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Kulturtipps der Woche

Ein lustiger Historiker, Jojo Mayer und seine Maschine sowie ein Ensemble, das Streicherklang und Bläsersound vereint

Unsere Region bietet jede Woche ein spannendes Kulturprogramm zum Entdecken, Eintauchen, Geniessen. Hier finden Sie unsere acht ausgewählten Tipps für diese Woche.

Benedikt Meyer: Über Geschichte darf auch gelacht werden

Der Historiker und Kabarettist Benedikt Meyer bietet eine ganz besondere Geschichtslektion. Er konzentriert sich auf komische und schräge Ereignisse aus der Vergangenheit. Und tritt damit im Paulussaal Luzern auf. Der 41-Jährige selber ist übrigens beides: promovierter Historiker mit Studium in Basel, Bern und Bordeaux sowie eben Kabarettist.

Bietet er mit seinem Programm also einen Gegenpol zur Geschichte, die ja üblicherweise eher aus ernsten, tragischen oder gar brutalen Ereignissen besteht? Diese Betrachtungsweise will Benedikt Meyer nicht so recht gelten lassen: «Die Menschen der Vergangenheit waren genauso albern, komisch, humorvoll, tollpatschig und liebenswürdig wie wir selbst!» Natürlich gebe es auch viele schreckliche Dinge in der Geschichte. «Aber ich finde, das Humorvolle und Schöne ist es mindestens so sehr Wert, betrachtet zu werden.»

Historisches Kabarett mit Benedikt Meyer: Dienstag, 5. März, 19.30, Saal, Paulusheim, Luzern; Eintritt frei/Kollekte, Reservation: reservation.ticketleo.com .

Schlagzeuger Jojo Mayer und seine Musikmaschine interagieren in Echtzeit

Kein Konzert ist gleich. Jojo Mayer kommt mit seinem Soloprojekt nach Zug.
Bild: Bild: David Wesley Burnett/zvg

Eine Band, die «elektronische» Musik live spielt? Jojo Mayers Nerve. Ein Schlagzeuger im Duett mit einer Musikmaschine? Das Programm «Me/Machine» ist Jojo Mayers «Corona-Baby». Mit Nerve setzt der längst in New York City ansässige Weltklasse-Schlagzeuger aus Zürich seit 1998 zeitgenössische elektronische Musikstile wie Drum ‹n› Bass, Jungle und House im Live-Kontext um – heute mit Bassist John Davis, Keyboarder Jacob Bergson und Aaron Nevezie am Mischpult. Nun sind generative, algorithmische Technologien und KI dran. Während der Pandemie bot sich ihm eine unerwartete Gelegenheit, «mich voll und ganz auf diese neuen Tools einzulassen und eine Musikmaschine zu entwickeln, die den Eingaben meines Schlagzeugspiels folgt, sie interpretiert und verändert», erklärt Jojo Mayer. Mensch und Maschine ­ imitieren sich gegenseitig Er erforscht neue Möglichkeiten, Erzählungen und Syntax, wie Menschen mit digitaler Technologie in einer symbiotischen Weise koexistieren können. Ein improvisiertes Duett zwischen einer Maschine, die menschliches Verhalten, und einem Menschen, der die Eigenheiten einer Maschine imitiert. (reg)

Freitag, 1. März, 20.00, Theater im Burgbachkeller, Zug.

Das 20. Jahrhundert zwischen Atonalität und Minimal

Es ist vielleicht eine Frage der Präferenz. Die einen bevorzugen Streicherklang, die andern schwärmen für Bläsersound. Das Ensemble Montaigne hat beides. Jeweils ein Holzbläser- und ein Streichquintett machen die Stammbesetzung des Ensembles aus. Im aktuellen Programm «Loops and Verses» wird bewusst mit dieser Gegenüberstellung kokettiert und zwei Musikerinnen hinzugezogen.

Auf der einen Seite Schönbergs Bläserquintett Op. 26, eines seiner frühesten Werke (1923/24 zwischen dem Tod seiner Frau und der nächsten Ehe geschrieben) in Zwölftontechnik, expressionistisch verdichtet und atonal. Auf der anderen Seite die pulsierenden Flächen von «Shaker Loops» des noch lebenden amerikanischen Minimalisten John Adams für Streichseptett. Die modulare Notation der ersten Ausgabe wurde zwar zurückgezogen und durch eine fixe Fassung ersetzt, der sich langsam entwickelnde Charakter ist jedoch erhalten geblieben.

Für ein zusätzliches Spannungselement sorgt die satzweise abwechselnde Aufführung. «Durch den Wechsel zwischen tranceartiger Entspannung und maximaler Konzentration entsteht ein Spannungsbogen, der durch das ganze Programm trägt», wie es in der Programmvorschau heisst. Ein immersives Musikerlebnis. ( dst )

Freitag, 1. März, 20.00, Moderne Karussell, Luzern; Sonntag, 3. März, 18.30, Chollerhalle, Zug; Loops and Verses – Ensemble Montaigne

Die Wave-Band Walter Frosch hüllt ein in seine Klangwolken

Längst mehr als ein Geheimtipp: das Duo Walter Frosch alias Mike Saxer und Rune Dahl Hansen.
Bild: Bild: Irascible Music/zvg

«False Prophet» ist jüngster Vorbote des neuen Albums «Star 10110» der Post-Punk-Band Walter Frosch aus Schaffhausen, das am 12. April erscheint; «ein hypnotischer Strudel aus hauchdünnen Synthesizern und Slowcore-Rhythmen, in dem Hansens leuchtende Gesangsmelodien wie ein geisterhafter Traum über dem Beat schweben» – das passt eigentlich auch zu «NYE», der ersten Single 2024. Wie überhaupt zur Musik von Rune Dahl Hansen und Mike Saxer, in der sich Neu (Dream Pop) und Alt (Synth-Sounds à la Grauzone, Mittageisen) vermischen. (reg)

Freitag, 1. März, 21.00, Sedel, Luzern.

