sich auch etwas weiter vorwärts bewegt, teilte das Institut unter Berufung auf russische Militärblogger und die Auswertung von Geodaten veröffentlichter Videos mit. (dpa)

06:33 Uhr

Sonntag, 11. August

Verletzte bei neuen Angriffen im russischen Kursk

Bei erneuten Angriffen auf russischem Staatsgebiet ist in der Stadt Kursk ein Wohnhaus beschädigt worden. Dabei wurden offiziellen Angaben zufolge mindestens 13 Menschen verletzt, zwei von ihnen befänden sich in ernstem Zustand. Trümmerteile einer abgeschossenen ukrainischen Rakete seien auf das Gebäude gefallen und hätten einen Brand ausgelöst, berichtete die russische Staatsagentur Tass unter Berufung auf den geschäftsführenden Gouverneur der Region, Alexej Smirnow. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Ukraine verteidigt sich seit rund zweieinhalb Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

Wenige Tage nach Beginn des ukrainischen Vorstosses auf russisches Territorium bei Kursk bezog Präsident Wolodimir Selenski unterdessen erstmals direkt Stellung darauf. Armeechef Olexander Syrskyj habe ihm über «die Vorverlagerung des Krieges in das Gebiet des Aggressors» berichtet, sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. «Ich danke allen Einheiten unserer Streitkräfte, die uns das ermöglicht haben», so der Präsident.

Die Ukraine beweise damit, «dass sie wirklich in der Lage ist, für Gerechtigkeit zu sorgen, und garantiert genau den Druck aufzubauen, der nötig ist - Druck auf den Aggressor». Über den aktuellen Stand des Vorstosses der ukrainischen Truppen auf russisches Gebiet machten weder Selenski noch die Militärs in Kiew genauere Angaben.

In den vergangenen Tagen hatte Selenski lediglich indirekt Andeutungen zu dem Angriff in Richtung Kursk gemacht.

Neues Militärpaket aus den USA

Die Ukraine hat nach den Worten von Präsident Selenski ein weiteres grosses Paket militärischer Hilfe aus den USA erhalten. Unter anderem seien seine Streitkräfte mit neuen Flugabwehrraketen, Artillerieraketen und Artilleriegranaten versorgt worden. «Wir bemühen uns um eine rechtzeitige Logistik, damit die Hilfe so schnell wie möglich an der Front ankommt», sagte Selenski.

Selenski fordert erneut Freigabe von Raketen für Angriffe

Der ukrainische Präsident Selenski hat von den westlichen Partnern seines Landes erneut die Erlaubnis zum Einsatz der von ihnen gelieferten schweren Waffen - Raketen und Marschflugkörper - zu Angriffen tief auf russischem Staatsgebiet gefordert. «Wir erwarten von den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und Frankreich Entscheidungen über die Langstreckenfähigkeit, die einen gerechten Frieden näher bringen werden», sagte Selenski.

Ohne diese Erlaubnis können die ukrainischen Streitkräfte gegen logistische und militärische Ziele auf russischem Gebiet lediglich Kampfdrohnen aus eigener Produktion einsetzen. Wegen der geringen Sprengkraft der unbemannten Flugkörper erzielen die Ukrainer nur selten grössere Erfolge. (dpa)

06:32 Uhr

Sonntag, 11. August

Rettungsdienst: Vater und Sohn sterben bei Raketenangriff nahe Kiew

Infolge eines Raketenangriffs sind in einem Vorort der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach Angaben des staatlichen Rettungsdienstes ein 35-jähriger Mann und dessen vier Jahre alter Sohn getötet worden. Drei weitere Menschen wurden demnach schwer verletzt.

Raketenteile seien am Abend in Browary östlich von Kiew auf private Wohnhäuser gefallen, teilten die Helfer bei Telegram mit. Vater und Sohn seien dabei unter den Trümmern eines Gebäudes eingeschlossen worden. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. (dpa)

18:56 Uhr

Samstag, 10. August

Russland evakuiert Zehntausende Zivilisten bei Kursk

Angesichts der schweren Kämpfe beim Vorstoss der ukrainischen Streitkräfte auf russisches Staatsgebiet hat der regionale Zivilschutz bereits Zehntausende Menschen evakuiert. Es seien bereits rund 76.000 Zivilisten aus dem Grenzgebiet evakuiert und in anderen Regionen Russlands untergebracht worden, teilte der Zivilschutz nach Angaben der Staatsagentur Tass mit.

Zum eigentlichen Kampfgeschehen lagen weder von russischer noch ukrainischer Seite Angaben vor. Die ukrainische Aufklärung teilte lediglich mit, dass Russland mit der Verlegung einer Brigade Marineinfanterie von der besetzten Halbinsel Krim in die Region Kursk begonnen habe. Ein Teil der Fahrzeugkolonne sei bereits bei der Anfahrt zerstört worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

In der gesamten Region Kursk wurde Raketenalarm ausgelöst. Der geschäftsführende Gouverneur Alexej Smirnow warnte auf der Plattform Telegram vor den möglichen Gefahren und forderte die Bevölkerung auf, möglichst Schutzräume aufzusuchen. (dpa)

16:22 Uhr

Samstag, 10. August

Ukraine meldet Angriff auf russischen Gasturm: etwa 40 Tote

Die ukrainischen Marinestreitkräfte haben nach eigenen Angaben bei einem Angriff auf einem Gasförderturm im Schwarzen Meer etwa 40 russische Soldaten getötet. Kräfte der Marine und des Militärgeheimdienstes hätten die Stelle, an der der Gegner Personal und Ausrüstung versammelt hatte, angegriffen, berichteten ukrainische Medien nach Angaben der Kriegsflotte. Die Besatzer wollten den Turm demnach für Störsignale der Navigation über Satelliten nutzen, was die zivile Seefahrt in Gefahr gebracht hätte.

«Wir können so etwas nicht zulassen», sagte Dmytro Pletentschuk der Internetzeitung «Ukrajinska Prawda». Zivilisten seien auf der Gasförderplattform, die ausser Betrieb ist, nicht gewesen, hiess es. Die Raketen- und Artillerieeinheiten der Küstenstreitkräfte hätten den Schlag ausgeführt. Auf einem veröffentlichten Video war eine schwere Explosion zu sehen. Die Echtheit der Aufnahmen war von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

Es sei nicht die erste Operation dieser Art gewesen, sagte Pletentschuk. Der Feind habe den Turm schon in der Vergangenheit genutzt, um etwa die Navigation von Getreidefrachtern zu stören. Der Marineoffizier betonte, dass die Entscheidung für den Angriff für die Sicherheit der zivilen Schifffahrt getroffen worden sei.

Die Ukraine verteidigt sich seit fast zweieinhalb Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Die Kriegsflotte des Landes hatte dabei im Schwarzen Meer immer wieder auch russische Schiffe versenkt und andere Ziele des Gegners zerstört. (dpa)

14:45 Uhr

Samstag, 10. August

Ukrainisches Eindringen in Kursk: Blogger sprechen von «Blitzkrieg»

Nach dem Einfall ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk dauern die Kämpfe dort in zahlreichen Ortschaften an. Russische Militärblogger sprachen von einer unruhigen Nacht und Versuchen der ukrainischen Streitkräfte, «einen Blitzkrieg» fortzusetzen. Aus der Ukraine selbst gab es weiter keine Angaben zu der seit Dienstag laufenden Operation.

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Morgen ein weiteres Video, das eine Verstärkung der Militärpräsenz in der Region zeigen soll. Zu sehen waren Panzer, die Kampfstellungen beziehen sollten, um ukrainische Truppen zu zerstören. Die Aufnahmen waren nicht unabhängig überprüfbar. Das Ministerium meldete auch zahlreiche abgewehrte ukrainische Drohnenangriffe im Raum Kursk.

Vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichte Bilder sollen eigene Panzer in der Region Kursk zeigen.
Bild: AP

«Im Moment hat sich die Lage stabilisiert», schrieb der Militärblogger Alexander Chartschenko in einem vom Telegram-Kanal Rybar veröffentlichten Lagebericht. Russische Einheiten kämen voran. «Sudscha steht, das Kommando unternimmt alle Anstrengungen, die Stadt vom Gegner zu säubern», teilte Chartschenko mit Blick auf einen Ort in der Region Kursk nahe der ukrainischen Grenze mit. «Wenn der Gegner nicht noch bedeutende Kräfte unerwartet an einem Ort einsetzt, dann kann man sagen, dass der Höhepunkt der Krise überwunden ist.»

Drei Zonen für Anti-Terror-Operationen für härteres Vorgehen

Die russische Führung erklärte in der Nacht zum Samstag die Regionen Kursk, Brjansk und Belgorod zu Sonderzonen für Anti-Terror-Operationen. Das erweitert die Befugnisse des Verteidigungsministeriums und anderer Teile des Sicherheitsapparats für ein härteres Vorgehen. Diesen Schritt hatten Militärblogger bereits nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 gefordert.

In sozialen Netzwerken kursierte ein nicht überprüfbares Video, das Männer in Uniform mit ukrainischer Flagge im Dorf Poros im russischen Gebiet Belgorod wenige Kilometer von der Grenze zur Ukraine zeigen soll. Kremlkritische Medien bezeichneten das als ein mögliches Ablenkungsmanöver der ukrainischen Streitkräfte. Offizielle Angaben gab es dazu nicht. Nach massiven Angriffen von ukrainischer Seite im vergangenen Jahr hatten Bewohner schon ganze Dörfer an der Grenze verlassen.

Nach Einschätzung des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington versucht das russische Verteidigungsministerium weiter darauf zu verzichten, Truppen von der Front in der Ukraine selbst abzuziehen, um Einheiten in Kursk zu verstärken. Erweitert hatte Russland zuletzt auch den Schutz des Atomkraftwerks Kursk. Die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA warnte vor möglichen Gefahren. Der IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi rief beide Seiten auf, sich an die Regeln für nukleare Sicherheit in Konfliktgebieten zu halten. (dpa)

13:25 Uhr

Samstag, 10. August

Lukaschenko meldet Abschuss ukrainischer Flugobjekte

In Weissrussland hat Machthaber Alexander Lukaschenko über den mutmasslichen Abschuss von mehreren ukrainischen Flugzielen informiert. Die Flugabwehr sei in volle Bereitschaft versetzt worden, weil etwa zehn Flugobjekte aus der Ukraine in den Luftraum von Weissrussland im Osten des Landes im Gebiet Kostjukowitschy eingedrungen seien, sagte Lukaschenko am Samstag über den Vorfall am Vorabend. «Die Streitkräfte der Ukraine haben gegen alle Verhaltensregeln verstossen und den Luftraum der Republik Weissrussland verletzt», sagte Lukaschenko staatlichen Medien zufolge.

«Wir vermuten, dass es sich um Kampfdrohnen handelte», sagte Lukaschenko. Es seien auch Flugzeuge und ein Hubschrauber neben der Flugabwehr am Boden im Einsatz gewesen. Überprüfbar waren die Angaben nicht von unabhängiger Seite.

Der Machthaber, der als letzter Diktator Europas gilt, gehört zu den wichtigsten Unterstützern des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Lukaschenko hatte zu Beginn des Kriegs vor fast zweieinhalb Jahren auch russische Truppen im Süden von Weissrussland in den Norden der Ukraine einmarschieren lassen. (dpa)

06:45 Uhr

Samstag, 10. August

Bauarbeiter werden aus AKW Kursk abgezogen

Wegen des Vordringens ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk werden Arbeiter von der Baustelle für zwei neue Atomreaktoren im Kernkraftwerk Kursk abgezogen. Die Zahl der Bauarbeiter werde vorübergehend reduziert, teilte die Firma Atomstroiexport mit, eine Tochter des staatlichen russischen Nuklearkonzerns Rosatom. Die anderen Fachkräfte setzten die Arbeit wie geplant fort.

Das Atomkraftwerk Kursk in der Stadt Kurtschatow wird immer wieder als ein mögliches Ziel des am Dienstag begonnenen Vorstosses auf russisches Gebiet genannt. Es liegt allerdings etwa 60 Kilometer weit von der Grenze entfernt. Die weitesten Vorstösse ukrainischer Trupps, die berichtet, aber nicht bestätigt wurden, reichten gut 30 Kilometer nach Russland hinein. Die russische Nationalgarde hatte nach offiziellen Angaben den Schutz des Kraftwerks nach Bekanntwerden der ukrainischen Offensive verstärkt. (dpa)

06:43 Uhr

Samstag, 10. August

Sorgen wegen des russischen AKW Kursk

Angesichts des ukrainischen Vorstosses auf das russische Gebiet Kursk warnt die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA vor möglichen Gefahren für das dortige Kernkraftwerk. Der IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi rief beide Seiten auf, sich an die Regeln für nukleare Sicherheit in Konfliktgebieten zu halten. Es werde von «signifikanten militärischen Aktivitäten» in der Region berichtet, sagte Grossi in Wien. «Zu diesem Zeitpunkt möchte ich an alle Seiten appellieren, sich maximal zurückzuhalten, um einen nuklearen Unfall mit potenziell ernsten Strahlungsfolgen zu vermeiden.»

Der tatsächliche Umfang und die genauen Ziele des ukrainischen Vorstosses über die Grenze seit Dienstag blieben weiter unklar. Als eine Reaktion beschoss die russische Armee am Freitag einen Supermarkt in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka, wobei mindestens 14 Menschen getötet und weitere 40 verletzt wurden. «Das ist bewusster und gezielter russischer Terror», sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. «Ein weiteres Kriegsverbrechen, für das der Besatzer zur Rechenschaft gezogen werden wird.» Die Ukraine wehrt seit fast zweieinhalb Jahren eine grossangelegte russische Invasion ab. In der Nacht beschoss die russische Luftwaffe das ukrainische Gebiet Sumy mit Gleitbomben.

Aus der Sorge vor ukrainischen Späh- und Sabotagetrupps wurden die russischen Gebiete Kursk, Brjansk und Belgorod zu Zonen mit Anti-Terror-Operationen erklärt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Dies sind die drei Gebiete, in denen sich russische und ukrainische Kräfte direkt an der Grenze gegenüberstehen. Die Sicherheitsorgane bekommen zur Terrorabwehr weitere Befugnisse.

Spannungen am Atomkraftwerk Kursk

Wegen des Kernkraftwerks Kursk rief Grossi als Leiter der Atomenergie-Behörde Russland wie der Ukraine die Grundsätze für die Sicherheit von nuklearen Anlagen in Krisengebieten ins Gedächtnis. Und er erinnerte an die zusätzlichen Regeln, die für das russisch besetzte AKW Saporischschja in der Südukraine aufgestellt worden seien «und die auch auf diesen Fall anwendbar sind». Es spiele keine Rolle, wo ein Kernkraftwerk liege.

Obwohl völlig unklar ist, ob der ukrainische Vormarsch auf das AKW Kursk zielt, wuchs dort die Nervosität. Die russische Nationalgarde verstärkt seit Mittwoch den Schutz der Atomanlage in der Stadt Kurtschatow, die etwa 60 Kilometer von der Grenze entfernt liegt. Die weitesten Vorstösse ukrainischer Trupps, von denen ohne Bestätigung berichtet wurde, reichten nur gut halb so weit nach Russland hinein. Doch aus dem Werk wurde vorübergehend ein Teil der Arbeiter abgezogen, die dort an zwei neuen Reaktoren bauen, wie das Bauunternehmen Atomstrojeksport mitteilte.

In der Stadt Kurtschatow und dem Umland fiel wegen eines ukrainischen Drohnentreffers der Strom aus. Das teilte der kommissarische Gouverneur von Kursk, Alexander Smirnow, auf Telegram mit. Russland teilte ausserdem der IAEA mit, dass auf dem Gelände des AKW Teile ukrainischer Raketen gefunden worden seien. Einen direkten Beschuss habe es aber nicht gegeben, hiess es in einem Schreiben der russischen Vertretung bei den internationalen Organisationen in Wien. Die Angaben zu diesem Fund waren nicht unabhängig überprüfbar.

Ukraine füllt Austauschfonds an Gefangenen auf

Die ukrainische Führung äusserte sich weiter nicht zum Vormarsch ihrer Armee mit Panzern und Artillerie auf russischem Gebiet. Selenskyj dankte aber in seiner Videobotschaft vom Freitagabend den Soldaten, die russische Gefangene gemacht hätten. «Das ist äusserst wichtig, und in den vergangenen drei Tagen war es besonders erfolgreich», sagte er. Wenn der Austauschfonds gefüllt sei, könne man weitere ukrainische Gefangene aus Russland freibekommen. Seit Beginn des Vorstosses am Dienstag hatte es mehrere Videos gegeben mit Aufnahmen, wie Gruppen russischer Soldaten gefangen genommen werden. Dazu zählten auch Grenzschützer am Übergang Sudscha.

Zur militärischen Lage in diesem Kampfgebiet gab es weiter nur wenige verlässliche Angaben. Über den ukrainischen Fernsehsender Hromadske verbreitete sich ein Video, das ukrainische Soldaten an der Gasmesstation Sudscha zeigte. Von dort führt eine wichtige russische Erdgaspipeline in Richtung Ukraine und Zentraleuropa. Im russischen Militärblog Rybar hiess es, die Lage habe sich seit den Vortagen stabilisiert. «Aber es ist zu früh zu sagen, dass wir die Initiative übernommen haben.»

Der ukrainische Generalstab sprach in seinem Abendbericht von 70 Gefechten entlang der Front im Osten und Süden des Landes. Auch wenn die genaue Zahl nicht überprüfbar ist, liegt sie doch niedriger als im Vergleich der vergangenen Tage. Besonders heftig gekämpft wurde demnach am Frontabschnitt Pokrowsk im ostukrainischen Gebiet Donezk.

USA geben der Ukraine mehr Militärhilfe

Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfe im Umfang von rund 125 Millionen US-Dollar (rund 114 Millionen Euro) zur Verfügung. Enthalten seien «Abfangraketen für die Luftverteidigung, Munition für Raketensysteme und Artillerie, Mehrzweckradare und Panzerabwehrwaffen», teilte US-Aussenminister Antony Blinken mit. Es handelt sich demnach um das zehnte Paket dieser Art. In den vergangenen Monaten hatten die USA Stück für Stück mehrere Tranchen bereitgestellt, nachdem der US-Kongress Ende April neue Mittel im Umfang von rund 61 Milliarden US-Dollar (56,2 Milliarden Euro) für Kiew freigegeben hatte. (dpa)

19:49 Uhr

Freitag, 9. August

Kiew schreibt «Ruhm der Ukraine!» auf neue Banknoten

Die ukrainische Zentralbank hat das Design aller ukrainischer Banknoten um die nationale Losung «Ruhm der Ukraine! Den Helden Ruhm!» ergänzt. Geld sei nicht nur Wertmassstab und Zahlungsmittel, sondern auch ein Symbol des Staates, das jeder täglich in der Hand halte, sagte Zentralbankchef Andrij Pyschnyj gemäss einer Mitteilung in Kiew.

«Um die Standhaftigkeit unseres Volkes zu würdigen und diesen Wendepunkt in der Entstehung der ukrainischen Nation, in der wir heute leben, festzuhalten, fügen wir allen Banknoten unsere Losung hinzu, die in der ganzen Welt zu hören ist», so Pyschnyj. Die Änderung soll den kommenden 33. Unabhängigkeitstages am 24. August würdigen, hiess es. (dpa)

13:59 Uhr

Freitag, 9. August

Tote nach russischem Raketenschlag gegen Supermarkt

Bei einem russischen Raketenangriff sind in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka nach Behördenangaben mindestens 12 Menschen getötet und 35 verletzt worden. «Ein Schlag der russischen Terroristen auf einen gewöhnlichen Supermarkt und eine Post. Menschen sind unter den Trümmern», schrieb Präsident Wolodimir Selenski bei Telegram. Die Rettungsarbeiten dauern an. Der Staatschef sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Nach Angaben des Innenministeriums brach ein Brand auf gut 1.000 Quadratmetern aus. Kostjantyniwka ist nur etwas mehr als zehn Kilometer von der Frontlinie zwischen ukrainischen und russischen Truppen entfernt. (dpa)

12:32 Uhr

Freitag, 9. August

Russland meldet andauernde Kämpfe in Region Kursk

Die russischen Streitkräfte kämpfen im Gebiet Kursk nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau weiter gegen einen Vormarsch ukrainischer Truppen. Die Behörden stuften den bereits geltenden Ausnahmezustand in der russischen Grenzregion zur Ukraine zu einem nationalen Notstand hoch.

Mit Flugzeugen und Artillerie seien ukrainische Versuche, tief ins Gebiet Kursk vorzudringen, zurückgeschlagen worden, hiess es in dem Moskauer Militärbericht. Seit Beginn des ukrainischen Angriffs am Dienstag hätten die Truppen Kiews bis zu 945 Soldaten und 102 Stück Panzertechnik verloren, darunter 12 Panzer. Die Rede war auch von westlicher Militärtechnik. Zerstört worden seien etwa fünf Radschützenpanzer vom US-Typ Stryker.

Von deutscher Technik war in dem Bulletin keine Rede. Die russischen Militärangaben sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Nach Darstellung des Ministeriums gab es Kämpfe in mehreren Siedlungen des Gebiets Kursk, darunter auch im westlichen Teil der Stadt Sudscha. Allein innerhalb von 24 Stunden hätten die ukrainischen Streitkräfte 280 Mann und 27 Einheiten Technik verloren. Zu den Verlusten auf russischer Seite gab es keine offiziellen Angaben, Militärblogger bestätigten aber den Tod vieler Soldaten.

Ministerium: Vernichtung ukrainischer Truppen wird fortgesetzt

Russland versetzte nach Angaben des Ministeriums auch dem benachbarten ukrainischen Gebiet Sumy Luft- und Raketenschläge. «Die Operation zur Vernichtung der Gruppierungen der Streitkräfte der Ukraine wird fortgesetzt», teilte die Behörde mit. (dpa)

07:57 Uhr

Freitag, 9. August

Russland: Notstand nach Angriff auf Militärflugplatz

Nach einem ukrainischen Drohnenangriff auf einen Militärflugplatz bei Lipezk ist es zu massiven Explosionen gekommen. Um die Stadt Lipezk sei zur Beseitigung der Folgen der Explosionen der Notstand erklärt worden, teilte Gouverneur Igor Artamonow bei Telegram mit. Vier Dörfer um den Militärflughafen wurden evakuiert. In Lipezk und Umland wurde der öffentliche Nahverkehr gestoppt. Es kam wegen Schäden an einer Energieanlage zu Stromausfällen. Infolge der Angriffe seien sechs Menschen verletzt worden. Der Militärflughafen liegt gut 280 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

Luftalarm wurde ebenfalls in den benachbarten Gebieten Kursk, Brjansk, Belgorod und Woronesch ausgelöst. Über 70 Drohnen seien abgefangen worden, teilten die Behörden mit. Über Kursk seien zudem weitere vier Raketen abschossen worden. In dem Gebiet an der Grenze zur Ukraine finden Kämpfe zwischen ukrainischen und russischen Truppen statt. Ukrainische Truppen sollen seit einem Angriff vom Dienstag mehrere russische grenznahe Ortschaften kontrollieren.

Auch auf der annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim wurden ukrainische Angriffe verzeichnet. Drei ukrainische Drohnen und eine Rakete des Typs «Neptun» seien über dem Meer vor der Hafenstadt Sewastopol abgeschossen worden, teilte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Grossstadt, Michail Raswoschajew, mit. Zudem seien auch drei Seedrohnen zerstört worden. Über Schäden wurde vorerst nichts bekannt. (dpa)

06:28 Uhr

Freitag, 9. August

Ukrainischer Grossangriff, Sorge in Belgorod

Nach dem Vorstoss ukrainischer Truppen in der russischen Grenzregion im Gebiet Kursk gibt es aus Kiew nun erste mögliche Erklärungen zu dem Überraschungsangriff. «Russland hat den Krieg in unser Land gebracht und soll spüren, was es getan hat», sagte Präsident Wolodimir Selenski in seiner abendlichen in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Dabei erwähnte der Staatschef die seit Dienstag andauernden Kämpfe ukrainischer Soldaten auf russischem Gebiet im Raum Kursk nicht. In der Nacht meldeten russische Stellen dann einen grossangelegten ukrainischen Drohnenangriff auf die Region Lipezk südlich von Moskau.

Der Berater in Selenskis Büro, Mychajlo Podoljak, wies auf die internationale Reaktion zum ukrainischen Angriff auf die Region Kursk hin. Die Reaktion sei «absolut ruhig, ausgewogen, objektiv» und richte sich nach dem «Geist des internationalen Rechts» und nach den «Prinzipien der Führung eines Verteidigungskrieges», teilte Podoljak bei Telegram mit. Zuvor hatte etwa die EU erklärt, die Ukraine habe in ihrem Verteidigungskampf gegen den russischen Angriffskrieg das Recht, auch das Gebiet des Aggressors zu attackieren.

Auch in der Nacht zum Freitag kam es Berichten zufolge erneut zu Angriffen auf russischem Gebiet. Neben Kursk waren unter anderem die Grenzregionen Belgorod, Brjansk sowie das Gebiet Lipezk südlich von Moskau betroffen. In der Ukraine gab es ebenfalls etliche Drohnenangriffe.

«Lipezk ist einer massiven Drohnenattacke ausgesetzt», wurde der Gouverneur des Gebiets, Igor Artamonow, von der russischen Staatsgagentur Tass zitiert. «Die Luftabwehr arbeitet dagegen an», hiess es demnach auf seiner Telegram-Seite. Beim Absturz einer Drohne sei eine Elektrizitätsanlage beschädigt worden, in der Folge gebe es Stromausfälle. Ausserdem sei es fernab ziviler Infrastruktur zu einer «Explosion von Gefahrenstoffen» gekommen.

Heftige Explosionen und Brände soll es in der Nacht auch in der russischen Ortschaft Rylsk im Raum Kursk gegeben haben, wie das ukrainische Nachrichtenportal «Kyiv Independent» unter Berufung auf Russland-freundliche Telegram-Kanäle berichtete. Die Ursache der Explosionen sei noch unklar. Die Angaben von russischer Behördenseite liessen sich nicht unabhängig bestätigen. Vonseiten der Ukraine gab es keine offizielle Bestätigung der Angriffe.

Selenski: Ukraine braucht solche Ergebnisse

«Ukrainer können ihre Ziele erreichen», sagte Selenskyj in seiner Videobotschaft. Er habe sich vom Oberkommandierenden der Streitkräfte, Olexander Syrskyj, über die Lage im Kriegsgebiet informieren lassen. Details nannte er nicht, betonte aber, dass die Ergebnisse so seien, wie sie das Land derzeit brauche. Zuvor hatte Syrskyj in sozialen Netzwerken ein Foto veröffentlicht, das ihn im Aufmarschgebiet zeigen soll – vermutlich in Sumy an der Grenze, von wo aus die ukrainischen Soldaten in die russische Region Kursk eingedrungen sind.

Im Gebiet Kursk gingen die Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Soldaten in den vierten Tag. Laut russischen Militärbloggern festigten die Ukrainer teils ihre Stellungen, darunter in der grenznahen Stadt Sudscha. Es gab Berichte über ukrainische Militärhubschrauber, die in das Gebiet eindrangen, um Nachschub zu liefern und Verletzte abzutransportieren.

Die Blogger sprachen von einer sehr schwierigen Lage, berichteten aber mit zunächst nicht überprüfbaren Fotos und Videos auch über die Ankunft zahlreicher Kampfverbände. Damit begännen nun auch aktive Gegenangriffe, hiess es. Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow hatte die Zerschlagung der ukrainischen Truppenverbände angekündigt.

Kremlchef Wladimir Putin hatte den Angriff als eine Provokation der Ukraine bezeichnet. Nach russischen Militärangaben sind bereits Hunderte ukrainische Soldaten getötet und verletzt und Dutzende Stück Panzer und andere Militärtechnik zerstört worden. Die Angaben sind unabhängig nicht überprüfbar.

Gesundheitsministerium: Mehr als 60 Verletzte

Nach Angaben des russischen Gesundheitsministeriums stieg die Zahl der verletzten Zivilisten weiter – auf inzwischen 66 seit Beginn der Invasion. Die Zahl der Toten wurde mit fünf angegeben. Kremlchef Putin liess sich in einer Videoschalte vom geschäftsführenden Kursker Gouverneur Alexej Smirnow über die Lage informieren. Er wies an, Bedürftigen 10.000 Rubel Soforthilfe auszuzahlen – das sind umgerechnet etwas über 100 Euro.

Tausende Menschen flohen aus den grenznahen Ortschaften, wo laut Behörden viele Häuser durch Beschuss zerstört wurden. Viele kamen nach offiziellen Angaben in Notunterkünften oder bei Verwandten und Bekannten unter. Die Lage galt weiter als gespannt.

Auch Region Belgorod meldet erneut Beschuss

Auch die grenznahe russische Region Belgorod meldete erneut Beschuss von ukrainischer Seite, darunter mit Drohnen. Die russische Flugabwehr habe einige Ziele zerstört, sagte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow. Eine Frau und ein Mann seien verletzt, mehrere Wohnungen und Gebäude beschädigt worden. Nach Darstellung Gladkows gab es auch Einschläge von Sprengsätzen in der Stadt, vier Autos seien dabei in Brand geraten.

Auch die Stadt Schebekino sei von ukrainischen Streitkräften beschossen worden, sagte Gladkow. Ein Mann wurde demnach mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Es gebe Schäden an zehn Häusern, zerschlagene Fenster, an Fassaden, Dächern und Zäunen.

Gouverneur: Menschen in Belgorod in Sorge

Die Region Belgorod kommt seit dem Durchbruch von Kämpfern von ukrainischer Seite im vergangenen Jahr nicht zur Ruhe. Anders als in Kursk, wo erstmals reguläre Truppen Kiews im Einsatz sind, bekannten sich zur Invasion im Gebiet Belgorod im vorigen Jahr Freiwilligenverbände mit Russen, die an der Seite ukrainischer Truppen kämpfen, zu dem Vorstoss.

Gouverneur Gladkow zeigte sich bei einem Treffen mit Bürgern, die damals ihr Hab und Gut durch den Beschuss verloren. Demnach warten viele Menschen immer noch auf eine Entschädigung.

Die Regionen und auch Putin stehen unter besonderem Handlungsdruck, weil sie immer wieder Versprechen abgegeben haben, für die Sicherheit der Menschen zu sorgen. Viele fühlen sich im Stich gelassen. «Die Leute machen sich natürlich grosse Sorgen, was mit ihren Häusern wird, wo sie wohnen und arbeiten werden in Zukunft und wann sie den Schlüssel für eine neue Wohnung bekommen», sagte Gladkow. Diese Fragen sollten schnell gelöst werden. (dpa)

06:35 Uhr

Freitag, 9. August

Russland meldet ukrainischen Grossangriff mit Drohnen

Die russischen Behörden melden einen grossangelegten ukrainischen Drohnenangriff auf die rund 200 Kilometer von der Grenze entfernte Region Lipezk im Südwesten Russlands. «Lipezk ist einer massiven Drohnenattacke ausgesetzt», wurde der Gouverneur des Gebiets, Igor Artamonow, von der russischen Staatsgagentur Tass zitiert. «Die Luftabwehr arbeitet dagegen an», hiess es demnach auf seiner Telegram-Seite.

Beim Absturz einer Drohne sei laut Artamonow eine Elektrizitätsanlage beschädigt worden, in der Folge gebe es Stromausfälle. Ausserdem sei es fernab ziviler Infrastruktur zu einer «Explosion von Gefahrenstoffen» gekommen. Rettungskräfte seien im Einsatz.

Heftige Explosionen und Brände soll es in der Nacht auch in der russischen Ortschaft Rylsk im Raum Kursk gegeben haben, wie das ukrainische Nachrichtenportal «Kyiv Independent» unter Berufung auf Russland-freundliche Telegram-Kanäle berichtete. Die Ursache der Explosionen sei noch unklar.

Die Angaben von russischer Behördenseite liessen sich nicht unabhängig bestätigen. Vonseiten der Ukraine gab es zunächst keine offizielle Bestätigung der Angriffe. (dpa)

22:45 Uhr

Donnerstag, 8. August

Selenski: Russland soll den Krieg spüren

Nach dem Vorstoss ukrainischer Truppen in der russischen Grenzregion im Gebiet Kursk gibt es aus Kiew nun erste mögliche Erklärungen zu dem Überraschungsangriff. «Russland hat den Krieg in unser Land gebracht und soll spüren, was es getan hat», sagte Präsident Wolodymir Selenski in seiner abendlichen in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Der Staatschef erwähnte die Kämpfe ukrainischer Soldaten auf russischem Gebiet im Raum Kursk nicht. Er sagte aber, dass das Land so schnell wie möglich einen gerechten Frieden erreichen wolle.

Der Berater in Selenskis Büro, Mychajlo Podoljak, wies auf die internationale Reaktion zum ukrainischen Angriff auf die Region Kursk hin. Die Reaktion sei «absolut ruhig, ausgewogen, objektiv» und richte sich nach dem «Geist des internationalen Rechts» und nach den «Prinzipien der Führung eines Verteidigungskrieges», teilte Podoljak bei Telegram mit. Zuvor hatte etwa die EU erklärt, die Ukraine habe in ihrem Verteidigungskampf gegen den russischen Angriffskrieg das Recht, auch das Gebiet des Aggressors zu attackieren.

Berater in Kiew: Russland ist legitimes Ziel

«Das Unmögliche ist möglich geworden, und die mythische russische Brutalität und Masslosigkeit haben sich nun gegen Russland selbst gewendet», sagte Podoljak zur Lage in Kursk. Ein grosser Teil der Weltgemeinschaft halte Russland inzwischen für ein legitimes Ziel für beliebige Operationen und Waffen. Die Ukraine kämpfe heute nicht nur mit der Besatzungsarmee, sondern mit Erfolg auch gegen historisch starke prorussische Sympathien und gegen Ängste im Westen, sagte er.

Die Ukraine weist immer wieder darauf hin, dass Russland ein besiegbarer Feind sei und will auch mit diesem ersten Einmarsch einer ausländischen Armee seit Ende des Zweiten Weltkriegs dort zeigen, dass das Land verwundbar ist. Podoljak hatte zuvor laut Medien in Kiew im Fernsehen erklärt, dass die Kämpfe die Verhandlungsposition der Ukraine stärken sollen. Unklar ist aber, ob die Ukraine Erfolg haben wird im Gebiet Kursk.

«Ukrainer können ihre Ziele erreichen», sagte Selenski in seiner Videobotschaft. Er habe sich vom Oberkommandierenden der Streitkräfte, Olexander Syrskyj, über die Lage im Kriegsgebiet informieren lassen. Details nannte er nicht, betonte aber, dass die Ergebnisse so seien, wie sie das Land derzeit brauche. Zuvor hatte Syrskyj in den sozialen Netzwerken ein Foto veröffentlicht, das ihn im Aufmarschgebiet zeigen soll – vermutlich in Sumy an der Grenze, von wo aus die ukrainischen Soldaten in die russische Region Kursk eingedrungen sind.

Im Gebiet Kursk dauerten indes die Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Soldaten an. Laut russischen Militärbloggern festigten die Ukrainer teils ihre Stellungen. Kremlchef Wladimir Putin hatte von einer grossen Provokation der Ukraine gesprochen. Nach russischen Militärangaben sind bereits Hunderte ukrainische Soldaten getötet und verletzt und Dutzende Stück Panzer und andere Militärtechnik zerstört worden. Die Angaben sind unabhängig nicht überprüfbar. (dpa)

06:25 Uhr

Donnerstag, 8. August

Russische Behörden verhängen Ausnahmezustand im Gebiet Kursk

Nach dem Vorstoss ukrainischer Truppen ins russische Gebiet Kursk ist in der Region der Ausnahmezustand verhängt und der Schutz für das dortige Atomkraftwerk erhöht worden. «Die Region Kursk ist weiterhin mit einer schwierigen operativen Situation in den Grenzgebieten konfrontiert», teilte der geschäftsführende Gouverneur des Gebiets Kursk, Alexej Smirnow, bei Telegram mit. Er leite einen Operationsstab, der rund um die Uhr arbeite. Im benachbarten Gebiet Orjol traf unterdessen eine erste Gruppe von evakuierten Einwohnern des russischen Grenzgebiets ein.

Angaben des russischen Gesundheitsministeriums zufolge wurden durch ukrainischen Beschuss im Kursker Gebiet über 30 Menschen verletzt. Davon seien mindestens 19 zur Behandlung in Krankenhäuser eingeliefert worden. Unter den Verletzten ist auch der bekannteste Kriegskorrespondent des russischen Fernsehens, Jewgeni Poddubnyj. Das Staatsfernsehen meldete, er werde in einem örtlichen Krankenhaus behandelt. Medienberichten zufolge erlitt er infolge eines Drohnenangriffs starke Verbrennungen.

Russland erhöht Schutzmassnahmen für AKW Kursk

Parallel dazu verstärkte die russische Nationalgarde den Schutz für das Atomkraftwerk Kursk, das vier Blöcke und eine Leistung von fast zwei Gigawatt hat und sich nur gut 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt befindet. Ausserdem seien zusätzliche Kräfte für die Bekämpfung von Sabotage- und Aufklärungstrupps in den Gebieten Kursk und Belgorod herangezogen worden, teilte die Behörde mit. Das geschehe in Kooperation mit den russischen Grenztruppen und der Armee. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich in aller Regel nicht unabhängig überprüfen.

Tags zuvor hatten ukrainische Truppen unterstützt von Panzern und Artillerie die russische Grenze vom Gebiet Sumy aus bei Sudscha überschritten und Berichten zufolge mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht. Russischen Angaben nach sind gut 1.000 ukrainische Soldaten an der Operation beteiligt. Unbestätigten Berichten zufolge seien sie dabei bis zu 15 Kilometer in Richtung des Atomkraftwerks vorgedrungen.

Unmittelbar hinter der Grenze könnte damit auch die Gasmessstation Sudscha unter ukrainische Kontrolle geraten sein. Über diese läuft der Transit von russischem Erdgas durch die Ukraine und weiter in die Slowakei und nach Österreich. 2023 wurden auf diesem Wege trotz des laufenden Krieges 14,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Europäische Union transportiert.

Ein auf ukrainischen Kanälen verbreitetes Video zeigte zudem angeblich im Gebiet Kursk rund 20 gefangen genommene russische Grenzsoldaten. Unabhängig bestätigen liessen sich die Aufnahmen nicht.

Weiter kein offizieller Kommentar aus Kiew

Die Behörden in Kiew kommentierten die Situation im Gebiet Kursk nicht weiter. In seiner Abendansprache erwähnte Präsident Wolodimir Selenski lediglich eine Beratung mit Armeeoberbefehlshaber Olexander Syrskyj. «Details folgen später», sagte der Staatschef. Zudem habe er mit Verteidigungsminister Rustem Umjerow den Ausbau des ukrainischen Raketenprogramms besprochen.

Selenski erwähnt darüber hinaus, dass er mit Regierungsmitgliedern über das bereits seit langem diskutierte Smartphoneprogramm «Army+» gesprochen habe, mit dem künftig Berichte von Kommandeuren gleich digital erfasst werden sollen. «Das wird eindeutig die tagtäglichen Aufgaben der Kommandeure erleichtern», unterstrich der Präsident. Später werde dies auch für jeden Soldaten zugänglich gemacht.

Einsatz von Gleit- und Streubomben

Der ukrainische Generalstab informierte wiederum über starken russischen Gleitbombeneinsatz im grenznahen Bereich des an Kursk grenzenden Gebiets Sumy. Es seien allein dort etwa 30 Gleitbomben abgeworfen worden. Zudem wurden demnach ein halbes Dutzend Orte durch russische Artillerie beschossen.

Das russische Verteidigungsministerium zeigte am Abend ein Video vom Einsatz einer Kurzstreckenrakete des Typs «Iskander-M». Der Raketenangriff mit einem Streubombensprengkopf habe einer ukrainischen Truppenkonzentration unweit der russischen Grenze im Gebiet Sumy gegolten. Auch diese Angaben waren nicht überprüfbar.

Angesichts der schweren Kämpfe im russischen Nachbargebiet Kursk und des russischen Beschusses haben die ukrainischen Behörden Evakuierungen weiterer Orte in der Grenzregion Sumy angeordnet. Die Massnahmen betreffen 23 Siedlungen, wie der Militärgouverneur von Sumy im ukrainischen Fernsehen mit. Etwa 6.000 Menschen, darunter mehr als 400 Kinder und Jugendliche, sollen aus der grenznahen Region in Sicherheit gebracht werden.

Intensivere Kämpfe im Gebiet Charkiw erwartet

Das ukrainische Militär erwartet unterdessen eine Intensivierung der Kämpfe im ostukrainischen Gebiet Charkiw. «Der Gegner setzt Artillerie, Mörser und Mehrfachraketenwerfer ein, was von der Absicht des Feindes zeugen kann, aktive Sturmhandlungen zu beginnen», teilte die in dem Gebiet aktive ukrainische Armeegruppierung bei Telegram mit. Besonders betreffe das die Region um die seit Mai umkämpfte grenznahe Stadt Wowtschansk.

Auch im Gebiet Donezk wurde von weiterhin starken Kämpfen vor allem um die Stadt Torezk und die Ortschaft Nju-Jork (New York) berichtet. Ein von ukrainischen Militärbeobachtern registrierter ukrainischer Rückzug östlich von Nju-Jork wurde bisher nicht offiziell bestätigt. (dpa)

19:07 Uhr

Mittwoch, 7. August

Ukraine evakuiert Orte im Grenzgebiet zum russischen Kursk

Angesichts schwerer Kämpfe im russischen Gebiet Kursk haben die ukrainischen Behörden Evakuierungen weiterer Orte in der benachbarten Region Sumy angeordnet. Die Massnahmen betreffen 23 Siedlungen, sagte der Militärgouverneur von Sumy, Wolodymyr Artjuch, im ukrainischen Fernsehen. Etwa 6.000 Menschen, darunter mehr als 400 Kinder und Jugendliche, sollen aus der grenznahen Region in Sicherheit gebracht werden.

Tags zuvor hatten ukrainische Truppen einen Vorstoss über die ukrainisch-russische Grenze in Richtung der Stadt Sudscha im Gebiet Kursk unternommen und waren dabei mehrere Kilometer weit auf russisches Staatsgebiet vorgedrungen. Moskau sprach von gut 1.000 mit schwerer Technik ausgerüsteten ukrainischen Soldaten. Kiew hat die Vorgänge bisher nicht kommentiert. (dpa)

17:14 Uhr

Mittwoch, 7. August

Generalstabschef: 1000 ukrainische Soldaten in Russland

Moskaus Generalstabschef Waleri Gerassimow hat die Zahl der ukrainischen Soldaten im russischen Grenzgebiet der Region Kursk mit bis zu 1000 angegeben. Inzwischen seien mindestens 100 von ihnen getötet und 215 verletzt worden, sagte Gerassimow bei einer vom Kreml im Nachrichtenkanal Telegram übertragenen Videoschalte mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Kremlchef liess sich über die Lage in der aus der benachbarten Ukraine angegriffenen Region Kursk informieren. Zu Verlusten auf russischer Seite gab es keine Angaben.

Der Vormarsch der Ukrainer sei gestoppt worden, sagte Gerassimow. «Die Operation wird mit einer Zerschlagung des Gegners und der Rückkehr an die Staatsgrenze beendet», kündigte er an. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte noch am Dienstag behauptet, es habe keinen Durchbruch von ukrainischer Seite gegeben. Nun räumte das Militär ein, dass Einheiten auf russisches Staatsgebiet eingedrungen seien.

Russische Militärblogger sprachen davon, dass der Vormarsch weiter gehe und auch elf Ortschaften unter Kontrolle des Gegners seien. Das war weder von offizieller Seite bestätigt, noch unabhängig überprüfbar. Nach offiziellen Angaben waren bei den seit Dienstag andauernden Kämpfen mindestens 3 Menschen getötet und mehr als 20 verletzt worden.

Aus den beschossenen Ortschaften flohen nach russischen Behördenangaben Tausende Menschen. Aus Kiew gab es dazu zunächst keine offizielle Stellungnahme. Die Ukraine hat in ihrem Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg immer wieder auch Ziele im benachbarten Land angegriffen. Die Attacken dienten nach Angaben aus Kiew in der Regel der Störung des militärischen Nachschubs aus Russland. Das angegriffene Land hatte immer wieder betont, sich auf die Befreiung besetzter Gebiete zu konzentrieren, aber nicht Russland anzugreifen. (dpa)

17:05 Uhr

Mittwoch, 7. August

Ukraine: Grenzschutz hindert knapp 50 Männer an der Flucht

Der ukrainische Grenzschutz hat im Süden des Landes 48 wehrpflichtige Männer in einem Lastkraftwagen an der Flucht in das von prorussischen Kräften kontrollierte moldauische Gebiet Transnistrien gehindert. Die Zahl stelle einen neuen Rekord dar, teilte die Behörde mit. Drohnenaufnahmen zeigen, wie mehrere Gruppen von Männern nacheinander auf die Ladefläche des LKW steigen und dieser später von Grenzschützern angehalten wird.

Die Festnahmen erfolgte den Angaben nach im Odessaer Gebiet bei dem Dorf Tschorna gut zehn Kilometer von der Grenze entfernt. Die Männer sollen dem Fluchthelfer umgerechnet jeweils mehr als 3300 Euro gezahlt haben. Ihnen droht nun neben einer Ordnungsstrafe für den versuchten illegalen Grenzübertritt auch die Einberufung in die ukrainische Armee. (dpa)

14:21 Uhr

Mittwoch, 7. August

Putin wirft Kiew neue grosse Provokation gegen Russland vor

Nach schweren ukrainischen Angriffen auf die russische Grenzregion Kursk hat Kremlchef Wladimir Putin dem «Kiewer Regime» eine schwere neue Provokation vorgeworfen. Es sei mit Raketen auch auf zivile Objekte und Wohnhäuser geschossen worden, sagte Putin bei einer vom Kreml bei Telegram in Teilen übertragenen Regierungssitzung. Bei einem Treffen mit dem Verteidigungsministerium, mit dem Generalstab der russischen Streitkräfte und dem für den Grenzschutz zuständigen Inlandsgeheimdienst FSB werde er sich in Kürze weitere Lageberichte anhören, sagte der Präsident.

Das Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass die Kampfhandlungen in der Grenzregion andauerten. Im Einsatz seien Soldaten und FSB-Kräfte. Das Ermittlungskomitee in Moskau leitete indes ein Strafverfahren ein wegen eines, wie es offiziell hiess, Terroranschlags gegen russisches Staatsgebiet. Die Behörde sprach von Dutzenden Verletzten. Es gab nach offiziellen Angaben auch mindestens drei Tote.

