Owen Killian ist der Chef des Backwarenkonzerns Aryzta, früher als Hiestand bekannt. Er hat im vergangenen Geschäftsjahr 8,6 Millionen Franken ausbezahlt bekommen, das Dreieinhalbfache des Vorjahres und notabene mehr als ABB-Konzernchef Joe Hogan. Genau das Gleiche gilt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, für die gesamte Aryzta-Geschäftsleitung. Sie kostet die Aktionäre nun über 22 Millionen Franken. Der frühere «Gipfeli»-Konzern leistet sich ein Management, das halb so teuer ist wie die Geschäftsleitung von Novartis. Rund 6,5 Prozent des erwirtschafteten Gewinns gönnt der Aryzta-Verwaltungsrat nicht den Aktionären, sondern dem Management.
Eine Analyse der az bei einer Reihe von Schweizer Unternehmen zeigt: Der Anteil von 6,5 Prozent fürs Aryzta-Management ist hoch, aber im Gegensatz zu Killians Entschädigung nicht exorbitant hoch. Diverse Firmen lassen sich ihr Management gemessen am Reingewinn noch deutlich mehr kosten (siehe Tabelle).
Bei Arbonia geht ein Drittel ans Management
Obenaus schwingt in der Auswahl der Bauzulieferer Arbonia Forster. Er schüttet über einen Drittel des Reingewinns an die Geschäftsleitungsmitglieder aus. Ebenfalls zweistellige Anteile verwendeten Vögele, Calida, Dottikon, Nobel Biocare, Publigroupe und Implenia für die Entschädigungspakete ihrer Spitzenmanager. Zum Vergleich: Bei Nestlé, Novartis, Migros, Post und Coop bekommen die obersten Manager unter einem Prozent des Gewinns.
Die Ergebnisse der az-Analyse rücken die politische Debatte um «Abzocker-Löhne» in ein neues Licht. Bislang wurden einzig exorbitant hohe Einzelentschädigungen angeprangert. Der Zorn und das Unverständnis von Bevölkerung und Politik konzentrierten sich auf die absolute Höhe der Multi-Millionen-Saläre von Novartis-Präsident Daniel Vasella oder CS-Chef Brady Dougan. Vasella reagierte auf die Kritik immer gleich: Ob er 10 oder 20 Millionen erhalte, falle angesichts der Gewinne von Novartis nicht ins Gewicht. Tatsächlich könnte Novartis die Kaderlöhne verzehnfachen, der Pharmariese gehörte noch immer zu den Firmen, die den Managern einen kleinen Gewinnanteil ausschüttete.
Tendenziell deutlich mehr
Fakt ist: Die Verwaltungsräte kleinerer Firmen gönnen ihren Top-Managern relativ zum Gewinn tendenziell deutlich mehr als die Aufsichtsorgane der ganz grossen Konzerne. Bei den «Kleinen» sind die absoluten Saläre zwar kleiner, nicht aber die Entschädigungen relativ zum Gewinn.
«Im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung entpuppen sich damit vermeintliche ‹Abzocker› eher als massvolle Sachwalter der Aktionärsinteressen», schreibt Robert F. Göx, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Freiburg, in der «NZZ». Statt einer absoluten Maximalhöhe für Managerlöhne schlägt Göx eine relative Schranke vor. Sie dürfte sicher nicht über 2 Prozent liegen.