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Künzlis Beste

Stuwi Aebersolds Gross In Japan und Sarah Chaksads Large Ensemble haben die beste Musik des Monats November geliefert

Der Berner Meister-Gitarrist Stuwi Aebersold wagt mit 60 Jahren den Schritt als Frontmann ins Rampenlicht. Das Debüt seiner Band
Gross In Japan ist etwas vom Besten, das in diesem Jahr in Mundart-Songs gepackt wurde. Auf jeden Fall ist das Album unsere Nr. 1 im Monat November. Gleich dahinter folgt die Schweizer Bandleaderin Sarah Chaksads mit ihrem Large Ensemble, die sich auf ihrem neuen Album Together auf Spurensuche zu ihrer persischen Herkunft begeben hat. 
Gross in Japan: Stuwi Aebersold (Stimme, Gitarre), Tevfik Kuyas (Bass), Didi Meier (Gitarre, Stimme) Christof Jaussi (Schlagzeug, Stimme) (von links).
Bild: Zvg

1. Gross In Japan: Gross In Japan

Phon Roll war in den späten 80er- und 90er-Jahren die Lieblingsband von vielen. Die Radios spielten sie rauf und runter, Musikkritiker schwärmten und auch der Publikumszuspruch war gross. «Es ging ziemlich ab», erinnert sich der damalige Gitarrist Stuwi Aebersold, «wir waren eine ungehobelte Chaostruppe». Zusammen mit Züri West lieferte Phon Roll den Soundtrack dieser bewegten Jahre rund um die Berner Jugendunruhen, Zaffaraya und der Besetzung der Dampfzentrale. «Das war unsere Zeit. Sehr intensiv. Wir waren wie eine Familie, ein richtiger «Chlüngel», erzählt Aebersold. Er selbst wohnte damals mit Züri West-Gitarrist Küse Fehlmann an der Kramgasse. Oben wohnte Kuno Lauener, der mit der Phon-Roll-Sängerin Chessy Weaver liiert war und sie später heiratete. Phon Roll und Züri West traten oft im Doppelpack auf und Lauener wie auch Fehlmann waren als Produzenten für Phon Roll tätig.

Mittendrin Stuwi Aebersold. Der Gitarrist war so etwas wie das Herz von Phon Roll, Ideenlieferant, unglaublich Musik- und Band-dienlich. Das zeichnete ihn auch in der Band von Ray Wilko ab 1996 aus, bei TACO (The Alternative Country Organisation, 2000 – 2018) und heute in der Band von Steve Hophead. «Ich habe grossen Respekt vor ihm als Mensch und Gitarrist», sagt Fehlmann über seinen langjährigen Freund und Weggefährten, «er ist sehr musikalisch und stilsicher – ein toller Gitarrist mit einem ausgesprochenen Flair für Country und Americana. Ein Tüftler und Forscher, der sich über die Jahre kontinuierlich weiterentwickelt und neue musikalische Felder erarbeitet hat».

Stuwi Aebersold geniesst in Musikerkreisen einen formidablen Ruf. Er ist ein Kunsthandwerker mit einem akribischen Herangehen an die Musik. Aber auch einer, der bisher meist in der zweiten Reihe stand. Ein sogenannter musician’s musician. Erst jetzt, mit 60, wagt er endlich den Schritt als Frontmann ins grosse Rampenlicht. «Das Soloprojekt geisterte immer umher», betont Aebersold. Neben den Engagements in den bekannten Band trat er auch als Solokünstler auf und sang. Dazu schrieb er Mundartsongs, die er gut in der Schublade versorgt hatte. Die Zeit schien für ihn jedoch noch nicht reif zu sein.

Jetzt hat er sich doch noch ein Herz gefasst. «Lieber grandios scheitern als es nie versucht zu haben», sagt er heute. Gross In Japan heisst die Band in Anlehnung an den Song «Big In Japan» von Tom Waits (nicht zu verwechseln mit jenem der deutschen Band Alphaville). Mit dabei sind die Gesinnungsgenossen Didi Meier (Gitarre), Christof Jaussi (Schlagzeug) und Tevfik Kuyas (Bass). Und das Album, das diesen Freitag erscheint, ist ein Wurf. Es ist etwas vom Besten, das in diesem Jahr in Mundartsongs gepackt wurde.

Wehmut und Melancholie schwingen in den zwölf sorgfältig und mit viel Liebe zum Detail produzierten Songs mit. Fernweh («Blybe oder gah»), Flucht, Verlustängste («Gedankenmeer», «Soguetwisäbegeit»), Entfremdung («Tevou») und das Älterwerden («Spieugubiud», «Lüchtturm») sind Themen für eine Hörerschaft, die in der Welt schon etwas erlebt und die eine oder andere Illusion auch schon verloren hat. Es sind Geschichten, die das Leben schrieb wie in «Chlyni Gläser». «Erfahrungen und Erlebnisse, die mich im Laufe der Jahre berührt haben. Einiges, aber nicht alles ist autobiografisch», verrät Aebersold.

Der Bandleader ist ein nachdenklicher Mensch, ein Grübler. «Ich habe einen kritischen Blick auf die Gesellschaft, auf das Zusammenleben und das Weltgeschehen», sagt Aebersold. Es ist ein Weltbild, das in den Jugendunruhen geprägt wurde. «Ich gehöre zur Generation der Zweifler», sagt er, «die heutigen Jungen machen einfach. Und wenn es nicht klappt, schlagen sie einen anderen Weg ein». Vieles in der heutigen Welt kann Aebersold aber nur schwer verstehen. «I passe hie ned häre» ist der Song, der diesen Zustand beschreibt.

Und natürlich ist die Verbundenheit mit Züri West hörbar. Wie Kuno Lauener ist auch Aebersold ein Interpret, der nahe bei seiner Sprechstimme singt. Er selbst bezeichnet sich als ein Non-Singer-Singer. «Die enge Beziehung zu Züri West und Kuno kann ich nicht verleugnen. Sie waren für mich immer ein Leuchtturm in der Schweizer Rock- und Poplandschaft», sagt Aebersold. Aber einige der Melodien sind grösser, leuchten und strahlen. Man spürt, dass an den Songs gefeilt wurde, bis sie wirklich gut sind.

Aeberhold hatte lange Hemmungen, sein eigenes Projekt zu lancieren. Zweifelte lange, ob er neben den Grössen wie Polo, Endo, Büne und Kuno bestehen könne. Jetzt scheint die Zeit reif zu sein für den grossen Zweifler aus Bern.

2. Sarah Chaksad Large Ensemble: Together

Die Schweizer Bandleaderin, Komponistin, Arrangeurin und Saxofonistin Sarah Chaksad hat sich in den letzten Jahren zu einer Jazzmusikerin entwickelt, die in der Champions League des europäischen Jazz mitmischt. Ihre neueste Gross-Formation mit hochkarätigen Musikerinnen und Musikern aus fünf europäischen Ländern, Brasilien und dem Iran spiegelt diese Internationalität und den Anspruch ganz vorne mitzuspielen. Nur logisch, dass ihr neustes Epos «Together» im legendären Hansa-Studio in Berlin aufgenommen wurde und die Tour im nächsten Jahr über Schweden, Holland und Deutschland in die Schweiz führt.

