
Es ist alles mindestens gigantisch. Natürlich bricht Taylor Swift wieder Rekorde. Teilweise auch jene, die sie zuvor bereits selbst gehalten hat. Der Streaming-Dienst Spotify widmete dem amerikanischen Superstar gleich mehrere Beiträge in sozialen Medien. Unter anderem einen für den meistgestreamten Song an einem einzelnen Tag.
Bis am Sonntag hatte «The Fate of Ophelia» bereits über 31 Millionen Plays alleine bei Spotify. Das ist allerdings auch der erste Songs des Albums, das am vergangenen Freitag erschienen ist. Mit zunehmender Spieldauer nehmen die Hörerzahlen ab. Der zwölfte Track setzt den Schlusspunkt. Er wurde rund 18 Millionen Mal abgespielt.
Gehen wir grosszügig von durchschnittlich 25 Millionen Klicks pro Song aus, kommen wir auf 300 Millionen abgespielte Lieder. Umgerechnet dürfte Swift pro eine Million Wiedergaben rund 4000 Franken bekommen, das macht zusammengerechnet 1,2 Millionen Franken. In etwas mehr als 24 Stunden. Allerdings: Bei Liedern mit Streamingzahlen von über 3 Milliarden («Cruel Summer») wirkt das beinahe wie Peanuts.
Auf jeden Fall ist «The Life of a Showgirl» 2025 das meistgestreamte Album an einem Tag. Das konnte Spotify bereits am Mittag vermelden. Sie brauchte also nicht einmal die Hälfte eines Tages, um den Tagesrekord zu brechen. Das ist tatsächlich beeindruckend.
Den eigenen Rekord geknackt
Wie gross Taylor Swift geworden ist, ist auch daran festzumachen, dass keine Singles vorab erschienen sind. Normalerweise sind Vorab-Veröffentlichungen matchentscheidend im Aufmerksamkeitsspiel des Musikgeschäfts. Nur wer ständig präsent ist, bekommt den Platz an der Klick-Sonne. Oftmals ist darum bei vielen Künstlerinnen und Künstlern der Grossteil der Lieder bereits bekannt, noch bevor das Album erscheint.
Swift hat das offensichtlich nicht nötig. Nachdem sie «The Life of a Showgirl» im Podcast ihres Verlobten Travis Kelce angekündigt hatte, wurde das Album auf dem grössten Streamingdienst fleissig gepresavt. Über 6 Millionen User kündigten vorab ihr Interesse am Album an - damit übertraf Swift ihre eigene Bestmarke. Bislang gehört der Podiumsplatz ihrem letzten Album «The Tortured Poets Department».
Solche Vormerkungen helfen vor allem, die Reichweite zu vergrössern und den Algorithmus zu füttern. Hier manifestiert sich eine der bedenklichen Entwicklungen von Spotify und Co.: Grosses wird immer noch grösser, während es für die vielen kleineren Musikerinnen und Bands immer schwieriger wird, Aufmerksamkeit zu bekommen.
Über fehlende Aufmerksamkeit kann sich die derzeitige Pop-Königin Swift sicher nicht beklagen. Kaum ein Medium kam ohne eine Besprechung ihrer neuen Platte aus. Doch wo sonst oft Wellen der Begeisterung oder zumindest Verneigungen vor dem Superstar zu lesen waren, gibt es dieses Mal mehr kritische Stimmen. Auch diese Zeitung zog ein durchzogenes Fazit über die zwölf Songs.
Bemängelt wird dabei vor allem die fehlende Dringlichkeit. Es hat auffällig viele Happy-Liebessongs auf der Platte – Swift ist frisch verlobt. Leider schreibt Herzschmerz oft die besseren Lieder als Schmetterlinge im Bauch. Vielleicht erklärt das auch, warum Swift einen Rekord (noch) nicht geknackt hat: Adele hat mit ihrem Schmachtfetzen «25» in Amerika derzeit noch mehr Alben verkauft in einer Woche (physische Alben und Downloads). Die Britin kommt auf 3,3 Millionen Exemplare, Swift auf 2,7 Millionen.