Aus den beschossenen Ortschaften flohen nach russischen Behördenangaben Tausende Menschen. Aus Kiew gab es dazu zunächst keine offizielle Stellungnahme. Die Ukraine hat in ihrem Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg immer wieder auch Ziele im benachbarten Land angegriffen. Die Attacken dienten nach Angaben aus Kiew in der Regel der Störung des militärischen Nachschubs aus Russland. ( dpa )

12:14 Uhr

Mittwoch, 7. August

Kursks Gouverneur: Tausende Menschen aus Grenzorten geflohen

Aus den von ukrainischer Seite angegriffenen Grenzortschaften im russischen Gebiet Kursk sind nach Behördenangaben bisher schon Tausende Menschen geflohen. Die Bürger hätten ihre Wohnungen in Privatfahrzeugen verlassen, sagte der geschäftsführende Gouverneur Alexej Smirnow in einer Videobotschaft. Zudem seien 200 Menschen in Transportfahrzeugen und Bussen aus den beschossenen Ortschaften in Sicherheit gebracht worden.

Smirnow sagte, er habe noch in der Nacht mit Kremlchef Wladimir Putin telefoniert. Der Präsident habe die Situation unter persönliche Kontrolle genommen. Es seien auch Notunterkünfte mit rund 2.500 Plätzen eingerichtet worden. Dort seien auch Psychologen im Einsatz.

Laut russischem Verteidigungsministerium wird die Region Kursk seit Dienstag massiv von ukrainischen Streitkräften mit Drohnen und Panzertechnik angegriffen. Aus Kiew gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Es gab mehrere Tote und mehr als 20 Verletzte. Die Ukraine hat in ihrem Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg immer wieder auch Ziele im benachbarten Land angegriffen. (dpa)

11:49 Uhr

Mittwoch, 7. August

Gespannte Lage in Region Kursk nach ukrainischen Attacken

Nach massiven Angriffen von ukrainischer Seite auf die russische Region Kursk ist die Lage im Grenzgebiet der Kriegsparteien nach Behördenangaben gespannt. Es gibt mindestens 3 Tote und 28 Verletzte unter Zivilisten, wie russische Medien nach Angaben von Behörden und Ärzten meldeten. Während es vom Verteidigungsministerium in Moskau nur spärliche Informationen zur Lage in der Region gibt, behaupteten russische Militärblogger, es handele sich um einen vollwertigen Angriff ukrainischer Streitkräfte. Sie hätten auch russische Soldaten als Gefangene genommen und sich in einzelnen Ortschaften des Gebiets Kursk festgesetzt, hiess es in verschiedenen Telegram-Kanälen der Blogger.

Das russische Verteidigungsministerium meldete am Morgen lediglich einige abgewehrte Drohnenangriffe auf die Region Kursk. Am Dienstagabend hatte das Ministerium gemeldet, dass ein Durchbruch von ukrainischer Seite mit Panzern und gepanzerter Technik auf russisches Staatsgebiet zurückgeschlagen worden sei – mit Artillerie, Flugzeugen und Drohnen. Die Angreifer hätten sich auf ukrainisches Gebiet zurückgezogen, hiess es.

Dagegen sprach der geschäftsführende Gouverneur Alexej Smirnow am Morgen von neuem Raketenalarm und einer angespannten Lage. Er forderte die Menschen auf, sich in Sicherheit zu bringen. Unter den Verletzten sollen auch mindestens sechs Kinder sein. Angesichts der schweren Attacken und vielen Verletzten rief er die Bürger in seinem Telegram-Kanal zu Blutspenden auf. Behörden in den benachbarten Regionen boten Hilfe an.

Militärblogger sprechen von Evakuierungsforderungen

Nach nicht überprüfbaren Berichten russischer Militärblogger bewegen sich die ukrainischen Einheiten auf die Stadt Sudscha im Gebiet Kursk zu, wo Menschen Evakuierungsmassnahmen gefordert hätten. Der Militärblogger Alexander Sladkow etwa meldete, der Gegner sei zehn Kilometer weit auf russisches Gebiet vorgedrungen. Verschiedene Blogger schätzen Stärke der Ukrainer auf zwischen 900 und 2.000 Mann.

Militärbeobachter meinten, die russischen Truppen seien in der Grenzregion nur schwach aufgestellt gewesen, weshalb die ukrainischen Kämpfer es leicht gehabt hätten, dort einzudringen. In der Vergangenheit hatte es solche Durchbrüche von ukrainischer Seite in der Region Belgorod gegeben. Zu den Aktionen bekannten sich Freiwilligenbataillone, die aus Russen bestehen, aber aufseiten der Ukraine kämpfen. Ziel der Ukraine könnte es aus Sicht von Experten sein, die russischen Truppen von Angriffen in dem Krieg gegen das Nachbarland abzulenken. (dpa)

07:10 Uhr

Mittwoch, 7. August

Selenski: Haben eine Million Drohnen bestellt

Die Ukraine will nach den Worten von Präsident Wolodimir Selenski die Produktion von Drohnen als wichtiges Mittel zur Kriegsführung ausbauen. «Für dieses Jahr sind bereits eine Million Drohnen bei unseren Herstellern in Auftrag gegeben worden», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Im kommenden Jahr sollten es deutlich mehr sein. «Wir geben zu diesem Zeitpunkt nicht alle Details bekannt, aber unsere Produktionskapazität für Drohnen nimmt stetig zu, und wir arbeiten nicht nur mit staatlichen Mitteln, sondern auch mit Partnern zusammen, um in unsere Produktion von Drohnen zu investieren.»

Die Ukraine hat als eines der ersten Länder überhaupt eine eigene Drohnen-Waffengattung ins Leben gerufen. Seit Monaten attackiert das ukrainische Militär zahlreiche Ziele auf russischem Staatsgebiet mit Kampfdrohnen. Dabei werden bevorzugt Raffinerien, Treibstoff- und Munitionsdepots sowie Militärflugplätze angegriffen.

Ein Grund für den verstärkten Einsatz der unbemannten Flugroboter ist die Weigerung der westlichen Partner, dem ukrainischen Militär den Einsatz der von ihnen gelieferten schweren Waffen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet zu genehmigen. Ausserdem sind Drohnen vergleichsweise günstig und können dem Gegner bei geringem Risiko für die eigene Truppe schwere Verluste zufügen.

«Wir investieren in etwas, das uns jetzt hilft, uns zu verteidigen - und das in Zukunft dazu beitragen wird, die Sicherheit all derer zu gewährleisten, die das Leben schätzen und die jetzt Seite an Seite mit uns stehen», sagte Selenski. Die breite Palette von Aufklärungsdrohnen bis hin zu Langstreckendrohnen habe bereits strategische Auswirkungen auf den Krieg. Zudem könnten sie ein Faktor sein, «der nicht nur ein gerechtes Ende des Krieges herbeiführt, sondern die Ukraine auch zu einem Sicherheitsanbieter für andere Staaten macht», sagte Selenski.

Schwere Kämpfe an der ukrainisch-russischen Grenze

Russische und ukrainische Truppen liefern sich derweil schwere Kämpfe an der Grenze beider Länder. Nach russischer Darstellung versuchten mehrere Hundert ukrainische Soldaten, mit Unterstützung von Panzern über die Grenze in der Region Kursk zu stürmen. «Der Feind wurde durch Artilleriebeschuss, Luftangriffe und den Einsatz von Kampfdrohnen zurückgeschlagen», teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Abend mit. Danach versuchten die ukrainischen Truppen demnach, sich auf ihrer Seite der Grenze festzusetzen.

Von ukrainischer Seite verlautete, dass die russischen Streitkräfte «erhebliche Verluste» erlitten hätten. Unter anderem sei ein russischer Kampfhubschrauber Ka-52 «Alligator» abgeschossen worden. Die Angaben der beiden Kriegsparteien konnten nicht unabhängig überprüft werden.

In sozialen Medien in Russland kursierten Berichte über Kämpfe und den Einsatz von Kampfflugzeugen. Eine Videoaufnahme zeigte einen ausgebrannten Tankwagen an einem Strassenrand, allerdings ohne Ortsangabe.

Russen rücken in Ostukraine weiter vor

Russische Truppen rückten unterdessen in der Region Donezk in der Ostukraine weiter vor. Wie der regierungsnahe ukrainische Militärkanal Deep State berichtete, sei die Ortschaft Nju-Jork (New York) bereits zum Teil unter der Kontrolle russischer Einheiten. Unter anderem sei bereits die russische Flagge über dem Schulgebäude im nordwestlichen Teil der Ortschaft gehisst worden. ( dpa )

18:09 Uhr

Dienstag, 6. August

Angriffe bei Kursk und Charkiw

Kiew/Moskau (dpa) - Russische Angriffe auf die ostukrainische Grossstadt Charkiw und ukrainische Attacken gegen die südrussische Region Kursk haben auf beiden Seiten zu Opfern geführt. Allein bei einem russischen Raketenangriff auf das Zentrum von Charkiw wurden mindestens acht Menschen verletzt, teilte die ukrainischen Behörden mit. Die ballistische Rakete vom Typ «Iskander» habe schwere Schäden an Gebäuden verursacht.

In der südrussischen Region Kursk berichteten Bewohner in sozialen Medien von schweren ukrainischen Angriffen. Durch Kampfdrohnen seien mindestens 18 Menschen verletzt worden, teilte Gouverneur Alexej Smirnow auf der Plattform Telegram mit. In sozialen Medien verbreitete Videos zeigen unter anderem einen ausgebrannten Tankwagen an einem nicht näher beschriebenen Ort.

Russische Medien berichteten zudem über einen möglichen Vorstoss von mehreren Hundert ukrainischen Soldaten, unterstützt von Panzern, an der Landesgrenze in der Region Kursk. Versuche eines Durchbruchs auf russisches Staatsgebiet seien gescheitert, hiess es. Die Kämpfe dauerten seit dem Morgen an, teilte unter anderem das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Russische Kampfflugzeuge unterstützten die Bodentruppen. (dpa)

16:05 Uhr

Dienstag, 6. August

EU-Staaten geben grünes Licht für neue Milliardenzahlung an Ukraine

Die EU-Staaten haben grünes Licht für eine Auszahlung von rund 4,2 Milliarden Euro Finanzhilfe für die von Russland angegriffene Ukraine gegeben. Es sei wichtig, «die Mittel angesichts der schwierigen Haushaltslage in der Ukraine so schnell wie möglich bereitzustellen», hiess es in einer entsprechenden Mitteilung.

Die Mittel sind Teil der sogenannten Ukraine-Fazilität. Dieses EU-Hilfsprogramm wurde Anfang Februar beschlossen und soll bis Ende 2027 Finanzhilfen in Höhe von 50 Milliarden Euro ermöglichen. 33 Milliarden Euro davon sollen als Darlehen ausgezahlt werden, der Rest in Form von Zuschüssen.

Die EU-Kommission empfahl zuvor die Auszahlung

Mit den Finanzhilfen will die EU es dem ukrainischen Staat etwa ermöglichen, weiter Löhne und Renten zu zahlen. Zudem soll der Betrieb von Krankenhäusern, Schulen und Notunterkünften für umgesiedelte Menschen garantiert werden. Darüber hinaus kann das Geld auch genutzt werden, um durch den russischen Angriffskrieg zerstörte Infrastruktur wiederherzustellen. Dazu gehören etwa Stromleitungen, Wassersysteme sowie Strassen und Brücken.

Die EU-Kommission hatte die Auszahlung zuvor empfohlen und dies mit der Erfüllung von Reformauflagen begründet. Diese sahen vor, dass die Regierung in Kiew mit neuen Gesetzen einen effektiveren Kampf gegen Steuerhinterziehung und Wirtschaftskriminalität ermöglicht. Zudem mussten Grundsätze für die Leitung staatseigener Unternehmen angepasst und ein nationaler Energie- und Klimaplan angenommen werden. (dpa)

12:46 Uhr

Dienstag, 6. august

Russischer Generalstabschef im Kriegsgebiet in der Ukraine

Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow hat bei einem Besuch im Kriegsgebiet in der Ostukraine Soldaten nach den jüngsten Gebietseroberungen mit Orden für die Erfüllung militärischer Aufgaben ausgezeichnet. Er wünsche ihnen weiterhin Erfolg, sagte Gerassimow laut einem vom Verteidigungsministerium veröffentlichten Video, das ihn in einem unterirdischen Kommandopunkt in verschiedenen Räumlichkeiten zeigt.

Der Chef des Generalstabs habe sich von Kommandeuren über die Lage an den verschiedenen Abschnitten der Front informieren lassen, hiess es in einer Mitteilung des Ministeriums. Demnach gab Gerassimow auch die nächsten Kampfaufgaben aus. Details wurden nicht genannt. Auch der Ort der Aufnahme ist geheim.

Ukrainische Truppen unter Druck

Besonders in dem von Moskau annektierten Donezker Gebiet mussten die ukrainischen Truppen unter russischem Druck in den vergangenen Wochen etliche Positionen aufgeben. Kämpfe gibt es bereits am Rand der Kleinstadt Torezk. Zudem rücken Moskaus Truppen weiter in Richtung der Bergarbeiterstadt Pokrowsk und der Verbindungsstrasse nach Kostjantyniwka vor.

Seit Mitte Juni hätten die russischen Truppen rund 420 Quadratkilometer Fläche - so gross etwa wie die Stadt Bremen - in der Ukraine erobert, teilte der frühere Verteidigungsminister Sergej Schoigu mit, der inzwischen Sekretär des russischen Nationalen Sicherheitsrates ist. Zudem hätten die ukrainischen Streitkräfte seither 115.000 Soldaten und mehr als 3.000 Stück gepanzerte Technik verloren. Überprüfbar sind die Angaben von unabhängiger Seite nicht. Auch die Ukraine weist auf riesige Verluste in den Reihen der russischen Streitkräfte hin. (dpa)

09:58 Uhr

Dienstag, 6. August

Ukraine und Russland greifen sich mit Drohnen und Raketen an

Russland und die Ukraine haben sich erneut gegenseitig mit Drohnen und Raketen angegriffen. «Heute Nacht wurde die Stadt Sudscha von der Ukraine aus beschossen», teilte der geschäftsführende Gouverneur des russischen Gebietes Kursk, Alexej Smirnow, auf Telegram mit. Es seien mehrere Wohnhäuser stark beschädigt und dabei mindestens fünf Menschen verletzt worden. Dazu veröffentlichte Smirnow Bilder der betroffenen Häuser. Auch im benachbarten Gebiet Belgorod informierten die Behörden über Schäden an Gebäuden und Autos. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge sind in der Nacht und den Morgenstunden 34 ukrainische Drohnen abgeschossen worden.

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, dass das russische Militär vier ballistische Raketen und zwei Luft-Boden-Raketen auf Ziele in der Ukraine abgefeuert habe. Nur zwei der ballistischen Raketen seien abgeschossen worden. Ein in sozialen Netzwerken kursierendes Video zeigte, wie eine mutmasslich beschädigte russische Rakete im östlichen Kiewer Vorort Browary herabstürzt und explodiert. Zudem hat die russische Armee den Angaben nach 15 Kampfdrohnen auf Ziele in den Gebieten Kiew, Cherson, Mykolajiw und Chmelnyzkyj eingesetzt. Alle sollen abgefangen worden sein. Dennoch gab es Behördenangaben zufolge im Kiewer Umland Schäden durch herabstürzende Trümmerteile.

Zu den von Russland eingesetzten ballistischen Raketen machte das ukrainische Militär keine eindeutigen Angaben. Es könne sich dabei sowohl um russische Iskander-Raketen als auch um Raketen aus Nordkorea des Typs KN-32 gehandelt haben. Tags zuvor hatte ein auf militärische Analysen spezialisiertes ukrainisches Portal unter Bezug auf eigene Quellen berichtet, dass Russland Ende Juli wieder nordkoreanische Raketen in Richtung Bila Zerkwa bei Kiew abgefeuert habe. Im Februar waren ukrainischen Angaben nach KN-32-Raketen gegen Ziele in der ostukrainischen Grossstadt Charkiw eingesetzt worden. Westlichen und ukrainischen Berichten zufolge greift Russland mangels eigener Ressourcen bereits seit längerem auf Waffenlieferungen aus dem Iran und Nordkorea zurück. (dpa)

06:15 Uhr

Dienstag, 6. August

Selenski: Brauchen pünktliche Waffenhilfe für Abwehrkampf

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski warnt vor Verzögerungen bei der Lieferung von zugesagten Waffen oder Munition aus dem Westen für die Verteidigung seines Landes. «Für uns ist es wichtig, dass zwischen der Ankündigung der Pakete und ihrem Einsatz an der Front ein Minimum an Zeit vergeht», sagte er in seinem abendlichen Videobeitrag. Er sei allen Partnern dankbar, die ihre Zusagen pünktlich einhielten. Zudem arbeite seine Regierung bereits an neuen Paketen, die die Position der Ukraine im Herbst stärken könnten. Genaueres sagte Selenski dazu nicht.

Experten denken über weitere Kampfflugzeuge nach

Nach dem Eintreffen der ersten Kampfflugzeuge des Typs F-16 aus amerikanischer Produktion in der Ukraine spekulieren Experten bereits über weitere Flugzeugtypen. «Wenn wir schon davon reden, dass wir 128 Kampfflugzeuge benötigen, so müssen es nicht nur F-16 sein», sagte der Leiter der in Kiew ansässigen, auf militärische Themen spezialisierten Consulting-Firma «Defense Express», Valerij Rjabych. «Es könnten auch (französische) Mirage 2000/5 oder die (schwedische) Saab Gripen sein.» Man sollte nichts definitiv ausschliessen.

Die Ukraine werde definitiv weiter mit Kampfflugzeugen aus westlicher Produktion aufgerüstet. Mit der Zeit könnte die Luftwaffe der Ukraine auch mit Kampfjets der sogenannten fünften Generation wie der F-35 ausgerüstet werden. «Denn bei Flugzeugen geht es nicht um Taktik - es geht um Strategie», sagte Rjabych im Fernsehen. «Wenn wir also bereits F-16 erhalten haben, werden unsere Piloten auch andere westliche Flugzeuge beherrschen.»

Präsident Selenski hatte am Sonntag die ersten F-16 in Diensten der ukrainischen Luftwaffe vorgestellt. Nach unterschiedlichen Medienberichten hat Kiew zunächst zwischen sechs und zehn der Kampfflugzeuge erhalten. Die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Belgien haben der Ukraine insgesamt mehr als 60 dieser Kampfjets zugesagt. Die Bewaffnung und Ausrüstung der Maschinen soll aus den USA kommen. Piloten und Bodenpersonal wurden in den vergangenen Monaten im Westen ausgebildet.

Weiter schwere Kämpfe im Osten der Ukraine

Russische und ukrainische Truppen liefern sich im Osten der Ukraine weiter schwere Gefechte. Im Brennpunkt des Kampfgeschehens lag einmal mehr die Stadt Pokrowsk, wo russische Truppen seit Tagen unter schweren Verlusten versuchen, die ukrainischen Stellungen zu durchbrechen. Der regionale Krisenstab ordnete wegen der erhöhten Gefahrenstufe die Evakuierung von Kindern samt ihrer Familien aus über einem Dutzend bedrohter Dörfer an.

Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew wurden auch wiederholte russische Angriffe aus Torezk gemeldet. Diese seien von Kampfflugzeugen unterstützt worden, die zehn Gleitbomben auf die Stadt abgeworfen hätten.

Am späten Abend wurde in mehreren Regionen der Ukraine Flug- und Raketenalarm ausgelöst. Bewohner der Hauptstadt Kiew berichteten von mehreren Explosionen, die möglicherweise auf einen Einsatz der Flugabwehr zurückzuführen waren. (dpa)

17:45 Uhr

Montag, 5. August

Ukrainischer Geheimdienst enttarnt russische Agenten

Der ukrainische Geheimdienst hat ein russisches Agentennetz enttarnt und aus dem Verkehr gezogen. Über eine Chat-Seite auf der Plattform Telegram habe der russische Geheimdienst in sechs Regionen der Ukraine mögliche Mitarbeiter angeworben, teilte der Geheimdienst SBU in Kiew mit. Diese sollten demnach Informationen über kritische Infrastruktur und militärische Ziele weiterleiten. Der SBU habe die Spione eine Zeit lang beobachtet und jetzt zugeschlagen.

Insgesamt seien neun Männer festgenommen worden. Unter den Festgenommenen seien auch zwei städtische Verwaltungsbeamte aus Dnipro und aus Juschne in der Region Odessa. Sie seien angeworben worden, weil sie als «Kommentatoren» in kremlfreundlichen Chats aktiv waren. Auch ihr Führungsoffizier des russischen Geheimdienstes FSB sei enttarnt worden, hiess es weiter. (dpa)

17:44 Uhr

Montag, 5. August

Ukraine erhält weitere Milliarden aus den USA

Die durch den russischen Angriffskrieg gebeutelte Ukraine hat neue Haushaltshilfen aus den USA von umgerechnet über 3,5 Milliarden Euro erhalten. «Das ist ein äusserst wichtiger Beitrag zur Unterstützung des Staatshaushalts der Ukraine in der Zeit des Widerstands gegen die umfassende Aggression der Russischen Föderation», sagte Finanzminister Serhij Martschenko laut einer Mitteilung. Die Gelder dienen demnach der Zahlung von Gehältern für Lehrer, Zivilschutzmitarbeiter und andere Staatsangestellte und der Unterstützung von Binnenflüchtlingen. Sie müssen nicht zurückgezahlt werden.

Nach Ministeriumsangaben wurde der ukrainische Etat seit dem russischen Einmarsch im Februar 2022 allein von den USA mit umgerechnet knapp 25 Milliarden Euro direkt unterstützt. Insgesamt hat Kiew demzufolge seitdem mehr als 90 Milliarden Euro von internationalen Gebern für die Finanzierung seines Staatsbudgets erhalten. Der Haushalt der Ukraine wird 2024 zu mehr als der Hälfte aus dem Ausland finanziert. (dpa)

06:05 Uhr

Montag, 5. August

Ukraine feiert Ankunft der ersten F-16-Kampfjets

Die Ukraine erhofft sich von der gefeierten Ankunft der ersten Kampfflugzeuge vom amerikanischen Typ F-16 einen entscheidenden Beitrag zur Verteidigung gegen die russischen Angreifer. «Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt zu unserem Sieg», schrieb Armeechef Olexander Syrskyj auf der Plattform Telegram. «F-16 in der Ukraine - das bedeutet mehr getötete Besatzer, mehr abgefangene Raketen oder Flugzeuge, mit denen die russischen Verbrecher unsere ukrainischen Städte angreifen.»

«Die F-16 sind in der Ukraine» - mit diesen Worten stellte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski auf einem nicht näher beschriebenen Militärflugplatz die ersten Kampfflugzeuge mit den Hoheitsabzeichen seines Landes vor. Anlass der Vorstellung war der Tag der Luftwaffe. «Wir haben viel getan, um die ukrainische Luftwaffe auf einen neuen Standard zu bringen, den der westlichen Kampfflugzeuge», sagte er vor den zur Parade angetretenen Soldaten und Piloten.

Er erinnerte an die vielen vorangegangenen Treffen und Diskussionen mit ausländischen Partnern über Wege zur Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung. Vielfach sei dabei das Wort «unmöglich» gefallen - zu Unrecht, wie sich nun zeige. Auf einem auf der Plattform X verbreiteten Video sind diverse fliegende Kampfflugzeuge zu sehen, darunter die F-16, mit den gelb-blauen Kokarden der Ukraine auf den Tragflächen.

Selenski machte keine Angaben dazu, wie viele Kampfflugzeuge inzwischen in der Ukraine eingetroffen sind. «Bislang reichen die Anzahl der in der Ukraine vorhandenen F-16 und die Anzahl der bereits ausgebildeten Piloten noch nicht aus», sagte er bloss. Westliche Medien hatten zuletzt berichtet, dass zwischen sechs und zehn Maschinen an Kiew übergeben worden seien.

Ukraine rechnet mit Dutzenden Jets

Die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Belgien haben der Ukraine zusammen über 60 dieser Kampfjets aus amerikanischer Produktion zugesagt und die Ausbildung ukrainischer Piloten und des Bodenpersonals übernommen. Die Waffen und Ausrüstung der Jets sollen nach amerikanischen Medienberichten aus den USA kommen. Deutschland, das keine F-16 in seinem Bestand hat, trug nicht zu dieser Stärkung der ukrainischen Luftwaffe bei.

Das Kampfflugzeug gehört zu den leistungsfähigsten Militärjets weltweit und kommt in mehr als zwei Dutzend Ländern zum Einsatz. Die Maschinen der US-Firma Lockheed können sowohl in der Luftverteidigung als auch gegen Ziele am Boden eingesetzt werden, also zum Zurückdrängen feindlicher Verbände. Die F-16 ist in der Lage, auch in extrem niedriger Höhe und bei jedem Wetter zu fliegen.

Selenski machte keine Angaben dazu, wie die neuen Kampfflugzeuge eingesetzt werden sollen. «Sie werden sicherlich die Ergebnisse sehen, wenn auch nicht alle», sagte Selenski im Gespräch mit Journalisten. «Wir werden dann entscheiden, ob wir sagen, ob dies Ergebnisse vom Einsatz von F-16 waren.»

Nach Einschätzung ukrainischer Militärexperten dürften die F-16 nicht in direkten Luftkämpfen mit russischen Maschinen über der Front geflogen werden, da Russland ein dichtes Flugabwehrnetz aufgebaut hat. Daneben dürfte das russische Militär versuchen, auf ukrainischen Stützpunkten geparkte F-16 zu zerstören.

Ukrainische Raketenangriffe auf Luhansk

Derweil griffen die ukrainischen Streitkräfte mehrere Ziele in der Region Luhansk im Osten des Landes mit weitreichenden Raketen und Marschflugkörpern an - darunter ein Treibstofflager, wie die Staatsagentur Tass unter Berufung auf Militärkreise berichtete. Details über Schäden und mögliche Opfer wurden nicht bekannt. In sozialen Medien fanden sich Berichte über schwere Explosionen in einem Munitionslager, über der Stadt war eine dichte schwarze Rauchwolke zu sehen. (dpa)

12:11 Uhr

Sonntag, 4. August

Russische Truppen dringen in Frontstadt Tschassiw Jar vor

Russische Truppen rücken nach übereinstimmenden Berichten in der strategisch wichtigen ostukrainischen Kleinstadt Tschassiw Jar weiter vor. Dort hatte lange der Siwerskyj-Donez-Donbass-Kanal eine natürliche Verteidigungslinie für die Ukrainer gebildet.

Militärbloggern zufolge haben russische Einheiten den Kanal aber an mehreren Stellen überschritten und versuchen, sich in der Stadt festzusetzen. Auch das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) schrieb in seinem Abendbericht für Samstag, dass russische Truppen westlich des Kanals operierten. Den östlichen Stadtteil jenseits des Kanals hatten die Ukrainer schon im Juli aufgeben müssen.

Der ukrainische Generalstab erwähnte die Kämpfe um Tschassiw Jar in seinen Lageberichten nur allgemein. Insgesamt habe es an den Fronten im Osten und Süden der Ukraine seit Samstagmorgen 140 einzelne Gefechte gegeben, hiess es. Die hohe Zahl lässt auf intensive Kämpfe schliessen.

Tschassiw Jar im Gebiet Donezk liegt westlich der Stadt Bachmut, die 2023 nach monatelangen schweren Kämpfen von Russland erobert worden war. Auf einer Anhöhe gelegen, war Tschassiw Jar seitdem das Bollwerk, das wichtige Städte im ukrainischen Rückraum wie Kostjantyniwka und Kramatorsk absicherte.

Bei den Bodenkämpfen im Osten und Süden ist die ukrainische Armee seit langem in der Defensive und hat sich in den vergangenen Wochen an mehreren Orten zurückziehen müssen. Die Eröffnung einer zweiten Front durch Russland bei der Grossstadt Charkiw im Mai hat die Ukraine gezwungen, Truppen dorthin zu verlegen. Diese fehlen nun an anderen Frontabschnitten. Trotzdem ist der russischen Armee bei ihrer Sommeroffensive noch kein Durchbruch gelungen. (dpa)

06:59 Uhr

Sonntag, 4. August

Selenski: Krieg soll nach Russland zurückkehren

Die Ukraine muss nach den Worten von Präsident Wolodimir Selenski ihre weitreichenden Schläge gegen Russland fortsetzen. «Die Ukraine muss zuschlagen, wirklich weitreichende Schläge gegen den russischen Besatzer führen», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache über die jüngsten Angriffe der ukrainischen Streitkräfte gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet. Die Angriffe gegen russische Flugplätze, Ölraffinerien und Logistikeinrichtungen seien besonders wirkungsvoll, «wenn die Folgen des russischen Krieges nach Hause kommen und der Feind in den besetzten Gebieten unseres Landes keinen Platz für Frieden hat. »

Das ukrainische Militär griff zuletzt mehrfach Ziele auf russischem Staatsgebiet an. Drohnenangriffe setzten mehrere Treibstofflager in Brand. Der russische Telegramkanal Mash verbreitete Videos, die solche Feuer im Gebiet Rostow zeigen sollen. Gouverneur Wassili Golubjew bestätigte Angriffe auf die Kreise Kamensk und Morosowsk, in denen mehrere Objekte beschädigt worden seien. Allein über dem Gebiet Rostow seien 55 ukrainischen Drohnen gezählt worden, schrieb er auf Telegram.

Den Mash-Berichten zufolge galten die Angriffe auch den russischen Luftwaffenstützpunkten Morosowsk und Millerowo in der Region. Auf der Luftwaffenbasis Morosowsk sei ein Munitionslager mit Gleitbomben getroffen worden, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew mit. Dafür gab es von russischer Seite keine Bestätigung.

Die Ukraine reklamierte zudem die Versenkung eines russischen U-Boots für sich. Durch einen kombinierten Angriff mit Raketen und Sprengbooten seien im Kriegshafen von Sewastopol auf der besetzten Halbinsel Krim ein russisches Flugabwehrsystem S-400 getroffen und ein dieselgetriebenes U-Boot versenkt worden, teilte der Generalstab in Kiew mit. Das U-Boot «Rostow-am-Don», ein erst vor zehn Jahren vom Stapel gelaufenes Boot der sogenannten Kilo-Klasse, sei umgehend gesunken.

Selenski bekräftigte seine Forderung an die westlichen Partner der Ukraine, ihre Erlaubnis zum Einsatz der von ihnen zur Verfügung gestellten schweren Waffen - Marschflugkörper und Raketen - gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet zu geben. «Wir brauchen diese Entscheidung, damit wir alle Waffen einsetzen können, die wirksam sein können», sagte Selenskyj. Bisher kann die Ukraine lediglich Kampfdrohnen aus eigener Produktion einsetzen, doch ist die Sprengkraft solcher Waffen meist nicht ausreichend.

«Wir müssen das Leben unseres Volkes schützen und den Krieg zu den Bedingungen der Ukraine beenden», begründete Selenskyj seine Forderung. «Und jeder Schlag, der genau auf die russischen Bomben antwortet, der die russische Logistik und die russischen Stützpunkte zerstört, der es dem Besatzer schwerer macht, auf unserem Land zu bleiben - jeder solche Schlag bringt ein gerechtes Ende des Krieges näher.»

Dank an Partner für Sanktionen gegen Moskau

Selenski dankte den Partner seines Landes einmal mehr für ihre Unterstützung, vor allem für ihren Druck auf Moskau. «Alle Sanktionen, alle Beschlüsse, jede Form des Drucks auf den Aggressor wegen dieses Krieges müssen weiter wirken und verstärkt werden, damit der russische Staat die Sanktionen nicht umgehen kann.», sagte Selenski. «Je schwieriger es für Moskau ist, seine Militärproduktion aufrechtzuerhalten und die Armee zu versorgen, desto mehr wird es Russland tatsächlich zum Frieden zwingen.»

Kämpfe an diversen Fronten

Militärs beider Seiten berichteten von Kämpfen an fast allen Frontabschnitten in der Ukraine. Einmal mehr war die Region westlich des Donbass Schauplatz schwerer Gefechte, wie russische und ukrainische Militärführer übereinstimmend berichteten. Über eventuelle Frontverschiebungen zugunsten einer der Kriegsparteien wurden keine Angaben gemacht. (dpa)

13:23 Uhr

Samstag, 3. August

Ukrainische Drohnen treffen russische Treibstofflager

Im Süden Russlands sind durch nächtliche ukrainische Drohnenangriffe mehrere Treibstofflager in Brand gesetzt worden. Der russische Telegramkanal Mash verbreitete Videos, die solche Feuer im Gebiet Rostow zeigen sollen. Der Gouverneur des Gebiets, Wassili Golubjew, bestätigte Angriffe auf die Kreise Kamensk und Morosowsk, in denen mehrere Objekte beschädigt worden seien. Allein über dem Gebiet Rostow seien 55 ukrainischen Drohnen gezählt worden, schrieb er auf Telegram.

Den Mash-Berichten zufolge galten die Angriffe auch den russischen Luftwaffenstützpunkten Morosowsk und Millerowo in der Region. Auf der Luftwaffenbasis Morosowsk sei ein Munitionslager mit Gleitbomben getroffen worden, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew mit. Dafür gab es von russischer Seite keine Bestätigung.

Ein Zeichen für ernsthaftere Schäden war jedoch, dass im Landkreis Morosowsk offiziell der Katastrophenfall ausgerufen wurde. Die gefürchteten Gleitbomben werden von russischen Kampfflugzeugen über eigenem Gebiet abgeworfen und treffen ukrainische Verteidigungslinien, aber auch zivile Ziele und richten grosse Zerstörungen an.

Weiter nördlich im Gebiet Orjol flogen nach russischen Angaben zwei ukrainische Drohnen in ein Hochhaus in dem Dorf Schilino. Mehrere Etagen seien beschädigt worden, es gebe einen Verletzten.

Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, es seien nachts 75 ukrainischen Drohnen abgefangen worden. Diese Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar, aber die Zahl spricht für einen grösseren Angriff mit Drohnenschwärmen.

Die Ukraine berichtete ihrerseits von nächtlichen russischen Luftangriffen mit 29 Shahed-Drohnen iranischer Bauart. Davon seien 24 Drohnen abgeschossen worden, teilte die Luftwaffe in Kiew mit. Im westukrainischen Gebiet Winnyzja sei ein Infrastrukturobjekt getroffen worden, teilte die Regionalverwaltung mit. (dpa)

13:19 Uhr

Samstag, 3. August

Anklagen in London wegen Brandstiftung für Wagner

Wegen Brandstiftung in London im Auftrag der russischen Privatarmee Wagner ist gegen zwei weitere Männer Anklage erhoben worden. Dabei geht es um einen Brandanschlag auf ein Gewerbeobjekt in Ostlondon im März. Das betroffene Unternehmen soll Beziehungen zur Ukraine haben.

Die Behörden haben die 22 und 19 Jahre alten Verdächtigen unter einem neuen Sicherheitsgesetz angeklagt. Das Gesetz soll ein schärferes Durchgreifen bei feindlichen Handlungen gegen Grossbritannien ermöglichen, darunter Spionage. Die Wagner-Gruppe ist in Grossbritannien als terroristische Organisation verboten.

In dem Fall waren bereits fünf weitere Männer angeklagt worden. Ein 20-Jähriger soll im Auftrag von Wagner Anschläge orchestriert und weitere Männer angeheuert und bezahlt haben. Eine Gerichtsanhörung ist für Anfang Oktober geplant. (dpa)

11:29 Uhr

Samstag, 3. August

London: Weiter hohe russische Verluste in Ukraine

Grossbritannien rechnet angesichts der russischen Angriffe in der Ukraine mit andauernd hohen Verlusten. Im August würden wahrscheinlich weiterhin im Durchschnitt mehr als 1000 russische Soldaten jeden Tag getötet oder verwundet, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Grund seien die fortgesetzten Offensiven auf breiter Front zwischen Charkiw im Nordosten und Robotyne im Süden.

Im nordostukrainischen Gebiet Charkiw hätten die Russen ihre Positionen gefestigt, hiess es in London weiter. Deshalb hätten sich die russischen Verluste leicht reduziert.

Seien es im Mai noch durchschnittlich 1262 Getötete und Verwundete jeden Tag gewesen und damit ein Rekordwert, waren es im Juni demnach noch 1140. Dennoch seien die vergangenen drei Monate die verlustreichsten seit Kriegsbeginn gewesen, hiess es unter Berufung auf Angaben des ukrainischen Generalstabs. Die Zahlen können nicht unabhängig überprüft werden.

Eine effektive ukrainische Verteidigung und mangelnde Ausbildung der russischen Kräfte hätten im Gebiet Charkiw dazu geführt, dass die Angreifer taktische Erfolge nicht ausnutzen könnten, teilte das Ministerium weiter mit. (dpa)

11:28 Uhr

Samstag, 3. August

Ukrainische Drohnen treffen russische Treibstofflager

Im Süden Russlands sind durch nächtliche ukrainische Drohnenangriffe mehrere Treibstofflager in Brand gesetzt worden. Der russische Telegramkanal Mash verbreitete Videos, die solche Feuer im Gebiet Rostow zeigen sollen. Der Gouverneur des Gebiets, Wassili Golubjew, bestätigte Angriffe auf die Kreise Kamensk und Morosowsk, in denen mehrere Objekte beschädigt worden seien. Allein über dem Gebiet Rostow seien 55 ukrainischen Drohnen gezählt worden, schrieb er auf Telegram.

Den Mash-Berichten zufolge galten die Angriffe auch den russischen Luftwaffenstützpunkten Morosowsk und Millerowo in der Region. Weiter nördlich im Gebiet Orjol flogen demnach zwei fehlgeleitete ukrainische Drohnen in ein Hochhaus in dem Dorf Schilino. Mehrere Etagen seien beschädigt worden, Berichte über Opfer gab es aber nicht.

Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, es seien nachts 75 ukrainischen Drohnen abgefangen worden. Diese Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar, aber die Zahl spricht für einen grösseren Angriff mit Drohnenschwärmen.

Die Ukraine berichtete ihrerseits von nächtlichen russischen Luftangriffen mit 29 Shahed-Drohnen iranischer Bauart. Davon seien 24 Drohnen abgeschossen worden, teilte die Luftwaffe in Kiew mit. Im westukrainischen Gebiet Winnyzja sei ein Infrastrukturobjekt getroffen worden, teilte die Regionalverwaltung mit. (dpa)

07:23 Uhr

Samstag, 3. August

Selenski kündigt Entbürokratisierung beim Militär an

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski kündigt nach mehr als zwei Jahren Kampf gegen den russischen Angriffskrieg nun eine Entbürokratisierung beim Militär an. «Wir bereiten neue, völlig moderne Lösungen für unsere Kämpfer vor, die definitiv eine Menge unnötiger Bürokratie und Papierkram in den Einheiten beseitigen werden», sagte Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Die innovativen Entscheidungen würden schon bald der Öffentlichkeit vorgestellt, sagte er nach einem Treffen mit Vertretern des Verteidigungsministeriums. Details nannte er nicht.

Selenski liess sich nach eigenen Angaben auch durch den Oberkommandierenden Olexander Syrskyj über die Lage an der Front informieren. Die schwersten Kämpfe gebe es um Pokrowsk im Gebiet Donezk. Dort brauche es eine verstärkte Antwort gegen die russischen Besatzer, sagte Selenski. Die Soldaten hielten dort trotz der russischen Erstürmungen Stand und gewährleisteten so den Schutz im ganzen Osten des Landes. Auch in der Region Charkiw und in anderen Teilen werde nicht nachgelassen bei der Verteidigung.

Selenski informierte auch darüber, dass er mit Verteidigungsminister Rustem Umjerow den Bau neuer Korvetten für die Ukraine besprochen habe.

Ukrainisches Kriegsschiff in der Türkei zu Wasser gelassen

Zuvor wurde in der Türkei ein zweites Kriegsschiff des Typs Korvette zu Wasser gelassen. «Wir wissen wie niemand anderes, wie wichtig Sicherheit ist, und diese Korvette wird ein Unterpfand der Sicherheit für unsere gesamte gemeinsame Region», sagte die ukrainische Präsidenten-Ehefrau Olena Selenska bei der Zeremonie in Istanbul gemäss einer Mitteilung.

Das im März auf den Namen «Hetman Iwan Wyhowskyj» getaufte Schiff folgt auf die Korvette mit dem Namen «Hetman Iwan Masepa», die bereits im Oktober 2022 vom Stapel lief. Aktuell führt die Ukraine Testfahrten mit dem Schiff durch.

Beide Korvetten waren im Jahr 2020 schon vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine bestellt worden. Die mit moderner Tarnkappentechnik ausgerüsteten Küstenverteidigungsschiffe wurden in der Türkei geordert, da der eigene Schiffsbau der Ukraine zu rückständig ist. Ursprünglich sollte der Endausbau in ukrainischen Werften stattfinden. Wegen des Kriegs ist das jedoch derzeit nicht möglich. An der Veranstaltung zum Stapellauf der Korvette nahmen auch Verteidigungsminister Umjerow und Flottenchef Olexij Nejischpapa teil.

Kriegsmarine setzt auch auf Drohnen gegen russische Schiffe

Die ukrainische Flotte verfügte zuletzt nur noch über kleinere Schiffe und Boote. Ihr Flaggschiff, die Fregatte «Hetman Sahajdatschnyj», wurde kurz nach Kriegsbeginn vor der Hafenstadt Mykolajiw versenkt - sie sollte den russischen Truppen beim damals befürchteten Vormarsch auf die Stadt nicht in die Hände fallen. Kämpfe fanden 2022 nur wenige Kilometer von der Stadtgrenze entfernt statt. Durch die von der ukrainischen Marine gegen die russische Flotte eingesetzten Seedrohnen ist allerdings die Bedeutung von Kriegsschiffen stark gesunken. (dpa)

13:15 Uhr

Freitag, 2. August

Russland übergibt Ukraine 250 Soldatenleichen

Die Ukraine hat von Kriegsgegner Russland die Leichen von 250 Soldaten zurückerhalten. Es seien unter anderem Überreste von Gefallenen aus dem Donezker Gebiet bei Bachmut, Marjinka und Awdijiwka, aber auch aus der Hafenstadt Mariupol übergeben worden, teilte der Koordinierungsstab für Kriegsgefangenenbelange bei Telegram mit. Die Übergabe sei unter Vermittlung von internationalen Organisationen umgesetzt worden. Bilder zeigten Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes.

Nach der Identifizierung der Leichen werden diese den Angehörigen zur Beerdigung übergeben, hiess es. Ob auch die russische Seite Leichen ihrer Soldaten erhalten hat, wurde nicht mitgeteilt. (dpa)

06:34 Uhr

Freitag, 2. August

US-Berater: Gefangenen-Deal beeinflusst Ukraine-Krieg nicht

Der grossangelegte Gefangenenaustausch zwischen Russland und mehreren westlichen Ländern hat nach Einschätzung des US-Sicherheitsberaters Jake Sullivan keinen direkten Einfluss auf die Situation in der Ukraine. Er sehe keinen Zusammenhang zwischen den Verhandlungen über die Inhaftierten und möglichen diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Krieges in dem von Russland angegriffenen Land. «Aus unserer Sicht laufen diese in getrennten Bahnen», entgegnete Sullivan in Washington auf die Frage eines Journalisten, ob die erfolgreichen Verhandlungen auch Gespräche über die Kriegssituation mit den Ukrainern befördern könnten.

Bei dem einen Thema gehe es um die praktischen Fragen des Austauschs, erklärte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden. «Die andere ist eine viel komplexere Frage, bei der die Ukrainer die Führung übernehmen werden.» Sobald die Ukraine zu diplomatischen Schritten bereit sei, würden die USA sich eng mit allen ihren Verbündeten abstimmen, um das Land zu unterstützen.

Der aus Russland geflohene Oppositionelle Dmitri Gudkow hingegen ist der Meinung, der Austausch sei ein erster Schritt hin zu Verhandlungen auch über einen Frieden in der Ukraine. Beide Seiten hätten den Krieg inzwischen satt. Sie hätten einander durch die Ruhe des Verhandlungsprozesses und das Dichthalten gezeigt, dass sie sich an Vereinbarungen hielten. Das sei ein wichtiger Vertrauenstest.

Selenski will Ukraine zukunftsfähig machen

Derweil bemüht sich die ukrainische Staatsführung, ihr vom Krieg zerrüttetes Land wirtschaftlich und finanziell auf gesunde Beine zu stellen. Die Ukraine müsse zukunftsfähig sein, betonte Präsident Wolodimir Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. «Und das wird jetzt, in diesem Jahr, angesichts der bestehenden Herausforderungen und Bedrohungen unsere grösseren Fähigkeiten garantieren.»

Zu den Voraussetzungen für diese Zukunftsfähigkeit gehörten vertiefte Beziehungen zu ausländischen Partnern und langfristige Sicherheitsabkommen, wie sie Kiew in den vergangenen Monaten vor allem mit westlichen Partnern abgeschlossen hat.«Natürlich besteht die Hauptaufgabe darin, die Verteidigungskräfte, den Staatshaushalt und die soziale Stabilität der Ukraine zu sichern», fügte Selenskyj hinzu.

Schwere Kämpfe im Osten der Ukraine

Im Osten der Ukraine dauern unterdessen die schweren Kämpfe an, in deren Verlauf russische Truppen versuchen, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Selenskyj lobte den Einsatz der ukrainischen Verbände in der Umgebung des Donbass, die bei Torezk, Kupjansk, Kurachowe und Pokrowsk wiederholte Angriffe russischer Einheiten abgewehrt hätten. «Die Besatzer erleiden Verluste, wir arbeiten weiter», teilten die bei Torezk kämpfenden ukrainischen Spezialeinheiten mit.

Armeechef Olexander Syrskyj gestand kleinere Gebietsverluste ein, für die russische Einheiten mit schweren Verlusten einen «vergleichsweise überhöhten Preis» bezahlten. «Der Feind setzt seine Sturmbrigaden ein, um etwa bei Pokrowsk durchzubrechen», beschrieb er die Lage. Auch bei Kupjansk gebe es schwere Kämpfe. «Aber wir halten unsere Stellungen», fügte Syrskyj hinzu. Seine Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Sprecher: Putin täglich mit Krieg in der Ukraine befasst

Kremlchef Wladimir Putin widmet sich nach Worten seines Sprechers Dmitri Peskow viele Stunden täglich im Kontakt mit seinen Militärs dem Kriegsverlauf. «Das ist eine Arbeit, die man nicht jeden Tag vor der Kamera sieht, eine Arbeit, über die man nicht in den Zeitungen liest», sagte Peskow in einem Radiointerview, aus dem die Staatsagentur Tass zitierte.

