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Abgenudelt durch die Nacht: So war die achte Folge «Late Night Switzerland»

Männer im Jahr 2024 haben es schwer: die Küche ein Fremdort. Übertriebene Erwartungshaltung wegen Pornokonsum. Und dann kommt auch noch eine Feministin zu Besuch.
Bild: Tobias Sedlmaier

Das Gefühl danach

Spätes Essen liegt schwer im Magen. Im Fall von «Late Night Switzerland» ist es wie mit einer Portion Fertignudeln: Der anfängliche Appetit lässt selbst abgehangene Gags («Viele Menschen freuen sich, wenn Joe Biden zum Ukraine-Friedensgipfel kommt, allen voran Spitex Nidwalden») unkompliziert verdaulich erscheinen.

Und vereinzelt ist bei Stefan Büsser und Michael Schweizer ein zartes Tomatenstückchen dabei, das niemandem wehtut («Das beste Resultat für eine Neutralitätsabstimmung wäre ja das Unentschieden»). Doch irgendwann fühlt man sich rundum durchgenudelt – was weder an Roger Federers Trennung von Barilla noch am Hauptthema der Sendung liegt.

Das gab zu reden

Die allseits bekannte, heimliche Welt des Pornokonsums. Praktisch, dass man sich beim SRF bei der Themenwahl selbst kannibalisieren kann: In «Mona mittendrin» tauchte Mona Vetsch am 10. April in die Sexbranche ein. Freilich nicht zu tief, wie der «Blick» erfuhr, dem Pornodreh selbst wollte sie lieber nicht beiwohnen. Im Late-Night-Format wurden die verschiedenen Facetten nochmals durchgespielt, abwechselnd ernsthaft und unterhaltsam.

Wer sind die grössten Wichser? (Männer, ausser auf den Philippinen.) Wer hat die längste durchschnittliche Video-Verweildauer in der Schweiz? (Der Kanton Glarus, womöglich liegt es am langsamen Internet.) Ein bisschen gewarnt wurde auch vor falschen Erwartungen, am Ende stand die brave Moral: Hört einander zu, redet miteinander. Logo, machen wir.

Der beste Spruch

Dass dem Geschlechtsverkehr nicht nur das schlimmste Scham-, sondern auch das grösste Humorpotenzial innewohnt, hat sich inzwischen bis Züri rumgesprochen. «Letztlich sind Pornos wie meine Sendung: Die meisten stehen nicht offen dazu, dass sie es schauen, und manchmal ist es sogar lustig», erkannte Büssi weise.

Seine eigene Zote über den italienischen Pornosuperhengst Rocco Siffredi, der es auf Netflix jüngst zu seiner eigenen Doku-Serie gebracht hat und in seiner erzkatholischen Heimat Werbung für Snacks macht: «Es ist egal, ob er Pornos drehen oder Chips essen muss, Hauptsache am Schluss ist der Sack leer». Solide Performance fürs Pfadilager, aber kein ernsthafter Kontrahent für den entsetzten und entsetzlich mimenden Mann aus einem Pornhub-Ausschnitt: «Was ist das? Fickende Leute in meinem Garten! Das darf nicht wahr sein! Jemand hat das Tor aufgelassen ...»

Der junge Mann mit der schicken Krawatte kann nicht glauben, was in seinem Garten getrieben wird.
Bild: Bild: SRF

Die Gästin

Nach Helga Schneider in der letzten Sendung war mit SP-Vizepräsidentin Tamara Funiciello erneut eine Frau zu Gast, der Büssi nicht ganz das Wasser reichen konnte. Zu Beginn rückvergewisserte er sich einmal mehr, wie sie denn ihrerseits mit Hass umginge (mit konsequenter Ahndung). Auf ihren Verweis der ewigen Männerquote bei den Moderatoren des Comedy-Formats kam Büssi zuerst nicht ganz draus. Dafür brachte er ihre (gar nicht mal so spektakulär) gestikulierenden Hände ins Spiel. Und dann ihre, zugegeben ausbaufähigen, komödiantischen Fähigkeiten. Im Gegensatz zu ihm verdient sie allerdings nicht ihr Geld damit.

Der grösste Fail

Dass die Chemie mit Tamara Funiciello nicht gerade auf dem Niveau eines Feuerwerks explodieren würde, stand zu befürchten. Und auch, dass zielsicher wirklich jede Nebensächlichkeit (abgesehen von einem erwartbaren Statement in der Causa Sarah Regez) angesteuert wurde, nur nicht Politik oder Feminismus (man hätte ja passgenau über das Thema Pornokonsum sprechen können).

Aber den Vergleich von Funiciello mit dem quakenden Pingu hätte es echt nicht gebraucht. Und für einen Kinnhaken wie «Wegen solcher Sachen haben Frauen keine Late-Night-Show» ist Büssi einfach zu wenig böser Dirty Harry und gibt zu sehr den um Entschuldigung bittenden Schulbuben.

Die Stadtmännerküche

Vier Männer, Sofa, Bier.
Bild: Bild: SRF

Die Sektion «Ohne Üben» entfiel diesmal. Stattdessen eine Übung in geschlechterstereotypischer Umkehrung: Hilfe, die Männer kochen füreinander. Also wie die Landfrauen, nur eben in mies, mit massivem Product-Placement, haha. Mit Chips und Dosenbier, mit Lieferpizza und Dosenbier, mit Gummibärchen und mehr Dosenbier. Dazu die abgelaufene Sauce vom Kebabstand. Während der eine (Schweizi) stundenlang auf dem Klo hockt, bemüht sich der andere (Büssi) verzweifelt, den neuen Song der Stubete Gäng abzuspielen (die durfte anschliessend live ran). Ja, so ist er, der Mann im Jahr 2024, wohl bekomm’s!

Nächste Sendung: 21. 4., 21.40 Uhr, SRF1. Stefan Büsser ist am 18. 4. zu Gast in unserem Podcast «Wahrheit, Wein und Eisenring». Hier gibt es alle Folgen .

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