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Rigi Musiktage mit Stargast Maurice Steger: Diemut Poppen zum Jubiläum ihres «Herzblutprojekts»

Dank Claudio Abbado entdeckte Diemut Poppen die Rigi. Jetzt feiert die Bratschistin mit den Rigi Musiktagen Jubiläum und spricht über die zwei Seelen in ihrer Brust angesichts touristischer Ausbaupläne auf dem Berg.
Diemut Poppen versammelt mit ihren Lieblingsstücken Freunde auf dem Berg.
Bild: Claudia Boeckelmann

Zum Erbe von Claudio Abbado in Luzern gehören neben dem Lucerne Festival Orchestra indirekt auch die Rigi Musiktage. Denn deren Gründerin, die Bratschistin Diemut Poppen, war von Beginn an Teil von Abbados Orchester und übertrug dessen Idee eines Musizierens unter Freunden auf den Berg.

«Seit 2003 kam ich jeden Sommer nach Luzern und bedauerte, dass ich die Berge ringsum immer nur von unten sah», erzählte Diemut Poppen einmal, wie die Idee der Musiktage entstand. Die Unterländerin aus Deutschland fasste sich «eines Tages ein Herz» und stieg auf den Bürgenstock, den Pilatus und schliesslich «auch auf die ‹Königin der Berge›, die Rigi». Beeindruckt von der «Ruhe und Harmonie» auf dem Berg mietete sie sich in eine Wohnung ein. «Wenn ich am Fenster übte, erschienen Kühe mit Kuhglocken und hörten mir zu. Da dachte ich mir: Warum sollen nur Kühe diese Musik hören?»

«Herzblutprojekt» mit Jubiläumsprogramm

Damit war die Idee der Musiktage geboren, die jetzt zum zehnten Mal im Saal des Rigi- Kulm-Hotels und in den kleinen Kirchen auf dem Berg stattfinden. Das Pogramm berücksichtigt wie jedes Jahr Komponisten wie Brahms, Schumann und Mendelssohn, welche die Rigi besuchten. Einen «roten Faden» bilden Werke von Bach, weil diese vorzüglich in die intimen Sakralräume passen.

Stargast Maurice Steger entdeckt mit der Blockflöte Mozart neu.
Bild: Jean-Baptiste Millot

Inwiefern ist die jetzige Ausgabe dennoch ein besonderes Jubiläumsprogramm? «Dieses Jahr zeigt sich doppelt, dass diese Musiktage mein Herzblutprojekt sind», lacht Poppen: «Zum einen habe ich, fast etwas egoistisch, viele Lieblingsstücke von mir aufs Programm gesetzt, bei denen die Bratsche eine prominente Rolle spielt. Zum andern kann ich viele Künstler auf den Berg bringen, die ich schon lange auf dem Radar hatte».

Stargast Maurice Steger geht neue Wege mit Mozart

Der bekannteste davon und ein «Glücksfall» ist der Blockflötist Maurice Steger. Mit Trio-Sonaten von Bach spinnt er am roten Faden weiter. Und er bringt die Virtuosität für das rasend schwere erste Flötenquartett von Mozart mit. «Nach dem ersten Durchspielen waren wir uns alle einig», erzählt Poppen: «Ab jetzt nur noch mit Blockflöte!» Nach der Pause dann gibt es auch im Eröffnungskonzert Vollblut-Romantik, die an den Rigi Musiktagen im Zentrum steht: Antonin Dvořáks Klavierquintett in A-Dur ist zudem ein Werk, dessen «Dumka»-Melancholie «für die Bratsche» geschrieben ist (Fr, 14. Juli, 19 Uhr, Festsaal Rigi-Kulm-Hotel).

Weitere Künstler, deren Karrieren Poppen seit Jahren ­begleitet und die sie für den Berg gewinnen wollte, sind der italienische Pianist Enrico Pace und die Mezzosopranistin Michaela Unsinn. Beide führen in der Matinee vom Samstag – ebenfalls im Rigi-Kulm-Hotel – mit der Bratsche von Poppen «Zwei Gesänge» von Brahms auf. Die Sängerin erweist der Rigi zudem mit Liedern von Richard Strauss die Reverenz. Dessen «Morgen» passt mit der Beschwörung der «sonnenatmenden Erde» auf den Berg, an dessen Fuss – ­­in Vitznau – Strauss während seiner Aufenthalte in der Schweiz residierte (Sa, 15. Juli, 11 Uhr).

Michaela Unsinn: Die deutsche Mezzospranistin beschwört Naturstimmungen mit Richard Strauss.
Bild: zvg

Rising Star und zu Gast im neuen Saal in Vitznau

Die Klarinettistin Clara Riccucci, der Rising Star im diesjährigen Programm, hatte Poppen auf dem Berg selber kennengelernt, als sie am Kultur-Projekt in der Bergsonne teilnahm. Am Samstag ist sie Solistin in Schumanns «Fantasiestücken» und «Märchenerzählungen». Im Schlusskonzert spielt sie zudem Mozarts Klarinettenquintett (So, 16. Juli, 16.30 Uhr, Reformierte Bergkirche, Rigi Kaltbad).

Dafür könnte man mehr Publikum gewinnen, als in der kleinen Kirche Platz hat. War das ein Grund, dass die Rigi Musiktage erstmals im Vorkonzert (im Juni) den neuen Kammermusiksaal in Vitznau bespielten? «Längerfristig möchten wir den Konzertsaal in Vitznau mit seiner für Streicher hervorragenden Akustik weiter nutzen,» sagt Poppen. «Aber wir wollen auch in Zukunft Konzerte, die normalerweise in der Stadt stattfinden, auf den Berg bringen, weil in dieser Stille und Atmosphäre Musik anders berühren kann.»

Rising Star Clara Riccucci, hier beim Solistenkonzert der Musikhochschule Luzern mit dem Luzerner Sinfonieorchester im KKL.
Bild: HSLU/Priska Ketterer

Zwei Seelen in der Brust zu tourischen Ausbauplänen

Kritische Stimmen sehen durch die touristischen Ausbaupläne auf der Rigi genau diese Stille gefährdet. Wie steht Poppen dazu? «Da habe ich zwei Seelen in meiner Brust, weil ich halb ‹Rigianer› und halb unten zu Hause bin», sagt sie: «Als Veranstalterin möchte ich natürlich, dass möglichst viele Gäste auf den Berg transportiert werden können. Und auch ich persönlich schätze gute Verbindungen hinauf auf den Berg».

Insofern gibt es ein gemeinsames Interesse zwischen den Musiktagen und den Rigi-Bahnen, die diese unterstützen. Anderseits ist für Poppen auch klar: «Die Unversehrtheit der Natur muss bewahrt werden. Genau das meint das Motto des diesjährigen Festivals. Es lautet – nach Hölderlin – «Bewahrt der Schönheit Heiligtum» und benennt das, was das Festival mit der Musik der Romantik beschwört.

Fr, 14. Juli, bis So, 16. Juli; Programm: www.rigi-musiktage.ch; Tickets: www.eventfrog.ch, Tickets@rigi-musiktage.ch

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