Putin kümmert sich demnach jeden Tag in der Woche um den Verlauf der Spezialoperation, wie der Angriffskrieg gegen die Ukraine im Sprachgebrauch des Kreml genannt wird. Zudem telefoniere Putin häufig mit Frontkommandeuren und einfachen Soldaten an der Front. Dies sei «eine ständige Praxis».

Zu möglichen Gesprächen über eine Beilegung des Konflikts gebe es noch «keine für Russland annehmbare Agenda», sodass eine Teilnahme an möglichen Gipfeltreffen nur um der Teilnahme willen sinnlos sei. Dennoch bleibe Moskau offen für politische und diplomatische Methoden zur Beilegung des Ukraine-Konflikts. Moskau hat die besetzten Gebiete in der Ukraine annektiert und betrachtet diese als festen Teil des russischen Staatsgebiets.

Moskau berichtet von Angriff auf ukrainischen Flughafen

Das russische Militär berichtete gestern Abend von einem Angriff auf einen ukrainischen Militärflugplatz bei Mykolajiw im Süden des Landes. Der Flugplatz, auf dem ukrainische Piloten «mit englischsprachigen Ausbildern» trainiert hätten, sei beschädigt worden. Angesichts der Berichte westlicher Medien über das Eintreffen der ersten F-16-Kampfflugzeuge aus amerikanischer Produktion in der Ukraine ist auf russischer Seite das Bemühen erkennbar, diese Bedrohung möglichst zu neutralisieren.

Von ukrainischer Seite gab es weder einen Kommentar zu dem angeblichen Angriff noch zu den Berichten über das Eintreffen der F-16. Die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Belgien haben der Ukraine rund 60 dieser Jets zugesagt. Deren Bewaffnung soll US-Medienberichten zufolge von den Vereinigten Staaten geliefert werden. (dpa)

22:06 Uhr

Donnerstag, 1. August

Putin empfängt freigelassene Russen persönlich

Der russische Präsident Wladimir Putin hat vom Westen freigelassene Russen persönlich am Moskauer Flughafen Wnukowo empfangen. Der Kremlchef Putin umarmte mindestens einen der Männer noch auf dem Rollfeld, wo die Präsidentengarde Spalier stand, wie vom Kreml veröffentlichte Fernsehbilder zeigten. Auch die russischen Geheimdienstchefs Alexander Bortnikow (FSB/Inland) und Sergej Naryschkin (SWR/Ausland) sowie Verteidigungsminister Andrej Beloussow gehörten zum Empfangskomitee. «Ihr seid zu Hause, Ihr seid in der Heimat», begrüsste Putin die Freigelassenen und kündigte an, dass sie für staatliche Auszeichnungen vorgeschlagen würden.

Auf den Gesichtern der Freigelassenen waren Freudentränen erkennbar. Freigekommen war auch der sogenannte Tiergartenmörder Wadim K., der als Teil des Deals frühzeitig aus deutscher Haft kam.

Russland, Belarus und mehrere westliche Länder tauschten in einer beispiellosen Aktion unter Beteiligung des türkischen Geheimdienstes MIT auf dem Flughafen von Ankara insgesamt 26 Gefangene aus. Im Gegenzug für die Freilassung politischer Gefangener und Kremlkritiker liessen Deutschland, die USA und Partnerländer neben dem sogenannten Tiergartenmörder unter Spionageverdacht stehende Akteure aus Russland gehen.

Die Aktion war über Monate hinweg vorbereitet worden. Belarus liess den zunächst zum Tode verurteilten und später begnadigten Deutschen Rico K. frei. Auch der Deutsche Patrick S., der wegen Cannabis-Gummibärchen im Gepäck am Flughafen in Sankt Petersburg festgenommen worden war, wurde an Deutschland übergeben. Russland liess ausserdem den wegen Spionage verurteilten Korrespondenten des «Wall Street Journal», Evan Gershkovich und den ehemaligen US-Soldaten Paul Whelan frei. (dpa)

20:09 Uhr

Donnerstag, 1. August

Moskau stimmt Gefangenenaustausch zu

Es ist der grösste Gefangenenaustausch seit den Zeiten der Sowjetunion: Moskau lässt den US-Reporter Evan Gershkovich, mehrere Deutsche und russische Kremlkritiker frei. Im Gegenzug bekommt der Kreml den «Tiergartenmörder» Wadim Krassikow. (inn)

18:02 Uhr

Donnerstag, 1. August

Biden: Gershkovich, Whelan und andere aus Russland freigelassen

Die in Russland wegen Spionage zu langen Haftstrafen verurteilten US-Bürger Evan Gershkovich und Paul Whelan sind frei. Dies sei Teil eines grösseren Gefangenenaustausches mit Beteiligung mehrerer Länder, teilte US-Präsident Joe Biden in einer schriftlichen Stellungnahme mit. «Wir haben die Freilassung von 16 Personen aus Russland ausgehandelt, darunter fünf Deutsche und sieben russische Staatsbürger, die in ihrem eigenen Land politische Gefangene waren.»

Insgesamt vier Personen kämen zurück in die USA, erklärte er: drei amerikanische Staatsbürger und eine Person mit einer amerikanischen Green Card. Neben Gershkovich und Whelan handelt es sich laut Biden bei den anderen zwei Personen um Alsu Kurmasheva und Vladimir Kara-Murza.

Biden betonte mit Blick auf die Freigelassenen: «Einige dieser Frauen und Männer werden seit Jahren zu Unrecht festgehalten. Sie alle haben unvorstellbares Leid und Ungewissheit ertragen müssen. Heute hat ihr Leid ein Ende.»

Der Demokrat dankte den anderen beteiligten Ländern, die sich an den komplexen Verhandlungen beteiligt hätten, darunter Deutschland, Polen, Slowenien, Norwegen und die Türkei. «Dies ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, warum es so wichtig ist, in dieser Welt Freunde zu haben, denen man vertrauen und auf die man sich verlassen kann», betonte Biden und versicherte, er werde sich auch weiter für die Freilassung von Amerikanern einsetzen, die anderswo auf der Welt zu Unrecht inhaftiert seien. (dpa)

17:05 Uhr

Donnerstag, 1. August

Grosser Gefangenenaustausch – Moskau lässt Kremlkritiker frei

Russland, die USA, Deutschland und weitere Länder tauschen nach Angaben des türkischen Geheimdienstes MIT Gefangene aus. Unter den insgesamt 26 Gefangenen sei auch der sogenannte russische Tiergartenmörder Wadim K., der in Deutschland in Haft war. Russland liess nach Vermittlung des MIT unter anderem die wegen Spionage verurteilten US-Amerikaner Evan Gershkovich und Paul Whelan sowie zahlreiche Kremlkritiker frei. In Freiheit kam auch der nach einem Todesurteil begnadigte Deutsche Rico K. in Belarus.

Der türkische Geheimdienst MIT teilte mit, dass insgesamt sieben Flugzeuge beteiligt gewesen seien. Ausgetauscht wurden demnach in der türkischen Hauptstadt Ankara Gefangene, die auch in Gefängnissen in Polen und Slowenien, Norwegen und Belarus sassen. Der Geheimdienst MIT hat den Deal nach eigenen Angaben selbst organisiert. Er sprach von einem historischen Gefangenenaustausch.

Unter den freigelassenen Russen waren laut MIT prominente Oppositionspolitiker wie Wladimir Kara-Mursa und Ilja Jaschin. Im Gegenzug erhielt Russland im Westen inhaftierte Landsleute.

Der Austausch war seit längerem erwartet worden - Kremlchef Wladimir Putin hatte zuletzt wiederholt die Bereitschaft dazu erklärt. Putin steht in der Kritik, politische Gefangene als Geiseln zu nutzen, um Russen aus westlichen Gefängnissen freizupressen. Die USA hatten etwa auf Freilassung des wegen Spionage verurteilten Reporters Gershkovich vom «Wall Street Journal» bestanden.

Putin wollte «Tiergarten-Mörder» nach Russland holen

Putin hatte wiederum besonders grosses Interesse an dem in Deutschland inhaftierten Russen. Der sogenannte Tiergartenmörder hatte in einer Parkanlage in Berlin einen Georgier getötet, der in Deutschland Schutz gesucht hatte. Der russische Präsident nahm den Mörder öffentlich in Schutz, weil er aus russischer Sicht einen Staatsfeind beseitigt hatte. Das Opfer nannte Putin einen «Banditen», «Mörder» und «blutrünstigen Menschen».

Ein Gericht in Berlin sah es 2021 als erwiesen an, dass der Russe im staatlichen Auftrag den Georgier am 23. August 2019 in der Parkanlage heimtückisch erschoss. Der Mann habe seit langem im Visier Moskaus gestanden, weil ihm vorgeworfen worden sei, während des zweiten Tschetschenien-Krieges mehrere Jahre lang eine Miliz im Kampf gegen Russland angeführt zu haben. Er war nach Moskauer Darstellung für Dutzende Tote unter russischen Sicherheitskräften verantwortlich.

Prominente Kremlgegner in Freiheit

In Russland hatten sich vor Bekanntwerden des Gefangenenaustauschs Nachrichten einer ungewöhnlichen Verlegung von politischen Gefangenen gehäuft. Sie waren offenbar für den Gefangenenaustausch nach Moskau gebracht worden. Unter den freigelassenen Russen sollen auch der Menschenrechtler Oleg Orlow von der Organisation Memorial und die Künstlerin Alexandra Skotschilenko sein.

Alle sind Gegner des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, sie hatten langjährige Haftstrafen erhalten. Der Westen hatte die Urteile als Justizwillkür kritisiert und die Freilassung der Gefangenen gefordert.

Schon früher trotz Krieg Gefangene ausgetauscht

Die nun freigelassenen Russen könnten in ihrer Heimat nun wie frühere zurückgekehrte Gefangene auf Ehrungen und politische Posten etwa als Abgeordnete in der Staatsduma hoffen, meinte die Politologin Tatjana Stanowaja. Sie hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass sich ein grosser Austausch anbahne.

Stanowaja meinte, dass für den Austausch die Zeit gedrängt habe, weil US-Präsident Joe Biden seine Amtszeit würdig beenden wolle. Putin wiederum habe Interesse an dem Tauschhandel gehabt, um die langen Vorbereitungen durch die Wahlen in den USA nicht zu gefährden. Für den Kreml sei dies ein Beweis, dass die Amerikaner sehr flexibel und praktisch sein können, wenn sie etwas wollten. «Das heisst, dass sie auch bei der Ukraine zu einem Deal in der Lage sind, wenn sie wollen natürlich.» (dpa)

15:53 Uhr

Donnerstag, 1. August

Medien: Gefangenenaustausch zwischen USA und Russland läuft

Medienberichten zufolge ist ein grosser Gefangenenaustausch zwischen den USA und Russland im Gange. Das berichtete die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Quelle. Unter den Amerikanern, die aus russischer Haft freikommen sollten, seien die wegen Spionage zu langen Haftstrafen verurteilten US-Bürger Evan Gershkovich und Paul Whelan. Für den Gefangenenaustausch gab es zunächst keine offizielle Bestätigung - weder aus den USA noch aus Russland. Mehrere andere Medien meldeten aber ebenfalls, Russland habe sich als Teil eines grösseren Gefangenenaustausches dazu bereiterklärt, Gershkovich und Whelan freizulassen.

Kremlchef Wladimir Putin hatte zuletzt wiederholt seine Bereitschaft für einen Austausch erklärt. Putin steht in der Kritik, politische Gefangene als Geiseln zu nutzen, um Russen aus westlichen Gefängnissen freizupressen. In den vergangenen Tagen verdichteten sich dann die Hinweise, dass ein Austausch unmittelbar bevorstehen könnte.

Nach Informationen von «Spiegel» und «Bild» ist der sogenannte Tiergartenmörder Wadim K. auch Teil des Gefangenenaustausches. Der Kreml hat schon länger Interesse an einem Austausch, um den Russen aus deutscher Haft zu holen. Er war im Dezember 2021 wegen der Ermordung eines Georgiers in Berlin zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Gershkovich wurde zu 16 Jahren strenger Lagerhaft verurteilt

Die russische Justiz hatte den 32 Jahre alten Reporter Gershkovich Mitte Juli in einem umstrittenen Prozess wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren strenger Lagerhaft verurteilt. Der Russland-Korrespondent der US-Zeitung «Wall Street Journal» war Ende 2023 auf einer Reportage-Reise in Jekaterinburg am Ural vom russischen Geheimdienst FSB festgenommen worden. Ihm wurde zur Last gelegt, er habe geheime Informationen über Russlands Rüstungskomplex für US-Stellen gesammelt. Das «Wall Street Journal» wies die Vorwürfe zurück.

Der 54 Jahre alte ehemalige US-Soldat Whelan war im Juni 2020 von einem russischen Gericht wegen angeblicher Agententätigkeit ebenfalls zu 16 Jahren Straflager verurteilt worden. Davor hatte er rund anderthalb Jahre lang in Haft gesessen, seit 2018. Whelan soll nach Darstellung des FSB als Spion auf frischer Tat ertappt worden sein. Er soll geheime Daten auf einem USB-Stick erhalten haben. Whelan, der mehrere Staatsbürgerschaften hat, beteuerte vehement seine Unschuld und sprach von einem politisch motivierten Urteil.

Die US-Regierung forderte wiederholt die Freilassung der beiden Männer. US-Amerikaner werden immer wieder in Russland wegen Spionage verdächtigt. Russland hatte zuletzt im Zuge des Ukraine-Kriegs die Gangart gegen westliche Journalisten verschärft.

In den vergangenen Monaten war wiederholt diskutiert worden, ob Gershkovich und Whelan möglicherweise durch einen Gefangenenaustausch freikommen könnten, wie zuvor etwa die US-Basketballspielerin Brittney Griner. Sie war im Dezember 2022 nach zehn Monaten in russischer Haft im Austausch für den russischen Waffenhändler Viktor But freigelassen worden. (dpa)

08:09 Uhr

Donnerstag, 1. August

Pistorius über Nato: Müssen Zwei-Prozent-Ziel übertreffen

Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius hält weiter wachsende Militärausgaben über das Zwei-Prozent-Ziel der Nato hinaus in unsicheren Zeiten für nötig. In einer Rede vor Wissenschaftlern und Militärs des US-Instituts für Asiatisch-Pazifische Sicherheit (APCSS) in Honolulu verwies er auf Bedrohungen durch Russland und wachsende Spannungen, die auch von chinesischen Machtansprüchen getrieben seien.

Inzwischen erfüllten zwei Drittel der Nato-Verbündeten das erklärte Ziel, zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung bereitzustellen und Deutschland gebe 150 Prozent mehr aus als noch vor zehn Jahren, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in Hawaii. «Da können und dürfen wir nicht stoppen. Wir müssen über das Zwei-Prozent-Ziel hinausgehen. Und vor dem Hintergrund der russischen Aggression müssen wir das schnell machen», sagte Pistorius. «Das ist eine klare Aufforderung - auch an meine eigene Regierung.»

Deutschland erfüllt das Nato-Ziel mit dem 100 Milliarden Euro schweren und über Schulden finanzierten Topf für die Bundeswehr («Sondervermögen»). Daraus werden grosse Beschaffungsprojekte für die Truppe finanziert und Deutschland erfüllt zugleich das Nato-Ziel.

Der reguläre Verteidigungshaushalt soll nach dem Haushaltsentwurf der Ampel-Spitzen im kommenden Jahr von derzeit rund 52 Milliarden Euro nur um 1,25 Milliarden Euro wachsen - weniger als Pistorius für nötig hält. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat erklärt, dass der Verteidigungshaushalt von 2028 an - wenn das Sondervermögen verbraucht ist - auf 80 Milliarden Euro steigen soll.

Ukraine-Krieg bleibt grösstes Problem für Europas Sicherheit

In seiner Rede vor dem Institut, das dem US-Verteidigungsministerium angegliedert ist, betonte Pistorius die Bedeutung der Partnerschaft mit den USA für Deutschland. Er bekräftigte, dass Deutschland inzwischen mehr für die Abschreckung und Verteidigungsfähigkeit leiste und verwies auch auf die angelaufene Stationierung einer Brigade der Bundeswehr in Litauen. «Deutschland hat eine zentrale Rolle bei der Verteidigung der Nato-Ostflanke», sagte er.

Für die Sicherheit in Europa bleibe der Krieg in der Ukraine das grösste Problem. Zur Lage im Indopazifik-Raum verwies Pistorius auf wachsende Besorgnis von Staaten angesichts des Vorgehens der Regierung in Peking. Es sei an China, sich an die internationale regelbasierte Ordnung zu halten, sonst gefährde das Land auch seine eigene, wirtschaftliche Erfolgsgeschichte. (dpa)

22:13 Uhr

Mittwoch, 31. Juli

Selenski will Gebiet nur mit Zustimmung des Volkes abtreten

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski will ohne Zustimmung seines Volks keinesfalls auf Gebietsabtretungen im Zuge einer Friedenslösung mit Russland eingehen. «Sie müssen verstehen, dass jede Frage, die die territoriale Integrität der Ukraine betrifft, nicht von einem Präsidenten, einer einzigen Person oder von allen Präsidenten der Welt ohne das ukrainische Volk gelöst werden kann», sagte Selenski im Interview der französischen Zeitungen «Le Monde», «Libération», «L’Équipe» sowie der französischen Nachrichtenagentur AFP.

Niemand habe der Ukraine bislang offiziell etwas angeboten. «Und die Ukraine wird niemals auf ihre Gebiete verzichten. Die Machthaber haben offiziell nicht das Recht, auf ihre Gebiete zu verzichten. Dazu muss das ukrainische Volk dies wünschen», sagte Selenski. Ausserdem würde Putin so einen Schritt als Sieg sehen. «Deshalb ist diese Frage sehr, sehr, sehr schwierig.»

Bei künftigen Friedensberatungen wünsche er sich, dass Russland mit am Tisch sitze, sagte der ukrainische Präsident. «Ich bin - wie die meisten Länder - der Ansicht, dass beim zweiten Friedensgipfel im November Vertreter Russlands anwesend sein sollten, da wir sonst keine tragfähigen Ergebnisse erzielen werden. Sie sollen uns nicht bei der Ausarbeitung eines gemeinsamen Plans blockieren.» Wenn alle Russland am Verhandlungstisch sehen wollten, dann könne die Ukraine nicht dagegen sein. (dpa)

19:09 Uhr

Mittwoch, 31. Juli

Russische Truppen setzen Ostukraine unter Druck

Russische Truppen erhöhen im Osten der Ukraine den Druck auf die Verteidiger. Wie der Generalstab in Kiew in seinem täglichen Lagebericht mitteilte, wurden die ukrainischen Stellungen bei Torezk und Pokrowsk wiederholt beschossen, während russische Soldaten den Durchbruch versuchten.

Die russischen Militärs haben schon seit einiger Zeit einen Schwerpunkt an diesem Frontabschnitt im Donbass gesetzt, um die ukrainischen Linien zu durchstossen und die dahinter liegenden wichtigen Versorgungslinien zu erobern. Nach ukrainischer Darstellung wurden die russischen Angriffe abgewehrt. (dpa)

14:22 Uhr

Mittwoch, 31. Juli

Putin verdoppelt Sonderzahlung für Kriegseinsatz

Mit noch mehr Geld will die russische Führung mehr Freiwillige für ihren Angriffskrieg gegen die Ukraine gewinnen. 400.000 Rubel Einmalzahlung (rund 4200 Euro) erhält demnach jeder, der für einen Einsatz an der Front zwischen dem 1. August und dem 31. Dezember einen Vertrag unterschreibt, hiess es in einem von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichneten Dekret.

Das ist mehr als das Doppelte der bisher gezahlten 195.000 Rubel. Hinzu kommt ein monatlicher Sold, der deutlich über dem russischen Durchschnittseinkommen liegt.

Russland setzt seit einer Zwangsrekrutierung von Reservisten im Zuge einer umstrittenen Mobilmachung im Herbst 2022 vor allem auf finanzielle Anreize, um Soldaten für den Krieg zu gewinnen. Viele Regionen zahlen Geldprämien für die Unterzeichnung eines Vertrags.

Regionen werben mit Sonderprämien für Kriegseinsatz

So hatte etwa die Stadt Moskau in diesem Monat 1,9 Millionen Rubel (etwa 20.300 Euro) als Einmalprämie für Verträge mit einer Dauer von einem Jahr oder länger festgesetzt. Mehrere Regionen hatten ihre Sonderzahlungen in den vergangenen Wochen erhöht, um im nationalen Vergleich beim Anwerben neuer Kämpfer möglichst gut dazustehen.

In St. Petersburg etwa liegt der Einmalbetrag bei 1,8 Millionen Rubel, in der Region Rostow bei 1,2 Millionen Rubel und im Gebiet Swerdlowsk am Ural bei den vom Kreml als Mindestsumme empfohlenen 400.000 Rubel.

In Moskau und anderen russischen Städten werben Plakate für den Einsatz an der Front. Oft sind auch die für viele Russen attraktiven Summen darauf zu sehen. Weil vor allem in der Provinz viele Menschen wenig verdienen, gilt ein Kriegseinsatz als vergleichsweise einfache Möglichkeit, schnell an - für russische Verhältnisse - viel Geld zu kommen. (dpa)

10:28 Uhr

Mittwoch, 31. Juli

Russland greift Kiew mit über 40 Kampfdrohnen an

Das russische Militär hat in der Nacht Ziele in der ukrainischen Hauptstadt Kiew und in anderen Teilen des Landes mit Dutzenden Kampfdrohnen angegriffen. «In zwei Wellen wurden über dem Raum Kiew und am Rand der Hauptstadt über 40 Drohnen des Gegners abgeschossen», teilte die Militärverwaltung von Kiew bei Telegram mit. Keine einzige Drohne habe ihr Ziel in der Hauptstadt erreicht.

Die Behörde bezeichnete den Angriff als einen der stärksten auf die Ukraine während des gesamten Krieges. Insgesamt galt in der Dreimillionenstadt in der Nacht über acht Stunden Luftalarm.

Über russische Drohnenangriffe wurde auch in anderen Regionen berichtet. Sechs seien über dem südostukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk abgeschossen worden - vier weitere über dem Gebiet Mykolajiw im Süden des Landes. Ein allgemeiner Überblick der ukrainischen Flugabwehr über die Einsätze in der Nacht stand zunächst noch aus. (dpa)

06:40 Uhr

Mittwoch, 31. Juli

Selenski will Schulkinder vor russischen Angriffen schützen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski möchte den Schulkindern seines Landes besonderen Schutz vor dem Krieg garantieren. «Das Schuljahr steht vor der Tür und die Priorität liegt nun darin, dass die Kinder, wo immer es dank der Schutzräume möglich ist, normal und nicht aus der Ferne lernen», sagte Selenski gestern in seiner abendlichen Videoansprache. Die Regierung sei angewiesen worden, ihre Bemühungen um den Bau von Schutzräumen zu beschleunigen.

Daneben sorgt sich Selenskyj um die Energieversorgung des Landes im Herbst und Winter. Es gebe in den meisten Regionen beträchtliche Möglichkeiten zur Schaffung neuer Energiequellen, sagte er, ohne ins Detail zu gehen. «Auf nationaler Ebene setzen wir uns für den Schutz von Energieanlagen ein.» Angesichts ständiger russischer Angriffe auf die kritische Infrastruktur der Ukraine, vor allem die Stromversorgung, ist Kiew bemüht, die Versorgung für den Winter abzusichern.

Selenski besucht Truppen an Grenze zu Belarus

Selenski besichtigte auch die Befestigungen und Abwehrstellungen seiner Streitkräfte an der Grenze zu Belarus. Bei dem Arbeitsbesuch in der Region Wolhynien wurde er von leitenden Militärs begleitet, wie aus der Präsidialkanzlei in Kiew verlautete. «Wir haben eine starke Verteidigung, sowohl was das Personal als auch die Verteidigungslinien betrifft», sagte Selenski. «Und wir werden sie weiter verstärken.»

Die ukrainischen Militärs haben in den vergangenen Monaten die Grenze zum Nachbarland Belarus massiv verstärkt. Wegen der dadurch erkennbaren Truppenbewegungen auf ukrainischer Seite reagierte Minsk seinerseits mit der Verlegung von zusätzlichen Truppen an die Grenze. Erst vor einigen Tagen erklärte der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko die Krise an der Grenze für beendet und ordnete den Abzug der zusätzlichen Truppen an.

Belarus ist nicht direkt am Krieg gegen die Ukraine beteiligt, aber mit Russland verbündet und hat zu Beginn der Invasion vor über zwei Jahren den Einmarsch russischer Truppen von seinem Staatsgebiet aus in die Ukraine erlaubt. Der direkte Vorstoss auf die Hauptstadt Kiew scheiterte jedoch.

Kiew berichtet von beschädigten russischen Bombern

Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR reklamiert einen Angriff gegen einen russischen Luftwaffenstützpunkt im hohen Norden bei Murmansk für sich. Bei der Attacke seien zwei russische Überschallbomber vom Typ Tupolew Tu-22M schwer beschädigt worden, sagte HUR-Vertreter Andrij Jussow der Agentur Unian. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

«Wir sprechen von einer Explosion über dem Standort der Flugzeuge», sagte er und deutete damit an, dass der Militärflughafen möglicherweise von Kampfdrohnen angegriffen wurde. Der Angriff sei bereits am Nachmittag des 25. Juli erfolgt, das Ergebnis sei dem Geheimdienst aber erst jetzt bekannt geworden. Die Reparaturarbeiten an den beiden Bombern dürften mehrere Monate dauern, schätzte Jussow.

Die Ukraine hat in den vergangenen Wochen wiederholt Ziele auf russischem Staatsgebiet mit Kampfdrohnen angegriffen. Zuletzt war ein Angriff auf einen Militärflugplatz in der Nähe der russischen Grenze zu Finnland bekannt geworden.

Schwere Kämpfe im Osten der Ukraine

Das ukrainische Militär berichtete von schweren russischen Angriffen in der Region um Kurachowe in der Oblast Donezk im Osten des Landes. Im Laufe des Tages seien mehrere russische Angriffe, unterstützt von Dutzenden Panzern und Schützenpanzern, abgeschlagen worden. Nach ukrainischer Darstellung wurden während der Kämpfe mindestens acht russische Panzer und zwölf Schützenpanzer zerstört, die Verluste der Angreifer wurden mit 36 Toten und 32 Verwundeten angegeben. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Erste nordkoreanische Schützenpanzer an der Front gesichtet

Nach der zwischen Moskau und Pjöngjang vereinbarten engen militärischen Zusammenarbeit will die ukrainische Aufklärung erste Schützenpanzer aus nordkoreanischer Produktion im Kriegsgebiet gesichtet haben. Demnach sollen Schützenpanzer mit dem Panzerabwehrraketen-System Bulsae 4 an nicht näher genannten Frontabschnitten entdeckt worden sein. Die Raketen haben eine Einsatzreichweite von bis zu zehn Kilometern.

Luftalarm in Kiew am späten Abend

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew sowie in anderen Städten wurde am späten Abend Luftalarm ausgelöst. Die Militärverwalter berichteten auf Telegram von Einflügen von sogenannten Kamikazedrohnen und warnten zugleich vor möglichen Raketenangriffen. (dpa)

19:27 Uhr

Dienstag, 30. Juli

Lukaschenko hebt Todesstrafe für Deutschen auf

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat das Todesurteil gegen einen Deutschen aufgehoben. Das teilte das Präsidialamt in Minsk mit, wie die Staatsagentur Belta berichtete. Der deutsche Staatsbürger habe zuvor ein Gnadengesuch an die Adresse des Präsidenten geschickt, verlautete aus dem belarussischen Geheimdienst KGB.

Der 29 Jahre alte Deutsche war unter anderem wegen angeblichen Söldnertums und Terrorismus im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes SBU im Juni zum Tode verurteilt worden. Belarus, das als Diktatur gilt, vollstreckt als letztes Land in Europa die international umstrittene Todesstrafe, und zwar per Genickschuss. Das belarussische Staatsfernsehen hatte den Deutschen, einen Rettungssanitäter, zuletzt in einem Video vorgeführt, in dem er sich schuldig bekennt und um Gnade bittet.

Das Auswärtige Amt in Berlin hatte die Todesstrafe verurteilt und mitgeteilt, dass der deutsche Staatsbürger konsularisch betreut werde. Der Umgang mit dem Mann sei «unerträglich». Zu Angaben des belarussischen Aussenministeriums, nach denen Minsk einen Verhandlungsvorschlag für die Lösung des Falls gemacht habe, äusserte sich Berlin aber nicht.

In der belarussischen Opposition wird vermutet, dass Lukaschenko einen hohen Preis für eine Begnadigung verlangt. Lukaschenko könnte etwa im Auftrag von Kremlchef Wladimir Putin, von dem er politisch und wirtschaftlich abhängig ist, die Freilassung eines in Berlin wegen Mordes im Berliner Tiergarten verurteilten Russen verlangen. (dpa)

18:55 Uhr

Dienstag, 30. Juli

Kiew berichtet von beschädigten russischen Bombern

Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat einen Angriff gegen einen russischen Luftwaffenstützpunkt im hohen Norden bei Murmansk für sich reklamiert. Bei dem Angriff seien zwei russische Überschallbomber vom Typ Tupolew Tu-22M schwer beschädigt worden, sagte HUR-Vertreter Andrij Jussow der Agentur Unian. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

«Wir sprechen von einer Explosion über dem Standort der Flugzeuge», sagte er und deutete damit an, dass der Militärflughafen möglicherweise von Kampfdrohnen angegriffen wurde. Der Angriff sei bereits am Nachmittag des 25. Juli erfolgt, das Ergebnis sei dem Geheimdienst erst jetzt bekannt geworden. Die Reparaturarbeiten an den beiden Bombern dürften mehrere Monate dauern, schätzte Jussow.

Die Ukraine hat in den vergangenen Wochen wiederholt Ziele auf russischem Staatsgebiet mit Kampfdrohnen angegriffen. Zuletzt war ein Angriff auf einen Militärflugplatz in der Nähe der Grenze Russlands zu Finnland bekannt geworden. Die Entfernung zwischen der ostukrainischen Grossstadt Charkiw und Murmansk beträgt knapp 2100 Kilometer. (dpa)

15:20 Uhr

Dienstag, 30. Juli

Russische Truppen rücken Richtung ostukrainisches Torezk vor

Die russischen Truppen haben bei ihrem Vormarsch in der Ostukraine nach eigenen Angaben den Ort Piwdenne unweit der Kleinstadt Torezk eingenommen. Ukrainische Militärbeobachter kennzeichneten das Dorf im Gebiet Donezk bereits seit mehreren Tagen als unter russischer Kontrolle stehend. Eine offizielle Bestätigung aus Kiew lag dazu jedoch nicht vor. Das russische Verteidigungsministerium meldet seit Wochen immer neue Eroberungen.

Das staatliche Zentrum für Desinformationsbekämpfung in Kiew wies ukrainische Medienberichte unter Berufung auf einen Armeeoffizier über erste Kämpfe am Stadtrand von Torezk zurück. Zugleich wurde jedoch eingeräumt, dass russische Aufklärungseinheiten bereits Vorstösse in Richtung Torezk unternommen hätten. Schwere Kämpfe wurden auch aus der benachbarten Siedlung Nju-Jork gemeldet. (dpa)

09:48 Uhr

Dienstag, 30. Juli

Russland startet grosses Flottenmanöver

Die russische Flotte hat ein grosses Manöver unter Beteiligung der Marine im Nordmeer, dem Pazifik, der Ostsee und des Kaspischen Meeres gestartet. Beteiligt sind über 300 Schiffe mit mehr als 20.000 Matrosen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Eingesetzt werden bei dem mehrtägigen Manöver demnach auch bis zu 50 Flugzeuge und Hubschrauber. Auf Bildern wurden unter anderem Schiessübungen bei der Abwehr von Seedrohnen gezeigt.

Ausgenommen von den Übungen ist dabei die im Kampf gegen die Ukraine eingesetzte Schwarzmeerflotte. Diese hat seit dem russischen Einmarsch in das Nachbarland im Februar 2022 erhebliche Verluste durch ukrainische Raketen und Seedrohnen erlitten und musste sich grösstenteils von ihrer Hauptbasis in der Hafenstadt Sewastopol auf der annektierten ukrainischen Halbinsel Krim zurückziehen. (dpa)

06:57 Uhr

Dienstag, 30. Juli

Selenski: Bereiten uns schon jetzt auf Winter vor

Die Ukraine bereitet sich nach den Worten von Präsident Wolodimir Selenski schon jetzt auf den kommenden Winter vor, um eine grössere Energiekrise zu verhindern. Er berichtete in seiner abendlichen Videoansprache von einem Besuch in der ostukrainischen Grossstadt Charkiw, die immer wieder von russischen Angriffen getroffen wird. «Ich habe in Charkiw ein Treffen abgehalten, um Sicherheits- und Energiefragen zu erörtern, denn Energie ist immer eines der Hauptthemen», sagte Selenski.

Ein grosser Teil der russischen Luft- und Raketenangriffe der vergangenen Monate zielte auf die Zerstörung der ukrainischen Infrastruktur. Dabei stand die Energieversorgung besonders im Visier. Zwar können Reparaturtrupps kleinere Probleme beheben, doch ist die Stromversorgung vielerorts in der Ukraine zusammengebrochen.

Man habe klare Vorstellungen, wie das Stromdefizit Schritt für Schritt behoben werden solle, sagte Selenskyj. «Der Wintereinbruch wird jetzt, im Sommer, vorbereitet.»

Um die Energieversorgung abzusichern, arbeite die Ukraine weiter an der Konfiguration der Flugabwehr-Systeme. «Oberbefehlshaber (Olexander) Syrskyj und die zuständigen Kommandeure werden eine aktualisierte Struktur unserer Flugabwehr-Systeme und neue Anforderungen an unsere Partner vorlegen - was genau wir bis Ende dieses Jahres bereitstellen müssen.»

Selenski bat die westlichen Partner der Ukraine wiederholt um mehr Flugabwehr-Systeme, um einen wirksamen Schutzschirm gegen die ständigen russischen Raketen- und Luftangriffe aufbauen zu können. Zudem wartet Kiew weiter auf das Eintreffen der von ausländischen Partnern zur Verfügung gestellten Kampfflugzeugen vom Typ F-16.

Experte erwartet mehr Sicherheit durch F-16

Die mit Spannung am Himmel der Ukraine erwarteten Kampfflugzeuge des amerikanischen Typs F-16 könnten nach Meinung eines Experten erheblich zur Sicherung des Luftraums vor russischen Angriffen beitragen. «Schon ein Geschwader F-16 bietet viele Möglichkeiten zum grundlegenden Schutz des Luftraums», sagte der ukrainische Luftfahrt-Experte Anatolij Chraptschinski im Fernsehen. Ein Geschwader nach Nato-Standard besteht aus 18 bis 22 Flugzeugen. Die Menge an Kampfflugzeugen könne aktuell mehr bewirken als die gesamte Anzahl an Flugabwehr-Systemen, die die Ukraine zurzeit besitze.

Mit dem Einsatz der ersten F-16 dürfte nach Meinung Chraptschinskis die Zahl der Raketen-Einflüge deutlich zurückgehen, da sich russische Flieger zurückhalten dürften. Allerdings rechnet der Experte nicht mit Luftkämpfen, da es in erster Linie darum gehe, den ukrainischen Luftraum vor Raketenangriffen zu sichern. Schon der mögliche Einsatz von Luft-Luft-Raketen der F-16 gegen angreifende russische Kampfflieger könne zur Sicherung des Luftraums beitragen.

Der Experte geht davon aus, dass die F-16 auf ukrainischen Militärflugplätzen sicher vor russischen Angriffen seien. «Wir sollten nicht vergessen, dass es bestimmte Technologien zur Abwehr von Bedrohungen aus der Luft gibt, insbesondere Flugabwehr-Systeme, die auch vor der Lieferung der F-16 zur Verfügung gestellt werden», sagte Chraptschinski.

Die Ukraine rechnet in Kürze mit der Ankunft der ersten F-16, die dem Land sowohl von den Niederlanden als auch Dänemark zur Verfügung gestellt wurden. Auch Belgien und Norwegen sagten der Ukraine weitere Kampfjets zu. Ukrainische Piloten wurden bereits an den Maschinen ausgebildet. Wann genau die ersten Jets zu erwarten sind, bleibt vorerst ein militärisches Geheimnis. Die Bundeswehr verfügt nach Angaben der Bundesregierung nicht über F-16.

Neue Leoparden aus Deutschland und ein US-Paket

Die Ukraine erhielt weitere acht Leopard-Panzer aus Deutschland und Dänemark. Neben den Leopard 1A5 wurden Kiew auch zwei Bergepanzer sowie grössere Munitionsmengen für den Flakpanzer Gepard aus Bundeswehr- und Industriebeständen übergeben, wie aus einer Auflistung der Bundesregierung über die militärische Unterstützung für die Ukraine hervorgeht.

Aus den USA bekommt die Ukraine ein weiteres Paket an Soforthilfe im Umfang von 200 Millionen Dollar. Darin enthalten seien Raketen für Flugabwehr- und Artilleriesysteme sowie Waffen zur Panzerabwehr, teilte das Pentagon mit. Ein weiteres Hilfspaket im Wert von 1,5 Milliarden Dollar sei in Vorbereitung. (dpa)

21:20 Uhr

Montag, 29. Juli

USA stellen Ukraine weitere Militärhilfe bereit

Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfe zur Verfügung. Das neue Paket habe einen Umfang von rund 200 Millionen US-Dollar (rund 185 Millionen Euro), teilte das US-Verteidigungsministerium mit. Es enthalte unter anderem Munition für Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars und für das Luftverteidigungssystem vom Typ Nasams sowie Artilleriemunition mit den Kalibern 155 und 105 Millimeter. Die Ausrüstung stammt demnach aus Beständen des US-Militärs, was eine möglichst schnelle Lieferung sicherstellen soll.

Die US-Regierung hilft der Ukraine ausserdem bei der langfristigen Aufstellung ihrer Streitkräfte. Sie kündigte hierfür nun ein Hilfspaket im Umfang von 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,4 Milliarden Euro) an. Was genau bei diesem Langfrist-Paket bis wann an Kiew gehen soll, blieb zunächst offen. Diese Art Unterstützung des Landes ist eher auf die Zeit nach einem Ende des russischen Angriffskriegs ausgerichtet, um die Ukraine in Zukunft vor Attacken ähnlicher Art zu schützen. (dpa)

14:44 Uhr

Montag, 29. Juli

Selenski reist an Frontlinie im Gebiet Charkiw

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat einen Kommandopunkt der Armee in der Nähe der umkämpften Kleinstadt Wowtschansk im Gebiet Charkiw nahe der russischen Grenze besucht. «Dieser Abschnitt ist wahrscheinlich einer der schwierigsten», betonte der Staatschef in einem bei Telegram veröffentlichten Video. Selenski verlieh dabei anlässlich des Tages der Spezialeinsatzkräfte Orden an Soldaten. Im Mai hatten russische Truppen bei Wowtschansk im Osten des Landes die Grenze überschritten. Seither toben um die etwa vier Kilometer von der Grenze entfernte Stadt schwere Kämpfe.

Der Präsident besuchte auch die nur wenige Kilometer nördlich von Charkiw entfernte Kleinstadt Derhatschi. Dabei wurden Selenski 18 wiederaufgebaute Häuser und neu eingerichtete Schutzräume gezeigt. Infolge des russischen Einmarschs im Februar 2022 ist die Kleinstadt mehrfach unter Beschuss geraten.

Im benachbarten Gebiet Donezk meldete das russische Militär unterdessen die Eroberung des Dorfes Wowtsche. Ukrainische Medien hatten unter Berufung auf einen Bataillonskommandeur der 47. Brigade bereits vor mehreren Tagen über den Verlust der Siedlung und des benachbarten Ortes Prohres berichtet. Offiziell hat die ukrainische Armee den Rückzug bisher jedoch nicht bestätigt. (dpa)

06:06 Uhr

Montag, 29. Juli

Selenski: Kein Waffenstillstand bei weiterer Besetzung

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat allen Bemühungen um ein schnelles Ende des Kriegs einen Riegel vorgeschoben. Er könne nicht auf die Forderungen nach einem Waffenstillstand eingehen, solange Russland ukrainisches Territorium besetzt halte, sagte er in einem Interview des japanischen Senders NHK. Damit bekräftigte er die bisherige Linie seiner Regierung.

Für den Weg zu einem gerechten Frieden seien aus seiner Sicht drei wichtige Voraussetzungen nötig: «Geduld, Unterstützung (für die Ukraine) sowie diplomatischer Druck (auf Moskau).» «Wenn die USA und die europäischen Staaten geschlossen bleiben, wird dies zusätzlichen Druck ausüben und Moskau zeigen, dass es keine Chance hat», betonte er.

Kiew habe in den vergangenen Tagen offiziell Kontakt mit Donald Trump und Kamala Harris, den beiden republikanischen und demokratischen Wettbewerbern im Rennen um die US-Präsidentschaft, aufgenommen. Die Ukraine befürchtet vor allem bei einem eventuellen Wahlsieg Trumps den Verlust der bisherigen US-Unterstützung im Kampf gegen Russland. «Wir waren in Kontakt mit seinem Team», sagte Selenski.

Russland führt seit zweieinhalb Jahren einen unerbittlichen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew ist für seine Verteidigung auf die Unterstützung des Westens angewiesen. Die USA sind bisher der stärkste Unterstützer der Ukraine.

Serie russischer Angriffe in der Ostukraine

Die russische Luftwaffe hat der ostukrainischen Region Charkiw unterdessen hart zugesetzt. Nach einer Mitteilung des Generalstabs in Kiew wurde allein der kleine Ort Wowtschansk von mindestens sechs Gleitbomben getroffen. Daneben griffen den Angaben zufolge russische Kampfflugzeuge ukrainische Stellungen an. Über eventuelle Verluste gab es keine Angaben.

Ein weiterer Schwerpunkt russischer Angriffe lag demnach bei Pokrowsk. Im Laufe des Tages seien 16 Attacken abgewehrt worden, weitere seien im Gange. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Auch aus der Region Dnipropetrowsk wurden mehrere russische Angriffe mit Artillerie und Kampfdrohnen gemeldet. Dabei seien mehrere Menschen verletzt worden, teilte die regionale Militärverwaltung ohne weitere Details mit.

Im Sektor Liman im Osten des Landes griffen russische Einheiten Stellungen der ukrainischen Armee an. Dabei seien mindestens zwölf Angriffe registriert worden, teilte der Generalstab mit.

Selenski bezeichnete die Lage im Donezk-Sektor als besonders schwierig. «In Pokrowsk gab es in den letzten Wochen die meisten russischen Angriffe», sagte er und lobte in seiner abendlichen Videobotschaft die dort eingesetzten ukrainischen Einheiten. «Wer diese russischen Angriffe stoppt und diese russische Schlagkraft vernichtet, erfüllt eine der wichtigsten Aufgaben in diesem Krieg.»

Berichte: Russische Truppen bei Aufstellung angegriffen

Das ukrainische Militär fügte Berichten zufolge den russischen Truppen in Luhansk im Osten des Landes mit einem Raketenangriff schwere Verluste zu. Angehörige einer Panzergrenadiereinheit seien bei einer Versammlung auf einem Übungsgelände mit ATACMS-Raketen beschossen worden, berichteten ukrainische Medien unter anderem unter Berufung auf russische soziale Medien und eigene Militärkreise. Bei dem überraschenden Angriff, der bereits am Samstag erfolgt sein soll, seien mindestens 19 russische Soldaten getötet und weitere 71 verwundet worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Die ukrainischen Truppen setzen die aus US-amerikanischen Beständen stammenden ATACMS-Raketen meist nur gegen wertvolle Ziele ein. Möglicherweise war die Truppenansammlung bei Luhansk zuvor von einer Aufklärungsdrohne erkannt worden. (dpa)

19:37 Uhr

SONNTAG, 28. JULI

Serie russischer Angriffe in der Ostukraine

Die russische Luftwaffe hat der ostukrainischen Region Charkiw hart zugesetzt. Nach einer Mitteilung des Generalstabs in Kiew wurde allein der kleine Ort Wowtschansk von mindestens sechs Gleitbomben getroffen. Daneben griffen den Angaben zufolge russische Kampfflugzeuge ukrainische Stellungen an. Über eventuelle Verluste gab es keine Angaben.

Ein weiterer Schwerpunkt russischer Angriffe lag demnach bei Pokrowsk. Im Laufe des Tages seien 16 Attacken abgewehrt worden, weitere seien im Gange. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Auch aus der Region Dnipropetrowsk wurden mehrere russische Angriffe mit Artillerie und Kampfdrohnen gemeldet. Dabei seien mehrere Menschen verletzt worden, teilte die regionale Militärverwaltung ohne weitere Details mit.

Im Sektor Liman im Osten des Landes griffen russische Einheiten Stellungen der ukrainischen Armee an. Dabei seien mindestens zwölf Angriffe registriert worden, teilte der Generalstab mit. (dpa)

18:25 Uhr

SONNTAG, 28. JULI

Berichte: Russische Truppen bei Aufstellung angegriffen

Das ukrainische Militär hat Berichten zufolge den russischen Truppen in Luhansk im Osten des Landes mit einem Raketenangriff schwere Verluste zugefügt. Angehörige einer Panzergrenadiereinheit seien bei einer Versammlung auf einem Übungsgelände mit ATACMS-Raketen beschossen worden, berichteten ukrainische Medien unter anderem unter Berufung auf russische soziale Medien und eigene Militärkreise. Bei dem überraschenden Angriff, der bereits am Samstag erfolgt sein soll, seien mindestens 19 russische Soldaten getötet und weitere 71 verwundet worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Die ukrainischen Truppen setzen die aus amerikanischen Beständen stammenden ATACMS-Raketen meist nur gegen wertvolle Ziele ein. Möglicherweise war die Truppenansammlung bei Luhansk zuvor von einer Aufklärungsdrohne erkannt worden. (dpa)

06:43 Uhr

Sonntag, 28. Juli

Selenski kündigt bessere Versorgung von Kriegsversehrten an

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat eine bessere Versorgung von Kriegsversehrten in seinem Land angekündigt. Er habe die Schaffung eines modernen Rehabilitationskrankenhauses in der Ukraine angeordnet, sagte Selenski in Kiew bei einem erstmals in dem Land abgehaltenen Kongress zur Kriegsmedizin. «Wir müssen uns mehr um die Verletzten kümmern, müssen aufmerksamer denen gegenüber sein, die aus der russischen Hölle zurückkommen», sagte er.

Zuvor hatte der Staatschef auch verletzte Soldaten im Krankenhaus besucht und ihnen sowie den Ärzten und dem Pflegepersonal gedankt für ihren Kampf um das Überleben der Ukraine. Zehntausende Soldaten sind wegen ihrer Verletzungen oder auch psychischen Kriegstraumata in der von Russland angegriffenen Ukraine auf medizinische Hilfe angewiesen.

