22:45 Uhr
Samstag, 31. August
WHO dringt auf sicheren Ablauf der Impfungen im Gazastreifen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dazu aufgerufen, einen sicheren Verlauf der geplanten Massenimpfung von Kindern im Gazastreifen gegen Polio zu gewährleisten. Alle Konfliktparteien müssten dies ermöglichen, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Plattform X. Die Teams seien bereit, um am Sonntag mit dem Impfen zu beginnen.
Die WHO hatte zuvor mitgeteilt, alle Seiten hätten «vorläufige Verpflichtungen zu sogenannten gebietsspezifischen humanitären Pausen» abgegeben. Gemeint sind damit begrenzte Feuerpausen im Krieg zwischen Israel und der Hamas.
In den vergangenen Wochen waren 1,26 Millionen Polio-Impfdosen in den Gazastreifen gebracht worden, 400 000 weitere sollen in Kürze ankommen. Es sollen 640 000 Kinder unter 10 Jahren geimpft werden, mit zwei Dosen im Abstand von vier Wochen.
Zunächst soll im zentralen Gazastreifen geimpft werden. Nach Angaben der für Palästinenserangelegenheiten zuständigen israelischen Behörde Cogat soll dies bis zum 3. September gehen. Vom 4. bis 6. September soll demnach im südlichen Gazastreifen geimpft werden, vom 7. bis 9. September im nördlichen Gazastreifen. (dpa)
14:04 Uhr
Samstag, 31. August
Heftige Zusammenstösse bei Einsatz in Dschenin
Israels grossangelegter Militäreinsatz in Dschenin im nördlichen Westjordanland dauert palästinensischen Angaben zufolge an. Palästinensische Medien berichteten von schweren Zusammenstössen zwischen israelischen Einsatzkräften und bewaffneten Palästinensern. Bei einer Razzia im Osten der Stadt, die als Hochburg militanter Palästinenser gilt, seien etliche Menschen festgenommen worden, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa.
Der Agentur zufolge hinderten israelische Soldaten Mitarbeiter des palästinensischen Zivilschutzes daran, Wasser in eine Klinik zu bringen. Das Wasser wird demnach unter anderem für Dialysen benötigt.
Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. Israels Militär teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen. (dpa)
11:51 Uhr
Samstag, 31. August
Israels Armee tötet mutmassliche Attentäter im Westjordanland
Bei gewaltsamen Vorfällen im besetzten Westjordanland hat die israelische Armee nach eigenen Angaben mutmassliche Attentäter getötet. Israels Militär geht demnach davon aus, das mindestens zwei Palästinenser in der Nacht Autobombenanschläge verüben wollten. Ein Fahrzeug sei an einer Tankstelle explodiert, ein weiterer Sprengsatz in einem Wagen sei in einer Siedlung detoniert.
Bei dem Vorfall an der Tankstelle habe ein Mann, der aus dem Fahrzeug ausgestiegen sei, das Feuer eröffnet. Herbeigeeilte israelische Soldaten hätten auf ihn geschossen und ihn getötet. Armeeangaben zufolge wurden zwei Soldaten sowie ein Kommandeur verletzt.
Bei einem weiteren Vorfall sei ein mutmasslicher Täter in die Siedlung Karmei Tzur eingedrungen. Ein Wachmann sei mit seinem Auto hinter ihm hergefahren. Beide Wagen seien zusammengestossen und dabei ein Sprengsatz im Auto des Verfolgten explodiert. Er sei kurz darauf getötet worden, teilte die Armee weiter mit, ohne Details zu nennen. Es gab zunächst keine Berichte über weitere Opfer.
Ob die beiden mutmasslichen Täter militanten Gruppierungen angehörten, war zunächst unklar.
Die Soldaten durchkämmten die Gegend, um sicherzugehen, dass sich nicht noch weitere Täter dort aufhielten, hiess es in einer Mitteilung des israelischen Militärs weiter. (dpa)
06:34 Uhr
Samstag, 31. August
Israel attackiert nach Hisbollah-Angriffen Ziele im Libanon
Die gegenseitigen Angriffe der Hisbollah-Miliz im Libanon und der israelischen Armee im Grenzgebiet der beiden Länder dauern an. Wie die israelische Armee in der Nacht mitteilte, seien schätzungsweise 40 Geschosse aus dem Libanon auf den Norden Israels abgefeuert worden. Einige seien abgefangen worden. Es gebe keine Berichte über Verletzte. Die israelische Luftwaffe habe daraufhin eine Reihe von Abschussvorrichtungen der vom Iran unterstützten Schiiten-Miliz im Süden des Libanons angegriffen und getroffen, teilte die Armee weiter mit. Die Angaben liessen sich zunächst nicht überprüfen. (dpa)
06:21 Uhr
Samstag, 31. August
Israels Feinde machen an allen Fronten weiter Druck
Während im umkämpften Gazastreifen Vorbereitungen für eine Massenimpfung von Kindern gegen das Poliovirus laufen, liefern sich die israelischen Streitkräfte auch an anderen Fronten weiter Gefechte. Nach einem erneuten Beschuss aus dem Libanon attackierte die Luftwaffe eine Reihe von Abschussvorrichtungen der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Süden des Nachbarlandes, wie die Armee in der Nacht mitteilte. Im besetzten Westjordanland seien zudem in der Nacht bei zwei Anschlägen an der Siedlung Karmei Tzur zwei palästinensische «Terroristen» getötet worden.
An einer Tankstelle nahe der israelischen Siedlung explodierte demnach ein Auto. Die herbeigeeilten Soldaten hätten einen Terroristen, der das Fahrzeug zuvor dorthin gesteuert hatte und versucht habe, die Sicherheitskräfte anzugreifen, «eliminiert», teilte das Militär weiter mit. Drei Soldaten seien leicht verletzt worden. Bei einem weiteren Vorfall sei ein Terrorist mit seinem Auto gewaltsam in die Siedlung eingedrungen. Ein Mitglied des Sicherheitsteams habe daraufhin sein eigenes Auto in das des Angreifers gesteuert und den Mann getötet. Kurz darauf sei eine Bombe im Auto des Angreifers explodiert, hiess es weiter.
Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen nach dem Massaker der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel deutlich verschärft. Seit Anlaufen eines grossangelegten Militäreinsatzes im Norden vor einigen Tagen tötete die israelische Armee nach eigenen Angaben bislang 20 militante Palästinenser. Derweil ist ein Ende des Kriegs in Gaza weiterhin nicht in Sicht. Bei den indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe ist Israels Forderung nach einer dauerhaften Kontrolle des sogenannten Philadelphi-Korridors im Süden Gazas an der Grenze zu Ägypten weiter einer der Hauptstreitpunkte.
Wortgefecht zwischen Netanyahu und Galant
Während einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts kam es in der Frage nach übereinstimmenden Medienberichten zu einem heftigen Wortwechsel zwischen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Joav Galant. Galant habe Netanyahu vorgeworfen, er stelle die Stationierung von Soldaten in dem Grenzgebiet über eine Befreiung israelischer Geiseln, berichteten der Sender Channel 12 und das Portal «ynet».
Netanyahu habe in der Sitzung in der Nacht zu Freitag mehrere Karten vorgestellt, die zeigen, wie Israel seine Truppen am Philadelphi-Korridor stationieren will. Galant habe die Beherrschung verloren und Netanyahu beschuldigt, die Karten dem Gremium aufzuzwingen, hiess es. Daraufhin soll Netanyahu auf den Tisch geschlagen, Galant der Lüge bezichtigt und die Karten zur Abstimmung gestellt haben. «Der Ministerpräsident kann alle Entscheidungen treffen. Er kann auch entscheiden, alle Geiseln zu töten», soll Galant ihm entgegnet haben.
Vorbereitung für Polio-Impfungen auf Hochtouren
Eine grosse Mehrheit votierte bei der Sitzung schliesslich für Netanjahus Position, an der Kontrolle über die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten festzuhalten. Netanyahu pocht auf eine Kontrolle des Korridors, um Waffenschmuggel durch unterirdische Tunnel nach Gaza zu unterbinden. Ägypten bestreitet die Existenz solcher Schmuggelrouten. Am Sonntag sollen derweil Impfungen gegen Kinderlähmung in dem Kriegsgebiet anlaufen.
Alle Seiten haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hierzu «vorläufige Verpflichtungen zu sogenannten gebietsspezifischen humanitären Pausen» abgegeben. Gemeint sind damit begrenzte Feuerpausen. Nachdem es kürzlich den ersten Fall von Kinderlähmung seit 25 Jahren im Gazastreifen gab, soll mit der Impfkampagne gegen das Poliovirus ein massiver Ausbruch der hochansteckenden Krankheit vermieden werden.
Netanyahu betonte laut Medienberichten, die an mehreren Tagen für jeweils einige Stunden geplanten Kampfunterbrechungen seien keine Waffenruhe. Eine solche hatte es zuletzt im November vergangenen Jahres im Rahmen eines Deals zwischen der israelischen Regierung und der Hamas gegeben. Innerhalb dieser einwöchigen Feuerpause waren auch rund 100 Geiseln im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge freigelassen worden.
Erneut tödlicher Vorfall mit Hilfstransport in Gaza
Nach Schüssen auf ein UN-Fahrzeug in dem verwüsteten Küstenstreifen gab es unterdessen erneut einen Vorfall mit einem Hilfstransport. Mehrere Bewaffnete hätten die Kontrolle über ein Fahrzeug an der Spitze eines Konvois übernommen, teilte die israelische Armee mit. Auf sie sei dann vom israelischen Militär ein Angriff durchgeführt worden. Dabei kamen vier Palästinenser in dem Fahrzeug ums Leben, wie die Hilfsorganisation Anera mitteilte.
Israels Militär äusserte sich nicht zu möglichen Opfern. Soldaten hätten beobachtet, wie bewaffnete Männer in das Fahrzeug des mit dem Militär koordinierten Anera-Hilfskonvois stiegen, hiess es von der Armee. Die Anwesenheit der zugestiegenen Männer sei nicht mit den Behörden koordiniert gewesen. Laut Armee wurden bei ihnen Waffen identifiziert.
Nach Angaben von Anera hatten sich nach der Abfahrt vom Grenzübergang Kerem Schalom vier Männer, die demnach Erfahrung aus früheren Einsätzen des engagierten Transportunternehmens hatten, bei der Hilfsorganisation gemeldet und darum gebeten, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen. Sie hielten die Route demnach für unsicher und warnten vor der Gefahr von Plünderungen. Anera betonte, dass sie die Männer nicht überprüft hatte.
Israel steht bereits wegen eines anderen Vorfalls international unter Druck. Soldaten hatten UN-Angaben zufolge am Dienstag ein Fahrzeug des Welternährungsprogramms (WFP) im Gazastreifen beschossen. Verletzt wurde dabei niemand. Israel habe den Vorfall mit einem Kommunikationsfehler zwischen seinen Streitkräften erklärt, sagte der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter Robert Wood. Seit Beginn des Gaza-Krieges vor fast elf Monaten sind bereits mehrfach Mitarbeiter von Hilfsorganisationen dort getötet worden. (dpa)
11:28 Uhr
Freitag, 30. August
Israels Armee: Hamas-Führer in Dschenin und weitere getötet
Israel hat bei dem grossangelegten Militäreinsatz im nördlichen Westjordanland nach eigenen Angaben den für die Stadt Dschenin zuständigen Hamas-Führer getötet. Wissam Chasim sei in einem Fahrzeug in der Gegend unterwegs gewesen, hiess es in einer Erklärung der Armee, des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet sowie der israelischen Polizei. Er habe Anschläge geplant und ausgeführt.
In dem Wagen hätten zudem zwei weitere Hamas-Mitglieder gesessen. Die Einsatzkräfte töteten sie den Angaben nach bei einem Angriff mit einem Fluggerät, als sie versuchten, aus dem Fahrzeug zu fliehen. In dem Wagen seien Waffen und Sprengstoff gefunden worden.
Augenzeugen berichteten, in einer Ortschaft im Süden Dschenins habe Israels Armee ein Auto mit drei Insassen angegriffen. Zwei hätten versucht, zu entkommen. Eine Drohne habe eine Rakete auf beide gefeuert. Alle drei kamen den Angaben nach ums Leben. Das Gesundheitsministerium in Ramallah bestätigte drei Tote in dem Ort.
Der zweitägige Einsatz in Tulkarem im Norden des Westjordanlands, das wie Dschenin als Hochburgen militanter Palästinenser gilt, wurde unterdessen beendet, wie es aus Armeekreisen sowie in palästinensischen Berichten hiess. Palästinensischen Angaben zufolge sind in der Stadt Häuser, Strassen, Wasser- und Stromleitungen zerstört.
Bei einer Razzia der israelischen Armee in Nablus wurden palästinensischen Medien zufolge mehrere Personen festgenommen.
Israel hatte die grossangelegte Militäraktion in mehreren Orten in der Nacht zu Mittwoch begonnen. Ein israelischer Armeesprecher begründete das Vorgehen mit der deutlich gestiegenen Anzahl von Anschlägen auf Israelis. Zugleich hat auch die Gewalt extremistischer israelischer Siedler im besetzten Westjordanland zugenommen.
Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland 643 Palästinenser getötet. (dpa)
06:11 Uhr
Freitag, 30. August
Feuerpausen sollen Polio-Impfungen ermöglichen – die Nacht im Überblick
Während Israels Armee im Rahmen ihres grossangelegten Einsatzes im Westjordanland gegen militante Palästinenser vorgeht, sollen mehrstündige Feuerpausen im Gazastreifen die Massenimpfung von Hunderttausenden Kindern gegen Polio ermöglichen. Israel stimmte nach Angaben der Vereinten Nationen täglichen begrenzten Waffenruhen ab Sonntag zu.
Nach Schüssen auf ein UN-Fahrzeug erhöhen die USA derweil den Druck auf Israel. Der Verbündete habe den Vorfall mit einem Kommunikationsfehler zwischen den Streitkräften erklärt, sagte der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter Robert Wood bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates.
Impfungen gegen Kinderlähmung sollen in Gaza beginnen
Nach der Entdeckung von Polio-Viren im Abwasser hatten die Vereinten Nationen entschieden, etwa 640.000 Kinder unter zehn Jahren im Gazastreifen zu impfen. In drei Teilen des abgeriegelten Küstenstreifens sollen hierzu ab diesem Sonntag nacheinander an jeweils drei Tagen die Kämpfe von morgens bis nachmittags eingestellt werden, sagte der Vertreter der Weltgesundheitsorganisation WHO in Gaza, Rik Peeperkorn. Er berief sich auf eine Zusage der für Palästinenserangelegenheiten zuständigen israelischen Behörde Cogat.
EU-Chefdiplomat Josep Borrell sagte nach einem EU-Aussenministertreffen in Brüssel: «Hoffen wir, dass es nicht zu spät ist. Hoffen wir, dass dieser Hoffnungsschimmer in einem Meer der Verzweiflung Leben retten und die Tragödie verhindern kann, dass Kinder an Polio erkranken.» Das Forum der Angehörigen der israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas drängte in einem Brief an die WHO darauf, dass auch die entführten Kinder geimpft werden.
Polio ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die vor allem bei Kleinkindern dauerhafte Lähmungen hervorrufen und zum Tod führen kann. Eine Heilung gibt es bisher nicht.
USA erhöhen nach Schüssen auf UN-Fahrzeug Druck auf Israel
Nach Schüssen auf ein UN-Fahrzeug am Dienstag hatten die Vereinten Nationen Aufklärung von Israel gefordert. Das deutlich gekennzeichnete Fahrzeug sei Teil eines Hilfskonvois gewesen, dessen Fahrt mit der israelischen Armee koordiniert worden sei. Es sei zehnmal von israelischen Schützen beschossen worden. «Wir haben sie aufgefordert, die Probleme in ihrem System, die dies ermöglicht haben, unverzüglich zu beheben», sagte Wood.
Doch auch fast elf Monate nach Beginn dieses Konflikts seien solche Vorfälle «noch immer allzu häufig», sagte er in New York. Auch die scharfe Rhetorik aus Israel gegen die UN und humanitäre Helfer müsse aufhören.
In der EU werden unterdessen erstmals Sanktionen gegen israelische Regierungsmitglieder geprüft. Chefdiplomat Josep Borrell legte zu einem Aussenministertreffen in Brüssel einen Vorschlag für Strafmassnahmen gegen die rechtsextremen Finanzminister Bezalel Smotrich und Polizeiminister Itamar Ben-Gvir vor.
Ihnen werden Menschenrechtsverletzungen und Aufstachelung zum Hass vorgeworfen. Ben-Gvir hatte sich zuletzt unter anderem dafür ausgesprochen, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu stoppen, um die islamistische Hamas zum Aufgeben zu bewegen. Ähnlich äusserte sich Smotrich. Er bezeichnete eine mögliche Blockade von Hilfsgütern bis zur Freilassung aller israelischen Geiseln als moralisch und gerechtfertigt, selbst wenn dies den Hungertod von zwei Millionen Menschen im Gazastreifen bedeute. Zugleich räumte Smotrich ein, dass die internationale Gemeinschaft ein solches Vorgehen nicht zulassen würde.
Derweil hat Israels Armee den Einsatz im Flüchtlingsviertel Faraa im Norden des Westjordanlands nach eigenen Angaben beendet. Wie lange sie noch in den Orten Dschenin und Tulkarem gegen militante Palästinenser vorgehen wird, dazu machte die Armee zunächst keine Angaben. Israelischen Medienberichten zufolge könnte der Einsatz mehrere Tage andauern. Bislang wurden nach palästinensischen und israelischen Angaben mindestens 16 Menschen getötet. Israel hatte den Grosseinsatz in der Nacht zum Mittwoch begonnen.
Schon mindestens 16 Tote im Westjordanland
Ein israelischer Armeesprecher begründete das Vorgehen mit der deutlich gestiegenen Anzahl von Anschlägen auf Israelis. Zugleich hat auch die Gewalt extremistischer israelischer Siedler in dem besetzten Palästinensergebiet zugenommen. Die Lage hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland 640 Palästinenser getötet.
Israels aktueller Grosseinsatz berge nach Ansicht von Militäranalysten strategische Risiken für Israel, schrieb das «Wall Street Journal». Israels Streitkräfte seien durch die seit fast elf Monaten andauernden Kämpfe gegen die Hamas im Gazastreifen und den Konflikt mit der ebenfalls vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon stark belastet. Das Militär stütze sich in hohem Masse auf Reservisten, die von Israels längstem Krieg seit Jahrzehnten erschöpft seien, hiess es. Das Westjordanland drohe neben Gaza und dem Konflikt mit der Hisbollah-Miliz im Libanon zu einer dritten Front für Israels überlastetes Militär zu werden.
Israels Verteidigungsminister schlägt Erweiterung der Kriegsziele vor
Derweil sagte Israels Verteidigungsminister Joav Galant mit Blick auf die Lage im Grenzgebiet zum Libanon, es sei nötig, die Kriegsziele zu erweitern. «Wir müssen die sichere Rückkehr der nördlichen Gemeinden in ihre Häuser gewährleisten. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir die Ziele des Krieges erweitern», sagte er bei strategischen Beratungen mit Militärs. «Dies wird unser absolutes Engagement für die Zerschlagung der Hamas und die Rückkehr der Geiseln nicht schmälern», sagte Galant laut seines Büros.
Nach erneutem Beschuss durch die Hisbollah griff die israelische Luftwaffe in der Nacht mehrere Raketenwerfer der Miliz an, wie die israelische Armee am frühen Morgen mitteilte. Ein aus dem Libanon auf Israel abgefeuertes Geschoss sei auf offenem Gelände eingeschlagen. Es seien keine Verletzten gemeldet worden, hiess es. Die übrigen Geschosse seien nicht in israelisches Gebiet eingedrungen. Unabhängig liess sich das nicht überprüfen.
Israel und die vom Iran unterstützte Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. In Orten beiderseits der Grenze mussten rund 150.000 Menschen ihre Häuser deswegen verlassen. Die Schiitenmiliz handelt nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas. Israel will, dass sich die Hisbollah hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es eine UN-Resolution vorsieht. (dpa)
21:36 Uhr
Donnerstag, 29. August
16 Tote bei israelischem Militäreinsatz im Westjordanland
Im Zuge eines grossangelegten israelischen Militäreinsatzes im nördlichen Westjordanland sind palästinensischen und israelischen Angaben zufolge bislang mindestens 16 Menschen getötet worden. Palästinensischen Berichten zufolge soll es sich bei den meisten von ihnen um Militante handeln. Sie seien seit Beginn der Operation in Dschenin, Tubas und Tulkarem ums Leben gekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unter Berufung auf medizinische Kreise 17 Tote. Laut palästinensischen Berichten sollen zwei der Getöteten Zivilisten, mehrere wiederum Mitglieder des militärischen Arms der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppierungen sein. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israels Armee meldete bislang sieben getötete militante Palästinenser in Dschenin, fünf in Tulkarem sowie weitere vier getötete Bewaffnete in Faraa nahe Tubas. Zehn Personen seien festgenommen worden, hiess es weiter. Sicherheitskräfte entschärften den Angaben nach zudem Dutzende Sprengsätze und stellten Waffen sicher.
Der Einsatz in dem Flüchtlingsviertel Faraa im Norden des Palästinensergebiets ist Militärangaben zufolge inzwischen beendet worden. Die Armee machte bislang keine Angaben dazu, wie lange sie noch in den anderen Orten gegen militante Palästinenser vorgehen wird. Israelischen Medien zufolge könnte er mehrere Tage andauern. (dpa)
18:56 Uhr
Donnerstag, 29. August
UN: Israel stimmt Feuerpausen für Polio-Impfkampagne zu
Israel hat nach Angaben der Vereinten Nationen für eine Polio-Impfkampagne täglichen Feuerpausen im Gazastreifen zugestimmt. In drei Teilen des Küstenstreifens sollen nacheinander an jeweils drei Tagen die Kämpfe von morgens bis nachmittags eingestellt werden. Der Vertreter der Weltgesundheitsorganisation WHO in Gaza, Rik Peeperkorn, berief sich dabei auf eine Zusage der für Palästinenserangelegenheiten zuständigen israelischen Behörde Cogat. (dpa)
17:40 Uhr
Donnerstag, 29. August
EU fordert Feuerpausen für Polio-Impfungen im Gazastreifen
Die EU fordert sofortige humanitäre Feuerpausen im Gazastreifen, damit in dem Gebiet alle jungen Menschen gegen das für Kinderlähmung verantwortliche Polio-Virus geimpft werden können.
«Der Gazastreifen war in den vergangenen 25 Jahren poliofrei. Es ist alarmierend, dass das Polio-Virus entdeckt wurde», heisst es in einer am Rande eines EU-Aussenministertreffens in Brüssel veröffentlichten Erklärung. Eine Epidemie sowie eine weitere internationale Ausbreitung müssten vermieden werden.
Nach Angaben der EU sehen Planungen derzeit vor, in den kommenden Wochen mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation und von Unicef mehr als 640’000 Kinder unter zehn Jahren zwei Tropfen des neuen oralen Polioimpfstoffs Typ 2 zu verabreichen. Der Schutz von Gesundheitseinrichtungen und deren Personal sowie ein sicherer Zugang für Kinder und Familien zu den Impfstellen werde dabei von wesentlicher Bedeutung sein. (dpa)
14:47 Uhr
Donnerstag, 29. August
Oppositionsführer: Vor Massaker erhielt Netanyahu Warnungen vor Hamas
Der israelische Ministerpräsident war nach Darstellung des Oppositionsführers vor dem 7. Oktober über die Gefährlichkeit der Hamas informiert.
Der in der politischen Mitte angesiedelte Jair Lapid sagte, er weise Behauptungen der Regierung zurück, «dass die politische Spitze sich dessen nicht bewusst war, dass die Hamas nicht mehr wie früher abgeschreckt ist». Er habe selbst in seiner Zeit als Regierungschef entsprechendes Geheimdienstmaterial gesehen, und dieses hätten auch sein Nachfolger Netanyahu gesehen, so Lapid.
Bei einem Sicherheitstreffen im vergangenen Jahr habe ein Militärberater über Warnungen vor den Terrororganisationen im Gazastreifen und im Westjordanland berichtet. Netanyahu habe dabei «gelangweilt und gleichgültig» gewirkt, sagte Lapid, der demnach damals zugegen war.
Netanyahus Likud-Partei teilte daraufhin mit: «Jair Lapid lügt wieder.» Netanyahu habe keinerlei Warnung erhalten. (dpa)
14:44 Uhr
Donnerstag, 29. August
Sky News Arabia: Hamas ruft zu «Selbstmordoperationen» auf
Die Hamas hat arabischen Medien zufolge zu einer Wiederaufnahme von Selbstmordanschlägen aufgerufen. Es handelte sich demnach um eine Reaktion auf Israels grossangelegtem Militäreinsatz im Westjordanland und die andauernden Angriffe im Gazastreifen. Hamas-Führer Chaled Maschaal forderte dem arabischen Sender Sky News Arabia zufolge bei einer Konferenz in der türkischen Millionenstadt Istanbul am Mittwochabend, eine «Rückkehr der Selbstmordoperationen».
Die aktuelle Situation verlange einen «offenen Konflikt», so Maschaal. Er rief die Anhänger der Hamas dazu auf, «sich an mehreren Fronten am tatsächlichen Widerstand gegen das zionistische Gebilde (Israel) zu beteiligen.» (dpa)
14:31 Uhr
Donnerstag, 29. August
Israels Armee: Schüsse auf UN-Fahrzeug werden untersucht
Israels Armee untersucht nach eigenen Angaben Vorwürfe, Soldaten hätten ein humanitäres UNO-Fahrzeug im Gazastreifen beschossen.
Einem UNO-Bericht zufolge war das Fahrzeug auf einem humanitären Korridor unterwegs, als es von Schüssen getroffen wurde. «Der Vorfall wird untersucht», teilte das Militär mit. Die Vereinten Nationen hatten nach dem neuen Vorfall Aufklärung von Israel gefordert. Das deutlich gekennzeichnete humanitäre UNO-Fahrzeug sei Teil eines Konvois gewesen, dessen Fahrt vollständig mit der israelischen Armee koordiniert worden sei. Es sei zehnmal von israelischen Schützen beschossen worden, sagte ein Sprecher.
«Ob die Informationen nicht weitergegeben wurden, ob es absichtlich geschah, ob es einen anderen Grund gab – das sind Erklärungen, die wir gerne bekommen würden», so der UNO-Sprecher weiter. Glücklicherweise habe es sich um ein gepanzertes Auto gehandelt, sodass die Insassen nicht verletzt worden seien. (dpa)
12:44 Uhr
Donnerstag, 29. August
Baerbock schliesst neue Israel-Sanktionen nicht aus
Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock schliesst eine deutsche Zustimmung zu EU-Sanktionen gegen zwei rechtsextreme israelische Regierungsmitglieder nicht aus. Die Grünen-Politikerin machte bei einem EU-Treffen deutlich, dass aus ihrer Sicht allein die gesetzlichen Vorgaben und die Vorwürfe gegen die Politiker ausschlaggebend sein sollten. Es müsse im Einzelfall geprüft werden, ob diese für eine Sanktionierung ausreichten, sagte sie.
Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hatte den EU-Staaten zuvor schriftlich vorgeschlagen, den israelischen Finanzminister Bezalel Smotrich und Polizeiminister Itamar Ben-Gvir wegen Aufstachelung zu Hass und Menschenrechtsverletzungen auf die EU-Sanktionsliste zu setzen. Dies würde bedeuten, dass sie nicht mehr in die EU einreisen dürften, und dass möglicherweise in der EU vorhandene Vermögenswerte von ihnen eingefroren werden müssten. (dpa)
10:44 Uhr
Donnerstag, 29. August
Armee: Fünf bewaffnete Palästinenser im Westjordanland getötet
Bei dem israelischen Militäreinsatz in Tulkarem im Westjordanland sind nach Angaben der Armee weitere fünf bewaffnete Palästinenser getötet worden. Die Männer hätten sich in einer Moschee verschanzt. Es sei zu einem Feuergefecht mit Soldaten gekommen, teilte das Militär mit.
Einer der Getöteten sei ranghoher Anführer eines «Terrornetzwerks» in dem örtlichen Flüchtlingsviertel gewesen. Mohammad Dschaber wurde vorgeworfen, an mehreren Anschlägen beteiligt gewesen zu sein. Bei einem davon sei im Juni ein israelischer Zivilist getötet worden, teilte das Militär mit. Ein anderer militanter Palästinenser sei bei dem Einsatz in Tulkarem festgenommen worden. Ein israelischer Grenzsoldat sei verletzt worden.
Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs deutlich verschärft. Seitdem wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland 635 Palästinenser getötet. (dpa)
09:45 Uhr
Donnerstag, 29. August
UN-Chef besorgt über explosive Lage im Westjordanland
UN-Generalsekretär António Guterres hat sich zutiefst besorgt über die explosive Lage im Westjordanland und Israels grossangelegten Militäreinsatz in dem besetzten Gebiet gezeigt. «Er verurteilt auf das Schärfste den Verlust von Menschenleben, darunter auch von Kindern», erklärte sein Sprecher Stéphane Dujarric. Guterres fordere die sofortige Beendigung der Einsätze.
Ein israelischer Armeesprecher begründete das Vorgehen, bei dem nach palästinensischen Angaben bisher mindestens zehn Menschen getötet wurden, mit der deutlich gestiegenen Anzahl von Anschlägen auf Israelis. Zugleich hat auch die Gewalt extremistischer israelischer Siedler im Westjordanland zugenommen. (dpa)
09:32 Uhr
Donnerstag, 29. August
EU-Chefdiplomat legt Vorschlag für Israel-Sanktionen vor
Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hat den Regierungen der 27 EU-Staaten einen Vorschlag für Sanktionen gegen israelische Regierungsmitglieder unterbreitet. Bestraft werden sollen demnach Finanzminister Bezalel Smotrich und Polizeiminister Itamar Ben-Gvir, wie mehrere EU-Beamte der Deutschen Presse-Agentur kurz vor einem EU-Aussenministertreffen an diesem Donnerstag bestätigten.
Sowohl Smotrich als auch Ben-Gvir sorgten zuletzt mit Äusserungen gegen Palästinenser für Empörung und sind rechtsextreme Koalitionspartner von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Zudem sind beide Verfechter der aus Sicht des höchsten UN-Gerichts illegalen Siedlungspolitik in besetzten Gebieten im Westjordanland.
Ben-Gvir hatte sich zuletzt unter anderem dafür ausgesprochen, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu stoppen, um die dort herrschende Hamas zum Aufgeben zu bewegen. Ähnlich äusserte sich Finanzminister Smotrich. Er bezeichnete eine mögliche Blockade von Hilfsgütern bis zur Freilassung aller israelischen Geiseln der Hamas als moralisch und gerechtfertigt, selbst wenn dies den Hungertod von zwei Millionen Menschen im Gazastreifen bedeute.
Dem Vorstoss Borrells zufolge könnten die Sanktionen gegen Smotrich und Ben-Gvir wegen Aufstachelung zu Hass und Menschenrechtsverletzungen verhängt werden. Demnach müssten von ihnen in der EU vorhandene Vermögenswerte eingefroren werden und sie dürften nicht mehr in die EU einreisen.
Ob und wenn ja, wann der Vorschlag umgesetzt wird, ist allerdings noch unklar. Hintergrund ist, dass Sanktionsbeschlüsse in der Europäischen Union einstimmig gefasst werden müssen und Länder wie Deutschland, Tschechien und Ungarn Sanktionsforderungen gegen Israel bislang eher kritisch gegenüberstanden.
Als ein Argument gegen eine Sanktionierung der Minister nennen Diplomaten in Brüssel die anhaltenden Bemühungen um eine Deeskalation des Konflikts im Nahen Osten. Vor diesem Hintergrund könne es kontraproduktiv sein, durch Sanktionen Gesprächskanäle in die israelische Regierung zu gefährden, heisst es. Bislang hat die EU nur Sanktionen gegen einige radikale israelische Siedler und deren Strukturen verhängt.
Druck auf die EU wächst
Die Forderungen nach einem Kurswechsel der EU im Umgang mit Israel wurden zuletzt lauter. So forderte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kurz vor dem EU-Aussenministertreffen scharfe europäische Sanktionen wegen der israelischen Siedlungspolitik.
In einem Brief an die Teilnehmer spricht sich Amnesty International für ein umfassendes Waffenembargo und ein Verbot von Investitionen in bestimmte israelische Unternehmen und Banken aus. Zudem empfiehlt die Organisation, in der EU den Handel mit Gütern aus israelischen Siedlungen in besetzten Gebieten zu verbieten. Auch Ost-Jerusalem solle dabei eingeschlossen werden. (dpa)
22:46 Uhr
Mittwoch, 28. August
Erneut Schüsse auf Helfer: UN verlangen Aufklärung von Israel
Nach dem Angriff auf UN-Helfer in Gaza verlangen die Vereinten Nationen Aufklärung von Israel. «Gestern Abend wurde ein deutlich gekennzeichnetes humanitäres UN-Fahrzeug, das Teil eines Konvois war, der vollständig mit der israelischen Armee koordiniert war, zehnmal von israelischen Schützen beschossen», sagte Sprecher Stéphane Dujarric in New York über den Vorfall vom Dienstag.
«Ob die Informationen nicht weitergegeben wurden, ob es absichtlich geschah, ob es einen anderen Grund gab – das sind Erklärungen, die wir gerne bekommen würden», so der Sprecher weiter. Glücklicherweise habe es sich um ein gepanzertes Auto gehandelt, sodass die Insassen nicht verletzt wurden. Das Fahrzeug stammte vom Welternährungsprogramm WFP, das als Reaktion die Bewegung seiner Mitarbeiter in Gaza vorübergehend aussetzt. Dem WFP zufolge geschah der Vorfall wenige Meter entfernt von einem israelischen Kontrollpunkt im Zentrum Gazas, nachdem ein Team von Helfern mit zwei UN-Autos Lastwagen mit humanitärer Hilfe eskortiert hatte. Obwohl der Konvoi die ausdrückliche Genehmigung für die Fahrt gehabt habe, seien die Schüsse abgefeuert worden.
Sorge wegen «direkter Rhetorik» gegen die UN
In dem Fall sei noch viel unklar, antwortete Dujarric auf die Frage, ob die UN einen Zusammenhang mit der Darstellung der Weltorganisation durch einige israelische Vertreter als Terrorhelfer sehen. Doch habe es in der Vergangenheit «direkte Rhetorik» gegen die UN und Generalsekretär António Guterres gegeben. Und Worte zögen Konsequenzen nach sich. «Wir haben unsere Sorgen und unsere Besorgnis über die Sprache ausgedrückt, die verwendet wurde, um die UN zu dämonisieren.»
Seit dem verheerenden Terroranschlag der islamistischen Hamas im Oktober vergangenen Jahres sind allein im Gazastreifen einem Bericht zufolge knapp 300 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden - vor allem durch Luftangriffe. Die meisten Opfer waren den Angaben zufolge Mitarbeitende des UN-Palästinenserhilfswerkes UNRWA. Die Vereinten Nationen hatten in der Vergangenheit wiederholt ihre Bestürzung über getötete Mitarbeiter durch israelischen Beschuss oder Bombardements ausgedrückt.
Angesichts des jüngsten Vorfalls verlangte WFP-Direktorin Cindy McCain: «Ich fordere die israelischen Behörden und alle Konfliktparteien auf, sofort zu handeln, um die Sicherheit aller Hilfskräfte in Gaza zu gewährleisten.» (dpa)
13:05 Uhr
Mittwoch, 28. August
Syrien: Vier Tote bei mutmasslichem Angriff Israels
Bei einem mutmasslich israelischen Drohnenangriff in Syrien sind dortigen Regierungskreisen zufolge mindestens vier Menschen getötet worden. Bei dem Angriff sei ein Auto im Ort Sabadani getroffen worden, der nahe der Grenze zum Libanon liegt.
Anwohner berichteten, die syrische Armee habe ein Feuer am Auto gelöscht und Leichen geborgen. Der Nachrichtensender Al-Arabija veröffentlichte ein Foto eines ausgebrannten Fahrzeugs. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, die vier Insassen seien auf dem Weg in den Libanon gewesen.
Sabadani liegt etwa eine Autostunde von der syrischen Hauptstadt Damaskus entfernt. Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad, die das Gebiet wie auch die Hauptstadt kontrolliert, ist verbündet mit dem Iran in dessen Kampf gegen den erklärten Erzfeind Israel. Mit dem Iran verbündet ist auch die Hisbollah-Miliz im Libanon, die über Syrien einen Grossteil ihrer Waffen erhält.
Israel greift in Syrien laut Beobachtern immer wieder Stellungen von Iran-treuen Milizen an, kommentiert diese Angriffe in der Regel aber nicht. (dpa)
10:00 Uhr
Mittwoch, 28. August
Al-Dschasira: Wieder ein palästinensischer Journalist getötet
Gemäss Berichten des arabischen TV-Senders Al-Dschasira ist der palästinensische Fotojournalist Mohammed Abd Rabbo bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Demnach sei am Mittwochmorgen das Haus seiner Schwester im Flüchtlingslager Nuseirat getroffen worden. Auch die Schwester sei beim Angriff getötet worden, schreibt Al-Dschasira weiter.
Damit ist nach Angaben des palästinensischen Journalistensyndikats die Zahl der getöteten Journalisten seit dem 7. Oktober auf 163 angestiegen. Weitere 185 seien verletzt worden. (wro)
09:15 Uhr
Mittwoch, 28. August
Bericht: Militäreinsatz im Westjordanland könnte Tage dauern
Israels grossangelegte Militäroperation im besetzten Westjordanland könnte nach Informationen der «Times of Israel» noch länger dauern. Der in der Nacht begonnene «Anti-Terror-Einsatz» sei Quellen in der Armee zufolge auf mehrere Tage angelegt, berichtete die israelische Zeitung am Morgen. Schwerpunkt der Operation sei vor allem die Region Tulkarem, aber auch in der Stadt Dschenin und einem Flüchtlingslager nahe Tubas seien die Streitkräfte aktiv. Im Rahmen des Einsatzes seien mehrere gesuchte Palästinenser festgenommen worden, hiess es unter Berufung auf das Militär. (dpa)
08:58 Uhr
Mittwoch, 28. August
Israel tötet bei grösserem Einsatz im Westjordanland 9 Palästinenser
Israels Armee hat in der Nacht eine grössere Operation im besetzten Westjordanland begonnen. Nach Angaben des Militärs laufen «Anti-Terror-Einsätze» in den nördlichen Städten Dschenin und Tulkarem, die als Hochburgen militanter Palästinenser gelten. Medienberichten zufolge setzte die Armee neben zahlreichen Infanteristen auch Drohnen und Scharfschützen ein, zerstörte Infrastruktur mit Bulldozern und sperrte sämtliche Zufahrtswege nach Dschenin.
In Dschenin seien zwei Menschen erschossen und mehrere weitere verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Später meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa vier weitere Tote bei einem Drohnenangriff des israelischen Militärs auf ein Flüchtlingslager nahe der Ortschaft Tubas - und dann nochmals drei Tote bei einem anderen Drohnenangriff auf ein Fahrzeug südlich von Dschenin. Ob es sich bei den Getöteten um militante Palästinenser handelt, blieb unklar. Die Armee machte zunächst keine detaillierten Angaben zu ihrem Einsatz.
Den Berichten zufolge handelt es sich um eine grossangelegte Militäroperation, «Al-Dschasira» sprach gar vom grössten derartigen Einsatz der israelischen Armee im Norden des Westjordanlands seit mehr als 20 Jahren. Dem arabischen Sender zufolge sollen Palästinenser die Soldaten unter anderem im Flüchtlingsviertel Nur Schams in Tulkarem mit Schusswaffen und Sprengsätzen attackiert haben. Zusammenstösse gab es demnach auch in anderen Ortschaften im Westjordanland.
Armee soll Krankenhäuser umstellt haben
Die Agentur Wafa meldete, eine grosse Anzahl an Militärfahrzeugen sei nach Dschenin reingefahren. «Al-Dschasira» zufolge wurde die Stadt komplett abgeriegelt. Laut der israelischen Nachrichtenseite «ynet» sollten von den Sicherheitskräften gesuchte Personen in Flüchtlingsvierteln in Dschenin und Tulkarem festgenommen werden.
Israelischen und palästinensischen Medien zufolge umstellten die Einsatzkräfte auch Krankenhäuser in beiden Städten und blockierten Krankenwagen. Die Armee kontrolliere den Zutritt zu den Klinikgebäuden, um zu verhindern, dass sich Militante dort verschanzen, meldete «ynet».
Die ohnehin gespannte Lage im Westjordanland hat sich seit dem Beginn des Gaza-Kriegs deutlich verschärft. Seitdem wurden dort nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah bei israelischen Militäreinsätzen, bewaffneten Auseinandersetzungen und Anschlägen von israelischen Extremisten mehr als 620 Palästinenser getötet.
Vor allem in Dschenin und Tulkarem gibt es immer wieder Razzien der israelischen Armee. Erst am Montag kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei einem israelischen Luftangriff in dem Flüchtlingsviertel Nur Schams in Tulkarem fünf Menschen ums Leben. Das Bombardement hatte nach Angaben der israelischen Armee militante Palästinenser zum Ziel.
Amnesty International fordert EU-Sanktionen gegen Israel
Auch Gewalttaten israelischer Siedler gegen Palästinenser haben seit dem 7. Oktober zugenommen. Amnesty International sieht die israelische Siedlungspolitik äusserst kritisch und fordert kurz vor neuen EU-Beratungen zum Nahost-Konflikt scharfe europäische Sanktionen.
In einem Brief an die Aussenminister der 27 Mitgliedstaaten und den EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell spricht sich die Menschenrechtsorganisation für ein umfassendes Waffenembargo und ein Verbot von Investitionen in bestimmte israelische Unternehmen und Banken aus. Zudem gehöre der Handel mit Gütern aus israelischen Siedlungen in besetzten Gebieten EU-weit verboten. Die Besatzung der palästinensischen Gebiete sei illegal und müsse schnellstmöglich beendet werden - so stehe es in einem im Juli veröffentlichten Gutachten des Internationalen Gerichtshofs. (dpa)
22:00 Uhr
Dienstag, 27. August
Geisel nach offenbar tagelanger Suche aus Tunnel befreit
Für einen Hoffnungsschimmer inmitten der anhaltenden Gewalt im Nahen Osten sorgte die Befreiung einer Geisel der islamistischen Hamas durch israelische Spezialeinheiten am Dienstag. Die Soldaten fanden Kaid Farhan Alkadi nach Armeeangaben unbewacht in einem der vielen Tunnel der Hamas unter dem Gazastreifen. Zuvor hätten sie das unterirdische Tunnelsystem tagelang durchkämmt, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf einen Militärvertreter. Die Zeitung «Haaretz» berichtete unter Berufung auf die Armee, Alkadi habe die Soldaten während des Einsatzes gehört und ihnen zugerufen.
Es ist das erste Mal, dass israelische Einheiten eine Geisel lebend aus einem Tunnel der Hamas retten konnten. Die sieben zuvor befreiten Entführten waren von Einsatzkräften unter hohem Blutzoll aus Häusern im Gazastreifen geholt worden.
Die nun befreite Geisel, ein 52 Jahre alter Beduine, wird derzeit im Krankenhaus behandelt und ist israelischen Angaben zufolge bei guter Gesundheit. Angehörige beschrieben ihn nach ihrem Wiedersehen als abgemagert. Er soll im Tunnel kaum Tageslicht gesehen und auch miterlebt haben, wie eine Geisel neben ihm starb.
Israelische Politiker sowie Angehörige äusserten grosse Freude über seine Rückkehr nach 326 Tagen Geiselhaft. Regierungschef Benjamin Netanjahu und Präsident Izchak Herzog telefonierten mit Alkadi, der den Politikern laut Herzogs Büro mit auf den Weg gab: «Tun Sie alles, was Sie können, um die Menschen nach Hause zu bringen. Arbeiten Sie 24 Stunden am Tag und schlafen Sie nicht, bis sie zurückkommen.» Die Geiseln litten sehr, «das können Sie sich nicht vorstellen».
Israelischen Angaben zufolge war Alkadi am 7. Oktober aus einem Kibbuz an der Grenze zum Gazastreifen entführt worden, wo er als Wachmann arbeitete. Israelischen Medien zufolge hat er elf Kinder. (dpa)
10:15 Uhr
Dienstag, 27. August
Fünf Tote bei Drohnenangriff im Westjordanland
Bei einem israelischen Luftangriff im nördlichen Westjordanland sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums fünf Menschen getötet worden. Die israelische Armee teilte mit, es sei ein Kontrollraum militanter Palästinenser in dem örtlichen Flüchtlingsviertel Nur Schams bombardiert worden. Nach palästinensischen Angaben feuerte eine Drohne bei dem Vorfall am späten Montagabend mehrere Geschosse auf eine Gruppe von Menschen. ( dpa )
10:10 Uhr
Dienstag, 27. August
Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft bei Konfrontationen mit Siedlern erschossen
Ein Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft ist nach Medienberichten erschossen worden, nachdem israelische Siedler in eine palästinensische Ortschaft im Süden des Westjordanlands eingedrungen waren. Es gab widersprüchliche Berichte über den genauen Hergang des tödlichen Vorfalls. Palästinensische Medien berichteten, der etwa 40-Jährige sei von Siedlern erschossen worden. Laut israelischen Medien waren es dagegen Soldaten, die die Schüsse abgegeben haben sollen. Vier Palästinenser wurden den Angaben zufolge verletzt.
Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, die Siedler seien nach Vorwürfen, Palästinenser hätten israelische Fahrzeuge in der Region mit Steinen beworfen, in die Ortschaft südlich von Bethlehem eingedrungen. Nach anderen Berichten seien dagegen zuerst Steine von Siedlern auf palästinensische Fahrzeuge geworfen worden. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man untersuche den Vorfall, der sich am Montagabend ereignet hat.
Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland mehr als 620 Palästinenser getötet. Auch Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser nahm in dem Zeitraum zu. ( dpa )
06:27 Uhr
Dienstag, 27. August
Nach Hisbollah-Angriff auf Israel: Fokus auf Gaza-Waffenruhe
Nach den aussergewöhnlich heftigen gegenseitigen Angriffen zwischen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und der israelischen Armee rücken die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg wieder in den Vordergrund. Intensive Vermittlungsgespräche in Kairo haben zwar bisher keinen Durchbruch erzielt. Laut US-Regierung setzen aber Arbeitsgruppen in den kommenden Tagen in der ägyptischen Hauptstadt die Gespräche über offene Detailfragen fort. Die Aussichten auf einen schnellen Erfolg gelten aber als gering.
Die mit dem Iran verbündete Hisbollah-Miliz hatte am Sonntagmorgen aus dem Libanon zahlreiche Raketen und Drohnen auf israelische Ziele gelenkt. Israels Armee hatte aber nach eigenen Angaben «die unmittelbare Gefahr» für seine Bürger erkannt und vorab begonnen, mit 100 Kampfflugzeugen Ziele im Südlibanon zu attackieren.
Israel und Hisbollah setzen gegenseitige Angriffe fort
Die Armee teilte mit, 90 Prozent der von der Hisbollah abgefeuerten Raketen seien von zivilen Gebieten und Einrichtungen aus abgeschossen worden. Es seien rund 230 Geschosse und 20 Drohnen auf israelisches Gebiet gelangt. Auch am Montag kam es erneut zu gegenseitigen Angriffen Israels und der Hisbollah. Eine befürchtete, grössere Eskalation blieb jedoch aus. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast elf Monaten feuern die Konfliktparteien fast täglich aufeinander. Dabei wurden sowohl in Israel als auch im Libanon Zivilisten getötet, Zehntausende sind wegen der Kämpfe aus dem Grenzgebiet geflohen.
Iran und Katar fordern Gaza-Waffenruhe
Irans Aussenminister Abbas Araghchi und sein katarischer Kollege Mohammed bin Abdulrahman Al Thani forderten eine Waffenruhe im Gazastreifen. Die Islamische Republik begrüsse die katarischen Vermittlungen, sagte der iranische Chefdiplomat laut Staatsagentur Irna. Der islamistischen Hamas sicherte er Rückendeckung zu.
Ägypten, Katar sowie die USA vermitteln zwischen Israel und der Hamas, weil beide Seiten nicht direkt miteinander verhandeln. Einer der grössten Streitpunkte ist Israels Forderung, die südliche Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten dauerhaft zu kontrollieren, um Waffenschmuggel zu verhindern. Die islamistische Terrororganisation Hamas fordert dagegen einen vollständigen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte, das US-Team vor Ort stufe die Gespräche weiter als konstruktiv ein. Kirby widersprach ausdrücklich der Darstellung, dass die Gespräche gescheitert seien.
Im Gegenteil: Die Gespräche seien «so weit gediehen, dass der nächste logische Schritt darin bestand, Arbeitsgruppen auf niedrigeren Ebenen einzusetzen», um Feinheiten auszuarbeiten. Dabei gehe es unter anderem um die Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas und die Freilassung palästinensischer Häftlinge durch Israel. Aus ägyptischen Sicherheitskreisen hatte es geheissen, bei den Gesprächen in Kairo habe es eine «schwierige Pattsituation» gegeben.
Irans Generalstabschef: Rache an Israel ist gewiss
Der Besuch des katarischen Premier- und Aussenministers ist der erste hochrangige Empfang durch die neue Regierung in Teheran. Nach der jüngsten Tötung des Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, in der iranischen Hauptstadt hatte die Staatsführung Israel mit Vergeltung gedroht. Seitdem haben sich die Sorgen vor einer Ausweitung des Konflikts auf weitere Länder in Nahost verstärkt.
Irans Generalstabschef Mohammed Bagheri sagte, sein Land werde selbst entscheiden, wann es Rache nehme. «Dieses Ereignis darf nicht in Vergessenheit geraten, und die Rache (...) ist gewiss», sagte er.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas kam unterdessen zu einem zweitägigen Besuch in Saudi-Arabien an. Er wollte dort mit dem Kronprinzen und faktischen Herrscher, Mohammed bin Salman, zusammentreffen. Inhalt der Gespräche sollten ebenfalls die Bemühungen um eine Gaza-Waffenruhe sein.
Zahlreiche Menschen verlassen Kampfzone im Zentrum des Gazastreifens
Kämpfe und israelische Angriffe im Gazastreifen dauern derweil an. Nach einer neuen Evakuierungsaufforderung der israelischen Armee haben zahlreiche Menschen ihre Unterkünfte in dem Ort Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens verlassen. Die Aufforderung betraf nach Berichten aus Gaza auch das Al-Aksa-Krankenhaus, eine der wenigen noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen in dem Küstenstreifen. Nach Angaben der Stadtverwaltung haben in den vergangenen Tagen rund 250.000 Menschen ihre Bleibe in Deir al-Balah wieder verlassen.
In einer der Aufforderungen der Armee hiess es, das Militär werde in Deir al-Balah «stark gegen die Hamas und gegen die Terrororganisationen in dem Gebiet vorgehen». Zivilisten sollten zu ihrer eigenen Sicherheit in Richtung Westen bewegen. Das betroffene Gebiet in Deir al-Balah sei eine «gefährliche Kampfzone».
Das Militär teilte mit, israelische Truppen hätten in Chan Junis im Süden des Gazastreifens sowie in den Aussenbezirken von Deir al-Balah «Dutzende Terroristen ausgeschaltet und grosse Mengen an Waffen gefunden». Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA teilte mit, angesichts der fortwährenden Militäreinsätze in Deir al-Balah funktionierten dort nur noch drei von 18 Brunnen. Dadurch herrsche Wassermangel. «Die Menschen in Gaza leben nicht nur in ständiger Angst um ihr Leben, sondern müssen darum kämpfen, grundlegende Bedürfnisse zu erfüllen», hiess es in einem X-Post von UNRWA. ( dpa )
17:15 Uhr
Montag, 26. August
Zahlreiche Menschen verlassen Kampfzone im Zentrum des Gazastreifens
Nach einer neuen Evakuierungsaufforderung der israelischen Armee haben zahlreiche Menschen ihre Unterkünfte in dem Ort Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens verlassen. Die Aufforderung betraf nach Berichten aus Gaza auch das Al-Aksa-Krankenhaus, eine der wenigen noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen in dem Küstenstreifen.
In der Räumungsaufforderung der Armee hiess es am Sonntag, das Militär werde in Deir al-Balah «stark gegen die Hamas und gegen die Terrororganisationen in dem Gebiet vorgehen». Zivilisten sollten zu ihrer eigenen Sicherheit in Richtung Westen bewegen. Das betroffene Gebiet in Deir al-Balah sei eine «gefährliche Kampfzone».
Das Militär teilte mit, israelische Truppen hätten in Chan Junis im Süden des Gazastreifens sowie in den Aussenbezirken von Deir al-Balah «Dutzende von Terroristen ausgeschaltet und grosse Mengen an Waffen gefunden».
Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA teilte mit, angesichts der fortwährenden Militäreinsätze in Deir al-Balah funktionierten dort nur noch drei von 18 Brunnen. Dadurch herrsche Wassermangel. «Die Menschen in Gaza leben nicht nur in ständiger Angst um ihr Leben, sondern müssen darum kämpfen, grundlegende Bedürfnisse zu erfüllen», hiess es in einem X-Post von UNRWA. (dpa)
14:41 Uhr
Montag, 26. August
Israels Polizeiminister provoziert mit neuen Äusserungen zu Tempelberg
Der israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir setzt seine Provokationen mit Blick auf die sensibelste heilige Stätte in Jerusalem fort. Ben-Gvir sagte dem israelischen Armeesender zur Situation auf dem Tempelberg, der auch Muslimen heilig ist: «Ich sage es ganz einfach: Die Politik auf dem Tempelberg erlaubt es Juden, zu beten. Punkt.»
Mit der Aussage widersprach der rechtsextreme Polizeiminister erneut der deklarierten Politik des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Laut einer langjährigen Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstösse. Das Büro Netanyahus bekräftigte daraufhin, der Status quo auf dem Tempelberg gelte unverändert. (dpa)
09:37 Uhr
Montag, 26. August
Israel: Drohne bei See Genezareth abgefangen
Die israelische Luftabwehr hat nach Militärangaben östlich des Sees Genezareth eine Drohne abgefangen. Zuvor habe es in dem Bereich Luftalarm gegeben, teilte die Armee mit. Es gab keine Berichte über Sachschaden oder Verletzte.
Zunächst war unklar, von wo aus der Flugkörper auf den Weg geschickt worden war. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Drohne aus Syrien gekommen oder durch Syrien geflogen ist. Auch die libanesische Hisbollah-Miliz greift Israel seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast elf Monaten immer wieder mit Drohnen an. Doch auch der Iran und andere seiner Verbündeten in der Region verübte bereits Drohnen-Attacken gegen Israel. (dpa)
06:09 Uhr
Montag, 26. August
Anzeichen für Deeskalation nach Hisbollah-Angriff auf Israel
Die Lage im Nahen Osten hat sich nach dem heftigen militärischen Schlagabtausch zwischen der libanesischen Hisbollah-Miliz und der israelischen Armee stabilisiert, bleibt aber angespannt. Das US-Verteidigungsministerium wies das US-Militär an, zwei Flugzeugträger und deren Begleitschiffe in der Region zu belassen. Am späten Abend feuerte die mit der Hisbollah verbündete Hamas nach Angaben der israelischen Armee aus dem Süden des Gazastreifens eine Rakete in Richtung Tel Aviv, die aber in offenem Gebiet südlich der israelischen Küstenmetropole eingeschlagen sei.
Nach Angaben von Sanitätern verletzte sich eine Frau, als sie in einen Schutzraum eilte. Zuvor waren in der ägyptischen Hauptstadt Kairo die Gespräche über eine Waffenruhe ergebnislos geblieben. Die israelische Delegation reiste schon nach wenigen Stunden wieder ab, wie aus Kreisen am Flughafen von Kairo verlautete. Auch Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani und die Vertreter der Hamas verliessen die Stadt wieder. Es gebe eine «schwierige Pattsituation», wurde der Deutschen Presse-Agentur aus ägyptischen Sicherheitskreisen berichtet.
Bemühen um Vermeidung eines Flächenbrands
Die USA, Katar und Ägypten wollen mit einer Waffenruhe und der Freilassung von Geiseln auch erreichen, dass es zu keinem Flächenbrand in der Region kommt. Sie vermitteln im seit fast elf Monaten andauernden Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas, da beide Seiten direkte Gespräche miteinander verweigern. Nach dem grossangelegten Raketenangriff der Hisbollah auf Israel und den Gegenangriffen des israelischen Militärs im Libanon hätten die regionalen Militärmächte den Wunsch signalisiert, eine Spirale zu vermeiden, die zu einem grösseren Konflikt in Nahost führen könnte, berichtete das «Wall Street Journal».
So schlug der Chef der mit dem Iran verbündeten Hisbollah, Hassan Nasrallah, im Anschluss an den Angriff vergleichsweise zurückhaltende Töne an: «Unser Ziel war von Anfang an, keine Zivilisten anzugreifen, sondern militärische Ziele.» In seiner wie üblich scharfen Rhetorik gegen Israel sagte Nasrallah zugleich, dass Angriffe des Iran und der Huthi-Miliz im Jemen auf Israel noch bevorstünden. Auch die Hisbollah behalte sich die Option weiterer Angriffe vor. Die Reaktion auf die Tötung ihres Militärkommandeurs Fuad Schukr durch Israel Ende Juli sei aber vorerst beendet - und der Libanon könne «durchatmen».
Netanjahu: «Nicht das Ende der Geschichte»
Vor dem Angriff am frühen Sonntagmorgen hatte Israels Armee nach eigenen Angaben eine «unmittelbare Gefahr für die Bürger des Staates Israel» erkannt und daraufhin begonnen, zahlreiche Ziele im Südlibanon zu attackieren. Die Armee habe Tausende Raketen zerstört, die auf den Norden Israels gerichtet gewesen seien, sowie «viele andere Bedrohungen entfernt», sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Dies sei aber «nicht das Ende der Geschichte».
Die Hisbollah wolle keinen grösseren Krieg, sagte Danny Citrinowicz vom Institut für nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv dem «Wall Street Journal». Mohanad Hage Ali, stellvertretender Direktor für Forschung am Malcolm H. Kerr Carnegie Middle East Center in Beirut, sagte der Zeitung, die begrenzten Verluste auf israelischer Seite machten deutlich, dass die Hisbollah den Konflikt in Grenzen halten wolle.
In Israel wurde nach Militärangaben ein Soldat getötet. Laut Medienberichten wurde der 21-Jährige auf einem Marineboot von herabstürzenden Teilen einer israelischen Abwehrrakete getroffen. Im Libanon starben drei Menschen.
Die Huthi lobten den «grossen und mutigen Angriff» der Hisbollah. Die Hamas sprach von einem «Schlag ins Gesicht» der israelischen Regierung. Eine mögliche zweite Phase der Vergeltung dürfte massgeblich vom Verlauf der Gaza-Verhandlungen abhängen.
USA sichern Israel Beistand zu
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bekräftigte in einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant Israels Recht, sich selbst zu verteidigen, wie das Pentagon mitteilte. Gleichzeitig habe er Galant der «eisernen Entschlossenheit» der USA versichert, Israel bei der Abwehr von Bedrohungen durch den Iran und dessen regionaler Partner zu unterstützen.
Unterdessen traf am Abend US-Generalstabschef Charles Brown in Israel ein. Er werde unter anderem den israelischen Generalstabschef Herzi Halevi treffen, teilte das israelische Militär mir. In Browns Gesprächen werde es um sicherheitspolitische und strategische Fragen angesichts der Bedrohungen im Nahen Osten gehen. Das israelische Militär werde die Beziehungen zu den US-Streitkräften weiter vertiefen, um die regionale Stabilität und die Koordinierung zwischen den beiden Streitkräften zu stärken.
Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter. Sie hatten zuletzt zusätzliche Kriegsschiffe, Flugzeuge und auch ein mit Raketen bestücktes U-Boot in die Region verlegt - wohl auch, um Israel im Fall eines Angriffs durch Kräfte im Libanon oder den Iran unterstützen zu können. In der Region befindet sich seit vergangener Woche neben dem bereits zuvor dort stationierten Flugzeugträger «USS Theodore Roosevelt» auch der Flugzeugträger «USS Abraham Lincoln» und dessen Begleitschiffe.
Polio-Impfstoff in den Gazastreifen gebracht
Unterdessen sind nach Warnungen vor einem massiven Polio-Ausbruch Impfstoffe gegen die Krankheit in den umkämpften Gazastreifen gebracht worden. Es seien Impfstoffe für 1,25 Millionen Menschen über den Grenzübergang Kerem Schalom in den Küstenstreifen transportiert worden, teilte die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Behörde Cogat mit.
«In den kommenden Tagen werden internationale und örtliche medizinische Teams an verschiedenen Orten im Gazastreifen bisher ungeimpfte Kinder gegen Polio impfen», hiess es in der Mitteilung. UN-Vertreter hatten gefordert, eine Feuerpause für Polio-Impfungen für Hunderttausende Kinder in dem Kriegsgebiet zu ermöglichen.
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hatte sich am Freitag bei X sehr besorgt über den Fall eines zehn Monate alten Babys geäussert. Bei dem Kind aus Deir al-Balah im Zentrum Gazas habe es die erste bestätigte Polio-Diagnose im Gazastreifen seit 25 Jahren gegeben. Angesichts des hohen Ansteckungsrisikos strebten das palästinensische Gesundheitsministerium, die WHO und das UN-Kinderhilfswerk Unicef zwei Impfrunden in den nächsten Wochen an. (dpa)
17:55 Uhr
Sonntag, 25. August
Hisbollah-Chef: Wollten bewusst keine Zivilisten angreifen
Die Hisbollah hat bei ihrem gross angelegten Angriff gegen Israel am Sonntag nach Worten ihres Chefs Hassan Nasrallah bewusst keine zivilen Ziele ins Visier genommen. «Unser Ziel war von Anfang an, keine Zivilisten anzugreifen, sondern militärische Ziele», sagte Nasrallah in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Die Miliz habe sich für einen Angriff auf die Gilot-Militärbasis in der Nähe von Tel Aviv entschieden.
Wegen der sorgfältigen Wahl für den Ort des Angriffs und auch, um den Verhandlungen zur Beendigung des Gaza-Kriegs eine Chance zu geben, habe die Hisbollah mit ihrem seit mehr als zwei Wochen angekündigten Angriff gegen Israel gewartet. Zudem sei auch die Verzögerung eine Strafe für den israelischen Feind gewesen. Nach dieser ersten Phase stünden Angriffe des Irans und der Huthi-Miliz im Jemen nun noch aus.
Die Hisbollah habe Israel mit 340 Raketen angegriffen, sagte Nasrallah. Israel hatte seinerseits kurz zuvor Ziele im Südlibanon angegriffen und sprach dabei von einem «Akt der Selbstverteidigung». Im Libanon wurden drei Menschen getötet. In Israel wurde nach Militärangaben ein Soldat getötet. Nach Medienberichten wurde der 21-Jährige auf einem Marineboot von Teilen einer israelischen Abwehrrakete getroffen.
17:33 Uhr
Sonntag, 25. August
Israelischer Soldat während Hisbollah-Angriff getötet
Bei der Abwehr des gross angelegten Angriffs der libanesischen Hisbollah-Miliz auf Israel ist nach Militärangaben ein israelischer Soldat getötet worden. Die Armee bestätigte den Tod des 21-Jährigen. Nach Medienberichten wurde der Soldat auf einem Marineboot vor der Mittelmeerküste von Teilen einer israelischen Abwehrrakete tödlich getroffen. Der Vorfall habe sich nahe der israelischen Küstenstadt Naharija ereignet. Zwei weitere Soldaten wurden nach Angaben der Armee verletzt.
Es ist bereits mehrmals vorgekommen, dass Menschen in Israel von herabfallenden Raketenteilen getroffen werden, nachdem das Abwehrsystem Iron Dome feindliche Geschosse in der Luft abgefangen hat.
14:01 Uhr
Sonntag, 25. August
Huthi-Miliz gratuliert Hisbollah für Angriff auf Israel
Die Huthi-Miliz im Jemen hat der verbündeten Hisbollah im Libanon zu deren Angriff auf Israel gratuliert. Die Hisbollah habe einen «grossen und mutigen Angriff» durchgeführt, teilte das Huthi-Politbüro dem Fernsehsender Al-Masirah zufolge mit. Es handle sich um eine «starke und wirksame Antwort» gegen Israel. Auch ein Angriff aus dem Jemen werde unausweichlich kommen.
Auch die islamistische Hamas, die im Gaza-Krieg gegen Israel kämpft, lobte den Angriff und sprach von einer «starken und gezielten Antwort». Für die israelische Regierung sei es ein «Schlag ins Gesicht», teilte die Hamas mit.
Die Hisbollah hatte nach der Tötung ihres Militärkommandeurs Fuad Schukr durch Israel vor mehr als zwei Wochen Rache geschworen. Seitdem gab es Sorgen vor einem grossen Angriff der Hisbollah gegen Israel, möglicherweise koordiniert mit dem Iran oder weiteren Verbündeten wie den Huthi im Jemen. (dpa)
14:00 Uhr
Sonntag, 25. August
Armee hebt Sonderanweisungen wegen Hisbollah-Angriffs wieder auf
Die israelische Armee hat wegen des Hisbollah-Angriffs verhängte Sonderanweisungen für Zivilisten vom Grossraum Tel Aviv bis in den Norden des Landes wieder aufgehoben. Nach einer Beratung der Militärspitze sei eine Rückkehr zur Routine in den meisten der Gebiete beschlossen worden, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Einschränkungen gebe es nur noch im Grenzgebiet zum Libanon und in bestimmten Ortschaften auf den von Israel besetzten Golanhöhen. Er rief die Bürger des Landes dazu auf, weiter wachsam zu bleiben.
Hagari sagte, der Grossteil des Hisbollah-Vergeltungsangriffs sei vereitelt worden. Die Armee habe in der Nacht Vorbereitungen der libanesischen Schiitenmiliz auf Angriffe auf den Norden und das Zentrum Israels identifiziert. Rund 100 Kampfjets der israelischen Luftwaffe hätten Tausende von Abschussvorrichtungen angegriffen, die vor allem auf den Norden Israels abgezielt hätten.
«Wir haben auch Drohnen angegriffen, die auf das Zentrum Israels abzielten», erklärte Hagari. Man habe auch eine «breitere Bedrohung» entfernt, mit einem Fokus auf künftige Raketenangriffe auf den Norden Israels, sagte er, ohne weitere Details zu nennen. Dabei seien 40 Regionen im Süden des Libanons angegriffen worden. Auch eine «Terrorzelle» sei beschossen worden. (dpa)
13:11 Uhr
Sonntag, 25. August
Hisbollah-Chef Nasrallah wird Rede nach Angriff auf Israel halten
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah will nach den Angriffen zwischen der Miliz und Israels Armee erneut zu seinen Anhängern sprechen. Der Hisbollah-Generalsekretär werde am Sonntagabend um 18.00 Uhr (Ortszeit, 17.00 Uhr MESZ) eine Rede halten, die im Fernsehen übertragen werde, teilte die Miliz mit.
Die Hisbollah hat nach eigener Darstellung den ersten Teil ihres Vergeltungsangriffs für die Tötung eines ranghohen Militärkommandeurs abgeschlossen. Dabei wurden nach ihren Angaben mehr als 320 Raketen unter anderem auf israelische Militärstützpunkte abgefeuert. Israels Armee griff Ziele im Süden an und sprach von einem «Akt der Selbstverteidigung». (dpa)
12:11 Uhr
Sonntag, 25. August
Flughafenchef in Tel Aviv: Die meisten Flüge gehen planmässig
Ungeachtet der Raketenangriffe aus dem Libanon soll der Flugverkehr auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wieder weitgehend planmässig verlaufen. Flughafenchef Udi Bar Os sagte vor Journalisten, von 360 internationalen Flügen mit mehr als 50 000 Passagieren sollten mehr als 85 Prozent stattfinden. Etwa die Hälfte davon seien Abflüge und die Hälfte Landungen.
Es könne allerdings zu Verzögerungen kommen, sagte der Flughafenchef. Etwa 50 Flüge seien wegen der Eskalation storniert worden. Er sprach von rund 20 internationalen Fluggesellschaften, die Israel weiter anfliegen, «und dies auch morgen und übermorgen». Es sei ein «schwieriger Tag», insgesamt sei die Lage jedoch unter Kontrolle. Einige Flüge seien auf den Ramon-Flughafen im Süden des Landes umgeleitet worden. Der Flugplan müsse angepasst werden. Bar Os riet den Passagieren, sich über die Flugzeiten zu informieren und mindestens drei Stunden vor dem Abflug am Flughafen zu sein. (dpa)
09:09 Uhr
Sonntag, 25. August
Hisbollah: «Militäreinsatz für heute beendet»
Die Hisbollah-Miliz im Libanon hat den ersten Teil ihres Vergeltungsangriffs für die Tötung eines ranghohen Militärkommandeurs nach eigenen Angaben vorerst beendet. «Unser Militäreinsatz für heute ist abgeschlossen», teilte die vom Iran unterstützte Miliz mit. Alle Geschosse seien wie geplant auf israelische Ziele abgefeuert worden.
Nach Angaben der schiitischen Miliz wurden mehr als 320 Raketen des Typs Katjuscha unter anderem auf israelische Militärstützpunkte abgefeuert. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Nach israelischen Medienberichten wurden 200 Raketen und rund 20 Drohnen vom Libanon aus auf Israel abgefeuert und zu einem grossen Teil abgefangen.
Die Hisbollah kündigte eine erneute Rede ihres Generalsekretärs Hassan Nasrallah an. Er werde dabei auch eingehen auf Israels Behauptung, eine Attacke der Hisbollah mit eigenen Angriffen im Libanon vereitelt zu haben. (dpa)
09:08 Uhr
Sonntag, 25. August
Rund 100 Kampfjets an Angriff im Libanon beteiligt
An Israels Angriffen im Libanon waren nach Militärangaben rund 100 Kampfjets beteiligt. Es seien Tausende Abschussvorrichtungen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah angegriffen und zerstört worden, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari in einem X-Post mit. Die meisten davon seien auf den Norden Israels gerichtet gewesen, ein Teil aber auch auf das Zentrum. Im Zentrum des Landes liegt unter anderem die israelische Küstenmetropole Tel Aviv. (dpa)
07:01 Uhr
Sonntag, 25. August
Ungeachtet massiver Raketenangriffe: Flughafen Tel Aviv wieder geöffnet
Ungeachtet massiver Raketenangriffe aus dem Libanon auf den Norden Israels ist der Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wieder geöffnet worden. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte, der Flugverkehr verlaufe seit 07.00 Uhr Ortszeit (06.00 Uhr MESZ) wieder planmässig.
Hagari verkündete zudem neue Anweisungen für Zivilisten vom Grossraum Tel Aviv an bis zur Nordgrenze Israels. In dem Raum könnten die Menschen normal zur Arbeit gehen und ihre Kinder in Sommerlager schicken - unter der Bedingung, dass Schutzräume innerhalb kurzer Zeit erreichbar seien. Im Freien dürften sich in den Gebieten bis zu 30 Menschen und in Innenräumen bis zu 300 Menschen versammeln, teilte das Militär mit.
Hagari sagte, das Militär habe in den Morgenstunden «breite Vorbereitungen der Hisbollah identifiziert, das israelische Hinterland anzugreifen». Daraufhin habe die Luftwaffe mit Dutzenden Kampfjets in grossem Umfang Hisbollah-Ziele im Süden des Libanon angegriffen, «um die Bedrohungen gegen israelische Zivilisten zu entfernen». In Israel seien Luftabwehr, Marine und Luftwaffe an der Verteidigung beteiligt. (dpa)
06:59 Uhr
Sonntag, 25. August
Hisbollah: Bisher 320 Raketen auf Israel abgefeuert
Die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon hat zu Beginn ihres Vergeltungsangriffs für die Tötung eines ranghohen Militärkommandeurs nach eigenen Angaben Hunderte Raketen auf Israel abgefeuert. Die Miliz habe mehr als 320 Raketen des Typs Katjuscha unter anderem auf israelische Militärstützpunkte abgefeuert, teilte die Hisbollah mit. Sicherheitskreise sprachen zunächst von mehr als 100 Raketen, die die Hisbollah auf den Norden Israels gefeuert habe.
Die Hisbollah teilte mit, die «erste Phase» ihres Angriffs sei damit abgeschlossen. Die Angaben der Miliz zur Zahl der aus Israel abgefeuerten Geschosse liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Der Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr war vor knapp einem Monat in der Hauptstadt Beirut bei einem israelischen Angriff getötet worden.
Unterdessen griff Israels Militär nach eigenen Angaben Hisbollah-Stellungen im südlichen Libanon an. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hiess es, Israel habe mindestens 40 Ziele im Südlibanon angegriffen. Nach mehr als einer Stunde des Bombardements schien sich die Lage aber beruhigt zu haben, hiess es weiter. (dpa)
06:01 Uhr
Sonntag, 25. August
Hisbollah verkündet Vergeltungsangriff auf Israel
Die libanesische Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben mit ihrem angekündigten Vergeltungsangriff auf Israel begonnen. Er sei die Antwort auf die kürzliche Tötung des ranghohen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in der Hauptstadt Beirut, teilte die mit dem Iran verbündete Schiiten-Miliz mit. (dpa)
06:00 Uhr
Sonntag, 25. August
Israel ruft 48-stündigen Ausnahmezustand aus
Israel hat Dutzende Ziele im Libanon angegriffen und den landesweiten Ausnahmezustand ausgerufen. Er gelte seit 6.00 Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MESZ) für die kommenden 48 Stunden, sagte Verteidigungsminister Joav Galant.
Das Militär griff nach eigenen Angaben angesichts einer unmittelbaren Bedrohung durch die libanesische Hisbollah Dutzende Stellungen der Schiiten-Miliz im Nachbarland an. Sicherheitskreise im Libanon bestätigten die Angriffe. Aus dem Libanon wurden Geschosse auf Israel abgefeuert.
Das israelische Militär habe vor Kurzem festgestellt, dass sich die Hisbollah darauf vorbereite, Raketen auf israelisches Gebiet abzufeuern, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am frühen Morgen mit. Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe griffen derzeit Ziele der Hisbollah im Libanon an, «die eine unmittelbare Gefahr für die Bürger des Staates Israel darstellen». Das sei ein Akt der Selbstverteidigung.
Die Hisbollah werde bald Raketen auf israelisches Gebiet abfeuern und möglicherweise auch Drohnen losschicken, warnte er. Die andauernde Aggression der Hisbollah berge die Gefahr, «dass das libanesische Volk, das israelische Volk - und die gesamte Region - in eine weitere Eskalation hineingezogen werden». Israel werde die Angriffe der Hisbollah auf Israels Zivilbevölkerung nicht dulden, warnte der israelische Armeesprecher.
Israelischer Rettungsdienst ruft höchste Bereitschaftsstufe aus
Angesichts der nach israelischen Angaben unmittelbaren Bedrohungslage an der Grenze zum Libanon rief der israelische Rettungsdienst landesweit die höchste Bereitschaftsstufe aus, wie die «Times of Israel» berichtete. Der israelische Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv leitete dem Bericht zufolge ankommende Flüge auf andere Flughäfen um. In den nächsten Stunden würden zudem keine Starts erfolgen, hiess es unter Berufung auf die israelische Flughafenbehörde.
Die israelische Armee teilte weiter mit: «Direkt neben den Häusern libanesischer Zivilisten im Südlibanon können wir sehen, dass die Hisbollah einen umfassenden Angriff auf Israel vorbereitet und dabei die libanesische Zivilbevölkerung gefährdet.» Zivilisten, die sich in den Gebieten aufhielten, in denen die Hisbollah operiere, sollten sich zu ihrer eigenen Sicherheit daher sofort aus dem Gefahrenbereich begeben.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor mehr als zehn Monaten beschiesst die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmässig Ziele in dem Nachbarland an.
Die im Gaza-Krieg vermittelnden USA, Ägypten und Katar hoffen, dass durch eine Einigung bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza auch eine Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah und dem Iran und damit ein Flächenbrand in Nahost verhindert werden kann. Die Gespräche darüber sollen heute in Kairo weitergehen. (dpa)
13:57 Uhr
samstag, 24. August
Vertreter der Hamas zu Waffenruhe-Gesprächen in Kairo eingetroffen
Vertreter der islamistischen Hamas sind zu weiteren Verhandlungen mit Israel über eine Waffenruhe im Gazastreifen nach Kairo gereist. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen des Flughafens in der ägyptischen Hauptstadt.
Die ranghohen Funktionäre sind demnach aus Katar angereist, wo die Hamas ihr politisches Büro hat und damit ihre wichtigste Vertretung im Ausland. Angeführt werde die Gruppe von Chalil al-Haja, berichtete der Nachrichtensender Al Jazeera. Die Vermittler Ägypten und Katar wollten die Hamas in Kairo über den Stand der Gespräche informieren.
Ägypten, Katar sowie die USA vermitteln zwischen Israel und der Hamas, weil beide Seiten nicht direkt miteinander verhandeln. Spitzenvertreter der drei Länder wollen in Kairo erneut versuchen, Lücken in den Positionen der beiden Kriegsparteien zu schliessen, um eine Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen Gefangene zu erreichen.
Einer der grössten Streitpunkte ist Israels Forderung, die südliche Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten dauerhaft zu kontrollieren. Laut israelische Armee verlaufen unter dem etwa 14 Kilometer langen, sogenannten Philadelphi-Korridor etliche Tunnel der Hamas. Israel pocht auf die Kontrolle, um so Waffenschmuggel in den Gazastreifen zu verhindern. Ägypten bestreitet dagegen die Existenz unterirdischer Schmuggelrouten.
Die US-Nachrichtenseite Axios berichtete, dass US-Präsident Biden versucht habe, den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hier zu Zugeständnissen zu bewegen. Demnach solle Netanjahu zustimmen, die israelischen Truppen während einer ersten Phase einer möglichen Waffenruhe von der Grenze zurückzuziehen. Netanjahu habe aber nur dem Rückzug von einer der Positionen entlang der Grenze zugestimmt. (dpa)
10:56 Uhr
Samstag, 24. August
Palästinenser: Elf Zivilisten im Gazastreifen getötet
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge mindestens elf Zivilisten getötet worden. Zudem habe es eine ungenannte Zahl an Verletzten bei den Angriffen in der südlichen Stadt Chan Junis und im Bereich von Nuseirat im Zentrum des Küstenstreifens gegeben. In Kairo gehen die zähen Bemühungen um eine Waffenruhe weiter.
Die israelische Armee gab an, sie könne ohne Informationen, wo genau die Menschen gestorben seien, keine Angaben machen. Israel bekämpft die Terrororganisation Hamas seit mehr als zehn Monaten. Sie wirft den Islamisten vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Sie berichtete von weiter schweren Kämpfen im Süden, im Zentrum und auch wieder im Norden des Gazastreifens.
Am Freitag hatte die Armee die Bewohner von Gaza-Stadt im Norden zur Flucht nach Westen Richtung Meer aufgerufen. Zuvor war Israel wiederholt von der Stadt aus mit Raketen beschossen worden. Seit Freitag seien Soldaten dort vorgerückt und hätten bereits mehrere Gegner getötet sowie terroristische Infrastruktur zerstört, so die Armee. (dpa)
06:28 Uhr
Samstag, 24. August
USA sprechen von «konstruktiven» Gaza-Gesprächen in Kairo
Während im Gazastreifen die Kämpfe zwischen Israels Armee und der islamistischen Hamas unvermindert andauern, setzen die Vermittler ihre Bemühungen um eine Waffenruhe fort. Am Donnerstag habe es «konstruktive» Gespräche in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gegeben, die im Laufe dieses Wochenendes fortgesetzt würden, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. Medienberichte, wonach die Verhandlungen kurz vor dem Scheitern stünden, wies er als falsch zurück. Der Prozess schreite voran. Auf Details der Gespräche wollte Kirby nicht eingehen.
US-Präsident Joe Biden telefonierte nach Angaben des Weissen Hauses erneut mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi und Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani. Sie hätten über «die Dringlichkeit» gesprochen, eine Waffenruhe im Rahmen des auf dem Tisch liegenden «umfassenden Überbrückungsvorschlags» zum Abschluss zu bringen.
Ein Abkommen soll die Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas bewirken, der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen lebensrettende Hilfe bringen und die regionalen Spannungen abbauen. Man habe über die bevorstehenden Gespräche in Kairo und die Bemühungen gesprochen, die verbleibenden Hindernisse für ein Abkommen zu beseitigen, hiess es aus dem Weissen Haus.
USA hoffen weiter auf Abkommen
Die USA, Ägypten und Katar vermitteln zwischen Israel und der Hamas, da die beiden Konfliktparteien nicht direkt miteinander verhandeln. Man hoffe, das Momentum in den kommenden Tagen aufrechtzuerhalten, sagte Kirby. Es gehe um Feinheiten.
Hamas-Sprecher Osama Hamdan sagte der Deutschen Presse-Agentur, man sei bislang nicht offiziell von den Vermittlern über den jüngsten Stand der Gespräche informiert worden. Erst danach werde man antworten.
«Es ist wichtig, dass alle gewillt sind, bei diesen Details voranzukommen», sagte Kirby. Zur möglichen Bedrohung durch den Iran bekräftigte er die Unterstützung der USA für Israel. Man konzentriere sich darauf, sich selbst und Israel im Falle eines Angriffs verteidigen zu können.
Nach der Tötung zweier ranghoher Feinde Israels in der iranischen Hauptstadt Teheran und der libanesischen Hauptstadt Beirut vor rund drei Wochen hatten der Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz mit massiven Vergeltungsschlägen gegen Israel gedroht. Sowohl die Hamas als auch die Hisbollah sind eng mit dem Iran verbündet.
Israel meldet erneut Beschuss aus Gaza
Nach wiederholten Raketenangriffen aus dem Gazastreifen plant die israelische Armee derweil einen neuen Militäreinsatz - und forderte deswegen die Anwohner mehrerer Viertel im Norden des Küstengebiets zur Flucht auf. Die Menschen sollten sich in Zufluchtsstätten westlich der Stadt Gaza begeben, hiess es in einem in arabischer Sprache veröffentlichten Aufruf eines Armeesprechers. Wegen des anhaltenden Beschusses aus der Gegend wolle das Militär dort gegen die Hamas und weitere Terrororganisationen vorgehen.
Laut Armee wurden am frühen Abend zwei Geschosse aus dem Norden Gazas in Richtung der israelischen Grenzstadt Sderot gefeuert. Eines wurde demnach abgefangen, das andere sei in offenem Gelände niedergegangen. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.
Konflikt zwischen Hisbollah und Israel dauert an
Seit Beginn des Gaza-Krieges kommt es im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah sowie anderen Gruppen. In Aita al-Dschabal im Süden des Libanons wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Beirut bei erneuten Angriffen ein siebenjähriges Kind und ein weiterer Mensch getötet. Israels Militär gab an, dort einen «bedeutenden Hisbollah-Terroristen» getötet zu haben. Es registrierte nach eigenen Angaben Dutzende Geschosse, die aus dem Libanon in Richtung Israel abgefeuert wurden.
Bei einem anderen Angriff auf den Ort Tayr Harfa unweit der israelischen Grenze im Süden des Libanons wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums ausserdem drei Personen getötet. Laut libanesischen Sicherheitskreisen handelte es sich dabei um Kämpfer der Hisbollah. Die Schiitenmiliz erklärte insgesamt sieben ihrer Kämpfer für tot. Für gewöhnlich führt die Hisbollah nicht weiter aus, wann, wo und wie ihre Mitglieder ums Leben kommen.
Das israelische Militär teilte mit, eine «Terrorzelle» in Tayr Harfa angegriffen und «eliminiert» zu haben. Diese habe Geschosse auf israelisches Territorium abgefeuert. Bei weiteren Angriffen in den libanesischen Orten Mais al-Dschabal, Aitaroun und Tyros wurden nach Armeeangaben mehrere Hisbollah-Kämpfer getötet. Die Hisbollah erklärte, Militärstandorte der israelischen Armee im Grenzgebiet angegriffen zu haben.
