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Tatort-Kolumne

Die Göttinger Ermittlerinnen verweigern sich einfacher Antworten, gut so

«Heikle Themen» wie Rassismus und Diskriminierung gegen Migranten enden oft peinlich im Unterhaltungsfernsehen. Nicht so bei Lindholm und Schmitz.

Die Ermittlerinnen aus Göttingen: Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Florence Kasumba (Anaïs Schmitz).
Bild: Ard / NDR Presse und Information

Geht es im deutschen Unterhaltungsfernsehen um sogenannte «heikle Themen» wie Rassismus und Diskriminierung gegen Migranten, kann es schnell peinlich werden oder verdruckst. Aber das ist nur ein Symptom. Zu moralisch aufgeladen sind die Debatten innerhalb der Gesellschaft geblieben, zu überfordernd scheint die Erkenntnis, dass es zwischen Gut und Böse, Schwarz und Weiss noch etliche Graustufen gibt.

Geflüchtete werden nach wie vor lieber instrumentalisiert als integriert: Aufseiten der politisch Linken wird mit ihnen für Toleranz geworben und gleichzeitig weggesehen, wo es Probleme gibt. Bei den Rechten verunglimpft man sie mit Ausdrücken wie «Sozialtouristen» (jüngst Friedrich Merz) und stellt sie bei allfälligen Verbrechen unter Generalverdacht.

In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch der neue «Tatort» aus Göttingen. Während ein Frauenbelästiger die Stadt unsicher macht, wird eine junge Frau ermordet, die in Flüchtlingshilfe tätig war. Die Kommissarinnen Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) ermitteln daraufhin mehr neben- als miteinander und auch ihren Vorurteilen hinterher.

Zum 20-Jahre-Dienstjubiläum von Lindholm wurde eine Geschichte ausgesucht, die auf einem realen Mordfall in Freiburg 2017 basiert. «Die Rache an der Welt» ist keine Wohlfühlfolge, aber auch mit erhobenem Zeigfinger. Stattdessen werden viele Eindrücke gestreift: Machotum, Machtmissbrauch, umstrittene DNA-Verfahren. Einfache Antworten bietet die packende Folgen nicht, eigentlich gibt sie gar keine. Ein seltenes Glück.

«Tatort» – «Die Rache an der Welt». SRF1, So, 20.05 Uhr.

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