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Algerien

Algerien wählt neues Parlament

In Algerien hat die erste Parlamentswahl nach dem Sturz von Langzeitherrscher Abdelaziz Bouteflika begonnen. Mehr als 24 Millionen Wahlberechtigte sind in dem nordafrikanischen Land aufgerufen, über insgesamt 407 Sitze in der Nationalversammlung zu entscheiden. Präsident Abdelmadjid Tebboune hatte das noch unter Bouteflika gewählte Parlament im Februar nach Massenprotesten aufgelöst und einen "grundlegenden Wandel" versprochen.
Ein Mann geht in Ain Ouessara, 190 Kilometer von Algier entfernt, an Wahlplakaten vorbei. Foto: Fatej Guidoum/AP/dpa
Bild: Keystone/AP/Fatej Guidoum

Gegner der Regierung wollen die bisherige politische Elite entmachten. Seit Monaten gehen dafür immer wieder Tausende auf die Strasse. Sie sehen die jetzige Führung als Fortsetzung des alten Systems. Bouteflika hatte sich mit Unterstützung des Militärs 20 Jahre an der Macht gehalten. Im April 2019 wurde er nach anhaltenden Massenprotesten aus dem Amt gedrängt.

Kurz vor Beginn der Wahl liessen die Behörden am Morgen mehrere inhaftierte Aktivisten und Journalisten frei, wie ein Verteidiger mitteilte. Sie waren am Donnerstag festgenommen worden. Die UN und Amnesty International kritisieren schon länger willkürliche Verhaftungen bei Demonstrationen.

Viele Anhänger der Protestbewegung und Politiker der Opposition wollen die Wahl boykottieren. Es wird mit einer geringen Beteiligung gerechnet. Erste Ergebnisse werden am Montag erwartet. Ursprünglich war die Abstimmung für Mai 2022 vorgesehen. In den 1990er Jahren herrschte in Algerien ein erbitterter Bürgerkrieg. Heute gilt das Land als verhältnismässig stabil. (sda/dpa)