Die 40-jährige Bandleaderin liebt es, virtuos mit den Klangfarben ihres Gross-Orchesters zu jonglieren. Das hat sie bereits auf den bisherigen Alben «Windmond» (2016) und «Tabriz» (2019) ausgezeichnet. Auf dem neuen Album «Together» akzentuiert sie dieses Markenzeichen. Aber nicht durch die Erweiterung des Ensembles, sondern durch seine Reduktion. Chaksad hat nämlich die Register der traditionellen Big Band (Trompeten-, Posaunen- und Saxofon-Sektionen) in ihrem 13-köpfigen Large Ensemble abgeschafft – kein Instrument ist doppelt besetzt.

Ein einfacher Kniff mit grosser Wirkung. «Die Register haben mich beim Komponieren zunehmend eingeschränkt», sagt sie dazu. Die Umbesetzung der Band mit für den Jazz eher unüblichen Instrumenten wie Bassethorn, Eufonium, Ventilposaune und persischer Geige erweitert die Möglichkeiten und das klangliche Spektrum. Das Large Ensemble ist damit flexibler und beweglicher, die Kompositionen offener und leichtfüssiger, die sieben Musikerinnen und sechs Musiker können sich solistisch besser entfalten.

Sarah Chaksad ist im aargauischen Freiamt aufgewachsen und lebt heute in Basel. Die Mutter katholische Entlebucherin, der Vater muslimischer Perser, dessen Familie nach dem Sturz des Schahs 1979 nach Europa flüchtete. Tochter Sarah wuchs mit Klassik, Schweizer und persischer Volksmusik auf, studierte dann aber Jazz. Im Iran war sie noch nie.

Ihr Vater war die Verbindung zu einem Teil ihrer Herkunft, zur persischen Kultur und zu ihren noch im Iran lebenden Verwandten. «Als mein Vater vor gut zwei Jahren starb, wurde diese Verbindung unterbrochen», sagt Chaksad. Sie begann deshalb selbst, den Kontakt herzustellen und zu pflegen. Gleichzeitig tauchte sie in die persische Kultur ein und liess sich unterrichten.

Diese familiäre Spurensuche, die Spurensuche zu sich selbst, hat sich auf ihre Musik ausgewirkt – mit faszinierenden Ergebnissen. «Dieser Teil von mir, diese innere Veränderung, ist in meine neue Musik eingeflossen», sagt sie. Melodisch, klanglich und rhythmisch. Fast alle Stücke basieren auf ungeraden Taktarten. Ganz direkt wirkt sich dieser neue Einfluss im Titelstück «Together» aus, wo der in Berlin lebende Perser Misagh Joolaee ein wunderbares Solo auf der Spiessgeige Kamancheh spielt.

«Together» versteht Sarah Chaksad als Brücke zwischen den Kulturen, als ein starkes Votum für das Zusammenstehen von Menschen verschiedener Herkunft, unterschiedlichen Alters, Geschlechts und sexueller Ausrichtung.

3. Dolly Parton: Rockstar

Dolly Parton wurde vor einem Jahr in die «Rock and Roll Hall of Fame» gewählt, wollte die Auszeichnung zunächst aber ablehnen, weil sie sich als Country-Sängerin nicht würdig fühlte. Dann nahm die inzwischen 77-jährige Ikone die Ehrung doch an, versprach aber, ein Album mit einer Auswahl von legendären Rocksongs aufzunehmen, um ihre Wahl nachträglich zu rechtfertigen.

Sie hat Wort gehalten. Diese Woche erscheint «Rockstar», das 49. Soloalbum von Dolly Parton, mit einer Handvoll eigenen Stücken und ausgewählten Songs aus der Schatzkiste des Rock’n’Rolls, die sie mit einem Aufmarsch von Musikstars interpretiert, die die Welt noch nicht gesehen und gehört hat.

Insgesamt 40 (in Worten vierzig) Sängerinnen und Sänger, Musikerinnnen und Musiker, die irgendwann Rockgeschichte geschrieben haben, tummeln sich auf dem Album. Von Paul McCartney und Ringo Starr, Sting und John Fogerty, Elton John und Debbie Harry über Kid Rock und Steven Tyler, Joan Jett, P!nk und Miley Cyrus bis zu Emmylou Harris, Chris Stapleton, Lizzo, Rob Halford und Sheryl Crow – um nur einige zu nennen.

Nun, mit ihren 77 Jahren ist Dolly Parton noch prächtig bei Stimme. Schmettern kann sie immer noch. Ein Vergleich mit vielen der jüngeren Sängerinnen braucht sie nicht zu scheuen. Dabei war sie gut beraten, dass sie das Genre «Rock» grosszügig definiert. Die besten Interpretationen sind denn auch jene, die ihrem angestammten Genre am nächsten kommen wie «Long As I Can See The Light» (CCR mit John Fogerty), «Night Moves» (Bob Seger mit Chris Stapleton) oder «What’s Up?» (4 Non Blondes mit Linda Perry).

Oder dann Power-Balladen wie «Wrecking Ball» (mit Partons Patenkind Miley Cyrus), «Keep On Loving You» (REO Speedwagon mit Kevin Cronin) und «Don’t Let The Sun Go Down On Me» (von und mit Elton John).

Andere wie «Purple Rain», «We Are The Champions/We Will Rock You», «Every Breath You Take» (mit Sting), «Satisfaction» (mit P!nk und Brandi Carlile) und «Stairway To Heaven» (mit Lizzo) gehören eher in die Kategorien «Muss das sein?» oder «Bitte nicht!» und streifen die Grenze zur Peinlichkeit. Vielleicht war es ganz gut, dass Leute wie Mick Jagger oder Robert Plant aus terminlichen Gründen absagen mussten.

Ein Höhepunkt des Albums ist aber Partons «I Dreamed About Elvis». Ein Song, in dem sie träumt, dass Elvis ihren Welthit «I Will Always Love You» singen würde. Dazu wäre es fast einmal gekommen – lange bevor Whitney Houston den Song zum Welthit machte. Doch Elvis’ Manager Tom Parker hat die Interpretation damals mit überrissenen Forderungen verhindert. Wie Parton «I Will Always Love You» nun zu einer Hommage an Elvis umfunktioniert, ist nicht nur ein grosser Spass, sondern auch grosse Klasse.

«Rockstar» ist ein vergnügliches Klassentreffen, auf dem die schillernde Dolly Parton noch so gern den Rockstar gibt. Doch das Country-Timbre, das sie über die Jahrzehnte gepflegt hat, kriegt sie natürlich nicht weg – soll sie auch nicht. Dolly ist keine Rock-Sängerin. Sie rockt nicht, sie «röckelt» bestenfalls. Das weiss die selbstironische Dolly natürlich auch. Ihre Aneignung der Rock-Klassiker hat denn auch einen fast schon subversiven Charme. Dolly Parton darf das.

4. Follia: Knetet mein Leben

Follia war genau zur richtigen Zeit auf dem richtigen Sender. Kurz nachdem Stiller Has verstummte, organisierte der Zürcher Sender GDS.fm eine Tribute-Show für Endo Anaconda. Pippo Pollina, Michael von der Heide, Sophie Hunger und viele mehr erwiesen dem Meisterhasen die letzte Ehre. Eine bei den «vielen mehr» ist ebenjene Follia.

