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Skispringen

Peier fliegt erstmals in die Top Ten

Killian Peier springt am Springen der Vierschanzentournee in Innsbruck mitten in die Weltelite. Der 23-jährige Waadtländer erzielt als Siebter das beste Weltcup-Ergebnis seiner Karriere.
Killian Peier springt an der Vierschanzentournee in Innsbruck mitten in die Weltelite
Bild: KEYSTONE/EPA/CHRISTIAN BRUNA

"Die Freude ist riesig", betonte Peier. Nach seinem zweiten Sprung auf 123 m leuchtete die Eins auf, der Schweizer nahm in der Leader-Box Platz. Simon Ammann eilte gleich als erster Gratulant herbei und liess diesen Moment von Fotografen festhalten. "Ich freue mich wahnsinnig für Killian. Wenn du auf einer Schanze die Nummer 1 aufleuchten siehst, wo später noch die Weltmeisterschaften stattfinden, dann ist dies ein starkes Zeichen", sagte der vierfache Olympiasieger. Er und Peier werden im Rahmen der nordischen Weltmeisterschaften nach Innsbruck zurückkehren, weil in Seefeld keine Grossschanze steht.

Peier zeigt bislang seinen stärksten Winter, nachdem er bereits im Sommer-Grand-Prix mit zwei Podestplätzen überzeugt hatte. Diese Saison nun springt er regelmässig in die Top 20, das beste Weltcup-Ergebnis war bisher ein 12. Platz beim Springen im russischen Nischni Tagil. "Ich bin geduldig geblieben", nannte Peier den Grund für seinen Exploit in Innsbruck. Die Analyse von Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen hatte ergeben, dass er im Flug zu sehr attackierte - also gleich das V aufriss -, statt den Absprung noch länger wirken zu lassen.

Peier, nach Durchgang eins Elfter, durfte einige Minuten in der Leader-Box verweilen. Erst Kamil Stoch löste ihn ab. Simon Ammann erreichte den 17. Rang - nach den Postionen 14 und 21 in den ersten beiden Springen. Der Toggenburger präsentiert sich in der Tournee auf einem höheren Level als nach dem miserablen Saisonstart zu befürchten war.

Peier hatte vergangenen Winter als Tiefpunkt die Olympiaqualifikation verpasst. Er zog daraus die richtigen Konsequenzen. Er nahm einen Tapetenwechsel im eigentlich Sinn vor und verliess die Wohngemeinschaft seiner Sportkumpels Gregor Deschwanden, Gabriel Karlen und Tim Hug. Immer drehte sich alles dort irgendwie ums Skispringen. Dies habe ihn im mentalen Bereich letztlich jene Energie gekostet, die im Training gefehlt habe, meinte er. Er lebt jetzt in Einsiedeln in den eigenen vier Wänden.

Peier kämpft für den Erfolg. "Ich bin in der mentalen Arbeit hartnäckiger geworden. Ich bleibe besser dran", hatte er bereits im Sommer nach den starken Resultaten im Grand Prix gesagt. "Ich bin aus der Komfortzone rausgegangen, um besser zu werden." Als Beispiel fügte der Romand die Trainings bei windigen Verhältnissen an. "Auch wenn die Bedingungen schwierig sind, kämpfe ich nun um die Qualität jedes Sprungs." Früher habe er die Flinte zu oft ins Korn geworfen.

Tournee ist entschieden

In der Theorie streut die Schanze am Bergisel kaum. Doch ausgerechnet in Innsbruck deklassierte Ryoyu Kobayashi mit Flügen auf 136,5 und 131 m die Konkurrenz. Der Österreicher Stefan Kraft büsste rund 13 Punkte ein, der drittklassierte Andreas Stjernen sogar knapp deren 25, was umgerechnet 13,5 m entspricht. Dies sind im Skispringen Welten. In der Tournee-Wertung führt der Asiate nun sogar mit 25,5 m, denn Deutschlands Markus Eisenbichler brach ein. Der Bayer, bei den ersten beiden Tournee-Springen hinter Überflieger Ryoyu Kobayashi jeweils Zweiter, landete im 13. Rang.

Der Japaner kann nun beim abschliessenden Springen in Bischofshofen als dritter Athlet nach dem Deutschen Sven Hannawald (2002) und dem polnischen Vorjahressieger Kamil Stoch den Grand Slam schaffen.

Der Gesamtsieg ist ihm eh kaum mehr zu nehmen. Für Kobayashi spricht, dass von den zehn Springern, die seit der ersten Austragung 1953 jeweils die ersten drei Springen zu ihren Gunsten entscheiden hatten, einzig Kobayashis Landsmann Yukio Kasaya 1972 der Gesamtsieg verwehrt blieb. Allerdings nicht aus sportlichen Gründen, viel mehr verlangte der japanische Verband von Kasaya, die Tour nach dem dritten Springen abzubrechen, um sich in der Heimat auf die Winterspiele in Sapporo vorzubereiten.

Sollte Kobayashi der Grand Slam verwehrt bleiben, wird er aller Voraussicht nach das Erbe von Kazuyoshi Funaki antreten, der als bislang einziger Japaner vor 19 Jahren den Gesamtsieg an der Vierschanzentournee geholt hatte. (sda)

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