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Good News-Kolumne

2024 ist das Jahr der «Good News» – wieso wir das Gute kultivieren müssen

Wir haben die Wahl: Entweder wir verlieren uns in den Nachrichten über die Vielzahl der Krisen um uns herum - oder! Unsere Kolumnistin ist fürs «oder». Sie verordnet sich im Neuen Jahr den Blick auf das Positive in der Welt.
Schönheit am Wegrand, leicht zu übersehen. Im Neuen Jahr will ich den Blick darauf richten.
Bild: Leserbild

Vorsätze im Neuen Jahr? Eher nicht, man kennt den eigenen Schlendrian zu gut. Man weiss genau, wie heftig die Macht der (schlechten) Gewohnheit ist.

Oder vielleicht doch? Ein Vorsatz muss sein, ein einziger. Eben genau deshalb: Gewohnheiten kleben wie alte Kaugummis hartnäckig dort, wo man sie einmal entsorgt hat. Unbedacht und nachlässig, wie wir nun mal sind. Weil ich darum weiss, verordne ich mir mit Blick auf 2024 in strategischer Absicht, mit therapeutischer Wirkung, eigenhändig und ohne ärztliche Konsultation - Good News.

Der Ausschlag zur Einsicht, der Anstoss zur Tat liegt in der Wendung «Krisenmodus». Die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache erkor es im Dezember zum «Wort des Jahres». 2023, so die Begründung, schienen die Krisen und deren Bewältigung zu kumulieren. Und, das wird in diesem Jahr anders? Wer’s glaubt. Auch hoffen wird nicht helfen.

Helfen kann nur eines. Es hilft, das zu verändern, was man selbst in der Hand hat. Beispielsweise die Entscheidung, das Gute nicht aus dem Blick zu verlieren. Auch wenn die Wahl relativ ist, weil uns die Bad News getaktet und orchestriert um die Ohren geklatscht werden, bis uns Sehen und Hören vergeht. Bürgerkriege, Massaker, Naturkatastrophen, Klimakrise, Klimakrise, Naturkatastrophen, Massaker, Bürgerkriege.

Bad News haben den Erregungsfaktor positiv, sie sind erstens ansteckend, zweitens enden sie nicht selten tödlich. Medienwirkungsforscher wissen: Krisenkommentare, Krisennachrichten, Krisenverlautbarungen, Krisenergebnisse gefährden die öffentliche Gesundheit und befördern den allgemeinen Negativismus. Sie machen uns ohnmächtig und hilflos. Burnout. Eigentlich müssten Medien für ihre einseitige Perspektive auf die Welt und den Menschen haftbar gemacht werden.

Statt Bad Vibes also Good News. Einmal täglich vor dem Essen, vor den üblichen Nachrichten, die ohnehin nicht zu ändern sind. Aus der Ukraine, dem Regenwald, dem Gaza Streifen, aus dem nächsten Me-too-Kanal der nächste Me-too- Skandal.

Die Gute Nachricht heute kommt aus dem Feld der Kunst. Was ein durchaus sumpfiges Terrain ist, zugegeben. Doch weil in diesem Fall nebst der Kunst auch der Bürgersinn mitmischt, in Form von offenen Briefen und kollektiven Proteste, will man dem Guten Glauben schenken.

Die Good News geht so: Nach Protesten aus der internationalen Kunstszene zieht Polen seinen Beitrag zur diesjährigen Venedig-Biennale zurück. Die rechtsgerichtete Regierung hatte dafür einen rechtsgerichteten Maler vorgesehen. Nun wird der polnische Pavillon von einem ukrainischen Kollektiv bespielt.  Durchgesetzt hat die Wendung der Kulturminister der neuen Regierungskoalition. Er begründete, die ukrainischen Künstlerinnen verkörperten Werte, die es zu verteidigen gelte: Toleranz, Empathie und die Ablehnung bewaffneter Konflikte.

Die Kunstbiennale öffnet Mitte April. Verschwiegen sei, dass ihr designierter Direktor ein Journalist ist aus dem rechtspopulistischen Lager. Die Good News haben eine fragile Natur.

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