Nur mit dem Kontrabass und Loopgerät spielte sie «Merci», in dem Anaconda so tiefsinnig-ironisch mit der wohlstandsverwahrlosten Schweiz abrechnet: «Merci, dass mir nie Chrieg hei gha/Ussert dä deheime oder uf der Autobahn». Follia gelang dabei der Spagat zwischen Respekt und Dringlichkeit. Aus einem berührenden Stück Musik wurde ein tröstendes Stück Musik.

Nun, knapp 20 Monaten später, ist da endlich Musik von Follia selbst. Die Zürcherin hat soeben ihre erste EP «Knetet mein Leben» veröffentlicht. Ihre Songs pendeln zwischen Folk und Kammerpop. Der Kontrabass liefert mal einen reduzierten Teppich und kann dann wieder schön flirren und ausufern. Auch dank dem ungewohnten Instrument im erweiterten Pop-Umfeld entsteht hier eine Musik, die spannend und neu klingt.

Die junge Musikerin textet dazu auf Deutsch. Es sind meist etwas in Schwermut getränkte Zeilen, die von Zweifeln und Hadern zeugen. Es geht um die gescheiterte Leben, die Ambivalenzen beim Erwachsenwerden und all die anderen Baustellen, über die wir im Alltagsleben und in der Alltagsliebe immer wieder stolpern.

Entstanden ist das Projekt von Lia Neff im Rahmen einer Masterclass bei Sophie Hunger an der Hochschule Luzern. Nicht von ungefähr erinnert die Platte drum auch immer ein bisschen an Hunger. Sie war es auch, die Follia in die Sendung für Endo Anaconda holte. Das grosse Vorbild erklärt vielleicht auch, warum es manchmal einen Tick zu ambitioniert, zu bemüht wirkt. Hier wächst aber etwas, was sehr vielversprechend werden kann. Und über weite Strecken auch schon vielversprechend ist.

5. Riana: Losloh

Wo Follia vielleicht dann und wann etwas zu verkunstet ist und Leila (siehe unten) etwas zu punky, ist Riana ein schöner Mittelweg. Die junge Appenzellerin, die zwischen ihrem Innerrhoder Dialekt und Englisch hin und her hüpft, fabriziert sehr soliden Pop. Immer dann, wenn Riana Steinmann auf Schweizerdeutsch singt, kann sich ihr Sound gut von gängigen Popprojekten abheben. Das hat auch damit zu tun, dass in der berndeutsch dominierten Mundartszene das Appenzellische ein schöner Farbtupfer ist.

Der Sound ist genügend zugänglich, dass er störungsfrei durchs Tagesprogramm eines durchschnittlichen Schweizer Radiosenders kommt und trotzdem immer wieder geheimnisvoll genug, damit er nicht in die Beliebigkeit absackt. Mit vielen sphärischen Momenten ist die EP, die am kommenden Freitag erscheint, ein schönes Stück Musik. Gerade der Titeltrack «Losloh» schafft es, dass er auf so eine angenehme Art berührt. «Moss efach mol meh loslo/mi efach mol chli go loh», singt sie. Stimmt, denken wir und lassen uns bitz wegtreiben.

6. Leila: Burnout

Eine komplett andere Ausgangslage hatte Leila Šurković. Im Pandemie-Sommer 2021 veröffentlichte sie die Single «Gun to My Head», an der auch Nemo mitgearbeitet hat. Und der Song traf einen Nerv. Allein auf Spotify fast 2 Millionen Plays. Getrieben von einer zappeligen Unruhe, wälzt sich dieser Track durch dunkle Gedanken. «I’m bored and stuck in the maze, I call my life», singt Leila. Es geht um psychische Probleme.

Musikmachen sei für sie Therapie, sagte die Bernerin in mehreren Interviews. Und wir, die alle mit ihr und mit uns selbst struggeln, tanzen dazu. Es ist catchy Popmusik mit einer schönen Punknote, die dem Sound diese fiebrige ­Unruhe gibt. Mal ist es rockiger, dann wieder elektronischer. Das Nicht-in-eine-Schublade-passen-Wollen ist am Ende wohl auch eine Schublade, aber es zeugt auch von einer grossen Lust, mit all den Stilen zu spielen.

Paris Hilton jedenfalls gefällt’s. Das It-Girl hat bei Leila auf Tiktok mit einem Herzchen kommentiert (im gelikten Beitrag ging es darum, dass Leila in einer Zeitung auf der gleichen Seite war wie Hilton). Das Herz wiederum nutzte Leila, um einen Beitrag zu machen, der irgendwo zwischen ironisch und gerührt mäandriert.

Ihre EP «Burnout» ist dagegen voller abgeklärter Coolness. Musik für all die cool Kids mit ihren uncool Troubles. Aber immer genug dancy, damit wir alle im Club all die Troubles wegschütteln können. Hell yeah.

7. Kunz: Proviant

Zwischen dem ersten Album von Kunz «Eifach so» und dem eben erschienenen sechsten «Proviant» sind 3471 Tage vergangen. Sprich: Zwischen zwei Kunz-Alben verstrichen jeweils durchschnittlich 694,2 Tage oder 1,9 Jahre. Anders ausgedrückt: Album aufnehmen, Touren, Album aufnehmen, Touren, Album aufnehmen. Insgesamt sechs Mal. «Ich war zeitweise schon extrem müde und kam an meine Grenzen», sagt Marco Kunz.

Darum ist jetzt dann Pause mit Kunz. Zumindest kurzfristig. Nach der obligaten Tour verreist Kunz mit seiner Familie. Grössenordnung ein halbes Jahr. Startpunkt ist Japan. Alles Weitere ergebe sich dann. «Ich finds so schön mal keine Pläne zu haben», sagt er und trinkt den Espresso aus.

Was danach kommt, weiss er nicht. «Wirklich nicht!», schiebt er gleich nach. Sicher ist, Kunz wird auch nachher Kunz sein. «Ich habe immer gesagt, wir machen das zehn Alben lang und dann ist Schluss. Jetzt sind wir erst bei Nummer 6», so der Luzerner. Wie die Musik klingen wird und wann das nächste Album erscheint, steht aber noch in den Sternen. «Ich habe mir eigentlich auch vorgenommen während der Reise nicht bereits an neuen Songs zu arbeiten.»

Die letzten vier Alben des 38-Jährigen landeten alle auf dem vordersten Rang der Charts und die Konzerthallen wurden immer grösser und am Ende doch meist voll. Ist es da nicht ein komplett fahrlässiger Entscheid einfach eine Pause einzulegen? «Aus wirtschaftlicher Sicht mag das stimmen», gibt er zu. «Auch mein Label hat wohl nicht uneingeschränkt Freude», lächelt er.

Es gehe aber wirklich um Grundsätzliches: «Ich will mir die Freude bewahren.» Wenn er jetzt einfach in diesem 694-Tage-Album-Tour-Trott weitergemacht hätte, dann «wäre der Kunz dem Kunz langsam ziemlich aus der Nase gehangen.» Drum eben: Pause.

