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Triathlon

Daniela Ryf wieder in der Rolle der Gejagten

Daniela Ryf kann in der Nacht auf Sonntag an der Ironman-WM auf Hawaii zum fünften Mal und in Folge den Titel gewinnen.
Daniela Ryf an der letztjährigen Ironman-WM bei ihrem "Ritt" durch die Lavafelder
Bild: KEYSTONE/AP RDBLP/JESPER GRONNEMARK

Im Vorjahr hatte die 32-jährige Solothurnerin wegen einer Quallen-Attacke mit rund zehn Minuten Rückstand auf die Engländerin Lucy Charles-Barclay nach dem Schwimmen auf die Radstrecke gewechselt. "An den Sieg hatte ich nicht mehr geglaubt. Ich wollte einfach noch den Wettkampf beenden. Doch es kann eben auch befreiend sein, keine Erwartungen an sich selber zu haben." Am Ende siegte Ryf mit deutlichem Streckenrekord (8:26:18 Stunden).

Ryf ist seit ihrem Ironman-Debüt im Sommer 2014 erst einmal nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen bezwungen worden. 2014 bei ihrem Debüt an der Ironman-WM musste sie sich in der Endphase der Laufstrecke von der Australierin Mirinda Cafrae überholen lassen. Die dreifache Ironman-Weltmeisterin zählt auch heuer zum Feld der Herausforderinnen, das einmal mehr von der Vorjahres-Zweiten Lucy Charles-Barclay angeführt wird.

Zu rechnen ist auch mit der laufstarken Vorjahres-Dritten Anne Haug, die in diesem Jahr am Ironman Kopenhagen mit der fünftbesten Zeit einer Frau brilliert hat (8:31:32 Stunden), oder mit der Amerikanerin Jocelyn McCauley.

Letztere hatte Ryf an den nordamerikanischen Ironman-Meisterschaften Ende April in Texas bis zur Endphase des Marathons im Kampf um den Sieg gefordert. Die 1:53 Minuten zwischen Ryf und McCauley waren der mit Abstand geringste Vorsprung von Ryf bei all ihren bisherigen 14 Siegen über die Ironman-Distanz.

Seit Saisonbeginn 2018 unbesiegt

Seit Beginn der Saison 2018 ist Ryf in allen Triathlons, in denen sie an den Start gegangen ist, nicht mehr besiegt worden. Vor fünf Wochen feierte die zweifache Schweizer Sportlerin des Jahres mit dem Triumph an der 70.3-Ironman-WM in Nizza den siebten Sieg in diesem Jahr. Es war bereits der fünfte Sieg von Ryf an der 70.3-Ironman-WM, die seit 2006 ausgetragen wird. Mehr als zweimal hat diesen Titel über 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen noch keine andere Frau geholt.

Triumphiert Ryf auf Hawaii zum fünften Mal und in Folge über die komplette Ironman-Distanz, würde sie auch das Double zum vierten Mal schaffen. Im Vorjahr hatte sie zum dritten Mal die 70.3-Ironman- und Ironman-WM im gleichen Jahr gewinnen können. Ausser Ryf realisierte dieses Double bei den Frauen lediglich die Britin Leanda Cave (2012).

Wie in den Vorjahren holte sich Ryf den letzten Schliff für den Saisonhöhepunkt in einem Trainingslager auf Maui. "Vor allem auf dem Rad konnte ich da sehr gute Zeitfahr-Einheiten absolvieren. Ich habe das Gefühl, nach Nizza nochmals einen grossen Schritt nach vorne getan zu haben", sagt Ryf. Rekordsiegerin in der 41-jährigen Geschichte der Ironman-WM Hawaii ist Paula Newby-Fraser (ZIM/8 Titel), gefolgt von der Schweizerin Natascha Badmann (6).

Steffen mit 41 zurück auf Hawaii

Acht Schweizer Profi-Triathleten sind für die diesjährige Austragung qualifiziert, was für den Jahreshöhepunkt auf Big Island Rekord ist. Zu verdanken ist die grosse Schweizer Beteiligung den Frauen, von denen nicht weniger als sechs die Qualifikation geschafft haben. Die renommierteste Schweizer Athletin nach Ryf ist dabei die bereits 41-jährige Caroline Steffen, die seit Ende 2017 Mutter eines Sohnes ist.

Die einst zweifache Ironman-Europameisterin Steffen war auf Hawaii wiederholt in den Top 5 klassiert gewesen; zweimal wurde sie Zweite. Letztmals war die wie Ryf von Brett Sutton gecoachte Steffen 2015 in Hawaii angetreten. Damals hatte es zu Platz 9 gereicht.

Für Imogen Simmonds, Emma Bilham, Nina Derron sowie Martina Kunz, die während Jahren freiwillige Helferin am Ironman Switzerland war, wird es der erste Start auf Hawaii im Profifeld sein. Steffen sowie die erst 26-jährige Simmonds, die in diesem Jahr bereits Ironman-EM-Zweite sowie 70.3-Ironman-WM-Dritte war, und die 32-jährige Bilham sind Anwärterinnen auf eine Klassierung in den ersten zehn.

Bei den Männern streben auch Ironman-Switzerland-Gewinner Jan van Berkel und Philipp Koutny, der Ironman-EM-Fünfte von Frankfurt, eine Platzierung innerhalb der Preisgeld-Ränge an. Sowohl für den 33-jährigen Zürcher Van Berkel, der mit der ehemaligen Eiskunstlauf-Europameisterin Sarah Meier verheiratet ist und im Januar erstmals Vater wird, als auch für den drei Jahre älteren Wahlzürcher Koutny wäre es der erste Top-Ten-Rang bei den Profis auf Hawaii.

Der zweifache Ironman-Weltmeister und Titelverteidiger Patrick Lange aus Deutschland startet nur als Aussenseiter. Der Kampf um den Sieg könnte zu einem Duell zwischen Olympiasiegern werden, nämlich zwischen Langes Landsmann Jan Frodeno, dem Olympiasieger von 2008 sowie Ironman-Weltmeister 2015 und 2016, und dem auf Hawaii debütierenden Engländer Alistair Brownlee, dem einzigen zweifachen Triathlon-Olympiasieger (2012 und 2016). (sda)

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