Nach heftigem Beschuss aus dem Libanon gab es zunächst keine Berichte über Verletzte in Israel. Einige der mehr als 90 Geschosse seien abgefangen worden, andere in offenem Gelände niedergegangen, teilte die israelische Armee mit. Israelischen Medien zufolge brachen durch Einschläge Feuer in der Nähe der nordisraelischen Stadt Safed aus.
Tote auch in Syrien gemeldet
Derweil wurden in Syrien nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bei einem israelischen Angriff drei Mitglieder proiranischer Milizen getötet. Zehn weitere seien verletzt worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Syriens Staatsagentur Sana berichtete von sieben verletzten Zivilisten bei den Angriffen im Zentrum des Landes. Auf Videos, die die Angriffe zeigen sollen, waren grosse Explosionen und Rauchwolken zu sehen.
Israel kommentiert solche Angriffe in der Regel nicht. Das Land greift in Syrien aber immer wieder Stellungen von Milzen an, die vom Iran unterstützt werden. Seit Beginn des Gaza-Krieges hat Israel diese Angriffe noch verstärkt. (dpa)
06:26 Uhr
Freitag, 23. August
Disput zwischen Israel und Ägypten erschwert Gaza-Gespräche
Während die zähen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen weitergehen, fordern UN-Vertreter verstärkte Anstrengungen für dringend benötigte Polio-Impfungen für Hunderttausende Kinder im Kriegsgebiet. «Wenn nicht sofort Präventionsmassnahmen ergriffen werden, wird der Polio-Ausbruch nicht nur zu einer Katastrophe der Kinder in Gaza, sondern könnte die weltweiten Anstrengungen zum Ausrotten der Krankheit wesentlich zurückwerfen», warnte Louisa Baxter, Leiterin der Notfall-Gesundheitseinheit des Kinderhilfswerk Save the Children, bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.
Ende August soll eine Impfkampagne beginnen. Mehr als ein Dutzend Mitgliedsnationen sprachen sich zu diesem Zweck für eine Feuerpause in Gaza aus. Es gebe bereits bestätigte Ausbrüche im Gazastreifen, und die Krankheit werde nicht an den Grenzen des abgeriegelten Küstenstreifens Halt machen, sagte Baxter. Rund 50.000 Kinder seien dort seit Kriegsbeginn geboren worden und hätten generell nicht die nötigen Impfungen bekommen. «Das dezimierte Gesundheitssystem ist vollkommen unvorbereitet, um dieser neuen Polio-Krise zu begegnen», sagte Baxter.
Polio ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die vor allem bei Kleinkindern dauerhafte Lähmungen hervorrufen und zum Tod führen kann. Verbreitet wird das Virus oft über verunreinigtes Wasser. Eine Heilung gibt es bisher nicht.
Weitere Gespräche über Waffenruhe
Ein israelisches Verhandlungsteam führt derweil in der ägyptischen Hauptstadt Kairo erneut Gespräche über ein Abkommen für eine Waffenruhe, wie ein israelischer Regierungssprecher sagte. Auch eine Delegation aus den USA traf laut informierten Kreisen am Flughafen Kairo für weitere Verhandlungen in der Stadt ein.
Die israelische Zeitung «Haaretz» schrieb unter Berufung auf einen israelischen Repräsentanten, das Verhandlungsteam bereite sich auf ein mögliches Spitzentreffen am Sonntag vor, «falls die Hamas Bewegung erkennen lässt». Ägypten, Katar und die USA vermitteln zwischen Israel und der Hamas, da diese nicht direkt miteinander verhandeln.
Bericht über neue Vorschläge Israels
Mit einem Abkommen soll auch die Freilassung israelischer Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas und die Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen beschlossen werden. Einer der grössten Knackpunkte ist jedoch Israels beharrliche Forderung nach dauerhafter Kontrolle der südlichen Grenze zwischen Gaza und Ägypten. Laut der israelischen Armee verlaufen unter dem sogenannten Philadelphi-Korridor etliche Tunnel der Hamas. Israel pocht auf die Kontrolle, um so Waffenschmuggel zu verhindern. Ägypten bestreitet dagegen die Existenz unterirdischer Schmuggelrouten.
«Es gibt eine Krise des Misstrauens zwischen Israel und Ägypten», sagte Israel Ziv, ein laufend von Beamten über den Krieg informierter israelischer General im Ruhestand, dem «Wall Street Journal». Die US-Zeitung berichtete unter Berufung auf ägyptische Quellen von neuen Vorschlägen Israels. Demnach haben Israels Verhandlungsführer vorgeschlagen, in dem Korridor acht Beobachtungstürme errichten zu lassen. Die USA hätten einen Gegenvorschlag von zwei Türmen eingebracht. Ägypten lehne jedoch beide Vorschläge mit der Begründung ab, dass solche Türme Israels Militär dauerhaften Zugang zu dem Gebiet verschaffen würden.
Netanyahu besteht auf Forderungen
Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu bezeichnete am Abend einen Medienbericht als falsch, wonach die Stationierung einer multinationalen Truppe entlang des Philadelphi-Korridors in Erwägung gezogen werde. Dies hatte die katarische Nachrichtenwebseite Al-Araby al-Jadid berichtet.
Netanyahu bestehe auf dem Grundsatz, dass Israel den Philadelphi-Korridor kontrolliert, um die Hamas daran zu hindern, sich erneut zu bewaffnen, hiess es in der Mitteilung von Netanjahus Büros. Dies würde der Hamas ermöglichen, die Gräueltaten vom 7. Oktober 2023 zu wiederholen. Terroristen der Hamas und anderer Gruppen hatten an dem Tag in Israel mehr als 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Geiseln nach Gaza verschleppt. Das Massaker war Auslöser des Krieges.
Die Hamas wirft Israel vor, die Verhandlungen über ein Abkommen mit seiner Weigerung zu blockieren, sich aus dem etwa 14 Kilometer langen Philadelphi-Korridor zurückzuziehen. Die Islamisten fordern einen kompletten Abzug Israels aus dem Gazastreifen. Aus Sicht Ägyptens verstosse die Anwesenheit israelischer Streitkräfte in dem Korridor gegen den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag von 1979, zitierte das «Wall Street Journal» ägyptische Beamte. Der Vertrag verbiete Israel dort Stationierung von Panzern, Artillerie und Flugabwehrwaffen.
Sorge vor Scheitern der Verhandlungen
Zudem wolle Ägypten nicht als Komplize einer israelischen Besetzung des Gazastreifens gesehen werden, hiess es. Israel bestreite jedoch eine Verletzung des Vertrags und bestehe auf eine eigene Präsenz seines Militärs in dem Korridor, weil es nicht glaube, dass es sich auf Ägypten verlassen könne, um Waffenschmuggel der Hamas zu unterbinden, schrieb die US-Zeitung. Daniel Kurtzer, ein ehemaliger US-Botschafter in Ägypten und Israel, halte es für möglich, dass Ägypten und Israel letztlich eine Lösung für das Problem finden. «Aber ich bin mir nicht sicher, ob es eine Lösung für die Forderungen der Hamas gibt», wurde er zitiert.
Laut einem kürzlich erschienenen Bericht des US-Nachrichtenportals «Politico», der sich auf zwei israelische und zwei US-Beamte beruft, steht ein Abkommen kurz vor dem Scheitern, ohne dass es eine klare Alternative gebe. In dem Fall wird eine grössere Eskalation im Nahen Osten befürchtet. Nach der Tötung zweier ranghoher Feinde Israels in der iranischen Hauptstadt Teheran und der libanesischen Hauptstadt Beirut vor knapp drei Wochen hatten der Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz massive Vergeltungsschläge angedroht. (dpa)
14:03 Uhr
Donnerstag, 22. August
Jüdische Siedler greifen Dorf im Westjordanland an – vier Festnahmen
Nach dem gewaltsamen Angriff militanter jüdischer Siedler auf ein Dorf im Westjordanland haben israelische Sicherheitskräfte vier Verdächtige festgenommen. Eine Person sei minderjährig, hiess es in einer Mitteilung der Polizei und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet. Die Festgenommenen werden demnach verdächtigt, mehrere Terroranschläge gegen Palästinenser begangen zu haben, darunter der Angriff in dem Ort Dschit.
Die israelischen Sicherheitskräfte sprachen in ihrer Mitteilung von einem «schweren Terrorereignis», bei dem unter anderem Gebäude und Fahrzeuge angezündet worden und Schüsse gefallen seien. Ein Palästinenser kam den Angaben nach ums Leben, ein weiterer wurde verletzt.
Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium in Ramallah wurde ein 23-Jähriger durch Schüsse getötet, als Dutzende maskierte Siedler die palästinensische Ortschaft Dschit stürmten.
Die vier in der Nacht festgenommen Siedler würden derzeit vom Inlandsgeheimdienst verhört, meldeten israelische Medien. Die Untersuchung des Falls dauere an, teilten die israelischen Behörden weiter mit. (dpa)
10:16 Uhr
Donnerstag, 22. August
Palästinenser: Tote nach Armee-Einsatz im Westjordanland
Bei einem israelischen Armeeeinsatz im Westjordanland sind palästinensischen Angaben zufolge drei Menschen ums Leben gekommen. Israels Militär habe ein Haus in einem Flüchtlingsviertel im Norden des Westjordanlands angegriffen, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Palästinensischen Berichten zufolge attackierte die Armee das Gebäude in der Stadt Tulkarem mit einer Rakete. Die Leichen der drei getöteten Palästinenser seien geborgen worden.
Israels Armee teilte auf Anfrage mit, Bewaffnete seien das Ziel des «Anti-Terror-Einsatzes» gewesen. Für den Angriff sei ein Fluggerät genutzt worden. Bei ihren Razzien im Westjordanland setzt die israelische Armee häufig Drohnen ein, die Raketen abfeuern.
Palästinensische Medien meldeten, bei dem seit der Nacht andauernden israelischen Armeeeinsatz seien Strassen und Gebäude in der Gegend zerstört worden. Soldaten hätten unter Strassen nach Sprengsätzen gesucht, hiess es vom israelischen Militär. Bewaffnete Gruppen im Westjordanland verstecken häufig Sprengsätze an und unter Strassen, um israelische Einsatzkräfte bei ihren Razzien anzugreifen. Der Einsatz in Tulkarem dauert Armeeangaben zufolge an.
Tulkarem liegt an der Grenze des nördlichen Westjordanlands zu Israel und gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser. Erst Anfang des Monats kamen dort bei israelischen Luftangriffen neun Militante, darunter ein Kommandeur der Hamas, ums Leben.
Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland 613 Palästinenser getötet. Auch Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser nahm in dem Zeitraum zu. (dpa)
10:01 Uhr
Donnerstag, 22. August
Israelische Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon
Bei israelischen Luftangriffen im Landesinneren des Libanon ist nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens ein Mensch getötet worden. Mindestens zwanzig weitere wurden demnach bei den Angriffen kurz nach Mitternacht (Ortszeit) verletzt.
Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge trafen die Luftschläge die Bekaa-Ebene nahe der Stadt Baalbek im Nordosten des Landes. Die Gegend gilt als Hisbollah-Hochburg. Die Hisbollah gab an, dass es sich bei dem Toten um eines ihrer Mitglieder handelte.
Ziel der Angriffe seien Waffenlager der schiitischen Hisbollah-Miliz gewesen, teilte die israelische Armee am Morgen mit. Nach den Angriffen habe es Sekundärexplosionen gegeben, was auf grosse Mengen von Waffen vor Ort hinweise. Zudem hätten die Angriffe im Nordosten des Libanon einem Gelände gegolten, das von der Luftabwehr der Hisbollah-Miliz genutzt werde, hiess es in der Mitteilung weiter.
Lage in der Region spitzt sich zu
Das israelische Militär teilte ausserdem mit, in der Nacht einen «Hisbollah-Terroristen» in Beit Lif im Süden des Libanon angegriffen zu haben. Als Reaktion auf den Angriff erklärte die Hisbollah, eine Drohne auf Nordisrael abgeschossen zu haben. Auch reklamierte die Miliz mehrere Angriffe auf israelische Ziele für sich, darunter ein Angriff auf eine Militärbasis auf den von Israel besetzten Golanhöhen.
Nach israelischen Militärangaben sei eine Salve von rund 50 Geschossen über die Grenze geflogen. Einige davon habe die Luftabwehr abgefangen, einige seien in den Golanhöhen niedergegangen. Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes wurde ein Mann bei einem Raketeneinschlag in seinem Haus in Katzrin auf den Golanhöhen verletzt. Israelische Medien berichteten von schweren Schäden in dem Ort nahe der von der Hisbollah angegriffenen Militärbasis.
Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium wurden bei einem israelischen Angriff im Süden des Libanon im grenznahen Ort Dheira indes vier Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Die Hisbollah-Miliz teilte mit, dass vier ihrer Kämpfer getötet worden seien, ohne den Zeitpunkt oder den Ort ihres Todes zu benennen.
Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor mehr als zehn Monaten kommt es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz im Libanon sowie anderen Gruppierungen im Grenzgebiet zwischen den Ländern. Auf beiden Seiten gab es Tote - die meisten von ihnen waren Mitglieder der Hisbollah. (dpa)
06:45 Uhr
Donnerstag, 22. August
Abkommen im Gaza-Krieg hängt am seidenen Faden
Die USA als Israels wichtigster Verbündeter wollen ein Scheitern der schwierigen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg mit aller Kraft verhindern. In einem Telefonat mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu betonte US-Präsident Joe Biden erneut die Dringlichkeit eines Abkommens, das die Freilassung der Geiseln in den Händen der islamistischen Hamas beinhaltet. Er habe mit Netanyahu über «bevorstehende Gespräche» in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gesprochen, «um alle noch bestehenden Hindernisse zu beseitigen», schrieb Biden anschliessend auf der Plattform X.
Einer der grössten Streitpunkte ist Israels Forderung nach einer dauerhaften Kontrolle der südlichen Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten durch israelische Sicherheitskräfte. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten dementierte am Abend einen Medienbericht, wonach Netanyahu zugestimmt habe, dass Israel sich aus dem sogenannten Philadelphi-Korridor zurückzieht. Israel bestehe darauf, «dass alle seine Kriegsziele, wie sie vom Sicherheitskabinett festgelegt wurden, erreicht werden», hiess es. Dazu gehöre, «dass der Gazastreifen nie wieder eine Sicherheitsbedrohung für Israel darstellt. Dies erfordert die Sicherung der Südgrenze.»
Die Hamas wirft Israel vor, die Verhandlungen über ein Abkommen mit der Weigerung zu blockieren, sich aus dem etwa 14 Kilometer langen Philadelphi-Korridor an der Grenze zu Ägypten zurückzuziehen. Die Islamisten fordern einen kompletten Abzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen.
Netanyahu dagegen verlangt, dass die Armee den Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrolliert, etwa um Waffenschmuggel zu verhindern. Israels Generalstabschef Herzi Halevi hatte vor wenigen Tagen bei einem Besuch dieses Gebietes gesagt, die Armee könne dort auch ohne eine ständige Präsenz und mit nur punktuellen Vorstössen die Kontrolle behalten.
Israel erklärt Hamas-Brigade in Rafah für besiegt
Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant verkündete nun bei einem Besuch im Grenzbereich zwischen dem Gazastreifen und Ägypten, die dortige Hamas-Brigade bezwungen zu haben. «Die Rafah-Brigade ist besiegt worden und mehr als 150 Tunnel in dieser Region wurden zerstört», sagte Galant. Er habe die Truppen angewiesen, sich in der kommenden Zeit auf die Zerstörung der verbliebenen Tunnel an der Grenze zwischen dem Küstenstreifen und Ägypten zu konzentrieren.
Israels Armee war im Mai trotz massiver internationaler Kritik nach Rafah vorgedrungen, um die dort verbliebenen Kräfte der Hamas zu zerstören. Rund eine Million Flüchtlinge, die sich dort nach Schätzungen gedrängt hatten, verliessen die Stadt wieder. Die israelischen Truppen eroberten auch den Rafah-Grenzübergang nach Ägypten sowie den Philadelphi-Korridor.
Der Streit um die Kontrolle über dieses Gebiet gehört zu den von Biden erwähnten Hindernissen bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln. Laut einem kürzlich erschienenen Bericht des US-Nachrichtenportals «Politico», der sich auf zwei israelische und zwei US-Beamte beruft, steht ein Abkommen kurz vor dem Scheitern, ohne dass es eine klare Alternative gebe.
Sorge vor Eskalation in Nahost
Angesichts des wachsenden Pessimismus machte Biden im Telefonat mit Netanyahu noch einmal Druck. Auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die nach der Präsidentenwahl am 5. November Bidens Nachfolge antreten will, sei bei dem Gespräch dabei gewesen, teilte das Weisse Haus mit.
Zuvor war US-Aussenminister Antony Blinken erneut zu Gesprächen in Israel, Ägypten und Katar gewesen, um den Verhandlungen zum Durchbruch zu verhelfen. Die beiden arabischen Staaten vermitteln zusammen mit den USA zwischen Israel und der Hamas, da diese nicht direkt miteinander verhandeln. Nach Informationen des israelischen Journalisten Barak Ravid soll das nächste Spitzentreffen der Vermittler in Kairo an diesem Wochenende stattfinden.
«Wir müssen die Vereinbarung einer Waffenruhe und Geisel-Freilassung über die Ziellinie bringen», hatte Blinken bei seiner Abreise aus Katar gesagt. Die Zeit dränge, weil das Leben der Geiseln mit jedem Tag stärker in Gefahr sei.
Im Falle eines Scheiterns der Vermittlungsbemühungen wird eine grössere Eskalation im Nahen Osten befürchtet. Nach der Tötung zweier ranghoher Feinde Israels in der iranischen Hauptstadt Teheran und der libanesischen Hauptstadt Beirut vor knapp drei Wochen hatten der Iran und die Hisbollah-Miliz massive Vergeltungsschläge angedroht.
Vor diesem Hintergrund tauschten sich Biden und Netanyahu auch über die laufenden Bemühungen der USA aus, «Israels Verteidigung gegen alle Bedrohungen durch den Iran, einschliesslich seiner Stellvertreter-Terrorgruppen Hamas, Hisbollah und die Huthi» zu unterstützen, wie das Weisse Haus weiter mitteilte.
Ihre Militärpräsenz in der Region haben die USA weiter verstärkt. Wie das US-Regionalkommando Centcom auf der Plattform X mitteilte, trafen der Flugzeugträger «USS Abraham Lincoln» und seine Begleitschiffe nun im Nahen Osten ein, nachdem US-Verteidigungsminister Lloyd Austin befohlen hatte, die Fahrt in die Region zu beschleunigen. Der Flugzeugträger mit seinen modernen Kampfjets vom Typ F-35 ergänzt den bereits vor Ort stationierten Flugzeugträger «USS Theodore Roosevelt».
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres verübt hatten. Mehr als 250 Geiseln wurden aus Israel nach Gaza verschleppt. Bei der anschliessenden israelischen Offensive in dem abgeriegelten Küstenstreifen wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 40'000 Menschen getötet und fast 93'000 weitere verletzt. Die Angaben, die unabhängig nicht überprüfbar sind, unterscheiden nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. (dpa)
20:54 Uhr
Mittwoch, 21. August
Israel erklärt Hamas-Brigade in Rafah für besiegt
Israel will die Hamas-Brigade im Bereich von Rafah im Süden des Gazastreifens bezwungen haben. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte bei einem Besuch im Grenzbereich zwischen dem Gazastreifen und Ägypten: «Die Rafah-Brigade ist besiegt worden und mehr als 150 Tunnel in dieser Region wurden zerstört.» Er habe die Truppen angewiesen, sich in der kommenden Zeit auf die Zerstörung der verbliebenen Tunnel an der Grenze zwischen dem Küstenstreifen und Ägypten zu konzentrieren.
Israel war im Mai trotz massiver internationaler Kritik nach Rafah vorgedrungen, um die dort verbliebenen Kräfte der islamistischen Terrororganisation zu zerstören. Rund eine Million Flüchtlinge, die sich dort nach Schätzungen gedrängt hatten, verliessen die Stadt wieder. Die israelischen Truppen eroberten auch den Rafah-Grenzübergang nach Ägypten sowie den sogenannten Philadelphi-Korridor.
Bereich an Grenze zu Ägypten als grosser Streitpunkt
Dieser etwa 14 Kilometer lange Bereich gilt als einer der grössten Streitpunkte bei den Verhandlungen um eine Gaza-Waffenruhe. Die Hamas fordert einen kompletten Abzug Israels aus dem Gazastreifen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu besteht dagegen darauf, Israel müsse den Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrollieren, um etwa Waffenschmuggel zu verhindern.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres verübt hatten. Mehr als 250 Geiseln wurden aus Israel nach Gaza verschleppt.
Bei der anschliessenden israelischen Offensive in dem abgeriegelten Küstenstreifen wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher 40.223 Menschen getötet und fast 93.000 verletzt. Die Angaben, die unabhängig nicht überprüfbar sind, unterscheiden nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. (dpa)
12:36 Uhr
Mittwoch, 21. August
Palästinenser: Führender Kommandeur im Libanon getötet
Bei einem mutmasslich israelischen Angriff im Libanon ist ein führender palästinensischer Kommandeur getötet worden. Die palästinensischen Al-Aksa-Brigaden bestätigten den Tod ihres Kommandeurs Chalil Al-Makdah. Er sei bei einem «feigen Angriff» Israels in der libanesischen Küstenstadt Sidon getötet worden, hiess es in einer Erklärung auf Telegram. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, dass der Angriff auf ein Auto zielte. Auch die libanesische Armee bestätigte den Angriff. Demnach handelte es sich um einen Drohnenangriff. Sidon liegt etwa 40 Kilometer südlich der Hauptstadt Beirut.
Die Al-Aksa-Brigaden sind der militärische Arm der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Es handelt sich jedoch um ein lockeres Netzwerk ohne klare Hierarchie, örtliche Gruppierungen agieren oft auf eigene Faust.
09:28 Uhr
Mittwoch, 21. August
Israel tötet 12 Palästinenser bei Angriff auf Schule
Bei einem israelischen Angriff auf ein Schulgebäude in der Stadt Gaza sollen palästinensischen Medienberichten zufolge zwölf Menschen getötet worden sein, darunter zwei Kinder.
Ziel des Bombardements war nach palästinensischen Angaben ein Schulgebäude, in dem Vertriebene untergebracht gewesen sein sollen. Israels Armee teilte mit, auf dem Gelände habe die Hamas eine Kommandozentrale versteckt. Diese sei Ziel des Angriffs gewesen. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. (dpa/wro)
09:16 Uhr
Mittwoch, 21. August
Blinken verlässt Nahost: Zeit drängt für Waffenruhe
Begleitet von wachsender Skepsis setzt US-Aussenminister Antony Blinken seine intensiven Bemühungen um eine Waffenruhe in Gaza fort. Nach Gesprächen in Israel reiste er nach Ägypten und Katar, die gemeinsam mit den USA bei indirekten Gesprächen über eine Einigung zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vermitteln, beendete seine Reise aber ohne konkretes Ergebnis.
Einem Medienbericht zufolge droht das erhoffte Abkommen indes, ohne unmittelbare Alternative zu scheitern. Derweil eskalierte der gefährliche Konflikt an Israels Nordgrenze weiter. Die libanesische Hisbollah und Israels Luftwaffe griffen erneut gegenseitig Ziele im jeweils anderen Land an.
Blinken: Tun alles, um Hamas mit an Bord zu bekommen
Bei seiner Abreise aus Doha sagte Blinken vor Journalisten: «Wir müssen die Vereinbarung einer Waffenruhe und Geisel-Freilassung über die Ziellinie bringen.» Die Zeit dränge, weil das Leben der Hamas-Geiseln mit jedem Tag stärker in Gefahr sei. Ausserdem litten die Menschen in Gaza jeden Tag, sagte der US-Aussenminister.
Alle Vermittler setzten sich dafür ein, eine weitere Eskalation in der Region zu verhindern. Katar und Ägypten seien in direktem Kontakt mit der Hamas, um eine Einigung zu erzielen. «In den nächsten Tagen werden wir alles Mögliche unternehmen, um die Hamas mit dem Überbrückungsvorschlag an Bord zu bekommen», sagte er. Danach müssten sich die beiden Seiten auf weitere Details einigen.
Blinken hatte am Montag in Israel gesagt, Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe bei einem «sehr konstruktiven Treffen» den jüngsten von den USA unterstützten Vorschlag über eine Waffenruhe in Gaza akzeptiert. Es handele sich um einen «Überbrückungsvorschlag», der auf einem im Mai von US-Präsident Joe Biden vorgestellten Plan basiere. Nun sei es an der Hamas, dem Vorschlag zuzustimmen.
Hamas: USA dulden neue Forderungen Netanyahus
Die Hamas warf den USA jedoch vor, sich mit dem jüngsten Überbrückungsvorschlag Israels Bedingungen gebeugt zu haben. Washington dulde damit neue Forderungen Netanyahus. Die Hamas werde keine neuen Bedingungen aushandeln, sagte ihr Sprecher Osama Hamdan der Deutschen Presse-Agentur. Es dürfe nur um die Umsetzung des von Biden im Mai vorgestellten Plans gehen. Blinken erklärte dagegen, der «Überbrückungsplan» enthalte lediglich «Klarstellungen und Details» mit Blick auf den ursprünglichen Plan.
Bidens Plan in drei Phasen sieht zunächst eine Waffenruhe von sechs Wochen vor. In diesem Zeitraum würde eine bestimmte Gruppe von Geiseln freigelassen. Im Gegenzug würden Palästinenser freikommen, die in Israel inhaftiert sind. In der nächsten Phase würden die Kämpfe dann dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln freigelassen. In einer letzten Phase soll dem Entwurf zufolge der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnen
Medien: Netanyahu weiter nicht zu Abzug von strategischen Orten bereit
Bei einem Treffen mit Angehörigen von Geiseln sagte Netanyahu nach Medienberichten, es sei nicht sicher, dass es einen Deal mit der Hamas geben werde. Der Regierungschef habe auch erklärt, er sei weiterhin nicht zu einem Rückzug von der strategisch wichtigen Pufferzone zwischen dem Gazastreifen und Ägypten sowie dem Nezarim-Korridor bereit, der den Gazastreifen in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt teilt. Die Hamas besteht aber auf einem vollständigen Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen als Bedingung für eine Waffenruhe.
Kritiker werfen Netanjahu vor, er blockiere eine Einigung, weil er bei Zugeständnissen an die Hamas das Scheitern seiner Regierungskoalition fürchten müsste. Nach dem Besuch in Israel traf Blinken sich mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Nach Angaben des Staatsinformationsdienstes SIS sagte Al-Sisi, eine Waffenruhe in Gaza müsse der Anfang einer breiteren Anerkennung eines Palästinenserstaats sein, um Stabilität in der Region zu garantieren.
Ein Bericht des US-Nachrichtenportals «Politico», der sich auf zwei US- und zwei israelische Beamte beruft, sieht das Abkommen indes kurz davor, zu scheitern, ohne dass es eine klare, direkte Alternative gebe.
Im Falle eines solchen Scheiterns der Vermittlungsbemühungen wird eine grössere Eskalation in der Region befürchtet. Nach der Tötung zweier hochrangiger Feinde Israels in Teheran und Beirut vor knapp drei Wochen hatten der Iran und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah massive Vergeltungsschläge angedroht. (dpa)
09:07 Uhr
Mittwoch, 21. August
Libanon: Fünf Tote nach israelischen Luftangriffen
Bei Luftangriffen im Landesinneren des Libanon ist nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens ein Mensch getötet worden. Sechzehn weitere wurden demnach bei den Angriffen kurz nach Mitternacht (Ortszeit) verletzt. Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge trafen die Luftschläge die Bekaa-Ebene nahe der Stadt Baalbek im Nordosten des Landes. Die Gegend gilt als Hochburg der schiitischen Hisbollah-Miliz.
Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium wurden bei dem israelischen Angriff im Süden des Libanon im grenznahen Ort Dheira indes vier Menschen getötet und zwei weitere verletzt.
Die Hisbollah-Miliz teilte in der Nacht mit, dass drei ihrer Kämpfer getötet worden seien, ohne den Zeitpunkt oder den Ort ihres Todes zu benennen. Laut libanesischen Sicherheitskreisen waren die Kämpfer bei dem Angriff auf Dheira ums Leben gekommen. (dpa)
09:03 Uhr
Mittwoch, 21. August
Israels Armee: 40 Raketen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert
Aus dem Libanon sind nach israelischen Militärangaben am Dienstag erneut zahlreiche Raketen auf den Norden Israels abgefeuert worden. Eine Salve von rund 40 Geschossen sei über die Grenze geflogen, teilte die Armee mit. Ausserdem seien mehrere Flugkörper identifiziert worden. Einige davon habe die Luftabwehr abgefangen, einige seien in den von Israel besetzten Golanhöhen niedergegangen. Es gab zunächst keine Berichte über Verletzte.
Die israelische Luftwaffe hatte zuvor Militäreinrichtungen der schiitischen Hisbollah-Miliz im Süden des Libanons angegriffen, wie es in der Mitteilung weiter hiess.
Das Militär hatte bereits am Morgen schweren Beschuss mit etwa 55 Geschossen aus dem Libanon gemeldet. Diese lösten demnach Brände im Norden Israels aus.
Die mit dem Iran verbündete Hisbollah teilte daraufhin mit, sie habe eine «intensive Raketen-Salve» auf Stellungen des israelischen Militärs abgefeuert. Es handle sich um eine Reaktion auf israelische Angriffe am Montag in der Bekaa-Ebene im Libanon, bei denen mindestens acht Menschen verletzt wurden. Die Armee hatte dabei nach eigenen Angaben Waffenlager der Hisbollah angegriffen. Es habe schwere Sekundärexplosionen gegeben. Zuvor war im Norden Israels ein Soldat bei einem Drohnenangriff aus dem Libanon getötet worden.
Seit Beginn des Gaza-Krieges vor mehr als zehn Monaten kommt es täglich auch zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee mit der Hisbollah-Miliz im Libanon sowie anderen Gruppierungen im Grenzgebiet zwischen den Ländern.
Es besteht die Sorge, die Lage könnte weiter eskalieren und in einen grösseren Krieg münden. Die Hisbollah hatte Vergeltung für die Tötung einer ihrer ranghohen Kommandeure bei einem israelischen Angriff Ende Juli in Beirut angekündigt.
Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte mit Blick auf die Eskalation, der «Schwerpunkt» verlagere sich allmählich vom Gazastreifen an die nördliche Grenze. (dpa)
20:19 Uhr
Dienstag, 20. August
Israels Armee: 40 Tote bei Gefechten in Rafah
Bei heftigen Kämpfen im Süden des Gazastreifens sind nach israelischen Militärangaben Dutzende militanter palästinensischer Kämpfer getötet worden. Im Bereich der Stadt Rafah seien «rund 40 Terroristen bei Nahkämpfen und Schlägen der israelischen Luftwaffe ausgeschaltet worden», hiess es in einer Mitteilung der Armee. Der militärische Arm der islamistischen Terrororganisation Hamas teilte dagegen mit, seine Kämpfer hätten in dem Gebiet einen israelischen Panzer sowie Soldaten in einem Gebäude mit Granaten angegriffen. Ebenfalls sei ein Militärbulldozer angegriffen worden.
Nach Angaben der Armee wurden auch bei Einsätzen in anderen Teilen des Gazastreifens militante Palästinenser getötet. In Chan Junis seien ausserdem Abschussrampen zerstört worden, von denen aus Raketen auf Israel abgefeuert worden seien. Es seien auch zahlreiche Waffen sichergestellt worden. (dpa)
15:50 Uhr
Dienstag, 20. August
Gaza-Gespräche: Hamas kritisiert jüngsten Vorschlag
Die Hamas hat den USA vorgeworfen, sich in den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg mit dem jüngsten Überbrückungsvorschlag Israels Bedingungen gebeugt zu haben. Washington dulde damit neue Forderungen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, teilte die Islamistenorganisation in einer per Whatsapp versendeten Erklärung mit.
Der aktuelle Vorschlag entspreche nicht dem Entwurf, der Anfang Juli mit den Vermittlern vereinbart worden sei und der auf dem Vorschlag von US-Präsident Joe Biden von Mai basiere, hiess es weiter. Was der Hamas vorgelegt worden sei, stelle vielmehr eine «Umkehrung» dessen dar. Details dazu, inwiefern der neue Vorschlag abweiche, nannte die Terrororganisation nicht.
Berichten zufolge soll es unter anderem um neue Bedingungen bei der Freilassung palästinensischer Häftlinge gehen, die im Austausch für die aus Israel entführten Menschen aus Gefängnissen entlassen werden sollen.
Die Hamas wolle ein Abkommen, das zu einem dauerhaften Ende des Gaza-Kriegs führe, betonte die Gruppe in der Mitteilung erneut. Ob der Überbrückungsvorschlag diese Bedingung enthält, dazu gab es keine Angaben.
Hamas: Werden keine neuen Bedingungen aushandeln
Die Hamas werde keine neuen Bedingungen aushandeln, sagte ihr Sprecher Osama Hamdan der Deutschen Presse-Agentur erneut. Es dürfe nur um die Umsetzung des von Biden im Mai vorgestellten Plans gehen.
Die Islamistenorganisation warf in ihrer Mitteilung den USA zudem Voreingenommenheit zugunsten ihres Verbündeten Israels vor. Sie beschuldigte Israels Regierungschef erneut, derjenige zu sein, der bislang eine Einigung verhindert habe. Er soll den Angaben nach stets neue Bedingungen in den Verhandlungen gestellt haben. Netanjahu bestritt dies zuletzt. Israels Regierungschef macht die aus seiner Sicht unnachgiebige Haltung der Hamas für das Ausbleiben eines Verhandlungserfolgs verantwortlich.
US-Aussenminister Antony Blinken hatte am Montag mitgeteilt, dass Israel den jüngsten von den USA unterstützten Vorschlag über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg akzeptiert habe. Dieser Überbrückungsvorschlag spiegelt Blinken zufolge den Inhalt des Waffenstillstandsabkommens wider, das US-Präsident Joe Biden der Welt im Mai vorgelegt hat. Nun sei es an der Hamas, dem Vorschlag zuzustimmen. (dpa)
12:11 Uhr
Dienstag, 20. August
Israel meldet schweren Beschuss aus dem Libanon
Die israelische Armee hat schweren Beschuss aus dem Libanon gemeldet. Etwa 55 Geschosse seien aus dem Nachbarland auf Israel abgefeuert worden, teilte das israelische Militär mit. Einige seien abgefangen worden, der Rest sei in offenem Gelände niedergegangen. In einigen Gegenden sei Feuer ausgebrochen.
Von der Hisbollah im Libanon hiess es, sie habe eine «intensive Raketen-Salve» auf Stellungen des israelischen Militärs abgefeuert. Es handle sich um eine Reaktion auf die israelischen Angriffe am Montag in der Bekaa-Ebene im Libanon, bei denen mindestens acht Menschen verletzt wurden. ( dpa )
09:07 Uhr
Dienstag, 20. August
Armee: Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen geborgen
Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge die Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen geborgen. Ihre toten Körper seien in der Nacht zum Dienstag in der Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets gefunden worden, teilte das Militär mit. Die Familien der sechs Männer seien informiert worden.
Medienberichten zufolge sind fünf der Männer zwischen 35 und 80 Jahre alt. Mehrere waren schon zuvor von der Armee für tot erklärt worden. Sie seien alle am Leben gewesen, als sie entführt wurden.
Die Hamas hat nun nach israelischer Zählung noch 109 Geiseln in ihrer Gewalt, viele von ihnen dürften nicht mehr am Leben sein. ( dpa )
06:16 Uhr
Dienstag, 20. August
Blinken setzt Nahost-Reise fort - Hoffnung auf Gaza-Abkommen
US-Aussenminister Antony Blinken setzt seine Nahost-Reise nach Israel und Ägypten fort, um angesichts der angespannten Lage eine Deeskalation zu erreichen und ein Abkommen über eine Waffenruhe in Gaza sowie die Freilassung der Geiseln zu ermöglichen. Seit Montagabend besteht mehr Hoffnung, dass es dazu kommt. Israel habe den jüngsten von den USA unterstützten Vorschlag über eine Waffenruhe in Gaza akzeptiert, sagte Blinken auf einer Pressekonferenz. Nun sei es an der Hamas, dem Vorschlag zuzustimmen.
«Wenn der Hamas und ihrer Führung wirklich am palästinensischen Volk gelegen ist, sagt sie Ja zu dem Abkommen», so Blinken. Dies sei der einzige, der beste und schnellste Weg, das schreckliche Leid der Männer, Frauen und Kinder im Gazastreifen im Krieg nach dem Angriff der Hamas und anderer islamistischer Gruppen am 7. Oktober zu beenden. Am späten Montagabend gab es zunächst keine Reaktion aus Gaza.
Bericht: Sinwar unter Druck
Vor seiner Ankündigung hatte sich Blinken mit Angehörigen der Geiseln getroffen. Wie der israelische Fernsehsender Kanal 12 unter Berufung auf Teilnehmer berichtete, liess Blinken dabei durchblicken, dass der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu diesmal wirklich anstrebe, ein Abkommen zu erreichen. Er habe den Eindruck vermittelt, dass dies innerhalb von Tagen möglich sein könne.
Blinken habe ausserdem über enormen Druck auf Hamas-Führer Jihia al-Sinwar berichtet, dem sogenannten Überbrückungsvorschlag zuzustimmen. Auch die Vermittler aus Ägypten und Katar übten Druck aus.
Blinken geht von schwierigen Entscheidungen aus
Der vorliegende Überbrückungsvorschlag spiegelt Blinken zufolge den Inhalt des Waffenstillstandsabkommens wider, das US-Präsident Joe Biden der Welt im Mai vorgelegt hat. Danach läuft der Prozess in Phasen ab: Eine erste Feuerpause über einen Zeitraum von sechs Wochen, in dem Geiseln freigelassen und Gefangene ausgetauscht werden, sowie Verhandlungen über die Bedingungen für einen dauerhaften Waffenstillstand geführt werden.
In den kommenden Tagen müssten die Verhandlungsexperten zusammenkommen, um klare Vereinbarungen zur Umsetzung des Abkommens zu treffen, sagte Blinken. «Das sind immer noch komplexe Fragen, und sie werden schwierige Entscheidungen der Staats- und Regierungschefs erfordern.»
Blinken hoffte dennoch auf eine schnelle Vereinbarung: «Je länger dies andauert, desto mehr Geiseln werden leiden, möglicherweise umkommen.» Auch könnten «andere Dinge passieren», sagte der amerikanische Chefdiplomat mit Blick auf die angespannte Lage im Nahen Osten.
Bericht: Israel bereit zu Konzessionen bei Philadelphi-Korridor
Als besonders umstritten in den Verhandlungen galt zuletzt die Frage, ob Israel sich wieder von der im Mai eroberten Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten zurückziehen wird. Die Hamas fordert einen kompletten Abzug Israels. Netanjahu dagegen verlangt, dass die israelische Armee den sogenannten Philadelphi-Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrolliert, etwa um den Schmuggel von Waffen zu verhindern.
Laut Informationen des israelischen Journalisten Barak Ravid soll Israel nun dazu bereit sein, seine Militärpräsenz entlang des Philadelphi-Korridors zu reduzieren. Das schrieb Ravid im Online-Nachrichtenportal «walla.co.il» unter Berufung auf zwei nicht näher benannte israelische Quellen, die mit der Sache vertraut seien. Auch in der Diskussion zu einer neuerlichen Öffnung des südlichen Grenzübergangs Rafah deuteten sich Ravid zufolge Fortschritte an.
In Kairo sollten in dieser Woche Gespräche von Unterhändlern zu speziellen Fragen stattfinden. Bis Sonntag war dann erneut ein übergreifendes Spitzentreffen vorgesehen. Netanjahu will Blinken zufolge sein Expertenteam entweder nach Kairo oder Doha schicken.
Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen Israel 41 für tot erklärt hat. Überdies dürften weitere Geiseln, deren Schicksal unbekannt ist, nicht mehr leben.
Tunnel mit Waffenlager zerstört
Der Krieg im Gazastreifen geht unterdessen weiter. Das israelische Militär hat nach Angaben eines Armeesprechers im Gazastreifen eine Tunnelstrecke von etwa 1,5 Kilometern zerstört, die der islamistischen Hamas unter anderem als Waffenlager diente. In einem Tunnelabschnitt seien Waffen und Ausrüstung gefunden worden.
Beim Eintreffen der israelischen Soldaten hätten die Hamas-Kämpfer den Bereich im Gebiet von Chan Junis bereits verlassen. Im Verlauf ihrer Offensive hat die Armee immer wieder Teile des Tunnelsystems zerstört.
Im Norden Israels wurde am Montag ein 45 Jahre alter israelischer Soldat bei einem Drohnenangriff aus dem Libanon getötet. Nach Angaben eines Armeesprechers gehörte er dem Beduinenspähtrupp der israelischen Grenztruppen an. Mehrere Soldaten seien bei dem Zwischenfall verletzt worden, einer von ihnen schwer, hiess es weiter.
Am Abend griffen israelische Kampfjets nach Angaben des Militärs Ziele der Hisbollah-Miliz im Libanon an. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, es seien acht Menschen verletzt worden, unter ihnen auch zwei Kinder. ( sda )
21:17 Uhr
Montag, 19. August
Möglicher Geisel-Deal: So geht es jetzt weiter
Blinken bleibt noch bis Dienstag in der Region und will dann von Israel nach Ägypten weiterreisen. In Kairo sollten in dieser Woche Gespräche von Unterhändlern zu speziellen Fragen stattfinden. Bis Sonntag ist dann erneut ein übergreifendes Spitzentreffen vorgesehen.
Als besonders umstritten in den Verhandlungen gilt unter anderem die Frage, ob Israel sich wieder von der im Mai eroberten Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten zurückziehen wird. Die Hamas fordert einen kompletten Abzug Israels. Netanyahu dagegen verlangt, dass die israelische Armee den sogenannten Philadelphi-Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrolliert, etwa um den Schmuggel von Waffen zu verhindern.
Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen Israel 41 für tot erklärt hat. Überdies dürften weitere Geiseln, deren Schicksal unbekannt ist, nicht mehr leben. (dpa)
21:07 Uhr
Montag, 19. August
Angehörige der Geiseln: «Gelegenheit nicht verschenken»
In einer Erklärung der Angehörigen der Geiseln hiess es am Abend nach Blinkens Ankündigung, die Familien drängten alle Beteiligten, ein Abkommen so bald wie möglich zu unterzeichnen. «Wir können es uns nicht leisten, diese kritische Gelegenheit zu verschenken, die die letzte Gelegenheit sein könnte», hiess es. «Den Geiseln läuft die Zeit aus. Jetzt ist die Zeit für entschiedenes Handeln.»
Blinken hatte sich am Abend in seinem Hotel mit Angehörigen der Geiseln getroffen. Während des Treffens demonstrierten vor dem Gebäude mehrere Hundert Menschen für einen Geisel-Deal und forderten Blinken auf, Druck auf die israelische Regierung auszuüben. (dpa)
20:01 Uhr
Montag, 19. August
Blinken: Israel akzeptiert US-Vorschlag für Geisel-Abkommen
Israel hat nach Angaben von US-Aussenminister Antony Blinken den jüngsten von den USA unterstützten Vorschlag über eine Waffenruhe in Gaza akzeptiert. Nun sei es an der Hamas, dem Vorschlag zuzustimmen, sagte Blinken während seiner Israel-Reise. Er hatte sich zuvor rund drei Stunden lang mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu getroffen. Anschliessend sprach Blinken von einem ergiebigen Gespräch.
Blinken sagte, er sei in den Nahen Osten gereist, um die Bemühungen um eine Feuerpause in Gaza und die Freilassung der Geiseln «über die Ziellinie zu bringen». Es sei von grosser Dringlichkeit, dies zu erreichen.
Bei einem Treffen mit dem israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog in Tel Aviv hatte Blinken am Morgen gesagt: «Dies ist ein entscheidender Moment, wahrscheinlich der beste, vielleicht die letzte Gelegenheit, die Geiseln nach Hause zu bringen, eine Waffenruhe zu erzielen und alle auf einen besseren Weg zu dauerhaftem Frieden und Sicherheit zu bringen.»
Am Nachmittag hatte sich Blinken in Jerusalem mit Netanyahu getroffen. Das Treffen dauerte israelischen Medienberichten zufolge drei Stunden. Es ist Blinkens neunter Besuch seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als zehn Monaten in Israel. Nach Angaben des US-Aussenministeriums bleibt er noch bis Dienstag in der Region und wird von Israel nach Ägypten weiterreisen. (dpa)
19:14 Uhr
Montag, 19. August
Israelisches Militär: Tunnel mit Waffenlager im Gazastreifen zerstört
Das israelische Militär hat nach Angaben eines Armeesprechers im Gazastreifen eine Tunnelstrecke von etwa 1,5 Kilometer zerstört, die der islamistischen Hamas unter anderem als Waffenlager diente. In einem Tunnelabschnitt seien Waffen, Sprengkörper und Ausrüstung gefunden worden, hiess es. Beim Eintreffen der israelischen Soldaten hätten die Hamas-Kämpfer den Bereich im Gebiet von Chan Junis bereits verlassen.
Im Verlauf ihrer Offensive im Gazastreifen hat die israelische Armee in den vergangenen Monaten immer wieder Teile des Tunnelsystems der Hamas ausfindig gemacht und zerstört. Die Hamas hat ein weitverzweigtes Tunnelsystem im Gazastreifen angelegt, in dem die Kämpfer sich auch über längere Zeit aufhalten und versorgen können. Die Tunnel dienen zudem als Flucht- und Versorgungswege. Das System soll mehrere Hundert Kilometer lang sein. (dpa)
14:51 Uhr
Montag, 19. August
Hisbollah-Mitglieder im Südlibanon angegriffen
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben Mitglieder der proiranischen Hisbollah in Hula im Südlibanon angegriffen. Ausserdem seien Militärstrukturen in weiteren Orten entlang der Grenze zu Israel angegriffen worden, teilte die Armee mit. Das libanesische Gesundheitsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass bei einem israelischen Angriff in Hula zwei Menschen getötet worden seien.
Die Hisbollah erklärte den Tod zwei ihrer Kämpfer. Sie führt für gewöhnlich nicht weiter aus, wann, wo und wie ihre Mitglieder ums Leben kommen. Weiterhin reklamierte die Schiitenmiliz mehrere Angriffe auf Ziele in Nordisrael für sich.
Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor mehr als acht Monaten kommt es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee mit der Hisbollah-Miliz im Libanon sowie anderen Gruppierungen im Grenzgebiet zwischen den Ländern. Auf beiden Seiten gab es Todesopfer, die meisten von ihnen waren Mitglieder der Hisbollah. (dpa)
12:48 Uhr
Montag, 19. August
Swiss verlängert Einstellung der Flüge nach und von Tel Aviv und Beirut
Die Swiss hat sich dazu entschieden, die Einstellung der Flüge nach und von Tel Aviv sowie Beirut bis und mit Montag, 26. August auszuweiten. Die Lufträume über dem Iran, Irak und Israel werden ebenfalls bis und mit 26. August nicht genutzt. Das schreibt die Swiss in einer Medienmitteilung.
«Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für unsere Fluggäste sehr», heisst es vonseiten der Fluggesellschaft. Man wolle die betroffenen Fluggäste kontaktieren und ihnen entweder eine kostenlose Umbuchung auf ein späteres Reisedatum oder eine Erstattung des Ticketpreises ermöglichen. (wro)
12:05 Uhr
Montag, 19. August
Polizei: Explosion in Tel Aviv war Anschlagsversuch
Bei einer tödlichen Explosion in Tel Aviv handelt es sich nach Polizeiangaben um einen versuchten Terroranschlag. Im Rucksack eines Mannes war am Sonntagabend in der Küstenmetropole ein Sprengsatz explodiert, als dieser auf einer Strasse im Süden der Stadt unterwegs war. Dabei wurden der mutmassliche Attentäter getötet und ein E-Scooterfahrer verletzt.
«Es kann jetzt bestätigt werden, dass es ein Terroranschlag war, bei dem ein mächtiger Sprengsatz explodierte», hiess es in einer gemeinsamen Mitteilung der Polizei und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet. Die Sicherheitskräfte im Grossraum Tel Aviv seien daraufhin in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. «Wir rufen die Bürger dazu auf, wachsam zu bleiben und jede verdächtige Person oder jedes Objekt der Polizei zu melden.» (dpa)
09:39 Uhr
Montag, 19. August
Blinken in Israel: vielleicht letzte Chance für Geisel-Deal
Die gegenwärtigen Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg könnten nach Worten von US-Aussenminister Antony Blinken die letzte Chance für eine Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas sein. Bei einem Treffen mit dem israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog in Tel Aviv sagte Blinken: «Dies ist ein entscheidender Moment, wahrscheinlich der beste, vielleicht die letzte Gelegenheit, die Geiseln nach Hause zu bringen, eine Waffenruhe zu erzielen und alle auf einen besseren Weg zu dauerhaftem Frieden und Sicherheit zu bringen.»
Zu den internationalen Bemühungen um eine Einigung bei den indirekten Gesprächen zwischen Israel und der Hamas sagte Blinken: «Es ist Zeit, es zum Abschluss zu bringen.» Man müsse sicherstellen, dass «niemand Schritte unternimmt, die diesen Prozess torpedieren könnten». Blinken sagte: «Wir wollen sicherstellen, dass es keine Eskalation gibt, dass es keine Provokationen gibt.»
Es müsse verhindert werden, «dass der Konflikt in andere Regionen eskaliert und noch intensiver wird», sagte Blinken. Man sei besorgt über mögliche Angriffe auf Israel aus dem Iran, vonseiten der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und von anderen. Daher unternehme US-Präsident Joe Biden entschlossene Schritte wie die Verlegung von Truppen in die Region, um jegliche Angriffe zu verhindern «und wenn nötig gegen jegliche Angriffe zu verteidigen».
Präsident Herzog warf der Hamas vor, sie trage durch eine Verweigerungshaltung die Hauptverantwortung für den bisherigen Misserfolg der Gespräche unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katar in den letzten Monaten. «Wir sind immer noch sehr hoffnungsvoll, dass wir in den Verhandlungen voranschreiten können», sagte Herzog gleichzeitig. Man wolle die Geiseln «so schnell wie möglich daheim sehen».
Blinken wollte anschliessend in Jerusalem Regierungschef Benjamin Netanyahu treffen. Kritiker werfen Netanyahu vor, er blockiere eine Einigung auf eine Waffenruhe, weil er bei Zugeständnissen an die Hamas das Scheitern seiner Regierungskoalition fürchten müsste. Doch auch die Hamas lehnt den aktuellen Verhandlungsstand ab. (dpa)
06:29 Uhr
Montag, 19. August
UN: 2023 war bislang tödlichstes Jahr für humanitäre Helfer
Vor allem wegen verheerender Angriffe im Gaza-Krieg haben die Vereinten Nationen 2023 so viele Todesopfer unter humanitären Helfern in Konflikten gezählt wie noch nie. In 33 Ländern seien 280 Helferinnen und Helfer getötet worden, berichtete das UN-Nothilfebüro Ocha. Damit handele es sich um das tödlichste Jahr der weltweiten humanitären Gemeinschaft seit Beginn der Zählungen.
Im Vergleich dazu hatte es im Jahr davor 118 Todesopfer unter Hilfskräften gegeben. Das laufende Jahr 2024 könne sogar noch tödlicher ausfallen. Am Montag ist der Welttag der humanitären Hilfe.
Vor allem israelische Luftangriffe auf Gaza Schuld am steigenden Trend
Der Hauptgrund für diesen drastischen Anstieg sei der Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas, heisst es. Seit dem 7. Oktober 2023 seien im Gazastreifen knapp 300 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden, vor allem durch israelische Luftangriffe. Die meisten Opfer seien Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerkes UNRWA gewesen. Die Vereinten Nationen hatten in der Vergangenheit wiederholt ihre Bestürzung über getötete Mitarbeiter durch israelischen Beschuss oder Bombardements ausgedrückt.
Nach der vorläufigen Zählung einer Datenbank, auf die sich die UN stützen, deutet einiges darauf hin, dass die Zahl der getöteten humanitären Kräfte 2024 noch höher ausfallen könne. Bereits 172 Helfer seien den weltweiten Konflikten bis Anfang August zum Opfer gefallen. Neben dem Krieg in Gaza hätten vor allem Konflikte und Gewalt um Sudan und Südsudan dazu beigetragen. Oftmals handele es sich bei den Toten um lokale Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. (dpa)
06:27 Uhr
Montag, 19. August
USA fordern Waffenruhe
Nach monatelangen Bemühungen bei den indirekten Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ohne Durchbruch fordern die USA von Israel und der islamistischen Hamas mit Nachdruck eine Einigung. «Wir müssen eine Waffenruhe bekommen und wir müssen diese Geiseln rausbekommen», sagte US-Vizepräsidentin Kamala Harris. Die Gespräche der Unterhändler liefen und die US-Regierung arbeite weiter «sehr hart» daran, einen erfolgreichen Abschluss zu erzielen.
US-Aussenminister Antony Blinken wollte sich unterdessen bei seinen heutigen Gesprächen mit der politischen Führung in Israel für den Abschluss eines Abkommens einsetzen. Es geht ihm darum, «die intensiven diplomatischen Bemühungen» vor Ort weiterzuführen, wie ein Sprecher seines Ministeriums vorab erklärte. Blinken wollte sich in Tel Aviv und Jerusalem unter anderem mit Präsident Izchak Herzog, Regierungschef Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Joav Galant treffen.
Besondere Bedeutung dürfte dem Gespräch mit Netanyahu zukommen. Kritiker sehen in ihm das grösste Hindernis für eine Einigung auf eine Waffenruhe, weil er bei Zugeständnissen an die Hamas das Scheitern seiner Regierungskoalition fürchten müsste. Doch auch die Hamas lehnt den aktuellen Verhandlungsstand ab.
Mit dem Abkommen für eine Waffenruhe soll auch die Freilassung israelischer Geiseln in der Gewalt der Hamas und die Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischer Gewalt vereinbart werden. US-Präsident Joe Biden hatte im Mai einen Vorschlag für ein mehrstufiges Abkommen vorgelegt, mit dem der Krieg beendet und letztlich der Gazastreifen wieder aufgebaut werden soll.
Diese Woche neue Gespräche in Kairo
Blinken bleibt bis Dienstag in der Region und wird von Israel nach Ägypten weiterreisen, teilte das Aussenministerium mit. In Kairo laufen die indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas auf verschiedenen Ebenen weiter. In der zweiten Wochenhälfte sollen sie in eine möglicherweise entscheidende Phase mit Gesprächen auf Ebene der Chef-Unterhändler münden. Bei den Verhandlungen vermitteln die USA, Ägypten und Katar. Blinkens Anwesenheit in Kairo verleiht dem Engagement Washingtons zusätzliches Gewicht.
Eine Einigung über Schritte zur Beendigung des Gaza-Kriegs, mit der auch ein möglicher Flächenbrand im Nahen Osten vermieden werden soll, scheint allerdings noch nicht in Reichweite. Nach der jüngsten Verhandlungsrunde am Donnerstag und Freitag in der katarischen Hauptstadt Doha sprachen einige Unterhändler von Anlass zu «vorsichtigem Optimismus». Doch wichtige Differenzen sind noch nicht überbrückt.
Die Hamas lehnt die Vorschläge rundheraus ab. «Nachdem wir von den Vermittlern gehört haben, was bei der letzten Gesprächsrunde in Doha erörtert wurde, sind wir ein weiteres Mal davon überzeugt, dass Netanyahu einer Einigung weiterhin Hindernisse in den Weg legt», heisst es in der ersten Erklärung der islamistischen Organisation seit der Gesprächsrunde.
Die Hamas nahm daran nicht teil. Sie liess sich von den Vermittlern über die Ergebnisse informieren. Hamas-Chef Jihia al-Sinwar versteckt sich im Tunnelnetz unter dem Gazastreifen und kann nur unter erschwerten Bedingungen mit der Aussenwelt kommunizieren.
Streit um dauerhafte Truppenpräsenz im Gazastreifen
Die Hamas erklärte weiter, Netanyahu würde «neue Bedingungen und Forderungen stellen, um die Bemühungen der Vermittler zu torpedieren und den Krieg zu verlängern». Die neuen Vorschläge, so die Hamas, lägen mit diesen Bedingungen Netanjahus auf einer Linie und wichen von dem bereits im Mai von Biden vorgelegten Verhandlungsrahmen ab.
Unter anderem werde die Hamas keine dauerhafte Truppenpräsenz Israels an strategischen Stellen des Gazastreifens akzeptieren, wie sie Netanyahu beharrlich fordert. Dabei geht es auch um den sogenannten Philadelphi-Korridor, einen schmalen Gebietsstreifen im Süden Gazas entlang der Grenze zu Ägypten. Israel vermutet, dass sich die Hamas über diese Grenze mit Waffen versorgt hat.
Netanyahu will darüber hinaus israelische Truppen dauerhaft im Nezarim-Korridor belassen, der den Gazastreifen in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt teilt. Die Armeepräsenz an dieser Stelle soll verhindern, dass die Hamas Kämpfer aus dem Süden in den Norden des abgeriegelten Küstengebiets verlegt.
Stürmische Debatte im engsten Kreis
Das Festhalten Netanjahus an seinen Forderungen soll selbst im engsten Mitarbeiterkreis umstritten sein. Laut israelischen Medienberichten verlief eine Sitzung mit seinen Verhandlern am Sonntagmorgen äusserst stürmisch. Die Unterhändler warnten demnach eindringlich davor, dass ein Beharren auf den beiden Korridoren die angestrebte Vereinbarung zum Scheitern bringen würde. Die Militärführung hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass sich Israels Sicherheitsinteressen an der Gaza-Ägypten-Grenze auch durch technische Mittel gewährleisten liessen.
Verteidigungsminister Galant soll Netanyahu dazu aufgefordert haben, die Verhandlungsstrategie für die Waffenruhe-Gespräche der gesamten Regierung und nicht bloss dem engsten Kreis vorzulegen, berichtete der Fernsehsender Channel 12. «Israel ist an einem strategischen Scheideweg», wurde Galant zitiert. «Das Risiko einer militärischen Eskalation steigt, die letzten Endes zu einem unaufhaltbaren Krieg unter Beteiligung des Irans und der Hisbollah (im Libanon) führen wird», soll er demnach gesagt haben.
Verärgerung über «serienmässige Durchstecher»
Netanjahu liess am Sonntagabend über sein Büro mitteilen - mit verärgertem Unterton wegen möglicher Indiskretionen aus seinem Umfeld: «Es gibt Leute, die Sachen serienmässig durchstechen und damit der Fähigkeit, einen Deal zu erzielen, schaden.» Diese Leute wollten stets der Hamas nachgeben, weil diese sonst einer Einigung nicht zustimmen würde. Damit würden sie aber stets falschliegen. «Auch heute beharrte der Ministerpräsident darauf, dass wir im Philadelphi-Korridor bleiben, um zu verhindern, dass sich terroristische Elemente wieder bewaffnen», so Netanjahus Büro. (dpa)
21:27 Uhr
Sonntag, 18. August
Hamas lehnt Vorschläge der letzten Gaza-Verhandlungsrunde ab
Die Hamas im Gazastreifen lehnt die Vorschläge der letzten Runde der indirekten Verhandlungen mit Israel über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ab. «Nachdem wir von den Vermittlern hörten, was bei der letzten Gesprächsrunde in Doha erörtert wurde, sind wir ein weiteres Mal davon überzeugt, dass (Israels Ministerpräsident Benjamin) Netanyahu einer Einigung weiterhin Hindernisse in den Weg legt», heisst es in einer Erklärung der islamistischen Organisation.
Es handelte sich um das erste Statement der Hamas seit der letzten Gesprächsrunde, die am Donnerstag und Freitag in der katarischen Hauptstadt Doha stattfand. Die Hamas nahm daran nicht teil, weswegen sie sich von den Vermittlern über die Ergebnisse informieren liess. Israel und die Hamas haben bislang aber ohnehin nur indirekt verhandelt.
Die Hamas erklärte weiter, Netanyahu würde «neue Bedingungen und Forderungen stellen, um die Bemühungen der Vermittler zu torpedieren und den Krieg zu verlängern». Bei den Gesprächen, die auch zur Freilassung von israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas führen sollen, vermitteln Ägypten, Katar und die USA.
Indirekte Gespräche sollen weiterlaufen
Die neuen Vorschläge, so die Hamas, lägen mit den Bedingungen Netanjahus auf einer Linie und wichen von dem bereits im Mai von US-Präsident Joe Biden vorgelegten und von den Seiten akzeptierten Verhandlungsrahmen ab. Unter anderem werde die Hamas keine dauerhafte Truppenpräsenz Israels an strategischen Stellen des Gazastreifens akzeptieren, wie sie Netanyahu nunmehr beharrlich fordert. Dabei geht es vor allem um den sogenannten Philadelphi-Korridor, einen schmalen Gebietsstreifen, der im Süden Gazas entlang der Grenze zu Ägypten verläuft. Israel vermutet, dass sich die Hamas über diese Grenze mit Waffen versorgt hat.
Die indirekten Gespräche sollen auf verschiedenen Ebenen weiterlaufen und in der zweiten Wochenhälfte in eine möglicherweise entscheidende Phase münden. In Israel traf indes US-Aussenminister Antony Blinken ein, um am Montag Netanyahu zu treffen. Der israelische Regierungschef signalisierte bislang kein Einlenken.
Nach israelischen Medienberichten soll eine Sitzung Netanjahus mit seinen Verhandlern am Sonntagmorgen äusserst stürmisch verlaufen sein. Die Unterhändler warnten eindringlich davor, dass ein Beharren auf dem Philadelphi-Korridor die angestrebte Vereinbarung zum Scheitern bringen würde. Der Premier liess am Abend über sein Büro mitteilen, dass er weiterhin darauf beharre, «dass wir im Phialdelphi-Korridor bleiben, um zu verhindern, dass sich terroristische Elemente wieder bewaffnen». (dpa)
18:03 Uhr
Sonntag, 18. August
Gaza-Gespräche: US-Aussenminister Blinken trifft Netanyahu
Im Rahmen der Anstrengungen für eine Gaza-Waffenruhe trifft US-Aussenminister Antony Blinken am Montag (10.00 Uhr MESZ) den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu. USA, Ägypten und Katar bemühen sich intensiv um einen Durchbruch bei Verhandlungen über eine Freilassung israelischer Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge.
Unterhändler wollen sich zunächst in kleineren Gruppen in Kairo mit noch strittigen Fragen befassen. Binnen einer Woche soll dann ein neues übergreifendes Treffen der Spitzenvertreter stattfinden. Es gibt jedoch widersprüchliche Angaben darüber, ob es in Kürze zu einer Einigung bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas kommen könnte.
Als besonders umstritten gilt unter anderem die Frage, ob Israel sich wieder von der im Mai eroberten Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten zurückziehen wird. Die Hamas fordert einen kompletten Abzug Israels. Netanyahu dagegen verlangt, dass die israelische Armee den sogenannten Philadelphi-Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrolliert, etwa um den Schmuggel von Waffen zu verhindern. (dpa)
06:12 Uhr
Sonntag, 18. August
Neue Massenproteste in Israel für Gaza-Abkommen
Angesichts vorsichtiger Hoffnung auf einen Durchbruch bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg haben in Israel Zehntausende Menschen für den Abschluss eines Abkommens demonstriert. Die von der islamistischen Hamas im Gazastreifen auch nach mehr als zehn Monaten Krieg festgehaltenen Geiseln hätten keine Zeit mehr, «und deshalb muss es jetzt eine Einigung geben», zitierte die «Times of Israel» den Bruder eines Entführten.
Die Demonstranten forderten erneut auch den Rücktritt von Regierungschef Benjamin Netanjahu und Neuwahlen. Sie werfen dem Ministerpräsidenten vor, einen Deal zu sabotieren und sich den Forderungen seiner rechtsextremen Koalitionspartner zu beugen.
Israelischen Medienberichten zufolge wollen die Unterhändler heute in der ägyptischen Hauptstadt Kairo Gespräche über noch strittige Fragen fortsetzen. Die USA, Katar und Ägypten vermitteln bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas. Parallel dazu spricht US-Aussenminister Antony Blinken heute in Israel mit der politischen Führung des engen Verbündeten, um auf ein Abkommen zu drängen.
Kontrolle über Gaza-Grenze zu Ägypten als Streitpunkt
Israels bisherige Forderung nach einer dauerhaften Kontrolle der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten ist einem Medienbericht zufolge eines der letzten Hindernisse für eine Einigung. Ein von den USA vorgelegter Vorschlag zur Überbrückung der noch offenen Fragen habe diese Forderung zunächst ausgeklammert, berichtete der israelische Sender Channel 12. Die Hamas wirft Israel vor, die Verhandlungen mit der Weigerung zu blockieren, sich aus dem sogenannten Philadelphi-Korridor zurückzuziehen, der im Süden Gazas entlang der Grenze zu Ägypten verläuft. Die Hamas fordert einen kompletten Abzug Israels.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu dagegen verlangt, dass die israelische Armee den Philadelphi-Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrolliert, etwa um den Schmuggel von Waffen zu verhindern. Ein weiterer Streitpunkt ist die Frage der Rückkehr von in den südlichen Gazastreifen geflohenen Bewohnern in den Norden des abgeriegelten Küstengebiets. Netanjahu fordert, dass ein Abkommen die Rückkehr bewaffneter Hamas-Kämpfer in den Norden verhindert.
Auch dieser Punkt sei im Überbrückungsvorschlag nicht enthalten, so Channel 12. Wenn Israel in diesen Fragen keine Flexibilität zeige, gebe es keinen Grund zu Optimismus, zitierte der Sender mit den Verhandlungen vertraute Quellen.
Israels Generalstabschef Herzi Halevi hatte vor wenigen Tagen bei einem Besuch am Philadelphi-Korridor gesagt, die Armee könne dort auch ohne ständige Präsenz und mit nur punktuellen Vorstössen die Kontrolle behalten. Das israelische Verhandlungsteam hat sich unterdessen nach der jüngsten Gesprächsrunde in der katarischen Hauptstadt Doha über eine Waffenruhe vorsichtig optimistisch geäussert.
Ein Deal auf Grundlage des aktualisierten US-Vorschlags enthalte «für Israel akzeptable Bestandteile», hiess es in einer Mitteilung des Büros von Netanjahu. Bis zum Ende nächster Woche soll in Kairo ein weiteres Spitzentreffen stattfinden. Bis dahin sollen die Unterhändler die noch offenen Fragen weiterverhandeln.
Warnungen vor möglicher Eskalation
Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Amtskollegen aus Frankreich, Grossbritannien und Italien zeigten sich in einer Mitteilung ermutigt angesichts der Aussicht auf ein weiteres Spitzentreffen und die Vorbereitungen darauf. «Wir halten alle Parteien dazu an, sich weiterhin positiv und flexibel an diesem Prozess zu beteiligen», schrieben sie. Sie betonten, wie wichtig es sei, Massnahmen zu vermeiden, die zu einer Eskalation führen und die Aussicht auf Frieden untergraben würden. «Es steht zu viel auf dem Spiel», mahnten sie.
Der Krieg im Gazastreifen droht nach Aussagen von Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi die gesamte Region in «einen unerbittlichen Kreislauf der Instabilität» zu stürzen. Deshalb sei es dringend notwendig, die aktuellen Verhandlungen zur Beendigung des Krieges zu nutzen, sagte er nach einem Treffen mit dem französischen Aussenminister Stéphane Séjourné in Kairo laut einem Sprecher. Eine Einigung würde weiteres Blutvergiessen verhindern und die Region vor den Folgen einer weiteren Eskalation bewahren, hiess es.
Der Iran und die Hisbollah-Miliz im Libanon hatten nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran sowie eines Hisbollah-Militärkommandeurs vor gut zwei Wochen Rache geschworen. Seither wurde mit einem Angriff gerechnet. Beide sind mit der Hamas verbündet und könnten im Fall einer Waffenruhe in Gaza von einer grösseren, womöglich koordinierten Attacke gegen Israel absehen.
Angehörige der Geiseln fordern Deal
Ein Vertreter der Hamas, die nicht an den Gesprächen in Doha teilnahm, zeigte sich mit Blick auf den Ausgang der Gesprächsrunde zurückhaltend. US-Präsident Joe Biden hatte im Mai einen Vorschlag zur Beendigung des Krieges in drei Phasen vorgestellt. Er sieht zunächst eine uneingeschränkte Waffenruhe von sechs Wochen vor. In der Zeit würde eine bestimmte Gruppe Geiseln freigelassen. Im Gegenzug würden Palästinenser freikommen, die in Israel inhaftiert sind. Danach würden die Kämpfe dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln freigelassen. In einer letzten Phase soll demnach der Wiederaufbau Gazas beginnen.
Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen Israel 41 für tot erklärt hat. Überdies dürften weitere Geiseln, deren Schicksal unbekannt ist, nicht mehr leben. Bei den erneuten landesweiten Massenprotesten in Israel sagte der Vater einer Geisel laut der israelischen Zeitung «Haaretz»: «Auch wenn dies kein perfekter Deal ist, ist es der einzige Deal, den es gibt».
Auslöser des Gaza-Kriegs war der Terrorangriff der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen auf den Süden Israels am 7. Oktober. Dabei wurden rund 1200 Menschen getötet und etwa 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt. In dem abgeriegelten Küstengebiet sind aufgrund des Kriegs nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seither rund 40.000 Menschen getötet worden. (dpa)
06:08 Uhr
Sonntag, 18. August
Kontrolle an Gaza-Grenze zu Ägypten weiter strittig
Bei den schwierigen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ist Israels Forderung nach dauerhafter Kontrolle der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten einem Medienbericht zufolge eines der letzten Hindernisse für eine Einigung. Ein von den USA als Vermittler vorgelegter Vorschlag zur Überbrückung der noch offenen Fragen habe diese Forderung zunächst ausgeklammert, berichtete der israelische Sender Channel 12.
Das Thema dürfte auch bei einem Treffen des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu mit US-Aussenminister Antony Blinken eine Rolle spielen, wie die «Times of Israel» berichtete. Blinken wird heute in Israel zu Gespräche mit der politischen Führung erwartet.
Die islamistische Hamas wirft Israel vor, die Verhandlungen mit der Weigerung zu blockieren, sich aus dem sogenannten Philadelphi-Korridor zurückzuziehen, der im Süden Gazas entlang der Grenze zu Ägypten verläuft. Die Hamas fordert einen kompletten Abzug Israels. Netanjahu dagegen verlangt, dass die israelische Armee den Philadelphi-Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrolliert, etwa um den Schmuggel von Waffen zu verhindern.
Umstrittene Rückkehr von Binnenflüchtlingen
Ein weiterer Streitpunkt ist die Frage der Rückkehr von in den südlichen Gazastreifen geflohenen Bewohnern in den Norden des abgeriegelten Küstengebiets. Netanjahu fordert, dass ein Abkommen die Rückkehr bewaffneter Hamas-Kämpfer in den Norden verhindert. Auch dieser Punkt sei im Überbrückungsvorschlag nicht enthalten, berichtete Channel 12.
Wenn Israel in diesen Fragen keine Flexibilität zeige, gebe es keinen Grund zu Optimismus, zitierte der Sender mit den Verhandlungen vertraute Quellen.
Das israelische Verhandlungsteam hatte sich nach der jüngsten Gesprächsrunde über eine Waffenruhe vorsichtig optimistisch geäussert. Ein Deal auf Grundlage des aktualisierten US-Vorschlags enthalte «für Israel akzeptable Bestandteile», hiess es in einer Mitteilung des Büros von Netanjahu. Bis zum Ende der kommenden Woche soll es in Kairo ein weiteres Spitzentreffen geben. Bis dahin sollen Unterhändler die offenen Fragen verhandeln. (dpa)
14:26 Uhr
Samstag, 17. August
Israel: Kommandeur von Hisbollah-Eliteeinheit getötet
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben einen Kommandeur der proiranischen Hisbollah im Südlibanon getötet. Es handele sich um einen Kommandeur der Radwan-Truppe, einer Eliteeinheit der Schiitenmiliz. Er sei bei einem Luftangriff nahe der Küstenstadt Tyros getötet worden. Das libanesische Gesundheitsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass bei einem israelischen Angriff auf ein Motorrad in der Gegend ein Mensch getötet wurde. Die Hisbollah äusserte sich zunächst nicht. (dpa)
13:04 Uhr
Samstag, 17. August
Armee: 55 Geschosse aus dem Libanon auf Israel abgefeuert
Nach einem Angriff der israelischen Armee auf ein Gebäude im Libanon hat die Hisbollah-Miliz eigenen Angaben zufolge Israel mit zahlreichen Raketen angegriffen. Dem israelischen Militär zufolge wurden rund 55 Geschosse aus dem Nachbarland in Richtung Israel abgefeuert. Einige landeten demnach auf offenem Gelände. Berichte über Verletzte bei dem jüngsten Angriff gab es den Angaben nach zunächst nicht. Es seien aber mehrere Brände ausgebrochen.
Am Morgen seien zudem zwei Soldaten bei dem Einschlag eines Geschosses aus dem Libanon verletzt worden, einer von ihnen schwer, teilte die Armee weiter mit.
In der Nacht waren bei einem israelischen Luftangriff im Südlibanon libanesischen Angaben zufolge zehn Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Unter den Todesopfern waren auch zwei Kinder, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Israels Armee gab an, in der Gegend von Nabatäa ein Waffenlager der libanesischen Hisbollah-Miliz angegriffen zu haben. (dpa)
12:44 Uhr
Samstag, 17. August
Israel fordert Anwohner mehrerer Gaza-Gebiete zur Flucht auf
Die israelische Armee hat die Anwohner mehrerer Viertel im Zentrum des Gazastreifens vor einem neuen Militäreinsatz zur Flucht aufgefordert. Sie sollten sich in ein von Israel als humanitäre Zone ausgewiesenes Gebiet begeben, hiess es in dem Aufruf, den ein israelischer Militärsprecher in arabischer Sprache veröffentlichte. Bei israelischen Angriffen im Zentrum des Gazastreifens sollen palästinensischen Angaben zufolge zugleich mehrere Menschen ums Leben gekommen sein.
Betroffen von dem jüngsten Fluchtaufruf sind der Armee zufolge unter anderem die Anwohner des Flüchtlingsviertels Al-Maghasi. Grund für den neuen Einsatz sei der «anhaltende Raketenbeschuss der Hamas» aus der Gegend. Die Armee will demnach dort gegen die Terrororganisation vorgehen. Berichten zufolge verteilte das Militär auch Flugblätter an die Anwohner. Die Armee war bereits Anfang des Jahres in Al-Maghasi im Einsatz.
Zuvor hatte Israels Militär bereits die Bewohner mehrerer Gebiete im Nordosten des Gazastreifens zur Flucht aufgerufen. Anwohner sowie Vertriebene, die sich dort aufhielten, sollten sich demnach in «bekannte Zufluchtsstätten» im Zentrum der Stadt Gaza begeben. Betroffen waren den Angaben nach unter anderem die Anwohner der Stadt Beit Hanun. Die Armee begründete auch diesen Fluchtaufruf mit der Präsenz der Hamas, die aus der Gegend Raketen auf Israel abfeuere.
Palästinensische Angaben: Mehrere Tote nach israelischen Angriffen
Bei israelischen Angriffen in benachbarten Gegenden der nun evakuierten Gebiete kamen palästinensischen Angaben zufolge mehrere Menschen ums Leben. Bei einem Luftangriff auf Gebäude in der Stadt Al-Sawaida im Zentrum des Gazastreifens seien mindestens 17 Menschen getötet worden, hiess es aus medizinischen Kreisen in dem Küstengebiet. Dutzende weitere sollen verletzt worden sein.
Bei einem Luftangriff auf ein Haus in der Nähe des Flüchtlingsviertels Nuseirat, das ebenfalls im zentralen Gazastreifen liegt, seien sechs Menschen ums Leben gekommen, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen. (dpa)
11:02 Uhr
Samstag, 17. August
Libanon: Zahl der Todesopfer nach Luftangriff gestiegen
Die Zahl der Todesopfer nach einem israelischen Luftangriff im Südlibanon ist nach Behördenangaben auf zehn angestiegen. Darunter war auch eine Frau und zwei Kinder, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Zudem seien fünf weitere Menschen bei dem Angriff in der Gegend um Nabatäa verletzt worden. Zwei der Verletzten befänden sich in einem kritischen Zustand. Bei den Opfern handele es sich den Angaben zufolge grösstenteils um syrische Staatsbürger.
Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete am Morgen, dass es sich um einen Angriff auf ein Fabrikgebäude handelte. Dort soll eine syrische Familie gelebt haben. In der Nacht war zunächst von einem Angriff auf ein Wohngebäude die Rede.
Israels Armee gab an, in der Gegend von Nabatäa ein Waffenlager der libanesischen Hisbollah-Miliz angegriffen zu haben. Zudem habe das Militär mit Artilleriegeschützen angegriffen, um eine Bedrohung in weiteren Gebieten im Südlibanon zu beseitigen.
Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 beschiesst die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmässig Ziele im Nachbarland an.
Die Hisbollah ist wie die Hamas mit dem Iran verbündet. Sie alle hatten nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran sowie eines Hisbollah-Militärkommandeurs im Libanon vor gut zwei Wochen Rache geschworen. Seither wird mit einem Angriff gerechnet.
Sollten die zuletzt in der katarischen Hauptstadt Doha unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens geführten Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza zum Erfolg führen, könnte eine grössere Attacke gegen Israel möglicherweise ausbleiben. Die Verhandlungen sollen in der kommenden Woche in Kairo fortgesetzt werden. (dpa)
06:04 Uhr
Samstag, 17. August
Libanon meldet Tote nach mutmasslich israelischem Luftangriff
Während die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg mit dem Ziel einer Einigung in der kommenden Woche weitergehen sollen, sterben im Nahen Osten weiter Menschen. Bei einem Luftangriff auf ein Wohngebäude im Südlibanon gab es nach Behördenangaben mindestens sechs Tote. Zudem seien drei Menschen bei dem mutmasslich von Israel geführten Angriff verletzt worden, teilten das libanesische Gesundheitsministerium und libanesische Sicherheitsquellen in der Nacht mit. Von der israelischen Armee lag zunächst keine Stellungnahme dazu vor.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor mehr als zehn Monaten beschiesst die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmässig Ziele im Nachbarland an.
Die politische Führung im Iran, die Hamas und Hisbollah in ihrem Kampf gegen Israel unterstützt, ist mit Blick auf die Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza skeptisch. Israel könne nicht getraut werden, schrieb der iranische Aussenminister Ali Bagheri Kani auf der Plattform X. Er sei vom katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani über den Stand der Verhandlungen unterrichtet worden. Es müsse alles getan werden, um Israels militärische Offensive im Gazastreifen zu beenden, schrieb Bagheri Kani. (dpa)
22:04 Uhr
Freitag, 16. August
Ministerium: Erster Polio-Fall im Gazastreifen
Im Gazastreifen ist nach palästinensischen Angaben ein erster Fall von Kinderlähmung aufgetreten. Erkrankt sei ein ungeimpfter, zehn Monate alter Säugling in Deir al-Balah im Zentrum des Gebiets, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Dies hätten Tests in der jordanischen Hauptstadt Amman ergeben.
UN-Generalsekretär António Guterres hatte zuvor für die Polio-Impfung von Hunderttausenden Kindern eine Kampfpause in dem abgeschnittenen und in weiten Teilen zerstörten Küstenstreifen gefordert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef drangen auf eine Feuerpause von sieben Tagen.
Nach der Entdeckung von Polio-Viren im Abwasser des Gazastreifens im Juli planen die UN Massenimpfungen gegen Kinderlähmung. Ende August und im September sollen mehr als 640.000 Kinder bis zehn Jahre in zwei Impfrunden gegen das Virus geschützt werden, wie die WHO in Genf mitteilte. Die UN-Gesundheitsbehörde berichtete zuvor, bei drei Kindern im Gazastreifen bestehe der Verdacht von akuten Lähmungssymptomen, die für Polio typisch seien.
Polio ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die vor allem bei Kleinkindern dauerhafte Lähmungen hervorrufen und zum Tod führen kann. Verbreitet wird das Virus oft über verunreinigtes Wasser. Eine Heilung gibt es bisher nicht. (dpa)
20:37 Uhr
Freitag, 16. August
Biden: Bei Gaza-Gesprächen näher an Einigung als je zuvor
US-Präsident Joe Biden hat sich mit Blick auf eine Einigung in den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg hoffnungsvoll geäussert. «Wir sind näher dran als je zuvor», sagte Biden am Rande einer Veranstaltung im Weissen Haus gegenüber Journalisten. «Wir sind viel, viel näher dran als noch vor drei Tagen.» Er wolle das Glück nicht herausfordern, erläuterte Biden einschränkend. «Wir haben vielleicht etwas, aber wir sind noch nicht am Ziel.»
Zuvor waren die Verhandlungen auf kommende Woche vertagt worden. Einen Durchbruch erzielten die Vermittler Ägypten, Katar und USA mit Israel und der Hamas nicht - laut gemeinsamer Mitteilung waren die zweitägigen Gespräche in der katarischen Hauptstadt Doha aber konstruktiv. Ein weiteres Spitzentreffen soll es vor Ende kommender Woche in Kairo geben. Nach Angabe der drei Vermittler gibt es einen Vorschlag, der die noch bestehende «Lücke verringern» soll. Er entspricht demnach den Grundsätzen des Friedensplans, den Biden Ende Mai vorgestellt hatte. (dpa)
20:36 Uhr
Freitag, 16. August
Netanyahu hofft auf Deal mit Hamas durch Vermittler-Druck
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu setzt auf den Druck der Vermittler, um die Gaza-Gespräche mit der Hamas zum Abschluss zu bringen. In einer Mitteilung dankte der Regierungschef Ägypten, Katar und den USA für ihre Bemühungen, die Islamisten von ihrer Ablehnung eines Geiseldeals abzubringen. Israel hoffe, dass ihr Druck die Hamas dazu bewegen werde, die Vorschläge von Ende Mai anzunehmen, sodass die Details der Vereinbarung umgesetzt werden könnten.
Die Gespräche unter anderem über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sollen kommende Woche fortgesetzt werden. (dpa)
20:35 Uhr
Freitag, 16. August
UN-Chef: Brauchen Gaza-Kampfpause für Polio-Massenimpfung
UN-Generalsekretär António Guterres fordert für die Polio-Impfung von Hunderttausenden Kindern in Gaza eine Kampfpause in dem abgeschnittenen und in weiten Teilen zerstörten Küstenstreifen. «Ich appelliere an alle Parteien, sofort konkrete Zusicherungen abzugeben, die humanitäre Pausen für die Kampagne garantieren», sagte Guterres in New York. Eine Polio-Pause sei ein Muss. «Es ist unmöglich, eine Polio-Impfkampagne durchzuführen, während überall Krieg tobt.»
640'000 Kinder müssen geschützt werden
Nach der Entdeckung von Polio-Viren im Abwasser des Gazastreifens planen die Vereinten Nationen in den kommenden Wochen Massenimpfungen gegen Kinderlähmung. Ende August und im September sollen mehr als 640'000 Kinder bis zehn Jahre in zwei Impf-Runden gegen das Virus geschützt werden, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf mitteilte.
Die UN-Gesundheitsbehörde berichtete, dass bereits bei drei Kindern im Gazastreifen der Verdacht von akuten Lähmungssymptomen bestehe, die für Polio typisch seien. In dem dicht besiedelten Kriegsgebiet war das Virus im Juli in Abwasserproben festgestellt worden.
Guterres sagte weiter, 95 Prozent der Kinder müssten geimpft werden, um eine Verbreitung der Krankheit zu verhindern. Dafür müssten Polio-Experten Zugang zu dem von Israel abgeriegelten Gebiet bekommen. Es müsse Treibstoff für Autos vorhanden sein. Auch müssten Kühlketten aufrechterhalten werden. Vor allem müsse aber die Sicherheit für Zivilisten garantiert werden, damit diese zu den Impfstationen gelangen könnten.