Auch in den Kampfzonen müsse es Stabilisierungszentren mit einer medizinischen Betreuung für die Soldaten geben, sagte Selenski. Er wies das Verteidigungsministerium und den Generalstab der Streitkräfte an, das medizinische Informationssystem im Land zu digitalisieren, um Verletzten und Heimkehrern aus russischer Gefangenschaft effizienter zu helfen. So solle auch der Weg einer Behandlung von Kriegsverletzten transparenter und nachvollziehbarer werden.

Selenski besucht von Rakete getroffene Kinderklinik

Es brauche mehr Erste-Hilfe-Sets und Tourniquets, um bei Verletzungen Gefässe abzuklemmen, um Blutverlust zu stoppen, sowie mobile Hospitäler, sagte Selenski. «Unsere Ärzte stellen verlorene Gliedmassen wieder her, operieren sogar, wenn ein Herzschaden vorliegt. Wenn es unmöglich erscheint, bringen sie einen Krieger wieder ins Leben zurück», sagte Selenski.

Bild: Keystone

Der Staatschef besuchte in Kiew auch das unlängst bei einem Raketenschlag schwer getroffene grösste Kinderkrankenhaus des Landes. Selenski bekräftigte Pläne, dass die Klinik wieder aufgebaut werde. Auch Deutschland unterstützt den Wiederaufbau des Kinderkrankenhauses Ochmatdyt finanziell. «Wir werden definitiv alles wieder errichten und beweisen, dass Leben stärker ist als der Feind», sagte der Präsident. Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Hilfe seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

Zwar sprechen beide Kriegsparteien immer wieder von einer Bereitschaft zu Verhandlungen, um den Konflikt diplomatisch zu lösen. Zugleich aber werfen sich Kiew und Moskau gegenseitig vor, nicht ernsthaft an Gesprächen für ein Ende der Kämpfe interessiert zu sein.

Lawrow: Russland erreicht seine Kriegsziele

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hat nach einem Treffen mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi in Laos betont, dass Moskau auf seinen Kriegszielen in der Ukraine besteht. Anders als vom Westen gefordert, werde Russland nicht kapitulieren, sagte Lawrow bei einer Pressekonferenz in Vientiane zum Abschluss des Aussenministertreffens der Asean-Staaten.

Alle Ziele des Krieges, darunter eine Verhinderung von Nato-Stützpunkten in der Ukraine, würden erreicht, sagte der Minister. «Daran gibt es keinen Zweifel.» An dem Treffen der Vereinigung südostasiatischer Staaten (Asean) nahm auch US-Aussenminister Antony Blinken teil. Laos hat in diesem Jahr den Vorsitz über die südostasiatische Staatengemeinschaft.

Lawrow sagte, er habe sich vom chinesischen Aussenminister Wang Yi über dessen Treffen in Peking mit dem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba informieren lassen. Kuleba hatte danach die Bereitschaft zu Friedensverhandlungen mit Russland erklärt, aber auch betont, dass Kiew kein Interesse sehe bei Moskau. Lawrow betonte erneut, dass in Kiew Präsident Selenskij selbst per Dekret seiner Führung ein Verbot zu Verhandlungen mit Russland unter Kremlchef Wladimir Putin auferlegt habe.

US-Aussenminister Blinken wiederum kritisierte China bei einem Treffen mit Wang Yi wegen der Unterstützung der russischen Rüstungsindustrie. Er machte deutlich, dass die USA weiter «angemessene Massnahmen» ergreifen würden, wenn China nichts gegen diese Bedrohung der europäischen Sicherheit unternehme, wie ein Sprecher des US-Aussenministeriums mitteilte.

Was am Sonntag wichtig wird

Kremlchef Putin nimmt in seiner Heimatstadt St. Petersburg an diesem Sonntag die traditionelle Marineparade mit einem grossen Auftrieb von Kriegsschiffen ab. Der Präsident hält bei der grössten russischen Schiffsparade auch eine Rede, bei der er einmal mehr die Stärke der einzelnen Flotten des flächenmässig grössten Landes der Erde beschwören dürfte. Putin hatte zuletzt mehrfach den Bau neuer Kriegsschiffe angekündigt. Auch andere Flotten im Land planen Marineparaden, die nicht zuletzt der Machtdemonstration der Atommacht dienen sollen. (dpa)

19:13 Uhr

SAMSTAG, 27. JULI

Erneut russische Militärschiffe in Kubas Hauptstadt Havanna

Zum zweiten Mal innerhalb von gut sechs Wochen sind Schiffe der russischen Marine zu einem Besuch in der kubanischen Hauptstadt Havanna eingetroffen. Bei den Schiffen, die am Morgen (Ortszeit) in den Hafen einfuhren, handelt es sich nach Angaben der kubanischen Streitkräfte um ein Schulschiff, ein Patrouillenschiff und ein Hochsee-Öltankschiff von Russlands baltischer Flotte. Sie seien für einen viertägigen Arbeitsbesuch gekommen. Am Sonntag und Montag soll die Bevölkerung das Schulschiff «Smolny» besuchen können. Die Schiffe wurden mit 21 Artilleriesalven empfangen, wie der Zollchef des Hafens, Julio Antonio Fernández, auf der Plattform X schrieb.

Vom 12. bis 17. Juni waren vier Schiffe der russischen Marine zu einem Hafenbesuch nach Havanna gekommen, darunter ein mit Kernkraft angetriebenes U-Boot. Daraufhin tauchte vor Kubas Küste auch ein atomgetriebenes Jagd-U-Boot des US-Militärs auf. Nach Angaben des US-Regionalkommandos handelte es sich um einen zuvor geplanten Routinebesuch des US-Stützpunktes Guantánamo Bay im Osten Kubas.

Havanna liegt nur rund 170 Kilometer von Key West im US-Bundesstaat Florida entfernt. Der Karibikstaat, in dem einzig die Kommunistische Partei zugelassen ist, ist ein Verbündeter Russlands. Der Besuch der Schiffe sei ein Zeichen der herzlichen Beziehungen zwischen den beiden Völkern, hiess es von der russischen Botschaft in Kuba auf X. (dpa)

15:09 Uhr

SAMSTAG, 27. JULI

Zweites Mal in dieser Woche: Kampfflugzeug in Russland abgestürzt

In Russland ist zum zweiten Mal in dieser Woche ein Kampfflugzeug des Verteidigungsministeriums abgestürzt. Ein Kampfbomber vom Typ Suchoi Su-34 sei im Gebiet Wolgograd bei einem planmässigen Trainingsflug in menschenleerem Gebiet aufgeschlagen. Die Piloten hätten sich aus der Maschine herauskatapultiert und seien am Leben, teilte das Ministerium mit. Demnach soll der Absturz eine technische Ursache haben. Details wurden nicht genannt. An Bord sollen keine Raketen gewesen sein.

Bereits am Donnerstag war im Gebiet Kaluga ein Kampfhubschrauber vom Typ Mi-28 abgestürzt. Die zwei Insassen starben nach Angaben des Ministeriums. Auch da soll es eine technische Ursache für den Absturz gegeben haben. Mi-28 werden im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beispielsweise eingesetzt, um gegnerische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zu zerstören. (dpa)

13:07 Uhr

Samstag, 27. Juli

Lawrow: Russlands Kriegsziele in der Ukraine werden erreicht

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hat nach einem Treffen mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi in Laos betont, dass Moskau auf seinen Kriegszielen in der Ukraine besteht. Anders als vom Westen gefordert, werde Russland nicht kapitulieren, sagte Lawrow bei einer Pressekonferenz in Vientiane zum Abschluss des Aussenministertreffens der Asean-Staaten. Alle Ziele des Krieges, darunter eine Verhinderung von Nato-Stützpunkten in der Ukraine, würden erreicht, sagte der Minister. «Daran gibt es keinen Zweifel.» An dem Treffen der Vereinigung südostasiatischer Staaten (Asean) nahm auch US-Aussenminister Antony Blinken teil. Laos hat in diesem Jahr den Vorsitz über die südostasiatische Staatengemeinschaft.

Lawrow sagte, er habe sich vom chinesischen Aussenminister Wang Yi über dessen Treffen in Peking mit dem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba informieren lassen. Kuleba hatte danach die Bereitschaft zu Friedensverhandlungen mit Russland erklärt, aber auch betont, dass Kiew kein Interesse sehe bei Moskau. Lawrow betonte erneut, dass in Kiew Präsident Wolodymyr Selenskyj selbst per Dekret seiner Führung ein Verbot zu Verhandlungen mit Russland unter Kremlchef Wladimir Putin auferlegt habe. Moskau und Kiew werfen sich gegenseitig vor, an Verhandlungen nicht ernsthaft interessiert zu sein.

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hat nach einem Treffen mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi in Laos betont, dass Moskau auf seinen Kriegszielen in der Ukraine besteht.
Bild: AP

Moskau beklagt «eskalierende Konfrontation»

Der russische Minister traf sich auch mit Südkoreas Aussenminister Cho Tae Yul, um über die Lage auf der koreanischen Halbinsel zu sprechen. Kremlchef Putin hatte unlängst Nordkorea besucht. Demnach hatte Cho Tae Yul um das Treffen gebeten.

Lawrow beklagte vor Journalisten, dass sich die Lage in Südostasien insgesamt verschärfe. «Es gibt viele Signale und Anzeichen für eine eskalierende Konfrontation. In der Tat, wenn die Nato hierher vordringt, wird das Bündnis alle Übel des euro-atlantischen Sicherheitssystems mit sich bringen», sagte Lawrow. Das System habe das Ziel, eine Dominanz der USA und ihrer Verbündeten zu wahren.

Lawrow warnte auch vor der Stationierung von US-Raketen in der Region. Die Staaten in Südostasien hätten kein Interesse an einer Konfrontation, sagte er. Russland wirft der Nato immer wieder vor, kein Verteidigungsbündnis zu sein, sondern es für den eigenen Selbsterhalt auf das Schüren von Konflikten abzusehen. Der russische Chefdiplomat sagte, dass Russland und die Asean-Staatengemeinschaft begonnen hätten, einen neuen umfassenden Plan für ihre strategische Partnerschaft für die nächsten fünf Jahre auszuarbeiten. (dpa)

06:32 Uhr

Samstag, 27. Juli

Ukrainische Truppen in schwieriger Lage im Osten

Die ukrainischen Streitkräfte sind im Osten des Landes nach Darstellung von Präsident Wolodymyr Selenskyj schwer unter Druck. Vor allem die Lage rund um Pokrowsk im Gebiet Donezk sei von der Militärführung gründlich analysiert worden, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. «Dieses Gebiet war und ist nach wie vor der Schwerpunkt der russischen Angriffe.» Es müsse alles getan werden, um die ukrainischen Verteidigungspositionen in der Region zu stärken.

Ohne einen konkreten Anlass zu nennen, sprach er allen ukrainischen Verbänden, die russische Stützpunkte und Logistik in den besetzten Gebieten angriffen, «besondere Anerkennung» aus: «Der Besatzer muss spüren, dass dies ukrainisches Land ist», sagte Selenskyj.

Ukrainische Medien hatten zuvor unter Berufung auf Militärquellen in Kiew von einem Raketenangriff auf einen Militärflughafen auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim berichtet. Über die Auswirkungen des Angriffs wurden zunächst keine Angaben gemacht. Von russischer Seite gab es dazu keine Erklärung.

Kiews Militärgeheimdienst: Donbass bleibt russisches Hauptziel

Die russischen Streitkräfte setzen ihre Prioritäten bei Angriffen nach Erkenntnissen des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR rund um den Donbass. «Dort werden aktuell die heftigsten Kämpfe ausgetragen», sagte HUR-Vertreter Andrij Jusow im ukrainischen Fernsehen. Rund um das Kohlegebiet in der Ostukraine werde an fast allen Frontabschnitten gekämpft. Russland hat den Donbass für annektiert erklärt, kontrolliert aber nicht alle Bereiche seines neuen «Staatsgebiets». «An allen anderen Abschnitten führt der Gegner Scheinangriffe und Ablenkungsmanöver durch.»

Vor allem in der Region südlich der Grossstadt Saporischschja seien zahlreiche Scheinangriffe registriert worden. In Wirklichkeit seien diese jedoch auf Umgruppierungen und Neuaufstellungen auf russischer Seite zurückzuführen. Doch bleibe dies nicht ungefährlich, zumal Russland rund 90.000 Mann in der Region Saporischschja stationiert habe.

Nach Meinung ukrainischer MIlitärexperten reiche diese Menge an Soldaten zwar nicht für einen Frontdurchbruch aus, doch könne die ukrainische Armee durchaus unter Druck gesetzt werden.

Russische Raketen und Drohnen mit ausländischen Bauteilen

Das russische Militär greift die Ukraine mit Raketen und Drohnen an, deren Bauteile zum grossen Teil aus dem Ausland stammen. «Die Raketen und Drohnen, die Russland täglich für Angriffe auf friedliche Städte und Ortschaften in der Ukraine einsetzt, enthalten ausländische Komponenten, die in mehr als 20 Ländern hergestellt wurden», sagte Natalja Nestor, Expertin des ukrainischen Justizministeriums. «Zu diesen gehören China, Deutschland, Japan, die Niederlande, die Schweiz, Taiwan, die Vereinigten Staaten, Kanada, der Iran.»

Nach den bisherigen Untersuchungen ihres Experten-Teams würden in den ursprünglich aus dem Iran stammenden Shahed-Kamikazedrohnen etwa Prozessoren und Schalter aus den USA, elektrische Kraftstoffpumpen aus Deutschland, Dichtungen aus Taiwan sowie Module aus Südkorea verwendet. Bei der Hyperschallrakete «Kinschal» wiederum seien Bauteile aus Spanien, den USA, Japan, Taiwan, der Schweiz und Deutschland verwendet worden. «Das bedeutet, dass für alle Raketen und Drohnen, ihre wichtigsten Hightech-Komponenten, ohne die sie nicht existieren könnten, nicht in Russland, sondern in anderen Ländern hergestellt werden», sagte Nestor. «Wir sprechen hier von Komponenten für Navigation, Steuerung, Leitsysteme, Mikrochips, verschiedene Chips, Sensoren, oder Platinen.»

Trotz umfassender Sanktionen des Westens gegen Russland gelingt es Moskau, das Embargo über Drittländer zu umgehen. Vor allem die Anrainerstaaten Russlands in Zentralasien galten zuletzt als Lieferanten westlicher Elektronik. (dpa)

21:34 Uhr

Freitag, 26. Juli

Selenski spricht von schwieriger Lage im Osten

Die ukrainischen Streitkräfte sind im Osten des Landes nach Darstellung von Präsident Wolodimir Selenski schwer unter Druck. Vor allem die Lage rund um Pokrowsk im Gebiet Donezk sei von der Militärführung gründlich analysiert worden, sagte Selenski in seiner allabendlichen Videoansprache. «Dieses Gebiet war und ist nach wie vor der Schwerpunkt der russischen Angriffe.» Es müsse alles getan werden, um die ukrainischen Verteidigungspositionen in der Region zu stärken.

Ohne einen konkreten Anlass zu nennen, sprach er allen ukrainischen Verbänden, die russische Stützpunkte und Logistik in den besetzten Gebieten angriffen, «besondere Anerkennung» aus: «Der Besatzer muss spüren, dass dies ukrainisches Land ist», sagte Selenski. (dpa)

18:47 Uhr

Freitag, 26. Juli

Ukrainer bei Olympia: Russen «existieren für uns nicht»

Für die ukrainische Olympia-Delegation ist das Aufeinandertreffen mit Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus in Paris alles andere als leicht. «Für uns existieren sie nicht. Wir grüssen sie nicht. Wir sagen nicht hallo, wir schauen sie nicht einmal an», sagte Wadym Hutzajt, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees der Ukraine, am Freitag bei einer Pressekonferenz in Paris.

«Alle Athleten im Olympischen Dorf sind von Russland und dem Krieg in der Ukraine betroffen», führte er aus: «Einige der ukrainischen Athleten, die jetzt im Olympischen Dorf sind, haben ihre Familien oder Teile ihrer Familien, ihre Verwandten verloren, einige von ihnen haben ihre Freunde oder nahestehende Personen verloren.»

Olha Charlan, Fecht-Olympiasiegerin von 2008 und fünfmalige Weltmeisterin, hatte für Aufsehen gesorgt, als sie im vergangenen Jahr bei der Fecht-WM in Mailand ihrer unterlegenen russischen Gegnerin Anna Smirnowa den nach den Turnierregeln vorgesehenen Handschlag verweigerte. Sie wurde disqualifiziert, ihr Fall sorgte international für Aufsehen. Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, garantierte Charlan daraufhin den Olympia-Start.

«Was mir letzten Sommer in Mailand passiert ist, war natürlich eine schwierige Situation. Ich kann sagen, dass ich nichts ändern würde - und ich werde nichts ändern», sagte die 33-jährige Charlan.

In Paris sind nur 15 Sportlerinnen und Sportler aus Russland sowie 17 aus Belarus als neutrale Einzelathleten zugelassen. (dpa)

16:59 Uhr

Freitag, 26. Juli

Polens Schulen brauchen Platz für weitere 80.000 Ukrainer

Die Schulen in Polen werden zum neuen Schuljahr nach offizieller Schätzung etwa 80.000 zusätzliche Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine aufnehmen müssen. Das berichtet die Warschauer Tageszeitung «Rzeczpospolita» unter Berufung auf das Bildungsministerium. Die Regierung habe deshalb grössere Klassen für die Grundschulen beschlossen: Sie könnten auf 29 Schüler aufgefüllt werden.

Bislang konnten ukrainische Kinder, die vor dem russischen Angriffskrieg geflüchtet sind, polnische Schulen besuchen oder mit Fernunterricht im Schulsystem ihrer Heimat bleiben. Mit dem neuen Schuljahr ab 1. September werden alle ukrainischen Schülerinnen und Schüler in Polen schulpflichtig. Die Regierung in Warschau will mit diesem Schritt verhindern, dass Kinder durchs Raster fallen und nicht beschult werden. Ausserdem soll die Integration am derzeitigen Wohnort in Polen gefördert werden.

Den Eltern drohen bei Verstössen Geldbussen. Das polnische Schulsystem hat den Angaben nach bereits 277.000 ukrainische Schüler aufgenommen, davon 180.000 seit Beginn des Krieges im Februar 2022. (dpa)

13:06 Uhr

Freitag, 26. Juli

EU gibt Erlöse aus Russland-Vermögen für Ukraine frei

Die EU gibt erstmals Zinserträge aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen für die Verteidigung und den Wiederaufbau der Ukraine frei. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte eine Überweisung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro an.

«Es gibt kein besseres Symbol oder keinen besseren Verwendungszweck für das Geld des Kremls, als die Ukraine und ganz Europa zu einem sichereren Ort zum Leben zu machen», schrieb sie im sozialen Netzwerk X.

Das Geld, um das es jetzt geht, sind Zinserträge aus eingefrorenem Vermögen der russischen Zentralbank in der EU. Diese für die Ukraine zu nutzen, war bereits im Frühjahr von der EU grundsätzlich beschlossen worden. Das Geld fliesst nun an Länder wie Deutschland oder Tschechien, die der Ukraine dann damit zeitnah Ausrüstung für die Luftverteidigung oder Artilleriegeschosse zur Verfügung stellen.

Nach Kommissionsangaben sind rund 210 Milliarden Euro der russischen Zentralbank in der EU eingefroren. Das in Brüssel ansässige Finanzinstitut Euroclear hatte zuletzt mitgeteilt, 2023 rund 4,4 Milliarden Euro an Zinsen eingenommen zu haben.

Den Vorschlag zur indirekten Verwendung russischer Gelder für die Ukraine hatten Kommissionschefin von der Leyen und der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell den Regierungen der EU-Staaten im März gemacht. Er sieht vor, dass 90 Prozent der nutzbaren Zinserträge aus der Verwahrung russischer Zentralbank-Gelder in den EU-Fonds für die Finanzierung militärischer Ausrüstung und Ausbildung geleitet werden sollen. Die restlichen zehn Prozent sollen für direkte Finanzhilfen für die Ukraine genutzt werden.

Kreml spricht von «Enteignung»

Die russischen Zentralbank-Gelder durch einen Enteignungsbeschluss direkt zu nutzen, ist bislang nicht geplant. Als ein Grund dafür gelten rechtliche Bedenken und wahrscheinliche Vergeltungsmassnahmen. Moskau hatte die EU bereits im vergangenen Jahr davor gewarnt, das Eigentum des russischen Staates oder russischer Bürger zu konfiszieren.

Denkbar wäre es beispielsweise, dass dann auch in Russland tätige Unternehmen aus EU-Ländern zwangsenteignet werden. Zudem könnte eine direkte Nutzung der russischen Vermögenswerte auch dazu führen, dass andere Staaten und Anleger das Vertrauen in den europäischen Finanzplatz verlieren und Vermögen aus der EU abziehen.

Der Kreml hat EU-Pläne zur Nutzung von Zinserträgen aus eingefrorenem russischen Vermögen zugunsten der Ukraine bereits im Mai als «Enteignung» kritisiert. Brüssel habe sich zwar für eine «gekürzte Variante» in seinem Vorgehen gegen Russland entschieden, indem es nur die Zinsen ins Auge fasse, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow damals. «Aber auch diese gekürzte Variante ist nichts anderes als eine Enteignung», fügte er hinzu. (dpa)

07:48 Uhr

Freitag, 26. Juli

Selenski setzt auf Drohnen, Lukaschenko auf deutsche Geisel

Während Belarus’ Machthaber Alexander Lukaschenko Kremlchef Wladimir Putin in Russland besucht, veröffentlicht das Staatsfernsehen in Minsk ein Interview mit einem zum Tode verurteilten Deutschen - und sendet damit eine Botschaft an den Westen. Ein in Belarus (früher Weissrussland) vor der Hinrichtung stehender Deutscher bat Machthaber Alexander Lukaschenko in einem vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlten Video um Gnade.

Die deutsche Regierung tue nichts für seine Rettung, sagte der Mann. Er war den Behörden in Minsk zufolge unter anderem wegen Terrorismus im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes verurteilt worden. «Ich bekenne mich schuldig, definitiv», sagte er. Teils waren die deutschen Aussagen klar zu hören zwischen der russischen Übersetzung.

Das autoritär geführte Belarus vollstreckt als letztes Land in Europa noch die Todesstrafe, und zwar durch Genickschuss. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte erklärt, dass der Fall bekannt sei. Der Mann werde konsularisch betreut. Die Todesstrafe sei eine grausame und unmenschliche Form der Bestrafung, die Deutschland unter allen Umständen ablehne, hiess es. Zu einem von Minsk vorgelegten Verhandlungsangebot äusserte sich das Amt aber nicht.

Geht es Minsk um Gefangenenaustausch?

Nur die eigene Familie kämpfe noch um sein Leben, von offizieller Seite setze sich niemand für ihn ein, sagte der Mann in dem Video. «Noch lebe ich, noch hat man die Zeit zu verhandeln, noch ist es nicht zu spät», flehte er. «Die Regierung sollte um mich kämpfen.» Der Verurteilte bat in dem offensichtlich von der belarussischen Führung lancierten Video unter Tränen darum, seine Tochter, seine Freundin und seinen Vater wiedersehen zu können.

Das Aussenministerium in Minsk hatte mitgeteilt, Berlin Vorschläge zur Lösung der Situation gemacht zu haben. Details dazu gab es nicht.

Spekuliert wurde, dass es das mit Russland verbündete Belarus auf einen Gefangenenaustausch abgesehen haben könnte. So ist Kremlchef Wladimir Putin an der Rückholung eines Russen interessiert, der in Deutschland wegen eines Mordes im Berliner Kleinen Tiergarten im Auftrag russischer Behörden verurteilt wurde. Putin empfing Lukaschenko auf der Klosterinsel Walaam im Ladogasee in der Nähe von St. Petersburg.

Selenski lobt eigene Rüstungsindustrie

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski lobte die Fortschritte in der eigenen Rüstungswirtschaft. «Es ist sehr wichtig, dass ausländische Gelder endlich wirklich und sichtbar in der Rüstungsproduktion arbeiten, und das ist unsere grosse Errungenschaft», sagte Selenski in seiner täglichen Videoansprache. Der Sektor werde inzwischen nicht mehr nur durch staatliche Investitionen gefördert, sondern ziehe auch Gelder von Partnern an. Als Beispiele nannte er den Bau von Raketen und Langstreckendrohnen.

So bereite die Ukraine Schritte vor, um die Reichweite der Drohnen noch zu vergrössern. Zuletzt waren ukrainische Drohnen unter anderem in der russischen Teilrepublik Tatarstan eingeschlagen. Tatarstan ist etwa 1000 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.

Russischer Panzer überfährt Auto in Grenzregion

Einigen russischen Soldaten mangelt es offenbar an Disziplin: In der russischen Grenzregion Belgorod überrollte Medienberichten zufolge ein Panzer ein Auto. Der Fahrer des Pkw starb nach Informationen des regionalen Internetportals «Pepel» am Unfallort. Der Panzer missachtete demnach auf einer Kreuzung die Vorfahrt. Den Fotos zufolge fuhr er nach dem Unfall noch etwa 100 Meter, ehe er anhielt. «Nach Angaben von Augenzeugen war die Panzerbesatzung in unzurechnungsfähigem Zustand und hat... gelacht», hiess es. Ob die Soldaten nüchtern waren, blieb unklar.

Russland führt seit über zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine. Immer wieder gibt es Berichte über marodierende russische Soldaten im Nachbarland.

Soldaten im Kriegsgebiet sollen nach Vorstellung der russischen Regierung ihre Fahrerlaubnis auch nach Unfällen oder Trunkenheit am Steuer vorläufig behalten dürfen. Allerdings kommt es durch die laxe Haltung auch immer wieder zu tödlichen Vorfällen im eigenen Land. Anfang Juli hatten so ebenfalls in der Region Belgorod betrunkene Soldaten einen Pkw und dessen Fahrer platt gewalzt. Anschliessend versuchten sie zu fliehen. Gegen den Panzerfahrer wurde inzwischen ein Strafverfahren eingeleitet.

22:38 Uhr

Donnerstag, 25. Juli

Ukraine: Grenzschutz verhindert Flucht von über 20 Männern

Der ukrainische Grenzschutz hat über zwei Dutzend wehrpflichtige Männer an der Flucht ins Ausland gehindert. Mitteilungen der Grenzschützer zufolge wurden elf Männer im Gebiet Winnyzja und weitere 15 im Gebiet Odessa an der Grenze zur Republik Moldau aufgegriffen. Ein Teil der Männer wollte demnach in die von prorussischen Separatisten kontrollierte Region Transnistrien gelangen.

Fluchthelfern seien umgerechnet zwischen 3700 und über 9000 Euro gezahlt worden. Den Flüchtlingen droht nun eine Ordnungsstrafe für den Versuch des illegalen Grenzübertritts und eine Überstellung an das Kreiswehrersatzamt. Den Organisatoren drohen langjährige Gefängnisstrafen.

Im Gebiet Odessa versuchte darüber hinaus ein Mann, einen Grenzbeamten mit umgerechnet über 2300 Euro für seine Flucht nach Transnistrien zu bestechen. Er wollte mit seinem Auto über einen Feldweg in das Gebiet gelangen. Ihm drohen nun bis zu acht Jahren Gefängnis.

In den Karpaten unweit der rumänischen Grenze wurde zudem die Leiche eines weiteren Flüchtlings entdeckt. Nach Angaben der Behörde ist es bereits der zwölfte Leichenfund im Grenzgebiet in den Bergen seit dem russischen Überfall im Februar 2022. (dpa)

18:49 Uhr

Donnerstag, 25. Juli

Russland will Youtube ausbremsen

Russische Behörden bereiten ein Verlangsamen der Videoplattform Youtube im eigenen Land vor. «Bis Ende der Woche kann die Geschwindigkeit beim Herunterladen von Youtube auf stationären Computern um 40 Prozent sinken, bis Ende nächster schon um 70 Prozent», schrieb der Abgeordnete der russischen Staatsduma, Alexander Hinstejn, auf seinem Telegram-Kanal. Der Chef des Ausschusses für Informationspolitik im russischen Parlament sprach von einer angeblich erzwungenen Massnahme.

Das Drosseln von Youtube richte sich nicht gegen die Nutzer in Russland, sondern gegen die Führung der Holding, «die nach wie vor meint, straflos unsere Gesetzgebung verletzen und ignorieren zu können.» Youtube zeichne sich durch eine antirussische Politik aus, behauptete Hinstejn. Als Argument führte er das Löschen von Accounts russischer Blogger und Medien bei Youtube an, die die Kriegspropaganda des Kremls wiedergeben.

Das Verlangsamen von Youtube auf PCs sei nur ein erster Warnschuss, drohte der Politiker der Kremlpartei Einiges Russland. Sollte Youtube weiterhin nicht einlenken, sei die Plattform in Russland unerwünscht. Alternativen wie Rutube und VK Video gebe es bereits. (dpa)

17:10 Uhr

Donnerstag, 25. Juli

Moskau und Kiew legen hohe Hürden für Verhandlungen auf

Neue Wortmeldungen der russischen und ukrainischen Führung machen deutlich, wie hoch die Hürden für mögliche Friedensgespräche für ein Ende des russischen Krieges in der Ukraine sind. Beide Seiten zeigen sich offen für Verhandlungen - knüpfen daran aber Bedingungen.

Das ukrainische Aussenministerium teilte mit, es gebe Bereitschaft zu einem Verhandlungsprozess mit der russischen Seite zu einem bestimmten Zeitpunkt, wenn Moskau zu aufrichtigen Verhandlungen bereit sei. Zugleich meinte Kuleba, dass es eine solche Bereitschaft auf russischer Seite derzeit nicht gebe. Es brauche einen gerechten und dauerhaften Frieden, sagte er.

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte wiederum, im Moment gebe es verschiedene Äusserungen aus Kiew, die nicht ganz verständlich seien. «Russland ist insgesamt offen für einen Verhandlungsprozess, aber zuerst muss man verstehen, inwieweit dazu die ukrainische Seite bereit ist und inwieweit sie dazu die Erlaubnis ihrer Kuratoren hat», sagte Peskow. Russland sieht die ukrainische Führung als «Marionette» westlicher Strippenzieher.

Offiziell liegen die von beiden Seiten geäusserten Bedingungen bisher weit auseinander. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski fordert für Verhandlungen mit Moskau den vollständigen Abzug russischer Truppen aus dem Land. Kremlchef Wladimir Putin hingegen hatte einen Verzicht der Ukraine auf die von Russland annektierten Gebiete Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk gefordert, die teils weiter von Kiew kontrolliert werden. Zudem rüsten beide Seiten für eine Fortsetzung des Krieges massiv auf und ziehen Tausende Soldaten ein. (dpa)

14:43 Uhr

Donnerstag, 25. Juli

Wieder russische Drohnen-Trümmer in Rumänien abgestürzt

Nach russischen Angriffen auf ukrainische Donauhäfen sind in Rumänien an der Grenze zur Ukraine erneut Reste russischer Drohnen gefunden worden. Rumänien habe seine Nato-Partner bereits über den Fund nahe dem Dorf Plauru am nördlichen Donau-Arm Chilia informiert, schrieb Rumäniens Aussenministerin Luminita Odobescu auf der Platfform X.

Die Trümmer stammen nach Angaben des Verteidigungsministeriums von einer Drohne vom Typ Geran 1/2, mit der Russland in der Nacht auf Mittwoch angegriffen habe.

Das Verteidigungsministerium prüft nach eigenen Angaben, ob nach weiteren russischen Angriffen im grenznahen Gebiet in der Nacht zum Donnerstag weitere Objekte in derselben Region auf rumänisches Territorium gefallen seien. In beiden Nächten habe man die Bevölkerung in der Region vor den Angriffen gewarnt und dazu aufgefordert, Schutzbunker oder Keller aufzusuchen. (dpa)

13:58 Uhr

Donnerstag, 25. Juli

US-Militär fängt russische und chinesische Bomber ab

Am Mittwoch, dem 24. Juli 2024, haben US-amerikanische und kanadische Kampfjets je zwei russische und chinesische Bomber abgefangen, die in der Nähe von Alaska entdeckt wurden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass russische Bomber in dieser Flugzone abgefangen werden, so geschah dies auch im Februar und März. Der gemeinsame Flug von russischen und chinesischen Flugzeugen stellt jedoch eine Premiere dar.

Das Nordamerikanische Luftverteidigungskommando (NORAD) betonte, dass der Vorfall «nicht als Bedrohung angesehen wird» und dass man weiterhin die Aktivitäten in Nordamerika überwachen und Präsenz zeigen werde.

In der vergangenen Woche wies eine hochrangige US-Verteidigungsbeamtin auf Chinas zunehmendes militärisches Interesse an der Arktis und die Kooperation mit Russland hin. «Schmelzende Arktis-Eiskappen eröffnen neue Schifffahrtswege und ziehen zunehmendes Interesse und Aktivitäten von sowohl der Volksrepublik China als auch Russland an», sagte Kathleen Hicks, die stellvertretende Verteidigungsministerin.

«Besorgniserregend ist, dass die Zusammenarbeit zwischen der Volksrepublik China und der russischen Föderation in der Arktis zunimmt. China finanziert erheblich die russische Energieausbeutung in der Region und verstärkt zunehmend ihre gemeinsamen militärischen Aktivitäten», erklärte Hicks weiter. (watson)

13:43 Uhr

Donnerstag, 25. Juli

Wieder russische Drohnen-Trümmer in Rumänien abgestürzt

Nach russischen Angriffen auf ukrainische Donauhäfen sind in Rumänien an der Grenze zur Ukraine erneut Reste russischer Drohnen gefunden worden. Rumänien habe seine Nato-Partner bereits über den Fund nahe dem Dorf Plauru am nördlichen Donau-Arm Chilia informiert, schrieb Rumäniens Aussenministerin Luminita Odobescu auf der Platfform X. Die Trümmer stammen nach Angaben des Verteidigungsministeriums von einer Drohne vom Typ Geran 1/2, mit der Russland in der Nacht auf Mittwoch angegriffen habe.

Das Verteidigungsministerium prüft nach eigenen Angaben, ob nach weiteren russischen Angriffen im grenznahen Gebiet in der Nacht zum Donnerstag weitere Objekte in derselben Region auf rumänisches Territorium gefallen seien. In beiden Nächten habe man die Bevölkerung in der Region vor den Angriffen gewarnt und dazu aufgefordert, Schutzbunker oder Keller aufzusuchen.

Zudem seien jedes Mal während der Angriffe von rumänischer Seite Überwachungsflugzeuge in die Nähe des Kampfgebiets gestartet. In der Nacht zum Mittwoch seien es F-16-Kampfjets der rumänischen Luftwaffe vom Stützpunkt Borcea in Südrumänien gewesen, in der Nacht zum Donnerstag finnische F-18-Jets von der Luftwaffenbasis Mihail Kogalniceanu nahe dem Schwarzen Meer, hiess es aus dem Verteidigungsministerium.

Plauru liegt unmittelbar gegenüber dem ukrainischen Donauhafen Ismajil, in einer dünn besiedelten Region. Im vergangenen Jahr landeten dort mehrmals Trümmer russischer Drohnen, nach Angriffen auf ukrainische Häfen. (dpa)

10:59 Uhr

Donnerstag, 25. Juli

Prominente Ökonomin stirbt bei Fenstersturz in Moskau

In Moskau ist die prominente russische Ökonomin Valentina Bondarenko bei einem Sturz aus dem Fenster gestorben. Die 82 Jahre alte bekannte Wirtschaftswissenschaftlerin, die den Internationalen Nikolai-Kontratjew-Fonds leitete, sei auf tragische Weise aus dem Fenster ihrer Wohnung gefallen, berichteten Medien in Moskau. Der Wirtschaftszeitung «Wedomosti» zufolge ereignete sich das Unglück bereits am Montag (22. Juli). Es gebe keinen Hinweis auf eine äussere Gewalteinwirkung oder einen kriminellen Hintergrund, schrieb das Blatt unter Berufung auf Behörden.

Die international bekannte Wirtschaftsforscherin habe an einer chronischen Krankheit gelitten, die Gründe für den Sturz aus dem Fenster seien aber nicht klar, schrieb die Zeitung weiter. Sie gehörte auch zu den führenden Expertinnen des Wirtschaftsinstituts der Russischen Akademie der Wissenschaften. Russische Medien würdigten die jahrelange Arbeit der Wissenschaftlerin. Bondarenko hatte sich vor allem durch langfristige Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes einen Namen gemacht.

Fensterstürze und andere ungewöhnliche Todesfälle von Staatsangestellten und Topmanagern in Russland sorgen immer wieder für Aufsehen, weil die Männer und Frauen in den meisten Fällen mitten aus dem Leben gerissen wurden. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine war etwa der Vorstandschef des Moskauer Ölkonzerns Lukoil, Rawil Maganow, beim Sturz aus dem Fenster eines Moskauer Krankenhauses ums Leben gekommen. Seither gab es mehrere ähnliche Fälle. (dpa)

06:58 Uhr

Donnerstag, 25. Juli

Kiew signalisiert Gesprächsbereitschaft mit Moskau

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat sich im Zuge einer Reise seines Aussenministers Dmytro Kuleba zum Russland-Verbündeten China optimistisch zu möglichen diplomatischen Fortschritten geäussert. «Es gibt ein klares Signal, dass China die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine unterstützt», sagte Selenski.

Ein ukrainischer Soldat im Training.
Bild: Efrem Lukatsky / AP

Der ukrainische Aussenminister ist derzeit in Peking, um ukrainische und chinesische Positionen für eine diplomatische Lösung in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine anzunähern. Kuleba bestätigte dabei auch ein Interesse Kiews an Gesprächen mit Moskau. Bislang hat der Kreml darauf abwartend reagiert.

China ist der wichtigste Verbündete Russlands. Peking wird daher ein grosser Einfluss auf Entscheidungen in Moskau zugeschrieben. Selenski lobte, dass China das Versprechen von Staats- und Parteichef Xi Jinping einhalte, keine Waffen an Russland zu liefern. Er warte auf die Rückkehr Kulebas für weitere Erkenntnisse.

Antwort auf Gesprächsangebot: Kreml beharrt auf Kriegszielen

Kremlsprecher Dmitri Peskow nahm die von Kiew signalisierte Gesprächsbereitschaft über einen Frieden skeptisch auf. Russland werde seine Kriegsziele voll durchsetzen, sagte er. «Ob durch die militärische Spezialoperation oder durch Verhandlungen - wir haben keine Alternative zum Erreichen unserer Ziele. Und wir werden sie auf jeden Fall erreichen», sagte Peskow.

Natürlich sei der Verhandlungsweg vorzuziehen, doch Gespräche würden dadurch erschwert, dass Selenski als Präsident der Ukraine keine Legitimation besitze, behauptete er einmal mehr. Kiews Versuche, über Peking eine diplomatische Lösung voranzutreiben, wertete er als Notlage der Ukraine.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte als Kriegsziele einen Verzicht der Ukraine auf den Beitritt zur Nato und auf mehrere Gebiete im Osten und Südosten des Landes genannt. So fordert Moskau den Rückzug ukrainischer Truppen aus den Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Zudem bleibt Moskau bei der Forderung nach einer «Entnazifizierung der Ukraine», worunter im Kreml wohl die Einsetzung einer von Russland abhängigen Regierung in Kiew gemeint ist.

Kiew wiederum hatte einen Rückzug russischer Truppen von ukrainischem Gebiet gefordert. Die jüngsten Initiativen von Aussenminister Kuleba deuten aber auf mögliche Kompromissbereitschaft der Ukrainer hin. Bei seiner Reise nach China hatte Kuleba versucht, einen eigenen Friedensplan mit der von Peking offerierten diplomatischen Lösung des Konflikts zu koordinieren. Dabei hatte er direkte Gespräche mit Moskau als Ziel genannt.

Kreml sieht Ernüchterung in Kiew, Selenski verspricht Stärkung der Front

Bisher seien ihm die Details des Angebots unklar, sagte Peskow dazu. Es sei aber offensichtlich, dass die ukrainische Führung in Schwierigkeiten sei. «Früher oder später wird - vielleicht nicht so schnell wie von uns erhofft - die Zahl der Leute steigen, die versuchen, nüchtern auf das Geschehen zu blicken.»

Selenskyj erklärte in seiner Abendbotschaft dazu nur, dass die Ukraine neben diplomatischen Bemühungen auch die Front weiter stärke. Er habe mit Verteidigungsminister Rustem Umerow über die weitere Versorgung der Kampfeinheiten gesprochen. Details nannte er nicht.

Vorfall an der Front: Kiews Soldaten schiessen aufeinander

Zunächst einmal schwächte sich das ukrainische Militär aber selbst: Bei einer Schiesserei zwischen ukrainischen Soldaten im Frontgebiet Charkiw kamen drei Männer ums Leben, vier weitere wurden verletzt. Die Verletzten seien ins Krankenhaus gebracht worden, ihr Zustand sei ernst, teilte das Bataillon Chortyza auf Telegram mit. Als Grund für die Schiesserei werden persönliche Differenzen zwischen den Beteiligten angegeben.

In dem Krieg kommt es auf beiden Seiten immer wieder dazu, dass sich Soldaten einer Kriegspartei gegenseitig angreifen. Solche Fälle zeugen nach Ansicht von Militärexperten von einer niedrigen Kampfmoral und Disziplin der entsprechenden Einheiten.

Kreml wechselt Luftwaffenchef aus

Aber auch für Russland läuft nicht alles nach Plan, worauf Änderungen an der Führungsspitze der Luftstreitkräfte hindeuten. Neuer Luftwaffenchef sei Sergej Kobylasch, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Kobylasch befehligte bislang die Flotte der russischen Langstreckenbomber. Die Ukraine wirft dem aus Odessa stammenden General den Beschuss von Städten und anderen zivilen Objekten vor. Kobylaschs Nachfolger als Befehlshaber bei den Langstreckenbombern wird General Sergej Kuwaldin. Über die weitere Verwendung des bisherigen Luftwaffenchefs Sergej Dronow ist nichts bekannt. (dpa)

21:13 Uhr

Mittwoch, 24. Juli

Antwort auf Gesprächsangebot: Kreml beharrt auf Kriegszielen

Russland hat die von Kiew signalisierte Gesprächsbereitschaft über einen Frieden skeptisch aufgenommen und will seine Kriegsziele weiter voll durchsetzen. «Ob durch die militärische Spezialoperation oder durch Verhandlungen - wir haben keine Alternative zum Erreichen unserer Ziele. Und wir werden sie auf jeden Fall erreichen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Natürlich sei der Verhandlungsweg vorzuziehen, doch Gespräche würden dadurch erschwert, dass Wolodimir Selenski als Präsident der Ukraine keine Legitimation besitze, behauptete er einmal mehr. Kiews Versuche, über Peking eine diplomatische Lösung voranzutreiben, wertete er als Notlage der Ukraine.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte als Kriegsziele einen Verzicht der Ukraine auf den Beitritt zur Nato und auf mehrere Gebiete im Osten und Südosten des Landes genannt. So fordert Moskau den Rückzug ukrainischer Truppen aus den Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Zudem bleibt Moskau bei der Forderung nach einer «Entnazifizierung der Ukraine», worunter im Kreml wohl die Einsetzung einer von Russland abhängigen Regierung in Kiew gemeint ist.

Kiew wiederum hatte einen Rückzug russischer Truppen von ukrainischem Gebiet gefordert. Die jüngsten Initiativen von Aussenminister Dmytro Kuleba deuten aber auf mögliche Kompromissbereitschaft der Ukrainer hin. Bei seiner Reise nach China hatte Kuleba versucht, einen eigenen Friedensplan mit der von Peking offerierten diplomatischen Lösung des Konflikts zu koordinieren. Dabei hatte er direkte Gespräche mit Moskau als Ziel genannt.

Bisher seien ihm die Details des Angebots unklar, sagte Peskow dazu. Es sei aber offensichtlich, dass die ukrainische Führung in Schwierigkeiten sei. «Früher oder später wird - vielleicht nicht so schnell wie von uns erhofft - die Zahl der Leute steigen, die versuchen, nüchtern auf das Geschehen zu blicken.» (dpa)

17:15 Uhr

Mittwoch, 24. Juli

Russland will im Konflikt mit dem Westen die Kriegsflotte stärken

Russland will vor dem Hintergrund der Spannungen mit dem Westen seine Kriegsflotte massiv verstärken. «Die USA und andere Nato-Staaten bauen ihre militärische Flottenpräsenz in den Weltmeeren, darunter auch in den unmittelbar an Russland angrenzenden Gewässern aus», sagte Präsidentenberater Nikolai Patruschew. Unter dem Vorwand des Kampfes gegen die Piraterie würden Handelswege blockiert und Güter- und Passagierschiffe unabhängiger Nationen aufgehalten, durchsucht und teilweise beschlagnahmt, behauptete der einstige russische Geheimdienstchef, der wegen seiner engen Beziehungen zu Präsident Wladimir Putin immer noch als einflussreich gilt. Darum müsse Russland seine Flotte modernisieren.

«Die Gewährleistung der ständigen Bereitschaft unserer Flotte zur Abschreckung und zur Verhinderung militärischer Konflikte sowie zum Schutz unseres Landes in Übereinstimmung mit den internationalen Normen ist notwendig», sagte Patruschew. Putin befiehlt demnach, die strategischen Dokumente zur Entwicklung der Kriegsflotte zu überarbeiten. Entsprechende Anweisungen seien an die Ministerien und die Schiffbauunternehmen gegangen. Details zu dem Marinerüstungsprogramm wurden nicht bekannt. (dpa)

13:00 Uhr

Mittwoch, 24. Juli

EU-Staaten einigen sich auf Milliardenzahlung an Ukraine

Die EU-Staaten haben sich auf die Auszahlung von knapp 4,2 Milliarden Euro Finanzhilfe für die von Russland angegriffene Ukraine verständigt. Das Geld kommt aus einem neuen mehrjährigen Unterstützungsprogramm und soll unter anderem für den Wiederaufbau von zerstörter Infrastruktur und die Modernisierung des Landes verwendet werden, wie die derzeitige ungarische EU-Ratspräsidentschaft am Rande einer Sitzung des Ausschusses der ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten in Brüssel mitteilte. Die Einigung muss nun nur noch in einem schriftlichen Verfahren formalisiert werden.

Die EU-Kommission hatte die Auszahlung kurz zuvor empfohlen und dies mit der Erfüllung von Reformauflagen begründet. Diese sahen vor, dass die Regierung in Kiew mit neuen Gesetzen einen effektiveren Kampf gegen Steuerhinterziehung und Wirtschaftskriminalität ermöglicht. Zudem mussten Grundsätze für die Leitung staatseigener Unternehmen angepasst und ein nationaler Energie- und Klimaplan angenommen werden.

