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Ski alpin

Wendy Holdener im WM-Slalom Vierte

Wendy Holdener verpasst das versöhnliche Ende einer an Enttäuschungen reichen Weltmeisterschaft in Cortina. Sie wird in dem von der Österreicherin Katharina Liensberger dominierten Slalom Vierte.
Wendy Holdener verpasst den 3. Platz um 36 Hundertstel
Bild: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Es hat nicht sollen sein. Wendy Holdener hat die Medaille verpasst, die für so vieles entschädigt hätte, was in der laufenden Saison im Allgemeinen und an dieser Weltmeisterschaft im Besonderen nicht nach Wunsch gelaufen war. Wie sehr die Zwangspause im Herbst nach dem Anfang September erlittenen Fraktur am rechten Wadenbeinkopf die Leistungen beeinflusst hat, ist schwer einzuschätzen. Die Innerschweizerin selber hat die Verletzung nie in den Vordergrund gestellt.

Die andere Gefühlswelt

Hier wie dort hat oft nicht viel gefehlt, aber zu oft etwas zu viel, um bei den Allerbesten dabei zu sein. Und wenn zum fehlenden Glück sich auch noch das Pech dazu gesellt, hat das meist unbefriedigende Ergebnisse zur Folge. Das Ausscheiden im Slalom der Kombination, der 7. Rang in dem bei fragwürdigen Bedingungen ausgetragenen Parallelrennen oder der 4. Platz im Team-Wettkampf sind beste Beispiele dafür.

Im Slalom fehlten Holdener 36 Hundertstel zum 3. Rang, mit dem sich so viel Unerfreuliches aus den Gedanken hätte verdrängen lassen, der dafür gesorgt hätte, dass eine Athletin, die von den letzten drei Grossanlässen hochdekoriert nach Hause gereist war, nicht in eine völlig andere Gefühlswelt hätte eintauchen müssen.

Unterschiedliche Gefühlswelten erlebten auch die restlichen drei Schweizer Slalom-Fahrerinnen. Camille Rast, die hochtalentierte Walliserin, die in den vergangenen Jahren durch das Pfeiffersche Drüsenfieber und einen Kreuzbandriss in ihrer Entwicklung massiv eingebremst worden war, setzte ihren Neuanfang mit dem 8. Platz fort. Michelle Gisin schied im ersten Lauf aus, Mélanie Meillard im zweiten.

Die neueste Enttäuschung ging Holdener nahe. Einblicke in ihr Innenleben gab sie keine preis. Die wässrigen Augen und das Ringen um Worte und Erklärungen waren Zeichen genug, dass der Stachel tief sass. Sie sprach davon, das Spielerische und die Leichtigkeit bei ihren Fahrten nicht gefunden zu haben. Ihr war also Grundlegendes abhanden gekommen - etwas, das in den Wintern zuvor für sie Selbstverständliches war.

Im grossen Stil zu Gold

Über dieses Selbstverständliche verfügt Katharina Liensberger zur Zeit offenbar im Übermass. Die Vorarlbergerin, die schon Gold im Parallelrennen und Bronze im Riesenslalom gewonnen hatte, siegte mit einer Überlegenheit, die an die besten Tage von Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin erinnerte. Die neue Weltmeisterin fuhr zweimal Bestzeit und lag in der Schlussabrechnung eine Sekunde vor der Slowakin und fast zwei Sekunden vor der Amerikanerin, die zuletzt viermal in Folge WM-Gold im Slalom gewonnen hatte.

Im Weltcup ist Katharina Liensberger noch sieglos. Die Premiere ist nach drei 2. und zwei 3. Rängen in den bisherigen fünf Slaloms des Winters allerdings eine Frage der Zeit - und nach dem beeindruckenden Auftritt am Samstag wohl näher denn je. Die Prognose ist nicht allzu gewagt: Die passionierte Harfenspielerin wird auch im Weltcup bald die erste Geige spielen.

Als Athletin hat Österreichs aktuelle Nummer 1 auch schon für Misstöne gesorgt. Vergessen ist in diesen Tagen die Zeit, als sie sich in den Mechanismen des Skisports verzettelte. Begonnen hatte das unrühmliche Kapitel nach der vorletzten Saison mit dem Ausrüsterwechsel von Rossignol zu Kästle. Liensberger fand sich mit den neuen Ski auf Anhieb gut zurecht.

Abseits der Piste verlief der Transfer aber alles andere als wunschgemäss. Die Firma Kästle konnte Liensberger lediglich Ski, nicht aber Bindung und schon gar nicht Skischuhe zur Verfügung stellen. Die angedachte Zusammenarbeit mit dem italienischen Hersteller Dalbello scheiterte nach dessen Rückzug vorzeitig, die Hoffnung, deshalb weiterhin mit Schuhen der Marke Lange anzutreten, zerschlug sich. Die Verantwortlichen des Konzerns Rossignol, zu der die Firma Lange gehört, stellten sich quer.

Liensberger beharrte vorerst auf der Partnerschaft mit Kästle, kam aber nach vielen weiteren Irrungen und Wirrungen, dem verpassten Start im Riesenslalom in Sölden und einer für die gesamte Saison möglichen Sperre vor Augen auf ihren Entschluss zurück.

Vier Wochen später stand sie mit Produkten von Rossignol am Start des Slaloms in Levi. Was sie damals in Finnland nicht wissen konnte: Es waren die ersten Schritte des Steigerungslaufs, der 15 Monate später in Cortina in eine Goldspur mündete. (sda)

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