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Nationale Presseschau zu Pyeongchang 2018

Die Deutschschweizer Zeitungen blicken auf die Winterspiele in Südkorea zurück. Während die Schweizer Athleten für ihre Auftritte viel Lob ernten, muss die olympische Bewegung auch Kritik einstecken.
IOC-Präsident Thomas Bach überreicht die olympische Flagge an den Bürgermeister von Peking, Ausrichter der nächsten Winterspiele in vier Jahren
Bild: KEYSTONE/EPA/CHRISTIAN BRUNA

Tamedia (Tages-Anzeiger, Berner Zeitung, Bund, Zürcher Regionalzeitungen): "Das Schweizer Team egalisierte mit 15 Medaillen nicht nur seinen olympischen Bestwert; die Athleten spiegelten mit ihren Auftritten die moderne Schweiz. (...) Dass die Schweizer gerade in den jüngeren Sportarten und Disziplinen so erfolgreich sind, spricht für die breite Sportförderung. Und es steht symbolisch für ein flexibles, innovatives und nicht zuletzt föderalistisches Land, dessen Vielfalt es auch im Sport weiter zu pflegen gilt. (...) Olympische Spiele in Sitten 2026 könnten eine Lokomotive für den Schweizer Sport werden, falls es den Initianten gelingt, national die Zweifler zu überzeugen (...). Nachdem die Athleten mit ihren Leistungen Rückenwind für die Kandidatur erzeugt haben, ist es nun an den Funktionären und Politikern, diese zu nützen."

Neue Zürcher Zeitung: "Es sind neue Disziplinen, die eine fragwürdige Tendenz verstärken: Olympische Spiele haben zunehmend den Grümpelturnier-Charakter; Pyeongchang 2018 hat entsprechende Befürchtungen bestätigt. Den Athletinnen und Athleten darf man nicht zum Vorwurf machen, dass sie jede Chance packen, die sich ihnen bietet. Die Funktionäre im Internationalen Olympischen Komitee und in den Weltverbänden schaden der Bedeutung der Spiele. Und während Fernsehstationen auf immer mehr olympische Inhalte für Live-Übertragungen drängen, fragt man sich, wer das alles sehen will. Ob nicht die Qualität im Vordergrund stehen sollte statt die Quantität. Die Halbwertszeit einer Olympiamedaille hat sich massiv verkürzt, als Folge dieser Inflation im Disziplinenangebot."

Blick: "Ja, sportlich waren diese Spiele aus Schweizer Sicht gut. (...) Aber sind wir alle vom Olympiavirus befallen oder hat nicht doch der Grippevirus (...) flächendeckender und heftiger gewütet. Haben wir den Wecker gestellt? (...) Nein. Die Begeisterung für diese Spiele ist nicht übergeschwappt.. (...) Weit dramatischer: Viel zu viele Menschen stören sich am Gigantismus. (...) Sie stören sich an den leere Versprechungen, vom Gigantismus abzurücken. Und am Ende dann trotzdem den Kommerz und die "neuen Märkte" als wichtigstes Argument zu sehen. Jetzt wird sich das IOC auch als Vermittler im Korea-Konflikt feiern. Mumpitz."

20 Minuten: "Südkorea war ein grossartiger Gastgeber. (...) Trotzdem bleiben auch ein Zwiespalt und die Frage, ob Winterspiele an Orte wie Pyeongchang oder - in vier Jahren - Peking gehören. (...) Abgesehen vom Nationalsport Shorttrack und einigen speziellen Events (...) war die Begeisterung der Bevölkerung gering, viele Veranstaltungen waren schlecht besucht. Deshalb muss das IOC dringend über die Bücher. Winterspiele gehören ab 2026 wieder dorthin, wo der Wintersport zuhause ist und auch einen entsprechenden Stellenwert hat. Zum Beispiel in die Schweiz. Doch in Pyeongchang hat man erneut gesehen, was es als Ausrichter alles braucht. Die Schlüsselfrage, ob das für unser Land nicht eine Nummer zu gross ist, hat ihre Berechtigung. mehr denn je."

Luzerner Zeitung/St. Galler Tagblatt: "Dass die Schweizer Athleten für die erfolgreichsten Winterspiele seit 30 Jahren sorgten, ist ein erstaunlicher Erfolg und übertrifft die Erwartungen. (...) Besonders erfreulich ist (...), dass einige der Medaillengewinner auch in vier Jahren in Peking noch im besten Alter sind. (...) Für 2022 liegt die Messlatte für die Schweizer Wintersportler hoch. (...) In vier Jahren wird sich das Schweizer Team wohl oder übel mit dieser Bilanz messen müssen."

Aargauer Zeitung: "Sion 2026 kann man vergessen. Man braucht sich nur etwas umzuhören: das Volk ist dagegen. Dass der Wurm drin ist, merkt man auch am gespielten Enthusiasmus jener, die aus Eigennutz für Sion 2026 einstehen. Mit dem Geld für Olympia könnte man sichere Strassen in die Seitentäler bauen, damit Spitzenkurorte wie Zermatt oder Saas-Fee nicht mehr durch starken Schneefall respektive Lawinen von der Welt abgeschnitten werden.“ (sda)

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