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Ski alpin

Grosser Jubel, kleine Ernüchterung

Am Anfang ist der Schnee, dann jubeln die Schweizerinnen. Am Ende steht die Ernüchterung bei den Technikern. Fragwürdige Parallelrennen bleiben als Makel. Die 46. alpine Ski-WM im Zeitraffer.
Starke Bilder, grosser Sport: Beat Feuz in der WM-Abfahrt in den Dolomiten
Bild: Keystone/AP/GABRIELE FACCIOTTI

Die Titelkämpfe in den Dolomiten beginnen, wie ein Grossanlass in diesen Zeiten eben beginnen muss: mit flächendeckenden Corona-Tests. Jeder, der sich die in WM-Blase begibt, muss die Nase hinhalten. So geht es im Drei-Tage-Rhythmus weiter. Das Schutzkonzept funktioniert, die WM der Alpinen könnte weiteren sportlichen Grossanlässen als Vorbild in der Pandemie dienen.

Alois Prenn, der Trainer der Schweizer Technikerinnen, ist einer der wenigen, die positiv getestet werden. Der Südtiroler kann an der WM am Anfang nicht dabei sein, muss in seiner Ferienresidenz unweit von Cortina eine Quarantäne absitzen und sieht die ersten Rennen am TV. Rechtzeitig zum Riesenslalom seiner Schützlinge ist er zurück beim Team.

Drei Tage Stillstand, dann glänzen Gut-Behrami und Suter

An den ersten Tagen geht auch für die Athleten rennmässig nichts. Anhaltende Schneefälle hüllen das Dorf und die kantigen Felsen der Tofane in frisches Weiss. Der Schnee ist nicht zu knapp.

Mit dreitägiger Verspätung kann es losgehen, bei prächtigem Sonnenschein. So bleibt es bis zuletzt. Lara Gut-Behrami und Corinne Suter zünden in den Speedrennen ein Feuerwerk, sichern der Schweiz die beiden Goldmedaillen und weiteres Edelmetall. Auch Beat Feuz fährt in der Abfahrt auf das Podest. Der Österreicher Vincent Kriechmayr gewinnt das Speed-Double. Die Führung im Medaillenspiegel geben die Österreicher danach nicht mehr her.

In den Kombinationen sind erste Misstöne zu vernehmen. Im leichten Super-G halten sich die Technik-Spezialisten sehr gut, der schwierige Slalom überfordert zahlreiche Athleten. Die nicht mehr umgekehrte Startreihenfolge im Slalom führt dazu, dass die Entscheidung nach wenigen Fahrern gefallen ist. Michelle Gisin und Loïc Meillard gewinnen Bronze.

Ein Troll tickt aus

In den Parallelrennen rückt das Sportliche noch mehr in den Hintergrund. Der Modus schafft ungleiche Bedingungen. Das Hauptproblem: Die maximale Zeitstrafe auf dem langsameren Kurs beträgt eine halbe Sekunde. Wer in den Duellen zuerst auf diesem starten darf, ist deutlich im Vorteil. Loïc Meillard ist es nicht. Der Neuenburger wäre der Stärkste an diesem Tag in diesem Format, rettet sich zu Bronze.

Der Zorn bei einem TV-Zuschauer aus der Schweiz ist so gross, dass in der Mailbox von FIS-Rennchef Markus Waldner eine Morddrohung eintrudelt. Eine Fehlleistung der FIS, eine noch grössere Entgleisung des Trolls.

Im Riesenslalom der Frauen trumpft Lara Gut-Behrami noch einmal gross auf. Die Tessinerin gewinnt zwei Hundertstel vor Mikaela Shiffrin ihre zweite Goldmedaille. Nach 10 der 13 Entscheidungen steht die Schweiz bei 9 Medaillen. Sie hat damit so viele Podestplätze errungen wie letztmals 1989 in Vail.

Fünffach-Zero für Holdener

Für Wendy Holdener und die Schweizer Techniker endet die WM ernüchternd. Holdener fährt zwei Wochen lang ansprechend, doch es ist wie verhext. Nach Platz 4 im Slalom und insgesamt fünf Anläufen verlässt die Schwyzerin Cortina ohne Medaille.

Im Riesenslalom der Männer scheiden die Schweizer Trümpfe reihenweise aus. Youngster Marco Odermatt muss Cortina als lehrreiche, medaillenlose WM abbuchen. Im abschliessenden Slalom gehen auch die Stangenkünstler leer aus. Eine Enttäuschung für sie, verschmerzbar für die Schweizer Skifans und den Verband. Die Medaillen-Ausbeute ist ein Erfolg. (sda)

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