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Ski alpin

Streit um Lauberhorn-Rennen beigelegt

Die bundesrätliche Audienz hat gewirkt. Urs Näpflin, Präsident Lauberhorn-OK, und Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann sehen nach Gesprächen mit Bundesrätin Viola Amherd wieder einen gangbaren Weg.
Urs Lehmann, Präsident von Swiss-Ski (links), und Urs Näpflin, OK-Präsident in Wengen, haben ihren Zwist beigelegt
Bild: KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Hört endlich auf mit diesem Theater! Aussagen wie diese waren zuletzt in den Kommentarspalten zum medial breitgewalzten Streitfall Lauberhorn in zunehmendem Masse in den Texten zu lesen. Andere, wenig schmeichelhafte Sätze zu den unversöhnlich wirkenden Protagonisten, den beiden Urs (Lehmann und Näpflin), fehlten ebenso wenig. Nun aber ist der seit vier Jahren schwelende und letzte Woche öffentlich vollends eskalierte Streit zwischen dem Wengener OK, das für die Durchführung "seiner" Weltcuprennen seit Jahren von Swiss-Ski mehr als die zuletzt erhaltenen 2,2 Millionen Franken fordert, und dem nationalen Skiverband beigelegt.

Zentral bei dieser am Ende schnell erreichten Einigung war Bundesrätin Viola Amherd. Die Sportministerin lud nach der Eskalation in der Vorwoche, als Swiss-Ski die Lauberhornrennen aus dem Langzeit-Kalender des Weltverbands FIS hatte streichen wollen, die Präsidenten der streitenden Parteien zum runden Tisch im Bundeshaus ein. Amherd betonte, dass sie nur vermitteln könne und "es von Seiten des Bundes keine weitere Unterstützung neben Armee und Zivilschutz" gebe.

Doch am Verhandlungstisch sass auch Christoph Ammann. Dem Berner Regierungspräsidenten kam beim gut eidgenössischen Kompromiss, über welchen am Tag der Einigung keine Details zu erfahren waren, eine wichtige Rolle zu. Denn Ammann stellte eine "stärkere Unterstützung" des Kantons Bern in Aussicht, eine Unterstützung, die der wirtschaftlichen Bedeutung der Lauberhornrennen angemessen seien. "Der Kanton Bern hat sich konstruktiv gezeigt", formulierte es Bundesrätin Amherd.

Über das Happy End des langen Zwists zeigte sich auch Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann "glücklich. Die ganze Schweiz hat begriffen, wie wichtig die Lauberhornrennen sind. Das war die Basis dafür, dass wir nun in sehr kurzer Zeit eine sehr einvernehmliche Lösung finden konnten." Diese Einschätzung teilte auch Urs Näpflin, der von einer "grossen Erleichterung" über die erfolgte Einigung sprach.

Zugleich zeigte sich der Wengener OK-Präsident erfreut darüber, "dass die zwei Parteien einen grossen Schritt aufeinander zu gemacht haben". In den nächsten Tagen würden Wengen und Swiss-Ski gemeinsam eine schriftliche Vereinbarung aufsetzen und unterzeichnen, kündigte Näpflin an. "Danach werden wir unsere Klage zurückziehen." Damit nahm er Bezug auf den Internationalen Sportgerichtshof CAS, welchen die Organisatoren des Klassikers am Lauberhorn vor rund zwei Jahren angerufen hatten - als Folge des Dauer-Clinchs mit dem nationalen Skiverband in Geldfragen.

Diese (erste) Eskalation des Streits war allerdings erst im Januar 2020 öffentlich geworden. Mitte März stellte der CAS den zwei Parteien sein Zwischenurteil zu. In diesem sah das Lauberhorn-OK seine Forderungen nach mehr (TV-)Geld grösstenteils bestätigt. Trotz Aufforderung des CAS, sich wieder an einen Tisch zu setzen, ging danach während vielen Wochen nicht viel. Bis Swiss-Ski Mitte letzter Woche bei einer FIS-Komiteesitzung - als nächste Stufe der Eskalation - beantragte, dass Wengen ab der Saison 2021/22 aus dem provisorischen Langfrist-Kalender des Weltverbands gestrichen werden soll. Schon vier Tage später, am vergangenen Sonntag, zog jedoch Swiss-Ski den Antrag auf Streichung zurück. "Bis auf Weiteres", wie es damals hiess - doch nun wohl definitiv.

"Es spricht nichts mehr gegen eine erfolgreiche Durchführung der Lauberhornrennen auch in den kommenden Jahren. Hoffentlich finden diese bei tollen Schneebedingungen und ohne Einschränkungen aus Pandemie-Gründen statt", platzierte Bundesrätin Amherd als Walliserin gleich noch einen Werbe-Spot für das traditionsreiche Rennen im Berner Oberland. Er hoffe doch sehr, dass die 91. Internationalen Lauberhornrennen im kommenden Januar vor Zuschauern stattfinden könnten, sagte auch Urs Näpflin und sprach an die erfolgreiche Vermittlerin gleich eine Einladung aus. "Es würde mich ganz speziell freuen, wenn ich unsere Bundesrätin und Sportministerin bei unserem nächsten Rennen begrüssen dürfte." Zu sehen wird dannzumal als Premiere ein Torbogen beim Hundschopf sein. Die Vermarktung dieser Schlüsselstelle sei "Teil des Deals", so Näpflin. "Wir haben begriffen, dass wir nicht nur die hohle Hand machen können, ohne auch etwas zu geben." (sda)

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