notifications
Allgemeines

"Der Sport handelte am schnellsten"

Die Schweizer Profiklubs im Fussball und Eishockey hoffen auf A-fonds-perdu-Beiträge. Der Bundesrat prüft solche - den Entscheid darüber könnte er schon am Mittwoch bekanntgeben.
Denis Vaucher (rechts), Direktor der National und Swiss League im Eishockey, und Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League, sprechen aufgrund der Corona-Pandemie viel öfter miteinander als vorher
Bild: KEYSTONE/ANTHONY ANEX

"Es ist wirklich ein Tsunami, der uns getroffen hat", kommentierte Claudius Schäfer, der CEO der Swiss Football League (SFL), anlässlich des digital durchgeführten Sport.Forum.Schweiz den Bundesratsbeschluss vom 28. Oktober, Grossveranstaltungen wieder zu verbieten. "Zwar muss man sicher vorsichtig sein mit einem solchen Begriff, uns wurde jedoch der ganze Spass und die finanziellen Mittel entzogen." Ausserdem gehe in den ganzen Diskussionen jeweils der Sportler selber vergessen, um gleich anzuhängen, dass es noch schlimmer wäre, wenn sie nicht spielen könnten.

Schäfer findet es "sehr legitim", von A-fonds-perdu-Beiträgen zu sprechen, "denn wir sind in einer noch schwierigeren Situation als im Sommer." Zwar können die Vereine ab dem 1. Dezember vom Bund Darlehen mit Rangrücktritt in der Höhe von insgesamt einem Viertel ihres Betriebsaufwands der Saison 2018/19 beziehen, "wenn aber die wichtigste Einnahmequelle über Monate wegfällt, dann wird ein Zurückbezahlen unglaublich schwierig."

Zunächst waren die Darlehen noch mit einer für die Klubs nicht akzeptierbaren Solidarhaftung verknüpft, die inzwischen fallengelassen wurde. Überhaupt hiess es, dass dem Sport das politische Gewicht fehle. Dem widerspricht SP-Nationalrat Matthias Aebischer, der Präsident der Parlamentarischen Gruppe Sport: "Das Lobbying des Sports im Parlament ist gross. Ich bin seit neun Jahren mit dabei, die gezeigt haben, dass der Sport von allen Parteien mitgetragen wird. Gerade im Sportbereich haben die politisch nicht so affinen Leute das Gefühl, Politik findet in den Medien statt, das ist aber natürlich nicht so. Wir machen die Arbeit im Hintergrund. Ich hatte Einblick in verschiedene Covid-Massnahmen, bin ja auch bei Kulturverbänden an der Spitze, der Sport hat von allen am schnellsten gehandelt, das darf ich sagen."

Aebischer stellte klar, dass es im Normalfall ungefähr sieben bis acht Jahre dauert, um ein neues Gesetz zu machen. Da in der Krise ein deutlich höheres Tempo angeschlagen wurde, "war es klar, dass nicht alles von Beginn weg bestens funktioniert. Das so genannte Covid-Gesetz, in dem auch der Sport drin ist, wurde nur schon bis zum Sommer 42 Mal abgeändert."

Matthias Remund, der Direktor des Bundesamtes für Sport (BASPO), äusserte sich dahingehend, dass "wir nicht auf einzelne Bedürfnisse eingehen können, wir immer die gesamte Sportförderung im Auge haben und versuchen, diese in der Politik einzumitten. In dem Sinn sind wir Schritt für Schritt seit März durch diese Covid-Krise gegangen und hoffen, schon bald wieder etwas öffnen zu können." In die gleiche Richtung äusserte sich Jürg Stahl, der Präsident von Swiss Olympic: "Wir versuchen, für den Sport das Bestmögliche herauszuholen, man muss aber immer auch in Einklang sein mit der gesamten Gesellschaft. Es gibt viele Menschen im Land, die sich ebenfalls in schwierigen Situationen befinden."

Aller Probleme zum Trotz bringt die Pandemie auch Positives mit sich, wie der intensivierte Austausch der verschiedenen Exponenten. "Extrem ausgedrückt, wussten wir vor dieser Zeit, wer Swiss Olympic und das Baspo sind und was sie ungefähr machen", führte SFL-CEO Claudius Schäfer aus. "Nun waren wir aufeinander angewiesen, mussten wir zusammen Lösungen finden." Bestand zwischen dem Fussball und dem Eishockey vor der Krise keine enge Kooperation, telefoniert Schäfer nun regelmässig mit Denis Vaucher, dem Direktor der National und Swiss League, um gegenüber den Behörden mit einer Stimme zu sprechen. "Solche Zusammenarbeitsmodelle müssen wir fördern", so Schäfer, der auch in der Kooperation mit den Behörden Verbesserungspotenzial sieht.

Stahl fordert derweil einheitliche Lösungen: "Der Schweizer Sport hat keine Kantonsgrenzen. Auch wenn wir den Föderalismus stützen, bei der Umsetzung (von Massnahmen) gibt es täglich Probleme für die Verbände und die Ligen. Dort müssen wir besser werden." Er ist jedoch überzeugt, "dass wir die für uns wohl grösste Herausforderung gemeinsam schaffen werden." Im Fussball und auch Eishockey braucht es hierfür aber wohl A-fonds-perdu-Beiträge. (sda)

Kommentare (0)