Sieben Tage Feuerpause
Die WHO und das UN-Kinderhilfswerk Unicef forderten Israel und die islamistische Terrororganisation Hamas auf, die Kämpfe sieben Tage lang einzustellen. Laut Guterres sollen 708 Teams in Gesundheitseinrichtungen die Impfungen durchführen. 316 weitere Teams sollen in Gaza unterwegs sein. Die WHO habe 1,6 Millionen Dosen Impfstoff freigegeben. (dpa)
19:33 Uhr
Freitag, 16. August
US-Regierung nach Vertagung von Gaza-Gesprächen optimistisch
Die US-Regierung zeigt sich mit Blick auf die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zuversichtlich und dringt gleichzeitig auf Kompromissbereitschaft. «Wir glauben, dass wir das Ziel erreichen können», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, dem Sender CNN. «Aber es wird zusätzliche Führung und Kompromisse erfordern, und die Bereitschaft der Teams auf beiden Seiten, zusammenzukommen.»
Zuvor waren die Verhandlungen auf kommende Woche vertagt worden. Einen Durchbruch erzielten die Vermittler Ägypten, Katar und USA mit Israel und der Hamas nicht - laut gemeinsamer Mitteilung waren die zweitägigen Gespräche in der katarischen Hauptstadt Doha aber konstruktiv. Ein weiteres Spitzentreffen soll es vor Ende kommender Woche in Kairo geben. Nach Angabe der drei Vermittler gibt es einen Vorschlag, der die noch bestehende «Lücke verringern» soll. Er entspreche auch den Grundsätzen des Friedensplans, den US-Präsident Joe Biden Ende Mai vorgestellt hatte und dessen Details die Hamas nicht neu verhandeln will. «Technische Teams» sollen in den nächsten Tagen daran arbeiten, wie die aktuellen Vorschläge umgesetzt werden können.
Detailfragen dazu wollte Kirby bei CNN nicht direkt beantworten. «Ich denke, ich möchte nicht zu viel davon in die Öffentlichkeit tragen», sagte er, betonte aber, dass der zentrale Rahmen des Biden-Vorschlags von Ende Mai intakt geblieben sei. «Die Architektur ist vorhanden», sagte Kirby. Er machte dabei deutlich, dass es sich zwar um einen Schritt nach vorn handele, «aber noch eine Menge Arbeit» getan werden müsse. (dpa)
17:03 Uhr
Freitag, 16. August
Gaza-Gespräche beendet - weiteres Treffen in Kairo geplant
Nach Gesprächen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sollen die noch «verbleibenden Lücken» zwischen Israel und der islamistischen Hamas in den kommenden Tagen geschlossen werden. Das teilten die vermittelnden Länder Katar, Ägypten und USA nach den zweitägigen Verhandlungen in Doha mit. Beiden Seiten sei ein Vorschlag präsentiert worden, der den Grundsätzen des Friedensplans von US-Präsident Joe Biden entspreche. Vor Ende der kommenden Woche sei ein weiteres Treffen in Kairo geplant, um unter diesen Bedingungen eine Einigung zu erreichen.
«Die Gespräche waren bisher ernsthaft, konstruktiv und fanden in positiver Atmosphäre statt», heisst es in der Mitteilung der drei Länder. «Technische Teams» sollten in den kommenden Tagen an noch offenen Details zur Umsetzung arbeiten, darunter auch humanitäre Fragen wie auch die Frage der Freilassung von Geiseln aus Gewalt der Hamas und Gefangenen aus israelischen Gefängnissen. (dpa)
16:23 Uhr
Freitag, 16. August
Diplomaten: «Einige Fortschritte» bei Gaza-Gesprächen
Bei den Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gibt es offenbar ein wenig Bewegung. Es habe «einige Fortschritte» gegeben, sagten Diplomaten mit Kenntnis der Gespräche der Deutschen Presse-Agentur. Diese sollten am Freitagnachmittag in der katarischen Hauptstadt Doha fortgesetzt werden. Die Erwartungen etwa auf einen Durchbruch oder gar die Einigung auf eine Waffenruhe wie im vergangenen November sind gering, weil die Positionen von Israel und der islamistischen Hamas weit auseinander liegen.
Die Bemühungen der Vermittlerstaaten Katar, Ägypten und USA dauerten an, sagte der Sprecher des katarischen Aussenministeriums, Madschid al-Ansari. Sie seien entschlossen in ihren Bemühungen, eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas zu erreichen. Damit solle auch die Freilassung von Geiseln aus Gewalt der Hamas und die Einfuhr der «grösstmöglichen Menge humanitärer Güter» in das Küstengebiet erwirkt werden.
In dem Krieg wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza, die von der Hamas kontrolliert wird, mehr als 40.000 Menschen getötet. Mit den Gesprächen in Doha ist die Hoffnung verbunden, nicht nur den verheerenden Krieg in Gaza zu beenden, sondern auch eine noch grössere Ausweitung in der Region zu verhindern. An den Gesprächen nehmen Spitzenvertreter der drei vermittelnden Staaten sowie des israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad teil. Die Hamas nimmt nicht teil, soll in Doha aber laufend über den Fortgang der Gespräche informiert werden. (dpa)
06:09 Uhr
Freitag, 16. August
Ringen um Waffenruhe im Gaza-Krieg geht weiter
Nach dem Auftakt der Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg klafft zwischen den Positionen Israels und der islamistischen Hamas weiter eine Kluft. Es wird erwartet, dass die Gespräche unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens heute in Katars Hauptstadt Doha fortgesetzt werden. Die Hoffnung auf einen Durchbruch ist gering.
Über die Positionen beider Konfliktparteien in den indirekt geführten Verhandlungen entscheiden letztlich vor allem Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und der Anführer der Hamas, Jihia al-Sinwar. «Ich glaube nicht, dass man die tiefe Kluft zwischen diesen beiden überwinden kann», sagte Michael Milshtein, ein ehemaliger Leiter der Palästinenserabteilung des israelischen Militärgeheimdienstes, dem «Wall Street Journal». «Leider sind sie die wichtigsten Entscheidungsträger auf beiden Seiten.»
Militante jüdische Siedler greifen Dorf im Westjordanland an
Für Entsetzen und Empörung sorgte unterdessen ein Angriff militanter jüdischer Siedler auf ein Dorf im besetzten Westjordanland. Dabei wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ein 22-jähriger Palästinenser getötet.
Dutzende maskierte Siedler stürmten die palästinensische Ortschaft Dschit, zehn Kilometer westlich von Nablus, und steckten mindestens vier Häuser und sechs Autos in Brand, wie die «Times of Israel» unter Berufung auf eine Quelle im israelischen Sicherheitsapparat berichtete. Mehr als 100 Menschen sollen involviert gewesen sein. Israelische Sicherheitskräfte seien daraufhin erschienen und hätten die Siedler vertrieben, hiess es in israelischen Medien. Der «Times of Israel» zufolge soll die Armee einen Israeli festgenommen und der Polizei übergeben haben.
«Gewaltsame, radikale Ausschreitungen sind das Gegenteil von allem, was der israelische Staat an Kodex und Werten hochhält», schrieb der israelische Verteidigungsminister Joav Galant auf der Plattform X. Er werde das Militär und die Ermittlungsbehörden bei «der Bewältigung dieses Problems» unterstützen.
Das Amt von Ministerpräsident Netanyahu teilte mit, der Regierungschef nehme die Ausschreitungen «äusserst ernst». Die Verantwortlichen würden gefasst und vor Gericht gestellt werden. Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid verurteilte den Gewaltausbruch. Damit sei ein «moralischer Tiefstpunkt» erreicht worden, zitierten ihn Medien. «Mit Judentum hat das nichts zu tun.»
Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen nach dem Massaker von Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober vergangenen Jahres hat sich die Lage im Westjordanland weiter deutlich zugespitzt. 605 Palästinenser wurden seither nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen getötet. Es kam auch verstärkt zu Gewalt von Siedlern gegen Palästinenser.
Demonstration in Tel Aviv für Geiselabkommen
Derweil demonstrierten vor dem Hintergrund der laufenden Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg Angehörige von Geiseln und Sympathisanten in Tel Aviv für schnelle Ergebnisse. Teilnehmer des Marsches durch die Innenstadt der Küstenmetropole riefen Medienberichten zufolge an die israelischen Verhandler gerichtet: «Kommt nicht heim ohne einen Deal!»
Die Gespräche in Doha haben neben einer Waffenruhe auch die Freilassung von 115 Geiseln in der Gewalt der Hamas im Austausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen zum Ziel. Die Hamas nimmt an den Verhandlungen nicht teil, soll nach dpa-Informationen aber laufend über deren Inhalt informiert werden.
Der Druck auf die Verhandlungsführer ist noch gestiegen, weil nach der Tötung zweier wichtiger Gegner Israels ein möglicherweise schwerer Vergeltungsangriff des Irans sowie der Hisbollah-Miliz im Libanon auf Israel erwartet wird. US-Präsident Joe Biden hatte schon im Mai von einem «entscheidenden Moment» für die Verhandlungen gesprochen.
Die Chancen, seinen in drei Phasen unterteilten Plan umzusetzen, gelten aber als gering. Die Kluft zwischen den Parteien sei «nach wie vor gross», sagte ein ranghoher ägyptischer Beamter dem «Wall Street Journal». Man bemühe sich aber um einen Konsens, sagte er demnach am Abend des ersten Verhandlungstages in Doha.
Hamas: Wollen keine neuen Bedingungen aushandeln
Die Hamas werde keine neuen Bedingungen aushandeln, sagte ihr Sprecher Osama Hamdan der dpa. Es dürfe nur um die Umsetzung des von Biden im Mai vorgestellten Plans gehen. Er warf Israel vor, die Verhandlungen durch neue Bedingungen zu blockieren - etwa mit der Weigerung, sich vom sogenannten Philadelphi-Korridor zurückzuziehen, der im Süden Gazas entlang der Grenze zu Ägypten verläuft.
Die Hamas fordert einen kompletten Abzug Israels. Der israelische Ministerpräsident Netanyahu hatte dagegen gesagt, die israelische Armee müsse den Philadelphi-Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrollieren.
Trotz aller Bemühungen sei es den Vermittlern nicht gelungen, die israelische Seite ausreichend unter Druck zu setzen, damit sie sich an die im Mai vorgelegten Pläne für eine Waffenruhe hält, beklagte Hamas-Sprecher Hamdan. Israel «will keine Waffenruhe». Netanyahu warf dagegen der Hamas vor, es sei vielmehr sie, die neue Bedingungen erhoben habe.
Israels Generalstabschef Herzi Halevi sagte am Mittwoch bei einem Besuch am Philadelphi-Korridor, die Armee könne hier auch ohne ständige Präsenz und mit nur punktuellen Vorstössen die Kontrolle behalten.
Netanjahu hält an Kriegsziel fest
Israels Regierungschef Netanyahu will die Hamas militärisch zerschlagen und sicherstellen, dass sie nicht mehr in der Lage ist, den seit vielen Jahren von Israel abgeriegelten Gazastreifen zu regieren. Hamas-Anführer Sinwar wiederum setzt offenkundig darauf, dass die Hamas den Sieg erringt, indem sie als Gruppe überlebt. Er habe den Vermittlern erklärt, dass der Tod palästinensischer Zivilisten ihm zum Vorteil gereiche, weil Israel dafür international verurteilt werde, schrieb das «Wall Street Journal» kürzlich.
Sinwar wird im weit verzweigten Tunnelnetzwerk der Hamas unter dem abgeriegelten Küstenstreifen vermutet. Er gilt als Drahtzieher des Terrorangriffs der Hamas und anderer Gruppen in Israel vom 7. Oktober. Dabei wurden rund 1.200 Menschen getötet und 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt. Das beispiellose Massaker löste den Krieg aus: Israel begann mit massiven Angriffen im gesamten Küstenstreifen. Seither beläuft sich die Zahl der Opfer nach palästinensischen Angaben auf mehr als 40.000 Tote und 92.400 Verletzte. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde unterscheidet bei den unabhängig nicht überprüfbaren Zahlen nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. (dpa)
22:01 Uhr
Donnerstag, 15. August
Hunderte demonstrieren in Tel Aviv für Geiselabkommen
Vor dem Hintergrund der laufenden Gespräche im Golfemirat Katar über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg haben in Tel Aviv Hunderte Angehörige von Geiseln und Sympathisanten für schnelle Ergebnisse demonstriert. Teilnehmer des Marsches durch die Innenstadt der Küstenmetropole riefen an die israelischen Verhandler gerichtet: «Kommt nicht heim ohne einen Deal», wie israelische Medien berichteten. Die Gespräche in der katarischen Hauptstadt Doha haben neben einer Waffenruhe auch die Freilassung von 115 Geiseln in der Gewalt der Hamas zum Ziel.
An den Verhandlungen in Katar nehmen unter anderem CIA-Chef William Burns, Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und Ägyptens Geheimdienstchef Abbas Kamel teil sowie für Israel der Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea. Die Hamas nimmt nicht teil. Sie soll nach dpa-Informationen aber laufend über den Inhalt der Gespräche informiert werden. (dpa)
17:36 Uhr
Donnerstag, 15. August
US-Regierung: Gaza-Gespräche könnten bis Freitag andauern
Die laufende Verhandlungsrunde um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg könnte nach Einschätzung der US-Regierung möglicherweise bis Freitag andauern. «Angesichts der Komplexität des Abkommens gehen wir nicht davon aus, dass wir heute mit einer Einigung aus diesen Gesprächen hervorgehen. Ich gehe sogar davon aus, dass die Gespräche bis morgen andauern werden», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, vor Journalisten.
Jetzt konzentrierten sich die Gespräche auf die Einzelheiten der Umsetzung des Abkommens. Es gebe noch viel zu tun, aber die verbleibenden Hindernisse könnten überwunden werden, sagte Kirby. Der Prozess müsse unbedingt zum Abschluss gebracht werden. Da Israel und die islamistische Hamas nicht direkt miteinander reden, fungieren die USA, Katar und Ägypten als Vermittler.
An den Verhandlungen in Katar nehmen unter anderem CIA-Chef William Burns, Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und Ägyptens Geheimdienstchef Abbas Kamel teil sowie für Israel der Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea. Die Hamas nimmt nicht teil. Sie soll nach dpa-Informationen aber laufend über den Inhalt der Gespräche informiert werden. (dpa)
14:29 Uhr
Donnerstag, 15. August
Gaza-Gespräche beginnen in Katar
In Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg hat in Katar eine wichtige Verhandlungsrunde begonnen. Das bestätigten Diplomaten aus dem Umfeld der Gespräche der Deutschen Presse-Agentur. An den Verhandlungen nehmen unter anderem CIA-Chef William Burns, Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und Ägyptens Geheimdienstchef Abbas Kamel teil sowie für Israel der Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea. Die islamistische Hamas nimmt nicht teil. Sie soll nach dpa-Informationen aber «laufend» über den Inhalt der Gespräche informiert werden.
Die Gespräche am Donnerstag gelten als entscheidender Moment im Versuch, eine Waffenruhe und einen Austausch von Geiseln gegen palästinensische Gefangene im Gaza-Krieg zu erwirken. Bei einem Durchbruch könnte, so die Hoffnung, auch ein möglicher Vergeltungsschlag des Irans gegen Israel und eine deutliche Ausweitung des Kriegs verhindert werden. Diplomaten zufolge könnten die Gespräche auch bis Freitag verlängert werden. (dpa)
13:08 Uhr
Donnerstag, 15. August
Hamas-Behörde: Totenzahl im Gaza-Krieg übersteigt 40'000
Die Zahl der seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als zehn Monaten im Gazastreifen getöteten Menschen ist nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf über 40'000 gestiegen. Mehr als 92'400 weitere Palästinenser seien in dem Zeitraum verletzt worden, teilte die Behörde mit. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Sie unterscheiden auch nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik. (dpa)
11:43 Uhr
Donnerstag, 15. August
Israel fordert Freilassung von 33 lebenden Geiseln
Israel fordert nach Medienberichten bei den Gaza-Gesprächen in Doha die Freilassung von 33 lebenden Geiseln aus der Gewalt der Hamas in einer ersten Phase. Israelische Vertreter hätten eine Namensliste als Bedingung für eine Einigung genannt, berichtete die israelische Zeitung «Jediot Achronot» unter Berufung auf israelische Beamte, die an den Verhandlungen beteiligt sind. Israel wolle sich nicht in einer Situation wiederfinden, «in der die Hamas vor allem Leichen übergibt».
Bei den 33 Geiseln soll es sich nach Medienberichten um humanitäre Fälle handeln, darunter Frauen und Kinder sowie ältere und kranke Menschen. Auch Soldatinnen seien darunter.
Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen Israel 41 für tot erklärt hat. Überdies dürften weitere Geiseln, deren Schicksal unbekannt ist, nicht mehr leben. Die «New York Times» hatte vor gut drei Monaten berichtet, die islamistische Terrororganisation Hamas habe Unterhändler informiert, dass unter 33 Geiseln, die in einem ersten Schritt freigelassen werden könnten, auch Tote seien.
US-Präsident Joe Biden hatte im Mai einen Vorschlag zur Beendigung des Gaza-Kriegs in drei Phasen vorgestellt. Er sieht zunächst eine vollständige und uneingeschränkte Waffenruhe von sechs Wochen vor. In diesem Zeitraum würde eine bestimmte Gruppe von Geiseln freigelassen. Im Gegenzug würden Palästinenser freikommen, die in Israel inhaftiert sind. Danach würden die Kämpfe dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln freigelassen. In einer letzten Phase soll demnach der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnen.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies Vorwürfe zurück, nach Vorstellung des Plans noch neue Bedingungen gestellt zu haben. (dpa)
06:26 Uhr
Donnerstag, 15. August
Neue Hoffnung auf Durchbruch bei Gaza-Verhandlungen
Vor Beginn der möglicherweise entscheidenden Verhandlungsrunde um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas haben die Vermittler einen letzten Appell an alle Konfliktparteien im Nahen Osten gerichtet. «Keine Partei in der Region sollte Massnahmen ergreifen, die die Bemühungen um einen Deal untergraben würden», teilte das US-Aussenministerium nach einem Telefonat von Ressortchef Antony Blinken mit seinem katarischen Kollegen Mohammed bin Abdulrahman Al Thani mit.
Ein Durchbruch bei den heutigen Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha könnte einen Vergeltungsschlag des Irans und seiner Partner gegen Israel verhindern - und damit eine Ausweitung des Krieges deutlich über den Gazastreifen hinaus.
«Der morgige Tag wird ein wichtiger Tag sein. Wir wollen einen Waffenstillstand erreichen», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre, am Vorabend der Gespräche. «Wir wollen, dass dieser Krieg beendet wird. Wir wollen, dass die Geiseln nach Hause kommen, auch die amerikanischen Geiseln. Wir wollen, dass mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen fliesst. Und wir glauben, dass dieses Abkommen der Weg ist, um die Spannungen im Nahen Osten zu deeskalieren.» Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, fungieren die USA, Katar und Ägypten als Vermittler.
Die USA drängen auf ein Abkommen
Die Gespräche in Doha gelten als entscheidend für das Bemühen, nach mehr als zehn Monaten Krieg eine Waffenruhe und einen Austausch von Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen zu erwirken.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump habe am Vortag mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu über das zu verhandelnde Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln gesprochen, berichtete das US-Nachrichtenportal «Axios» unter Berufung auf zwei informierte US-Quellen. Zum Inhalt des Telefonats wurden keine Angaben gemacht.
Israelischen Medienberichten zufolge telefonierten auch Beamte der Regierung von US-Präsident Joe Biden am Vorabend mit mehreren Vertretern Israels, darunter Verteidigungsminister Joav Galant. Sie hätten dabei betont, wie wichtig es sei, dass es zu einem Deal kommt. Eine Einigung könne auch eine Eskalation des Konflikts mit dem Iran und der verbündeten Hisbollah verhindern.
Seit der Tötung eines wichtigen Vertreters der Hisbollah-Miliz im Libanon und des Auslandschefs der Hamas in der iranischen Hauptstadt Teheran vor gut zwei Wochen wird ein Angriff des Irans und seiner Verbündeten gegen Israel befürchtet.
Erneut Luftalarm an Israels Nordgrenze
Unterdessen geht der gegenseitige Beschuss zwischen Israel und der Hisbollah im Grenzgebiet beider Länder weiter. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, dass bei israelischen Angriffen auf Orte nahe der Grenze drei Menschen getötet worden seien.
Die israelische Armee erklärte, sie habe nach Angriffen der Hisbollah Militärstrukturen der Miliz im Süden des Libanons attackiert. Zwei Hisbollah-Terroristen seien «eliminiert» worden. Keine der Angaben konnte unabhängig überprüft werden. Auch Stunden vor Beginn der Gaza-Verhandlungen heulten im Norden Israels an der Grenze zum Libanon wieder die Sirenen, wie die israelische Armee in der Nacht mitteilte.
Die Hisbollah-Miliz handelt nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas in Gaza. Beide sind Verbündete des Irans.
US-Präsident Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris liessen sich unterdessen von ihrem nationalen Sicherheitsteam über die Entwicklungen in Nahost unterrichtet. Sie seien über die militärischen Massnahmen der USA zur Unterstützung der Verteidigung Israels sowie über die diplomatischen Bemühungen unterrichtet worden, die Situation zu deeskalieren und einen Deal im Gaza-Krieg zum Abschluss zu bringen, teilte das Weisse Haus mit.
Während Israels Armee seit Tagen in höchster Alarmbereitschaft ist, haben die verbündeten USA ihre Militärpräsenz in der Region stark ausgebaut. Im Iran gelten die USA wie Israel als Erzfeinde.
Blinken telefonierte nach Angaben des US-Aussenministeriums derweil auch mit seinem ägyptischen Kollegen Badr Abdelatty und dankte dem Land für die «entscheidenden Bemühungen», ein Gaza-Abkommen zu erzielen. Die Hamas will an der neuen Gesprächsrunde nicht teilnehmen und sich nach eigenen Angaben danach über die besprochenen Punkte informieren lassen. Hamas-Vertreter wären ohnehin nicht im selben Raum mit der israelischen Delegation gewesen, sagte ein arabischer Beamter der «Times of Israel». Das Format sei «im Grunde dasselbe» wie bei früheren Verhandlungsrunden, wurde der Beamte weiter zitiert.
Nach dpa-Informationen werden CIA-Chef William Burns, Katars Ministerpräsident Al Thani und Ägyptens Geheimdienstchef Abbas Kamel in Doha erwartet. Israels Delegation dürfte wieder vom Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, und vom Chef des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, geleitet werden. Ministerpräsident Netanjahu habe die Abreise der israelischen Delegation nach Doha sowie das Mandat für die Verhandlungsführung genehmigt, teilte sein Büro ohne Nennung weiterer Details mit.
Hoffnung auf Durchbruch
Was die Gespräche in Doha bringen werden, ist völlig ungewiss. In den vergangenen Monaten kamen schon mehrmals Hoffnungen auf einen Durchbruch auf, die sich nicht erfüllten. Zuletzt brachten die Gespräche kaum noch Fortschritte. Netanjahu wies den Vorwurf zurück, neue Bedingungen gestellt und einen Deal so blockiert zu haben. Umgekehrt beschuldigte er die Hamas, neue Forderungen erhoben zu haben. Netanjahu will die Hamas im Gazastreifen militärisch zerschlagen und sicherstellen, dass sie nicht mehr in der Lage ist, das seit vielen Jahren von Israel abgeriegelte Küstengebiet zu regieren. (dpa)
13:32 Uhr
Mittwoch, 14. August
Hamas-Teilnahme an Gaza-Treffen weiter ungewiss
Die Teilnahme von Hamas-Vertretern an der für Donnerstag geplanten Verhandlungsrunde über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ist weiter ungewiss. Ein Vertreter der islamistischen Gruppe, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte der Deutschen Presse-Agentur, seine Gruppe werde nicht an den Gesprächen teilnehmen, solange die Vermittler nicht einen eindeutigen Plan zur Umsetzung der Vorschläge von US-Präsident Joe Biden vorlegten. Stattfinden sollen die Verhandlungen in Kairo oder der katarischen Hauptstadt Doha.
Die Vermittler USA, Katar und Ägypten hatten Israel und die Hamas zu einem Abkommen gedrängt. Es liegt ein Rahmen vor, der zunächst eine vollständige und uneingeschränkte Waffenruhe von sechs Wochen vorsieht. In diesem Zeitraum würde eine bestimmte Gruppe von Hamas-Geiseln freigelassen. Im Gegenzug würden Palästinenser freikommen, die in Israel inhaftiert sind. Danach würden die Kämpfe dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln freigelassen. In einer letzten Phase soll demnach der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnen. (dpa)
12:41 Uhr
Mittwoch, 14. August
Bericht: Emirate könnten Gazastreifen militärisch sichern
Die Vereinigten Arabischen Emirate könnten sich einem Medienbericht zufolge nach Ende des Kriegs im Gazastreifen daran beteiligen, das Küstengebiet militärisch zu sichern. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) dort als zuständige und verfügende Behörde eingesetzt werde, berichtete Israels Armee-Sender unter Berufung auf informierte Kreise. Nur auf ein Gesuch der PA hin seien die Emirate zu solch einem Schritt bereit.
Die Emirate hatten 2020 als erster Golfstaat diplomatische Beziehungen mit Israel aufgenommen. Über eine mögliche Rolle des kleinen, aber einflussreichen Landes nach Ende des Gaza-Kriegs wird schon länger spekuliert. Im Mai hatte Aussenminister Abdullah bin Sajid klargestellt, dass die Emirate sich dort an keiner Zivilverwaltung beteiligen würden und an keinen Plänen, um «Deckung zu geben für Israels Präsenz im Gazastreifen».
Nach Vermittlung der US-Regierung scheinen die Emirate inzwischen aber etwas mehr Bereitschaft zu zeigen, sich an einem möglichen Militäreinsatz zur Friedenssicherung in Gaza zu beteiligen. Die Sondergesandte des emiratischen Aussenministers, Lana Nussaibah, deutete dies vergangenen Monat in einem Gastbeitrag für die «Financial Times» an. Als ersten Schritt für ein Kriegsende brauche es einen «vorübergehenden internationalen Einsatz, der auf die humanitäre Krise reagiert, Recht und Ordnung herstellt, das Fundament für Regierungsführung legt und den Weg ebnet» zu einem vereinten Gaza und Westjordanland unter einer rechtmässigen palästinensischen Behörde, schrieb sie.
Spekuliert wurde zuvor auch über eine mögliche Beteiligung weiterer arabischer Länder an einer militärischen Sicherung Gazas. Israels Armee-Sender berichtete nun, Israel habe mehrere Staaten um solch eine Beteiligung gebeten. Das hätten unter anderem Ägypten, Marokko und die Emirate aber abgelehnt und mitgeteilt, sie wollten nicht wie Helfer Israels oder eine ausführende Besatzungsmacht in dem Küstengebiet wirken. (dpa)
06:11 Uhr
Mittwoch, 14. August
Biden: Gaza-Abkommen könnte Iran von Angriff abhalten
Der Iran könnte nach Einschätzung von US-Präsident Joe Biden im Falle eines Durchbruchs bei den Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg von seinem angedrohten Vergeltungsschlag gegen Israel absehen. Auf eine entsprechende Frage von Reportern entgegnete Biden: «Das ist meine Erwartung, aber wir werden sehen.»
An diesem Donnerstag ist auf Drängen der USA, Katars und Ägyptens, die in dem Krieg zwischen Israel und der Hamas vermitteln, eine möglicherweise entscheidende Gesprächsrunde über ein Abkommen für eine Waffenruhe und Freilassung von Geiseln geplant, voraussichtlich in Katars Hauptstadt Doha. Anders als Israel lehnt die islamistische Hamas eine Teilnahme daran bisher ab. Man werde «nicht unter Beschuss verhandeln», erfuhr die dpa aus Hamas-Kreisen.
Die indirekten Verhandlungen würden auch dann fortgesetzt, wenn die Hamas nicht teilnehmen sollte, zitierte das «Wall Street Journal» arabische Vermittler. In dem Fall werde man die Islamistenorganisation über die besprochenen Bedingungen für ein Abkommen informieren, hiess es.
In einer Botschaft aus Gaza an die arabischen Vermittler habe Hamas-Anführer Jihia al-Sinwar am Montagabend erklärt, wenn Israel ernsthaft verhandeln und die Hamas einbeziehen wolle, müsse es zuerst sein militärisches Vorgehen im Gazastreifen einstellen, berichtete die Zeitung. Sinwar wird im weit verzweigten Tunnelnetzwerk der Hamas unter dem abgeriegelten Küstenstreifen vermutet.
Biden: Ich werde nicht aufgeben
«Wir wollen, dass jeder am Donnerstag auftaucht, die Ärmel hochkrempelt und sich an die Arbeit macht», sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, in Washington. «Und gleichzeitig beobachten wir sehr, sehr genau, was der Iran und seine Stellvertreter diese Woche tun könnten».
Das Weisse Haus ist laut Medienberichten besorgt, dass ein Angriff des Irans und der Hisbollah auf Israel die Verhandlungen über eine Waffenruhe sabotieren und ein mögliches Abkommen zunichtemachen würde. «Es wird schwierig», sagte Biden. «Wir werden sehen, was der Iran tut, und wir werden sehen, was passiert, wenn es einen Angriff gibt. Aber ich werde nicht aufgeben.»
Nach der Tötung eines Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon und des Auslandschefs der Hamas in der iranischen Hauptstadt Teheran ist weiter unklar, ob und wann der Iran und die Hisbollah die angedrohten Vergeltungsschläge ausführen werden. «Der Iran und die Hisbollah wissen nicht, was sie tun sollen. Es gibt viele Pläne, aber noch keine Entscheidungen», sagte ein US-Beamter dem Nachrichtenportal «Axios».
Die USA als wichtigster Verbündeter Israels haben zwecks Abschreckung sowie zum Schutz Israels und der eigenen Soldaten zusätzliche Militärkräfte in die Region verlegt. Es wird befürchtet, dass es infolge eines Vergeltungsangriffs gegen Israel zu einem grösseren Krieg in Nahost kommt.
US-Regierung segnet Milliarden-Rüstungsdeal mit Israel ab
Die US-Regierung genehmigte unterdessen neue Rüstungsverkäufe an Israel in grossem Umfang. Der Kongress sei über den bevorstehenden Verkauf in Höhe von mehr als 20 Milliarden US-Dollar (rund 18 Milliarden Euro) informiert worden, teilte das US-Aussenministerium mit. Dieser umfasse etwa mehr als 50 Kampfflugzeuge vom Typ F-15, Panzermunition sowie taktische Militärfahrzeuge.
Die Erfüllung solcher Verträge ist ein jahrelanger Prozess. Die Lieferung der Panzermunition soll erst 2027 beginnen, die der Kampfflugzeuge erst 2029. Es geht um die langfristige Ausstattung des israelischen Militärs, nicht um dessen Ausrüstung im aktuellen Krieg mit der Hamas in Gaza.
Die USA, Katar und Ägypten hatten als Vermittler Israel und die Hamas kürzlich mit energischen Worten zu einem Abkommen gedrängt. Beide Seiten seien aufgefordert worden, die Gespräche am Donnerstag wieder aufzunehmen, «um alle verbleibenden Lücken zu schliessen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen», hiess es einer gemeinsamen Erklärung.
Man sei bereit, falls nötig einen letzten überbrückenden Vorschlag vorzulegen, der die verbleibenden Fragen der Umsetzung in einer Weise löst, «die den Erwartungen aller Parteien entspricht». Man werde versuchen, «kreativ und durchsetzungsfähig zu sein, um die Sache über die Ziellinie zu bringen», sagte Kirby.
Biden hatte Ende Mai den Entwurf eines Deals vorgestellt, der zunächst eine vollständige und uneingeschränkte Waffenruhe von sechs Wochen vorsieht. In diesem Zeitraum würde eine bestimmte Gruppe von Geiseln freigelassen. Im Gegenzug würden Palästinenser freikommen, die in Israel inhaftiert sind. Danach würden die Kämpfe dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln freigelassen. In einer letzten Phase soll demnach der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnen. Israels Ministerpräsident Netanjahu wies Vorwürfe zurück, neue Bedingungen gestellt zu haben.
US-Regierung: Ben-Gvirs Besuch auf Tempelberg «inakzeptabel»
Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner, Finanzminister Bezalel Smotrich und Polizeiminister Itamar Ben-Gvir, hatten jüngst gedroht, die Regierung platzen zu lassen, sollte Netanjahu einer Waffenruhe zu Bedingungen zustimmen, die sie ablehnen. Ben-Gvir provozierte mit einem Besuch auf dem Tempelberg, der drittheiligsten Stätte im Islam.
Die US-Regierung übte scharfe Kritik. «Lassen Sie mich klar und deutlich sagen, dass die Vereinigten Staaten fest für die Bewahrung des historischen Status quo in Bezug auf die heiligen Stätten in Jerusalem eintreten», sagte der stellvertretende Sprecher des US-Aussenministeriums, Vedant Patel.
«Jede einseitige Aktion, die diesen Status quo gefährdet, ist inakzeptabel», sagte Patel. Man achte in den USA «sehr genau» auf Handlungen, die «zu grösserer Unsicherheit und Instabilität in der Region beitragen». Ben-Gvirs Aktion falle darunter und lenke davon ab, die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg «über die Ziellinie» zu bringen sowie schlussendlich eine Zweistaatenlösung zu erreichen. «Wir wissen, wie wichtig die heilige Stätte ist», sagte Patel. «Wir fordern daher alle Seiten auf, den Status quo zu respektieren.»
Ben-Gvir hatte am Tempelberg gefordert, jüdisches Gebet an dem Ort zuzulassen. Der Ort ist auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Die Palästinenser befürchten, dass Israel seine Kontrolle der heiligen Stätte ausweiten will.
Netanjahus Büro teilte nach dem Besuch Ben-Gvirs mit, dass Israels Politik sich diesbezüglich nicht geändert habe. Später begrüsste US-Aussenminister Antony Blinken diese Klarstellung und betonte, man erwarte von der israelischen Regierung, «dass sie ähnliche Vorfälle in Zukunft verhindert». (dpa)
13:21 Uhr
Dienstag, 13. August
Zypern für Evakuierungen aus dem Nahen Osten vorbereitet
Die EU-Inselrepublik Zypern hat ihre Vorbereitungen für eine mögliche Evakuierung aus dem Libanon und Israel abgeschlossen. Mit Blick auf die drohende Eskalation der Spannungen im Nahen Osten sagte Aussenminister Konstantinos Kombos der halbstaatlichen zyprischen Nachrichtenagentur CNA: «Wir können eine grosse Zahl von Menschen aufnehmen, vorausgesetzt, dass die Betreffenden bald wieder in ihre Heimatländer ausreisen.» Es geht um Bürger von anderen EU-Ländern sowie Drittstaaten.
Kombos erinnerte daran, dass Zypern bei ähnlichen Krisen im Nahen Osten wie beispielsweise beim Libanonkrieg 2006 vorübergehend rund 60.000 Menschen aufgenommen hatte. In Raum der Hafenstadt Larnaka seien bereits Betten in Schulen aufgestellt und sanitäre Einrichtungen vorbereitet worden.
Kritik aus Nordzypern
Kritik kam vom Führer der türkischen Zyprer im türkisch besetzten Norden der Insel. Ersin Tatar bezeichnete das Hilfsangebot als unverantwortlich. Auf diese Weise werde Zypern zum Ziel von Vergeltung aus dem Nahen Osten. In einer Mitteilung warf er Israel wegen des Gaza-Kriegs Genozidversuche und Menschenrechtsverletzungen vor. An diesen Verbrechen wolle sich der zyprische Präsident Nikos Christodoulidis durch seine Politik beteiligen, kritisierte Tatar. Zyperns Aussenminister wies die Vorwürfe als haltlos zurück. Bei den Vorbereitungen handele es sich um Hilfen humanitärer Art, sagte Kombos.
Die Insel Zypern ist seit 1974 de facto geteilt. Im Norden gibt es die weltweit nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Die gesamte Insel ist jedoch als Republik Zypern seit 2004 Mitglied der EU. Das EU-Recht wird aber nur im Südteil angewandt.
Zypern ist auch das EU-Land, das geografisch am nächsten zum Nahen Osten liegt. Der Flug aus dem Libanon nach Zypern dauert etwa 35 Minuten. Zudem könnten auch Fähren eingesetzt werden, die Ausreisewillige in die Hafenstädte Limassol oder Larnaka bringen. Auf diesen Routen konnten seit Beginn des Gaza-Kriegs bereits mehrmals Menschen in Sicherheit gebracht werden.
Nach gezielten Tötungen von Führern der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz und Drohungen mit Vergeltung gegen Israel stiegen zuletzt die Befürchtungen, dass es zu einem grossen Krieg in der Region kommen könnte. (dpa)
12:10 Uhr
Dienstag, 13. August
Israels Polizeiminister empört wieder mit Tempelberg-Besuch
Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir hat erneut mit einem Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem provoziert. Dabei forderte er, jüdisches Gebet an dem Ort zuzulassen. In einem vor Ort gedrehten und auf X veröffentlichten Video sprach Ben-Gvir sich zudem erneut gegen Verhandlungen mit der Hamas über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sowie die Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln aus.
Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstösse.
Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teile nach Ben-Gvirs Besuch mit, dass Israels Politik sich auf dem Tempelberg nicht geändert habe. «Es gibt keine Privatpolitik eines Ministers.»
Im Hintergrund des von Ben-Gvir veröffentlichten Videos sind Gebete zu hören. Israelische Medien veröffentlichten zudem Aufnahmen, die zeigen sollen, wie Dutzende jüdische Gläubige während des Besuchs des Ministers beten. Ben-Gvir hatte die Vereinbarung mit den muslimischen Behörden in der Vergangenheit als «rassistisch» und Diskriminierung gegen Juden kritisiert. Die Palästinenser befürchten, Israel wolle seine Kontrolle der heiligen Stätte ausweiten.
Laut Videobotschaft kam Ben-Gvir anlässlich des jüdischen Fasten- und Trauertags Tischa BeAv, an dem religiöse Juden die Zerstörung der beiden antiken Tempel in Jerusalem betrauern. Israelischen Medien zufolge kamen insgesamt mehr als 1600 Juden am Morgen auf den Tempelberg. Die Palästinensische Autonomiebehörde verurteilte dies.
Oppositionsführer Jair Lapid kritisierte Ben-Gvirs «Wahlkampf auf dem Tempelberg», der im Widerspruch zur Position der Sicherheitskräfte des Landes stehe und Leben gefährde. Er sprach von einer «Gruppe verantwortungsloser Extremisten» innerhalb der Regierung. (dpa)
06:32 Uhr
Dienstag, 13. August
USA: Angriff Irans auf Israel in dieser Woche möglich
Nach Einschätzung Israels und der USA könnte der schon seit Tagen befürchtete Vergeltungsschlag des Irans und seiner Verbündeten gegen Israel nun kurz bevorstehen. Die USA teilten die Einschätzung Israels, dass es «in dieser Woche» dazu kommen könnte, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby.
Die diplomatischen Bemühungen, den Iran und seine Verbündeten von einem Angriff abzubringen, laufen auf Hochtouren. Eine für Donnerstag geplante neue Verhandlungsrunde über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas könnte entscheidend sein für eine Entschärfung der explosiven Lage im gesamten Nahen Osten.
Deutschland, die USA, Grossbritannien, Frankreich und Italien riefen den Iran auf, die andauernden Angriffsdrohungen gegen Israel zu unterlassen. Das teilten die Staats- und Regierungschefs der fünf Länder nach einem gemeinsamen Gespräch über die Lage in Nahost mit. Ein Angriff würde demnach ernsthafte Folgen für die Sicherheitslage in der Region haben. Die Länder stellten sich hinter die laufenden Bemühungen um eine Deeskalation, das Erreichen einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie eine Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln. Es gebe keine Zeit zu verlieren.
Kann eine neue Gaza-Verhandlungsrunde die Lage entschärfen?
Sowohl die Vermittler USA, Katar und Ägypten als auch Israel haben erklärt, dass ihre Vertreter zu den Verhandlungen am Donnerstag in Doha oder Kairo erscheinen werden. Ob ein Team der Hamas daran teilnehmen wird, ist dagegen noch ungewiss. US-Aussenminister Antony Blinken sprach mit seinem türkischen Kollegen Hakan Fidan darüber, wie wichtig es sei, dass auch die islamistische Organisation am Donnerstag zu den Gesprächen zurückkehrt, um den Rahmen für eine sofortige und dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen abzuschliessen und die Freilassung aller Geiseln sicherzustellen, teilte ein Sprecher des US-Aussenministeriums mit.
Die Vermittler hatten Israel und die Hamas in einer gemeinsamen Erklärung aufgefordert, die Gespräche am 15. August wieder aufzunehmen, «um alle verbleibenden Lücken zu schliessen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen». Blinken habe sich bei der Türkei für die Unterstützung der Erklärung bedankt, so der Sprecher. Die Hamas hatte die Vermittler am Sonntag allerdings aufgefordert, einen Plan zur Umsetzung des bereits existierenden Vorschlags für ein Abkommen über eine Waffenruhe auszuarbeiten, «anstatt zu weiteren Verhandlungsrunden zu gehen» oder weitere Entwürfe zu unterbreiten.
Eine mögliche Interpretation dieser Mitteilung sei, dass Hamas-Chef Jihia al-Sinwar den Angriff des Irans und der libanesischen Hisbollah-Miliz gegen Israel abwarten wolle in der Hoffnung, danach bessere Bedingungen für einen Deal zu haben, sagte der israelische Journalist Barak Ravid in einem Interview des US-Fernsehsenders CNN. Sinwar wird irgendwo im weit verzweigten Tunnelnetzwerk der Hamas unter dem abgeriegelten Gazastreifen vermutet.
Auch mehr als eine Woche nach der Tötung eines Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon sowie eines Anführers der Hamas in der iranischen Hauptstadt Teheran ist jedoch weiter unklar, ob und wann der Iran und die mit ihm verbündete Hisbollah die angedrohten harten Vergeltungsschläge gegen Israel ausführen werden.
Irans Militär trifft Vorbereitungen
Israel kann erklärtermassen fest mit der Unterstützung der USA und anderer Verbündeter rechnen, wenn es darum geht, Raketen, Marschflugkörper und Drohnen abzufangen. So war es bereits Mitte April beim ersten direkten Angriff Irans auf Israel. Die meisten der mehr als 300 Geschosse konnte Israel damals aus eigener Kraft und mithilfe der USA und anderer Verbündeter abfangen. Wie das US-Nachrichtenportal «Axios» unter Berufung auf israelische und US-Beamte berichtete, hat der Iran nun ähnliche Vorbereitungen für seine Raketen- und Drohneneinheiten getroffen wie vor dem Angriff auf Israel im April.
«Es ist schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt zu sagen, wie ein Angriff des Irans und seiner Stellvertreter aussehen könnte», sagte Kirby. «Aber wir müssen auf eine mögliche Reihe von Angriffen vorbereitet sein, die erheblich sein könnten.»
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte bereits die Verlegung des mit einem Atomantrieb ausgestatteten U-Boots «USS Georgia» befohlen, zudem sollen der Flugzeugträger «USS Abraham Lincoln» und seine Begleitschiffe ihre Fahrt in die Region beschleunigen, wie das Pentagon am Montag mitteilte. Der Flugzeugträger mit seinen modernen Kampfjets vom Typ F-35 ergänze den bereits vor Ort stationierten Flugzeugträger «USS Theodore Roosevelt».
USA und Israel stellen sich auf möglichen Angriff ein
Israels Streitkräfte sind seit Tagen in höchster Alarmbereitschaft. Generalstabschef Herzi Halevi betonte nach einem Treffen mit ranghohen Militärs, die Armee bereite sich damit auf Offensiv- und Defensivmassnahmen vor. «Wir befinden uns in den Tagen der Wachsamkeit und der Bereitschaft, die Bedrohungen aus Teheran und Beirut können sich materialisieren, und es ist wichtig, allen zu erklären, dass Bereitschaft, Vorbereitung und Wachsamkeit keine Synonyme für Angst und Panik sind», sagte Verteidigungsminister Joav Galant der «Times of Israel» zufolge.
Unterdessen gab ein Sprecher der Hamas an, dass zwei Mitglieder ihres militärischen Flügels eine israelische Geisel getötet hätten. Zwei weitere Geiseln seien verletzt worden, teilte Abu Obaida mit, der den Al-Kassam-Brigaden zugerechnet wird. Die Taten seien «eine Reaktion auf die israelischen Verbrechen gegen das palästinensische Volk im Gazastreifen». Das israelische Militär teilte dazu mit, es könne die Angaben derzeit weder bestätigen noch widerlegen. Die Mitteilung Obaidas werde geprüft.
Die Hamas und andere Terroristen aus dem Gazastreifen hatten am 7. Oktober vergangenen Jahres den Süden Israels überfallen, mehr als 1.200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln verschleppt. Das beispiellose Massaker löste den Gaza-Krieg aus. Während einer kurzen Waffenruhe kamen mehr als 100 Geiseln frei, unter ihnen vor allem Frauen und ältere Menschen. Die Freigelassenen berichteten von unmenschlichen Bedingungen, Entbehrungen, Gewalttaten und psychologischem Terror. (dpa)
10:40 Uhr
Montag, 12. August
Swiss verlängert Flugstopp
Nach weiterer Prüfung der Lage im Nahen Osten hat sich die Schweizer Fluggesellschaft Swiss dazu entschieden, die Einstellung der Flüge nach und von Tel Aviv sowie Beirut bis und mit Freitag, 21. August auszuweiten. Die Lufträume über Iran, Irak und Israel werden ebenfalls bis und mit 21. August nicht genutzt.
Man bedaure die Unannehmlichkeiten, doch die Sicherheit für die Passagiere und Besatzungen habe stets oberste Priorität, schreibt die Swiss in einem Communiqué vom Montag. Die betroffenen Passagiere würden kontaktiert. Ihnen wird eine kostenlose Umbuchung auf ein späteres Reisedatum oder eine Rückerstattung des Ticketpreises angeboten.
Man beobachte die Lage im Nahen Osten weiterhin genau, schreibt die Swiss. «Unsere Spezialistinnen und Spezialisten evaluieren alle verfügbaren Informationen und stehen in ständigem Austausch mit den zuständigen Behörden in der Schweiz und vor Ort.» (bwe)
06:23 Uhr
Montag, 12. August
Israelische Angriffe in Gaza: Fünf Palästinenser getötet
Nach dem verheerenden Luftschlag auf ein Schulgebäude, der international Entsetzen und Kritik ausgelöst hat, setzt Israels Armee eigenen Angaben zufolge ihre Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fort. Fünf Menschen wurden dabei im gesamten Küstenstreifen getötet, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Israels Militär teilte mit, in der Stadt Rafah im Süden des Gebiets «Terroristen» getötet zu haben. Allein am Samstag seien 30 Ziele der Hamas angegriffen worden. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israels Armee rief vor einem neuen Militäreinsatz in Chan Junis die Einwohner eines im Norden der Stadt gelegenen Viertels dazu auf, das Gebiet zu verlassen. Israel wirft der islamistischen Terrororganisation vor, die humanitäre Zone in dem Gebiet für Raketenangriffe auf israelische Orte missbraucht zu haben. Chan Junis liegt im Süden des Gazastreifens.
Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude in der Stadt Gaza, das als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde, waren am Samstag nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen ums Leben gekommen. (dpa)
06:21 Uhr
Montag, 12. August
Atom-U-Boot: USA verstärken Militärpräsenz in Nahost weiter
Angesichts eines erwarteten iranischen Gegenangriffs auf Israel verstärkt das US-Militär seine Präsenz im Nahen Osten noch weiter. Verteidigungsminister Lloyd Austin habe die Verlegung des mit einem Atomantrieb ausgestatteten U-Boots «USS Georgia» befohlen, zudem sollen der Flugzeugträger «USS Abraham Lincoln» und seine Begleitschiffe ihren Transit in die Region beschleunigen, erklärte das Pentagon. Der Flugzeugträger mit seinen Kampfjets vom Typ F-35 komme zusätzlich zur bereits in der Region befindlichen Flugzeugträgergruppe «USS Theodore Roosevelt».
In einem Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen Joav Galant habe Minister Austin angesichts der «eskalierenden regionalen Spannungen» nochmals die Verpflichtung der Vereinigten Staaten betont, «jeden möglichen Schritt zu unternehmen, um Israel zu verteidigen», erklärte das Pentagon weiter.
Die ebenfalls mit Atomreaktoren betriebenen gut 300 Meter langen Flugzeugträger des US-Militärs sind jeweils mit Dutzenden Kampfflugzeugen bestückt, in ihren Verbänden befinden sich zudem Zerstörer und andere Kriegsschiffe. Das rund 110 Meter lange U-Boot «USS Georgia» kann einer Webseite des US-Militärs zufolge mit bis zu 154 Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk bestückt sein.
Erst vor gut zehn Tagen hatte Verteidigungsminister Austin die Verlegung zusätzlicher Zerstörer mit der Fähigkeit zur Abwehr ballistischer Raketen sowie eines weiteren Jagdgeschwaders in den Nahen Osten angekündigt. Zudem würden Schritte ergriffen, um die «Bereitschaft zum Einsatz zusätzlicher landgestützter ballistischer Raketenabwehr zu erhöhen», hiess es in einer Mitteilung des Pentagons weiter.
Nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs bei einem Anschlag während eines Besuchs in Teheran wird ein iranischer Gegenangriff befürchtet. Es wird erwartet, dass die USA Israel bei der Abwehr angreifender Raketen und Drohnen unterstützen werden. Die USA und Verbündete hatten Israel auch im April beim ersten direkten iranischen Angriff auf Israel unterstützt, als Teheran den jüdischen Staat mit 330 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen hatte. (dpa)
13:31 Uhr
Sonntag, 11. August
Scholz telefoniert mit Netanjahu und mahnt zu Deeskalation
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu grosse Sorge über die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes im Nahen Osten zum Ausdruck gebracht. Zugleich machte er deutlich, dass die Bundesregierung Drohungen aus Iran, von der Hisbollah und anderen gegen die Sicherheit Israels und seiner Bürgerinnen und Bürger entschieden verurteile, wie ein Regierungssprecher am Sonntag in Berlin mitteilte.
Mehr denn je komme es jetzt darauf an, die destruktive Spirale von Vergeltungsgewalt zu durchbrechen, Spannungen abzubauen und sich konstruktiv für Deeskalation einzusetzen. In diesem Zusammenhang habe der Bundeskanzler erneut unterstrichen, dass nun der Zeitpunkt gekommen sei, das Abkommen zur Freilassung der Geiseln und eines Waffenstillstands zu finalisieren.
Viele militärische Ziele im Kampf gegen die Hamas seien erreicht, zivile Opferzahlen und menschliches Leid im Gazastreifen gewaltig, so der Kanzler. Ein Ende des Kriegs in Gaza wäre ein entscheidender Schritt zu einer regionalen Deeskalation. (dpa)
09:04 Uhr
Sonntag, 11. August
Israel ruft Einwohner im Norden von Chan Junis zu Flucht auf
Die israelische Armee hat vor einem neuen Militäreinsatz in Chan Junis Einwohner eines nördlichen Stadtviertels dazu aufgerufen, das Gebiet unverzüglich zu verlassen. Sie sollten sich in eine humanitäre Zone begeben, deren Grenzen neu gezogen worden seien, teilte die Armee den Menschen per SMS, Telefonat sowie Medienberichten in arabischer Sprache und mit Hilfe von Flugblättern mit. Chan Junis liegt im südlichen Gazastreifen.
Israel wirft militanten Palästinensern vor, sie hätten die humanitäre Zone für «terroristische Aktivitäten und Raketenangriffe auf den Staat Israel» missbraucht. Daher würden die Grenzen der humanitären Zone angepasst. Dies geschehe auf der Basis präziser Geheimdienstinformationen, denen zufolge die islamistische Terrororganisation Hamas ihre Infrastruktur in dem Gebiet eingebettet habe. Ziel der Warnungen sei es, Schaden an Zivilisten zu vermeiden, hiess es in der Mitteilung der Armee. (dpa)
06:43 Uhr
Sonntag, 11. August
Nahost-Diplomatie stemmt sich gegen Ausweitung des Krieges
Zehn Tage nach der Tötung zweier hochrangiger Feinde Israels in Teheran und Beirut ist weiterhin unklar, ob und wann der Iran und die libanesische Hisbollah die angedrohten massiven Vergeltungsschläge gegen Israel ausführen werden. Während die Bevölkerung in Israel sichtlich unbeeindruckt ihren Alltagsgeschäften nachgeht, sind die Streitkräfte des Landes seit Tagen in höchster Alarmbereitschaft. Die USA, Israels wichtigster Verbündeter, brachten zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region.
Zugleich laufen Medienberichten zufolge hinter den Kulissen enorme Bemühungen, um die explosive Lage durch diplomatische Anstrengungen zu entschärfen. Im Mittelpunkt stehen dabei die seit Monaten feststeckenden indirekten Gespräche zwischen Israel und der radikalislamischen palästinensischen Hamas, um ein Ende des seit zehn Monaten dauernden Gaza-Kriegs einzuleiten und die Freilassung von mehr als 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas zu erreichen. Dabei vermitteln die USA, Ägypten und Katar.
Vor dem «Jetzt-oder-nie-Moment»?
Eine geplante Gesprächsrunde am kommenden Donnerstag in Kairo oder in Doha könnte dabei entscheidend werden. Ihr gehen offenbar von Emissären der Vermittlerstaaten geführte intensive Verhandlungen zu Einzelaspekten der angestrebten Vereinbarung voraus, so etwa zur Frage der künftigen Sicherung der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten.
«Die Ergebnisse der kommenden Woche», schrieb der israelische Journalist Barak Ravid im Portal «axios.com», «werden zeigen, ob die Region (...) in einem sich ausweitenden, immerwährenden Krieg versinkt oder ob es zum ersten Mal seit dem 7. Oktober (dem Beginn des Gaza-Kriegs) zu einem signifikanten Kurswechsel kommt.» Israelische Offizielle beschrieben gegenüber Ravid die Runde am Donnerstag als einen «Jetzt-oder-nie-Moment».
Die Hamas im Gazastreifen wird vom Iran unterstützt. Die proiranische Schiiten-Miliz Hisbollah schiesst seit Beginn des Gaza-Kriegs mit Raketen und Drohnen auf den Norden Israels - aus Solidarität mit der Hamas, wie sie behauptet. Substanzielle Schritte zur Beilegung des Gaza-Kriegs erhalten dadurch zusätzliches Gewicht, dass der Iran und die Hisbollah in der Vergangenheit mehrfach betonten, die Feindseligkeiten gegen Israel herunterschrauben zu wollen, sobald Israel den Krieg in Gaza beendet.
Die Gefahr eines Flächenbrandes in der Region droht, seitdem vor zehn Tagen zwei führende Köpfe der Hamas und der Hisbollah bei Angriffen getötet wurden. Der Auslandschef der Hamas, Ismail Hanija, starb bei einer Explosion in seinem Zimmer in einem Gästehaus der iranischen Regierung in Teheran. Fuad Schukr, eine Art Militärchef der Hisbollah, war wenige Stunden zuvor durch einen Luftangriff in Beirut ums Leben gekommen. Seine gezielte Tötung reklamierte Israel für sich. Zum Mordanschlag auf Hanija äusserte es sich nicht. Teheran und die Hamas sehen allerdings die Urheberschaft Israels als gegeben an. Für beide Tötungen haben der Iran und die Hisbollah massive Vergeltung angedroht.
Spiel mit dem Feuer
Israel und seine Verbündeten gehen davon aus, eine grosse Zahl von Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen mit modernen Abwehrsystemen weitgehend abfangen zu können. Sollten dennoch viele Menschen getötet werden, könnte Israel seinerseits mit massiver Vergeltung reagieren. Dies wiederum könnte eine unkontrollierbare Eskalation und einen grossen Nahost-Krieg auslösen, auch wenn dies keine der Seiten beabsichtigt.
Grösstes Hindernis bei den Gaza-Verhandlungen war zuletzt die unnachgiebige Haltung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Durch immer neue Forderungen hatte er zuletzt Schritte zu einer Einigung blockiert und damit selbst die USA und die Spitzen des eigenen Sicherheitsapparates vor den Kopf gestossen. Letztere nehmen auf der Grundlage der Anweisungen Netanjahus für Israel an den Gesprächen teil. Der Premier regiert in einer Koalition mit rechtsextremen und ultra-religiösen Parteien. Diese drohen mit einem Platzen der Regierung, sollte Netanjahu gegenüber der Hamas Zugeständnisse machen.
Proteste gegen «Sesselkleber» Netanjahu
In Tel Aviv und anderen israelischen Städten demonstrierten indes Tausende Menschen für ein Gaza-Abkommen, das zur Freilassung von 115 Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas führen soll. «Das ist unsere letzte Chance, um einen Deal zu erreichen, der Leben rettet», sagte die Mutter eines Entführten auf der Kundgebung in Tel Aviv. «Netanjahu setzt weiter das Leben der Geiseln aufs Spiel, um seinen Thron behalten zu können», zitierte sie die Zeitung «Haaretz». Weitere Proteste gab es nach Medienberichten in Jerusalem, Haifa, Beerscheba sowie in Caesarea vor der privaten Villa Netanjahus.
Die islamistische Hamas und andere Gruppen aus dem Gazastreifen hatten am 7. Oktober des Vorjahres den Süden Israels überfallen, mehr als 1.200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln verschleppt. Das beispiellose Massaker war Auslöser des Gaza-Kriegs, in dessen Zuge Israel danach trachtet, die Hamas und andere militante Gruppen im Gazastreifen zu zerschlagen.
Während einer kurzen Waffenruhe kamen mehr als 100 Geiseln frei, unter ihnen vor allem Frauen und ältere Menschen. Die Freigelassene berichteten von zum Teil unmenschlichen Bedingungen in der Geiselhaft, von Entbehrungen, Gewalttätigkeiten und psychologischem Terror. Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen Israel 41 für tot erklärt hat. Überdies dürften viele weitere Geiseln, deren Schicksal unbekannt ist, nicht mehr am Leben sein.
Dutzende Tote nach Angriff auf Flüchtlingsunterkunft
Bei einem verheerenden israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude in der Stadt Gaza kamen am Samstag nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen ums Leben. Ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten palästinensischen Zivilschutzes sprach von mindestens 93 Toten in dem als Flüchtlingsunterkunft genutzten Gebäude. Das israelische Militär bestätigte den Angriff, der einer Kommandozentrale der Hamas galt, die sich in dem angegriffenen Objekt befunden habe. Dabei seien mindestens 19 Kommandeure und Kämpfer der Hamas und des Islamischen Dschihad getötet worden.
Der Angriff sei in den frühen Morgenstunden erfolgt, als viele ihr Morgengebet verrichteten, berichteten Augenzeugen. Der Gebetsraum der Al-Tabain-Schule sei wiederum von den Militanten genutzt und deshalb angegriffen worden, erklärte die israelische Armee. Die Luftwaffe habe kleinkalibrige Raketen verwendet, weshalb die Opferzahl gar nicht so hoch sein könne. Die Angaben keiner der Seiten liessen sich unabhängig bestätigen.
Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell zeigte sich entsetzt über den Angriff. «Mindestens zehn Schulen wurden in den vergangenen Wochen ins Visier genommen. Es gibt keine Rechtfertigung für diese Massaker», schrieb er auf der Plattform X. Die US-Regierung zeigte sich «zutiefst besorgt» über die Berichte zu zivilen Opfern. «Wir stehen in Kontakt mit unseren israelischen Gesprächspartnern, die gesagt haben, dass sie hochrangige Hamas-Funktionäre ins Visier genommen haben, und wir bitten um weitere Einzelheiten», teilte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates mit. (dpa)
16:44 Uhr
Samstag, 10. August
UN-Vertreter zu Angriff auf Schule: «Horror» geht weiter
Der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, hat den Angriff Israels auf ein als Vertriebenen-Unterkunft genutztes Schulgebäude im Gazastreifen scharf verurteilt. «Ein weiterer Tag des Horrors», schrieb Lazzarini auf der Plattform X.
Nach Angaben Israels nutzte die Hamas das Gebäude auch als Kommandozentrale und Versteck. Lazzarini schrieb, dass Schulen - ähnlich wie andere zivile Einrichtungen - niemals ein Ziel für die Konfliktparteien sein und auch nicht für militärische Zwecke genutzt werden dürften. «Die Konfliktparteien müssen Zivilisten und zivile Infrastruktur zu jeder Zeit schützen», so Lazzarini.
Das Unerträgliche dürfe nicht zu einer neuen Norm werden, warnte der UN-Vertreter. Bei dem Angriff in Gaza-Stadt kamen nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen ums Leben. (dpa)
11:06 Uhr
Samstag, 10. August
Kairo: Gaza-Angriff zeigt Israels fehlenden Willen für Waffenruhe
Ägypten hat Israels Angriff auf ein Schulgebäude in Gaza-Stadt mit Dutzenden Toten äusserst scharf verurteilt. Der Angriff sei eine «beispiellose Missachtung völkerrechtlicher Bestimmungen», teilte das Aussenministerium in Kairo mit. Es handle sich um eine «Fortsetzung von Verbrechen in grossem Massstab», bei denen «gewaltige Zahlen unbewaffneter Zivilisten» getötet würden. Der Angriff falle in eine Phase, in der Vermittler sich um eine Waffenruhe in Gaza bemühten. Dies sei ein «klarer Beweis» dafür, dass es auf israelischer Seite keinen Willen gebe, den brutalen Krieg im Gazastreifen zu beenden.
Der israelische Luftangriff galt einem Schulgebäude, in dem Vertriebene untergebracht waren und das der Hamas nach israelischer Darstellung als Kommandozentrale und Versteck diente. Mindestens 100 Menschen wurden getötet, wie aus medizinischen und Sicherheitskreisen im Gazastreifen verlautete. Israels Armee habe das Gebäude während des muslimischen Gebets am frühen Morgen angegriffen, teilte das von der Hamas kontrollierte Medienbüro mit. Die Angaben der Hamas und Israels liessen sich nicht unabhängig prüfen. (dpa)
06:13 Uhr
Samstag, 10. August
Israels Armee meldet Luftangriff in Gaza Stadt
Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht eine Kommandozentrale der islamistischen Hamas in einem Schulgebäude der Stadt Gaza im Norden des Küstenstreifens angegriffen. Es seien Terroristen getroffen worden. Unbestätigten arabischen Berichten zufolge sollen bei dem Angriff mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen sein, Dutzende seien verletzt worden. Die Kommandozentrale der Hamas habe sich in einer Schule neben einer Moschee befunden, die den Bewohnern von Gaza Stadt als Schutzraum gedient habe, teilte die israelische Armee am frühen Morgen mit.
Angaben zu Opfern machte die israelische Armee in der Mitteilung auf Telegram nicht. Vor dem Angriff seien «zahlreiche Massnahmen» ergriffen worden, um das Risiko für Zivilisten zu mindern, hiess es. So sei Präzisionsmunition bei dem Angriff eingesetzt worden. Die Hamas habe das Gebäude als Versteck für Terroristen und Kommandeure benutzt. Von dort aus seien Anschläge gegen Israels Truppen und den Staat Israel geplant und vorbereitet worden.
Das israelische Militär wies erneut darauf hin, dass die Hamas systematisch gegen das Völkerrecht verstosse, in dem sie aus zivilen Unterkünften heraus vorgehe. Zivilisten würden als menschliche Schutzschilde für ihre Terroraktivitäten missbraucht, hiess es weiter. (dpa)
06:16 Uhr
Samstag, 10. August
Blinken: Eskalation in Nahost in «niemandes Interesse»
Eine Eskalation der Lage im Nahen Osten ist nach den Worten von US-Aussenminister Antony Blinken in niemandes Interesse. Vor dem Hintergrund der Sorge vor einem Vergeltungsschlag des Irans und seiner Verbündeten gegen Israel wegen der Tötung zweier führender Köpfe der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz sicherte Blinken dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant am Telefon eisernen Beistand der USA zu. Eine Eskalation sei «im Interesse keiner Partei», sagte Blinken laut einem Sprecher seines Ministeriums. Er habe die «dringende Notwendigkeit» einer Waffenruhe in Gaza bekräftigt. Der Iran wurde in der Mitteilung des Ministeriums nicht explizit genannt.
Eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gilt als Schlüssel, um die Lage im Nahen Osten zu entschärfen. Eine Waffenruhe in dem abgeriegelten Küstenstreifen stelle die Freilassung der Geiseln sicher, ermögliche mehr humanitäre Hilfe für die leidende Bevölkerung und schaffe «die Voraussetzungen für eine breitere regionale Stabilität», habe Blinken in dem Telefonat gesagt. Die in dem Krieg zwischen Israel und der mit dem Iran verbündeten Hamas als Vermittler fungierenden USA, Katar und Ägypten hatten zuvor beide Seiten in einer gemeinsamen Erklärung mit energischen Worten zu einem Abkommen gedrängt.
Sie seien aufgefordert worden, die Gespräche am 15. August in Doha oder in Kairo wieder aufzunehmen, «um alle verbleibenden Lücken zu schliessen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen», heisst es in der vom katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani, dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und US-Präsident Joe Biden unterzeichneten Erklärung. Das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte daraufhin erklärt, dass Israel eine Delegation schicken werde. (dpa)
19:42 Uhr
Freitag, 9. August
Israel tötet Hamas-Mitglied in Flüchtlingslager im Libanon
Ein hochrangiger Vertreter der Hamas aus dem Gazastreifen ist am Freitagabend bei einem israelischen Luftangriff im Libanon getötet worden. Das bestätigten ein Vertreter der Hamas sowie zwei Mitglieder aus Sicherheitskreisen gegenüber der Agentur Reuters.
Der Luftangriff zielte auf ein Fahrzeug in der 60 Kilometer von der Grenze entfernten Hafenstadt Sidon. Beim Opfer soll es sich um den Hamas-Sicherheitsbeauftragten Samer al-Hadsch handeln. Sein Leibwächter sei schwer verwundet worden.
Ein AFP-Korrespondent sah, wie das Todesopfer aus dem Fahrzeug gezogen wurde. Gleichzeitig riegelten Soldaten das Gebiet südlich von Ain al-Hilweh südlich von Sidon ab, das grösste der 12 offiziellen palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon. (dpa)
15:56 Uhr
Freitag, 9. August
UN-Menschenrechtschef entsetzt über Aussage von Israels Finanzminister
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat den rechtsextremen israelischen Finanzminister Bezalel Smotrich wegen seiner umstrittenen Äusserungen zum Aushungern der Palästinenser scharf kritisiert. Er sei schockiert und entsetzt darüber, teilte Türk in Genf mit.
Smotrich hatte nach israelischen Medienberichten gesagt, eine Blockade der Hilfsgüter für den Gazastreifen sei gerechtfertigt, um die bei den Terroranschlägen auf Israel am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppten Geiseln zu befreien. Er fügte hinzu, das gelte seiner Ansicht nach auch, wenn dadurch zwei Millionen Menschen verhungern. Auch Deutschland, Frankreich und die EU hatten Entsetzen geäussert.
Solche Aussagen stachelten zum Hass auf unschuldige Zivilisten an, so Türk. Einwohner verhungern zu lassen oder kollektiv zu bestrafen seien Kriegsverbrechen. «Derartige Äusserungen, insbesondere von Amtsträgern, müssen sofort unterbleiben, sie müssen untersucht und, falls sie als Verbrechen eingestuft werden, strafrechtlich verfolgt und bestraft werden» teilte Türk mit. Gleichzeitig rief er im Gaza-Krieg erneut zu einem Waffenstillstand und der Freilassung der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln auf. (dpa)
14:07 Uhr
Freitag, 9. August
Iran: Neue Marschflugkörper und Raketen für Revolutionsgarden
Die Marineeinheiten der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) bekommen Berichten zufolge mehrere neue Marsch- und Lenkflugkörper sowie Raketen. Die Raketen sollen mit hochexplosiven Sprengköpfen bestückt und schwer abzufangen sein, berichtete die Nachrichtenagentur Ilna. Die Anweisung dazu kam laut Ilna direkt vom IRGC-Kommandeur Hussein Salami, der Israel jüngst wegen der gezielten Tötung eines Hamas-Führers mit «Blutrache» gedroht hatte.
Ob die Entscheidung nur militärische Routine oder vor dem Hintergrund der jüngsten Drohungen Teherans gegen den Erzfeind Israel zu sehen ist, blieb zunächst unklar.
Beobachtern zufolge soll in inneriranischen politischen Kreisen aktuell durchaus auch über eine diplomatische Lösung gesprochen werden. Sie geben auch zu bedenken, dass der als moderat geltende, neue iranische Präsident Massud Peseschkian seine politischen Ziele im Falle eines ernsthaften militärischen Konflikts seines Landes mit Israel nicht umsetzen könnte. Zudem könne sich Peseschkian wegen der desolaten Wirtschaftslage im Land eigentlich auch keinen Krieg leisten. (dpa)
14:05 Uhr
Freitag, 9. August
Israel tötet weitere Hisbollah-Kämpfer im Libanon
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben zwei Mitglieder der proiranischen Hisbollah im Südlibanon getötet. Sie seien auf einem Militärgelände der Schiitenmiliz in der Gegend um Nakura unweit der israelischen Grenze angegriffen worden, hiess es.
Die Hisbollah bestätigte den Tod von zwei ihrer Mitglieder. Sie führt für gewöhnlich nicht weiter aus, wann, wo und wie ihre Kämpfer ums Leben gekommen waren. Darüber hinaus reklamierte die Schiitenmiliz Angriffe auf Ziele im Norden Israels für sich. Die Hisbollah habe unter anderem eine «Salve von Katjuscha-Raketen» abgefeuert, hiess es. (dpa)
12:27 Uhr
Freitag, 9. August
Nahost Gaza-Abkommen: Smotrich warnt vor «gefährlicher Falle»
Israels rechtsextremer Finanzminister Bezalel Smotrich hat nach der energischen Forderung Katars, Ägyptens und der USA nach einem Abkommen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg einen solchen Deal als «gefährliche Falle» bezeichnet. Es würde den Krieg im Gazastreifen vor der Zerstörung der Hamas beenden und ihr erlauben, sich neu aufzustellen und wieder Juden zu ermorden, schrieb Smotrich auf der Plattform X.
Die Vermittler hatten Israel und die islamistische Hamas am Donnerstagabend dazu gedrängt, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, «um alle verbleibenden Lücken zu schliessen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen». Der katarische Emir Tamim bin Hamad al-Thani, der ägyptisch Präsident Abdel Fattah al-Sisi und US-Präsident Joe Biden unterzeichneten die gemeinsame Erklärung.
Smotrich geisselte den geforderten Deal als Kapitulationsabkommen, das die Vermittler Israel aufzwingen würden. Dies würde ausserdem bedeuten, dass die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon sich weiter in unmittelbarer Nähe zur Nordgrenze aufhalten könne. Israels Abschreckungspotenzial im Nahen Osten würde dadurch zudem massiv geschwächt.
Netanjahu-Büro kündigt Delegation an
Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte nach der Veröffentlichung der Erklärung mit, Israel werde «gemäss dem Vorschlag der USA und der Vermittler» am 15. August eine Delegation an einen noch zu bestimmenden Ort entsenden, «um die Einzelheiten der Umsetzung des Abkommens festzulegen». Smotrich forderte Netanjahu auf, nicht in die Falle zu tappen und von seinen roten Linien abzuweichen. (dpa)
09:46 Uhr
Freitag, 9. August
Israel: Armee startet neuen Militäreinsatz in Chan Junis
Die israelische Armee hat im Gebiet von Chan Junis im südlichen Gazastreifen einen neuen Militäreinsatz begonnen. Nachrichtendienstliche Erkenntnisse hätten ergeben, dass sich in dem Gebiet Terroristen aufhielten und diese sich seit dem letzten Abzug von Israels Streitkräften dort neu organisierten, teilte das Militär mit. Zudem habe die Luftwaffe mehr als 30 Ziele der islamistischen Terrororganisation Hamas, darunter etwa Waffenlager, angegriffen. Bei den Angriffen sind nach Armeeangaben mehrere Terroristen getötet worden.
Das israelische Militär war in der Vergangenheit mehrfach und auch über längere Zeiträume hinweg in Chan Junis gegen Kampfeinheiten der Hamas aktiv gewesen, hatte sich aber danach jeweils wieder auf feste Positionen ausserhalb der Stadt zurückgezogen. Zuletzt war die Armee im Juli aktiv in Chan Junis. Ende des Monats zog sie sich jedoch wieder zurück. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Medienbüros sind während des vergangenen Vorstosses 255 Menschen getötet und rund 300 weitere verletzt worden. (dpa)
09:44 Uhr
Freitag, 9. August
Nahost-Experte: Iran hat kein Interesse an grossem Krieg
Der ehemalige Diplomat und Direktor des Deutschen Orient-Instituts, Andreas Reinicke, hat sich positiv über die bisherigen diplomatischen Bemühungen im Konflikt zwischen Israel und dem Iran geäussert. Dass es vonseiten des Irans und der Hisbollah keine ersten spontanen militärischen Reaktionen auf die Tötung zweier führender Köpfe der Hamas und der Schiitenmiliz im Libanon gegeben hat, sei «ein guter Schritt, ein gutes Zeichen», sagte Reinicke dem Deutschlandfunk. «Und von daher gesehen bin ich optimistischer als noch vor einigen Tagen, dass man vielleicht hier mindestens zu einer begrenzten Antwort des Irans kommt, die nicht in einen grossen Krieg mündet.»
Der Iran habe auch nur ein bedingtes Interesse an einem grossen Krieg, meinte Reinicke. «Das eigentliche Interesse des iranischen Regimes ist, seinen Fortbestand zu sichern, und zwar sowohl der Revolutionsgarden, die ihre ja nicht nur militärische, sondern auch wirtschaftliche Interessen haben, als auch des religiösen Regimes.»
Reinicke war zwischen 2012 und 2013 EU-Sonderbeauftragter für den Friedensprozess im Nahen Osten. Ausserdem war er als Botschafter in Syrien und Tunesien tätig. (dpa)
06:44 Uhr
Freitag, 9. August
Vermittler fordern Gaza-Abkommen - USA warnen Iran
Angesichts wachsender Sorgen vor einem Flächenbrand im Nahen Osten haben die Vermittler bei den schwierigen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg Israel und die islamistische Hamas mit energischen Worten zu einem Abkommen gedrängt. Beide Seiten seien aufgefordert worden, die Gespräche am 15. August in Doha oder in Kairo wieder aufzunehmen, «um alle verbleibenden Lücken zu schliessen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen», heisst es in einer vom katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani, dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und US-Präsident Joe Biden unterzeichneten gemeinsamen Erklärung.
Sie erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt, da der Iran und seine Verbündeten wie die Hamas Vergeltungsschläge gegen Israel wegen der Tötung zweier führender Köpfe der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz angekündigt haben. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter haben den Iran nach Informationen des «Wall Street Journal» gewarnt, dass seine neu gewählte Regierung und seine Wirtschaft einen verheerenden Schlag erleiden könnten, sollte ein Grossangriff gegen Israel erfolgen. Die Warnung sei Teheran sowohl direkt als auch über Mittelsmänner übermittelt worden, zitierte die Zeitung einen US-Beamten.
Bericht: USA warnen den Iran
«Die Vereinigten Staaten haben dem Iran deutlich zu verstehen gegeben, dass das Risiko einer grösseren Eskalation im Falle eines bedeutenden Vergeltungsangriffs gegen Israel extrem hoch ist», hiess es ohne Nennung von Details. Das israelische Sicherheitskabinett kam am Donnerstagabend in Tel Aviv zusammen, um über die angespannte Situation zu beraten. «Es gibt absolut keine legitime Grundlage für den Iran, einen militärischen Angriff gegen Israel zu starten, mit dem er weiterhin droht», sagte unterdessen ein ranghoher Beamter der US-Regierung in Washington. Die Vereinigten Staaten seien auf jede Eventualität vorbereitet.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sicherte seinem israelischen Kollegen Joav Galant am Telefon den Beistand der USA zu und verwies auf die Verlegung zusätzlicher militärischer Kräfte in die Region, darunter Kampfflugzeuge vom Typ F-22 Raptor. Sie seien eine von vielen Massnahmen zur Abschreckung, zur Verteidigung Israels und zum Schutz der amerikanischen Streitkräfte in der Region, schrieb Austin nach dem Telefonat auf der Plattform X. Zugleich habe er betont, wie wichtig es sei, eine Vereinbarung über eine Waffenruhe im Gazastreifen zu schliessen, die zur Freilassung der Geiseln führe, so Austin.
US-Beamter zu Gaza-Deal: Haben keine Zeit zu verlieren
Die von den Vermittlern abgegebene Erklärung habe zwar nicht direkt mit dem Iran und seinen Drohungen zu tun, sagte der US-Beamte. Aber sollte der Iran angreifen, gebe es keine Aussicht auf eine Waffenruhe in Gaza, weil man dann mit anderem beschäftigt wäre. Es sei nicht so, dass das Abkommen am kommenden Donnerstag unterschriftsreif sein werde. «Es gibt noch viel zu tun. Aber wir glauben, dass das, was hier noch übrig ist, wirklich überbrückt werden kann, und wir haben wirklich keine Zeit zu verlieren», sagte der Regierungsbeamte.
Es sei an der Zeit, sowohl der leidenden Bevölkerung in Gaza als auch den Geiseln und ihren Familien «unverzüglich Erleichterung zu verschaffen», heisst es in der Erklärung der Vermittler. Man habe über viele Monate hinweg «unermüdlich daran gearbeitet, ein Rahmenabkommen zu schmieden, das nun auf dem Tisch liegt und bei dem nur noch die Einzelheiten der Umsetzung geklärt werden müssen», heisst es in der Erklärung weiter. «Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren und keine Ausreden für weitere Verzögerungen.» Man sei bereit, falls nötig einen letzten überbrückenden Vorschlag vorzulegen, der die verbleibenden Fragen der Umsetzung in einer Weise löst, «die den Erwartungen aller Parteien entspricht».
Israel schickt Delegation zu Gaza-Verhandlungen
Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte nach der Veröffentlichung der Erklärung mit, Israel werde «gemäss dem Vorschlag der USA und der Vermittler» am 15. August eine Delegation an einen noch zu bestimmenden Ort entsenden, «um die Einzelheiten der Umsetzung des Rahmenabkommens festzulegen». Das Forum der Angehörigen der Geiseln dankte den drei Vermittlern und appellierte laut der «Times of Israel» an Netanjahu und seine Regierung, «Führungsstärke zu zeigen» und ein Abkommen «für die Rückkehr aller Geiseln» zu schliessen. Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in Gaza in ihrer Gewalt, von denen aber viele nicht mehr am Leben sein dürften.
Der israelische Verteidigungsminister Galant wandte sich zuvor angesichts des Konflikts mit der mit dem Iran verbündeten Hisbollah im Libanon in einer ungewöhnlichen Botschaft direkt an die Bevölkerung des nördlichen Nachbarlandes. «Wenn die Hisbollah ihre Aggression fortsetzt, wird Israel sie mit aller Macht bekämpfen», warnte Galant in arabischer Sprache auf der Plattform X. Israel strebe «nach Frieden, Wohlstand und Stabilität auf beiden Seiten der Nordgrenze. Deshalb werden wir nicht zulassen, dass die Hisbollah-Miliz die Grenze und die Region destabilisiert», erklärte der Minister und zitierte nach Angaben seines Büros ein arabisches Sprichwort: «Wer mit dem Feuer spielt, muss mit Zerstörung rechnen».
Nach der Tötung eines Militärkommandeurs der Hisbollah-Miliz im Libanon sowie eines Anführers der verbündeten Hamas im Iran ist die Gefahr eines grossen Kriegs im Nahen Osten stark gestiegen. Der Iran, die Hisbollah und die islamistische Hamas haben Vergeltung gegen Israel angekündigt. Die Hisbollah und Israel liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs täglich Gefechte. Vor allem im Libanon, aber auch in Israel kamen dabei zahlreiche Zivilisten ums Leben. Zudem wurden mehr als 350 Hisbollah-Mitglieder wie auch israelische Soldaten getötet. Zehntausende Anwohner verliessen auf beiden Seiten der Grenze ihre Heimatorte.
EU-Chefdiplomat verurteilt Israels Vorgehen gegen Diplomaten
Der Aussenbeauftragte der Europäischen Union, Josep Borrell, übte unterdessen scharfe Kritik an Israels Vorgehen gegen acht entsandte Vertreter Norwegens. Dass die israelische Regierung den Personen den Diplomatenstatus entzogen habe, widerspreche in Oslo vereinbarten Abkommen zur Lösung des Nahost-Konflikts und störe die Beziehungen und die Zusammenarbeit mit der Palästinensischen Autonomiebehörde, liess Borrell in Brüssel mitteilen. Er verurteile diese unbegründete Entscheidung aufs Schärfste. Diese Position sei über den Leiter der EU-Delegation in Tel Aviv der israelischen Regierung übermittelt worden.
«Dies ist keine bilaterale Frage zwischen Israel und Norwegen, sondern eine von Interesse für alle, die sich für Frieden und Stabilität im Nahen Osten einsetzen», erklärte er. Das israelische Aussenministerium hatte zuvor mitgeteilt, Aussenminister Israel Katz habe Norwegen informiert, dass er den diplomatischen Status norwegischer Vertreter in Israel aufhebe, die für die palästinensischen Gebiete zuständig seien. Zur Begründung war von «einer Reihe antiisraelischer und einseitiger Schritte der norwegischen Regierung» die Rede. Im Mai hatte Norwegen wie Spanien und Irland beschlossen, einen palästinensischen Staat anzuerkennen. (dpa)
18:36 Uhr
Donnerstag, 8. August
Palästinenser: 15 Tote nach Angriff auf zwei Schulen in Gaza
Bei israelischen Angriffen auf zwei Schulen in der Stadt Gaza sind nach palästinensischen Angaben mindestens 15 Menschen getötet worden. Dutzende weitere erlitten Verletzungen, wie die Gesundheitsdienste in Gaza mitteilten. Die Angaben liessen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen. Die israelische Armee bestätigte die Angriffe auf die Schulen. Sie galten Terroristen der islamistischen Hamas, die im Bereich der beiden Schulen Kommandozentralen betrieben hätten.
Nach Ausbruch des Gaza-Kriegs am 7. Oktober wurde der Schulbetrieb im abgeriegelten Küstengebiet eingestellt. Die meisten Schulen dienen heute als Notunterkünfte für Kriegsvertriebene. Etwa 85 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens sind durch den Krieg in die Flucht geschlagen worden. Die Hamas wiederum nutzt Schulen und Krankenhäuser häufig, um dort Kommandozentralen einzurichten und Waffen zu lagern.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen im vergangenen Oktober in Israel verübt hatten. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mindestens 39'699 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 91'722 verletzt. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten und lassen sich nicht unabhängig verifizieren. (dpa)
14:22 Uhr
Donnerstag, 8. August
Israel entzieht acht norwegischen Diplomaten den Status
Israel entzieht acht entsandten Vertretern Norwegens den Diplomatenstatus. Die Diplomaten seien in der norwegischen Botschaft in Israel stationiert, aber zuständig für die Kontakte mit der palästinensischen Autonomiebehörde, hiess es in einer Mitteilung des israelischen Aussenministeriums. Im Mai hatten Norwegen, Spanien und Irland beschlossen, einen palästinensischen Staat anzuerkennen.
Das Aussenministerium in Jerusalem teilte mit, Aussenminister Israel Katz habe Norwegen informiert, dass er den diplomatischen Status norwegischer Vertreter in Israel aufhebe, die für die palästinensischen Gebiete zuständig seien. «Wer uns angreift und eine einseitige Politik gegen uns verfolgt, wird den Preis zahlen», sagte Katz den Angaben zufolge.
Zur Begründung war die Rede von «einer Reihe antiisraelischer und einseitiger Schritte der norwegischen Regierung». Der norwegische Botschafter sei einbestellt worden, um ihm einen entsprechenden Brief zu übergeben. Der diplomatische Status solle den Repräsentanten demnach binnen sieben Tagen nach der Mitteilung entzogen werden.