Das neue EU-Hilfsprogramm sieht in einem Zeitraum von vier Jahren Finanzhilfen von 50 Milliarden Euro vor. 33 Milliarden Euro davon sollen als Darlehen ausgezahlt werden, der Rest in Form nicht rückzahlungspflichtiger Zuschüsse. In Form von einer Brückenfinanzierung waren bislang bereits 7,9 Milliarden Euro ausgezahlt worden.

Mit den Finanzhilfen will die EU es dem ukrainischen Staat ermöglichen, weiter Löhne und Renten zu zahlen. Zudem soll der Betrieb von Krankenhäusern, Schulen und Notunterkünften für umgesiedelte Menschen garantiert werden. Weiterhin kann das Geld auch genutzt werden, um durch den russischen Angriffskrieg zerstörte Infrastruktur wiederherzustellen. Dazu gehören etwa Stromleitungen, Wassersysteme sowie Strassen und Brücken. Im vergangenen Jahr zahlte die EU Finanzhilfen in Höhe von 18 Milliarden Euro aus. (dpa)

12:58 Uhr

Mittwoch, 24. Juli

China bekräftigt Vermittlungsbereitschaft im Ukraine-Krieg

China hat bei einem Treffen mit dem ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba seine Bereitschaft für eine Vermittlerrolle im Krieg mit Russland unterstrichen. «Auch wenn die Bedingungen und der Zeitpunkt noch nicht reif sind, unterstützen wir alle Bemühungen, die dem Frieden förderlich sind, und sind bereit, eine konstruktive Rolle bei der Beendigung des Konflikts und der Wiederaufnahme der Friedensgespräche zu spielen», sagte der chinesische Aussenminister Wang Yi laut chinesischer Angaben bei einem Treffen mit Kuleba in der südchinesischen Metropole Guangzhou.

China sei der Meinung, dass alle Konflikte letztendlich am Verhandlungstisch gelöst werden müssen, so Wang Yi. In letzter Zeit hätten sowohl die Ukraine als auch Russland in unterschiedlichem Masse signalisiert, dass sie bereit seien, Verhandlungen aufzunehmen.

Kuleba sagte nach chinesischen Angaben, dass die Ukraine bereit sei, Verhandlungen mit Russland aufzunehmen. Sie sollten darauf abzielen, einen gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen. Kuleba sagte demnach auch, dass die Ukraine einen von China und Brasilien vorgeschlagenen Friedensplan «sorgfältig studiert» habe.

Vorstoss von China und Brasilien

China ist der wichtigste Verbündete Russlands. Die Volksrepublik unterhält engen wirtschaftlichen und politischen Austausch mit Moskau. Peking wird deshalb viel Einflussmöglichkeit auf das russische Vorgehen in der Ukraine zugeschrieben. Nach aussen stellt sich das Land gerne als neutral dar. Allerdings werfen westliche Staaten China immer wieder vor, mit dem Export wichtiger Technologie und Ausrüstung Moskaus Verteidigungsindustrie und damit den Krieg zu unterstützen.

Bei der zurückliegenden Friedenskonferenz zum Ukraine-Krieg in der Schweiz hatte Peking abgesagt. Die Chinesen schlugen im Mai gemeinsam mit Brasilien einen Plan vor, der unter anderem eine von der Ukraine und Russland anerkannte Friedenskonferenz und die Diskussion aller Pläne vorsieht. (dpa)

06:58 Uhr

Mittwoch, 24. Juli

Selenski will eigenes Raketenprogramm forcieren

Die Ukraine will auf den Beschuss durch russische Raketen mit einem eigenen Raketenbauprogramm reagieren. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski versprach die Entwicklung und den Bau eigener weitreichender Raketen. «Unser Raketenprogramm hat eine gute Dynamik und auch wenn die Aufgabe schwer ist, aber allmählich nähern wir uns der Möglichkeit, unsere Raketen einzusetzen und uns nicht nur auf die Raketen zu verlassen, die unsere Partner liefern», sagte Selenski in seiner täglichen Videoansprache. Er forderte eine grösstmögliche Selbstständigkeit bei der Waffen- und insbesondere der Raketenproduktion.

Das Raketenprogramm der Ukraine startet nicht bei null. Die Republik war bereits in der Sowjetzeit Hauptstandort für die sowjetische Raketenproduktion. Nach dem Beginn der Kampfhandlungen in der Ostukraine zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten 2014 wurden neue Raketentypen vorgestellt. Nach dem russischen Einmarsch 2022 versenkte Kiew eigenen Angaben nach das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte «Moskwa» mit Raketen aus eigener Produktion. Diese sollen bereits eine Reichweite von knapp 300 Kilometern haben.

Selenski will diese Reichweite nun aber noch einmal deutlich erhöhen, damit Kiew neben Drohnen auch Raketen zum Beschuss tief im russischen Hinterland liegender Militärobjekte nutzen kann. Bislang hat allerdings Moskau diesbezüglich noch deutliche Vorteile. Westliche Waffen darf die Ukraine nicht zum Beschuss weiter entfernt gelegener Objekte in Russland nutzen, auch weil Europäer und Amerikaner ansonsten eine weitere Eskalation des Konflikts über die Ukraine hinaus fürchten.

Kiew kontaktiert potenziellen neuen US-Sicherheitsberater

Zugleich hält sich die Ukraine die USA als wichtigsten Partner warm. Kurz nach dem Rückzug von Präsident Joe Biden aus dem US-Wahlkampf kontaktierte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, den möglichen neuen Sicherheitsberater Philip Gordon. Gordon berät die US-Vizepräsidentin, die Demokratin Kamala Harris, aktuell bereits in Sicherheitsfragen. Er gilt als möglicher neuer Sicherheitsberater, wenn Harris als Kandidatin nominiert und die US-Wahl gewinnen sollte.

Jermak schrieb bei Telegram, er habe Gordon von der Situation an der Front und den vermehrten russischen Angriffen auf ukrainische Städte und Gemeinden, darunter auf die Energieinfrastruktur, berichtet. Ebenso sei die weitere Unterstützung der Ukraine durch die USA angesprochen worden. Gewöhnlich steht Jermak im engen Austausch mit dem aktuellen Sicherheitsberater, Jacob Sullivan. Der Ukrainer hatte allerdings bereits bei einem Besuch Anfang Juli in Washington Gespräche mit Gordon geführt. Zuvor hatte Selenski schon mit dem Präsidentschaftskandidaten der Republikanischen Partei, Donald Trump, telefoniert für den Fall, dass er die Wahl gewinnt.

Ukrainischer Aussenminister Kuleba in China eingetroffen

In China wiederum geht es darum, diplomatische Unterstützung zu generieren. Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba will bei mehrtägigen Gesprächen in Peking eine Positionsannäherung mit China für eine künftige Friedenskonferenz erreichen. «Im Zentrum der Aufmerksamkeit wird eine Frage stehen: Frieden in der Ukraine», betonte der Chefdiplomat in einem Video bei Facebook. Bei den Unterredungen gehe es darum, Anknüpfungspunkte zu finden. Es solle vor allem eine Konkurrenz verschiedener Friedenspläne vermieden werden. «Wir müssen zu einem gerechten und dauerhaften Frieden gelangen, und China könnte dabei eine wichtige Rolle spielen», hob der Minister hervor.

Kiew wünscht sich eine stärkere diplomatische Rolle Pekings bei der Beendigung des Kriegs. China hat einen Friedensplan vorgelegt. Er setzt keinen vollständigen russischen Truppenabzug von ukrainischem Staatsgebiet voraus und unterscheidet sich damit wesentlich von einer Variante, die vom ukrainischen Präsidenten Selenski vorgelegt wurde.

Moskau: Gesetz ermöglicht weitere Verbote ausländischer Organisationen

Russland wiederum setzt auf Abschottung und Abschreckung des Westens. Das russische Parlament, die Staatsduma, legte die Grundlage für ein Verbot aller ausländischen Organisationen im Land. Das am Dienstag in abschliessender dritter Lesung verabschiedete Gesetz sieht vor, auch Organisationen, die direkt von fremden Staaten gegründet wurden, als «unerwünscht» einstufen und damit verbieten zu können. Damit sei eine Gesetzeslücke gegen westliche Einflussnahme in Russland geschlossen worden, argumentierten die Parlamentarier. Bisher hätten nur Nichtregierungsorganisationen verboten werden können. (dpa)

22:31 Uhr

Dienstag, 23. Juli

Selenski: Ukraine wird selbst Raketen bauen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die Entwicklung und den Bau eigener weitreichender Raketen versprochen. «Unser Raketenprogramm hat eine gute Dynamik und auch wenn die Aufgabe schwer ist, aber allmählich nähern wir uns der Möglichkeit, unsere Raketen einzusetzen und uns nicht nur auf die Raketen zu verlassen, die unsere Partner liefern», sagte Selenski in seiner täglichen Videoansprache. Er forderte eine grösstmögliche Selbstständigkeit bei der Waffen- und insbesondere der Raketenproduktion.

Das Raketenprogramm der Ukraine startet nicht bei null. Die Republik war bereits in der Sowjetzeit Hauptstandort für die sowjetische Raketenproduktion. Nach dem Beginn der Kampfhandlungen in der Ostukraine zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten 2014 wurden neue Raketentypen vorgestellt. Nach dem russischen Einmarsch 2022 hat Kiew eigenen Angaben nach das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte «Moskwa» mit Raketen aus eigener Produktion versenkt. Diese sollen bereits eine Reichweite von knapp 300 Kilometern haben.

Selenski will diese Reichweite nun aber noch einmal deutlich erhöhen, damit Kiew neben Drohnen auch Raketen zum Beschuss tief im russischen Hinterland liegender Militärobjekte nutzen kann. Bislang hat allerdings Moskau diesbezüglich noch deutliche Vorteile. Westliche Waffen darf die Ukraine nicht zum Beschuss weiter entfernt gelegener Objekte in Russland nutzen, auch weil Europäer und Amerikaner ansonsten eine weitere Eskalation des Konflikts über die Ukraine hinaus fürchten. (dpa)

19:05 Uhr

Dienstag, 23. Juli

Moskau lockt mit mehr Geld zum Kriegseinsatz

Die russische Hauptstadt Moskau will mehr Freiwillige für den Kriegseinsatz in der Ukraine anlocken und eine Prämie von 1,9 Millionen Rubel (rund 20.000 Euro) als Einmalzahlung bei Vertragsabschluss gewähren. Nach Darstellung von Bürgermeister Sergej Sobjanin sollen daneben alle bisherigen Sonderzahlungen für die aus der Hauptstadt an die Front entsendeten Soldaten erhalten bleiben. Im ersten Jahr kämen dann insgesamt 5,2 Millionen Rubel (mehr als 54.000 Euro) Jahreseinkommen zusammen. Das ist ein Vielfaches des russischen Durchschnittsverdienstes.

Die russischen Regionen hoben zuletzt vielfach die Prämien für die Unterzeichnung eines Freiwilligenvertrags massiv an, um noch mehr Soldaten für den Krieg anzuwerben. Damit soll eine neue Teilmobilmachung umgangen werden. (dpa)

15:00 Uhr

Dienstag, 23. Juli

Ungarn und Slowakei eskalieren Öl-Streit mit Ukraine

Neue Sanktionen der Ukraine gegen den russischen Ölkonzern Lukoil sorgen in der EU für Ärger. Die Europäische Kommission teilte in Brüssel mit, dass sie einen Beschwerdebrief der Aussenminister Ungarns und der Slowakei erhalten habe. Darin geht es demnach um negative Auswirkungen der Kiewer Entscheidung, den Transport von Lukoil-Öl über ukrainisches Staatsgebiet zu verbieten. Dieses wurde bislang über den Südstrang der Druschba-Pipeline von Russland über die Ukraine nach Ungarn und in die Slowakei geleitet.

Ein Sprecher der EU-Kommission erklärte, die Informationen in dem Brief würden nun geprüft. Auf Antrag von Ungarn und der Slowakei solle an diesem Mittwoch zudem der Ausschuss für Handelspolitik tagen. Aus Sicht der EU-Kommission seien derzeit keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Sicherheit der Ölversorgung der Europäischen Union zu erwarten.

Ungarn und die Slowakei werfen der Ukraine seit Tagen vor, mit der Einschränkung des Öltransits gegen ein Assoziierungsabkommen mit der EU zu verstossen. In diesem ist festgehalten, dass der Transit von Energiegütern nicht behindert werden darf. Unklar ist nach Angaben aus EU-Kreisen aber, ob die Massnahme der Ukraine nicht als sicherheitsrelevant und damit als legitim eingestuft werden könnte. (dpa)

14:40 Uhr

Dienstag, 23. Juli

Ukraine verlängert Kriegsrecht um weitere drei Monate

Das ukrainische Parlament hat das geltende Kriegsrecht und die Mobilmachung erwartungsgemäss um weitere drei Monate bis Anfang November verlängert. Für die von Präsident Wolodimir Selenski eingebrachten Gesetze stimmte jeweils eine deutliche Mehrheit, meldeten ukrainische Medien unter Berufung auf Parlamentsabgeordnete. Beide Massnahmen wären ohne eine Verlängerung am 12. August ausgelaufen. (dpa)

06:51 Uhr

Dienstag, 23. Juli

Sicherheitsabkommen: «In naher Zukunft mit Verhandlungen beginnen»

In ihrem Bemühen nach internationaler Unterstützung und Stärkung ihrer Sicherheit bereitet die Ukraine weitere Sicherheitsabkommen mit ihren Unterstützern vor. Ohne konkrete Namen von Staaten zu nennen, sprach Präsident Wolodimir Selenski in seiner abendlichen Videobotschaft von vier neuen Abkommen.

«Wir werden in naher Zukunft mit den Verhandlungen beginnen und müssen die Dokumente relativ schnell zur Unterzeichnung vorbereiten», sagte er. Dabei gehe es um Verteidigungsunterstützung, Finanzen und humanitäre Zusammenarbeit. Dann hätte man fast 30 solcher Abkommen mit Partnern geschlossen.

Die ukrainische Regierung habe es sich zur Aufgabe gemacht, verschiedene Länder - nicht nur Nato-Länder - einzubeziehen. «Aber sie alle sind gleichermassen bereit, uns bei der Verteidigung unserer gemeinsamen Werte zu helfen.»

Zu den bisher bedeutendsten Sicherheitsvereinbarungen der Ukraine zählen die Abkommen mit der EU, Deutschland, Frankreich, den USA und Polen. Das allererste Abkommen unterzeichnete die Ukraine mit Grossbritannien zu Jahresbeginn.

Russische Angriffe zielen auf Kramatorsk

Russische Truppen haben mit einer Reihe von Angriffen versucht, in der Region Donezk im Osten der Ukraine in Richtung der Grossstadt Kramatorsk durchzustossen. Dabei seien im Tagesverlauf 22 Angriffe an verschiedenen Abschnitten der vorgelagerten Front registriert worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mit.

Die russischen Angriffe in dieser Region seien von elf Luftangriffen unterstützt worden. Die russischen Vorstösse seien unterbunden worden, hiess es weiter. Die Angaben konnten nicht unabhängig bestätigt werden.

Die ukrainische Gefechtsfeldaufklärung entdeckte nach eigener Darstellung am Rande von Donezk ein taktisches Kurzstrecken-Flugabwehrsystem «Tor», wie die Agentur Unian berichtete. Das System sei kurz darauf von einem amerikanischen Himars-Raketenartillerie-System zerstört worden. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Russland meldet ukrainische Drohnenangriffe auf die Krim

Die Ukraine griff nach russischen Behördenangaben die Halbinsel Krim erneut mit Drohnen an. Die russische Armee habe mehr als 15 Drohnen über dem Meer vor der Hafenstadt Sewastopol zerstört, schrieb der von Russland eingesetzte Stadtchef Michail Raswoschajew auf Telegram. Einrichtungen in der Stadt auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim seien nicht beschädigt worden. Fragmente von Drohnen seien in ein Wohngebiet gestürzt, ein Lkw sei beschädigt worden. Die Lage werde weiter beobachtet.

Seit dem Beginn der grossangelegten Invasion vor zwei Jahren nutzt Moskau die Krim als Nachschub- und Angriffsbasis gegen die Ukraine. Die Zahl der Opfer und die Schäden auf russischem Gebiet stehen in keinem Verhältnis zu den massiven Zerstörungen und Tausenden Toten und Verletzten in der Ukraine.

Suche nach Mörder von ukrainischer Politikerin dauert an

Im Westen der Ukraine dauerte unterdessen die Fahndung nach dem Mörder der umstrittenen Politikerin Iryna Farion an. Sie wurde unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung in der westukrainischen Metropole Lwiw (Lemberg) auf dem berühmten Lytschakywskyj-Friedhof beigesetzt.

Die Polizei hatte vorher Aufnahmen des mutmasslichen Mörders veröffentlicht. Gefahndet wird nach einem etwa 20-jährigen hageren Mann, der zwischen 1,70 und 1,80 gross ist. Auf den Bildern ist das Gesicht des mutmasslichen Täters durch einen Schlapphut und eine Sonnenbrille kaum zu erkennen.

Farion war am Freitag vor ihrem Haus durch einen Kopfschuss getötet worden. Von 2012 bis 2014 sass die Nationalistin für die rechtsextreme Partei Swoboda (Freiheit) im Parlament. Bekannt wurde die Sprachwissenschaftlerin vor allem durch ihre harsche Kritik an russischsprachigen Ukrainern, für die sie keinen Platz im Lande sah. (dpa)

20:02 Uhr

Montag, 22. Juli

Selenski kündigt weitere Sicherheitsabkommen an

In ihrem Bemühen nach internationaler Unterstützung und Stärkung ihrer Sicherheit bereitet die Ukraine weitere Sicherheitsabkommen mit ihren Unterstützern vor. Ohne konkrete Namen von Staaten zu nennen, sprach Präsident Wolodimir Selenski in seiner allabendlichen Videobotschaft von vier neuen Abkommen.

«Wir werden in naher Zukunft mit den Verhandlungen beginnen und müssen die Dokumente relativ schnell zur Unterzeichnung vorbereiten», sagte er. Dabei gehe es um Verteidigungsunterstützung, Finanzen und humanitäre Zusammenarbeit. Dann hätte man fast 30 solcher Abkommen mit Partnern geschlossen.

Die ukrainische Regierung habe es sich zur Aufgabe gemacht, verschiedene Länder - nicht nur Nato-Länder - einzubeziehen. «Aber sie alle sind gleichermassen bereit, uns bei der Verteidigung unserer gemeinsamen Werte zu helfen.»

Zu den bisher bedeutendsten Sicherheitsvereinbarungen der Ukraine zählen die Abkommen mit der EU, Deutschland, Frankreich, den USA und Polen. Das allererste Abkommen unterzeichnete die Ukraine mit Grossbritannien zu Jahresbeginn. (dpa)

10:30 Uhr

Montag, 22. Juli

Russland meldet 80 ukrainische Drohnenangriffe und Schäden

In Russland hat die Flugabwehr nach Angaben des Verteidigungsministeriums erneut Dutzende Drohnenangriffe der Ukraine abgewehrt. Insgesamt seien 80 Drohnen in sechs Regionen abgefangen und vernichtet worden, teilte das Ministerium in Moskau mit. In Tuapse am Schwarzen Meer gab es mehrere Explosionen, wie Augenzeugen in sozialen Netzwerken berichteten. Dort brach ein grosses Feuer in einem ölverarbeitenden Betrieb des Energiekonzerns Rosneft aus – nach offiziellen Angaben durch Trümmer einer abgeschossenen Drohne.

Verletzte gab es laut Behörden nicht. Ukrainische Medien berichteten über den Brand in Tuapse als einen Erfolg des Kiewer Militärgeheimdienstes. Das Ölunternehmen mit einem Hafen und Zugang zum Meer gilt auch für die Versorgung der russischen Truppen im Angriffskrieg gegen die Ukraine als wichtig. Die Anlage war bereits in der Vergangenheit Ziel ukrainischer Angriffe. Das am frühen Morgen ausgebrochene Feuer sei gelöscht worden, teilten die Behörden in Tuapse mit. (dpa)

06:28 Uhr

Montag, 22. Juli

Selenski feiert drittes deutsches Patriot-System

Die Ukraine hat ihre Flugabwehr gegen russische Angriffe gestärkt und fühlt sich ein wenig sicherer. «Die deutsche Patriot ist angekommen», sagte Präsident Wolodimir Selenski in seiner allabendlichen Videoansprache. Deutschland hat der Ukraine drei Patriot-Flugabwehrsysteme zur Verfügung gestellt, das dritte hat nach Selenskis Worten wohl Einsatzbereitschaft gemeldet.

«Wir werden in der Lage sein, mehr am Himmel zu tun», sagte Selenski weiter. «Natürlich gibt es noch viel zu tun, und der Schutz ist noch lange nicht garantiert, aber es ist dennoch ein Gewinn für die Ukraine.» (dpa)

06:25 Uhr

Montag, 22. Juli

Aussenminister der EU-Staaten erwartet Debatte zu Orban-Reise

Die Aussenministerinnen und Aussenminister der 27 EU-Staaten kommen in Brüssel zu Beratungen über die Lage im Nahen Osten und in der Ukraine zusammen. Bei dem letzten regulären Treffen vor der Sommerpause ist auch eine Videokonferenz mit dem ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba geplant.

Überschattet wird das Treffen von EU-internen Differenzen darüber, wie auf die unabgesprochenen Reisen des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban zu Russlands Präsident Wladimir Putin, Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sowie zum früheren US-Präsidenten Donald Trump reagiert werden sollte.

Warum die Moskau-Reise für Ärger sorgt

Als besonders ärgerlich gilt die Reise, weil Ungarn derzeit die rotierende EU-Ratspräsidentschaft innehat und befürchtet wurde, dass im Ausland der Eindruck entsteht, dass Orban bei den Treffen im Namen der Europäischen Union spricht. Aus Sicht der EU-Kommission schadete Orban zudem den Bemühungen der EU, in der Ukraine-Politik geschlossen aufzutreten. Inhaltlich wurde vor allem kritisiert, dass die Reise von Putin als Entgegenkommen gewertet werden konnte. (dpa)

18:05 Uhr

Sonntag, 21. Juli

Ukraine: neue russische Truppen bei Charkiw

Das ukrainische Militär beobachtet russische Truppenverstärkungen im Osten der Ukraine. So seien bei Hlubokoje in der Region Charkiw neue Einheiten stationiert worden, berichtete Nasar Woloschin, Sprecher der dort verteidigenden ukrainischen Truppen. Unter anderem seien eine Angriffstruppe der Marineinfanterie der russischen Pazifikflotte sowie Teile einer Schützendivision in das Gebiet gebracht worden.

Das russische Militär hatte Anfang Mai eine grössere Operation mit Zielrichtung Charkiw begonnen. Ziel des Angriffs war jedoch nicht die Eroberung der Grossstadt, sondern vielmehr der Ausbau einer Pufferzone zwischen den ukrainischen Stellungen und der nahe gelegenen russischen Grenze. Moskau wollte damit die ständigen ukrainischen Artillerieüberfälle auf russisches Gebiet unterbinden. (dpa)

11:29 Uhr

Sonntag, 21. Juli

Todesurteil für Deutschen - Minsk bietet Berlin Lösungen an

Einem zum Tode verurteilten Deutschen droht in Belarus nach Angaben von Menschenrechtlern die Hinrichtung durch Genickschuss. Das Aussenministerium in Minsk bestätigte erstmals, dass der 30-Jährige wegen Terrorismus und Söldnertums verurteilt worden sei. Ministeriumssprecher Anatoli Glas erwähnte allerdings nicht die Todesstrafe, sondern erklärte, dass Minsk dem Auswärtigen Amt in Berlin Lösungen angeboten habe. Dazu äusserte sich das Auswärtige Amt nicht, bestätigte aber Kontakte und verurteilte die Todesstrafe.

Aus dem Auswärtigen Amt heisst es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass der Fall bekannt sei. «Das Auswärtige Amt und die Botschaft in Minsk betreuen den Betroffenen konsularisch und setzen sich intensiv gegenüber den belarussischen Behörden für ihn ein. Die Todesstrafe ist eine grausame und unmenschliche Form der Bestrafung, die Deutschland unter allen Umständen ablehnt. Wir setzen uns weltweit für ihre Abschaffung und bei allen Betroffenen intensiv gegen ihre Vollstreckung ein.»

Die von Machthaber Alexander Lukaschenko regierte Ex-Sowjetrepublik ist das einzige Land in Europa, in dem diese Strafe noch vollstreckt wird – per Genickschuss. Die Vollstreckung wird meist erst im Nachhinein durch Angehörige bekannt. Die belarussischen Behörden hatten auch nicht die Festnahme des Deutschen im November vorigen Jahres gemeldet.

Deutschem werden mehrere Straftaten vorgeworfen

Dem früheren Rettungshelfer des Deutschen Roten Kreuzes würden Söldnertum, Spionage, Terrorismus, Gründung einer extremistischen Vereinigung, Zerstörung eines Verkehrsobjekts sowie illegaler Umgang mit Waffen, Sprengstoff und Munition vorgeworfen, berichtete die im Exil arbeitende Menschenrechtsgruppe Wjasna. Das Urteil soll im Juni in Minsk gesprochen worden sein. Laut Wjasna ist unklar, ob Berufung dagegen eingelegt wurde oder das Urteil schon in Kraft ist.

Das wegen schwerer Menschenrechtsverstösse und wegen der Unterstützung für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit internationalen Sanktionen belegte Belarus hat in der Vergangenheit mit der Freilassung von Gefangenen vom Westen Zugeständnisse erkauft. Wie in Russland gelten westliche Gefangene auch in Belarus bisweilen als Faustpfand in politischen Verhandlungen. So will Russland, das mit Belarus einen Unionsstaat bildet, etwa seinen 2021 in Deutschland wegen eines politischen Mordes im Berliner Tiergarten verurteilten Landsmann durch einen Austausch freibekommen.

Machthaber Lukaschenko liess zuletzt auch Gegner frei

Bisher sind keine Fälle bekannt, bei denen Belarus die Todesstrafe gegen Ausländer vollstreckt. Allerdings gehen Beobachter davon aus, dass Lukaschenko einen Gefangenen nicht ohne Gegenleistung übergibt.

Der Fall des Deutschen ist für das in Europa weitgehend isolierte Belarus auch eine Gelegenheit, Kontakte mit dem Westen aufzunehmen. Lukaschenko wird seit der von Vorwürfen einer beispiellosen Fälschung überschatteten Wahl 2020 in der EU nicht mehr als Präsident anerkannt. Der Machthaber feierte am Samstag 30-jähriges Amtsjubiläum und erhielt unter anderem Glückwünsche von Kremlchef Wladimir Putin. Er hatte zuletzt mehrere seiner Gegner aus der Haft entlassen und damit auch Beachtung im Westen gefunden. (dpa)

17:37 Uhr

Samstag, 20. Juli

Trump spricht mit Selenski und glaubt, Krieg beenden zu können

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat Donald Trump per Telefon zur Nominierung als Kandidat der Republikanischen Partei bei der kommenden Präsidentenwahl in den USA gratuliert. Er habe auch den «schockierenden Attentatsversuch in Pennsylvania» auf Trump verurteilt und ihm Kraft gewünscht, schrieb Selenski auf der Plattform X.

Bei dem Telefonat dürfte es Selenski wohl vor allem darum gegangen sein, Kiew weiterhin Hilfe der USA für den Abwehrkampf gegen die russische Invasion zu sichern - auch nach einem möglichen Wahlsieg Trumps. Er habe beim Gespräch die von beiden Parteien getragene Unterstützung der USA für den Schutz der Ukraine betont, schrieb Selenski.

Trump schrieb am Freitag (Ortszeit) in seinem Onlinenetzwerk Truth Social:

«Ich bin Präsident Selenski dankbar dafür, dass er sich an mich gewandt hat, denn als Ihr nächster Präsident der Vereinigten Staaten werde ich der Welt Frieden bringen und den Krieg beenden, der so viele Menschenleben gekostet und unzählige unschuldige Familien zerstört hat.»

Trump hatte im Wahlkampf mehrfach die US-Waffenhilfe an die Ukraine kritisiert. Nun äusserte er sich ebenfalls bei X zumindest lobend über das «sehr gute Telefonat» mit Selenski. Als nächster US-Präsident werde er der Welt Frieden bringen und den Krieg beenden, kündigte Trump einmal mehr an. Details zu einer möglichen Einigung nannte er nicht.

In Kiew herrscht die Sorge, dass Trump als US-Präsident für einen Ausgleich mit Russland die Ukraine bei Verhandlungen zu grossen Zugeständnissen - unter anderem weiteren Gebietsabtretungen - zwingen könnte.

10:22 Uhr

Samstag, 20. Juli

Prominente Politikerin in Westukraine durch Schuss getötet

Im Westen der Ukraine ist die wegen ihrer antirussischen Äusserungen bekannte rechtsnationalistische frühere Parlamentsabgeordnete Iryna Farion durch einen Schuss in den Kopf getötet worden. Die 60-Jährige erlag in Lwiw (Lemberg) im Krankenhaus ihren Verletzungen. Die Polizei und Geheimdienstmitarbeiter seien auf der Suche nach dem Täter, sagte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko. Farion hatte vor allem die in der Ukraine verbreitete russische Sprache mit radikalen Aussagen bekämpft. Ihre rechtsnationalistische Partei Swoboda vermutet deshalb eine russische Spur in dem Mordfall.

Präsident Wolodimir Selenski verurteilte den Anschlag auf Farion und wies Innenminister Klymenko und den Geheimdienstchef Wassyl Maljuk an, das Verbrechen aufzuklären. Die Verantwortlichen müssten zur Verantwortung gezogen werden, sagte der Staatschef. Farion war am Freitagabend vor ihrem Wohnhaus durch einen Schuss in die Schläfe lebensgefährlich verletzt worden. Im Krankenhaus kämpften Ärzte ohne Erfolg um ihr Leben.

Mögliche russische Spur und Genugtuung in Moskau

Innenminister Klymenko sieht einen Zusammenhang zwischen dem Mord und Farions gesellschaftlicher Tätigkeit. «Die grundlegenden Versionen, die derzeit in Betracht gezogen werden, sind persönliche Feindseligkeit, soziale und politische Aktivitäten von Frau Farion. Wir schliessen nicht aus, dass es sich um einen Auftragsmord handelt», schrieb der Minister bei Telegram. Auch er schloss eine russische Spur nicht aus.

Farion hatte wegen Äusserungen, die sich gegen die russischsprachige Bevölkerung richteten, auch Ärger mit der ukrainischen Justiz. Sie verlor etwa nach Protesten von Studierenden zeitweilig ihre Stelle an der Universität, an der die studierte Philologin Ukrainisch lehrte. Unter anderem hatte die Professorin scharf kritisiert, dass viele ukrainische Soldaten an der Front weiter ihre Muttersprache Russisch sprechen. Für den Kampf gegen den russischen Angriffskrieg kaufte sie nach eigenen Angaben selbst auch Drohnen.

Farion stand vielfach in der Kritik, die ukrainische Gesellschaft gespaltet zu haben. Die russische staatliche Propaganda nahm die Nachricht vom Tod der Politikerin indes mit Genugtuung auf. «Iryna Farion, die von der «vollständigen Beseitigung» der russischsprachigen Bevölkerung träumte, ist beseitigt worden. Gott regelt die Sache dort auch ohne uns», schrieb die Chefredakteurin des russischen Staatsfernsehsenders RT, Margarita Simonjan. (dpa)

08:24 Uhr

Samstag, 20. Juli

Verstörende Urteile in Belarus und Russland

Mit scharfer Kritik haben westliche Politiker auf das harte Urteil gegen den US-Reporter Evan Gershkovich reagiert. Der wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilte Korrespondent der Tageszeitung «Wall Street Journal» habe kein Verbrechen begangen, sagte US-Präsident Joe Biden. Vielmehr sei er zur Zielscheibe der russischen Regierung geworden, «weil er Journalist und Amerikaner ist», teilte Biden in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Die US-Regierung kämpfe weiterhin für die Freilassung des 32-Jährigen.

Es gebe keinen Zweifel daran, dass Russland Gershkovich zu Unrecht festhalte. Die USA träten weiterhin für die Pressefreiheit in Russland und weltweit ein und stellten sich all jenen entgegen, die versuchten, die Presse anzugreifen oder Journalisten ins Visier zu nehmen. «Journalismus ist kein Verbrechen», betonte Biden.

Kritik auch aus Europa

Aussenministerin Annalena Baerbock sprach von einem «politisch motivierten Urteil». In einem Statement auf der Plattform X warf die Grünen-Politikerin dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Angst vor der Kraft von Fakten vor. Dort schrieb sie weiter: «Die Wahrheit lässt sich nicht wegsperren.»

Der britische Premierminister Keir Starmer äusserte sich ähnlich. Das Urteil sei verachtenswert und unterstreiche Russlands Verachtung für die Pressefreiheit. «Journalismus sollte kein Verbrechnen sein», schrieb Starmer auf X.

Deutscher in Belarus zum Tode verurteilt

In der Ex-Sowjetrepublik Belarus ist derweil ein deutscher Staatsbürger nach Angaben von Menschenrechtlern zum Tode verurteilt worden. Dem früheren Rettungshelfer des Deutschen Roten Kreuzes würden Söldnertum, Spionage, Terrorismus, Schaffung einer extremistischen Vereinigung, Zerstörung eines Verkehrsobjekts und illegaler Umgang mit Waffen, Sprengstoff und Munition vorgeworfen, berichtete unter anderem die belarussische Menschenrechtsorganisation Wjasna.

Wegen der angeblichen Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag sei er zur Erschiessung verurteilt worden. Das Urteil fiel demnach bereits vor etwa einem Monat, wurde aber erst jetzt bekannt. Offiziell haben die Behörden in Minsk die Verurteilung nicht bekanntgegeben.

Das Aussenministerium in Berlin teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit, dass der Fall bekannt sei. «Das Auswärtige Amt und die Botschaft in Minsk betreuen den Betroffenen konsularisch und setzen sich intensiv gegenüber den belarussischen Behörden für ihn ein», heisst es in einer Stellungnahme. Berlin lehne die Todesstrafe als grausam und unmenschlich grundsätzlich ab.

Selenski gratuliert Trump zur Präsidentschaftskandidatur

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat Donald Trump per Telefon zur Nominierung als Kandidat der Republikanischen Partei bei der kommenden Präsidentenwahl in den USA gratuliert. Er habe auch den «schockierenden Attentatsversuch in Pennsylvania» auf Trump verurteilt und ihm Kraft gewünscht, schrieb Selenski auf der Plattform X.

Bei dem Telefonat dürfte es Selenski wohl vor allem darum gegangen sein, Kiew weiterhin Hilfe der USA für den Abwehrkampf gegen die russische Invasion zu sichern - auch nach einem möglichen Wahlsieg Trumps. Er habe beim Gespräch die von beiden Parteien getragene Unterstützung der USA für den Schutz der Ukraine betont, schrieb Selenski.

Trump hatte im Wahlkampf mehrfach die US-Waffenhilfe an die Ukraine kritisiert. Nun äusserte er sich ebenfalls bei X zumindest lobend über das «sehr gute Telefonat» mit Selenski. Als nächster US-Präsident werde er der Welt Frieden bringen und den Krieg beenden, kündigte Trump einmal mehr an. Details zu einer möglichen Einigung nannte er nicht.

In Kiew herrscht die Befürchtung, dass Trump als US-Präsident für einen Ausgleich mit Russland die Ukraine bei Verhandlungen zu grossen Zugeständnissen - unter anderem weiteren Gebietsabtretungen - zwingen könnte.

UN-Flüchtlingskommissar warnt vor hartem Winter für Ukraine

Angesichts der durch russische Angriffe verursachten Energiekrise in der Ukraine hat der Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, vor einem harten Winter gewarnt und um weitere Hilfen geworben. «Energie, Energie, Energie. Ich habe noch nirgendwo eine solche Einmütigkeit gesehen», schilderte Grandi der dpa seinen Eindruck von Gesprächen mit ukrainischen Offiziellen.

Die Verantwortlichen seien sehr besorgt. Und auch normale Menschen besonders in der ostukrainischen Metropole Charkiw hätten bereits Angst, im Winter ohne Heizung zu bleiben. Gleichzeitig mahnte der UN-Vertreter die internationale Gemeinschaft: «Halten Sie die Unterstützung aufrecht.»

Kind bei Raketenschlag auf ukrainische Grossstadt getötet

In der südukrainischen Grossstadt Mykolajiw sind bei einem russischen Raketenschlag in einem Wohngebiet mindestens drei Menschen getötet worden, unter ihnen ein Kind. «Ein Einschlag auf einen Kinderspielplatz nahe einem gewöhnlichen Haus», schrieb Selenski bei Telegram. Nach Angaben der Regionalverwaltung sind 15 weitere Menschen verletzt worden. Unter den Verletzten sind weitere vier Kinder.

Selenski sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus und erneuerte seine Forderung nach stärkerer Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes.

In der Nacht gab es wieder in weiten Teilen der Ukraine Luftalarm. Auch die Hauptstadt Kiew wurde demnach angegriffen.

Ukrainische Drohnenangriffe

Die russische Staatsagentur Tass berichtete von mehreren nächtlichen Drohnenangriffen gegen Belgorod sowie Rostow am Don im Süden Russlands. Die Drohnen seien alle von der Flugabwehr abgeschossen worden, hiess es. Berichte in sozialen Medien von Drohnenangriffen gegen eine Raffinerie und einen Militärflughafen bei Millerowo im Kreis Rostow konnten nicht unabhängig bestätigt werden. (dpa)

16:10 Uhr

Freitag, 19. Juli

US-Journalist Evan Gershkovich zu 16 Jahren Haft verurteilt

Verurteilung nach nur zwei Verhandlungstagen zu 16 Jahren Haft unter «strengem Regime» wegen Spionage: Damit ist die Grundlage für einen möglichen Gefangenenaustausch gelegt.

12:46 Uhr

Freitag, 19. Juli

18 Jahre Haft für US-Reporter in Russland gefordert

In dem umstrittenen Prozess gegen den US-Reporter Evan Gershkovich in Russland wegen angeblicher Spionage hat die Staatsanwaltschaft 18 Jahre Haft beantragt. Das Urteil solle noch am Freitag gesprochen werden, teilte das Gericht in der Stadt Jekaterinburg am Ural der Agentur Interfax zufolge mit. Die Anklagebehörde sieht die in dem Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit erhobenen Vorwürfe als erwiesen an. Gershkovich, der als Korrespondent für das «Wall Street Journal» in Russland arbeitet, die US-Zeitung selbst wie auch die US-Regierung haben die Vorwürfe stets als haltlos zurückgewiesen. Washington fordert seine Freilassung.

«Der Angeklagte hat keine Schuld eingestanden», sagte eine Gerichtssprecherin. Der 32 Jahre alte US-Reporter war im März 2023 unter dem Vorwurf der Spionage festgenommen worden. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte die Anschuldigungen gegen Gershkovich erhoben. Laut Anklage soll er im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA konspirativ Informationen über die Rüstungsfabrik Uralvagonzavod gesammelt haben. Die Verteidigung sagte, Gershkovich habe in der Region als Journalist recherchiert.

Hinter den Kulissen wird verhandelt

Nach offiziellen russischen Angaben laufen im Verborgenen Verhandlungen über einen Austausch von Gershkovich mit den USA, ohne das bisher eine Einigung erzielt werden konnte. Russische Beobachter deuten eine schnelle Verurteilung als möglichen Hinweis darauf, dass Gershkovich nun rasch ausgetauscht werden könnte. In der Regel muss nach russischer Justizpraxis ein Urteil vorliegen, damit es zu einem Austausch kommt.

Gershkovich hat die meiste Zeit seiner seit mehr als einem Jahr andauernden Untersuchungshaft in einem Moskauer Gefängnis verbracht. Er klagte immer wieder ohne Erfolg gegen die Verlängerung der Haft.

Der Prozess gegen ihn hatte am 26. Juni begonnen. Nach dem zweiten Verhandlungstag beendete das Gericht am Donnerstag die von der Justiz so bezeichnete Beweisaufnahme. Medien berichteten, dass ein örtlicher Abgeordneter aus Jekaterinburg, der sich mit Gershkovich getroffen hatte, vor Gericht als Zeuge ausgesagt habe. Der Politiker hatte schon zuvor berichtet, dass der US-Bürger sich für militärische Fragen interessiert hätte. (dpa)

12:43 Uhr

Freitag, 19. Juli

In Zeiten des Krieges: Russen bei Olympia

Nur 15 Sportlerinnen und Sportler aus Russland werden bei den Olympischen Spielen dabei sein, knapp die Hälfte davon Tennisspieler. Vor drei Jahren in Tokio waren es noch 335, die insgesamt 71 Medaillen gewannen.

Im Medaillenspiegel werden weder die Russen noch die 16 Vertreter des Verbündeten Belarus in diesem Jahr auftauchen. Das IOC führt sie als neutrale Athleten, für die weder ihre Flagge gezeigt noch ihre Hymne gespielt werden darf. An der Eröffnungsfeier auf der Seine dürfen sie nicht teilnehmen.

Zugelassen sind laut IOC nur Russen und Belarussen, die keine Verbindung zu Militär und Sicherheitskräften haben und Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine nicht öffentlich unterstützen. In einem mehrstufigen Verfahren wurden Einzelsportler beider Länder überprüft, ehe eine Einladung nach Paris erteilt wurde. Mannschaften bleiben ausgesperrt. (dpa)

07:54 Uhr

Freitag, 19. Juli

Ukrainer sollen mehr Steuern für Krieg zahlen

Die Ukrainer sollen zur Finanzierung des Kampfes gegen den russischen Angriffskrieg nach dem Willen der Regierung künftig auch selbst eine höhere Militärsteuer bezahlen. Die Abgabe könnte nach den Plänen von bisher 1,5 auf 5 Prozent auf Einkommen steigen, teilten Regierungsvertreter in Kiew mit. Auch durch andere Steuererhöhungen, durch Kreditaufnahmen und durch die Umschichtung von Ausgaben im Haushalt sollen demnach rund 500 Milliarden Hrywnja (rund 12,4 Milliarden Euro) zusätzlich für die Finanzierung der Streitkräfte zusammenkommen, hiess es.

Das Ministerkabinett billigte in Kiew einen Gesetzentwurf zur Änderung des Staatshaushalts und des Steuergesetzes. Allein die Steuererhöhungen sollen umgerechnet rund 3,4 Milliarden Euro einbringen. Fällig wird den Plänen zufolge eine Militärsteuer auch etwa beim Verkauf von Juwelierstücken, und zwar von 30 Prozent. Beim Autokauf sollen 15 Prozent anfallen.

Mit den Mehrausgaben für die Verteidigung sollen vor allem die Zahlungen für die Soldaten und das andere militärische Personal abgesichert werden sowie der Kauf von militärischen Ausrüstungen. Die neue Mobilmachung im Land mit der Zwangsrekrutierung von Soldaten führt ebenfalls zu höheren Kosten. Denn die zusätzlichen Kämpfer müssen bezahlt werden.

Ministerium: Mehrausgaben sollen Sieg näher bringen

Bisher hatte die Ukraine für 2024 Verteidigungsausgaben von umgerechnet 42,2 Milliarden Euro vorgesehen, die nun um fast 30 Prozent steigen sollen. Die Änderungen müssen noch vom Parlament beschlossen und dann von Präsident Wolodymyr Selenskyj per Unterschrift bestätigt werden, bevor sie in Kraft treten.

«Die Bedürfnisse im Sicherheits- und Verteidigungsbereich wachsen», hiess es in einer Mitteilung des Finanzministeriums zur Begründung für die Mehrausgaben mit Blick auf das dritte Kriegsjahr. «Um unseren Widerstand gegen den Aggressor zu finanzieren, können wir uns auf unsere eigenen Ressourcen verlassen – und die wichtigsten sind Steuern und Kreditaufnahmen im Land. Das wird unsere Sicherheit schützen und den Sieg näher bringen.»

Selenskyj trifft britische Waffenproduzenten

Ausbauen will die Ukraine auch die eigene Produktion von Waffen, Munition und Rüstungsgütern. Dafür ist das Land ebenfalls auf Hilfe von Investoren aus dem Ausland angewiesen. Selenskyj traf bei seinem Besuch in Grossbritannien Vertreter dortiger Rüstungskonzerne. «Wir haben die gemeinsame Verteidigungsproduktion besprochen mit dem wichtigsten Fokus auf Munition, Flugabwehrsystemen, Artillerie, gepanzerten Fahrzeugen und Drohnen», teilte er im sozialen Netzwerk X mit.

Selenskyj hatte immer wieder erklärt, die Ukraine zu einem der grössten Waffenproduzenten der Welt machen zu wollen. Er lobte nun insbesondere das Vereinigte Königreich – auch nach einem Treffen mit König Charles III. – als das Land, das als erstes in Europa der Ukraine schwere Waffen, Panzer und reichweitenstarke Raketen übergeben habe. Grossbritannien habe auch als erstes Land ein Sicherheitsabkommen mit der Ukraine unterzeichnet. «Und wir vertiefen unsere Kooperation im Verteidigungssektor noch weiter», sagte Selenskyj.

Er hatte zuvor den Europagipfel in Grossbritannien genutzt, um seine Forderung nach mehr Unterstützung bei der Abwehr russischer Luftangriffe noch einmal zu verstärken. Bei dem Treffen von fast 50 Staats- und Regierungschefs bei Oxford drängte er die westlichen Verbündeten, mit eigenen Mitteln russische Raketen und Drohnen über der Ukraine abzuschiessen. «Es muss einen kollektiven Willen geben, diese abzuschiessen, genauso wie es bei iranischen Raketen und Drohnen (bei Israel) war», sagte er.

Mehr als 100 Gefechte im Kriegsgebiet

An der Front gab es indes innerhalb von 24 Stunden mit Stand Donnerstagabend mehr als 100 Gefechte zwischen ukrainischen und russischen Truppen, wie der Generalstab in Kiew mitteilte. Russland führe weiter Raketen- und Drohnenschläge gegen die Ukraine aus. Besonders betroffen seien das Gebiet Charkiw und die Städte Prokrowsk, Kurachowe und Torezk im Gebiet Donezk, hiess es. (dpa)

19:49 Uhr

Donnerstag., 18. Juli

Scholz weist Bitte um Abschuss russischer Raketen zurück

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Forderung des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski an seine westlichen Verbündeten zurückgewiesen, russische Raketen und Drohnen über ukrainischem Territorium mit eigenen Waffen abzuschiessen. Nach dem Europagipfel in Grossbritannien erteilte der SPD-Politiker am Donnerstag auch erneut der Bitte Selenskis eine Absage, die Beschränkungen für den Einsatz der gelieferten westlichen Waffen gegen russisches Territorium aufzuheben. Zur Frage, ob er sich in diesen Punkten mit den anderen Nato-Staaten einig sei, sagte er auf einer Pressekonferenz: «Ich sehe einen solchen Konsens, dass solche Schritte nicht in Betracht kommen, auch die USA sind da sehr klar.»

