notifications
Erstes Album

«Hellwach» trägt tanzbare Luzerner Techno-Tracks in die ganze Welt hinaus

13 Tracks zum Tanzen umfasst die erste Sammlung des noch jungen Luzerner Labels Hellwach. Wie klingt das – und wer steht dahinter?

Zu elektronischer Musik lässt es sich in Luzern nicht nur tanzen – sie wird hier auch produziert. Nur fehlt seit Jahren jemand, der die Tracks bündelt, kuratiert und über gängige Musikportale wie etwa Spotify unter die Leute bringt. In diese Lücke springt nun das vor zwei Jahren gegründete Luzerner Label Hellwach, ein Kollektiv aus rund 15 jungen Frauen und Männern aus der Techno- und Kunstszene. Es hat soeben die erste eigene Compilation veröffentlicht – finanziert aus dem Vereinsbudget, möglich gemacht dank viel ehrenamtlicher Arbeit. «Unser Ziel war immer, nicht nur Partys zu organisieren, sondern elektronische Musik langfristig zu fördern», sagt Fabian Takacs (31), Präsident des Vereins Hellwach.

Kollektiv Luether - links Nicola Näf, rechts Fabian Takacs.
Bild: Bild: PD/Hellwach Label

Die Sammlung heisst «Aggregat 001» und umfasst 13 Tracks von 16 Produzentinnen respektive Produzenten. Dass diese nicht nur aus dem Raum Luzern, sondern auch aus Zürich, Berlin und Ibiza stammen, liegt nicht an zu wenig Material aus der Region, wie Takacs sagt:

«Sondern wir wollen Europa bedienen und da sind international bekannte Zugpferde wichtig.»

Zu diesen zählt etwa Pascale Voltaire aus Berlin. Doch auch unter den Einheimischen ist mit Khainz ein Produzent, der unter anderem auf dem bekannten Berliner Label Katermukke Tracks veröffentlicht.

Mal melodisch, mal funky, aber immer antreibend

Die 13 Tracks stehen für den typischen «Hellwach»-Sound, den Takacs als «relativ pumpig und melodisch beschreibt». Er selber hat als eine Hälfte des DJ-Duos Kollektiv Luether ebenfalls einen Song beigesteuert. Die Hörprobe zeigt, dass es sich unisono um Uptempo-Nummern im 4/4-Takt handelt. Das klingt mal melodisch wie bei den Tracks von Grush und Flo le Fortis, mal sind Einflüsse von Goa zu hören wie beim Song von Mashriq oder es wird gar etwas funky wie bei Goldmeyer. Als Klammer sozusagen sind alle Tracks antreibend, kein Downtempo.

Antreibend – und mit trancigen Flächen ausgestattet – ist der Track von DJ Distant Soul. Dahinter steht Sarah Saleem (26), die einzige Produzentin eines Tracks auf «Aggregat 001». Die Luzernerin komponiert seit 2019 elektronische Musik. Dafür verwendet sie verschiedene Programme am Computer, aber auch Hardware wie etwa eine Drummaschine und einen Synthesizer. Bis ein Track fertig ist, dauert es mega-lang, sagt sie. Saleem experimentiert täglich in ihrem kleinen Studio mit Tönen, konnte bereits bei verschiedenen Labels Tracks veröffentlichen. Sie sagt:

«Wenn die Leute im Club dann deinen Song feiern, ist das schon ein tolles Gefühl.»

DJ Distant Soul.
Bild: Bild: Tino Porzel

Frauen als DJs sind in der Technoszene auch heute noch in der Minderzahl, Produzentinnen von elektronischer Musik erst recht. Über die Gründe kann Saleem nur spekulieren. Sie sagt: «Bei den DJs holen Frauen zwar auf, aber Produzentinnen gibt es wirklich nur wenige - vielleicht fehlt dafür das Interesse? Möglicherweise reicht es vielen Künstlerinnen einfach, als DJ tätig zu sein.» Sie habe am Anfang auch keine Ahnung gehabt vom Produzieren und sich alles selber beigebracht.

Takacs würde sich mehr Frauen als Produzentinnen wünschen. Denn obwohl «Hellwach» weibliche DJs fördert und auf den Partys stets auch Frauen auflegen, sei es schwierig gewesen, für diese erste Ausgabe welche zu finden - schweizweit. «Die wenigen waren bis auf eine ausgebucht», sagt er. Das ändere sich hoffentlich. Denn «Aggregat 001» ist erst der Anfang. In Zukunft will das Label ein Mal pro Jahr eine solche Compilation herausgeben, dazwischen sind EPs mit weniger Tracks vorgesehen.

Sie sammeln noch Geld für eine Vinyl-Version

Als Liebhaberei plant «Hellwach» zudem eine Vinyl-Version von «Aggregat 001». Zwar legt kaum ein DJ mehr mit Schallplatten auf, doch die Rillen auf Schwarz sind im Trend. Im Aargau werden sogar wieder welche gepresst – nach über 20 Jahren Pause in der Schweiz. «Schallplatten sind etwas Beständiges, Haptisches, allerdings auch Teures», so Takacs. Daher läuft bis am 9. November ein Crowdfunding - 10'000 Franken sammelt das Label für die Doppel-LP, 1160 Franken sind bislang beisammen.

So sähe das Cover der künftigen Doppel-LP aus.
Bild: Bild: Hellwach Label

Zuerst aber wird das Baby gefeiert – mit einer Party natürlich. Am Samstag steigt im Südpol das Halogen-Festival. Die meisten Produzenten und Produzentinnen der 13 Tracks werden dort ein DJ-Set abliefern. Ein Event, der quasi nie zu Ende gehen wird. Denn wer mag, kann daheim weitertanzen. Die passende Musik ist ja nun verfügbar.

Hinweis: Die Compilation kann gestreamt werden auf Soundcloud, Spotify und Apple Music. Zudem sind die Tracks kostenpflichtig downloadbar etwa auf Beatport. Crowdfunding auf Wemakeit. Infos zum Label und zur Party bei «Hellwach».

Kommentare (0)