«Anstatt nach dem 7. Oktober gegen den palästinensischen Terror zu kämpfen und Israel zu unterstützen, das gegen die iranische Achse des Bösen kämpft, hat Norwegen sich dafür entschieden, den Mördern und Vergewaltigern der Hamas einen Preis in Form der Anerkennung eines palästinensischen Staates zu verleihen», sagte Katz demnach weiter.
Der norwegische Aussenminister Espen Barth Eide nannte den Schritt Israels einen «extremen Akt». Laut einer Mitteilung seines Ministeriums sagte Eide: «Norwegen ist ein Freund Israels und wird es immer bleiben.» Dennoch halte Norwegen an seiner Kritik an der Besatzung, der Art und Weise, wie der Krieg im Gazastreifen geführt werde sowie am Leid fest, das der Krieg der palästinensischen Zivilbevölkerung zugeführt habe. (dpa)
12:13 Uhr
Donnerstag, 8. August
Zypern zu umfangreichen Evakuierungen aus Nahost bereit
Zypern ist bereit, im Falle einer Eskalation im Libanon und Israel bei Evakuierungen von Bürgern der EU und anderen Staaten zu unterstützen. «Wir sind bereit zu helfen, falls es notwendig wird», sagte der Sprecher der Regierung in Nikosia, Giannis Antoniou. Zahlreiche Botschaften von EU-Ländern hätten bereits Kontakt mit der Regierung Zyperns aufgenommen, um Details der möglichen Evakuierungen zu besprechen. Zypern hat wiederholt bei verschiedenen Krisen im Nahen Osten als Drehscheibe für Hilfs- und Evakuierungsaktionen gedient. Es ist das EU-Land, das geografisch am nächsten zum Nahen Osten liegt.
Der Evakuierungsplan mit dem Namen «Hestia» sieht den Angaben nach vor, dass Flugzeuge aus EU-Staaten und Drittländern eigene Bürger und ihre Familienmitglieder aus dem Libanon oder Israel holen und nach Zypern bringen. Dazu stehen die Flughäfen von Larnaka und Paphos bereit. (dpa)
06:31 Uhr
Donnerstag, 8. August
Hamas benennt neuen Verhandlungsleiter
Die islamistische Terrorgruppe Hamas soll nach der Tötung ihres Auslandschefs Ismail Hanija einen neuen Verhandlungsleiter für die Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen ernannt haben. Chalil al-Haja werde die Hamas bei den indirekten Verhandlungen vertreten und dabei den Weisungen ihres neuen Anführers Jihia al-Sinwar unterstehen, berichtete der saudi-arabische Fernsehsender Al Hadath unter Berufung auf drei palästinensische Quellen, darunter einen Hamas-Beamten. Der kürzlich in Teheran getötete Frontmann Hanija hatte als der Chefdiplomat der Hamas gegolten.
Anders als sein Vorgänger Hanija, der als Vorsitzender des Politbüros ein Luxusleben in Katar führte, hält sich Sinwar seit dem von ihm befehligten Massaker der Hamas im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober vergangenen Jahres versteckt. Er wird irgendwo im weit verzweigten Tunnelnetzwerk unter dem blockierten Küstenstreifen vermutet. War die Führung der Hamas bislang auf einen Chef für den Gazastreifen und einen ausserhalb des Küstengebiets aufgeteilt, ist die Macht nun in Sinwars Händen gebündelt. Wie sich dies auf die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg auswirken wird, ist noch ungewiss. (dpa)
06:15 Uhr
Donnerstag, 8. August
Kriegsgefahr in Nahost: Druck auf den Iran wächst Vorspann
Angesichts der vom Iran und seinen Verbündeten seit Tagen angedrohten Vergeltungsschläge gegen Israel ist die Lage im Nahen Osten zum Zerreissen angespannt. Israel droht seinen Feinden verheerende Konsequenzen an. «Wir werden unseren Feinden, denen, die uns angreifen, denen, die in jeder Rede davon sprechen, wie sie den Staat Israel zerstören werden, eine sehr klare Botschaft senden», warnte der israelische Generalstabschef Herzi Halevi beim Besuch eines Luftwaffenstützpunkts. Medienberichten zufolge richtet sich der Fokus vor allem auf die mit dem Iran verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon. Dort bereiten sich Krankenhäuser nach offiziellen Angaben bereits auf den Ernstfall vor.
«So, wie die Dinge stehen, könnte (Hisbollah-Chef Hassan) Nasrallah den Libanon dazu bringen, einen sehr hohen Preis zu zahlen. Sie können sich gar nicht vorstellen, was passieren könnte», sagte Israels Verteidigungsminister Joav Galant der «Times of Israel» zufolge bei einem Truppenbesuch. Es sehe immer mehr danach aus, dass die Hisbollah Israel in den kommenden Tagen angreifen könnte, unabhängig von den Absichten des Irans, zitierte der US-Fernsehsender CNN in der Nacht zwei mit Geheimdienstinformationen vertraute Quellen. Es sei nicht klar, ob der Iran und die Hisbollah einen möglichen Angriff koordinieren werden.
Israel zieht rote Linie
Die israelische Regierung habe dem Verbündeten USA mitgeteilt, dass das israelische Militär «überproportional» reagieren würde, sollte die Hisbollah aus Rache für die kürzliche Tötung ihres obersten militärischen Befehlshabers israelische Zivilisten angreifen, berichtete der israelische Journalist Barak Ravid beim US-Nachrichtenportal «Axios» unter Berufung auf zwei namentlich nicht genannte israelische Beamte. Dies sei der Versuch, eine Linie zu definieren, welches Vorgehen Israel dazu zwingen würde, den seit Monaten andauernden Konflikt mit der Hisbollah zu eskalieren und einen Krieg zu riskieren.
Seit Tagen drängen die USA zusammen mit ihren Verbündeten im Westen und im Nahen Osten den Iran und Israel dazu, die Spannungen abzubauen und einen grossen Krieg in der Region zu verhindern. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte Irans neuen Präsidenten Massud Peseschkian in einem Telefonat auf, alles zur Vermeidung einer weiteren militärischen Eskalation zu tun, die auch für den Iran nicht von Interesse wäre und die regionale Stabilität nachhaltig schädigen würde, wie der Élyséepalast mitteilte.
Bericht: Der Iran könnte seine Haltung überdenken
Nach Meinung eines Kommentators der «Washington Post» könnten die intensiven diplomatischen Bemühungen inzwischen durchaus ihre Wirkung zeigen. Zwar sei das Risiko eines iranischen Angriffs nach wie vor hoch. Doch Beamte des Weissen Hauses hätten der Zeitung erklärt, dass sich die Bemühungen allmählich auszahlten und die Möglichkeit bestehe, dass der Iran seine Haltung überdenkt. Dazu habe auch die militärische Drohkulisse mit der Verlegung zusätzlicher US-Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region beigetragen.
Der Iran wisse genau, dass die USA ihre Interessen und Partner unnachgiebig verteidigen würden, wurde ein ranghoher US-Regierungsbeamter von der Zeitung zitiert. Auch sei dem Iran deutlich gemacht worden, dass eine grössere Eskalation schwerwiegende Folgen für die Stabilität der neuen Regierung von Präsident Peseschkian nach sich ziehen würde.
Ägypten hat unterdessen seinen Fluggesellschaften Flüge über der iranischen Hauptstadt Teheran am frühen Donnerstagmorgen untersagt. «Alle ägyptischen Fluggesellschaften sollten Flüge über Teheran vermeiden», hiess es in einem Sicherheitshinweis der zivilen Luftfahrtbehörde in Kairo. Pläne für Flüge über dieses Gebiet würden abgelehnt. Die Anweisung galt ab 3 Uhr nachts (MESZ) für drei Stunden. Die Luftfahrtbehörde verwies auf eine Warnung der iranischen Behörden, nach der etwa zur selben Zeit im Land Militärübungen geplant seien.
Zuvor hatte Jordanien bereits einen Hinweis an Fluggesellschaften erteilt, Maschinen im Luftraum des an Israel grenzenden Königreichs auf einen möglichen Angriff des Irans vorzubereiten. Alle ankommenden Maschinen sollten vorab mit Treibstoff für 45 zusätzliche Minuten Flug betankt werden, hiess es.
Die Informationsstelle des internationalen Flughafens in Teheran bezeichnete die Lage im iranischen Luftraum unterdessen als normal. Nur einige Fluggesellschaften wie die Lufthansa und Austrian Airlines haben ihren Flugbetrieb nach Teheran wegen eines möglichen Militärkonflikts mit Israel vorerst eingestellt. Turkish Airlines stoppte zumindest seine Nachtflüge.
Libanons Gesundheitssektor plant für den Ernstfall
Aufgrund der drohenden Eskalation bereiten sich Krankenhäuser im Libanon auf einen Ernstfall vor. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums haben die Krankenhäuser in dem wirtschaftlich gebeutelten Land zwar einen Vorrat für rund vier Monate. Sollten im Falle einer Eskalation aber auch die Häfen oder Flughäfen des Landes zum Ziel werden und ausser Betrieb geraten, würden etwa die Vorräte des grössten öffentlichen Krankenhauses, der Rafik-Hariri-Klinik, für maximal zehn Tage reichen, sagte Direktor Dschihad Saadeh der dpa. Sollte es mit Patienten überschwemmt werden, könnten die Vorräte schon nach wenigen Tagen zur Neige gehen.
Nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran sowie der Tötung des Militärkommandeurs der Hisbollah-Miliz durch einen israelischen Angriff in Beirut ist die Gefahr eines grossen Krieges im Nahen Osten greifbar. Der jüdische Staat ist nach Ansicht von 57 islamischen Staaten auch für die Tötung Hanijas «voll verantwortlich». Der Anschlag sei ein «eklatanter Bruch des Völkerrechts und der UN-Charta», heisst es in der Abschlusserklärung der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) nach einer Notfallsitzung in Saudi-Arabien.
Islamische Länder: Kampf für Palästinenser jetzt noch verstärkt
Der Kampf um Gerechtigkeit für die Palästinenser werde nun noch verstärkt geführt, sagte der Aussenminister Gambias, Mamadou Tangara, dessen Land derzeit den Vorsitz in der Organisation hat. Israel hat sich zu Hanijas Tod bisher nicht geäussert. Laut US-Medien starb er durch eine Bombe.
Die Hamas soll unterdessen einen neuen Verhandlungsleiter für die Gespräche über eine Waffenruhe im umkämpften Gazastreifen ernannt haben. Chalil al-Haja werde die Hamas bei den indirekten Verhandlungen vertreten und dabei den Weisungen ihres neuen Anführers Jihia al-Sinwar unterstehen, berichtete der saudi-arabische TV-Sender Al Hadath unter Berufung auf drei palästinensische Quellen, darunter ein Hamas-Beamter. Hanija hatte bis zu seinem Tod als Chefdiplomat der Hamas gegolten.
Anders als sein Vorgänger Hanija, der als Vorsitzender des Hamas-Politbüros ein Luxusleben in Katar führte, hält sich Sinwar seit dem von ihm befehligten Massaker im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober versteckt. Er wird irgendwo im weit verzweigten Tunnelnetzwerk unter dem blockierten Küstenstreifen vermutet. Wie sich die Bündelung der Macht innerhalb der Hamas in Sinwars Händen auf die Bemühungen um eine Waffenruhe auswirken wird, ist noch ungewiss. Bisher zeigte er sich unerbittlich und lehnte Kompromisse mit Israel strikt ab. (dpa)
22:46 Uhr
Mittwoch, 7. August
Islamische Länder: Israel voll verantwortlich für Tod Hanijas
Israel ist nach Ansicht von 57 islamischen Staaten «voll verantwortlich» für die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran. Die Tötung sei ein «eklatanter Bruch des Völkerrechts und der UN-Charta», heisst es in der Abschlusserklärung der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) nach einer Notfallsitzung in Saudi-Arabien. Israel habe die «Souveränität, territoriale Unversehrtheit und nationale Sicherheit» des Iran ernsthaft verletzt.
Es ist die bisher grösste Gruppe von Staaten, die Israel beschuldigt, die gezielte Tötung im Iran durchgeführt zu haben. Der OIC, die sich als kollektive Stimme der muslimischen Welt versteht, gehören 57 Länder aus vier Kontinenten an. Der Iran hatte die Sitzung mit Pakistan beantragt. In der OIC sitzen auch einflussreiche nicht-arabische Staaten, darunter die Türkei.
Kampf für Palästinenser noch verstärkt
Israel hat sich zu dem Vorwurf bislang nicht öffentlich geäussert. Mehrere Experten sind aber der Ansicht, dass nur Israel über die Mittel und die Motivation verfügte, den Hamas-Auslandschef im Herzen Teherans gezielt zu töten. US-Medien hatten zuvor berichtet, dass Hanija durch eine Bombe getötet worden sei - und demnach durch einen lange vor Hanijas Teheran-Reise platzierten Sprengsatz.
Der Kampf um Gerechtigkeit für die Palästinenser werde nun noch verstärkt geführt, sagte der Aussenminister Gambias, Mamadou Tangara, dessen Land derzeit den Vorsitz in der Organisation hat. Die Tötung werde die Palästinenserfrage «nicht unterdrücken», sondern deren Dringlichkeit noch stärker hervorheben, sagte Tangara. «Diejenigen, die Frieden und Gerechtigkeit anstreben», würden jetzt nur noch entschlossener handeln.
Israel «macht vor nichts halt»
OIC-Generalsekretär Hissein Brahim Taha verurteilte die Tötung Hanijas scharf und sprach ebenfalls von einem Bruch der Souveränität des Iran. Israel «macht vor nichts halt, während es jedes internationale Gesetz und Resolution bricht». Der UN-Sicherheitsrat müsse die nötigen Schritte unternehmen, damit die «Besatzungsmacht» Israel die Regeln des Völkerrechts respektiere.
Mit Blick auf die Tötung im Iran sagte Tangara: «Die Souveränität und territoriale Unversehrtheit von Staaten sind fundamentale Grundsätze, die die internationale Ordnung untermauern.» Dies sei auch in den Chartas der Vereinten Nationen und der OIC sowie in anderen internationalen Vereinbarungen festgeschrieben. (dpa)
21:06 Uhr
Mittwoch, 7. August
Israels Finanzminister entsetzt mit Äusserungen zu Aushungern
Deutschland, Frankreich und die EU haben sich entsetzt über Äusserungen des israelischen Finanzministers Bezalel Smotrich geäussert, mit denen er die Nahrungsmittelhilfe für Palästinenser im Gazastreifen bedauert und ein Aushungern als moralisch gerechtfertigt bezeichnet.«Es sind völlig inakzeptable und empörende Äusserungen des israelischen Finanzministers. Wir weisen sie auf das Allerschärfste zurück», sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.
«Es ist ein Gebot der Menschlichkeit und ein Grundprinzip des humanitären Völkerrechts, das auch im Krieg Zivilistinnen und Zivilisten geschützt werden müssen und zum Beispiel Zugang zu Wasser und Nahrungsmitteln bekommen müssen», so der Sprecher.
EU: Aushungern von Zivilisten ist Kriegsverbrechen
Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell teilte mit, man erwarte von der israelischen Regierung, dass sie sich eindeutig von den Worten von Minister Smotrich distanziere. Die Äusserungen zeigten erneut dessen Verachtung für das Völkerrecht und die grundlegenden Prinzipien der Menschlichkeit. Das absichtliche Aushungern von Zivilisten sei ein Kriegsverbrechen.
Smotrich hatte sich laut israelischen Medienberichten zur internationalen Situation seines Landes geäussert und eine Blockade der Hilfsgüter bis zur Freilassung aller Geiseln als moralisch und gerechtfertigt bezeichnet, selbst wenn dies den Hungertod von zwei Millionen Menschen im Gazastreifen bedeute. Aber die internationale Gemeinschaft werde dies nicht zulassen, so Smotrich. (dpa)
19:11 Uhr
Mittwoch, 7. August
Israels Generalstabschef: Hamas-Chef Sinwar im Visier
Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi sieht in der Wahl des bisherigen Chefs der Hamas im Gazastreifen zum neuen Leiter des Politbüros der Islamisten eine zusätzliche Motivation, Jihia al-Sinwar ausfindig zu machen. «Wir werden uns alle Mühe geben, ihn zu finden, ihn ins Visier zu nehmen und dafür zu sorgen, dass der Chef des Politbüros erneut ersetzt wird», sagte Halevi beim Besuch eines Luftwaffenstützpunkts.
«Wir haben in den vergangenen Wochen sehr wichtige Operationen durchgeführt und dabei die ranghöchsten Kommandeure unserer problematischsten Feinde ausgeschaltet, und wir machen nicht halt.» Sinwars neuer Titel spreche ihn nicht davon frei, ein Mörder zu sein, sagte Halevi über den Hamas-Führer, der als Drahtzieher des Terrorangriffs am 7. Oktober 2023 gilt.
Nach dem Besuch des Stützpunkts betonte Halevi die «höchste Bereitschaft» des Militärs angesichts der Eskalation der vergangenen Tage. «Wir werden wissen, wie wir überall im Libanon, überall in Gaza, überall im Nahen Osten, ober- oder unterirdisch, eine sehr schnelle Offensive durchführen können», betonte er. «Wir werden unseren Feinden, denen, die uns angreifen, denen, die in jeder Rede davon sprechen, wie sie den Staat Israel zerstören werden, eine sehr klare Botschaft senden.» (dpa)
19:09 Uhr
Mittwoch, 7. August
Libanons Gesundheitssektor plant für den Ernstfall
Aus Sorge über eine Eskalation im Nahen Osten Nahost bereiten sich Krankenhäuser im Libanon auf einen Ernstfall vor. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums haben die Krankenhäuser in dem wirtschaftlich gebeutelten Land einen Vorrat für rund vier Monate.
«Es gibt Bereiche, in denen wir eindeutig noch nicht so gut vorbereitet sind, wie wir gern wären», sagte der libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad der Deutschen Presse-Agentur. Darunter falle vor allem die mentale Gesundheit der Bevölkerung. Der alltägliche Stresszustand der Bevölkerung sei generell sehr angespannt.
Das habe sich in den letzten Tagen nochmal gesteigert: «Wenn die israelischen Kampfflugzeuge im Tiefflug über Beirut die Schallmauer durchbrechen, erinnert das die Bevölkerung an vorige Katastrophen: Den Bürgerkrieg oder die Hafenexplosion.» Dabei komme zwar niemand physisch zu Schaden. Die Knallgeräusche - die oft wie riesige Explosionen klingen - weckten aber psychologische Traumata. Die Reaktionen der Menschen zeigten, mit welchen Angstzuständen sie zu kämpfen hätten.
Krankenhäuser haben «gerade genug»
Laut Abiad steht der Gesundheitssektor ohnehin schon unter Druck. Seit 2019 steckt das Land am Mittelmeer in der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Aufgrund der Krise hätten rund 30 Prozent der Ärzte und Krankenpfleger das Land bereits verlassen. Viele Krankenhäuser seien nur mit einem minimalen Vorrat ausgerüstet. «Manche von ihnen arbeiten mit dem Prinzip ‹gerade genug›», so Abiad.
Hinzu komme, dass im Falle einer Eskalation auch die Häfen oder Flughäfen zum Ziel werden und ausser Betrieb geraten könnten. Sollte es zu so einer Situation kommen, reichten die Vorräte des grössten öffentlichen Krankenhauses im Libanon, dem Rafik-Hariri-Krankenhaus, für maximal zehn Tage. Sollten es mit Patienten überschwemmt werden, könnten die Vorräte schon nach wenigen Tagen zur Neige gehen, sagte Direktor Dschihad Saadeh der dpa. (dpa)
17:41 Uhr
Mittwoch, 7. August
Islamische Länder: Kampf für Palästinenser jetzt noch verstärkt
Der Kampf um Gerechtigkeit für die Palästinenser wird den islamischen Ländern zufolge nach Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija nun noch verstärkt geführt. Das sagte der Aussenminister Gambias, Mamadou Tangara, bei einer Notfallsitzung der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), bei der Gambia derzeit den Vorsitz hat.
Die Tötung werde die Palästinenserfrage «nicht unterdrücken», sondern deren Dringlichkeit noch stärker hervorheben, sagte Tangara bei dem Treffen in Saudi-Arabien. «Diejenigen, die Frieden und Gerechtigkeit anstreben», würden durch Handlungen wie die Hanija-Tötung nur noch entschlossener handeln.
Der Iran hatte die Dringlichkeitssitzung der OIC, der 57 islamische Länder angehören, gemeinsam mit Pakistan beantragt. Die Organisation versteht sich als kollektive Stimme der muslimischen Welt. Anders als der kleineren Arabischen Liga gehören ihr auch einflussreiche nicht-arabische Staaten an, darunter der Iran und die Türkei. (dpa)
17:31 Uhr
Mittwoch, 7. August
Medien: Briten bereiten mögliche Evakuierung im Libanon vor
Grossbritannien bereitet sich Medienberichten zufolge auf eine mögliche Evakuierung seiner Staatsbürger im Libanon vor, sollte die Lage dort eskalieren. Mehr als 1.000 Militärangehörige stünden bereit, um zu helfen, berichteten die britische Zeitung «Times», die Rundfunkanstalt BBC und der Fernsehsender Sky News. Mehrere Hundert davon seien auf eine Basis in Zypern geschickt worden. Das Aussenministerium in London äusserte sich dazu auf Anfrage nicht.
Aussenminister David Lammy hatte seine Landsleute aufgerufen, den Libanon zu verlassen. Die Lage sei angespannt und könne sich schnell verschlechtern, teilte Lammy am Wochenende mit. Seine Botschaft an britische Staatsbürger sei klar: «Gehen Sie jetzt.»
Das Ministerium schrieb damals, es seien Beamte in die Region geschickt worden, um Botschaftspersonal zu unterstützen. Das sei Teil der vorbereitenden Planungen für «eine Reihe möglicher Konfliktszenarien». Der Nachrichtenagentur PA zufolge halten sich etwa 16.000 britische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger im Libanon auf. Etwa 3.000 hätten bisher ein Formular ausgefüllt, um die Regierung über ihren Aufenthalt zu informieren. (dpa)
16:18 Uhr
Mittwoch, 7. August
Türkei beantragt Beitritt zur Völkermord-Klage gegen Israel
Die Türkei schliesst sich einer von Südafrika angestrengten Völkermord-Klage gegen Israel an. Ein entsprechender Antrag wurde von einer Delegation in Den Haag beim Internationalen Gerichtshof (IGH) eingereicht, wie Numan Kurtulmus, Sprecher des türkischen Parlaments, auf der Plattform X mitteilte. Die Türkei hatte den Schritt bereits im Mai angekündigt.
Kurtulmus nannte den Antrag einen «historischen Schritt für die palästinensische Sache.» Die Türkei werde ihre Arbeit fortsetzen, um sicherstellen, dass Israel für das Verbrechen des Völkermords vor internationalen Gerichten angeklagt und für die von dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und «seiner Bande begangenen Verbrechen» aufs Härteste bestraft werde.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der gute Beziehungen zur Hamas unterhält, hatte den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen wiederholt kritisiert. Er wirft Israel zudem «Völkermord» an den Palästinensern vor. Israel bestreitet die Völkermord-Vorwürfe. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind vor diesem Hintergrund zurzeit sehr angespannt.
Südafrika hatte Ende 2023 Klage gegen Israel eingereicht und dem Land die Verletzung der Völkermordkonvention vorgeworfen. Das UN-Gericht hatte Israel in einer Eil-Entscheidung zu Schutzmassnahmen verpflichtet, um einen Völkermord zu verhindern. Zudem müsse Israel mehr humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen zulassen.
Ende Mai hatte der Internationale Gerichtshof Israel dann verpflichtet, den umstrittenen Militäreinsatz in Rafah im Süden des Gazastreifens unverzüglich zu beenden. Neben der Türkei haben sich mehrere andere Länder, darunter Spanien als erstes EU-Land, der Klage angeschlossen. (dpa)
14:23 Uhr
Mittwoch, 7. August
Zwei Tote nach israelischem Angriff im Südlibanon
Bei einem israelischen Angriff im Libanon sind mindestens zwei Menschen getötet worden. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte weiter mit, dass es auch sechs Verletzte gab. Der Angriff zielte demnach auf ein Motorrad in dem Ort Dschuaja im Süden des Landes. Ob es sich bei den Opfern um Mitglieder der Hisbollah handelte, war zunächst nicht klar. Das israelische Militär äusserte sich zunächst nicht.b( dpa )
11:39 Uhr
Mittwoch, 7. August
Hisbollah gratuliert neuem Hamas-Chef Sinwar
Die Hisbollah im Libanon hat Jihia al-Sinwar zu seiner Wahl zum Anführer der islamistischen Terrororganisation Hamas gratuliert. Sinwars Ernennung zum Leiter des politischen Büros der Organisation sei Beweis für Israels Versagen, heisst es in einem Statement der Hisbollah. Israel habe sein Ziel - die Tötung von Anführern und Funktionären der Hamas - nicht erreichen können.
Mit der Ernennung Sinwars sende die Hamas ausserdem eine «starke Botschaft» an Israel und seine Verbündeten, da die Hamas ihre Entscheidungen geeint treffe und standhaft bleibe. Sie setzte den «Weg des Widerstands und des Kampfes fort».
Auch die proiranischen Huthi im Jemen haben der Hamas zur Ernennung ihres neuen Anführers gratuliert. Ein Sprecher teilte auf X mit, die Huthi beteten, damit Sinwar die «göttliche Unterstützung» erhalte, um der Verantwortung «in dieser historischen Phase in der Konfrontation mit Israel» nachzukommen.
Nach der Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija hat die islamistische Terrorgruppe Sinwar am Dienstagabend zum neuen Anführer der Organisation ernannt. Er lebt an einem unbekannten Ort im Gazastreifen - es wird vermutet, dass er sich in den Tunneln der Organisation unter dem Küstengebiet versteckt hält. Sein Vorgänger Hanija residierte in Katars Hauptstadt Doha und galt als Chefdiplomat der Hamas.
Sowohl die Hisbollah als auch die Huthi sind mit der Hamas im Gazastreifen verbündet. Alle drei sind wiederum Verbündete des Irans. (dpa)
06:53 Uhr
Mittwoch, 7. August
USA: Waffenruhe in Gaza hängt an Hamas-Chef Sinwar
Während die USA auf eine Deeskalation im Konflikt zwischen dem Iran und Israel drängen, erschwert die Ernennung von Israels Staatsfeind Nummer Eins zum Anführer der Hamas die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Die Ernennung von Yahya al-Sinwar sei ein «weiterer zwingender Grund, ihn schnell zu beseitigen und diese abscheuliche Organisation vom Antlitz der Erde zu tilgen», schrieb Israels Aussenminister Israel Katz auf der Plattform X.
Nach Ansicht von US-Aussenminister Antony Blinken hängt es jedoch massgeblich von Sinwar ab, ob ein Abkommen über eine Waffenruhe in Gaza gelingt. Der bisherige Anführer der Islamisten im Gazastreifen sei schon vor seiner Ernennung zum Nachfolger des getöteten Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija der wesentliche Entscheider der Hamas in dieser Frage gewesen, sagte Blinken. «Das unterstreicht nur die Tatsache, dass es wirklich an ihm liegt, zu entscheiden, ob ein Waffenstillstand vorangetrieben wird.» Sinwar gilt als Drahtzieher des Terrorangriffs der Hamas und anderer Gruppen in Israel vom 7. Oktober 2023.
Bericht: Sinwar für enge Abstimmung mit dem Iran
Die Hamas vermittele mit Sinwars Ernennung zu ihrem alleinigen Anführer die Botschaft, «dass sie strategisch hinter dem Ansatz des bewaffneten Widerstands steht», zitierte das «Wall Street Journal» Jehad Harb, politischer Analyst beim Palestinian Center for Policy and Survey Research, einer im Westjordanland ansässigen Denkfabrik.
Das bedeute, dass sich die Hamas von der Rolle als politische Einheit, die regieren will, entferne, schrieb die US-Zeitung. Sinwar befürworte zudem eine enge Abstimmung mit dem Hamas-Unterstützer Iran, der das Existenzrecht Israels bestreitet. Er scheine jene Stimmen in der Hamas übertrumpft zu haben, die dem Ansatz skeptisch gegenüberstanden. Sinwars vor knapp einer Woche in Teheran getöteter Vorgänger Hanija residierte in Katars Hauptstadt Doha und galt als Chefdiplomat der Hamas.
Blinken warnt vor Eskalation
Blinken warnte mit eindringlichen Worten vor einer Eskalation des Konflikts. Jeder in der Region sollte verstehen, «dass weitere Angriffe nur das Risiko gefährlicher Folgen erhöhen, die niemand vorhersagen und niemand vollständig kontrollieren kann», sagte der US-Aussenminister bei einem gemeinsamen Auftritt vor der Presse mit seiner australischen Kollegin Penny Wong sowie den Verteidigungsministern beider Länder im US-Bundesstaat Maryland.
Bei den indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza, bei denen Katar, Ägypten und die USA vermitteln, sei der «entscheidende Moment» erreicht, sagte Blinken. «Wir sind der festen Überzeugung, dass sie sehr, sehr bald zum Abschluss kommen sollten», sagte er. Sinwar habe wie bisher schon die Macht, darüber zu entscheiden, ob die Hamas einwilligt.
Bericht: Sinwar setzt auf Sieg
Es wird vermutet, dass sich Sinwar in einem der Tunnel der Hamas unter dem von Israel abgeriegelten Gazastreifen versteckt hält. Er setze darauf, dass die Hamas den Sieg erringt, indem sie als Gruppe überlebt, schrieb das «Wall Street Journal». Sinwar habe sich denn auch dem Druck widersetzt, einer Waffenruhe und einem Geiselabkommen zuzustimmen und habe den Vermittlern erklärt, dass der Tod palästinensischer Zivilisten ihm zum Vorteil gereiche. «Wir haben die Israelis genau da, wo wir sie haben wollen», habe Sinwar Hamas-Vertretern gesagt, die mit katarischen und ägyptischen Vertretern ein Abkommen aushandeln wollten.
Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag beantragte im Mai Haftbefehl gegen Sinwar, Hanija und Sinwars früheren Stellvertreter Mohammed Deif. Er warf ihnen unter anderem «Ausrottung» sowie Mord, Geiselnahme, Vergewaltigungen und Folter als Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
Sinwars früherer Stellvertreter Deif, Chef des militärischen Flügels der Hamas, wurde im Juli zum Ziel eines israelischen Raketenangriffs. In der vergangenen Woche erklärte ihn die israelische Armee für tot. Zum Tod Hanijas in der iranischen Hauptstadt Teheran hat sich die israelische Führung bislang nicht geäussert.
Auch Biden vermittelt
US-Präsident Joe Biden telefonierte derweil separat mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und dem katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani. In den Gesprächen sei es auch um die Verhandlungen zu einem Geisel-Deal zwischen Israel und der Hamas gegangen, die «nun eine letzte Phase erreicht» hätten, teilte das Weisse Haus mit. Die Gesprächspartner seien sich einig gewesen, dass dieser Prozess «so schnell wie möglich» abgeschlossen werden müsse. ( dpa )
23:10 Uhr
Dienstag, 6. August
Israels Aussenminister: Neuer Hamas-Anführer Sinwar ist «Erzterrorist»
Der israelische Aussenminister Israel Katz hat den neuen Hamas-Anführer Yahya al-Sinwar als «Erzterroristen» bezeichnet. Seine Ernennung sei ein «weiterer zwingender Grund, ihn schnell zu beseitigen und diese abscheuliche Organisation vom Antlitz der Erde zu tilgen», schrieb Katz auf der Plattform X.
Die islamistische Hamas hatte kurz zuvor bekanntgegeben, dass Sinwar die Nachfolge des in der vergangenen Woche getöteten Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija antritt. Sinwar war bislang der Chef der Hamas im Gazastreifen. Er gilt als der Drahtzieher des Terrorangriffs vom 7. Oktober 2023. (dpa)
21:34 Uhr
Dienstag, 6. August
US-Präsident Biden dringt weiter auf Deeskalation in Nahost
Die diplomatischen Bemühungen der US-Regierung, eine weitere Eskalation im Nahen Osten zu verhindern, gehen weiter. US-Präsident Joe Biden telefonierte separat mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und dem katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani. Angesichts drohender Vergeltungsschläge des Irans und seiner Verbündeten gegen Israel ist die Sorge vor einer Eskalation in der Region gross.
In den Gesprächen sei es auch um die Verhandlungen zu einem Geisel-Deal zwischen Israel und der islamistischen Terrorgruppe Hamas gegangen, die «nun eine letzte Phase erreicht» hätten, teilte das Weisse Haus weiter mit. Die Gesprächspartner seien sich einig gewesen, dass dieser Prozess «so schnell wie möglich» abgeschlossen werden müsse.
Die indirekten Verhandlungen über ein solches Abkommen zwischen Israel und der Hamas kommen seit Monaten nicht von der Stelle. Da beide Seiten nicht direkt miteinander verhandeln, vermitteln die USA, Ägypten und Katar.
Eine Gesprächsrunde einer israelischen Delegation mit ägyptischen Unterhändlern endete am Wochenende in Kairo ohne Ergebnisse, wie israelische Medien berichteten. Die Verhandlungen würden erst wieder aufgenommen, wenn der Iran die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija vergolten und die Hamas einen Nachfolger ausgewählt habe, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Beamte der «Times of Israel». (dpa)
21:06 Uhr
Dienstag, 6. August
Letzte seit 7. Oktober vermisste Israelin als getötet bestätigt
Nach monatelanger Untersuchung haben israelische Forensiker das Schicksal der letzten noch vermissten Person nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 geklärt. Die 76 Jahre alte Bilhah Janon sei am 7. Oktober ermordet worden, schrieb Armeesprecher Daniel Hagari auf der Plattform X. Spuren, die in der Nähe ihres Hauses gefunden worden waren, hätten die Identifizierung bestätigt. Das Militär habe die Angehörigen über den Tod Janons informiert.
Bislang hatte es keine Leiche oder DNA-Spuren gegeben, die das Schicksal der Frau bestätigen konnten. Das letzte Lebenszeichen erhielten ihre Angehörigen am Morgen des 7. Oktober, als Hamas-Terroristen mit Gleitschirmen auf das Gelände der landwirtschaftlichen Genossenschaft im Süden Israels eindrangen, in der Janon mit ihrem Ehemann lebte. Einem Bericht der «Times of Israel» zufolge wurde ihr Haus niedergebrannt. (dpa)
20:20 Uhr
Dienstag, 6. August
Nach Tötung von Hanija: Sinwar neuer Hamas-Anführer
Knapp eine Woche nach der Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija hat die islamistische Terrorgruppe ihren Leiter des militärischen Flügels, Jihia al-Sinwar, zum neuen Anführer der Organisation bestimmt. Das teilte die Hamas auf der Plattform Telegram mit. (dpa)
19:03 Uhr
Dienstag, 6. August
Hisbollah-Chef Nasrallah: «Warten auf Vergeltung ist Teil der Strafe»
Der Chef der Schiiten-Miliz Hisbollah, Hassan Nasrallah, bezeichnet das Hinauszögern des angekündigten Vergeltungsschlags gegen Israel als «Teil der Strafe». In einer Videobotschaft sagte der Generalsekretär der Gruppe vor tausenden Anhängern in der libanesischen Hauptstadt Beirut: «Das israelische Warten ist Teil der Vergeltung und Teil des Kampfes.» Er betonte: «Unsere Vergeltung wird kommen. Nichts wird uns davon abhalten, egal, wie die Konsequenzen aussehen.» Die Reaktion nach den Tötungen eines hochrangigen Hisbollah-Kommandeurs und des Hamas-Auslandschefs werde «stark und effektiv» sein.
Ein Vergeltungsschlag könnte zusammen mit anderen Gruppen der sogenannten «Achse des Widerstands» erfolgen, oder auch allein, sagte er. Der Begriff bezieht sich auf den Iran und dessen Verbündete, darunter neben der Hisbollah auch Milizen im Irak, in Syrien und die islamistische Hamas im Gazastreifen. Es handle sich um eine «grosse Schlacht». Nasrallah betonte, nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismali Hanija in Teheran sei der Iran zu einer Reaktion verpflichtet.
«Das Ziel des Kampfes besteht darin, den Sieg Israels zu verhindern», so Nasrallah. Die Hisbollah handelt nach eigenen Angaben in Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen.
Die Hisbollah verfügt über etwa 150 000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörper. Im Vergleich zum letzten offenen Krieg mit Israel 2006 hat sie ihr Arsenal damit etwa um das Zehnfache ausgeweitet und könnte Israel deutlich stärker treffen. (dpa)
18:11 Uhr
Dienstag, 6. August
Bevölkerung im Norden Israels soll in Nähe von Schutzräumen bleiben
Angesichts der gewachsenen Spannungen in der Region rufen lokale Behörden die Einwohner mehrerer Gemeinden im Norden Israels auf, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben. Dies gilt israelischen Medienberichten zufolge unter anderem für die Stadt Naharija, die etwa zehn Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt ist. Betroffen seien auch die Gemeinden in der Nähe der Golanhöhen. Das israelische Militär hatte den Behörden keine entsprechende Handlungsempfehlung gegeben.
Israel erwartet einen Vergeltungsschlag des Irans und seiner Verbündeten in der Region, nachdem in der vergangenen Woche der politische Führer der palästinensischen Terrororganisation Hamas, Ismail Hanija, in der iranischen Hauptstadt Teheran gezielt getötet worden war. Kurz zuvor tötete Israel den hochrangigen Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in der libanesischen Hauptstadt Beirut mit einem Luftangriff. (dpa)
16:44 Uhr
Dienstag, 6. August
Libanons Aussenminister: «Hoffen auf keine Vergeltung»
Der geschäftsführende Aussenminister des Libanons hofft, dass sich ein Vergeltungsschlag für die Tötung zweier wichtiger Gegner Israels noch abwenden lässt. «Wir hoffen, dass es keine Vergeltung geben wird», sagte Abdullah Bou Habib während eines Besuchs in Kairo mit Blick auf einen möglichen Angriff des Irans oder etwa der Hisbollah im Libanon gegen Israel. «Wenn es einen geben muss, sollte es keine kollektive oder starke Antwort sein, die zu einem grossen Krieg führen würde.»
Bou Habib sagte auch, seine Regierung versuche, die Schiiten-Miliz von einem Angriff abzuhalten, die zu einem grossen Krieg führt. «Wir haben mit der Hisbollah gearbeitet oder mit ihnen beraten», als Israels Angriffe ausserhalb von Gaza nur den Libanon trafen. Nun habe Israel seine Angriffe aber ausgeweitet - unter anderem auf die iranische Hauptstadt Teheran. «Die Entscheidung ist also grösser als der Libanon», sagte Bou Habib. (dpa)
13:54 Uhr
Dienstag, 6. August
Bericht: Folter von Palästinensern in Israels Gefängnissen
Eine Menschenrechtsorganisation wirft Israel systematische Folter palästinensischer Häftlinge in seinen Gefängnissen vor. Die israelische Organisation Betselem hat in einem Bericht unter dem Titel «Willkommen in der Hölle» Zeugenaussagen von 55 palästinensischen Ex-Häftlingen gesammelt. Diese beschreiben teilweise schwere Misshandlungen und Gewalt. Nach Informationen von Betselem wurden zuletzt mehr als 9600 Palästinenser in israelischen Gefängnissen festgehalten, etwa die Hälfte davon ohne offizielle Anklage.
Das israelische Militär ermittelt gegenwärtig zu Vorwürfen wegen schwerer sexueller Misshandlung eines palästinensischen Terroristen durch Soldaten in dem Militärlager Sde Teiman im Süden Israels. Das UN-Menschenrechtsbüro hatte zuletzt mitgeteilt, mindestens 53 Menschen seien in israelischem Gewahrsam ums Leben gekommen.
«Die Zeugenaussagen zeigen die Ergebnisse der hastigen Umwandlung von mehr als einem Dutzend Gefängniseinrichtungen - militärisch und zivil - in ein Netzwerk von Lagern, die dem gezielten Missbrauch von Insassen dienen», schrieb Betselem in dem Bericht. «Einrichtungen, in denen jeder Insasse absichtlich schwerem, unablässigem Schmerz und Leid ausgesetzt ist, funktionieren de facto als Folterlager.»
«Der Missbrauch, der in Zeugenaussagen von Dutzenden von Individuen übereinstimmend beschrieben wird, die in verschiedenen Einrichtungen festgehalten wurden, war so systematisch, dass es sich zweifellos um eine organisierte, erklärte Politik der israelischen Gefängnisbehörde handelt», schrieb Betselem. Diese Politik sei unter Anweisung des rechtsextremen Polizeiministers Itamar Ben-Gvir und mit voller Unterstützung der israelischen Regierung und des Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu umgesetzt worden.
Betselem ist eine über Spenden finanzierte israelische Menschenrechtsgruppe, die sich gegen die Besatzung der palästinensischen Gebiete und für gleiche Rechte für Juden und Palästinenser einsetzt.
Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe die Vorwürfe. Eine Sprecherin der israelischen Gefängnisbehörde sagte, alle Häftlinge würden in Übereinstimmung mit dem Gesetz festgehalten und ihre grundlegenden Rechte gewahrt. Die Vorwürfe von Betselem seien der Behörde nicht offiziell übermittelt worden, «und nach unserem Wissen entbehren sie jeglicher Basis». Sie erinnerte gleichzeitig daran, dass seit Beginn des Gaza-Kriegs vor zehn Monaten die Haftbedingungen sogenannter Sicherheitshäftlinge auf Anweisung von Ben-Gvir verschärft worden seien. (dpa)
12:44 Uhr
Dienstag, 6. August
Fünf Tote bei israelischem Angriff im Libanon
Bei einem israelischen Angriff im Süden des Libanon sind fünf Menschen getötet worden. Unter Häusertrümmern nahe der Stadt Nabatija werde nach weiteren Opfern gesucht, teilte das Gesundheitsministerium der Staatsagentur NNA zufolge mit. Die Hisbollah erklärte, vier ihrer Mitglieder seien getötet worden.
Im Norden Israels wurden Medienberichten zufolge fast zeitgleich ein Mann lebensgefährlich und eine Frau leicht verletzt. Augenzeugen filmten eine offenbar mit Sprengstoff beladene Drohne, die in der Küstenstadt Naharija niederging. Die «Times of Israel» berichtete, die Hisbollah habe mit zwei Drohnen angegriffen, von denen eine durch Israels Raketenabwehr abgefangen worden sei.
Israels Militär erklärte zum Angriff im Süd-Libanon, es habe eine militärische Einrichtung der Hisbollah angegriffen, die von «mehreren Terroristen» genutzt worden sei. Diese hätten «Terrorangriffe» gegen Israel durchführen wollen. Nabatija liegt nur etwa zehn Kilometer von der israelischen Grenze entfernt. (dpa)
12:07 Uhr
Dienstag, 6. August
Palästinenser nach Stichattacke nahe Jerusalem erschossen
Bei einer Stichattacke nahe Jerusalem ist der palästinensische Angreifer nach Polizeiangaben erschossen worden. Ein Passagierbus aus dem besetzten Westjordanland in Richtung Jerusalem sei an einer Militärsperre für eine Kontrolle angehalten worden, teilte die israelische Polizei mit.
Einer der ausgestiegenen Passagiere habe eine Grenzpolizistin plötzlich mit einem Schraubenzieher angegriffen und damit auf sie eingestochen. Sicherheitskräfte hätten daraufhin das Feuer auf den Angreifer eröffnet. Er sei anschliessend für tot erklärt worden. Es sei unter anderem ein Messer bei ihm gefunden worden.
Erst am Sonntag hatte ein Palästinenser aus dem Westjordanland in Israel zwei ältere Menschen - eine Frau und einen Mann - mit einem Messer getötet und zwei weitere verletzt. Auch bei diesem Vorfall wurde der Angreifer erschossen. (dpa)
11:43 Uhr
Dienstag, 6. August
Iran dementiert Berichte über Festnahme nach Hanija-Anschlag
Irans Justiz dementiert Berichte über Festnahmen von Sicherheitsbeamten nach dem tödlichen Anschlag auf den Auslandschef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, in Teheran. «Die Spekulationen diesbezüglich in der westlichen Presse sowie den sozialen Medien sind falsch», sagte Justizsprecher Asghar Dschahangir auf einer Pressekonferenz. Es habe nach dem Anschlag zwar intensive Ermittlungen gegeben, aber keine Festnahmen, so der Sprecher laut Nachrichtenagentur Isna.
Über die Festnahmen hatten die «New York Times» und der britische «Telegraph» unter Berufung auf iranische Beamte berichtet. Auch in den persischsprachigen sozialen Medien wurden über eine Sicherheitslücke sowie über eine Zusammenarbeit iranischer Agenten mit dem israelischen Geheimdienst Mossad spekuliert. Die Sicherheitskommission des iranischen Parlaments dementierte dies kategorisch. Eine «Infiltration» des iranischen Sicherheitsapparats durch den Mossad habe es nicht gegeben. (dpa)
10:52 Uhr
Dienstag, 6. august
Sieben Palästinenser bei Einsätzen im Westjordanland getötet
Bei israelischen Militäreinsätzen im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben mindestens sieben Palästinenser getötet worden. In der Nacht seien vier Menschen in Akaba im Nordwesten des Westjordanlands ums Leben gekommen, darunter ein 14-Jähriger und zwei 19-Jährige, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Sieben weitere Menschen seien verletzt worden. Die israelische Armee äusserte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.
Die israelische Luftwaffe berichtete später, in der Stadt Dschenin seien in zwei Fällen «bewaffnete Terrorzellen» aus der Luft angegriffen worden. Die Angriffe seien während eines «Anti-Terror-Einsatzes» in Dschenin erfolgt, hiess es in der Mitteilung. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah wurden bei den Angriffen mindestens drei Menschen getötet. Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser. (dpa)
09:33 Uhr
Dienstag, 6. August
Druck auf Israel zur Mässigung bei Reaktion auf Angriff Irans
Partner in der Region haben Israel einem Medienbericht zufolge zur Mässigung bei der Reaktion auf einen erwarteten Angriff des Irans und seiner Verbündeten aufgerufen. Israel solle «den Bogen nicht überspannen», damit die Situation nicht in einen regionalen Krieg abgleite, lautete die Botschaft der Partner unter US-Führung nach Angaben des israelischen Kan-Senders.
Israel kann fest mit der Unterstützung der USA und anderer Verbündeter rechnen, wenn es darum geht, Raketen, Marschflugkörper und Drohnen des Irans sowie seiner Stellvertretergruppen mit modernen Abwehrsystemen abzufangen.
So war es bereits Mitte April beim ersten direkten Angriff von iranischem Boden auf Israel geschehen. Die meisten der Geschosse konnte Israel damals aus eigener Kraft und mit Hilfe der USA und anderer Verbündeter abfangen. Ein neuer Angriff des Irans steht nach Medienberichten unmittelbar bevor.
«Denkt gut nach, bevor ihr zurückschlagt», lautete die Botschaft an Israel nach Angaben von Kan weiter. «Das Ziel ist letztlich nicht, einen umfassenden Krieg auszulösen.» (dpa)
06:01 Uhr
Dienstag, 6. August
Angriff erwartet: Angst vor neuem Nahost-Krieg wächst
Angesichts drohender Vergeltungsschläge des Irans und seiner Verbündeten gegen Israel versuchen die USA einen grossen Krieg im Nahen Osten doch noch abzuwenden. «Wir führen fast rund um die Uhr intensive diplomatische Gespräche mit einer ganz einfachen Botschaft: Alle Parteien müssen von einer Eskalation absehen», sagte US-Aussenminister Antony Blinken nach einem Treffen mit seiner australischen Kollegin Penny Wong in Washington. Der genaue Zeitpunkt des weithin erwarteten Angriffs auf Israel ist weiter unklar, nach Medienberichten könnte er aber unmittelbar bevorstehen.
US-Präsident Joe Biden zog sich mit seinem Sicherheitsteam ins Lagezentrum des Weissen Hauses zurück. Er und Vizepräsidentin Kamala Harris seien über die Bedrohungslage, über die Bemühungen zur Deeskalation und Vorbereitungen zur Unterstützung Israels im Angriffsfall informiert worden, liess Biden im Anschluss auf der Plattform X wissen. Es seien zudem Massnahmen erörtert worden, um US-Streitkräfte in der Region zu verteidigen «und auf jeden Angriff auf unser Personal auf eine Weise und an einem Ort unserer Wahl zu reagieren».
Pentagon: US-Soldaten bei Angriff im Irak verletzt
Bei einem Angriff auf einen Militärstützpunkt im Irak wurden nach ersten Erkenntnissen des Pentagons mehrere US-Soldaten verletzt, wie ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte. Demnach war der von US-Truppen und Partnern genutzte Luftwaffenstützpunkt Al-Asad mutmasslich mit einer Rakete angegriffen worden.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen mit dem Iran verbündete Milizen immer wieder US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien an. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und sein israelischer Kollege Joav Galant waren sich in einem gemeinsamen Gespräch einig, dass der Angriff eine «gefährliche Eskalation darstellt und die destabilisierende Rolle des Iran in der Region verdeutlicht», wie ein Sprecher des Pentagons im Anschluss mitteilte.
Der Iran und seine Verbündeten in der Region haben angekündigt, Israel für die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran und des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in Beirut vergangene Woche hart zu bestrafen. Die USA verlegen daher nach Angaben des Pentagons zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region. Der Kommandeur der US-Truppen im Nahen Osten, General Michael Erik Kurilla, traf sich in Israel mit Generalstabschef Herzi Halevi.
Bei der Unterredung ging es dem israelischen Militär zufolge auch um «gemeinsame Vorbereitungen», um den Bedrohungen in der Region zu begegnen. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte laut örtlichen Medien bei einem Besuch der unterirdischen Kommandozentrale der Luftwaffe in Tel Aviv, das Militär müsse sich auf alle Möglichkeiten vorbereiten, auch auf einen «schnellen Übergang zur Offensive».
Bericht: Russland liefert Iran Ausrüstung zur Luftabwehr
Russland hat einem Medienbericht zufolge mit der Lieferung von modernen Radaranlagen und Ausrüstung zur Luftraumverteidigung an den Iran begonnen. Der Iran habe zuvor in Vorbereitung eines möglichen Krieges mit Israel moderne Luftabwehrsysteme von Russland angefordert, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf zwei iranische Beamte, die mit der Kriegsplanung vertraut sein sollen. Die Lieferung sei angelaufen, hiess es nach Gesprächen des Sekretärs des russischen Nationalen Sicherheitsrates, Sergej Schoigu, mit ranghohen Vertretern des Irans in Teheran.
Moskau pflegt enge Kontakte zu Teheran, hat aber auch Kontakte zu Israel. Die russische Regierung rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf.
Angesichts des drohenden Angriffs auf Israel sollen Maschinen mit Flugziel Jordanien für eine mögliche Routenänderung vorbereitet werden. Alle ankommenden Flieger müssten vorab mit Treibstoff für 45 zusätzliche Flugminuten betankt werden, heisst es in einem Sicherheitshinweis der zivilen Luftfahrtbehörde des Königreichs. Im Fall eines Angriffs hätten sie damit ausreichend Treibstoff, um kurzfristig die Route zu ändern und in einem benachbarten Staat zu landen. Der Hinweis der jordanischen Behörde gilt bis heute Abend um Mitternacht (MESZ).
Der Iran hatte Israel im April erstmals direkt angegriffen. Während der Attacke mit mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern schloss Jordanien als erstes Land der Region seinen Luftraum.
Bundeswehr bereit für grossen Evakuierungseinsatz
Angesichts der sich zuspitzenden Lage ist die Bundeswehr bereit für einen grossen Einsatz zur Evakuierung deutscher Staatsbürger. Dazu werden auf dem Fliegerhorst im niedersächsischen Wunstorf Transportflugzeuge vom Typ A400M und Soldaten bereitgehalten, die kurzfristig starten können, wie der Deutschen Presse-Agentur erklärt wurde. Auch die Marine trifft demnach Vorbereitungen. Bei dem Einsatz könnte es vor allem um die Evakuierung von Deutschen gehen, die trotz mehrfacher Aufrufe zur Ausreise im Libanon geblieben sind.
Der Iran will derweil mit anderen islamischen Ländern über die Tötung des Hamas-Auslandschefs Hanija beraten. Dafür ist am Mittwoch auf Ebene der Aussenminister eine Dringlichkeitssitzung der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Saudi-Arabien geplant, wo die OIC ihren Sitz hat. Bei dem Treffen in Dschidda solle es um die «Verbrechen der israelischen Besatzung» gehen, darunter die «Ermordung» Hanijas, teilte die OIC mit, der 57 islamische Länder angehören.
Der Iran und die Hamas machen Israel für die Tötung Hanijas in der vergangenen Woche verantwortlich, Israel hat sich bisher nicht dazu geäussert.
Biden bemüht sich um Deeskalation
Angesichts der wachsenden Sorgen vor einer Eskalation beriet sich US-Präsident Biden in einem Telefonat mit Jordaniens König Abdullah II. In dem Gespräch hätten die beiden ihre Bemühungen um eine Deeskalation der Spannungen erörtert, unter anderem durch die Vermittlung eines Abkommens über eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas, wie das Weisse Haus mitteilte.
Die indirekten Verhandlungen über ein solches Abkommen zwischen Israel und der Hamas drehen sich seit Monaten im Kreis. Da beide Seiten nicht direkt miteinander verhandeln, vermitteln die USA, Ägypten und Katar. Eine weitere Gesprächsrunde einer israelischen Delegation mit ägyptischen Unterhändlern endete am Wochenende in Kairo ohne Ergebnisse, wie israelische Medien berichteten.
Die Verhandlungen würden erst wieder aufgenommen, wenn der Iran die Ermordung Hanijas vergolten und die Hamas einen Nachfolger für den getöteten Auslandschef ausgewählt habe, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Beamte der «Times of Israel». Hanija war einer der Hauptverhandler der Hamas bei den indirekten Gesprächen über eine Waffenruhe und Geiselfreilassung. (dpa)
21:52 Uhr
Montag, 5. August
Deutsche Bundeswehr bereit für grossen Evakuierungseinsatz
Wegen der befürchteten Eskalation in Nahost ist die deutsche Bundeswehr bereit für einen grossen Einsatz zur Evakuierung deutscher Staatsbürger. Dazu werden auf dem Fliegerhorst im niedersächsischen Wunstorf Transportflugzeuge vom Typ A400M und Soldaten bereitgehalten, die kurzfristig starten können, wie der Deutschen Presse-Agentur erklärt wurde. Vorbereitungen laufen demnach auch in der Marine. Bei dem Einsatz könne es vor allem um die trotz mehrfacher Aufrufe im Libanon verbliebenen Deutschen gehen.
Auch einem «Spiegel»-Bericht konzentrieren sich die Militärs vor allem auf die Rettung von Deutschen aus dem Libanon. A400M-Transportflugzeuge könnten nach wenigen Stunden Flugzeit Deutsche in Beirut aufnehmen, auf der nahegelegenen Insel Zypern absetzen und wieder in Richtung der libanesischen Hauptstadt losfliegen, berichtete das Nachrichtenmagazin. Für eine mögliche Abholung auf dem Seeweg könnte die Fregatte «Hamburg» aktiv werden, die eigentlich unterwegs zu einer Operation im Roten Meer sei. Derzeit befindet sich das Schiff südlich von Griechenland.
Auf einer Krisenvorsorge-Liste sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes vom Montag 2.100 deutsche Staatsbürger im Libanon registriert. In der vergangenen Woche waren es erst 1.300 Menschen. Unbekannt sei aber, wie viele der 2.100 Menschen auf der Liste aufgrund der dringenden Warnung des Auswärtigen Amtes in der vergangenen Woche mittlerweile aus dem arabischen Land ausgereist sind. Die deutsche Lufthansa-Gruppe, aber auch andere Fluggesellschaften hatten wegen der bedrohlichen Lage ihre Flüge von und nach Beirut vorübergehend eingestellt. (dpa)
21:19 Uhr
Montag, 5. August
Jordanien bereitet Luftverkehr auf iranischen Angriff vor
Jordanien bereitet Flugzeuge in seinem Luftraum auf einen möglichen Angriff Irans auf Israel vor. Alle ankommenden Maschinen müssten vorab mit Treibstoff für 45 zusätzliche Minuten Flug betankt werden, heisst es in einem Sicherheitshinweis der zivilen Luftfahrtbehörde des Landes. Im Fall eines iranischen Angriffs auf Israel, der sich wie im April auch am Himmel über Jordanien abspielen könnte, hätten Flugzeuge damit ausreichend Treibstoff, um kurzfristig die Route zu ändern und in einem benachbarten Staat zu landen. Der Hinweis der jordanischen Behörde gilt bis Dienstagabend um Mitternacht (MESZ).
Der Iran hatte Israel im April erstmals in seiner Geschichte direkt angegriffen. Bei der Attacke mit mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern schloss Jordanien als erstes Land der Region seinen Luftraum. Jordanien liegt wie der Irak zwischen dem Iran und Israel. Nach der Tötung zweier wichtiger Gegner Israels steigt die Sorge in der Region über einen erneuten oder noch grösseren Angriff dieser Art immer weiter.
Die Organisation OPS Group, die ihre Mitglieder über Risiken und Veränderungen im internationalen Luftverkehr informiert, bezeichnete den Schritt als Vorsichtsmassnahme. «Die 45 Minuten sind vorgesehen, um einem Flugzeug genügend zusätzlichen Treibstoff zu geben, um den jordanischen Luftraum zu verlassen und anderswo zu landen», sagte der OPS Group-Vorsitzende Mark Zee. «Unsere Lesart ist, dass Jordanien etwas Ähnliches erwartet wie im April.» (dpa)
21:17 Uhr
Montag, 5. August
«Entscheidender Moment» für den Nahen Osten
Angesichts drohender Vergeltungsschläge des Irans und seiner Verbündeten gegen Israel bemüht sich die US-Regierung weiter um Deeskalation im Nahen Osten. Es sei ein «entscheidender Moment für die Region», sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, in Washington. US-Aussenminister Antony Blinken habe mit seinem ägyptischen Amtskollegen Badr Abdelatty und mit Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani gesprochen - mit dem Ziel, Spannungen abzubauen.
«Eskalation ist in niemandes Interesse», betonte Miller. «Sie liegt nicht im Interesse eines einzelnen Landes. Sie liegt nicht im Interesse der Region und schon gar nicht im Interesse der Millionen Zivilisten.» Seit dem 7. Oktober habe es verschiedene Momente gegeben, in denen die Gefahr einer Eskalation besonders akut gewesen sei. «Jetzt ist einer dieser Zeitpunkte.»
Nach der Tötung des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in der libanesischen Hauptstadt Beirut und des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran in der vergangenen Woche ist die Sicherheitslage im Nahen Osten noch angespannter als ohnehin schon seit Beginn des Gaza-Kriegs. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, die Hamas und der Iran haben Vergeltung angekündigt. Sie machen Israel für die Anschläge verantwortlich.
Während Israels Armee in höchster Alarmbereitschaft ist, verlegen die USA nach Angaben des Pentagons zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region. Abschreckung gehöre zur Förderung von Deeskalation, sagte Miller. Man bereite sich «natürlich» auf die Möglichkeit eines breiteren Konflikts vor und glaube gleichzeitig, dass eine Eskalation vermeidbar sei. (dpa)
20:38 Uhr
Montag, 5. August
Nach Tötung von Hamas-Chef: Iran beruft Treffen islamischer Länder ein
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten will der Iran mit den islamischen Ländern über die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija beraten. Dafür ist am Mittwoch auf der Ebene der Aussenminister eine Dringlichkeitssitzung der Organisation für Islamische Zusammenarbeit in Saudi-Arabien geplant, wo die OIC ihren Sitz hat. Bei dem Treffen in der Küstenstadt Dschidda solle es um die «Verbrechen der israelischen Besatzung» gehen, darunter die «Ermordung» Hanijas im Iran, teilte die Organisation mit, der 57 islamische Länder angehören.
Der Iran macht Israel für die Tötung Hanijas in der vergangenen Woche in Teheran verantwortlich und hat dem Land mit Vergeltung gedroht. Es wird daher mit einem baldigen iranischen Gegenangriff auf Israel gerechnet.
Der Iran hat die OIC-Sitzung nach Darstellung des Aussenministeriums in Teheran gemeinsam mit Pakistan beantragt. Die Organisation versteht sich als Stimme der muslimischen Welt. Anders als in der kleineren Arabischen Liga gehören ihr auch einflussreiche nicht-arabische Staaten an, darunter der Iran, Pakistan und die Türkei. (dpa)
20:37 Uhr
Montag, 5. August
Biden telefoniert mit Jordaniens König zur Lage in Nahost
Angesichts wachsender Sorgen vor einer Eskalation in Nahost hat sich US-Präsident Joe Biden in einem Telefonat mit Jordaniens König Abdullah II. beraten. Das teilte das Weisse Haus mit. In dem Gespräch hätten die beiden ihre Bemühungen um eine Deeskalation der Spannungen erörtert, unter anderem durch die Vermittlung eines Abkommens über einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Terrororganisation Hamas.
Nach der Tötung zweier wichtiger Gegner Israels ist die Sicherheitslage im Nahen Osten noch angespannter als ohnehin schon. Die iranische Führung in Teheran und ihre Verbündeten wollen Israel für Anschläge auf den Hamas-Auslandschef und einen anderen ranghohen Kommandeur bestrafen. Der genaue Zeitpunkt der Angriffe ist unklar, könnte aber nach Medienberichten unmittelbar bevorstehen.
Biden habe dem jordanischen König in dem Telefonat auch für die Förderung von Frieden und Sicherheit in der Region gedankt, teilte das Weisse Haus weiter mit. Der jordanische Aussenminister Aiman al-Safadi war am Wochenende nach Teheran gereist. Er wollte im Gespräch mit dem geschäftsführenden Aussenminister des Irans, Ali Bagheri Kani, das Land von einer militärischen Aktion gegen Israel abbringen, wie lokale Medien berichteten.
In den sozialen Medien wurde spekuliert, ob Jordaniens Aussenminister dem Iran auch Botschaften der USA und von arabischen Ländern übergeben habe. In diesen sollen die USA dem Iran demnach versprochen haben, bei einem Verzicht auf eine militärische Reaktion die Atomverhandlungen wieder aufzunehmen. Diese könnten zu einer Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran führen. (dpa)
20:36 Uhr
Montag, 5. August
Terror-Vorwürfe: UN kündigen neun UNRWA-Mitarbeitern
Nach schweren Terror-Vorwürfen haben die Vereinten Nationen die Zusammenarbeit mit neun Mitarbeitern des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA gekündigt. Eine seit Monaten laufende Untersuchung sei zu dem Schluss gekommen, dass «erhaltene Hinweise darauf hindeuten, dass UNRWA-Mitarbeiter möglicherweise an den bewaffneten Angriffen vom 7. Oktober 2023 beteiligt waren», teilte die Weltorganisation mit.
Auf Nachfrage räumte ein UN-Sprecher ein, dass die Vorwürfe Israels nicht mit letzter Sicherheit von den Vereinten Nationen bestätigt werden konnten, die Beweislage die Kündigungen aber rechtfertige.
Der Sprecher bestätigte, dass dies bedeutet, dass die UN von einer grossen oder sehr grossen Wahrscheinlichkeit dafür ausgehen, dass ihre Mitarbeiter an den verheerenden Terrorakten beteiligt waren. Details zu der Art der Beteiligung wurden zunächst nicht genannt. In zehn weiteren Fällen habe die Beweislage dagegen nicht ausgereicht, um die Arbeitsverhältnisse zu beenden.
UNRWA war im Januar in die Schlagzeilen geraten, weil Israel behauptete, dass zwölf Mitarbeiter in die verheerenden Terrorakte der islamistischen Hamas vom 7. Oktober verwickelt gewesen seien - später kamen Vorwürfe gegen weitere Personen hinzu. Einige der wichtigsten Geldgeber, darunter die USA und Deutschland, setzten ihre Zahlungen vorübergehend aus. Berlin hatte die Zuwendungen zusammen mit einer Reihe weiterer Länder aber wieder aufgenommen.
Eine weitere Untersuchung, die sich damit beschäftigte, inwieweit UNRWA seinen Neutralitätsvorgaben gerecht werde, bescheinigte der Organisation einige «robuste» Mechanismen, sah aber auch Verbesserungsbedarf. (dpa)
18:16 Uhr
Montag, 5. August
Ägypten weist Berichte über Tunnel unter Gaza-Grenze zurück
Ägypten hat Berichte über einen drei Meter hohen Tunnel unter der Grenze zwischen dem Gazastreifen und dem nordafrikanischen Land nach Angaben des staatsnahen ägyptischen TV-Senders Al-Kahira News als falsch zurückgewiesen. Eine hochrangige, nicht näher genannte Quelle sagte dem Sender, dass Israel mit den Berichten seine «anhaltenden Aggressionen im Gazastreifen» zu rechtfertigen versuche.
Das israelische Militär hatte am Sonntagabend erklärt, unter der Grenze einen drei Meter hohen Tunnel entdeckt zu haben. Dazu kam es in der Grenzstadt Rafah bei der Suche nach unterirdischen Passagen, wie die Streitkräfte mitteilten. Dabei seien Soldaten vor einigen Tagen auf jenen besonders gut ausgebauten Tunnel gestossen. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Es war zudem unklar, wann der Tunnel zuletzt genutzt worden war.
Über die Jahre hat die Hamas den gesamten Gazastreifen mit einem Tunnelnetz mit einer Gesamtlänge von Hunderten Kilometern durchzogen. Es wird vermutet, dass sich darin auch der Chef der Hamas im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, versteckt. (dpa)
16:14 Uhr
Montag, 5. August
Menschen wollen Libanon verlassen - Chaos am Flughafen in Beirut
Nachdem mehrere internationale Fluggesellschaften ihre Verbindungen in den Libanon aus Sorge vor einer Eskalation im Nahen Osten vorübergehend eingestellt haben, herrscht am Flughafen Beirut Chaos. Viele Fluggäste warten nach eigenen Angaben bereits seit den frühen Morgenstunden auf ihren Flug. Aus Kreisen am Flughafen hiess es, es gäbe lange Schlangen an den Check-In-Schaltern. Die Verspätungen hätten zu Panik geführt. Viele Passagiere seien frustriert, weil sie Anschlussflüge verpasst hätten.
«Ich sollte im Morgengrauen über Istanbul nach Deutschland fliegen, aber der Flug wurde immer wieder verschoben. Nun soll er um 18 Uhr abheben», sagte ein Reisender der Deutschen Presse-Agentur. Ein Vater einer fünfköpfigen Familie sagte, er sei bereits seit Sonntag am Flughafen. Sein Flug in die türkische Millionenstadt Istanbul sei mehrere Male verschoben worden.
Der Flughafen in Beirut ist der einzige internationale Flughafen des Landes. Neben der deutschen Lufthansa-Gruppe hatten unter anderem auch die französische Airline Air France und verschiedene Fluggesellschaften aus der arabischen Region ihre Flüge von und nach Beirut vorübergehend eingestellt. (dpa)
15:14 Uhr
Montag, 5. August
Russland schickt Schoigu zu Gesprächen in den Iran
Kremlchef Wladimir Putin hat seinen Vertrauten Sergej Schoigu inmitten wachsender Ängste vor einem Flächenbrand im Nahen Osten zu Gesprächen in den Iran geschickt. Der frühere Verteidigungsminister, der nun Sekretär des russischen Nationalen Sicherheitsrates ist, traf in Teheran ein, um auch Fragen der regionalen und internationalen Sicherheit zu erörtern, wie russische Agenturen meldeten.
Auf Schoigus Programm standen Gespräche mit dem Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrates des Iran, Ali Akbar Ahmadian, und dem Generalstabschef der iranischen Streitkräfte, Mohammed Bagheri, wie es weiter hiess. Geplant sei auch ein Empfang durch den neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian. Bei den Treffen gehe es neben Sicherheitsfragen auch um wirtschaftliche Projekte und eine Stärkung der bilateralen Zusammenarbeit.
Die Ukraine wirft dem Iran seit langem eine militärische Unterstützung Russlands vor; Kiew beklagt, dass Teheran in der Vergangenheit Drohnen und Raketen geliefert habe für Moskaus Angriffskrieg. Aus Sicht der Führung in Kiew hat Putin ein Interesse an einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten, weil dies im Westen die Aufmerksamkeit vom Krieg in der Ukraine weglenken könnte. (dpa)
15:12 Uhr
Montag, 5. August
Lufthansa streicht weitere Flüge nach Nahost
Die Lufthansa-Gruppe hat aus Sicherheitsgründen weitere Flüge in die Krisenregion Nahost gestrichen. So wurden die Verbindungen nach Israel und Teheran für vier weitere Tage bis einschliesslich Montag, den 12. August ausgesetzt, wie der Konzern in Frankfurt berichtet. Diese Frist galt bislang schon für Flüge in die libanesische Hauptstadt Beirut. Flüge nach Amman in Jordanien und ins nordirakische Erbil wurden zunächst bis einschliesslich Mittwoch (7. August) abgesagt. Bis dahin werden die Gesellschaften zudem den Luftraum über Irak und Iran nicht nutzen.
Hintergrund sind die wachsenden Spannungen zwischen Israel und dem Iran. Den Reisenden hat Lufthansa kostenlose Umbuchungen angeboten. Für Buchungen bis zum 20. August sind zudem kostenlose Stornierungen möglich. Die Flugsperre gilt für sämtliche Fluggesellschaften des Konzerns und für Fracht- und Passagiermaschinen gleichermassen. Zur Lufthansa-Gruppe gehören neben der Kern-Airline noch Swiss, Austrian, Brussels Airlines und Eurowings. (dpa)
13:49 Uhr
Montag, 5. August
Iran: Keine Kompromisse – Israel muss bestraft werden
Der Iran will bei seiner geplanten Vergeltung an Israel für den tödlichen Anschlag gegen den Hamas-Chef in Teheran auf keine Kompromisse eingehen. «Was die Verletzung unserer territorialen Integrität angeht, machen wir keinerlei Kompromisse», sagte Aussenamtssprecher Nasser Kanaani. Der Iran wolle zwar keine Eskalation in der Region, werde aber trotz Vermittlungsversuchen Israel für die Tötung von Ismail Hanija definitiv bestrafen, sagte der Sprecher laut Nachrichtenagentur Isna.
In den sozialen Medien wurde spekuliert, dass Jordaniens Aussenminister Aiman al-Safadi bei seinem Besuch in Teheran am Sonntag dem Iran Botschaften der USA und von arabischen Ländern übergeben habe. In denen sollen die USA dem Iran versprochen haben, bei einem Verzicht auf eine militärische Reaktion die Atomverhandlungen wieder aufzunehmen. Diese könnten zu einer Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran führen.
Arabische Staaten wie Jordanien und Ägypten sollen Teheran versprochen haben, in dem Fall die bilateralen Beziehungen umgehend wieder zu normalisieren. Für den Iran wären beide Anreize sehr lukrativ, insbesondere im Zusammenhang mit der fast sechsjährigen, massiven Wirtschaftskrise im Land. Offizielle Bestätigungen für die Angebote an Teheran gab es nicht. (dpa)
13:43 Uhr
Montag, 5. August
Swiss setzt Flüge nach Tel Aviv bis 12. August aus
Die Swiss gab in einer Medienmitteilung bekannt, dass sie die Flüge von und nach Tel Aviv bis am 12. August einstellt. Somit verlängert die Fluggesellschaft den Flugstopp in die israelische Stadt um vier Tage. Bisher war bekannt, dass die Swiss bis am 8. August Tel Aviv nicht anfliegen wird. (mek)
12:31 Uhr
Montag, 5. August
Armee: 15 Geschosse vom Gazastreifen aus auf Israel gefeuert
Militante Palästinenser im Gazastreifen haben nach israelischen Militärangaben 15 Geschosse auf Israel abgefeuert. Der Beschuss sei aus dem südlichen Gazastreifen erfolgt, hiess es in einer Mitteilung der Armee. Israels Raketenabwehr habe mehrere Geschosse erfolgreich abgefangen. Andere seien im israelischen Grenzbereich eingeschlagen. Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom wurde ein Mann verletzt. (dpa)
10:56 Uhr
Montag, 5. August
Israel: Wirtschaftsminister der Hamas bei Angriff getötet
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben den Wirtschaftsminister der islamistischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen gezielt getötet. Das Militär teilte mit, die Luftwaffe habe Abed al-Sariei am Sonntag «unter Anweisung des Militärgeheimdienstes ausgeschaltet». Nach israelischer Darstellung war Al-Sariei auch aktiv in der Waffenbeschaffung der Hamas. Seine Abteilung habe unter anderem Informationen mit anderen Terrororganisationen im Nahen Osten ausgetauscht.
«Al-Sariei spielte eine bedeutende Rolle bei der Leitung der Hamas-Bemühungen, Kontrolle über die humanitären Hilfslieferungen zu erlangen, die in den Gazastreifen gebracht werden», hiess es weiter. Er habe der Hamas auch dabei geholfen, Märkte in dem Küstenstreifen am Mittelmeer zu kontrollieren. «Ausserdem war er verantwortlich für die Verteilung von Treibstoff, Gas und Gelder für Terrorzwecke.» Diese Angaben der Armee liessen sich nicht unabhängig überprüfen. (dpa)
10:13 Uhr
Montag, 5. August
Zwei Tote nach israelischem Angriff im Libanon
ff getötet worden. Die libanesische Staatsagentur NNA berichtete, dass unter den Opfern auch mindestens ein Mitglied der islamischen Sanitärgruppe Risala gewesen sei. Die Gruppe bestätigte demnach den Tod. Sie steht der Amal-Bewegung nahe, die ein wichtiger Verbündeter der Iran-treuen Hisbollah im Libanon ist.
Der Angriff traf nach Angaben von NNA ein Ziel nahe einem Friedhof in dem Ort Meissa al-Dschabal. Die Hisbollah erklärte einen ihrer Kämpfer aus dem Ort für tot. Für gewöhnlich führt die Miliz nicht weiter aus, wann, wo und wie ihre Mitglieder ums Leben kommen. Das israelische Militär teilte mit, sich zeitnah äussern zu wollen.
Zuvor hatte es an der israelisch-libanesischen Grenze bereits gegenseitigen Beschuss gegeben. Dabei wurden in Nordisrael nach Armeeangaben zwei Soldaten leicht verletzt. Mehrere verdächtige Luftobjekte hätten die Grenze zwischen dem nördlichen Nachbarland und Israel überquert, teilte das Militär am frühen Morgen mit. Die Luftabwehr sei eingesetzt worden und eines der Objekte nahe dem Kibbuz Ajelet Haschahar niedergegangen. Auch im Anschluss seien weitere Flugobjekte aus dem Libanon registriert worden. Eines davon sei abgeschossen worden.
Das israelische Militär erklärte ausserdem, ein Waffenlager und mehrere Standorte der Hisbollah unter anderem in der Gegend um Kfarkela unweit der israelischen Grenze angegriffen zu haben. Die Hisbollah erklärte als Reaktion auf vorige israelische Angriffe, bei denen Mitglieder der Schiitenmiliz getötet wurden, Ziele in Nordisrael angegriffen zu haben. (dpa)
06:03 Uhr
Montag, 5. August
Sorge vor kriegerischer Eskalation im Nahen Osten wächst
Israel und der Iran schüren mit ihren jüngsten Drohungen die Furcht, dass im Nahen Osten bald ein grösserer Krieg ausbrechen könnte - mit Folgen weit über die Region hinaus. Die sieben grossen westlichen Industrienationen (G7) mahnen eindringlich zur Deeskalation, doch zwischen den verfeindeten Führungen in Teheran und Jerusalem scheinen die Fronten verhärtet. Angesichts eines angekündigten iranischen Vergeltungsangriffs beriet sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mit seinen Militär- und Geheimdienstchefs. Bislang zeichne sich «kein definitives Bild» über die zu erwartenden Attacken ab, berichtete der israelische Fernsehsender Channel 12. Anderen Berichten zufolge könnte der Iran womöglich schon am Montag losschlagen.
Auslöser der gefährlichsten Krise in der Nahost-Region seit Jahrzehnten waren die tödlichen Anschläge auf zwei hochrangige Ziele des israelischen Sicherheitsapparats in der Vorwoche. In der Nacht zu Mittwoch tötete eine Explosion im Zimmer eines Gästehauses der iranischen Regierung in Teheran den Auslandschef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija. Wenige Stunden zuvor hatte ein Luftangriff den ranghohen Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet.
Zum Angriff auf Schukr bekannte sich Israel, zum Anschlag auf Hanija gab es bislang keine offiziellen Äusserungen dieser Art aus Jerusalem. Der Iran und die mit ihm verbündete Hamas machen den jüdischen Staat in beiden Fällen verantwortlich.
Die Führung in Teheran und die von ihr unterstützte Schiiten-Miliz Hisbollah drohten Israel mit massiver Vergeltung für die Anschläge. Netanjahus Regierung warnte für diesen Fall vor schweren Konsequenzen. Es wird ein regionaler Flächenbrand befürchtet, sollten sich auch - wie von Teheran angekündigt - die mit dem Iran verbündeten Milizen in der Region beteiligen. Dazu zählen neben der Hisbollah im Libanon und der Hamas im Gazastreifen auch die Huthi im Jemen sowie Milizen im Irak und in Syrien.
Diplomaten in Teheran - G7-Beratungen über Video
Arabische Diplomaten sollen einem Zeitungsbericht zufolge in Teheran vorstellig geworden sein und sich dort für eine möglichst massvolle Reaktion auf die Attentate eingesetzt haben. Die iranische Führung habe den Emissären jedoch beschieden, es sei ihr gleichgültig, ob der geplante Vergeltungsschlag einen Krieg auslöst, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf Personen, die mit den Inhalten der Gespräche vertraut seien.
Irans Präsident Massud Peseschkian empfing den jordanischen Aussenminister Aiman al-Safadi und sagte ihm im Zusammenhang mit der Tötung Hanijas: «Diese feige Tat war ein Verstoss gegen alle internationalen Gesetze und ein grosser Fehler der Zionisten (Israel), der nicht unbeantwortet bleiben wird.» Seine Regierung wolle zwar Frieden und Stabilität in der Region, aber die Voraussetzung dafür sei «ein Ende der israelischen Verbrechen, insbesondere in Gaza», wurde Peseschkian vom Präsidialamt zitiert.
In einer gemeinsamen Videokonferenz riefen die G7-Aussenminister alle Konfliktparteien zur grösstmöglichen Zurückhaltung auf, um eine zusätzliche Eskalation zu verhindern. In der aktuellen Situation brauche es Dialog und Mässigung, sagte Italiens Aussenminister Antonio Tajani. Sein Land führt derzeit den G7-Vorsitz und organisierte die kurzfristig einberufene Konferenz der Gruppe, der auch Deutschland angehört.
Wann greift der Iran an?
Unklar bleibt, wann der angedrohte Vergeltungsschlag erfolgen könnte. In den Erklärungen Teherans und der Hisbollah war immer wieder von den «nächsten Tagen» die Rede. Das Nachrichtenportal «Axios» berichtete unter Verweis auf die Einschätzungen drei amerikanischer und israelischer Regierungsbeamter, dass der Iran bereits ab Montag angreifen könnte. Dies habe US-Aussenminister Antony Blinken auch seinen Kollegen in der G7-Videoschalte gesagt und als Zeitfenster von den kommenden 24 bis 48 Stunden gesprochen.
US-Präsident Joe Biden wird nach Angaben des Weissen Hauses am Montag ein Treffen mit seinen Sicherheitsberatern zur Lage in Nahost abhalten, an dem auch Vizepräsidentin Kamala Harris teilnimmt. Vorher werde Biden mit dem jordanischen König Abullah II. sprechen.
Israel dürfte fest mit der Unterstützung der USA und wohl auch anderer Verbündeter rechnen können, wenn es darum geht, Raketen, Marschflugkörper und Drohnen des Irans sowie seiner Stellvertretergruppen mit modernen Abwehrsystemen abzufangen.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin telefonierte am Sonntag (Ortszeit) mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant und sicherte ihm «eiserne Unterstützung» bei der Selbstverteidigung zu, wie das Pentagon anschliessend mitteilte. Gesprochen wurde demnach auch über Truppenverlegungen als Sicherheitsmassnahme. Austin habe sich zudem für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und ein Abkommen zur Freilassung der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln starkgemacht, hiess es aus Washington.
Israels Bürger sollen wachsam bleiben
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte am Sonntagabend, die israelische Zivilbevölkerung solle wachsam bleiben. «Die Abwehr ist nicht hermetisch», betonte er. Die Lage sei unverändert, im Bedarfsfall müssten aber schnell Schutzräume aufgesucht und alle Anweisungen befolgt werden.
In der Nacht zu Montag meldete das israelische Militär zwar einen nächtlichen Angriff aus dem Libanon mit mehreren verdächtigen Luftobjekten, doch schien es sich dabei nicht um eine grösser angelegte Attacke zu handeln. Die Luftabwehr sei eingesetzt worden und eines der Objekte nahe dem Kibbuz Ajelet Haschahar niedergegangen, teilte die Armee am frühen Morgen über die Plattform Telegram mit. Dabei seien zwei Soldaten leicht verletzt worden. Bei Luftalarm in anderen Gegenden Nordisraels handelte es sich demnach um Fehlalarm - keine Seltenheit in diesen Tagen.
Regierungschef Netanyahu blieb am Sonntagabend bei seiner scharfen Rhetorik. «Der Iran und seine Klienten versuchen uns, mit einem Feuerring des Terrorismus einzukreisen», sagte er bei einer Gedenkveranstaltung für den rechten Zionistenführer Zeew Jabotinsky (1880-1940). «Wir sind bereit, ihnen an jeder Front entgegenzutreten - ob in der Nähe oder in der Ferne. Wer auch immer uns zu schaden versucht, wird einen hohen Preis bezahlen.»
Die jüngste Eskalation ist eine Folge des Kriegs, den Israel seit fast zehn Monaten gegen die Hamas im Gazastreifen führt. Dieser wiederum wurde durch das beispiellose Massaker ausgelöst, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres im Süden Israels verübten. Dabei töteten sie 1200 Menschen und verschleppten weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen.
Israel setzte es sich zum Ziel, die Hamas als militärische und politische Organisation zu zerschlagen. Dem Krieg sind aber auch unzählige palästinensische Zivilisten im Gazastreifen zum Opfer gefallen, ausserdem wurde ein grosser Teil der Bausubstanz und Infrastruktur in dem abgeriegelten Küstengebiet zerstört. Israel steht deshalb weltweit umso stärker in der Kritik, je länger der Krieg dauert.
Stillstand in Gesprächen über Gaza-Waffenruhe
Indirekte Verhandlungen Israels mit der Hamas, die zu einer Waffenruhe und Freilassung der Geiseln führen sollen, drehen sich seit Monaten im Kreis. Da beide Seiten nicht direkt miteinander verhandeln, vermitteln die USA, Ägypten und Katar. Eine weitere Gesprächsrunde einer israelischen Delegation mit ägyptischen Unterhändlern endete am Wochenende in Kairo ohne Ergebnisse, wie israelische Medien berichteten.
Für den Stillstand der Gespräche machen nicht nur Kritiker, sondern zunehmend auch der Verbündete USA Regierungschef Netanyahu verantwortlich. Ihm wird vorgeworfen, durch immer wieder neu erhobene Forderungen eine Übereinkunft unmöglich zu machen. (dpa)
06:00 Uhr
montag, 5. August
USA sagen Israel «eiserne Unterstützung» zu
Israel kann nach Angaben der US-Regierung bei einem Vergeltungsangriff des Irans fest mit Verteidigungshilfe durch das US-Militär rechnen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin telefonierte am Sonntag (Ortszeit) mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant und sicherte ihm «eiserne Unterstützung» bei der Selbstverteidigung zu, wie das Pentagon anschliessend mitteilte.
