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KKL Luzern

Harry-Potter-Zauber mit dem 21st Century Orchestra

Das 21st Century Orchestra füllt weiterhin mit Harry Potter in Serie das KKL.  Bei der Fortsetzung mit «Harry Potter und der Feuerkelch» standen die Musik auf neuartige Weise im Zentrum.

Die erste der fünf Vorführungen  von «Harry Potter und der Feuerkelch» mit dem 21st Century Orchestra am Freitag im KKL Luzern
Bild: Dominik Wunderli (3. 12. 2022)

Haben Sie Harry Potter gelesen? Ich auch. Allerdings erst in meinen Enddreissigern und mit viel Skepsis. Aber ab Band zwei hat es mir den Ärmel reingezogen. Ab Band drei kam ich kaum mehr aus der Geschichte heraus. Heute ist es meine älteste Tochter, die Harry Potter verschlingt, seit sie acht ist. Unglaubliche 500 Millionen Bücher wurden bis anhin verkauft. Weltweit wecken die Bücher bei Kindern die Leselust.

Kinder und Erwachsene toleranter mit Harry?

Zum Glück. Denn Harry Potter bringt die Kinder nicht nur zum Lesen. Die positive Grundeinstellung des Hauptdarstellers gegenüber allem und jedem macht sie offenbar auch zu besseren Menschen. Im Jahr 2015 veröffentlichte das «Journal of Applied Social Psychology» eine Studie, die zeigt, welche erstaunlichen Auswirkungen die Bücher auf Kinder haben sollen. Dazu wurden in England und Italien eine Gruppe von Heranwachsenden regelmässig befragt. Harry-Potter Leser zeigten im Kindesalter, aber auch als Erwachsene, eine höhere Toleranz gegenüber Immigranten, Flüchtlingen und Homosexuellen.

Dieses «Gut-Sein» von Harry Potter prägt auch stark die Filmserie. Besonders eindrücklich den vierten Teil, «Harry Potter und der Feuerkelch», mit dem das 21st Century Orchestra an diesem Wochenende seine Potter-Serie mit fünf Vorführungen im Konzertsaal des KKL weiterführt.

Zwar macht die Geschichte, und damit auch der Film, einen klaren Schwenk, hin zu mehr Dunkelheit und Bedrohung. Nach einer Reihe von Hilfsbösewichten begegnet Harry zum ersten Mal Voldemort selbst. Doch er bleibt sich treu. Lieber hilft er einer Konkurrentin, als den Wettbewerb zu gewinnen. Bereitwillig verrät er Mitstreitern, welche Drachen sie erwartet. Und wie in der Realität führen seine gute Absichten nicht immer zum Happy End. In der Schlussszene berührt er absichtlich mit Cedric Diggory den Siegespokal – und verursacht so indirekt dessen Tod.

Nichts mehr von John Williams

Diese Schatten spielen denn auch am Freitag bei der Live-Aufführung durch das 21st Century Orchestra unter Ludwig Wicki eine wichtige Rolle. Einerseits setzt der neue Komponist Patrick Doyle einen Trend fort, der schon im dritten Teil – vom 21 Century Orchestra im Frühling gespielt – zu beobachten war. Die Musik entfernt sich immer mehr von ihren Wurzeln. Auf Wunsch des Regisseurs entfernte bereits John Williams im «Gefangenen von Askaban» die meisten seiner berühmten Themen.

Beim «Feuerkelch» und der Musik von Patrick Doyle sind sie nur noch als Schatten da. Dort ein paar Schnipsel – ewig fliegt die Eule des «Hedwigs-Thema» - hier einige Akkorde, die an Harrys Eltern erinnern. Vor allem aber bringt seine Musik einen starken Kontrast zum Gut-Mensch-Sein von Harry. Patrick Doyle hat schon die Töne bei «Mary Shelley’s Frankenstein» oder Stephen Kings «In einer kleinen Stadt» geschrieben. Die Anfangsszene ist denn auch zappenduster. Vibrierende Geigen, schwarze Totenglöckchen im Schlagwerk. Die drei unverzeihlichen Flüche flimmern beängstigend durch das KKL.

21st Century Orchestra im Vordergrund

Auch ist der Komponist kein Fan von repetitiven Erkennungsmelodien. Im Gegensatz zum James Bond von letzter Woche kreiert er vor allem Atmosphäre. Zwischenebenen gibt es wenige. Obwohl das Orchester unter Ludwig Wicki fast pausenlos im Einsatz ist und die Musik bei guter Abmischung im Zentrum steht, tritt es dadurch mehr in den Hintergrund als bei den Vorgängerfilmen.

Auch interpretieren die Musikerinnen und Musiker die oft flächige, teils massig gesetzte Musik mit Kraft– zum Beispiel beim Einzug zum Ball oder beim Drachenkampf – aber ohne den akustischen Bogen zu überspannen. Die Leichtigkeit bei den seltenen tänzerischen Elementen und teils gute solistische Streicher und Bläserleistungen geben eine stimmige Aufführung, die ein weiteres Mal diesen «Kinobesuch» zum Erlebnis macht.

Karten für die sieben Vorführungen des 21st-Orchestra von «Drei Nüsse für Aschenbrödel» gibt es noch am 26. Dezember, www.kkl-luzern.ch

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