Selenski hatte zuvor den Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) genutzt, um seine Forderung nach mehr Unterstützung bei der Abwehr russischer Luftangriffe noch einmal zu verstärken. Was den Abschuss von Drohnen und Raketen angeht, sprach er konkret die USA, Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und Polen an. (dpa)

16:59 Uhr

DONNERSTAG, 18. JULI

Selenski will Abschuss russischer Raketen durch Verbündete

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den Europagipfel in Grossbritannien genutzt, um seine Forderung nach mehr Unterstützung bei der Abwehr russischer Luftangriffe noch einmal zu verstärken. Bei dem Treffen von fast 50 Staats- und Regierungschefs bei Oxford drängte er die westlichen Verbündeten, mit eigenen Mitteln russische Raketen und Drohnen über der Ukraine abzuschiessen. «Es muss einen kollektiven Willen geben, diese abzuschiessen, genauso wie es bei iranischen Raketen und Drohnen (bei Israel) war», sagte er.

Selenski betonte, dass es sich dabei aus seiner Sicht nicht um einen Angriff gegen Russland handeln würde. Raketen und Drohnen seien keine Träger staatlicher Souveränität. «Diese Schritte müssen unternommen werden», sagte Selenski und sprach direkt die USA, Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und Polen an. «Ihr Mut kann entscheidend für den Frieden sein.» Im April war ein iranischer Grossangriff von über 300 Raketen und Drohnen auf Israel auch mit Hilfe US-amerikanischer, britischer und französischer Kampfjets und Flugabwehrsysteme abgewehrt worden.

Polen hat ein solches Vorgehen der Nato-Verbündeten bereits auf ukrainische Initiative für das Abfangen russischer Raketen über der Westukraine vorgeschlagen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wies das jedoch zurück. «Wir werden nicht zu einer Konfliktpartei. Deshalb unterstützen wir zwar die Ukraine bei der Zerstörung russischer Flugzeuge, aber die Nato wird nicht direkt beteiligt sein», unterstrich der Norweger vergangene Woche. (dpa)

14:02 Uhr

Donnerstag, 18. Juli

Ukrainischer Drohnenangriff auf die Krim

Die Ukrainer konzentrieren ihre Angriffe nachts auf die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim. Über der Krim seien 33 ukrainische Drohnen abgeschossen worden sowie zwei Drohnen über dem Grenzgebiet Brjansk, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Ausserdem seien vor der Küste der Krim zehn Seedrohnen abgewehrt worden. Die genannten Zahlen sind nicht unabhängig überprüfbar. In der Marinestadt Sewastopol auf der Krim waren nach nachts Schüsse zu hören. Dort sei eins der ferngesteuerten Kampfboote abgewehrt worden, erläuterte Stadtchef Michail Raswoschajew auf seinem Telegramkanal.

Ukrainische Medien berichteten unter Berufung auf Quellen im Geheimdienst SBU, dass eine Station der russischen Küstenwache am Donuslaw-See im Westen der Krim ausgeschaltet worden sei. Die Ukraine wehrt seit fast zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab. (dpa)

13:01 Uhr

Donnerstag, 18. Juli

Heftige russische Angriffe in ukrainischer Ostfront

Der ukrainische Generalstab berichtet von heftigen russischen Angriffen an der Front im Osten des Landes. Allein am Frontabschnitt bei der Kleinstadt Torezk habe es 29 Sturmangriffe der Russen gegeben, teilte das Militär in seinem Morgenbericht mit. Besonders umkämpft sei dort ein Dorf namens Nju-Jork. Der Feind habe auch von Flugzeugen abgeworfene Gleitbomben eingesetzt. Torezk liegt im Gebiet Donezk, ebenso wie der zweite besonders betroffene Frontabschnitt Pokrowsk. Dort war von 26 Angriffen die Rede. Russische Truppen setzen an dieser Stelle ihren Vormarsch nach der Eroberung der Stadt Awdijiwka im Februar langsam fort.

Die Militärangaben zu einzelnen Gefechten mögen nicht bis ins Detail zuverlässig sein, insgesamt erlauben die täglichen Statistiken aber einen Überblick über Intensität und Schwerpunkte der Gefechte. Der Generalstab sprach von 144 russischen Angriffsversuchen seit Mittwochmorgen. Nach einem inoffiziellen Bericht mussten die ukrainischen Truppen das Dorf Kaliniwka bei der Stadt Tschassiw Jar aufgeben.

Bei nächtlichen Luftangriffen setzte Russland nach Kiewer Angaben 16 Kampfdrohnen und 3 Lenkraketen ein. Alle Drohnen und zwei der Raketen seien abgeschossen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. (dpa)

06:51 Uhr

Donnerstag, 18. Juli

Kiew erinnert an Boeing-Abschuss

Russlands Aussenminister Sergej Lawrow kritisiert Pläne des Westens für eine weitere Friedenskonferenz zur Ukraine scharf. Es gebe Punkte, die für sein Land unannehmbar seien, sagte Lawrow am Rande der UN-Sicherheitsratssitzung in New York. «Es wurde Kurs darauf genommen, um jeden Preis den sogenannten Selenski-Plan durchzudrücken, der die klare Form eines Ultimatums besitzt.»

Selenski hatte den Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine zur Bedingung des Friedens gemacht. Lawrow hingegen bestand einmal mehr auf der Forderung, Moskaus noch weitere ukrainische Gebiete zu besetzen.

Lawrow: «noch nicht alle Territorien befreit»

«Dort (im Osten und Südosten der Ukraine) sind noch nicht alle Territorien befreit. Wir können die Menschen, die für eine Rückkehr zu Russland gestimmt haben, nicht unter der Knute des Regimes lassen, das alles Russische auslöscht», sagte Lawrow. Die Behauptung, die russischsprachige Bevölkerung in der Ukraine schützen zu müssen, diente Kremlchef Wladimir Putin vor mehr als zwei Jahren als ein Vorwand für den Beginn seines Angriffskriegs gegen das Nachbarland.

Boeing-Abschuss vor zehn Jahren: Gedenken der Opfer

Selenski erinnerte derweil an den Abschuss der Maschine MH17 vor zehn Jahren über dem Donbass-Gebiet - verantwortlich dafür waren prorussische Rebellen. «Ich habe keine Zweifel, dass der Gerichtsprozess und die Arbeit der internationalen Justiz insgesamt zu absolut gerechten Strafen für all diejenigen führen, die an dem Unglück schuld sind», sagte Selenski in seiner Videoansprache. Diese Bestrafung sei auch nötig, genauso wie für alle anderen Verbrechen, die Russland in dem Krieg begangen habe.

Die Boeing der Malaysia Airlines wurde am 17. Juli 2014 über umkämpftem Gebiet mit einer russischen Luftabwehrrakete abgeschossen. Alle 298 Menschen an Bord starben. Nach den internationalen Ermittlungen war das Flugabwehrsystem vom Typ Buk von einer russischen Militärbasis über die Grenze in die Ostukraine gebracht und nach dem Abschuss zurücktransportiert worden. Es war noch die Anfangsphase der Kämpfe, die sich schliesslich zur Invasion Russlands in das Nachbarland Ukraine 2022 ausweiten sollten.

Zwei Russen und ein Ukrainer wurden 2022 in Abwesenheit von einem niederländischen Gericht wegen Mordes in 298 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt. Russland weist jegliche Verantwortung zurück und lehnt auch die Auslieferung der Männer ab.

Lawrow lobt Vance

Lob hat Lawrow indes für den vom republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump als möglichen Vize präsentieren J.D. Vance übrig. Der US-Senator aus Ohio spreche sich für Frieden und für die Einstellung der militärischen Hilfe für die Ukraine aus, sagte Lawrow laut russischer Nachrichtenagentur Tass in New York. «Wir können das nur begrüssen, weil es genau das ist, was benötigt wird - und zwar aufzuhören, die Ukraine mit Waffen aufzublasen.» Lawrow fügte hinzu: «Der Krieg wird vorüber sein. Wir werden anfangen, nach Lösungen zu suchen.»

Medien: Brückenkopf am Dnipro kostet Kiew viele Opfer

Die Ukraine erlitt unterdessen Medienberichten zufolge hohe Verluste an einem Brückenkopf am Dnipro im Südosten des Landes. Insgesamt sollen bei dem monatelangen Kampf um die kleine Ortschaft Krynki mehr als 1000 Soldaten auf ukrainischer Seite ums Leben gekommen sein. So gelten 788 dort eingesetzte Soldaten als vermisst, berichtete das Internetportal «Slidstwo.Info» unter Berufung auf Polizeikreise. 262 Soldaten seien in dem gleichen Zeitraum tot geborgen worden. Erst kurz zuvor hatten Medien berichtet, dass die Ukraine den Brückenkopf aufgegeben hatte.

Krynki ist eine kleine Ortschaft am Südufer des Flusses Dnipro im Gebiet Cherson. Die Kämpfe um die Siedlung wurden von Anfang an aufgrund der Aussichtslosigkeit kritisiert.

Auflagen erfüllt: Ukraine soll neue EU-Milliarden bekommen

Die Ukraine soll in Kürze die erste reguläre Auszahlung aus dem neuen milliardenschweren Hilfsprogramm der EU erhalten. Das Land habe die Reformauflagen dafür erfüllt, teilte die für die Prüfung zuständige EU-Kommission mit. Aus ihrer Sicht könnten knapp 4,2 Milliarden Euro ausgezahlt werden.

Das neue EU-Hilfsprogramm sieht in einem Zeitraum von vier Jahren Finanzhilfen von 50 Milliarden Euro vor; zum Grossteil Darlehen. Mit den Finanzhilfen will die EU es dem ukrainischen Staat ermöglichen, weiter Löhne und Renten zu zahlen. Zudem soll der Betrieb von Krankenhäusern, Schulen und Notunterkünften für umgesiedelte Menschen garantiert werden. Darüber hinaus kann das Geld auch genutzt werden, um durch den russischen Angriffskrieg zerstörte Infrastruktur wiederherzustellen. (dpa)

17:34 Uhr

MITTWOCH, 17. JULI

Ukraine und Russland tauschen fast 200 Gefangene aus

Die Ukraine und Russland haben 190 Kriegsgefangene ausgetauscht. «Weitere 95 Verteidiger sind aus russischer Gefangenschaft freigekommen», schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski bei Telegram. Es seien Soldaten der Armee, der Nationalgarde und der Grenzschutztruppen.

Dem Stab für Kriegsgefangenenbelange sind die Männer zum Grossteil bereits 2022 in russische Gefangenschaft geraten. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte den Austausch von jeweils 95 Soldaten. Beide Seiten erwähnten, dass der Austausch unter Vermittlung der Vereinigten Arabischen Emirate zustande kam.

Insgesamt erhielt die ukrainische Seite damit seit dem russischen Einmarsch im Februar 2022 eigenen Angaben zufolge über 3.400 Soldaten und Zivilisten von Moskau zurück. Anfang Juni waren dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zufolge über 6.400 ukrainische Soldaten in Kriegsgefangenschaft. In ukrainischen Kriegsgefangenenlagern waren demnach mehr als 1.300 russische Soldaten. (dpa)

15:11 Uhr

Mittwoch, 17. Juli

UN-Flüchtlingskommissar kündigt in Ukraine neue Hilfe an

Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat bei einem Besuch in der Ukraine ein neues Hilfspaket von 100 Millionen US-Dollar (rund 93 Millionen Euro) angekündigt. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) unterstütze damit die Vorbereitung auf den Winter und stehe weiter an der Seite der Regierung in Kiew, um den vertriebenen oder anderweitig vom Krieg betroffenen Ukrainern zu helfen, sagte Grandi bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski in Kiew. Das Hilfswerk wolle auch künftig Mittel mobilisieren, um das von Russland angegriffene Land zu unterstützen.

Selenski dankte für die Hilfe, die angesichts der Zerstörungen an der Energieinfrastruktur durch die russischen Angriffe dringend nötig sei. Zugleich betonte er laut einer Mitteilung des Präsidentenamtes, dass das Land weitere Hilfe brauche, um zerstörte Häuser wieder aufzubauen und Schutzbunker in Schulen und Krankenhäusern einzurichten. Das gebe den geflüchteten Ukrainern die Sicherheit, wieder nach Hause zurückkehren zu können.

Grandi hat die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022 bereits zum fünften Mal bereist. Er besuchte auch das von einem Raketenangriff getroffene Kinderkrankenhaus in Kiew, wie er im sozialen Netzwerk X mitteilte. «Kein Ort sollte besser geschützt werden als ein Krankenhaus für Kinder. Trotzdem wurde es am 8. Juli durch eine Rakete getroffen», sagte er.

Nach UNHCR-Angaben gibt es durch die russische Invasion in der Ukraine etwa 9,7 Millionen Vertriebene, rund 6 Millionen davon sind im Ausland. Vor allem aus den besonders umkämpften Osten und im Süden der Ukraine, wo russische Truppen grosse Teilen der Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson besetzt haben, sind viele Menschen geflüchtet. Dort sind einige Städte völlig zerstört.

Kiews Truppen geben Positionen im Südosten auf

Die ukrainischen Truppen mussten nach inoffiziellen Berichten Stellungen im Südosten des Landes bei Krynky im Gebiet Cherson und Uroschajne im Gebiet Donezk unter russischem Druck aufgeben. «In beiden Siedlungen hat es aufgrund der grossen Zerstörungen keinen Sinn mehr gemacht, die Positionen zu halten», wurden Quellen im Generalstab in ukrainischen Medien zitiert. Insbesondere die Kämpfe um die Ortschaft Krynky am Südufer des Flusses Dnipro im Gebiet Cherson wurden von Anfang an aufgrund der Aussichtslosigkeit kritisiert.

Ob sich im Unterlauf des Dnipro am Südufer noch ukrainische Soldaten aufhalten, war zunächst unklar. Uroschajne im Donezker Gebiet war bei der ukrainischen Gegenoffensive im vorigen Jahr noch zurückerobert worden und galt als ein Symbol des ukrainischen Vormarsches.

Zudem sollen einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine zufolge wiederum ukrainische Einheiten den Gegner im Gebiet Charkiw unweit der russischen Grenze um bis zu zwei Kilometer zurückgedrängt haben. Ähnliche nicht nachprüfbare Fortschritte wurden aus Waldstücken bei der Ortschaft Serebrjanka im Donezker Gebiet gemeldet.

Fast ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets steht unter russischer Kontrolle. Der Kreml verlangt für mögliche Friedensverhandlungen noch weitere Gebietsabtretungen, um die bisher nur teils eingenommen Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson komplett zu besetzen.

Selenski trifft Militärführung und will Verräter bestrafen

Bei einem Treffen mit der Militärführung drängte Selenski erneut zu raschen Lieferungen von Waffen für die Soldaten an der Front. «Das hat absolute Priorität», sagte er in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Mit jedem Monat müsse spürbarer werden, dass die Ukraine unabhängiger werde bei der Produktion von Waffen. Das Land erhält vor allem auch von den westlichen Verbündeten Waffen und Munition für die Abwehr der russischen Angriffe. Zugleich kündigte Selenski neue internationale Verhandlungen zu Waffen für diese Woche an, ohne Details zu nennen.

Der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj berichtete nach eigenen Angaben bei dem Treffen mit Selenski von Erfolgen ukrainischer Raketenbauer gegen die russischen Streitkräfte. «Wir zerstören weiter systematisch das Potenzial der russischen Flugabwehr und schaffen dabei günstige Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von Kampfjets. Die F-16 kommen bald», sagte er mit Blick auf die angekündigten westlichen Lieferungen der Flugzeuge des US-Typs.

Selenski unterzeichnete nach eigener Darstellung zwei neue Dekrete, darunter eins zur Ehrung von mehr als 200 Soldaten in verschiedenen Einheiten und eins zur Aberkennung solcher Würdigungen für den Fall, dass Geehrte der Auszeichnung nicht mehr gerecht werden. Es handele sich um einen Entwurf für eine Änderung des Strafgesetzbuches und anderer Rechtsakte der Ukraine, sagte er.

So sollten etwa jene, die den russischen Aggressorstaat unterstützten oder andere Verbrechen gegen die Ukraine begingen, ihre staatlichen Auszeichnungen wieder verlieren. «Den Titel, den sie verdienen, ist der eines Verräters», sagte er. Das Parlament – die Oberste Rada – soll das Gesetz bald verabschieden. (dpa)

21:48 Uhr

Dienstag, 16. Juli

UN-Flüchtlingskommissar kündigt in Ukraine neue Hilfe an

Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat bei einem Besuch in der Ukraine ein neues Hilfspaket von 100 Millionen US-Dollar (rund 93 Millionen Euro) angekündigt. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) unterstütze damit die Vorbereitung auf den Winter und stehe weiter an der Seite der Regierung in Kiew, um den vertriebenen oder anderweitig vom Krieg betroffenen Ukrainern zu helfen, sagte Grandi bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski in Kiew. Das Hilfswerk wolle auch künftig Mittel mobilisieren, um das von Russland angegriffene Land zu unterstützen.

Selenski dankte für die Hilfe, die angesichts der Zerstörungen an der Energieinfrastruktur durch die russischen Angriffe dringend nötig sei. Zugleich betonte er laut einer Mitteilung des Präsidentenamtes, dass das Land weitere Hilfe brauche, um zerstörte Häuser wieder aufzubauen und Schutzbunker in Schulen und Krankenhäusern einzurichten. Das gebe den geflüchteten Ukrainern die Sicherheit, wieder nach Hause zurückkehren zu können.

17:26 Uhr

Dienstag, 16. Juli

Prager Initiative: 50'000 Granaten an Ukraine geliefert

Die Ukraine hat im Zuge einer tschechischen Initiative zur Munitionslieferung bereits 50'000 Artilleriegranaten für ihren Kampf gegen die russische Invasion erhalten. «Ein Teil dieser Munition wird gerade jetzt auf dem Schlachtfeld verwendet», sagte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal in Prag.

Insgesamt 15 Staaten unterstützen finanziell die Initiative, Artilleriemunition in Staaten ausserhalb der EU zu beschaffen. Deutschland will nach früheren Angaben der Bundesregierung einen dreistelligen Millionenbetrag beisteuern. (dpa)

15:30 Uhr

Dienstag, 16. Juli

London: Moskau will Exodus potenzieller Rekruten verhindern

Der Kreml bereitet sich nach Einschätzung der britischen Regierung darauf vor, potenzielle Rekruten an einer Ausreise aus Russland zu hindern. Das geht aus dem Geheimdienst-Update zum Krieg in der Ukraine des britischen Verteidigungsministeriums hervor.

Die Mitteilung stützt sich auf einen Bericht der unabhängigen russischen Medienorganisation «Medusa». Demnach arbeitet das Verteidigungsministerium in Moskau mit dem Geheimdienst FSB an einem System zum Informationsaustausch über potenzielle Wehrpflichtige.

Hunderttausende Russen flohen ins Ausland

Das System soll demnach noch vor dem Einziehen des Wehrpflichtjahrgangs im Herbst funktionsfähig sein. Russland ziehe jährlich 250.000 Wehrpflichtige ein, die für ein Jahr Militärdienst leisten müssen.

Nachdem 2022 eine Teilmobilisierung verkündet wurde, seien aber Hunderttausende vornehmlich junge und gut ausgebildete Russen aus dem Land geflohen - mit Folgen für den Arbeitsmarkt. Mit dem neuen System solle verhindert werden, dass sie sich das in kleinerem Masse vor der kommenden Einberufung oder im Fall weiterer Mobilisierungswellen wiederhole. (dpa)

14:58 Uhr

Dienstag, 16. Juli

Ausserplanmässige Stromsperren in weiten Teilen der Ukraine

In der unter Strommangel leidenden Ukraine sind inmitten einer Hitzewelle in mehr als sieben Regionen ausserplanmässige Stromsperren verhängt worden. «Heute Nacht ist es zu einem Geräteausfall in einem der Energieobjekte gekommen», teilte der Netzbetreiber Ukrenerho als Begründung per Telegram mit. Damit habe sich der Energiemangel erhöht.

Ob der Ausfall auf einen russischen Drohnenangriff zurückzuführen ist, war zunächst unklar. Die ukrainische Flugabwehr fing nach eigenen Angaben alle russischen Kampfdrohnen im ukrainischen Luftraum rechtzeitig ab.

Mehr als 40 Grad im Süden

Landesweit greifen seit Mai planmässige Stromsperren, sodass die Verbraucher ohnehin täglich nur wenige Stunden Strom erhalten. Dabei herrschen seit vergangener Woche in weiten Teilen des Landes konstant über 30 Grad Celsius, mit Spitzen im Süden von mehr als 40 Grad. Die Ukrainer können sich durch den fehlenden Strom weder durch Klimaanlagen noch durch Lüfter Linderung verschaffen.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. Im März begann das russische Militär systematisch ukrainische Kraftwerksanlagen zu zerstören. Insgesamt sollen seitdem mehr als neun Gigawatt an Kraftwerksleistung verloren gegangen sein. Auch durch Importe aus den benachbarten EU-Staaten oder der Republik Moldau lässt sich das Defizit nicht ausgleichen. (dpa)

13:48 Uhr

Dienstag, 16. Juli

Kiew: Wieder fliegen russische Drohnen nach Belarus

Erneut sind russische Kampfdrohnen nach Kiewer Militärangaben über die Ukraine hinweg in den Luftraum von Moskaus Bündnispartner Belarus geflogen. Die ukrainische Luftwaffe meldete bereits den vierten derartigen Vorfall seit dem 11. Juni.

In der Nacht wurden demnach zwei von vier angreifenden russischen Drohnen des iranischen Bautyps Shahed abgeschossen. Bei den anderen zwei Drohnen «ist die Ortung über dem Luftraum vom Belarus verloren gegangen», teilte das Militär mit.

Der als zuverlässig bekannte belarussische Militärblog Hajun-Projekt bestätigte die Vorfälle. Die vierte verirrte Drohne wurde demnach am Morgen etwa zwei Stunden lang über Belarus beobachtet. Sie habe in Kurven etwa 300 Kilometer bis in die Gegend von Mogiljow im Norden des Landes zurückgelegt.

In allen vier Fällen habe das belarussische Militär das unbemannte russische Flugobjekt mit einem Helikopter und einem Kampfjet begleitet, hiess es. Zum Ende des Flugs war nichts bekannt - üblicherweise stürzen die Drohnen nach dem Flug mit ihrer Sprengstoffladung auf ein Ziel. Von offizieller belarussischer Seite gab es keine Bestätigung.

Lukaschenko betont Wehrhaftigkeit

Belarus ist unter Machthaber Alexander Lukaschenko der engste Verbündete Moskaus. Er stellte sein Land auch als Aufmarschgebiet für die russische Invasion in die Ukraine zur Verfügung.

Das Verhältnis zwischen Kiew und Minsk ist von grossem Misstrauen geprägt. Beide Seiten werfen einander vor, Provokationen vorzubereiten. Zuletzt zog Lukaschenko allerdings Truppen von der Grenze zur Ukraine ab, weil auch ukrainische Soldaten abgerückt seien. Er bekräftigte aber heute in einer Rede vor Offizieren die Wehrhaftigkeit seines Landes: «Die Belarussen wollen keinen Krieg, aber auf jede Provokation gegen uns wird es eine entschiedene und harte Antwort geben.» ( dpa )

07:03 Uhr

Dienstag, 16. Juli

USA unterstützen Vorschlag für Friedensgipfel mit Russland

Die USA unterstützen den Vorschlag des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, nun auch russische Vertreter zu einer zweiten Friedenskonferenz in dem seit mehr als zwei Jahren andauernden Krieg einzuladen. «Es ist an der Ukraine zu entscheiden, wann und wie und in welchem Zustand sie diplomatische Verhandlungen unternimmt», sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, in Washington. «Wir unterstützen die ukrainische Regierung.» Miller äusserte sich vor Journalisten zu der Frage, ob die USA den Vorschlag Selenskis guthiessen, anders als beim ersten Friedensgipfel Mitte Juni in der Schweiz auch Russland zu dem Treffen einzuladen.

Entscheiden könne nur die Ukraine selbst, sagte Miller. Es brauche einen gerechten Frieden. «Die Ukraine ist hier das Opfer, die Ukraine sieht ihr Land überfallen.» Deshalb bestimme sie, ob und in welchem Format es Verhandlungen gebe. «Aber es ist nie klar gewesen, ob der Kreml zu tatsächlicher Diplomatie bereit ist», sagte Miller. Die USA hätten sich schon vor dem Krieg für eine diplomatische Lösung des Konflikts eingesetzt. Heute ist das Land grösster Waffenlieferant für eine militärische Lösung.

Kiew: Plan für zweiten Friedensgipfel im November

Selenski hatte zuvor vor Journalisten in Kiew gesagt, dass russische Vertreter an einem zweiten Friedensgipfel teilnehmen sollten. «Ich habe die Aufgabe gestellt, dass wir im November einen völlig fertigen Plan haben. Wenn der Plan fertig ist, dann wird auch alles für den zweiten Gipfel bereit sein.»

Geplant seien bis dahin vorbereitende Verhandlungen in Katar, in der Türkei in diesem Sommer und im September in Kanada, sagte Selenski, der selbst einen Friedensplan vorgelegt hat. Ein Kernpunkt darin ist der vollständige Abzug der russischen Truppen aus den Ukraine. Moskau hatte das als realitätsfern zurückgewiesen.

Russland hatte zwar selbst immer wieder beteuert, bereit zu Verhandlungen zu sein – allerdings unter anderem unter der Bedingung, dass Kiew Gebiete abtritt. Das lehnt die Ukraine ab. Russland werde an einem solchen Gipfel Selenskis nicht teilnehmen, sagte der Chef des Auswärtigen Ausschusses der russischen Staatsduma, Leonid Sluzki. Er bezeichnete die ukrainische Führung als vom Westen gesteuerte «Marionetten», von denen sich Moskau keine Bedingungen diktieren lasse.

Sluzki betonte, dass eine Reihe von Staaten Friedensinitiativen und Kremlchef Wladimir Putin einen Plan vorgelegt haben. Er erinnerte zudem daran, dass Russland Selenski nach dem offiziellen Auslaufen seiner Amtszeit inzwischen nicht mehr als Präsidenten anerkenne. Selenski gilt aber wegen des Kriegsrechts weiter als rechtmässiger Staatschef. Russland erkennt allerdings nur noch das Parlament und seinen Vorsitzenden als legitim an.

Wegen Orbans Alleingang: Boykott für Ungarn

In Europa zieht die EU-Kommission unterdessen Konsequenzen aus der Ukraine-Politik Ungarns. Unter anderem wegen einer Auslandsreise des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban nach Moskau ordnete Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen Boykott an. An künftigen informellen Ministertreffen unter der Leitung der derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft in Ungarn dürfen demnach keine Kommissarinnen oder Kommissare, sondern nur mehr ranghohe Beamte teilnehmen.

Zudem verzichtet die EU-Kommission laut eines Sprechers auf den traditionellen Antrittsbesuch bei der ungarischen Präsidentschaft. Aus Budapest gab es zunächst eine entrüstete Reaktion vom Minister für Angelegenheiten der Europäischen Union, Janos Boka.

Washington gegen Schläge mit US-Waffen gegen Russland

Die USA bleiben auch bei ihrer Entscheidung, den Einsatz ihrer gelieferten Waffen nicht für Schläge auf Militärbasen im russischen Hinterland zuzulassen. Erlaubt seien Angriffe auf grenznahe russische Regionen, von denen aus Luftschläge gegen die Ukraine ausgeführt würden, sagte Ministeriumssprecher Miller. Weiter gehen wollten die USA demnach nicht.

Selenski hatte immer wieder eine Freigabe der westlichen Waffen für Schläge gegen militärische Ziele auch weit im russischen Hinterland gefordert. Bisher nutzt das Land dafür eigene Drohnen und Raketen. Russland hatte den Westen davor gewarnt, die Waffen aus den Nato-Staaten für Angriffe auf sein Gebiet zuzulassen.

In Washington betonte Aussenministeriumssprecher Miller, dass die USA die Ukraine seit mehr als zwei Jahren mit Waffen versorgen, um sich selbst gegen die russischen Angriffe zu verteidigen. Ziel sei es, das Land mit einer Flugabwehr und auch den angekündigten F-16-Kampfjets so auszustatten, dass es sich vor den russischen Luftangriffen schützen könne. Selenski hatte zuvor erneut auch mindestens 25 Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot gefordert.

Seit Kriegsbeginn hat die Ukraine mindestens vier Patriot-Systeme erhalten, darunter drei allein aus Deutschland. Medienberichten zufolge sind aber mehrere Startrampen durch russische Luftschläge entweder zerstört oder beschädigt worden. Ein komplettes System aus Radar, Antennen, Feuerleit- und Gefechtsstand und mehreren Startrampen kostet umgerechnet mehrere Hundert Millionen Euro. Der Stückpreis für eine moderne Flugabwehrrakete liegt unterschiedlichen Angaben nach bei umgerechnet gut drei Millionen Euro. ( dpa )

18:21 Uhr

Montag, 15. Juli

Selenski erwartet Russland bei zweitem Friedensgipfel

Trotz Absage aus dem Kreml hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski seine Forderung nach einer Teilnahme Russlands an einem zweiten Friedensgipfel in diesem Jahr erneuert. «Ich meine, dass Vertreter Russlands auf dem zweiten Gipfel anwesend sein müssen», sagte Selenski auf einer Pressekonferenz in Kiew. Dafür erwarte er bis November einen ausgearbeiteten Plan zur Umsetzung seiner bereits 2022 vorgestellten sogenannten Friedensformel, die einen kompletten Abzug russischer Truppen vom ukrainischen Staatsgebiet vorsieht.

Es werde dazu vorher ein Treffen auf Minister- oder Beraterebene in Katar Ende Juli oder Anfang August zur Energiesicherheit geben, sagte Selenski. Des Weiteren werde es im August in der Türkei Gespräche zur freien Seefahrt und damit der Nahrungsmittelsicherheit geben. Zusätzlich solle bei einem dritten Treffen in Kanada im August der Austausch von Gefangenen und die Rückkehr der von Russland verschleppten Kinder diskutiert werden.

Die Ukraine wehrt seit Februar 2022 eine russische Invasion ab. Russland verlangt für einen Frieden vom Nachbarstaat die Abtretung von mehr als einem Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets. Ebenso solle die Ukraine sich für neutral erklären und damit auf den seit 2019 in der Verfassung verankerten Nato-Beitritt verzichten. Ohne russische Vertreter nahmen im Juni Vertreter von gut 100 Staaten und Organisationen an einem Friedensgipfel in der Schweiz teil. Dabei wurden mit Energie-, Nahrungsmittelsicherheit und dem Austausch von Gefangenen drei der zehn Punkte des Friedensplans von Selenski diskutiert. Moskau hatte den Gipfel als absurd bezeichnet. (dpa)

14:13 Uhr

Montag, 15. Juli

Ukraine: Nur gut ein Drittel lehnt Friedensverhandlungen ab

Nach mehr als zwei Jahren des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist einer neuen Umfrage zufolge nur gut ein Drittel der Ukrainer strikt gegen Verhandlungen mit dem Kreml. Mehr als 40 Prozent sind für Friedensgespräche mit Russland, wie eine repräsentative Umfrage des renommierten Rasumkow-Zentrums im Auftrag des Internetportals Dserkalo Tyschnja ergab.

Gut ein Fünftel der Befragten zeigte sich bei der Frage unentschlossen. Dabei sprachen sich vor allem Einwohner der zentralen und südlichen ukrainischen Gebiete für den Beginn offizieller Verhandlungen mit Moskau aus (49 Prozent in den zentralen, 60 Prozent in den südlichen Gebieten).

Im Osten des Landes, wo es besonders schwere Kämpfe gibt, in den Gebieten Charkiw, Dnipropetrowsk, Donezk und Luhansk war jeweils ein Drittel für oder gegen die Aufnahme von Verhandlungen oder war unentschlossen.

Mehrheit lehnt Putins Bedingungen für Frieden ab

Zugleich lehnt der überwältigende Teil der Befragten die von Russlands Präsident Wladimir Putin ins Spiel gebrachten Bedingungen für einen Frieden zwischen den beiden Nachbarstaaten ab. Mehr als 80 Prozent sind gegen die von Putin geforderten weiteren Gebietsabtretungen an Moskau. Gut 76 Prozent lehnen die Aufhebung der Russland-Sanktionen ab und knapp 60 Prozent sprechen sich auch gegen einen neutralen Status für die Ukraine aus.

Die Umfrage wurde Ende Juni vom Rasumkow-Zentrum durchgeführt. 2.027 Ukrainer im Alter über 18 Jahren wurden in allen von der Regierung in Kiew kontrollierten Teilen des Landes befragt. Die statistische Abweichung soll nicht mehr als 2,3 Prozent betragen. Zur Art der Befragung - ob telefonisch oder persönlich - wurden keine Angaben gemacht.

11:01 Uhr

Montag, 15. Juli

Ukrainischer Deserteur auf dem Weg zur Grenze erschossen

Der ukrainische Grenzschutz hat nach eigenen Angaben einen Deserteur unweit der moldauischen Grenze erschossen. Dieser habe zuvor einen Grenzschutzbeamten angegriffen, sagte der Sprecher der Behörde, Andrij Demtschenko, dem Internetportal «Ukrajinska Prawda». Demnach wurde am Sonntagabend eine Gruppe von vier Deserteuren in einem Auto an einem Kontrollpunkt etwa 15 Kilometer vor der Grenze angehalten. Zwei sollen versucht haben, zu fliehen. Später habe einer der beiden bei seiner Entdeckung Widerstand geleistet und sei nach einem Warnschuss an den Folgen eines zweiten direkten Schusses gestorben.

Angaben der staatlichen Ermittler zufolge ist die Gruppe von einem Übungsplatz per Taxi im Gebiet Odessa geflohen und war auf dem Weg in Richtung des von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiets Transnistrien in der Republik Moldau. Der Rest der Gruppe sei festgenommen worden.

Demtschenko nach waren Grenzer bereits mehrfach zum Schusswaffeneinsatz gegenüber Flüchtlingen gezwungen. Details nannte er nicht. Ende Juni waren nach Medienberichten im Gebiet Tscherniwzi zwei fliehende, wehrpflichtige Zivilisten an der rumänischen Grenze von Grenzern angeschossen worden, nachdem sie angeblich mit einer Machete auf diese losgegangen waren. Einer der beiden Flüchtenden starb dabei an den Schussverletzungen. (dpa)

06:27 Uhr

Montag, 15. Juli

Kiew dringt auf Einsatz weitreichender Waffen

Angesichts ständiger russischer Raketen- und Luftangriffe möchte die Ukraine die Quelle des Übels ausschalten - Militärflugplätze und Raketenabschussrampen auf russischem Staatsgebiet, bis tief ins Landesinnere. Die Liste möglicher Ziele ist inzwischen lang, der Wunsch nach Vergeltung ist gross. Nur fehlt die Erlaubnis der USA, die vom Westen gelieferten weitreichenden Waffensysteme einzusetzen. Unterdessen meldet die Ukraine Explosionen in Odessa, Russland berichtet von weiteren ukrainischen Drohnenangriffen.

Bisher bleibt Washington bei den Waffensystemen hart, die USA haben der Ukraine noch keine Erlaubnis zu Angriffen mit diesen weitreichenden Waffen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet erteilt. Das teilte Ihor Schowka, der stellvertretende Leiter der Präsidialkanzlei von Wolodymyr Selenskyj, in einem Interview von «Voice of America» mit. Dennoch arbeite die Ukraine weiter mit den USA an dieser Frage und hoffe auf ein baldiges Einlenken.

«Alle wissen, wo die Gefahr liegt, wo die Raketen (gegen die Ukraine) gestartet werden.» Schowka äusserte sich optimistisch: «Alle wichtigen Entscheidungen, die die USA früher getroffen haben, erfolgten äusserst leise - und das wird auch dieses Mal so sein.»

Die Ukraine fordert schon seit einiger Zeit die Erlaubnis, die von den USA und anderen westlichen Partnern gelieferten weitreichenden Waffen, also Raketen oder Marschflugkörper, gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet einsetzen zu dürfen. Bisher konnten die ukrainischen Militärs lediglich Drohnen mit deutlich geringerer Sprengkraft einsetzen. Bei Treibstofflagern oder Raffinerien erzielten diese mehrfach Erfolge, aber gegen Flugplätze oder Raketenabschussbasen zeigten die unbemannten Flugkörper bisher wenig Wirkung.

Westliche Waffen dürfen bisher nur gegen Ziele in den besetzten Gebieten der Ukraine, einschliesslich der Krim, sowie im Osten des Landes im unmittelbaren Grenzgebiet eingesetzt werden. (dpa)

07:37 Uhr

Sonntag, 14. Juli

Selenski hofft auf starkes Amerika nach Trump-Vorfall

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat sich über den Vorfall bei einer Wahlkampfveranstaltung von US-Präsident Donald Trump entsetzt gezeigt. «Für solche Gewalt gibt es keine Rechtfertigung und keinen Platz auf der Welt», schrieb Selenski auf der Plattform X. Er sei erleichtert, dass Trump nun in Sicherheit sei, und wünsche ihm eine rasche Genesung. Den Angehörigen des Todesopfers unter den Zuschauern sprach Selenski sein Beileid aus. Er wünsche allen, die entsetzt seien, Kraft und dass Amerika gestärkt aus diesem Ereignis hervorgehe. (dpa)

15:52 Uhr

Samstag, 13. Juli

US-Waffen in Deutschland: Kreml droht mit Angriffen auf europäische Hauptstädte

Der Kreml hat dem Westen indirekt mit einer harten Reaktion auf die Stationierung weitreichender amerikanischer Waffen in Europa gedroht. «Natürlich» werde Moskau auf diese Stationierung antworten, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow auf die entsprechende Frage eines russischen Fernsehjournalisten. «Es gab immer die paradoxe Situation: Die USA haben Raketen verschiedener Reichweiten und Kaliber stationiert, und diese traditionell immer gegen unser Land ausgerichtet.» Russland wiederum habe seine Raketen gegen Ziele in Europa ausgerichtet.

Dmitri Peskow drohte mit Raktenangriffen auf europäische Hauptstädte.
Bild: Valeriy Sharifulin/Sputnik/Kreml / EPA

«Unser Land steht im Fadenkreuz amerikanischer Raketen in Europa», wurde Peskow weiter von der Staatsagentur Tass zitiert. «Wir haben das alles schon einmal durchgemacht, es gab das schon einmal.» Doch Russland habe die Fähigkeit zur Abschreckung dieser Raketen. «Aber das potenzielle Opfer sind die Hauptstädte dieser Staaten», fügte er drohend hinzu.

Am Rande des Nato-Gipfels in Washington in dieser Woche war bekanntgeworden, dass die USA von 2026 an in Deutschland wieder Waffensysteme stationieren wollen, die weit bis nach Russland reichen. Darunter sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit einer Reichweite von bis zu 2.500 Kilometern sein, die technisch gesehen auch nuklear bestückt sein können, sowie Luftabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Hyperschallwaffen. Russland und China reagierten erbost auf die Ankündigung. (dpa)

13:17 Uhr

SAMSTAG, 13. JULI

Kiew: Russische Drohne fliegt nach Belarus

Eine russische Kampfdrohne ist Kiewer Militärangaben zufolge bei einem Angriff über die Ukraine hinweg nach Belarus geflogen. Russland habe die Ukraine mit fünf Shahed-Drohnen iranischer Bauart angegriffen, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Vier Drohnen seien über den Gebieten Charkiw und Donezk abgeschossen worden. «Die fünfte verliess den Luftraum der Ukraine in Richtung des Gebietes Gomel in Belarus», schrieb Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk auf seinem Telegramkanal.

Der als zuverlässig bekannte belarussische Militärblog Hajun-Projekt bestätigte den Vorfall. Demnach sei die russische Drohne etwa drei Stunden lang über Belarus bis weit in den Norden nach Witebsk geflogen. Zum Ende des Flugs sei nichts bekannt. Das belarussische Militär habe das Flugobjekt mit einem Kampfjet und einem Helikopter verfolgt. (dpa)

06:58 Uhr

Samstag, 13. Juli

Selenski wirbt um weitere Unterstützung in den USA

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski habe bei einem Treffen mit Gouverneuren der US-Staaten in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah Möglichkeiten zur Vertiefung der Beziehungen zwischen der Ukraine und den USA ausgelotet, schreibt er auf der Plattform X. «Ich danke für die Bereitschaft, die Ukraine in Zukunft zu unterstützen, die Zusammenarbeit unserer Rüstungsfirmen auszuweiten und sich am Wiederaufbau der Ukraine zu beteiligen», so Selenski weiter.

Die Ukraine brauche keine fremden Soldaten, sagte Selenski in seiner Rede vor den Gouverneuren. «Das Einzige, worum wir bitten, ist ausreichende Unterstützung – Flugabwehrsysteme für unsere Städte, Waffen für die Männer und Frauen an den Fronten, Hilfe beim Schutz normalen Lebens und beim Wiederaufbau.» (dpa)

20:01 Uhr

Freitag, 12. Juli

Tote bei russischen Attacken in der Ostukraine

Bei einer Serie von russischen Angriffen auf kleinere Städte im Osten der Ukraine sind nach offiziellen Angaben mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 13 Menschen seien bei den Angriffen auf Myrnohrad und Konstantinowka in der Region Donezk schwer verletzt worden, teilte der regionale Militärverwalter Wadim Filaschkin mit.

Nach Filaschkins Angaben nahmen russische Soldaten vor allem Myrnohrad in den vergangenen Tagen wiederholt unter Beschuss. Die in Frontnähe liegende Stadt hatte vor Kriegsbeginn knapp 47'000 Einwohner. (dpa)

12:04 Uhr

FREITAG, 12. JULI

London: Russland verliert 70'000 Soldaten in zwei Monaten

Die russischen Truppen haben in ihrem Angriffskrieg nach britischen Schätzungen allein in den vergangenen zwei Monaten mehr als 70.000 Soldaten verloren. Im Mai habe die tägliche Rate von Getöteten und Verwundeten 1262 Soldaten betragen, im Juni seien es durchschnittlich 1163 gewesen, teilte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit.

Es sei wahrscheinlich, dass Russland auch in den kommenden zwei Monaten mehr als 1000 Soldaten täglich verliert, da versucht werde, die ukrainischen Stellungen mit Massenangriffen zu überwältigen.

«Der Anstieg bei den Verlusten spiegelt wider, dass Russland im Gebiet Charkiw eine neue Front eröffnet und die Angriffsrate an den übrigen Fronten gleich gehalten hat», hiess es zur Erklärung in London. Russland habe zwar den Druck auf die Front erhöht. «Aber eine wirksame ukrainische Verteidigung und mangelnde russische Ausbildung schränken Russlands Möglichkeiten ein, taktische Erfolge zu erzielen, trotz der Versuche, die Frontlinie weiter auszudehnen.»

Die Ukraine verteidigt sich seit Februar 2022 gegen den Angriff Russlands. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seitdem regelmässig Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. (dpa)

06:11 Uhr

Freitag, 12. Juli

Selenski sieht Ukraine auf Weg in die Nato – Kreml warnt

Die Ukraine sieht sich nach dem Nato-Gipfel in Washington für ihren Kampf gegen den russischen Angriffskrieg gestärkt. Bis das Land dem Militärbündnis beitrete, setze die Ukraine auf Sicherheitsabkommen mit Nato-Staaten, teilte Präsident Wolodimir Selenski in Washington nach dem Gipfel sowie nach Gesprächen unter anderem mit US-Präsident Joe Biden mit. Die Ukraine werde weiter Fortschritte machen bei der Entwicklung ihrer eigenen Sicherheitsarchitektur.

Die Staats- und Regierungschefs der 32 Nato-Staaten sagten der Ukraine zum Abschluss ihres Gipfeltreffens Unterstützung bis zum Sieg gegen Russland zu. Das Bündnis sei entschlossen, die Ukraine beim Aufbau einer Streitmacht zu unterstützen, die in der Lage sei, die russische Aggression zu beenden, heisst es in einer nach einem Treffen mit Selenski veröffentlichten Erklärung. Der Kampf der Ukraine für ihre Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität trage direkt zur euro-atlantischen Sicherheit bei. Die Unterstützung der Nato werde so lange wie nötig erfolgen.

In der Erklärung werden noch einmal die Beschlüsse des Nato-Gipfels zur Stärkung der Ukraine hervorgehoben. Mit ihnen versprechen die Bündnisstaaten, innerhalb des nächsten Jahres erneut Militärhilfen im Wert von 40 Milliarden Euro zu leisten. Auch wird der Ukraine zugesichert, dass sie auf ihrem Weg in das Verteidigungsbündnis nicht mehr aufgehalten werden kann. Beides soll auch dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zeigen, dass er nicht darauf setzen sollte, dass die Nato bei der Unterstützung der Ukraine irgendwann einmal müde wird.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete den Gipfel in seiner Abschlusspressekonferenz als einen «Wendepunkt». Die Ukraine habe einen schwierigen Winter und Frühling erlebt, weil Verzögerungen und Lücken bei Waffen- und Munitionslieferungen Folgen auf dem Schlachtfeld gehabt hätte. «Wir werden nicht zulassen, dass sich das wiederholt», sagte er.

Ukraine will Freigabe westlicher Waffen für Beschuss von Russland

Bei einer Pressekonferenz mit Stoltenberg forderte Selenski einmal mehr die Aufhebung aller Auflagen für den Einsatz westlicher Waffen gegen russisches Staatsgebiet. «Wenn wir siegen und unser Land bewahren wollen, dann müssen all diese Einschränkungen aufgehoben werden», betonte er. Es gehe dabei vor allem um Militärstützpunkte im russischen Hinterland, von denen Raketenangriffe wie am Montag auf die Hauptstadt Kiew ausgehen. «Wenn sie uns angegriffen und unsere Kinder getötet haben, ist es verrückt zu fragen, warum wir diese Militärbasis nicht angreifen dürfen», sagte Selenski.

Die Ukraine verteidigt sich mit massiver westlicher Unterstützung gegen die russische Invasion. Mehrere Verbündete haben Kiew Raketen und Marschflugkörper mit höheren Reichweiten geliefert, aber deren Einsatzgebiet auf an die Ukraine grenzende russische Gebiete begrenzt.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lehnte die Forderung Selenski nach einer Aufhebung aller Auflagen für den Einsatz westlicher Waffen gegen russisches Territorium indes ab. «Niemand hat eine Veränderung der bisherigen Massgaben und Richtlinien vor - aus gutem Grund», sagte Scholz zum Abschluss des Nato-Gipfels in Washington. «Es bleibt ja immer auch unsere Aufgabe sicherzustellen, dass wir die Ukraine maximal unterstützen, aber eine Eskalation des Krieges zu einem Krieg zwischen Russland und der Nato verhindern. Und das erfordert Weisheit, Klarheit und Festigkeit.»

