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Rückblick

30 Jahre «Arena»: Ein fliehender Professor, eine heimliche Heldin und viele Erinnerungen

Die «Arena» von Freitag war etwas für Nostalgiker. Mit Ausschnitten aus dem Archiv wurde das 30-jährige Bestehen der Sendung gefeiert. 5 denkwürdige Momente aus 30 Jahre «Arena».
Professor Dieter Freiburghaus verlässt das «Arena»-Studio: Einer von vielen denkwürdigen Momenten in der 30-jährigen Geschichte der Sendung.
Bild: Bild: Screenshot: SRF

In der letzten Sendung vor der Sommerpause feierte die «Arena»-Familie sich selbst. Grund dafür: Das 30-jährige Bestehen der Politsendung. Anwesend im Studio 8 am Leutschenbach waren alle Personen, welche die Sendung bis jetzt moderiert haben. Sie blickten auf die denkwürdigsten Momente der vergangenen Jahre zurück.

Zusätzlich diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Jungparteien über aktuelle Themen. Der Politnachwuchs machte seine Sache ganz ordentlich – besonders Tina Deplazes von der Mitte. Man wird sicher noch viel von ihnen hören, doch in diesem Review beschränken wir uns auf die Highlights von 30 Jahre «Arena». Eine Jubiläumssendung gibt es schliesslich nicht jeden Freitag.

1. Rainer E. Gut: «Pissoirwand der Nation»

Bild: Bild: Screenshot: SRF

Beginnen wir mit einer unvergessenen Aussage von Rainer E. Gut. In einer Sendung mit Moderator Urs Leuthard im Jahr 2005 beschwerte sich der Wirtschaftskapitän darüber, wie er von der Öffentlichkeit behandelt wird. «Irgendwie wird man in der Unternehmerwelt, in einer verantwortungsvollen Position, fast zum Freiwild. Man wird zur Pissoirwand der Nation», ärgerte sich Gut.

Er wisse bis heute nicht, ob Gut bewusst den Begriff «Pissoirwand der Nation» benutzt habe, oder ob ihm dieser herausgerutscht sei, sagte Urs Leuthard am Freitag in der «Arena». Es sei sowieso schwierig, Manager in die «Arena» zu bekommen, als dann Gut gekommen sei und sogar noch diese Aussage gemacht habe, sei das «sehr eindrücklich gewesen», so Leuthard.

2. Blocher trifft auf Widmer-Schlumpf

Bild: Bild: Screenshot: SRF

Oft in der «Arena» zu Gast war auch Christoph Blocher. Besonders gross war die Aufregung, als der SVP-Doyen im Jahr 2008 nach seiner Abwahl als Bundesrat auf seine Nachfolgerin Eveline Widmer-Schlumpf traf. Der damalige Moderator Reto Brennwald hatte alle Hände voll zu tun und konnte die Diskussionsteilnehmer kaum beruhigen. Die Sendung sei «historisch» gewesen, meinte Brennwald am Freitag, er wisse nicht, ob es sonst jemals so «turbulent» gewesen sei.

«Die Sendung war grauenvoll», erinnerte sich Marianne Gilgen. Sie war damals Redaktionsleiterin. «Es waren so viele Medien hier. Die kannten nichts. Alle wollten das beste Bild und standen mir auf die Füsse.» In der Sendung ging es übrigens gar nicht um die Abwahl, sondern um die Einbürgerungsinitiative. Trotzdem schalteten 800’000 Personen an jenem Mai-Abend im Jahr 2008 den Fernsehsender ein, um den Schlagabtausch zwischen Widmer-Schlumpf und Blocher mitzuverfolgen.

3. Mario Corti: «Ich bin nicht Hobbypilot»

Bild: Bild: Screenshot: SRF

2001 war das Jahr des Swissair-Groundings. Im März übernahm Mario Corti den Chefsessel und wurde Verwaltungsratspräsident. Nur wenige Stunden nach seiner Ernennung kam er in die «Arena», wo er auf Moderator Patrick Rohr traf. Dieser stellte ihm die Frage, weshalb er als «Hobbypilot» der richtige Mann für die Rettung der Swissair sei. Corti entgegnete trocken: «Ich bin nicht Hobbypilot, sondern habe das Berufspiloten-Brevet.»