Aber vor der Pause jetzt zuerst noch der «Proviant». Gleich zu Beginn verabschiedet sich Kunz zu Kunzsound. «Ade, Ade, wir werdet üs de weder gseh/d’Wält die wartet doss uf me». Auch das ist nicht untypisch für Marco Kunz. Auch wenn seine Musik mit dem Hackbrett und den Mundart-Texten manchmal aus einem Werbespot von Schweiz Tourismus stammen könnte, die Welt von Kunz hat noch nie an den Alpen aufgehört.

Wer zwei Songs später «Blueme e de Hoor» hört, der spürt auch eine klare Haltung. «Wenn jede öpis macht, esch schon vel gschafft», plädiert er für ein gesundes Mass an politischem (Friedens-)Aktivismus. Ganz explizit wird Kunz nicht. «Komplett bewusst. Es nützt doch auch nichts, wenn ich plakativ meine Meinung jedem auf die Nase binden will», sagt der Vater zweier Kinder. «Wer gut zuhört, der versteht schon, was ich sagen will. Und wenn es nur ein bisschen zum Nachdenken anregt, bin ich schon sehr zufrieden.»

Er mache, das betont er mehrfach im Gespräch, «Musik für alle». Extremismus jeglicher Art liege ihm fern. Ins Grübeln sei er aber schon gekommen: «Ich habe mich manchmal während dem Schreiben der Songs schon gefragt: Was mache ich eigentlich?» In der Welt toben Kriege und «ich sitze da und mache Liedli.» Vielleicht auch darum drückt mehr Haltung durch als auch schon. «Insgesamt bin ich sicher mutiger geworden», sagt Kunz.

Das ist auch musikalisch zu verstehen. Jetzt verirrt sich in das betont handgemachte Soundkostüm auch mal ein Synthesizer, es schleichen sich auch sanfte Beats ein und in «Hallo Julia» gospelt es sogar wie bei «Sister Act». «Früher wollte ich ganz bewusst keine solchen Elementen, da ich fand: Das ist doch nicht Kunz», sagt er. Heute wisse er: «Kunz ist das, was Kunz macht.»

Sehr oft klingt Kunz aber immer noch nach Kunz. Also nach dem Kunz, wie man ihn kennt. Schmissige Pop-Nummern, die immer nach vorne zielen und dabei vor allem dem Hackbrett (Chris Pfändler) genügend Platz lässt, um die nötige Unverkennbarkeit zu bewahren. Dazu kreisen die Texte zwischen Liebe, Zusammenhalt und parentalen Freuden, wenn man mal die Kinder abgeben kann.

Das ist alles okay. Aber halt auch… «Du meinst kleinkariert, oder?», fragt Kunz direkt. «Ich finde das überhaupt nicht schlimm. Die Schweiz ist ein kleines Land, wir haben gemessen an den Sorgen der Welt kaum richtige Probleme und es wäre lächerlich, wenn ich über «Highway66»-Freiheits-Sehnsucht singen würde», sagt er. «Wenn ich mich nicht verstellen will, dann ist das nun einfach mal ein bisschen kleinkariert.»

Kunz, der nach einem Abstecher nach Zürich nun in Luzern wohnt, sagt das alles ohne falsche Scham. Im Gespräch spürt man einen reflektierten Menschen. Einen, der jetzt dann etwas Pause hat. Und dann setzt Kunz zum Endspurt an. Noch vier weitere Alben. Noch vier weitere Touren. Die Pause hat auch für seine Fans etwas Guter: Hätte Kunz im selben Tempo weiter abgeliefert, wäre bereits 2031 sein letztes Album erschienen.

8. Take That: This Life

Die Trennung von Take That ist für viele in den 90ern ein Schock. Jahre später sind sie aber schon wieder da und bringen jetzt ein neues Album raus. Wie nostalgisch ist «This Life»? «Neeeeever forget where you’ve come here from» oder «I want you back I want you back I want you baaaaack for good». Diese Textzeilen haben sich eingebrannt in das musikalische Gedächtnis der 90er. Ebenso der Schock, als die Boyband Take That am 13. Februar 1996 ihre Auflösung verkündet und die «Bravo» für traumatisierte Fans das «Dr. Sommer»-Tränentelefon einrichtet. Mehr als 27 Jahre später bringen die Briten am Freitag mit «This Life» ein neues Album raus.

Ein richtiges Comeback ist die neue Take-That-Platte aber nicht. Denn keine zehn Jahre nach der Trennung feiern Gary Barlow, Mark Owen, Howard Donald und Jason Orange bereits 2005 ihre Rückkehr. Allerdings ohne Robbie Williams, der die Band bereits 1995 wegen wachsender Spannungen verliess.

Zu viert landen sie weitere Hits wie «Patience», «Rule The World» oder «Shine», mit denen eine weitere Generation aufwächst. Nachdem Williams für ein Album («Progress») zurückkehrt und die Band 2011 eine Auszeit nimmt, kehren Barlow, Owen und Donald drei Jahre später als Trio zurück. «This Life» ist nach «III» (2014) und «Wonderland» (2017) das dritte Album in dieser Konstellation.

In Ohnmacht fallen Take-That-Fans mittlerweile eher selten. Die ehemalige Boyband, deren Mitglieder heute Anfang 50 sind, steht für ordentlichen Ohrwurm-Pop und lebensbejahende Texte. Die Briten selbst beschreiben ihr neuntes Studioalbum als neues Kapitel mit «schönen Melodien, erhebenden Refrains und eleganten Harmonien». Das Trio bleibt dabei dem Popgenre treu, bis auf ein paar seichte Anleihen aus dem Country und Rock.

Der erste Track «Keep Your Head Up» beginnt mit melodischen Klavierklängen und klingt zunächst wie Beruhigungsmusik zum Einschlafen. Der einsetzende, mehrstimmige Gesang ist verträumt und vermittelt wohlige Gefühle - so wie der Text: «Lass dich nicht unterkriegen, behalte einen starken Geist, lass los und halte nicht fest.»

Diese Art von Kalendersprüchen zieht sich durch die zwölf Lieder der Platte, die keine konkreten, persönlichen Geschichten erzählen, sondern vielmehr ein Lebensgefühl transportieren wollen. Wie die optimistischen Gute-Laune-Songs «This Life» («Dieses Leben gehört keinem anderen, mach das Leben zu deinem eigenen») oder «Brand New Sun» («Auf jeden Tag, den du erleben wirst, folgt eine brandneue Sonne»).

«Wir haben uns nicht vorgenommen, ein fröhliches Album zu machen, damit jeder jeden glücklich macht. Es spiegelt einfach auf lyrische Art wider, wo wir im Leben gerade stehen», sagt Donald im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Barlow ergänzt: «Textlich geht es sehr stark um unser Leben, die Herausforderungen und wie wir damit umgegangen sind. Das Album ist sehr reflektiert.»

In «Days I Hate Myself» singen die Briten etwa darüber, wer sie aus depressiven Phasen zurückholt: das Publikum. «Wenn wir auf Tour sind, gibt es definitiv Abende, an denen wir keine Lust haben, auf die Bühne zu gehen - ob wir wollen oder nicht. Du hast einfach einen schlechten Tag. Aber das Publikum baut dich innerhalb von Sekunden auf», erklärt Barlow.

