Moritz Eisner wird sechzig. Er blickt in seinen Badezimmerspiegel. Ruft seinem Spiegelbild ein liebevolles «Na, bist du deppert?» zu. Und feiert mit Kollegen ausgelassen in seiner Wohnung. Moritz und Bibi landen im Rausch auf dem Sofa, die Gesichter einander zugewandt. Zugewandt sind sie sich eigentlich immer. Moritz ruft, so soll es bleiben, die Welt ist perfekt. Man will's ihm gern glauben. Fast kommt es zum Kuss. Doch dann entweicht die Luft aus dem Ballon, den Eisner in der Hand hält. Eisner schläft ein und am nächsten Morgen scheint es, als sei die Luft aus dem prallen Leben für immer entwichen.
Es sind Szenen wie diese, die sich einbrennen. Die Regisseurin Katharina Mückstein, die in ihrem Dokfilm «Feminism WTF» optisch mutig an ein abstraktes Thema heranging, gelingt es mithilfe des famosen Sounds des Filmmusikers Karwan Marouf, die besondere Beziehung der Wiener Kommissare zu deren 25. Dienstjubiläum mit frischen Bildern neu zu erzählen.
Moritz Eisner wird bald des Mordes an einem Nachtclubbesitzer verdächtigt. Die Indizienlast ist erdrückend, seine Dienstwaffe lag im Abfalleimer. Doch Eisner ist ein unschuldiger Ödipus und mindestens so gründlich im Ergründen der Wahrheit wie jener antike Anti-Held. Er will, dass man gegen den Widerstand des Wiener Polizeisumpfs, der seine Polizisten lieber schützt als ausliefert, weiterermittelt. Er kommt in den Knast. Und wäre da auch geblieben. Wäre nicht die Bibi gewesen.
«Tatort» aus Wien - «Dein Verlust». SRF1, So, 20.05 Uhr. Fünf Sterne.
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