notifications
Popkultur-Glosse

Ob als Opfer, Heldin oder Drama Queen: Taylor Swift beherrscht die Welt

Taylor Swift wurde vom belächelten Mädchen, das über seine Ex-Freunde singt, zum absoluten Superstar. Das «Time»-Magazine hat dem nun die Krone aufgesetzt und sie zur «Person des Jahres» erkoren. Berechtigt? Ja. Und doch steckt sie in der Opferrolle fest.

Taylor Swift ist laut dem «Time»-Magazine die «Person des Jahres». Ein Titel, der zuvor fast immer an Politiker oder zumindest politische Personen ging. Jetzt ist es ein Popstar. Weil statt globaler Wirkung nur Klicks auf Instagram und TikTok zählen? Vielleicht – wenn es nicht dieser Popstar wäre.

Auch wer noch nie einen Song von ihr gehört hat, hat schon mal von Taylor Swift gehört, gelesen oder zumindest ein Bild von ihr gesehen. Und selten so oft wie in diesem Jahr. Mit ihrer «Eras»-Tour hat sie gleich mehrere Rekorde aufgestellt, und ihre Beziehung zu Football-Star Travis Kelce brachte die Klatschspalten fast zum Platzen. Genau diese beiden Dinge definieren ihre Karriere: Talent und (Liebes-)Drama.

Taylor Swift wurde bekannt als das Mädchen, das über ihre Ex-Freunde sang: Ihr wurde das Herz gebrochen, sie wurde ausgenutzt und nicht verstanden. Sie war immer das Opfer. Heute ist sie reicher, berühmter und einflussreicher als jeder Ex-Freund. Das Einzige, was ihr zur Weltherrschaft noch fehlt, ist ein Penis. Trotzdem hält sie ihren Opfer-Status aufrecht.

Auch im Interview mit dem «Time»-Magazine. Es seien vor allem zwei Momente gewesen, die sie stärker gemacht hätten: «Als ich beinahe gecancelt wurde und als mir mein Lebenswerk von jemandem weggenommen wurde, der mich hasst.»

Sie spricht einerseits von Kanye West, der sie in einem Song als «Schlampe» bezeichnete, und nachdem Taylor sich dagegen wehrte, postete Kim Kardashian eine fake Aufnahme, die es so aussehen liess, als ob Taylor dem Ganzen zugestimmt hätte. Sie galt als lügende Schlange. Kaum hat sie diese Geschichte erwähnt, fluten ihre Fans Kims Instagram-Account seit Tagen mit Schlangen-Emojis. Eiskalte Rache – acht Jahre später.

2009 unterbrach Kanye West Taylor Swift bei ihrer Dankesrede an den «MTV Video Music Awards». Der Anfang seines Absturzes und ihres Höhenflugs.
Bild: Bild: Keystone

Der andere Moment war der, als Produzent Scooter Braun ihren Songkatalog und damit sämtliche Rechte an ihren Werken gekauft hat. Taylor nahm daraufhin ihre bisherigen Alben noch mal als «Taylors Version» auf – und die Fans stürzten sich darauf.

Die «Swifties» stehen immer hinter ihr, denn die Sängerin gibt ihnen mit ihren Songs und ihrem Engagement das Gefühl, gesehen und verstanden zu werden. Wie eine gute Freundin. Oder wie ein Kult. Da geht der gesunde Menschenverstand manchmal flöten. «Ihre» Taylor ist immer unschuldig – oder eben das Opfer –, und wer es wagt, sie zu kritisieren, wird gecancelt.

Taylor Swift: Der momentan wohl berühmteste Superstar.
Bild: Bild: Keystone

Dabei ist Taylor Swift eine gestandene Frau mit einer Nase fürs Geschäft. Und enormem Einfluss. Nachdem sie im September ihre «Swifties» dazu aufrief, sich zum Wählen zu registrieren, haben das dermassen viele getan, dass die Republikaner ins Schwitzen gerieten. Der «Taylor-Effekt» wurde auch an der Börse bemerkt. Laut dem «Wall Street Journal» haben ihre «Era»-Konzerte dazu beigetragen, das Wirtschaftswachstum in den USA anzukurbeln.

Es sind diese Momente, in denen sie richtig glänzen kann, denn dem Kindergarten mit Ex-Freunden oder Promi-Feinden ist sie längst entwachsen. Und wenn sie sich gegen die unfaire Musikindustrie, gerüchteverbreitende Medien und himmelschreienden Sexismus einsetzt, haben nicht nur «Swifties» Grund, zu applaudieren.

Kommentare (0)