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Popkultur-Glosse

Beyoncé und Kim Kardashian: Zwei Frauen, ein Schönheitsideal und ein gesellschaftliches Problem

«Beyoncé wird zu Kim Kardashian!» So oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen diese Woche, nachdem die Sängerin kürzlich ganz schön anders aussah. Oder eben irgendwie wie Kim. Aber warum? Und was haben wir als Gesellschaft damit zu tun? Eine kleine Analyse.

Beyoncé sah an der Premiere ihres «Renaissance World Tour»- Konzertfilms zauberhaft aus – aber nicht wie Beyoncé. Donatella Versace schrieb zum Look auf Instagram: «Du bist einzigartig. Eine von einer, die Einzige!» Echt? Auf den ersten Blick erinnerte sie mich an Kim Kardashian. Als hätte eine künstliche Intelligenz die beiden zu einer Person verschmolzen. Quasi endgültig, denn die zwei haben sowieso schon einige Gemeinsamkeiten.

Beide sind Popkultur-Ikonen. Beide machten mit ihrem Po Schlagzeilen. Beide haben sich ein Imperium aufgebaut. Beide wurden schon mit Photoshop-Fails erwischt. Beide zeigen sich gerne sexy. Beide wurden von ihren Eltern gemanagt. Beide hatten Eheprobleme mit ihren Rap-Ehemännern. Beide gaben ihren Kindern eigenwillige Namen und holen ihre Töchter ins Rampenlicht. So tanzte die 11-jährige Blue Ivy mit ihrer Mama auf der Bühne, und mit 10 Jahren gab North kürzlich ihr erstes eigenes Interview.

Trotzdem: Beyoncé gilt als glamourös und Kim als billig. Doch in Sachen Ästhetik kommen sie sich immer näher. Dabei sehen sie sich eigentlich nicht wirklich ähnlich, aber sie stylen sich ähnlich. Und ähnlich wie alle anderen.

Während die eine als glamourös gefeiert wird, gilt die andere immer noch als billig: Beyoncé und Kim Kardashian, hier an der Met Gala 2015.
Bild: Bild: Keystone

Es ist die reinste Ironie: Zum Anfang ihrer Karriere sind Beyoncé und Kim aus der Masse herausgestochen, weil sie anders waren. In einer Zeit, in der alle gleich und vor allem gleich dünn auszusehen hatten, standen sie nicht nur zu ihren Kurven, sondern haben diese auch gefeiert.

Also warum sah Beyoncé jetzt plötzlich so anders aus? Die einfache Antwort – zumindest meiner Meinung nach: Photoshop. Die etwas kompliziertere Antwort: gesellschaftliche Ansprüche. Auch Stars rennen der unerreichbaren Perfektion nach. Vielleicht sogar noch mehr als wir. Denn auf ihnen lastet nicht nur der Druck, dem aktuellen Schönheitsideal gerecht zu werden, es drohen auch fiese Schlagzeilen, wenn sie es nicht tun.

Und genau das ist der Punkt: Die Schuld liegt nicht ausschliesslich bei ihnen. Klar, sie – und hier möchte ich Kim besonders hervorheben – promoten dieses Ideal und verdienen Geld damit. Aber auch wir als Gesellschaft spielen dabei eine Rolle. Wir wollen dazugehören, gleich sein – und gleich schön.

Verlieren wir also unsere Individualität und laufen irgendwann als perfekte Klone herum? Vielleicht. Doch ganz so extrem ist es noch nicht. Schon wenige Tage nach dem Auftritt in Los Angeles zeigte Beyoncé sich an der Premiere in London und sah wieder eher aus wie sie selbst. Und ebenfalls zauberhaft.

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