Mit ihren Heile-Welt-Texten, aus heutiger Sicht fast epischen Songlängen von 3.30 bis 4.30 Minuten und dem Verzicht auf knallige Elektrobeats biedern sich die drei ergrauten Briten keinesfalls der Generation Z an. Sie sorgen vielmehr für nostalgische Gefühle und Erinnerungen an die Unbeschwertheit der 90er und 2000er.

9. Emeli Sandé: How Were We To Know

Auf ihrem fünften Album singt Emeli Sandé über eines der populärsten Themen der Musikgeschichte: Beziehungen. Die britische Sängerin überzeugt dabei mit kräftiger Stimme und starken Melodien.

In ihrer britischen Heimat ist Emeli Sandé ein Topstar. Die 36-Jährige, die 2012 mit dem Ohrwurm «Next To Me» weltweit bekannt wurde, gehört auf der Insel längst zu den angesagtesten Sängerinnen. In Deutschland hingegen braucht es immer noch etwas Nachhilfe, was ihren Bekanntheitsgrad angeht. Vielleicht klappt es endlich mit Sandés neuer Platte. «How Were We To Know» heisst das fünfte Studioalbum der Britin mit der kräftigen Stimme.

«Es gab so viel, was ich über mich selbst sagen wollte», wird die 36-Jährige im Begleittext zum Album zitiert. «Und ich hoffe, dass mich die Menschen durch meine Liedtexte auf einer tieferen Ebene verstehen.» So komplex, wie diese Worte klingen, ist «How Were We To Know» jedoch nicht. Denn laut Sandé geht es vor allem um Beziehungen. «Es sind die Geschichten einer hoffnungslosen Romantikerin», bekennt sie scherzhaft. «Ich bin sehr romantisch, und manchmal bringt es mich in Schwierigkeiten!»

Die Singleauskopplung «All This Love» ist eine coole, atmosphärische Soulnummer mit epischem Chor-Refrain und starken Gospel-Anleihen. Das leicht zynische «My Boy Likes To Party» mischt Soul und Trip-Hop-Rhythmen mit Synthesizern im 80er-Jahre-Klang. Auch «There For You» hat solche subtilen Soundelemente - und obendrein ein schönes Saxofon-Solo. Auch sinnlicher Reggae («Lighthouse») oder epische Powerballaden («How Were We To Know») finden sich unter den elf Tracks. Die CD-Version enthält sogar zwölf Lieder inklusive dem Bonustrack «Cos Of You».

Vor zwei Jahren war Emeli Sandé von Virgin Records zum Label Chrysalis gewechselt, wo sie nach eigener Aussage mehr künstlerische Freiheit geniesst. Das scheint sie zu motivieren. Nur anderthalb Jahre nach ihrem letzten Longplayer «Let’s Say For Instance» serviert die Schottin mit den sambischen Wurzeln auf «How Were We To Know» einen gefälligen, sehr eingängigen Mix aus Pop, Soul und R&B mit starken Melodien und Beats zum Mitwippen.

10. Vince Clarke: Songs Of Silence

Als Gründer von Depeche Mode, Yazoo und Erasure hat Vince Clarke einige der bekanntesten Pophits der 80er und 90er Jahre geschrieben. Auf seinem ersten Soloalbum schlägt er eine andere Richtung ein. Absicht war das nicht, wie er im dpa-Interview berichtet.

Als kreativer Kopf von Erasure, The Assembly und Yazoo schrieb Vince Clarke zahlreiche Popklassiker, darunter Hits wie «Sometimes», «Don’t Go» oder auch «Just Can’t Get Enough» für die von ihm gegründete Band Depeche Mode. Nach deren Debütalbum, das Clarke nahezu im Alleingang komponiert hatte, verliess er die Gruppe. Bis heute ist der 63-jährige Brite eine der prägendsten Figuren des Synthiepop-Genres. Auf seinem ersten Soloalbum betritt Clarke nun musikalisch neues Terrain, allerdings nicht ohne Synthesizer-Klänge.

«Ich hatte eigentlich gar nicht vor, ein Soloalbum oder überhaupt irgendeine Art von Album zu machen», sagt Clarke im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. Doch die Corona-Pandemie führte letztlich dazu. «Ich habe während des Lockdowns angefangen, einige Tracks zu erstellen, Sounds zu kombinieren und Klanglandschaften zu komponieren. Aber es ging nicht darum, ein Album zu produzieren. Um ehrlich zu sein, war es mehr für meine eigene geistige Gesundheit.»

Auf Anraten seiner Plattenfirma wurde schliesslich eine Platte mit zehn Tracks daraus. «Songs Of Silence» ist überwiegend ein Instrumental-Album. Die atmosphärische Musik im Ambient-Stil erinnert an die frühen Tangerine Dream und ihr stilprägendes Album «Zeit» oder Brian Enos «Ambient 1: Music for Airports», das diesem Genre dem Vernehmen nach seinen Namen gab.

«Mich hat schon immer interessiert, wie Menschen solche Musik machen - ohne die üblichen Refrains und Verse», sagt Clarke, der via Zoom aus seinem Haus in New York spricht. «Die Herausforderung war für mich, Musik zu machen, die nicht von diesen traditionellen Mechanismen abhängig ist und trotzdem interessant klingt. Und in diesem Prozess habe ich mich im Studio wirklich total verloren.» Die Arbeit an «Songs Of Silence» sei «therapeutisch» gewesen.

Zwei Regeln legte sich der Musikguru selbst auf. Erstens sollten alle Sounds von einem Eurorack kommen, dem modularen Synthesizer-Format, das in den 90er Jahren aufkam, mit dem sich Elemente verschiedener Hersteller kombinieren lassen. Das Equipment hatte er schon länger. «Ich hatte nie wirklich viel Zeit darauf verwendet, es zu lernen oder das Potenzial davon zu erkennen. Während des ganzen Aufnahmeprozesses habe ich also viel Zeit mit Anleitungsvideos auf Youtube verbracht», erzählt Clarke und lacht. «Ich bin schon irgendwie ein Nerd.»

Zweitens sollte jeder Track auf nur einem einzigen Ton basieren. Auf die üblichen Tonartwechsel verzichtete Clarke ganz bewusst. «Solche Tricks wollte ich nicht nutzen, um diese Tracks interessant zu gestalten», sagt er. «Ich wollte mich mehr darauf verlassen, wie sich der Sound entwickelt. Und wenn ich das Gefühl hatte, dass der Song vielleicht etwas langweilig wurde oder nicht wirklich was passierte, habe ich etwas aufgenommen, ein Sample oder einen Ausschnitt aus dem Radio oder sowas, um das Interesse der Hörer aufrechtzuerhalten.»

Brian Eno hat das Ambient-Genre einst als Musik beschrieben, «die beruhigt und Raum zum Nachdenken gibt» und dabei «ebenso ignorierbar wie interessant» ist. Diese Umschreibung passt auch zu Vince Clarkes Solodebüt, wobei es wegen der klanglichen Extras nicht so leicht zu ignorieren ist. Im Titel «Passages» ist der opernhafte und wortlose Gesang von Caroline Joy zu hören, bei «The Lamentations Of Jeremiah» dramatische Cello-Klänge von Reed Hays. Im Zentrum von «Blackleg» steht eine Aufnahme des alten Volksliedes «Blackleg Miner».