Gesprochen wurde demnach auch über amerikanische Truppenverlegungen als Sicherheitsmassnahme - um den Schutz der US-Streitkräfte zu erhöhen, Israels Verteidigungsfähigkeit zu stärken sowie zu Zwecken der Abschreckung und um Spannungen in der Region zu entschärfen, wie es hiess. Austin habe sich zudem für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und ein Abkommen zur Freilassung der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln starkgemacht, teilte sein Ministerium weiter mit.
Angesicht der jüngsten Drohungen des Irans mit einem Angriff auf Israel ist weiter unklar, wann und wie der angedrohte Vergeltungsschlag erfolgen könnte. In den Erklärungen der iranischen Führung und der mit ihr verbündeten libanesischen Hisbollah-Miliz war immer wieder von den «nächsten Tagen» die Rede. (dpa)
23:00 Uhr
Sonntag, 4. August
Israel und Iran drohen einander mit massiven Angriffen
Angesichts eines bald erwarteten iranischen Angriffs hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu der Führung in Teheran und ihren Verbündeten mit schweren Konsequenzen gedroht. «Ich bekräftige und sage unseren Feinden: Wir werden reagieren und einen hohen Preis auferlegen», sagte der konservative Politiker. Israel sei auf jede Entwicklung vorbereitet.
Nach der gezielten Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran hat der Iran, der Israel das Existenzrecht abspricht, mit massiver Vergeltung gedroht. Daran würden sich auch die mit dem Iran verbündeten Milizen in der Region beteiligen, sagte der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), General Hussein Salami, am Samstag. «Das kriminelle und terroristische zionistische Regime (Israel) und seine Unterstützer müssen mit dem heiligen Zorn der Widerstandsgruppen rechnen», schrieb er auf dem Webportal der Revolutionsgarden.
Zu den mit dem Iran verbündeten Stellvertretergruppen, die sich an einer Aggression gegen Israel beteiligen würden, zählen die schiitische Hisbollah im Libanon, die Huthi im Jemen sowie Iran-treue Milizen im Irak und in Syrien. Sein Land befinde sich in einem «Vielfrontenkrieg gegen Irans Achse des Bösen», sagte Netanyahu.
Furcht vor unabsehbaren Folgen
Das Szenario eines möglichen regionalen Flächenbrands zeichnet sich ab, seitdem zwei hochrangige Feinde Israels Opfer tödlicher Anschläge wurden. In der Nacht zum Mittwoch tötete eine Explosion im Zimmer eines Gästehauses der Regierung in Teheran den Hamas-Auslandschef Hanija. Wenige Stunden zuvor hatte ein Luftangriff den ranghohen Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in Beirut getötet. Den Angriff auf Schukr reklamierte Israel für sich, zum Anschlag auf Hanija äusserte es sich bislang nicht offiziell. Der Iran und die Hamas machen den jüdischen Staat für dessen gezielte Tötung verantwortlich.
Es wird befürchtet, dass die möglicherweise bevorstehende harte Konfrontation zwischen Israel und seinen Erzfeinden mit unabsehbaren Konsequenzen einhergehen könnte. Solche hatten bereits nach dem 14. April gedroht, als die iranischen Revolutionsgarden beim ersten direkten Angriff von iranischem Boden aus Hunderte Drohnen und Raketen auf Israel abfeuerten. Die meisten der Geschosse konnte Israel damals aus eigener Kraft und mithilfe der USA und anderer Verbündeter abfangen. Israels Gegenschlag fiel relativ klein aus.
Der damaligen Attacke des Irans war ein Israel zugeschriebener Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus vorausgegangen, bei dem zwei iranische Generäle getötet worden waren.
Unklar bleibt, wann der angedrohte Vergeltungsschlag erfolgen könnte. In den Erklärungen Teherans und der Hisbollah ist immer wieder von den «nächsten Tagen» die Rede. Israel kann mit der Unterstützung der USA und anderer Verbündeter rechnen. Der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid schrieb auf dem Portal «axios.com», dass der Iran bereits ab Montag angreifen könnte. Ravid stützte sich auf die Einschätzungen von drei amerikanischen und israelischen Regierungsbeamten. (dpa)
15:46 Uhr
Sonntag, 4. August
Biden kritisiert Tötung von Hamas-Anführer
Die Tötung von Hamas-Anführer Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran könnte es nach Einschätzung von US-Präsident Joe Biden erschweren, ein Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln aus der Hand der islamistischen Hamas zu erreichen. Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf einen US-Beamten, Biden habe in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu beklagt, dass die Tötung Hanijas zu einem ungünstigen Zeitpunkt erfolgt sei - und zwar in einem Moment, in dem die USA gehofft hätten, die Gespräche abschliessen zu können.
Ausserdem habe Biden die Befürchtung geäussert, dass die Durchführung der Operation in Teheran einen grösseren Krieg in der Region auslösen könnte, schrieb das Blatt.
Auch öffentlich hatte Biden zuletzt Unmut erkennen lassen. Auf die Frage, ob die Tötung Hanijas die Chance auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zunichtegemacht habe, sagte der US-Präsident vor wenigen Tagen schmallippig: «Das hat nicht geholfen.»
In der Nacht zum Mittwoch hatte eine Explosion im Zimmer eines Gästehauses der Regierung in Teheran den Hamas-Auslandschef Hanija getötet. Israel bekannte sich bislang nicht zu dem Anschlag. Der Iran und die Hamas machen den jüdischen Staat aber für Hanijas Ermordung verantwortlich. Der Iran droht mit einem harten Vergeltungsschlag.
Das Verhältnis zwischen Biden und Netanyahu war zuletzt frostig. Biden fordert Netanyahu immer wieder dazu auf, mehr für den Schutz der notleidenden Bevölkerung im Gazastreifen zu tun und einem Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln zuzustimmen. Die indirekten Verhandlungen dafür, bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln, kommen jedoch nicht voran.
Ein hochrangiger israelischer Beamter sagte laut «New York Times», Netanyahu habe in dem Gespräch mit Biden bestritten, dass Israel ein Hindernis für den Abschluss eines Abkommens sei. Der israelische Ministerpräsident habe zwar eingeräumt, dass der Tod von Hanija den Fortschritt für einige Tage unterbrechen würde, aber zugleich argumentiert, dass dies letztlich aber den Abschluss eines Abkommens beschleunigen würde, indem mehr Druck auf die Hamas ausgeübt werde.
Den Tod Hanijas sehen Beobachter als grossen Erfolg für Netanyahu. Dieser hatte geschworen, nach dem Terrorüberfall der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober mit 1.200 Toten die Hamas-Führer auszuschalten. (dpa)
13:27 Uhr
Sonntag, 4. August
Weiter heftige Kämpfe im Gazastreifen
Die israelische Armee setzt ihre Angriffe auf die islamistische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen nach eigenen Angaben fort. Soldaten seien sowohl im zentralen Teil des Küstenstreifens als auch in der Stadt Rafah im Süden im Einsatz, teilte die Armee mit.
Demnach sind eine ungenannte Zahl von bewaffneten Gegnern getötet und Waffenlager zerstört worden. Seit Samstag habe die Luftwaffe zudem rund 50 Angriffe auf Terrorziele geflogen, hiess es weiter. Genauere oder unabhängige Angaben aus dem umkämpften Gebiet gab es nicht. Die Berichte lassen sich derzeit auch nicht unabhängig überprüfen.
Aber auch fast zehn Monate nach dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel und der bald darauf begonnenen Bodenoffensive Israels feuern Extremisten immer noch sporadisch Raketen auf Israel ab. Fünf Geschosse seien Richtung Aschkelon abgefeuert worden, hätten aber keine Schäden angerichtet, teilte die Armee mit. (dpa)
12:42 Uhr
Sonntag, 4. August
Anzeichen verdichten sich: Israel und USA erwarten Angriff des Iran am Montag
Vor dem Hintergrund anhaltender iranischer Drohungen bereiten sich Israel und sein Verbündeter USA auf einen möglichen Angriff auf israelisches Territorium vor. Einem Medienbericht zufolge erwarten sie die Attacke des Mullah-Regimes am Montag. Das schreibt das US-Portal «Axios» unter Berufung auf drei israelische und US-Beamte.
Demzufolge sind sich die USA und Israel bislang nicht sicher, ob der Iran und die im Libanon ansässige Terrororganisation Hisbollah dabei gemeinsam oder unabhängig voneinander operieren werden. Der Iran gilt als wichtigster Unterstützer der Hisbollah. Laut dem Bericht wird derzeit davon ausgegangen, dass das Regime in Teheran und die Terrororganisation ihre Angriffspläne bisher nicht fertiggestellt haben und die Genehmigung der politischen Führung noch aussteht.
12:38 Uhr
Sonntag, 4. August
Angriff des Irans befürchtet: GPS in Israel gestört
Vor einem befürchteten iranischen Angriff auf Israel ist die GPS-Nutzung in grösseren Teilen Israels gestört worden. Betroffen seien nicht mehr nur grenznahe Gebiete zum Libanon, sondern auch bevölkerungsreiche Regionen im Zentrum des Landes, berichteten die Zeitung «Times of Israel» und das Nachrichtenportal Ynet unter Berufung auf Nutzer.
Das Positionsbestimmungssystem dient auch Drohnen, ihr Ziel zu finden. Israel ist in höchster Alarmbereitschaft, nachdem der Iran Vergeltung für die gezielte Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija angedroht hat. Israel hat sich bislang nicht offiziell zu den Vorwürfen geäussert.
Autofahrer in Israel hätten auf ihrem Bildschirm plötzlich angezeigt bekommen, sie seien in der libanesischen Hauptstadt Beirut, berichteten Medien. Schon vor dem iranischen Grossangriff mit Hunderten Raketen und Drohnen im April hatte die israelische Armee mitgeteilt, dass sie das satellitengestützte Positionsbestimmungssystem gezielt gestört habe. Auf eine Anfrage zur neuerlichen GPS-Störung antwortete die Armee nun: «Kein Kommentar».
Als weiterer Hinweis auf einen möglicherweise kurz bevorstehenden Angriff des Irans und verbündeter Milizen in anderen Ländern der Region war die Ankunft des Oberbefehlshabers des US-Regionalkommandos Centcom, General Michael Erik Kurilla, in Israel. Das berichtete das US-Nachrichtenportal «Axios». Kurilla war auch kurz vor dem iranischen Grossangriff im April nach Israel gereist. (dpa)
12:37 Uhr
Sonntag, 4. August
Medien: Jordanischer Aussenminister zur Vermittlung im Iran
Angesichts eines drohenden iranischen Vergeltungsschlags gegen Israel ist der jordanische Aussenminister Aiman al-Safadi nach Teheran gereist. Er wolle im Gespräch mit dem geschäftsführenden Aussenminister des Irans, Ali Bagheri Kani, das Land von einer militärischen Aktion gegen Israel abbringen, hiess es in lokalen Medienberichten.
Auch Ägyptens Aussenminister Badr Abdel-Atti drängte nach offiziellen Angaben aus Kairo in einem Telefonat mit Kani darauf, dass alle Parteien Ruhe und Zurückhaltung üben müssen, damit die Lage im Nahen Osten nicht ausser Kontrolle gerate. Iranischen Medienberichten zufolge lehnt der Iran bislang alle Vermittlungsversuche ab.
Nach der gezielten Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran am Mittwoch hatte der Iran Israel mit massiver Rache gedroht. Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) hatte am Samstag gewarnt, dass sich an dem Vergeltungsschlag auch die mit dem Iran verbündeten Milizen in der Region beteiligen würden. Zu den nichtstaatlichen Verbündeten des Irans zählen neben der Hamas im Gazastreifen die Huthi im Jemen und die Hisbollah-Miliz im Libanon. Auch im Irak und Syrien gibt es Iran-treue Milizen.
Ägypten tritt im Gaza-Krieg wie Katar und die USA als Vermittler zwischen Israel und der islamistischen Hamas auf. Ägypten ist auch ein wichtiger Partner der USA beim Versuch, den von verschiedenen Konflikten geplagten Nahen Osten zu stabilisieren. Bei einem direkten Angriff des Irans auf Israel im April war Jordanien dem Land zur Seite gesprungen und hatte Israel dabei unterstützt, die Geschosse abzufangen. (dpa)
12:36 Uhr
Sonntag, 4. August
Zwei Tote und zwei Verletzte bei Messerangriff in Israel
Ein Palästinenser aus dem Westjordanland hat in Israel zwei Menschen mit einem Messer getötet und zwei weitere verletzt. Eine Frau sei bei dem Angriff auf offener Strasse in der israelischen Stadt Holon im Grossraum von Tel Aviv noch am Tatort gestorben, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom auf X mit. Ein zweites Opfer, ein Mann über 70, sei kurz darauf im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen, berichtete die Zeitung «Times of Israel».
Der Täter wurde nach Polizeiangaben erschossen. Polizeikräfte suchten in der Stadt nach möglichen Komplizen des Mannes. Die Einwohner wurden demnach aufgerufen, vorsichtig und wachsam zu sein. Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir sagte am Tatort, Israel führe nicht nur Krieg gegen den Iran, sondern «auch hier auf den Strassen», wie ihn die Zeitung «Times of Israel» zitierte. Zugleich bekräftigte er die Ausgabe von Waffen an israelische Zivilisten.
Der Angreifer, bei dem es sich um einen 34-jährigen Mann aus dem Ort Salfit im israelisch besetzten Westjordanland handele, habe sich illegal in Israel aufgehalten. Das berichtete die Zeitung weiter unter Berufung auf die Polizei. Der israelische Grenzzaun zum Westjordanland hat Lücken, durch die Menschen ohne Kontrolle nach Israel gelangen können. (dpa)
06:37 Uhr
Sonntag, 4. August
Bericht: Israel rüstet sich für Krieg an allen Fronten
Vor dem Hintergrund massiver Angriffsdrohungen seiner Erzfeinde sind Israels Sicherheitskräfte Berichten zufolge in höchster Alarmbereitschaft. Man rechne damit, dass die vom Iran und der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah angedrohten Attacken «über mehrere Fronten» erfolgen, berichtete der israelische Fernsehsender Channel 12.
Das würde bedeuten, dass sich neben der Hisbollah auch andere bewaffnete Stellvertretergruppen Teherans an einer Aggression gegen Israel beteiligen könnten. Dazu gehören die Huthi im Jemen sowie Iran-treue Milizen im Irak und in Syrien. Die israelische Führung diskutiere derzeit über mögliche Antworten auf eine derartige konzertierte Angriffshandlung. Diese beinhalteten «die Bereitschaft, in diesem Zusammenhang in einen allumfassenden Krieg einzutreten», hiess es bei Channel 12.
Flächenbrand befürchtet
Das Szenario eines möglichen regionalen Flächenbrands zeichnet sich ab, seitdem zwei hochrangige Feinde Israels Opfer tödlicher Anschläge wurden. In der Nacht zum Mittwoch tötete eine Explosion im Zimmer eines Gästehauses der Regierung in Teheran den Hamas-Auslandschef Ismail Hanija. Wenige Stunden zuvor hatte ein Luftangriff den ranghohen Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in Beirut getötet.
Den Angriff auf Schukr reklamierte Israel für sich, zum Anschlag auf Hanija äusserte es sich bislang nicht. Der Iran und die Hamas machen den jüdischen Staat für dessen Ermordung verantwortlich.
Teheran droht mit «heiligem Zorn»
Der Iran droht mit einem harten Vergeltungsschlag. An diesem würden sich auch die mit dem Iran verbündeten Milizen in der Region beteiligen, sagte der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), General Hussein Salami. «Das kriminelle und terroristische zionistische Regime (Israel) und seine Unterstützer müssen mit dem heiligen Zorn der Widerstandsgruppen rechnen», schrieb er auf dem Webportal der Revolutionsgarden.
Die näheren Umstände der Tötung des Hamas-Führers sind unklar. Der Iran widersprach nun erneut Berichten westlicher Medien, wonach israelische Agenten bereits zwei Monate vor der Reise Hanijas eine Bombe in dem von den Revolutionsgarden bewachten Gästehaus deponiert hätten. Am Ende hätten sie den Sprengsatz per Fernzündung detonieren lassen.
Den Revolutionsgarden zufolge wurde der Anschlag mit einem Geschoss mit kurzer Reichweite verübt. Dieses sei mit einem sieben Kilogramm schweren Sprengkopf bestückt gewesen und von ausserhalb des Gästehauses im Norden der Hauptstadt abgefeuert worden. Dies habe die Explosion verursacht, bei der Hanija getötet wurde.
Unklar bleibt, wann der angedrohte Vergeltungsschlag erfolgen könnte. In den Erklärungen Teherans und der Hisbollah ist immer wieder von den «nächsten Tagen» die Rede. Israel kann mit der Unterstützung der USA und anderer Verbündeter rechnen.
Irans Verbündete könnten US-Basen in Syrien angreifen
Infolge der Drohungen aus Teheran wird befürchtet, dass ein Angriff diesmal breiter und komplexer ausfallen könnte als Irans Attacke auf Israel im April. Damals hatte Teheran den jüdischen Staat mit mehr als 300 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen. Die damalige Angriffswelle war die Antwort auf einen Angriff Israels, bei dem dieses mehrere iranische Generäle in einem iranischen Botschaftsgebäude in Beirut getötet hatte.
Bei der nun zu erwartenden Operation könnten iranische Stellvertretergruppen im Irak und in Syrien US-Stützpunkte im Osten Syriens angreifen, schrieb das amerikanische Institute for the Study of War (ISW). Lokalen Medienberichten zufolge hätten Iran-treue Milizen Truppen und Raketenwerfer aus dem Irak nach Syrien verlegt, in die Nähe der US-Stützpunkte. Das Kalkül Teherans könne sein, mit Angriffen auf die US-Basen in Syrien Abwehrkapazitäten der Amerikaner zu binden, die sonst bei der Verteidigung Israels zum Einsatz gelangen würden.
US-Präsident Joe Biden und andere Regierungsmitglieder von Israels wichtigstem Verbündeten sehen den Schlüssel zur Deeskalation in einem Waffenruheabkommen für den seit fast zehn Monaten andauernden Gaza-Krieg. Die indirekten Verhandlungen dafür, bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln, kommen jedoch nicht voran. Diese sollen auch zur Freilassung von noch rund 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas führen. Die jüngste Gesprächsrunde mit israelischen und ägyptischen Teilnehmern am Samstag in Kairo brachte keine Fortschritte, wie israelische Medien berichteten.
Angebliche Schreiduelle im Büro des Premiers
Die Vermittler, aber dem Vernehmen nach auch engste Mitarbeiter Netanjahus sehen in der Blockadehaltung des israelischen Regierungschefs die Ursache für den Stillstand der Gespräche. Channel 12 und der gut vernetzte Journalist Barak Ravid berichteten von einer hitzigen Sitzung des Ministerpräsidenten mit seinen Unterhändlern am vergangenen Mittwoch, in der es Schreiduelle gegeben haben soll.
Ronen Bar, der Leiter des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, soll Netanjahu damit konfrontiert haben, er möge es doch offen sagen, wenn er keinen Deal wolle. Netanjahu soll daraufhin seine Mitarbeiter als «Feiglinge» beschimpft haben, die für den Hamas-Chef im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, arbeiten würden.
Demonstranten, die Druck für ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln machen, werfen Netanjahu immer wieder vor, dass dieser ein Gaza-Abkommen blockieren würde. Tausende Menschen demonstrierten auch am Samstag in Tel Aviv, Jerusalem, Haifa und anderen israelischen Städten. Der ehemalige Diplomat Eran Etzion sagte laut «Times of Israel» auf einer Kundgebung in Jerusalem, der Deal liege auf dem Tisch, Netanjahu würde ihn «aus politischen, persönlichen und strafrechtlichen Gründen» blockieren. (dpa)
06:36 Uhr
Sonntag, 4. August
Hisbollah feuert erneut Dutzende Raketen auf Nordisrael
Als Reaktion auf einen mutmasslich israelischen Angriff im Südlibanon hat die proiranische libanesische Hisbollah nach eigenen Angaben erneut Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert. Erstmals seien Katjuscha-Raketen auf die Ortschaft Beit Hillel in Nordisrael abgefeuert worden, teilte die Hisbollah mit. Dies sei eine Reaktion auf die israelischen Angriffe auf Dörfer wie Kafr Kila im Süden des Libanons, bei denen Zivilisten verletzt worden seien.
Nach Angaben libanesischer Sicherheitsquellen wurden aus dem Südlibanon rund 50 Raketen auf Nordisrael abgefeuert. Laut israelischen Medien wurden viele Raketen durch das Abwehrsystem Iron Dome abgefangen. Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs kommt es auch zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär täglich zu Beschuss. Auf beiden Seiten gab es Todesopfer.
Die Lage im Nahen Osten hat sich zuletzt deutlich zugespitzt. Nach den gezielten Tötungen des Hisbollah-Militärkommandeurs Fuad Schukr und des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija kündigte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Rache an.
Der Iran droht ebenfalls mit einem harten Vergeltungsschlag und blutiger Rache. Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei erteilte als Vergeltung für den Tod vom Hanija den Befehl, Israel direkt anzugreifen. Unklar bleibt, wann der angedrohte Vergeltungsschlag erfolgen könnte. In den Erklärungen Teherans und der Hisbollah ist immer wieder von den «nächsten Tagen» die Rede.
Israel kann mit der Unterstützung der USA und anderer Verbündeter rechnen, die dabei helfen werden, eine möglicherweise grosse Zahl von gleichzeitig abgefeuerten Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen mit modernen Abwehrsystemen abzufangen. Israel geht davon aus, dass die vom Iran und der Hisbollah angedrohten Attacken «über mehrere Fronten» erfolgen könnten. (dpa)
06:34 Uhr
Sonntag, 4. August
Kanada warnt vor Reisen nach Israel
Kanada warnt seine Bürger vor Reisen nach Israel. Das Aussenministerium forderte Kanadierinnen und Kanadier am Samstag (Ortszeit) dazu auf, aufgrund des «anhaltenden regionalen bewaffneten Konflikts und der unvorhersehbaren Sicherheitslage» alle Reisen nach Israel zu vermeiden. Die frühere Reisewarnung des Aussenministeriums für Israel riet laut dem Sender CBC lediglich von nicht unbedingt notwendigen Reisen ab. «Die Sicherheitslage kann sich ohne Vorwarnung weiter verschlechtern», hiess es in der neuen Reisewarnung weiter.
Nach der gezielten Tötung des Hamas-Führers Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran diese Woche hatten der Iran und die Hamas Israel mit Vergeltung gedroht. Es wird befürchtet, dass der Vorfall Israel und den Iran an den Rand eines kriegerischen Konflikts bringen könnte. (dpa)
23:01 Uhr
Samstag, 3. August
Tausende demonstrieren in Israel für Geisel-Abkommen
Tausende Menschen haben in Tel Aviv, Jerusalem, Haifa und anderen israelischen Städten für ein Abkommen zur Freilassung der noch rund 100 Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas demonstriert. Redner auf verschiedenen Kundgebungen warfen dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu vor, durch seine Blockadehaltung einen Deal zu verhindern.
Tausende Israelis marschierten vor die Residenz Netanjahus in Jerusalem. «Die Zeit für einen Deal ist gekommen, und die Zeit ist gekommen für (vorgezogene) Wahlen», rief der ehemalige Diplomat Eran Etzion in die Menge, wie die «Times of Israel» berichtete. Der Deal liege auf dem Tisch, Netanyahu würde ihn lediglich «aus politischen, persönlichen und strafrechtlichen Gründen» blockieren.
Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen aus dem Gazastreifen im Süden Israels rund 1200 Menschen ermordet und weitere 250 entführt. Mehr als 100 von ihnen kamen während einer kurzen Waffenruhe im November frei. Viele der noch im Gazastreifen gut 100 verbliebenen Geiseln dürften nicht mehr am Leben sein.
Netanyahu regiert seit Ende 2022 in einer Koalition mit ultrareligiösen und rechtsextremen Partnern. Diese sind strikt gegen Zugeständnisse an die Hamas. Seine Gegner werfen Netanyahu vor, sich an seine Koalitionspartner zu klammern, weil er bei Neuwahlen unterliegen könnte. Der Verlust des höchsten Regierungsamtes würde wiederum die strafrechtliche Verfolgung von Korruptionsfällen beschleunigen, in die Netanyahu verwickelt sein soll.
Von den USA, Ägypten und Katar vermittelte indirekte Gespräche über eine Freilassung der Geiseln und eine Waffenruhe im Gaza-Krieg treten seit Monaten auf der Stelle. Eine letzte Verhandlungsrunde in Kairo brachte am Samstag keine Fortschritte, wie israelische Medien berichteten. (dpa)
14:46 Uhr
Samstag, 3. August
Neun Palästinenser bei Kämpfen in Tulkarem getötet
Bei israelischen Luftangriffen in Tulkarem im israelisch besetzten Westjordanland sind nach Angaben beider Seiten neun Palästinenser getötet worden. Unter den Opfern eines ersten Drohnenangriffs habe sich ein örtlicher Kommandeur der Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der islamistischen Hamas, befunden.
Die weiteren vier Leichen konnten zunächst nicht identifiziert werden. Berichten zufolge handelte es sich bei den Getöteten gleichfalls um Militante aus den Reihen der Kassam-Brigaden sowie des Palästinensischen Islamischen Dschihad, der mit der Hamas verbündet ist.
Das israelische Militär teilte mit, dass es ein Fahrzeug beschossen habe. Ziel des Angriffs sei eine «Terrorzelle» gewesen, die im Gebiet um Tulkarem aktiv war. Die fünf Männer sollen sich demnach auf dem Weg zur Ausführung eines Terroranschlags befunden haben.
Wenig später kehrte das Militär eigenen Angaben zufolge nach Tulkarem zurück. Als es unter Beschuss geriet, habe ein Angriff der Luftwaffe vier Militante getötet. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa bestätigte den Tod von vier Palästinensern bei diesem Zusammenstoss.
Tulkarem liegt an der Grenze des nördlichen Westjordanlands zu Israel liegt und gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser.Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 noch einmal deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland 578 Palästinenser getötet. Auch Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser nahm in dem Zeitraum zu.
Israel hatte das Westjordanland, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem im Sechstagekrieg von 1967 erobert und besetzt. 2005 räumte Israel zwar den Gazastreifen, kontrolliert aber Grenzen zu Land, Luft und im Wasser. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen eigenen Staat. (dpa)
13:16 Uhr
Samstag, 3. August
Bericht: Israelische Gaza-Verhandler in Kairo eingetroffen
Vor dem Hintergrund einer drohenden militärischen Eskalation in Nahost ist eine israelische Delegation einem Medienbericht zufolge zu indirekten Gaza-Verhandlungen in Kairo eingetroffen. Der Abordnung gehörten die Chefs der Geheimdienste Mossad (Ausland), David Barnea, und Schin Bet (Inland), Ronen Bar, an, schrieb der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid im Online-Nachrichtenportal «walla.co.il».
Bei den indirekten Verhandlungen mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen vermitteln Ägypten, Katar und die USA. Die neue Gesprächsrunde steht unter keinem guten Stern. Die tödlichen Anschläge auf den Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran und auf den Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in Beirut haben die gesamte Region an den Rand eines Kriegs gebracht. Mit Hanija wurde ausserdem einer der Hauptverhandler der islamistischen Organisation getötet - mit ungewissen Folgen für den Fortgang der ohnehin schwierigen Gespräche, die sich seit Monaten im Kreis drehen.
Sie zielen auf eine Waffenruhe im fast zehn Monate dauernden Gaza-Krieg sowie auf eine Freilassung israelischer Geiseln in der Gewalt der Hamas ab. Im Gegenzug sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen. Zuletzt hatten sich die Positionen Israels verhärtet, das auf einem längeren Verbleib seines Militärs an strategischen Stellen des Gazastreifens beharrt.
Bei der Runde in Kairo mit dem ägyptischen Geheimdienstminister Abbas Kamal und anderen hochrangigen Regierungsvertretern soll es dem Bericht zufolge um die Freilassung von Geiseln sowie um künftige Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten gehen. Israel will verhindern, dass sich die Hamas über diese Grenze Nachschub an Waffen und Munition beschaffen kann.
Zur Tötung Hanijas, der sich zu einem Staatsbesuch im Iran aufhielt, äusserte sich Israel bislang nicht. Den Angriff auf Schukr, einen wichtigen Militärplaner der libanesischen Schiiten-Miliz, reklamierte Israel für sich. Der Iran und die Hisbollah drohen dem jüdischen Staat mit massiver Vergeltung.
Dem «walla.co.il»-Bericht zufolge hat sich Katar vorläufig als Vermittler aus den Gaza-Gesprächen zurückgezogen. Das Golfemirat hält in dem Prozess die Kontakte zur Hamas. Hanija lebte in der katarischen Hauptstadt Doha im Exil. Dort wurde er auch am Freitag beigesetzt. (dpa)
13:14 Uhr
Samstag, 3. August
Libanon: Ein Toter nach israelischem Angriff
Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon ist nach libanesischen Angaben ein Mensch getötet worden. Die Nachrichtenagentur NNA berichtete unter Berufung auf das Gesundheitsministerium, dass bei dem Angriff auf ein Auto nahe dem Ort Basurieh auch zwei Personen verletzt wurden.
Das israelische Militär äusserte sich zunächst nicht. Ob es sich bei dem Opfer um ein Mitglied der Hisbollah handelte, war zudem nicht direkt klar. Die Schiitenmiliz reklamierte am Morgen einen Angriff auf Nordisrael für sich. (dpa)
13:10 Uhr
Freitag, 3. August
Iranischer Kommandeur droht Israel mit breitem Gegenschlag
Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) droht Israel mit einem breiten Gegenschlag verbündeter Milizen in der Region. «Das kriminelle und terroristische zionistische Regime (Israel) und seine Unterstützer müssen mit dem heiligen Zorn der Widerstandsgruppen rechnen», sagte General Hussein Salami nach Angaben des Webportals der Revolutionsgarden.
Zu den nichtstaatlichen Verbündeten des Irans zählen die Huthi im Jemen und die Hisbollah-Miliz im Libanon, auch im Irak und Syrien gibt es Iran-treue Milizen.
In einem Schreiben an Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sprach der Kommandeur von einer harten und blutigen Rache. Israel werde für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija und Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr einen hohen Preis bezahlen müssen, schrieb Salami. Israel hat sich zu dem Tod von Hanija bisher nicht geäussert. Die islamistische Hamas und der Iran machen Israel aber dafür verantwortlich.
Wegen Hanijas Tod schwor auch Irans Armeechef Mohammed Bagheri «Blutrache» gegen Israel. Die Streitkräfte prüfen demnach nur noch Zeitpunkt und Ausführung eines Vergeltungsschlags. «Sicher ist nur, dass die Zionisten (Israel) diese Tat bitter bereuen werden», so der General. (dpa)
11:26 Uhr
Samstag, 3. August
Fünf Palästinenser bei Drohnenangriff in Tulkarem getötet
Bei einem israelischen Drohnenangriff in Tulkarem im israelisch besetzten Westjordanland sind nach örtlichen Krankenhausangaben fünf Palästinenser getötet worden. Unter den Opfern habe sich ein örtlicher Kommandeur der Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der islamistischen Hamas, befunden. Die weiteren vier Leichen konnten zunächst nicht identifiziert werden. Berichten zufolge handelte es sich bei den Getöteten gleichfalls um Militante aus den Reihen der Kassam-Brigaden sowie des Palästinensischen Isamischen Dschihad, der mit der Hamas verbündet ist.
Das israelische Militär teilte mit, dass es ein Fahrzeug beschossen habe. Ziel des Angriffs sei eine «Terrorzelle» gewesen, die im Gebiet um Tulkarem aktiv war. Die Stadt, die an der Grenze des nördlichen Westjordanlands zu Israel liegt, gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser.
Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 noch einmal deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland 574 Palästinenser getötet. Auch Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser nahm in dem Zeitraum zu. (dpa)
06:24 Uhr
Samstag, 3. August
USA verlegen weitere Kriegsschiffe und Kampfjets nach Nahost
Im Nahen Osten verdichten sich die Anzeichen für einen bevorstehenden Vergeltungsschlag des Irans gegen Israel. Diplomatische Versuche, eine Eskalation mit der Gefahr eines regionalen Krieges nach der Tötung des Hamas-Anführers Ismail Hanija in Teheran zu verhindern, blockt der Iran Medienberichten zufolge ab. Während Israels Armee in höchster Alarmbereitschaft ist, verlegen die USA nach Angaben des Pentagons zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge zur Abschreckung in die Region. Beide Verbündete bereiteten sich auf die Abwehr eines Angriffs vor, der schon an diesem Wochenende erfolgen könnte, meldete das «Wall Street Journal». Es werde befürchtet, dass ein Angriff diesmal breiter und komplexer sein wird als Irans Attacke auf Israel im April.
Damals hatte Teheran den jüdischen Staat mit 330 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen. Allerdings erst, nachdem der Iran sein Vorhaben im Voraus Diplomaten signalisiert und Israel und den USA Zeit zur Vorbereitung gegeben hatte, wie das «Wall Street Journal» festhielt. Am Ende konnte Israel die meisten Geschosse aus eigener Kraft und mithilfe der USA und anderer Verbündeter abfangen. Dieses Mal agierten Israel und seine Verbündeten «in einem Vakuum», schrieb die US-Zeitung. Der Mangel an Informationen und damit der Kalkulierbarkeit hat die gesamte Region im Nahen Osten in einen der gefährlichsten Momente seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober versetzt.
Berichte: Iran lehnt alle Vermittlungsversuche ab
Die Forderung «von befreundeten und nicht-befreundeten» Staaten nach einer friedlichen Lösung sei für Teheran nach der gezielten Tötung des politischen Anführers der verbündeten Hamas, Hanija, in Teheran inakzeptabel, zitierte das Nachrichtenportal Iran Nuances informierte Quellen. «Israel hat alle roten Linien überschritten», zitierte auch das «Wall Street Journal» einen iranischen Diplomaten. «Unsere Antwort wird schnell und hart sein», sagte der Diplomat. Auch die Vermittlungsversuche würden Irans Entschlossenheit zu einem Vergeltungsschlag nicht verringern, heisst es im Bericht von Iran Nuances auf der Plattform X. Die USA werden dennoch weiterhin mit Verbündeten und Partnern zusammenarbeiten, um die angespannte Situation in der Region zu deeskalieren, wie das Pentagon weiter mitteilte.
Israel droht dem Iran im Falle eines Angriffs mit einer weitaus härteren Gegenreaktion als nach Irans Attacke im April. Damals habe sich Israel auf Bitten der USA und anderer Verbündeter bei der Antwort auf die Aggression zurückgehalten, sagte Israels nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi im Interview der «Bild» und anderer Axel-Springer-Medien. «Das ist jetzt eine neue Situation. Man kann sich einmal zurückhalten, nicht zweimal», fügte er hinzu. Angesichts der sich zuspitzenden Lage informierte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin seinen israelischen Kollegen Joav Galant über eine Neuaufstellung der militärischen Kapazitäten der USA in der Region, wie Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh mitteilte.
USA verstärken Militärpräsenz
Es gehe darum, die Verteidigung Israels zu unterstützen und auf die «sich entwickelnde Krise» in der Region reagieren zu können, erläuterte die Sprecherin. Zu diesem Zweck wies US-Verteidigungsminister Austin die Verlegung zusätzlicher Zerstörer mit der Fähigkeit zur Abwehr ballistischer Raketen sowie ein weiteres Jagdgeschwader in die Region an. Zudem würden Schritte ergriffen, um die «Bereitschaft zum Einsatz zusätzlicher landgestützter ballistischer Raketenabwehr zu erhöhen», hiess es in einer Mitteilung des Pentagons weiter.
Israels Militär griff unterdessen laut Menschenrechtsaktivisten im Grenzgebiet des Libanons und Syriens Ziele der Hisbollah an. Israel habe ein Waffenlager mit Raketen und ein Hauptquartier der Miliz getroffen, erklärten libanesische Aktivisten sowie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Israel kommentiert Angriffe im benachbarten Syrien in der Regel nicht.
Aktivisten: Israel attackiert Hisbollah an Syriens Grenze
Israel greift dort aber regelmässig Ziele der mit dem Iran verbündeten Milizen an. Über Syrien gelangt auch ein Grossteil iranischer Waffen zur Hisbollah im Libanon, die sich seit Beginn des Gaza-Krieges vor zehn Monaten fast täglichen gegenseitigen Beschuss mit der israelischen Armee liefert. Die Hisbollah handelt nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen. In der Region wächst nach den Tötungen von Hanija sowie des ranghohen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in Beirut die Sorge vor einem kriegerischen Konflikt zwischen Israel und dem Iran und dessen Verbündeten wie der Hisbollah.
Ein solcher drohte bereits nach dem 14. April, als die iranischen Revolutionsgarden Hunderte Drohnen und Raketen auf Israel abfeuerten. Hintergrund der Attacke war damals ein Israel zugeschriebener Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei iranische Generäle getötet worden waren. Israel hatte damals mit einem Gegenangriff auf einen Luftwaffenstützpunkt im Zentraliran reagiert, worauf Teheran erklärt hatte, die Sache nicht mehr weiter verfolgen zu wollen. Israels Sicherheitsberater Hanegbi warnte im «Bild»-Interview den Iran nun vor einem neuen Angriff.
Israel droht dem Iran: Ein Angriff wäre ein Fehler
«Israel anzugreifen ist etwas, wofür sie einen sehr schmerzhaften Preis zahlen werden. Hoffentlich tun sie es nicht. Es wäre ein Fehler. Israel ist sehr stark», sagte Hanegbi. Ähnlich hatte sich in den vergangenen Tagen auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geäussert. Er glaube nicht, dass die Region vor einem Krieg stehe, sagte Hanegbi. Der Iran wolle keinen umfassenden Krieg. US-Präsident Joe Biden zeigte sich am Donnerstag «sehr besorgt». Eigenen Angaben zufolge führte er ein «sehr direktes» Telefonat mit Netanjahu.
Die Tötung von Hanija habe bei den Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg «nicht geholfen», sagte der US-Präsident. Die Angriffe auf Hanija und Schukr hatten zuletzt befürchten lassen, dass die indirekten Verhandlungen um eine Waffenruhe in Gaza zum Erliegen kommen. Zum Angriff auf Schukr hatte sich Israel bekannt. Zum Anschlag auf Hanija nahm es bislang nicht Stellung. Der Iran und die Hamas machen Israel dafür verantwortlich.
Dennoch gehen die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg weiter. Netanjahu habe die Entsendung einer Delegation zu Gesprächen in Kairo genehmigt, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten mit. Die Abordnung werde heute Abend oder am Sonntag in die ägyptische Hauptstadt aufbrechen, hiess es. Allerdings weckte die Mitteilung des Büros von Netanjahu keine grossen Erwartungen in die bevorstehende Gesprächsrunde in Kairo. Die Hamas halte weiterhin an Forderungen fest, die für Israel inakzeptabel seien, hiess es darin.
Bei den indirekten Verhandlungen vermitteln Ägypten, Katar und die USA. Sie zielen auch auf eine Freilassung israelischer Geiseln in der Gewalt der Hamas ab. Im Gegenzug sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen. Die Gespräche drehen sich seit Monaten im Kreis. Auslöser des Kriegs war das Massaker mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. (dpa)
21:47 Uhr
Freitag, 2. August
Pentagon: Militärische Kapazitäten in Nahost auf «Krise» vorbereiten
Angesichts der sich zuspitzenden Lage im Nahen Osten werden die USA ihre militärischen Kapazitäten in der Region neu aufstellen, um besser auf eine Eskalation antworten zu können. Darüber habe Verteidigungsminister Lloyd Austin seinen israelischen Amtskollegen Joav Galant informiert, teilte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh mit, blieb mit Blick auf die Details aber zurückhaltend. Abschliessende Entscheidungen stehen demnach noch aus.
Es gehe darum, die Verteidigung Israels zu unterstützen und auf die «sich entwickelnde Krise» in der Region reagieren zu können, erläuterte Singh. «Über die konkreten Truppen oder Fähigkeiten wird der Minister entscheiden. Ich habe keinen genauen Zeitplan.» Auf Nachfrage bestätigte die Sprecherin, dass im Zuge der Massnahmen auch weitere US-Soldaten in die Region verlegt werden könnten. «Denn wenn der Minister beschliesst, weitere Verteidigungskapazitäten einzubeziehen, dann müssen diese von zusätzlichen Personen bedient werden.»
Nach der gezielten Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran hat der Iran Israel mit massiver Vergeltung gedroht. Auf welche Weise der Islamisten-Anführer zu Tode kam, ist nicht eindeutig geklärt. Der Iran und die Hamas machen Israel verantwortlich. Israel äusserte sich dazu bisher nicht. Es wird befürchtet, dass der Vorfall Israel und den Iran an den Rand eines kriegerischen Konflikts bringen könnte.
US-Präsident Joe Biden hatte sich darüber am Donnerstag «sehr besorgt» gezeigt und eigenen Angeben zufolge auch ein «sehr direktes» Telefonat mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu geführt. Die Tötung von Hanija habe bei den Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg dem US-Präsidenten zufolge «nicht geholfen». (dpa)
14:31 Uhr
Freitag, 2. August
Libanesen bereiten sich auf mögliche Eskalation vor
In Erwartung einer möglichen weiteren Eskalation des Konflikts in Nahost bereiten sich Libanesen in den von der Hisbollah kontrollierten Gebieten im Land auf den Ernstfall vor. Augenzeugen zufolge verlassen immer mehr Menschen ihre Wohnungen in den Vororten der libanesischen Hauptstadt Beirut. «Ich habe keine Angst um mich selbst, sondern um meine Kinder», sagte ein Anwohner der Deutschen Presse-Agentur.
Aus libanesischen Sicherheitskreisen hiess es: «Die Lage ist sehr besorgniserregend.» Demnach suchten viele Bewohner aus den südlichen Vororten Beiruts nach Unterkünften ausserhalb der von der Hisbollah dominierten Gebiete im Libanon. Krankenhäuser stellten sich insbesondere für die kommenden 72 Stunden auf jegliche Notfälle ein, hiess es aus informierten Kreisen im Gesundheitssektor.
Israel hatte am Dienstagabend den Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in einem Vorort Beiruts getötet. Wenige Stunden später kam der Auslandschef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, bei einem Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran ums Leben. Der Iran und die Hamas beschuldigten Israel für die Tötung Hanijas und drohten umgehend mit Vergeltung. Israel hat sich bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäussert.
Auch Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah drohte mit Vergeltung: Der Feind (Israel) müsse sich auf Zorn und Rache einstellen, sagte er per Videobotschaft bei der Beerdigung Schukrs am Donnerstag. Die Hisbollah werde sicher auf die Tötungen reagieren mit einer «echten Vergeltung». (dpa)
12:42 Uhr
Freitag, 2. August
Tausende Menschen bei Beerdigung von Hamas-Anführer Hanija
Tausende Menschen haben sich nach Angaben des staatlichen Fernsehens in Katar in der Hauptstadt Doha versammelt, um die Trauerfeier zur Beerdigung des getöteten Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija zu verfolgen. Die Zeremonie begann mit einem Gebet in der Imam-Abdul-Wahhab-Moschee, der Staatsmoschee von Katar.
Hanijas Leichnam solle dann nach Angaben der Hamas auf einem Friedhof in der Stadt Lusail nördlich von Doha bestattet werden. Das katarische Staatsfernsehen berichtete von höchsten Sicherheitsvorkehrungen rund um die Zeremonie. Die tatsächliche Beerdigung findet demnach im engeren Familienkreis statt.
Hanija lebte mit Teilen seiner Familie seit Jahren im Exil in dem Golfemirat Katar. Er war in der Nacht zum Mittwoch in einem Gästehaus der iranischen Regierung in Teheran getötet worden. Hanija war zur Amtseinführung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in die iranische Hauptstadt gekommen. Der Iran und die Hamas machen Israel für den Anschlag verantwortlich und drohen mit Vergeltung. Israel äusserte sich bislang nicht zur gezielten Tötung des Hamas-Führers. Bereits am Donnerstag nahmen Tausende Menschen in der iranischen Hauptstadt Teheran an einer staatlich organisierten Trauerzeremonie teil.
Der Hamas-Anführer war über Jahrzehnte Teil der islamistischen Terrororganisation. Im laufenden Krieg mit Israel im Gazastreifen war er eine Schlüsselfigur für internationale Vermittler bei dem Versuch, eine Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen Gefangene auszuhandeln. (dpa)
09:56 Uhr
Freitag, 2. August
Spannungen in Nahost: Biden spricht mit Netanjahu
US-Präsident Joe Biden hat nach den Tötungen des politischen Anführers der islamistischen Hamas im Iran sowie des ranghöchsten Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu telefoniert. Wie das Weisse Haus mitteilte, bekräftigte Biden den Beistand der USA für Israel im Kampf gegen die Hamas im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon und die Huthi im Jemen, die allesamt vom Iran unterstützt werden.
Er habe ein «sehr direktes» Gespräch mit Netanjahu gehabt, betonte Biden laut US-Medien am Rande der Begrüssung der bei einem Gefangenenaustausch freigelassenen US-Amerikaner auf einem Militärflughafen nahe Washington. Die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija habe die Chancen auf eine Waffenruhe nicht verbessert. «Wir haben die Grundlage für eine Waffenruhe. Er sollte sich darauf einlassen, und sie sollten sich jetzt darauf einlassen», sagte Biden laut den Berichten. Er sei sehr besorgt angesichts der eskalierenden Spannungen in Nahost.
In dem Gespräch sei es zudem um neue US-Militärhilfen für Israel gegangen, damit sich das Land gegen Raketen- und Drohnenangriffe verteidigen könne, hatte das Weisse Haus zuvor mitgeteilt. Biden betonte demnach, wie wichtig Bemühungen um eine Deeskalation in der Region sind. An dem Telefonat nahm auch Vizepräsidentin Kamala Harris teil.
In den vergangenen Tagen hatten verschiedene Vertreter der US-Regierung wiederholt beschwichtigende Worte mit Blick auf die Spannungen in Nahost angeschlagen. So hiess es mehrfach, man glaube in Washington nicht, dass eine Eskalation unvermeidlich sei oder unmittelbar bevorstehe.
Zuvor hatte Israel nach eigenen Angaben einen Hisbollah-Kommandeur in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet. Wenige Stunden später wurde der Auslandschef der Hamas bei einem Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet. Der Iran und die Hamas beschuldigten Israel und drohen mit Vergeltung. Die Regierung in Jerusalem hat sich dazu bislang nicht geäussert. Die Führung des Irans kündigte Vergeltung an. (dpa)
06:22 Uhr
Freitag, 2. August
Israel und USA stellen sich auf Grossangriff des Irans ein
Israel und die USA stellen sich nach der Tötung des politischen Anführers der islamistischen Hamas in Teheran auf Vergeltungsschläge des Irans und seiner Verbündeten ein. US-Präsident Joe Biden sicherte dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Telefon den Beistand der USA «gegen alle Bedrohungen aus dem Iran» zu, einschliesslich seiner terroristischen Stellvertretergruppen, also der Hamas in Gaza, der Hisbollah im Libanon und der Huthi im Jemen, teilte das Weisse Haus mit. Biden betonte demnach, wie wichtig Bemühungen um eine Deeskalation in der Region sind.
Netanjahu warnt Israels Feinde
Netanjahu hatte den Iran und dessen Verbündete zuvor vor einem Angriff gewarnt. «Wir werden für jeden Akt der Aggression gegen uns, von wo auch immer er ausgehen mag, einen hohen Preis einfordern», sagte er laut seinem Büro bei einer Lagebesprechung mit Kommandeuren. In Erwartung möglicher Vergeltungsschläge wurde die Armee nach Medienberichten in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Israel befinde sich im Zustand maximaler Bereitschaft, so Netanjahu. Das US-Nachrichtenportal «Axios» berichtete unter Berufung auf drei US-Beamte, die amerikanische Regierung sei überzeugt, dass der Iran Israel in den nächsten Tagen angreifen werde.
Der Auslandschef der Hamas, Ismail Hanija, war nach Angaben der Terrororganisation in der Nacht zum Mittwoch in der iranischen Hauptstadt gezielt getötet worden. Wie genau er zu Tode kam, ist nicht eindeutig geklärt. Die Hamas macht Israel verantwortlich, Israel äusserte sich dazu bisher nicht. Nach einer Trauerfeier am Donnerstag in Teheran soll Hanija heute in der katarischen Hauptstadt Doha beigesetzt werden, wo er zuletzt im Exil gelebt hatte.
Die Hamas rief für heute im israelisch besetzten Westjordanland zu einem «Tag des Zorns» auf. Beim muslimischen Freitagsgebet sollten Palästinenser zunächst in den Moscheen für Hanija beten. «Aus jeder Moschee mögen sich Märsche tosenden Zorns ergiessen, um das feige Verbrechen des Attentats anzuprangern», hiess es in einer Mitteilung der Islamisten.
Die Nachricht von Hanijas Tod verbreitete sich nur wenige Stunden nach einem israelischen Luftangriff in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut, bei dem der Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr getötet worden war. Sowohl der Iran und die Hamas als auch die Hisbollah drohen Israel mit Vergeltung. Es wird befürchtet, dass es einen koordinierten Grossangriff auf Israel durch den Iran, die Hisbollah und weitere Milizen geben könnte.
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sieht eine neue Phase der Kampfhandlungen im Nahen Osten gekommen. «Wir befinden uns an allen Fronten in einem offenen Kampf, der in eine neue Phase eingetreten ist», sagte der Hisbollah-Generalsekretär bei Schukrs Beerdigung in Beirut in einer Videobotschaft. Der Feind (Israel) müsse sich auf Zorn und Rache einstellen und «weinen, weil ihr nicht wisst, welche roten Linien ihr überschritten habt».
Da sich Israel gegen Raketen- und Drohnenangriffe verteidigen müsse, sei es in dem Telefonat zwischen US-Präsident Biden und Netanjahu auch um neue US-Militärhilfen für Israel gegangen, teilte das Weisse Haus mit. Einzelheiten wurden nicht genannt. An dem Telefonat, das nach israelischen Angaben rund 30 Minuten dauerte, nahm auch Vizepräsidentin Kamala Harris teil.
Berichte: Hanija starb durch Bombe in seinem Zimmer
Die «New York Times» und das «Wall Street Journal» berichteten unter Berufung auf Informanten, Hanija sei in Teheran durch eine ferngezündete Bombe getötet worden. Den Attentätern sei es gelungen, den Sprengsatz in Hanijas Zimmer in einem an sich bestens bewachten Gästehaus der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, zu schmuggeln. Der Sprengsatz sei mehrere Wochen lang unentdeckt geblieben.
Zusammen mit Hanija starb bei dem Anschlag auch ein Leibwächter. Den Berichten zufolge wurde der Anschlag von den Informanten als Folge eines katastrophalen Versagens der iranischen Geheimdienste und enorme Blamage für die Revolutionsgarden dargestellt.
Erneut Gefechte an Israels Nordgrenze
Als Reaktion auf einen mutmasslich israelischen Angriff im Südlibanon feuerte die Hisbollah unterdessen nach eigenen Angaben Dutzende Raketen auf Israel ab. Das israelische Militär gab an, dass einige abgefangen worden seien, der Rest sei auf offenes Gelände gefallen. Verletzte habe es nicht gegeben. Kurz nach den Angriffen sei die Abschussanlage der Hisbollah im Süden des Libanons von Israels Luftwaffe bombardiert worden, hiess es weiter.
Nach libanesischen Angaben waren bei einem israelischen Angriff im Südlibanon zuvor mindestens vier Menschen getötet worden. Das israelische Militär äusserte sich dazu zunächst nicht.
Aus Sicherheitsgründen strich die Lufthansa für die kommenden Tage ihre Flüge nach Beirut und Tel Aviv. Die Sperre gilt für sämtliche Fluggesellschaften des Konzerns und für Fracht- und Passagiermaschinen gleichermassen, wie ein Unternehmenssprecher sagte. Zur Lufthansa-Gruppe gehören noch Swiss, Austrian, Brussels Airlines und Eurowings. (dpa)
22:20 Uhr
Donnerstag, 1. August
Hisbollah feuert Dutzende Raketen auf Israel ab
Als Reaktion auf einen mutmasslich israelischen Angriff im Südlibanon hat die libanesische Hisbollah nach eigenen Angaben Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert. Das israelische Militär gab an, dass fünf Raketen auf israelisches Territorium gelangt seien. Zwei seien abgefangen worden. Der Rest sei auf offenem Gelände abgefangen worden.
Nach libanesischen Angaben wurden bei dem Angriff im Shama nahe der israelischen Grenze mindestens vier Menschen getötet. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, dass auch fünf Menschen verletzt worden seien. Bei den Todesopfern soll es sich den Angaben zufolge um Syrer handeln. Zu dem Angriff äusserte sich das israelische Militär zunächst nicht. (dpa)
22:15 Uhr
Donnerstag, 1. August
Nach Tötung von Hamas-Chef ruft Erdogan Tag der Trauer aus
Nach dem tödlichen Angriff auf den Auslandschef der islamistischen Hamas hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan einen nationalen Tag der Trauer für diesen Freitag ausgerufen. Damit solle «unsere Unterstützung für die palästinensische Sache und unsere Solidarität mit unseren palästinensischen Brüdern» bekundet werden, schrieb Erdogan auf der Plattform X. «Ich gedenke Ismail Hanija und aller palästinensischen Märtyrer mit Mitgefühl und spreche dem palästinensischen Volk in meinem Namen und dem meines Volkes mein Beileid aus.»
Erdogan hatte den Anschlag bereits zuvor verurteilt und Israel vorgeworfen, damit einen regionalen Krieg anzetteln zu wollen. In einem Gespräch mit US-Präsident Joe Biden sagte Erdogan laut staatlicher Agentur Anadolu, Israels Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe bei jedem Schritt bewiesen, dass sie keinen Waffenstillstand und keinen Frieden wolle. Israel versuche, das Feuer in Gaza auf die gesamte Region auszuweiten. Die Ermordung des Hamas-Führers habe den Bemühungen um einen Waffenstillstand im Gazastreifen «einen schweren Schlag versetzt». (dpa)
18:34 Uhr
Donnerstag, 1. August
Hamas ruft zu «Tag des Zorns» im Westjordanland auf
Nach der gezielten Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran ruft dessen islamistische Organisation für den Freitag im israelisch besetzten Westjordanland zu einem «Tag des Zorns» auf. Beim muslimischen Freitagsgebet sollen die Palästinenser zunächst in den Moscheen für Hanija beten. «Aus jeder Moschee mögen sich Märsche tosenden Zorns ergiessen, um das feige Verbrechen des Attentats anzuprangern», heisst es in der Mitteilung der Hamas.
17:58 Uhr
Donnerstag, 1. August
Libanon: Vier Tote nach israelischem Angriff im Süden
Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon sind libanesischen Angaben zufolge vier Menschen getötet worden. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, dass bei dem Angriff auf Shama nahe der israelischen Grenze auch fünf Menschen verletzt worden seien. Bei den Todesopfern soll es sich den Angaben zufolge um Syrer handeln. Das israelische Militär äusserte sich zunächst nicht. (dpa)
17:53 Uhr
Donnerstag, 1. August
Netanyahu: Jeder Angriff auf Israel fordert hohen Preis
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat den Iran und seine Stellvertreter-Gruppen in der Region davor gewarnt, Israel anzugreifen. «Wir werden für jeden Akt der Aggression gegen uns, von wo auch immer er ausgehen mag, einen hohen Preis einfordern», sagte er nach Angaben seines Büros bei einer Lagebesprechung mit Kommandeuren der Heimatfront.
Israel sei in einem Zustand maximaler Bereitschaft für jede Eventualität, fügte er hinzu. Das gelte sowohl für die Verteidigung als auch für mögliche Angriffsoptionen. (dpa)
16:48 Uhr
Donnerstag, 1. August
«New York Times»: Bombe hat Hamas-Führer Hanija getötet
Der politische Führer der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, soll einem Medienbericht zufolge im Iran durch die Explosion einer Bombe getötet worden sein. Der Sprengsatz soll bereits zwei Monate vor Hanijas Reise nach Teheran in einem Gästehaus für iranische Staatsgäste platziert worden sein, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf sieben Offizielle aus der Nahost-Region, darunter zwei Iraner, und einen US-Regierungsbeamten.
Hanija war in der Nacht zum Mittwoch in Teheran Opfer eines Anschlags geworden. Hamas und der Iran beschuldigen ihren Erzfeind Israel, dafür verantwortlich zu sein. Israel hat auf die Vorwürfe bislang nicht offiziell reagiert. Der Hamas-Führer hielt sich anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in Teheran auf. Wenige Stunden vor seinem Tod hatte ihn der iranische Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei empfangen.
Die Bombe sei per Fernzündung aktiviert worden, schrieb die «New York Times» unter Berufung auf ihre Informanten. Zuvor sollen sich die Attentäter davon überzeugt haben, dass sich Hanija in seinem Zimmer in dem Gästehaus befand. Zusammen mit ihm starb bei dem Anschlag auch ein Leibwächter. Der Hamas-Führer hatte schon bei vorangegangenen Besuchen in Teheran in dem Gästehaus übernachtet, für dessen Sicherheit die iranischen Revolutionsgarden zuständig sind.
Offenbar verstanden es die Attentäter, verschiedene Sicherheitslücken im iranischen Militärapparat auszunutzen, hiess es in dem Bericht weiter. Dies hätte es ihnen erlaubt, eine Bombe in ein an sich bestens gesichertes Gebäude zu schmuggeln. Der Sprengsatz blieb noch dazu mehrere Wochen lang unentdeckt. Den iranischen Offiziellen zufolge stelle dies ein katastrophales Versagen der iranischen Geheimdienste und eine enorme Blamage für die Revolutionsgarden dar. (dpa)
16:14 Uhr
Donnerstag, 1. August
Hisbollah-Chef: Neue Phase im offenen Kampf erreicht
Der Konflikt in Nahost hat nach den Tötungen des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr und des Hamas-Auslandschef Ismail Hanija nach Aussagen des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah eine neue Phase erreicht. Der Generalsekretär der Hisbollah sagte bei der Beerdigung Schukrs in der libanesischen Hauptstadt Beirut per Videobotschaft: «Wir befinden uns an allen Fronten in einem offenen Kampf, der in eine neue Phase eingetreten ist.» Der Feind (Israel) müsse sich auf Zorn und Rache einstellen. Die Israelis wüssten nicht, welche rote Linien sie überschritten hätten. (dpa)
14:59 Uhr
Donnerstag, 1. August
EU kritisiert aussergerichtliche Tötung von Hamas-Anführer
Aus der EU kommt deutliche Kritik an der Tötung des politischen Anführers der islamistischen Hamas, Ismail Hanija. Ein Sprecher des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell sagte, die EU lehne Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren grundsätzlich ab und unterstütze die Rechtsstaatlichkeit. Daran ändert nach seiner Darstellung auch nichts, dass der Staatsanwalt am Internationalen Strafgerichtshof gegen Hanija einen Haftbefehl wegen verschiedener Kriegsverbrechen beantragt hatte und die Hamas von der EU als Terrororganisation eingestuft wird.
«Im Kontext der sich entwickelnden Situation wiederholen wir den Aufruf der Europäischen Union an alle Parteien, maximale Zurückhaltung zu üben und jegliche weitere Eskalation zu vermeiden, da kein Land und keine Nation von einer weiteren Eskalation im Nahen Osten und in der weiteren Region profitieren kann», sagte der Sprecher.
Hanija war in der Nacht zum Mittwoch in der iranischen Hauptstadt Teheran Opfer eines Anschlags aus der Luft geworden. Hamas und der Iran beschuldigen ihren Erzfeind Israel, dafür verantwortlich zu sein. Israel hat auf die Vorwürfe bislang nicht offiziell reagiert.
Was genau zu Hanijas Tod führte, ist immer noch unklar. Experten sprechen von entweder einem Luft- oder einem Raketenangriff. Ort des Anschlags war eine «spezielle Residenz» in Nordteheran - angeblich im Palast des ehemaligen persischen Schahs –, die normalerweise immer streng bewacht ist. Hanija war zu einem Besuch in Teheran gewesen, um der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian beizuwohnen. (dpa)
14:23 Uhr
Donnerstag, 1. August
Swiss stoppt Flüge nach Tel Aviv
Die Swiss hat infolge der jüngsten Eskalationen im Nahen Osten entschieden, die Flüge von Zürich nach Tel Aviv (und zurück) bis und mit am 8. August einzustellen. Auch die Flüge nach und von Beirut bleiben bis einschliesslich am 12. August ausgesetzt. Das schreibt die Swiss in einer Medienmitteilung. (wro)
10:56 Uhr
Mittwoch, 1. August
Israel erklärt Top-Hamas-Mann Deif in Gaza für tot
Israel hat einen der führenden Köpfe der islamistischen Hamas, Mohammed Deif, für tot erklärt.
Deif sei Mitte Juli bei einem massiven Luftangriff im Gazastreifen getötet worden, teilte die israelische Armee mit. Er gilt als einer der zentralen Drahtzieher des Angriffs auf Israel vom 7. Oktober und war Chef der Kassam-Brigaden und Stellvertreter des Gaza-Chefs der Hamas, Jihia al-Sinwar.
Die Mitteilung der Armee erfolgt einen Tag nach der Tötung des Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran. Der Iran und die Hamas beschuldigen Israel, dafür verantwortlich zu sein. Israel hat sich nicht zu dem Vorwurf geäussert und lediglich erklärt, jeder, der das Land angreife, werde einen hohen Preis zahlen.
Die Armee teilte mit, auf der Basis von Geheimdienstinformationen könne der Tod Deifs bestätigt werden. Kampfjets hätten vor gut zwei Wochen einen «präzisen, gezielten Schlag gegen eine Anlage ausgeführt, in der sich Mohammed Deif und der Kommandeur der Chan-Junis-Brigade der Hamas, Rafa Salama, aufhielten», hiess es in der Mitteilung.
Ein Kriegsziel
Israel hatte sich zu einem Ziel seines Krieges im Gazastreifen gesetzt, den Hamas-Chef Sinwar und seinen Stellvertreter Deif gefangenzunehmen oder zu töten. Im März bestätigte die Armee die Tötung des dritthöchsten Hamas-Führers im Gazastreifen, Marwan Issa, bei einem Luftangriff.
«Dies ist ein wichtiger Meilenstein im Prozess der Zerschlagung der Hamas als militärische und regierende Autorität im Gazastreifen und bei der Erreichung der Ziele dieses Krieges», schrieb Verteidigungsminister Joav Galant auf der Online-Plattform X zu Deifs Tod. Israel werde die «Terroristen» der Hamas verfolgen, bekräftigte er. «Wir werden nicht ruhen, bis dieser Auftrag erfüllt ist.»
90 Tote bei Angriff auf Deif
Das israelische Militär hatte im Juli ein abgezäuntes Objekt in der humanitären Zone zwischen Chan Junis und Al-Mawasi bombardiert, das nach israelischer Darstellung als Basis für Hamas-Kämpfer diente. Bei dem Angriff kamen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde 90 Menschen ums Leben, weitere 300 wurden verletzt.
Unter den Toten war nach israelischen Angaben auch Kommandeur Salama. Die Armee habe über äusserst zuverlässige nachrichtendienstliche Informationen verfügt, dass sich Deif und Salama zum Zeitpunkt des Angriffs in der Basis aufhielten, sagte ein hochrangiger Militärvertreter danach in einem Online-Briefing für Journalisten.
Zahlreiche Tötungsversuche überlebt
Im Mai hatte der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Karim Khan, mehrere Haftbefehle beantragt. Neben Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant auch gegen mehrere Hamas-Anführer - darunter Sinwar und Deif. Khan verfolgt Verbrechen während des Gaza-Kriegs.
Deif hatte zahlreiche Tötungsversuche Israels über die Jahre überlebt. Bis vor gut einem halben Jahr ging man im Land davon aus, dass Deif dabei mehrere Gliedmassen verloren und eine Vielzahl körperlicher Behinderungen hat. Bis schliesslich Aufnahmen auftauchten, die Deif mit beiden Armen und beiden Beinen zeigten.
08:57 Uhr
Donnerstag, 1. August
Tausende bei Trauerzeremonie für Hanija in Teheran
In der iranischen Hauptstadt Teheran nehmen Tausende Menschen an der staatlich-organisierten Trauerzeremonie für den getöteten politischen Anführer der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, teil. Anwesend war auch die gesamte politische Elite des Irans, unter anderem der oberste Führer Ajatollah Chamenei und der neue Präsident Massud Peseschkian. Vor Hanijas Sarg hielt Chamenei ein Totengebet.
Mit Rufen wie «Tod Israel» und «Tod Amerika» bekundete die Menge ihre Unterstützung für Hanija und die Hamas im Gazastreifen sowie ihren Widerstand gegen Israel. Die iranische Regierung hatte nach der gezielten Tötung des hohen Hamas-Führers in Teheran eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Bestattet wird Hanija am Freitag in seiner Wahlheimat Katar.
06:45 Uhr
Donnerstag, 1. August
Weltsicherheitsrat ruft zur Deeskalation in Nahost auf
Der Weltsicherheitsrat mahnt nach den gezielten Tötungen des politischen Anführers der islamistischen Hamas im Iran sowie des ranghöchsten Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon alle Konfliktparteien dringend zur Deeskalation. Alle Aktionen, «die den gesamten Nahen Osten in den Abgrund treiben könnten», müssten vermieden werden, liess UN-Generalsekretär António Guterres in New York mitteilen.
Iran und Israel fordern internationale Reaktion
Die mutmasslich von Israel ausgeführte Tat in der iranischen Hauptstadt Teheran verstosse gegen internationales Recht und «deutet auf eine Absicht hin, den Konflikt zu eskalieren und den Krieg auf die gesamte Region auszudehnen», sagte der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Iravani vor dem Weltsicherheitsrat in New York.
Der stellvertretende israelische Botschafter Jonathan Miller sagte, der Iran destabilisiere den gesamten Nahen Osten, indem die Islamische Republik Stellvertreter-Gruppen finanziere - als solche gelten insbesondere die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon und die mit ihr verbündete Hamas im Gazastreifen. «Wir fordern daher, dass dieser Rat den Iran für seine anhaltende Unterstützung des regionalen Terrorismus verurteilt und die Sanktionen gegen Teheran verschärft», sagte Miller.
USA: Keine Anzeichen für unmittelbar bevorstehende Eskalation
Auch die US-Regierung äussert sich weiterhin beschwichtigend. «Wir glauben nicht, dass eine Eskalation unvermeidlich ist, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass eine Eskalation unmittelbar bevorsteht», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Er wolle die aktuellen Bedenken nicht einfach abtun, man beobachte die Situation in der Region aber «sehr, sehr genau».
Die UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo, sagte vor dem Weltsicherheitsrat: «Es bedarf dringend diplomatischer Bemühungen, um die Richtung zu ändern und einen Weg zu regionalem Frieden und Stabilität zu finden.» Und weiter: «Die Kommunikation mittels Raketen, bewaffneter Drohnen und anderer tödlicher Angriffe muss ein Ende haben.»
Auf die Frage, welche Auswirkungen die Ereignisse in Beirut und Teheran auf die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg haben könnten, antwortete Kirby, es sei noch zu früh für eine Beurteilung. «Es bleibt kompliziert, und die Berichte aus der Region, die wir in den letzten 24 bis 48 Stunden gesehen haben, machen es nicht weniger kompliziert.» Er wolle nicht zu optimistisch klingen, betonte Kirby. «Aber wir sind immer noch der Meinung, dass es sich lohnt, das vorliegende Abkommen weiterzuverfolgen.» Nach Auffassung der US-Regierung gebe es weiterhin «einen gangbaren Prozess» und «interessierte Gesprächspartner». (dpa)
06:26 Uhr
Donnerstag, 1. August
Bericht: Irans Chamenei will direkten Angriff auf Israel
Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei hat einem Bericht zufolge als Vergeltung für den Tod eines hochrangigen Führers der islamistischen Hamas den Befehl erteilt, Israel direkt anzugreifen. Das berichtet die «New York Times» unter Berufung auf drei über den Befehl informierte iranische Beamte, darunter zwei Mitglieder der iranischen Elitestreitmacht, den Revolutionsgarden.
Zu Zeitpunkt und Umfang eines möglichen iranischen Vergeltungsangriffs gab es in dem Bericht keine Angaben. Chamenei habe die Anordnung auf einer Dringlichkeitssitzung des Obersten Nationalen Sicherheitsrates des Irans am Mittwochmorgen erteilt. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.
Der Iran und die islamistische Hamas beschuldigen Israel, den Hamas-Auslandschef Ismail Hanija getötet zu haben. Hanija befand sich zu Besuch in der iranischen Hauptstadt Teheran, um der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian beizuwohnen. Israel, das sich mit der Hamas im Gazastreifen im Krieg befindet, hat die Tötung von Hanija weder bestätigt noch dementiert.
Chamenei hatte bereits öffentlich Vergeltung angekündigt. «Das kriminelle zionistische Regime (Israel) hat unseren Gast in unserem Haus ermordet», wurde Chamenei auf seiner Website zitiert. «Es wird eine harte Bestrafung geben.
Erster Angriff fand im April statt
Der Iran hatte Mitte April erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik seinen erklärten Erzfeind Israel direkt angegriffen. Israels Armee berichtete von rund 300 Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern, die fast alle abgefangen worden seien. Es entstand nur geringer Schaden.
Der Iran stellte die im Voraus angekündigte Operation als Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien dar. Am 1. April waren bei einem mutmasslich von Israel geführten Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden. (dpa)
22:11 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Al-Dschasira: Israel tötet Journalist und Kameramann in Gaza
Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind nach Angaben des arabischen TV-Senders Al-Dschasira ein Journalist und ein Kameramann des Senders getötet worden. Al-Dschasiras Bericht zufolge ereignete sich der tödliche Vorfall in der Stadt Gaza. In sozialen Medien kursierten Videos, die ein schwer beschädigtes Fahrzeug mit einer versehrten Leiche zeigten. Israels Armee äusserte sich zunächst nicht zu den Berichten.
Gemäss dem Kommittee zum Schutz von Journalisten sind seit anfangs des Gazakriegs mindestens 111 Journalisten und Medienschaffende getötet worden. Laut Angaben der Behörden in Gaza sind es 165 palästinensische Journalisten. (dpa/wro)
19:10 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Weltsicherheitsrat trifft sich noch heute zu Nahost
Angesichts einer möglichen Ausweitung des Krieges in Nahost soll der Weltsicherheitsrat in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Mehrere Diplomaten berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass ein vom Iran beantragtes und von China, Russland und Algerien unterstütztes Treffen noch heute um 22 Uhr MESZ stattfinden wird. (dpa)
15:21 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
EDA rät Schweizern zur Ausreise aus dem Libanon
Das EDA empfiehlt Schweizer Staatsangehörigen das Land zu verlassen. «Der Konflikt im Nahen Osten hat auch grosse Auswirkungen auf den Libanon. An der Südgrenze des Libanon finden täglich bewaffnete Schlagabtausche zwischen Israel und der Hisbollah sowie anderen bewaffneten Gruppierungen statt», heisst es auf der Homepage des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten.
Schweizer Staatsangehörige, die im Land bleiben wollen oder entgegen der Empfehlung des EDA in den Libanon zu reisen, «müssen sich jedoch bewusst sein, dass im Falle einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage die Schweiz unter Umständen nur noch begrenzte oder gar keine Dienstleistungen mehr erbringen kann und auch nur begrenzte Möglichkeiten zur Hilfe in Notfällen haben wird.»
Schweizer Staatsangehörige, die Unterstützung benötigen, können sich an die Schweizer Botschaft in Beirut oder an die Helpline des EDA wenden. (zen)
14:20 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Blinken: USA nicht am Tod von Hamas-Führer beteiligt
Die USA waren nach Angaben von Aussenminister Antony Blinken nicht am gewaltsamen Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija beteiligt. Auch habe die US-Regierung von der Tötung nichts gewusst, sagte Blinken bei einem Besuch in Singapur dem örtlichen Sender Channel News Asia (CNA).
Blinken betonte erneut die Notwendigkeit einer Waffenruhe im Gazastreifen, um die Spannungen in Nahost abzubauen. «Wir werden so lange daran arbeiten, bis wir dahin kommen», sagte er. Eine Waffenruhe sei nicht nur von entscheidender Bedeutung, um das Leiden der Palästinenser in der Region zu beenden, sondern auch, um die Geiseln heimzuholen.
«Eines der Dinge, auf die wir uns konzentriert haben, ist sicherzustellen, dass sich der Konflikt (...) nicht ausbreitet, nicht auf andere Orte übergreift, nicht eskaliert, und das werden wir auch weiterhin tun», fügte er hinzu. (dpa)
13:50 Uhr
Mittwoch, 31. August
Vermittler Katar stellt Gaza-Gespräche infrage
Der wichtige Vermittler Katar bei Gesprächen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg hat die Verhandlungen nach dem gewaltsamen Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija infrage gestellt. «Politische Morde und wiederholte Angriffe auf Zivilisten im Gazastreifen während der Gespräche lassen uns fragen, wie kann man erfolgreich vermitteln, wenn eine Partei den Vermittler auf der anderen Seite ermordet?», schrieb Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani bei X. «Frieden braucht ernsthafte Partner und eine globale Haltung gegen die Missachtung menschlichen Lebens.»
Die Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen und den Austausch von Geiseln gegen Gefangene, zuletzt am Sonntag in Rom, verlaufen seit Monaten ohnehin sehr schleppend. Katar, Ägypten und die USA traten dabei bisher als Vermittler zwischen Israel und der islamistischen Hamas auf. Mit dem Tod Hanijas ist völlig unklar, ob und wie diese Gespräche fortgesetzt werden. (dpa)
13:49 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Hamas-Führer als «hinterhältig»
Die Türkei verurteilt den tödlichen Anschlag auf den Auslandschef der islamistischen Hamas scharf und wirft Israel vor, damit einen regionalen Krieg anzetteln zu wollen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb auf der Plattform X, es habe sich um einen «hinterhältigen» Anschlag auf seinen «Bruder» Hanija gehandelt. In einer Mitteilung des türkischen Aussenministeriums hiess es zudem, mit dem «niederträchtigen» Anschlag verfolge Israel das Ziel, den Gaza-Krieg auf die gesamte Region auszuweiten.
Die Türkei unterhält gute Beziehungen zur islamistischen Hamas. Erst im April hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Auslandschef Hanija in Istanbul getroffen. Erdogan hatte das Massaker der Islamisten in Israel am 7. Oktober zwar verurteilt. Die dafür verantwortliche Hamas hatte der türkische Präsident aber später wiederholt als Befreiungsorganisation bezeichnet. Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei haben sich seitdem massiv verschlechtert. (dpa)
13:47 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Nach Tod von Hanija: Iran ordnet dreitägige Staatstrauer an
Nach dem gewaltsamen Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija ist im Iran eine dreitägige Staatstrauer angeordnet worden. Für Donnerstag sei zudem ein Trauermarsch in der Hauptstadt Teheran geplant, berichtete die Nachrichtenagentur Irna. Wo Hanija beigesetzt werden soll, war zunächst unklar.
Nach Angaben der Terrororganisation Hamas vom Morgen wurde ihr politischer Anführer Hanija bei einem israelischen Angriff in Teheran getötet. Hanija befand sich auf einem Besuch in der iranischen Hauptstadt, um der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian beizuwohnen. Israel hat sich dazu bislang nicht geäussert. Der Iran und die Hamas haben Vergeltung angekündigt. (dpa)
11:47 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Militärischer Arm der Hamas droht mit Rache für Tötung Hanijas
Nach dem gewaltsamen Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija droht der militärische Flügel der Organisation mit Rache. «Dieses reine Blut wird sicherlich nicht umsonst geflossen sein», hiess es in einer Stellungnahme des militärischen Arms der Hamas, der sogenannten Kassam-Brigaden, auf Telegram. Der Anschlag auf Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran werde grosse Auswirkungen auf die gesamte Region haben. Israel werde den Preis für die Tat bezahlen «an jedem Ort, den die Hände unserer Mudschahedin erreichen», so die Drohung der Kassam-Brigaden. (dpa)
10:51 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Irans Chamenei droht Israel mit «harter Bestrafung»
Der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat eine Vergeltung angekündigt. «Das kriminelle zionistische Regime (Israel) hat unseren Gast in unserem Haus ermordet», wurde Chamenei auf seiner Website zitiert. «Es wird eine harte Bestrafung geben.» (has)
10:27 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Türkei verurteilt tödlichen Anschlag auf Hamas-Chef
Die Türkei verurteilt den tödlichen Anschlag auf den Auslandschef der islamistischen Hamas scharf und wirft Israel vor, damit einen regionalen Krieg anzetteln zu wollen. Ismail Hanija sei durch einen «niederträchtigen Anschlag» in Teheran getötet worden, hiess es in einer Mitteilung des türkischen Aussenministeriums. Damit verfolge Israel das Ziel, den Gaza-Krieg auf die Region auszuweiten.
Die Türkei unterhält gute Beziehungen zur islamistischen Hamas. Erst im April hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Auslandschef Hanija in Istanbul getroffen. Erdogan hatte das Massaker der Islamisten in Israel am 7. Oktober zwar verurteilt. Die dafür verantwortliche Hamas hatte der türkische Präsident aber später wiederholt als Befreiungsorganisation bezeichnet. Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei haben sich seitdem massiv verschlechtert. (dpa)
10:26 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Hisbollah: Tod Hanijas wird Widerstand gegen Israel verstärken
Die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija wird nach Darstellung der libanesischen Hisbollah zu noch mehr Widerstand gegen Israel führen. Hanija «war einer der grossen Widerstandskämpfer unserer Zeit, der sich mutig gegen US-Vorherrschaft und zionistische Besatzung wehrte», teilte die Hisbollah mit. Er sei bereit gewesen, für die Sache zu sterben, an die er glaubte. Durch seinen Tod würden «Widerstandskämpfer an allen Schauplätzen» noch entschlossener kämpfen und «ihren Willen stärken, dem zionistischen Feind gegenüberzutreten».
Die Hisbollah ist mit der Hamas im Gazastreifen verbündet, beide sind wiederum Verbündete des Irans. Die Nachricht von Hanijas Tötung folgte nur Stunden nach einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut. Dabei wurde nach Angaben der israelischen Armee Fuad Schukr getötet, ein ranghoher Hisbollah-Kommandeur. Die Hisbollah hat das bislang nicht bestätigt. (dpa)
10:23 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Islamischer Dschihad: Hanija war Symbol des Widerstands
Die palästinensische Terrororganisation Islamischer Dschihad spricht nach der Tötung des Hamas-Führers Ismail Hanija von einem «abscheulichen Mord». In einer Stellungnahme heisst es, Hanija sei ein «Symbol des Widerstands» und ein grosser nationaler Anführer. Sein Tod werde das palästinensische Volk nicht von seinem anhaltenden Widerstand abhalten.
Auch die Huthi-Miliz im Jemen bezeichnete Hanija als Märtyrer. Der Vorsitzende des Hohen Politischen Rats, Mahdi al-Maschat, sprach von einem «grossen Verlust für das palästinensische Volk und dem gesamten Volk des Islams». Israel und die USA müssten die Verantwortung tragen für eine Ausweitung des Kriegs in der Region. Die Huthi-Miliz stehe mit aller Stärke an der Seite der Hamas. Diese wird wie die Huthi-Miliz vom Iran unterstützt.
Die Hamas hat in einer Mitteilung Israel verantwortlich für die Tötung von Hanija gemacht. Eine offizielle Reaktion Israels gibt es bisher nicht. (dpa)
09:12 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
UN: Folter und Misshandlung Gefangener aus Gaza in Israel
Mindestens 10.000 Palästinenser aus dem Gazastreifen werden nach einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros «unter erbärmlichen Zuständen» in israelischem Gewahrsam festgehalten. Es gebe Berichte über Misshandlungen und Folter, teilte das Büro in Genf mit. Mindestens 53 Menschen seien in israelischem Gewahrsam ums Leben gekommen.
Auch die im vergangenen Oktober aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln hätten von Misshandlungen berichtet, so das Büro.
Es geht in dem Bericht um den Zeitraum seit dem 7. Oktober 2023, als Terroristen aus dem Gazastreifen Israel überfielen, etwa 1.200 Menschen töteten und rund 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppten. Zusätzlich seien im besetzten Westjordanland und in Israel Tausende Palästinenser in Gewahrsam genommen worden.
Berichte von Gräueltaten in Gefangenschaft
Zur Behandlung der Palästinenser sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk: «Die Zeugenaussagen, die mein Büro und andere Stellen bekommen haben, deuten auf eine Reihe von Gräueltaten hin.» Demnach sind Hunde auf die Gefangenen losgelassen worden, andere hätten Waterboarding erlebt. Das ist eine Foltermethode, die Ertrinken simuliert. Beides wären eklatante Verstösse gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht, so Türk.
Die Menschen seien meist gefesselt und mit verbundenen Augen nach Israel gebracht worden. Betroffen seien vor allem Männer und Teenager, aber auch Frauen. Sie würden ohne Anklage und ohne Kontakt zu Anwälten festgehalten.
Menschen hätten berichtet, sie seien in käfigähnlichen Verschlägen festgehalten worden, lange Zeit nackt gewesen und hätten Windeln tragen müssen. Ihnen sei Wasser und Nahrung vorenthalten worden und sie seien am Schlafen gehindert worden. Einige hätten von Elektroschocks und Verbrennungen mit Zigaretten berichtet und sexueller Gewalt berichtet. Bislang gibt es noch keine Stellungnahme Israels zu dem Bericht.
Auch Geiseln berichteten von Misshandlungen
Im Zuge des Terrorüberfalls der Hamas und anderer Extremisten am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppte, später freigelassene Geiseln hätten berichtet, dass sie bei der Gefangennahme geschlagen worden seien und oft zu wenig zu essen und zu trinken bekommen hätten. Sie hätten auch von sexueller Gewalt berichtet.
Der Bericht kritisiert auch die palästinensische Autonomiebehörde, die im Westjordanland Oppositionelle willkürlich festnehme und teils misshandele.
Türk verlangte die umgehende Freilassung der verbliebenen Geiseln. Auch müssten die willkürlich gefangen genommenen Palästinenser freigelassen werden. Alle Vorwürfe über Misshandlungen und Folter müssten umgehend untersucht werden.
Festnahme israelischer Soldaten
Diese Woche hatten israelische Militärpolizisten in der Militärbasis Sde Teiman nahe der Wüstenstadt Beerscheva neun Soldaten festgenommen, weil sie einen Terroristen der islamistischen Terrororganisation Hamas so schwer sexuell misshandelt haben sollen, dass er mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Nach der Festnahme der Soldaten gab es in Israel massive Unruhen.
Wegen der mutmasslichen Misshandlung palästinensischer Gefangener erhob Israels Militärstaatsanwaltschaft am Dienstag gegen einen Soldaten Anklage. Ihm wird vorgeworfen, zwischen Februar und Juni des laufenden Jahres bei der Sicherung von Transporten sogenannter Sicherheitshäftlinge in israelische Haftanstalten «schwere Gewalt gegen die ihm anvertrauten Gefangenen» angewendet zu haben. (dpa)
09:11 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Israelischer Minister: Hanijas Tod macht die Welt besser
Zwei der rechtsnationalen israelische Minister haben mit Genugtuung auf die Nachricht vom Tod des Hamas-Führers Ismail Hanija reagiert. «Hanijas Tod macht die Welt ein bisschen besser» schrieb Amichai Elijahu, Minister für das Kulturerbe, auf der Plattform X. Diasporaminister Amichai Chikli postete ein Bild Hanijas bei einer Versammlung, auf der der «Tod Israels» gefordert gefordert worden war. «Sei vorsichtig, was du dir wünschst», schrieb er als Kommentar.
Offizielle Stellungnahmen der israelischen Regierung oder des Militärs auf die Tötung Hanijas bei einem Angriff auf sein Anwesen in Teheran gab es zunächst nicht. Die Hamas hat Israel für den Anschlag verantwortlich gemacht. (dpa)
09:10 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Hisbollah: Schicksal von Schukr nach Israels Angriff noch offen
Das Schicksal des von Israel angegriffenen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr ist nach Angaben der Schiitenorganisation noch nicht endgültig geklärt. Die proiranische Miliz erklärte: «Der grosse dschihadistische Anführer, Bruder Fuad Shukr, war zu dem Zeitpunkt (des israelischen Angriffs) in dem Gebäude anwesend.» Teams des Zivilschutzes arbeiteten daran, den Schutt am Angriffsort zu beseitigen. Man warte auf Ergebnisse zu Untersuchungen über das Schicksal Schukrs. In der Erklärung hiess es weiter, dass der Angriff auf ein Wohngebäude abgezielt habe. Mehrere Stockwerke des Gebäudes seien erheblich zerstört worden.
