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Hochschule Luzern - Musik

«Szenenwechsel»-Festival: Furioser Auftakt mit Big Band und Gästen

Der norwegische Saxofonist Marius Neset riss im Luzerner Saal des KKL die Big Band der Musikhochschule Luzern bis hin zur Latin-Party mit. 

Rissen die Big Band der Musikhochschule mit: Marius Neset (Saxofon) und Anton Eger (Schlagzeug) im Luzerner Saal des KKL.
Bild: Priska Ketterer

Der norwegische Saxofonist Marius Neset lässt sich nicht in Schubladen pressen. In den Medienmitteilungen der Musikhochschule Luzern, mit deren Big Band er am Freitag im KKL auftrat, wird er in einem Atemzug mit Jan Garbarek und dessen archetypischen, kühlen nordischen Saxofon-Sound genannt. An anderer Stelle lesen wir, dass Neset im Gegenteil auf diesen verzichtet und statt dessen seine Musik mit virtuosen Soli und einem aussergewöhnlichen Gespür für Sound würzt. In seinen Kompositionen sei er zudem von Django Bates und Frank Zappa ebenso beeinflusst wie von Bartók, Bach oder Strawinsky.

Nicht zuletzt mit dieser Mischung empfahl sich der Norweger für diesen Auftakt zum Festival «Szenenwechsel» der Musikhochschule. Denn dieses versammelt als Leistungsschau der Musikhochschule nächste Woche Konzerte aus den Bereichen Klassik, Jazz und Volksmusik.

Anderthalb Stunden lang hohes Energielevel

Tatsächlich fand im Konzert im Luzerner Saal etwas von alledem zusammen. Die Visitenkarte dafür war gleich zu Beginn ein ausgedehntes Solo, in dem Nezet viele Register zog: Im raschen Wechsel zwischen Tönen in tiefster und höchster Lage erzielte er mehrstimmige Strukturen mit Bass- und Melodielinien, wie man es von Bachs Werken für Violine solo kennt. Den Klangtüftler verrieten die bis zum schnaubenden Geräusch und zu flötenden Mehrklängen aufgefächerten Sounds. Und wenn nervös flackernde Rhythmen zu einem sogartigen Groove zusammenwuchsen, war rasch das hohe Energielevel erreicht, das das anderthalbstunden dauernde Set hindurch unvermindert anhielt.

Hochgetrieben wurde dieses Hochdruckmusizieren nicht nur von Nezets schwindelerregender Virtuosität, sondern auch vom zweiten Gast aus dem Norden, dem Schlagzeuger Anton Eger. Ein furioser Abend also, der über weite Strecken von den Soli des Starsaxofonisten geprägt wurde und der das Publikum im fast vollen Luzerner Saal schliesslich von den Stühlen riss.

Big-Band-Sound aufregend neu gedacht

Zu entdecken waren an diesem Abend allerdings nicht nur zwei famose Solisten. Auch der Big Band Sound selber wurde - in der Tradition dieser Formation der Musikhochschule - neu gedacht, wie deren Leiter David Grottschreiber bei der Begrüssung versprach. So führten ganz unterschiedliche Wege hin zu den atemraubenden Energiegipfeln und wurden die Mittel der Big Band vielfältig genutzt. Der klassische Einfluss zeigte sich in kammermusikalischen Strukturen, wenn sich Nezet mit dem Sopransaxofon ins glasklare Linienspiel der Holzbläser einfügte.

Die derart aufgesplitterten und auch etwas sperrigen Klangwelten wurden gekittet durch satte, harmonisch dicht geschichtete Sounds der Trompeten und Posaunen. Dass sich dadurch das Klangbild auch wieder dem vertrauten Bigband-Sound annäherte, passte zum inklusiven Charakter von Nezets Musik, die Muster aus verschiedenen Stilbereichen anklingen lässt und daraus eine eigene Sprache schafft. Darin hatten sogar, im Stück «Farewell», archaische schweifende, ekstatische in die Höhe getriebene und halliog ausgeweitete Klanglandschaften Platz, die dann doch an Garbarek erinnerten.

Am auffälligsten blieb dabei das rhythmisch-virtuose Element, das sich auch auf das Orchester übertrug. Die in der Big Band mitwirkenden Studenten (17 Männer, 2 Frauen) zeigten sowohl als Ensemble wie in den kürzeren Soli (Klavier: Jakob Reitinger) ihr topprofessionelles Niveau. Wie sich aber einzelne Spieler und Gruppen mit den virtuosen Soli von Nezet und den treibenden Grooves des Schlagzeugers verzahnten, war Extraklasse. Auch diesbezüglich ein Höhepunkt war das fröhliche, ja hymnische «Time to live», das das Konzert zu einer Art Latin-Party hochputschte. Da bescherte die Musik auch mal pures Glück.

Programm Festival «Szenenwechsel»
Die weiteren Konzerte des Festivals «Szenenwechsel» finden vom 2. bis 4. Februar statt. Das Spektrum reicht vom Gemeinschaftskonzert der Jungen Philharmonie Zentralschweiz mit dem Luzerner Sinfonieorchester (Do, 2. Februar, KKL) bis zu Improvisationen über nordische Volksmusik mit der Hardangerfiedelerin Benedicte Maurseth (Fr, 3. Februar, 19.30, Hochschule Luzern - Musik); www.hslu.ch

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