Nicht zufällig klingt einiges auf «Songs Of Silence» - insbesondere «Red Planet» und «Last Transmission» - wie der Soundtrack zu einem dystopischen Science-Fiction-Film. «Ich hatte gerade «Blade Runner 2049» gesehen», verrät Clarke, der sich selbst als grossen Science-Fiction-Fan bezeichnet. Die Filmmusik von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch habe ihn inspiriert. «Ich habe mir den Soundtrack sehr aufmerksam angehört und gedacht, ich versuche mal, sowas zu machen.»

Viele Lieder wurden hingegen nicht von Themen oder Dingen beeinflusst, nach denen sie benannt sind, sondern umgekehrt. «Als die Plattenfirma gesagt hat, dass sie das als Album rausbringen will, musste ich mir die Titel überlegen. «Die Songtitel wurden davon inspiriert, wie ich fand, dass ein Song oder Track klang.»

Dass die Grundstimmung etwas düster und traurig ist, hat noch einen Grund. «Es war und ist immer noch eine traurige Zeit, sicher nicht nur für mich, sondern für alle», sagt Vince Clarke. «Es sind ein paar traurige Dinge in meinem Leben passiert und ich denke, sowas spiegelt sich dann in der Musik, die man schreibt, wider. Das ist nichts, was man bewusst macht. Ich bin mir sicher: Hätte ich das Album beim Cocktail-Trinken an einem Strand in der Karibik gemacht, hätte es ganz anders geklungen.» Er grinst. «Leider stecke ich in New York fest.» (dpa)

11. Knöppel: Sex Jazz Scheisse

Es wird wieder gewixt. Knöppel, die rumpligste aller rumpligen Punkbands der Schweiz, hat mit «Sex Jazz Scheiss» soeben eine neue Platte veröffentlicht. Maximal plakativ wie der Titel ist auch die generelle Wortwahl. Es wird – eben – gewixt, gefickt und auch das Glied hat immer mal wieder eine Hauptrolle.

Daniel Mittag, der Knöppel-Frontmann, nennt die eigenen Texte manchmal auch «vorpubertäre Töfflibuebe-Witze». Die Vorpubertät hat Mittag dabei schon länger hinter sich. Er ist mit «fünfzig und irgendwas» der Pensionierung deutlich näher als dem ersten Schamhaar. «Den Humor behält man aber», sagt Mittag und lacht.

Es wäre aber zu einfach, die Texte von Mittag, der auch als Jack Stoiker unterwegs ist, alleine auf die Schnäbi-Witze und andere leichte Grusigkeiten zu reduzieren. «Meistens haben die Lieder eine zweite Ebene», so Mittag. Dabei trommelt Mittag oft ganz typisch punkig gegen die Spiessigkeit in unserem Land an. Verkappt intellektuell will er aber nicht sein: «Knöppel ist ganz klassisch reingeknüppelter Frontalunterricht. Einfach zack.»

Dabei ist es ihm auch egal, wenn längst nicht alle im Publikum den tieferen Sinn der Songs erkennen. «Damit kann ich gut leben», sagt Mittag. «Wir machen unsere Musik auch, dass die Leute einfach eine gute Zeit haben. Da will man nach einer strengen Woche nicht noch einem Moralapostel zuhören.» Bei einem klassischen Knöppel-Konzert wird laut mitgegrölt, und sowohl Testosteron wie Alkohol sind auf einem hohen Level.

Eine Mischung, die auf Aussenstehende durchaus toxisch wirken kann. In einer Mini-Sommerposse sah sich das St. Galler Konzerthaus Grabenhalle bemüssigt, öffentlich zu verlautbaren, dass Knöppel bei ihnen nicht spielen dürfen. Daraus wurde dann eine lauwarme Cancel-Culture-Debatte. Bei der zwar manche Medien kräftig mitmischten, die Band selbst aber nicht.

«Die finden uns nicht lustig. Das ist völlig okay», sagt Mittag. «Es gibt auch andere Veranstalterinnen und Veranstalter, die uns nicht lustig finden. Auch das ist in Ordnung.» Bei einem Knöppel-Konzert gehe es etwas ruppig zu und her, und im Publikum habe es «manchmal auch ein paar, die kräftig vorgeglüht haben», so Mittag. Er könne nachvollziehen, dass da nicht jedes Konzerthaus drauf Lust hat. «Und das ist auch das gute Recht dieser Lokale.» Er selbst hat keine Mühe damit, wenn die Texte auch mal etwas undifferenziert mitgejohlt werden. «Sie sind vielleicht manchmal etwas dumm, aber ganz sicher nie böse», sagt Mittag, der als gebürtiger Ostschweizer mittlerweile schon länger im Kanton Freiburg wohnt.

Als Jack Stoiker hat er mal «Di Tütsche sind blöd» gesungen. «Da war mir manchmal etwas mulmig, als ich gemerkt habe, wie inbrünstig der mitgesungen wurde», erzählt der Sänger. Er traue seinem Publikum aber zu, dass es begriffen habe, dass dabei eigentlich die schweizerisch-kleingeistige Ablehnung von Deutschen karikiert wurde. Und wenn nicht? «Dann wäre das auch kein Drama. Nur weil jemand mal einen Text falsch versteht, heisst das ja nicht, dass es deswegen schlechte Menschen sind», sagt Mittag pragmatisch. Die Absage der Grabenhalle ist für die Band aber auch verkraftbar. Der Terminkalender sei auch so «gut gefüllt», und zudem sei es durchaus schön, dass es nicht in allen Konzertlokalen das gleiche Angebot gebe. Mittag ist ein angenehmer, reflektierter Gesprächspartner. Keineswegs prollig. Einzig die durchschnittliche Anzahl der Fluchwörter ist auch beim Telefongespräch leicht erhöht.

Zusammen mit Marc Jenny (Bass) und René Zosso (Schlagzeug) bildet Mittag mit Knöppel eine grundehrliche Band. Keine virtuosen Melodien und verschnörkelten Soli. Gerader rumpelnder Rock. «Vielleicht sind wir dieses Mal etwas musikalischer», sagt Mittag. Er überlege sich immer, was für Songs noch in ihr Liveset passen würden, damit es etwas abwechslungsreicher wird. Da ein Schuss Rockabilly und dort sogar ein Motörhead-Cover (aus «Going to Brazil» wird «Ii mo bis uf Wil»).

Es ist, das merkt man beim mehrmaligen Durchhören der Platte, Musik für den Liveabend. Mittag sagt: «Wenn ich nicht bei Knöppel wäre, könnte ich nicht versprechen, dass ich das auch daheim selbst hören würde.» Ausser «vielleicht, wenn ich mal nicht so gut drauf bin.» Es ist Gute-Laune-Sound für Menschen ohne Angst vor Witzen unter der Gürtellinie.

«Tönd im Sitze uriniere, hend au sösch gueti Maniere», singt Mittag einmal. Der Knöppel-Punk ist da genau die richtige Dosis Anarchie für all die Bürogummis, die eigentlich am liebsten noch einmal 15 wären und gepflegt sorglos durchs Leben pflügen möchten. Die guten Manieren, die können wir ja dann an den 364 anderen Abenden des Jahres an den Tag legen.