Das israelische Militär hatte am Dienstagabend erklärt, den hochrangigen Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr bei einem Angriff im Vorort Beiruts «ausgeschaltet» zu haben. Ein Sprecher des israelischen Militärs teilte mit, dass er getötet worden sei.
Laut libanesischen Angaben wurden bei dem Angriff mindestens drei Menschen getötet. Darunter waren nach Angaben des Gesundheitsministeriums auch zwei Kinder. Über 70 weitere Personen wurden demnach verletzt.
Schukr war nach israelischen Angaben verantwortlich für den Raketenangriff auf die drusische Ortschaft Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen mit zwölf Toten vor vier Tagen. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben ist derzeit nicht möglich. Die Schiitenmiliz dementierte eine Verstrickung in den Angriff. Sie habe mit dem Angriff nichts zu tun, erklärte sie mehrmals. (dpa)
09:09 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Iran verurteilt tödlichen Anschlag auf Hamas Auslands-Chef
Der Iran verurteilt den tödlichen Anschlag auf den Auslandschef der islamistischen Hamas in Teheran auf das Schärfste. «Das reine Blut des heiligen und ehrenhaften Kriegers Ismail Hanija ist zweifellos nicht umsonst geflossen», sagte Aussenamtssprecher Nasser Kanaani in einer Presseerklärung. Dieses Blut werde laut Kanaani Israel letztendlich zum Verhängnis werden.
Der Anschlag auf Hanija werde ausserdem die Beziehungen zwischen der palästinischen Widerstandsfront und Iran noch weiter stärken, so der Sprecher laut Nachrichtenagentur Isna. Zu den Details des Anschlags sagt er lediglich, dass die Sicherheitsbehörden die Ursachen und den Tatvorgang noch überprüfen. (dpa)
09:08 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Palästinenserpräsident Abbas verurteilt Tötung Hanijas
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilt die Tötung des Hamas-Führers Ismail Hanija in einer Stellungnahme als «feigen Akt». Der Leiter der palästinensischen Autonomiebehörde sprach von einer «gefährlichen Entwicklung».
Der Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Hussein Al-Scheik, schrieb auf der Plattform X, seine Organisation verurteile «den Mord an dem nationalen Führer» Hanija. Er sprach von der Notwendigkeit der Einigung der verschiedenen palästinensischen Gruppen und Fraktionen.
Ein Bündnis der verschiedenen politischen Gruppen im Westjordanland rief als Reaktion auf den Tod Hanijas zu einem Generalstreik auf. Ausserdem solle an Kontrollpunkten die Konfrontation mit israelischen Soldaten gesucht werden, hiess es. Ob es sich dabei um Demonstrationen oder Angriffe handeln sollte, blieb unklar. (dpa)
06:11 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Hamas meldet Tötung ihres Chefs Hanija in Teheran
Der Hamas-Auslandschef Ismail Hanija ist nach Angaben der islamistischen Terrororganisation bei einem israelischen Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet worden. Er sei infolge einer Attacke auf seine Residenz ums Leben gekommen, teilte die Hamas mit. Von israelischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.
Die Nachricht von Hanijas Tötung folgte wenige Stunden nach einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut. Dabei wurde nach Angaben der israelischen Armee Fuad Schukr getötet, ein ranghoher Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah. Die Hisbollah ist mit der Hamas im Gazastreifen verbündet, beide sind wiederum verbündet mit Israels Erzfeind Iran.
Seit dem Terrorüberfall der Hamas und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober greift die Hisbollah aus Solidarität mit der Hamas Ziele im Norden Israels an. Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.
Nach Angaben der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) kam ausser Hanija auch einer seiner Leibwächter ums Leben. Ursache und das Ausmass des Vorfalls werde untersucht, die Ergebnisse würden später bekanntgegeben, teilte Irans Elitestreitmacht am frühen Morgen mit.
Hanija habe vor seinem Tod an der Zeremonie zur Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen, teilte die Hamas auf ihrem Telegram-Kanal mit. (dpa)
06:10 Uhr
Mittwoch, 31. Juli
Hisbollah-Kommandeur bei Angriff «ausgeschaltet»
Bei einem israelischen Angriff auf ein Haus in einem Vorort von Libanons Hauptstadt Beirut ist der hochrangige Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah, Fuad Schukr, getötet worden. Dies berichtete die israelische Armee. (dpa)
22:55 Uhr
Dienstag, 30. Juli
Fast 70 Verletzte nach israelischem Angriff im Libanon
Bei einem israelischen Angriff auf ein Haus in einem Vorort von Beirut ist nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Es soll sich um eine Zivilistin handeln. 68 weitere Menschen wurden demnach verletzt. Fünf von ihnen sollen in Lebensgefahr schweben, wie das Ministerium erklärte. Die Verletzten seien in den Notaufnahmen umliegender Krankenhäuser behandelt worden.
Die Hisbollah hatte der Deutschen Presse-Agentur zuvor bestätigt, dass bei dem Angriff eine Person getötet und Dutzende weitere verletzt wurden. (dpa)
22:00 Uhr
Dienstag, 30. Juli
Libanons Premier verurteilt israelischen Angriff auf Beiruter Vorort
Nach dem israelischen Angriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut hat Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati die Tat als «offensichtliche israelische Aggression» verurteilt. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA bezeichnete Mikati den Angriff als eine «kriminelle Tat». Sie sei Teil einer Reihe aggressiver Operationen, bei denen Zivilisten getötet würden. «Die israelische Tötungsmaschinerie» habe noch nicht nicht genug davon, die libanesischen Gebiete im Süden und in der Bekaa-Region anzugreifen, sagte er weiter.
Der Angriff zielte nach Angaben des israelischen Militärs auf einen hochrangigen Kommandeur der Hisbollah. Es stand zunächst nicht fest, ob er bei dem Angriff ums Leben kam. (dpa)
21:35 Uhr
Dienstag, 30. Juli
Hisbollah: Ein Toter und Dutzende Verletzte nach israelischem Angriff
Bei einem israelischen Angriff auf ein Haus in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut ist nach Angaben der Hisbollah mindestens ein Mensch getötet worden. Wer das Opfer ist, blieb zunächst unklar. Die Sprecherin der Schiitenorganisation bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass bei dem Angriff ausserdem Dutzende Menschen verletzt wurden.
Der Angriff zielte nach Angaben des israelischen Militärs auf einen hochrangigen Kommandeur der Hisbollah. Es stand zunächst nicht fest, ob er bei dem Angriff ums Leben kam. Bei der Zielperson soll es sich Medienberichten zufolge um Fuad Schukr handeln. Er gilt als enger Berater von Generalsekretär Hassan Nasrallah. Er ist nach Angaben der US-Regierung Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah und wird ausserdem von US-Behörden wegen Verstrickungen in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht. (dpa)
21:13 Uhr
Dienstag, 30. Juli
USA pochen auf Diplomatie zwischen Israel und Hisbollah
Nach dem israelischen Angriff in der libanesischen Hauptstadt Beirut dringt das Weisse Haus weiterhin auf eine diplomatische Lösung. «Wir glauben nicht, dass ein breiter Krieg unvermeidlich ist», sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre und blieb damit bei der Tonart der US-Regierung der vergangenen Wochen.
Den israelischen Angriff in Beirut kommentierte die Sprecherin nicht direkt, sie verwies auf Israels Militär. Sie betonte aber, dass US-Präsident Joe Biden an diplomatische Lösungen «vor allem in diesem Moment entlang der Blauen Linie» glaube. Dabei handelt es sich um eine von den Vereinten Nationen gezogene Demarkationslinie an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Auf die Frage, warum Biden Grund habe zu glauben, dass eine diplomatische Lösung möglich sei, antwortete Jean-Pierre: «Weil wir weiterhin optimistisch sein müssen.» (dpa)
19:31 Uhr
Dienstag, 30. Juli
Armee: Israel greift Hisbollah-Kommandeur in Beirut an
Drei Tage nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen hat Israel in der libanesischen Hauptstadt Beirut einen «gezielten Angriff» auf einen Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah durchgeführt. Das berichtete die israelische Armee. Zuvor war im Süden Beiruts eine Explosion zu hören.
Der Kommandeur sei für den Tod der bei dem Raketenangriff auf die drusische Ortschaft Madschdal Schams getroffenen Kinder und Jugendlichen sowie weiterer israelischer Zivilisten verantwortlich, hiess es weiter.
Israels Verteidigungsminister Joav Galant reagierte auf der Online-Plattform X und schrieb: «Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten.» Bereits am Nachmittag war bei einem Raketenangriff auf den Norden Israels nach Angaben von Rettungskräften ein Zivilist getötet worden. Zuvor hatte es in Ortschaften an der Grenze zum Libanon Raketenalarm gegeben.
Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von einem «feindlichen Überfall» im Beiruter Vorort Haret Hreik. Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar zeigte Bilder von chaotischen Szenen. Mindestens vier Gebäude seien bei dem Angriff beschädigt worden.
Wie im TV zu sehen war, riefen Menschen auf der Strasse: «Gott segne Nasrallah.» Andere riefen: «Netanyahu wird den Preis dafür zahlen.» Augenzeugen berichtete, dass der Angriff auf ein achtstöckiges Gebäude zielte. Demnach sei das Obergeschoss getroffen worden. (dpa)
16:00 Uhr
Dienstag, 30. Juli
Netanyahu kündigt «harte Antwort» auf den Raketenangriff der Hisbollah an
Das israelische Militär vor der «Quadratur des Kreises»: Wie soll es die militärischen Fähigkeiten der Hisbollah nachhaltig schwächen und gleichzeitig einen allumfassenden Nahostkrieg verhindern? (chm)
14:49 Uhr
Dienstag, 30. Juli
Ein Toter bei Raketeneinschlag im Norden Israels
Bei einem Raketenangriff auf den Norden Israels ist nach Angaben von Rettungskräften ein Mann getötet worden. Der Rettungsdienst Magen David Adom berichtete, ein etwa 30-Jähriger sei schweren Verletzungen durch Raketensplitter erlegen. Zuvor hatte es in Ortschaften an der Grenze zum Libanon Raketenalarm gegeben.
Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah teilte mit, sie habe als Reaktion auf israelische Angriffe auf eine Ortschaft im Süden des Libanon, bei denen es drei Verletzte gegeben habe, einen israelischen Militärposten mit Katjuscha-Raketen beschossen. Der Militärposten liegt südwestlich von der Ortschaft, in dem der Mann verletzt wurde. (dpa)
14:31 Uhr
Dienstag, 30. Juli
Beschuss an israelisch-libanesischer Grenze geht weiter
Bei einem israelischen Angriff im Libanon ist ein Mitglied der Hisbollah getötet worden. Insgesamt seien zehn Terrorziele der proiranischen Schiitenmiliz in sieben verschiedenen Gegenden attackiert worden, teilte Israels Militär mit. Dabei seien unter anderem ein Waffenlager und eine Abschussrampe getroffen worden. Der Hisbollah-Kämpfer soll in Beit Lif im Süden des Landes ums Leben gekommen sein.
Die Hisbollah bestätigte den Tod eines ihrer Kämpfer. Die Miliz führt für gewöhnlich nicht weiter aus, wann, wo und wie ihre Mitglieder ums Leben gekommen sind. Die libanesische Nachrichtenagentur berichtet von mehreren Angriffen auf Orte im Süden des Landes. (dpa)
13:02 Uhr
Dienstag, 30. Juli
Hamas-Zivilschutz: 42 Leichen in Chan Junis gefunden
Nach dem Abzug israelischer Truppen aus dem Gebiet von Chan Junis im südlichen Gazastreifen sind dort nach palästinensischen Angaben Dutzende Leichen geborgen worden. Ein Sprecher des von der islamistischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes sagte, es seien 42 Leichen in Bani Suhaila im Osten von Chan Junis gefunden worden. Rund 200 weitere würden dort noch vermisst.
Die israelische Armee teilte zuvor mit, sie habe sich gut eine Woche nach Beginn des neuen Militäreinsatzes in Chan Junis wieder aus dem Gebiet zurückgezogen. Binnen einer Woche hätten die Soldaten «mehr als 150 Terroristen ausgeschaltet, Terror-Tunnel, Waffenlager und Terror-Infrastruktur zerstört sowie Waffen gefunden».
Die Offensive begann vor einer Woche, nachdem sich in der Stadt nach israelischer Darstellung Kämpfer der islamistischen Hamas neu organisiert hatten. Der Einsatz diente demnach auch dem Ziel, die Leichen von fünf israelischen Geiseln zu bergen. Tausende von Zivilisten flohen erneut aus dem Stadtgebiet.
Das israelische Militär war in der Vergangenheit mehrfach und auch über längere Zeiträume hinweg in Chan Junis gegen Kampfeinheiten der Hamas aktiv gewesen, hatte sich aber danach jeweils wieder auf feste Positionen ausserhalb der Stadt zurückgezogen.
Die Armee teilte zudem mit, die Luftwaffe habe ein Hamas-Mitglied getötet, das für Panzerabwehrraketen im Bataillon der Hamas in Nuseirat im zentralen Abschnitt des Gazastreifens zuständig gewesen sei. Er stehe hinter zahlreichen Angriffen auf israelische Truppen und sei für die Hamas eine «zentrale Quelle des Wissens über Panzerabwehrraketen» gewesen. (dpa)
10:53 Uhr
Dienstag, 30. Juli
Massive Unruhen nach Soldaten-Festnahme
Der israelische Verteidigungsminister hat gewaltsame Proteste gegen die Festnahme von Soldaten, denen schwere sexuelle Misshandlung eines palästinensischen Gefangenen vorgeworfen wird, scharf verurteilt. Minister Joav Galant schrieb in einem Brief an den Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, die Proteste stellten eine «schwere Gefährdung der Staatssicherheit» dar.
Israelische Militärpolizisten hatten am Montag in der Militärbasis Sdei Teiman nahe der Wüstenstadt Beerscheva neun Soldaten festgenommen, weil sie einen Terroristen der islamistischen Terrororganisation Hamas so schwer sexuell misshandelt haben sollen, dass er in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Anschliessend drangen aufgebrachte Demonstranten in das Lager ein, um gegen die Festnahmen zu protestieren. Auch an anderen Orten, unter anderem der Militärbasis Beit Lid nordöstlich von Tel Aviv, kam es zu massiven Protesten, an denen auch rechtsextreme Abgeordnete beteiligt waren.
Verteidigungsminister Galant forderte in seinem Brief von Netanjahu, «mit harter Hand gegen Koalitionsmitglieder vorzugehen, die an den Unruhen beteiligt waren». Ausserdem müsse geprüft werden, ob der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir Polizeikräfte gezielt daran gehindert habe, gegen die Gewalttäter aus dem eigenen Lager vorzugehen.
In dem Gefangenenlager Sde Teiman werden auch Kämpfer einer Eliteeinheit der islamistischen Terrororganisation Hamas festgehalten. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte Israel zuletzt vorgehalten, palästinensische Gefangene aus dem Gazastreifen zu misshandeln und zu foltern. (dpa)
09:49 Uhr
Dienstag, 30. Juli
Israels Aussenminister fordert Nato-Ausschluss der Türkei
Nach Drohungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gegen Israel hat der israelische Aussenminister Israel Katz einen Ausschluss der Türkei aus der Nato gefordert. «Erdogan hat die Türkei zu einem Mitglied der iranischen Achse des Bösen gemacht», sagte Katz am Montagabend. Die Türkei sei Gastgeber der islamistischen Terrororganisation Hamas. Katz rief alle Nato-Mitgliedstaaten dazu auf, «die Türkei sofort auszuschliessen».
Erdogan hatte Israel zuvor mit militärischer Einmischung gedroht. «So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun», sagte er am Sonntag auf einer Veranstaltung seiner Regierungspartei AKP in Rize am Schwarzen Meer mit Blick auf Israel. Erdogan bezog sich dabei auf den Berg-Karabach-Konflikt, wo Erdogan die Konfliktpartei Aserbaidschan unter anderem mit Drohnen unterstützte. Im Bürgerkriegsland Libyen unterstützt Ankara die international anerkannte Regierung mit militärischer Ausstattung und Personal.
Israels Aussenminister sagte, die Türkei habe massiv gegen Nato-Grundsätze verstossen, indem sie «damit gedroht hat, ohne Provokation in ein demokratisches westliches Land vorzudringen». Die USA und die westliche Welt müssten «Erdogan verurteilen und seine zerstörerischen Aktivitäten stoppen».
Zuvor hatte Katz gesagt, Erdogan trete «in die Fussstapfen von Saddam Hussein». Er empfahl dem türkischen Präsidenten, «sich nur daran (zu) erinnern, was dort geschah und wie es endete». Im Jahr 2003 waren US-Truppen in den Irak einmarschiert. Der Militäreinsatz führte zum Sturz des damaligen irakischen Diktators Saddam Hussein. Drei Jahre später wurde Hussein wegen Massakern an Kurden und Schiiten hingerichtet. Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei drastisch verschlechtert. Erdogan nannte die Hamas eine «Befreiungsorganisation» und verglich Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu mit Adolf Hitler. Mitte Juli erklärte Erdogan, sein Land wolle Kooperationen zwischen der Nato und dem Partner Israel künftig nicht mehr zustimmen, bis in den palästinensischen Gebieten nachhaltiger Frieden geschaffen werde. (dpa)
19:48 Uhr
Montag, 29. Juli
USA: Eskalation zwischen Israel und Hisbollah ist vermeidbar
Angesichts der zugespitzten Lage zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah bemüht sich die US-Regierung um eine Deeskalation. «Wir glauben, dass es noch Zeit und Raum für eine diplomatische Lösung gibt», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby.
Mit Blick auf den bereits laufenden Krieg Israels gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen mahnte er: «Wir wollen nicht, dass der Krieg eskaliert. Wir wollen nicht, dass dort im Norden eine zweite Front eröffnet wird.» Die US-Regierung habe sich am Wochenende intensiv mit verschiedenen Akteuren ausgetauscht. «Nach den Gesprächen, die wir geführt haben, glauben wir nicht, dass dies zu einer Eskalation oder zu einem breiteren Krieg führen muss.» Ein solches Szenario sei vermeidbar. (dpa)
17:16 Uhr
Montag, 29. Juli
Hamas: Netanyahu weicht Einigung über Waffenruhe aus
Die Hamas im Gazastreifen hat den jüngsten Vorschlag Israels für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung von israelischen Geiseln in ihrer Gewalt abgelehnt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sei durch seine neuen Forderungen von den bisherigen eigenen Positionen und denen der Vermittler abgewichen, teilte die Organisation auf ihrem Telegram-Kanal mit.
David Barnea, der Leiter des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, hatte am Sonntag im Auftrag Netanjahus Vertretern der Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten den abgeänderten israelischen Vorschlag für die indirekten Gaza-Verhandlungen übermittelt. Die Hamas sei inzwischen von den Vermittlern über dessen Inhalte informiert worden, so die Erklärung. «Netanyahu ist erneut zu einer Strategie des Verschleppens, Verzögerns und Ausweichens vor einer Einigung zurückgekehrt», heisst es darin weiter. (dpa)
16:11 Uhr
Montag, 29. Juli
Libanon befürchtet israelischen Vergeltungsschlag
In Erwartung eines israelischen Vergeltungsschlags nach dem tödlichen Raketenangriff auf den israelische besetzten Golanhöhen hat die Bundesregierung alle Deutschen im Libanon nochmals eindringlich dazu aufgerufen, das Land zu verlassen. Im Libanon wird mit einer harten israelischen Reaktion gerechnet, nachdem am Samstag bei einem der Schiiten-Miliz Hisbollah zugeschriebenen Raketenangriff auf den Ort Madschdal Schams zwölf Kinder und Jugendliche ums Leben gekommen waren.
Israels Sicherheitskabinett ermächtigte am späten Sonntagabend Regierungschef Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Joav Galant dazu, über die weitere Vorgangsweise gegen die Hisbollah im Libanon zu entscheiden, wie Ministerpräsidentenbüro mitteilte.
Netanyahu besuchte den Ort des tödlichen Vorfalls, in dem Angehörige der drusischen Religionsgemeinschaft leben. Er sagte, die Getöteten seien «unser aller Kinder». Israel könne nach dem Raketenangriff nicht zur Tagesordnung übergehen. «Unsere Reaktion wird kommen, und sie wird hart sein», sagte der 74-Jährige. Bei den Drusen handelt es sich um eine aus dem schiitischen Islam hervorgegangene Religionsgemeinschaft. Sie leben heute vor allem in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien. (dpa)
14:25 Uhr
Montag, 29. Juli
Berichte über Konfrontation in israelischem Militärlager
Bei einer Razzia der israelischen Militärpolizei in einer Militärbasis ist es nach israelischen Medienberichten zu Konfrontationen mit dort stationierten Soldaten gekommen. Die Polizisten seien in das Lager Sde Teiman in der Nähe der Wüstenstadt Beerscheva gekommen, um Soldaten wegen Misshandlungsvorwürfen festzunehmen, berichteten mehrere israelische Medien. Sie untersuchten Vorwürfe eines Falls schwerer Misshandlung eines palästinensischen Gefangenen. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht über die Auseinandersetzung.
In dem Gefangenenlager Sde Teiman werden auch Kämpfer einer Eliteeinheit der islamistischen Terrororganisation Hamas festgehalten. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte Israel zuletzt vorgehalten, palästinensische Gefangene aus dem Gazastreifen zu misshandeln und zu foltern.
In israelischen Haftanstalten befinden sich Tausende sogenannter Sicherheitshäftlinge. Viele wurden während des Massakers von Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen am 7. Oktober festgenommen und viele weitere während des darauffolgenden Gaza-Kriegs. (dpa)
06:11 Uhr
Montag, 29. Juli
Israel billigt Vergeltungsschlag gegen Hisbollah
Israels Regierung bereitet sich nach dem verheerenden Raketenangriff auf den vom jüdischen Staat annektierten Golanhöhen auf einen Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah im Libanon vor. Das Sicherheitskabinett ermächtigte nach mehr als vierstündigen Beratungen Regierungschef Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Joav Galant, «über die Art und Weise und den Zeitpunkt des Vorgehens gegen die Terrororganisation Hisbollah zu entscheiden», teilte das Büro des Ministerpräsidenten am Abend mit. Netanyahu hatte der proiranischen Miliz zuvor gedroht, sie werde einen «hohen Preis» bezahlen.
Während sich die Hisbollah nach eigenen Angaben auf einen möglicherweise schweren Angriff Israels einrichtet, verschob die libanesische Fluggesellschaft Middle East Airlines am Abend die Rückkehr einiger ihrer Flüge, wie das «Wall Street Journal» berichtete. US-Beamte hätten sich an ihre Kollegen in Israel und im Libanon gewandt sowie Botschaften mit dem Iran ausgetauscht, um zu versuchen, die Situation zu deeskalieren, zitierte die US-Zeitung mit der Angelegenheit vertraute arabische und europäische Beamte. Alle Seiten hätten angedeutet, dass sie nicht an einer Ausweitung des Konflikts interessiert seien, hiess es.
Berichte über israelische Luftangriffe im Libanon
In Israel wurden unterdessen am Abend libanesische Medien zitiert, wonach es im Süden des Libanons Luftangriffe gab. Unter anderem aus Hula habe es in der Nacht palästinensische Berichte über schwere Angriffe gegeben. Das Gebiet sei schon in den vergangenen Monaten mehrfach von Israels Luftwaffe ins Visier genommen worden. Ob es sich um die erwartete Reaktion Israels auf den Raketenangriff auf dem Golan handelte, war zunächst jedoch unklar. Vonseiten des israelischen Militärs gab es in der Nacht zunächst keine Angaben zu erneuten Angriffen im Libanon. Israels Militär hatte nach dem Raketenangriff auf den Golanhöhen bereits in der Nacht zum Sonntag mehrere Ziele im benachbarten Libanon angegriffen.
Israel und die USA machen die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz Hisbollah für den Angriff vom Samstag in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams verantwortlich, bei dem mindestens zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren ums Leben gekommen waren. «Dieser Angriff wurde von der libanesischen Hisbollah verübt. Es war eine Rakete der Hisbollah, die aus einem von ihr kontrollierten Gebiet abgefeuert wurde», sagte Adrienne Watson, Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA. Der Angriff müsse überall verurteilt werden. UN-Vertreter riefen beide Seiten zu «grösstmöglicher Zurückhaltung» auf.
Die Hisbollah teilte in einer Erklärung mit, sie habe mit dem Angriff nichts zu tun. Laut dem US-Nachrichtenportal «Axios» soll die Miliz den Vereinten Nationen erklärt haben, dass eine israelische Abwehrrakete die Explosion verursacht habe. Auch der Iran machte Israel selbst für den Angriff in Madschdal Schams verantwortlich. Israels Generalstabschef Herzi Halevi sagte dagegen am Ort des Einschlags, es handele sich um eine Falak-Rakete der Hisbollah.
«Wer eine solche Rakete auf ein Wohngebiet schiesst, will Zivilisten töten, will Kinder töten», sagte Halevi. Die Golanhöhen sind ein strategisch wichtiges Felsplateau. Im Sechstagekrieg 1967 wurde das Gebiet von Israel erobert und 1981 annektiert. Dies wurde international aber nicht anerkannt. Die US-Regierung stehe seit dem Angriff mit der israelischen und der libanesischen Seite in Kontakt, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats. Die Unterstützung der USA für Israels Sicherheit sei eisern und unumstösslich, hiess es.
USA: Arbeiten an diplomatischer Lösung
Man arbeite zugleich an einer «diplomatischen Lösung entlang der Blauen Linie», die alle Angriffe ein für alle Mal beenden und den Bürgern auf beiden Seiten der Grenze die sichere Rückkehr nach Hause ermöglichen werde, hiess es. Bei der Blauen Linie handelt es sich um die von den Vereinten Nationen gezogene Demarkationslinie an der Grenze zwischen den beiden Ländern. Mit Ende des zweiten Libanon-Krieges 2006 war eine Pufferzone im Süden des Libanons eingerichtet worden. Seit Beginn des Gaza-Kriegs im vergangenen Oktober liefern sich die Hisbollah und Israels Armee nahezu täglich Gefechte. Die vom Iran unterstützte Miliz handelt aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen.
Der Raketenangriff auf dem Golan erfolgte zu einem kritischen Zeitpunkt für die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Eine Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah könnte die seit Monaten schleppenden indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, bei denen Katar, Ägypten und die USA als Vermittler fungieren, wieder unterbrechen. Israels Chefunterhändler David Barnea war erst am Wochenende nach einer jüngsten Verhandlungsrunde in Rom nach Israel zurückgekehrt. Die Gespräche würden in den kommenden Tagen fortgesetzt, teilte das Ministerpräsidentenamt ohne Einzelheiten mit.
Erdogan und Israel drohen sich gegenseitig
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte Israel unterdessen mit militärischer Einmischung. «So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun», sagte er auf einer Veranstaltung seiner Regierungspartei AKP in Rize am Schwarzen Meer mit Blick auf Israel. Erdogan bezog sich dabei auf den Berg-Karabach-Konflikt, wo Erdogan die Konfliktpartei Aserbaidschan unter anderem mit Drohnen unterstützte. Im Bürgerkriegsland Libyen unterstützt Ankara die international anerkannte Regierung mit militärischer Ausstattung und Personal.
Der israelische Aussenminister Israel Katz warnte den türkischen Präsidenten prompt: «Erdogan tritt in die Fussstapfen von Saddam Hussein und droht mit einem Angriff auf Israel. Er soll sich nur daran erinnern, was dort geschah und wie es endete», schrieb Katz am späten Abend auf der Plattform X. Im Jahr 2003 waren US-Truppen in den Irak einmarschiert. Der Militäreinsatz führte zum Sturz des damaligen irakischen Diktators Saddam Hussein. Drei Jahre später wurde Hussein wegen Massakern an Kurden und Schiiten hingerichtet.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei drastisch verschlechtert. Erdogan nannte die Hamas eine «Befreiungsorganisation» und verglich Israels Regierungschef Netanyahu mit Adolf Hitler. Mitte Juli erklärte Erdogan, sein Land wolle Kooperationen zwischen der Nato und dem Partner Israel künftig nicht mehr zustimmen, bis in den palästinensischen Gebieten nachhaltiger Frieden geschaffen werde. (dpa)
20:29 Uhr
SONNTAG, 28. JULI
USA: Rakete auf dem Golan kam von der Hisbollah
Die US-Regierung hält die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah für den tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen verantwortlich. «Dieser Angriff wurde von der libanesischen Hisbollah verübt. Es war eine Rakete der Hisbollah, die aus einem von ihr kontrollierten Gebiet abgefeuert wurde», teilte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson, mit. Der Angriff müsse überall verurteilt werden.
Die US-Regierung stehe seit dem Angriff mit der israelischen und der libanesischen Seite in Kontakt, hiess es weiter. Die Unterstützung der USA für Israels Sicherheit sei eisern und unumstösslich gegen alle vom Iran unterstützten Bedrohungen, einschliesslich der Hisbollah.
Man arbeite zugleich an einer «diplomatischen Lösung entlang der Blauen Linie», die alle Angriffe ein für alle Mal beenden und den Bürgern auf beiden Seiten der Grenze die sichere Rückkehr nach Hause ermöglichen werde.
Bei der Blauen Linie handelt es sich um die von den Vereinten Nationen gezogene Demarkationslinie an der Grenze zwischen den beiden Ländern. Mit Ende des zweiten Libanon-Krieges 2006 war eine Pufferzone im Süden des Libanons eingerichtet worden.
Nach israelischen Angaben schlug am Samstag eine Rakete iranischer Bauart auf einem Fussballfeld in Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen ein. Dabei wurden zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren getötet. Israel machte die Hisbollah im Libanon verantwortlich, die jede Beteiligung vehement abstritt.
Die Hisbollah soll gegenüber den Vereinten Nationen erklärt haben, dass eine israelische Abwehrrakete die Explosion verursacht habe. Dies berichtete die Nachrichtenseite «Axios» unter Berufung auf US-Regierungsvertreter. Der Vorfall schürt die Angst vor einem grossen regionalen Krieg. (dpa)
15:20 Uhr
SONNTAG, 28. JULI
Libanesen warten auf möglichen grossen Angriff Israels
In der libanesischen Hauptstadt Beirut herrscht eine angespannte Ruhe vor einem möglichen Angriff Israels gegen die Hisbollah-Miliz. Die Strassen der Küstenstadt waren am Wochenende wie üblich vergleichsweise leer - womöglich auch deshalb, weil Anwohner zu Hause die aktuellen Nachrichten zum Konflikt mit Israel verfolgten. In vielen Cafés und Restaurants drehte sich das Gespräch über die Lage an der südlichen Grenze des Landes mit Israel.
«Ich mache mir Sorgen, weil ich meine Kinder hergebracht habe, um den Sommer mit der Familie zu geniessen», sagte Sami Kinaan, ein in Dubai lebender Geschäftsmann. «Und ich hasse es, das Land mit drei Kindern schnell verlassen zu müssen, wenn Israel angreifen sollte.» Andere zeigte sich eher gleichgültig. Israel habe Treffer auf die Hisbollah seit Oktober angekündigt, aber weder Israel noch die Hisbollah wollten einen Krieg, sagte die Anwohnerin Mona Dahir. Sie interessiere nicht, ob Israel angreife - sie ginge trotzdem zum Strand.
Teilweise waren am Himmel israelische Kampfflugzeuge zu hören. «Sie wollen uns Angst einjagen, aber wir sind Überlebenskünstler», sagte ein Kellner namens Imad. «Ich bin hier, um auf andere Gedanken zu kommen», sagte ein Restaurantbesitzer. Eine Frau sagte: «Für mich ist der Verlust jeglicher Zivilisten auf beiden Seiten traurig.»
Am Samstag waren bei einem Raketenangriff in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams auf den Golanhöhen mindestens zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren getötet worden, die meisten davon Kinder und Jugendliche. Israel machte die Hisbollah verantwortlich und kündigte Vergeltung an. (dpa)
09:12 Uhr
Sonntag, 28. Juli
Iran warnt Israel vor «neuen Abenteuern» im Libanon
Nasser Kanaani, Sprecher des iranischen Aussenministeriums, habe Israel vor einem «neuen Abenteuer» im Libanon gewarnt und mit Konsequenzen gedroht, schreibt 20 Minuten.
Israel seinerseits hatte geschworen, dass die von Teheran unterstützte Hisbollah nach dem gestrigen Raketenangriff, bei dem zwölf Kinder auf einem Fussballplatz in Majdal Shams getötet wurden, einen «hohen Preis» zahlen werde. Die israelischen Streitkräfte (IDF) erklärten, dass sie ihre Bereitschaft für «die nächste Phase der Kämpfe im Norden» erhöhen.
08:50 Uhr
Sonntag, 28. Juli
Israel: Tödliche iranische Rakete hatte 53-Kilo-Sprengkopf
Eine Rakete, die auf den Golanhöhen zwölf junge Menschen getötet hat, war nach israelischen Angaben mit einem mehr als 50 Kilogramm schweren Sprengkopf bestückt. Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi sagte bei einem Besuch bei dem Ort des Einschlags: «Wir haben die Überreste der Rakete an der Mauer des Fussballfelds untersucht. Wir können sagen, dass es sich um eine Falak-Rakete mit einem Sprengkopf mit einem Gewicht von 53 Kilogramm handelt.» Es sei eine Rakete der libanesischen Hisbollah-Miliz. «Wer eine solche Rakete auf ein Wohngebiet schiesst, will Zivilisten töten, will Kinder töten.»
Am Samstag waren bei einem Raketenangriff in der drusischen Ortschaft Madschd al-Schams auf den Golanhöhen mindestens zwölf Menschen im Alter von 10 und 20 Jahren getötet worden, die meisten davon Kinder und Jugendliche. Eine Rakete iranischer Bauart schlug dort nach israelischen Angaben auf einem belebten Fussballplatz ein. Die Hisbollah teilte in einer Erklärung mit, man habe mit dem Angriff nichts zu tun. Dies wurde von Israels Militär jedoch als falsch eingestuft. Denkbar ist nach Experteneinschätzung auch, dass die Rakete ihr eigentliches militärisches Ziel verfehlte.
Der Generalstabschef drückte seine Solidarität mit der drusischen Gemeinschaft auf den besetzten Golanhöhen aus. «Wir erhöhen stark unsere Bereitschaft für die nächste Phase der Kämpfe im Norden», sagte Halevi zudem. «Wir haben die Fähigkeit, sehr weit entfernt vom Staat Israel zuzuschlagen.» Es werde weitere Herausforderungen geben. «Wenn es notwendig ist, werden wir mit Stärke handeln.»
Seit Beginn des Gaza-Kriegs im vergangenen Oktober liefern sich die Hisbollah und Israels Armee nahezu täglich Gefechte. Der Raketenangriff auf den Golanhöhen folgte auf einen israelischen Angriff im Dorf Kfar Kila nahe der libanesisch-israelischen Grenze, bei dem nach Angaben der Hisbollah vier ihrer Mitglieder getötet wurden. Die vom Iran unterstützte Miliz handelt aus Solidarität mit der Hamas, die auch im Libanon aktiv ist.
Der tödliche Angriff in Madschd al-Schams war bisher der schlimmste Vorfall auf israelischer Seite seit Beginn der Gefechte mit der Hisbollah. (dpa)
08:49 Uhr
Sonntag, 28. Juli
Israel: Luftwaffe greift Ziele der Hisbollah im Libanon an
Israels Luftwaffe hat nach Militärangaben in der Nacht eine Reihe von Terrorzielen der Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon angegriffen. Unter den Zielen hätten sich auch Waffenlager sowie terroristische Infrastruktur befunden, teilte das israelische Militär bei Telegram mit. Dazu veröffentlichte es Videoaufnahmen, die die Angriffe zeigen sollen. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen.
Zuvor waren am Abend bei einem Raketenangriff auf den von Israel besetzten Golanhöhen mindestens zwölf Kinder und Jugendliche getötet worden. Eine Rakete iranischer Bauart schlug dort auf einem belebten Fussballplatz ein. Israel macht die Hisbollah für den Angriff verantwortlich. In einer Erklärung der Schiiten-Miliz hiess es indes, man habe mit dem Vorfall nichts zu tun. UN-Vertreter riefen beide Parteien nachdrücklich zu «grösstmöglicher Zurückhaltung» auf. Auch die USA und die EU verurteilten den Angriff und warnten vor einer Eskalation der Gewalt in der Region.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs im vergangenen Oktober liefern sich die Hisbollah und Israels Armee nahezu täglich Gefechte. Der Raketenangriff auf den Golanhöhen folgte auf einen israelischen Angriff im Dorf Kfar Kila nahe der libanesisch-israelischen Grenze, bei dem nach Angaben der Hisbollah vier ihrer Mitglieder getötet wurden. Die vom Iran unterstützte Miliz handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der radikalislamischen Hamas, die auch im Libanon aktiv ist.
Die Hamas und andere Gruppen aus dem Gazastreifen hatten am 7. Oktober vergangenen Jahres im Süden Israels ein beispielloses Massaker mit 1.200 Toten begangen, das den Gaza-Krieg auslöste. (dpa)
06:36 Uhr
Sonntag, 28. Juli
Raketenangriff auf Golanhöhen beschwört Kriegsgefahr herauf
Ein tödlicher Raketenangriff, der der Hisbollah zugeschrieben wird, droht Israel und die libanesische Schiiten-Miliz an den Rand eines offenen Krieges zu bringen. UN-Vertreter riefen beide Parteien nachdrücklich zu «grösstmöglicher Zurückhaltung» auf.
Mindestens 12 Menschen, allesamt Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 20 Jahren, kamen nach israelischen Militärangaben in der Ortschaft Madschd al-Schams auf den israelisch besetzten Golanhöhen ums Leben. Eine Rakete aus dem Arsenal der Hisbollah schlug dort am Samstagabend auf einem belebten Fussballplatz ein.
Israels Präsident Izchak Herzog zeigte sich entsetzt. «Die Terroristen der Hisbollah haben heute Kinder brutal angegriffen und ermordet, deren einziges Verbrechen darin bestand, Fussball zu spielen», schrieb er auf X. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu drohte umgehend mit Vergeltung. «Die Hisbollah wird einen hohen Preis dafür bezahlen, einen Preis, den sie bislang noch nicht bezahlt hat», sagte Netanyahu nach Angaben seines Büros.
Der Regierungschef wollte am Sonntag nach seiner Rückkehr aus den USA das Sicherheitskabinett einberufen, hiess es weiter. Netanyahu hatte in den USA eine Rede vor dem Kongress gehalten und US-Präsident Joe Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident und Präsidentschaftskandidat Donald Trump getroffen. Seine Abreise aus Washington zog er um mehrere Stunden vor.
In einer Erklärung der Hisbollah hiess es, man habe mit dem Vorfall nichts zu tun. Man weise die Vorwürfe, Madschd al-Schams angegriffen zu haben, kategorisch zurück. Armeesprecher Daniel Hagari bezeichnete dies als eine «Lüge». Bei dem Geschoss habe es sich um eine iranische Rakete vom Typ Farak-1 gehandelt, die nur die Hisbollah verwende. Das hätten forensische Untersuchungen ergeben. Die Schiiten-Miliz wird vom Iran unterstützt und teilt dessen israelfeindliche Haltung. «Die Hisbollah steckt hinter dieser Katastrophe und muss die Konsequenzen tragen», sagte Hagari.
Expertin hält Fehlschuss für möglich
Die israelische Militärexpertin Sarit Zehavi verwies darauf, dass die Schiiten-Miliz zuvor Angriffe auf eine israelische Militärbasis auf dem Berg Hermon für sich reklamiert habe. «Es ist sehr leicht, die Basis auf dem Berg Hermon mit ungenauen Raketen, wie etwa der Farak, zu verfehlen», meinte sie. Madschd al-Schams liege unmittelbar darunter.
Die Schiiten-Miliz richtet sich indes nach eigenen Angaben auf einen möglicherweise schweren Angriff Israels ein. «Wir sind seit Monaten in Bereitschaft und halten Ausschau nach jeglichem Angriff des Feindes», erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Hisbollah. «Dies ist nichts Neues, wir sind in ständiger Bereitschaft.» Jetzt erwarte man einen möglicherweise «harten Angriff», hiess es den Kreisen zufolge.
In der US-Regierung nähre der Raketenangriff Befürchtungen, dass ein offener Krieg zwischen Israel und der Hisbollah ausbrechen könnte, schrieb der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid im US-Portal «Axios». «Was heute geschehen ist, könnte der Auslöser werden von dem, was wir seit zehn Monaten befürchten und zu verhindern versuchen», zitierte Ravid einen US-Regierungsbeamten. Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter. Amerikanische und französische Diplomaten bemühen sich seit Monaten um eine Entspannung des Konflikts zwischen Israel und der Schiiten-Miliz.
«Wir fordern die Parteien nachdrücklich auf, grösstmögliche Zurückhaltung zu üben und die anhaltenden heftigen Feuergefechte zu beenden», hiess es in einer gemeinsamen Mitteilung des Chefs der UN-Friedenstruppe im Libanon, Aroldo Lázaro, und der Sonderkoordinatorin für das Land, Jeanine Hennis-Plasschaert. Die Kämpfe «könnten einen grösseren Flächenbrand entfachen, der die gesamte Region in eine unvorstellbare Katastrophe stürzen würde», warnten die beiden UN-Vertreter.
USA stehen «eisern» und «unerschütterlich» zu Israel
Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA verurteilte den Raketenangriff und versicherte in einer Mitteilung: «Unsere Unterstützung für Israels Sicherheit gegen alle vom Iran unterstützten Terrorgruppen, einschliesslich der libanesischen Hisbollah, ist eisern und unerschütterlich.» Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, sprach auf X von einem «schmerzhaften Abend» und forderte: «Diese mörderischen Angriffe müssen aufhören.» Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell zeigte sich über den Angriff schockiert. «Wir rufen alle Seiten zu äusserster Zurückhaltung und zur Vermeidung jeglicher weiterer Eskalation auf», teilte er auf X mit.
Der Raketenangriff traf einen Ort, in dem vor allem arabischsprachige Drusen leben. Die Religionsgemeinschaft ist im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam hervorgegangen und siedelt heute vor allem in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien. In den jeweiligen Ländern legen ihre Angehörigen Wert auf inneren Zusammenhalt und Loyalität zum jeweiligen Staat. In Israel dienen viele Drusen freiwillig in der Armee.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs im vergangenen Oktober liefern sich die Hisbollah und Israels Armee nahezu täglich Gefechte. Dabei kamen auf libanesischer Seite mindestens 100 Zivilisten ums Leben, zudem wurden rund 360 Hisbollah-Kämpfer getötet. Auch auf israelischer Seite gab es Tote. Auf beiden Seiten der Grenze wurden Zehntausende durch die Kämpfe vertrieben.
Der Raketenangriff folgte auf einen israelischen Angriff im Dorf Kfar Kila nahe der libanesisch-israelischen Grenze, bei dem nach Angaben der Hisbollah vier ihrer Mitglieder getötet wurden. Die vom Iran unterstützte Miliz handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der Hamas, die auch im Libanon aktiv ist.
Schweigemarsch statt Parolen
Die Tragödie in Madschd al-Schams überschattete die wöchentlichen Demonstrationen, die von der Regierung Netanyahu eine Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas verlangen. In Jerusalem demonstrierten am Samstagabend wieder rund 1.000 Menschen. Diesmal verzichteten sie auf das Rufen von Parolen und marschierten schweigend zur Residenz Netanjahus, berichtete die «Times of Israel».
Die indirekten Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Geiselfreilassung sollen am Sonntag in Rom weitergehen. Die Hoffnungen auf Fortschritte bei den Gesprächen, bei denen die USA, Katar und Ägypten vermitteln, halten sich in Grenzen. Zuletzt hatte Netanyahu zusätzliche Bedingungen für einen Deal formuliert, die für die Hamas inakzeptabel sein dürften.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit 1.200 Toten, das die Islamisten der Hamas zusammen mit anderen Gruppen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober des Vorjahres im Süden Israels begangen hatten. Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude in Deir al-Balah wurden am Samstag nach palästinensischen Angaben mindestens 30 Menschen getötet. Das israelische Militär erklärte, dort eine Kommandozentrale der Hamas angegriffen zu haben. (dpa)
21:29 Uhr
SAMSTAG, 27. JULI
Nach Angriff auf Golanhöhen: Netanyahu will schnell zurück nach Israel
Nach dem folgenreichen Raketenangriff auf die von Israel besetzten Golanhöhen will der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu so schnell wie möglich aus den USA nach Israel zurückkehren. «Unmittelbar nach Bekanntwerden der Katastrophe gab Ministerpräsident Netanyahu Anweisungen, die Rückkehr nach Israel so schnell wie möglich voranzutreiben», schrieb sein Büro auf X. Die Zahl der Toten bei dem Raketeneinschlag auf ein Fussballfeld stieg auf mindestens elf, hiess es vom Militär.
Bereits in den USA liess Netanyahu sich von seinem Militärberater über die Lage in dem angegriffenen Dorf Madschd al-Schams informieren. Nach seiner Rückkehr werde der Regierungschef das Sicherheitskabinett einberufen, hiess es aus seinem Büro weiter.
Rückflug um einige Stunden vorgezogen
Die Zeitung «The Times of Israel» berichtete unter Berufung auf Netanjahus Delegation in den USA, der ohnehin für den späten Abend (Ortszeit) geplante Rückflug werde für einige Stunden vorgezogen. Netanjahu hatte in den USA eine Rede vor dem Kongress gehalten und US-Präsident Joe Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident und Präsidentschaftskandidat Donald Trump getroffen. (dpa)
21:29 Uhr
SAMSTAG, 27. JULI
Libanons Regierung verurteilt «Attacken gegen Zivilisten»
Die geschäftsführende Regierung des Libanon hat nach dem Einschlag einer Rakete auf den von Israel besetzten Golanhöhen mit mindestens elf Todesopfern «alle Gewalthandlungen und Attacken gegen Zivilisten» verurteilt. Sie rief zu einem «umgehenden Ende der Kampfhandlungen an allen Fronten auf», wie die geschäftsführende Regierung der Staatsagentur NNA zufolge mitteilte. Angriffe gegen Zivilisten seien ein «eklatanter Bruch des Völkerrechts».
Bei dem Einschlag einer Rakete auf einem Fussballfeld in dem Dorf Madschd al-Schams sind mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Alle Opfer seien zwischen 10 und 20 Jahren, zitierte die «The Times of Israel» Israels Militärsprecher Daniel Hagari.
Auch die UN-Beobachtermission Unifil, die seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon überwacht, äusserte sich umgehend. Die UN-Mission sei «in Kontakt mit den Parteien, um Spannungen zu verringern», sagte Unfil-Sprecher Andrea Tenenti der Deutschen Presse-Agentur.
Die israelischen Streitkräfte machten die Hisbollah im Libanon für den Angriff verantwortlich. Eine erste Lageeinschätzung und Geheimdienstinformationen deuteten darauf hin, dass die Schiiten-Miliz die Raketen abgefeuert habe, teilte das Militär mit. Die Hisbollah hingegen erklärte, mit dem Vorfall nichts zu tun zu haben. Man weise die Vorwürfe, Madschd al-Schams angegriffen zu haben, kategorisch zurück, hiess es in einer Mitteilung
Israelischen Medien sprachen vom tödlichsten Vorfall seit dem Ausbruch der Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah im Oktober. Er weckte die Befürchtung, dass es in der Region zu einem grösseren Flächenbrand kommen könnte. (dpa)
19:33 Uhr
SAMSTAG, 27. JULI
Raketeneinschlag in Israel: Neun Tote – die meisten sind Jugendliche
Ein Rakete schlägt auf den von Israel besetzten Golanhöhen auf einem Fussballfeld ein – die Opfer sollen Kinder und Jugendliche sein. Israels Aussenminister Katz warnt nun vor einem umfassenden Krieg.
13:10 Uhr
Samstag, 27. Juli
Dutzende Tote bei israelischem Luftangriff in Gaza
Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 30 Palästinenser seien getötet und weitere 100 verletzt worden, als das Gebäude in Deir al-Balah im mittleren Gazastreifen getroffen worden sei, teilte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mit. In dem Bau soll ein improvisiertes Feldspital untergebracht gewesen sein. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Das israelische Militär gab bekannt, dass es einen Luftangriff auf die Chadidscha-Schule in Deir al-Balah durchgeführt habe, um eine darin befindliche Kommandozentrale der Hamas zu zerstören. Kämpfer der islamistischen Hamas hätten das Gebäude genutzt, um Angriffe auf israelische Truppen zu koordinieren und Waffen zu verstecken. Die Hamas nutze systematisch zivile Objekte für ihre Zwecke nutzen und missbrauche Zivilisten als Schutzschilde. Auch diese Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. (dpa)
06:38 Uhr
Samstag, 27. Juli
Trump trifft Netanyahu und nennt Rivalin Harris «respektlos»
Bei einem gemeinsamen Treffen haben der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump und Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu Einigkeit demonstriert - und sich gegen die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris gestellt. Besonders scharf äusserte sich Trump über seine mögliche Gegnerin im Rennen um das Weisse Haus: «Ich weiss nicht, wie jemand, der Jude ist, für sie stimmen kann, aber das bleibt jedem selbst überlassen. Aber meiner Meinung nach war sie auf jeden Fall respektlos gegenüber Israel.»
Netanyahu soll Berichten zufolge Trump um das Treffen in Florida gebeten haben. Netanyahu war zuvor in Washington und sprach dort vor dem US-Kongress. Ausserdem traf er US-Präsident Joe Biden und dessen Vize Harris. Die beiden Demokraten forderten Netanyahu dazu auf, mehr für den Schutz der notleidenden Bevölkerung im Gazastreifen zu tun und einem Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln in der Hand der islamistischen Hamas zuzustimmen. Das Verhältnis zwischen Biden und Netanyahu war zuletzt frostig.
Harris hatte mit Blick auf die humanitäre Lage in Gaza nach ihrem Treffen mit Netanyahu gesagt: «Wir können angesichts dieser Tragödien nicht wegschauen. Wir können es uns nicht erlauben, angesichts des Leids gefühllos zu werden, und ich werde nicht schweigen.» Sie habe in dem Gespräch mit Netanyahu ihre «ernste Besorgnis über das Ausmass des menschlichen Leids im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht».
Trump warnt vor Drittem Weltkrieg
Trump sagte nun, dass Harris eine «Zerstörerin» sei. US-Medien zitierten den 78-Jährigen ausserdem mit den Worten: «Wenn wir gewinnen, wird es sehr einfach sein. Es wird sich alles klären, und zwar sehr schnell. Wenn wir nicht gewinnen, werden wir alle mit grossen Kriegen im Nahen Osten und vielleicht mit einem Dritten Weltkrieg enden.» Er warnte, dass die Welt noch nie so nah an einem Dritten Weltkrieg wie aktuell gestanden habe. Schuld daran seien «inkompetente Leute», die das Land regierten. Trump warnt in seinen Reden regelmässig vor dem Dritten Weltkrieg.
Netanyahu sagte den Berichten nach bei dem Treffen mit Trump, dass er hoffe, die Äusserungen von US-Vize Harris würden das Zustandekommen eines Waffenstillstandsabkommens nicht erschweren. «Ich hoffe, dass wir zu einer Einigung kommen werden. Die Zeit wird es zeigen. Wir sind auf jeden Fall sehr daran interessiert, und wir arbeiten darauf hin», zitierten US-Medien den israelischen Regierungschef. Harris’ Team wies Kritik an ihren Äusserungen zurück. Das Treffen zwischen Harris und Netanyahu sei «ernsthaft» und «kollegial» gewesen sei, teilte ein Sprecher dem Sender CNN mit.
Erstes Treffen seit mehr als drei Jahren
Die Zusammenkunft zwischen Netanyahu und Trump am Freitag war mit grosser Spannung erwartet worden. Es war das erste persönliche Treffen zwischen den beiden Männern, seit Trump vor mehr als drei Jahren das Weisse Haus verlassen hat. Trump und Netanyahu waren während der Amtszeit des Republikaners enge Verbündete. So erkannte Trumps Regierung den israelischen Anspruch auf die besetzten Golanhöhen ebenso an wie Jerusalem als Israels Hauptstadt. Die USA verlegten ihre Botschaft dorthin. Am Ende von Trumps Präsidentschaft verschlechterte sich das Verhältnis allerdings. Trump nannte Netanyahu in den vergangenen Jahren etwa «undankbar» und «illoyal».
Der Empfang Netanyahus in Trumps Privatvilla fiel mitten in die heisse Phase des US-Wahlkampfs. Am Sonntag hatte sich Biden aus dem Präsidentschaftsrennen zurückgezogen. Seine Stellvertreterin Harris wird als Ersatzkandidatin von Biden und vielen Demokraten unterstützt. Trump ist Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner und will nach der Wahl am 5. November wieder ins Weisse Haus einziehen. Er sorgt mit dem Empfang hochrangiger Staatsgäste immer wieder für Schlagzeilen. Erst vor kurzem hatte der Republikaner Ungarns Regierungschef Viktor Orban in seinem Anwesen getroffen.
21:21 Uhr
Freitag, 26. Juli
Gespräche über Gaza-Abkommen am Sonntag in Rom
Die derzeit stockenden Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung israelischer Geiseln sollen einem Medienbericht zufolge am Sonntag in Rom weitergehen.
CIA-Direktor William Burns werde sich dort mit israelischen, katarischen und ägyptischen Verhandlern treffen, schrieb der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid im US-Portal «Axios» unter Berufung auf israelische und amerikanische Regierungsbeamte. Die USA, Katar und Ägypten vermitteln bei den indirekten Gesprächen zwischen Israel und der islamistischen Hamas.
Diese laufen seit Monaten, bislang ohne greifbare Ergebnisse. Im Mittelpunkt steht ein Plan von US-Präsident Joe Biden aus dem Mai, der eine mehrstufige Lösung vorsieht. Sie soll zum Austausch von Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen, zu einem Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen und einer dauerhaften Waffenruhe im Gaza-Krieg führen.
Zuletzt erhob Netanyahu zusätzliche Forderungen, die auf eine längere Präsenz israelischer Truppen an strategischen Stellen des abgeriegelten Küstengebiets abzielen. Die Hamas lehnt dies ab. Nach Ansicht der Vermittler, aber auch israelischer Verhandlungsteilnehmer, stellen Netanyahus Zusatzforderungen ein schwer überwindbares Hindernis für eine Einigung dar. (dpa)
18:03 Uhr
Freitag, 26. Juli
Al-Dschasira bleibt in Israel weiter verboten
Ein Gericht in Israel hat lokalen Medienberichten zufolge die staatlich angeordnete, zeitweise Schliessung des arabischen TV-Senders Al-Dschasira um weitere 45 Tage verlängert. Das zuständige Bezirksgericht sah es als erwiesen an, dass das Netzwerk eine reale Gefahr für den Staat Israel darstelle. Unter anderem habe der Sender in der Vergangenheit zu Terrorangriffen aufgerufen.
Die Regierung hatte Al-Dschasira, dessen Zentrale im Golfemirat Katar ansässig ist, bereits Anfang Mai per Verordnung geschlossen. Gerichte hatten die Rechtmässigkeit der Verordnung bestätigt und ihre Gültigkeit zuletzt Mitte Juni um 45 Tage verlängert.
Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat im Parlament ein Gesetz eingebracht, das es ermöglichen würde, Medien dauerhaft zu schliessen, wenn sie eine Bedrohung für den Staat darstellen. Der Entwurf durchläuft noch den Gesetzgebungsprozess. Menschenrechtler äusserten Bedenken, dass das geplante Gesetz auch gegen regierungskritische Medien angewendet werden könnte. Al-Dschasira ist derzeit das einzige Medienunternehmen, das im Gefolge des Gaza-Kriegs in Israel verboten wurde. (dpa)
13:29 Uhr
Freitag, 26. Juli
Unesco: Archäologische Stätte im Gazastreifen nun Welterbe
Es ist eine symbolische Geste in Zeiten des Krieges: Das Welterbekomitee der Unesco beschliesst, die archäologische Stätte des Klosters des Heiligen Hilarion im Gazastreifen auf die Liste des Weltkulturerbes zu setzen. Ausserdem kommt das in byzantinischer Zeit gegründete Kloster auf die Liste des gefährdeten Welterbes. Die Stätte liegt in einem Dorf keine zehn Kilometer südlich von Gaza-Stadt.
Das Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) gab die Entscheidung am Freitag auf seiner 46. Sitzung im indischen Neu-Delhi bekannt.
«Die Eintragung ist uns sehr wichtig, weil sie eine Botschaft der Hoffnung an unser Volk in Gaza ist, das aus seinen Häusern flieht und weder Nahrung noch Unterkunft oder Wasser hat», sagte ein palästinensischer Vertreter in Neu-Delhi. «Durch diese Eintragung sagen wir ihnen, dass wir sie nicht vergessen haben.» Er rufe alle Vertragsstaaten auf, Israel aufzufordern, jegliche kulturellen Güter im Gazastreifen nicht ins Visier zu nehmen und den Krieg in Gaza sofort und dauerhaft zu beenden, sagte der Vertreter. (dpa)
13:18 Uhr
Freitag, 26. Juli
Olympia: Iran weist Israels Warnungen vor Anschlägen zurück
Der Iran weist Israels Warnungen vor möglichen Anschlägen von proiranischen Gruppen auf israelische Sportler während der Olympischen Spiele in Paris vehement zurück. «Terroroperation haben keinerlei Platz in der politischen Doktrin der Widerstandsgruppen», schrieb die iranische UN-Mission in New York in einer Presseerklärung. Israel könne «mit solchen Lügen und Ablenkungsmanövern nicht von der Täter- in die Opferrolle schlüpfen», so die Presseerklärung laut Nachrichtenagentur Isna.
Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris hatte Israels Aussenminister Israel Katz vor möglichen Anschlägen auf die Sportler seines Landes gewarnt. «Wir verfügen derzeit über Einschätzungen in Hinblick auf potenzielle Bedrohungen, die Terroristen aus Gruppen, die mit dem Iran verbündet sind, und andere Terrororganisationen darstellen», schrieb der Minister in einem Brief an seinen französischen Amtskollegen Stéphane Séjourné, aus dem die «Times of Israel» zitierte.
08:50 Uhr
Freiatg, 26. Juli
Bericht: Geisel-Angehörige in den USA vorsichtig optimistisch
Die Angehörigen von acht in Gaza festgehaltenen amerikanisch-israelischen Entführten hoffen nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu auf ein baldiges Geisel-Abkommen. Sie seien nach dem Gespräch im Weissen Haus «optimistischer als zuvor», dass in den kommenden Tagen ein Abkommen zustande kommt, zitierte das US-Nachrichtenportal «Axios» Quellen, die bei dem Treffen der Angehörigen mit Biden und Netanyahu dabei waren.
Das einstündige Treffen im Weissen Haus habe im Rahmen von Bidens Bemühungen stattgefunden, Druck auf Netanyahu auszuüben, damit dieser ein Abkommen abschliesst, berichtete «Axios» unter Berufung auf US-Beamte. Laut drei Quellen, die an dem Treffen teilnahmen, sagte Netanyahu den Angehörigen zu, Israel werde innerhalb weniger Tage einen aktualisierten Vorschlag für ein Abkommen vorlegen. Nächste Woche sollen die indirekten Verhandlungen, bei denen die USA, Katar und Ägypten vermitteln, fortgesetzt werden.
Dabei geht es um eine Waffenruhe, in deren Verlauf Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnisse freigelassen werden sollen. Biden sicherte den Angehörigen laut «Axios» zu, er werde sich weiter für ein Abkommen einsetzen. Netanyahu hatte zuvor bei einer Rede vor dem US-Kongress entgegen den Hoffnungen von Angehörigen der 115 noch in Gaza verbliebenen Geiseln keine Vereinbarung angekündigt. (dpa)
08:47 Uhr
Freitag, 26. Juli
Harris und Biden dringen auf Geisel-Deal – Kritik aus Israel
Die USA haben den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zu einem zügigen Abkommen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung der Geiseln gedrängt. Vor allem US-Vizepräsidentin und Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris richtete mit Blick auf die humanitäre Lage in Gaza mahnende Worte an Netanjahu. «Wir können angesichts dieser Tragödien nicht wegschauen. Wir können es uns nicht erlauben, angesichts des Leids gefühllos zu werden, und ich werde nicht schweigen», sagte Harris nach einem Treffen mit Netanjahu.
Sie habe in dem Gespräch mit Netanyahu ihre «ernste Besorgnis über das Ausmass des menschlichen Leids im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht». Dazu gehöre der Tod von «zu vielen unschuldigen Zivilisten» und die katastrophale humanitäre Lage. «Wir können angesichts dieser Tragödien nicht wegschauen. Wir können es uns nicht erlauben, angesichts des Leids gefühllos zu werden, und ich werde nicht schweigen.»
Zuvor wies auch Biden bei seinem Treffen mit Netanjahu auf die Notwendigkeit hin, «die verbleibenden Lücken zu schliessen, das Abkommen so schnell wie möglich abzuschliessen, die Geiseln nach Hause zu bringen und ein dauerhaftes Ende des Krieges in Gaza zu erreichen», teilte das Weisse Haus mit.
Harris' Worte stiessen in Israels Regierung prompt auf Kritik. Dass Harris von einer schlimmen humanitären Krise im Gazastreifen und der Notwendigkeit gesprochen habe, den Krieg zu beenden, habe den Geiselverhandlungen geschadet, zitierten israelische Medien einen nicht genannten ranghohen israelischen Beamten.
Dank der Führung von US-Präsident Joe Biden liege ein Abkommen über einen Waffenstillstand und eine Freilassung der Geiseln auf dem Tisch, sagte Harris weiter. Es gebe «hoffnungsvolle Fortschritte bei den Gesprächen», sagte sie. «Und wie ich Ministerpräsident Netanyahu soeben gesagt habe: Es ist an der Zeit, dieses Abkommen zustande zu bringen.» (dpa)
08:41 Uhr
Freitag, 26. Juli
Netanyahu trifft Biden im Weissen Haus
Nach seiner Rede im US-Kongress hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu US-Präsident Joe Biden getroffen. Die beiden kamen am Donnerstag im Weissen Haus zusammen. Geplant war auch ein Treffen Netanyahus mit Bidens Vize Kamala Harris, die nach der Wahl am 5. November an dessen Stelle für die Demokraten ins Weisse Haus einziehen will. Am Freitag will Netanyahu noch den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Donald Trump, in Florida treffen.
Das Verhältnis zwischen dem amtierenden US-Präsidenten Biden und Israels Regierungschef ist schon lange angespannt. Wegen des Vorgehens der israelischen Führung im Gazastreifen hat sich die Stimmung weiter verschlechtert. Die USA als wichtigster Verbündeter drängen Israel seit Monaten, die humanitäre Hilfe in Gaza zu verstärken und den Schutz der Zivilbevölkerung zu verbessern. Netanyahu weist jegliche Kritik am militärischen Vorgehen seines Landes im Gazastreifen zurück.
Zum Auftakt des Treffens bedankte sich Netanyahu bei Biden für dessen Unterstützung: «Ich möchte Ihnen für 50 Jahre im öffentlichen Dienst und 50 Jahre Unterstützung für den Staat Israel danken», sagte der israelische Regierungschef zu Biden, der am Sonntag seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen erklärt hatte. Biden sagte, es gebe eine Menge zu besprechen. Die beiden beantworteten keine Fragen der anwesenden Presse.
USA wollen Zustandekommen von Geisel-Deal
Seinen Kurs hatte Netanyahu am Mittwoch mit aller Deutlichkeit bei einer Rede vor dem US-Kongress gerechtfertigt. Der in der Heimat und international unter Druck stehende Ministerpräsident liess sich im Kapitol in Washington insbesondere von Republikanern feiern, teilte in alle Richtungen gegen Kritiker aus und nannte unter anderem die Vorwürfe des Internationalen Strafgerichtshofes «gefährliche Lügen».
Entgegen den Hoffnungen von Angehörigen der 120 noch im Gazastreifen verbliebenen Geiseln verkündete Netanyahu keine Vereinbarung über eine Waffenruhe im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln.
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte, bei dem Treffen zwischen Biden und Netanyahu stehe viel auf der Tagesordnung. Die USA seien überzeugt, dass das der Geisel-Deal zustande kommen müsse. Man sei der festen Überzeugung, dass die noch vorhandenen Lücken geschlossen werden könnten, «aber es wird, wie immer, ein gewisses Mass an Führung, Kompromissbereitschaft und Anstrengung erfordern, um dieses Ziel zu erreichen.»
Es ist Netanyahus erster Besuch in Washington seit fast vier Jahren und seine erste Auslandsreise seit dem 7. Oktober. Der Auftritt vor dem US-Parlament war zugleich sein vierter dieser Art, was eher ungewöhnlich ist. Biden und Netanyahu waren zuletzt persönlich im Oktober in Tel Aviv zusammengekommen, kurz nach dem Massaker der Hamas. (dpa)
22:45 Uhr
Donnerstag, 25. Juli
Aussenminister warnt vor Anschlägen auf israelische Sportler
Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris hat Israels Aussenminister Israel Katz vor möglichen Anschlägen auf die Sportler seines Landes gewarnt. «Wir verfügen derzeit über Einschätzungen in Hinblick auf potenzielle Bedrohungen, die Terroristen aus Gruppen, die mit dem Iran verbündet sind, und andere Terrororganisationen darstellen», schrieb der Minister in einem Brief an seinen französischen Amtskollegen Stéphane Séjourné, aus dem die «Times of Israel» zitierte.
Auch israelische Besucher der Spiele könnten Ziele von Anschlägen werden. Katz dankte zugleich dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron für die beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen, die das Gastgeberland für die israelischen Olympia-Teilnehmer getroffen hat. Israels Delegation steht bei den Spielen in Frankreich unter besonderem Schutz. Ihre Teams und Einzelsportler sollen rund um die Uhr von der französischen Polizei begleitet werden. (dpa)
17:12 Uhr
Donnerstag, 25. Juli
20 Patienten aus Gaza sollen nach Norwegen gebracht werden
Bis zu 20 schwer kranke Patienten aus dem Gazastreifen sollen in diesem Jahr mit nahen Angehörigen nach Norwegen gebracht werden. Die norwegische Regierung hat der Einwanderungsbehörde UDI den Auftrag erteilt, entsprechende Einreiseerlaubnisse auszustellen. In erster Linie sollen Minderjährige und Frauen aufgenommen werden, teilte die Behörde mit. Insgesamt bietet das Land an, bis zu 100 Personen aufzunehmen.
Wann die Evakuierung stattfinden soll, ist noch unklar. Grund dafür ist, dass die Betroffenen auch eine Ausreisegenehmigung aus Gaza benötigen.
Der Bedarf an medizinischer Hilfe für Zivilisten im Gazastreifen und speziell für Kinder und Jugendliche ist riesig. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im April eine Reihe von Ländern aufgefordert, mit medizinischen Evakuierungen von Patienten aus Gaza zu helfen. Mehrere EU-Länder und auch das Nicht-EU-Land Norwegen haben ihre Hilfe zugesagt. (dpa)
14:45 Uhr
Donnerstag, 25. Juli
Leichen von Geiseln wurden aus Tunnel in Chan Junis geborgen
Die Leichen von fünf israelischen Geiseln wurden nach Angaben des israelischen Armeesenders aus einem Tunnel in Chan Yunis im Süden des Gazastreifens geborgen. An dem Militäreinsatz seien Soldaten und Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes beteiligt gewesen. Die Armee äusserte sich auf Anfrage nicht zu dem genauen Fundort der sterblichen Überreste. Es handelte sich um drei Zivilisten, darunter eine Frau, sowie um zwei Soldaten.
Der Armeesender berichtete, in dem Tunnel selbst sei es während des Einsatzes nicht zu Kämpfen mit militanten Palästinensern gekommen. Der Ort sei nicht bewacht gewesen. Auf dem Weg zu dem Tunnel hätten sich die Soldaten dagegen mehrere Feuergefechte mit bewaffneten Palästinensern geliefert. Dabei seien rund 30 militante Kämpfer getötet worden. (dpa)
14:36 Uhr
Donnerstag, 25. Juli
Iran: Netanyahu in den USA in den Armen seiner Unterstützer
Der Iran hat den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu nach seiner Rede vor dem US-Kongress scharf angegriffen und dessen freundlichen Empfang in den USA verurteilt. Nasser Kanaani, Sprecher des iranischen Aussenministers, warf Netanyahu vor, täglich palästinensische Kinder zu töten. Er bezeichnete ihn als «Schlächter von Tel Aviv». Dennoch werde Netanyahu vom US-Kongress mit Applaus empfangen, schrieb Kanaani auf der Plattform X. Netanyahu liege nach neun Monaten «Völkermord» in den Armen seiner Unterstützer.
Netanyahu war bei seiner Rede vor dem US-Kongress am Mittwoch mit viel Applaus empfangen worden, vor allem aus den Reihen der Republikaner. Er verteidigte dort das militärische Vorgehen im Gazastreifen und teilte verbal auch gegen den Iran aus. Seit der iranischen Revolution von 1979 gelten Israel und die USA als Erzfeinde des Irans. (dpa)
07:40 Uhr
Donnerstag, 25. Juli
Armee: Fünf Leichen israelischer Geiseln aus Gaza geborgen
Israelische Soldaten haben im Gazastreifen die Leichen von fünf Geiseln geborgen. Darunter befindet sich die 56-jährige Einwohnerin eines Kibbuz am Rande des abgeriegelten Küstenstreifens, wie die Armee mitteilte. Sie sei bei dem Massaker der islamistischen Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres getötet und ihre Leiche verschleppt worden. Bei den übrigen Leichen handele es sich um Soldaten, die an dem Tag im Kampf gegen die Terroristen fielen und deren Leichen ebenfalls verschleppt worden seien. Ihre Leichen seien am Mittwoch im Süden Gazas geborgen und nach Israel gebracht worden. (dpa)
06:55 Uhr
Donnerstag, 25. Juli
Geisel-Familien sehen Netanyahus US-Rede als «politisches Theater»
Die Angehörigen der in Gaza festgehaltenen Geiseln hatten auf die Ankündigung eines Deals mit der Hamas gehofft. Vergeblich. Prompt hagelt es scharfe Kritik. Doch Netanyahu hält an seinem Kurs fest.
22:23 Uhr
Mittwoch, 24. Juli
Netanyahu teilt im US-Kongress gegen Kritiker aus
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat einen seltenen Auftritt vor beiden Kammern des US-Kongresses dazu genutzt, jegliche Kritik am militärischen Vorgehen seines Landes im Gazastreifen zurückzuweisen. Der in der Heimat und international unter Druck stehende Ministerpräsident liess sich im Kapitol in Washington insbesondere von Republikanern feiern, teilte in alle Richtungen gegen Kritiker aus und nannte unter anderem die Vorwürfe des Internationalen Strafgerichtshofes gefährliche Lügen. Die Rede wurde begleitet von lauten Protesten rund um das Parlamentsgebäude in der US-Hauptstadt.
Es ist Netanjahus erster Besuch in Washington seit fast vier Jahren und seine erste Auslandsreise seit dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober, der zum Krieg in Gaza führte. Der Auftritt vor dem US-Parlament war zugleich sein vierter dieser Art, was eher ungewöhnlich ist. Eine Rede vor beiden Kammern des amerikanischen Parlaments ist eine seltene Ehre für ausländische Staats- und Regierungschefs.
Netanyahu wurde mit viel Applaus empfangen, vor allem aus den Reihen der Republikaner. Etliche Demokraten boykottierten seine Rede. Eine von ihnen, die Abgeordnete Ilhan Omar, erklärte, es sei «unmoralisch und grausam» gegenüber den vielen Kriegsopfern, Netanyahu eine Bühne zu bieten. Sie bezeichnete ihn als «Kriegsverbrecher», der «Völkermord» an den Palästinensern begehe.
Entgegen den Hoffnungen von Angehörigen der 120 noch im Gazastreifen verbliebenen Geiseln verkündete Netanyahu keine Vereinbarung über eine Waffenruhe im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln. Die für Donnerstag angekündigte Reise einer israelischen Delegation nach Katar zu indirekten Verhandlungen mit der islamistischen Hamas verschiebt sich ausserdem weiter. Sie werde nun erste kommende Woche erwartet, bestätigte eine israelische Repräsentantin. Das genaue Datum sei noch unklar.
Vision für den «Tag danach» in Gaza und den Nahen Osten
Der israelische Regierungschef bekräftigte, der Krieg werde mit einem Sieg über die Hamas enden. Seine Vision für den Tag danach sei «ein entmilitarisiertes, entradikalisiertes Gaza». Israel wolle den Gazastreifen nicht wiederbesiedeln, müsse dort aber auf absehbare Zeit die Sicherheitskontrolle bewahren. Er sprach von einer zivilen Verwaltung durch «Palästinenser, die Israel nicht zerstören wollen».
Für den Nahen Osten sprach Netanyahu von einem Sicherheitsbündnis von Israel und den USA gegen den Iran. «Alle Länder, die mit Israel in Frieden leben, und all jene Länder, die Frieden mit Israel schliessen werden, sollten eingeladen werden, sich diesem Bündnis anzuschliessen.»
Netanyahu über Gegendemonstranten: Irans nützliche Idioten
Drinnen äusserte sich Netanyahu verächtlich über die Proteste. Die Demonstranten stünden auf der Seite des Bösen, «sie stehen auf der Seite der Hamas, sie stehen auf der Seite von Vergewaltigern und Mördern». Direkt an Demonstranten gerichtet sagte Netanyahu mit Blick auf die Verbindungen zwischen der Hamas und dem Iran: «Ihr seid offiziell zu nützlichen Idioten des Iran geworden.» Viele Demonstranten hätten nicht die geringste Ahnung, wovon sie sprächen.
Netanyahu ist für mehrere Tage in den USA und will dort auch Biden treffen - und dessen Amtsvorgänger Donald Trump, der bei der Präsidentschaftswahl im November erneut für die Republikaner antritt. Auch ein Treffen mit Bidens Stellvertreterin Harris, die voraussichtlich für die Demokraten bei der Wahl ins Rennen gehen wird, ist geplant. Netanyahu dankte Bidens Regierung für die Unterstützung in dem Krieg und bat zugleich um weitere, schnellere Waffenlieferungen. «Gebt uns die Mittel schneller - und wir werden die Arbeit schneller beenden.» (dpa)
21:21 Uhr
MITTWOCH, 24. JULI
Netanyahu: Israel zielt nicht auf Zivilisten in Gaza ab
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat vor dem Kongress in Washington Vorwürfe zurückgewiesen, Israel ziele im Gaza-Krieg absichtlich auf Zivilisten ab. «Die israelische Armee hat Millionen von Flugblättern abgeworfen, Millionen von SMS, Hunderttausende Telefongespräche geführt, um Schaden an palästinensischen Zivilisten zu verhindern», sagte Netanyahu.
Gleichzeitig habe die islamistische Palästinenserorganisation Hamas «alles in ihrer Macht Stehende getan, um palästinensische Zivilisten in Gefahr zu bringen». Sie hätten etwa Raketen aus Schulen, Krankenhäusern und Moscheen abgefeuert. Er warf der Hamas vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. «Was für eine monströse Bosheit. Für Israel ist jeder Tod eines Zivilisten eine Tragödie - für die Hamas ist es eine Strategie.»
Er sagte zudem, im Gaza-Krieg habe es verhältnismässig wenig zivile Opfer gegeben, im Vergleich zu Kriegen in Wohngebieten in anderen Ländern. Besonders niedrig seien zivile Verluste in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifen gewesen. Dies widerspricht den Zahlen des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums. Diese unterscheiden allerdings nicht zwischen getöteten Zivilisten und Kombattanten.
Der Chefankläger vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, Karim Khan, hatte im Mai Haftbefehle gegen Netanyahu und Verteidigungsminister Joav Galant sowie drei Anführer der palästinensischen Terrororganisation Hamas wegen mutmasslicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit beantragt. Das Gericht muss über diese Anträge erst entscheiden.
21:07 Uhr
Mittwoch, 24. Juli
Netanyahu weist Verantwortung für Not im Gazastreifen zurück
Israels Regierungschefs Benjamin Netanjahu hat bei einer Rede im US-Kongress die eigene Verantwortung für die humanitäre Not der Menschen im Gazastreifen vehement zurückgewiesen. «Wenn es Palästinenser im Gazastreifen gibt, die nicht genug Nahrung bekommen, dann nicht, weil Israel sie blockiert. Es liegt daran, dass die Hamas sie stiehlt», sagte Netanjahu.
Israel habe viel getan, um palästinensische Zivilisten aus der Gefahrenzone zu bringen und zu schützen. Die Hamas hingegen tue alles, was in ihrer Macht stehe, um die Zivilisten in dem abgeriegelten Küstenstreifen in Gefahr zu bringen.
Die USA als wichtigster Verbündeter drängen Israel, die humanitäre Hilfe in Gaza zu verstärken und den Schutz der Zivilbevölkerung zu verbessern. (dpa)
18:28 Uhr
Mittwoch, 24. Juli
Reise israelischer Delegation nach Katar verschiebt sich
Die für Donnerstag angekündigte Reise einer israelischen Delegation nach Katar zu indirekten Verhandlungen mit der islamistischen Hamas verschiebt sich weiter. Sie werde nun erste kommende Woche erwartet, bestätigte eine israelische Repräsentantin. Das genaue Datum sei noch unklar.
Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu hatte die Reise der Abordnung vor dessen Abreise in die USA angekündigt. An der Spitze der Delegation soll erneut David Barnea stehen, Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad. Barnea sollte der katarischen Regierung die aktuelle Verhandlungsposition Israels erläutern. Diese steht in Kontakt mit der Hamas-Führung. Bei den Gesprächen vermitteln neben Katar auch Ägypten und die USA.
Dabei geht es um den Austausch der 120 verbliebenen Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen sowie um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Wie viele der Geiseln in dem abgeriegelten Küstenstreifen noch am Leben sind, ist unklar. Es wird befürchtet, dass viele schon tot sein dürften. (dpa)
17:37 Uhr
Mittwoch, 24. Juli
US-Präsident Biden empfängt Israels Regierungschef Netanyahu
US-Präsident Joe Biden empfängt an diesem Donnerstag Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu im Weissen Haus (19.00 Uhr). Das Verhältnis zwischen den beiden war ohnehin angespannt - wegen des Vorgehens der israelischen Führung unter Netanyahu im Gaza-Krieg hat sich die Stimmung weiter verschlechtert. Die USA als wichtigster Verbündeter drängen Israel, die humanitäre Hilfe in Gaza zu verstärken und den Schutz der Zivilbevölkerung zu verbessern.
Geplant ist am Donnerstag auch ein Treffen der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin, Vizepräsidentin Kamala Harris, mit Netanyahu. Am Freitag will der frühere US-Präsident und republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump Netanyahu in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach in Florida empfangen. (dpa)
17:18 Uhr
Mittwoch, 24. Juli
Im Gaza-Krieg verwundete Minderjährige kommen nach Spanien
Insgesamt 16 schwer kranke Minderjährige aus dem Gazastreifen sollen in spanischen Krankenhäusern behandelt werden. Eine Lazarettmaschine vom Typ A400 M der Luftwaffe sei bereits in die ägyptische Hauptstadt Kairo geflogen, um die Kinder und Jugendlichen sowie 27 Familienangehörige nach Madrid zu bringen, teilte das Verteidigungsministerium auf Anfrage mit. Es handele sich um Patienten mit schweren Verletzungen durch den Krieg in dem Küstenstreifen sowie um einen Krebspatienten und einen Patienten mit einem schwerwiegenden Herzfehler. Die 16 Kinder und Jugendliche sind demnach bereits vor längerer Zeit aus dem Gazastreifen nach Ägypten evakuiert worden. (dpa)
13:06 Uhr
Mittwoch, 24. Juli
UN: Humanitäre Lage im Gazastreifen immer katastrophaler
Erneut müssen Zehntausende Menschen im Gazastreifen nach einem jüngsten Evakuierungsbefehl von Israels Militär flüchten. Laut Vereinten Nationen werden sie in einer prekären humanitären Lage mit verheerenden hygienischen Zuständen ihrem Schicksal überlassen. Humanitäre Einrichtungen müssen schliessen. Menschen werden selbst aus Notunterkünften wieder vertrieben, in die sie vor dem Krieg geflüchtet waren. UN-Organisationen warnen vor einer weiteren Verschärfung der Krise für Zivilisten.
150.000 Menschen schon aus Chan Junis geflohen
Anfang der Woche hatte Israel wegen eines neuen Militäreinsatzes die Bewohner eines Gebiets in Chan Junis im südlichen Gazastreifen aufgerufen, ihre Unterkünfte zu verlassen. Nach Schätzungen des UN-Nothilfebüros OCHA flüchteten 150.000 Menschen eilig aus ihren Notbehausungen. Sie sollen in der humanitären Zone Al-Mawasi westlich von Chan Junis und Rafah unterkommen, in die bereits zuvor zahlreiche Menschen geflohen sind. «Es wurden viele gesehen, die ohne jegliche persönliche Gegenstände unterwegs waren», so OCHA.
Auf Bildern aus Chan Junis ist zu sehen, wie Menschen in Massen eilig die Stadt in Richtung Westen verlassen. «Alte Menschen auf Eselskarren, Menschen mit Behinderung, die im Rollstuhl durch den Sand geschoben werden und deren Habseligkeiten sich auf ihrem Schoss stapeln», berichtete eine Sprecherin des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA). «Die Menschen hören Schüsse und rennen um ihr Leben.»
Viele Menschen flüchten in bereits überfüllte Gebiete. «Die Menschen sind gezwungen, in Gebiete mit wenig oder gar keiner Infrastruktur zu gehen, in denen es nur begrenzten Zugang zu Obdach, Gesundheitsversorgung, sanitären Einrichtungen und sonstiger humanitärer Hilfe gibt», sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Dienstag. Im Gebiet sind laut OCHA vier medizinische Einrichtungen sowie acht Suppenküchen und Verteilzentren für Lebensmittel gewesen. Bis auf eine Gemeinschaftsküche hätten alle schliessen müssen.
Hygienische Zustände im Gazastreifen verheerend
Dort und in weiten Teilen des abgeriegelten Küstenstreifens sind die hygienischen Zustände verheerend. Menschen leben in überfüllten Zeltlagern. Überall türmen sich Müllberge, weil Diesel für Lkws zum Abtransport fehlt, hiess es von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die unhygienischen Zustände erhöhen demnach Krankheitsrisiken massiv.
Fäkalien und Abwasser treiben demnach teils ungefiltert durch die Strassen, weil auch für die Generatoren der Abwasseranlagen Diesel fehlt. In den unhygienischen Zuständen mit wenigen Toiletten und wenig Trinkwasser erkranken Zehntausende Menschen an Durchfall und Hautausschlägen. Staub von den zerstörten Gebäuden löst Atemwegsinfekte aus.
Polio-Virus in Abwasserproben entdeckt
Unter diesen Bedingungen ist das Ausbreitungsrisiko von Krankheiten nach WHO-Angaben sehr hoch. So wurde etwa das für Kinderlähmung verantwortliche Polio-Virus in Abwässer entdeckt. Bislang sei das Polio-Virus zwar noch in keinem Patienten nachgewiesen worden, doch die Polio-Gefahr sei sehr gross, sagte WHO-Vertreter Ayadil Saparbekov am Dienstag. Er warnte vor einer sich verschlimmernden Situation dort: «Es könnte sein, dass mehr Menschen an ansteckenden Krankheiten sterben als an verletzungsbedingten Leiden.»
