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Tatort-Kolumne

Ermitteln auf LSD: Wenn Paul Brix den Mörder mit einem Blauwalpenis zur Strecke bringt

Die Frankfurter Ermittler Paul Brix und Anna Janneke geraten in «Leben Tod Ekstase» an einen abgedrehten Psychoanalytiker, der Menschen mit psychedelischen Substanzen behandelt.  Knallharte Realisten brauchen am Sonntag nicht einzuschalten. Andere werden voll auf ihre Kosten kommen. 

«Tatort» aus Frankfurt: «Leben Tod Ekstase». So, 20.05, SRF1. Vier Sterne.
Bild: Bild:HR

Die Journalistin Anuschka Roshani erklärte kürzlich dieser Zeitung, dass die von Horrorgeschichten durchdrungene Kulturgeschichte der Substanz LSD dringend korrigiert werden müsse – ihr medizinischer Nutzen sei enorm. Hollywood-Beau Cary Grant wusste das, als er LSD gegen seine Depressionen einnahm. Von ihm stammt der Satz, er sei auf einem Trip als «gigantischer Penis» «wie ein Raumschiff» von der Erde abgehoben.

Es dürfte kein Zufall sein, dass im Frankfurter «Tatort – Leben Tod Ekstase» Kommissar Paul Brix (Wolfram Koch) dem Täter / der Täterin im Showdown mit dem ausgestopften Geschlechtsteil eines Blauwals den finalen Todesstoss versetzen darf. Die Anspielungen auf die kollektive Ekstase der 1950er- und 1960er-Jahre in diesem abgedrehten Drehbuch sind so mannigfaltig, dass die Hippie-Droge damit leider nicht rehabilitiert sein dürfte.

Ein Fall ohne realistische Rahmenbedingen

Sechs Menschen durchwandern in «Leben Tod Ekstase» ihr «Ich» mit Hilfe psychedelischen Substanzen. Am Ende des Abends sind alle tot. Psychoanalytiker Dr. Adrian Goser (Martin Wuttke) wird zum schillernden Zentrum eines Falles, der von Anfang an keine realistischen Rahmenbedingungen kennt – und keine substanzielle Ermittlungsarbeit.

Knallharte Realisten brauchen am Sonntag nicht einzuschalten. Denen wird aber der Höllenspass entgehen, den Martin Wuttke als Rilke zitierender Analytiker mit seinen verschwurbelten Alltagsdeutungen anrichtet: Wer glaubt, mit den Filmen Arnold Schwarzeneggers die gesamte Bandbreite der menschlichen Existenz erklären zu können, der muss die Begrenzungen seines Ichs wirklich verlassen haben.

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