Jedem Bild sein eigener Bassquerflöten-Klang

Der Musiker Thomas K J Mejer, der Stücke zu den Bildern der Künsterlin Monika Müller für Ausstellung «Ways of Turner», in der Zsuzsa`s Galerie komponiert hat.
Bild: Bild: Boris Bürgisser (Adligenswil, 21. 2. 2024)

In Nordengland wandelte die Luzerner Künstlerin Monika Müller. Sie begab sich auf die Spuren des englischen Landschaftsmalers J. M. William Turner, der die Gegend um 1816 zu Fuss und zu Pferd bereiste, um die «General History of the County of York» erstellen. Aus finanziellen Gründen konnte er das Buchprojekt nie realisieren. Müller fühlte sich Turners Malerei verbunden und vollendete, was damals nicht gelang. Über mehrere Jahre entstanden 120 Blätter; die Serie «Ways of Turner».

Der Komponist und Saxophonist Thomas K.J. Mejer ist Werkbeitrag-Gewinner von Stadt und Kanton Luzern, Komponist, Saxofonist und Dozent an der Hochschule Luzern – Musik an den Instituten für Neue Musik und Jazz. Seine Kompositionen werden von führenden Ensembles für Neue Musik aufgeführt, so von der Basel Sinfonietta und den Cambridge New Music Players. Eigens für das Werk «Ways of Turner» komponierte er nun ein rund halbstündiges Werk, das modular die ganze Ausstellung überspannt.

Was heisst «modular» in diesem Fall? Jeder der 120 Zeichnungen der Serie ist ein Klang eigener Klang zugeordnet. So können sie vielseitig kombiniert werden. Die Komposition ist für vier Bassquerflöten ausgelegt. Die Uraufführung am Samstag spielen Flora Karetka, Katrin Szamatulski, Rebecca Blau und Ksenja Franeta. ( dst )

Samstag, 2. März, 17.00-17.30, Zsuzsa’s Galerie, Luzernerstrasse 15, Adligenswil.

Pioniere des ­Symphonic Metal in Luzern

Therion sind auf «40th Anniversary Tour» (Support: Satra).
Bild: Bild: zvg

Nach Spanien und Portugal spielen Therion ein Konzert in Luzern, bevor’s dann nach Deutschland, Italien, Osteuropa und China weitergeht. Die Symphonic-Metal-Band aus Schweden feiert 2027 ihr 40-Jähriges. In dieser Zeit hat sich die Gruppe oft gewandelt, musikalisch den Weg vom Death Metal zur Symbiose aus Klassik und Metal eingeschlagen. Immer noch dabei ist Gründungsmitglied Christofer Johnsson, der musikalisch von Richard Wagner und dem Slayer-Album «Reign in Blood» (produziert von Rick Rubin) beeinflusst ist. Mitte Dezember ist das letzte Album von Therions Leviathan-Trilogie erschienen. Es vereine «Elemente fast aller Phasen – zauberhafterweise, ohne dadurch zerrissen oder konstruiert zu klingen», schreibt «Metal Hammer». (reg)

Mittwoch, 6. März, 19.00, Saal, Schüür, Luzern.

Schuberts Oktett in neuen Kontext gesetzt

Das dritte Konzert der Reihe «#Chamber» der Festival Strings ermöglicht einen weiteren Blickpunkt auf das Schaffen Franz Schuberts. Es beleuchtet die Anfänge der abendländischen Musik, aus denen hervorgegangen ist, was wir heute als «Klassik» kennen. Zum Streichquintett der Strings stossen erstklassige Solisten auf Klarinette, Fagott und Horn.

Musik von Orlando di Lasso und Josquin Desprez wird gefolgt von Schuberts Oktett in F-Dur. Hört man die Einflüsse? Ist ein wenig di Lasso in Schubert? Hören Sie selbst. ( dst )

Sonntag, 3. März, 17.00, Zeugheersaal, Hotel Schweizerhof, Luzern.

Junger Rock, bei dem man ganz nostalgisch wird

Desert Lily, vier Jungs aus der Zentralschweiz, taufen ihr Baby.
Bild: Bild: zvg

«Emotionaler Rock mit einer Prise Nostalgie.» Tatsächlich poppt beim Hören der 2022 gegründeten Zentralschweizer Band Desert Lily Green Day auf; man fühlt sich in die 90er zurückversetzt. Im Juli erschien die EP «Trapped In …», am 1. März nun «… In My Thoughts». Zusammen gibt das die Doppel-EP «Trapped In My Thoughts», die an der Plattentaufe als Vinyl zu erstehen sein wird. Die Songs handeln von Abschied, von der Angst vor dem Altwerden und dem Tod, davon, dass man Freunde nicht vergessen und das Leben in vollen Zügen feiern sollte. Das ist rockig, von der Stimmung her oft eher traurig, melancholisch, aber auch mal ausgelassen fröhlich (wenn auch diametral zum Text). Und getragen von einer schönen Energie, die nicht erzwungen scheint. (reg)

Freitag, 1. März, 21.00, EG, Schüür, ­Luzern.

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