Essay

«Sie weiss um den Terror der Mehrheit»: Milo Rau über die Rückkehr der Tragödie im Zeitalter von Putin und Trump

Geschichte sei nie vernünftig, sondern tragisch – sie kenne nur Sieger und Besiegte. Trump und Putin müsste man, nimmt man den Theatermacher in der hier veröffentlichten Rede beim Wort, dringend Sophokles und Shakespeare empfehlen.
Szene aus «Endsieg» von Elfriede Jelinek am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Das Stück thematisiert Trumps Wiederkehr.
Foto: Thomas Aurin

Als ich 1999 zum ersten Mal in den USA war, wurde Serbien von der NATO bombardiert. Ich war bei Freunden in der Nähe des Trump Tower zu Besuch. Donald Trump war damals in Europa nur als irre Society-Celebrity-Figur bekannt, und dafür, dass Melania, mit der er 1999 zu daten begann, Slowenin war. Als im Fernsehen Bilder der Luftschläge zu sehen waren, fragten meine Bekannten mich verwundert: «Das geschieht jetzt?» Die Bilder wirkten wie aus einer anderen Zeit. Der Faschismus schien besiegt – und das transatlantische Bündnis unzerstörbar. Der Genozid von Srebrenica? Ein Epilog der europäischen Gewaltgeschichte.

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