USA stellen Ukraine weitere Militärhilfe zur Verfügung

Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs unterdessen weitere Militärhilfe zur Verfügung. Das neue Paket mit einem Umfang von 225 Millionen US-Dollar (rund 207 Millionen Euro) enthalte unter anderem das bereits von den USA angekündigte Patriot-Luftabwehrsystem, zudem Flugabwehrraketen des Nasams-Systems, Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars sowie Artilleriemunition mit den Kalibern 155 und 105 Millimeter, teilte die US-Regierung mit. Die Waffen stammen den Angaben zufolge aus Beständen des US-Militärs.

Kurz vor der Ankündigung hatten sich US-Präsident Biden und Selenski am Rande des Nato-Gipfels zu einem Gespräch getroffen. Die USA und weitere Nato-Staaten hatten der Ukraine bereits zum Beginn des Gipfels umfangreiche Ausrüstung zur Abwehr russischer Luftangriffe versprochen. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs haben die USA nach Pentagon-Angaben militärische Hilfe in Höhe von mehr als 53,7 Milliarden US-Dollar (rund 49,4 Milliarden Euro) für Kiew bereitgestellt.

Bundesregierung: US-Waffen in Deutschland nötig

Kanzler, Vizekanzler und Verteidigungsminister der Ampel-Regierung sind sich einig: Die am Rande des Gipfels angekündigte Stationierung weitreichender US-Waffen in Deutschland ist ein wirksamer Beitrag zur Abschreckung einer russischen Aggression. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte beim Nato-Gipfel in Washington dem ZDF-«heute journal»: «Wir haben eine neue Bedrohungslage. Wladimir Putin hat gezeigt, wozu er bereit und in der Lage ist.»

Den ARD-«Tagesthemen» sagte der Minister, von einem neuen Wettrüsten könne keine Rede sein. «Russland hat diese Waffensysteme schon seit längerem unter anderem - wie wir vermuten - in Kaliningrad stationiert, das heisst in absoluter Reichweite zu Deutschland und anderen europäischen Nationen.»

Die USA wollen in Deutschland zum Schutz Europas aufrüsten. Bundeskanzler Scholz und sein Vize Robert Habeck (Grüne) sehen darin eine Notwendigkeit. «Wir wissen, dass es eine unglaubliche Aufrüstung in Russland gegeben hat, mit Waffen, die europäisches Territorium bedrohen», sagte Scholz in Washington. Habeck sagte, die russische Aufrüstung bedrohe «offensichtlich auch die Nato-Ostflanke». «Russland ist also kein Friedenspartner im Moment», sagte er der Zeitung «Neue Westfälische» (Freitagsausgabe).

Moskau ist etwa 1600 Kilometer Luftlinie von Berlin entfernt. Von 2026 an sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit einer Reichweite von bis zu 2500 Kilometern, Flugabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Überschallwaffen für einen besseren Schutz der Nato-Verbündeten in Europa sorgen.

Kreml kritisiert Pläne für US-Waffen in Deutschland

Russland reagierte mit Warnungen und Drohungen auf die geplante Stationierung von US-Waffen in Deutschland. «Wir sind auf dem besten Weg zu einem Kalten Krieg. Das alles gab es schon einmal», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem russischen Staatsfernsehen. Er warf Deutschland, den USA, Frankreich und Grossbritannien vor, direkt in den Konflikt um die Ukraine verwickelt zu sein.

«Das alles wird mit dem Ziel unternommen, unser Land zu unterminieren. Das wird alles getan, um unsere strategische Niederlage auf dem Schlachtfeld zu garantieren», betonte Peskow. Russland müsse das alles in den Blick nehmen. «Das ist kein Grund für Pessimismus. Im Gegenteil: Das ist Anlass, sich zusammenzunehmen und unser ganzes reiches Potenzial zu nutzen, das wir haben, um alle Ziele zu erfüllen, die wir uns im Zuge der speziellen Militäroperation vorgenommen haben.»

Gemeint ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, mit dem Moskau unter anderem eine Nato-Mitgliedschaft Kiews verhindern will. Zuvor hatten auch russische Diplomaten mit einer Gegenreaktion Russlands gedroht und vor einem neuen Wettrüsten gewarnt. (dpa)

12:33 Uhr

DONNERSTAG, 11. JULI

Experten: Schaden an Kinderklinik passt zu russischer Rakete

Die Ukraine und das UNO-Menschenrechtsbüro machen einen russischen Marschflugkörper vom Typ Kh-101 für die schweren Schäden an einem Kinderkrankenhaus in Kiew verantwortlich. Doch die russische Regierung verbreitet ohne Belege eine andere Version: Schuld soll die ukrainische Flugabwehr sein.

Militärexperten widersprechen dieser Behauptung: Derartige Zerstörungen könne eher ein russischer Marschflugkörper vom Typ Kh-101 anrichten. Ein solcher ist zudem in Videos zu erkennen.

Die Beschädigung von Fenstern im mehrstöckigen Hauptgebäude, das etwa 50 Meter vom Einschlagsort der Rakete entfernt ist, ein grosser Feuerball und eine hohe Rauchfahne deuten nach Ansicht von Timothy Wright auf die Detonation eines grossen Sprengkopfes hin. «Aufgrund dessen ist es fast sicher, dass es sich dabei um eine russische Kh-101 und nicht um eine ukrainische Nasams handelte», sagt der Militärforscher der Denkfabrik IISS. (dpa)

11:36 Uhr

Donnerstag, 11. Juli

Russland will militärisch auf US-Waffen in Europa reagieren

Russland will nach Angaben des Aussenministeriums militärisch auf die geplante Stationierung weitreichender US-Waffen in Deutschland reagieren. Die russische Sicherheit werde durch solche Waffen beeinträchtigt, sagte Vizeaussenminister Sergej Rjabkow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge in St. Petersburg. Es handle sich um «ein Kettenglied im Eskalationskurs» der Nato und der USA gegenüber Russland, sagte er. «Wir werden, ohne Nerven oder Emotionen zu zeigen, eine vor allem militärische Antwort darauf ausarbeiten.» Details nannte er nicht. (dpa)

09:37 Uhr

Donnerstag, 11. Juli

Moskau will nicht an zweitem Friedensgipfel teilnehmen

Russland will nach Angaben aus dem Aussenministerium nicht an einem möglichen zweiten Friedensgipfel zur Ukraine teilnehmen. Die Kiewer Vorstellungen zu einem Nachfolgetreffen der Konferenz in der Schweiz Mitte Juni seien bekannt, sagte Vizeaussenminister Michail Galusin der staatlichen Nachrichtenagentur Ria in Moskau. Aus russischer Sicht solle es dabei erneut nur um die Vorschläge des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski gehen, andere Friedensinitiativen würden ignoriert. «Für uns sind solche Ultimaten unannehmbar, und wir werden an solchen Gipfeln nicht teilnehmen», sagte Galusin.

Er bezog sich auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach die Ukraine aktiv an einer zweiten Konferenz arbeite, an der diesmal auch Russland beteiligt sein solle. Sie solle möglichst noch vor der US-Wahl im November stattfinden, weil nach einem möglichen Sieg des Republikaners Donald Trump die Unterstützung für die Ukraine ungewiss sei, hiess es. (dpa)

08:48 Uhr

DONNERSTAG, 11. JULI

USA wollen weitreichende Waffen in Deutschland stationieren

Die USA wollen erstmals seit dem Kalten Krieg wieder Waffensysteme in Deutschland stationieren, die bis nach Russland reichen. Von 2026 an sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit deutlich mehr als 2000 Kilometern Reichweite, Flugabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Überschallwaffen für einen besseren Schutz der Nato-Verbündeten in Europa sorgen. Das gaben das Weisse Haus und die Bundesregierung am Rande des Nato-Gipfels in Washington bekannt.

Die genannten Systeme hätten eine «deutlich weitere Reichweite als gegenwärtige landgestützte Systeme in Europa», hiess es in einer gemeinsamen Erklärung. Sie sollen zunächst zeitweise in Deutschland stationiert werden, später permanent. (dpa)

06:17 Uhr

Donnerstag, 11. Juli

Neuer Kalter Krieg? Nato rüstet sich für düstere Zeiten

Die Nato rüstet sich im 75. Jahr ihres Bestehens für düstere Zeiten. Ein neuer Kalter Krieg mit Russland, eine Eskalation der Spannungen mit China? Auf ihrem Jubiläumsgipfel treffen die 32 Alliierten in Washington nun Vorsorge. Mit neuen politischen und militärischen Verpflichtungen demonstriert das Bündnis Solidarität mit der Ukraine. Mit Blick auf die Aggression Russland gegen den Nachbar verstärkt die Nato ihre Abschreckung in Europa.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wird heute am dritten und letzten Gipfeltag mit Staats- und Regierungschef zusammenkommen - ebenso wie Vertreter aus Indopazifik-Staaten, die sich wie die Nato wegen des Kurses von China Sorgen machen.

Basis für die Gespräche ist das, was bereits am Mittwoch beschlossen wurde. Ein Überblick:

Ukraine-Kommando in Wiesbaden

Die Nato koordiniert künftig von Wiesbaden aus Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten für die ukrainischen Streitkräfte. Die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten beschlossen beim Gipfel den Start des Einsatzes. Er soll am Freitag beginnen und dann nach und nach bislang von den USA wahrgenommene Aufgaben übernehmen.

Für das neue Nato-Kommando sollen insgesamt rund 700 Mitarbeitende im Einsatz sein, Deutschland will davon bis zu 40 Mitarbeiter stellen, darunter auch einen Zwei-Sterne-General als stellvertretenden Kommandeur.

Das Nato-Projekt gilt auch als Vorkehrung für den Fall einer möglichen Rückkehr von Donald Trump ins US-Präsidentenamt ab Januar 2025. Äusserungen des Republikaners hatten in der Vergangenheit Zweifel daran geweckt, ob die USA die Ukraine unter seiner Führung weiter so wie bisher im Abwehrkrieg gegen Russland unterstützen werden. Im Bündnis wird befürchtet, dass von einem politischen Kurswechsel in Washington auch die Koordinierung von Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten für die ukrainischen Streitkräfte betroffen sein könnte.

Ein Sondergesandter und viel Geld für Waffen

In der Gipfelerklärung wird der Ukraine zugesichert, dass sie auch innerhalb des nächsten Jahres wieder Militärhilfen im Wert von mindestens 40 Milliarden Euro erhält. Das ist in etwa der Betrag, der auch im vergangenen Jahr mobilisiert werden konnte. Die Zusage entspricht nicht der mehrjährigen Verpflichtung, die der scheidende Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ursprünglich gefordert hatte. Für die Ukraine ist sie aber besser als gar keine. Zudem umfasst das Ukraine-Paket die Entscheidung, einen ranghohen Nato-Vertreter in die Ukraine zu schicken.

Weg in Nato nun «unumkehrbar»

Beim Streitthema Nato-Beitrittsperspektive gibt es einen Kompromiss. Das Bündnis sichert der von Russland angegriffenen Ukraine zudem zu, dass sie auf ihrem Weg in das Verteidigungsbündnis nicht mehr aufgehalten werden kann. In der Abschlusserklärung wird der Pfad zur Mitgliedschaft als unumkehrbar bezeichnet. Zugleich wird noch einmal betont, dass eine formelle Einladung zum Beitritt erst ausgesprochen werden kann, wenn alle Alliierten zustimmen und alle Aufnahmebedingungen erfüllt sind. Dazu zählen Reformen im Bereich der Demokratie und Wirtschaft sowie des Sicherheitssektors.

Abwehr gegen Cyber-Bedrohungen aus China und Russland

Um die Nato besser gegen Hackerangriffe oder Desinformationskampagnen zu wappnen, wird ein neues Zentrum für Integrierte Cyberabwehr aufgebaut. Es soll unter anderem zur Verbesserung des Netzwerkschutzes und des Lagebilds beitragen.

Nato verschärft Ton gegenüber China

In der Gipfelerklärung wirft die Nato China vor, entscheidende Beihilfe für Russlands Krieg gegen die Ukraine zu leisten. Als Beispiele werden die umfangreiche Unterstützung Chinas für die russische Verteidigungsindustrie sowie die sogenannte grenzenlose Partnerschaft zwischen den beiden Ländern genannt.

Zugleich wird die Regierung in Peking vor den Konsequenzen gewarnt. China könne den grössten Krieg der jüngeren Geschichte in Europa nicht ermöglichen, ohne dass dies negative Auswirkungen auf seine Interessen und seinen Ruf habe, heisst es in der Erklärung. Die immer enger werdende strategische Partnerschaft zwischen Russland und China und deren sich gegenseitig verstärkende Versuche, die regelbasierte internationale Ordnung zu unterhöhlen und umzugestalten, gäben Anlass zu grosser Sorge.

Und sonst?

Die USA kündigten am Mittwoch zudem an, erstmals seit dem Kalten Krieg wieder Waffensysteme in Deutschland zu stationieren, die bis nach Russland reichen. Von 2026 an sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit deutlich mehr als 2000 Kilometern Reichweite, Flugabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Überschallwaffen für einen besseren Schutz der Nato-Verbündeten in Europa sorgen.

Ausserdem sollen noch in diesem Sommer die von ausländischen Partnern versprochenen F-16-Kampfjets in der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskrieges zum Einsatz kommen. Der Transfer der Jets sei bereits im Gange, teilten die USA, die Niederlande und Dänemark mit. (dpa)

15:09 Uhr

MITTWOCH, 10. JULI

Norwegen will Ukraine sechs F-16-Kampfjets liefern

Nato-Mitglied Norwegen will der Ukraine sechs Kampfflugzeuge vom Typ F-16 überlassen. Die ersten Jets sollen noch in diesem Jahr geliefert werden. Die Fähigkeiten der Ukraine, sich gegen Angriffe aus der Luft verteidigen zu können, seien in ihrem Verteidigungskampf gegen Russland von absolut entscheidender Bedeutung, teilte der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre mit.

Es ist seit längerem bekannt, dass Norwegen der Ukraine im Rahmen einer internationalen Koalition F-16-Jets zur Verfügung stellen will. Der Zeitpunkt dafür war jedoch bislang ebenso unklar wie die genaue Anzahl der Flugzeuge. Auch wenn mehrere Länder die Lieferung der Kampfflugzeuge zugesagt haben, sind bislang noch keine in der Ukraine eingetroffen. (dpa)

14:12 Uhr

Mittwoch, 10. Juli

Zwei Tote bei russischem Luftangriff auf Hafen von Odessa

Durch einen russischen Raketenangriff auf den Hafen von Odessa sind nach ukrainischen Behördenangaben zwei Menschen getötet worden. Die Toten seien ein Wachmann und ein Lkw-Fahrer, teilte der Gouverneur der Militärverwaltung des Gebiets, Oleh Kiper, mit. Ein wachhabender Matrose sei verletzt worden. Eine Lagerhalle, Lkws sowie ein ziviles Schiff seien beschädigt worden. Der Hafen Odessa ist für die ukrainischen Exporte von Getreide und anderen Gütern über das Schwarze Meer wichtig. Moskau vermutet dort nach früheren Militärangaben aber auch die Produktion ukrainischer Seedrohnen.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte Russland bei dem nächtlichen Angriff vier Marschflugkörper des Typs Ch59/Ch-69 sowie eine Rakete Iskander-M ein. Drei der Marschflugkörper seien abgefangen worden. Ausserdem nutzte Russland für Attacken auf verschiedene Landesteile der Ukraine 20 Shahed-Kampfdrohnen iranischer Bauart. 14 Drohnen seien abgeschossen worden, hiess es. Diese täglichen Luftwaffenangaben sind nicht bis ins Detail überprüfbar, lassen aber einen Überblick über Art und Schwere der Angriffe zu.

Einen Treffer gab es nach Behördenangaben auf eine Anlage der Stromversorgung im westlichen Gebiet Riwne. Für Bewohner im Umkreis sei zeitweise der Strom ausgefallen, teilte der Versorger Ukrenerho mit. Nach Angaben der Militärverwaltung von Riwne gab es einen Brand, der aber eingedämmt worden sei. «Menschen sind bei diesem Angriff nicht verletzt worden», schrieb Gouverneur Olexander Kowal. Die Ukraine wehrt seit fast zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab. (dpa)

06:16 Uhr

Mittwoch, 10. Juli

Selenski: Zerbombtes Krankenhaus wird wieder aufgebaut

Der ukrainische Staatschef Wolodimir Selenski hat den Wiederaufbau des bei einem russischen Raketenangriff schwer beschädigten Kinderkrankenhauses in Kiew angekündigt. 100 Millionen Hrywnja (umgerechnet 2,3 Millionen Euro) seien für die Unterstützung des Krankenhauses bereits angewiesen worden, weitere 300 Millionen Hrywnja würden folgen, sagte Selenski. Er dankte allen privaten Spendern, die die Klinik unterstützt haben und versprach allen Familien Hilfe, deren Angehörige bei der Attacke getötet oder verletzt wurden.

Bei dem Raketenangriff auf die Ukraine wurden am Montag landesweit mehr als 40 Menschen getötet und weit über 100 verletzt. International rief der Beschuss eines Kinderkrankenhauses in Kiew Fassungslosigkeit hervor. In einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gab es scharfe Kritik am russischen Vorgehen.

Moskau spricht nach Raketenangriff von ukrainischer PR

«Das ist natürlich eine PR-Aktion, in dem Fall eine auf Blut basierende PR-Aktion», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Die Ukrainer seien so ungeschickt beim Einsatz ihrer Flugabwehr gewesen, dass eine dieser Raketen im Krankenhaus eingeschlagen sei, behauptete er in einem Interview des russischen Staatsfernsehens. Nun versuche Kiew, diese Tragödie als Hintergrund für die Teilnahme von Präsident Selenski beim Nato-Gipfel auszuschlachten.

USA und Partner sagen Kiew Stärkung der Luftabwehr zu

Die USA und weitere Nato-Staaten wollen der Ukraine zusätzliche Ausrüstung zur Abwehr russischer Luftangriffe liefern. Das kündigte US-Präsident Joe Biden bei einem Festakt zum 75-jährigen Bestehen des Verteidigungsbündnisses in Washington an. In einem gemeinsamen Statement der USA und mehrerer Partner war auch die Rede von «zusätzlichen» Patriot-Luftabwehrsystemen.

Ausserdem sollten Dutzende taktischer Luftabwehrsysteme - etwa vom Typ Nasams oder Iris-T - an Kiew gehen, hiess es darin weiter. «Diese Systeme werden die Luftverteidigung der Ukraine weiter ausbauen und stärken.» Die gemeinsame Erklärung kam unter anderem von den USA, Deutschland, den Niederlanden, Rumänien und Italien.

Der ukrainische Präsident Selenski bedankte sich in Washington. Auf der Plattform X schrieb er, die Patriots und Luftabwehrsysteme würden helfen, «russische Drohnen und Raketen zu zerstören und die Ukrainer besser vor russischem Terror aus der Luft zu schützen», wie etwa bei dem brutalen Angriff auf das wichtigste Kinderkrankenhaus des Landes.

Kiew hat nach eigenen Angaben bislang insgesamt vier Patriot-Systeme erhalten. Drei davon hat Deutschland bereitgestellt. Ein weiteres wurde unter anderem von Rumänien in Aussicht gestellt.

Der Krieg in der Ukraine gehört zu den Hauptthemen beim Nato-Gipfel in Washington. Die Staats- und Regierungschefs der 32 Mitgliedsstaaten des Verteidigungsbündnisses feiern dort das 75. Jubiläum der Nato.

Pistorius appelliert an Nato: Mehr Ukraine-Hilfe nötig

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) rief die Nato-Partner zu verstärkter militärischer Unterstützung der Ukraine aufgerufen. Nach den Haushaltsplanungen gebe es in der deutschen Finanzierung «keine Lücke in dem Sinn», es gebe aber einen kleineren Betrag als in diesem Jahr, sagte der SPD-Politiker am Rande des Nato-Gipfels in Washington. Gemeinsame Aufgabe sei es, «der Ukraine mit dem zu helfen, was sie braucht, aber auch mit dem, was wir uns leisten können».

Pistorius sagte: «Aber das ist gleichzeitig auch bitte zu verstehen als ein Appell an alle anderen Partner in Europa mehr zu tun, um die Ukraine eben auch durch dieses Jahr und das nächste zu führen.»

Putin und Modi beschwören in Moskau enge Kooperation

Der indische Premier Narendra Modi würdigte bei seinem zweitägigen Besuch bei Kremlchef Wladimir Putin die Partnerschaft beider Länder. Beide lobten die jahrzehntelangen Beziehungen als «privilegierte strategische Partnerschaft», die weiter ausgebaut werden solle. In einer gemeinsamen Erklärung nach den Gesprächen hiess es, die beiden Länder wollten weiter bei Militärtechnologien kooperieren. Die gemeinsame Produktion von Ersatzteilen russischer Waffen und Verteidigungsausrüstung in Indien solle demnach gefördert werden.

Indien ist vor dem Hintergrund westlicher Sanktionen nach Angaben der Regierung in Moskau zugleich zum grössten Abnehmer von russischem Öl aufgestiegen. «Indien ist der wichtigste Markt und zum heutigen Tag ist Indien für uns im Energiesektor einer der Schlüsselpartner», sagte Russlands Vizeregierungschef Alexander Nowak der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Seinen Angaben nach hat Russland im vergangenen Jahr 90 Millionen Tonnen Öl nach Indien geliefert. (dpa)

18:49 Uhr

DIENSTAG, 9. JULI

Kritik an Russland im UN-Sicherheitsrat nach Angriff auf Klinik

Nach schweren russischen Angriffen in der Ukraine mit Opfern in einer Kinderklinik verurteilen Mitglieder des Weltsicherheitsrates Moskaus Vorgehen scharf. «Wir sind heute hier, weil Russland, ständiges Mitglied des Sicherheitsrats, der derzeitige Präsident des Sicherheitsrats, ein Kinderkrankenhaus angegriffen hat - und es läuft mir sogar kalt den Rücken runter, wenn ich diesen Satz ausspreche», sagte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield während einer Dringlichkeitssitzung des mächtigsten UN-Gremiums in New York. Russland sitzt dem Rat im Juli turnusgemäss vor.

Die britische Botschafterin Barbara Woodward fügte hinzu, Russlands Verhalten sei «eine Schande für den Sicherheitsrat und insbesondere für den Vorsitz der Präsidentschaft.» Frankreichs Vertreter Nicolas de Rivière sprach von einem «weiteren Eintrag und eine Liste von Kriegsverbrechen», für die Russland zur Verantwortung gezogen werden müsse.

Chinas stellvertretender Botschaft Geng Shuang äusserte sich vorsichtiger und stellte Pekings Partner Moskau nicht an den Pranger, doch sendete auch er ein Signal an Russland: Die Kämpfe hätten sich in letzter Zeit leider nicht beruhigt, «sondern verschärft und es kam von Zeit zu Zeit zu brutalen Angriffen, die schwere Opfer forderten. China ist darüber zutiefst beunruhigt.» Der Direktor des angegriffenen Kinderkrankenhauses, Wolodymyr Schownir, sprach ebenfalls zum Weltsicherheitsrat und beschrieb den Moment des Einschlags und der Explosion in der Klinik als «wirkliche Hölle».

Bei dem Einschlag am Montag war das Krankenhaus schwer beschädigt worden. Offiziellen Angaben nach wurden mindestens 2 Erwachsene getötet, darunter eine Ärztin. Weitere 32 Menschen wurden verletzt, darunter 8 Kinder. Insgesamt wurden bei dem russischen Angriff, der auch Wohnhäuser zerstörte, nach mehr als 30 Menschen allein in Kiew getötet. (dpa)

16:21 Uhr

DIENSTAG, 9. JULI

Putin und Modi beschwören in Moskau enge Kooperation

Der russische Präsident Wladimir Putin und der indische Premierminister Narendra Modi haben bei ihren offiziellen Gesprächen in Moskau die engen und jahrzehntealten bilateralen Beziehungen gelobt. Indien und Russland verbinde eine «privilegierte strategische Partnerschaft», sagte Putin bei dem Treffen im Kreml. Der Handel zwischen beiden Nationen sei im vergangenen Jahr um 60 Prozent gestiegen. Nach Angaben des indischen Handelsministeriums erreichte er umgerechnet 60,5 Milliarden Euro, wobei die indischen Importe von Öl und Dünger aus Russland den grössten Teil ausmachen.

«Jeder Inder fühlt in seinem Herzen, dass Russland ein Freund Indiens in guten und schlechten Zeiten ist», betonte Modi bei einem Treffen mit Vertretern der indischen Community in Moskau. «Diese Beziehung basiert auf einem starken Fundament aus gegenseitigem Vertrauen und gegenseitigem Respekt.» Der 73-Jährige lobte auch die Führungsqualitäten von Putin (71).

China als unsichtbares Thema

Indien hat historisch gewachsene gute Beziehungen zu Russland. Der Subkontinent unterhält aber auch gute Beziehungen zu westlichen Ländern, die angesichts eines immer aggressiver auftretenden Chinas vermehrt mit Indien zusammenarbeiten wollen. Russlands Nähe zu China ist Indien hingegen ein Dorn im Auge.

«Indien wird als starke Säule der neuen, entstehenden, multipolaren Weltordnung angesehen», betonte Modi. «Wenn Indien über Frieden, Dialog und Diplomatie spricht, hört die ganze Welt zu. Wann immer die Welt mit einer Krise konfrontiert ist, ist Indien das erste Land, das dort ankommt.»

Pragmatische Haltung Indiens zum Ukraine-Krieg

Beim Ukraine-Krieg nimmt Indien eine pragmatische Haltung ein. Weil russisches Öl wegen westlicher Sanktionen billig ist, ist Indien zu einem der grössten Abnehmer aufgestiegen. Zugleich ruft die Führung in Neu-Delhi immer wieder alle Seiten zu Dialog auf. Putin dankte Modi dafür, dass dieser einer Lösung des Ukraine-Konflikts seine Aufmerksamkeit widme.

Der Kremlchef ist wegen des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofes in seinen internationalen Kontakten eingeschränkt. Umso aufwendiger wurde seit Montag das Programm für Modi inszeniert. Putin empfing seinen Gast in seiner Residenz am Standrand von Moskau. Die beiden sprachen nach Kremlangaben nicht nur drei Stunden miteinander, sie fuhren auch gemeinsam in einem Elektro-Cart und sahen eine Pferdeshow an.

Kritik aus der Ukraine

Die innige Umarmung Modis für Putin fiel aber zusammen mit den Bildern eines durch Russland zerstörten Kinderkrankenhauses in Kiew und trug ihm Kritik ein. «Es ist eine grosse Enttäuschung und ein Tiefschlag für Friedensbemühungen zu sehen, dass der Führer der grössten Demokratie der Welt den blutigsten Kriminellen der Welt an einem solchen Tag in Moskau umarmt», schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf X. In den sozialen Netzwerken in Indien wurde Modi eher in Schutz genommen: Wie auch westliche Politiker vertrete er vor allem die Interessen seines Landes. (dpa)

13:01 Uhr

Dienstag, 9. Juli

UN-Untersuchung bestätigt: Russische Rakete traf Kinderkrankenhaus in Kiew

Das Kinderkrankenhaus in Kiew ist nach vorläufigen Untersuchungen des UN-Menschenrechtsbüros von einer russischen Kh-101 Rakete direkt getroffen worden. Zu diesem Schluss kommen Experten, die Videoaufnahmen ausgewertet und die Schäden vor Ort direkt untersucht haben, wie Danielle Bell, die Leiterin der Beobachtermission für Menschenrechte der Vereinten Nationen in der Ukraine, sagte. Sie nennt dies «einen der ungeheuerlichsten Angriffe, die wir seit Beginn der Invasion erlebt haben».

Das Personal habe die kleinen Patientinnen und Patienten kurz vor dem Angriff am Montag im Bunker in Sicherheit gebracht, sagte sie. Ansonsten wäre die Opferzahl deutlich höher gewesen. Nach ihren Angaben kamen bei dem Angriff zwei Menschen ums Leben.

Alle 600 dort stationär behandelten Kinder seien in andere Gesundheitseinrichtungen gebracht worden. Das Krankenhaus, in dem viele Kinder mit Krebs und anderen schweren Krankheiten behandelt wurden, sei schwer beschädigt worden und könne ohne erhebliche Reparaturen nicht mehr genutzt werden. Das Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Kiew zeigte die Lage vor Ort auf der Plattform X.

Schon fast 1900 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen

Die Weltgesundheitsorganisation hat seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 fast 1900 Angriffe auf Krankenhäuser, Arztpraxen, Krankenwagen und ähnliche Ziele gezählt. Nach dem universell geltenden humanitären Völkerrecht dürfen solche Einrichtungen zur Gesundheitsversorgung nicht angegriffen werden, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz schon oft auf X erklärt hat. ( dpa )

08:47 Uhr

Dienstag, 9. Juli

Raketenangriff auf Kiew: Totes Kind aus Trümmern geborgen

Aus den Trümmern eines beschädigten Wohnhauses in Kiew ist in der Nacht ein vermisster Junge tot geborgen worden. Das teilte der Katastrophenschutz der ukrainischen Hauptstadt nach dem verheerenden russischen Luftangriff vom Montag mit. Durch die Einschläge mehrerer Raketen und Marschflugkörper in der Dreimillionenstadt wurden nach letztem Stand 27 Menschen getötet, darunter 4 Kinder. 117 Menschen wurden demnach verletzt. Weitere Opfer gab es im Gebiet Dnipropetrowsk im Süden. Damit hat die Ukraine insgesamt mindestens 37 Tote und 170 Verletzte durch die jüngsten Angriffe zu beklagen. In Kiew ist für heute ein Trauertag angesetzt.

UN-Sicherheitsrat tagt

In einem grossen Wohnhaus in der Nähe der Klinik wurden sieben Menschen getötet, darunter drei Kinder. Zwei Menschen starben in einer nicht näher bezeichneten Industrieanlage. Inoffizielle Berichte gehen von Angriffen auf ein Rüstungsunternehmen aus. In einem weiteren teilweise zerstörten Krankenhaus kamen neun Menschen ums Leben, in einem Geschäftszentrum sieben Menschen.

Über den verheerenden Angriff will am Nachmittag der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York beraten. Weil Russland als ständiges Mitglied in dem höchsten UN-Gremium aber ein Vetorecht hat, wird nicht mit einer Verurteilung Moskaus gerechnet. ( dpa )

06:39 Uhr

Dienstag, 9. Juli

Weltsicherheitsrat erörtert russische Angriffe auf Kiew

Nach den jüngsten russischen Raketenangriffen auf ukrainische Städte mit Dutzenden Todesopfern steht Moskau einmal mehr am Pranger der internationalen Gemeinschaft. Der UN-Weltsicherheitsrat will sich in einer Dringlichkeitssitzung mit den Angriffen befassen, die unter anderem eine Kinderklinik in Kiew schwer beschädigt hatten. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, verurteilte die russischen Raketenangriffe und forderte, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Bei den Attacken auf Kiew und Dnipro waren mehr als drei Dutzend Menschen getötet und über 140 verletzt worden. Nach Angaben der Militärverwaltung starben in der Hauptstadt mindestens 27 Menschen, unter ihnen drei Kinder, 82 Menschen wurden verletzt. In Dnipro wurden offiziell elf Tote und 59 Verletzte gemeldet. Präsident Wolodimir Selenski präsentiert auf der Plattform X abweichende Zahlen - er sprach von insgesamt 37 Toten und 170 Verletzten, unter ihnen 13 Kinder.

Da Russland im Sicherheitsrat Veto-Recht hat, ist keine einstimmige Verurteilung des Vorgehens der russischen Streitkräfte zu erwarten. «Wir müssen Russland für den Terror zur Rechenschaft ziehen und Putin für die Befehle zur Durchführung der Angriffe», forderte Selenski während eines Besuchs in Warschau. «Wann immer jemand versucht, mit ihm über Frieden zu sprechen, antwortet Russland mit Angriffen auf Wohnhäuser und Krankenhäuser.»

In der ukrainischen Hauptstadt dauerten unterdessen die Bergungsarbeiten an der beschädigten Kinderklinik an. Hunderte Anwohner halfen den Feuerwehrleuten bei der Suche nach weiteren Opfern und beim Räumen der Trümmer. US-Präsident Joe Biden nannte die Angriffe «eine grausame Erinnerung an die Brutalität Russlands». Es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Welt in diesem wichtigen Moment weiterhin an der Seite der Ukraine stehe, mahnte er.

UN-Menschenrechtschef verurteilt russischen Angriff auf Krankenhaus

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Türk, verurteilte die Raketenangriffe. «Unter den Opfern waren die kränksten Kinder der Ukraine», sagte er in Genf. Schockierender Weise sei bei einem der Angriffe die Intensivstation des grössten Kinderkrankenhauses der Ukraine schwer beschädigt und die Dialyseabteilung zerstört worden. «Das ist abscheulich», sagte Türk. «Wer Einfluss hat, muss alles tun, damit diese Angriffe sofort aufhören.»

Ebenfalls in Kiew wurden Türks Angaben zufolge mindestens sieben Zivilisten in einem der grössten Zentren für Frauengesundheit in der Ukraine durch herabstürzende Trümmer einer über der Einrichtung abgefangenen Rakete getötet.

Entsetzt zeigte sich auch die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. «Mit dem brutalen Angriff auf eine Kinderklinik zeigt Putin uns erneut seine Grausamkeit», sagte sie. «Wer immer noch behauptet, Putin wolle verhandeln, ist erschreckend realitätsfern und grenzenlos naiv.» Niemand, der Augen habe, könne sich jetzt noch dem Liefern von Taurus-Marschflugkörpern in das angegriffene Land widersetzen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dies bisher unter anderem mit der Begründung abgelehnt, Deutschland dürfe nicht in den Krieg hineingezogen werden.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte Raketenangriffe, die angeblich Rüstungsfabriken und Militärflugplätzen der Ukraine galten. Die vielen Videobilder aus Kiew belegten aus russischer Sicht, dass die Schäden durch eine ukrainische Flugabwehrrakete verursacht worden seien, hiess es ohne Beleg. Die Erschütterung der Ukrainer über den Angriff tat das Moskauer Militär als «Hysterie des Kiewer Regimes» ab, wie sie sich immer wieder vor Zusammenkünften der Nato zeige.

Nato-Gipfel in Washington beginnt

Mit Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum der Nato beginnt ein dreitägiger Gipfel des Verteidigungsbündnisses in Washington. Bei dem Spitzentreffen in der US-Hauptstadt wollen die Staats- und Regierungschefs der 32 Mitgliedsstaaten über den Ausbau der Abschreckung und Verteidigung sowie weitere Unterstützung für die Ukraine beraten.

Zu dem Treffen werden neben Bundeskanzler Olaf Scholz und den anderen Staats- und Regierungschefs auch zahlreiche Gäste erwartet. Dabei ist der ukrainische Präsident Selenski. Gastgeber ist US-Präsident Biden, der sich in der heissen Phase des Wahlkampfes befindet.

Die Ukraine erhofft sich vom Nato-Gipfel weitere Unterstützung in ihrem Abwehrkampf gegen das russische Militär. Eine weitere Annäherung Kiews an die erhoffte Mitgliedschaft im Verteidigungsbündnis ist jedoch nicht zu erwarten, wie verschiedene Gipfel-Teilnehmer noch vor dem Treffen erklärten. Allerdings erhofft sich Kiew Zusagen über die Lieferung weiterer Flugabwehrsysteme zum Ausbau seines Schutzschirms gegen russische Luftangriffe.

Unter anderem war zuletzt die Lieferung von bis zu sechs Patriot-Flugabwehrsysteme aus Israel im Gespräch, die vor der Übergabe noch in den USA überholt werden sollten. «Wir brauchen Mittel, um unsere Menschen zu schützen», sagte Selenskis Stabschef Andrij Jermak in einer Online-Pressekonferenz. Er gehe davon aus, dass Russland gezielt vor dem Nato-Gipfel angegriffen habe.

Putin trifft Modi

In Moskau kommen unterdessen Kremlchef Putin und der indische Regierungschef zum offiziellen Teil ihrer Gespräche zusammen. Beide Seiten wollen vor allem ihre wirtschaftlichen Beziehungen vertiefen.

Nach Kremlangaben wird auch über Russlands Invasion in der Ukraine gesprochen. Unklar war, ob auch über den folgenschweren russischen Raketenangriff gesprochen wird, der die Kinderklinik schwer beschädigte.

Indien treibt immer intensiver Handel mit der Rohstoffgrossmacht und ist inzwischen ein Grossabnehmer russischen Erdöls. Moskaus Medien hatten bereits in den vergangenen Tagen berichtet, dass diese Reise Modis nach dessen Wiederwahl ein besonderes Zeichen der Wertschätzung sei für die Beziehungen Indiens zu Russland. Russland ist für Indien ein wichtiger Energielieferant. ( dpa )

17:27 Uhr

MONTAG, 8. JULI

Angriff auf Kinderspital: Putin zeigt, was er von Orbans Friedensplänen hält

Kurz nachdem der ungarische Ministerpräsident in Moskau Putins Friedensabsichten auslotete, zeigt dieser auf zynische Weise, was er davon hält und lässt ein Kinderkrankenhaus in Kiew beschiessen.

17:07 Uhr

MONTAG, 8. JULI

Zahl der Toten nach russischen Luftangriffen steigt auf mehr als 30

Nach massiven russischen Luftangriffen auf ukrainische Städte ist die Zahl der Toten und Verletzten weiter gestiegen. «In der Ukraine kamen 31 Menschen um, weitere 125 wurden verletzt», teilte das Innenministerium in Kiew am Nachmittag auf Telegram mit. Allein in der Hauptstadt Kiew seien dabei 20 Menschen getötet und 61 verletzt worden.

Angaben der ukrainischen Luftwaffe nach hat das russische Militär 38 Raketen unterschiedlichen Typs auf Ziele in ukrainischen Städten abgefeuert. 30 davon habe die Flugabwehr abfangen können. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor von über 40 Raketen gesprochen, die auf die Städte Kiew, Dnipro, Krywyj Rih, Slowjansk und Kramatorsk abgefeuert worden seien. (dpa)

14:18 Uhr

Montag, 8. JULI

Mindestens 20 Tote durch russische Raketen auf die Ukraine

Einen Tag vor dem Nato-Gipfel in Washington sterben bei russischen Raketenangriffen auf die Ukraine mehr als 30 Menschen. Eine Kinderklinik wird schwer beschädigt. In der Hauptstadt Kiew wurden nach Angaben des Innenministeriums mindestens 20 Menschen getötet und 61 weitere Menschen verletzt. In den Industriestädten Krywyj Rih und Dnipro im Süden der Ukraine wurden mindestens 11 Tote und 59 Verletzte gemeldet.

Fassungslosigkeit löste in Kiew der Treffer auf ein grosses Kinderkrankenhaus aus. Präsident Wolodimir Selenski veröffentlichte im sozialen Netzwerk X ein kurzes Video, das zerstörte Krankenzimmer und Blutspuren auf dem Fussboden zeigte. Selenski sprach davon, dass Menschen verschüttet seien. «Alle helfen, die Trümmer zu beseitigen - Ärzte und andere Leute», schrieb er.

Selenski legte sich nicht fest, ob die Klinik direkt angegriffen worden sei oder die Attacke einem anderen Objekt gegolten habe. Aber er schrieb: «Russland kann sich nicht unwissend stellen, wohin seine Raketen fliegen, und muss für alle seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.» Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von 16 Verletzten in dem Krankenhaus, darunter 7 Kindern.

Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko zufolge wurden in dem Kinderkrankenhaus Abteilungen für Dialyse, Krebsbehandlung, Operationssäle und die Intensivstation beschädigt. Hunderte Anwohner halfen Rettungskräften, Trümmer zu räumen und nach Opfern zu suchen. «Kleine Krebs- und Dialysepatienten sitzen mit ihren Müttern auf dem Bürgersteig», berichtete der deutsche Botschafter Martin Jäger auf X von einem Besuch am Krankenhaus.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte Raketenangriffe, die angeblich Rüstungsfabriken und Militärflugplätzen der Ukraine galten. Die vielen Videobilder aus Kiew belegten, dass die Schäden durch eine ukrainische Flugabwehrrakete verursacht worden seien, hiess es ohne Beleg. Die Erschütterung der Ukrainer über den Angriff tat das Moskauer Militär als «Hysterie des Kiewer Regimes» ab, wie sie sich immer wieder vor Zusammenkünften der Nato zeige. Ukrainischen Berichten zufolge wurde noch ein zweites Krankenhaus in der Hauptstadt auf der anderen Seite des Dnipro beschädigt.

Auch weitere Städte betroffen

Der private Stromversorger DTEK berichtete von Schäden an drei Trafostationen in der Hauptstadt. Neben Dnipro und Krywyh Rih wurden auch frontnahen Städte Slowjansk und Kramatorsk im ostukrainischen Gebiet Donezk zu Zielen. Angaben zu Treffern auf militärische Ziele oder Rüstungsfabriken wurden nicht gemacht.

Das russische Militär setzte bei dem Angriff Selenskis Angaben zufolge mehr als 40 Raketen ein. Ungewöhnlich war, dass die schwere Attacke tagsüber stattfand zu Beginn der Arbeitswoche. Schon in der Nacht hatte es Luftangriffe mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen gegeben.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion mit westlicher Hilfe ab und drängt immer wieder auf die Bereitstellung moderner Flugabwehrsysteme. Nach jüngsten Angaben hat die Ukraine vier der besonders leistungsfähigen Patriot-Systeme aus US-Produktion bekommen, braucht aber nach eigener Einschätzung viel mehr. (dpa)

11:21 Uhr

MONTAG, 8. JULI

Tote und Verletzte bei russischem Luftangriff auf Kiew

Die russische Armee hat die ukrainische Hauptstadt Kiew in mehreren Wellen mit Raketen angegriffen. Der ukrainischen Militärverwaltung zufolge wurden in Kiew bei den Angriffen fünf Menschen getötet; neun weitere wurden verletzt. In der Innenstadt waren gut zwei Dutzend Explosionen mutmasslich von Flugabwehrraketen zu hören, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa berichtete. Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge gab es herabstürzende Trümmerteile in vier Stadtteilen sowie zahlreiche Notrufe.

Laut Klitschko und dem Leiter des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, gab es auch einen Einschlag in einem Kinderkrankenhaus. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge feuerte das russische Militär Marschflugkörper und mehrere Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) auf Ziele in der Dreimillionenstadt ab.

Raketenangriffe habe es auch auf die südostukrainischen Grossstädte Dnipro und Krywyj Rih gegeben, hiess es. Am Morgen hatte die russische Luftwaffe Berichten zufolge bereits Marschflugkörper auf Ziele bei der westukrainischen Grossstadt Schytomyr abgefeuert. Die ukrainische Flugabwehr hat dabei eigenen Angaben nach drei der vier Raketen abschiessen können. Zwei weitere ballistische Raketen seien nicht abgefangen worden. Zum möglichen Ziel machte die Flugabwehr keine Angaben.

Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Hilfe seit mehr als zwei Jahren gegen die russische Invasion. Kiew drängt seine Verbündeten dabei immer wieder auf die Bereitstellung von noch mehr modernen Flugabwehrsystemen. (dpa)

08:28 Uhr

MONTAG, 8. JULI

Ungarns Ministerpräsident Orban überraschend in China

Auf seiner als «Friedensmission» inszenierten Staaten-Tour besucht Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban überraschend China. Chinesische Staatsmedien berichteten am Morgen (Ortszeit) von der Ankunft des ungarischen Regierungschefs in Peking. «Friedensmission 3.0 #Beijing», schrieb Orban im sozialen Netzwerk X. Dort veröffentlichte er auch ein Foto, das ihn bei der Begrüssung durch die chinesische Vize-Aussenministerin Hua Chunying am Flughafen zeigt. Zuvor war er bereits nach Moskau und Kiew gereist. (dpa)

13:50 Uhr

Sonntag, 7. Juli

Explosionen in russischem Gebiet nach ukrainischem Angriff

Ein ukrainischer Drohnenangriff hat nach Angaben russischer Behörden im Gebiet Woronesch mehrere Explosionen ausgelöst. Der Gouverneur des Gebiets, Alexander Gussew, teilte mit, dass Objekte mit explosivem Material begonnen hätten, zu detonieren. Details nannte er nicht. In Kiew meldete das Nachrichtenportal «Ukrajinska Prawda» unter Berufung auf Geheimdienstangaben, dass ein 9000 Quadratmeter grosses Depot unter anderem mit Raketen, Panzermunition und Artilleriegeschossen der russischen Streitkräfte getroffen worden sei. Eine Bestätigung von russischer Seite gab es nicht.

In sozialen Netzwerken gab es zunächst nicht überprüfbare Videoaufnahmen von riesigen Rauchwolken, die gen Himmel stiegen. Augenzeugen berichteten von Explosionen und Rauch über dem betroffenen Kreis Podgorenski rund 190 Kilometer südlich der Gebietshauptstadt Woronesch. Dort wurde laut Behörden der Ausnahmezustand ausgerufen. Häuser wurden evakuiert.

Zwei ältere Frauen seien ins Krankenhaus gebracht worden, teilte Gussew mit. Dutzende Bewohner wurden demnach in einer Notunterkunft in der Schule untergebracht und versorgt, andere seien bei Verwandten untergekommen, hiess es. Zu dem Notfall sei es durch herabgefallene Trümmer abgeschossener Drohnen gekommen, sagte Gussew.

Gebiet Woronesch immer wieder Ziel ukrainischer Angriffe

Vom Verteidigungsministerium in Moskau gab es zunächst keine Informationen zum Drohnenangriff im Gebiet Woronesch. In der Mitteilung des Ministeriums war lediglich die Rede von einem neuen ukrainischen Drohnenangriff auf das grenznahe Gebiet Belgorod. Das Flugobjekt sei zerstört worden, hiess es.

Gleichwohl war auch das Gebiet Woronesch in der Vergangenheit immer wieder Ziel ukrainischer Angriffe, weil nicht zuletzt von dort aus die russischen Besatzer ihren militärischen Nachschub erhalten. Im Juni vorigen Jahres kam es zu schweren Explosionen in einem Treibstoffdepot in der Region.

