Während der Lockdowns blieb der Pianist Igor Levit mit seinem Publikum in Kontakt – unter anderem mit einer Reihe von 52 Hauskonzerten, die 81000 Follower mitverfolgten. Von dieser «existenziellen Erfahrung» erzählt er in Regina Schillings Filmporträt «Igor Levit – No Fear». Der Film wird im stattkino Luzern zum Klavierfest von Lucerne Festival gezeigt, an dem Levit (als Kurator) das Publikum zur Begegnung mit Pianistenfreunden einlädt.
Eine solche Begegnung ermöglicht schon der Film selber. Er zeigt den Pianisten auf Tournee, bei Aufnahmen oder beim Kleiderkauf nicht von seiner privaten, aber von einer sehr persönlichen Seite. Ganz nahe kommt man ihm im vertraulichen Austausch mit dem Produzenten Andreas Neubronner, der ihm bei den Beethoven-Aufnahmen zubilligt, auch mal als «Interpret den Komponisten» zu korrigieren.
Schilling lässt sich Zeit auch für die Schattenseiten einer Künstlerkarriere, wie die «bodenlose Verunsicherung» in einsamen Hotelzimmern, und immer wieder für die Musik. Unter die Haut geht neben Levits Klavierspiel der Gesang von Muddy Waters, der den Pianisten an den Einschränkungen des Klaviers «verzweifeln» lässt. Mit dem Auftritt im Dannenröder Wald, der Levits Polit-Engagement dokumentiert, erhält der Film einen theatralen Höhepunkt zum Schluss.
Solo-Rezitals und
Sehr persönlich programmiert hat Levit auch das Klavierfest. Da gibt es zwar auch Solo-Rezitals. Levit selber beschwört mit Mahlers Adagio aus der zehnten Sinfonie und Prokofjews siebter Klaviersonate Katastrophen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Fr, 19. Mai, 18.30). Johanna Summer überschreitet Stilgrenzen mit Improvisationen über Bach, Beethoven und Ligeti (Sa, 20. Mai, 22.00). Anna Vinnitskaya widmet sich den «pianistischen Visionären» Chopin, Skrjabin und Ravel (So 21. Mai, 11.00). Der Jazzpianist Fred Hersch tritt mit seinem Trio auf (Fr, 19. Mai, 22.00), gibt aber ebenfalls ein Solo-Rezital – mit Levit als Special Guest (Sa, 20. Mai, 18.30).
Neben der Verbindung von Klassik mit Jazz und Improvisation machen solch wechselnde Konstellationen das Klavier-Fest zu einem Ort der musikalischen Begegnung. So spielt Levit im Eröffnungskmit Alexei Volodin Werke für zwei Klaviere von Mozart, Debussy und Rachmaninow (Do, 18. Mai, 19.30). Höhepunkt solcher Begegnungen ist das «Finale for Four»: Da spielen Levit und sein Schüler Mert Yalniz Beethovens Appasionata und Schumanns Waldszenen, Hersch und Summer antworten darauf mit Improvisationen und einer Battle zu viert zum Schluss (So 21. Mai, 17.00).
«Igor Levit – No Fear»: Mi, 17. Mai, 19.00, Do, 18. Mai, 15.30, So, 21. Mai, 14.00. Die Vorführung vom 20. Mai (mit Igor Levit) ist ausverkauft. www.stattkino.ch
Do, 18. Mai, 19.30: Igor Levit & Alexei Volodin (Schubert, Schumann, Mozart, Debussy, Rachmaninow)
Fr, 19. Mai, 18.30: Igor Levit solo (Brahms, Hersch, Mahler, Prokofjew)
Fr, 19. Mai, 22.00: Fred Hersch Trio (Musik von Fred Hersch, Thelonious Monk und aus dem Great American Songbook)
Sa, 20. Mai, 18.30: Fred Hersch solo (Musik von Fred Hersch, Joni Mitchell u. a. mit Igor Levit als Special Guest)
Sa, 20. Mai, 22.00: Johanna Summer («Resonanzen», Improvisationen über Bach, Beethoven, Ligeti & Co.)
So 21. Mai, 11.00: Anna Vinnitskaya (Franck, Skrjabin, Chopin, Ravel)
So, 21. Mai, 17.00: Igor Levit, Fred Hersch, Johanna Summer, Mert Yalniz (Schumann, Beethoven, Improvisationen)
www.lucernefestival.ch
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