Dass ein höchst moderner Autor und dazu noch ein linker, als der Walser jahrzehntelang galt, ein Heimatdichter sein soll, kann doch wohl nur ironisch gemeint sein. Ist es aber nicht. Wenn das Wort «Heimat» Provinz, wirklichkeitsfremdes Aussenseitertum heisst oder wenn es gar mit dem Zusatz «tümelei» verwendet wird, dann freilich ist Martin Walser so wenig ein Heimatdichter, wie es etwa ein Jeremias Gotthelf im 19. Jahrhundert war. Wenn aber «Heimat» jener Lebensraum ist, aus dem ein Dichter seine Figuren ‹holt›, in dem er sie wurzeln lässt, der für ihn zum «Modell der Welt» wird, um ein Wort Dürrenmatts zu bemühen, dann war Martin Walser sehr wohl ein Heimatdichter. Und dazu hat er sich auch immer bekannt. Am deutlichsten wohl 1973, als er in einem Rundfunkgespräch gestand, wie gerne er ein Heimatschriftsteller wäre. Er sehe darin einen Ehrentitel. Dann aber auch fünf Jahre später, im gleichen Jahre, in dem seine Bodenseenovelle «Ein fliehendes Pferd» erschien, in «Heimatlob», einem Bodensee-Buch, das eine Liebeserklärung Walsers an die Bodenseeregion und ihre Bewohner war.
Weiterlesen?
Dieser Inhalt ist nur mit einem Digital-Abo sichtbar.