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Schweizer Theaterwunder

Die Shortlist des Schweizer Theatertreffens ist raus – das sind unsere Favoriten 

Die grossen Regisseure und Regisseurinnen sind dabei und die politischsten Stücke aus Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Zürich. Das Bundesamt für Kultur feiert die Auswahl im Mai in Lugano.   
Einer der grossen Favoriten für die Endauswahl: die Produktion «Orlando» mit Jürg Kienberger am Luzerner Theater (Regie: Corinna von Rad). 
Bild: Bild: Ingo Höhn/Luzerner Theater

Die Auswahl des Schweizer Theatertreffens ist bekannt, und Entdeckungen sind versprochen. Versteckte Perlen und pralle Prominenz stehen auf der Shortlist der hiesigen, mehrsprachigen Szene.

Mit Michel Schröders Shakespeare-Inszenierung «Der Sturm» am Konzert und Theater St. Gallen, ein anarchisches, wildes Fest des Miteinanders und der Menschlichkeit , würdigt man die erste Zusammenarbeit des St. Galler Stadttheaters mit einer Institution, die für Menschen mit Beeinträchtigung professionelles Theaterschaffen bietet.

Auch auf die Shortlist geschafft hat es Theaterautor und Regisseur Lucien Haug, der vom Jungen Theater Basel den Auftrag erhielt, ein Stück zu schreiben, in dem die Fetzen fliegen. Das Klassenzimmerstück «Amore united» , das auch an Schulen unterwegs war, ist ein rhetorischer Schlagabtausch zwischen drei jungen Darstellenden.

Die heissesten Favoriten für die finale Liste sind Regieführende wie Corinna von Rad mit der sprachlich wie auch ästhetisch überzeugenden Produktion «Orlando» vom Luzerner Theater, wie Christopher Rüping mit seiner «Möwe» am Schauspielhaus Zürich – oder wie der Bühnenberserker Bruno Cathomas. Der hat an den Bühnen Bern ein Meisterstück der letzten Saison abgeliefert.

Theaterchef Roger Vontobel und seine Dramaturgie haben sich mit Cathomas einen Publikumsrenner und Goldesel ins Haus geholt. Wer immer die Gelegenheit hat, Cathomas’ «Amphitryon» -Massaker nach Molière im Rahmen des Theatertreffens noch einmal zu verleben, wird die Gelegenheit ergreifen.

An Profil gewonnen

Das Festival hat dank der künstlerischen Direktorin Julie Pauker an Profil gewonnen. Die Schweizer Dramaturgin und Autorin schafft es, den Glamour der etablierten Institutionen – aus Luzern, Bern, Zürich, St. Gallen, Basel – mit exzellenten Nischenproduktionen aus allen Landesteilen kurzzuschliessen. Das Theatertreffen ist auch Plattform und nationale Visitenkarte der freien Szene. «Diskussionswürdig, eigenwillig und ästhetisch oder politisch bemerkenswert» sind die offiziellen Auswahlkriterien.

Aufsehen erregen wird das Teatro Sociale in Bellinzona mit einem Versuch, «Monotauro, una ballata» zu zähmen. Das Monster des von der Deutschschweiz vereinnahmten Friedrich Dürrenmatt wird in der Südschweiz gegen den Strich gestriegelt. Ein spannender Beitrag aus der Westschweiz heisst «Krach», ein Solo des französischen Autors und Fotografen Philippe Malone. Guillaume Miramond inszenierte den Monolog einer kafkaesken Angestelltenfigur (Spiel: Yan Philipona) am Théâtre Poche in Genf.

Das Schweizer Theatertreffen findet vom 23. bis zum 26. Mai in Lugano und Bellinzona statt.

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