12. Madness: Theatre Of The Absurd Presents: C’Est La Vie

Auf ihrem neuen Album verarbeiten Madness die Zeit im Lockdown, die innerhalb der Londoner Band für Spannungen sorgte. Im Studio sei das schnell vorbei gewesen, erzählt Frontmann Suggs im dpa-Interview und verrät, warum Madness Kreuzfahrten meidet.

Ihr neues Album hat Madness möglicherweise vor der Trennung bewahrt. Brexit, Corona-Pandemie und andere Ereignisse hatten der britischen Band und dem Klima unter ihren Mitgliedern nicht gut getan. «Es gab Zeiten, in denen wir richtig aneinandergeraten sind, weil wir so unterschiedliche Meinungen zu all diesen Dingen hatten», sagt Frontmann Suggs im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in London. «Impfung, Lockdown, Brexit - wir waren in diesen Fragen komplett gegensätzlicher Meinung. Das Problem war, dass wir nur in E-Mails kommuniziert haben.»

Die Stimmung änderte sich, als Madness zusammenkamen, um ihr 13. Studioalbum aufzunehmen. «Da kam die grosse Erkenntnis. Wenn man sich von Angesicht zu Angesicht sieht, dann redet man», sagt Suggs. In einem Pub im Stadtteil Walthamstow im Osten von London nippt er an seinem Bier, schimpft über Ex-Premierminister Boris Johnson und das gesellschaftliche Klima in Grossbritannien. Der 62-Jährige, der eigentlich Graham McPherson heisst, ist dennoch gut gelaunt.

Manchmal wird er ernst. «Ich habe einen Artikel von irgendeinem Journalisten gelesen, da hiess es: Das Traurigste ist, dass der Mittelweg verbrannt und zerstört wurde und man entweder auf der einen oder der anderen Seite stehen muss. Die Vorstellung, dass man Argumenten auf beiden Seiten zustimmen kann, scheint irgendwie verloren gegangen zu sein.» Bei Madness sei das anders, meint Suggs. «Wie waren untereinander immer tolerant und offen für andere Meinungen. Man muss niemanden hassen, weil derjenige eine andere Meinung hat.»

Der E-Mail-Streit war also schnell vergessen. Das Album mit dem langen Titel «Theatre Of The Absurd Presents: C’Est La Vie» widmet sich den Absurditäten der letzten Jahre aus verschiedenen Blickwinkeln. «Jeder kam mit unterschiedlichen Ideen für die Lieder auf diesem Album, basierend auf seinen Gefühlen zu dieser ganzen Periode. Und letztendlich hat jeder eine Meinung. Das ist völlig in Ordnung.»

Die Untersuchungen über die Fehltritte der Regierung während der Pandemie laufen noch, als das Interview stattfindet. Nicht zufällig denkt man bei «What On Earth Is It You Take Me For?» - einem der besten Songs des Albums - an Boris Johnson. Der konservative Ex-Premier hatte die Briten während des Lockdowns eindringlich gebeten, zu Hause zu bleiben - während er selbst mit Parteikollegen und Mitarbeitern im Regierungssitz in der Downing Street feierte.

«Na klar ist das über ihn», bestätigt Suggs und lacht. «Deswegen wollte ich, dass das Album «Theatre Of The Absurd» heisst, weil es so absurd war, was wir alles hinnehmen mussten. Ich halte ihn für einen Dummkopf, und ich glaube nicht, dass er wirklich an irgendetwas geglaubt hat. Er sagt einfach immer das, was ihn voranbringt.»

«Theatre Of The Absurd ...» ist ein Konzeptalbum, aber die Songs sind laut Suggs nicht wirklich politisch. «Du kannst sie interpretieren, wie du willst», sagt er. «Es gibt eine Menge Songs, in denen es um die Erfahrungen geht, die Menschen in dieser fürchterlichen Zeit gemacht haben. Wir sind eine Band, die unterhalten und Spass haben will, aber gleichzeitig muss man auch mal Dampf ablassen.»

Ohrwürmer wie «Baggy Trousers», «One Step Beyond» oder «Our House» sucht man zunächst vergebens. Doch nach mehrmaligem Hören nisten sich die Songs im Kopf ein. Das von Riffs und Orgel getriebene «If I Go Mad», das leicht traurige «Baby Burglar» oder das trotzige «Round We Go» entfalten nachhaltige Wirkung. «The Law According To Dr. Kippah» ist mit leichtem Einfluss von 80er-Jahre-Goth ein echtes Highlight.

Während des Gesprächs läuft auf einem Fernseher im Hintergrund ein britischer Musiksender. Auf einmal wird das witzige Musikvideo zum Madness-Klassiker «Driving In My Car» von 1982 gezeigt. Suggs lacht herzlich. «Wir hatten so viel Spass damals.» Der Madness-Frontmann, der in der Regel stets im Anzug und mit Sonnenbrille auf der Bühne steht, beim Interview aber eine schwarze Lederjacke trägt, ist nach eigener Aussage ein Nostalgiker. Früher sei zwar nicht alles besser gewesen, vieles aber schon, findet er.

Trotzdem will er nicht, dass Madness eine Nostalgie-Band werden, was fast passiert wäre. «Wir wurden in das schwarze Loch der Nostalgie gezogen», sagt er. Das habe sich erst mit der Veröffentlichung des Albums «The Liberty of Norton Folgate» im Jahr 2009 geändert. «Norton Folgate hat uns da rausgeholt. Nicht, dass wir die relevanteste oder interessanteste Band sind, die Alben aufnimmt. Aber zumindest geht es nicht bergab. Wir müssen nicht mit sonst wem auf irgendwelchen Kreuzfahrt-Schiffen diese schrecklichen 80er-Jahre-Shows spielen.»

13. Cliff Richards: Cliff With Strings - My Kinda Life

Er ist älter als die Rolling Stones und steht länger auf der Bühne als fast alle seiner britischen Musiker-Kollegen. Mit 83 Jahren veröffentlicht Cliff Richard jetzt ein Orchester-Album, auf dem er erstaunlich jugendlich klingt. Dafür gibt es einen Grund.

(dpa) Nach 65 Jahren im Musikgeschäft hat Cliff Richard immer noch nicht genug. Wer gedacht hatte, dass seine «The Great 80 Tour» ein Abschied von der Bühne war, hat sich geirrt. Denn im November geht der mittlerweile 83-jährige Sir Cliff wieder auf Tournee im Vereinigten Königreich. Und kurz zuvor veröffentlicht der unermüdliche Sänger mit der soften Stimme ein neues Album mit alten Songs, auf dem er sich von einem Orchester begleiten lässt. Richard nennt es eine «emotionalen Reise» in die Vergangenheit.

Karriereumspannend ist «Cliff With Strings - My Kinda Life» nicht so ganz. Das Repertoire beschränkt sich überwiegend auf die erste Hälfte von Sir Cliffs langlebiger und erfolgreicher Karriere. Die Tracklist beinhaltet Ohrwürmer der 50er und 60er Jahre («Living Doll», «The Young Ones»), 70er- und 80er-Pophits («We Don’t Talk Anymore», «Wired For Sound») und seine eher schnulzigen Balladen aus den späten 80ern und früheren 90ern («The Best Of Me», Peace In Our Time»).

