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Schach

Carlsens WM-Titel steht auf dem Spiel

Die Fachwelt ist gespannt: Ab heute kämpfen in London die besten zwei Schachspieler um die WM-Krone. Weltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen wird von Fabiano Caruana (USA) herausgefordert.
Die zwei WM-Strategen: Titelhalter Magnus Carlsen aus Norwegen (links) und Herausforderer Fabiano Caruana aus den USA
Bild: KEYSTONE/EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

Norwegens Schachgenie Magnus Carlsen zählt zwar erst 27 Lenze. Der Nordländer dominiert die Schachszene aber schon seit Jahren. Seit 2011 ist er die Nummer 1, seit 2013 trägt er die WM-Krone. Nun droht aus seiner Sicht der Umsturz.

Der 26-jährige Fabiano Caruana liegt im Ranking nur noch knapp im Hintertreffen. Nun will der amerikanisch-italienische Doppelbürger auch nach dem Titel greifen. Viele Experten hatten ihn schon 2016 auf der Rechnung, doch der Mann aus Miami setzte sich damals beim Kandidatenturnier in Moskau nicht durch. Nun holte er dies vergangenen April in Berlin nach.

Das Duell führt über zwölf Partien, eine Million Dollar beträgt das Preisgeld. Sollte der Kampf 6:6 enden, wird der Champion am 28. November in einem Tiebreak bei Partien mit verkürzter Bedenkzeit erkoren. Es wird ein offensiver Schlagabtausch erwartet, denn der Herausforderer Caruana gilt nicht als ein derart defensiver Spieler wie sein Herausforderer-Vorgänger Sergej Karjakin.

33 Mal setzten sich Carlsen und Caruana im klassischen Schach schon gemeinsam ans Brett. 18 Mal endete die Partie remis, zehnmal gewann Carlsen, fünfmal Caruana. Gemäss der Statistik geht der Weltmeister als leichter Favorit ins Rennen, und die Buchmacher sehen das gleich. Die Favoritenrolle basiert primär auf Carlsens Nervenstärke bei Titelkämpfen. Der dreifache Weltmeister gewann 2013 den Titel gegen den Inder Viswanathan Anand mit 6,5:3,5 Punkten und verteidigte ihn ein Jahr später gegen den gleichen Gegner in Sotschi souverän mit einem 6,5:4,5-Erfolg. Eine tolle Aufholjagd gelang ihm 2016 gegen den Russen Karjakin. Nach 6:6 siegte Carlsen im Tiebreak brillant mit 3:1 Zählern.

"Der grösste Unterschied besteht darin, dass sich dieses Mal alle einig sind, dass hier die stärksten zwei Spieler der Welt gegeneinander antreten. Es gibt niemanden, der das ernsthaft bezweifelt, und das macht diesen Wettkampf noch aufregender", sagte Carlsen im Vorfeld. Diese Ausgangslage habe ihr Gutes, denn er wisse, dass dieser WM-Kampf zu 100 Prozent gerechtfertigt sei, während man bei den vorherigen Wettkämpfen immer hätte fragen können: "Und was wäre passiert, wenn sich jemand anderes qualifiziert hätte?"

Caruana kämpft als erster Amerikaner seit dem legendären Bobby Fischer im Jahr 1972 um die Weltmeisterschaft. So liegen nun die Hoffnungen aller Schachfans aus Übersee auf dem schmächtigen, aber wie Carlsen körperlich austrainierten jungen Mann. Caruana erwartet ein verbissenes Duell. Für ihn ist Schach ein Kampfsport. "Es ist ähnlich wie Boxen oder Mixed Martial Arts. Es ist ein Duell Schlag auf Schlag, in dem wir beide versuchen werden, die Oberhand zu gewinnen und unseren Willen dem anderen aufzudrängen", wurde der 26-Jährige zitiert. "Es ist zwar kein physischer Sport. Aber wenn die Leute diese Eins-gegen-Eins-Duelle mögen, sind sie beim Schach richtig." (sda)

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