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Ausstellung

Skurrile Heimsuchung der Sammlung Beyeler

Zum 25. Geburtstag präsentiert die Fondation Beyeler Höhepunkte aus ihrer Sammlung. Zugleich konfrontiert sie die erhabenen Kunstwerke mit Duane Hansons ikonenhaften hyperrealistischen Skulpturen von Alltagsmenschen.
Bild: Dominique Spirgi/Keystone-SDA

In der Jubiläumsausstellung erhalten die rund 100 ausgesuchten Werke aus der Sammlung Beyeler viel Platz. Die berühmten Picassos zum Beispiel oder die Schlüsselwerke von Kandinsky dürfen für sich brillieren. Auch Klee bekommt seinen eigenen Raum, wie Mark Rothko oder Claude Monet mitsamt dem einzigartigen Seerosen-Panorama.

Dazu kommen die oftmals nicht minder beeindruckenden Neuerwerbungen, etwa von Louise Bourgeois, Marlen Dumas oder ganz neu die zerzauste Wellblechhütte "Poltergeist" von Rachel Whiteread.

Die Präsentation bildet ab, was die Erfolgsgeschichte des Museums ausmacht: Die Museumsstifter Ernst und Hildy Beyeler und nach ihnen die Kuratoren des Hauses haben nicht einfach beliebig Werke bekannter Namen zusammengetragen, sondern herausragende Bilder und Skulpturen, die den Status von Meilensteinen in der Kunstgeschichte des Impressionismus und der Klassischen Moderne innehaben.

Soweit, so gediegen. Und ein bisschen langweilig vielleicht auch. Aber die Fondation ruht sich nicht einfach auf der schönen Präsentation ihres Tafelsilbers aus. Sie durchwirkt die Sammlungspräsentation mit 13 ikonenhaften Figuren und Figurengruppen des US-amerikanischen Popart-Künstlers Duane Hanson (1925-1996).

Duane Hanson erlangte mit seinem Kabinett von hyperrealistisch nachgebildeten Alltagsfiguren der amerikanischen Gesellschaft Berühmtheit. Als Antithese zum Promi-Panoptikum eines Wachsfigurenkabinetts bildete er Arbeiter, Rentnerinnen, Mütter und Kinder ab, die eher auf der Verliererseite des Lebens zu finden sind. Sie sind oftmals übergewichtig, schlecht gekleidet und von einem melancholischen bis abgelöschten Gesichtsausdruck gezeichnet.

Maler, Bauarbeiter und Gärtner am Werk

Diese Figuren bevölkern nun die Ausstellungsräume. Das beginnt im Foyer mit einem Flachmaler, der daran ist, die Wand zu bemalen, während ein Picasso in der Kiste verpackt auf seine Hängung warten muss. Im grossen Raum mit den riesigen Materialienbildern von Anselm Kiefer begeht eine Dreiergruppe von Bauarbeitern in sich versunken ihre Ruhepause. Von Monets Seerosen setzt ein übergewichtiger Gärtner auf seinem Rasenmäher-Gefährt zur Fahrt an.

Einen eigenen Raum mit Triggerwarnung hat die brutale Szenerie erhalten, in der ein weisser Polizist mit einem Stock auf einen wehrlos am Boden liegenden Schwarzen einschlägt.

Aber wirklich faszinierend sind die Szenerien respektive Figuren, die sich erst auf den zweiten Blick als Skulpturen entpuppen. So etwa die vollschlanke Mutter, die ihr Kind im Kinderwagen zwischen den hyperschlanken Giacometti-Figuren durchschleust. Oder das ermüdete ältere Paar auf einer Bank im Raum mit den entspannenden Rothko-Werken.

Die Konfrontation der Sammlungswerke mit der hintersinnigen Figuren Welt von Duane Hanson lässt den Museumsparcours zum besonderen Erlebnis werden. Ein Erlebnis, das grossen Spass bereitet, aber auch irritiert, zum Teil ein bisschen erschreckt und zum Nachdenken anregt. Hanson selber wird in einem Raum mit den Worten zitiert, dass er mit seinem Werk auch aufrütteln möchte, mit dem Ziel, dass man etwas an der Situation verändern möchte.

Die Jubiläumsausstellung mit Special Guest Duane Hanson ist noch bis am 8. Januar 2023 in der Fondation Beyeler in Riehen zu sehen. (sda)