Neu eingesungen hat Sir Cliff die Songs nicht - wer will es ihm mit 83 Jahren verdenken. Die hohen Töne von «We Don’t Talk Anymore» oder «Carrie» fallen dem Musik-Veteran vermutlich nicht mehr ganz so leicht wie vor 40 Jahren oder mehr. Stattdessen wurden für «Cliff With Strings - My Kinda Life» die originalen Gesangsspuren verwendet und mit neuen Band- und Orchester-Arrangements kombiniert. Ähnlich haben es vor kurzem die britischen Hardrocker Def Leppard gemacht.

So sind Rock’n’Roll-Oldies wie «Living Doll» oder «Summer Holiday» im neuen Arrangement zu wunderbaren Swing-Nummern geworden. Wie passend, denn ein Crooner war Sir Cliff genau genommen schon immer - eher ein Bobby Darin als ein Tony Bennett. Bei «We Don’t Talk Anymore» sind die Synthesizer der orchestralen Begleitung gewichen. Durch die atmosphärischen Streicher bekommt die tanzbare Popballade einen Hauch von Burt Bacharach.

Bei «Marmaduke», dem einzigen Song auf der neuen Zusammenstellung, der keine Single war, überraschte Cliff Richard 1989 mit einem fetten Rocksound, mit pulsierendem Schlagzeug und kräftigen E-Gitarren. Die neu arrangierte Version ist hingegen deutlich zurückgefahren und hat auch nicht den gigantischen Orchestersound. Es ist eher eine Mischung aus Blues, Country und Bluegrass mit Mundharmonika, Geige und Slide-Gitarre.

Ein bisschen Kitsch schwang beim einstigen Rocker spätestens seit den 70er Jahren mit, manchmal auch ein bisschen mehr. Da ist «Cliff With Strings - My Kinda Life» keine Ausnahme. Seine Version von Bryan Adams’ Megaballade «(Everything I Do) I Do It for You» ist dermassen dick aufgetragen, dass sie so klingt wie die musikalische Version eines Internet-Memes von einem Sonnenuntergang, das am Hochzeitstag bei Facebook gepostet wird. Der Gesang stammt übrigens von Sir Cliffs Millennium-Konzert 1999.

Nicht unbedingt weniger kitschig, aber dennoch sehr schön ist die neue Version von «Suddenly», dem Duett mit der 2022 gestorbenen Olivia Newton-John aus dem trashigen Kultfilm «Xanadu» von 1980. Dafür wurde nicht die Tonspur von damals genutzt, sondern eine Live-Aufnahme von 2015 anlässlich Richards 75. Geburtstag. «Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut unsere Stimmen zusammen klingen, und über die kristallklare Eleganz, die Olivia immer ausgestrahlt hat», heisst es von Sir Cliff dazu im Begleittext. «Ich freue mich, dass ich diese tolle Performance noch mal hervorheben konnte.»

Seit 1958 hat Cliff Richard fast 50 Alben und mehr als 200 Singles veröffentlicht - eine stattliche Diskografie. Im Vergleich dazu ist sein neues Album mit nur zwölf Songs fast etwas kurz geraten. Ein Kultklassiker wie «Lucky Lips», das in Deutschland und mehreren anderen Ländern ein Nummer-Eins-Hit war, fehlt zum Beispiel - schade. Aber ansonsten ist «Cliff With Strings - My Kinda Life» ein kurzweiliges musikalisches Vergnügen.

14. Caspers: «nur liebe, immer.»

Es geht nach Hause. Caspers neues Album wirft einen Blick zurück auf Kindheit, Jugend, alte Freundschaften und alles drumherum. Auch musikalisch geht es zurück zu den Anfängen. Der Junge und der Hund sitzen auf dem Sofa. Wer das Foto genauer betrachtet, erkennt, dass der Junge im Jeans-Zweiteiler Benjamin Griffey sein muss, der sich mittlerweile als Rapper Casper einen Namen gemacht hat. Das Bild ziert das Cover des neuen Casper-Albums «nur liebe, immer.». «Wie das Foto zum Albumcover wurde, ist tatsächlich eine relativ emotionale Geschichte», sagt Casper im dpa-Interview in Berlin.

Geboren als Kind einer deutschen Mutter und eines US-amerikanischen Vaters, wuchs Benjamin Griffey in den USA auf. Nach der Trennung der Eltern zog er mit seiner Mutter nach Deutschland. Jedoch besuchte er jeden Sommer mehrere Wochen seinen Vater und dessen neue Partnerin im US-Bundesstaat Georgia. «Ich kann mich noch ganz krass an das Haus erinnern, an Sammy, unseren Hund, und an die ganze Zeit», erzählt Casper. Das Foto entstand bei Caspers erstem Besuch im Sommer 1993, gelangte jedoch erst viel später in seine Hände.

Nach fast 20 Jahren ohne Kontakt schrieb ihm seine damalige Stiefmutter eine E-Mail, sie wolle ihm alte Fotos per Post schicken. Bei einem Bild dachte sich Casper sofort, dass es ein gutes Albumcover wäre.

Auch viele andere Dinge auf «nur liebe, immer.» funktionieren ganz intuitiv. Eigentlich wollte Casper mal ein Album ohne Konzept machen, erzählt er. «Ich habe mir das Ganze eher so wie eine Songsammlung oder Werkschau vorgestellt, bei der die Leute sich einfach anschauen können, was ich die letzten Monate so gemacht habe», sagt er. «Wenn ich mir das Album aber jetzt im Nachhinein nochmal anhöre, dann merke ich, dass es vielleicht doch aus Versehen irgendwie konzeptig geworden ist.»

Viele der Lieder handeln von einem Blick zurück, mal nostalgisch, mal traurig, mal bittersüss. Das kann der Blick zurück auf die Kindheit im Trailerpark sein, wie in «echt von unten / zoé freestyle». Oder die Erinnerung an eine Jugend zwischen Fanta-Korn und Schlägereien im Hinterland wie in «falsche zeit, falscher ort». Ebenfalls werden wachsende Distanz und verlorene Freundschaften thematisiert, der Kampf mit den eigenen Dämonen und alte Begegnungen, die einen nicht mehr loslassen.

Auch musikalisch ist der Blick zurück zu spüren. «nur liebe, immer.» verzichtet auf die durchs Mark gehenden Bässe und Härte seiner Vorgänger «ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH» und «Lang lebe der Tod». Stattdessen hat das Album einen ganz eigenen Flow, der wie schon auf dem Durchbruchalbum «XOXO» Hip-Hop mit Pop-Elementen und Caspers charakteristisch kratziger Stimme vermischt. «Ich finde nicht, dass die Wut fehlt, sondern ich finde, es gibt einfach so mehr Liebe», kommentiert Casper.

«nur liebe, immer.» ist nicht nur Titel, sondern auch eine Art Lebenseinstellung für Casper. Auf Instagram beendet er jeden seiner Posts mit diesen Worten. Er sagt: «Ich finde, in einer Welt, in der es so viele schlimme Ereignisse gibt, so viel Wut und Zynismus, ist es die grösste Provokation zu sagen, man will bedingungslos offen und liebend bleiben. Mehr Punk geht gerade eigentlich nicht.» (dpa)

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