Heute kann Rohr über diesen Fauxpas lachen. Er habe erst am Morgen um 8 Uhr erfahren, dass Corti das Ruder übernehme, erklärte er am Freitag in der «Arena». Daher sei ihm nur wenig Zeit geblieben, sich für die Sendung vom Abend vorzubereiten. «Wir mussten alles umstellen und neu recherchieren. Offenbar ist die Recherche nicht tief genug gegangen, dass ich herausgefunden habe, dass er Berufspilot ist.»

4. Kaspar Villiger alleine im Ring

Bild: Bild: Screenshot: SRF

In der Geschichte der «Arena» gab es bisher nur eine Moderatorin. Es habe bisher mehr Moderatoren mit dem Vornamen Urs gegeben als Frauen, stellte Patti Basler korrekterweise fest. Die einzige ehemalige «Arena»-Dompteurin ist Sonja Hasler und sie traf im Februar 2010 auf Kaspar Villiger. Der Alt-Bundesrat amtierte zu dieser Zeit als Verwaltungsratspräsident der UBS. Der Freisinnige wagte sich für die Sendung alleine in den inneren Ring und wurde von allen Seiten mit Kritik eingedeckt. Darauf meinte er: «Ich habe für den Frust viel Verständnis. Ich habe aber weniger Verständnis dafür, dass ihr immer mich anheult. Ich kann wirklich nichts dafür.»

Sie habe Villiger davon abgeraten, alleine in die Mitte zu stehen, erzählte Hasler am Freitag. Dieser habe aber an seinem Plan festgehalten. In der Sendung habe es dann «gehäscheret» von allen Seiten. Besonders die Voten der damaligen FDP-Fraktionschefin Gabi Huber hätten Villiger «irritiert». Sogar sie habe über Boni diskutieren wollen. Es sei damals mehr oder weniger über das Gleiche debattiert worden, wie jetzt nach der Übernahme der Credit Suisse, so Hasler.

5. Dieter Freiburghaus verlässt das Studio

Bild: Bild: Screenshot: SRF

Am Freitagabend ebenfalls anwesend war Jonas Projer. Dieser erlebte im März 2016 eine spezielle Situation, als Professor Dieter Freiburghaus seine Unterlagen packte und kurzerhand das Studio verliess. Wenig später kehrte er wieder zurück. Es ging damals um die Masseneinwanderungsinitiative.

«In dieser Szene gab es zwei Heldinnen und Helden», sagte Projer am Freitag. Zum einen die Aufnahmeleiterin, die hinter der Kulisse den Professor beruhigt habe. Und zum anderen der Professor selber. «Es braucht einiges an Grösse, um herauszulaufen und dann die Bescheidenheit zu haben, wieder zurückzukehren. Das hat mir Eindruck gemacht.»

Die genannte Aufnahmeleiterin und heimliche Heldin befand sich am Freitag ebenfalls im Studio. «Ich habe ihn beruhigt und ihn gefragt, was er hat», erzählte sie. «Ich gab ihm dann einen Schubs und er ging wieder hinein.»

«Arena»-Sommerpause bis zum 25. August

Zum Schluss der gestrigen Sendung meinte der erste «Arena»-Moderator Filippo Leutenegger, dass sich die Debatten- und Streitkultur in den vergangenen 30 Jahren gar nicht so geändert habe. An die Jungpolitiker gerichtet, sagte er: «Wir müssen die Meinung der anderen Seite anhören.» Das sei manchmal fast unerträglich und führe dazu, dass es in der «Arena» hin und wieder zu einer Explosion käme. Aber es sei bei Weitem besser, wenn diese im Rahmen der Politsendung passiere als draussen auf der Strasse.

Für Zündstoff ist auch in den nächsten «Arena»-Sendungen gesorgt, zumal die Parlamentswahlen vor der Tür stehen. Doch bis es so weit ist, dauert es noch eine Weile. Bis zum 25. August ist «Arena»-Sommerpause.