Humanitäre und medizinische Einrichtungen mussten bereits schliessen. Nur 16 von einst 36 Krankenhäusern im Gazastreifen können nach WHO-Angaben eingeschränkt arbeiten. Von zehn Feldlazaretten sind noch vier voll in Betrieb, weitere vier eingeschränkt. Sollten Krankheiten sich weiter ausbreiten, würde sich die Lage in den Krankenhäusern noch verschlimmern. (dpa)
07:47 Uhr
Mittwoch, 24. Juli
Protest in US-Kongressgebäude vor Netanjahu-Rede
Die Polizei hat einen Tag vor der Rede des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im US-Kongress mehrere Demonstranten festgenommen, die in einem Gebäude des Parlaments gegen den Gaza-Krieg protestiert hatten. Die Demonstranten hätten das zum Gebäudekomplex des Kapitols gehörige Cannon House Office Building zwar legal betreten, teilte die Kapitolpolizei am Dienstag (Ortszeit) mit. Protest sei in dem Gebäude aber nicht legal. Daher haben man die Demonstranten aufgefordert, den Protest zu beenden. Der Aufforderung sei aber nicht Folge geleistet worden - daher sei das Gebäude geräumt worden, so die Polizei.
Organisiert hatte die Aktion nach Medienangaben unter anderem die antizionistische jüdischen Organisationen Jewish Voice for Peace. «Wir sind hier in dem Gebäude, in dem die Mitglieder des Kongresses in den vergangenen neuneinhalb Monaten immer wieder beschlossen haben, die Bomben zu schicken, mit denen Völkermord begangen wird», schrieb die Organisation auf der Plattform X. In dem Gebäude war es in den vergangenen Monaten bereits zu ähnlichen Protestaktionen gekommen.
Netanyahu will heute eine Ansprache vor dem US-Kongress halten. Dabei soll es unter anderem um den seit mehr als neun Monaten tobenden Gaza-Krieg gehen. Der Besuch des israelischen Ministerpräsidenten in Washington steht im Zeichen der politischen Wirren in den USA nach dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen. Sowohl Biden als auch der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump haben Treffen mit Netanyahu angekündigt. Medienberichten zufolge will sich auch US-Vize Kamala Harris mit Netanyahu treffen.
07:40 Uhr
Mittwoch, 24. Juli
Palästinenser fordern Olympia-Ausschluss Israels
Das Olympische Komitee Palästinas hat kurz vor dem Start der Olympischen Spiele in Paris einen Ausschluss Israels gefordert. Der Verband veröffentlichte in den sozialen Medien einen Brief an den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach. Die Palästinenser werfen Israel darin angesichts des Gaza-Kriegs eine «systematische und anhaltende Verletzung der olympischen Charta» vor.
Komitee: 400 Sportler im Krieg getötet
Die Palästinenser werfen Israel unter anderem einen Bruch des olympischen Friedens vor. Am Dienstag waren bei einem israelischen Drohnenangriff im Westjordanland nach Medienberichten fünf Palästinenser getötet worden. Zudem verwies das Komitee auf die Folgen des Konflikts für palästinensische Sportler, unter anderem seien 400 von ihnen getötet und zahlreiche Sportstätten zerstört worden.
IOC-Präsident Bach verwies auf Nachfrage auf die politische Neutralität der Dachorganisation. «Olympia ist kein Wettbewerb zwischen Ländern oder Regierungen, sondern zwischen Athleten», sagte der 70-Jährige. Das palästinensische und israelische Olympische Komitee hätten bislang friedlich koexistiert. «Wir sind nicht im politischen Geschäft, wir wollen Athleten zusammenbringen», fügte Bach hinzu.
Gleichzeitig hat der palästinensische Fussball-Verband laut des Schreibens einen entsprechenden Brief an Gianni Infantino, den Chef des Fussball-Weltverbands, geschickt. Israel ist unter anderem beim olympischen Fussball-Turnier der Männer in Frankreich dabei. Der palästinensische Fussball-Verband hatte bereits vor dem FIFA-Kongress im Mai Sanktionen gegen Israel gefordert, die FIFA hatte die Entscheidung darüber vertagt. (dpa)
18:24 Uhr
Dienstag, 23. Juli
Israelischer Vorstoss in Chan Junis: Dutzende Zivilisten getötet
Bei ihrem neuen Vorstoss im südlichen Gazastreifen hat Israels Armee nach eigenen Angaben Dutzende Hamas-Terroristen getötet. Seit Beginn des Einsatzes in der Stadt Chan Junis am Montag sei das Militär über und unter der Erde gegen die Islamisten vorgegangen, teilte die Armee mit. Die bewaffneten Männer sind demnach bei Zusammenstössen mit den Soldaten, durch Panzerbeschuss und Luftangriffe getötet worden. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Bei dem neuen Vorstoss der israelischen Streitkräfte geraten palästinensischen Berichten zufolge auch Zivilisten zwischen die Fronten. Mindestens 121 Palästinenser, unter ihnen Frauen und Kinder, seien zu Beginn des Einsatzes am Montag ums Leben gekommen, mehrere Hundert hätten Verletzungen erlitten, berichtete der palästinensische Rote Halbmond. (dpa/wro)
14:36 Uhr
Dienstag, 23. Juli
Einigkeitserklärung von Fatah und Hamas stösst auf Skepsis
Die rivalisierenden Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah haben nach Angaben chinesischer Staatsmedien eine Beendigung ihres langjährigen Konflikts vereinbart. Insgesamt 14 palästinensische Gruppierungen - darunter auch Hamas und Fatah - hätten nach Gesprächen in Peking eine Deklaration über eine Stärkung der palästinensischen Einigkeit unterzeichnet. Ziel sei eine gemeinsame Einheitsregierung, berichteten palästinensische Medien.
Ähnliche Vereinbarungen beider Organisationen in der Vergangenheit brachten keinerlei Fortschritte, daher stiess auch die neue Deklaration in Israel und den palästinensischen Gebieten auf grosse Skepsis.
Die Pekinger Erklärung verdeutliche «Chinas aufrichtige Bemühungen, die Rechte des palästinensischen Volkes zu unterstützen, die Spaltung zu beenden und die palästinensische Position zu vereinheitlichen», sagte eine Sprecherin des chinesischen Aussenministeriums am Dienstag. «Dies ist das erste Mal, dass sich 14 palästinensische Fraktionen in Peking zu einem Versöhnungsdialog versammelt haben, was den leidenden palästinensischen Menschen wertvolle Hoffnung bringt», so die Sprecherin weiter.
Fatah und Hamas sind erbitterte Feinde
Die Fatah und die Hamas sind die beiden grössten Palästinenserorganisationen und erbitterte Rivalen. Im Jahre 2006 gewann die Hamas die letzte palästinensische Parlamentswahl. Im Jahr darauf riss sie mit Gewalt die alleinige Kontrolle im Gazastreifen an sich und vertrieb die Fatah aus dem Gebiet. Mahmud Abbas, Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und Vorsitzender der Fatah, regiert seitdem de facto nur noch im Westjordanland. (dpa)
06:34 Uhr
Dienstag, 23. Juli
Netanyahu in den USA - Geisel-Angehörige hoffen auf Abkommen
Während das Blutvergiessen im Gazastreifen andauert, richten die Angehörigen der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas ihre Hoffnung auf den in den USA eingetroffenen israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. «Wir gehen fest davon aus, dass seine Rede vor dem Kongress am Mittwoch die Ankündigung des Geiselabkommens sein wird, auf das wir alle gewartet haben», zitierte die Zeitung «Times of Israel» den Vater einer amerikanisch-israelischen Geisel in Washington.
Ein für heute geplantes Treffen zwischen Netanyahu und US-Präsident Joe Biden stand wegen Bidens Covid-Infektion auf der Kippe. Biden will sich in den verbleibenden Monaten als Präsident für ein Abkommen einsetzen: «Ich werde sehr eng mit den Israelis und den Palästinensern zusammenarbeiten, um herauszufinden, wie wir den Gaza-Krieg beenden, den Frieden im Nahen Osten sichern und all die Geiseln nach Hause bringen können», sagte er telefonisch beim Besuch von Kamala Harris in der Wahlkampfzentrale der Demokraten.
«Ich glaube, wir stehen kurz davor, das zu erreichen», fügte Biden hinzu, der sich bei dem Besuch seiner Vize-Präsidentin zugeschaltet hatte. Sein Verhältnis zu Netanyahu ist wegen dessen Handhabung des Krieges angespannt. Am Donnerstag sollen die indirekten Verhandlungen, bei denen die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der Hamas vermitteln, fortgesetzt werden. Auf dem Tisch liegt ein dreistufiger Plan, der den Austausch der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge sowie Wege hin zu einer dauerhaften Waffenruhe vorsieht.
Berichte: Auch Israels Sicherheitschefs für Abkommen
Israelischen Medien zufolge sollen sich alle ranghohen Sicherheitschefs des Landes einig sein, dass sich das Militär in einer ersten sechswöchigen Phase eines möglichen Abkommens vollständig aus dem Gazastreifen zurückziehen könnte. Die relativ kurze Zeitspanne würde es der Hamas nicht erlauben, sich neu zu gruppieren, hätten Israels Verteidigungsminister Joav Galant, Generalstabschef Herzi Halevi sowie die Chefs der Geheimdienste Netanyahu gesagt. Demnach hätten sie ihm mitgeteilt, dass sie ein Geiselabkommen unterstützen.
In seiner Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses will sich Netanyahu am Mittwoch zum Vorgehen in Gaza äussern. Sollte die Rede nicht die Ankündigung der Unterzeichnung eines Geiselabkommens beinhalten, wäre dies ein «totaler Fehlschlag», wurde der Vater der amerikanisch-israelischen Geiseln weiter zitiert. In dem abgeriegelten Küstenstreifen werden noch rund 120 Geiseln vermutet, viele von ihnen dürften aber nicht mehr am Leben sein. Israels Armee erklärte gerade erst zwei weitere Geiseln in der Gewalt der Hamas für tot.
Berichte über erneut viele Tote in Gaza
Bei einem neuerlichen Vorstoss der israelischen Streitkräfte im südlichen Gazastreifen gab es unterdessen palästinensischen Berichten zufolge viele Tote. Die Armee habe im Osten der Stadt Chan Junis angegriffen, sagten Augenzeugen. Mindestens 71 Palästinenser, unter ihnen Frauen und Kinder, seien ums Leben gekommen, weitere 200 hätten Verletzungen erlitten, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf Krankenhausmitarbeiter. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die israelische Armee hatte zuvor die Bewohner im östlichen Teil der Stadt dazu aufgerufen, das Gebiet unverzüglich zu verlassen. Nachrichtendienstliche Erkenntnisse hätten ergeben, dass die Hamas von dort Raketenangriffe auf Israel durchführte. Augenzeugen zufolge machten sich Tausende Zivilisten auf die Flucht. Viele von ihnen waren bereits zuvor vor dem Krieg aus anderen Teilen Gazas hierher geflüchtet. Die häufigen Evakuierungsbefehle führten zur weiteren Zerstörung des Gesundheitssystems, beklagte das UN-Nothilfebüro OCHA.
UN-Nothilfebüro beklagt Wassermangel
Laut Hilfsorganisationen litten die Menschen in dem abgeriegelten Küstengebiet weiterhin unter schwerem Wassermangel, teilte OCHA mit. Zwischen dem 8. und 21. Juli habe die durchschnittliche tägliche Wassermenge etwa 90.000 Kubikmeter betragen - das sei etwa ein Viertel der Menge, die vor Beginn des Krieges vor fast zehn Monaten produziert worden sei. Schäden an der Infrastruktur, Mangel an Strom, Treibstoff, Ersatzteilen und Chlor behinderten die Wasserproduktion und -aufbereitung sowie das Abpumpen von Abwasser.
Auslöser des Kriegs war das Massaker mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik. Für Empörung sorgt auch die Gewalt radikaler Siedler im israelisch besetzten Westjordanland. Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, kritisierte einen erneuten Übergriff.
Botschafter kritisiert Gewalt radikaler Siedler
«Internationale und israelische Aktivisten, unter ihnen ein deutscher Staatsbürger, sind von extremistischen Siedlern im Westjordanland angegriffen worden, als sie auf friedliche Weise Palästinensern in ihren Olivenhainen halfen», schrieb Seibert am Montag auf der Plattform X. «Diese Attacken stellen ein gut dokumentiertes kriminelles Verhalten dar, sie sind mit allen legalen Mitteln zu verfolgen.» Dazu postete er ein Video, das den Angriff zeigen soll.
Nach Medienberichten hatte sich der Vorfall am Sonntag in der Ortschaft Kusra nahe der palästinensischen Stadt Nablus ereignet. Eine Gruppe von Freiwilligen hatte palästinensische Bauern demnach zu ihren Olivenhainen begleitet. Durch ihre Präsenz wollten die Freiwilligen für den Schutz der Palästinenser sorgen. In dem Video, das aus der Aktivistengruppe heraus aufgenommen wurde, ist zu sehen, wie Maskierte mit Holzprügeln auf sie einschlagen. Mehrere Opfer, unter ihnen ein junger Deutscher, wurden danach im Krankenhaus behandelt.
Bericht: Israels Armee bestätigt Angriff
Unter anderem berichteten die «Tagesschau» und der US-Sender CNN über den Vorfall, deren Reporter mit den Opfern sprachen. Die israelische Armee bestätigte CNN den Angriff. Sie habe am Tatort Warnschüsse in die Luft abgegeben und verurteile grundsätzlich jede Gewalt. Laut den Berichten sagten die Aktivisten hingegen, das Militär habe Schüsse in Richtung eines Palästinensers abgegeben. Seit Beginn des Gaza-Kriegs hat die Gewalt militanter Siedler gegen Palästinenser im Westjordanland deutlich zugenommen.
Israel hatte im Sechstagekrieg 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute inmitten von drei Millionen Palästinensern rund 700.000 israelische Siedler. Erst am Freitag hatte der Internationale Gerichtshof in einem nicht verbindlichen Rechtsgutachten die israelische Besatzung und den Siedlungsbau für illegal erklärt. (dpa)
16:07 Uhr
Montag, 22. Juli
Viele Tote bei israelischem Vorstoss in Gaza
Bei einem neuerlichen Vorstoss der israelischen Streitkräfte im südlichen Gazastreifen hat es palästinensischen Berichten zufolge viele Tote gegeben. Die Armee habe im Osten der Stadt Chan Junis angegriffen, sagten Augenzeugen. Mindestens 39 Palästinenser, unter ihnen Frauen und Kinder, seien ums Leben gekommen, weitere 80 hätten Verletzungen erlitten, teilten Krankenhausmitarbeiter in Chan Junis mit. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die israelische Armee hatte zuvor die Bewohner im östlichen Teil der Stadt dazu aufgerufen, das Gebiet unverzüglich zu verlassen. Nachrichtendienstliche Erkenntnisse hätten ergeben, dass die islamistische Hamas von dort aus Raketenangriffe auf Israel durchführte. Die Armee würde dagegen entschieden vorgehen, für Zivilisten würde es gefährlich werden, teilte sie auf ihrem Telegram-Kanal mit. Zu diesem Zwecke seien auch die Grenzen einer humanitären Zone für Zivilisten geändert worden, weil die Hamas aus dem betreffenden Gebiet heraus Israel angegriffen habe.
Augenzeugen zufolge machten sich Tausende Zivilisten auf die Flucht. Viele von ihnen waren bereits zuvor vor dem Krieg aus anderen Teilen des Gazastreifens hierher geflüchtet. Das israelische Militär war in der Vergangenheit mehrfach und auch über längere Zeiträume hinweg in Chan Junis gegen Kampfeinheiten der Hamas aktiv gewesen, hatte sich aber danach jeweils wieder auf feste Positionen ausserhalb der Stadt zurückgezogen. Die Armee wirft der Hamas vor, dies ausgenutzt zu haben, um dort erneut einzusickern und dabei auch Teile der von Israel deklarierten humanitären Zone für ihre Aktivitäten zu nutzen.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik. (dpa)
14:04 Uhr
Montag, 22. Juli
Zwei Hamas-Geiseln für tot erklärt
Israel hat zwei weitere Geiseln in der Gewalt der Hamas für tot erklärt, darunter ein polnisch-israelischer Doppelstaatsbürger. Militärvertreter hätten die Familien von Alex Dancyg (76) und Jagev Buchstab (35) informiert, teilte die Armee mit. Sie seien am 7. Oktober vergangenen Jahres «brutal in den Gazastreifen entführt worden». Beide Männer seien nicht mehr am Leben, ihre Leichen würden von der Terrororganisation Hamas festgehalten.
Die Entscheidung, sie für tot zu erklären, basiere auf Geheimdienstinformationen und sei von einem Expertenforum gebilligt worden. Die Umstände ihres Todes in der Gewalt der Hamas würden untersucht. Das Forum der Geiselfamilien teilte mit, man trauere um die beiden Männer. (dpa)
13:44 Uhr
Montag, 22. Juli
Berichte: Kanadier bei Anschlagsversuch in Israel erschossen
Ein kanadischer Staatsbürger ist nach israelischen Medienberichten bei einem Anschlagsversuch am Rande des Gazastreifens getötet worden. Nach Angaben der Armee bedrohte der Mann zivile Wachleute am Eingang des Kibbuz Netiv Haasara mit einem Messer. Diese hätten auf den Mann geschossen und ihn «ausser Gefecht gesetzt». Er sei mit einem Fahrzeug von israelischem Gebiet aus gekommen. Die Nachrichtenseite «ynet» schrieb, der Mann habe auf Englisch etwas über das Töten von Zivilisten im Gazastreifen gerufen. (dpa)
12:57 Uhr
Montag, 22. Juli
Hamas erstellt Dossiers über Tausende israelische Soldaten
Die islamistische Terrororganisation Hamas hat nach Medienberichten ausführliche Akten mit Daten Tausender israelischer Soldaten und Soldatinnen angelegt. Dies berichteten unter anderem die israelische Zeitung «Haaretz» und die deutsche «Zeit» nach gemeinsamen Recherchen. Die Dossiers kursieren demnach bereits seit Dezember 2023 im Netz. Sie umfassten Geburtsdaten, Angehörige, Telefonnummern, E-Mail-Adressen sowie Kontoinformationen, hiess es. Hamas habe die Erstellung der Akten als «Rache für den Mord an den Kindern in Gaza» deklariert.
Ein israelischer Armeesprecher sagte auf Anfrage, das Thema sei bekannt, man habe sich damit bereits vor mehreren Monaten befasst. Der israelische Cyber-Experte Gabi Siboni sagte der «Zeit», die Dossiers gefährdeten die betroffenen Soldaten. Diese seien damit möglicherweise erpressbar. Die Hamas könnte etwa versuchen, «Soldaten als Quellen anzuwerben, die ihnen Aufschluss über die Planung der Armee geben». (dpa)
11:21 Uhr
Montag, 22. Juli
Unicef: 143 Kinder und Jugendliche im Westjordanland getötet
Im Westjordanland und Ost-Jerusalem sind nach Angaben des UN-Kinderhilfswerk Unicef in den vergangenen neun Monaten 143 Kinder und Jugendliche getötet worden. Ausserdem seien 440 junge Palästinenser durch Munition verletzt worden, teilte Unicef weiter mit. Diese Zahlen seien eine «unnötige und exzessive Ausübung von Gewalt gegen die Verwundbarsten». Sie bedeuteten eine Verdreifachung der Opferzahlen im Vergleich zum Neun-Monats-Zeitraum davor. Auf israelischer Seite seien im Westjordanland in den vergangenen neun Monaten zwei Kinder getötet worden, ergänzte Unicef.
«Die Situation hat sich erheblich verschlechtert, was mit der Eskalation der Feindseligkeiten im Gazastreifen zusammenfällt», so Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Es gebe häufig Vorwürfe, dass palästinensische Kinder auf dem Heimweg von der Schule festgehalten oder beim Gehen auf der Strasse erschossen würden. «Die Gewalt muss jetzt aufhören», sagte Russell. Die israelisch-palästinensischen Spannungen wirkten sich auf das Wohlergehen Tausender Kinder und Familien aus, die täglich in Angst um ihr Leben rennen würden, so Unicef. (dpa)
06:20 Uhr
Montag, 22. Juli
Israel greift nach Beschuss Hisbollah-Stellungen an
Die israelische Luftwaffe hat nach Beschuss durch die proiranische Hisbollah erneut Stellungen der Miliz im Südlibanon beschossen. Wie die israelische Armee am Abend mitteilte, sei eine Raketenabschussanlage bombardiert worden. Zudem seien ein Beobachtungsposten und «Terror-Infrastruktur» der Hisbollah angegriffen worden. Nähere Details wurden nicht genannt. Die Angaben konnten unabhängig nicht überprüft werden. Zuvor soll die Hisbollah den Norden Israels mit Raketen und Drohnen angegriffen haben.
Israel und die libanesische Schiitenmiliz liefern sich seit dem Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm deren Intensität deutlich zu. Auf beiden Seiten gab es Tote. Die Hisbollah handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Seit langem wird befürchtet, dass sich der Konflikt ausweiten könnte. (dpa)
22:16 Uhr
Sonntag, 21. Juli
Israel entsendet Delegation zu Geiselgesprächen
Im Rahmen der schleppend verlaufenden indirekten Verhandlungen mit der islamistischen Hamas entsendet Israel wieder eine Delegation nach Katar. Die Abordnung werde sich am Donnerstag auf den Weg machen, teilte das Ministerpräsidentenamt in Jerusalem mit.
Dies habe Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach eingehenden Beratungen über die Geiselfrage entschieden, die er mit dem Verhandlungsteam und den Spitzen des Sicherheitsapparates geführt hatte, hiess es in der Mitteilung weiter. David Barnea, der Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, leitet nach Medienberichten wie schon in der Vergangenheit die Delegation. Bei den Gesprächen vermitteln neben Katar auch Ägypten und die USA.
Dabei geht es um den Austausch der verbliebenen Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen sowie die Herbeiführung einer Waffenruhe im Gaza-Krieg. Zuletzt hatte die Hamas mehr Flexibilität gezeigt. Netanjahu erhob jedoch neue Forderungen - so etwa die nach einem längeren Verbleib israelischer Truppen an strategischen Stellen des Gazastreifens -, weswegen die Gespräche in letzter Zeit nicht vom Fleck kamen. Zunächst blieb unklar, ob der israelische Premier seinen Emissär mit einem grosszügigeren Verhandlungsmandat ausstattete, um wieder Bewegung in den Prozess zu bringen. (dpa)
11:25 Uhr
Sonntag, 21. Juli
Netanjahu trifft Biden am Dienstag
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu trifft nach Angaben seines Büros am Dienstagmittag (Ortszeit) den US-Präsidenten Joe Biden. Netanjahus Abreise in die USA sei am Tag zuvor geplant, teilte das Büro des Regierungschefs mit. Zuletzt waren Biden und Netanjahu im vergangenen Herbst in Tel Aviv persönlich zusammengekommen.
Bei dem Gespräch soll es nach Medienberichten vor allem um die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der Geiseln im Gegenzug für die Freilassung palästinensischer Gefangenen gehen. In Israel war Kritik an der Auslandsreise Netanjahus laut geworden. Demonstranten hatten gefordert, er dürfte das Land erst nach einer Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln verlassen.
Am Mittwoch will Israels Regierungschef vor den beiden Kammern des US-Kongresses eine Rede zu Israels militärischem Vorgehen im Gazastreifen halten.
Die Beziehungen zwischen Biden und Netanjahu gelten als angespannt. Mit einem Video, in dem er die US-Regierung wegen einer zurückgehaltenen Waffenlieferung mit harschen Worten angegriffen hatte, sorgte der israelische Ministerpräsident zuletzt für eine erneute Krise.
06:35 Uhr
Sonntag, 21. Juli
Iran warnt Israel nach Luftangriff im Jemen vor Eskalation
Der Iran hat nach dem israelischen Luftangriff im Jemen in Reaktion auf eine tödliche Drohnenattacke der Huthi-Miliz in Tel Aviv vor einer Eskalation gewarnt. Israels «gefährliches Abenteurertum» könne einen regionalen Krieg auslösen, sagte der Sprecher des iranischen Aussenministeriums, Nasser Kanaani, nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Israels Militär hatte zuvor nach eigenen Angaben militärische Ziele der mit dem Iran verbündeten Huthi-Miliz im Hafen von Hudaida im Jemen angegriffen.
Israel und seine Unterstützer wie die USA würden für «unvorhersehbare und gefährliche Folgen» des Gaza-Kriegs und Angriffe auf den Jemen «direkt verantwortlich sein», sagte Kanaani. Seit Beginn des Gaza-Kriegs hat sich der jahrzehntealte Konflikt zwischen Israel und der Islamischen Republik Iran dramatisch zugespitzt.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, der Angriff im Jemen «macht unseren Feinden klar, dass es keinen Ort gibt, den der lange Arm Israels nicht erreichen wird». Über den Hafen seien Waffen aus dem Iran ins Land gelangt. Wie die Hamas in Gaza und die Hisbollah-Miliz im Libanon sei die Huthi-Miliz ein integraler Bestandteil der iranischen «Achse des Bösen». Seit der Revolution von 1979 gelten Israel und die USA als Erzfeinde des Iran. Netanjahu hatte den Iran in der Vergangenheit ebenfalls als «wichtigsten Feind» bezeichnet.
06:32 Uhr
Sonntag, 21. Juli
Tausende fordern in Israel Geisel-Deal
In Israel haben Tausende von Menschen gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und für ein sofortiges Abkommen im Gaza-Krieg zur Freilassung der Geiseln demonstriert. Kurz vor dem Abflug von Netanjahu in die USA hielten Demonstranten in Jerusalem Transparente mit der Aufschrift hoch: «Kein Flug ohne Abkommen», wie die «Times of Israel» am Abend berichtete. Am Mittwoch will Netanjahu vor beiden Kammern des US-Kongresses eine Rede zu Israels Vorgehen im Gazastreifen halten.
Seit Monaten laufen indirekte Gespräche zwischen Israel und der Hamas, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln. Sie kreisen um einen dreistufigen Plan, der den Austausch der noch rund 120 im Gazastreifen von der Hamas festgehaltenen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen sowie Wege hin zu einer dauerhaften Waffenruhe vorsieht. Teilnehmer der indirekten Gespräche hatten kürzlich noch vorsichtigen Optimismus gezeigt. Derzeit sind jedoch keine weiteren ranghohen Treffen angekündigt. (dpa)
06:30 Uhr
Sonntag, 21. juli
Israel greift Hafenstadt im Jemen an: Drei Tote
Einen Tag nach dem tödlichen Drohnenangriff der Huthi-Miliz auf Tel Aviv hat Israels Militär nach eigener Darstellung mit einem direkten Gegenschlag im Jemen reagiert. «Israelische Kampfflugzeuge haben militärische Ziele des Huthi-Terrorregimes im Hafen von Hudaida angegriffen», teilte das Militär auf seinem Telegram-Kanal mit. Es sei die Antwort «auf Hunderte Attacken der letzten Monate auf Israel» gewesen. Angaben zu Toten oder Verletzten macht das Militär in solchen Fällen nicht.
Zwei Huthi-Sprecher bestätigten einen israelischen Angriff gegen «zivile Einrichtungen» im Jemen. Ziele seien Öl- und Stromanlagen gewesen. An dem wichtigen Hafen sei ein Feuer ausgebrochen. Wie der Huthi-nahe Fernsehsender Al-Masirah in der Nacht unter Berufung auf die Gesundheitsbehörde berichtete, gab es dabei mindestens drei Tote und 87 Verletzte, von denen die meisten schwere Verbrennungen erlitten hätten.
Huthis sagen «langen Krieg» mit Israel voraus
Huthi-Militärsprecher Jahja Sari sagte, die Miliz bereite sich auf einen «langen Krieg» mit Israel vor.
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari gab bekannt, dass Israel den Luftangriff alleine durchgeführt habe und Verbündete wie die USA nicht daran beteiligt gewesen seien. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats in Washington teilte auf Anfrage mit, die USA seien nicht an den Angriffen beteiligt gewesen - sie hätten diese weder koordiniert noch Israel dabei unterstützt.
Auf Bildern in sozialen Medien war ein Grossbrand am Hafen zu sehen, mit hohen Flammen und einer dunklen Rauchsäule am Himmel. Dem von Saudi-Arabien finanzierten Nachrichtenkanal Al-Arabija zufolge waren an dem Angriff zwölf israelische Flugzeuge beteiligt, darunter auch Kampfjets des Typs F-35.
Strategisch wichtiger Hafen
Im Jemen tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg und eine schwere humanitäre Krise, in der etwa 80 Prozent der Bevölkerung auf irgendeine Form von Hilfe angewiesen sind. Über den strategisch wichtigen Hafen von Hudaida am Roten Meer kommen nach UN-Angaben etwa 70 Prozent aller Importe und 80 Prozent aller humanitären Hilfsgüter ins Land.
Am Freitag waren beim Einschlag einer Kampfdrohne im Zentrum von Tel Aviv ein Mann getötet und mindestens acht weitere Menschen verletzt worden. Die mit Sprengstoff beladene Drohne schlug in ein Wohnhaus ein, wie der Rettungsdienst Magen David Adom auf der Online-Plattform X mitteilte. Nach Angaben der Armee kam die Langstreckendrohne aus dem Jemen. Die Huthi-Miliz sprach vom Angriff auf ein «wichtiges Ziel» in Tel Aviv. Israels Verteidigungsminister Joav Galant kündigte Vergeltung an.
Die Huthi-Miliz greift seit Monaten vor allem Handelsschiffe in der Region an, die angeblich Bezug zu Israel haben. Die mit dem Iran verbündete Miliz handelt dabei nach eigener Darstellung aus Solidarität mit den Palästinensern im Gaza-Krieg. Die Miliz hatte israelische Ziele auch direkt mit Raketen und Drohnen angegriffen, darunter die Hafenstadt Eilat. Die meisten dieser Geschosse wurden aber abgewehrt. ( dpa )
15:39 Uhr
Samstag, 20. Juli
Israelisches Militär tötet 37 Menschen in vergangenen 24 Stunden
Palästinensische Medien berichteten, bei einem Angriff der israelischen Armee auf ein Wohnhaus im Flüchtlingsviertel Nuseirat in dem Küstenstreifen seien insgesamt acht Menschen getötet worden. In den vergangenen 24 Stunden seien mindestens 37 Palästinenser getötet worden.
Ein israelischer Armeesprecher sagte auf Anfrage, die Armee habe in der Nacht «Terrorziele im ganzen Gazastreifen angegriffen, einschliesslich von Terroristen und Terror-Infrastruktur im Gebiet von Nuseirat». (dpa)
08:27 Uhr
Samstag, 20. Juli
Besatzung illegal - UN-Gericht bringt Israel in Misskredit
Ein Rechtsgutachten des obersten UN-Gerichts verursacht dem Staat Israel, der an mehreren Fronten in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt ist, zusätzliche Probleme mit unabsehbaren Folgen. Die Besatzung der palästinensischen Gebiete sei illegal und müsse so schnell wie möglich beendet werden, stellte der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag fest.
UN-Generalsekretär António Guterres wolle das Gutachten unverzüglich an die UN-Vollversammlung weiterleiten, die dann über das weitere Vorgehen entscheiden müsse, sagte einer seiner Sprecher in New York.
Israel hatte das Westjordanland, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem im Sechstagekrieg von 1967 erobert und besetzt. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen eigenen Staat, der an der Seite Israels entstehen sollte und den die meisten Länder der Welt, so auch Deutschland, bis heute befürworten. 2005 hatte Israel Gaza wieder verlassen, aber kontrolliert weiter die Grenzen zu Land, Wasser und in der Luft.
Gutachten: Israel soll Besatzung so schnell wie möglich beenden
«Die anhaltende Anwesenheit des Staates Israel in den besetzten palästinensischen Gebieten ist unrechtmässig», sagte Gerichtspräsident Nawaf Salam. «Der Staat Israel steht in der Pflicht, seine unrechtmässige Anwesenheit in den besetzten palästinensischen Gebieten so schnell wie möglich zu beenden», heisst es in einer Zusammenfassung des rechtlich nicht bindenden Rechtsgutachtens, die das Gericht am Freitag veröffentlichte.
Weiterhin sei Israel verpflichtet, neue Siedleraktivitäten in den palästinensischen Gebieten unverzüglich zu stoppen und die rund 700'000 Siedler aus den Gebieten wegzubringen. Die Staaten der Welt dürften keine Handlungen unterstützen, die zur Aufrechterhaltung der «illegalen Anwesenheit» Israels in den besetzten Gebieten beitragen oder die Siedleraktivitäten unterstützen.
Netanyahu spricht von «Fehlentscheidung», Abbas von «Triumph der Justiz»
Israel reagierte empört auf das Gutachten: Ministerpräsident Benjamin Netanyahu schrieb auf X: «Das jüdische Volk ist kein Besatzer in seinem eigenen Land. Keine Fehlentscheidung in Den Haag wird die historische Wahrheit verfälschen, sowie die Rechtmässigkeit der israelischen Siedlungen auf dem gesamten Gebiet unserer Heimat nicht angefochten werden kann.»
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas begrüsste dagegen das Gutachten. Dieses sei «ein Triumph der Justiz, eine Bestätigung dafür, dass die israelische Besatzung illegal ist». Abbas fordert die internationale Gemeinschaft dazu auf, «die Besatzungsmacht Israel dazu zu bringen, dass sie ihre Besatzung und ihr koloniales Projekt vollständig und unverzüglich beendet, ohne Bedingungen und Ausnahmen». Das teilte das Präsidentschaftsamt in Ramallah mit. Die islamistische Hamas im Gazastreifen lobte das Dokument, das «das faschistische System des Siedlungsbaus entlarvt» habe.
Faktische Annexion weiter Gebiete vollzogen
Das Gutachten verweist darauf, dass Israel durch den Siedlungsbau und diverse Verwaltungsakte eine faktische Annexion weiter Gebiete vollzogen habe. Es setzt sich auch mit den diskriminierenden und entwürdigenden Folgen der Besatzung für die palästinensische Bevölkerung auseinander. Gewalt der Siedler gegen palästinensische Bürger werde von Israel nicht verfolgt und nicht bestraft. Palästinenser würden gezwungen, von ihnen bewirtschaftetes Land zu verlassen. Zudem werde ihnen der Zugang zu Wasser verwehrt.
In den zahlreichen Einschränkungen der Bürgerrechte von Palästinensern in den besetzten Gebieten, in ihrer Ungleichbehandlung im Vergleich zu den jüdischen Siedlern, sieht das Dokument Verstösse gegen den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte sowie gegen die Internationale Konvention gegen Rassismus.
Gutachten könnte hohe Sprengkraft haben
Obwohl es rechtlich nicht bindend ist, hat das Rechtsgutachten möglicherweise hohe Sprengkraft. Denn es wird erwartet, dass der internationale Druck auf Israel weiter steigt, die Angriffe im Gazastreifen zu beenden. Das Gutachten dürfte auch die propalästinensische Protestbewegung weltweit befeuern.
Die rechtlich nicht bindenden Gutachten des IGH würden als «äusserst gültige Darstellungen des internationalen Rechts, wie es ist, wahrgenommen», sagte der Rechtsprofessor Eliav Leiblich von der Universität Tel Aviv dem US-Fernsehsender CNN. Zivilorganisationen könnten etwa die Angelegenheit vor nationale Gerichte bringen und verlangen, dass diese den Export von Waffen untersagen, die in den besetzten Gebieten zum Einsatz gelangen könnten.
Drohnenangriff aus dem Nichts
Indes herrscht in Israel Bestürzung darüber, dass eine von den Huthi-Milizen im Jemen auf den Weg gebrachte Kampfdrohne unentdeckt die Küstenmetropole Tel Aviv erreichen konnte. Das sprengstoffbeladene Geschoss explodierte in der Nacht zum Freitag unweit des dicht bebauten Mittelmeerufers und tötete einen 50 Jahre alten Mann in seinem Quartier. Zehn weitere Menschen erlitten Verletzungen, wie Rettungsdienste mitteilten. Die Huthi-Miliz im Jemen bekannte sich zu dem Angriff.
Das Geschoss schlug unweit der Tel Aviver Dependance der US-Botschaft ein. Die US-Botschaft befindet sich seit 2018 in Jerusalem. Das israelische Militär geht davon aus, dass das Tel Aviver Botschaftsgebäude nicht gezielt angegriffen wurde, sondern dass die Drohne es eher zufällig überflog.
Armeesprecher Daniel Hagari sagte, dass es sich bei der fliegenden Waffe um eine Drohne des iranischen Typs Samad-3 gehandelt habe, die für lange Flugstrecken modifiziert wurde. Nach israelischer Einschätzung flog sie etwa 2000 Kilometer, überquerte vom Roten Meer kommend die ägyptische Halbinsel Sinai und schwenkte über dem Mittelmeer auf einen Kurs Richtung Tel Aviv ein.
Bewohner in der Stadt hörten kurz nach 3.00 Uhr morgens (Ortszeit) einen lauten Knall und wenig später die Sirenen der Rettungsfahrzeuge. Der sonst übliche Luftalarm war ausgeblieben. Die Armee sprach von menschlichem Versagen. Der Botschafter Israels bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, rief Medienberichten zufolge den UN-Sicherheitsrat dazu auf, den Huthi-Angriff zu verurteilen und Massnahmen zu ergreifen, bevor es zu einer weiteren Eskalation der Lage in der Region kommen könne.
Die vom Iran unterstützten und bewaffneten Huthi greifen seit Ausbruch des Gaza-Kriegs im vergangenen Oktober immer wieder die Seefahrt im Roten Meer an. Auch schossen sie gelegentlich Raketen auf den Süden Israels ab, die aber bislang stets abgefangen wurden oder über freiem Gelände niedergingen.
Schlagabtausch im Norden
Die Schiiten-Miliz Hisbollah verstärkte ihren Beschuss von Gebieten im Norden Israels. Das Militär habe 65 Geschosse identifiziert, die aus dem Libanon kommend in israelisches Territorium eindrangen, teilte die Armee auf ihrem Telegram-Kanal mit. Ein Teil der Geschosse wurde von der israelischen Luftabwehr abgefangen, der Rest schlug in unbewohntem Gelände ein. Personen seien demnach nicht verletzt oder getötet worden. Die Armee habe im Gegenzug die Abschussrampen und Waffenlager der Hisbollah im Südlibanon angegriffen.
Die Hisbollah bestätigte ihre Angriffe und bezeichnete sie als Vergeltung für israelische Bombardements am Vortag, bei denen in der östlichen Bekaa-Ebene sowie im Südlibanon zwei ranghohe Kämpfer getötet worden waren - ein Hisbollah-Mann und ein im Libanon tätiger Kader der palästinensischen Hamas, die mit der Hisbollah verbündet ist.
Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz liefern sich seit dem Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Auf beiden Seiten gab es Tote. Die vom Iran unterstützte Hisbollah handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der Hamas, die auch im Libanon aktiv ist. Seit langem wird befürchtet, dass sich der Konflikt regional ausweiten könnte. (dpa)
15:45 Uhr
Freitag, 19. Juli
Ärzte retten Baby einer in Gaza getöteten Palästinenserin
Ärzte haben nach Medienberichten das Baby einer hochschwangeren Palästinenserin gerettet, die bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet worden sei. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete am Samstag unter Berufung auf das Al-Auda-Krankenhaus, das Kind sei in einer Notoperation auf die Welt gebracht worden. Das Neugeborene werde nun in der Klinik im zentralen Abschnitt des Gazastreifens behandelt.
21:35 Uhr
Freitag, 19. Juli
Grossbritannien lehnt Verbot von Waffenverkäufen an Israel ab
Die britische Regierung lehnt Forderungen nach einem allgemeinen Stopp von Waffenverkäufen an Israel ab. Das machte Aussenminister David Lammy bei einer Debatte im Unterhaus deutlich. Der Politiker der sozialdemokratischen Labour-Partei reagierte damit auf entsprechende Anträge aus seiner eigenen Fraktion.
Das Land werde von den Huthi angegriffen und die Hisbollah feuere Raketen, sagte Lammy und fügte hinzu: «Ganz zu schweigen von dem Wunsch der Hamas, Israel von der Landkarte zu fegen.» Aus diesen Gründen sei ein allgemeines Verbot von Waffenverkäufen an das Land nicht richtig.
Der Deutschen Presse-Agentur sagte Lammy in einem Interview am Rande des Gipfels der Europäischen Politischen Gemeinschaft, es müsse einen unverzüglichen Waffenstillstand in Gaza geben. Er forderte auch die sofortige Freilassung israelischer Geiseln. (dpa)
17:15 Uhr
Freitag, 19. Juli
Ungarn blockiert kritische EU-Botschaft an Israel
Eine gemeinsame Erklärung der EU-Staaten zur Absage des israelischen Parlaments an die Gründung eines palästinensischen Staates ist am Widerstand Ungarns gescheitert. Wie ein ranghoher EU-Beamter in Brüssel sagte, konnte deshalb nur ein Statement des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell veröffentlicht werden. In diesem heisst es, die Europäische Union bedauere die am Donnerstag von der Knesset verabschiedete Resolution. Es bestehe ein breiter Konsens in der internationalen Gemeinschaft, dass die einzige nachhaltige Lösung für den Nahost-Konflikt die Zweistaatenlösung sei. Palästinenser und Israelis hätten das gleiche Recht, in Sicherheit, Würde und Frieden zu leben. Keine Hoffnung und keine Perspektive für das palästinensische Volk würden den aktuellen Konflikt nur vertiefen.
Warum Ungarn eine Erklärung im Namen aller EU-Staaten verhinderte, blieb zunächst unklar. Als möglichen Hintergrund nannten Diplomaten, dass die Regierung in Budapest sehr gute Kontakte nach Israel hat. Ungarns rechtspopulistischer Ministerpräsident Viktor Orban pflegt seit Jahrzehnten freundschaftliche Beziehungen mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. (dpa)
16:37 Uhr
Freitag, 19. Juli
UN-Gericht: Israels Siedlungspolitik ist illegal
Die israelische Besatzung palästinensischer Gebiete ist nach Auffassung des höchsten UN-Gerichts unrechtmässig. Auch die israelische Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten verstosse gegen internationales Recht. Israel mache sich faktisch der Annektierung schuldig, stellt der Internationale Gerichtshof in Den Haag in einem Rechtsgutachten fest.
Das Gutachten ist rechtlich zwar nicht bindend. Doch es wird erwartet, dass es den internationalen politischen Druck auf Israel weiter erhöhen wird. Der ist zuletzt wegen des Vorgehens Israels im Gazastreifen erheblich gestiegen. Dort bekämpft Israel nach dem Terrorangriff von Anfang Oktober mit Hunderten Toten die islamistische Hamas. Der Krieg hat schwerwiegende Folgen für die Zivilbevölkerung.
Die UN-Vollversammlung hatte das Gericht beauftragt zu klären, welche rechtlichen Folgen die fast seit 60 Jahren andauernde Besatzungspolitik Israels hat. Das war zwar lange vor Beginn des Gaza-Krieges. Doch auch westliche Kritiker Israels können sich nun gestärkt sehen, Israel zu einem Rückzug zu bewegen und der Gründung eines palästinensischen Staates zuzustimmen. (dpa)
13:37 Uhr
Freitag, 19. Juli
Grossbritannien nimmt Finanzierung von UNRWA wieder auf
Grossbritannien will die Finanzierung des Palästinenserhilfswerks UNRWA wieder aufnehmen. Wie das Aussenministerium in London mitteilte, sollen 21 Millionen Pfund (knapp 25 Millionen Euro) an Hilfsgeldern freigegeben werden für die Arbeit der UN-Organisation im Gazastreifen und die Bereitstellung von Grundversorgung in der Region.
Grossbritannien hatte, wie viele andere westliche Länder, seine Unterstützung für das Palästinenserhilfswerk im Januar vorläufig eingestellt. Hintergrund waren Vorwürfe Israels, UNRWA-Mitarbeiter seien am Hamas-Angriff vom 7. Oktober beteiligt gewesen und die Organisation als Ganzes sei von der islamistischen Hamas unterwandert.
Ein Prüfbericht unabhängiger Experten kam zu dem Schluss, das UNRWA habe «robuste» Mechanismen etabliert, um seinen Neutralitätsgrundsatz zu wahren. Allerdings gebe es Verbesserungsbedarf.
Aussenminister: UNRWA absolut zentral für humanitäre Hilfe
Deutschland hatte bereits im April eine Wiederaufnahme der Förderung angekündigt. Auch die EU, Frankreich, Schweden und Japan hoben den Finanzierungsstopp inzwischen wieder auf.
Der britische Aussenminister David Lammy betonte, er sei entsetzt gewesen über die Vorwürfe gegen UNRWA-Mitarbeiter. Man vertraue aber darauf, dass die Organisation nach der unabhängigen Untersuchung die höchsten Standards hinsichtlich ihrer Neutralität einhalten werde und ihre Prozesse stärke, einschliesslich der Überprüfung von Mitarbeitern.
Humanitäre Hilfe sei angesichts einer solchen Katastrophe eine moralische Notwendigkeit, sagte der Politiker der sozialdemokratischen Labour-Partei. Er fügte hinzu: «Die UNRWA ist absolut zentral für diese Bemühungen. Keine andere Organisation kann in dem erforderlichen Umfang Hilfe nach Gaza bringen.» (dpa)
13:07 Uhr
Freitag, 19. Juli
Deutsche Regierung: Israel «isoliert sich selbst»
Die deutsche Regierung zeigt sich zutiefst beunruhigt wegen der Absage des israelischen Parlaments an die Gründung eines palästinensischen Staates.
«Die Resolution steht im Widerspruch zu mehreren Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Israel entfernt sich damit von der überwältigen Mehrheit der internationalen Gemeinschaft und isoliert sich selbst», sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Freitag in Berlin. Er warnte: «Wir alle wissen, Isolation ist der Feind jeglicher Sicherheit.»
Auch wenn die Resolution nicht bindend sei, «ist sie dennoch ein Rückschlag in unserem Bemühen, Israels legitimen Sicherheitsinteressen mit dem Recht der Palästinenserinnen und Palästinenser auf Selbstbestimmung in Einklang zu bringen», sagte er.
Für die deutsche Regierung sei klar, dass es zur Zwei-Staaten-Lösung keine Alternative gebe, die auch das Recht der Palästinenser wahre. Nur mit einer Zwei-Staaten-Lösung könne die Sicherheit Israels auf lange Frist gewährleistet werden. Er betonte: «Genauso wie die Israelis haben auch Palästinenserinnen und Palästinenser ein Recht auf ein Leben in Sicherheit und Würde, indem sie ihre Geschicke in einem eigenen Staat selbstbestimmt leiten können.» (dpa)
13:03 Uhr
Freitag, 19. Juli
Israelisches Parlament lehnt palästinensische Staatsgründung ab
Die Mehrheit der Knesset-Abgeordneten hat am Donnerstag für einen Beschluss gestimmt, der eine palästinensische Staatsgründung ablehnt. Darunter waren den Angaben nach die Parteien der rechtsreligiösen Koalition unter Führung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sowie auch die Oppositionspartei von Benny Gantz, die laut Umfragen bei Neuwahlen stärkste Partei werden und die meisten Sitze im Parlament bekommen dürfte. Gantz war bis vor knapp sechs Wochen zusammen mit anderen gemässigten Politikern Mitglied des inzwischen aufgelösten Kriegskabinetts. (dpa)
07:50 Uhr
Freitag, 19. Juli
Explosion in Tel Aviv - ein Toter und mehrere Verletzte
In der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv ist in der Nacht bei dem Einschlag einer Drohne in ein Wohnhaus ein Mann getötet worden. Acht weitere Menschen seien bei der Explosion in der Nähe einer Niederlassung der US-Botschaft verletzt worden, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom auf der Plattform X mit.
Nach Angaben der israelischen Armee handelte es sich um eine Langstreckendrohne, die vom Meer aus angeflogen sei und das Wohnhaus getroffen habe. Auch umliegende Gebäude wurden demnach beschädigt. Die Drohne sei von der Luftüberwachung zwar erfasst worden, jedoch aufgrund eines menschlichen Irrtums nicht abgeschossen worden.
Eine Militärsprecherin bestätigte auf Anfrage, dass es keinen Luftalarm gegeben habe. «Das hätte nicht passieren dürfen», zitierte die Zeitung «Times of Israel» einen Armee-Sprecher. Tel Aviv ist bisher von Drohnenangriffen weitgehend verschont geblieben.
Die Armee gehe davon aus, dass die Drohne möglicherweise von Huthi-Rebellen im Jemen gestartet wurde. Das lasse sich jedoch noch nicht zweifelsfrei bestätigen.
Die Huthi-Miliz im Jemen teilte mit, sie habe mit einer Drohne ein «wichtiges Ziel» in Tel Aviv angegriffen. Die mit dem Iran verbündete Miliz bezeichnete dies als Vergeltung für die israelischen Militäraktionen im Gazastreifen. Ein Sprecher sagte im Fernsehen, der Angriff sei mit einer neuen Drohne namens «Yafa» (Jaffa) erfolgt. Diese sei in der Lage, die israelische Abwehr zu umgehen. Die Miliz habe eine Liste weiterer Ziele in Israel vorbereitet. (dpa)
07:43 Uhr
Freitag, 19. Juli
FIFA: Entscheidung über Sanktionen gegen Israel vertagt
Eine Entscheidung des Fussball-Weltverbandes FIFA über einen Antrag des palästinensischen Fussballverbands zu möglichen Sanktionen gegen den israelischen Verband ist vertagt worden. Nach Angaben der FIFA haben beide Parteien um eine Fristverlängerung gebeten.
Es werde «mehr Zeit benötigt, um diesen Prozess mit der gebotenen Sorgfalt und Vollständigkeit abzuschliessen», heisst es. Eine Bewertung werde dem FIFA-Rat nun bis spätestens 31. August vorgelegt. In dem Gremium ist auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf Mitglied.
Israels Teilnahme am olympischen Fussballturnier sicher
Mit der Vertagung der Entscheidung steht auch fest, dass Israel am olympischen Fussballturnier der Männer teilnehmen darf.
Der palästinensische Verband hatte auf dem FIFA-Kongress im Mai im thailändischen Bangkok einen Antrag auf «angemessene, sofortige Sanktionen gegen israelische Teams» gestellt. Dabei wirft der Verband Israel den Bruch internationalen Rechts besonders in Gaza vor und beruft sich auf FIFA-Statuten mit Bezug auf Menschenrechte. (dpa)
21:35 Uhr
Donnerstag, 18. Juli
Weisses Haus: Treffen von Biden und Netanyahu erwartet
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu wird bei seinem Besuch in Washington in der kommenden Woche voraussichtlich auch mit US-Präsident Joe Biden zusammentreffen. «Wir gehen davon aus, dass die beiden Regierungschefs die Gelegenheit haben werden, sich zu treffen, während Ministerpräsident Netanyahu in der Stadt ist», teilte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, mit.
Details könne er bislang nicht nennen. Bidens Genesung stehe im Vordergrund und könne den Terminplan des Präsidenten auch noch beeinflussen, sagte Kirby. Biden hat sich mit dem Coronavirus infiziert und befindet sich derzeit in seinem Privathaus in Rehoboth im Bundesstaat Delaware in häuslicher Isolation.
Netanyahu will am kommenden Mittwoch vor beiden Kammern des US-Kongresses eine Rede zum israelischen Vorgehen im Gazastreifen halten. Die Spitzen beider Parteien im Parlament hatten Netanyahu dazu eingeladen. (dpa)
20:12 Uhr
Donnerstag, 18. Juli
Amnesty wirft Israel Folter von Palästinensern aus Gaza vor
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft Israel vor, palästinensische Gefangene aus dem Gazastreifen zu misshandeln und zu foltern. Den Häftlingen würden ausserdem über lange Zeiträume hindurch jeder Kontakt zu ihren Angehörigen sowie der Zugang zu Anwälten verwehrt, heisst es in einem jüngsten Bericht der Organisation.
Unter den Gefangenen seien auch unbewaffnete Zivilisten, die das Militär bei seinen Einsätzen im abgeriegelten Küstengebiet aus für sie nicht ersichtlichen Gründen festgenommen und in israelische Gefängnisse oder Lager gebracht hat. Der Bericht stützt sich auf die Befragung von 27 ehemaligen palästinensischen Gefangenen, unter ihnen fünf Frauen und ein 14-jähriger Junge. Alle hätten von Folter und anderer grausamer Behandlung durch das israelische Verhör- und Wachpersonal berichtet.
Der Bericht zitiert einen 57-jährigen Kinderarzt, den das Militär im Dezember des Vorjahres im Al-Ahli-Krankenhaus in der Stadt Gaza festnahm. Er verbrachte seiner Schilderung zufolge 45 Tage im berüchtigten israelischen Militärlager Sde Teiman nahe Beerscheba. Er habe dort hungern müssen, sei mehrfach geschlagen und zu stundenlangem Verharren auf den Knien gezwungen worden. Israel äusserte sich nicht zu den Vorwürfen des Berichts. (dpa)
19:22 Uhr
Donnerstag, 18. Juli
Netanyahu in Rafah: Israels Armee bleibt noch länger da
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat den israelischen Truppen im südlichen Gazastreifen einen vorher nicht angekündigten Besuch abgestattet. Den Foto-Termin mit Elitesoldaten nutzte er dazu, seine Forderung zu bekräftigen, dass das israelische Militär auch nach einem möglichen Waffenruheabkommen mit der islamistischen Hamas in Rafah, der Grenzstadt zu Ägypten, bleiben müsse. Die Forderung gilt als ein Hindernis, um bei den indirekten Verhandlungen zu einer Waffenruhe im Gaza-Krieg und zur Freilassung der rund 120 Geiseln in der Gewalt der Hamas zu gelangen.
Er fühle sich in der Überzeugung gestärkt, dass Israels Kontrolle über den Philadelphi-Korridor und über den Grenzübergang Rafah von entscheidender Bedeutung sei für die nächste Phase im Kampf gegen die Hamas, sagte Netanjahu in einem Video vom Schauplatz, das das Ministerpräsidentenamt veröffentlichte.
Ägypten, das zusammen mit Katar und den USA bei den indirekten Verhandlungen mit der Hamas vermittelt, ist strikt gegen einen dauerhaften Verbleib von Teilen Rafahs unter israelischer Besatzung. (dpa)
17:36 Uhr
DONNERSTAG, 18. JULI
UN-Gericht legt Rechtsgutachten zu Israels Besatzung vor
Das höchste Gericht der Vereinten Nationen wird am Freitag ein Gutachten vorlegen zur Rechtmässigkeit der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete. Ein solches Gutachten ist rechtlich zwar nicht bindend. Doch wenn die 15 höchsten UN-Richter in Den Haag feststellen, dass Israel gegen internationales Recht verstösst, dann kann das den internationalen politischen Druck auf Israel erhöhen.
Die Brisanz dieses Gutachtens ist gross. Das zeigt auch die Rekordzahl von 52 Staaten, die bei dem Gericht in Den Haag ihre Argumente eingereicht hatten. Die UN-Vollversammlung hatte 2022 den Internationalen Gerichtshof beauftragt festzustellen, welche rechtlichen Folgen die Besatzungspolitik Israels hat. Das war also lange vor Beginn des heutigen Gaza-Krieges im Oktober 2023.
Es ist das zweite Rechtsgutachten des Gerichtshofes zur Besatzungspolitik Israels. Vor 20 Jahren, im Juli 2004, hatten die Richter erklärt, dass die von Israel auf der Westbank errichtete Mauer, gegen internationales Recht verstosse und daher abgerissen werden müsse. Israel hielt sich aber nicht daran. (dpa)
11:02 Uhr
Donnerstag, 18. Juli
Berichte: Israel tötet Mitglied einer Extremistengruppe im Libanon
Bei einem mutmasslich israelischen Drohnenangriff ist libanesischen Angaben zufolge ein Mitglied einer Extremistengruppe getötet worden. Der Mann habe der mit der islamistischen Hamas verbündeten Gruppe Al-Dschamaa al-Islamija angehört. Er sei ums Leben gekommen, als sein Fahrzeug im Osten des Landes getroffen worden sei, hiess es aus libanesischen Sicherheitsquellen. Auch die libanesische Staatsagentur NNA meldete den Vorfall in der Bekaa-Ebene. Demnach geriet sein Wagen durch den Angriff in Brand.
Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen. Die militante Gruppe äusserte sich zunächst nicht. Die Organisation steht der Schiitenmiliz Hisbollah und der Hamas im Gazastreifen nahe und unterstützt nach eigenen Angaben deren Kampf gegen Israel.
Bereits im Juni hatte die israelische Armee ein Mitglied der Gruppe bei einem Angriff in der Bekaa-Ebene getötet. Das Militär teilte damals mit, er sei für Waffenlieferungen für die Hamas sowie für Al-Dschamaa al-Islamija zuständig gewesen.
Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz liefern sich seit dem Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Auf beiden Seiten gab es Tote. Die vom Iran unterstützte Hisbollah handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der Hamas. Seit langem wird befürchtet, dass sich der Konflikt ausweiten könnte. (dpa)
07:49 Uhr
Donnerstag, 18. Juli
Weiterhin tödliche Angriffe im Gazastreifen
Israels Armee setzt eigenen Angaben zufolge ihre Einsätze im Zentrum des Gazastreifens sowie im Süden fort. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen neun Palästinenser in der Stadt Al-Sawaida im Zentrum von Gazastreifen ums Leben. Weitere neun Menschen wurden bei einem israelischen Angriff auf den Eingang einer Schule des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA in der Stadt Gaza getötet, wie Mitarbeiter des Al-Ahli-Krankenhauses in der Stadt sagten. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen.
Das israelische Militär hat bereits zuvor Schulen des UNRWA attackiert. Die Armee wirft der Hamas vor, die UN-Einrichtungen für ihre Zwecke zu missbrauchen. Demnach habe die Hamas in diesen Schulen unter anderem Kommandozentralen eingerichtet.
Laut UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini wurden in den vergangenen 10 Tagen mindestens acht Schulen im Gazastreifen getroffen, darunter sechs, die vom UN-Palästinenserhilfswerk betrieben worden seien.
Gaza: 81 Tote innerhalb von 24 Stunden
Bei Angriffen auf Ziele in der Stadt Rafah sowie auf das Flüchtlingsviertel Nuseirat seien fünf Menschen getötet worden, berichtete weiterhin die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Nuseirat liegt im Zentrum des Küstenstreifens.
Israels Armee teilte mit, in Rafah Personen angegriffen und getötet zu haben, die Raketen auf israelische Soldaten gefeuert hätten. Am Dienstag habe die Luftwaffe dort zudem Ziele angegriffen, von denen aus zuvor Geschosse nach Israel gefeuert worden seien. Laut Militär wurden auch im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens Terroristen getötet.
Im Norden des Gebiets hätten Soldaten am Dienstag zudem einen Scharfschützen der Hamas sowie ein weiteres Mitglied der Islamistenorganisation getötet. Am Dienstag wurden der Armee zufolge mehr als 25 Ziele im gesamten Gazastreifen aus der Luft angegriffen.
07:35 Uhr
Donnerstag, 18. Juli
Israel will militärischen Druck auf die Hamas erhöhen
Während Israel die islamistische Hamas im Gazastreifen durch erhöhten militärischen Druck zu Zugeständnissen bei den Geisel-Verhandlungen zwingen will, wird die Versorgung der notleidenden Zivilbevölkerung durch die Kämpfe und anarchische Zustände erschwert. Den Betrieb eines provisorischen Hafens vor der Küste für die Lieferung von Hilfsgütern stellen die USA nun endgültig ein, wie das Regionalkommando des US-Militärs mitteilte. Über den Hafen von Aschdod in Israel sei eine alternative Route nach Gaza geplant.
Details dazu waren zunächst nicht bekannt. Man sei aber zuversichtlich, dass der Weg über Aschdod praktikabel und eine wichtige Route nach Gaza sein werde, erklärte Sonali Korde von der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit. Sie fügte jedoch hinzu, dass es weiterhin Hindernisse gebe. «Die grösste Herausforderung im Gazastreifen sind die Unsicherheit und die Gesetzlosigkeit, die die Verteilung der Hilfsgüter behindern, sobald diese in den Gazastreifen und zu den Grenzübergängen gelangen», sagte sie.
Netanjahu will mehr Druck auf die Hamas
Bei einer hitzigen Debatte im israelischen Parlament verteidigte Israels Regierungschef Netanjahu laut Medien seine Kriegsführung. Nur durch noch mehr militärischen Druck werde man der Hamas weitere Zugeständnisse abringen. «Uns wurde gesagt, dass die Hamas nicht bereit sei, Geiseln freizulassen, ohne dass wir vorher zustimmen, den Krieg zu beenden. Plötzlich willigt sie ein», sagte Netanjahu. «Je mehr wir den Druck aufrechterhalten, desto mehr wird sie nachgeben. Und das ist der einzige Weg, um die Geiseln zu befreien», sagte er.
Netanjahus Kritiker werfen dem Regierungschef vor, die indirekten Verhandlungen mit den Islamisten zur Erzielung eines Abkommens zu sabotieren. Er regiert mit ultra-religiösen und rechtsextremen Koalitionspartnern, die Zugeständnisse an die Hamas ablehnen. Netanjahu, gegen den ein Korruptionsprozess läuft, ist für sein politisches Überleben auf diese Partner angewiesen. Er wird am 24. Juli vor beiden Kammern des US-Kongresses eine Rede zum Vorgehen Israels im Gazastreifen nach den Angriffen der Hamas vom 7. Oktober halten.
Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid verlangte, dass Netanjahu während seiner Rede in den USA seine Zustimmung zu einem Geiselabkommen bekannt gibt. Falls er das aber nicht vorhabe, solle Netanjahu seine Reise nach Washington absagen, sagte Lapid laut der «Times of Israel». In dem abgeriegelten Küstengebiet werden noch rund 120 Entführte vermutet, viele von ihnen dürften aber nicht mehr leben. Angeblich will Netanjahu Änderungen an dem derzeit auf dem Tisch liegenden Vorschlag für ein Abkommen.
Der dreistufige Plan sieht den Austausch der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen sowie Wege hin zu einer dauerhaften Waffenruhe vor. In der vergangenen Woche waren israelische Unterhändler nach Katar gereist, um die Verhandlungen fortzusetzen. Katar, Ägypten und die USA vermitteln zwischen Israel und der Hamas. Seitdem wurden jedoch keine weiteren ranghohen Treffen mehr angekündigt. Dabei hatten Teilnehmer der indirekten Gespräche kürzlich noch vorsichtigen Optimismus gezeigt.
Schwierige Versorgung der Gaza-Bevölkerung
Derweil gestaltet sich die Versorgung der Menschen in Gaza weiter äusserst schwierig. Über den nun eingestellten provisorischen Hafen der USA waren erstmals am 17. Mai Lastwagen mit Hilfsgütern in den abgeriegelten Küstenstreifen gelangt. Seither hatte es aber immer wieder Probleme gegeben. Rauer Seegang hatte den zu dem Provisorium gehörenden Pier schwer beschädigt. Auch die Verteilung der Hilfe gestaltete sich als mehr als schwierig. Es seien dennoch sehr grosse Mengen Hilfsgüter nach Gaza gelangt, betonte das US-Militär.
Der provisorische Hafen war von Beginn an aber ohnehin nur als vorübergehende Lösung gedacht. Nun trete man in eine «neue Phase ein», sagte Vizeadmiral Brad Cooper, stellvertretender Befehlshaber des zuständigen Regionalkommandos des US-Militärs. Man gehe davon aus, dass in den kommenden Wochen grössere Mengen an Hilfsgütern über den neuen Weg in den Gazastreifen gelangen würden. Rund 2300 Tonnen lagerten noch in Zypern und warteten auf ihren Transit über Aschdod in den abgeriegelten Küstenstreifen.
In den kommenden Tagen wolle man mit der Lieferung beginnen, sagte Cooper. Wie das US-Nachrichtenportal «Axios» derweil unter Berufung auf Beamte Israels und der USA berichtete, haben die USA, Israel und die im Westjordanland regierende Palästinensische Autonomiebehörde (PA) vergangene Woche ein geheimes Treffen abgehalten, um die Wiedereröffnung des Rafah-Übergangs im Süden des abgeriegelten Gazastreifens zwischen Ägypten und Gaza als Teil eines Geisel- und Waffenruhe-Abkommens zu besprechen.
Bericht: Gespräche über Öffnung des Grenzübergangs Rafah
Nach Ansicht von US-Beamten könnte die Öffnung des Übergangs Rafah ein erster Schritt im Rahmen einer Nachkriegsstrategie zur Stabilisierung des Küstenstreifens sein, berichtete «Axios». Israel und Ägypten haben bisher keine Einigung erzielt, wie der wichtige Übergang Rafah wieder geöffnet werden soll. Ägypten wolle, dass künftig Personal der PA den Übergang betreibe, hiess es. Israel wolle zwar auch, dass Personen, die nicht mit der Hamas verbunden sind, den Übergang verwalten, lehne aber jede offizielle Beteiligung der PA ab.
Während die USA wollen, dass die Palästinensische Autonomiebehörde umgestaltet wird und auch im Gazastreifen künftig wieder die Kontrolle ausübt, ist Israels Regierungschef Netanjahu dagegen. Kritiker werfen ihm vor, keinen Plan zur Stabilisierung und Verwaltung Gazas zu entwickeln. Damit lasse er zu, dass das Küstengebiet im Chaos versinke. Israels Truppen liefen Gefahr, von der Hamas in einen endlosen Guerilla-Krieg verwickelt zu werden. (dpa)
21:00 Uhr
Mittwoch, 17. Juli
USA stellen Betrieb des provisorischen Hafens vor Gaza ein
Die USA stellen den Betrieb eines provisorischen Hafens vor der Küste des Gazastreifen endgültig ein. Die Mission sei beendet, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs mit. Über den Hafen von Ashdod in Israel sei eine alternative Route für die Lieferung von Hilfsgütern in den abgeriegelten Küstenstreifen geplant. Details dazu waren aber zunächst nicht bekannt.
Der Pier war von Beginn an als vorübergehende Lösung gedacht gewesen. Seit der Inbetriebnahme im Mai hatte es aber immer wieder Probleme gegeben. Rauer Seegang hatte den zu dem Provisorium gehörenden Pier an der Küste des Gazastreifens schwer beschädigt. Auch die Verteilung der Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen gestaltete sich als mehr als schwierig.
Der Vertreter des US-Regionalkommandos Centcom bemühte sich, das Projekt dennoch als Erfolg darzustellen. Nach Einschätzung des US-Militärs habe der Pier die beabsichtigte Wirkung erzielt, «nämlich eine sehr grosse Menge an Hilfsgütern in den Gazastreifen zu bringen und sicherzustellen, dass die Hilfe die Zivilbevölkerung im Gazastreifen schnell erreicht».
Durch den Krieg Israels gegen die islamistische Hamas herrscht im Gazastreifen seit Monaten grosse humanitäre Not. Erstmals waren am 17. Mai Lastwagen mit Hilfsgütern über das Provisorium in den Gazastreifen gelangt. Die Kosten für den Hafen werden vom Pentagon auf rund 300 Millionen US-Dollar (276 Millionen Euro) beziffert.
Die Erwartungen an das Projekt waren gross: Das Pentagon war ursprünglich davon ausgegangen, dass über den Hafen zunächst etwa 90 Lkw-Ladungen pro Tag in den Gazastreifen gelangen könnten. Zu einem späteren Zeitpunkt sollten es bis zu 150 Lkw-Ladungen täglich sein.
Frachter brachten Hilfslieferungen von Zypern aus zunächst zu einer schwimmenden Plattform einige Kilometer vor der Küste des Gazastreifens. Die Güter wurden dort auf kleinere Schiffe verladen, die näher an die Küste heranfahren konnten. Diese legten schliesslich an dem an der Küste befestigten Pier an, von wo aus die Lieferungen von Hilfsorganisationen entgegengenommen und verteilt werden sollten.
Hilfsorganisationen hatten die Errichtung der Anlage begrüsst, aber darauf verwiesen, dass Transporte auf dem Landweg viel effizienter seien. Die US-Regierung betonte, dass der Korridor über das Mittelmeer die Hilfslieferungen über den Landweg und aus der Luft nicht ersetze, sondern lediglich ergänzen sollte. (dpa)
15:04 Uhr
Mittwoch, 17. Juli
Heftige Gefechte an Israels Grenze zum Libanon
Ein nächtlicher Raketenhagel der libanesischen Hisbollah auf den Norden Israels schürt die Sorge vor dem Ausbruch eines neuen Krieges. Die proiranische Schiitenmiliz feuerte bis in die Morgenstunden Dutzende Raketen in mehreren Angriffswellen ab. Die Hisbollah reagierte damit nach ihren eigenen Angaben auf den Tod von fünf Syrern bei israelischen Angriffen im Süden des Libanon, darunter drei kleine Kinder. Es gab zunächst keine Berichte über mögliche Opfer des Beschusses auf israelischer Seite.
Israels Armee fing einige Raketen der Hisbollah nach eigenen Angaben ab, andere seien auf offenes Gelände gefallen. Bis zum späten Abend habe es keine Verletzten gegeben. In den frühen Morgenstunden meldete die Armee dann erneuten Raketenalarm. Die israelische Luftwaffe griff in Reaktion auf den Raketenbeschuss Stellungen der Hisbollah im Süden des Libanon an, wie das Militär mitteilte. Keine der Angaben konnte unabhängig geprüft werden.
Berichte über Tote im Südlibanon
Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete zuvor, dass bei einem israelischen Drohnenangriff auf ein Agrargebiet im Süden des Libanon drei syrische Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren getötet worden seien. Bei einem weiteren israelischen Drohnenangriff auf ein Motorrad seien zudem zwei syrische Männer getötet worden. Israel und die Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Es besteht die wachsende Sorge, dass es zu einem regelrechten Krieg kommt.
Israel will, dass sich die Hisbollah hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es eine UN-Resolution vorsieht. Die Schiitenmiliz will mit dem Beschuss Israels aber erst aufhören, wenn es zu einem Waffenstillstand im Gaza-Krieg zwischen Israel und der mit ihr verbündeten radikalislamischen Hamas kommt. Danach sieht es jedoch im Moment nicht aus. Die indirekten Verhandlungen, bei denen die USA, Katar und Ägypten vermitteln, sollen in dieser Woche in Doha oder in Kairo fortgesetzt werden.
Befreite Geisel berichtet von Folter
Dabei geht es um den Austausch der noch rund 120 verbliebenen Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen sowie eine Waffenruhe. Israel lehnt bislang die Forderung der Hamas nach einer dauerhaften Waffenruhe ab. Der am 8. Juni bei einem dramatischen Militäreinsatz Israels zusammen mit drei anderen Geiseln befreite Andrey Kozlov berichtete kürzlich in Interviews von Folter und Bestrafungen während seiner acht Monate langen Geiselhaft im abgeriegelten Gazastreifen.
Er habe geglaubt, dass seine Entführer ihn ermorden und dies filmen würden, erzählte er laut der «Times of Israel». «In den ersten drei Monaten hatten wir Angst vor jeder Bombe, die wir hörten», sagte der 27-Jährige. Die Entführer hätten sie dafür ausgelacht. Neben Psychoterror habe einer der Wächter sie geschlagen und an sehr heissen Tagen mit vielen Decken zugedeckt. Der aus Russland stammende Mann war beim Terrorüberfall am 7. Oktober vom Nova-Musikfestival entführt worden, wo er als Sicherheitsmitarbeiter tätig war.
Hamas-Anführer in Gaza angeblich unter Druck
Die Militärbefehlshaber der Hamas im umkämpften Gazastreifen drängen einem Medienbericht zufolge nach US-Erkenntnissen ihren Anführer Jihia al-Sinwar inzwischen zu einem Waffenstillstandsabkommen mit Israel. Das habe CIA-Direktor Bill Burns auf Basis von US-Geheimdienstinformationen auf einer Unternehmerkonferenz in den USA hinter verschlossenen Türen gesagt, zitierte der US-Sender CNN eine informierte Quelle. Demnach dürfte sich Al-Sinwar derzeit in Tunneln unter Chan Junis im Süden Gazas versteckt halten.
Al-Sinwar gilt als massgeblicher Planer des Massakers in Israel vom 7. Oktober. Dabei wurden rund 1.200 Israelis getötet und rund 250 Menschen nach Gaza verschleppt. Der Überfall war Auslöser des Krieges. Al-Sinwar ist für die Hamas der wichtigste Entscheidungsträger, wenn es darum geht, ein Abkommen zu akzeptieren. Burns sagte der Quelle zufolge, Al-Sinwar sei nicht «besorgt um seine Sterblichkeit». Er stehe aber unter Druck angesichts wachsenden Unmuts seiner Leute über das enorme Leiden, das der Krieg über die Palästinenser bringe.
Al-Sinwars eigene Befehlshaber würden ihren Anführer dazu drängen, einem auf dem Tisch liegenden Vorschlag für ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen zuzustimmen, berichtete CNN. Unabhängig liess sich das nicht überprüfen. Israels Armee hatte Al-Sinwars Stellvertreter, Militärchef Mohammed Deif, am Samstag bei Chan Junis angegriffen. Dutzende Menschen wurden dabei getötet. Ob Deif darunter ist, ist noch unklar.
Israel: Hälfte der Hamas-Führungsriege tot
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben inzwischen die Hälfte der Führungsriege des militärischen Hamas-Flügels getötet. Seit Kriegsbeginn vor mehr als neun Monaten seien «etwa 14.000 Terroristen eliminiert und festgenommen» worden, teilte das Militär mit. Ob es sich dabei ausschliesslich um Mitglieder der Hamas oder aber auch um Mitglieder anderer Terrorgruppen handelte, gab die Armee nicht bekannt. Vor Kriegsbeginn soll es nach Schätzungen des Militärs rund 30.000 Hamas-Kämpfer gegeben haben.
Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Beginn des Krieges mindestens 38.713 Menschen getötet. Auch diese Angaben, die nicht zwischen Zivilisten und Kämpfer unterscheiden, lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren. Israel steht wegen der vielen Opfer unter der palästinensischen Bevölkerung und der immensen Schäden in dem abgeriegelten Küstenstreifen international stark in der Kritik. (dpa)
19:14 Uhr
Dienstag, 16. Juli
Israel: Viele Führer des militärischen Hamas-Flügels getötet
Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge die Hälfte der Führungsriege des militärischen Flügels der Hamas getötet. Insgesamt hätten die Truppen seit Kriegsbeginn vor mehr als neun Monaten «etwa 14.000 Terroristen eliminiert und festgenommen», hiess es in einer Erklärung des Militärs. Ob es sich dabei ausschliesslich um Mitglieder der Hamas oder aber auch um Mitglieder anderer Terrorgruppen handelte, teilte die Armee nicht mit. Vor Kriegsbeginn soll es nach Schätzungen des israelischen Militärs rund 30.000 Hamas-Kämpfer gegeben haben.
Bislang griff das Militär in dem Konflikt den Angaben nach rund 37.000 Ziele im Gazastreifen aus der Luft an. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. (dpa)
15:08 Uhr
Dienstag, 16. Juli
Palästinenser: Viele Tote bei Angriffen Israels im Gazastreifen
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind palästinensischen Angaben zufolge erneut viele Menschen getötet worden. In der Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets seien mindestens 13 Palästinenser ums Leben gekommen, als Zelte getroffen worden seien, hiess es aus medizinischen Kreisen vor Ort. Bei einem Luftangriff auf eine vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNRWA betriebene Schule im Flüchtlingsviertel Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens wurden demnach zudem rund 15 Menschen getötet und etwa 40 weitere verletzt. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, beide Berichte zu prüfen.
Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden innerhalb der vergangenen 24 Stunden bei israelischen Angriffen mindestens 49 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Insgesamt kamen demnach seit Kriegsbeginn mindestens 38.713 Menschen ums Leben, weitere 89.166 Menschen seien verletzt worden. Auch diese Angaben, die nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheiden, lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.
Israelischen Medien zufolge gab es erneut einen Raketenangriff aus dem Gazastreifen auf Israel. Drei Geschosse wurden demnach auf israelisches Gebiete nahe der Grenze abgefeuert. Zwei Raketen seien auf offenem Gelände gelandet, eine weitere abgefangen worden. (dpa)
12:44 Uhr
Dienstag, 16. Juli
Berichte über Tote bei Luftangriffen Israels im Gazastreifen
Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen hat es palästinensischen Berichten zufolge erneut Tote gegeben. Sanitäter hätten etwa in der Stadt Chan Junis vier Leichen aus einem Haus geborgen, das von Israels Luftwaffe getroffen worden sei, meldete die palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa. Drei Menschen seien zudem verletzt worden. Auch in Rafah kamen dem Bericht zufolge am Morgen vier Menschen ums Leben.
Israels Armee teilte mit, sie habe am Montag rund 40 Ziele im Gazastreifen aus der Luft angegriffen, darunter Scharfschützen- und Beobachtungsposten sowie militärische Anlagen der Hamas. Das Militär setzte zudem die Kämpfe im Zentrum des Gazastreifens sowie in Rafah im Süden des Küstengebiets fort. «Im Laufe des vergangenen Tages eliminierten die Truppen Terroristen», hiess es zum Einsatz in Rafah.
Die Angaben liessen sich allesamt zunächst alle nicht unabhängig überprüfen. ( dpa )
06:48 Uhr
Dienstag, 16. Juli
USA drängen auf friedliche Lösung im Libanon-Konflikt
Während Israels Militär im Gazastreifen weiter in heftige Kämpfe mit der islamistischen Hamas verwickelt ist, muss die Armee im Norden erneuten Beschuss des Hamas-Verbündeten Hisbollah aus dem Libanon abwehren. Es seien rund 20 Geschosse aus dem Nachbarland Richtung Israel abgefeuert worden, teilte die Armee am späten Abend mit. Israels Raketenabwehrsystem habe die meisten abgefangen. Verletzte gebe es nicht. Zuvor hatte die israelische Armee ein Waffenlager der Miliz im Süden des Libanon angegriffen.
Israelischen Medienberichten zufolge landeten einige Raketen in einer wegen des Konflikts evakuierten Stadt im Norden Israels. Eine sei in einem Einkaufszentrum eingeschlagen, berichtete die «Times of Israel». Die mit dem Iran verbündete Hisbollah-Miliz habe die Verantwortung für den Abschuss von «Dutzenden» Raketen übernommen und erklärt, dies sei eine Reaktion auf israelische Angriffe im Südlibanon, berichtete die Zeitung weiter.
USA wollen diplomatische Lösung
US-Aussenminister Antony Blinken rief zu einer diplomatischen Lösung des sich zuletzt verschärften Konflikts zwischen seinem Verbündeten Israel und der Hisbollah-Miliz auf. Bei einem Treffen mit Israels nationalem Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi und dem israelischen Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, habe Blinken über die Wichtigkeit gesprochen, «eine weitere Eskalation entlang der israelisch-libanesischen Grenze zu vermeiden», sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, in Washington.
Israel und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. In Orten beiderseits der Grenze haben rund 150 000 Menschen die Kampfzone verlassen. Es besteht die Sorge vor der Ausweitung zu einem regionalen Konflikt. Israel will, dass sich die Hisbollah hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es eine UN-Resolution vorsieht. Die vom Iran unterstützte Miliz will mit dem Beschuss aber erst aufhören, wenn es einen Waffenstillstand im Gazastreifen gibt.
Blinken habe mit seinen israelischen Gesprächspartnern erörtert, wie wichtig es sei, «eine diplomatische Lösung zu finden, die es sowohl israelischen als auch libanesischen Familien ermöglicht, in ihre Häuser zurückzukehren», sagte Miller. Zugleich habe Blinken das unbedingte Engagement der Vereinigten Staaten für die Sicherheit Israels unterstrichen. Zudem sei es um «praktische Lösungen» für noch offene Fragen in den laufenden indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und Geiselfreilassung im Gaza-Krieg gegangen.
Warnung vor grossflächigem Krieg
Die israelische Zeitung «Haaretz» hatte kürzlich berichtet, die USA hätten Israel gewarnt, dass auch ein begrenztes Bodenmanöver im Süden Libanons, um die Hisbollah von der Grenze zurückzudrängen, einen grossflächigen Krieg auslösen könne. Die Hisbollah gilt als deutlich schlagkräftiger als die Hamas im Gazastreifen. Die Schiitenmiliz verfügt über ein Arsenal von allein rund 150 000 Raketen. Im Falle eines Krieges könnte sie täglich Tausende davon auf Israel abfeuern. Ein Raketenhagel könnte Israels Raketenabwehr überfordern.
«Israel ist daran gewöhnt, kurze Kriege zu führen», zitierte die «Washington Post» jetzt einen Experten am israelischen Institut für nationale Sicherheitsstudien. Aber nach mehr als neun Monaten seien Israels Truppen erschöpft, die militärische Ausrüstung müsse gewartet werden, die Munition sei verbraucht. Jede Familie in Israel sei vom Krieg betroffen. Auch im wirtschaftlich schwer angeschlagenen Libanon haben viele Menschen das Gefühl, nicht noch eine Krise ertragen zu können. Eine voll handlungsfähige Regierung gibt es dort derzeit nicht.
Berichte über Tote in Syrien
Ohne einen formellen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas gilt es jedoch als unwahrscheinlich, dass die Hisbollah vollständig aufgibt. Die indirekten Verhandlungen, bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln, sollen in dieser Woche in Doha weitergehen. Dabei geht es um den Austausch der verbliebenen Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen und um eine Waffenruhe. Israel lehnt bislang die Forderung der Hamas nach einer dauerhaften Waffenruhe im Gaza-Krieg ab.
Unterdessen sind bei einem mutmasslich israelischen Drohnenangriff nahe der syrisch-libanesischen Grenze nach syrischen Angaben mindestens zwei Menschen getötet worden. Bei einem der Opfer handele es sich laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sowie syrisch-libanesischen Sicherheitsquellen um einen Geschäftsmann mit Verbindungen zur Hisbollah-Miliz. Aus Israel gab es dafür keine Bestätigung.
Erst vor wenigen Tagen war bei einem mutmasslich israelischen Drohnenangriff in demselben Gebiet ein ehemaliger Leibwächter des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah getötet worden. Israel will mit solchen Angriffen in Syrien verhindern, dass sein Erzfeind Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Der Iran ist einer der wichtigsten Verbündeten Syriens. Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben die israelischen Angriffe, die von Israel meist nicht offiziell bestätigt werden, zugenommen. ( dpa )
06:41 Uhr
Montag, 15. Juli
Palästinenser: 15 Tote nach Luftangriff auf Flüchtlingslager
Bei einem Luftangriff im Gazastreifen auf ein Schulgebäude im Flüchtlingsviertel Nuseirat sind nach palästinensischen Angaben etwa 15 Menschen getötet worden. Dutzende seien verletzt worden, gab die islamistische Hamas bekannt. Das israelische Militär teilte zuvor mit, dass es mehrere Kämpfer der Hamas im Areal einer Schule des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA angegriffen habe.
Das Objekt habe den Terroristen als Versteck und Operationsbasis für Attacken auf das israelische Militär gedient. Im Vorfeld des Angriffs habe die Armee zahlreiche Schritte unternommen, um das Risiko für Zivilisten zu minimieren, hiess es. Die Angaben beider Seiten liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
In Nuseirat im mittleren Gazastreifen hatte die israelische Armee erst kürzlich nach eigenen Angaben mehrere in einem Schulgebäude verschanzte Terroristen aus der Luft angegriffen. Auch dabei sei Präzisionsmunition benutzt worden, um zivile Opfer zu vermeiden. Kurz zuvor waren bei einem Angriff auf eine ehemalige UNRWA-Schule, die seit Ausbruch des Gaza-Kriegs als Flüchtlingsunterkunft diente, laut der Hamas 16 Menschen ums Leben gekommen. (dpa)
19:42 Uhr
Sonntag, 14. Juli
UN nach Luftangriff: Furchtbare Lage in Gazas Krankenhäusern
Nach einem israelischen Luftangriff auf den Militärchef der Hamas mit zahlreichen Toten weist UN-Vertreter Scott Anderson auf das Leid palästinensischer Zivilisten und die Not in Krankenhäusern hin. Der Direktor des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge in Gaza sprach von einigen der schrecklichsten Szenen, die er in den vergangenen neun Monaten gesehen habe.
