notifications
Bob

Gegen die deutsche Übermacht

Die Schweizer gehören bei der Zweierbob-WM in Altenberg nicht zu den Medaillenfavoriten. Der Deutsche Francesco Friedrich strebt auf seiner Heim-Bahn Historisches an.
Können sie nach EM-Silber auch an der WM brillieren? Das Schweizer Zweierbob-Team Simon Friedli/Gregory Jones
Bild: KEYSTONE/AP/Roman Koksarov

Am letzten Sonntag gelang Simon Friedli die Krönung einer an sich schon über Erwarten guten Saison für die Schweizer Bobfahrer. "Was für eine Wochenende!", schrieb der nicht für emotionale Ausbrüche bekannte Solothurner, nachdem er in Sigulda am Samstag auf dem Weg zu seinem ersten Podestplatz im Weltcup gestürzt war und am Sonntag EM-Silber geholt hatte. Eine Wiederholung an der WM wird allerdings schwierig.

Friedli ist in Form, sein Material schnell und in den Trainings lief es diese Woche in Altenberg ganz gut. Allerdings bestreitet der WM-Dritte von 2016 als Anschieber von Rico Peter erst seine zweite Saison als Pilot. Auf der anspruchsvollen Bahn im Erzgebirge verfügt er noch nicht über viel Erfahrung.

Die eigentliche Schweizer Nummer 1 Michael Vogt ist am Ende einer starken Saison auf Formsuche. Der erst 22-jährige Schwyzer beendete den Gesamt-Weltcup als Vierter, in den letzten drei Rennen in St. Moritz und zweimal Sigulda resultierten aber nur noch die Plätze 18, 9 und 13. Auch an der Junioren-WM wurde es nichts mit der angestrebten Medaille. Zudem verpasste Vogt im letzten Jahr den Weltcup in Altenberg, so dass auch er noch nicht allzu viele Fahrten auf der Bahn aufweist.

Eine Medaille ist aber auch deshalb unwahrscheinlich, weil die Deutschen auf ihren Heimbahnen traditionell nur sehr schwer zu bezwingen sind. Dank ihrer Siege bei der Junioren-WM stellen sie sowohl bei den Männern wie bei den Frauen vier Starter. Auf Rekordjagd ist dabei Francesco Friedrich. In den letzten sieben Jahren verpasste er mit dem kleinen Schlitten bei Grossanlässen die Goldmedaille nur 2014 in Sotschi, als Beat Hefti Olympiasieger und Friedrich Sechster wurde. Mit einem sechsten WM-Titel in Folge würde der Sachse mit erst 29 Jahren den legendären Italiener Eugenio Monti (fünf Siege hintereinander von 1957 bis 1961) übertreffen. Spielverderber könnten neben den Teamkollegen in erster Linie der Kanadier Justin Kripps, 2018 ex-aequo mit Friedrich Olympiasieger, und der Lette Oskars Kibermanis sein.

Bei den Frauen führt der Sieg hingegen über Kaillie Humphries. Sie gewann für Kanada je zweimal Olympia- und WM-Gold, startet nach einem Streit mit dem Verband nun aber für die USA. Die Zürcherin Martina Fontanive fuhr zwar vor drei Wochen in St. Moritz mit einem 4. Platz ihr bestes Weltcup-Resultat heraus, mit der Bahn an der Grenze zu Tschechien konnte sie sich in der Vergangenheit aber nicht wirklich anfreunden. Juniorin Melanie Hasler kommt zu ihrem WM-Debüt auf höchster Ebene, bei den U23-Juniorinnen belegte die Aargauerin vor zwei Wochen den 5. Platz.

Die Frauen fahren ihre vier Läufe am Freitag und Samstag, die Männer am Samstag und Sonntag. In der kommenden Woche stehen noch die Rennen der Skeletonis und im Viererbob im Programm. (sda)

Kommentare (0)