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Hochschule Luzern

«New Music Days» der Musikhochschule Luzern: Wenn sich Musik und Visuals verbinden, fliesst auch mal Blut

Studierende aus den Abteilungen Kunst & Design sowie Musik der Hochschule Luzern zeigten an den «New Music Days», dass interdisziplinäre Arbeiten im Kollektiv noch immer viel Neuland bieten. 
Albtraum Schlaflosigkeit: Performance und Installation «Insomnia».
Bild: Bild: HSLU/Xenia Zezzi

Schon beim Betreten des Raumes wird klar, dass die Beteiligten für ihren Anlass keine Mühen gescheut haben. Der Raum ist die Blackbox Kosmos, ein riesiger schwarzer Würfel, den man im Gebäude der Hochschule Luzern – Musik explizit für interdisziplinäre multimediale Projekte eingerichtet hat. Die Beteiligten sind Studentinnen und Studenten aus den Abteilungen Kunst & Design sowie Musik, der Anlass das Abschlussprojekt «Open Vid» der VJing-Klasse im Rahmen der «New Music Days» der Musikhochschule unter der Leitung von Erik Borgir am Donnerstag.

Wie es diese, inzwischen schon gar nicht mehr ganz so neumodischen, interdisziplinären Veranstaltungen so an sich haben, lässt sich auch dieses Projekt nicht klar definieren. Man könnte versuchen, es mit «irgendetwas zwischen Musik, Visual Arts und Performance» zu beschreiben. Da dies aber auch alles und nichts bedeuten kann, kommen wir direkt zur Sache mit einigen Beispielen aus dem Programm.

Visuals mit Überblendungen und Schattenspiel

Die Musiker sind eingeschlossen in der todbringenden Bienenwabe.
Bild: Bild: HSLU/Xenia Zezzi

Für das Stück mit dem Titel «BSSS», welches sich der Dynamik eines Bienenschwarms und dem allgemeinen Bienensterben widmet, ist in der Mitte der Blackbox eine Art Wabe aus weisser Leinwand aufgebaut. Die Musikerinnen und Musiker sitzen in dieser und imitieren mit Viola, Akkordeon und Percussion das Summen der Insekten. Von aussen werden kleine Lichtpunkte auf die weisse Fläche projiziert, die Bienen. Es werden mehr und mehr und sie ballen sich zu einem Schwarm zusammen, der seine Kreise zieht. Alles wird immer schneller und hektischer. Irgendwann wird der Schwarm von farbigem Nebel umgeben. Rückwirkend lässt sich der Nebel als giftigen Dampf interpretieren, jedenfalls dauert es nicht lange und die Bienen fallen allesamt auf den Boden. Die Musiker in der Wabe haben aber glücklicherweise alles unbeschadet überstanden.

«Insomnia» heisst ein weiteres Problem, endlose schlaflose Nächte, die wohl nicht nur ambitionierte Künstler beschäftigen. Dem Pianisten und der Cellistin scheint dieser Zustand jedenfalls hinreichend bekannt zu sein, denn passend musikalisch untermalt, kann man sofort den Frust und auch die Wut spüren, die in einem aufsteigt, wenn man einfach nicht einschlafen kann. Im Hintergrund sehr geschmackvolle Visuals mit Überblendungen und Schattenspiel. Auch in dieser Performance scheint sich ein Drama anzubahnen, worauf zumindest die immer intensiver werdende Musik schliessen lässt. Der Zuschauer wird nicht enttäuscht. Es läuft Blut über die Leinwand und die Cellistin attackiert in ihrer Wut ihren Mitmusiker, stösst ihn vom Hocker. Und so liegt er da, ob in finalem Zustand, ist ungewiss. Gewiss ist jedoch – und voll und ganz unterstützenswert –, dass sich diese Künstler ihr Ventil auf der Bühne suchen. Nicht auszudenken, was sonst alles passieren könnte.

Performances mit Video, Improvisation und Elektronik

Auch solistische Aktionen sind ein Teil des Ganzen: «Fluidum».
Bild: Bild: HSLU/Xenia Zezzi

Hervorzuheben für die gesamte Veranstaltung ist, dass sie zur Gänze vom Kollektiv geprägt ist. Während Performance und live gespielter Musik drängt sich niemand in den Vordergrund. Selbst wenn man natürlich sieht, wer spielt, bleibt im Wesentlichen immer der Gesamteindruck zurück. Alles, was passiert ist immer nur Teil des Stücks und kein solistischer Beitrag. Weder Visuals, Performance noch Musik dominieren. Man hat als Gruppe ordentlich was auf die Beine gestellt und es sei demnach hier darauf verzichtet, einzelne Personen hervorzuheben.

Auch wenn diese interdisziplinären Veranstaltungen schon nicht mehr das Allerneueste sind, so sind sie doch in vielerlei Hinsicht nach wie vor Neuland. Es ist noch lange nicht klar, wer und wie gross das Publikum dieser Szene sein wird. Auch gibt es Orte, die mit der notwendigen Infrastruktur für solch aufwendige Produktionen ausgestattet sind, vor allem für die freie Szene, keinesfalls wie Sand am Meer. Da sind viel Risiko und Ungewissheit im Spiel und daher gilt grösster Respekt den Menschen, die diesen Weg einschlagen, ohne zu wissen, wohin er sie führen wird.

Weiter geht er bereits an diesen «New Music Days». Sie gehen am Samstag, 1. Juli, mit Master-Abschlusskonzerten und Werken der Kompositionsklassen weiter. Zum Schluss werden Video, Performance, Improvisation und Live-Elektronik auch in die Projektpräsentationen aus dem Master-Studiengang Music and Art Performance einbezogen (So, 2. Juli, 18.00 Uhr, Blackbox Kosmos).

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