In dem Krankenhaus von Chan Junis, das er besucht habe, gebe es nicht genügend Betten, viele Patienten würden auf dem Boden und ohne ausreichende Desinfektionsmöglichkeiten behandelt, sagte Anderson. «Die Luft war voller Blutgeruch.»
Verzweifelte Eltern hätten ihm gesagt, dass sie in die humanitäre Zone gezogen seien in der Hoffnung, dass ihre Kinder dort sicher wären, sagte Anderson. Er forderte dazu auf, Zivilisten jederzeit zu schützen. Eine Waffenruhe sei dringend notwendig, und die im Gazastreifen verbliebenen Geiseln müssten freigelassen werden.
13:05 Uhr
Samstag, 13. Juli
Palästinenser: Tote bei Angriffen auf humanitäre Zone
Bei einem israelischen Luftangriff auf eine humanitäre Zone im Süden des Gazastreifens sollen palästinensischen Angaben zufolge mindestens 71 Menschen getötet worden sein. Laut unbestätigten israelischen Medienberichten soll das Ziel der Führer des militärischen Arms der Hamas, Mohammed Deif, gewesen sein. Unklar blieb dabei, ob Deif getroffen, verletzt oder getötet wurde.
Israels Aussenministerium teilte mit, Verteidigungsminister Joav Galant habe «angesichts der Entwicklungen in Gaza» kürzlich eine Beurteilung der operativen Lage mit Generalstabschef Herzi Halevi sowie dem Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ronen Bar, durchgeführt.
Mindestens 289 weitere Menschen seien in der humanitären Zone Al-Mawasi verletzt worden, teilte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. Viele von ihnen schwebten in Lebensgefahr, hiess es aus medizinischen Kreisen. Demnach wurden Zelte von Vertriebenen getroffen. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, entsprechende Berichte zu prüfen. (dpa)
21:32 Uhr
Freitag, 12. Juli
Bericht: Neue Forderung von Netanyahu bedroht Geisel-Deal
Eine neue Forderung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu könnte einem Medienbericht zufolge die diplomatischen Bemühungen um ein Geisel-Abkommen mit der islamistischen Hamas im Gaza-Krieg zum Scheitern bringen. Der Regierungschef habe in Beratungen mit den israelischen Verhandlern als weitere Bedingung für den Abschluss eines Abkommens festgelegt, dass dieses Regelungen enthalten müsse, die eine Rückkehr bewaffneter Kämpfer aus dem Süden in den Norden des Gazastreifens verhindern.
Das schrieb der gut informierte Journalist Barak Ravid im Nachrichtenportal «walla.co.il» unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelischen Teilnehmer der derzeit laufenden indirekten Verhandlungen, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln. Mehrere Teilnehmer des Verhandlungsteams hätten Vorbehalte gegen diese neue Forderung geäussert, teilte die Quelle mit. Sie sei nicht durchführbar. Es sei nicht klar, warum Netanyahu sie erhoben habe.
Das Amt des Ministerpräsidenten wies in «walla.co.il» die Behauptung, wonach Netanyahu eine neue Forderung erhoben habe, als «grundsätzlich falsch» und «grundlos» zurück. Kritiker unterstellen dem Ministerpräsidenten, an einer Verhandlungslösung nicht interessiert zu sein. Netanyahu regiert in einer Koalition mit ultra-religiösen und rechtsextremen Parteien, auf die er Rücksicht nehmen muss.
Bei den schleppend verlaufenden Gesprächen, meist in Kairo oder in Doha, geht es um den Austausch der verbleibenden israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen und um Wege zu einer dauerhaften Waffenruhe im Gaza-Krieg.
Zuletzt war in Verhandlerkreisen vorsichtiger Optimismus aufgekommen, weil die Hamas einige ihrer starren Positionen gelockert zu haben schien. Die Berichte über Netanjahus mutmassliche neue Forderung versetzten die Angehörigen der Geiseln in Alarmstimmung. «Wir sind wegen dieses unverantwortlichen Verhaltens entsetzt und schockiert», teilte das Forum der Geiselfamillien mit. «Es könnte dazu führen, dass eine Gelegenheit verpasst wird, die vielleicht nie wieder zurückkehrt.»
Auslöser des Kriegs war das beispiellose Massaker, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten. Die Aggressoren hatten mehr als 1200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. (dpa)
14:16 Uhr
Freitag, 12. Juli
Erdogan lehnt weitere Nato-Kooperation mit Israel ab
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will Kooperationen zwischen der Nato und dem Partner Israel künftig nicht zustimmen. Das Nato-Mitglied Türkei werde entsprechende Initiativen so lange nicht akzeptieren, «bis in den palästinensischen Gebieten ein umfassender und nachhaltiger Frieden geschaffen ist», schrieb Erdogan auf der Plattform X im Anschluss an den Nato-Gipfel in Washington.
«Es ist der israelischen Regierung, die die Grundwerte unseres Bündnisses mit Füssen tritt, unmöglich, ihre Partnerschaft mit der NATO fortzusetzen», so Erdogan.
Israel ist kein Mitglied des Verteidigungsbündnisses, aber ein Partner, mit dem weitreichende Zusammenarbeit besteht. Auf der Website der Nato heisst es dazu etwa, die NATO und Israel arbeiteten seit fast 30 Jahren in Bereichen wie Wissenschaft, Technologie, Terrorismusbekämpfung, Zivilschutz, Bekämpfung von Massenvernichtungswaffen sowie bei Themen wie Frauen, Frieden und Sicherheit zusammen. Israelische Soldaten sind auch immer wieder an Militärübungen des Bündnisses beteiligt. Die Türkei ist seit 1952 Nato-Mitglied.
Seit Beginn des Gaza-Krieges haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei drastisch verschlechtert. Erdogan bezeichnete die islamistische Hamas als eine «Befreiungsorganisation» und verglich Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu mit Adolf Hitler.
06:16 Uhr
Freitag, 12. Juli
Biden zu Gaza: Positiver Trend bei Geisel-Verhandlungen
US-Präsident Joe Biden sieht die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über ein Geisel-Abkommen vorankommen. «Der Trend ist positiv», sagte Biden bei seiner Pressekonferenz nach dem Nato-Gipfel in Washington. Beide Seiten hätten dem von ihm vorgestellten Plan zugestimmt. Nun gehe es darum, die Einzelheiten auszuarbeiten. «Dies sind schwierige, komplexe Fragen. Es gibt noch Lücken zu schliessen», sagte Biden.
Der Demokrat betonte: «Wir haben jetzt eine Chance. Es ist an der Zeit, den Krieg zu beenden.» Viele Elemente griffen bei den Verhandlungen ineinander, sagte Biden weiter. Es müsse so viel wie möglich für eine Waffenruhe getan werden.
Bei den schleppend verlaufenden Gesprächen geht es um den Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen und um Wege zu einer dauerhaften Waffenruhe im Gaza-Krieg.
Ende Mai hatte Biden dafür einen dreistufigen Plan vorgestellt - die USA gehören neben Katar und Ägypten zu den Vermittlern. Die Hamas fordert, dass Israel den Krieg schnell beendet. Israel wiederum möchte sich die Option auf ein militärisches Eingreifen in Gaza auch nach einer Freilassung der Geiseln offenhalten. (dpa)
12:35 Uhr
DONNERSTAG, 11. JULI
Irans neuer Präsident sagt Hamas Unterstützung zu
Der neue iranische Präsident Massud Peseschkian versichert der islamistischen Palästinensergruppe Hamas die Unterstützung seines Landes. «Der Iran wird das unterdrückte palästinensische Volk weiterhin uneingeschränkt bis zur Verwirklichung ihrer legitimen Forderungen und Befreiung der heiligen al-Kuds (Jerusalem) unterstützen», schrieb Peseschkian laut Nachrichtenagentur Fars an Hamas-Auslandschef Ismail Hanija. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.
Peseschkian warf Israel in dem Schreiben eine «Apartheid-Politik» vor. Es sei eine «menschliche und islamische Aufgabe», mit dem palästinensischen Volk dafür zu sorgen, diese endgültig zu beenden. Am Montag hatte Peseschkian bereits in einem Schreiben an den libanesischen Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah bekräftigt, dass er am Anti-Israel-Kurs des Irans festhalten werde. (dpa)
09:05 Uhr
DONNERSTAG, 11. JULI
Umfrage: Viele Juden in der EU haben Angst
Viele Juden in der EU verbergen laut einer Umfrage ihre Identität aus Sorge um ihre Sicherheit. Jeder dritte Befragte meide gar jüdische Veranstaltungen oder Orte, weil er sich nicht sicher fühle, geht aus der Studie der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) in Wien hervor. Insgesamt seien 80 Prozent der befragten Jüdinnen und Juden der Meinung, dass der Antisemitismus in ihrem Land in den vergangenen fünf Jahren zugenommen habe. Eine wesentliche Rolle spielten dabei Hass-Kommentare im Internet. 37 Prozent der Befragten hätten angegeben, wegen ihrer jüdischen Identität meist auf Strassen, in Parks oder Geschäften belästigt worden zu sein.
Die Umfrage unter rund 8.000 Juden in 13 Staaten der EU wurde im ersten Halbjahr 2023 durchgeführt, also noch vor dem Massaker von Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel und dem folgenden Gaza-Krieg. Im Vergleich zu zwei vorhergehenden Umfragen zum selben Thema in den Jahren 2013 und 2018 zeige sich, dass weiterhin sehr viele Juden und Jüdinnen den Antisemitismus im Internet und im wahren Leben zu spüren bekämen, hiess es. (dpa)
06:10 Uhr
Donnerstag, 11. Juli
UN fordern Schutz für Zivilbevölkerung in Gaza-Stadt
Angesichts des Evakuierungsaufrufs der israelischen Armee für die umkämpfte Stadt Gaza fordern die Vereinten Nationen den unbedingten Schutz der Zivilbevölkerung. «Diese Zivilpersonen müssen geschützt werden, und auf ihre wesentlichen Bedürfnisse muss eingegangen werden, egal, ob sie fliehen oder bleiben», teilte das UN-Nothilfebüro OCHA mit Sitz in Genf mit. Alle Parteien, die an den Gaza-Konflikt beteiligt seien, müssten jederzeit das humanitäre Völkerrecht respektieren, sagte der UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. Das Ausmass der Kämpfe und der Zerstörung in den vergangenen Tagen während der andauernden Verhandlungen über eine Waffenruhe seien «wirklich schockierend».
Die Fluchtaufrufe sind in der Regel ein Anzeichen für bevorstehende neue israelische Militäreinsätze. Israelische Medien sowie Anwohner hatten berichtet, die Armee habe am Mittwoch Flugblätter in der Stadt Gaza verteilt und die Menschen darin zum Verlassen der betroffenen Gebiete aufgefordert. Nach Angaben von Anwohnern weigert sich ein Grossteil der Betroffenen, die Gebiete zu verlassen.
In der Stadt im Norden des Gazastreifens hatten die israelischen Truppen bereits zu Beginn des Kriegs gekämpft. Inzwischen versuchen die Kämpfer der islamistischen Hamas, sich dort und andernorts neu zu formieren. Die Stadt ist von den massiven Verwüstungen in dem Krieg am schwersten betroffen.
Auswirkung auf humanitäre Hilfe
OCHA warnte, dass sich solche «Evakuierungsanweisungen» immer wieder negativ auf die humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen auswirkten. Das Büro äusserte die Befürchtung, dass die Anweisung das «Massenleiden für palästinensische Familien, von denen viele schon oftmals vertrieben wurden, nur bestärken wird».
Die intensivierten Kampfhandlungen in Gaza-Stadt hätten zur «grössten Evakuierung seit Oktober» geführt, teilte das Welternährungsprogramm (WFP) auf X mit. Die von der UN-Organisation unterstützten Küchen seien oftmals die einzige Quelle für Nahrungsmittel für Familien. Die unberechenbare Situation in dem Gebiet schränke jedoch die Hilfe ein.
Allgemeine Lage
Laut Dujarric informierte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in den palästinensischen Gebieten, Muhannad Hadi, UN-Generalsekretär António Guterres am Mittwoch über die Lage im Gazastreifen. Hadi war zuvor zu einem erneuten Besuch in dem Kriegsgebiet gewesen. Er habe «aus erster Hand die Folgen des Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung und Sicherheit gesehen, als er Gaza über den Grenzübergang Kerem Schalom betreten und verlassen» habe, wurde Hadi zitiert.
Er habe Gruppen von Männern gesehen, die auf Lastwagen gewartet hätten, die über Kerem Schalom im Süden in das Küstengebiet fahren wollten. Sämtliche Lastwagen seien schwer beschädigt gewesen, «mit eingeschlagenen Windschutzscheiben, Spiegeln und Motorhauben». Säcke mit angereichertem Mehl vom WFP und dem Palästinenserhilfswerk UNRWA lägen verstreut am Strassenrand. Hadi habe auch gesehen, dass die Stadt Chan Junis grösstenteils zerstört sei.
Im gesamten Gazastreifen mussten Hunderttausende Menschen wegen der Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der islamistischen Hamas ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Auslöser des Gaza-Krieges war das beispiellose Massaker mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel verübt hatten. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mehr als 38.000 Menschen in Gaza getötet. Die Zahl, die nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheidet, lässt sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.
Kämpfe in Gaza-Stadt überschatten Verhandlungen
Das Wiederaufflammen heftiger Gefechte im Norden des Gazastreifens überschattet auch die indirekt geführten Verhandlungen über eine Waffenruhe. Dabei geht es auch um eine Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas im Tausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen. Die jüngste Gesprächsrunde in der katarischen Hauptstadt Doha gilt als entscheidend, um abzustecken, ob ein Abkommen zwischen der Hamas und Israel abgeschlossen werden kann. Nach wochenlangem Stillstand hatte es zuletzt Anzeichen für Fortschritte in den schwierigen Verhandlungen gegeben.
Die Hamas hatte bislang ein Ende des Kriegs als Voraussetzung für einen Geisel-Deal verlangt. Doch ist die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanyahu dazu nicht bereit. Die USA, Ägypten und Katar vermitteln zwischen den Kriegsparteien.
USA wollen wieder schwere Bomben an Israel liefern
Die USA wollen nach Berichten des «Wall Street Journals» bald wieder 500-Pfund-Bomben an Israel liefern, die die Regierung von Präsident Joe Biden vor einigen Wochen ausgesetzt hatte. Die Bomben könnten in den kommenden Wochen nach Israel transportiert werden, hiess es unter Berufung auf US-Regierungsbeamte. «Schwerere 2.000-Pfund-Bomben, die als Teil der gleichen Lieferung gedacht waren, werden weiter zurückgehalten.»
Die USA hatten die Lieferung schwerer Bomben gestoppt, um Israels Militär dazu zu bringen, bei der Offensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens die Zivilbevölkerung zu schonen. Ende Juni hatte der israelische Verteidigungsminister nach Gesprächen in Washington erklärt, die Hindernisse für den Munitionsnachschub seien behoben worden. (dpa)
17:52 Uhr
MITTWOCH, 10. JULI
Ägypten und Jordanien: Vertreibung in Gaza ist «rote Linie»
Die Aussenminister Ägyptens und Jordaniens warnen Israel vor einer Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen und dem besetzten Westjordanland. Sowohl die Vertreibung innerhalb der beiden Palästinensergebiete als auch anderswohin sei für beide Länder eine «rote Linie», sagte der jordanische Aussenminister Aiman al-Safadi bei einem Treffen mit seinem ägyptischen Amtskollegen Badr Abdel-Atti in Kairo.
Abdel-Atti wirft Israel vor, eine systematische Politik der erzwungenen Umsiedlung von Palästinenserin zu betreiben. Sowohl Kairo als auch Amman lehnten das entschieden ab, sagte der Minister und fügte hinzu, Israels Vorgehen untergrabe das Prinzip, das einst als Grundlage für den Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten gedient habe. (dpa)
14:11 Uhr
Mittwoch, 10. Juli
Armee ruft alle Einwohner der Stadt Gaza zur Flucht auf
Die israelische Armee ruft alle Anwohner der Stadt Gaza zur Flucht auf. Die Menschen sollen sich aus der Stadt im Norden des umkämpften Küstengebiets in die im Zentrum gelegenen Orte Deir al-Balah und Al-Sawaida begeben, hiess es in dem Aufruf, den ein israelischer Militärsprecher in arabischer Sprache veröffentlichte. Er beschrieb auch Routen, die die Betroffenen ohne Kontrollpunkte nutzen können. Die Stadt Gaza bleibe ein gefährliches Kampfgebiet, warnte der Sprecher.
Die Fluchtaufrufe sind in der Regel ein Anzeichen für bevorstehende neue israelische Militäreinsätze. Israelische Medien meldeten, die Armee habe am Morgen Flugblätter in der Stadt verteilt und die Menschen darin zum Verlassen der Stadt aufgefordert.
Das Militär hat in den vergangenen Wochen bereits die Bewohner mehrerer Viertel der Stadt Gaza zur Flucht aufgefordert. In den betroffenen Ortsteilen, darunter Schedschaija, gibt es seitdem teils heftige Kämpfe. Der jetzige Fluchtaufruf gilt für die gesamte Stadt.
In der Stadt Gaza hatten die israelischen Truppen bereits zu Beginn des Krieges gekämpft. Inzwischen versuchen die Kämpfer der islamistischen Hamas, sich dort und andernorts neu zu gruppieren. Die Stadt ist von den massiven Verwüstungen in dem Krieg mit am schwersten betroffen. (dpa)
06:12 Uhr
Mittwoch, 10. Juli
Erneut Tote bei Kämpfen im Gazastreifen
Während im Gaza-Krieg die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und Freilassung von Geiseln in die nächste Runde gehen, dauert das Blutvergiessen in dem abgeriegelten Küstengebiet an. Israels Militär untersucht Medien zufolge Berichte, wonach Dutzende Zivilisten bei einem Luftangriff in Chan Junis im Süden getötet wurden. Nach Angaben des israelischen Militärs sei das Ziel ein Hamas-Terrorist gewesen, der an dem Massaker vom 7. Oktober in Israel beteiligt gewesen sein soll, schrieb die «Times of Israel».
Nach Darstellung der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen griff die israelische Armee eine Schule in Chan Junis an. Mindestens 25 Menschen - nach anderen Angaben 29 - seien dabei getötet worden. Der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge hielten sich in dem Schulgebäude Vertriebene auf. Etliche seien verletzt worden. Keine dieser Angaben liess sich zunächst unabhängig überprüfen.
Nach Angaben des israelischen Militärs feuerte ein Kampfjet bei dem Angriff auf den Hamas-Terroristen «Präzisionsmunition» ab, wie die «Times of Israel» und die israelische Zeitung «Haaretz» berichteten. Der Zielort des Angriffs habe in der Nähe der Schule im Osten von Chan Junis gelegen. Das Militär habe in der vergangenen Woche zur Evakuierung des Gebiets aufgerufen, hiess es weiter. In sozialen Medien verbreitete Aufnahmen sollen zeigen, wie blutende Verletzte in einem Krankenhaus behandelt werden. Auch Kinder sind zu sehen.
Verhandlungen gehen in die nächste Runde
Unterdessen sollen die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas im Tausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen heute in Doha weitergehen, nachdem zuvor Gespräche in Kairo stattgefunden hatten. Ägyptische Berichte über bedeutende Fortschritte seien verfrüht, zitierte der israelische Sender Channel 12 eine ranghohe israelische Quelle. Es seien «schwierige und komplexe» Verhandlungen. Es gebe aber Anstrengungen, um einen Durchbruch zu erzielen.
Israels Delegation reise unter Leitung des Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, des Chefs des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar sowie des Chefunterhändlers des Militärs, Nitzan Alon, an, berichteten israelische Medien. Sie wollten in der katarischen Hauptstadt CIA-Chef Bill Burns, den ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel und Katars Ministerpräsidenten und Aussenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani treffen. Die USA, Ägypten und Katar vermitteln zwischen Israel und der Hamas.
Auslöser des Gaza-Krieges war das beispiellose Massaker mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel verübt hatten. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mehr als 38.200 Menschen in Gaza getötet. Die Zahl, die nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheidet, lässt sich derzeit nicht unabhängig verifizieren. Israels Armee greift eigenen Angaben zufolge weiterhin Ziele in mehreren Gebieten an.
So sind die israelischen Streitkräfte seit einigen Tagen auch wieder in der schwer verwüsteten Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets im Einsatz. Soldaten «lieferten sich Nahkämpfe mit Terrorzellen und eliminierten mehr als 150 Terroristen», erklärte das Militär. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa kamen bei einem Angriff auf ein Gebäude der Stadt sechs Menschen ums Leben. Ein Kleinkind sei lebend geborgen worden. Die Angaben beider Kriegsparteien liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israels Armee hatte zuvor mitgeteilt, in der Stadt Gaza gegen Kämpfer der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) vorzugehen. Bei ihrem jüngsten Einsatz im Ortsteil Schedschaija, der als Hochburg der Hamas gilt, seien sechs kilometerlange Tunnel sowie mit Sprengfallen versehene Gebäude zerstört worden, hiess es. In einigen der verzweigten unterirdischen Systeme seien Kontroll- und Kommandozentren eingerichtet gewesen. Israels Militär sieht Hinweise, dass die Hamas dort erneut versucht, Fuss zu fassen.
Israels Armee: Keine Evakuierung von Kliniken in Kampfgebieten
Israels Militär bestritt Berichte der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa, die Armee habe Mediziner des Al-Ahli-Krankenhauses in der Stadt Gaza gezwungen, die Klinik zu schliessen. Zwar seien Zivilisten als Vorsichtsmassnahme aufgefordert worden, die Kampfgebiete zu verlassen. Der Aufruf habe aber nicht für Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen gegolten. Die Armee habe Vertreter des palästinensischen Gesundheitssystems darüber informiert, dass es nicht nötig sei, Kliniken zu evakuieren.
Unterdessen geht auch der gewaltsame Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz weiter. Nach einem tödlichen Raketenangriff auf die nördlichen Golanhöhen beschoss Israels Luftwaffe nach eigenen Angaben Stellungen der proiranischen Miliz im Südlibanon. Wie die israelische Armee am Abend mitteilte, sei das Gebiet getroffen worden, von wo die Raketen abgefeuert worden sein sollen. Bei dem Angriff der Hisbollah auf die Golanhöhen waren israelischen Polizeiangaben zufolge zwei Menschen getötet worden.
Erneut Tote im Libanon-Konflikt
Die Opfer sind laut Medien Zivilisten. Die Hisbollah hatte den Angriff am Dienstagabend für sich reklamiert. Man habe als Antwort auf eine israelische Attacke Dutzende Raketen auf eine Militärbasis abgefeuert. Stunden zuvor hatte ein mutmasslich israelischer Drohnenangriff auf ein Auto in Syrien nahe der Grenze zum Libanon einen früheren Leibwächter von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah getötet. Israel und die vom Iran unterstützte Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Krieges nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm deren Intensität deutlich zu. Auf beiden Seiten gab es Tote. Es wird befürchtet, dass sich der Konflikt ausweiten könnte. Die Hisbollah gibt vor, «aus Solidarität» mit der Hamas zu handeln. (dpa)
22:57 Uhr
DIENSTAG, 9. JULI
Israelische Polizei: Zwei Tote nach Raketeneinschlag
Bei einem Raketenangriff auf die nördlichen Golanhöhen sind israelischen Polizeiangaben zufolge zwei Menschen getötet worden. Es sei ein direkter Einschlag gewesen, hiess es vom Rettungsdienst Magen David Adom. Israelische Medien berichteten, ein Auto sei getroffen worden. Bei den Opfern handle sich um Zivilisten. Israels Armee meldete rund 40 Geschosse aus dem Libanon auf die Golanhöhen.
Die libanesische Hisbollah reklamierte den Angriff am Dienstagabend für sich. Man habe als Antwort auf eine israelische Attacke Dutzende Raketen vom Typ Katjuscha auf eine israelische Militärbasis in den Golanhöhen abgefeuert, hiess es. Wenige Stunden zuvor hatte ein mutmasslich israelischer Drohnenangriff auf ein Auto in Syrien nahe der Grenze zum Libanon einen früheren Leibwächter des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah getötet. Nasrallah sagte per Video zugeschaltet in einer religiösen Zeremonie am Abend, dass der Widerstand fortgesetzt werde.
Israel und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm deren Intensität deutlich zu. Auf beiden Seiten gab es Tote. Es wird befürchtet, dass sich der Konflikt auf die Region ausweiten könnte. (dpa)
18:19 Uhr
DIENSTAG, 9. JULI
Palästinenser: 13-Jähriger im Westjordanland getötet
In einem Dorf im Westjordanland ist palästinensischen Angaben zufolge ein 13-Jähriger durch Schüsse des israelischen Militärs getötet worden. Der palästinensische Junge sei durch eine Kugel am Bauch verletzt und später im Krankenhaus für tot erklärt worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israels Armee teilte mit, Militante hätten Steine auf israelische Fahrzeuge in der Nähe eines Dorfs nordwestlich der Stadt Ramallah geworfen. Israelische Einsatzkräfte hätten auf sie geschossen. Eine Person sei dabei getroffen worden. Auch diese Darstellung liess sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.
Das Gesundheitsministerium im Westjordanland bestätigte den Tod des Jungen. Anwohner berichteten, es seien Kinder gewesen, die Steine auf eine von Siedlern genutzte Strasse geworfen hätten. Soldaten eröffneten demnach das Feuer auf sie.
Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 noch einmal deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland 550 Palästinenser getötet. Auch Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser nahm in dem Zeitraum nochmals zu. (dpa)
18:18 Uhr
DIENSTAG, 9. JULI
Hisbollah: Ex-Leibwächter von Chef Nasrallah bei Angriff getötet
Bei einem mutmasslich israelischen Drohnenangriff auf ein Auto in Syrien ist ein ehemaliger Leibwächter des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah getötet worden. Die libanesische Schiitenmiliz bestätigte den Tod ihres Mitglieds nach dem Vorfall. Die in Grossbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, bei dem Angriff auf ein Fahrzeug der Miliz seien zwei Personen getötet worden. Die Identität des anderen Toten blieb zunächst unklar. Israels Armee wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äussern.
Das getötete Hisbollah-Mitglied sei für die Verlegung von Kämpfern aus dem Libanon nach Syrien sowie den Waffentransport von Syrien in den Libanon verantwortlich gewesen, hiess es aus libanesischen Sicherheitskreisen. Das Fahrzeug wurde demnach nahe der Grenze zum Libanon getroffen. Der Fahrer des Wagens sei bei dem Vorfall zudem schwer verletzt worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle weiter mit. Er soll den Angaben nach syrischer Staatsbürger sein. Das Auto sei vollständig ausgebrannt.
Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien. Das Land will mit den Angriffen verhindern, dass sein Erzfeind Iran und mit ihm verbündete Milizen - wie die Hisbollah - ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Der Iran ist einer der wichtigsten Verbündeten Syriens. Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben die israelischen Angriffe, die von Israel meist nicht offiziell bestätigt werden, zugenommen.
Allein in diesem Jahr registrierte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte eigenen Angaben zufolge 50 Angriffe des israelischen Militärs auf Stellungen in dem Bürgerkriegsland. Dabei seien 176 Kämpfer getötet worden. (dpa)
16:17 Uhr
DIENSTAG, 9. JULI
Erneut Tote bei Angriffen und Kämpfen im Gazastreifen
Israels Armee greift eigenen Angaben zufolge weiterhin Ziele in mehreren Gebieten im Gazastreifen an. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, dabei seien 16 Palästinenser getötet und Dutzende verletzt worden. Laut Wafa kamen bei einem israelischen Angriff auf ein Gebäude in der Stadt Gaza sechs Menschen ums Leben. Retter hätten danach ein Kleinkind lebend geborgen.
Dem Bericht zufolge gab es zudem weitere, teils tödliche Angriffe auf die Stadt im Norden des Küstengebiets. Die israelischen Streitkräfte sind laut Militär seit einigen Tagen in der Stadt im Einsatz. Die Armee setze dort unter anderem ihren Einsatz in dem Viertel Schedschaija im Osten Gazas fort. Soldaten «lieferten sich Nahkämpfe mit Terrorzellen und eliminierten mehr als 150 Terroristen», so das Militär. Die Angaben beider Kriegsparteien liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Die Armee hatte zuvor mitgeteilt, in der Stadt Gaza gegen Ziele der islamistischen Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) vorzugehen.
Bei ihrem jüngsten Einsatz in Schedschaija hätten Israels Einsatzkräfte ausserdem sechs Tunnel sowie mit Sprengfallen versehene Gebäude zerstört, hiess es von der Armee weiter. Die Tunnel waren den Angaben nach rund sechs Kilometer lang. In einigen der verzweigten unterirdischen Systeme seien Kontroll- und Kommandozentren eingerichtet gewesen. Der Ortsteil gilt als Hochburg der Hamas. Israels Militär sieht eigenen Angaben nach Hinweise darauf, dass die Hamas dort erneut versucht, Fuss zu fassen.
Auch in Rafah im Süden des Gazastreifens setzte die Armee ihren Einsatz fort. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde vom Dienstag wurden innerhalb der vergangenen 24 Stunden mindestens 50 Menschen bei israelischen Angriffen auf Ziele im gesamten Gazastreifen getötet.
Israels Armee: Keine Evakuierung von Kliniken in Kampfgebieten
Wafa meldete unter Berufung auf medizinische Kreise, Israels Armee habe Mediziner des Al-Ahli-Krankenhauses in der Stadt Gaza gezwungen, die Klinik zu schliessen. Nachdem die Umgebung der Klinik unter heftigen Beschuss gekommen sei, hätten alle Patienten und Vertriebene, die sich dort aufhielten, das Krankenhaus verlassen müssen. Israels Militär bestritt die Darstellung.
Zwar seien Zivilisten als Vorsichtsmassnahme aufgefordert worden, die Kampfgebiete der Stadt Gaza zu verlassen. Der Aufruf habe aber nicht für Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen gegolten. Die Armee habe Vertreter des palästinensischen Gesundheitssystems darüber informiert, dass es nicht notwendig sei, Kliniken in dem Gebiet zu evakuieren. Etliche Menschen, darunter auch Patienten, hatten das Al-Ahli-Krankenhaus zuvor palästinensischen Angaben zufolge verlassen. (dpa)
14:51 Uhr
DIENSTAG, 9. JULI
Unabhängige UN-Experten: Hungersnot breitet sich im Gazastreifen aus
Für mehrere Experten, die den UN-Menschenrechtsrat beraten, besteht kein Zweifel mehr, dass sich im Gazastreifen eine Hungersnot ausbreitet. Sie erwähnen in einer Stellungnahme mehrere spezifische Fälle von Babys und Kindern, die aufgrund von Unterernährung gestorben seien. «Wenn das erste Kind an Unterernährung und Dehydrierung stirbt, ist es unwiderlegbar, dass eine Hungersnot ausgebrochen ist», so die Meinung der Experten. Offiziell werden Hungernotlagen allerdings von anderen UN-Experten nach sehr spezifischen Kriterien erklärt. Sie arbeiten für die IPC-Berichte zur Ernährungssicherheit mit fünf Kategorien.
Die höchste Kategorie bedeutet: extrem kritische Situation. Im jüngsten IPC-Bericht zu Gaza vom 25. Juni heisst es, dass fast eine halbe Million Menschen oder 22 Prozent der Bewohner des Gazastreifen in die Kategorie fünf fielen. Gleichzeitig schränken die Experten ein: «Die verfügbaren Daten deuten nicht darauf hin, dass derzeit eine Hungersnot herrscht.» Eine Hungersnot wird erst erklärt, wenn verschiedene weitere Kriterien dazukommen: neben der Zahl der Betroffenen auch das Ausmass der Unterernährung bei kleinen Kindern und die Zahl der Todesfälle.
Baby, 9- und 13-Jähriger gestorben
Die elf unabhängigen Expertinnen und Experten sprechen von 34 Todesfällen im Gazastreifen wegen Unterernährung seit Beginn des Gaza-Kriegs. Sie nennen drei spezifische Todesfälle: den Fall eines kaum sechs Monate alten Babys, eines 9- und eines 13-jährigen Jungen Ende Mai und Anfang Juni. Ärztliche Details über die Todesumstände nennen sie nicht. Der Gaza-Krieg begann mit den verheerenden Terrorangriffen aus dem Gazastreifen auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023.
Die Expertinnen und Experten forderten, mehr humanitäre Hilfe für den Gazastreifen, ein Ende der Abriegelung des Gebiets durch Israel und eine Waffenruhe. Sie befassen sich im Auftrag des UN-Menschenrechtsrats etwa mit dem Recht auf Ernährung, auf mentale Gesundheit oder die Menschenrechte der Palästinenser. Sie beraten den Menschenrechtsrat und sprechen nicht im Auftrag der Vereinten Nationen (UN). (dpa)
06:31 Uhr
Dienstag, 9. Juli
Erneut schwere Kämpfe im Norden Gazas
Ein Wiederaufflammen heftiger Gefechte zwischen Israels Armee und der islamistischen Hamas im Norden des Gazastreifens überschattet die neu belebten Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln und eine Waffenruhe. Israel geht in der verwüsteten Stadt Gaza erneut am Boden und aus der Luft gegen Kämpfer der Hamas vor. In den vergangenen Wochen kehrten die israelischen Streitkräfte wiederholt in Gebiete zurück, in die sie zuvor eingedrungen waren und aus denen sie sich wieder zurückgezogen hatten.
Dies zeige, wie der Kampf gegen die Hamas zu einem «langwierigen Zermürbungskrieg» werden könnte, schreibt das «Wall Street Journal». Das erneute Vorgehen Israels in der Stadt Gaza könne dazu führen, dass die in Kairo wiederaufgenommen indirekten Verhandlungen über ein Geiselabkommen scheitern, erklärte die Hamas. Ihr Auslandschef Ismail Hanija habe die katarischen und ägyptischen Vermittler entsprechend gewarnt, hiess es. Die USA, die in dem Krieg ebenfalls als Vermittler fungieren, sehen dennoch Chancen für eine Einigung.
Es gebe noch Punkte, bei denen Israel und die Hamas weit auseinanderliegen würden, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weissen Haus, John Kirby. «Aber wir hätten kein Team dorthin geschickt, wenn wir nicht glauben würden, dass wir hier eine Chance haben», erklärte er mit Blick auf die Gespräche in Kairo. Am Mittwoch reise CIA-Direktor Bill Burns nach Doha weiter, um sich dort mit seinen Verhandlungspartnern aus Katar, Ägypten und Israel erneut zu treffen, meldete das US-Nachrichtenportal «Axios».
Hamas: Netanjahu behindert Verhandlungsprozess
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte zuvor als eine nicht verhandelbare Bedingung für ein Abkommen das Recht für Israel zur Fortsetzung der Kämpfe gegen die Hamas eingefordert. «Jedes Abkommen wird Israel erlauben, die Kämpfe wieder aufzunehmen, bis alle Kriegsziele erreicht sind», heisst es in einer Liste an Bedingungen, die das Büro des israelischen Ministerpräsidenten veröffentlichte. Netanjahu lege «den Verhandlungen zusätzliche Hindernisse in den Weg», heisst es in einer Erklärung der Hamas.
Auf beiden Seiten gebe es öffentliche Äusserungen, «die nicht unbedingt in vollem Umfang die Gespräche widerspiegeln, die wir mit ihnen oder ihren Gesprächspartnern unter vier Augen führen», sagte dazu der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weissen Haus, Kirby. Auf dem Tisch liegt ein Stufenplan. Die Vermittler bemühen sich derzeit um Formulierungen, um die Kluft in noch strittigen Punkten zu überbrücken. Netanjahus Auflistung an Bedingungen war in Vermittlungskreisen Medien zufolge auf Kritik gestossen.
Luftangriffe gehen weiter
Unterdessen griff Israels Luftwaffe auch im mittleren Gazastreifen nach eigenen Angaben mehrere in einem Schulgebäude verschanzte Terroristen an. Wie Israels Militär mitteilte, sei die Gruppe aus Kämpfern der Hamas und des Islamischen Dschihad (PIJ) im Raum Nuseirat am Montagabend mit Präzisionsmunition beschossen worden, um zivile Opfer zu vermeiden. Nähere Details wurden nicht genannt. Die Angaben liessen sich unabhängig nicht prüfen.
Die israelische Armee wies einmal mehr darauf hin, dass die beiden Terrororganisationen «systematisch gegen das Völkerrecht» verstiessen, «indem sie zivile Einrichtungen und die Bevölkerung als menschliche Schutzschilde für Terroranschläge gegen den Staat Israel missbrauchen», hiess es. In Nuseirat hatte die Armee kürzlich nach eigenen Angaben Kämpfer der Hamas auch im Areal einer ehemaligen Schule des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA ausgemacht und aus der Luft angegriffen. Laut Hamas wurden 16 Menschen getötet.
Auch dieses Objekt habe den Terroristen als Versteck und Einsatzbasis für Attacken auf das israelische Militär gedient, erklärte die Armee dazu. Und auch bei dem Angriff seien zuvor Schritte unternommen worden, um das Risiko für Zivilisten zu minimieren. Keine der Angaben - weder der israelischen Armee noch der Hamas - konnten unabhängig überprüft werden.
Unterdessen erreichte Israels Armee die Zentrale des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA in der Stadt Gaza. Die Streitkräfte hätten in dem Areal, das wegen des Krieges nicht in Betrieb ist, Anti-Terror-Einsätze eingeleitet, hiess es. Zivilisten seien zuvor zum Verlassen des Gebiets aufgefordert worden. Das Armee-Radio berichtete von Kämpfen mit Bewaffneten der Hamas. Nach palästinensischen Krankenhausangaben wurden mindestens 15 Menschen getötet. Die Zahl der Opfer könnte noch steigen, weil die Rettungskräfte wegen der Kämpfe viele Wohngebiete nicht erreichen können. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Wieder heftige Kämpfe in Gaza Stadt
In das Gebiet der Stadt Gaza waren die israelischen Truppen bereits im ersten Kriegsmonat eingedrungen. Laut einer Analyse von Satellitendaten, die kürzlich von Experten der City University of New York und der Oregon State University durchgeführt wurde, sind rund 75 Prozent der Gebäude in dem Gebiet beschädigt oder zerstört, berichtete das «Wall Street Journal». Die Stadt ist von den massiven Verwüstungen in dem Krieg mit am schwersten betroffen. Inzwischen versucht die Hamas, sich dort und andernorts neu zu gruppieren.
Man müsse mangels einer politischen Strategie immer wieder an Orten kämpfen, die die Armee eigentlich zuvor eingenommen hatte, hatte bereits vor Wochen Israels Generalstabschef Herzi Halevi beklagt und laut Medienberichten vor einer «Sisyphusarbeit» gewarnt. Kritiker werfen Netanjahu vor, mangels eines genauen Plans zur Stabilisierung und Verwaltung Gazas zuzulassen, dass das abgeriegelte Küstengebiet im Chaos versinkt. Israels Truppen drohten, von der Hamas in einen endlosen Guerilla-Krieg verwickelt zu werden.
Israels Ministerpräsident Netanjahu hatte kürzlich in Aussicht gestellt, dass die letzten grösseren Kampfverbände der Hamas im Süden des Gazastreifens bald zerschlagen seien. Damit könnte zumindest die grossangelegte Bodenoffensive in dem Küstenstreifen enden. Das würde aber nicht unbedingt ein Ende des Militäreinsatzes bedeuten. Denn Netanjahu und hohe Militärs kündigten bereits mehrfach an, dass israelische Truppen auch nach der Phase der intensiven Kämpfe an strategischen Stellen im Gazastreifen bleiben würden. ( dpa )
15:48 Uhr
Montag, 8. Juli
Israels Armee rückt weiter in Stadt Gaza vor
Das israelische Militär ist nach eigenen Angaben weiter im Süden und Westen der Stadt Gaza vorgerückt. In der Nacht zum Montag erreichte es das Hauptquartier des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA. Das ist wegen des Kriegs nicht in Betrieb. Die Streitkräfte hätten in dem Areal Anti-Terror-Operationen eingeleitet, teilte die Armee mit. Zivilisten habe die Armee vor Beginn des Einsatzes zum Verlassen des Gebiets aufgefordert.
Das Armee-Radio berichtete von Kämpfen mit Bewaffneten der islamistischen Hamas. Nach palästinensischen Krankenhausangaben wurden mindestens 15 Menschen getötet. Die Zahl der Opfer könnte noch steigen, weil die Rettungskräfte wegen der Kämpfe viele Wohngebiete nicht erreichen können. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Das israelische Militär war im Laufe des Gaza-Kriegs schon mehrfach in der Metropole im nördlichen Abschnitt des abgeriegelten Küstengebiets vorgegangen. Bewohner der betroffenen Viertel zeigten sich dennoch von dem nächtlichen Vorstoss schockiert. Nach Angaben eines dpa-Korrespondenten sprachen sie von einer «Nacht des Terrors».
Im Südlibanon tötete das israelische Militär mit einem gezielten Luftschlag einen Kämpfer der Schiiten-Miliz Hisbollah. Der Mann sei von einer Drohne getroffen worden, als er im Bezirk Tyros mit einem Motorrad unterwegs gewesen sei, teilte die Hisbollah mit.
Die israelische Armee bestätigte die gezielte Tötung. Bei dem Angegriffenen habe es sich um einen Kader der Raketen-Einheit der Hisbollah gehandelt, der an zahlreichen Angriffen auf Israel beteiligt gewesen sein soll. (dpa)
07:05 Uhr
Sonntag, 7. Juli
Zehntausende fordern in Israel Geisel-Deal
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gerät neun Monate nach dem Massaker der islamistischen Hamas in seinem Land immer mehr unter Druck. Bei landesweiten Protestkundgebungen forderten Zehntausende von Menschen, den wieder in Gang gekommenen indirekten Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln und eine Waffenruhe im Gazastreifen endlich zum Erfolg zu verhelfen. «Abkommen jetzt!», skandierten Demonstranten in Tel Aviv, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichtete.
Neue Hoffnung
Laut Medien kam es am Rande zu Zusammenstössen mit der Polizei und zu Festnahmen. Die Proteste wurden durch Berichte geschürt, wonach es nach langem Stillstand Fortschritte bei den von Katar, Ägypten und den USA vermittelten Verhandlungen gibt. «Zum ersten Mal seit vielen langen Monaten haben wir wieder Hoffnung», sagte eine Demonstrantin, deren Sohn während des Terrorüberfalls der Hamas am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde. «Das ist eine Chance, die wir nicht verpassen dürfen!», rief sie laut der Zeitung «Haaretz».
An Israels Regierungschef gerichtet sagte die Mutter: «Netanjahu, wir haben gesehen, wie Sie immer wieder die Abkommen im Moment der Wahrheit torpediert haben und unsere Herzen jedes Mal in Stücke gerissen haben». Mit eindringlichen Worten flehte sie den Ministerpräsidenten an: «Wagen Sie es nicht, unsere Herzen noch einmal zu brechen!». Netanjahu regiert zusammen mit ultra-religiösen und rechtsextremen Koalitionspartnern, die Zugeständnisse an die Hamas ablehnen und auf die Netanjahu Rücksicht nehmen muss.
Auf dem Tisch liegt ein Stufenplan, der zunächst eine zeitlich befristete Waffenruhe sowie den Austausch von weiblichen, älteren und kranken Geiseln gegen eine grössere Zahl von palästinensischen Häftlingen in israelischen Gefängnissen vorsieht. Während der Waffenruhe sollen die Seiten über die Beendigung des Krieges und die Freilassung der restlichen Geiseln verhandeln. Bislang machte die Hamas zur Bedingung, dass Israel sich vorab zum Ende aller Kampfhandlungen verpflichtet. Von dieser Kernforderung soll sie laut Medien abgerückt sein.
Hamas will Garantien
Zugleich aber würden die Islamisten auf eine schriftliche Zusage seitens der Vermittler dringen, dass die Phase der Verhandlungen - und damit die befristete Waffenruhe - ohne zeitliche Begrenzung fortgesetzt wird, wenn es in der vorgesehenen Frist zu keiner Einigung kommt. Diese Forderung der Hamas sei ein entscheidender Punkt, bevor sich die Vermittler an den Tisch setzen könnten, um die Einzelheiten eines Abkommens auszuhandeln, berichtete das US-Nachrichtenportal «Axios» unter Berufung auf zwei israelische Beamte.
Auf der Kundgebung in Tel Aviv wurde auf einer Grossleinwand ein Video mit einer ehemaligen Geisel eingespielt. Der 22-jährige Almog Meir Jan, den Israels Militär vor einem Monat befreit hatte, sagt darin: «Wir brauchen einen Deal, damit alle Mütter ihre Kinder und Ehemänner umarmen können, so wie ich jetzt meine Mutter jeden Morgen umarme.» Dass die Hamas nun offenbar mehr Flexibilität zeigt, macht vielen Menschen Hoffnung. Laut dem Büro von Israels Regierungschef gibt es aber weiter Streitpunkte zwischen den beiden Seiten.
Bericht: Palästinenser hoffen auf inhaftierten Barguti
Ungewiss ist auch die Frage, wie es nach dem Ende des Krieges mit Gaza weitergeht. Laut einem Bericht des «Wall Street Journal» setzen viele Palästinenser Hoffnung auf den in Israel inhaftierten Politiker Marwan Barguti. Er gehört der Palästinenser-Partei Fatah an, die die im Westjordanland regierende Palästinensische Autonomiebehörde (PA) dominiert, und war Berater des verstorbenen Palästinenserführers Jassir Arafat. Die Fatah und die Hamas sind die zwei grössten Palästinenserorganisationen - und erbitterte Rivalen. Seit einigen Jahren gibt es aber Versöhnungsgespräche zwischen den beiden Organisationen.
Barguti war 2004 in Israel wegen Mordes zu fünfmal lebenslänglich verurteilt worden. Für seine Anhänger sei Barguti ein Freiheitskämpfer wie Nelson Mandela, so das «Wall Street Journal». Seine Popularität unter Palästinensern beruhe auf seinem Image als Befürworter von Gewalt gegen Israel, aber auch als Pragmatiker, der ein dauerhaftes Friedensabkommen anstrebe. Bargutis Bedeutung zeige sich in der Forderung der rivalisierenden Hamas, ihn im Rahmen eines Austauschs palästinensischer Häftlinge gegen israelische Geiseln im Gazastreifen freizulassen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf arabische Vermittler.
Die USA wollen Autonomiebehörde in Gaza
2007 hatte die Hamas mit Gewalt die alleinige Kontrolle im Gazastreifen an sich gerissen und die Fatah aus dem Gebiet vertrieben. Mahmud Abbas, Präsident der Autonomiebehörde PA und Vorsitzender der Fatah, regiert seitdem de facto nur noch im Westjordanland. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter wollen, dass die Autonomiebehörde umgestaltet wird und künftig auch im Gazastreifen wieder die Kontrolle übernimmt. Netanjahu lehnt dies aber ab.
Barguti sei der einzige palästinensische Führer, der breite Unterstützung in Gaza wie auch im Westjordanland geniesse, im Gegensatz zur dezimierten Hamas und zur PA, so das «Wall Street Journal». Das zeige auch eine kürzliche palästinensische Umfrage im Westjordanland.
Auch in Israel sähen einige in Barguti trotz seiner Vergangenheit einen möglichen Schlüssel zum Frieden, hiess es weiter. «Wenn wir wirklich nach einer Lösung suchen, sollten wir nach ihm Ausschau halten», zitierte die US-Zeitung einen früheren Direktor des israelischen Geheimdienstes Mossad. Israels konsequente Weigerung, Barguti aus der Haft zu entlassen, zeige jedoch, wie weit beide Seiten von einer Einigung entfernt seien, schrieb die Zeitung.
Das Sterben in Gaza geht weiter
Unterdessen gehen die Kämpfe in Gaza vorerst weiter. Bei einem Luftangriff auf eine Flüchtlingsunterkunft im mittleren Abschnitt des abgeriegelten Gebiets wurden nach palästinensischen Angaben 16 Menschen getötet. Es handele es sich um eine ehemalige Schule des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA, hiess es.
Das israelische Militär teilte mit, dass es mehrere Kämpfer der Hamas im Areal der UNRWA-Schule angegriffen habe. Das Objekt habe den Terroristen als Versteck und Operationsbasis für Attacken auf das israelische Militär gedient. Im Vorfeld des Angriffs habe man Schritte unternommen, das Risiko für Zivilisten zu minimieren. Die Angaben beider Seiten liessen sich nicht unabhängig überprüfen. ( dpa )
16:26 Uhr
Samstag, 6. Juli
Wieder Tote bei Kämpfen im Gazastreifen
Israels Armee setzt eigenen Angaben zufolge ihre Einsätze in mehreren Gebieten im Gazastreifen fort. Nach Darstellung der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen dabei in den vergangenen zwei Tagen mindestens 87 Menschen ums Leben. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Im Viertel Schedschaija in der Stadt Gaza seien mehrere bewaffnete Hamas-Mitglieder getötet worden, die Soldaten angegriffen hätten, teilte das israelische Militär mit. Bei ihrem seit Ende Juni dort andauernden Einsatz seien zudem Tunnel und Raketen mit längerer Reichweite entdeckt worden. Dies deute «auf einen erneuten Versuch des Feindes, sich in dem Gebiet eine Basis zu errichten» hin, hiess es von der Armee. Israels Militär war bereits zuvor in dem Viertel gegen die Hamas vorgegangen.
Auch in Rafah im Süden des Gebiets gehen die Kämpfe Armeeangaben zufolge weiter. Dort seien, «mehrere Terrorzellen, die eine Bedrohung darstellten» eliminiert worden, teilte das Militär mit.
Armee: Hamas-Raketenwerfer in «humanitärer Zone» angegriffen
In einem als «humanitäre Zone» ausgewiesenem Gebiet in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Küstenstreifens griffen israelische Einsatzkräfte Armeeangaben zufolge zudem gezielt einen dort versteckten Raketenwerfer der Hamas an.
Immer wieder kommt es zu Raketenbeschuss aus dem Küstengebiet auf Israel. Ein Geschoss, das auf einen israelischen Ort in der Nähe des Gazastreifens abzielte, ging Medienberichten zufolge zuletzt auf offenem Gelände nieder.
Auslöser des Kriegs war das Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel verübt hatten. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seither mindestens 38'098 Menschen im Gazastreifen getötet und weitere 87'705 verletzt.
06:51 Uhr
Samstag, 6. Juli
Tauziehen um Gaza-Deal - Warnung vor neuem Krieg
Während im Gaza-Krieg die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen Gefangene nächste Woche weitergehen sollen, warnen die Vereinten Nationen vor einer Ausweitung des Nahost-Konflikts. Zunehmende Schusswechsel zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel an der Grenze zum Libanon erhöhten das «Risiko eines umfassenden Krieges», teilten die UN in New York mit.
Erneut Angriffe auf Norden Israels
Kurz zuvor hatte die Hisbollah erneut mehrere Geschosse auf den Norden Israels abgefeuert, wie das israelische Militär mitteilte. Sie seien in mehreren Gebieten eingeschlagen, einige seien abgefangen worden. Zwei Soldaten wurden den Angaben zufolge leicht verletzt. Die israelische Artillerie griff daraufhin Gebiete im Südlibanon an. Kampfflugzeuge hätten zudem eine Abschussanlage und einen Beobachtungsposten der Hisbollah attackiert, hiess es. Die Angaben des israelischen Militärs konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
«Eine Eskalation kann und muss vermieden werden. Wir betonen erneut, dass die Gefahr einer Fehleinschätzung, die zu einem plötzlichen und grösseren Flächenbrand führt, real ist», so die UN. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach am Telefon mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant über die «andauernde Bedrohung» durch vom Iran unterstützte Gruppen wie der Hisbollah und bekräftigte das «eiserne Engagement der Vereinigten Staaten für die Sicherheit Israels und das Recht Israels auf Selbstverteidigung», so das Pentagon.
Gaza-Verhandlungen sollen weitergehen
Derweil führen Israel und die islamistische Hamas nach wochenlangem Stillstand wieder indirekte Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Nach der Rückkehr des israelischen Delegationsleiters David Barnea, Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, von ersten Gesprächen mit den Vermittlern in Doha gab Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu grünes Licht für eine Fortsetzung der Verhandlungen in der nächsten Woche, wie sein Büro mitteilte. Es bestünden weiterhin Streitpunkte zwischen den beiden Seiten, hiess es.
Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander verhandeln, fungieren Katar, Ägypten und die USA als Vermittler. Die Gespräche waren zuletzt in eine Sackgasse geraten, weil die Hamas die Freilassung von rund 120 israelischen Geiseln in ihrer Gewalt an die Beendigung des Krieges im Gazastreifen durch Israel geknüpft hatte. Zur Wiederaufnahme der Gespräche kam es, nachdem die Islamisten eine gewisse Flexibilität signalisiert hatten.
Auf dem Tisch liegt ein von den Vermittlerstaaten vorgelegter und von Israel weitgehend gebilligter Stufenplan, der zunächst eine zeitlich befristete Waffenruhe sowie den Austausch von weiblichen, älteren und kranken Geiseln gegen eine grössere Zahl von palästinensischen Häftlingen in israelischen Gefängnissen vorsieht. Während der Waffenruhe sollen die Seiten über die Beendigung des Krieges und die Freilassung der restlichen Geiseln verhandeln.
Ringen um Stufen des Plans für eine Waffenruhe
Die jüngste Bewegung in dem schwierigen Verhandlungsprozess kam zustande, weil sich die Hamas nun doch auf den Stufenplan einzulassen scheint. Zugleich aber dringen die Islamisten auf eine schriftliche Zusage seitens der Vermittler, dass die Phase der Verhandlungen - und damit die befristete Waffenruhe - ohne zeitliche Begrenzung fortgesetzt wird, wenn es in der vorgesehenen Frist zu keiner Einigung kommt, wie der israelische Journalist Barak Ravid im Portal «walla.co.il» schrieb.
Mossad-Direktor Barnea habe in Doha seinem katarischen Gastgeber klargemacht, dass Israel diese Bedingung nicht akzeptieren könne, schrieb Ravid unter Berufung auf zwei Regierungsbeamte, die mit dem Vorgang vertraut sind. Die Vermittler würden sich nunmehr um Formulierungen bemühen, die diese Kluft überbrücken. «Es ist die letzte Hürde, die überwunden werden muss, um zu den eigentlichen Verhandlungen über eine Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln zu gelangen», so Ravid. Viele Geiseln dürften allerdings bereits tot sein.
Druck auf die Hamas wächst
Dass Israels Armee den sogenannten Philadelphi-Korridor im Süden des Gazastreifens unter ihre Kontrolle gebracht hat, habe dazu beigetragen, die Hamas an den Verhandlungstisch zurückzudrängen, sagte Amos Jadlin, ein ehemaliger Leiter des israelischen Militärgeheimdienstes, dem «Wall Street Journal». Bei dem Korridor handelt es sich um einen schmalen, auf der Gaza-Seite verlaufenden Streifen entlang der Grenze zu Ägypten, der für die Kontrolle dieser Grenze entscheidend ist. Israel vermutet, dass sich die Hamas durch Tunnel, die unter der Grenze verlaufen, bislang mit Nachschub versorgte.
Hinzu komme wachsender Druck auf die Hamas-Führung seitens der Bewohner des Gazastreifens, die die massiven Zerstörungen, Vertreibungen und den Zusammenbruch von Recht und Ordnung in dem Gebiet ertragen müssten, schrieb die Zeitung weiter. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bereits rund 38.000 Palästinenser in Gaza getötet. In der Zahl sind sowohl Kämpfer als auch Zivilisten enthalten.
Ob aber die in Tunneln unter dem abgeriegelten Küstengebiet ausharrende militärische Führung der Hamas zum Einlenken bereit sei, werde sich erst zeigen, wenn die Verhandlungen über ein Abkommen Fortschritte machen, schrieb das «Wall Street Journal». Die Hamas sei «nicht völlig abgekoppelt von dem, was über der Erde geschieht», sagte Gershon Baskin, der früher an Verhandlungen mit der Hamas beteiligt war, der Zeitung. Aber auch für Israel könnte ein geeigneter Moment für einen Deal gekommen sein, erklärte Ofer Shelah, ein Militäranalyst an Israels Institut für nationale Sicherheitsstudien, der US-Zeitung.
Auch Israels Regierung unter Druck
Israel steht kurz vor dem Abschluss seines Militäreinsatzes in Rafah im Süden Gazas, das es als letzte Bastion der Hamas sieht und wo auch der Philadelphi-Korridor liegt. Zwar wäre das nicht das Ende des Militäreinsatzes Israels im Gazastreifen. Das israelische Militär sei aber nun zunehmend über eine Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah im Norden besorgt, berichtete die Zeitung weiter. Vor diesem Hintergrund drängten das Militär und die israelischen Geheimdienste die Regierung Netanjahu zu einem Deal mit der Hamas, hiess es.
In Israel geht die Befürchtung um, dass Netanjahu wie in früheren Phasen der Verhandlungen seine Zustimmung verweigern könnte, weil er Rücksicht auf seine ultra-religiösen und rechtsextremen Koalitionspartner nehmen muss. Diese wehren sich gegen mögliche Zugeständnisse - wie die Beendigung des Krieges vor der restlosen Zerschlagung der Hamas - und drohen mit dem Austritt aus der Koalition. Mossad-Beamte hätten den Vermittlern aber mitgeteilt, sie seien «optimistisch», dass das Kabinett den derzeit diskutierten Vorschlag für einen Deal am Ende akzeptieren werde, zitierte das «Wall Street Journal» einen Beamten. ( dpa )
06:16 Uhr
Freitag, 5. Juli
Neue Hoffnung auf Waffenruhe im Gaza-Krieg - die Nacht im Überblick
Mitten im sich zuspitzenden Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz gibt es neue Hoffnung auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Man habe einen «Durchbruch» an einem Punkt erzielt, an dem die Verhandlungen bislang in der Sackgasse steckten, sagte ein US-Regierungsvertreter. «Was wir von der Hamas zurückbekommen haben, war eine ziemlich deutliche Anpassung ihrer Position, und das finden wir ermutigend.» Die Islamistenorganisation hatte den Vermittlern USA, Katar und Ägypten am Mittwoch einen Vorschlag übermittelt, der nach eigener Darstellung einige Ideen enthält.
Bericht: Hamas rückt von Position ab
Die Hamas fordere nun nicht länger einen vollständigen Rückzug der israelischen Truppen während der ersten Phase eines von US-Präsident Joe Biden im Mai präsentierten dreistufigen Plans, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf einen israelischen Regierungsbeamten. Die erste Phase sieht die Freilassung einiger Geiseln während einer sechswöchigen Waffenruhe vor.
Der Beamte betonte gegenüber der Zeitung, die indirekten Verhandlungen seien aber weiter schwierig. Das US-Nachrichtenportal «Axios» zitierte einen israelischen Beamten, demzufolge bis zu einem möglichen Deal zwei bis drei Wochen vergehen könnten.
«Wir erwarten, dass diese Vereinbarung zu einem dauerhaften Waffenstillstand führt», sagte der US-Regierungsvertreter. Laut israelischen Medien sollen die indirekten Verhandlungen heute in Doha weitergehen. Am Vorabend habe Israels Sicherheitskabinett über das Mandat für die eigene Delegation unter Leitung des Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea beraten. US-Präsident Biden begrüsste die vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu genehmigte Entsendung eines Verhandlungsteams.
Netanyahu bekräftigt eigene Ziele
Der wichtigste Punkt sei, dass die Antwort der Hamas «Flexibilität» beinhalte, die es beiden Seiten erlaube, in die erste Phase des Abkommens einzutreten - auch mit dem Risiko, dass die nächste Phase nicht zustande kommt, zitierte «Axios» israelische Beamte. Laut dem Plan sieht die zweite Etappe die dauerhafte Einstellung der Kämpfe und die Freilassung der restlichen Geiseln vor. In dem abgeriegelten Küstenstreifen werden noch 120 Geiseln vermutet, viele von ihnen dürften aber nicht mehr am Leben sein.
Netanyahu bekräftigte im Telefonat mit Biden, der Krieg werde erst enden, wenn Israel alle seine Ziele erreicht habe, darunter die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung aller Geiseln. Er hatte kürzlich in Aussicht gestellt, dass die letzten grösseren Hamas-Verbände im Süden Gazas bald zerschlagen würden. Damit könnte zumindest die grossangelegte Bodenoffensive enden, auch wenn das nicht das Ende des Militäreinsatzes in Gaza wäre.
Israel richtet seine Aufmerksamkeit nun zunehmend auf seine Grenze im Norden zum Libanon. Dort feuerte die von Israels Erzfeind Iran unterstützte schiitische Hisbollah-Miliz zuletzt als Reaktion auf die Tötung eines ranghohen Kommandeurs mehr als 200 Raketen und 20 Drohnen auf Israel ab. Dabei kam ein israelischer Reservist im Rang eines Majors ums Leben, wie die israelischen Streitkräfte mitteilten.
Biden sichert Israel Beistand zu
Die Hisbollah will erst mit dem Beschuss auf Israel aufhören, wenn es eine Waffenruhe in Gaza gibt. Sie handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der Hamas.
«Präsident Biden bekräftigte sein eisernes Engagement für Israels Sicherheit, auch angesichts der Bedrohung durch vom Iran unterstützte Terrorgruppen wie die libanesische Hisbollah», teilte das Weisse Haus nach Bidens Gespräch mit Netanyahu mit. Für den 15. Juli sei ausserdem ein Treffen der wichtigsten Berater von Biden und Netanyahu geplant, hiess es.
Ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gaza-Krieg könnte das wirksamste Mittel sein, einen Flächenbrand in Nahost zu verhindern, schrieb das «Wall Street Journal». Israel und die Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm deren Intensität deutlich zu. Es besteht die Sorge, dass sich die Kampfhandlungen zu einem regionalen Konflikt ausweiten, in den auch die USA und der Iran hineingezogen werden könnten.
Der Iran ist nicht nur mit der Hisbollah und der Hamas verbündet, sondern auch mit nichtstaatlichen Akteuren im Irak sowie im Jemen. Syrien ist Teherans einziger strategischer Partner auf staatlicher Ebene.
Israel erlaubt Tausende Wohneinheiten im Westjordanland
Israels Militärverwaltung hat derweil den Bau von 5.295 Wohneinheiten im Westjordanland genehmigt. Weiterhin sollen drei Siedler-Aussenposten legalisiert werden, wie die Menschenrechtsorganisation Peace Now mitteilte. Entsprechende Beschlüsse habe der Hohe Planungsrat gefasst, ein Gremium der Militärverwaltung für das Westjordanland. Bereits in der Vorwoche hatten die israelischen Besatzungsbehörden die Legalisierung von fünf Aussenposten beschlossen.
Nach internationalem Recht ist jede Siedlungstätigkeit in militärisch besetzten Gebieten illegal. Auch nach israelischem Gesetz sind die Siedlungen illegal, sie werden aber gelegentlich rückwirkend legalisiert. Israel hatte während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute inmitten drei Millionen Palästinensern rund 700.000 israelische Siedler. 1993 waren es laut Peace Now noch 250.000. (dpa)
22:46 Uhr
DONNERSTAG, 4. JULI
Israel erlaubt über 5.000 Wohneinheiten im Westjordanland
Israel hat den Bau von 5.295 Wohneinheiten im besetzten Westjordanland genehmigt. Weiterhin sollen drei Siedler-Aussenposten legalisiert werden, teilte die Menschenrechtsorganisation Peace Now mit. Entsprechende Beschlüsse habe der Hohe Planungsrat, ein Gremium der Militärverwaltung für das Westjordanland, gefasst.
Bereits in der Vorwoche hatten die Besatzungsbehörden die Legalisierung von fünf Aussenposten beschlossen. Diese improvisierten Siedlungen sind meist auf Berghöhen errichtet und bestehen aus Wohnwagen. Auch nach israelischem Gesetz sind sie illegal, werden aber gelegentlich rückwirkend legalisiert.
Nach internationalem Recht ist jede Siedlungstätigkeit in militärisch besetzten Gebieten illegal. Israel hatte während des Sechs-Tage-Krieges 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute inmitten drei Millionen Palästinensern rund 700'000 israelische Siedler. 1993 waren es laut Peace Now noch 250'000. (dpa)
16:37 Uhr
DONNERSTAG, 4. JULI
Nach Tötung eines Kommandeurs: Hisbollah greift Israel an
Die libanesische Hisbollah feuert als Reaktion auf die Tötung eines hochrangigen Kommandeurs nach eigenen Angaben mehr als 200 Raketen und 20 Drohnen auf Israel ab. Nach Angaben des israelischen Militärs soll der Getötete für eine Abteilung zuständig gewesen sein, die für den Abschuss von Raketen auf Israel verantwortlich war.
Die vom Iran unterstützte Hisbollah will erst mit dem Beschuss auf Israel aufhören, wenn es eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gibt. Die Hisbollah handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der palästinensischen Islamistenorganisation Hamas. Die «Libanon-Front» sei eine «Unterstützungsfront», wie Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah immer betont. (dpa)
12:48 Uhr
Donnerstag, 4. JULI
Israelische Delegation nach Ägypten gereist
Eine hochrangige israelische Verhandlungsdelegation ist laut informierten Kreisen am Flughafen Kairo in Ägypten eingetroffen. Die israelischen Vertreter seien von ägyptischen Sicherheitsbeamten empfangen worden, hiess es. Bei dem mehrstündigen Besuch in Ägypten gehe es darum, Wege zu einem Abkommen für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sowie zur Freilassung von im Oktober aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln zu finden. Der israelische Regierungssprecher wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem Besuch äussern. (dpa)
21:53 Uhr
MITTWOCH, 3. JULI
Israel soll Hamas-Vorschlag für Geisel-Deal erhalten haben
Israel prüft eigenen Angaben zufolge einen Vorschlag der Hamas für ein Abkommen für eine Waffenruhe sowie die Freilassung weiterer Geiseln. Die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten hätten dem israelischen Verhandlungsteam einen Entwurf der Islamistenorganisation vorgelegt, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mit. Israel will demnach den Vermittlern nach der Prüfung des Vorschlags seine Antwort übergeben.
Die Hamas teilte mit, mit den Vermittlern «einige Ideen» auszutauschen, um ein Ende des Kriegs zu erreichen. Der Inhalt des Hamas-Vorschlags war zunächst nicht bekannt, auch inwieweit er vom zuletzt diskutierten Plan abweicht.
Bereits seit Monaten laufen Bemühungen, durch indirekte Verhandlungen Israel zu einer Waffenruhe im Gazastreifen und die Hamas zur Freilassung israelischer Geiseln aus ihrer Gewalt zu bewegen - bislang ohne Erfolg. Ende Mai hatte US-Präsident Joe Biden einen dreistufigen Plan vorgestellt, die Hamas hatte jedoch nicht zugestimmt und Änderungen gefordert.
Bislang scheiterte ein Abkommen vor allem daran, dass die Hamas ein vollständiges Ende des Gaza-Kriegs fordert, Israel dies jedoch ablehnt. (dpa)
16:46 Uhr
MITTWOCH, 3. JULI
Israel tötet militante Islamisten im Westjordanland
Bei einem Militäreinsatz der israelischen Armee im Westjordanland sind palästinensischen und israelischen Angaben zufolge vier Männer getötet worden. Der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) teilte mit, es handle sich um Mitglieder der Terrororganisation. Laut dem Gesundheitsministerium in Ramallah waren die Getöteten zwischen 20 und 24 Jahre alt.
Israels Armee bestätigte den Einsatz in einem Flüchtlingsviertel in Tulkarem im Nordosten des Westjordanlands. Ein Fluggerät der Armee «traf eine Terrorzelle in der Gegend von Nur Schams», wie das Militär mitteilte. Dabei seien vier Männer getötet worden, «die ein wichtiger Teil der Terrorinfrastruktur in Nur Schams waren». Die Gruppe versuchte demnach Sprengsätze zu platzieren, als der israelische Angriff sie traf. Die Sprengsätze seien platziert worden, um israelische Soldaten anzugreifen, die in der Gegend im Einsatz waren. Anwohner berichteten, eine Drohne habe eine Rakete auf die Männer abgefeuert.
Israelische Medien meldeten, der Angriff habe sich rund 100 Meter entfernt von einem Ort ereignet, an dem am Montag ein israelischer Soldat durch eine am Strassenrand platzierte Bombe getötet wurde. Bewaffnete Gruppen im Westjordanland verstecken häufig Sprengsätze an Strassen, um israelische Einsatzkräfte bei ihren regelmässigen Razzien anzugreifen.
Das Gesundheitsministerium in Ramallah teilte weiterhin mit, in Dschenin sei ein 23 Jahre alter Palästinenser bei einem israelischen Einsatz ums Leben gekommen. Palästinensischen Berichten zufolge wurde der Militante von einer israelischen Spezialeinheit gezielt getötet. Das Militär war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. (dpa)
16:23 Uhr
MITTWOCH, 3. JULI
Israel erklärt grosse Fläche im Westjordanland zu Staatsland
Israels Zivilverwaltung hat rund 1270 Hektar im Westjordanland zu israelischem Staatsland erklärt. Das entspricht einer Fläche von fast 13 Quadratkilometern. Die israelische Menschenrechtsorganisation Peace Now sprach von der grössten Landnahme seit dem Osloer Friedensvertrag, den Israelis und Palästinenser 1993 unterzeichnet hatten. Das entsprechende Dekret zur Inbesitznahme habe die zuständige israelische Regierungsbehörde im Westjordanland bereits im Juni unterzeichnet. Der Beschluss sei aber erst heute veröffentlicht worden.
Insgesamt seien in diesem Jahr bereits 2370 Hektar (fast 24 Quadratkilometer) zu Staatsland erklärt worden. «Die Erklärung von Staatsland ist eine der wichtigsten Methoden, mit denen der Staat Israel versucht, die Kontrolle über Land in den besetzten Gebieten durchzusetzen. Land, das als Staatsland deklariert wurde, gilt in den Augen Israels nicht mehr als Privatbesitz von Palästinensern. Sie werden daran gehindert, es zu nutzen. Darüber hinaus verpachtet Israel Staatsland ausschliesslich an Israelis», so Peace Now. Demnach sei ein grosser Teil des Gebiets zuvor etwa als Naturschutzgebiet ausgewiesen gewesen.
Israels rechts-religiöse Führung treibt den Siedlungsbau trotz internationaler Kritik voran. Laut der israelischen Menschenrechtsorganisation Peace Now wurden seit Amtsantritt der Regierung Ende 2022 so viele neue israelische Wohneinheiten im besetzten Westjordanland genehmigt wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnung durch die Organisation im Jahr 2012. 2024 sei ein Rekordjahr der Landnahme. (dpa)
13:06 Uhr
MITTWOCH, 3. JULI
Zwei Menschen bei Messerangriff in Israel schwer verletzt
Bei einer Messerattacke in einem Einkaufszentrum im Norden Israels sind zwei Menschen schwer verletzt worden. Ein 20 Jahre alter Mann befinde sich in kritischem Zustand, teilte Israels Rettungsdienst Magen David Adom mit. Der mutmassliche Täter wurde laut Polizei getötet. Seine Identität sei derzeit nicht bekannt. Die Polizei sprach von einem «mutmasslichen Terroranschlag» in Karmiel. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, die beiden Opfer seien in ein Krankenhaus gebracht worden. Das Motiv für den Angriff war zunächst unklar. (dpa)
11:44 Uhr
MITTWOCH, 3. JULI
Israel tötet militante Islamisten im Westjordanland
Bei einem Militäreinsatz der israelischen Armee im Westjordanland sind palästinensischen Angaben zufolge vier Männer getötet worden. Der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) teilte mit, es handle sich um Mitglieder der Terrororganisation. Laut dem Gesundheitsministerium in Ramallah waren die Getöteten zwischen 20 und 24 Jahre alt.
Israels Armee bestätigte den Einsatz in einem Flüchtlingsviertel in Tulkarem im Nordosten des Westjordanlands. Ein Fluggerät der Armee «traf eine Terrorzelle in der Gegend von Nur Schams», wie das Militär mitteilte. Die Terrorgruppe soll einen Sprengsatz platziert haben, als der israelische Angriff sie traf. Anwohner berichteten, eine Drohne habe eine Rakete auf die Männer abgefeuert.
Israelische Medien meldeten, der Angriff habe sich rund 100 Meter entfernt von einem Ort ereignet, an dem am Montag ein israelischer Soldat durch eine am Strassenrand platzierte Bombe getötet wurde. Bewaffnete Gruppen im Westjordanland verstecken häufig Sprengsätze an Strassen, um israelische Einsatzkräfte bei ihren regelmässigen Razzien anzugreifen. (dpa)
06:08 Uhr
Mittwoch, 3. Juli
Israels Militär: «Haben in Rafah 900 Terroristen getötet»
Bei ihrer Offensive in Rafah im Süden des Gazastreifens haben die israelischen Streitkräfte nach eigenen Angaben über 900 Terroristen getötet. «Darunter mindestens einen Bataillonskommandeur, viele Kompaniekommandeure und zahlreiche Kämpfer», sagte Generalstabschef Herzi Halevi am Dienstag bei einem Truppenbesuch am Grenzübergang Kerem Schalom. «Wir konzentrieren uns jetzt auf die Zerstörung der terroristischen Infrastruktur, was Zeit braucht. Es handelt sich um einen langen Einsatz, denn wir wollen Rafah nicht mit einer intakten terroristischen Infrastruktur verlassen.»
In der nächsten Phase werden die israelischen Streitkräfte ihre Taktik ändern, wie Halevi ankündigte. Ziel sei es, den Gegner zu zermürben und die Mission zu erfüllen. «Wir brauchen Willenskraft, Geduld und Ausdauer, dann werden die Ergebnisse in der Zukunft für sich selbst sprechen», sagte der Generalstabschef. (dpa)
21:18 Uhr
DIENSTAG, 2. JULI
Palästinenser melden: Tote bei Angriffen im Gazastreifen
Bei israelischen Angriffen auf Ziele im Gazastreifen sind palästinensischen Angaben zufolge mindestens 31 Menschen getötet worden. Allein in der Stadt Gaza seien 17 Palästinenser ums Leben gekommen, hiess es aus medizinischen Kreisen des Küstengebiets. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen.
Bei Angriffen im Süden des Küstengebiets wurden acht Menschen getötet, hiess es aus medizinischen Kreisen weiter.
Israels Armee hatte zuvor mitgeteilt, nach Raketenbeschuss auf israelische Ortschaften aus dem Gebiet in der Nacht Ziele angegriffen zu haben. Bewohner östlicher Viertel der Stadt Chan Junis wurden demnach zuvor aufgefordert, die Gegend zu verlassen. Die Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ) reklamierte den Angriff auf israelische Grenzorte mit rund 20 Raketen am Vortag für sich.
Auch andernorts im Gazastreifen setzte die Armee eigenen Angaben zufolge die Kämpfe fort. Das Militär meldete auch den Tod zweier Soldaten bei einem Einsatz in dem Gebiet. Ein weiterer Soldat sei dabei zudem schwer verletzt worden.
Nach Darstellung der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mindestens 37 925 Menschen im Gazastreifen getötet und weitere 87 141 verletzt. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten und lassen sich nicht unabhängig überprüfen. (dpa)
18:49 Uhr
Dienstag, 2. Juli
Toter nach Angriff im Libanon – Hisbollah feuert Raketen auf Israel
Bei einem mutmasslich israelischen Angriff auf den Süden des Libanons ist örtlichen Angaben zufolge ein Mann getötet worden. Das Opfer sei ein Zivilist, hiess es aus libanesischen Sicherheitskreisen und von der örtlichen Nachrichtenagentur NNA. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen.
Die proiranische Hisbollah-Miliz teilte mit, als Vergeltung für die Tötung des Zivilisten Dutzende Raketen auf einen Militärstützpunkt im israelischen Grenzort Kirjat Schmona abgeschossen zu haben. Israels Militär berichtete von rund 15 Raketen, die auf die Gegend gefeuert worden seien. Zehn Geschosse seien abgefangen worden. Berichte über Verletzte gab es demnach zunächst nicht. Israels Armee teilte weiterhin mit, sie habe eine Militäranlage der Hisbollah angegriffen. (dpa)
21:42 Uhr
MONTAG, 1. JULI
Netanyahu: Armee der Hamas bald nicht mehr existent
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sieht die Hauptphase im Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen vor einem baldigen Abschluss. «Wir bewegen uns auf das Ende der Phase der Zerschlagung der Terror-Armee der Hamas zu», sagte er in Jerusalem bei einem Empfang für Kadetten der Nationalen Verteidigungsakademie. «Wir werden damit fortfahren, ihre Überreste zu bekämpfen.»
Netanyahu hatte zuvor die Gaza-Division besucht, die derzeit in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens im Einsatz ist. Er habe dort «sehr beträchtliche Fortschritte» gesehen, sagte er. Die Offensive in Rafah an der Grenze zu Ägypten gilt der Zerschlagung der letzten grösseren Kampfverbände der Hamas. In Form von kleineren Trupps bleibt die islamistische Miliz allerdings weiterhin militärisch aktiv.
Die Worte des israelischen Regierungschefs deuten darauf hin, dass die grosse Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen bald enden könnte. Das würde aber nicht unbedingt ein Ende des militärischen Engagements Israels im Gazastreifen bedeuten. Netanyahu und hohe Militärs wiesen öfter darauf hin, dass israelische Truppen auch nach der Phase der intensiven Kämpfe an strategischen Stellen im abgeriegelten Küstengebiet verbleiben würden. Darunter fiele vor allem der sogenannte Philadelphi-Korridor, ein 14 Kilometer langer, schmaler Streifen, der bei Rafah auf der Gaza-Seite entlang der Grenze zu Ägypten verläuft.
20:24 Uhr
MONTAG, 1. JULI
Iranischer General droht Israel mit neuem Raketenangriff
Ein hochrangiger iranischer General droht dem Erzfeind Israel mit einem gewaltigen neuen Raketenangriff. Laut Staatsmedien wählte General Amir Ali Hadschisadeh, Kommandeur der Luftstreitkräfte der iranischen Revolutionsgarden, bei einer Veranstaltung in Teheran scharfe Worte.
Vor wenigen Monaten standen beide Länder am Rande eines grossen regionalen Kriegs. Hunderte Drohnen und Raketen hatten die Revolutionsgarden bei einer Operation mit dem Titel «Aufrichtiges Versprechen» am 13. April auf Israel abgefeuert. Hintergrund der Attacke war ein mutmasslich israelischer Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle getötet wurden.
Hadschisadeh sagte nun, er hoffe auf die Gelegenheit einer zweiten solchen Operation. «Ich weiss nicht, wie viele Raketen dafür erforderlich sein werden», fügte er hinzu. Die Drohung dürfte im Zusammenhang mit den jüngsten Spannungen zwischen Israel und dem Libanon stehen. Erst am Wochenende hatte die iranische UN-Mission im Falle einer Eskalation zwischen Israels und der Hisbollah-MIliz mit einem «vernichtenden Krieg» gedroht. (dpa)
17:35 Uhr
MONTAG, 1. JULI
Entrüstung nach Freilassung von Chef der Schifa-Klinik
Nach mehr als siebenmonatiger Haft hat Israel den Direktor des Schifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza, Mohammed Abu Salamija, freigelassen. Die Entscheidung beruhe auf Empfehlungen des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet und der Militäraufklärung, berichteten israelische Medien unter Berufung auf Sicherheitskreise. In Israels Öffentlichkeit löste sie einen Sturm der Entrüstung aus, weil Salamija mit terroristischen Aktivitäten der islamistischen Hamas in Zusammenhang gebracht wird.
Israelische Truppen hatten Salamija im November vergangenen Jahres festgenommen, nachdem sie den weiträumigen Komplex des grössten Krankenhauses im Gazastreifen unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Teile des Krankenhauses soll die Hamas nach israelischer Darstellung jahrelang als Rückzugsort und Waffenlager genutzt haben. Nach der Eroberung des Komplexes stiessen die Israelis auf Bunker und Tunnels direkt unter der Klinik. Auch sollen israelische Geiseln zeitweise im Schifa-Krankenhaus festgehalten worden sein.
Salamija wurde am Montagmorgen in einer Gruppe von 50 palästinensischen Gefangenen aus israelischen Haftzentren entlassen und in den Gazastreifen gebracht. Nach seiner Freilassung erklärte er, dass palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen physisch und psychisch misshandelt würden. Einige seien sogar an den Folgen von Misshandlungen gestorben. (dpa)
13:34 Uhr
Montag, 1. Juli
20 Raketen aus Gaza - Israel schiesst zurück
Israel ist nach Angaben seiner Armee vom Gazastreifen aus mit rund 20 Raketen beschossen worden. Einige seien von der Raketenabwehr abgefangen worden, andere in offenes Gelände eingeschlagen. Verletzte habe es nicht gegeben, betonte die Armee. In Orten nahe der Grenze zum Gazastreifen gab es Luftalarm, die Menschen mussten binnen weniger Minuten in die Schutzräume hasten.
Israelische Medien sprachen von einem der heftigsten Angriffe seit geraumer Zeit. Die Abschussorte der Raketen seien von der israelischen Artillerie unter Feuer genommen worden, teilte die Armee mit. Die Berichte liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. ( dpa )
09:26 Uhr
Montag, 1. Juli
Soldaten bei Drohnenangriff verletzt
Bei einem Drohnenangriff auf die nördlichen Golanhöhen wurden nach Angaben der israelischen Armee 18 ihrer Soldaten verletzt. Einer von ihnen sei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, teilte das Militär mit. Die Luftwaffe habe als Reaktion auf den Angriff Stellungen der proiranischen Hisbollah-Miliz im Südlibanon attackiert. Dabei sei auch eine Abschussrampe bombardiert worden, von der ein Projektil auf den Norden Israels abgefeuert worden sei. Zusätzlich habe die eigene Artillerie in mehreren Gebieten im Südlibanon «Bedrohungen beseitigt». Unabhängig überprüfen liessen sich die Angaben nicht. ( dpa )
09:16 Uhr
Montag, 1. Juli
Tausende ultraorthodoxe Juden protestieren gegen Wehrpflicht
In Israel eskaliert der Streit um die Einführung der Wehrpflicht für ultraorthodoxe Juden. Tausende streng religiöse Männer protestierten gestern in Jerusalem wutentbrannt gegen die gerichtlich verfügte Verpflichtung zum Wehrdienst in der israelischen Armee. Laut örtlichen Medienberichten kam es am Abend in der Stadt zu gewaltsamen Zusammenstössen mit der Polizei. Mit berittenen Beamten und einem Wasserwerfer gingen die Einsatzkräfte demnach gegen aufgebrachte Demonstranten vor.
Nach Angaben der Polizei flogen aus den Reihen der schwarz gekleideten streng religiösen Männer Steine und Gegenstände auf die Beamten, Mülltonnen brannten. Mehrere Polizisten seien verletzt worden, berichtete die «Times of Israel» in der Nacht. Fünf Randalierer seien festgenommen worden. Auslöser der wütenden Proteste war ein kürzlich ergangenes Urteil des höchsten Gerichts des jüdischen Staates, wonach fortan auch ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst in der Armee verpflichtet werden müssen. Das Urteil erfolgte vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges und des Konflikts mit der Hisbollah-Miliz im Libanon.
«Wir werden sterben»
Die Demonstranten trugen laut der «Times of Israel» Schilder mit der Aufschrift «Wir werden nicht in die feindliche Armee eintreten» und «Wir werden sterben» statt in der Armee zu dienen. Die Ultraorthodoxen empfinden den Militärdienst als Bedrohung ihres frommen Lebensstils, auch weil Frauen und Männer gemeinsam dienen. Männer müssen in Israel regulär drei Jahre, Frauen zwei Jahre Wehrdienst leisten. Jahrzehntelang galten Ausnahmen für ultraorthodoxe Männer bei der Wehrpflicht. Diese liefen aber vor drei Monaten aus.
Das Urteil des höchsten Gerichts gilt als schwerer Rückschlag für die rechtsreligiöse Regierung des Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Das Thema Wehrpflicht war zuletzt immer mehr zu einer Zerreissprobe für seine Koalition geworden. Beobachter sehen die Stabilität des Bündnisses durch den Streit gefährdet, weil sich die Regierung auch auf streng religiöse Partner stützt, die eine Einberufung junger Männer aus ihrer Gemeinschaft strikt ablehnen. ( dpa )