Die Ukraine führt im Zuge ihrer Verteidigung gegen die seit mehr als zwei Jahren andauernde Moskauer Invasion täglich Angriffe gegen russisches Gebiet. Die Folgen stehen allerdings meist in keinem Vergleich zu den massiven Zerstörungen und der hohen Zahl an Opfern durch russische Angriffe gegen die Ukraine. Das ukrainische Militär teilte mit, die Russen hätten seit Samstag mehr als 80 Infrastrukturobjekte in dem Nachbarland angegriffen. ( dpa )

06:51 Uhr

sonntag, 7. Juli

Schwere Kämpfe im Osten - Ukraine unter Druck

Die schweren Kämpfe im Osten der Ukraine halten nach Angaben der Militärführung in Kiew weiter an. «Am heissesten war die Lage heute im Raum Pokrowsk, daneben war der Feind auch in Richtung Lyman und Kurachowe aktiv», teilte der ukrainische Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit. Alle drei genannten Städte liegen im ostukrainischen Gebiet Donezk. Im Tagesverlauf sei es zu 123 Gefechten gekommen.

Allein 41 davon wurden demnach aus dem Raum Pokrowsk gemeldet. Bei Lyman und Kurachowe waren es 19 und 17 Attacken. Während nach Angaben des Generalstabs 29 Angriffe bei Pokrowsk inzwischen abgewehrt werden konnten, hielten 12 Kämpfe weiter an. Die Verteidiger unternähmen alles, um die Lage zu stabilisieren und ein Vordringen des Feindes tief in ukrainisches Gebiet zu verhindern, hiess es.

Russische Truppen rücken im Raum Pokrowsk vor

Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor am Tag in diesem Raum die Eroberung des Dorfes Sokil gemeldet. Der Heeresgruppe Zentrum sei durch aktives Handeln gelungen, die Ortschaft einzunehmen und ihre taktische Lage zu verbessern, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die ukrainische Seite kommentierte dies zunächst nicht. Unabhängig lassen sich die Berichte der Kriegsparteien oft nicht nachprüfen.

Allerdings hat das dem ukrainischen Verteidigungsministerium nahestehende Portal «Deepstate» bereits Ende Juni den kleinen Flecken unmittelbar neben der wesentlich grösseren und lange umkämpften Ortschaft Otscheretyne als unter russischer Kontrolle markiert. Sokil, das bei einer Volkszählung vor 20 Jahren wenige Dutzend Einwohner hatte, liegt im Landkreis Pokrowsk. Pokrowsk gilt als eins der möglichen Ziele des russischen Vormarsches in dem Raum.

Sokil taucht auch im Lagebericht des Generalstabs nicht mehr auf, dafür die westlich davon gelegene Ortschaft Prohres. Nach Angaben des ukrainischen Militärs sind im Raum Pokrowsk mehr als 180 russische Soldaten gefallen. Daneben seien mehrere russische Militärfahrzeuge vernichtet worden. Unabhängig lassen sich auch diese Angaben nicht überprüfen.

Der Frontabschnitt bei Pokrowsk gilt als vergleichsweise gefährdet. Nachdem die russischen Truppen zu Jahresbeginn die Festung Awdijiwka einnehmen konnten, rücken sie seit Monaten langsam weiter vor. Der Ukraine ist es bislang nicht gelungen, den Vormarsch endgültig zu stoppen und die Verteidigungslinien zu stabilisieren.

Auch bei Tschassiw Jar, westlich von Bachmut, tobten weiterhin schwere Kämpfe. Dort hatten russische Truppen vor wenigen Tagen knapp ein Viertel der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht. Nach Darstellung des ukrainischen Militärs zahlte die russische Armee dafür jedoch mit knapp 5.000 Toten einen hohen Preis. «Russische Mütter und Ehefrauen sollen wissen, dass 5.000 Männer nicht heimkehren, weil sie einen Ortsteil erobern mussten», sagte ein ukrainischer Militärsprecher im Fernsehen. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Erneut Angriffe von Kampfdrohnen

Die russischen Streitkräfte haben den Osten der Ukraine in der Nacht erneut mit sogenannten Kamikaze-Drohnen angegriffen. Die Flugabwehr in Charkiw und Sumy berichtete von Einflügen der Shahed-Drohnen in mehreren Wellen. Über die Auswirkungen der Angriffe machten die ukrainischen Militärs zunächst keine Angaben.

Selenski kündigt neue Strategie auf See an

Die Ukraine will den russischen Einfluss im westlichen Teil des Schwarzen Meeres zurückdrängen. Sein Land werde dazu eine neue nationale Seestrategie erarbeiten, kündigte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in seiner täglichen Videoansprache an. «Wir verstehen klar, dass der Krieg das Kräfteverhältnis in unserer Schwarzmeerregion verändert hat und die russische Flotte in diesem Gewässer niemals mehr dominieren wird», gab sich Selenski optimistisch. Die Ukraine werde ihre eigenen nationalen Interessen auf See und die ihrer Partner verfolgen und Verkehrsrouten schützen, sagte er.

Russland hatte bereits bei der Annexion der Krim 2014 einen Grossteil der ukrainischen Flotte in Besitz genommen. Weitere Schiffe gingen für Kiew kurz nach Beginn der grossangelegten russischen Invasion 2022 mit der Eroberung der Hafenstadt Berdjansk im südukrainischen Gebiet Saporischschja verloren. In Mykolajiw ging das Flaggschiff der ukrainischen Marine, die Hetman Sahaidatschnyj unter.

Auch wenn die ukrainische Marine derzeit nicht über grössere Kriegsschiffe verfügt, ist es Kiew gelungen, die russische Schwarzmeerflotte aus dem westlichen Teil des Schwarzen Meeres zu vertreiben. Damit konnte auch der Seehandel über Odessa zumindest teilweise wiederbelebt werden. Die ukrainische Marine soll in der nächsten Zeit auch durch Lieferungen westlicher Partner aufgerüstet werden.

Chinesische Soldaten zu Militärmanöver in Belarus gelandet

Chinesische Soldaten sind derweil nach offiziellen Angaben zu einer gemeinsamen Anti-Terror-Übung in Belarus eingetroffen. Das Manöver werde vom 8. bis 19. Juli abgehalten, teilte das Verteidigungsministerium in Minsk auf seinem Telegramkanal mit.

Zunächst gab es keine Details zu den geplanten Übungen. Auch die genaue Anzahl der beteiligten chinesischen Soldaten ist unbekannt. Auf den vom Verteidigungsministerium in Minsk veröffentlichten Fotos ist ein chinesisches Transportflugzeug zu sehen, das eine dreistellige Zahl Soldaten transportieren kann. ( dpa )

06:57 Uhr

Samstag, 6. Juli

Selenski sieht Flugabwehr dank Deutschland gestärkt

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat Deutschland für die Lieferung des dritten Flugabwehrsystems vom Typ Patriot gedankt. «Das sind starke Neuigkeiten», sagte Selenski in Kiew. Er danke auch den USA für weitere Schritte, die ukrainische Luftverteidigung zu stärken.

Details nannte er nicht, sagte aber, dass die Partner des Landes die Vereinbarungen erfüllten. «Die Ukraine hat schon bewiesen, dass es keine russischen Raketen gibt, die wir nicht abschiessen können», sagte Selenski. Das Land tue alles dafür, damit der russische Terror ende.

Er habe sich auch mit Raketenherstellern getroffen, die dafür arbeiteten, der russischen Aggression etwas Ebenbürtiges entgegenzusetzen. «Das ist eine Angelegenheit globaler Stabilität und Sicherheit, damit jeder im Kreml weiss, dass sie nicht ungestraft davon kommen», sagte er weiter.

Für ihren Abwehrkampf gegen Russland hat die Ukraine im April vergangenen Jahres das erste moderne Flugabwehrsystem US-amerikanischer Produktion des Typs Patriot erhalten. Die ukrainische Flugabwehr will damit bereits russische Hyperschallraketen und ballistische Raketen abgefangen haben. Insgesamt soll Kiew derzeit über vier Systeme verfügen. Weitere wurden unter anderem von Rumänien in Aussicht gestellt.

Präsident Selenski hatte ursprünglich mindestens sieben derartiger Systeme für einen zuverlässigen Schutz regelmässig mit Raketen angegriffener Grossstädte wie Charkiw, Dnipro, Saporischschja und Odessa genannt. Er drängt die Verbündeten der Ukraine regelmässig zu weiterer Unterstützung bei der Flugabwehr.

Russland überzieht das Nachbarland in seinem seit mehr als zwei Jahren andauernden Angriffskrieg immer wieder mit Luftschlägen. Durch die Raketen- und Drohnenangriffe gibt es schwerste Zerstörungen etwa an der Energieinfrastruktur sowie immer wieder auch Tote und Verletzte. Auch in der Nacht zum Samstag herrschte wieder vielerorts Luftalarm.

Gouverneur von Donezk: Fünf Tote bei russischem Angriff

Russische Streitkräfte griffen ukrainischen Behördenangaben zufolge die Stadt Selydowe im Osten der Ukraine unter anderem mit zwei Lenkbomben an. Dabei wurden mindestens fünf Menschen getötet. Zudem gebe es mindestens elf Verletzte, teilten der Militärgouverneur des umkämpften Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, und die Staatsanwaltschaft gestern Abend in sozialen Medien mit. Die beiden Bomben hätten auf das Gelände eines Unternehmens gezielt, hiess es. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen.

Selenski kündigt Schritte gegen Energie-Krise an

In seiner Videobotschaft kündigte Selenski ein komplexes Paket an Massnahmen an, um die Energiekrise im Land zu lösen. Einzelheiten nannte er nicht, sagte aber, dass die Beamten demnächst Schritte dazu vorstellen würden, wie Bürger und Unternehmen in Zeiten des Mangels an Elektrizität unterstützt werden könnten. Als Beispiel nannte er neue Kreditprogramme mit völlig zinsfreien Angeboten. «Alles sollte so schnell wie möglich funktionieren», sagte er.

Aktiv liefen zudem Verhandlungen mit europäischen Partnern mit dem Ziel, die aus dem Ausland importierten Strommengen zu erhöhen. Parallel dazu liefen ausserdem Reparaturarbeiten an Anlagen. Viele Kraftwerke und andere Energieinfrastruktur sind durch die russischen Angriffe zerstört und beschädigt. Wegen des Energiedefizits kommt es immer wieder zu Stromabschaltungen.

Weisses Haus: Orbans Reise nach Moskau ist «kontraproduktiv»

In seiner Videoansprache ging Selenski nicht auf den Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban in Moskau bei Kremlchef Wladimir Putin ein. Wie zuvor die Europäische Union und die Bundesregierung kritisierten auch die USA die Reise, die Orban als Friedensmission darstellte. Die US-Regierung zeigte sich «besorgt». Das Verhalten des Nato-Partners sei mit Blick auf die Unterstützung der Souveränität der Ukraine «kontraproduktiv» und trage nicht zum Frieden in dem von Russland angegriffenen Land bei, sagte die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Karine Jean-Pierre.

«Russland könnte diesen Krieg noch heute beenden, indem es seinen Angriff gegen die Ukraine, gegen ihre Souveränität und gegen ihre Demokratie aufgibt», sagte sie weiter. Das ukrainische Aussenministerium hatte die Gespräche Orbans mit Putin scharf kritisiert und erinnerte daran, dass es keine Entscheidung zur Ukraine ohne die Ukraine geben könne. Selenski hatte noch am Dienstag Orban in Kiew zu seinem ersten Besuch dort seit Kriegsbeginn empfangen.

Orban war überraschend und begleitet von heftiger Kritik von EU-Vertretern, westlichen Politikern und der Ukraine zu den Gesprächen mit Putin gereist. Die EU betonte, dass der Ungar kein offizielles Mandat für Verhandlungen mit Russland habe.

Selenski stimmt sich mit britischem Premier vor Nato-Gipfel ab

In der kommenden Woche steht der Nato-Gipfel in Washington an. Die Staats- und Regierungschefs der 32 Mitgliedsstaaten des Verteidigungsbündnisses wollen unter anderem über den Ukraine-Krieg und die Stärkung der eigenen Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten beraten. Die Ukraine strebt in die Militärallianz, hat aber aktuell keine Aussicht auf Aufnahme.

Selenski teilte mit, dass er sich vor dem Nato-Treffen auch mit dem neuen britischen Premierminister Keir Starmer abgestimmt habe. Laut einer Mitteilung im sozialen Netzwerk X gratulierte Selenski Starmer zum Sieg bei der Wahl in Grossbritannien. Der neue Premier habe der Ukraine die unerschütterliche Unterstützung Grossbritanniens auch durch die neue Regierung in London zugesagt.

15:18 Uhr

FREITAG, 5. JULI

Baltenstaaten verurteilen Orbans Reise nach Moskau

Die baltischen Staaten haben den Besuch des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban in Russland mit deutlichen Worten verurteilt. «In Moskau vertritt Viktor Orban in keiner Weise die EU oder die Positionen der EU. Er nutzt die Position des EU-Vorsitzes, um Verwirrung zu stiften», schrieb die estnische Regierungschefin und designierte EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas auf der Internetplattform X. Die EU stehe geschlossen hinter der Ukraine und gegen die russische Aggression.

Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda verwies darauf, dass die «einseitige Entscheidung» Orbans die Glaubwürdigkeit der ungarischen EU-Ratspräsidentschaft untergrabe. Wer wirklich Frieden wolle, schüttele keinem blutigen Diktator die Hand, sondern setze alles daran, die Ukraine zu unterstützen, betonte er. Sein lettischer Amtskollege Edgars Rinkevics reagierte mit Sarkasmus: Er zitierte auf X eine Strophe des Lieds «From Russia with Love», die er über einen Retweet von Orbans Post veröffentlichte, in der dieser seine Reise als Friedensmission bezeichnete.

Estland, Lettland und Litauen zählen zu den entschiedensten Unterstützern der Ukraine. Die drei EU- und Nato-Mitgliedstaaten grenzen alle drei an Russland und teils auch an dessen engen Verbündeten Belarus. (dpa)

15:04 Uhr

FREITAG, 5. JULI

Nato-Generalsekretär: Orban hat Bündnis vor Moskau-Reise informiert

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich klarer öffentlicher Kritik am Besuch des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban in Moskau vorerst nicht angeschlossen. Stoltenberg erklärte bei einer Pressekonferenz in Brüssel, Ungarn habe das Bündnis über die Reise im Vorfeld informiert. Er betonte, wichtig sei, dass sich alle einig seien, dass Russland im Konflikt mit der Ukraine der Aggressor sei und die territoriale Integrität und Souveränität respektiert werden müsse.

Mit Blick auf den Nato-Gipfel in der kommenden Woche in Washington sagte Stoltenberg, er erwarte, dass Orban dort über seine Gespräche in Moskau berichten werde und dass man die Gelegenheit haben werde, darüber zu diskutieren. Stoltenberg wies zudem darauf hin, dass der Besuch Orbans in Moskau nicht der erste sei, und betonte, dass Orban bei Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin nicht die Nato vertrete.

Führende EU-Politiker hatten Orbans Reise zuvor scharf kritisiert. «Beschwichtigungspolitik wird Putin nicht aufhalten», schrieb beispielsweise EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf der Internetplattform X. «Nur Einigkeit und Entschlossenheit werden den Weg zu einem umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine ebnen.»

Von der Leyen spielte damit darauf an, dass die EU-Position zum Krieg Russlands eigentlich vorsieht, sich mit Härte und Geschlossenheit gegen den russischen Angriffskrieg zu stellen. Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sollte es demnach nur dann geben, wenn dies auch im Interesse der Ukraine ist.

Im Fall von Orban ist dies offensichtlich nicht der Fall. Der Rechtspopulist hatte erst Anfang der Woche für Unmut gesorgt, als er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj dazu aufforderte, im Krieg mit Russland eine Feuerpause in Erwägung zu ziehen. (dpa)

13:11 Uhr

FREITAG, 5. JULI

Friedensmission? Nach Kiew nun Moskau - Orbans Egotripp

Ungarns Premierminister Viktor Orban ist in Moskau gelandet. Auf X schreibt er: «Zweiter Halt: Moskau. Die Friedensmission geht weiter.» Erster Halt war wohl Kiew, wohin er am Dienstag gereist war und den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski getroffen hatte.

Ungarn hat sei dieser Woche für sechs Monate den Ratsvorsitz der EU inne und Orban tut so, als sei er in offizieller europäischer Mission unterwegs. Doch das ist keineswegs so, wie zum Beispiel Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen klar machte. Orbans Reise ist ein Affront für die EU - entrüstete Reaktionen auf den Egotripp liessen nicht auf sich warten. (jk)

12:31 Uhr

FREITAG, 5. JULI

Von der Leyen verurteilt Besuch von Orban in Moskau

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilt den Besuch des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban in Moskau. «Beschwichtigungspolitik wird Putin nicht aufhalten», schrieb die deutsche Spitzenpolitikerin auf der Internetplattform X. «Nur Einigkeit und Entschlossenheit werden den Weg zu einem umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine ebnen.»

Von der Leyen spielte damit darauf an, dass die EU-Position zum Krieg Russlands eigentlich vorsieht, sich mit Härte und Geschlossenheit gegen den russischen Angriffskrieg zu stellen. Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sollte es demnach nur dann geben, wenn dies auch im Interesse der Ukraine ist.

Im Fall von Orban ist dies offensichtlich nicht der Fall. Der Rechtspopulist hatte erst Anfang der Woche für Unmut gesorgt, als er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj dazu aufforderte, im Krieg mit Russland eine Feuerpause in Erwägung zu ziehen. (dpa)

11:06 Uhr

Freitag, 5. Juli

Orban überraschend zu Besuch bei Putin

Ungarns rechtspopulistischer Ministerpräsident Viktor Orban ist zu Gesprächen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskau eingetroffen. Das teilte Orbans Sprecher Bertalan Havasi mit. Er bestätigte ein geplantes Treffen mit Putin. Trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine pflegt Orban weiter gute Beziehungen zum Kremlchef.

Viktor Orban und Wladimir Putin, Treffen im Jahr 2023.
Bild: Grigory Sysoev /Sputnik / Kremli / EPA

Der ungarische Regierungschef inszenierte die Reise als Friedensmission. «Man kann Frieden nicht von einem bequemen Sessel in Brüssel aus schaffen», schrieb Orban vor Bestätigung seiner Reise auf der Online-Plattform X. «Auch wenn die rotierende EU-Ratspräsidentschaft kein Mandat hat, im Namen der EU zu verhandeln, können wir uns nicht zurücklehnen und darauf warten, dass der Krieg auf wundersame Weise endet. Wir werden ein wichtiges Instrument sein, um die ersten Schritte in Richtung #Frieden zu machen.» Ungarn hat vor wenigen Tagen die die rotierende EU-Ratspräsidentschaft übernommen.

Von der EU selbst kam Kritik. Orban habe kein Mandat aus Brüssel für die Reise, erklärte EU-Chefdiplomat Josep Borrell. «Der Besuch von Ministerpräsident Viktor Orban in Moskau findet ausschliesslich im Rahmen der bilateralen Beziehungen zwischen Ungarn und Russland statt», teilte der Aussenbeauftragte der Europäischen Union mit. Die Ratspräsidentschaft sehe keine Vertretung der Union nach Aussen hin vor.

Moskau-Visite folgt auf Reise nach Kiew

Erst am Dienstag hatte Orban Kiew besucht - das erste Mal seit Kriegsbeginn. Dort forderte er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj dazu auf, eine Feuerpause in Erwägung zu ziehen, um Verhandlungen zu ermöglichen. Die Beziehungen zwischen Kiew und Budapest gelten als gespannt, weil Orban mehrfach Hilfen für die Ukraine verzögert hat und Sanktionen gegen Russland zu verhindern suchte.

Ungarn ist weiterhin stark von russischen Gaslieferungen abhängig, die trotz des Kriegs teilweise durch die Ukraine fliessen. Allerdings will Kiew den zum Jahresende auslaufenden Vertrag zum Gastransit nicht verlängern.

Öffentlich liess Selenskyj Orbans Vorschlag unbeantwortet. Derzeit gibt es keinerlei Friedensverhandlungen zwischen Kiew und Moskau. Kiew lehnt bisher offiziell eine Waffenruhe vor dem Abzug russischer Truppen ab, hatte diese Bedingung aber zuletzt nicht mehr in den Vordergrund gerückt.

Beide Seiten lehnen Feuerpause ohne Vorbedingungen ab

Auch Kremlchef Wladimir Putin hatte kurz darauf eine Waffenruhe ohne Vorbedingungen abgelehnt. «Wir können nicht zulassen, dass der Feind diese Feuerpause nutzt, um seine Lage zu verbessern, sich zu bewaffnen, seine Armee mit Hilfe einer Zwangsmobilisierung aufzufrischen und bereit zu sein, den bewaffneten Konflikt fortzusetzen», sagte Putin am Rande des Gipfels der für Sicherheitsfragen gegründeten Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in der kasachischen Hauptstadt Astana. Die Waffen könnten erst schweigen, wenn die Ukraine unumkehrbare Schritte zur Deeskalation unternehme.

Russland hatte zuletzt als Vorbedingung für Verhandlungen den vollständigen Abzug Kiewer Truppen aus den von Moskau beanspruchten ost- und südostukrainischen Gebieten Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja gefordert. Dabei haben russische Truppen im Verlauf des Kriegs Saporischschja nie einnehmen können. Aus Cherson mussten sie sich nach einer ukrainischen Gegenoffensive im Herbst 2022 zurückziehen. Auch die Kontrolle über das Gebiet Donezk hat das russische Militär nur teilweise.

Orban war das letzte Mal im September 2022 in Moskau, also mehrere Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs. Damals besuchte er jedoch lediglich die Beerdigung des früheren sowjetischen Parteichefs und Präsidenten Michail Gorbatschow. Direkten Kontakt zu Putin hatte Orban damals nicht. Die russische Führung hatte für die Veranstaltung Ex-Präsident Dmitri Medwedew abgestellt. Allerdings trafen sich Orban und Putin im vergangenen Herbst beim Seidenstrassen-Gipfel in Peking. (dpa)

06:10 Uhr

FREITAG, 5. JULI

Kiew treibt Produktion von Drohnen voran

Die Ukraine passt sich der neuen Form der Kriegsführung an und setzt nunmehr verstärkt auf Drohnen. Entsprechend legte sich die Stawka, die oberste Militärführung der Ukraine, bei ihrer jüngsten Sitzung auf die künftige Produktion und den Einsatz von Drohnen fest. Bei der Entscheidung seien diverse Faktoren berücksichtigt worden, angefangen von der Beliebtheit bestimmter Drohnen bei der Truppe bis hin zum Einsatz von sogenannten Langstreckendrohnen, sagte Präsident Wolodimir Selenski in seiner abendlichen Videoansprache.

Bei den Beratungen mit Vize-Oberbefehlshaber Wadim Sucharewskyj, dem stellvertretenden Regierungschef Mychajlo Fedorow und Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk seien «sehr wichtige» Entscheidungen getroffen worden. Details nannte Selenski nicht. «Die Zeit wird zeigen, wie sich diese Entscheidungen an der Front auswirken.»

Das ukrainische Militär hat schon vor einiger Zeit neben Panzertruppe, Infanterie oder Artillerie eine eigene Truppengattung für den Einsatz von Drohnen ins Leben gerufen. Ein grosser Teil dieser unbemannten Flieger wird bereits in der Ukraine hergestellt. Langstreckendrohnen sind bisher für Kiew die einzige Möglichkeit, Ziele tief im russischen Staatsgebiet anzugreifen.

Nach einem Bericht des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR traf eine sogenannte Kamikaze-Dohne eine Schiesspulverfabrik in der Nähe von Tambow, knapp 420 Kilometer südöstlich von Moskau und über 400 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Über die Auswirkungen des Angriffs gebe es noch keine genauen Angaben, zitierte die «Ukrainska Prawda» aus der Mitteilung. Von russischer Seite gab es dazu keine Mitteilung.

Weiter schwere Kämpfe bei Pokrowsk

Die Umgebung der Stadt Pokrowsk in der ostukrainischen Region Donezk war einmal mehr Schauplatz schwerer Kämpfe. Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew versuchten russische Einheiten weiterhin, die dortigen ukrainischen Verteidigungsstellungen zu durchbrechen. Die russischen Angriffe seien unter Verlusten für das russische Militär abgeschlagen. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Am Abend wurde die südukrainische Hafenstadt Odessa von einer russischen Rakete getroffen. Die ballistische Rakete schlug nach offiziellen Angaben im Hafenbereich ein. Bei der Explosion sei mindestens ein Mensch ums Leben gekommen, sieben weitere seien verletzt worden, berichtete Bürgermeister Hennadij Truchanow.

Medwedew zeigt sich zufrieden mit Zustrom an Freiwilligen

Trotz ihrer schweren Verluste in der Ukraine haben die russischen Streitkräfte nach eigenen Angaben keinen Personalmangel. Allein in diesem Jahr sei die russische Armee durch 190.000 Freiwillige und Zeitsoldaten verstärkt worden, teilte der Vize-Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, mit. Damit sei die vom Kreml gestellte Aufgabe der Verpflichtung von Vertragsbediensteten und Freiwilligen erfüllt, sagte Russlands Ex-Präsident bei einem Treffen im Verteidigungsministerium.

«Die durchschnittliche tägliche Rekrutierungsrate bleibt stabil und beläuft sich auf etwa 1.000 Personen», wurde Medwedew weiter von der Staatsagentur Tass zitiert. Die Zeitsoldaten, meist Reservisten, ergänzen die normalen Einberufungen.

Die russischen Streitkräfte erleiden an den Fronten der Ukraine hohe Verluste. Nach Schätzungen der ukrainischen Militärführung sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor über zwei Jahren bereits knapp 550.000 russische Soldaten getötet oder verwundet worden.

Spekulationen über Orban-Besuch in Moskau

Zwei Tage nach Viktor Orbans Besuch in Kiew flammen Gerüchte auf, dass der ungarische Ministerpräsident am Freitag Moskau besuchen will. «Die Gerüchte über Ihren Besuch in Moskau können nicht wahr sein, Ministerpräsident Viktor Orban, oder doch?», schrieb der polnische Ministerpräsident Donald Tusk am Abend auf der Plattform X. Zuvor hatten mehrere Medien über den möglichen Besuch berichtet.

Orban sei am Freitag und Samstag in Schuscha in Bergkarabach, bei einem Treffen der Turkvölker-Staaten, sagte ein Sprecher des ungarischen Ministerpräsidenten, wie die staatliche ungarische Nachrichtenagentur MTI berichtete. Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte sich zu dem Thema nicht äussern.

Michel: Diskussionen über Ukraine nicht ohne Ukraine

EU-Ratspräsident Charles Michel benannte die Gerüchte um den Besuch zwar nicht konkret, mahnte aber an, dass die rotierende EU-Ratspräsidentschaft - die Ungarn gerade innehat - kein Mandat habe, im Namen der EU gegenüber Russland zu verhandeln. «Der Europäische Rat ist sich darüber im Klaren: Russland ist der Aggressor, die Ukraine das Opfer. Diskussionen über die Ukraine können ohne die Ukraine nicht stattfinden.»

Orban hatte erst am Dienstag Kiew besucht und den ukrainischen Präsidenten aufgefordert, einer Feuerpause an den Fronten der Ukraine zuzustimmen. Dies war von Selenski abgelehnt worden, inzwischen hat auch Kremlchef Wladimir Putin ein dezidiertes «Njet» geäussert. Putin lehnte zudem ein Vermittlungsangebot des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ab. (dpa)

06:05 Uhr

Freitag, 5. Juli

Nato-Chef hofft auf Beitritt der Ukraine binnen zehn Jahren

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wünscht sich einen Beitritt der Ukraine zum Verteidigungsbündnis innerhalb des nächsten Jahrzehnts. «Ich hoffe sehr, dass die Ukraine ein Verbündeter sein wird», entgegnete der Norweger in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur auf eine Frage zu einer möglichen Bündniserweiterung in den nächsten zehn Jahren. Dafür habe er auch während seiner bisherigen Amtszeit bei der Nato gearbeitet.

Stoltenberg rief zudem kurz vor dem Nato-Gipfel in Washington zu noch mehr Militärhilfe für das von Russland angegriffene Land auf. «Je stärker unsere Unterstützung ist, desto schneller kann dieser Krieg enden. (...) Je mehr wir uns langfristig verpflichten, desto schneller kann der Krieg enden», sagte er. «Denn jetzt glaubt (Russlands Präsident Wladimir) Putin, dass er uns aussitzen kann. Wir müssen ihn überzeugen, dass er uns nicht aussitzen kann, und das kann dann die Bedingungen schaffen, um den Krieg zu beenden.» (dpa)

12:46 Uhr

DONNERSTAG, 4. JULI

Festgenommener Franzose in Moskau muss in Haft bleiben

Ein Anfang Juni in Moskau festgenommener französischer Politikexperte muss wegen des mutmasslichen Sammelns russischer Militärinformationen bis zum 5. August in Untersuchungshaft bleiben. Ein Gericht in Moskau lehnte seine Haftbeschwerde ab. Der Forscher arbeitete für das Zentrum für humanitären Dialog (HD Centre) in der Schweiz. Die in Genf ansässige Nichtregierungsorganisation hatte am 7. Juni mitgeteilt, sich auch bei den russischen Behörden um Aufklärung der Vorwürfe gegen ihren Mitarbeiter zu kümmern.

Von HD hiess es, dass man als unabhängige Organisation auf der ganzen Welt Gespräche mit Offiziellen, Experten und anderen Parteien etwa im Hinblick auf eine Lösung von bewaffneten Konflikten führe. Dagegen soll der 1976 in Frankreich geborene Experte dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB zufolge eingeräumt haben, Informationen, die von ausländischen Geheimdiensten genutzt werden und damit Moskaus Sicherheitsinteressen schaden könnten, gesammelt zu haben.

Nach Angaben des FSB soll der Franzose Informationen über Militär und Wehrtechnik in Russland gesammelt haben. Er habe sich bei der Informationssammlung während mehrerer Besuche in Russland nicht als sogenannter ausländischer Agent registrieren lassen, hiess es. Diesen Vorwurf soll er auch vor Gericht eingeräumt haben. Dem russischen Strafgesetz zufolge stehen darauf bis zu fünf Jahre Haft oder Zwangsarbeit. (dpa)

07:25 Uhr

Donnerstag, 4. Juli

Freigelassene Häftlinge bewähren sich an der Front

Die Lage in den ukrainischen Kampfzonen hat sich im Vergleich mit April oder Mai etwas entspannt. Obwohl es weiter an Kämpfern mangelt, gibt es zumindest wieder genügend Artilleriemunition.

21:14 Uhr

MITTWOCH, 3. JULI

Tote nach Luftangriffen – Selenski appelliert an Verbündete

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski dringt weiter auf mehr Flugabwehrsysteme für den Schutz seines Landes. Er verwies dabei auf den jüngsten russischen Raketenangriff auf die Grossstadt Dnipro, bei dem fünf Menschen getötet und über 50 weitere verletzt wurden. Dabei seien auch Wohngebäude und ein Krankenhaus beschädigt worden.

«Es gab auch Raketenangriffe auf unsere anderen Regionen, Lenkbomben auf Charkiw und unsere Frontstellungen», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. «Wir können das alles nur mit mehr Luftverteidigungssystemen, nur mit mehr Langstreckenangriffen auf die Stützpunkte und Luftstützpunkte der russischen Terroristen stoppen», sagte er.

Aktuell sind in der Ukraine vier Patriot-Flugabwehrsysteme im Einsatz, zwei von ihnen wurden aus Deutschland zur Verfügung gestellt. Selenski hat den weiteren Bedarf seines Landes zuletzt auf mindestens sechs weitere Patriot-Systeme geschätzt. (dpa)

13:12 Uhr

MITTWOCH, 3. JULI

Nato-Staaten: Keine Einigung auf mehrjährige Ukraine-Hilfe

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ist mit dem Vorhaben gescheitert, die Bündnisstaaten zu mehrjährigen Zusagen für Militärhilfen für die Ukraine zu bewegen. Die 32 Alliierten konnten sich im Vorfeld eines Gipfeltreffens in Washington lediglich darauf verständigen, innerhalb des nächsten Jahres Unterstützung im Umfang von mindestens 40 Milliarden Euro zu leisten, wie die Deutsche Presse-Agentur aus mehreren Delegationen erfuhr. (dpa)

09:39 Uhr

MITTWOCH, 3. JULI

Russland: Ukrainischer Angriff auf Hafenstadt abgewehrt

Russland hat nach eigenen Angaben Angriffe von zwei unbemannten ukrainischen Sprengstoffbooten auf die Hafenstadt Noworossijsk abgewehrt. Die Drohnenboote seien im Schwarzen Meer zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit. In Noworossijsk liegt ein grosser Hafen der russischen Schwarzmeerflotte. Dort hat Russland viele seiner auch im Angriffskrieg gegen die Ukraine genutzten Kriegsschiffe stationiert. Zu möglichen Schäden teilte das Ministerium nichts mit. Medien hatten von Explosionen in Noworossijsk berichtet.

Das Verteidigungsministerium meldete auch, dass die Flugabwehr Drohnenangriffe auf das Moskauer Gebiet sowie auf die Regionen Belgorod und Brjansk abgewehrt habe. Überprüfen liessen sich die Angaben nicht von unabhängiger Seite.

Die Behörden in Noworossijsk forderten die Menschen in der Nacht auf, in ihren Wohnungen und Häusern zu bleiben. Bürgermeister Andrej Krawtschenko warnte vor den Angriffen, die Strassen im Küstenbereich wurden demnach gesperrt. Es gab Sirenenalarm. (dpa)

06:58 Uhr

Mittwoch, 3. Juli

Roger Köppel begleitet Viktor Orbán nach Kiew – und verdreht Fakten

Ungarns Ministerpräsident ist überraschend in der ukrainischen Hauptstadt eingetroffen. Er wollte Präsident Selenski ermuntern, einem Waffenstillstand zuzustimmen.

22:41 Uhr

DIENSTAG, 2. JULI

Litauen meldet Luftraumverletzung durch russisches Flugzeug

Litauen hat die Verletzung seines Luftraums durch ein russisches Flugzeug gemeldet. Die nicht näher spezifizierte Maschine der russischen Fluggesellschaft Pobeda sei am 30. Juni abends unerlaubt in den Luftraum des baltischen EU- und Nato-Mitglieds eingedrungen und habe sich etwa eine Minute lang darin aufgehalten, teilte das Aussenministerium in Vilnius am Dienstag mit.

Demnach wurden Vertreter der russischen Botschafter einbestellt und ihnen eine Note überreicht. Dabei seien die zuständigen russischen Behörden aufgefordert worden, eine Erklärung abzugeben und alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um derartige Vorfälle in Zukunft zu verhindern.

Die Luftraumverletzung erfolgte den Angaben zufolge über der Ostsee, als sich das Flugzeug auf dem Weg von Moskau in die an Litauen grenzende russische Exklave grenzenden Kaliningrad befand. Die EU hat ihren Luftraum als Reaktion auf Russlands Angriffskrieg in der Ukraine für russische Flugzeuge gesperrt. (dpa)

19:11 Uhr

DIENSTAG, 2. JULI

2,3 Milliarden: USA geben neue Militärhilfe für Ukraine frei

Die USA werden der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs in Kürze weitere Militärhilfe im Umfang von rund 2,3 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen. Das kündigte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bei einem Besuch seines ukrainischen Amtskollegen Rustem Umjerow in Washington an.

Das von US-Präsident Joe Biden genehmigte Paket enthalte «weitere Flugabwehrraketen, Panzerabwehrwaffen und andere wichtige Munition aus US-Beständen», erläuterte Austin. Eine «Neuordnung einiger ausländischer Militärlieferungen» werde es den USA ausserdem ermöglichen, Munition für Patriot- und andere Luftabwehrsysteme «in einem beschleunigten Zeitrahmen» bereitzustellen.

Bei den Hilfen handelt sich um eine von mehreren bereits bereitgestellten Tranchen, seit der US-Kongress Ende April neue Mittel im Umfang von rund 61 Milliarden US-Dollar (56,2 Milliarden Euro) für Kiew freigegeben hat. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren haben die USA nach Pentagon-Angaben bereits militärische Hilfe in Höhe von mehr als 50 Milliarden Dollar für Kiew bereitgestellt. (dpa)

15:58 Uhr

DIENSTAG, 2. JULI

Orban schlägt Selenski Feuerpause vor

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski dazu aufgefordert, im Krieg mit Russland eine Feuerpause in Erwägung zu ziehen. «Internationale diplomatische Regeln sind langsam und kompliziert. Ich habe den Herrn Präsidenten gebeten, zu erwägen, ob es nicht möglich wäre, die Reihenfolge umzukehren und mit einer schnellen Feuerpause die Friedensverhandlungen zu beschleunigen», sagte der als russlandfreundlich geltende Orban nach einem Bericht der ungarischen Nachrichtenagentur MTI in Kiew nach einem Treffen mit Selenski.

Von Friedensverhandlungen sind Kiew und Moskau weit entfernt. Dennoch schlägt Ungarns Regierungschef Orban dem ukrainischen Präsidenten Selenski eine Feuerpause vor.
Bild: Sergey Dolzhenko / EPA

Derzeit gibt es keinerlei Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau. Orban besuchte Kiew am Dienstag erstmals seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022.

«Ziel der ungarischen Ratspräsidentschaft ist es, zur Lösung der Herausforderungen beizutragen, vor denen die Europäische Union steht. Meine erste Reise führte daher nach Kiew», schrieb der rechtspopulistische Politiker bei Facebook. Die Beziehungen zwischen Kiew und Budapest gelten als angespannt.

Ungarn hat gerade für ein halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft übernommen. Er wolle Schritte für einen Frieden unternehmen, hatte Orban in einem Interview kurz vor seiner Reise nach Kiew angekündigt. (dpa)

10:52 Uhr

Dienstag, 2. Juli

Kasachischer Oppositioneller stirbt nach Anschlag in Kiew

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist der kasachische Oppositionelle Aidos Sadykow an den Folgen eines Attentats gestorben. «Dreizehn Tage hat Aidos auf der Intensivstation um sein Leben gekämpft, doch ein Wunder ist nicht geschehen», schrieb seine Frau Natalja auf Facebook. Sie lastete dem kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew den Mord an dem Journalisten an. Die Behörden des zentralasiatischen Staates hatten die Vorwürfe schon zuvor zurückgewiesen.

Am 18. Juni war Sadykow vor seinem Haus in Kiew angeschossen worden. Zwei Tatverdächtige konnten über das benachbarte Moldau nach Kasachstan fliehen. Einer der beiden Männer stellte sich der kasachischen Staatsanwaltschaft und wurde festgenommen. Kiew strebt eine Auslieferung an. Kasachische Staatsbürger können jedoch gemäss Verfassung nicht ausgeliefert werden.

Sadykow lebte mit seiner Familie seit 2014 als Flüchtling in der Ukraine und betrieb mehrere oppositionelle Internetseiten. Im Oktober 2023 wurde das Ehepaar in Kasachstan wegen «Volksverhetzung» zur Fahndung ausgeschrieben. Der Mord könnte die ukrainisch-kasachischen Beziehungen belasten. (dpa)

09:57 Uhr

Dienstag, 2. Juli

Ungarns Premier Orban erstmals seit Kriegsbeginn in Kiew

Der ungarische Regierungschef Viktor Orban ist erstmals seit Kriegsbeginn in die von Russland angegriffene Ukraine gereist. «Viktor Orban ist heute Morgen in Kiew eingetroffen, um mit Präsident Wolodymyr Selenskyj über den europäischen Frieden zu sprechen», schrieb der ungarische Regierungssprecher Zoltan Kovacs am Dienstag auf der Plattform X. Medienberichten zufolge fuhr der Konvoi Orbans zunächst in die ungarische Botschaft. Die Beziehungen zwischen Kiew und Budapest gelten als angespannt.

Ungarn hat gerade für ein halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft übernommen. Er wolle Schritte für einen Frieden unternehmen, hatte Orban in einem Interview kurz vor seiner Reise nach Kiew angekündigt.

Mehrfach Hilfen für Ukraine verzögert

In der Vergangenheit hatte Orban Hilfen für die von Russland angegriffene Ukraine verzögert und mehrfach versucht, Sanktionen gegen Moskau zu verhindern. Ungarn ist weiterhin stark von russischen Gaslieferungen abhängig, die trotz des Kriegs teilweise durch die Ukraine fliessen. Allerdings will Kiew den zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht verlängern.

Ein weiterer Streitpunkt sind die Rechte der ungarischen Minderheit in der Ukraine, als deren Schutzpatron sich Orban seit Jahren inszeniert. Bei einem Fussballspiel provozierte der 61-Jährige zudem mit einem Schal, auf dem die Umrisse von Grossungarn aus dem Jahr 1920 zu sehen waren. Zu der Zeit gehörte unter anderem das heute in der Ukraine liegende Transkarpatien zu Ungarn.

In der Ukraine war Orban das letzte Mal 2012. Zu der Zeit war noch der später nach Russland geflohene Viktor Janukowitsch als Präsident im Amt - und die Krim war noch nicht von Russland annektiert. (dpa)

21:40 Uhr

MONTAG, 1. JULI

Russland strebt Abbau von Nordkorea-Sanktionen an

Russland strebt die Aufweichung der internationalen Sanktionen gegen seinen neuen Verbündeten Nordkorea an. «Wir denken, dass es einfach unfair und entmutigend ist, dem Land endlose Sanktionen aufzuerlegen», sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja in New York. Es müsse darüber nachgedacht werden, wie die Sanktionen verändert werden könnten. «Es kann nicht ewig so weitergehen.» Zur Frage, ob es Nordkorea erlaubt werden solle, Atomwaffen zu testen, äusserte Nebensja sich trotz mehrfacher Nachfragen nicht.

Damit bekräftigte Russland seinen Kurs für Erleichterungen gegenüber dem autokratischen Staat von Machthaber Kim Jong Un im Lichte seiner neuen strategischen Partnerschaft mit Kremlchef Wladimir Putin. Westliche Staaten verdächtigen Moskau, trotz der Sanktionen Technologien an Pjöngjang weiterzureichen - im Tausch gegen Artilleriemunition und Raketen, die es für Zerstörungen in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetzt. (dpa)

17:55 Uhr

MONTAG, 1. JULI

Moskau meldet weitere Gebietseroberungen in der Ukraine

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben zwei Ortschaften im Osten der Ukraine erobert. Einheiten der Gruppierung «West» hätten die Ortschaft Stepowa Nowoseliwka im Gebiet Charkiw erobert und bessere Stellungen eingenommen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag in seinem Lagebericht mit. Zudem sei im Gebiet Donezk die Ortschaft Nowopokrowske erobert worden. Kiew hat den Verlust der beiden Siedlungen offiziell bislang nicht bestätigt. Von unabhängiger Seite waren die Angaben nicht überprüfbar.

Das dem Verteidigungsministerium in Kiew nahestehende Portal Deepstate hat die Erfolgsmeldungen aus Moskau hingegen teilweise bestätigt. So wird Nowopokrowske dort bereits seit geraumer Zeit als besetzt markiert. Die russischen Truppen sind dort nach dem Fall von Awdijiwka, das die Ukrainer zur Festung ausgebaut hatten, im Vormarsch.

Stepowa Nowoseliwka nahe der Kleinstadt Kupjansk im Gebiet Charkiw hingegen ist bei Deepstate noch als unter ukrainischer Kontrolle gekennzeichnet. Die russische Armee versucht seit Monaten den im Herbst 2022 bei der ukrainischen Gegenoffensive verloren gegangenen strategisch wichtigen Eisenbahnknoten zurückzuerobern. (dpa)

16:44 Uhr

MONTAG, 1. JULI

Neue EU-Sanktionen gegen Russlands Partner Belarus in Kraft

Gegen Russlands Partnerland Belarus gelten neue EU-Sanktionen. Die Strafmassnahmen sind eine Reaktion auf die Unterstützung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und sehen vor, dass bestimmte Industrie- und Luxusgüter künftig nicht mehr nach Belarus exportiert werden dürfen. Zudem gibt es unter anderem neue Importverbote für Gold, Diamanten, Helium, Kohle und Rohöl.

Die neue EU-Verordnung soll zum einen verhindern, dass über Belarus bereits bestehende Russland-Sanktionen umgangen werden. Zum anderen soll sie dem dortigen Machthaber Alexander Lukaschenko zeigen, dass seine Unterstützung für Russlands Präsident Wladimir Putin auch ganz direkt negative Folgen hat. (dpa)

13:05 Uhr

Montag, 1. Juli

Ukrainische Behörden nehmen Umstürzler fest

Die ukrainischen Behörden haben nach eigenen Angaben einen Umsturzversuch verhindert. Eine Gruppe von Störern habe für den vergangenen Sonntag «Provokationen» in der Hauptstadt Kiew geplant, teilten der Geheimdienst SBU und die Staatsanwaltschaft am Montag mit. Unter anderem hätten sie im Rahmen einer Demonstration das Parlament besetzen und eine «provisorische Regierung» bilden wollen. Gegen vier Männer werde ermittelt. Zwei seien vorläufig festgenommen worden. Bei Razzien seien Waffen und zugehörige Munition entdeckt worden, heisst es. Den Verdächtigten drohen bis zu zehn Jahren Gefängnis. Die Ermittlungen wurden von den Behörden des westukrainischen Gebiets Iwano-Frankiwsk geführt.

Seit dem russischen Einmarsch im Februar 2022 ist das Regierungsviertel in der Hauptstadt Kiew Hochsicherheitsgebiet und nicht mehr frei zugänglich. Aufgrund des geltenden Kriegsrechts ist zudem das Demonstrationsrecht eingeschränkt. Behördenangaben nach werden immer wieder Unterstützer und Informanten der russischen Truppen festgenommen. ( dpa )

13:03 Uhr

Montag, 1. Juli

Massive Stromausfälle in westrussischer Grenzregion Belgorod

In der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod ist nach Drohnenangriffen grossflächig der Strom ausgefallen. «Es gibt Beschädigungen an den Telefonleitungen, bei der Gas- und Stromversorgung; in einer Reihe von Ortschaften ist der Strom zeitweise ausgefallen», schrieb der Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Montag auf seinem Telegramkanal über die Lage im Landkreis Grajworon. Ähnlich sehe es in den Landkreisen Schebekino und Krasnaja Jaruga aus. Nach örtlichen Medienberichten waren aber auch die Gebietshauptstadt Belgorod und die Grossstadt Stary Oskol betroffen. Grund soll ein beschädigtes Umspannwerk sein.

Das regionale Internetportal Pepel veröffentlichte Videos, die nächtliche Explosionen am Umspannwerk in Stary Oskol zeigen soll. Es ist eins der grössten der Region und teilweise auch für die Versorgung des benachbarten Gebiets Kursk verantwortlich. Der dortige Gouverneur warnte ebenfalls vor möglichen Engpässen bei der Stromversorgung. ( dpa )